VNW-Magazin Ausgabe 3/2022
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten. Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
VNW magazin Wohnen im Norden 3_2022 Campus Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen
- Seite 2 und 3: Anzeige Partnerschaft, die Mehrwert
- Seite 4 und 5: 2 „Wenn ich weiter geblickt habe,
- Seite 6 und 7: 4 VNW zumWir Vom Ich Impressionen v
- Seite 8 und 9: 6 VNW Das Versprechen einer solidar
- Seite 10 und 11: 8 VNW „Wir tragen den Genossensch
- Seite 12 und 13: 10 Für die DESWOS zählt jeder Cen
- Seite 14 und 15: 12 VNW Hamburgserste Baugenossensch
- Seite 16 und 17: 14 VNW aufnahm, sondern sich auf di
- Seite 18 und 19: 16 VNW Blaupause für andere Untern
- Seite 20 und 21: 18 VNW Bislang spielte diese bei de
- Seite 22 und 23: 20 VNW Wohnen für alle Generatione
- Seite 24 und 25: 22 VNW Nicht wegducken! VON CHRISTO
- Seite 26 und 27: W md 24 VNW „Insgesamt lässt sic
- Seite 28 und 29: 26 VNW „Viele stecken schon im Be
- Seite 30 und 31: 28 VNW magazin: Als Student muss ic
- Seite 32 und 33: 30 VNW Garant des bezahlbaren Wohne
- Seite 34 und 35: 32 VNW Bautätigkeit Anzahl Wohnein
- Seite 36 und 37: 34 VNW Die Visualisierung zeigt die
- Seite 38 und 39: 36 VNW Anmietkosten für Rauchwarnm
- Seite 40 und 41: 38 VNW So sichern Sie Ihre elektron
- Seite 42 und 43: 40 VNW Alles was RECHT ist! Vermiet
- Seite 44 und 45: 42 VNW Alles was RECHT ist! Gutacht
- Seite 46 und 47: 44 VNW Der älteste Paternoster der
- Seite 48 und 49: 46 VNW Sozial und nachhaltig - von
- Seite 50 und 51: 48 VNW Namen und Nachrichten SAGA p
<strong>VNW</strong> magazin<br />
Wohnen<br />
im Norden<br />
3_<strong>2022</strong><br />
Campus<br />
Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen
Anzeige<br />
Partnerschaft, die<br />
Mehrwert schafft<br />
Stand: Juni <strong>2022</strong><br />
Machen Sie Ihre Immobilie fit mit<br />
einem zukunftsfähigen Netz.<br />
Mehr dazu auf vodafone.de/immobilienwirtschaft<br />
Vodafone Deutschland GmbH · Betastraße 6–8 · 85774 Unterföhring
1<br />
Inhalt 3_<strong>2022</strong><br />
<strong>VNW</strong><br />
Analysen<br />
Editorial 03<br />
Vom Ich zum Wir 04<br />
Solidarische Gesellschaft 06<br />
Genossenschaftsgedanke 08<br />
Baugenossenschaftsgründerin 12<br />
Blaupause für andere Unternehmen 16<br />
Wohnen für alle Generationen 20<br />
Nicht wegducken 22<br />
Viele stecken schon im Berufsleben 26<br />
Garant des bezahlbaren Wohnens 30<br />
Erbbaurecht als Teil der Lösung 34<br />
Anmietkosten für Rauhwarnmelder 36<br />
Elektronische Kommunikation 38<br />
Alles was Recht ist 40<br />
Der älteste Paternoster 44<br />
Sozial und nachhaltig 46<br />
Namen und Nachrichten 48<br />
<strong>VNW</strong> und IFB 54<br />
Real Estate Arena 58<br />
Externes Rating 64<br />
Rechnungswesen 66<br />
Energie Projektinitiative 70<br />
Serieller Holzbau 76<br />
Digital-Detox-Experiment 82<br />
Novelle des Betriebskostenrechts 84<br />
Impressum 92<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />
der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
Klimaneutral gedruckt ClimatePartner | ID53326-2206-1002<br />
Papier: Circle Offset Premium White – FSC zertifiziert.<br />
Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label und dem Blauen Engel.<br />
Farbe: RESISTA COFREE – mineralöl- und kobaltfrei.<br />
Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label, Nordic Swan und dem Blauen Engel.<br />
Campus<br />
Seit mehr als zwölf Jahren gibt es<br />
am Standort des <strong>VNW</strong> in Hamburg<br />
ein EBZ-Studienzentrum.<br />
Was für den Herbst geplant ist.
2<br />
„Wenn ich weiter geblickt habe,<br />
so deshalb, weil ich auf den<br />
Schultern von Riesen stehe.“<br />
Isaac Newton 1676 in einem Brief an Robert Hooke<br />
Das Gleichnis von den Zwergen auf den<br />
Schultern von Riesen ist ein Versuch, das<br />
Verhältnis der jeweils aktuellen Wissenschaft<br />
und den Leistungen früherer Generationen<br />
zu bestimmen. Aus dieser Sicht profitieren<br />
heutige Wissenschaftler von Pionierleistungen<br />
der Vergangenheit.
3<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
„Mögest Du in interessanten Zeiten leben.“ Dieser<br />
aus dem Chinesischen stammende Satz ist ironisch gemeint<br />
und gilt daher auch als „chinesischer Fluch“. Der<br />
Absender will eigentlich sagen, dass das Leben in „uninteressanten<br />
Zeiten“ des Friedens und der Ruhe besser<br />
sei als in „interessanten“, die normalerweise Zeiten der<br />
Not sind.<br />
Folgt man dieser Logik, so leben wir wahrlich in „interessanten“<br />
Zeiten. Die Corona-Pandemie ist noch längst<br />
nicht vergangen. Die Baupreise dürften bald die Galaxie<br />
verlassen. Der Krieg in der Ukraine findet zwar am Rande<br />
Europas, aber gar nicht so weit von Norddeutschland<br />
entfernt statt. In den Regierungszentralen wiederum hat<br />
Kurzatmigkeit das Zepter übernommen. Und nun steigen<br />
auch noch die Zinsen. Das hat uns dann ja gerade noch<br />
gefehlt.<br />
Für sozial orientierte Wohnungsunternehmen, die üblicherweise<br />
in Dekaden planen, sind derart unruhige<br />
Zeiten nicht die allerbeste Umgebung. Wenn soziale<br />
Vermieter den Bau oder die Sanierung eines Wohngebäudes<br />
planen, dann denken sie nicht zuallererst daran,<br />
wie rasch und mit welchem Gewinn sich das Investment<br />
rechnen wird.<br />
Vielmehr spielt die Frage eine Rolle, ob der Standort<br />
auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch so attraktiv<br />
ist, dass die Vermietungsquote stimmt. Oder: Wer heute<br />
investiert, der muss sicher sein, dass auch künftig Kostensteigerungen<br />
infolge von Inflation oder strengerer<br />
gesetzlicher Auflagen durch höhere Mieten kompensiert<br />
werden können.<br />
Das mögen Selbstverständlichkeiten sein. Angesichts der<br />
Hektik, mit der vor allem auf Bundesebene agiert wird,<br />
kommen jedoch Zweifel auf. Ursprünglich sollte die CO 2<br />
-<br />
Abgabe dazu dienen, Menschen zu einer Änderung ihres<br />
Verhaltens zu bewegen. Statt teure fossile Energie zu<br />
verbrauchen, sollten sie weniger verbrauchen oder auf<br />
regenerativ erzeugte Energie umsteigen.<br />
Mit der Aufteilung der CO 2<br />
-Abgabe vom kommenden<br />
Jahr an konterkariert die Politik ihr eigenes Ziel, indem<br />
sie die Steuerungswirkung der Abgabe schwächt. Die<br />
Unklarheit darüber, ob und welcher Neubaustandard<br />
künftig gefördert werden wird, hat wiederum dazu geführt,<br />
dass vermehrt Wohnungsunternehmen Investitionen<br />
verschieben oder sich gleich ganz auf die Ertüchtigung<br />
des Bestands konzentrieren.<br />
Problematisch beim Umbau unserer Gesellschaft zu Klimaneutralität<br />
ist vor allem, dass die Politik zwar immer<br />
höhere Anforderungen stellt, bei den „Basics“ aber (seit<br />
vielen Jahren) nicht vorankommt. Die Bürokratie ist trotz<br />
wiederkehrender Beteuerungen nicht weniger geworden.<br />
Viele Kommunen haben noch immer kein Liegenschaftskataster.<br />
Und die Zeit bis zum Erteilen einer Baugenehmigung<br />
misst sich nach wie vor nicht in Monaten,<br />
sondern Jahren.<br />
Es geht mir nicht darum, die Notwendigkeit der Reduzierung<br />
von CO 2<br />
-Emissionen in Frage zu stellen. Wir schützen<br />
nicht mehr das Klima, sondern uns vor den Folgen<br />
eines überhitzten Planeten Erde. Wir werden aber die<br />
selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, wenn der Staat<br />
immer nur fordert, aber selbst nicht liefert. In diesem<br />
Sinne wünsche ich mir „uninteressante“ Zeiten. Zeiten,<br />
in denen <strong>VNW</strong>-Unternehmen ihre Hausaufgaben erledigen<br />
können und nicht ständig neue Anforderungen<br />
fürchten müssen.<br />
Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor
4 <strong>VNW</strong><br />
zumWir<br />
Vom Ich<br />
Impressionen vom Genossenschaftstag <strong>2022</strong> in Hamburg.<br />
Hamburg. Mehr als 150 Gäste zählte der diesjährige Genossenschaftstag<br />
in Hamburg. Das wichtigste Gesprächsthema des<br />
Treffens dürften die massiven Steigerungen der Baupreise in der<br />
jüngsten Zeit gewesen sein. Immer wieder ging es um die Beantwortung<br />
der Frage, wie angesichts dieser Entwicklung bezahlbarer<br />
Wohnraum geschaffen werden kann.<br />
Bundesbauministerin Klara Geywitz ließ sich nicht in ihrem<br />
Optimismus beirren und machte deutlich, dass sie an dem Ziel, in<br />
Deutschland jährlich 400 000 Wohnungen zu errichten, festhalte.<br />
Zugleich kündigte die Bundesministerin ein Förderprogramm<br />
an, mit dem Menschen beim Kauf von Genossenschaftsanteilen<br />
wfinanziell unterstützt werden können.<br />
Das zeige, dass der Genossenschaftsgedanke auch mehr als<br />
200 Jahre nach der Gründung der ersten Genossenschaften in<br />
Deutschland nichts an Aktualität eingebüßt habe, sagte <strong>VNW</strong>-<br />
Direktor Andreas Breitner. Gerade in einer Zeit der Vereinzelung<br />
und der Verunsicherung seien Gemeinschaft und Solidarität in<br />
den Wohnquartieren gefragt. Menschen, die sich für bezahlbares<br />
Wohnen zusammentun: Was könnte aktueller sein? h
5
6 <strong>VNW</strong><br />
Das Versprechen einer<br />
solidarischen Gesellschaft<br />
Seit mehr als 120 Jahren gibt es in Norddeutschland Wohnungsbaugenossenschaften.<br />
Am 2. Juli, dem Tag der Genossenschaften, warben diese für die Idee der Selbstbestimmung und<br />
Selbsthilfe. Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Alexandra Chrobok, Vorstand des Eisenbahnbauvereins<br />
Harburg (EBV) und Vorsitzende des Vereins Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften.<br />
VON OLIVER SCHIRG
7<br />
magazin: Was macht ein genossenschaftliches Wohnungsunternehmen<br />
aus?<br />
Alexandra Chrobok: Das besondere Verhältnis zu seinen<br />
Mitgliedern. Formal sind die Menschen, die in unseren<br />
Wohnungen leben, Mieterin oder Mieter. Zugleich gehören<br />
ihnen die Wohnungen und sie sind in letzter Instanz<br />
diejenigen, die bestimmen können. Auch wenn viele das<br />
so nicht sehen.<br />
magazin: Warum nicht? Ist die genossenschaftliche Idee aus der<br />
Zeit gefallen?<br />
Chrobok: Das glaube ich nicht. Umfragen belegen, dass<br />
Menschen die Gemeinschaft der Vereinzelung vorziehen<br />
und dass Gemeinsinn hoch im Kurs steht. Wenn es konkret<br />
wird, sind es jedoch eher wenige, die sich aktiv einbringen.<br />
magazin: Woran liegt das?<br />
Chrobok: Letztlich ist eine Genossenschaft das Spiegelbild<br />
unserer Gesellschaft.<br />
magazin: In der jeder nur an sich denkt?<br />
Chrobok: So weit würde ich nicht gehen. Ich erlebe<br />
schon, dass sich Menschen in unseren Wohnanlagen umeinander<br />
kümmern und füreinander da sind. Aber es gibt<br />
eben auch Mitglieder, die sich lediglich als Mieterin oder<br />
Mieter verstehen. Geht etwas kaputt, gibt es Ärger mit<br />
den Nachbarn oder funktioniert etwas nicht, rufen sie in<br />
der Geschäftsstelle oder beim Hausmeister an. Sie fragen<br />
(sich) nicht, ob sie das Problem möglicherweise selbst lösen<br />
könnten.<br />
magazin: Woran liegt das?<br />
Chrobok: Üblicherweise suchen die Menschen ihresgleichen<br />
und verbringen Zeit mit ihnen: vom Alter her, im<br />
Freundeskreis, beim Sport, bei der Arbeit. Sie entscheiden<br />
selbst, zu welcher Gruppe in der Gesellschaft sie gehören<br />
wollen – und zu welcher nicht. Beim Wohnen kommen<br />
diese unterschiedlichen Gruppen wie im Brennspiegel zusammen.<br />
magazin: … und leben aneinander vorbei?<br />
Chrobok: Das nicht, aber sie müssen die Art ihres Zusammenlebens<br />
„aushandeln“. Ein Kinderspielplatz im<br />
Hof wird von einer Familie mit Kindern anders bewertet<br />
als von einem Rentnerehepaar. Junge Menschen wiederum<br />
haben einen anderen Lebensrhythmus als berufstätige<br />
Eltern. „Die Tür hinter sich zuschließen“ bedeutet für einen<br />
alleinlebenden älteren Mann etwas anderes als für die<br />
Geschäftsführerin, die den ganzen Tag auf Achse ist. Ich<br />
glaube, Genossenschaften sind ein Anker, der die Fliehkräfte<br />
unserer modernen Gesellschaft im Zaume hält.<br />
magazin: Ohne die würde unsere Gesellschaft auseinanderfliegen?<br />
Chrobok: Ich will die genossenschaftliche Idee nicht überfrachten.<br />
Aber sie erinnert uns daran, dass wir Menschen<br />
soziale Wesen sind und bei allem Streben nach Selbstverwirklichung<br />
nur in der Gemeinschaft (über-)leben können.<br />
Wir brauchen einander, auch wenn wir uns dessen<br />
manchmal nicht bewusst sind. Zudem ist eine Genossenschaft<br />
eine zutiefst demokratische Einrichtung. Jedes Mitglied<br />
hat eine Stimme: egal ob reich oder arm, jung oder<br />
alt, Frau oder Mann.<br />
magazin: Also das, wofür viele Menschen auf der Welt kämpfen.<br />
Chrobok: Genossenschaften sind das Versprechen einer<br />
solidarischen Gesellschaft. Niemand muss bei uns Angst<br />
vor einer Kündigung wegen Eigenbedarf oder vor einer<br />
massiven Mietsteigerung haben. Ja, auch wir müssen am<br />
Ende eines Wirtschaftsjahres eine schwarze Null schreiben.<br />
Aber im Mittelpunkt unserer Arbeit steht eben nicht<br />
die Erwirtschaftung einer Maximalrendite für Einzelne.<br />
Das, was am Ende übrigbleibt, kommt allen zugute.<br />
magazin: Die genossenschaftliche Idee lebt davon, dass die Mitglieder<br />
sich einbringen. Was bedeutet das für Sie als Chefin?<br />
Chrobok: Die Mieterinnen und Mieter können mitbestimmen.<br />
Das führt manchmal zu einem längeren Ringen um<br />
die beste Lösung. Als Vorstand schlagen zwei Seelen in<br />
meiner Brust: einerseits will ich einen Kompromiss, der<br />
möglichst viele Menschen zufriedenstellt. Andererseits<br />
muss ich Entscheidungen treffen, die dem einen oder anderen<br />
nicht gefallen.<br />
magazin: Reden die Mitglieder aus Ihrer Sicht ausreichend mit?<br />
Chrobok: Es sind oftmals ältere Menschen, die sich aktiv<br />
einbringen. Das mag an der Sozialisation der 1960er und<br />
1970er Jahre, aber auch an der jeweiligen Lebenssituation<br />
liegen. Jüngere Menschen, die Familie und Arbeit unter<br />
einen Hut bringen müssen, sind da möglicherweise etwas<br />
passiver. Ich verstehe das, finde es dennoch bedauerlich.<br />
Als Mitbesitzer trägt man Mitverantwortung. Das sollte<br />
auch unseren jüngeren Mitgliedern bewusst sein.<br />
magazin: In den Satzungen von Genossenschaften ist der Bau bezahlbarer<br />
Wohnungen verankert. Können Sie heute in einer Stadt<br />
wie Hamburg diesem Satzungsauftrag noch gerecht werden?<br />
Chrobok: Wenn ich jetzt neu bauen wollte und kein eigenes<br />
Grundstück habe, müsste ich am Ende eine Neubauwohnung<br />
für eine monatliche Netto-Kaltmiete von mindestens<br />
18 bis 19 Euro pro Quadratmeter vermieten. Das<br />
würde ich nicht als bezahlbar bezeichnen. Nein: Das Ende<br />
der Fahnenstange ist erreicht.<br />
Der Eisenbahnbauverein Harburg (EBV) besitzt rund 3200<br />
Wohnungen und zählt rund 5000 Mitglieder. h
8 <strong>VNW</strong><br />
„Wir tragen den<br />
Genossenschaftsgedanken<br />
in die Welt“<br />
VON FRAUKE MAASS<br />
Die DESWOS ist ein von der Wohnungswirtschaft<br />
gegründeter gemeinnütziger<br />
Verein, der Entwicklungshilfe in Lateinamerika,<br />
Afrika und Asien leistet.<br />
Aktuell kämpft er mit großen finanziellen<br />
Schwierigkeiten – durch Corona und den<br />
Krieg in der Ukraine.
9<br />
Aktuell ist die Situation schwierig<br />
Hamburg. 30 kleine Häuser und Sanitäranlagen sowie eine kleine<br />
Ackerfläche für Christen in Pakistan, die dort als Minderheit jahrelang<br />
ausgegrenzt, obdachlos oder in nahezu fensterlosen Hütten<br />
gelebt haben.<br />
Ein Speisesaal für die Flüchtlingssiedlung Kyangwali in Uganda,<br />
damit 800 Schulkinder während des Mittagessens nicht unter einem<br />
Baum und einem einfachen Holzunterstand Schutz vor Regen<br />
und Hitze finden, sondern unter einem festen Dach ihre warme<br />
Mahlzeit einnehmen können.<br />
Oder der Bau eines Vorschulgebäudes und eines Pavillons mit<br />
mehreren Klassenzimmern in Santa Cruz /Nicaragua, um für Bildung<br />
der Kinder und damit langfristig für wirtschaftliche Sicherheit<br />
der Menschen dort zu sorgen.<br />
Das sind nur drei Projekte von mittlerweile mehr als 400, die die<br />
Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen<br />
e.V., kurz DESWOS, seit ihrer Gründung durch die<br />
Wohnungswirtschaft im Jahr 1969 zusammen mit lokalen gemeinnützigen<br />
Partnerorganisationen in Lateinamerika, Afrika und Asien<br />
angeschoben und unterstützt hat.<br />
„Aktuell sind wir in einer schwierigen Situation“, gesteht der Geschäftsführer.<br />
Erst hat die Corona-Pandemie für ein deutliches Minus<br />
in der Spendenkasse gesorgt, weil viele Charity Events, bei<br />
denen traditionell Geld gesammelt wird, ausfallen mussten. Jetzt<br />
ist es der Ukraine-Krieg, der dem Verein große Sorgen bereitet.<br />
„Es ist gut und richtig, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen<br />
für die Flüchtlinge aus der Ukraine spenden, aber darüber<br />
sollten sie nicht unsere Projekte vergessen, die auch weitergeführt<br />
werden müssen“, erinnert Clever. Rund 15 bis 20 Projekte laufen<br />
in der Regel gleichzeitig.<br />
Es geht um Heimat<br />
„Wir schaffen Heimat – weltweit“ ist für die Organisation mehr als<br />
nur ein Motto, es ist ihre Leitlinie, ihr Ziel gemäß Artikel 25 (1) der<br />
allgemeinen Menschenrechte. „Die DESWOS ist eine der wenigen<br />
Institutionen, die die Idee des sozialen Wohnungsbaus in die Welt<br />
hinausträgt“, sagt Winfried Clever. Seit 22 Jahren ist der 65-Jährige<br />
bei der DESWOS. 17 Jahre lang hat er Projekte in Afrika und<br />
Lateinamerika begleitet, bevor er Geschäftsführer geworden ist.<br />
Das Herz des gelernten Architekten schlägt für Haus- und Siedlungsbau,<br />
und er hat die Zielsetzung des Vereins mit viel Engagement<br />
und Herzblut in den vergangenen vier Jahren vorangetrieben.<br />
„Haus- und Siedlungsbau sind die nachhaltigsten Themen,<br />
die es zu bewältigen gibt", sagt er.<br />
Dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben und über<br />
Sanitäranlagen verfügen, seien existenzielle Notwendigkeiten und<br />
hätten einen großen Effekt für die Menschen, die damit erreicht<br />
werden. „Wir wollen einen sicheren Ort für die Menschen in den<br />
Ländern schaffen, um ihre Situation zu stabilisieren“, sagt Clever.<br />
Mal handelt es sich um kleinere Projekte, die durch Spenden<br />
finanziert werden können, mal sind es große Projekte mit einem<br />
Investitionsvolumen von mehreren Hunderttausend Euro, die zu<br />
75 Prozent durch Bundesmittel und zu 25 Prozent aus Eigenmitteln<br />
finanziert werden. Egal wie man es dreht und wendet –<br />
der Verein könne nur bestehen, wenn die Finanzierung gesichert<br />
sei – das betreffe die laufenden Projekte ebenso wie die Verwaltung,<br />
konstatiert Clever.<br />
Zu den großen Projekten zählt aktuell der Wiederaufbau und Neubau<br />
von Häusern für Menschen in Ecuador, die vor zehn Jahren<br />
ihre Häuser durch einen Vulkanausbruch verloren haben. „Wir<br />
wollen ihnen ermöglichen, wieder ein Dach über dem Kopf und<br />
vor allem in der Nähe ihrer Arbeit zu haben“, sagt Johanna Drach.<br />
Die 40-Jährige ist seit einem Jahr bei der DESWOS und wird<br />
Winfried Clever zum 1. Juli als Geschäftsführer ablösen. Vor wenigen<br />
Wochen hat sie sich ein Bild vor Ort gemacht. „Es ist ein<br />
klassisches Habitat-Projekt, das vier zentrale Komponenten beinhaltet“,<br />
erläutert sie.<br />
Einsatz für die Ärmsten der Armen<br />
Hausbau, die Ausbildung von Maurern in einem dualen System,<br />
die landwirtschaftliche Unterstützung der Menschen, damit sie im<br />
Anlegen von Gärten geschult werden. Und zuletzt soll auch der<br />
Tourismus in der Bergregion gefördert werden.<br />
„Es sind in der Regel die ärmsten der Armen, für die wir uns<br />
einsetzen, und wir achten darauf, dass wir Minderheiten als erstes<br />
in die Projekte holen“, sagt Clever und weist auf ein weiteres<br />
aktuelles Projekt in Juba, Südsudan, hin, in dem ebenfalls bessere<br />
Lebensbedingungen für geflüchtete und bedürftige Familien geschaffen<br />
werden.<br />
„Es geht uns nicht um kurzfristige Hilfe. Wir helfen den Menschen<br />
nachhaltig, indem wir sie dabei unterstützen, sich langfristig<br />
selbst helfen zu können“, erläutert Clever den Gedanken, der hinter<br />
allen DESWOS-Projekten steht.<br />
Rund 650 Unternehmen von insgesamt 3000, die im Bundesverband<br />
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW<br />
organisiert sind, sind Mitglied in der verbandseigenen Spendenorganisation.<br />
Hinzu kommen rund 200 private Mitglieder.<br />
f
10<br />
Für die DESWOS zählt jeder Cent<br />
„Im Jahr haben wir einen Spendenumsatz von rund 600 000 Euro<br />
plus 450000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und 600000 Euro an<br />
Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung“, sagt Johanna Drach.<br />
„Der Krieg sorgt auch in unseren Projekt-Ländern für Preissteigerungen,<br />
aber noch viel schwerer wiegt der Hunger durch das<br />
fehlende Getreide aus Russland und der Ukraine“, erläutert Clever.<br />
„Es ist schrecklich zu sehen, dass Menschen wieder in großem<br />
Umfang Hunger leiden müssen durch diesen Krieg!“<br />
Projekte würden sich verzögern und teurer, was sich im Budget<br />
der einzelnen Baustellen niederschlage. Winfried Clever appelliert<br />
daher an die Unternehmen, bei all der Hilfe, die sie verständlicherweise<br />
aktuell leisten – sei es für die Ukraine-Flüchtlinge oder für<br />
lokale Projekte – die DESWOS nicht zu vergessen und an die, die<br />
noch nicht Mitglied sind, dem Verein beizutreten. „Die Mitgliedsbeiträge<br />
sind moderat, aber für uns zählt jeder Cent“, betont<br />
Johanna Drach. h<br />
MATTHIAS SASS<br />
Vorstand Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-<br />
Genossenschaft eG<br />
„Die DESWOS unterstützt weltweit Menschen<br />
dabei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Sie leistet Hilfe zur Selbsthilfe und nimmt damit<br />
unser genossenschaftliches Prinzip auf. Mitglieder<br />
der DESWOS sorgen mit ihren Beiträgen dafür,<br />
dass alle Spenden ohne Abzüge in Bauprojekte<br />
fließen. Notleidende Familien in Asien, Afrika<br />
und Zentralamerika bauen sich damit ein<br />
eigenes Dach über dem Kopf.“<br />
UTA MECKERT<br />
Vorstand Torgelower Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG<br />
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis für jeden Menschen, welches mit Projekten<br />
der DESWOS in Entwicklungsländern ermöglicht werden kann. Jede Spende ist<br />
hilfreich und bringt die Umsetzung der Maßnahmen voran.“<br />
WILFRIED PAHL<br />
Vorstand Baugenossenschaft<br />
Mittelholstein eG<br />
„Es ist ein Alleinstellungsmerkmal, auf das unsere Branche stolz sein kann. Seit über 50 Jahren<br />
arbeitet die DESWOS daran, die Lebensverhältnisse und Existenzgrundlagen in den Projektländern<br />
zu verbessern. Dabei geht es über den Bau von Wohnungen hinaus um Bildungsmaßnahmen,<br />
hygienische Verbesserungen und medizinische Versorgung. Mit relativ geringen Mitteln und<br />
kreativen Projekten kann vor Ort viel bewegt werden. Helfen Sie mit, ob als Spender oder Mitglied.“
DESWOS In aller Kürze<br />
Die Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungsund<br />
Siedlungswesen DESWOS wurde am 17. November<br />
1969 von sozial orientierten Wohnungsgenossenschaften<br />
und -gesellschaften, die dem GdW angehören, sowie von<br />
Privatpersonen gegründet.<br />
Das Ziel war, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten für bedürftige<br />
Menschen beim Bau von Wohnraum und bei der<br />
Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz, entsprechend<br />
dem Artikel 25 (1) der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.<br />
Die Projekte werden in Kooperation mit lokalen<br />
gemeinnützigen Organisationen der Zivilgesellschaft<br />
in Afrika, Asien und Lateinamerika durchgeführt.<br />
Bislang sind 410 Projekte in mehr als 50 Partnerländern<br />
abgeschlossen. 61 Millionen Euro flossen in diese Projekte.<br />
Es wurden davon 37000 Gebäude (Wohnraum und Gemeinschaftseinrichtungen)<br />
gebaut. Rund eine Viertelmillion<br />
Menschen profitieren bisher von den Maßnahmen.<br />
Die DESWOS hat 850 Mitglieder, davon sind 200 Privatpersonen.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt pro Jahr für eine<br />
