8 <strong>VNW</strong> „Wir tragen den Genossenschaftsgedanken in die Welt“ VON FRAUKE MAASS Die DESWOS ist ein von der Wohnungswirtschaft gegründeter gemeinnütziger Verein, der Entwicklungshilfe in Lateinamerika, Afrika und Asien leistet. Aktuell kämpft er mit großen finanziellen Schwierigkeiten – durch Corona und den Krieg in der Ukraine.
9 Aktuell ist die Situation schwierig Hamburg. 30 kleine Häuser und Sanitäranlagen sowie eine kleine Ackerfläche für Christen in Pakistan, die dort als Minderheit jahrelang ausgegrenzt, obdachlos oder in nahezu fensterlosen Hütten gelebt haben. Ein Speisesaal für die Flüchtlingssiedlung Kyangwali in Uganda, damit 800 Schulkinder während des Mittagessens nicht unter einem Baum und einem einfachen Holzunterstand Schutz vor Regen und Hitze finden, sondern unter einem festen Dach ihre warme Mahlzeit einnehmen können. Oder der Bau eines Vorschulgebäudes und eines Pavillons mit mehreren Klassenzimmern in Santa Cruz /Nicaragua, um für Bildung der Kinder und damit langfristig für wirtschaftliche Sicherheit der Menschen dort zu sorgen. Das sind nur drei Projekte von mittlerweile mehr als 400, die die Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen e.V., kurz DESWOS, seit ihrer Gründung durch die Wohnungswirtschaft im Jahr 1969 zusammen mit lokalen gemeinnützigen Partnerorganisationen in Lateinamerika, Afrika und Asien angeschoben und unterstützt hat. „Aktuell sind wir in einer schwierigen Situation“, gesteht der Geschäftsführer. Erst hat die Corona-Pandemie für ein deutliches Minus in der Spendenkasse gesorgt, weil viele Charity Events, bei denen traditionell Geld gesammelt wird, ausfallen mussten. Jetzt ist es der Ukraine-Krieg, der dem Verein große Sorgen bereitet. „Es ist gut und richtig, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen für die Flüchtlinge aus der Ukraine spenden, aber darüber sollten sie nicht unsere Projekte vergessen, die auch weitergeführt werden müssen“, erinnert Clever. Rund 15 bis 20 Projekte laufen in der Regel gleichzeitig. Es geht um Heimat „Wir schaffen Heimat – weltweit“ ist für die Organisation mehr als nur ein Motto, es ist ihre Leitlinie, ihr Ziel gemäß Artikel 25 (1) der allgemeinen Menschenrechte. „Die DESWOS ist eine der wenigen Institutionen, die die Idee des sozialen Wohnungsbaus in die Welt hinausträgt“, sagt Winfried Clever. Seit 22 Jahren ist der 65-Jährige bei der DESWOS. 17 Jahre lang hat er Projekte in Afrika und Lateinamerika begleitet, bevor er Geschäftsführer geworden ist. Das Herz des gelernten Architekten schlägt für Haus- und Siedlungsbau, und er hat die Zielsetzung des Vereins mit viel Engagement und Herzblut in den vergangenen vier Jahren vorangetrieben. „Haus- und Siedlungsbau sind die nachhaltigsten Themen, die es zu bewältigen gibt", sagt er. Dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben und über Sanitäranlagen verfügen, seien existenzielle Notwendigkeiten und hätten einen großen Effekt für die Menschen, die damit erreicht werden. „Wir wollen einen sicheren Ort für die Menschen in den Ländern schaffen, um ihre Situation zu stabilisieren“, sagt Clever. Mal handelt es sich um kleinere Projekte, die durch Spenden finanziert werden können, mal sind es große Projekte mit einem Investitionsvolumen von mehreren Hunderttausend Euro, die zu 75 Prozent durch Bundesmittel und zu 25 Prozent aus Eigenmitteln finanziert werden. Egal wie man es dreht und wendet – der Verein könne nur bestehen, wenn die Finanzierung gesichert sei – das betreffe die laufenden Projekte ebenso wie die Verwaltung, konstatiert Clever. Zu den großen Projekten zählt aktuell der Wiederaufbau und Neubau von Häusern für Menschen in Ecuador, die vor zehn Jahren ihre Häuser durch einen Vulkanausbruch verloren haben. „Wir wollen ihnen ermöglichen, wieder ein Dach über dem Kopf und vor allem in der Nähe ihrer Arbeit zu haben“, sagt Johanna Drach. Die 40-Jährige ist seit einem Jahr bei der DESWOS und wird Winfried Clever zum 1. Juli als Geschäftsführer ablösen. Vor wenigen Wochen hat sie sich ein Bild vor Ort gemacht. „Es ist ein klassisches Habitat-Projekt, das vier zentrale Komponenten beinhaltet“, erläutert sie. Einsatz für die Ärmsten der Armen Hausbau, die Ausbildung von Maurern in einem dualen System, die landwirtschaftliche Unterstützung der Menschen, damit sie im Anlegen von Gärten geschult werden. Und zuletzt soll auch der Tourismus in der Bergregion gefördert werden. „Es sind in der Regel die ärmsten der Armen, für die wir uns einsetzen, und wir achten darauf, dass wir Minderheiten als erstes in die Projekte holen“, sagt Clever und weist auf ein weiteres aktuelles Projekt in Juba, Südsudan, hin, in dem ebenfalls bessere Lebensbedingungen für geflüchtete und bedürftige Familien geschaffen werden. „Es geht uns nicht um kurzfristige Hilfe. Wir helfen den Menschen nachhaltig, indem wir sie dabei unterstützen, sich langfristig selbst helfen zu können“, erläutert Clever den Gedanken, der hinter allen DESWOS-Projekten steht. Rund 650 Unternehmen von insgesamt 3000, die im Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW organisiert sind, sind Mitglied in der verbandseigenen Spendenorganisation. Hinzu kommen rund 200 private Mitglieder. f