VNW-Magazin Ausgabe 3/2022
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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30<br />
<strong>VNW</strong><br />
Garant<br />
des bezahlbaren Wohnens<br />
Selten war es schwieriger als heute, bezahlbaren Wohnraum anzubieten.<br />
Die Hamburger <strong>VNW</strong>-Unternehmen stemmen sich gegen explodierende<br />
Bau- und Bodenpreise und stehen für das bezahlbare Wohnen. Noch.<br />
Hamburg. Mieterinnen und Mieter bei einem Hamburger <strong>VNW</strong>-<br />
Wohnungsunternehmen mussten im vergangenen Jahr im Durchschnitt<br />
eine monatliche Nettokaltmiete von 7,03 Euro pro Quadratmeter<br />
bezahlen. Gegenüber 2020 ist das ein Anstieg um 1,07<br />
Prozent (rund sieben Cent pro Quadratmeter).<br />
Damit liegt der Anstieg deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate<br />
von 3,1 Prozent und die Durchschnittsmiete mehr<br />
als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels.<br />
Dieser betrug im vergangenen Jahr 9,29 Euro pro Quadratmeter.<br />
Bei öffentlich geförderten Wohnungen, die von <strong>VNW</strong>-<br />
Unternehmen angeboten wurden, stieg die Durchschnittsmiete<br />
im Vergleich zu 2020 um 1,85 Prozent auf 6,36 Euro. Bei den frei<br />
finanzierten Wohnungen stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete<br />
um 0,24 Prozent auf 7,23 Euro pro Quadratmeter.<br />
Das ergab die jährliche Umfrage unter Hamburger <strong>VNW</strong>-<br />
Mitgliedsunternehmen. Dem Verband gehören in der Hansestadt<br />
derzeit 51 Wohnungsgenossenschaften und 17 am Gemeinwohl<br />
orientierte Wohnungsgesellschaften an. Sie verwalten rund<br />
302000 Wohnungen (+ 0,6 Prozent gegenüber 2020). Das sind<br />
43 Prozent aller Mietwohnungen in der Hansestadt.<br />
Insgesamt investierten die <strong>VNW</strong>-Unternehmen 2021 rund<br />
1,445 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die<br />
Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren rund<br />
18,6 Prozent mehr als im Jahr 2020. Für den Bau von Wohnungen<br />
wurden rund 732 Millionen Euro (+ 16 Prozent) ausgegeben.<br />
50,7 Prozent aller Investitionen der <strong>VNW</strong>-Unternehmen flossen in<br />
den Neubau.<br />
Insgesamt übergaben die <strong>VNW</strong>-Unternehmen im vergangenen<br />
Jahr für 2 243 Wohnungen die Schlüssel. 2020 waren es<br />
2475. Die Zahl der Baubeginne sank von 2602 (2020) auf 1991<br />
im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr<br />
400 Wohnungen von <strong>VNW</strong>-Unternehmen abgerissen.<br />
Fast zwei Drittel der fertiggestellten Wohnungen – 64 Prozent<br />
– wurden öffentlich gefördert. Gegenüber dem Jahr 2020<br />
sank dieser Anteil um fünf Prozentpunkte. Bei den Baubeginnen<br />
stieg dagegen der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen von<br />
55 Prozent (2020) auf 76 Prozent (2021).<br />
Die Fluktuationsquote ist weiter gesunken – und zwar von<br />
6,5 Prozent (2020) auf 6,2 Prozent im vergangenen Jahr.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner bewertet die Zahlen<br />
wie folgt:<br />
„Die <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen bleiben auch in schwieriger<br />
Zeit der Garant des bezahlbaren Wohnens in Hamburg. Bei ihnen<br />
liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete mehr als zwei Euro<br />
unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Zudem lag der<br />
Anstieg der Mieten bei Hamburgs sozialen Vermietern mit 0,83<br />
Prozent deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von<br />
3,1 Prozent.<br />
Das Gewicht dieser Zahlen wird durch die Tatsache erhöht,<br />
dass die Unternehmen mit einem beispiellosen Anstieg von Bauund<br />
Grundstückspreisen konfrontiert sind. Das stellt die Errichtung<br />
und Unterhaltung bezahlbarer Wohnungen grundsätzlich<br />
infrage. Wer Spitzenmieten nehmen kann, kann Preissteigerungen<br />
verkraften. <strong>VNW</strong>-Unternehmen, die sich dem bezahlbaren<br />
Wohnen verpflichtet fühlen, können das nicht. Die Folge: Sie werden<br />
gar nicht mehr oder deutlich weniger bauen.<br />
Die Befragung der <strong>VNW</strong>-Unternehmen fand vor dem Chaos<br />
bei der KfW-Förderung und dem Krieg in der Ukraine statt. Deshalb<br />
gehe ich davon aus, dass die dort geäußerten Erwartungen<br />
sich nicht erfüllen lassen. Das, was gerade gebaut wird, wird<br />
sicher zu Ende gebaut. Beim Neubau allerdings sehe ich schwarz.<br />
Ursprünglich dafür geplante Gelder werden die Unternehmen<br />
in die Modernisierung und Sanierung von Wohnungsbeständen<br />
stecken.“<br />
Marko Lohmann, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-Landesverbands<br />
und Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft<br />
Bergedorf-Bille eG sagt: „Genossenschaften und am Gemeinwohl<br />
orientierte Gesellschaften geht es nicht um den ‚schnellen<br />
Euro‘. Wenn sie Wohnungen bauen oder modernisieren, denken<br />
sie in Jahrzehnten. Deshalb achten sie bei allen Arbeiten auf hohe<br />
Qualität. Diese hat ihren Preis. Auch in der Wohnungswirtschaft<br />
gilt der Satz: ‚Wer billig kauft, kauft letzten Endes teuer.‘<br />
Die Verabredungen von SPD und Grünen, öffentliche Grundstücke<br />
vorrangig im Wege des Erbbaurechts zu vergeben und in<br />
einigen Quartieren einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen<br />
pro Wohnungsbauprojekt vorzuschreiben, sind zusätzliche Hürden<br />
beim Neubau bezahlbarer Wohnungen. Die Folge: Im vergangenen<br />
Jahr haben die Genossenschaften lediglich ein öffentliches<br />
Grundstück von der Stadt in Erbpacht übernommen.“ h