Privatperson 75 Euro, für ein Unternehmen 660 Euro. Es<br />
gibt darüber hinaus einen Förderverein, Mitglieder zahlen<br />
5000 Euro pro Jahr.<br />
Spenden sind immer willkommen. Mehrere Events im<br />
Jahr bieten die Gelegenheit, sich über die Aktivitäten der<br />
DESWOS zu informieren und zu spenden. Weitere Informationen<br />
unter www.deswos.de.<br />
Anzeige<br />
Minol eMonitoring<br />
Transparenz für Verwalter und Bewohner.<br />
„Wir wollen ihnen ermöglichen, wieder ein<br />
Dach über dem Kopf und vor allem in der<br />
Nähe ihrer Arbeit zu haben.“<br />
JOHANNA DRACH<br />
„Die DESWOS ist eine der wenigen<br />
Institutionen, die die Idee des sozialen<br />
Wohnungsbaus in die Welt hinausträgt.“<br />
WINFRIED CLEVER<br />
FRAUKE MAASS<br />
ist Journalistin in Hamburg. Während<br />
ihrer Tätigkeit als Reiseredakteurin hat sie<br />
viele Länder bereist und dabei ihr Interesse<br />
für die unterschiedlichsten Wohnformen<br />
entdeckt. Heute gehören Themen aus der<br />
Wohnungsbaubranche und Architektur<br />
zu ihren inhaltlichen Schwerpunkten.<br />
Die neue Heizkostenverordnung ist da.<br />
Minol hat die passenden Lösungen für fernauslesbare<br />
Messgeräte, unterjährige Verbrauchsinformationen und<br />
erweiterte Abrechnungsdetails.<br />
Schaffen Sie hierfür die Basis mit dem Funksystem<br />
Minol Connect und dem Minol eMonitoring.<br />
minol.de/hkvo-neu
12 <strong>VNW</strong><br />
Hamburgserste<br />
Baugenossenschaftsgründerin<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg herrscht im Norden Deutschlands große<br />
Wohnungsnot. Eine Lösung ist die Gründung von Wohnungsgenossenschaften.<br />
1927 rückt mit Adele Reiche erstmals eine Frau an die Spitze<br />
einer Baugenossenschaft.<br />
Hamburg. Die Revolution von 1918/19 brachte für einen Großteil<br />
der Bevölkerung lang ersehnte Veränderungen mit sich. Das<br />
Frauenwahlrecht wurde eingeführt und die ersten demokratischen<br />
Wahlen bildeten endlich die wirklichen politischen Kräfteverhältnisse<br />
ab.<br />
Die neuen Regierungen im Reich und in den Ländern standen<br />
allerdings vor gewaltigen Herausforderungen. Die Folgen des<br />
verlorenen Krieges waren zu bewältigen, die Nahrungsmittelversorgung<br />
musste sichergestellt werden und die allgegenwärtige<br />
Wohnungsnot forderte Lösungen.<br />
Während des Ersten Weltkrieges war die Bautätigkeit weitgehend<br />
zum Erliegen gekommen. Nach dem Kriegsende heimkehrende<br />
Soldaten, die jetzt eine Familie gründen wollten, fanden keine<br />
Wohnung. Wohnraumbewirtschaftung und Mietenkontrolle<br />
wurden eingesetzt, um den Mangel zu verwalten.<br />
Wohnungsversorgung wird staatliche Aufgabe<br />
Die Dringlichkeit des Wohnungsbaus kam auch in der Verfassung<br />
der Weimarer Republik zum Ausdruck, in der die Wohnraumversorgung<br />
nunmehr als staatliche Aufgabe gesehen wurde. In Art.<br />
155 der neuen Verfassung wurde als Ziel ausgegeben, „jedem<br />
Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien,<br />
besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende<br />
Wohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern“.<br />
Land auf Land ab wurde vor Ort nach Lösungen gesucht und<br />
wurden Wohnungsunternehmen in kommunaler Trägerschaft<br />
oder in der Rechtsform der Genossenschaft gegründet. Auch in<br />
Hamburg wurden ab 1919 zahlreiche Baugenossenschaften ins<br />
Leben gerufen.<br />
Ausgangspunkt für Gründungen waren häufig verbindende<br />
Gemeinsamkeiten etwa im Beruf. So entstand beispielsweise der<br />
Bauverein der Finanzbeamten oder die Baugenossenschaft der<br />
Buchdrucker. Gleich drei Genossenschaften widmeten sich in<br />
Hamburg dem Verfassungsauftrag und bauten für Kinderreiche.<br />
Erstmals eine Frau an der Spitze<br />
Die 1927 gegründete Baugenossenschaft für kinderreiche Familien<br />
e.Gen.m.H. zeichnete sich dadurch aus, dass mit Adele Reiche<br />
erstmalig eine Frau an der Spitze einer Hamburger Baugenossenschaft<br />
stand, die sich auch politisch für Kinder, Frauen und Familien<br />
einsetzte. Soweit bekannt ist, hatte zuvor nur die Baugenossenschaft<br />
Finkenwärder 1922 ein weibliches Vorstandsmitglied,<br />
das als Kassiererin fungierte.<br />
Adele Reiche, geb. Cords, wurde am 16. Juni 1875 in Hamburg<br />
geboren. Sie besuchte die Volksschule und absolvierte anschließend<br />
von 1892 bis 1896 das Lehrerinnenseminar. Sie arbeitete<br />
als Volksschullehrerin, bis sie nach ihrer Heirat 1906 aus dem<br />
Schuldienst ausschied.<br />
1907 wurde ihr Sohn Egon geboren. Während des Ersten<br />
Weltkrieges war sie ab 1915 als Kriegshilfslehrerin wieder im<br />
Staatsdienst tätig. Adele Reiche war Mitglied der SPD und wurde<br />
1919 nach der Einführung des Frauenwahlrechts in die Hamburgische<br />
Bürgerschaft gewählt, der sie bis 1931 angehörte.<br />
Aufgabenfeld öffentliche Jugendfürsorge<br />
Adele Reiche war eine engagierte Politikerin, die sich für soziale<br />
Themen und die Rechte der Frauen einsetzte. Als Bürgerschaftsabgeordnete<br />
war sie Mitglied der Behörde für öffentliche Jugendfürsorge.<br />
Besonders wichtig waren ihr gesunde Lebensverhältnisse<br />
für Kinder und Familien sowie bessere Bildungschancen.<br />
Dass eine große Anzahl von Kindern das Armutsrisiko erhöhte,<br />
war auch für Adele Reiche keine neue Erkenntnis. Sie trat für<br />
eine Geburtenkontrolle ein und setzte dabei auf eine Aufklärung<br />
der Frauen. 1930 gründete sie zusammen mit der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten<br />
Paula Henningsen die Hamburger Ortsgruppe<br />
des „Reichsverbandes für Geburtenregelung und Sexualhygiene“.<br />
Der Verband lehnte den Paragraph 218 ab und klärte Frauen<br />
über Verhütungsmöglichkeiten auf.<br />
f
ARBEITSTAGUNG <strong>2022</strong><br />
Wir freuen uns, Sie wieder in der Musik- und<br />
Kongresshalle in Lübeck begrüßen zu können!<br />
© René Müller<br />
UNSERE KEYNOTE<br />
SPEAKER <strong>2022</strong><br />
PROF. MONIKA<br />
SCHNITZER<br />
Universität München<br />
Mitglied der<br />
Wirtschaftsweisen<br />
PROF. DR.<br />
WERNER SOBEK<br />
Werner Sobek AG,<br />
Stuttgart<br />
PROF. DR.<br />
MICHAEL VOIGTLÄNDER<br />
Institut der Deutschen<br />
Wirtschaft, Köln<br />
HARTMUT THOMSEN<br />
Aareon AG, Mainz<br />
PROF. DR.<br />
HARALD SIMONS<br />
Professur für Volkswirtschaftslehre<br />
an der HTWK Leipzig<br />
Vorstand der empirica ag,<br />
Berlin<br />
KATJA SUDING<br />
Ex-MdB, Autorin,<br />
Hamburg<br />
© nilshasenaufotografie<br />
JAN FLEISCHHAUER<br />
Journalist und Autor,<br />
München<br />
Ihre Ansprechpartnerin beim <strong>VNW</strong>:<br />
Kerstin Haase, Tel. 040/52011-212,<br />
E-Mail haase@vnw.de. Anmeldung<br />
und weitere Informationen auf<br />
bildung.vnw.de<br />
AXEL<br />
GEDASCHKO<br />
Präsident des GdW<br />
Bundesverband deutscher<br />
Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e. V.<br />
19.–20. SEPTEMBER <strong>2022</strong> IN LÜBECK<br />
Wohnungsbauförderung durch den Staat<br />
Vor dem Hintergrund ihres Engagements verwundert es nicht,<br />
dass sich Adele Reiche insbesondere für den Wohnungsbau einsetzte<br />
und dabei vor allem kinderreiche Familien im Blick hatte.<br />
Dieses Interesse dürfte sie auch in den Vorstand der Hamburgischen<br />
Beleihungskasse für Hypotheken geführt haben, dem sie<br />
von 1926 bis 1929 angehörte.<br />
Die staatliche Beleihungskasse hatte den Auftrag, Fördermaßnahmen<br />
für den Wohnungsbau durchzuführen und sorgte damit für<br />
eine erfolgreiche Wohnungsbaupolitik in der Weimarer Zeit.<br />
Am 17. August 1927 schritt die Bürgerschaftsabgeordnete<br />
selbst zur Tat und gründete die Gemeinnützige Baugenossenschaft<br />
für kinderreiche Familien e.Gen.m.H. Ungewöhnlich war,<br />
dass die Genossenschaft keine größere Anzahl von Mitgliedern<br />
f
14 <strong>VNW</strong><br />
aufnahm, sondern sich auf die Mindestzahl von sieben Genossenschaftsmitgliedern<br />
beschränkte.<br />
Üblicherweise warben die neu gegründeten Genossenschaften<br />
zahlreiche Mitglieder an – zumeist wurden mindestens so<br />
viele Personen aufgenommen wie Wohnungen geplant waren –,<br />
denn die Anteile der Genossenschaftsmitglieder bildeten das dringend<br />
benötigte Eigenkapital.<br />
Geschäftsanteil kostete 50 Reichsmark<br />
Bei der von Adele Reiche und dem Buchrevisor Dr. Otto Hütteroth<br />
gegründeten Genossenschaft war jedes Mitglied verpflichtet,<br />
mindestens einen Geschäftsanteil über 50 Reichsmark zu zeichnen.<br />
Bis zu 100 Geschäftsanteile durften erworben werden.<br />
Neben Reiche und Hütteroth gehörten der Genossenschaft<br />
mit dem Schriftgießer Felix Bauer, dem Lagermeister Paul Siegert,<br />
dem Arbeiter Georg Krüger und dem Baurat Erwin Ockert sechs<br />
Personen an, die Gemeinnützige Baugenossenschaft der Schutzund<br />
Notgemeinschaft der kinderreichen Familien-Hamburg<br />
e.Gen.m.H. war das siebte Mitglied.<br />
Bis Ende 1931 zählte die Genossenschaft zehn Mitglieder. Erst<br />
kurz vor der Fusion ergab sich durch den Eintritt von Mitgliedern<br />
der übernehmenden Genossenschaft ein neuer Höchststand von<br />
elf Mitgliedern. 1929 wurde der Geschäftsanteil auf 1000 Reichsmark<br />
angehoben, wobei die Höchstzahl an Geschäftsanteilen erst<br />
später auf zehn abgesenkt wurde. Ende 1931 wurde mit 14 500<br />
Reichsmark die Höchstmarke der gezeichneten Genossenschaftsanteile<br />
erreicht.<br />
Grundstück für fast 650 000 Reichsmark<br />
Das Guthaben aus den Genossenschaftsanteilen belief sich Ende<br />
1928 auf 450 Reichsmark. Dennoch hatte die Baugenossenschaft<br />
ein Grundstück für fast 650000 Reichsmark erworben und ein<br />
Darlehen in Höhe von 1,01 Millionen Reichsmark sowie einen<br />
Zwischenkredit über 363000 Reichsmark von der Hamburgischen<br />
Beleihungskasse erhalten. Hypotheken waren im Wert des Grundstücks<br />
abgeschlossen worden.<br />
Unterstützung hatte sich der Vorstand um Reiche und<br />
Hütteroth für die Bauvorhaben am Horner Weg 95 -107 und am<br />
Horner Stieg 1-9 offensichtlich an verschiedenen Stellen geholt.<br />
Der Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion“ richtete im<br />
Horner Weg mit einer Verteilungsstelle, einer Bäckerei und einer<br />
Schlachterei gleich drei Läden für die Nahversorgung ein.<br />
Aus anderen Projekten ist bekannt, dass sich die Produktion<br />
im Gegenzug mit Darlehen an der Baufinanzierung beteiligte.<br />
Am Horner Stieg 1 nahm die Landeszentrale für Säuglings- und<br />
Kleinkinderschutz, Säuglingsfürsorge, ihren Sitz. Am Horner Weg<br />
wurde zudem ein Kindertagesheim eingerichtet, das von bis zu<br />
110 Kindern täglich genutzt wurde.<br />
Die Einrichtung erwies sich allerdings als Zuschussgeschäft,<br />
zeitweilig musste das Heim jährlich mit mehreren tausend Reichsmark<br />
unterstützt werden. Weitere Wohnungen wurden in der<br />
Snitgerreihe 32-52 und dem Snitgerstieg 1-9 errichtet. Bis 1932<br />
baute die Genossenschaft über 400 Wohnungen.<br />
Familie von Loki Schmidt<br />
wohnte in der Snitgerreihe 44<br />
Zu den glücklichen Beziehern einer Neubauwohnung gehörte<br />
1929 die Familie des Elektrikers Hermann Glaser, dessen Tochter<br />
Hannelore später unter dem Namen Loki Schmidt bekannt wurde.<br />
Nach ihrer Erinnerung wohnten die Eltern mit ihren drei Kindern<br />
zunächst bei den Großeltern, um dann in eine Wohnung mit<br />
28 qm zu ziehen, ohne Sonnenlicht und mit einer Toilette im Treppenhaus.<br />
Ein erneuter Wohnungswechsel erwies sich nur als vorübergehende<br />
Lösung, da die Wohnung nach der Geburt eines weiteren<br />
Kindes zu klein war. 1929 konnte die Familie eine Dreizimmerwohnung<br />
der Baugenossenschaft für kinderreiche Familien mit<br />
60 qm in der Snitgerreihe 44 beziehen.<br />
Überliefert ist eine Beschreibung der Mutter: „Da war eine<br />
Wohnküche mit Kochnische, Speisekammer, Müllschlucker und<br />
Loggia, ein großes und zwei kleine Zimmer und ein Badezimmer<br />
mit Gasboiler [und Badewanne], alles mit Zentralheizung. Vor der<br />
Tür auf der anderen Straßenseite waren ein Grasplatz und ein<br />
Knick, dahinter überall Schrebergärten. Die Snitgerreihe war eine<br />
Sackgasse und für die Kinder nun der ideale Spielplatz.“<br />
Die Wohnsituation hatte sich für die Familie deutlich verbessert<br />
und ein Leben in gesunden Verhältnissen war endlich möglich.<br />
Allerdings war die Miete drei Mal so hoch wie die der alten<br />
Wohnung, obwohl sie subventioniert wurde.<br />
Gestaffelte Mieten<br />
Die Baugenossenschaft hatte die Mieten gestaffelt, so zahlte<br />
1934 eine kinderreiche Familie – das waren Haushalte mit vier<br />
und mehr Kindern – eine Jahresmiete von 6,65 Reichsmark pro<br />
Quadratmeter zuzüglich Nebenleistungen, Heizung und Treppenreinigung.<br />
Dieser außerordentlich günstige Mietpreis war nur möglich,<br />
weil die Genossenschaft einen Teil der Wohnungen an nicht<br />
kinderreiche Familien zu einem Mietpreis von 9 Reichsmark pro<br />
Quadratmeter ohne Nebenleistungen vermietete. Diese Quersubventionierung<br />
funktionierte, solange der Wohnraum knapp war<br />
und besser situierte Familien bereit waren, einen höheren Preis<br />
zu zahlen.<br />
Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, stellte<br />
sich Adele Reiche den Gleichschaltungsmaßnahmen der neuen<br />
Machthaber kämpferisch entgegen. Das führte am 6. Mai 1933<br />
zu ihrer Inhaftierung, aus der sie zehn Tage später wieder entlassen<br />
wurde. Aufgrund der internen Querelen und ihrer Zugehörigkeit<br />
zur SPD wurde sie aus der Genossenschaft ausgeschlossen.<br />
In den Kriegswirren zog Adele Reiche nach Aumühle. Dort<br />
nahm sie nach 1945 ihre politische Arbeit wieder auf und gehörte<br />
dem Gemeinderat an. Vor Gericht erstritt sie die Aufhebung ihres<br />
Ausschlusses aus der Genossenschaft, Verantwortung übernahm<br />
sie aber nicht mehr in dem Unternehmen. Sie starb am 25. August<br />
1957.<br />
Die Genossenschaft wurde 1934 in Baugenossenschaft<br />
Hornerweg umbenannt. Fast 90 Prozent des Wohnungsbestands<br />
fielen den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. 1951<br />
wurde die Fusion mit der Baugenossenschaft freier Gewerkschafter<br />
beschlossen. h
Anzeige<br />
Jetzt<br />
Anschluss sichern:<br />
0800<br />
33 03333<br />
Glasfaser bis ins Haus und in jede Wohnung.<br />
Im Schulterschluss mit der Wohnungswirtschaft schaffen wir die neue digitale Versorgung für<br />
Deutschland: Mit einem Glasfaser-Hausanschluss und Hausverteilnetzen nach Maß.<br />
Dauerhaft zukunftssicher mit FTTH bis in jede Wohnung.<br />
Lassen Sie sich jetzt unverbindlich beraten: 0800 33 03333 oder<br />
www.telekom.de/wohnungswirtschaft<br />
Seien auch Sie jetzt mit #DABEI! Gemeinsam für Deutschland. Glasfaser für Deutschland.
16 <strong>VNW</strong><br />
Blaupause<br />
für andere Unternehmen?<br />
Michael Pischke<br />
Die Rostocker Baugenossenschaft Neptun eG geht in Lütten Klein bei<br />
der Sanierung eines Plattenbaus aus den 1960er Jahren neue Wege.<br />
Durch „Anbauten“ werden die Grundrisse der Wohnungen verändert.<br />
VON OLIVER SCHIRG
17<br />
Rostock. Was 2,50 Meter ausmachen können. Wer in der Küche<br />
steht, merkt sofort den „Komfort der Größe“. Mehr Platz, mehr<br />
Luft, mehr Bewegungsfreiheit. Da, wo früher das Küchenfenster<br />
war, ist die Wand herausgenommen worden. Von außen haben<br />
Bauarbeiter ein quadratisches Betonelement „angeflanscht“ und<br />
so die Mauer um 2,50 Meter nach außen „verschoben“. Auch auf<br />
der anderen Gebäudeseite sorgt der Anbau von Erkern für mehr<br />
Platz in einer Wohnung.<br />
Michael Pischke ist Technischer Prokurist der Rostocker Baugenossenschaft<br />
Neptun. Er führt den Besucher durch den im Jahr<br />
1968 errichteten Plattenbau in der Helsinkier Straße in Rostock<br />
Lütten Klein. Fünf Eingänge hat der fünfstöckige, lang gezogene<br />
Block. Die führen zu insgesamt 100 Wohnungen. Jetzt sieht der<br />
größte Teil des Gebäudes trostlos grau aus. Die Bauarbeiten sind<br />
in vollem Gange.<br />
Wer eintritt, durchschreitet vielleicht vier, fünf Meter, ehe sich<br />
das Treppenhaus nach links und rechts in zwei Stränge teilt. Von<br />
dort geht es – entweder mit dem Aufzug oder auf einer Treppe –<br />
in die einzelnen Etagen. In jedem Stockwerk gibt es vier Wohnungen<br />
– jeweils zwei mit zwei Zimmern und zwei mit drei Zimmern.<br />
Immer wieder begegnen wir Bauarbeitern. Hämmern und Bohren<br />
ist im gesamten Gebäude zu hören.<br />
Begehrte Wohnungen – auch heute noch<br />
Die Wohnungen in den Plattenbauten sind auch heute noch begehrt.<br />
Zum einen, weil Otto-Normal-Verbraucher sie bezahlen<br />
kann. Zum anderen, weil die Wohngebäude auch mehr als 50 Jahre<br />
nach ihrer Errichtung in ihrer Substanz intakt sind. „Die damals<br />
verbauten Fertigteile sind von hoher Qualität“, sagt Michael Pischke.<br />
„Zugleich wurde schon damals vorausschauend gedacht.“ Er<br />
zeigt auf eine freigelegte Platte und deren drei Schichten. „Acht<br />
Zentimeter Dämmung wurden damals eingebaut.“<br />
Die DDR-Plattenbauten, darin sind sich viele Experten einig,<br />
sind viel zu schade, um abgerissen zu werden. Oft haben sie die<br />
erste Sanierungswelle in den 1990er Jahren gut überstanden:<br />
neue Fenster, Dämmung von außen, sanierte Dächer, aufgehübschte<br />
Eingänge und Hausflure bis hin zu neuen Küchen und<br />
Bädern.<br />
Aber da ist noch etwas. Angesichts der aktuellen Debatte<br />
über den Klimaschutz haben die Plattenbauten einen unschätzbaren<br />
Vorteil gegenüber neu zu errichtenden Wohngebäuden:<br />
Ihre Klimabilanz – betrachtet man die gesamte Lebensdauer – ist<br />
deutlich besser.<br />
Das liegt daran, dass der größte Teil der Kohlendioxidemission<br />
eines Wohngebäudes am Anfang bei seiner Errichtung anfällt. Je<br />
länger ein Haus steht, desto geringer wird die Emission. Klar ist:<br />
Die sogenannte „graue“ Energie wird bei der Betrachtung von<br />
Wohngebäuden künftig eine größere Rolle spielen.<br />
f
18 <strong>VNW</strong><br />
Bislang spielte diese bei der Bewertung der Energiebilanz von<br />
Wohngebäuden eine untergeordnete Rolle. Auch deshalb war es<br />
in der Regel günstiger, ein altes Gebäude abzureißen und ein neues<br />
zu errichten. So konnten – vereinfacht betrachtet – die gestiegenen<br />
Ansprüche der Mieterinnen und Mieter an moderne Wohnungsgrundrisse<br />
genauso befriedigt werden wie die verschärften<br />
Klimaschutzanforderungen des Staates.<br />
Nun ist zu erwarten, dass Sanierung und Modernisierung<br />
bestehender Wohngebäude künftig Vorrang vor dem Neubau<br />
haben werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits<br />
angekündigt, dass die öffentliche Förderung auf die Sanierung<br />
von Bestandsgebäuden konzentriert werde. Das gilt auch<br />
für die vielen Plattenbauten, die in den sechziger, siebziger und<br />
achtziger Jahren errichtet wurden.<br />
Die Menschen wollen mehr Wohnfläche<br />
Ina Liebing<br />
Was den Zustand der Gebäude angeht, dürfte das – wie oben<br />
beschrieben – machbar sein. Ein Problem schien sich bislang allerdings<br />
nicht ohne größeren Aufwand lösen lassen. Die Grundrisse<br />
der Wohnungen konnten nur in engen Grenzen verändert<br />
werden. Zwar wurden Wohnungen zusammengelegt, auch gern<br />
über zwei Etagen. Wohnungen mit deutlich größeren Zimmern<br />
jedoch entstanden, wenn auch in überschaubarer Zahl, zumeist<br />
nur durch Aufstockung.<br />
Michael Pischke führt den Besucher in die zweite Etage und<br />
öffnet eine Tür. Die Außenwände sind zwar schon entfernt, aber<br />
der Grundriss der Wohnung ist noch alt: zwei kleine Zimmer, eine<br />
schmale Küche, die über einen Durchgang durch Bad und Toilette<br />
zu erreichen ist. Als der Wohnblock vor gut 50 Jahren gebaut<br />
wurde, war das der „letzte Schrei“. Eine Neubauwohnung war<br />
einem „Sechser im Lotto“ vergleichbar.<br />
Inzwischen gilt „Klein, aber mein“ nicht mehr. Heutige Mieterinnen<br />
und Mieter wollen oftmals zwar nicht umziehen, haben<br />
aber höhere Ansprüche als früher. Mehr Platz im Bad für eine<br />
Dusche, mehr Platz in der Küche. Wer das Rentenalter erreicht<br />
hat, freut sich, wenn der Fahrstuhl ihn in den vierten oder fünften<br />
Stock bringt. Die Folge: Seit 1991 ist in Deutschland die durchschnittliche<br />
Wohnfläche pro Person von 34,9 Quadratmeter auf<br />
inzwischen 47,4 Quadratmeter gestiegen.<br />
„Wir hätten die Gebäude ohnehin sanieren müssen“, sagt Michael<br />
Pischke, während er die Tür zu einer weiteren Wohnung öffnet.<br />
Hier kann man die Zukunft erahnen. Die Küche ist größer und<br />
die von außen angesetzte Loggia schon teilweise verglast. Vor ein<br />
paar Jahren hätte man die alten Plattenbauten abgerissen. „Aber<br />
wer kann sich das angesichts der explodierenden Baupreise noch<br />
leisten?“ Entscheidend ist daher, dass die „Erweiterungsmodule“<br />
vorgefertigt angeliefert werden. Wer vor dem Gebäude steht,<br />
kann die „Quader“ erkennen.<br />
„Die Menschen wollen mehr Platz in der eigenen Wohnung<br />
und dem wollen wir gerecht werden“, sagt Ina Liebing, Vorstand<br />
der Baugenossenschaft Neptun. „Zudem wollen wir zeigen, dass<br />
so ein ‚Umbau‘ von Plattenbauten finanziell machbar ist, dass also<br />
die Mieten, die später genommen werden müssen, bezahlbar bleiben.“<br />
Ina Liebing ist zwar angesichts der gestiegenen Baupreise<br />
vorsichtig, aber dennoch optimistisch, dass man in der Helsinkier<br />
Straße dieses Ziel erreichen wird. „Wir werden am Ende wohl bei<br />
elf bis zwölf Euro pro Quadratmeter netto-kalt landen.“<br />
Rund 1850 Quadratmeter Wohnfläche werde man am Ende<br />
durch das Erweitern der Wohnungen und durch Aufstocken gewinnen,<br />
sagt Michael Pischke. Zwölf Wohnungen werde es mehr<br />
geben, ergänzt Ina Liebing. Die Genossenschaft investiere rund<br />
15 Millionen Euro in das Projekt. „Wir verstehen das Ganze als<br />
eine Art Test.“ Sollte sich das Projekt am Ende rechnen, könnte<br />
die Helsinkier Straße nicht nur eine Blaupause für andere Gebäude<br />
der Neptun eG, sondern auch für andere Genossenschaften<br />
werden.<br />
Eine Blaupause für andere Wohnungsunternehmen?<br />
Darauf setzt auch <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. „Das, was die<br />
Baugenossenschaft Neptun in Rostock derzeit umsetzt, ist beispielhaft“,<br />
sagt er und fügt hinzu: „Bei dem innovativen Vorgehen<br />
werden die Grundrisse von Wohnungen den Wünschen heutiger<br />
Mieterinnen und Mieter entsprechend angepasst. Das ist gut<br />
für die Umwelt und hilft, bezahlbaren Wohnraum für die Zukunft<br />
zu sichern.“<br />
Sorgen darüber, dass die „neuen“ Wohnungen schwer an<br />
die Frau oder den Mann zu bringen sind, hat Ina Liebing nicht.<br />
„Einige Mieterinnen und Mieter können es gar nicht abwarten,<br />
einzuziehen.“ Ende kommenden Jahres sollen die Umbauarbeiten<br />
fertig sein. In Zeiten, in denen Wissenschaft und Politik darüber<br />
klagen, dass gut verdienende Bürger der „Platte“ den Rücken<br />
kehren, sind derartig attraktive Wohnungen ein Pfund, mit dem<br />
die Genossenschaft wuchern kann.<br />
Bei den Rostockerinnen und Rostockern kommen die Umbauarbeiten<br />
der Genossenschaft gut an. „Das sollte Schule machen.<br />
Bezahlbarer Wohnraum ist sehr, sehr wichtig“, zitiert die Ostsee-<br />
Zeitung eine Leserin. Und eine andere meint: „Wenn die Balkone<br />
und Dächer noch mit Grünpflanzen bestückt würden, wäre es<br />
total rund.“ h
Anzeige<br />
Natur in die Stadt – Farbe ins Quartier!<br />
Standortgerecht, regionaltypisch, nachhaltig – wir beraten und unterstützen Sie<br />
in allen Fragen der ökologischen Wohnumfeldverbesserung auf dem Weg zu mehr<br />
Biodiversität.<br />
Ökologische und Baumschutzfachliche Baubegleitung<br />
Entsiegelung und Regenwassermanagement<br />
Fassaden- und Dachbegrünung<br />
Technische Einbauten (Nistkästen, Fledermaushöhlen und Insektenhotels)<br />
Konzepte zur Verhinderung von Vogelschlag<br />
Reduzierung der Lichtverschmutzung im Außenraum<br />
Zaunbegrünung<br />
Standortgerechte, regionaltypische Pflanzkonzepte<br />
Extensivierung, Obstbaum- und Blumenwiesen<br />
Schreiben Sie uns eine E-Mail an info@grewe-gruppe.de oder<br />
rufen Sie uns unter 04261 9708650 an. Wir beraten Sie gern!<br />
Wir schaffen grüne Welten.
