30 <strong>VNW</strong> Garant des bezahlbaren Wohnens Selten war es schwieriger als heute, bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Die Hamburger <strong>VNW</strong>-Unternehmen stemmen sich gegen explodierende Bau- und Bodenpreise und stehen für das bezahlbare Wohnen. Noch. Hamburg. Mieterinnen und Mieter bei einem Hamburger <strong>VNW</strong>- Wohnungsunternehmen mussten im vergangenen Jahr im Durchschnitt eine monatliche Nettokaltmiete von 7,03 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Gegenüber 2020 ist das ein Anstieg um 1,07 Prozent (rund sieben Cent pro Quadratmeter). Damit liegt der Anstieg deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von 3,1 Prozent und die Durchschnittsmiete mehr als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Dieser betrug im vergangenen Jahr 9,29 Euro pro Quadratmeter. Bei öffentlich geförderten Wohnungen, die von <strong>VNW</strong>- Unternehmen angeboten wurden, stieg die Durchschnittsmiete im Vergleich zu 2020 um 1,85 Prozent auf 6,36 Euro. Bei den frei finanzierten Wohnungen stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete um 0,24 Prozent auf 7,23 Euro pro Quadratmeter. Das ergab die jährliche Umfrage unter Hamburger <strong>VNW</strong>- Mitgliedsunternehmen. Dem Verband gehören in der Hansestadt derzeit 51 Wohnungsgenossenschaften und 17 am Gemeinwohl orientierte Wohnungsgesellschaften an. Sie verwalten rund 302000 Wohnungen (+ 0,6 Prozent gegenüber 2020). Das sind 43 Prozent aller Mietwohnungen in der Hansestadt. Insgesamt investierten die <strong>VNW</strong>-Unternehmen 2021 rund 1,445 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren rund 18,6 Prozent mehr als im Jahr 2020. Für den Bau von Wohnungen wurden rund 732 Millionen Euro (+ 16 Prozent) ausgegeben. 50,7 Prozent aller Investitionen der <strong>VNW</strong>-Unternehmen flossen in den Neubau. Insgesamt übergaben die <strong>VNW</strong>-Unternehmen im vergangenen Jahr für 2 243 Wohnungen die Schlüssel. 2020 waren es 2475. Die Zahl der Baubeginne sank von 2602 (2020) auf 1991 im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 400 Wohnungen von <strong>VNW</strong>-Unternehmen abgerissen. Fast zwei Drittel der fertiggestellten Wohnungen – 64 Prozent – wurden öffentlich gefördert. Gegenüber dem Jahr 2020 sank dieser Anteil um fünf Prozentpunkte. Bei den Baubeginnen stieg dagegen der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen von 55 Prozent (2020) auf 76 Prozent (2021). Die Fluktuationsquote ist weiter gesunken – und zwar von 6,5 Prozent (2020) auf 6,2 Prozent im vergangenen Jahr. <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner bewertet die Zahlen wie folgt: „Die <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen bleiben auch in schwieriger Zeit der Garant des bezahlbaren Wohnens in Hamburg. Bei ihnen liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete mehr als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Zudem lag der Anstieg der Mieten bei Hamburgs sozialen Vermietern mit 0,83 Prozent deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von 3,1 Prozent. Das Gewicht dieser Zahlen wird durch die Tatsache erhöht, dass die Unternehmen mit einem beispiellosen Anstieg von Bauund Grundstückspreisen konfrontiert sind. Das stellt die Errichtung und Unterhaltung bezahlbarer Wohnungen grundsätzlich infrage. Wer Spitzenmieten nehmen kann, kann Preissteigerungen verkraften. <strong>VNW</strong>-Unternehmen, die sich dem bezahlbaren Wohnen verpflichtet fühlen, können das nicht. Die Folge: Sie werden gar nicht mehr oder deutlich weniger bauen. Die Befragung der <strong>VNW</strong>-Unternehmen fand vor dem Chaos bei der KfW-Förderung und dem Krieg in der Ukraine statt. Deshalb gehe ich davon aus, dass die dort geäußerten Erwartungen sich nicht erfüllen lassen. Das, was gerade gebaut wird, wird sicher zu Ende gebaut. Beim Neubau allerdings sehe ich schwarz. Ursprünglich dafür geplante Gelder werden die Unternehmen in die Modernisierung und Sanierung von Wohnungsbeständen stecken.“ Marko Lohmann, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-Landesverbands und Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG sagt: „Genossenschaften und am Gemeinwohl orientierte Gesellschaften geht es nicht um den ‚schnellen Euro‘. Wenn sie Wohnungen bauen oder modernisieren, denken sie in Jahrzehnten. Deshalb achten sie bei allen Arbeiten auf hohe Qualität. Diese hat ihren Preis. Auch in der Wohnungswirtschaft gilt der Satz: ‚Wer billig kauft, kauft letzten Endes teuer.‘ Die Verabredungen von SPD und Grünen, öffentliche Grundstücke vorrangig im Wege des Erbbaurechts zu vergeben und in einigen Quartieren einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen pro Wohnungsbauprojekt vorzuschreiben, sind zusätzliche Hürden beim Neubau bezahlbarer Wohnungen. Die Folge: Im vergangenen Jahr haben die Genossenschaften lediglich ein öffentliches Grundstück von der Stadt in Erbpacht übernommen.“ h
31 Netto-Kaltmiete 1,9 % Durchschnittliche Netto-Kaltmiete in Euro/qm, nach finanzieller Förderung, (Anstieg 2021 gegenüber 2020 in Prozent) 6,68 6,24 6,82 6,95 7,03 (+1%) 6,03 6,21 6,08 6,23 6,36 (+2%) 6,85 6,92 7,05 7,19 7,23 (+0,5%) 6,00 Euro/qm 5,00 4,00 GESAMT ÖFFENTLICH GEFÖRDERT FREI FINANZIERT 3,00 2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021 Wohnungsbestand insgesamt, 2017–2021 302.064 Investitionen Investitionsvolumen in Millionen Euro (Investitionsanteile in Prozent) 1445,5 300.000 Wohnungen 300.247 Insgesamt Neubau Instandhaltung Modernisierung 1375,9 1145,0 1218,1 1140,2 295.000 1000 945,8 290.000 289.385 290.495 566,7 574,4 (49,5) (50,4) 614,5 (50,4) 732,4 730,4 (50,7) (53,1) 285.000 281.725 280.000 2017 2018 2019 2020 2021 500 0 429,5 (45,4%) 343,2 (36,3) 200,7 (21,2) 2017 313,9 (27,4) 266,9 (23,3) 2018 346,7 (30,4) 219,0 (19,2) 2019 356,2 366,5 (29,2) (25,4) 185,2 (15,2) 2020 346,6 (24,0) 2021 355,9 (25,9) 289,6 (21,0) Zahlen gerundet <strong>2022</strong> Prognose f