20 <strong>VNW</strong><br />
Wohnen für<br />
alle Generationen<br />
Nach acht Jahren Bauzeit hat der Lübecker Bauverein sein „Wohnquartier<br />
für Jung und Alt“ fertiggestellt. Erstmals geht die Genossenschaft<br />
eine Kooperation mit einem Pflegedienstleister ein.<br />
VON HEIKE HEICKMANN
21<br />
Lübeck. Nach mehr als acht Jahren Bauzeit hat der Lübecker Bauverein<br />
sein neu gebautes „Wohnquartier für Jung und Alt“ in der<br />
Ratzeburger Allee in Lübeck-St. Jürgen fertiggestellt. Die Siedlung<br />
vereint das Wohnen für alle Generationen: Singles, Studierende,<br />
Familien und ältere Menschen leben hier künftig in einem Quartier<br />
Tür an Tür zusammen.<br />
Erstmalig in seiner Geschichte ist der Lübecker Bauverein eine<br />
Kooperation mit einem Dienstleister rund um das Thema Pflegeleistungen<br />
in einer Wohnanlage eingegangen. Kooperationspartnerin<br />
an diesem Standort ist die DRK-Schwesternschaft Lübeck.<br />
Damit hat der Bauverein die Idee einer genossenschaftlichen Lösung<br />
für die Unterstützung und Betreuung bis zur Pflege der Mitglieder<br />
im hohen Alter realisiert.<br />
Seit April 2019 hat die Genossenschaft den vierten bis sechsten<br />
Bauabschnitt umgesetzt. Im Projekt entstanden hier 109<br />
überwiegend barrierefreie Genossenschaftswohnungen, davon<br />
34 Wohneinheiten öffentlich gefördert.<br />
31,5 Millionen Euro wurden investiert<br />
Der Wohnungsmix setzt sich aus 1 bis 2-Zimmer-Wohnungen mit<br />
Größen von 42 bis 66 Quadratmetern sowie 3- bis 4-Zimmer-<br />
Wohnungen zwischen 70 und 110 Quadratmetern zusammen.<br />
Im Frühjahr <strong>2022</strong> erfolgten die Übergaben an alle Mitglieder. Die<br />
Investitionssumme für diese Bebauung beträgt rund 31,5 Millionen<br />
Euro.<br />
Bereichert wird das Wohnen in diesem Quartier mit einem<br />
umfangreichen sozialen Angebot der DRK-Schwesternschaft<br />
Lübeck sowie dem Quartierskonzept der Genossenschaft. Allerdings<br />
muss bei Mietbeginn keine vertragliche Bindung über Betreuungsleistungen<br />
eingegangen werden. Künftig werden die<br />
Betreuungsleistungen ambulante Alten- und Tagespflege sowie<br />
eine Tagesmutter-Einrichtung durch die DRK-Schwesternschaft<br />
angeboten.<br />
Das Wohnquartier ist darauf angelegt, dass Jung und Alt in<br />
ihrem Quartier möglichst viele Anlaufstellen finden. Junge Familien<br />
können ohne lange Wege ihre Kinder im Quartier bei der<br />
Tagesmutter betreuen lassen. Für die älteren bzw. pflegebedürftigen<br />
Menschen gibt es einen ambulanten Pflegedienst mit umfangreichem<br />
Beratungs- und Betreuungskonzept und eine Seniorentagespflege.<br />
Das Team der DRK-Schwesternschaft wird auch<br />
für die persönliche Beratung hinsichtlich Gesundheit, Sozial- und<br />
Pflegeversicherung zuständig sein.<br />
„Zweites Wohnzimmer“ im Nachbarschaftstreff<br />
Das Team Nachbarschaft des Lübecker Bauvereins wird ebenfalls<br />
an diesem Standort aktiv. Ehrenamtlich Tätige, angeleitet durch<br />
das Team Nachbarschaft, entwickeln Aktivitäten für eine lebendige<br />
und verlässliche Gemeinschaft im Nachbarschaftstreff „Zweites<br />
Wohnzimmer“.<br />
Für Studentinnen und Studenten wurden 44 geförderte Wohnungen<br />
geschaffen. Die Grundrisse sind so flexibel gestaltet, dass<br />
sich aus einer 4er-Wohngemeinschaft zwei 2-Zimmer-Wohnungen<br />
problemlos herrichten lassen. Komplettiert wird das umfassende<br />
soziale Angebot des neuen Quartiers durch ein Servicebüro.<br />
Gemeinschaftsflächen mit Bänken, eine Boule-Anlage, dem<br />
Nachbarschaftstreff zugeordnete Freibereiche für Feste und Begegnungen,<br />
ein gestalteter Garten der Tagespflege und ein Spielplatz<br />
laden auf vielfältige Weise zum Verweilen ein.<br />
Die Versiegelung wurde trotz Tiefgarage auf ein Minimum<br />
beschränkt. Flachdächer wurden als Gründächer oder Grünflächen<br />
ausgebildet. Alle Wohnungen werden mit Wärme aus der<br />
Abwasserkanalisation beheizt. h<br />
Fakten auf einen Blick<br />
Im Gesamtprojekt, das sich in sechs Bauabschnitten<br />
über eine Dauer von über acht Jahren erstreckt hat,<br />
entstanden 214 Wohneinheiten – davon 77 öffentlich<br />
gefördert. Für Studentinnen und Studenten<br />
wurden elf Wohngemeinschaften mit jeweils vier<br />
Zimmern geschaffen. Die gesamte Investitionssumme<br />
beläuft sich auf ca. 54,5 Millionen Euro.<br />
HEIKE HEICKMANN<br />
ist Diplom-Kauffrau<br />
und seit mehr als 13<br />
Jahren bei der Lübecker<br />
Bauverein eG als Leiterin<br />
Unternehmenskommunikation<br />
beschäftigt.<br />
An diesem Standort wurden 36 Prozent öffentlich<br />
geförderte Wohnungen geschaffen. Das Angebot<br />
richtet sich überwiegend an kleine und mittlere<br />
Einkommensschichten. Mit dem umfangreichen Betreuungsangebot<br />
wird den Mitgliedern ein Verbleiben<br />
in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter<br />
ermöglicht.<br />
Es sind keine vertraglichen Verpflichtungen für<br />
Pflegeleistungen mit dem Mietverhältnis verbunden.<br />
Bausteine des Sozialkonzeptes sind die ambulante<br />
Pflege mit Stützpunkt im Quartier, die<br />
Seniorentagespflege und der Nachbarschaftstreff<br />
„Zweites Wohnzimmer“. Komplettiert wird das Angebot<br />
des neuen Quartiers durch ein Servicebüro.<br />
f
22<br />
<strong>VNW</strong><br />
Nicht wegducken!<br />
VON CHRISTOPH KOSTKA<br />
Auch wenn Hamburg für steigende Bau- und Grundstückspreise nicht<br />
verantwortlich ist, hält die Stadt an ihrer ambitionierten und erfolgreichen<br />
Wohnungsbaupolitik fest. Ganz wichtig ist dabei eine verlässliche<br />
Wohnungsbauförderung.<br />
VON DR. DOROTHEE STAPELFELDT<br />
DR. DOROTHEE STAPELFELDT<br />
ist seit April 2015 Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg. Zuvor war die am 12. August 1956 in Hamburg geborene Politikern<br />
1986 bis 2011 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, von 2000 bis 2004 und<br />
erneut kurzzeitig im März 2011 deren Präsidentin. Von März 2011 bis April 2015 war<br />
Stapelfeldt Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung in<br />
Hamburg.
23<br />
Hamburg. Dank des außergewöhnlichen Engagements der Hamburger<br />
Wohnungsbaugenossenschaften und der SAGA sowie der<br />
engen Zusammenarbeit von Wohnungswirtschaft, Politik und Verwaltung<br />
im Bündnis für das Wohnen ist die Wohnungspolitik in<br />
Hamburg seit über zehn Jahren ein Vorbild für ganz Deutschland.<br />
Seit 2011 konnten über 119000 neuen Wohnungen genehmigt<br />
werden, wovon auch bereits rund 85000 fertiggestellt wurden. Ein<br />
Erfolg, der den angespannten Hamburger Wohnungsmarkt entlastet<br />
und vielen tausend Menschen die Gelegenheit gibt, in unserer<br />
Stadt zu leben.<br />
Dem Beispiel Hamburgs folgend hat sich inzwischen auch auf<br />
Bundesebene ein „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ konstituiert.<br />
Dieses Bündnis soll die Grundlage für den Bau von jährlich 100000<br />
öffentlich geförderten Sozialwohnungen und insgesamt 400000<br />
zusätzliche Wohneinheiten jährlich schaffen. Das ist ein klares Ziel<br />
mit Bezug auf die gesellschaftliche Realität in Deutschland.<br />
Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert<br />
Allerdings erleben wir gerade, dass sich die Rahmenbedingungen<br />
zur Erreichung der ambitionierten Wohnungsbauziele sowohl in<br />
Hamburg als auch bundesweit dramatisch verschlechtern. Auf<br />
dem Hamburger Wohngipfel am 28. April <strong>2022</strong> wurden die<br />
wesentlichen Faktoren, die die jetzigen Rahmenbedingungen<br />
in der Bauwirtschaft und auf dem Wohnungsmarkt bestimmen,<br />
deutlich benannt.<br />
Die immer noch nicht vollständig überwundene Pandemie, der<br />
Krieg in der Ukraine, die Entwicklung der Energiepreise, die<br />
Lieferkettenprobleme, exorbitante Kostensteigerungen bei vielen<br />
Baumaterialien, der Rohstoff- und der Fachkräftemangel stellen<br />
Wohnungsunternehmen, Bauwirtschaft und Politik vor gravierende<br />
Herausforderungen. Aus Hamburger Sicht lässt sich dabei feststellen,<br />
dass die maßgeblichen Faktoren weit über unsere Stadt<br />
hinausreichen. Diese Probleme lassen sich auch nicht innerhalb<br />
Hamburgs lösen.<br />
Nicht wegducken<br />
Dennoch: gerade weil diese Faktoren größtenteils außerhalb unseres<br />
Einflussbereichs liegen, dürfen wir uns erst recht dort nicht<br />
wegducken, wo wir Einfluss haben. So hat sich der Senat vorgenommen,<br />
mit der anstehenden Novelle der Hamburgischen<br />
Bauordnung die Genehmigungsverfahren für den Wohnungsbau<br />
noch effizienter zu gestalten. Wie dies gelingen kann, werden wir<br />
in Kürze im fachlichen Austausch beraten.<br />
Und auch die Frage, welche Mittel wir in Hamburg einsetzen<br />
können, um Lieferengpässen und explodierenden Materialpreisen<br />
zum Trotz weiterhin bauen zu können, wollen wir weiterhin im<br />
engen Austausch mit den Partnern im Bündnis für das Wohnen in<br />
Hamburg besprechen.<br />
f
W<br />
md<br />
24 <strong>VNW</strong><br />
„Insgesamt lässt sich festhalten: Die Mitglieder<br />
des <strong>VNW</strong> sind die zentralen Akteure, um die<br />
Herausforderungen auf dem Hamburger<br />
Wohnungsmarkt erfolgreich zu meistern.“<br />
Verlässliche Wohnraumförderung<br />
Wir stehen für verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen für<br />
den Wohnungsneubau in unserer Stadt und für Planungssicherheit.<br />
Der Senat leistet einen wichtigen Beitrag mit den Förderkonditionen<br />
für den geförderten Wohnungsbau und bei der Planung<br />
neuer Stadtentwicklungsgebiete.<br />
Ganz wichtig dabei ist die Planungssicherheit für Investoren<br />
und die Bauindustrie durch die Unabhängigkeit vom Kapitalmarktzins,<br />
die wir im Rahmen unserer verlässlichen Wohnraumförderung<br />
durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank<br />
schaffen.<br />
Mit dem neuen Hamburger Förderbaustein, der „IFB-Basis-<br />
Energieeffizienzförderung“ gewährt die Stadt einen Zuschuss für<br />
das Erreichen des Effizienzhaus 55-Standards in Höhe von 13 500<br />
Euro pro Wohnung, für Wohnungen im EH 40-Standard sind es<br />
15000 Euro.<br />
Finanzierungslücken werden geschlossen<br />
In Kombination mit einem möglichen IFB-Ergänzungsdarlehen<br />
können so Finanzierungslücken für jetzt geplante Sozialwohnungen<br />
geschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass die höheren<br />
Energieeffizienz-Standards in der sozialen Wohnraumförderung<br />
für die Vorhaben, die in diesen Standards geplant wurden,<br />
trotz der wegfallenden KfW-Förderung weiterhin umgesetzt werden<br />
können.<br />
Der Senat sorgt damit weiterhin für eine verlässliche Förderung<br />
von Neubauvorhaben, die nicht nur mehr bezahlbaren<br />
Wohnraum für Hamburg bringen, sondern auch in ambitionierteren<br />
Energieeffizienz-Standards geplant sind. Unser Ziel ist es,<br />
Umplanungen auf niedrigere Standards und den Stopp von geplanten<br />
Bauvorhaben in der sozialen Wohnraumförderung aus<br />
wirtschaftlichen Gründen zu vermeiden.<br />
Gleichzeitig arbeitet der Senat gemeinsam mit den Bezirken<br />
mit Nachdruck weiter an der Flächenmobilisierung und an der<br />
fortgesetzten Schaffung von Planrecht. Wir werden als Stadt auch<br />
künftig angebotsfähig sein, das heißt: Wir werden die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen für guten Wohnungsbau setzen.<br />
Wobei der in jüngerer Zeit leider zu beobachtende, eklatante<br />
Anstieg der Bodenpreise das Bauen und damit das Wohnen in<br />
ganz Deutschland vielfach deutlich verteuert. Eine der wichtigsten<br />
Aufgabe in Berlin wie auch hier in Hamburg wird es sein, durch<br />
eine nachhaltige Bodenpolitik gegenzusteuern, um eine Preisentwicklung<br />
ins Uferlose zu verhindern.<br />
Große Stadtentwicklungsgebiete haben Priorität<br />
Priorität für eine sozial ausgewogene und klimafreundliche<br />
Entwicklung haben selbstverständlich die großen Stadtentwicklungsgebiete,<br />
die innerstädtischen Entwicklungspotenziale sowie<br />
mittel- und langfristig die Entwicklung der Magistralen mit ihrem<br />
enormen Potenzial zum Wohnen und Arbeiten.<br />
Die Zielbotschaft „Mehr Stadt in der Stadt“ bleibt der zentrale<br />
Maßstab unserer Innenentwicklung. Potenziale für das Wohnen<br />
bieten sich dabei an vielen Stellen und bereichern in der Regel die<br />
urbane Landschaft der Stadt und ihre Quartiere.<br />
Auch dabei leisten die Wohnungsbaugenossenschaften und<br />
die SAGA einen wichtigen Beitrag durch das Erschließen vorhandener<br />
Innenentwicklungspotenziale. Dafür bin ich sehr dankbar,<br />
denn bezahlbares Wohnen in unserer Stadt in ausreichender Anzahl<br />
bereitzustellen ist eine zentrale soziale Aufgabe.<br />
Insgesamt lässt sich festhalten: Die Mitglieder des <strong>VNW</strong><br />
sind die zentralen Akteure, um die Herausforderungen auf dem<br />
Hamburger Wohnungsmarkt erfolgreich zu meistern. Ihnen und<br />
allen weiteren Partnern im Bündnis für das Wohnen in Hamburg<br />
danke ich dafür, dass sie gemeinsam mit dem Senat den Weg der<br />
sozialen Wohnungspolitik, der urbanen Quartiersentwicklung,<br />
der weitsichtigen Stadtentwicklung, der Digitalisierung in Bauleitplanung<br />
und Baugenehmigung, des Klimaschutzes sowie des<br />
Erhalts des baukulturellen Erbes so konsequent und erfolgreich<br />
auch in schwierigeren Zeiten beschreiten. h<br />
„Die Zielbotschaft<br />
,Mehr Stadt in der Stadt'<br />
bleibt der zentrale Maßstab<br />
unserer Innenentwicklung.“
Anzeige<br />
ir<br />
achen<br />
as<br />
Glasfaser-Innenhausverkabelung<br />
für Ihr Mehrfamilienhaus.<br />
Wir verlegen Glasfaser bis in jede Wohnung.<br />
Schnell und zuverlässig mit unserem Angebot<br />
über das Glasfaserbereitstellungsentgelt.<br />
Jetzt Beratung vereinbaren unter<br />
immo@tng.de oder 0431 7097 2672
26 <strong>VNW</strong><br />
„Viele stecken<br />
schon im<br />
Berufsleben“<br />
Seit mehr als zwölf Jahren gibt es am<br />
Standort des <strong>VNW</strong> in Hamburg ein<br />
EBZ-Studienzentrum. Die Corona-<br />
Pandemie hat das Interesse an einem<br />
Studium in der Nähe von Wohn- und<br />
Arbeitsplatz verstärkt. Das <strong>VNW</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> sprach mit Campusleiter<br />
Roland Keich.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
Roland Keich ist akademischer Campusleiter<br />
der EBZ Business School Campus Hamburg.<br />
magazin: Warum braucht es einen EBZ-Campus in Hamburg?<br />
Roland Keich: Das Europäische Bildungszentrum der Wohnungs-<br />
und Immobilienwirtschaft (EBZ) wird auf Bundesebene<br />
von den wohnwirtschaftlichen Verbänden über eine Stiftung<br />
getragen und ist im Norden sehr eng mit dem Verband norddeutscher<br />
Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>) verbunden. Wir<br />
haben bereits vor zwölf Jahren erkannt, dass es aufgrund der<br />
Nähe zur Wohnungswirtschaft sinnvoll ist, hier ein Studienzentrum<br />
zu entwickeln.<br />
magazin: Was heißt „besondere Nähe“ zur Wohnungswirtschaft?<br />
Keich: Es gibt in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-<br />
Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und<br />
Bremen viele Wohnungsunternehmen, von denen eine Reihe<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am traditionellen EBZ-<br />
Bildungszentrum in Bochum ihr Studium absolvierten. Da lag<br />
es nah, im Norden Flagge zu zeigen und einen Studienort zu<br />
schaffen.
27<br />
magazin: Ist der Hamburger Abschluss eines Studiums der Immobilienwirtschaft<br />
mit dem Bochumer Abschluss vergleichbar?<br />
Keich: Unbedingt. Die Abschlüsse sind gleichwertig, die<br />
Professorinnen und Professoren reisen übrigens alle nach<br />
Hamburg. Bochum ist der Hochschulsitz. In Hamburg können<br />
Studentinnen und Studenten aus Norddeutschland in<br />
Präsenz studieren.<br />
magazin: Reicht Bochum als Studienstandort nicht aus?<br />
Keich: Für Menschen, die berufsbegleitend studieren,<br />
ist es einfacher und besser, in Hamburg einen Studienort<br />
zu haben. Zudem können wir mehr junge Leute für ein<br />
Studium interessieren, wenn das Angebot möglichst nah<br />
vor Ort besteht. „Unsere“ Studentinnen und Studenten<br />
gehen überwiegend einem gewöhnlichen Beruf mit all<br />
seinen alltäglichen Erfordernissen nach. Viele sind deshalb<br />
ganz froh, beispielsweise Fahrzeiten zu reduzieren.<br />
magazin: Wodurch unterscheiden sich Bochum und Hamburg?<br />
Keich: Wie gesagt: An beiden Orten kann man Immobilienwirtschaft<br />
studieren und einen Abschluss erlangen.<br />
In Bochum hat sich mehr das Vollzeitstudium etabliert, in<br />
Hamburg das berufsbegleitende Studium. Es zeigt sich<br />
außerdem zunehmend, dass junge Menschen gern montags<br />
bis donnerstags „Freiraum“ für Arbeit, Lernen oder<br />
andere Aktivitäten haben wollen und das Wochenende,<br />
also Freitag und Sonnabend, ihrem Studium widmen, da<br />
erweitert sich unser Interessentenkreis aus der #NextGen.<br />
magazin: Wodurch unterscheiden sich die Studentinnen und Studenten<br />
in Bochum und Hamburg?<br />
Keich: Der Standort Bochum ist durch ein klassisches<br />
Campusleben mit vielen Studentinnen und Studenten<br />
geprägt. Es gibt mehrere Unigebäude, eine Mensa, eine<br />
große Bibliothek plus die EBZ-Akademie und die InWIS als<br />
Forschungsinstitut. Das „klassische“ Campusstudium von<br />
montags bis freitags spricht vor allem Abiturienten an, die<br />
gerade die Schule beendet haben und am Anfang ihres<br />
Berufslebens stehen. In Hamburg stecken viele unserer<br />
Studentinnen und Studenten schon im Berufsleben, haben<br />
Familie, befinden sich also in einer anderen Lebensphase.<br />
magazin: Welches Modell hat eine Zukunft?<br />
Keich: Vermutlich beide Modelle. Allerdings erleben wir<br />
auf Bildungsmessen vermehrt, dass junge Menschen gezielt<br />
nach dem „Hamburger“ Modell fragen. Sie wollen<br />
zwar an einer Immobilienhochschule studieren, aber schon<br />
während des Studiums praktische Erfahrungen sammeln.<br />
Das aber geht am besten in einem Unternehmen, dazu<br />
bauen wir auch die Kooperation mit Unternehmen aus,<br />
was für diese wiederum unter Recruitingaspekten hoch<br />
interessant ist.<br />
Keich: Wir haben Vollzeitstudentinnen und Vollzeitstudenten,<br />
die noch nie den Campus besucht haben.<br />
Während der Pandemie wurde überwiegend Onlinelehre<br />
angeboten. Sie müssen ein Campusleben erst einmal entdecken.<br />
magazin: Kommen die Studenten jetzt, also nach der Pandemie,<br />
zurück?<br />
Keich: Lehre und Wissenschaft hängen stark mit dem Dialog<br />
von Menschen zusammen. Die Präsenzlehre in den<br />
Räumen, also der Austausch untereinander, ist das Fundament.<br />
Andererseits sind die Menschen immer digitaler<br />
geworden. Moderne Studenten erwarten neben dem Präsenzunterricht<br />
digitale Angebote.<br />
magazin: Wie bekommen Sie diesen Spagat hin?<br />
Keich: Unser Präsenzunterricht wird zugleich live gestreamt.<br />
Die Studentin und der Student können entscheiden,<br />
ob sie zum Beispiel am Freitagnachmittag hier nach<br />
Hamburg-Langenhorn in den Seminarraum kommen oder<br />
ob sie die Vorlesung – von wo auch immer – am Computer<br />
verfolgen.<br />
magazin: Funktioniert das?<br />
Keich: Das entscheiden die Studentinnen und Studenten<br />
selbst. Aber eines ist natürlich klar: eine Teilnahme am Präsenzunterricht<br />
ist unmittelbarer. Sie können ihre Nachbarin<br />
und ihren Nachbarn direkt ansprechen und die Dozenten<br />
bzw. Dozentinnen viel konkreter erleben. Wenn man eine<br />
Vorlesung am Computer verfolgt, ist man eher Zuschauer<br />
und Zuhörer. Dennoch halte ich die „Präsenz+“-Vorlesung<br />
für den richtigen Weg.<br />
magazin: Warum?<br />
Keich: Die Onlineteilnahme ist eine angenehme „Rückfalloption“<br />
für jene, die nicht vor Ort dabei sein können<br />
– vielleicht, weil sie wegen irgendetwas auf der Arbeit<br />
daran gehindert wurden. Wir ermöglichen zudem ein größeres<br />
Maß an Flexibilität. Ein Student kann beispielsweise<br />
sagen, er schaffe es am Freitag nicht, werde aber am<br />
Sonnabend bei der Vorlesung in Hamburg dabei sein. Am<br />
Ende kommt es darauf an, dass wir unseren Studentinnen<br />
und Studenten die besten Möglichkeiten bieten, Wissen<br />
zu erwerben.<br />
f<br />
magazin: Wie viele Studentinnen und Studenten zählen Sie derzeit<br />
in Hamburg?<br />
Keich: Rund 100. Das schwankt immer ein wenig. Insgesamt<br />
studieren an der EBZ rund 1200 Menschen.<br />
magazin: Wie hat sich das Studium infolge der Corona-Pandemie<br />
verändert?
28 <strong>VNW</strong><br />
magazin: Als Student muss ich vorher nicht Bescheid geben?<br />
Keich: Alle Beteiligten lernen noch, wie man mit den verschiedenen<br />
Formaten umgeht. Wenn ein Kurs wünscht,<br />
dass eine spezielle Vorlesung ausschließlich online stattfinden<br />
soll, dann organisieren wir das. Andererseits erleben<br />
wir auch, dass die Studentinnen und Studenten sagen,<br />
nein, für diese Vorlesung und für dieses Seminar wollen<br />
wir uns im Studienzentrum treffen.<br />
magazin: Online bedeutet also, dass eine Vorlesung gestreamt<br />
wird?<br />
Keich: Das wäre in der Tat zu wenig. „Online“ heißt auch,<br />
dass alle Bildungsinhalte digital in unserem System vorliegen<br />
und jede Studentin und jeder Student darauf zugreifen<br />
kann und die Organisation des Studiums in unserem<br />
System EMMI erfolgt. Zudem ist das EBZ nicht nur<br />
Vorlesungslieferant, sondern ermöglicht den Austausch<br />
von Wissen – und zwar in unterschiedlichen Formaten<br />
bis hin zum digitalen Kaminabend. Unsere Studentinnen<br />
und Studenten können beispielsweise auch losgelöst von<br />
klassischen Sprechzeiten ihre Dozenten kontaktieren – per<br />
Videocall oder über die Chatfunktion. Das geht natürlich<br />
auch untereinander, beispielsweise bei der Bildung von<br />
Lerngruppen im Internet.<br />
magazin: Was ist das Besondere am EBZ-Campus Hamburg?<br />
Keich: Sicherlich die Nähe zu den Unternehmen. Viele<br />
Studentinnen und Studenten arbeiten und bringen praktische<br />
Erfahrungen ein. Das ist manchmal auch für die<br />
Professoren herausfordernd. Zudem ist der EBZ-Campus<br />
Hamburg überschaubar klein und ermöglicht so Nähe zur<br />
Verwaltung und zu den Dozenten. Es gibt hier weniger<br />
Anonymität. Pro Kurs zählen wir zwischen zehn und 20<br />
Studentinnen und Studenten. Das fördert den direkten<br />
Kontakt untereinander.<br />
magazin: Reicht das Engagement der Unternehmen für den<br />
Campus Hamburg?<br />
Keich: Durch die Förderung von 28 Unternehmen haben<br />
wir hier neu eine Stiftungsprofessur Wohnungswirtschaft<br />
und die akademische Campusleitung, auch mit kräftiger<br />
Unterstützung vom <strong>VNW</strong>. Hinzu kommt ein starker Bezug<br />
zum Alltag von Wohnungsunternehmen. Natürlich wünsche<br />
ich mir, dass gestandene Führungskräfte häufiger als<br />
bisher am Hamburg-Campus auftreten, beispielsweise mit<br />
einem Gastvortrag – oder dass unsere Seminargruppen<br />
häufiger Unternehmen besuchen und Projekte besichtigen<br />
können. Das hat Corona erschwert, ist aber jetzt wieder<br />
möglich und wir starten hierzu den Dialog mit der Immobilienwirtschaft.<br />
magazin: Wie kommt der Umbau des Hamburger EBZ-Campus<br />
voran?<br />
Keich: Wir sind natürlich an das bestehende Gebäude<br />
gebunden, haben aber die Seminarräume u.a. frisch gestrichen.<br />
Veränderung soll auch sichtbar werden. Entscheidend<br />
wird sein, ob es uns gelingt, den Campus zu einem<br />
Ort des Dialogs und des Zusammenkommens zu machen.<br />
Ein Vorlesungsraum muss mehr sein als ein Beamer und<br />
ein Schreibtisch. Wir haben – natürlich im Rahmen des<br />
Möglichen – einen Raum für Begegnung geschaffen, mit<br />
Fußballkicker, gemütlichen Stühlen und der Möglichkeit,<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
magazin: Was ändert sich in diesem Jahr an der Lehre in Hamburg?<br />
Keich: Zum Wintersemester starten zwei neue Studiengänge:<br />
der Bachelorstudiengang „Digitalisierung und<br />
Immobilienmanagement“ und der Masterstudiengang<br />
„Projektentwicklung“. Damit werden in Hamburg – zusammen<br />
mit dem Bachelor- und Masterstudiengang „Real<br />
Estate Management“ – vier Studiengänge angeboten.<br />
magazin: Studium ist das eine, das Studentenleben das andere …<br />
Keich: Wir sind bescheiden und werden sicher dem Campusleben<br />
in Bochum keine Konkurrenz machen. Aber wir<br />
planen integrierte Formate wie beispielsweise „Pizza und<br />
Diskussion“. Einmal im Monat, an einem Sonnabend,<br />
nutzen wir die Mittagspause, laden einen interessanten<br />
Gesprächspartner ein und spendieren Pizza. Wir hoffen,<br />
dass die Studentinnen und Studenten, losgelöst von den<br />
Seminaren, direkt mit Praktikern und Experten aus der<br />
Wohnungswirtschaft ins Gespräch kommen. Im Winter ist<br />
Fußball-WM, da lässt sich bestimmt ein Fußballkickerturnier<br />
ins Leben rufen, gern mit den Unternehmen und dem<br />
<strong>VNW</strong> zusammen. Generell wünsche ich mir, dass wir nach<br />
der Lockdownzeit der Corona-Pandemie wieder mehr am<br />
Campus zusammenkommen. Ideen sind da von allen herzlich<br />
willkommen. h
Anzeigen<br />
29<br />
NEXT GENERATION<br />
KEYLESS. NOW.<br />
Digital Cylinder AX<br />
The finest in keyless security<br />
INTERESSIERT?<br />
RUFEN SIE AN<br />
089 99 22 8 - 555<br />
www.simons-voss.com I ax.simons-voss.com<br />
Große Aufgaben nachhaltig gelöst<br />
Kompakt, einfach installiert und in Kaskade bis zu 150 kW Leistung<br />
Luft-Wasser-Wärmepumpe<br />
Compress 5000 AW:<br />
▶ Die nachhaltige Lösung für<br />
Mehrfamilienhäuser und Gewerbe<br />
Bis zu<br />
45%<br />
Förderung<br />
möglich!<br />
▶ Geringe Stellfläche und<br />
einfache Installation<br />
▶ Einfache Modernisierung<br />
Vorlauftemperatur von 65 ℃<br />
▶ Schalloptimiert für den<br />
Einsatz in Wohngebieten<br />
▶ Erstklassige Zugänglichkeit<br />
bei Wartung und Service<br />
Bosch kann Heizungs-Power!<br />
www.bosch-einfach-heizen.de<br />
Noch Fragen: bit.ly/bosch-wowi1 oder QR-Code scannen:
30<br />
<strong>VNW</strong><br />
Garant<br />
des bezahlbaren Wohnens<br />
Selten war es schwieriger als heute, bezahlbaren Wohnraum anzubieten.<br />
Die Hamburger <strong>VNW</strong>-Unternehmen stemmen sich gegen explodierende<br />
Bau- und Bodenpreise und stehen für das bezahlbare Wohnen. Noch.<br />
Hamburg. Mieterinnen und Mieter bei einem Hamburger <strong>VNW</strong>-<br />
Wohnungsunternehmen mussten im vergangenen Jahr im Durchschnitt<br />
eine monatliche Nettokaltmiete von 7,03 Euro pro Quadratmeter<br />
bezahlen. Gegenüber 2020 ist das ein Anstieg um 1,07<br />
Prozent (rund sieben Cent pro Quadratmeter).<br />
Damit liegt der Anstieg deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate<br />
von 3,1 Prozent und die Durchschnittsmiete mehr<br />
als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels.<br />
Dieser betrug im vergangenen Jahr 9,29 Euro pro Quadratmeter.<br />
Bei öffentlich geförderten Wohnungen, die von <strong>VNW</strong>-<br />
Unternehmen angeboten wurden, stieg die Durchschnittsmiete<br />
im Vergleich zu 2020 um 1,85 Prozent auf 6,36 Euro. Bei den frei<br />
finanzierten Wohnungen stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete<br />
um 0,24 Prozent auf 7,23 Euro pro Quadratmeter.<br />
Das ergab die jährliche Umfrage unter Hamburger <strong>VNW</strong>-<br />
Mitgliedsunternehmen. Dem Verband gehören in der Hansestadt<br />
derzeit 51 Wohnungsgenossenschaften und 17 am Gemeinwohl<br />
orientierte Wohnungsgesellschaften an. Sie verwalten rund<br />
302000 Wohnungen (+ 0,6 Prozent gegenüber 2020). Das sind<br />
43 Prozent aller Mietwohnungen in der Hansestadt.<br />
Insgesamt investierten die <strong>VNW</strong>-Unternehmen 2021 rund<br />
1,445 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die<br />
Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren rund<br />
18,6 Prozent mehr als im Jahr 2020. Für den Bau von Wohnungen<br />
wurden rund 732 Millionen Euro (+ 16 Prozent) ausgegeben.<br />
50,7 Prozent aller Investitionen der <strong>VNW</strong>-Unternehmen flossen in<br />
den Neubau.<br />
Insgesamt übergaben die <strong>VNW</strong>-Unternehmen im vergangenen<br />
Jahr für 2 243 Wohnungen die Schlüssel. 2020 waren es<br />
2475. Die Zahl der Baubeginne sank von 2602 (2020) auf 1991<br />
im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr<br />
400 Wohnungen von <strong>VNW</strong>-Unternehmen abgerissen.<br />
Fast zwei Drittel der fertiggestellten Wohnungen – 64 Prozent<br />
– wurden öffentlich gefördert. Gegenüber dem Jahr 2020<br />
sank dieser Anteil um fünf Prozentpunkte. Bei den Baubeginnen<br />
stieg dagegen der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen von<br />
55 Prozent (2020) auf 76 Prozent (2021).<br />
Die Fluktuationsquote ist weiter gesunken – und zwar von<br />
6,5 Prozent (2020) auf 6,2 Prozent im vergangenen Jahr.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner bewertet die Zahlen<br />
wie folgt:<br />
„Die <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen bleiben auch in schwieriger<br />
Zeit der Garant des bezahlbaren Wohnens in Hamburg. Bei ihnen<br />
liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete mehr als zwei Euro<br />
unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Zudem lag der<br />
Anstieg der Mieten bei Hamburgs sozialen Vermietern mit 0,83<br />
Prozent deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von<br />
3,1 Prozent.<br />
Das Gewicht dieser Zahlen wird durch die Tatsache erhöht,<br />
dass die Unternehmen mit einem beispiellosen Anstieg von Bauund<br />
Grundstückspreisen konfrontiert sind. Das stellt die Errichtung<br />
und Unterhaltung bezahlbarer Wohnungen grundsätzlich<br />
infrage. Wer Spitzenmieten nehmen kann, kann Preissteigerungen<br />
verkraften. <strong>VNW</strong>-Unternehmen, die sich dem bezahlbaren<br />
Wohnen verpflichtet fühlen, können das nicht. Die Folge: Sie werden<br />
gar nicht mehr oder deutlich weniger bauen.<br />
Die Befragung der <strong>VNW</strong>-Unternehmen fand vor dem Chaos<br />
bei der KfW-Förderung und dem Krieg in der Ukraine statt. Deshalb<br />
gehe ich davon aus, dass die dort geäußerten Erwartungen<br />
sich nicht erfüllen lassen. Das, was gerade gebaut wird, wird<br />
sicher zu Ende gebaut. Beim Neubau allerdings sehe ich schwarz.<br />
Ursprünglich dafür geplante Gelder werden die Unternehmen<br />
in die Modernisierung und Sanierung von Wohnungsbeständen<br />
stecken.“<br />
Marko Lohmann, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-Landesverbands<br />
und Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft<br />
Bergedorf-Bille eG sagt: „Genossenschaften und am Gemeinwohl<br />
orientierte Gesellschaften geht es nicht um den ‚schnellen<br />
Euro‘. Wenn sie Wohnungen bauen oder modernisieren, denken<br />
sie in Jahrzehnten. Deshalb achten sie bei allen Arbeiten auf hohe<br />
Qualität. Diese hat ihren Preis. Auch in der Wohnungswirtschaft<br />
gilt der Satz: ‚Wer billig kauft, kauft letzten Endes teuer.‘<br />
Die Verabredungen von SPD und Grünen, öffentliche Grundstücke<br />
vorrangig im Wege des Erbbaurechts zu vergeben und in<br />
einigen Quartieren einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen<br />
pro Wohnungsbauprojekt vorzuschreiben, sind zusätzliche Hürden<br />
beim Neubau bezahlbarer Wohnungen. Die Folge: Im vergangenen<br />
Jahr haben die Genossenschaften lediglich ein öffentliches<br />
Grundstück von der Stadt in Erbpacht übernommen.“ h
31<br />
Netto-Kaltmiete<br />
1,9<br />
%<br />
Durchschnittliche Netto-Kaltmiete in Euro/qm,<br />
nach finanzieller Förderung,<br />
(Anstieg 2021 gegenüber 2020 in Prozent)<br />
6,68<br />
6,24<br />
6,82<br />
6,95<br />
7,03<br />
(+1%)<br />
6,03<br />
6,21 6,08<br />
6,23<br />
6,36<br />
(+2%)<br />
6,85 6,92<br />
7,05<br />
7,19<br />
7,23<br />
(+0,5%)<br />
6,00<br />
Euro/qm<br />
5,00<br />
4,00<br />
GESAMT<br />
ÖFFENTLICH GEFÖRDERT<br />
FREI FINANZIERT<br />
3,00<br />
2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021<br />
Wohnungsbestand<br />
insgesamt, 2017–2021<br />
302.064<br />
Investitionen<br />
Investitionsvolumen in Millionen Euro<br />
(Investitionsanteile in Prozent)<br />
1445,5<br />
300.000<br />
Wohnungen<br />
300.247<br />
Insgesamt<br />
Neubau<br />
Instandhaltung<br />
Modernisierung<br />
1375,9<br />
1145,0<br />
1218,1<br />
1140,2<br />
295.000<br />
1000<br />
945,8<br />
290.000<br />
289.385<br />
290.495<br />
566,7 574,4<br />
(49,5) (50,4)<br />
614,5<br />
(50,4)<br />
732,4 730,4<br />
(50,7) (53,1)<br />
285.000<br />
281.725<br />
280.000<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
2020<br />
2021<br />
500<br />
0<br />
429,5<br />
(45,4%)<br />
343,2<br />
(36,3)<br />
200,7<br />
(21,2)<br />
2017<br />
313,9<br />
(27,4)<br />
266,9<br />
(23,3)<br />
2018<br />
346,7<br />
(30,4)<br />
219,0<br />
(19,2)<br />
2019<br />
356,2 366,5<br />
(29,2) (25,4)<br />
185,2<br />
(15,2)<br />
2020<br />
346,6<br />
(24,0)<br />
2021<br />
355,9<br />
(25,9)<br />
289,6<br />
(21,0)<br />
Zahlen gerundet<br />
<strong>2022</strong><br />
Prognose<br />
f
32 <strong>VNW</strong><br />
Bautätigkeit<br />
Anzahl Wohneinheiten<br />
7451<br />
7693<br />
8152<br />
8523<br />
6000<br />
Wohneinheiten<br />
Modernisierung<br />
Neubau/Baubeginne<br />
Neubau/Fertigstellung<br />
Abriss<br />
6312<br />
4000<br />
3372<br />
2000<br />
1465<br />
3244 3344<br />
2112<br />
2408<br />
2602<br />
2475<br />
2243<br />
2781<br />
1991 1853<br />
460 348 408 356 400 374<br />
0<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
2020<br />
2021<br />
<strong>2022</strong><br />
Prognose<br />
Anteile der öffentlich geförderten Wohnungen<br />
im Neubau<br />
Anteile (%)<br />
76% 73 69 64 71<br />
öffentlich<br />
gefördert<br />
frei finanziert<br />
2018 2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />
Prognose<br />
19% 27 29 36 27<br />
Anteile der öffentlich geförderten Wohnungen<br />
bei den Baubeginnen<br />
Anteile (%)<br />
65% 71 55 76 74<br />
öffentlich<br />
gefördert<br />
frei finanziert<br />
2018 2019 2020 2021<br />
<strong>2022</strong><br />
Prognose<br />
35% 28 45 18 27<br />
Fluktuation<br />
Anteile (%)<br />
6,8% 6,5 7,2 6,5 6,2<br />
2017 2018 2019 2020 2021
Anzeige<br />
Anzeige Anzeige<br />
Neue<br />
Perspektiven für<br />
vorhandenen<br />
Wohnraum.<br />
Leerstand vermeiden, neue Bindung schaffen: Mit dem Erwerb von Miet- und Belegungsbindungen<br />
sichern Sie bezahlbare Mietpreise für die Zukunft und übernehmen soziale Verantwortung. Jetzt<br />
Zuschuss sichern und beraten lassen: wohnen.nbank.de
34 <strong>VNW</strong><br />
Die Visualisierung zeigt die sieben neuen Gebäude des Projekts „Luisenhof“ der mgf zwischen dem historischen Bestand (grau).<br />
Am oberen Rand ist die Erlöserkirche, ein wichtiger Mittelpunkt der Gartenstadt, zu sehen.<br />
Erbbaurecht als Teil<br />
der Lösung<br />
Die mgf Gartenstadt Farmsen eG Mieter- und Wohnungsbaugenossenschaft<br />
baut 275 Wohnungen ohne eigenes Kapital.<br />
Das Erbbaurecht spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />
Hamburg. Seit dem Jahr 2019 entstehen im Projekt „Luisenhof“<br />
auf dem südlichen, nicht denkmalgeschützten Teil der Gartenstadt<br />
Farmsen im Stadtteil Wandsbek sieben Gebäude. Bis auf<br />
zwei der Neubauten werden die Gebäude auf der Fläche von fünf<br />
mittlerweile abgerissenen Mehrfamilienhäusern – 60 Wohnungen<br />
aus den 1950er Jahren – errichtet.<br />
Was die Nachverdichtung im Eigentum der mgf so besonders<br />
macht, ist die finanzielle und die eigentumsrechtliche Konstruktion.<br />
Geschichtlicher Hintergrund d ist die Anpachtung eines zuvor<br />
von der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) erworbenen ehemaligen<br />
Bestands der Neuen Heimat im Jahr 1992 durch die mgf.<br />
Dieser Selbstverwaltung war ein langjähriger Kampf der mgf als<br />
Mieterinitiative vorausgegangen.<br />
Bauen ohne eigenes Kapital<br />
Die Finanzierung des Projektbudgets von 51 Millionen Euro fußt<br />
auf zwei Säulen: Einem Förderkredit der Hamburgischen Investitions-und<br />
Förderbank (IFB), die die Wohnungen komplett im<br />
ersten Förderweg finanziert. Zudem gibt es einen Förderkredit<br />
der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), für die im Effizienz-
35<br />
hausstandard KfW 40 erstellten Gebäude. Der 20-prozentige<br />
Tilgungszuschuss des KfW-Darlehens sowie der Förderanteil des<br />
IFB-Kredites bilden das nötige Eigenkapital in Höhe von rund zehn<br />
Millionen Euro.<br />
Als Treuhänderin der FHH verfügt die mgf über keine eigenen<br />
Grundstücke. „Um das Projekt ‚Luisenhof‘ rechtlich und finanziell<br />
abzusichern, wurden die Neubauten mit einem Erbbaurechtsvertrag<br />
zwischen der mgf und der FHH ausgestattet“, sagt Matthias<br />
Diekhöner, der Vorstandsvorsitzende der mgf. Dazu wurden vier<br />
Flächen aus dem Treuhandensemble „herausgeschnitten“ und in<br />
einem Erbbaurechtsvertrag über 75 Jahre gebündelt.<br />
„Für uns als mgf ist es eine riesige Chance, vor der eigenen<br />
Haustür und im eigenen Vermögen zu bauen. Damit sind wir nicht<br />
länger nur Verwalter der Gartenstadt Farmsen, sondern gehen die<br />
ersten Schritte der Eigenständigkeit und der wirtschaftlichen Unabhängigkeit.<br />
Auch wenn wir am Ende der Laufzeit die Grundstücke<br />
wahrscheinlich drei Mal bezahlt haben“, betont Matthias<br />
Diekhöner.<br />
In der Branche weist das Motto „Lieber<br />
kaufen, statt pachten“ dem Erbbaurecht<br />
eine untergeordnete Rolle<br />
zu. Die Konstruktion kann trotzdem<br />
attraktiv sein. „Das Erbbaurecht von<br />
1919 ist auch 100 Jahre später für Unternehmen<br />
wie unseres die Blaupause,<br />
überhaupt bezahlbaren Wohnraum<br />
schaffen zu können“, sagt Matthias<br />
Diekhöner.<br />
Attraktive Wohnungen für unterschiedliche<br />
Lebenssituationen<br />
Die 1 bis 5-Zimmerw-Wohnungen, die bis Anfang des Jahres<br />
2024 fertiggestellt werden, bieten den Mitgliedern der mgf auf<br />
Wunsch die Möglichkeit, in gewohnter Umgebung in altersgerechte<br />
und barrierefreie Wohnungen umzuziehen. „Die hellen<br />
und durchgehend mit Fahrstühlen sowie Balkonen, Loggien oder<br />
Terrassen ausgestatteten Neubauwohnungen erweitern unser<br />
Portfolio enorm“, hebt Diekhöner hervor.<br />
Die Nettokaltmiete wird 6,70 Euro pro Quadratmeter betragen<br />
und alle zwei Jahre um 20 Cent pro Quadratmeter steigen.<br />
Die grüne Umgebung mit dem alten Baumbestand und die günstige<br />
Lage – es dauert lediglich 20 Minuten von der nahegelegenen<br />
U-Bahnstation bis zum Hamburger Hauptbahnhof – macht<br />
die neu gebauten Wohnungen für viele Wohnungssuchende in<br />
der Hansestadt zusätzlich attraktiv. Auch ohne nennenswerte<br />
Werbung ist die Nachfrage größer als das Angebot.<br />
Die Konversionsquote für Umzüge innerhalb der Genossenschaft<br />
ist auf 15 Prozent des Neubestands beschränkt. „Wir öffnen<br />
uns bewusst für neue Mitglieder: jüngere und ältere Menschen,<br />
Alleinstehende, Paare, Menschen mit Behinderung und<br />
Familien in Hamburg und führen das Unternehmen auf eine neue<br />
Ebene“, betont Matthias Diekhöner. h<br />
Einst ein Teil der Neuen Heimat<br />
Die Gartenstadt Farmsen entstand von 1953 bis 1958 als<br />
eines der ersten Projekte der Neuen Heimat, der damaligen<br />
Wohnungsbaugesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
(DGB). Die nach Plänen des Architekten<br />
Hans Bernhard Reichow errichtete Anlage folgt den<br />
Ideen der Gartenstadtbewegung.<br />
Überwiegend als Schleifen ohne Durchgangsverkehr<br />
angelegte Straßen und große Grünflächen zwischen den<br />
rund 2500 Wohnungen boten schon damals den rund<br />
10000 Menschen attraktiven und bezahlbaren Wohnraum<br />
mitten in der Großstadt.<br />
Im Zuge des Konkurses der Neuen Heimat sollte die 50<br />
Hektar umfassende grüne Oase 1985 privatwirtschaftlich<br />
verkauft werden. Die mgf gründete sich zunächst<br />
als Verein, um den Verkauf abzuwenden. Nach sieben<br />
Jahren politischen Kampfes konnte die mgf dann in der<br />
Rechtsform der Genossenschaft im Jahr 1992 die im selben<br />
Jahr von der FHH erworbene Gartenstadt von der<br />
FHH pachten.<br />
Seit dem Jahr 2018 verwaltet die mgf die teilweise<br />
unter Denkmalschutz stehenden Wohnungen nicht<br />
mehr im Rahmen eines Pachtverhältnisses, sondern als<br />
Treuhänderin. Zudem entstanden im Jahr 2018 die ersten<br />
58 Wohnungen im eigenen Vermögen.
36 <strong>VNW</strong><br />
Anmietkosten für Rauchwarnmelder<br />
sind nicht umlagefähig<br />
Nun also endgültig. Der Bundesgerichtshof entscheidet eine Frage,<br />
die über viele Jahre streitig war.<br />
VON DR. KAI MEDIGER<br />
Hamburg. In der Rechtsprechung und Fachliteratur war es lange<br />
Zeit streitig, ob und inwiefern die Kosten für die Anmietung von<br />
Rauchwarnmeldern als Betriebskosten auf den Mieter umlagefähig<br />
sind.<br />
Während vor einigen Jahren das LG Magdeburg (Urteil vom<br />
27. September 2011 - 1 S 171/11) und das AG Hamburg-Altona<br />
(Urteil vom 3. Mai 2013 - 318a C 337/12) Anmietkosten für<br />
Rauchwarnmelder noch als „sonstige“ Betriebskosten gemäß<br />
§ 2 Nr. 17 BetrKV für grundsätzlich umlagefähig ansahen, hat sich<br />
in der instanzgerichtlichen Rechtsprechung und der Fachliteratur<br />
seit einigen Jahren auf breiter Front die Rechtsauffassung durchgesetzt,<br />
dass Anmietkosten für Rauchwarnmelder nicht (auch<br />
nicht als „sonstige“ Betriebskosten) umlagefähig sind (so z.B. LG<br />
Düsseldorf, Urteil vom 6. April 2020 - 21 S 52/19; LG Hagen,<br />
Urteil vom 4. März 2016 - 1 S 198/15; AG Dortmund, Urteil vom<br />
30. Januar 2017 - 423 C 8482/16; AG Hamburg-Wandsbek,<br />
Urteil vom 4. Dezember 2013 - 715 C 283/13; Zehelein, in: Münchener<br />
Kommentar zum BGB, 8. Auflage 2020, § 2 BetrKV, Randnummer<br />
79).<br />
Eine Entscheidung des BGH zu dieser Rechtsfrage gab es bis vor<br />
Kurzem zwar noch nicht. Die Rechtsauffassung, dass die Anmietkosten<br />
für Rauchwarnmelder nicht als Betriebskosten umlagefähig<br />
sind, ist jedoch rechtlich plausibel und nachvollziehbar. Wir<br />
haben daher auch beim letzten „Norddeutschen Mietrechtstag“<br />
am 8. November 2021 in Lübeck auf diese in der Rechtsprechung<br />
und Fachliteratur bereits zu dem Zeitpunkt vorherrschende Tendenz<br />
hingewiesen.<br />
Das Problem liegt dabei auf den Punkt gebracht darin, dass die<br />
Kosten für die Anmietung von Rauchwarnmeldern – anders als<br />
z.B. die Kosten für die Anmietung von Kaltwasserzählern (§ 2 Nr.<br />
2 BetrKV), für Geräte zur Wärmeerfassung (§ 2 Nr. 4a BetrKV) und<br />
für Warmwasserzähler (§ 2 Nr. Nr. 5a i.V. mit 2 BetrKV) – gerade<br />
nicht im Katalog der umlagefähigen Betriebskosten ausdrücklich<br />
aufgeführt sind. Kosten, die nicht in diesem Katalog aufgeführt<br />
sind, können aber allenfalls als sogenannte sonstige Betriebskosten<br />
gemäß § 2 Nr. 17 BetrKV umgelegt werden. Das ist jedoch<br />
nur bei Vorliegen enger Voraussetzungen möglich, die nach dem<br />
BGH bei Anmietkosten für Rauchwarnmelder nicht gegeben sind.<br />
Nach dem BGH handelt es sich bei den Anmietkosten für Rauchwarnmelder<br />
nicht um Betriebskosten.<br />
Der BGH hat seine Rechtsauffassung, dass Anmietkosten<br />
für Rauchwarnmelder nicht (auch nicht als sonstige Betriebskosten)<br />
umlegbar sind, wie folgt begründet:<br />
„Betriebskosten sind – wie in § 1 BetrKV definiert – die Kosten,<br />
die dem Eigentümer durch das Eigentum an dem Grundstück<br />
oder durch den bestimmungsgemäßen Gebrauch des<br />
Gebäudes oder der Wirtschaftseinheit, der Nebengebäude,<br />
Anlagen, Einrichtungen und des Grundstücks laufend entstehen.<br />
Neben den gemäß § 1 Abs. 2 BetrKV ausdrücklich<br />
ausgenommenen Instandsetzungs-, Instandhaltungs- und<br />
Verwaltungskosten gehören auch etwaige Kapital- und Finanzierungskosten<br />
für die Anschaffung von Betriebsmitteln<br />
grundsätzlich nicht zu den umlagefähigen Betriebskosten<br />
(vgl. BR-Drucks. 568/03, Seite 29). Aufwendungen, die nicht<br />
unter den in § 2 Nr. 1 - 16 BetrKV enthaltenen Betriebskostenkatalog<br />
fallen, können als „sonstige Betriebskosten" (§ 2<br />
Nr. 17 BetrKV) umlagefähig sein. Die Regelung in § 2 Nr. 17<br />
BetrKV ist als Auffangtatbestand konzipiert und erfasst Aufwendungen<br />
des Vermieters, die der allgemeinen Definition in<br />
§ 1 BetrKV entsprechen, aber entweder wegen ihrer geringen<br />
praktischen Bedeutung nicht in den Katalog des § 2 Nr. 1 - 16<br />
BetrKV aufgenommen wurden oder dort nicht genannt werden<br />
konnten, weil sie aufgrund neuartiger technischer Entwicklungen<br />
zum Zeitpunkt des Erlasses der Verordnung noch<br />
nicht absehbar waren und erst später entstanden sind (vgl.<br />
BR-Drucks. 568/03, Seite 34).<br />
Instandsetzungs-, Instandhaltungs- und Verwaltungskosten sowie<br />
Erwerbskosten sind – entsprechend der allgemeinen Definition<br />
für Betriebskosten – auch nach § 2 Nr. 17 BetrKV grundsätzlich<br />
nicht umlagefähig [...] .Sonstige Betriebskosten müssen<br />
nach Art, Umfang, Sinn und Zweck mit den in § 2 Nr.1 - 16
37<br />
DR. KAI MEDIGER<br />
ist Rechtsanwalt und Kaufmann<br />
der Grundstücks- und<br />
Wohnungswirtschaft und<br />
betreut die Themen Genossenschaften,<br />
Datenschutz,<br />
Quartiersentwicklung,<br />
Betriebskostenrecht und<br />
Wohnungseigentumsrecht.<br />
BetrKV im Einzelnen aufgeführten Betriebskosten vergleichbar<br />
sein [...]. Gemessen daran handelt es sich bei den – in § 2 Nr.<br />
1 - 16 BetrKV nicht aufgeführten – Kosten für die Miete von<br />
Rauchwarnmeldern nicht um umlagefähige Betriebskosten im<br />
Sinne von § 2 Nr. 17 BetrKV [...]<br />
Ihrem Wesen nach sind diese Kosten [...] nicht als umlagefähige<br />
Betriebskosten einzustufen [...] Kosten für die Miete<br />
von Rauchwarnmeldern fallen ausschließlich dann an, wenn<br />
der Vermieter sich – was allein in seiner Entscheidungsmacht<br />
steht – dazu entschließt, die in der Mietwohnung zu installierenden<br />
Rauchwarnmelder nicht zum Eigentum zu erwerben,<br />
sondern sie stattdessen anzumieten. Wie oben aufgezeigt,<br />
wären die Kosten für den Erwerb von Rauchwarnmeldern<br />
– selbst wenn sie infolge einer Fremdfinanzierung nicht nur<br />
einmalig, sondern periodisch und deshalb möglicherweise<br />
laufend im Sinne von § 1 Abs. 1 S. 1 BetrKV anfielen – nicht<br />
umlagefähig. Es ließe sich mit dem oben aufgezeigten in den<br />
Gesetzesmaterialien eindeutig zum Ausdruck gebrachten Willen<br />
des Verordnungsgebers, dass Kosten für die Anschaffung<br />
von Betriebsmitteln grundsätzlich nicht zu den umlagefähigen<br />
Betriebskosten gehören (vgl. BR-Drucks. 568 /03, Seite<br />
29), nicht vereinbaren, wenn man die – vom Vermieter anstatt<br />
eines Erwerbs gewählte – Miete von Rauchwarnmeldern<br />
demgegenüber als umlagefähige (sonstige) Betriebskosten<br />
einordnete.<br />
Denn das bedeutete im Ergebnis, dass dem Vermieter ein Weg<br />
eröffnet würde, auf einfache Weise – nicht nur im Fall der<br />
Ausstattung einer Wohnung mit Rauchwarnmeldern, sondern<br />
auch in anderen Fällen, in denen er das Mietobjekt mit bestimmten<br />
Einrichtungen zu versehen‚ hätte – die im Grundsatz<br />
ihm zugewiesene Belastung mit Anschaffungskosten zu<br />
umgehen, indem er die allein ihm obliegende wirtschaftliche<br />
Entscheidung zugunsten einer Miete anstatt eines Kaufs des<br />
fraglichen Betriebsmittels träfe. [...]"<br />
Nach dem BGH seien also die Kosten der Anmietung von Rauchwarnmeldern<br />
deswegen nicht als „sonstige“ Betriebskosten einzustufen,<br />
weil der Vermieter dadurch die ihm zugewiesene Verpflichtung<br />
zum Erwerb von Betriebsmitteln umgehen könnte und<br />
sich die Kosten durch Anmietung der Geräte und dann anschließende<br />
Umlage auf den Mieter als Betriebskosten auf Kosten des<br />
Mieters im Ergebnis ersparen würde.<br />
Der BGH hat sich dann weitergehend mit den auch von der Vermieterseite<br />
in dem Verfahren vorgebrachten Argumenten befasst,<br />
insbesondere mit der Frage, ob nicht eine analoge Anwendung<br />
der nach § 2 BetrKV möglichen Anmietungstatbestände betreffend<br />
andere Gerätschaften (Anmietung von Kaltwasserzählern,<br />
Geräten zur Wärmeerfassung etc., siehe die oben gemachte Aufzählung)<br />
auf die Anmietung von Rauchwarnmeldern möglich sei.<br />
Das sei aber angesichts der eindeutigen gesetzgeberischen Entscheidung,<br />
der die Anmietkosten für Rauchwarnmelder eben anders<br />
als die Anmietkosten für andere Gerätschaften nicht explizit<br />
in der BetrKV aufgeführt hat, nicht der Fall.<br />
Auch der Umstand, dass ein Vermieter die Kosten für die erste<br />
Anschaffung von Rauchwarnmeldern zumindest anteilig als Modernisierungsmaßnahme<br />
auf den Mieter umlegen kann, rechtfertigt<br />
nach dem BGH keine andere Beurteilung.<br />
Dazu der BGH wie folgt:<br />
„Es wäre [...] systemwidrig, aus dem Umstand, dass bestimmte<br />
dem Vermieter entstandene Anschaffungskosten unter den<br />
in §§ 559 ff. BGB geregelten formellen und materiellen Voraussetzungen<br />
(in Grenzen) im Wege der Mieterhöhung auf<br />
den Mieter umgelegt werden können [...], darauf zu schließen,<br />
dass der Einordnung der anstelle solcher Erwerbskosten<br />
angefallenen Mietkosten als umlagefähige sonstige Betriebskosten<br />
nichts entgegenstehe.“<br />
Das Argument des BGH ist nachvollziehbar. Denn eine Modernisierungsmieterhöhung<br />
ist nur möglich unter bestimmten gesetzlichen<br />
formellen und materiellen Voraussetzungen und vor allem<br />
auch nur in Höhe eines geringen Teilbetrags (siehe § 559 Abs. 1<br />
BGB, 8 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten (Modernisierungs-)<br />
Kosten). Es handelt sich daher rechtlich bei der anteiligen<br />
Umlegung von Kosten für Modernisierungsmaßnahmen auf<br />
den Mieter im Vergleich zu den Erwerbskosten um verschiedene<br />
Themenfelder.<br />
Das Urteil des BGH vom 11. Mai <strong>2022</strong> ist abrufbar unter<br />
http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/<br />
document.py?Gericht=bgh&Art=en&az=VIII%20ZR%20<br />
379/20&nr=130193<br />
Im Ergebnis hat der BGH somit nur die bereits vorherrschende<br />
landgerichtliche Rechtsauffassung bestätigt, und das Urteil bzw.<br />
dessen Aussagen kommen nicht überraschend.<br />
Trotzdem ist es für die betriebskostenrechtlichen Abteilungen unserer<br />
Mitgliedsunternehmen wichtig, sich mit diesem Urteil des<br />
BGH zu befassen. Teilweise haben unsere Mitgliedsunternehmen,<br />
was auch trotz der gegenteiligen vorherrschenden Tendenzen in<br />
der landgerichtlichen Rechtsprechung zumindest vertretbar erschien,<br />
die Anmietkosten für Rauchwarnmelder unter Verweis<br />
insbesondere auf das Urteil des LG Magdeburg aus 2011 noch<br />
immer auf den Mieter mit der Betriebskostenabrechnung umgelegt.<br />
Das wird aber spätestens jetzt aufgrund des Urteils des BGH<br />
nicht mehr vertretbar und nicht mehr begründbar sein und sollte<br />
besser unterbleiben. h
38 <strong>VNW</strong><br />
So sichern Sie Ihre elektronische<br />
Kommunikation mit dem Mieter ab<br />
GdW veröffentlicht zusätzliche Klausel für Musterverträge.<br />
Experten gehen von großer Bedeutung für die Praxis aus.<br />
VON DR. KAI MEDIGER<br />
Hamburg. Der GdW hat seine Miet- oder Nutzungsverträge um<br />
eine Klausel zur Verwendung der elektronischen Kommunikationsform<br />
mit dem Mieter erweitert. (Die Klausel finden Sie im Anschluss<br />
an diesen Text.)<br />
Die Ergänzung der Mustermietverträge um eine solche Klausel<br />
war angesichts der zunehmenden Digitalisierung und des gesellschaftlichen<br />
Wandels dringend erforderlich und angezeigt. Die<br />
heutige Kommunikation mit dem Mieter erfolgt bereits vielfach<br />
per E-Mail. Der rein schriftliche Austausch mit dem Mieter per<br />
Post gerät immer mehr in den Hintergrund, wenngleich auch die<br />
Schriftform in manchen Fällen wie für die Kündigung des Mietverhältnisses<br />
gesetzlich gemäß § 568 BGB vorgeschrieben ist.<br />
Der Bedarf an elektronischen Kommunikationsformen ist spätestens<br />
seit Inkrafttreten der neuen Heizkostenverordnung und<br />
der damit (bei fernauslesbaren Zählern) einhergehenden Informationspflichten<br />
des Vermieters noch weiter gestiegen, um massenweise<br />
Briefpostverkehr und damit einhergehende Kosten, Zeitverluste<br />
und Umweltbelastungen vermeiden zu können.<br />
Datenschutzrechtlich kann aber nicht einfach eine dem Vermieter<br />
zufällig bekannte E-Mail-Adresse des Mieters genutzt werden,<br />
wenn der Mieter sich hiermit nicht einverstanden erklärt.<br />
Hierauf haben wir kürzlich in der Sitzung des Fachausschusses<br />
Recht im <strong>VNW</strong> hingewiesen.<br />
Klausel legitimiert elektronische Kommunikation<br />
zwischen Mieter und Vermieter<br />
Die hier vorgelegte Klausel zur elektronischen Kommunikation<br />
mit dem Mieter legitimiert die elektronische Kommunikation mit<br />
dem Mieter. Der Mieter wird dadurch auch dazu angehalten, dem<br />
Vermieter seine E-Mail-Adresse anzugeben. Auch die Lösung über<br />
ein Mieter-Portal oder eine Mieter-App wird dadurch legitimiert<br />
(Absatz 2 der Klausel).<br />
In der Abwicklung gibt es die im Rundschreiben des GdW benannten<br />
Besonderheiten und Einschränkungen, so dass der Mieter<br />
sein Einverständnis zur elektronischen Kommunikation z.B. auch<br />
widerrufen kann. Diese Möglichkeit muss ihm zugestanden werden,<br />
die Klausel wäre sonst unwirksam.<br />
In der Praxis ist aber unseres Erachtens davon auszugehen,<br />
dass die meisten Mieter ihre einmal erteilte Zustimmung zur elektronischen<br />
Kommunikation nicht widerrufen werden, so dass diese<br />
Klausel und ihre Verwendung eine hohe praktische Bedeutung für<br />
unsere Mitgliedsunternehmen in Bezug auf die Durchführung des<br />
Mietverhältnisses haben kann/wird. Die Klausel wurde im Fachausschuss<br />
Recht beim GdW unter Beteiligung der Justiziare der<br />
Regionalverbände abgestimmt.<br />
Das Rundschreiben des GdW zum Thema „Musterverträge<br />
– Ergänzung einer Klausel zur Verwendung der elektronischen<br />
Kommunikationsform“<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
der GdW hat seine Miet- oder Nutzungsverträge um eine Klausel<br />
zur Verwendung der elektronischen Kommunikationsform erweitert.<br />
Die entsprechende Klausel lautet:<br />
§ XY elektronische Kommunikationsform<br />
1. Die Parteien sind damit einverstanden, dass ihnen der Vertragspartner<br />
Erklärungen oder Informationen zur Durchführung des<br />
Mietverhältnisses per E-Mail übermitteln kann.<br />
Die E-Mail-Adresse des Mieters lautet:<br />
Die E-Mail-Adresse des Vermieters lautet:<br />
Änderungen der E-Mail-Adresse sind mitzuteilen.<br />
2. Der Mieter ist weiter damit einverstanden, dass ihm Erklärungen<br />
oder Informationen des Vermieters zur Durchführung des Mietverhältnisses<br />
auch über ein Mieterportal, eine Mieter-App oder<br />
eine ähnliche elektronische Kommunikationseinheit übermittelt<br />
werden können. Der Zugang der Erklärung oder Information setzt<br />
voraus, dass der Vermieter dem Mieter die zur Nutzung der elek-
Anzeige<br />
tronischen Kommunikationseinrichtung erforderlichen Informationen<br />
zur Verfügung stellt und der Mieter eine Benachrichtigung<br />
[per E-Mail, pushTAN, …] über den Eingang einer Erklärung oder<br />
Information in der Kommunikationseinrichtung erhalten hat.<br />
3. Diese Regelungen gelten nicht für Erklärungen, die der Schriftform<br />
bedürfen. Der Mieter kann sein Einverständnis jederzeit<br />
widerrufen.<br />
Erläuterung:<br />
Zu Absatz 1:<br />
Rechtsprechung und Literatur gehen davon aus, dass ohne anderslautende<br />
Vereinbarung der postalische Versand von Erklärungen<br />
oder Informationen zur Durchführung des Mietverhältnisses<br />
die Regel ist. Wollen Mieterinnen und Mieter sowie Vermieterinnen<br />
und Vermieter elektronische Kommunikationsformen wie<br />
etwa eine E-Mail nutzen, so bedarf es also einer vertraglichen<br />
Grundlage, die bei Verwendung der Klausel geschaffen wird.<br />
Zugleich sollen durch die Klausel elektronische Kommunikationsformen<br />
gefördert werden. Dies leistet einen Beitrag zur Kostenreduzierung<br />
und dient dem Umweltschutz.<br />
Zu Absatz 2:<br />
Werden Erklärungen oder Informationen über das Internet wie<br />
etwa einem Mieterportal zur Verfügung gestellt, muss der Mieter<br />
über den Eingang der Nachricht informiert werden, etwa per<br />
E-Mail oder per pushTAN. Andernfalls ist der Zugang nicht<br />
erfolgt. Grund hierfür ist, dass es nach Rechtsprechung und<br />
Literatur keine Pflicht des Mieters gibt, regelmäßig in das entsprechende<br />
Mieterportal zu schauen. Offen ist der Nachweis über<br />
den Zugang bei Absendung einer Eingangsbestätigung über das<br />
Mieterportal. Insofern wird dieser Weg bei rechtserheblichen<br />
Erklärungen (noch) nicht empfohlen.<br />
Zu Absatz 3:<br />
Sofern das Gesetz, wie etwa im Fall der Kündigung oder bei<br />
einer entsprechenden Vereinbarung, die Schriftform verlangt, so<br />
reicht etwa eine E-Mail nicht aus. Die Schriftform verlangt eine<br />
eigenhändige Unterschrift. Ferner muss dem Mieter die Möglichkeit<br />
eingeräumt werden, sein Einverständnis zur Verwendung der<br />
elektronischen Form jederzeit zu widerrufen. Die entsprechende<br />
Klausel kann natürlich auch nach Abschluss des Mietvertrages in<br />
einer separaten Vereinbarung verwendet werden. h<br />
Seit 14 Jahren<br />
erfolgreich für<br />
die Wohnungswirtschaft<br />
Telefonischer Mieterservice<br />
Digitale Transformation<br />
Analysen<br />
Personalentwicklung<br />
Veränderungsmanagement<br />
www.telesense.de<br />
f
40<br />
<strong>VNW</strong><br />
Alles was<br />
RECHT ist!<br />
Vermieter können vom Jobcenter keine Miete einklagen<br />
Sichere Mieteinnahmen, wenn das<br />
Amt zahlt? Theoretisch schon. Kommt<br />
es aber doch mal zu Rückständen, haben<br />
Vermieter keine direkten Ansprüche<br />
dem Amt gegenüber, sondern nur<br />
dem schuldigen Mieter.<br />
Celle/Berlin. Wohnen Grundsicherungsempfänger<br />
in ihrer vermieteten Eigentumswohnung?<br />
Dann können sie sich die<br />
Miete direkt vom Jobcenter überweisen<br />
lassen. Dazu muss der Mieter lediglich zustimmen.<br />
Zahlungsansprüche aber haben Vermieter<br />
trotzdem nur gegenüber dem<br />
Mieter. Das geht aus einem Urteil des Landessozialgerichts<br />
Niedersachsen-Bremen<br />
(Az.: L 11 AS 578/20) hervor, auf das die<br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht des Deutschen<br />
Anwaltvereins (DAV) hinweist.<br />
In dem verhandelten Fall klagte ein<br />
Vermieter, der seine Wohnungen an<br />
Grundsicherungsempfänger vermietete.<br />
Die Miete kam dabei direkt vom Jobcenter.<br />
Nachdem eine Mieterin ihre Nebenkosten<br />
für zwei Jahre schuldig blieb, verlangte<br />
der Vermieter die Zahlung der Rückstände<br />
vom Jobcenter. Dieses aber lehnte die<br />
Zahlung ab und begründete das damit,<br />
dass der Vermieter keine eigenen sozialrechtlichen<br />
Ansprüche gegenüber dem<br />
Jobcenter habe. Das Gericht gab dem<br />
Jobcenter recht, die Klage des Vermieters<br />
scheiterte.<br />
Trotz der Möglichkeit der Direktzahlung<br />
der Miete ergibt sich nach Auffassung<br />
des Gerichts keine Rechtsbeziehung<br />
zwischen Vermieter und Jobcenter. Die<br />
Option diene allein der Sicherheit, dass die<br />
Leistung des Jobcenters auch wirklich für<br />
die Miete verwendet wird. Sie soll nicht<br />
die Durchsetzung der Mietforderungen<br />
erleichtern. h<br />
Darf der Vermieter einen Schlüssel behalten?<br />
Ein Schlüsselbund für den Mieter, ein<br />
Ersatzschlüssel für den Vermieter: Ist<br />
das zulässig? Jedenfalls nicht ohne<br />
Zustimmung des Mieters, sagt eine<br />
Expertin.<br />
Berlin. Beziehen Mieterinnen und Mieter<br />
eine neue Wohnung, ist manchmal<br />
nicht ganz klar: Hat der Vermieter jetzt<br />
alle Schlüssel für den Zutritt zur Wohnung<br />
ausgehändigt? Oder ist ein Ersatzschlüssel<br />
in dessen Besitz verblieben? Die Rechtslage<br />
dazu ist absolut eindeutig.<br />
„Der Mieter muss alle beim Vermieter<br />
vorhandenen Wohnungsschlüssel<br />
ausgehändigt bekommen”, sagt Jutta<br />
Hartmann vom Deutschen Mieterbund.<br />
Ohne Erlaubnis des Mieters dürfe der Vermieter<br />
in keinem Fall einen Ersatzschlüssel<br />
zurückhalten.<br />
Im Notfall muss der Vermieter<br />
Zutritt zur Wohnung haben<br />
Aber: Der Mieter habe dafür Sorge zu tragen,<br />
dass Vermieter oder Hausmeister im<br />
Notfall die Wohnung betreten können, sagt<br />
Hartmann. Der klassische Notfall ist etwa<br />
ein Wasserrohrbruch, denkbar sind auch<br />
Szenarien wie eine leckende Gasleitung<br />
oder ein beim Sturm geborstenes Fenster.<br />
Dennoch müssen Mieterinnen oder<br />
Mieter dem Vermieter nicht zwingend einen<br />
Schlüssel überlassen. „Es reicht aus,<br />
wenn der Mieter während eines Urlaubs<br />
zum Beispiel einem Nachbarn oder in der<br />
Nähe wohnenden Bekannten einen Schlüssel<br />
überlässt und dem Vermieter dies mitteilt”,<br />
so Hartmann.<br />
Schlüsselüberlassung kann widerrufen<br />
werden<br />
Angesichts vielerorts angespannter Wohnungsmärkte<br />
kann es aber ungünstig sein,<br />
sich gleich zu Beginn des Mietverhältnisses<br />
mit dem Vermieter zu überwerfen.<br />
Eine Alternative ist es, dem Vermieter den<br />
Schlüssel zunächst zu überlassen, um sich<br />
nicht von vornherein aus dem Kreis potenzieller<br />
Mieter auszuschließen.<br />
Die Vereinbarung kann man später<br />
rückgängig machen, sagt Hartmann:<br />
„Das Überlassen eines Wohnungsschlüssels<br />
an den Vermieter ist nach der Rechtsprechung<br />
jederzeit widerruflich.” h
41<br />
Unerlaubte Untervermietung rechtfertigt Kündigung<br />
In vielen Städten scheint es lukrativ,<br />
Feriengäste in freien Wohnungszimmern<br />
zu beherbergen. Doch auch vor<br />
einer tageweisen Untervermietung<br />
sollte der eigene Mietvertrag gelesen<br />
werden.<br />
Berlin. Einfach die gemietete Wohnung<br />
in Teilen untervermieten, ist eine schlechte<br />
Idee. Wer in seiner Wohnung Reisende<br />
unterbringen möchte, muss zuvor die Erlaubnis<br />
der Vermieterin oder des Vermieters<br />
einholen.<br />
Andernfalls droht die fristlose Kündigung.<br />
Dies geht aus einer Entscheidung<br />
des Amtsgerichts München hervor (Az.<br />
417 C 7060/21).<br />
Verhandelt wurde der Fall eines Mieters,<br />
der einzelne Räume seiner Wohnung<br />
auf verschiedenen Reisebuchungsseiten<br />
im Internet angeboten hatte. Die im Mietvertrag<br />
ausdrücklich vorgeschriebene Erlaubnis<br />
seiner Vermieterin holte er nicht<br />
ein. Stattdessen vermietete er auch nach<br />
einer Abmahnung Teile seiner Wohnung<br />
an Touristen unter. Die darauffolgende<br />
fristlose Kündigung der Vermieterin sei<br />
daher rechtmäßig, so das Amtsgericht<br />
München. h<br />
Wann dürfen Vermieter die Heizung abstellen?<br />
Zwar wird es tagsüber schon spürbar<br />
wärmer, in der Nacht aber kühlt<br />
es noch deutlich ab. Für einige Grund<br />
genug, die Heizung laufen zu lassen.<br />
Was aber, wenn Vermieter zentral<br />
ausschalten?<br />
Berlin. Dem Vermieter ist es warm genug<br />
und damit wird die Heizung ausgeschaltet?<br />
Ganz so einfach ist es nicht. Eine<br />
konkrete gesetzliche Regelung zur Heizperiode<br />
gibt es in Deutschland laut der<br />
Verbraucherplattform „Intelligent heizen”<br />
zwar nicht. In der Rechtsprechung habe<br />
sich aber der Zeitraum zwischen dem<br />
1. Oktober und 30. April etabliert. In<br />
dieser Zeit müssten Vermieterinnen und<br />
Vermieter sicherstellen, dass die Heizung<br />
einwandfrei funktioniert.<br />
Theoretisch können Vermieterinnen<br />
und Vermieter also am 1. Mai die Heizung<br />
zentral abschalten. Je nach Region und<br />
Witterung kann es Abweichungen geben.<br />
Innerhalb der Heizperiode müssen Vermieterinnen<br />
und Vermieter der Verbraucherplattform<br />
zufolge Raumtemperaturen<br />
von 20 bis 22 Grad gewährleisten. Nur in<br />
der Nacht, zwischen 24 und 6 Uhr, könne<br />
diese auf mindestens 16 Grad abgesenkt<br />
werden.<br />
Übrigens: Eine Heizpflicht für Mieterinnen<br />
und Mieter gibt es laut „Intelligent<br />
heizen” nicht. Zumindest solange sie dafür<br />
sorgten, dass in der Wohnung keine<br />
Kälteschäden entstehen. h<br />
Mäusebefall kann kompletten Mieterlass rechtfertigen<br />
Schädlinge in der Wohnung sind ein<br />
großes Ärgernis für Mieter. Ein Gerichtsurteil<br />
spricht ihnen in manchen<br />
Fällen eine saftige Mietminderung zu<br />
Berlin. Wer in seiner Wohnung mit<br />
Mäusebefall zu kämpfen hat, kann von<br />
seinem Vermieter eine Mietminderung<br />
erwarten. Das geht aus einem Urteil des<br />
Amtsgerichts Frankfurt (Az. 33 C 390/21<br />
(93)) hervor.<br />
Die Frankfurter Richter urteilten, dass<br />
den Mietern aufgrund erheblicher Belästigung<br />
durch die Schädlinge durchschnittlich<br />
20 Prozent Mietminderung zustehen.<br />
Grundsätzlich gilt laut Mieterbund: Eine<br />
Minderung ist immer dann rechtmäßig,<br />
wenn und solange ein Mangel besteht.<br />
Das könne auch nur tageweise der Fall<br />
sein. Zeigt die Bekämpfung schließlich<br />
Wirkung und die Schädlinge verschwinden,<br />
müsse der Mieter ab dem Monat<br />
wieder die volle Miethöhe begleichen.<br />
Die Höhe der Mietminderung hängt<br />
aber vom Umfang des Befalls, dessen<br />
Dauer und den Maßnahmen zur Beseitigung<br />
ab – und ist letztlich eine Einzelfallentscheidung.<br />
Das zeigen andere Urteile<br />
in ähnlichen Fällen.<br />
Das Amtsgericht Brandenburg (Az. 32<br />
C 520/00) gab einem Kläger recht, der wegen<br />
eines Mäusebefalls in einer Stadtwohnung<br />
100 Prozent der Mietkosten mindern<br />
wollte. Richter in Bonn hingegen sprachen<br />
einem Mieter nur zehn Prozent Mietminderung<br />
zu (Az. 6 C 277/84). Mieter in<br />
Berlin können laut Amtsgericht Wedding<br />
(Az. 19 C 577/00) auf die durchschnittlichen<br />
20 Prozent Mieterlass hoffen. h
42<br />
<strong>VNW</strong><br />
Alles was<br />
RECHT ist!<br />
Gutachten ermöglicht höhere Immobilien-Abschreibung<br />
Von vermieteten Immobilien können<br />
Eigentümer steuerlich profitieren, indem<br />
sie diese abschreiben. Üblicherweise<br />
funktioniert das über die gesamte<br />
Nutzungsdauer linear. Aber<br />
nicht immer.<br />
Berlin. Eine vermietete Immobilie können<br />
Eigentümer über die Nutzungsdauer hinweg<br />
abschreiben. Im Normalfall mit einer<br />
linearen Abschreibung von zwei Prozent<br />
pro Jahr. Nach 50 Jahren wäre ein Objekt<br />
so vollständig abgeschrieben. Aber Achtung:<br />
Mit jedem Eigentümerwechsel beginnt<br />
die Nutzungsdauer neu zu laufen.<br />
Ein Gutachten kann das verhindern.<br />
Mit jedem Verkauf wird Abschreibungsdauer<br />
neu ermittelt<br />
In der Regel werden Abschreibungshöhe<br />
und -dauer mit jedem Verkauf neu<br />
ermittelt. So könne die tatsächliche Nutzungsdauer<br />
eines Gebäudes im Laufe<br />
der Zeit die gesetzlich zugrunde gelegte<br />
Nutzungsdauer von 50 beziehungsweise<br />
40 Jahren weit übersteigen, sagt Daniela<br />
Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler.<br />
Wer aber eine kürzere Restnutzungsdauer<br />
durch ein Gutachten nachweisen<br />
kann, kann davon steuerlich profitieren<br />
– dank einer höheren Abschreibung. Das<br />
geht aus einem Urteil (Az. 1 K 1741/18<br />
E) des Finanzgerichts Münster hervor, auf<br />
das der Bund der Steuerzahler hinweist.<br />
Finanzgericht Münster gibt dem Vemieter<br />
recht<br />
In dem Fall hatte ein Vermieter ein Grundstück<br />
erworben, für das ein Sachverständigengutachten<br />
zur Ermittlung des Grundstückswerts<br />
vorlag. Laut Gutachten wies<br />
das Gebäude eine Restnutzungsdauer von<br />
30 Jahren aus.<br />
Der Eigentümer setzte daraufhin in<br />
seinen Einkommensteuererklärungen eine<br />
jährliche Abschreibung des Gebäudes von<br />
3,33 Prozent statt der üblichen zwei Prozent<br />
als Werbungskosten aus Vermietung<br />
und Verpachtung an. Das Finanzamt berücksichtigte<br />
lediglich den kleineren Abschreibungssatz.<br />
Später gab das Finanzgericht<br />
aber dem Vermieter recht.<br />
Vermieter sollten daher gerade bei einem<br />
Neukauf prüfen, ob ein Gutachten<br />
eine kürzere Nutzungsdauer bescheinigt,<br />
rät Daniela Karbe-Geßler. Ein normales<br />
Wertgutachten sei für den Ansatz höherer<br />
Abschreibungen ausreichend. h
43<br />
Anzeigen<br />
Mit unseren digitalen<br />
Lösungen erfüllen Sie<br />
alle Pflichten der neuen<br />
Heizkostenverordnung.<br />
Erfahren Sie mehr unter: hkvo.kalo.de<br />
Die Johanniter – Partner der<br />
Wohnungswirtschaft<br />
Wir unterstützen Sie dabei, Wohnkonzepte<br />
zukunftsfähig und menschlich zu gestalten:<br />
Mit flexiblen Bausteinen und Lösungen z. B. für<br />
folgende Bereiche:<br />
• Quartiersmanagement<br />
• Service-Wohnen<br />
• Notrufdienste und altersgerechte Assistenzsysteme<br />
• Beratungsstellen und Begegnungsstätten<br />
• Pflege<br />
• Kita und Jugend<br />
Sprechen Sie uns an! Wir informieren Sie gern:<br />
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.<br />
Landesverband Nord*<br />
Ansprechpartner: Jörg Precht<br />
Tel. 040 7344176-510<br />
E-Mail: joerg.precht@johanniter.de<br />
*Hamburg, Landkreis Harburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
44 <strong>VNW</strong><br />
Der älteste<br />
Paternoster<br />
der Welt<br />
rotiert<br />
wieder<br />
Mehr als 40 Jahre lang war eine verkehrstechnische Kostbarkeit<br />
hinter einer vergleichsweise schnöden Hartfaserschale in einem<br />
Kontorhaus in Hamburg versteckt – ein Paternoster. Bis ein junger<br />
Kunsthistoriker in alten Schriften darauf stößt – und eine kleine<br />
Sensation schafft.<br />
VON ULRIKE CORDES, dpa<br />
Hamburg (dpa). Die Geschichte um die Wiederentdeckung des<br />
wohl ältesten Paternosters der Welt beginnt fast wie ein Indiana-<br />
Jones-Abenteuerfilm: Vor vier Jahren entdeckt ein junger Kunsthistoriker<br />
mehr oder weniger zufällig bei Recherchen zu einer<br />
Uni-Vorlesung ein Stück imposanter Fahrstuhl-Kultur. Der Doktorand<br />
Robin Augenstein stößt in einer Publikation auf einen alten<br />
Bauplan des Hamburger Flüggerhauses, eines historistischen Kontorbaus<br />
mit Jugendstilanklängen von 1908. Und entdeckt damit<br />
auch einen seit mehr als vier Jahrzehnten hinter einer Verschalung<br />
versteckten uralten Paternoster wieder.<br />
Aufgeregt sucht der damals 28-Jährige sofort Kontakt zum<br />
Mieter des Gebäudes und zum Denkmalschutzamt – und kann<br />
die zuständigen Leute von seiner Idee überzeugen. „Dann sind<br />
wir mit Taschenlampen runter in den Keller gestapft und standen<br />
plötzlich vor diesen Zahnrädern“, erinnert sich Augenstein<br />
mit noch immer spürbarer Begeisterung. Denn allein die urige<br />
Mechanik im Sechs-Etagen-Haus in Hafennähe wirkt geradezu<br />
sagenhaft.<br />
Durch sein Engagement ist ein vergessener Paternoster aus seinem<br />
Dornröschenschlaf geweckt worden. Und der gilt nun nach<br />
seiner Instandsetzung und Restaurierung als der wohl weltweit<br />
älteste, original erhaltene Personen-Umlauf-Aufzug.
45<br />
Paternoster – „Vaterunser“<br />
Stets schön in Schwung zu bleiben, ist der Daseinszweck eines Personen-Umlauf-Aufzugs.<br />
Ohne Unterlass über die Stockwerke eines<br />
Gewerbe- oder auch Amtsgebäudes zu rotieren, damit Nutzer jederzeit<br />
problemlos zu- und aussteigen können. Geschmeidig gleiten<br />
soll dieser Aufzug, wie ein Rosenkranz über die Hand von Gläubigen<br />
– darum nennt man ihn auch Paternoster („Vaterunser“).<br />
Zehn elektrobetriebene Zahnräder aus massivstem Stahlguss,<br />
eines davon gut 1,50 Meter hoch, bilden die Grundlage für ein<br />
System mit zwei dicken, bis ins Obergeschoss parallel laufenden<br />
Ketten. An ihnen hängen 14 Kabinen für je zwei Personen aus<br />
Mahagoni gebeiztem Weichholz. Daraus bestehen auch die dezent<br />
ornamentierten Zugangsumrahmungen auf den Etagen.<br />
„Hier handelt es sich eher um ein Standardmodell, aber es<br />
ist ein besonders schöner und in der Bauform in Deutschland<br />
einmaliger Paternoster“, erklärt Augenstein, dessen Promotionsthema<br />
der Denkmalwert alter Aufzüge ist. Und er merkt an: „Die<br />
meisten der etwa 20 Paternoster, die in Hamburg noch lauffähig<br />
sind, haben nicht mehr ihren ursprünglichen Zustand. Oft wurde<br />
massives Holz wie Eiche, Mahagoni oder auch Weichholz durch<br />
Kunststoff ersetzt. Wodurch Charme und Denkmalwert verloren<br />
gehen.“<br />
Nun der älteste erhaltene Paternoster<br />
Als ältester erhaltener Paternoster der Welt läuft der Aufzug des<br />
Flüggerhauses nun dem des Wiener Hauses der Industrie von<br />
1910 den Rang ab. Da fügte es sich, dass inzwischen ein Investor,<br />
SIGNA Real Estate, das alte Kontorgebäude gekauft hatte und<br />
renovieren ließ. Die Firma war bereit, in Zusammenarbeit mit Behörden<br />
und Prüfinstitute auch die Wiederherstellung des Paternosters<br />
zu veranlassen – und die Kosten von einigen hunderttausend<br />
Euro zu tragen.<br />
So können künftige Mieter, Mitarbeiter und Besucher im Haus<br />
nicht nur ein urtümliches Fahrgefühl, sondern auch die Schönheit<br />
des mit Majolika-Fliesen ausgekleideten Treppenhauses genießen.<br />
Für die Arbeiten wie den im Januar durchgeführten Ausbau<br />
der Kabinen, ihren Wiedereinbau sowie die Restaurierung aller<br />
Teile holten die Hamburger eine Spezialfirma aus der Nähe von<br />
Stuttgart mit ins Boot. „Zunächst haben wir die Holzverkleidungen<br />
ausgebaut, um Verschleiß, Korrosion und schlecht reparierte<br />
Teile festzustellen“, sagt deren junger Chef Patric Wagner.<br />
„Bei der Gelegenheit haben wir dann doch sämtliche Kabinen<br />
mit ihren je 250 Kilo herausgenommen. Fünf Mann waren dafür<br />
notwendig – mit elektrischen Kettenzügen und wirklich viel Präzisions-<br />
und Gefühlsarbeit. Das war heftig.“<br />
Sandgestrahlt, nachgeschweißt, grundiert und<br />
neu lackiert<br />
Um etwa die vernieteten Gusskränze der hölzernen Gondeln zu<br />
entfernen, habe man selbst die teuersten und besten kobaltbeschichteten<br />
Bohrer stumpf werden lassen. Ein 40-Tonner beförderte<br />
die Kabinen anschließend nach Aichwald bei Stuttgart, wo<br />
sie auf die Richtbank gestellt wurden.<br />
Fachkräfte korrigierten, was sich im Laufe der Zeit verzogen<br />
hatte und stellten die Fahrgastzellen in ein chemisches Entlackungsbad.<br />
Unter vielen Farbschichten kam dabei im Guss noch<br />
eine Gebrauchsmusternummer des Deutschen Patent- und Markenamts<br />
zutage. Dann wurden die Kabinen sandgestrahlt, nachgeschweißt,<br />
grundiert und neu lackiert.<br />
Ihr Wiedereinbau in Hamburg begann Ende Februar, nachdem<br />
die Zahnräder und Ketten vor Ort generalüberholt waren. „Die<br />
sind so unglaublich kompakt und massiv gebaut. Und bei regelmäßiger<br />
Wartung mit Spezialölen auch in Zukunft nicht kaputtzukriegen“,<br />
schwärmt Wagner, ein gelernter Maschinenbauer. Er<br />
habe sich auch herausgefordert gefühlt zu zeigen, was man so<br />
alles reparieren und damit stilvoll und umweltschonend erhalten<br />
könne.<br />
Eine Umrundung dauert vier Minuten<br />
„Momentan haben wir noch einen großen Bauabschnitt, der viel<br />
Dreck und die eine oder andere Macke verursachen könnte“, erklärt<br />
Wagner. Darum sei das Finish durch einen Holzrestaurator<br />
erst für September eingeplant. Denn derzeit ist der Aufzug zwar<br />
betriebsfähig. „Es fehlt nichts. So wie er jetzt läuft, lief er immer“,<br />
sagt Augenstein über das nur leise surrende Gefährt, das für eine<br />
Umrundung aller Etagen vier Minuten braucht.<br />
Doch aufgrund technischer Vorgaben erhalten die Kabinen<br />
noch Decken, außerdem werden zwischen ihnen aufwendig sogenannte<br />
Schürzen – komplette Hohlraumkabinen – eingebaut.<br />
Man soll eben nicht in den Schacht hineinfallen können. Um<br />
weiterhin die Sicht auf die alte Technik zu ermöglichen, bestehen<br />
die neuen Teile aus Plexiglas.<br />
„Was dann fertig ist, ist wirklich das Original und nicht etwas<br />
Nachgebautes“, urteilt der Kunsthistoriker.<br />
Und aus der Hamburger Kulturbehörde heißt es dazu auf dpa-<br />
Anfrage: „Mit der Wiederentdeckung und Wiederherstellung des<br />
Paternosters im Flüggerhaus konnte ein spannendes Zeugnis der<br />
Fahrstuhl-Kultur des frühen 20. Jahrhunderts gesichert und für<br />
nachfolgende Generationen erhalten werden. Ein vergleichbarer<br />
Vorgang ist zumindest für die letzten zwanzig Jahre nicht bekannt.“<br />
Hamburg war einst Vorreiter bei Paternostern<br />
Augenstein erzählt, dass die Hansestadt einst Vorreiter bei den<br />
Paternostern war. Um 1900 habe es weit mehr als 100 davon<br />
gegeben – wohingegen etwa in Berlin bis in die 1920er Jahre wegen<br />
eines Verbots der Baupolizei keiner dieser Personenaufzüge<br />
eingebaut werden durfte. Heute sind in Deutschland noch rund<br />
200 der 1875 in London erfundenen Paternoster in Betrieb. In<br />
Hamburg haben sehenswerte Exemplare auch im Slomanhaus am<br />
Hafen und in der Finanzbehörde am Gänsemarkt überlebt.<br />
Persönlich begeistert sich Augenstein vor allem für die Anlagen<br />
im Haus des Reichs in Bremen mit ihren Art-Deco-Kabinen aus<br />
Mahagoni und im Salamander-Areal in Stuttgart-Kornwestheim.<br />
Wie all diese Gebäude wird auch das Flüggerhaus nicht zum<br />
Hotspot für Paternoster-Fans werden. Denn es ist nicht öffentlich<br />
zugänglich – allein Fahrten an einem „Tag des offenen Denkmals“<br />
stellt der Eigentümer in Aussicht. Aufgrund amtlicher Bestimmungen<br />
müsste sich jeder Benutzer dann eine Einweisung in das richtige<br />
Fahrgastverhalten gefallen lassen.<br />
Dabei dürfte jedoch kaum noch gelten, was ein Metallschild<br />
an der Holzverkleidung besagt: Die Geldstrafe bei Zuwiderhandlung<br />
müsse in Goldmark gezahlt werden. h
46 <strong>VNW</strong><br />
Sozial und nachhaltig – von<br />
der Wohnung zum Quartier<br />
Warum sich Wohnungsunternehmen Gedanken über das<br />
Quartiersmanagement machen!<br />
VON KARIN SCHMALRIEDE<br />
Hamburg. Quartiersentwicklung ist seit einigen Jahren ein<br />
Trendthema. Unter Quartiersentwicklung verstehen wir die Gestaltung<br />
eines umfassenden Prozesses, Quartiere oder auch Nachbarschaften<br />
mit den dort lebenden Menschen so zu gestalten,<br />
dass ein hohes Maß an Teilhabemöglichkeiten und sozialem Miteinander<br />
geschaffen, die soziale Infrastruktur den heutigen Anforderungen<br />
entsprechend angepasst wird und dass Menschen<br />
mit Hilfe- und Pflegebedarf so lange wie möglich zu Hause leben<br />
können.<br />
Wenn wir nach Beendigung der Quartiersentwicklung wieder<br />
gehen, sollten mit Hilfe des Engagements der lokalen Akteure<br />
(dazu gehört natürlich die Wohnungswirtschaft), der Bewohner<br />
und Bewohnerinnen und hoher öffentlicher Förderung sowie von<br />
privatem Investment die schlimmsten Mängel in der Infrastruktur<br />
vor Ort behoben und eine nachhaltige Verbesserung des sozialen<br />
Miteinanders im Quartier erreicht worden sein.
47<br />
Entwicklung von Quartieren<br />
Wir von der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung arbeiten befristet<br />
im öffentlichen Auftrag (von Bezirken und Fachbehörden) in den<br />
Quartieren. Deshalb sprechen wir von der Entwicklung von Quartieren.<br />
Damit werden wichtige Prozesse vor Ort eingeleitet, aber<br />
diese befristeten Aktivitäten reichen in der Regel nicht aus. Viele<br />
der Quartiere brauchen nicht nur einen Anschub durch zeitlich<br />
begrenzte Quartiersentwicklung, sondern sie brauchen auf Dauer<br />
– oder mindestens auf längere Sicht – so etwas wie Quartiersmanagement.<br />
Jeder fünfte Einwohner Deutschlands ist mittlerweile zugewandert.<br />
50 Prozent der zugewanderten Menschen leben in Städten<br />
und dort in bestimmten Stadtteilen. Warum zieht es so viele<br />
Menschen in die Städte? Wichtige Gründe sind Menschen der<br />
eigenen Ethnie und die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes.<br />
Außerdem ist das Bildungssystem differenzierter und „Fremde“<br />
fallen weniger auf.<br />
Dieses alles sind Faktoren, die – wie der Stadtsoziologie Walter<br />
Siebel betont – die hohe Integrationsfähigkeit von Städten ausmachen.<br />
In bestimmten Quartieren allerdings führen strukturelle<br />
und soziale Faktoren dazu, dass Integration als Daueraufgabe gesehen<br />
werden muss.<br />
Quartiersmanagement gehört zur Aufgabe<br />
von Wohnungsunternehmen<br />
Dieser Aufgabe sollten sich die Wohnungsunternehmen, wenn<br />
sie über einen großen Wohnungsbestand in solchen Quartieren<br />
verfügen, stellen und Quartiersmanagement in ihr Angebotsportfolio<br />
übernehmen. Gleich zwei gute Gründe sprechen dafür: Der<br />
eigene wirtschaftliche Nutzen und der Nutzen für die städtische<br />
Gesellschaft. Dieser Nutzen lässt sich durch die Schaffung von Begegnungsräumen,<br />
Unterstützung von Gemeinwohlprojekten und<br />
durch die Förderung von sozialem Leben konkret belegen.<br />
Wichtig ist es, kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />
für die Gebiete zu haben, die sich als Manager für<br />
das Gebiet verstehen und sich nicht nur verantwortlich fühlen,<br />
sondern auch etwas bewirken können. In fast jeden Wohnungsunternehmen<br />
gibt es sie, die weltoffenen Kontakterinnen und<br />
Kontakter mit dem großen Herzen für Diversität.<br />
Bei Bedarf können die erforderlichen fachlichen Kenntnisse im<br />
Rahmen einer <strong>VNW</strong>-Weiterbildung zum qualifizierten „Quartiersmanager<br />
bzw. Quartiersmanagerin in der Wohnungswirtschaft“<br />
erworben werden. Seit 2017 bietet der <strong>VNW</strong> im Verbund mit Pro-<br />
Quartier, der Schiffszimmerer-Genossenschaft, dem Diakonischen<br />
Werk, der BIG Städtebau und der Lawaetz-Stiftung diese Weiterbildung<br />
an.<br />
Im Mai dieses Jahres endet der 3. Durchgang. Für den<br />
4. Durchgang, der im September 2023 startet, können sich Interessierte<br />
bei Kerstin Haase auf eine Warteliste setzen lassen. h<br />
Anzeige<br />
Ihr Energiepartner.<br />
Ganz persönlich.<br />
Vertrauen Sie auf einen Energiepartner, der<br />
die Anforderungen der Wohnungswirtschaft<br />
kennt. Der Erfahrung und Innovation einsetzt<br />
und so die besten Lösungen für Sie findet.<br />
Auch für die Zukunft.<br />
Egal ob es um Energie und Wärme,<br />
E-Ladestationen, Photovoltaik oder<br />
andere nützliche Dienstleistungen geht.<br />
Vertrauen Sie auf enercity.
48 <strong>VNW</strong><br />
Namen und<br />
Nachrichten<br />
SAGA pflanzt 100 Bäume<br />
zum 100. Geburtstag<br />
Hamburg. Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />
und SAGA Vorstand Wilfried Wendel haben am Alten Teichweg in<br />
Dulsberg stellvertretend für das nachhaltige Quartiersengagement<br />
symbolisch zwei Linden gepflanzt. Die SAGA wird im Jahr ihres<br />
100. Bestehens 100 hochwertige Bäume in ihren 14 Geschäftsstellenbezirken<br />
pflanzen. Die Grünanlagen der SAGA haben eine<br />
wichtige soziale Funktion, indem sie nachbarschaftliches Miteinander<br />
auch in den Außenanlagen der Quartiere ermöglichen und<br />
gleichzeitig für Erholung sorgen. Sämtliche Bäume der Jubiläumspflanzaktion<br />
sind gut für das Stadtklima geeignet. Zugleich dienen<br />
sie als Nährgehölze für Vögel und Insekten. „Für die SAGA ist es<br />
von großer Bedeutung, die Grünanlagen in ihren Quartieren für die<br />
Mieterinnen und Mieter so zu gestalten, dass ein Mehrwert für das<br />
gelebte soziale Miteinander und die eigene Erholung entsteht“,<br />
sagte SAGA-Vorstand Wilfried Wendel.<br />
Zeugnisübergabe der Immobilienleute auf der Müritz<br />
Waren. Am 8. April <strong>2022</strong> erhielten die<br />
Immobilienkaufleute des 3. Lehrjahres ihre<br />
Abschlusszeugnisse an Deck des Dampfers<br />
„MS Klink“ auf den Wassern der Müritz.<br />
Nachdem in den vergangenen zwei Jahren<br />
Corona-Beschränkungen die Zeugnisübergabe<br />
in diesem Rahmen verhinderten,<br />
konnte die Tradition dieses Jahr wieder<br />
aufleben. Tosender Wind tat der guten<br />
Stimmung unter den Immobilienkaufleuten<br />
dreier Klassen keinen Abbruch, als sie<br />
an Bord mit Sekt und Brötchen empfangen<br />
wurden. Alle 60 Anwesenden nahmen<br />
mit Stolz ihr Zeugnis und ein Zertifikat für<br />
ihre Facharbeit entgegen. <strong>VNW</strong>-Landesgeschäftsführer<br />
Steffen Laser appellierte an<br />
die Auszubildenden, ihre Heimat nicht aus<br />
den Augen zu verlieren und möglichst in<br />
Mecklenburg-Vorpommern zu bleiben.
49<br />
Genossenschaften als Königsweg<br />
der Wohnungswirtschaft?<br />
Hamburg. Mehrmals musste die Veranstaltung wegen der Pandemie<br />
verschoben werden. Doch Anfang Mai war es dann so weit:<br />
In den Tanzenden Türmen in den Räumen der Kanzlei Osborne<br />
Clarke lud die Baugenossenschaft dhu zu einer Diskussion über<br />
die Zukunft der Genossenschaften ein. Vor 50 Gästen debattierten<br />
Dr. Henning von Stechow (Vorstand Prokon), Frank Seeger (Vorstand<br />
dhu), Prof. Dr. Theresia Theurl (Institut für Genossenschaftswesen)<br />
und <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner über die Frage:<br />
„Genossenschaft als Königsweg der Wohnungspolitik?“.<br />
Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Bernd-Georg Spies.<br />
Stefanie Stoltzenberg (Strasburger Kreise) hatte die Veranstaltung<br />
organisiert. Einhellig sprach sich die Runde dafür aus, Genossenschaften<br />
zu stärken. Genossenschaften würden nicht die Interessen<br />
renditegetriebener Investoren bedienen, sondern kümmerten sich<br />
um das Wohl ihrer Mitglieder. Damit würden sie den Nerv der Zeit<br />
treffen, weil sie statt „Shareholder Value“ „Members Value“ umsetzen<br />
würden. Allerdings wirke das Image von Genossenschaften<br />
oft antiquiert. „Vielleicht ist der Begriff nicht sexy genug“, sagte<br />
Breitner. Die Runde war sich einig, dass man mehr Erfolgsgeschichten<br />
von Genossenschaften öffentlich machen müsste.<br />
HANSA Baugenossenschaft plant Neubau im Quartier Beensroaredder<br />
Hamburg. Der Stadtentwicklungsausschuss der Hamburgischen<br />
Bürgerschaft hat dem von der HANSA Baugenossenschaft geplanten<br />
Neubauprojekt auf einer Teilfläche des Quartiers am Beensroaredder<br />
zugestimmt. Nach dem Abriss von eingeschossigen<br />
Reihenhauszeilen aus den 1960er Jahren sowie einer Parkgarage<br />
ist eine sensible Verdichtung geplant. Ziel ist es, 60 bis 70<br />
Wohneinheiten nach dem Effizienzhausstandard 40 zu errichten.<br />
Rund 60 Prozent der Wohnungen werden öffentlich gefördert,<br />
75 Prozent sollen seniorengerecht und barrierearm werden. Die<br />
bisherige Parkgarage soll durch einen Neubau ersetzt werden und<br />
künftig den Bedarf des gesamten Quartiers abdecken. In einem<br />
Wettbewerbsverfahren gewann der Entwurf von Störmer Murphy<br />
and Partners in Zusammenarbeit mit dem als Berater fungierenden<br />
Büro bgmt Landschaftsarchitekten GmbH. Durch die Konstruktion<br />
von Längszeilen und kürzeren quergestellten Zeilen wird ein<br />
offener Hof gebildet. Der Hof verspricht, ein Treffpunkt mit hoher<br />
Aufenthaltsqualität zu werden.
50<br />
SBV zieht eine positive Jahresbilanz<br />
Flensburg. Auch sein Geschäftsjahr 2021 hat der SBV<br />
(Selbsthilfe-Bauverein) erfolgreich abschließen können.<br />
Die Bilanzsumme ist auf 402 Millionen Euro gestiegen, der<br />
Jahresüberschuss liegt bei 2,4 Millionen Euro. Der SBV-<br />
Vertreterversammlung wurde vorgeschlagen, erneut eine<br />
Dividende von vier Prozent auszuzahlen. „Mit einer Eigenkapitalquote<br />
von 21 Prozent und Rücklagen von fast 50 Millionen Euro<br />
steht der SBV auf einem soliden finanziellen Fundament“, sagte<br />
der SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Möller. Auf dieser Grundlage<br />
konnte der SBV im vergangenen Jahr 139 Neubauwohnungen fertigstellen<br />
und 107 Bestandswohnungen strangsanieren. „Unsere<br />
Neubauten laufen weitgehend nach Plan, und immer, wenn die<br />
Corona-Regeln es zuließen, haben wir unsere Modernisierungsarbeiten<br />
im Wohnungsbestand fortgeführt. So konnten umfangreiche<br />
Arbeiten an der Anlagentechnik, am Gebäude, aber auch<br />
bei Modernisierungen abgeschlossen werden“, sagte Vorstand<br />
Michael Ebsen.<br />
Zwei <strong>VNW</strong>-Unternehmen mit dem<br />
Immobilien-Oscar ausgezeichnet<br />
Hamburg. Mit dem Selbsthilfe-Bauverein eG (SBV) aus Flensburg<br />
und der ADLERSHORST Baugenossenschaft eG aus Norderstedt<br />
sind in diesem Jahr zwei <strong>VNW</strong>-Unternehmen mit den „Oscars der<br />
Immobilienwirtschaft“ ausgezeichnet worden. Der SBV erhielt<br />
die Auszeichnung in der Kategorie „Bestes Image“ und die AD-<br />
LERSHORST in der Kategorie „Bester Neuvermietungsprozess“. Zuvor<br />
hatten mehr als 700 000 Mieterinnen und Mieter abgestimmt,<br />
wer sich zu Deutschlands besten Vermietern zählen kann. Am<br />
20. Mai wurden die Auszeichnungskristalle übergeben. Ziel des<br />
von dem Unternehmen AktivBo organisierten Benchmark-Events<br />
ist es, sowohl die Immobilienunternehmen auszuzeichnen, die ihren<br />
Kunden Priorität einräumen, als auch eine Plattform für den<br />
Erfahrungsaustausch zu schaffen.
51<br />
Richtfest für Pilotprojekt der TRAVE<br />
in Lübeck<br />
Lübeck. Am 3. Juni wurde in Lübeck Richtfest für ein neues Wohnmodell<br />
für Menschen mit Handicap gefeiert. Das Gebäude ist ein<br />
Pilotprojekt der Grundstücks-Gesellschaft TRAVE mbH, der Marli<br />
GmbH und der Wohnraumförderung Schleswig-Holstein. 31 barrierefreie<br />
Mietwohnungen für Menschen mit Handicap bieten jeder<br />
und jedem dort Betreuten eine abgeschlossene und voll ausgestattete<br />
1-Zimmer-Wohnung, die sie oder er eigenständig anmieten<br />
und für sich allein bewohnen kann. Für die Nachbarschaft im<br />
Haus und die Betreuung durch die Marli GmbH stehen zusätzliche<br />
Gemeinschaftsflächen und eine große Küche im Erdgeschoss zur<br />
Verfügung. Das neue Wohnmodell bietet durch die umfassende<br />
Förderung des Landes Schleswig-Holstein bezahlbaren Wohnraum<br />
für benachteiligte Menschen, die so eigenständiger und dennoch<br />
gut betreut leben können. Die TRAVE investiert rund 6,5 Millionen<br />
Euro in den Neubau.<br />
Die Hamburger Sprinkenhof GmbH<br />
gewinnt Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft<br />
Hamburg. Die Hamburger Sprinkenhof GmbH hat in diesem<br />
Jahr den Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft gewonnen. Das<br />
Unternehmen habe die Jury mit seinem Projekt „Städtebauliche<br />
Entwicklung am Wiesendamm“ im Hamburger Stadtteil Barmbek<br />
überzeugen können. Dabei sei aus einer ehemaligen Industriefläche<br />
ein Ort für Begegnung, Kommunikation und Interaktion<br />
geworden. „Die Sprinkenhof GmbH ist ein gutes Beispiel dafür,<br />
dass Immobilienunternehmen sozialpolitische Verantwortung<br />
übernehmen und zugleich wirtschaftlich erfolgreich sein können“,<br />
sagt <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. „Wirtschaftlichkeit, Gemeinwohlorientierung<br />
und städtebaulicher Zugewinn schließen einander<br />
nicht aus.“<br />
NEUE LÜBECKER investiert nachhaltig<br />
in ihren Wohnungsbestand<br />
Lübeck. Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft<br />
eG hat im vergangenen Jahr 70,48 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand<br />
investiert. Das ist ein ähnlich hohes Niveau wie<br />
2020. 30,8 Millionen Euro flossen in die Instandhaltung, 14 Millionen<br />
Euro in Modernisierungsmaßnahmen und 25,7 Millionen<br />
Euro in den Neubau. „Dahinter steckt eine enorme Teamleistung –<br />
gerade unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie“, sagte<br />
Marcel Sonntag, Vorstandsvorsitzender der NEUE LÜBECKER.<br />
„Die Mannschaft hat eine tolle Leistung vollbracht. Insofern war<br />
2021 ein intensives Jahr mit einem guten Ergebnis, das die wirtschaftliche<br />
Stabilität der Genossenschaft weiterhin sichert. Auch<br />
die Eigenkapitalquote konnten wir leicht steigern, auf jetzt 37,7<br />
Prozent.“
52<br />
Richtfest für 59 Wohnungen<br />
Ahrensburg. Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft<br />
eG hat in Ahrensburg „Reeshoop“ ein Richtfest für 59 Wohnungen<br />
gefeiert. „Mit dem vierten Bauabschnitt erreichen wir einen<br />
weiteren Meilenstein unserer Quartierserneuerung in Reeshoop“,<br />
sagte NL-Vorstand Dr. Uwe Heimbürge. Im Frühjahr 2023 würden<br />
dann insgesamt 262 Genossenschaftswohnungen entstanden sein.<br />
Mit dem Neubau in allen vier Bauabschnitten wurde ein Zugewinn<br />
von 129 Wohnungen erzielt. Zudem entstanden 277 zusätzliche<br />
Stellplätze, davon 138 in Tiefgaragen, wodurch die angespannte<br />
Parkplatzsituation verbessert werden konnte.<br />
ARGE-Vorstand neu<br />
gewählt<br />
Kiel. Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes<br />
Bauen e.V. (ARGE) hat am 8. Juni<br />
ihren neuen Vorstand gewählt. Der zuletzt<br />
amtierende Vorstand stellte sich geschlossen<br />
zur Wiederwahl und wurde für zwei<br />
weitere Jahre im Amt bestätigt. Die in fordernden<br />
Zeiten wichtige Kontinuität in der<br />
übergreifenden Zusammenarbeit ist damit<br />
gewährleistet. Zuvor hatten ARGE-Vorsitzender<br />
Arne Kleinhans und Geschäftsführer<br />
Dietmar Walberg über die Arbeit des<br />
zurückliegenden Jahres berichtet und dabei<br />
auf die schwierigen Umstände in der<br />
Wohnungswirtschaft verwiesen.
53<br />
Endlich wieder Young<br />
Leader-Treffen<br />
Hamburg. Das Young Leader Network hat<br />
sich wieder persönlich und analog getroffen.<br />
Gespräche wurden geführt, Erfahrungen<br />
ausgetauscht, Informationen und Tipps<br />
wurden gewechselt – beste Netzwerkarbeit.<br />
Gastgeber war die Baugenossenschaft<br />
FLUWOG-NORDMARK eG. Eine spannende<br />
und inspirierende Führung durch die Bestände<br />
in Barmbek waren ein Highlight des Tages.<br />
Der <strong>VNW</strong> bedankt sich bei Jörg Tondt und<br />
Benjamin Schatte für die Einladung und bei<br />
Felix Buth und Dennis Ose für die sehr gute<br />
Organisation<br />
TRAVE erhält ÖKOPROFIT-Zertifizierung<br />
Lübeck. Die Grundstücks-Gesellschaft TRAVE hat erfolgreich am Einsteigerprogramm<br />
des betrieblichen Umweltmanagementsystems ÖKOPROFIT teilgenommen. Nach der<br />
Musik- und Kongresshalle ist die TRAVE damit das zweite Unternehmen aus Lübeck, das<br />
als ÖKOPROFIT-Betrieb ausgezeichnet wurde. Umweltsenator Ludger Hinsen überreichte<br />
die Auszeichnungsurkunde jetzt der TRAVE. ÖKOPROFIT ist ein Kooperationsprojekt von<br />
Kommunen und Wirtschaft, das die Zielsetzung hat, natürliche Ressourcen zu schonen<br />
und zugleich die Betriebskosten der Unternehmen zu senken. In Deutschland wurden seit<br />
den 1990er Jahren mehr als 4000 Unternehmen aus mehr als 100 Kommunen zertifiziert.<br />
„Durch die Teilnahme am ÖKOPROFIT-Programm können wir unsere Ressourcenverbräuche<br />
systematisch erfassen und diese Zahlen regelmäßig und unkompliziert fortschreiben“,<br />
sagte Alexandra Schlennstedt, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der TRAVE. Man sei schon<br />
seit Längerem auf dem richtigen Weg ergänzte TRAVE-Geschäftsführer Dr. Matthias Rasch.<br />
Dazu zählten die Umstellung auf Elektroautos und Ökostrom genauso wie die geplante<br />
Solaranlage auf dem Dach der Geschäftsstelle und der Einbau einer effizienteren Heizungsanlage.<br />
SBV-Fertigfest für den WohnPark Tarup<br />
Flensburg. Im Sommer 2017 hatten die Erschließungsarbeiten auf dem Gebiet des Wohn-<br />
Parks Tarup begonnen, mittlerweile sind alle Wohnungen bezogen und die Außenanlagen<br />
angelegt. Mit einem Fertigfest hat der SBV (Selbsthilfe-Bauverein) den Abschluss der Neubauarbeiten<br />
am 13. Mai <strong>2022</strong> gefeiert. Unter den knapp 100 Gästen des offiziellen Teils<br />
waren unter anderem Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack,<br />
Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange und <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. Der<br />
SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Möller unterstrich die Bedeutung des WohnParks Tarup.<br />
„Wir haben mit dem Projekt ein neues Quartier geschaffen, in das wir mehr als 46 Millionen<br />
Euro investiert haben.“ Die schiere Größe des Areals mache das Projekt zu etwas<br />
Besonderem, ergänzte SBV-Vorstand Michael Ebsen. Auf einer Fläche in der Größe von<br />
etwa 60 Fußballfeldern seien 34 Neubauten mit 287 Wohnungen errichtet worden. Dafür<br />
wurden in den feuchten, lehmigen Boden mehr als 2 600 Pfähle gesetzt.
54<br />
<strong>VNW</strong><br />
<strong>VNW</strong> und IFB Hamburg feiern<br />
gemeinsame Erfolgsgeschichte<br />
Hamburg. Die sozialen Vermieter haben die zentrale und unverzichtbare<br />
Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Investitionsund<br />
Förderbank (IFB Hamburg) für den bezahlbaren Wohnraum<br />
in der Hansestadt gewürdigt.<br />
„Ohne die Zusammenarbeit zwischen der Bank, der Stadt<br />
und den sozialen Vermietern wäre Hamburg heute eine sozial<br />
gespaltene Stadt“, sagte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner am Rande<br />
der Ausstellung über die mehr als 100-jährige Geschichte des<br />
Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>). „Viele<br />
Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen könnten sich<br />
ohne die IFB und die sozialen Vermieter das Leben in einer prosperierenden<br />
Metropole wie Hamburg nicht leisten.“<br />
Die Wanderausstellung „120 Jahre <strong>VNW</strong>“ zeichnet den Weg<br />
des bezahlbaren Wohnens in Norddeutschland und des 1900 in<br />
Kiel gegründeten Wohnungsverbandes nach. Zunächst sollte der<br />
Zusammenschluss schleswig-holsteinischer Wohnungsbaugenossenschaften<br />
dem Austausch von Erfahrungen dienen. Doch schon<br />
bald entwickelte sich der Verband zu einem schlagkräftigen Instrument<br />
bei der Interessenvertretung der sozialen Vermieter. Die<br />
Wanderausstellung ist derzeit im Foyer der IFB Hamburg zu sehen.<br />
Nach den Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges<br />
– fast 280000 der 563000 Wohnungen in Hamburg waren bei<br />
Kriegsende nicht mehr bewohnbar – rückte der Bau von Sozialwohnungen<br />
in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses.<br />
Die 1953 als Hamburgische Wohnungsbaukasse gegründete IFB<br />
Hamburg wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Stadtentwicklung<br />
und zu einem der wichtigsten Instrumente des sozialen<br />
Wohnungsbaus.
55<br />
DR. DOROTHEE STAPELFELDT<br />
Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen<br />
der Freien und Hansestadt Hamburg<br />
„Aktuell entfallen fast 60 Prozent aller Bewilligungen<br />
auf den Sozialwohnungsbau zu Projekten der Genossenschaften<br />
und der SAGA. Darum sind die Räumlichkeiten<br />
der Hamburgischen Investitions- und Förderbank als Ort<br />
für die Wanderausstellung ‚120 Jahre <strong>VNW</strong>‘ genau richtig<br />
gewählt. Die 51 Wohnungsgenossenschaften und die<br />
SAGA, die sich im Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />
in Hamburg zusammengeschlossen haben, sind<br />
neben weiteren sozialorientierten privaten Wohnungsunternehmen<br />
ein wesentlicher Faktor für den Hamburger<br />
Wohnungsmarkt und haben die Stadtentwicklung über<br />
viele Jahrzehnte geprägt. Wir können froh sein, dass es sie<br />
gibt, denn mit ihren rund 290000 Wohnungen sorgen die<br />
Hamburger Mitgliedsunternehmen des <strong>VNW</strong> in erheblichem<br />
Maße dafür, dass das Wohnen in der Hansestadt<br />
bezahlbar bleibt.<br />
Darüber hinaus ist der <strong>VNW</strong> für den Senat ein wichtiger<br />
und verlässlicher Partner, wenn es – wie gerade jetzt – mit<br />
den schwierigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau<br />
und den Herausforderungen bei der Erreichung der<br />
Klimaziele darum geht, den Neubau und die Bestandsentwicklung<br />
voranzubringen. Die Ausstellung zeigt die<br />
Bedeutung des genossenschaftlichen und des sozialen<br />
Wohnungsbaus und ist ein spannender Streifzug durch die<br />
Geschichte der Stadtentwicklung in Hamburg und Norddeutschland.“<br />
ANDREAS BREITNER<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor<br />
„Seit sieben Jahrzehnten arbeiten soziale Vermieter und<br />
IFB vertrauensvoll zusammen. Ohne diese Zusammenarbeit<br />
hätte Hamburg heute ein anderes Gesicht. Vor allem gäbe<br />
es nicht die vielen gut durchmischten Quartiere, in denen<br />
Menschen aus unterschiedlichen Schichten und aus aller<br />
Herren Länder friedlich und solidarisch zusammenleben.<br />
Das gemeinsame Wirken von IFB und sozialen Vermietern<br />
ist heute wichtiger denn je. Wer die Herausforderungen<br />
des Klimawandels meistern will, ohne dabei das bezahlbare<br />
Wohnen zu vergessen, wird das nur mit Hilfe einer<br />
umfassenden öffentlichen Förderung und einer starken<br />
öffentlichen Bank erreichen. Die IFB weiß um die gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen, aber auch um Bedürfnisse<br />
der sozialen Vermieter. Sie ist das Scharnier, das beides<br />
zusammenhält. Die Ausstellung ‚120 Jahre <strong>VNW</strong>‘ stellt viele<br />
Beispiele der guten Zusammenarbeit vor.“<br />
RALF SOMMER<br />
Vorstandsvorsitzender der Hamburgischen<br />
Investitions- und Förderbank<br />
„Der <strong>VNW</strong> und die IFB Hamburg können auf eine lange und erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zurückblicken. Deshalb freue ich mich, dass<br />
wir mit der Ausstellung ‚120 Jahre <strong>VNW</strong>‘ diese Erfolgsgeschichte<br />
feiern und Aufmerksamkeit auf das Thema lenken können. Denn<br />
die Zusammenarbeit zwischen der IFB Hamburg, der Hansestadt und<br />
Verbänden wie dem <strong>VNW</strong> bildet die Grundlage für den erfolgreichen<br />
sozialen Wohnungsbau in Hamburg. Im kommenden Jahr<br />
feiert die IFB Hamburg ihren 70. Geburtstag. Dies wird ein weiterer<br />
Anlass sein, das Erreichte Revue passieren zu lassen und gemeinsam<br />
auf zukünftige Herausforderungen zu blicken.“
56 <strong>VNW</strong><br />
Die wichtigsten Termine in den kommenden Monaten<br />
17.<br />
AUG 22<br />
4. NORDDEUTSCHER<br />
BETRIEBSKOSTENTAG<br />
Lübeck<br />
19./20.<br />
SEP 22<br />
<strong>VNW</strong>-ARBEITSTAGUNG<br />
Lübeck<br />
17.<br />
OKT 22<br />
FACHTAGUNG GROSSSIEDLUNGEN –<br />
WOHNQUARTIERE MIT ZUKUNFT<br />
Lübeck<br />
17.<br />
NOV 22<br />
9. NORDDEUTSCHER MIETRECHTSTAG<br />
Lübeck<br />
Bildnachweise<br />
Titelbild, S1.: Westend61 / Kniel Synnatzschke; S. 2: H&K_Axel Born; Seite 4-5: Bertold Fabricius; Seite 6-7: Bertold Fabricius; S. 8: DESWOS;<br />
S. 9: Baugenossenschaft Mittelholstein eG; S. 10: Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft eG, <strong>VNW</strong>, Baugenossenschaft Mittelholstein<br />
eG; S. 11: privat; S. 16-18: Bertold Fabricius; S. 20: Malzahn/Lübecker Bauverein; S. 21: Malzahn/Lübecker Bauverein; S. 22: Senatskanzlei<br />
Hamburg/Bina Engel; S. 23: Christian Charisius/dpa; S. 26-28: Bertold Fabricius; S. 31/32: Grafik Frank Hasse; S. 34: ImmoExplorer24/Visualisierung:<br />
mgf; S. 35: ImmoExplorer24/Visualisierung: mgf (2), Kasper Fuglsang; S. 37: Bertold Fabricius; S. 44: Marcus Brandt/dpa; Seite 46: Viacheslav<br />
Yakobchuk/AdobeStock; S. 48: SAGA, <strong>VNW</strong>; S. 49: Strasburger Kreise, Visualisierung: Störmer Murphy and Partners, Hamburg; SBV, Felix Liebel<br />
Fotos (2); S. 51: TRAVE, NEUE LÜBECKER; S. 52: Visualisierung: Tim Möller, <strong>VNW</strong>; S. 53: <strong>VNW</strong>, TRAVE, SBV; S. 54-55: Bertold Fabricius;<br />
S. 58-62: photovision; S. 64: AdobeStock_ vegefox; S 70: A Stockfoto; S. 72: Nassauische Heimstätte; S. 73: Tina Merkau; S. 74, 75: Grafiken:<br />
IntegraTE; S. 77: Florian Nagler Architekten; S. 78 (links): Sebastian Schels; S. 78 (rechts): Max Kratzer; S. 82: Getty Images; S. 83: © Haufe;<br />
S. 85: AdobeStock_Artinum; S. 86: Jens Büttner; S. 90: AdobeStock_bht2000
Anzeige<br />
Planung, die intelligent ist<br />
Wohnkomfort, der gut tut<br />
Die Energiewende bedeutet große Herausforderungen für den Gebäudebereich.<br />
Beim Gelingen des notwendigen Wandels spielt die Wohnungswirtschaft eine zentrale Rolle. Wir bieten<br />
Ihnen passende Lösungen: Mit hoher Effizienz und klimafreundlicher Wärmepumpen-Heiztechnik<br />
erreichen Sie eine bessere CO 2 -Bilanz im Bestand und erfüllen alle Anforderungen im Neubau.<br />
Für maximale Effizienz im Mehrfamilienhaus<br />
› Verlässliche dezentrale Trinkwarmwasserbereitung mit Wohnungsstation und Durchlauferhitzer<br />
› Lüftungssysteme für effiziente Frischluftversorgung<br />
› Leistungsfähige Wärmepumpen, bei Bedarf in Kaskadenschaltung<br />
Erfahren Sie mehr über unsere Lösungen:<br />
www.stiebel-eltron.de<br />
Warmwasser | Wärme | Lüftung | Kühlung
58<br />
Real Estate Messe<br />
Immobilienmesse feiert gelungene Premiere /<br />
GdW, <strong>VNW</strong> und vdw dabei<br />
Bauministerin Geywitz besucht<br />
Verbände im Haus der Zukunft<br />
Hannover. Die Premiere der norddeutschen Immobilienmesse<br />
Real Estate Arena auf dem hannoverschen Messegelände war<br />
ein voller Erfolg. Beteiligt waren als Aussteller neben dem vdw<br />
Niedersachsen Bremen und dem GdW Bundesverband deutscher<br />
Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die sich auf einem gemeinsamen<br />
Stand präsentierten, auch zahlreiche vdw-Mitgliedsunternehmen<br />
und die NT Nordwestdeutsche Treuhand.<br />
GdW-Präsident Axel Gedaschko wies zur Eröffnung der Messe<br />
auf die massiven Probleme hin, vor denen die sozialorientierte Wohnungswirtschaft,<br />
aber auch andere Akteure am Wohnungsmarkt<br />
derzeit stehen. Gedaschko nahm die Politik in die Pflicht, mehr zu<br />
fördern, statt an vielen Stellen den Druck zu erhöhen. vdw-Verbandsdirektorin<br />
Dr. Susanne Schmitt betonte in einer Diskussionsrunde<br />
u.a. mit dem hannoverschen Oberbürgermeister Belit Onay<br />
und Gundlach-Geschäftsführerin Nadine Otto, dass der soziale<br />
Wohnungsbau einen massiven Einbruch erleiden werde. Allein die<br />
vdw-Unternehmen hätten angekündigt, ab 2023 rund 1500 Wohneinheiten<br />
pro Jahr weniger zu bauen als eigentlich geplant.
59<br />
Die zwei Messetage standen ganz im Fokus von Wohnungsbau,<br />
Klimaschutz und Digitalisierung. Ein Höhepunkt war der Besuch<br />
von Bundesbauministerin Klara Geywitz, die sich auch im „Haus<br />
der Zukunft“ von GdW/vdw sowie am Spiri.Bo-Stand von meravis<br />
informieren ließ. Im nächsten Jahr wird die Real Estate Arena am<br />
24./25. Mai zum zweiten Mal stattfinden. Dann in einer moderneren<br />
Halle, denn sowohl die Kapazitäten des diesjährigen Austragungsortes<br />
als auch die baulichen Qualitäten waren absolut<br />
unzureichend.<br />
f
60<br />
Real Estate Messe<br />
Hier zusammengetragen einige<br />
Stimmen zur diesjährigen Messe:<br />
„Die Stadt Hameln war u.a. vertreten<br />
durch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften<br />
HWG und GSW mit einem<br />
kleinen Stand bei der Metropolregion<br />
Hannover. Fazit: Unerwartet viele gute<br />
Gespräche, die in großen Teilen echten<br />
„Mehrwert“ bedeuteten und die Grundlage<br />
für mögliche Kooperationen darstellen.<br />
Aus Sicht eines Mittelzentrums ist es<br />
genau richtig, sich auf die mittelständische<br />
Immobilienwirtschaft zu konzentrieren.“<br />
Christian Mattern, Geschäftsführer<br />
Hamelner Wohnungsbau-Gesellschaft<br />
„Die Messe war <strong>2022</strong> wie ein großes<br />
Klassentreffen mit großer Wiedersehensfreude<br />
nach zwei Corona-Jahren. Wir<br />
konnten in nur zwei Tagen so zahlreiche<br />
Gespräche führen, wie es im Alltag kaum<br />
möglich ist und hatten die Möglichkeit,<br />
dass was uns wichtig ist zu präsentieren.<br />
Auch intern ist die Messe als ein bereichsübergreifendes<br />
Teambuilding-Event wertvoll.<br />
Die Fokus-Themen wie Digitalisierung<br />
und Klimawandel haben auch für uns eine<br />
hohe Relevanz. Viele Ideen und Impulse<br />
nehmen wir mit. Wir freuen uns auf eine<br />
Wiederholung im nächsten Jahr.“<br />
Nadine Otto, Geschäftsführerin<br />
Gundlach-Immobilien
61<br />
„Engagierte Ausstellen<br />
de mit guten Antworten auf die aktuellen<br />
Herausforderungen der Immobilienwirtschaft,<br />
hochrangige Vortragende<br />
und interessierte Besuchende haben die<br />
beiden Tage zu einer tollen Premiere dieses<br />
neues Messeformats gemacht. Nach<br />
der Messe ist vor der Messe – wir beginnen<br />
schon mit der Planung für 2023 und<br />
haben bereits viele Ideen, wie wir einen<br />
Beitrag dazu leisten können, diese Veranstaltung<br />
als Highlight für die Immobilienbranche<br />
im Norden zu etablieren.“<br />
Karsten Klaus,<br />
Geschäftsführer hanova<br />
„Viele Eindrücke und noch mehr Impulse<br />
– das war der Auftakt der Real Estate<br />
Arena. Die Branche will nicht nur reden,<br />
sondern machen und diese Dynamik hat<br />
sich auf den Bühnen, in den Panels und<br />
den Gesprächen gezeigt. Das absolute<br />
Highlight war der persönliche Austausch mit<br />
der Bundesbauministerin, Klara Geywitz,<br />
die uns NextGen als Impulsgeber versteht.“<br />
Sarah-Madeline Buschmann,<br />
Team Projektentwicklung hanova<br />
„Gratulation an die Messe Hannover<br />
für diese Initiative. Für die Städtische<br />
Wohnungsbau Göttingen hat es sich sehr<br />
gelohnt dort auszustellen. Wir konnten<br />
wichtige neue Kontakte knüpfen und bestehende<br />
pflegen. Das ist hilfreich für die<br />
vielfältigen anstehenden Herausforderungen.“<br />
Claudia Leuner-Haverich,<br />
Geschäftsführerin<br />
Städtische Wohnungsbau Göttingen<br />
f
62<br />
Real Estate Messe<br />
„Das war sie also: die Real Estate Arena<br />
<strong>2022</strong>. Was war das für eine Freude und<br />
was für ein Energizer – nicht nur für uns<br />
als Aussteller – sondern auch, wie uns vielfach<br />
gespiegelt wurde, für die Besucher<br />
auf unserem Stand. Unsere Erwartungshaltung<br />
mit Dialogformaten mit unseren<br />
Kooperationspartnern wurde erfüllt. So<br />
konnten wir nicht nur der Bundesbauministerin<br />
Klara Geywitz zeigen, wie innovativ<br />
Wohnungswirtschaft gedacht wird und<br />
wie wir versuchen, den Herausforderungen<br />
zu begegnen, sondern auch dem sehr<br />
interessierten Publikum aus ganz Deutschland.<br />
Das geht nicht alleine, sondern in<br />
Partnerschaft, in Netzwerkarbeit und auch<br />
mit ein wenig Mut.<br />
In diesem Sinn: Auf die Real Estate<br />
Arena 2023, die Digitalisierung der WoWi,<br />
auf viele weitere Partnerschaften bei den<br />
Umsetzungen der Herausforderungen<br />
unserer Branche.“<br />
Matthias Herter, Geschäftsführer<br />
meravis Wohnungsbau- und<br />
Immobilien<br />
„Für uns als KSG war die Teilnahme an<br />
der Real Estate Arena ein Erfolg. Der besondere<br />
Rahmen machte es möglich, mit<br />
vielen Menschen unterschiedlicher Branchen<br />
ins Gespräch zu kommen und sich<br />
über interessante Themen auszutauschen.<br />
Darüber hinaus haben wir die Gelegenheit<br />
gerne genutzt, um uns als Wohnungsunternehmen<br />
und unsere Konzepte für die<br />
Themenbereiche Quartiersmanagement,<br />
Nachhaltigkeit und Solar-Mieterstrom,<br />
Schaffung von Wohnraum sowie Mobilität<br />
vorzustellen.“<br />
Karl Heinz Range,<br />
Geschäftsführer KSG Hannover<br />
Die Real Estate Arena <strong>2022</strong> im Rückblick<br />
Real Estate Arena 2023:<br />
24./25. Mai<br />
„Die deutsche Immobilienbranche hat<br />
die Real Estate Arena als Branchenplattform<br />
mit großer Begeisterung aufgenommen.<br />
An den beiden Messetagen kamen<br />
3000 Teilnehmer*innen nach Hannover<br />
und besuchten die Stände von knapp 200<br />
Ausstellern. Die außergewöhnlich positiven<br />
Reaktionen von Ausstellern und Besucher*innen<br />
zeigen, dass das Konzept<br />
der Real Estate Arena von Beginn an überzeugt<br />
hat.“<br />
Hartwig von Saß,<br />
Projektleiter Deutsche Messe AG h
63<br />
Anzeigen<br />
Zukunftssichere Energie<br />
für Immobilien.<br />
Effiziente Systemlösungen.<br />
Auch in der Wohnungswirtschaft wird im Bereich der<br />
Heiztechnik großer Wert auf eine effiziente Energienutzung<br />
gelegt. Buderus wird diesem Anspruch gerecht:<br />
mit Produkten und Systemen, die wenig verlangen, aber<br />
viel leisten. Erfahren Sie mehr unter www.buderus.de
64<br />
Externes Rating<br />
Externes Rating<br />
als Chance für die Wohnungswirtschaft?<br />
Die GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen, Bremen hat<br />
sich im Wirtschaftsjahr 2020 entschieden, ihre gute Bonität durch<br />
ein externes Rating zu unterlegen und bestätigen zu lassen. Grundlage<br />
der Entscheidung waren die immer komplexer werdenden<br />
Kreditnebenabreden (Covenants) sowie die erforderliche Erschließung<br />
weiterer Refinanzierungsquellen für zukünftige Investitionen<br />
außerhalb des Bankensektors. Insbesondere das zunehmende Delta<br />
zwischen den nach der Beleihungswertermittlungsverordnung<br />
erzielbaren Beleihungswerten aufgrund der Förderbedingungen<br />
im geförderten Neubau und den Gestehungskosten für Neubauprojekte<br />
erfordert für die Zukunft Refinanzierungsinstrumente, die<br />
ohne grundbuchrechtliche Sicherstellung zur Verfügung stehen.<br />
Zudem konnte die GEWOBA auf Grundlage des Ratings konditionelle<br />
Vorteile bei Kreditaufnahmen – insbesondere bei Förderbanken<br />
– erzielen sowie Financial Covenants durch einen Rating<br />
Trigger substituieren. Ein Rating Trigger ermöglicht den Investoren<br />
ein Kündigungsrecht, sofern ein vertraglich definiertes Mindestrating<br />
nicht erreicht wird. In Abhängigkeit der Einstufung des<br />
Rating-Triggers greifen konditionelle Vorteile in unterschiedlicher<br />
Höhe. Spürbare konditionelle Vorteile gab es insbesondere bei den<br />
Konditionsverhandlungen mit internationalen Förderbanken.<br />
Mit der Beauftragung der Ratingagentur Standard & Poor´s<br />
waren zunächst übliche wirtschaftliche Unterlagen, die auch Banken<br />
oder andere Kreditgeber bei Kreditvergaben auf Grundlage<br />
des § 18 Kreditwesengesetzes abverlangen, vorzulegen. Dazu<br />
gehören insbesondere Bilanzen, Wirtschaftspläne, Liquiditätspläne<br />
sowie Unterlagen, die die Existenz von Refinanzierungsquellen<br />
unterlegen wie Kreditverträge oder Verträge über bestehende<br />
Fazilitäten. Aber auch regionale Marktdaten wie Durchschnittsmieten<br />
und Kaufpreisentwicklungen sowie portfoliobezogene<br />
Daten (Modernisierungszustand, Leerstandsquoten etc.) waren<br />
vorzulegen. Die wirtschaftlichen Unterlagen wurden ausgewertet<br />
und übliche Bilanzrelationskennzahlen und Ertragskennzahlen ermittelt.<br />
In einem nächsten Schritt wurden offene Fragen in einem<br />
Managementgespräch erläutert. Der Fokus der Fragen lag auf<br />
finanzwirtschaftlichen Themen, im Rahmen des jährlich stattfindenden<br />
Re-Rating-Prozesses waren aber auch zunehmend Fragen<br />
zum Thema IT-Sicherheit erkennbar.<br />
Die Zeitschiene von der Vorlage aller erforderlichen Unterlagen<br />
bis zur Bekanntgabe des abschließenden Ratingergebnisses betrug<br />
fünf Wochen, nachdem die erbetenen Unterlagen auf Basis des<br />
vorliegenden gut strukturierten Datenbestandes ohne weiteren<br />
Aufwand geliefert werden konnten. Auf die Beauftragung eines<br />
externen Beratungsunternehmens zur Begleitung dieses Prozesses<br />
hat die GEWOBA bewusst verzichtet. Das Unternehmen hatte die<br />
Möglichkeit bei Bekanntgabe der Ratingeinstufung, sich für oder<br />
gegen eine Veröffentlichung des Ratings zu entscheiden. Aufgrund<br />
des guten Ratingergebnisses hat sich die GEWOBA für die<br />
Veröffentlichung entschieden.<br />
Jedes Jahr erfolgt ein Re-Rating-Prozess, in dem das ursprüngliche<br />
Rating überprüft wird. Neben dem jährlichen Managementgespräch<br />
ist dafür auch die anlassbezogene Kommunikation mit<br />
der Ratingagentur erforderlich. Sachverhalte, die die finanzwirtschaftliche<br />
Entwicklung wesentlich positiv oder negativ beeinflussen<br />
können, sollten der Ratingagentur auch außerhalb von<br />
turnusgemäßen Neubewertungen und Managementgesprächen<br />
offengelegt werden. Eine offene Finanzkommunikation ist wichtig.<br />
In der Regel ist das Vertragsverhältnis mit Rating-Agenturen über<br />
eine längere Zeit geprägt, formal aber jederzeit unter Einhaltung<br />
von Fristen kündbar. Insbesondere mögliche kreditvertragliche Vereinbarungen<br />
verpflichten Wohnungsunternehmen jedoch, jährlich<br />
ein neues Rating vorzulegen. Ein Wechsel innerhalb der Ratingagenturen<br />
ist dabei möglich.<br />
Die Ratingsystematik wurde der GEWOBA transparent offengelegt.<br />
Die Ratingagentur unterscheidet zwischen dem Unternehmensrisikoprofil<br />
und dem finanzwirtschaftlichen Risikoprofil.
65<br />
xxx<br />
MICHAEL STÜHRMANN<br />
Leitung Unternehmensfinanzierung GEWOBA AG Wohnen und Bauen, Bremen<br />
Während das unternehmensbezogene Risikoprofil die Kernpunkte<br />
Branchenrisiko, Marktposition, Unternehmensführung und Strategien<br />
abbildet, bezieht sich das finanzwirtschaftliche Risikoprofil<br />
auf die Kernthemen finanzwirtschaftliche Kennzahlen, Stabilität<br />
der Verbindlichkeitenstruktur sowie die Liquidität. Exemplarisch<br />
für eine finanzwirtschaftliche Kennzahl steht die finanzwirtschaftliche<br />
Leistungsfähigkeit in Form des EBITDA im Verhältnis zum Gesamtumsatz.<br />
Das Kernthema Verbindlichkeitenstruktur analysiert<br />
sowohl die Fähigkeit des Wohnungsunternehmens, die Finanzierungskosten<br />
zu decken, als auch die Verbindlichkeiten aus den Ertragsströmen<br />
innerhalb angemessener Zeiträume zu tilgen. Maßgeblich<br />
für eine erste Bewertung ist das EBITDA im Verhältnis zu<br />
den zinstragenden Finanzverbindlichkeiten sowie das EBITDA im<br />
Verhältnis zum Zinsaufwand.<br />
Die Kernthemen sind unterschiedlich gewichtet und werden<br />
nach dem Schulnotensystem mit Note 1 bis 6 bewertet.<br />
Bei der Liquidität zum Beispiel ist die Bewertung abhängig<br />
von dem Liquiditätsdeckungsgrad für die nächsten zwölf Monate.<br />
Ein Liquiditätsdeckungsgrad von 1,1 entspricht der Bewertung Note<br />
4. Daneben gibt es für jedes Kernthema aber auch „weiche“ Faktoren,<br />
die die Note positiv oder negativ beeinflussen können. Wenn<br />
der Liquiditätsdeckungsgrad zum Beispiel 1,1 beträgt, wird neben<br />
der rein rechnerischen Ermittlung auch berücksichtigt, ob es möglicherweise<br />
instabile Zugänge zu Refinanzierungsquellen gibt. Die<br />
Wohnungswirtschaft partizipiert häufig von Fazilitäten, also kurzfristigen<br />
Kreditmöglichkeiten, die bei Bedarf in Anspruch genommen<br />
werden können. Diese werden nicht auf Basis vertraglicher<br />
Vereinbarungen gewährt, sondern ohne vertragliche Zusage der<br />
Kreditinstitute. Oder ihre vertragliche Zusage liegt unter 365 Tage.<br />
Derartige Vereinbarungen entlasten Kreditinstitute in der<br />
Eigenkapitalunterlegung oder in der Liquiditätsreserve. Daraus ergeben<br />
sich konditionelle Vorteile für den Kreditnehmer. Die Aufrechterhaltung<br />
oder Inanspruchnahme derartiger Kreditmittel ist<br />
aber von dem Wohlwollen der Kreditinstitute abhängig und insofern<br />
keine „sichere“ Refinanzierungsquelle im Rahmen der<br />
Ratingbewertungsmethodik.<br />
Aber auch andere Faktoren begrenzen die Einstufung in eine<br />
bestimmte Ratingnote. So führen zum Beispiel negativen Bewer-<br />
Sources of liquidity over the next 12 month divided by uses of liquidity over the next 12 month*<br />
Ratio > 250 (1.75; 2.50] (1.25; 1.75] (1.00; 1.25] (0.75; 1.00] (0.75; 1.00]<br />
Initial assessment 1 2 3 4 5 6<br />
Factors that can positively adjust<br />
the initial assessment above<br />
Exceptional access to external<br />
funding: We will revise upward the<br />
initial assessment by two levels<br />
Factors that can negatively<br />
adjust the initial assessment<br />
above<br />
Uncertain access to external<br />
funding: We will revise downward<br />
the initial assessment by two levels<br />
Quelle: Methodik zur Bewertung öffentlicher und gemeinnütziger Anbieter von Sozialwohnungen (8. Dezember 2020) – Standard & Poor´s<br />
tungen (Note 5 oder schlechter) innerhalb der Kernthemen zu<br />
Kappungen in der Bewertung des Stand-Alone Credit Profiles.<br />
Exemplarisch dafür steht eine Liquiditätsunterdeckung von < 1,0.<br />
Sofern die rechnerische Liquiditätsunterdeckung nicht durch stabile<br />
Zugänge zu externen Finanzmitteln ausgeglichen werden kann,<br />
kann das Stand-Alone-Rating nicht über ein „B“ hinaus erfolgen.<br />
Das Rating gliedert sich bei kommunalen Wohnungsgesellschaften<br />
in ein Stand-Alone Credit Profile, also die Bewertung<br />
der kommunalen Wohnungsgesellschaft ohne Berücksichtigung<br />
der kommunalen Eigentümerstruktur und einem Issuer Credit Rating,<br />
also der Einbezug der Bonität des kommunalen Eigentümers<br />
sowie deren grundsätzlichen Bereitschaft und Möglichkeit der<br />
Unterstützung der Wohnungsgesellschaft im Krisenfall. Das Issuer-<br />
Credit-Rating wird in der Regel vom Stand-Alone Credit Profile<br />
abweichen. Häufig heben kommunale Eigentümerstrukturen das<br />
Issuer-Credit-Rating.<br />
Die GEWOBA hat erstmalig im Juli 2020 das Issuer-Rating „A“<br />
zugewiesen bekommen. Dieses hervorragende Ergebnis ist im Juli<br />
2021 bestätigt worden, mit der Tendenz zu A+. Auf Basis des externen<br />
Ratings hat die GEWOBA im November 2021 erstmalig<br />
Namensschuldverschreibungen platziert und auch hier einen Rating-Trigger<br />
mit den Investoren vereinbart. Für die GEWOBA war<br />
die Beauftragung eines externen Ratings richtig und vorteilhaft.<br />
Auf dieser Basis können auch zukünftig gute und tragfähige Refinanzierungsquellen<br />
– neben den Kreditinstituten – erschlossen<br />
werden. h
66 Rechnungswesen<br />
Im aktuellen Fokus des wohnungswirtschaftlichen<br />
Rechnungswesens<br />
– CO -Bilanz und Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz<br />
2<br />
VON MARK OLIVER KÖNEMUND / FRANK NOLTE VDW NIEDERSACHSEN BREMEN<br />
„Neue Themen erobern das Wohnungsunternehmen.”<br />
Waren es früher Diskussionen um Abschreibungsfristen von Wohngebäuden<br />
und Bilanzierungsfragen im Bereich der nachträglichen<br />
Herstellungskosten, so bestimmen wohl immer mehr die Bilanzierungsgrundsätze<br />
einer CO 2<br />
-Bilanz die Pausengespräche bei den anstehenden<br />
Fachtagungen der Verbände.<br />
Aber nicht etwa der fachliche Austausch zu Bilanzierungs- und<br />
Bewertungsfragen von Emissionsrechten in Handelsbilanzen der<br />
Wohnungsunternehmen rücken in den Fokus – vielmehr geht es<br />
zunehmend um die Rahmenbedingungen der Erstellung einer CO 2<br />
-<br />
Bilanz, das CO 2<br />
-Monitoring und die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
der CO 2<br />
-Bepreisung, die nunmehr ganz oben auf der Agenda stehen.<br />
Bedingt durch die Formulierung und die Umsetzung der Klimaziele<br />
für 2030 und 2045 reichern sich die Aufgaben im Rechnungswesen<br />
nunmehr mit den Themenbereichen „tatsächlicher<br />
Energieverbrauch und Emissionen des Gebäudebestandes mit<br />
Energieeinsparzielen und Reduzierung der Emissionen“ und „Diskussionen<br />
und Gesetzesentwürfe um eine (Nicht-)Umlagefähigkeit<br />
der CO 2<br />
-Abgabe“ an.<br />
Einzelne Objekte können gezielt als „Schwachstellen“ im Bestand<br />
(Emissionstreiber) identifiziert und konkrete Maßnahmen ergriffen<br />
werden.<br />
Doch zurück zum Pausengespräch und lauschen wir einer Frage:<br />
„Wie kann man denn überhaupt CO 2<br />
bilanzieren, reichen dafür<br />
denn meine HGB-Kenntnisse für den Jahresabschluss?“. Zur Beantwortung<br />
dieser Frage muss das Wohnungsunternehmen zunächst<br />
den grundlegenden Rahmen der Bilanzierung festlegen. Versuchen<br />
wir die Beantwortung dieser Frage, indem wir die systematische<br />
Herangehensweise skizzieren:<br />
Bilanzrahmen<br />
„Der CO 2<br />
-Fußabdruck für Wohnungsunternehmen<br />
lässt sich transparent durch eine jährliche<br />
unternehmensbezogene CO 2<br />
-Bilanz darstellen."<br />
Diese Herangehensweise ermöglicht es dem Wohnungsunternehmen,<br />
einen unternehmensbezogenen Klimapfad und eine klimapolitische<br />
Zielsetzung abzuleiten, zu kontrollieren und bei Bedarf<br />
gegenzusteuern. Die Auswertung und Darstellung der CO 2<br />
-Bilanz<br />
und des Energieeinsatzes im Zeitverlauf stellt die potenzielle Basis<br />
der unternehmensbezogenen Klimazielerreichung (-setzung) dar.<br />
Bilanz<br />
Aufbereitung<br />
Werkzeug<br />
Energiedaten
CO 2<br />
-Bilanz einschließlich Erstellungsbericht –<br />
Leistungsangebot des <strong>VNW</strong>/vdw<br />
Der CO 2<br />
-Fußabdruck von Wohnungsunternehmen lässt sich transparent<br />
durch eine jährliche unternehmensbezogene CO 2<br />
-Bilanz<br />
darstellen. Diese Herangehensweise ermöglicht es dem Wohnungsunternehmen,<br />
einen unternehmensbezogenen Klimapfad<br />
und eine klimapolitische Zielsetzung abzuleiten.<br />
Klimawandel, Wir bieten Ihnen Finanzkrise, unsere Leistungen Form Covid-19, der erstmaligen explodierende Vorteile der CO 2<br />
-Bilanz: Mieten – ein<br />
Erstellung einer CO 2<br />
-Bilanz mit Erstellungsbericht an.<br />
Branchenvergleich<br />
Thema jagt das nächste. Um ihnen zu begegnen, wird als erstes nach<br />
Neben den Berechnungsgrundlagen zur Herleitung der branchenbezogenen<br />
CO<br />
- Identifikation von Emissionstreibern<br />
dem Staat gerufen. 2<br />
-Bilanz werden hierbei auch die unternehmensbezogenen<br />
Aktivitätsdaten des Wohnungsunternehmens in die<br />
Maßnahmen zur CO 2<br />
Dabei zeigt die Wohnungswirtschaft vorbildliche<br />
-Reduzierung<br />
Berichterstattung übernommen. Im Ergebnis werden die CO<br />
Lösungsansätze für unsere aktuellen<br />
2<br />
-Bilanzierung<br />
und Ansatzpunkte zur CO 2<br />
- transparente Darstellung der Klimazielsetzungen<br />
Herausforderungen. Nutzen wir<br />
-Reduktion im Bericht aufgeführt.<br />
Darüber hinaus umfasst der Erstellungsbericht auch eine<br />
die kollektive Intelligenz!<br />
auf Wirtschaftseinheiten bezogene Darstellung der Energieverbräuche<br />
nach den verschiedenen Energieträgern und die hieraus<br />
resultierenden CO 2<br />
-Emissionen. Abgerundet wird der Bericht mit<br />
einer Darstellung und Klassifizierung der Objekte nach Energieeffizienzklassen<br />
(GEG). Ein Glossar informiert über die wichtigsten<br />
fachlichen Begriffe zum Thema CO 2<br />
-Bilanz.<br />
Mark Oliver<br />
Könemund<br />
Jörg Cammann<br />
Frank Nolte<br />
- Standardisierte Berichterstattung ermöglicht transparenten<br />
- Ermittlung der Grundlagen für Entscheidungen über weitere<br />
- Einstieg in die regelmäßige Berichterstattung der CO 2<br />
-Bilanz<br />
und Weiterentwicklung zu einer unternehmensbezogenen<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung mit DNK-Erklärung<br />
Lassen Sie sich ein unverbindliches Angebot unterbreiten.<br />
Den vdw erreichen Sie telefonisch unter 0511 1265-166<br />
Den <strong>VNW</strong> unter der Telefonnummer 040 520 11 241<br />
„Welcher Bilanzrahmen gilt?”<br />
Eine bedeutende Fragestellung zu Beginn einer Datenerhebung mit<br />
dem Ziel einer CO 2<br />
-Bilanzerstellung ist die Festlegung des eigentlichen<br />
Bilanzrahmens, d.h. der Bilanzgrenze für die zu berichtenden<br />
CO 2<br />
-Emissionen – was wird hereingenommen, was wird herausgelassen?<br />
Neben den Bestandsobjekten werden hierbei in der Praxis<br />
auch die in der laufenden Verwaltung entstandenen Emissionen,<br />
z.B. durch Beheizung, Warmwasseraufbereitung, Kühlung und Allgemeinstromverbrauch<br />
sowie durch den Fuhrpark, einbezogen<br />
Emissionen, die aus der Herstellung von Baumaterialien (graue<br />
Emissionen) resultieren, werden gegenwärtig in der Praxis in der<br />
Regel noch nicht berücksichtigt. Zukünftig wird dieser Punkt wohl<br />
aber an Bedeutung gewinnen. Graue Emissionen sollten daher perspektivisch<br />
erfasst und entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung<br />
in Betracht gezogen werden.<br />
„Welche Energiedaten müssen ermittelt werden?”<br />
Es werden Endenergiedaten erhoben, also die gelieferte bzw. bezahlte<br />
Energie der bewirtschafteten Bestände. Vorrang haben<br />
immer gemessene Verbrauchsdaten. Die Energieverbrauchsdaten<br />
sollten möglichst auf Objektebene (physisches Gebäude, nicht<br />
Hauseingang) erhoben werden. Aber auch die Schätzung der Verbräuche<br />
durch objektbezogene Verbrauchs- und Bedarfsausweise<br />
kommen in der Praxis zur Anwendung, falls verbrauchsbezogene<br />
Daten nicht vorliegen.<br />
Die Endenergiedaten werden hierbei nach Energieträgern (Erdgas,<br />
Heizöl, Kohle, Holz, Fernwärme u.a.) differenziert. Wurde die<br />
Energieumwandlung vor Ort oder beim Energieversorger vorgenommen,<br />
wofür wurde die Energie verwendet (Heizung, Warmwasser,<br />
Allgemeinstrom)? Und auch die Wahl des angemessenen<br />
Emissionsfaktors des Energieträgers runden die Fragestellungen<br />
rund um die Aufbereitung der Energiedaten schließlich ab.<br />
Die Berechnung der CO 2<br />
-Emissionen erfolgte hierbei mit der<br />
Formel:<br />
Endenergieverbrauch x Emissionsfaktor des Energieträgers<br />
= Emissionsmenge<br />
„Werkzeug”<br />
Dem „CO 2<br />
-Bilanzierungswerkzeug“ kommt die Aufgabe zu, die<br />
entsprechenden objektbezogenen Emissionsdaten aufzubereiten<br />
und im Ergebnis den CO 2<br />
-Ausstoß zu quantifizieren.<br />
Hierbei werden neben den energieträgerbezogenen Emissionsfaktoren<br />
die Witterungsbereinigung durch Anwendung ortsbezogener<br />
Klimafaktoren des Deutschen Wetterdienstes und möglicherweise<br />
Leerstände und weitere objektbezogene Bewertungskriterien<br />
zugrunde gelegt.<br />
„Aufbereitung”<br />
Die Aufbereitung der Daten zur Erstellung der CO 2<br />
-Bilanz stellt nun<br />
die eigentliche Aufgabe im Rechnungswesen des Wohnungsunternehmens<br />
dar. Hierbei sind zunächst folgende grundlegende Fragen<br />
zu klären:<br />
f
68 Rechnungswesen<br />
• In welchem Turnus soll das CO 2<br />
-Monitoring erfolgen? Ist eine<br />
jährliche Bilanzierung zwingend erforderlich?<br />
• Wie sind die Bestände des Wohnungsunternehmens von den<br />
Energiedaten her strukturiert? Liegen für alle Objekte verbrauchsmäßige<br />
Daten vor?<br />
• Wie sollen Leerstände, Neubauten, Verkaufs- und Abrissobjekte<br />
berücksichtigt werden?<br />
• Sollen auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der CO 2<br />
-Bepreisung<br />
abgebildet werden?<br />
„Bilanz”<br />
Auf der Grundlage der unternehmensbezogenen Daten erstellt das<br />
Wohnungsunternehmen der von ihrem Gebäudebestand und der<br />
Verwaltungstätigkeit ausgehenden CO 2<br />
-Emissionen die sogenannte<br />
CO 2<br />
-Bilanz. Auf Basis der GdW-Arbeitshilfe 85 – CO 2<br />
-Monitoring<br />
(GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e.V.) – kann die Auswertung und Einordnung dieser<br />
Ergebnisse herangezogen werden.<br />
Auf Unternehmensebene werden dann in der Regel die energieträgerbezogenen<br />
Emissionen aufgeschlüsselt und im Ergebnis<br />
der jährliche CO 2<br />
-Ausstoß quantifiziert.<br />
Auf Objektebene hat sich in der Praxis und im Rahmen der<br />
Erstellungsberichte des <strong>VNW</strong>/vdw (siehe Leistungsangebot) auch<br />
eine objektbezogene Aufgliederung der Ergebnisse bewährt, da<br />
auf dieser Basis gezielte Maßnahmen ergriffen werden können, die<br />
CO 2<br />
-Emissionen im unternehmensbezogenen Zielkorridor zu reduzieren.<br />
Aber auch eine transparente Darstellung der Objekte nach den<br />
Energieeffizienzklassen (GEG) erhöht die Aussagekraft einer erstmalig<br />
erstellten CO 2<br />
-Bilanz:<br />
Ziel dieses Gesetzes ist es, dem aus der Kostenbelastung des<br />
Kohlendioxidpreises resultierenden Anreiz zu Energieeinsparungen<br />
und zu energetischen Sanierungen im Gebäudebereich zur<br />
Wirkung zu verhelfen. Dazu werden die Kohlendioxidkosten abgestuft<br />
entsprechend dem Kohlendioxidausstoß des Gebäudes pro<br />
m² Wohnfläche und damit anhand der energetischen Qualität des<br />
Gebäudes verteilt. Es soll somit eine Aufteilung erreicht werden,<br />
die den Verantwortungsbereichen und Einflussmöglichkeiten von<br />
Vermieter- und Mieterseite auf den Kohlendioxidausstoß Rechnung<br />
trägt und Anreize schafft, Treibhausgasemissionen möglichst weit<br />
zu reduzieren und damit zum Klimaschutz beizutragen.<br />
Das Gesetz sieht dazu ein Stufenmodell vor, das anhand des<br />
Kohlendioxidausstoßes des Gebäudes festlegt, wie Kohlendioxidkosten<br />
auf Vermieter und Mieter in Wohngebäuden aufgeteilt sind.<br />
Bei Nichtwohngebäuden wird zunächst eine hälftige Teilung der<br />
Kohlendioxidkosten eingeführt. Die Regelungen dieses Gesetzes<br />
sollen unbefristet gelten, spätestens zum Ablauf der Festpreisphase<br />
des BEHG Ende 2025 um ein Stufenmodell für Nichtwohngebäude<br />
ergänzt und bis zum 30. September 2026 evaluiert werden. Die<br />
erforderliche Datengrundlage soll bis zum Ende des Jahres 2024<br />
erarbeitet werden.<br />
Im Rahmen unserer Beratungsleistung „CO 2<br />
-Erstellungsbericht“<br />
werden wir diese Auswirkungen zukünftig in die entsprechenden<br />
unternehmensbezogenen Auswertungen einbeziehen,<br />
da die erforderlichen Datensätze grundlegend aus der CO 2<br />
-Bilanz<br />
vorliegen. Ein auf Excel-Basis beruhender CO 2<br />
-Belastungsrechner,<br />
der die Auswirkungen auch auf Gebäudeebene zeigt, rundet hierbei<br />
unser Produktportfolio und die Beratungsleistungen für Wohnungsunternehmen<br />
weiter ab. h<br />
Anzahl WE<br />
Energieeffizienzklassen<br />
70<br />
66<br />
60<br />
50<br />
43<br />
34<br />
40<br />
30<br />
14<br />
20<br />
9 10<br />
12 10<br />
10<br />
0<br />
0<br />
A+ A B C D E F G H<br />
CO 2<br />
-Kostenbelastung<br />
Zusammenstellung der CO 2<br />
-Belastung für den Vermieter<br />
Energieträger Kosten 2023<br />
€<br />
Kosten 2024<br />
€<br />
Kosten 2025<br />
€<br />
Erdgas 10.652 13.210 16.852<br />
Heizöl 5.423 6.123 7.562<br />
insgesamt 17.481 21.141 26.623<br />
CO2-Belastung Vermieter<br />
30.000<br />
25.000<br />
„Transparenz zu wirtschaftlichen Auswirkungen –<br />
Kostenabschätzung CO 2<br />
-Bepreisung”<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
Am 25.Mai <strong>2022</strong> hat die Bundesregierung einen Entwurf zum<br />
„Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz” – (CO 2<br />
KostAufG) vorgelegt.<br />
Das Gesetz soll die Frage klären, wie die Mehrbelastungen, die<br />
für den Verbrauch von u.a. Heizöl und Erdgas in Gebäuden anfallen,<br />
zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt werden. Derzeit<br />
können Vermieter die Zusatzkosten für den CO 2<br />
-Preis vollständig<br />
an ihre Mieter weitergeben.<br />
5.000<br />
0<br />
2023 2024<br />
Heizöl<br />
Erdöl<br />
2025
Wir, der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />
e.V. (<strong>VNW</strong>), vertreten die Interessen von über<br />
400 Wohnungsgenossenschaften, kommunalen und<br />
sozialorientierten privaten Wohnungsunternehmen<br />
sowie Fördermitgliedern aus Hamburg, Mecklenburg-<br />
Vorpommern und Schleswig-Holstein.<br />
Wir suchen zum 01. Januar 2023 in Schwerin für unseren<br />
Landesverband Mecklenburg-Vorpommern einen<br />
Verbandsreferenten (m/w/d)<br />
in Vollzeit – Teilzeit möglich<br />
Aufgaben, die Ihnen gefallen werden:<br />
• Sie unterstützen kompetent den Vorstand bei allem rund um das Thema Wohnen.<br />
• Sie halten unsere Mitglieder zu Gesetzesvorhaben, Förderungen und wohnungswirtschaftlichen<br />
Inhalten auf dem Laufenden.<br />
• Sie planen Workshops, organisieren Veranstaltungen und halten Kontakt zu den Mitgliedern.<br />
• Sie vertreten unsere Ziele für bezahlbares, gutes und sicheres Wohnen mit Nachdruck und<br />
Leidenschaft.<br />
Sie bringen mit:<br />
• Eine abgeschlossene Berufsausbildung vorzugsweise im immobilienkaufmännischen Bereich oder<br />
eine höherwertige Qualifikation und mehrjährige Berufserfahrung<br />
• Idealerweise erste Erfahrungen in der Verbandsarbeit<br />
• Selbstständige, sorgfältige Arbeitsweise mit einem freundlichen und verbindlichen Auftreten<br />
• Organisationstalent und Freude an Teamarbeit<br />
Wir bieten Ihnen:<br />
• Eine professionelle Arbeitsatmosphäre in einem sympathischen Team<br />
• Tarifliche Vergütung, zusätzliche Altersvorsorge und weitere soziale Leistungen<br />
• Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
• Mobiles Arbeiten und flexible Gleitzeitregelungen<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Ist Ihr Interesse geweckt, freuen wir uns auf die Zusendung Ihrer aussagekräftigen<br />
Bewerbungsunterlagen über den „Jetzt Bewerben”-Button unter www.vnw.onapply.de.<br />
Inhaltliche Fragen zu unserem Stellenangebot besprechen Sie gern mit Andreas Thal<br />
unter 040 52011-204.
70<br />
Energie<br />
Stille<br />
Energiequelle für<br />
die Wärmepumpe<br />
PVT-Wärmepumpen-Systeme als Baustein lokal emissionsfreier Quartierslösungen
71<br />
IntegraTE<br />
Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Initiative zur Verbreitung von PVT-Solarkollektoren<br />
und Wärmepumpen im Gebäudesektor – unter dem Namen IntegraTE – will den Bekanntheitsgrad dieser energieeffizienten<br />
Technologie steigern. Mit dem Fraunhofer ISE in Freiburg, dem Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und<br />
Energiespeicherung (IGTE) der Universität Stuttgart und dem Institut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH) sind dafür seit<br />
Dezember 2019 gleich drei wissenschaftliche Partner gemeinsam am Start. Darüber hinaus unterstützen der BWP (Bundesverband<br />
Wärmepumpe), der BDH (Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie) und der BSW (Bundesverband Solarwirtschaft)<br />
sowie zwölf Industriepartner und die Bielefelder Agentur Solrico das Projekt. Ziel der für drei Jahre angelegten Initiative<br />
ist es, den Status quo der aktuell verfügbaren und eingesetzten PVT-Wärmepumpen-Systeme (PVT-WP-Systeme) zu ermitteln,<br />
diese in Bezug auf ihre Energieeffizienz, CO 2<br />
- Einsparung und Wärmegestehungskosten zu bewerten und über spezielle Tools<br />
eine Vergleichbarkeit gegenüber alternativen Energieversorgungssystemen herzustellen. Darüber hinaus sind das Monitoring<br />
und die Optimierung bestehender PVT-WP-Anlagen sowie die Konzeption und Umsetzung von Marketingmaßnahmen Arbeitsinhalte<br />
der Projektpartner.<br />
Um Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral zu machen, muss in den kommenden<br />
Jahren der Wärmebedarf von Millionen Immobilien so weit wie möglich reduziert werden.<br />
Vor allem für den Bestand sind Sanierungskonzepte gefordert, die auf der einen Seite die<br />
Energieeffizienz der Gebäude deutlich verbessern, auf der anderen aber auch praktikabel<br />
und bezahlbar sind.<br />
Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projektinitiative<br />
IntegraTE sondiert derzeit die Möglichkeiten und Grenzen sogenannter PVT-<br />
Wärmepumpen-Systeme. PVT-Kollektoren gewinnen sowohl Strom als auch Wärme aus<br />
Sonnenenergie.<br />
Am 26. Juni 2021 hat das novellierte deutsche Klimaschutzgesetz den Bundesrat passiert.<br />
Die Bundesregierung verschärft darin die Klimaschutzvorgaben und verkürzt die Zeitspanne<br />
bis zur angestrebten Netto-Treibhausgasneutralität um fünf Jahre auf das Jahr 2045.<br />
Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken – entsprechend<br />
sind die Energiewirtschaft, die Industrie, der Bereich Verkehr, die Landwirtschaft und<br />
der Gebäudesektor in punkto Energieeffizienz und Klimaschutz gefordert.<br />
Effizientere Technik unverzichtbar<br />
Corona beschleunigt den Trend eines neuen Arbeits- und Wohnmixes<br />
in den Städten. Die Verbindung von Büros mit Wohnungen<br />
und Kitas mit Schulen prägt die Post-Corona-Stadt. Nahversorgung<br />
wird für die Bewohner wichtiger, die Nachfrage nach<br />
Manufakturen und Handwerksbetrieben wächst. Statt überall die<br />
gleichen Läden wird es in Zukunft mehr Unikate geben.<br />
Zum Vorbild der Transformation könnte Paris werden. In der<br />
französischen Hauptstadt haben Stadtrat und Wirtschaftsförderung<br />
einen Aktionsplan verabschiedet und einen gemeinnützigen<br />
Verband gegründet, um den stationären Einzelhandel durch eine<br />
„Revitalisierung“ zu stärken. Verlassene Geschäfte wurden aufgekauft,<br />
zu günstigeren Konditionen vermietet und der Einzelhändler<br />
mit digitalen Start-ups zusammengebracht. So lernen die Händler,<br />
wie sie sich auf digitalen Plattformen und Seiten eintragen und<br />
besser vermarkten. Hunderte kleine Händler profitieren seitdem<br />
von den neuen „Vitalquartieren“. Die zuständige Stadträtin Olivia<br />
Polski macht eine einfache Rechnung auf: „Wenn wir nur fünf Prozent<br />
der Ladenzeile in einer Straße an interessierte Einzelhändler<br />
verpachten, dann gelingt es nach und nach, die frühere Mono-<br />
Aktivität durch ein vielfältiges Einkaufsangebot zu ersetzen.“ Besonderen<br />
Revierschutz hat der Buchhandel. Über 50 Buchläden<br />
werden im städtischen Auftrag verwaltet. Soziales Wohnen, kommunale<br />
Wirtschaft und Kultur gehören zusammen.<br />
f
72 Energie<br />
Die soziale gilt es mit der digitalen und ökologischen Transformation<br />
zu verbinden. Klimawandel und digitale Transformation<br />
sind eine Chance für den Umbau der Städte. Das Leitbild der<br />
gesunden und grünen Stadt setzt auf Trinkwasserbrunnen, Sitzbänke,<br />
Gärten, Bauernmärkte und Fitnessplätze auch im Freien.<br />
Klimaneutrale und digitale Lieferdienste sollten zum Standard<br />
werden, Handel, Gewerbe und Start-ups stärker zusammenarbeiten.<br />
Die Zukunft gehört smarten urbanen Lösungen, die Shopping<br />
und Services mit der neuen Sehnsucht der Bürger:innen nach Sinn<br />
und Lebensqualität verbinden. Für Immobilienbesitzer und Wohnungsunternehmen<br />
erwächst eine neue gesellschaftliche Verantwortung.<br />
Gemeinwohlorientierte Nutzung liegt wieder im Trend.<br />
Quartiere mit mehr Lebensqualität machen den Unterschied und<br />
ziehen neue, auch jüngere Bewohner an. Digitale Smartness und<br />
analoge Solidarität gehen zusammen.<br />
Standort Bürgeler Straße 9 - 33 in Frankfurt Fechenheim, der vier<br />
Gebäude mit rund 100 Wohnungen umfasst, sollen nun erstmals<br />
vier PVT-WP-Systeme den Betrieb aufnehmen (Abb. 1).<br />
Grenzen der Wärmepumpe bei der Bestandssanierung<br />
Im Bestand sind der Wärmepumpe Grenzen gesetzt. Denn die vorhandene<br />
Grundstücksfläche ist in vielen Fällen nicht ausreichend,<br />
um das Erdreich als Wärmequelle zu nutzen. Und setzt man auf<br />
eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, ist häufig der Geräuschpegel,<br />
der beim Ansaugen der Luft in die Außeneinheit entsteht, ein Hindernis<br />
– wenn nicht sogar ein Ausschlusskriterium.<br />
Ein weiteres Hemmnis für die Wärmepumpentechnologie<br />
besteht darin, dass Strom im Vergleich zum Gas derzeit deutlich<br />
teurer ist. „Um die Anlagen wirtschaftlich zu betreiben, sind Arbeitszahlen<br />
der Wärmepumpe deutlich über drei notwendig“, so<br />
die Erfahrung von Tobias Reichert, zuständig unter anderem für<br />
Energiekonzepte im Unternehmensbereich Modernisierung und<br />
Großinstandhaltung der Nassauischen Heimstätte Wohnungsund<br />
Entwicklungsgesellschaft mbH in Frankfurt am Main. „Dies<br />
ist bei unsanierten Häusern mit hohem Temperaturniveau kaum<br />
möglich.“<br />
Um diese Schwierigkeiten zu kompensieren, haben Reichert<br />
und sein Kollege Mathias Lupp aus dem Fachbereich Zentrale Technische<br />
Aufgaben (ZTA) nun erstmals PVT-Wärmepumpen(WP)-Systeme<br />
im Rahmen der Bestandssanierung eingesetzt. Diese Technologie<br />
gewinnt über sogenannte PVT-Kollektoren sowohl Strom als<br />
auch Wärme aus Sonnenenergie und beliefert damit eine Wärmepumpe.<br />
Die wiederum versorgt die Haushalte mit der notwendigen<br />
Energie zum Heizen und für die Warmwasserbereitung.<br />
Auch eine Kühlung des Hauses wäre bei entsprechender Funktionalität<br />
des Systems in den Sommermonaten möglich. „Wir<br />
haben die Hoffnung, dass die PVT-Anlagen uns in der Kombination<br />
mit der Wärmepumpe dabei helfen, das Thema Geräuschemissionen<br />
zu lösen und bessere Jahresarbeitszahlen zu erreichen“,<br />
begründet Reichert die Entscheidung. „Allerdings sind heute trotz<br />
erheblicher Förderungen die Investitionen verglichen mit einer<br />
Luft/Wasser-Wärmepumpe deutlich höher.“<br />
Vier PVT-WP-Systeme für Quartier in<br />
Frankfurt Fechenheim<br />
Die Nassauische Heimstätte besitzt rund 59 000 Mietwohnungen<br />
an 128 Standorten in Hessen und Thüringen. Zu jedem energetischen<br />
Sanierungsprojekt werden eigene Konzepte entwickelt. Am<br />
Abb. 1: Die Nassauische Heimstätte besitzt rund 59000 Mietwohnungen<br />
an 128 Standorten in Hessen und Thüringen. Am Standort<br />
Bürgeler Straße 9 - 33 in Frankfurt Fechenheim, der vier Gebäude<br />
mit rund 100 Wohnungen umfasst, sollen nun erstmals vier PVT-<br />
WP-Systeme den Betrieb aufnehmen.<br />
Jeder der vier Gebäuderiegel wurde mit einer autarken PVT-<br />
Wärmepumpen-Anlage der Giersch Enertech GmbH, Hemer, ausgerüstet.<br />
Diese umfasst jeweils 72 PVT-Module vom Typ Duo Panel<br />
320 mit einer Gesamtfläche von 119 m 2 und zwei Wärmepumpen<br />
vom Typ CTC EcoPart 417, die modulierend bis 20 kW Nennleistung<br />
bringen. Außerdem wurden pro Gebäude zwei Gasbrennwertgeräte<br />
mit insgesamt 76 kW als Zusatzheizung installiert.<br />
Laut Polysun-Simulation liefert das PVT-WP-System mehr als<br />
50% des jährlichen Gesamtwärmebedarfs eines Gebäuderiegels,<br />
der restliche Wärmebedarf wird über die Brennwertkessel gedeckt.<br />
Die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpen liegt bei 3,8. Das<br />
heißt, die Wärmepumpe benötigt nur eine Einheit Strom, um fast<br />
vier Einheiten Wärme zur Verfügung zu stellen.<br />
„Bevor wir die neuen Systeme installiert haben, wurden<br />
die Wohnungen vollmodernisiert, so dass der jährliche spezifische<br />
Heizwärmebedarf heute 38,4 kWh/m 2 beträgt“, beschreibt<br />
Mathias Lupp den Ablauf der Sanierungsarbeiten. „Es wurden<br />
neue dreifachverglaste Fenster eingebaut, ein Wärmedämmverbundsystem<br />
(WDVS) mit 16-cm-Dämmung angebracht sowie die<br />
Kellerdecke und die oberste Geschossdecke gedämmt.<br />
Neben der neuen Zentralheizung inklusive zentraler Warmwasserbereitung<br />
ist eine kontrollierte Wohnungsabluft installiert<br />
worden. Die Vorlauftemperatur liegt nun unter Volllast bei 55 °C.“<br />
Normalerweise modernisiert die Nassauische Heimstätte im bewohnten<br />
Zustand, coronabedingt hat die Modernisierung jedoch<br />
zum Leerzug in den Wohnungen geführt.<br />
Finanzielle Unterstützung für das Projekt erhielt die Nassauische<br />
Heimstätte aus dem Fördermitteltopf des Bundesamtes für<br />
Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), wobei sich die Fördersituation<br />
kontinuierlich verbessert. „Seit diesem Jahr können wir<br />
über die KfW die kompletten Anlagen und die energetische Ertüchtigung<br />
der gesamten Hüllfläche zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />
fördern lassen,“ erläutert Lupp.
73<br />
Grenzen für den Einsatz von PVT-WP-Systemen sieht Lupp in<br />
den derzeit trotz Förderung hohen Investitionskosten. Trotzdem<br />
sei die Technologie vor allem dann geeignet, wenn eine Vollmodernisierung<br />
anstehe. „Geht es um einen reinen Technikaustausch<br />
bei einer Heizungsanlage mit 70 °C Vorlauf, kann ich mit diesen<br />
Systemen keine lohnende Jahresarbeitszahl erzielen“, lautet seine<br />
Bilanz.<br />
Auch sollten Bauherren beachten, dass es diese Technologie<br />
noch nicht von der Stange gibt. „Die Systeme laufen immer nur<br />
so gut, wie die Fachleute sie jeweils konzipiert haben beziehungsweise<br />
so gut, wie die Steuerung programmiert wurde“, gibt Lupp<br />
zu bedenken „Aber mit zunehmender Marktdurchdringung wird<br />
sich das schnell verbessern.“<br />
Sanierungskonzept für degewo-Zukunftshaus<br />
in Berlin-Lankwitz<br />
Ein weiterer Pionier beim Einsatz von PVT-WP-Systemen ist die Berliner<br />
degewo AG. Diese zählt mit rund 75 000 Wohnungen und<br />
mehr als 155000 m 2 Gewerbeflächen bundesweit zu den größten<br />
Konzernen der Wohnungswirtschaft. Die PVT-Wärmepumpenanlage<br />
ist Teil des Sanierungskonzeptes für ein Mehrfamilienhaus in<br />
Berlin-Lankwitz (Abb 2). 1954 erbaut, umfasst das Gebäude insgesamt<br />
64 Wohneinheiten über acht Stockwerke mit einer Gesamtwohnfläche<br />
von 3733 m 2 .<br />
f<br />
Abb. 2: Pionierprojekt der Berliner degewo GMBH<br />
in Berlin-Lankwitz in einem Mehrfamilienhaus mit<br />
64 Wohneinheiten<br />
Anzeige<br />
Einfach mehr<br />
als warmes Wasser<br />
Die neue Generation elektrischer<br />
Durchlauferhitzer von Bosch.<br />
Elektrokessel Tronic 4000 und Tronic 5000<br />
▶ Ein echter Hingucker<br />
Im neuen DNA-Glas Design<br />
▶ Starke Leistung<br />
11-27 kW Verbrauch, internetfähig<br />
▶ Schön nachhaltig<br />
Erfüllt neue Ökodesign-Richtline<br />
▶ Stark in der Sanierung<br />
Vorhandene Bohrlöcher einfach weiternutzen<br />
▶ CLICKFIX plus-Montagetechnik<br />
Hängt stabil, schnell eingebaut<br />
Tronic 4000<br />
Bosch hat Bad-Power!<br />
Tronic 5000<br />
www.bosch-einfach-heizen.de<br />
Noch Fragen: bit.ly/bosch-wow2 oder QR–Code:
74 Energie<br />
Die komplexe Sanierung wurde von Januar 2016 bis Juni 2017<br />
durchgeführt und von der Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />
Berlin wissenschaftlich begleitet. Projektziele waren unter anderem<br />
die Transformation des Gebäudebestandes im Einklang mit<br />
den energiepolitischen Vorgaben wie der Treibhausgasneutralität<br />
2050 sowie die weitgehende Eigenversorgung mit Wärme und<br />
Hausstrom.<br />
Dabei sollten unterschiedliche innovative Technologien in einem<br />
Reallabor kombiniert werden, mit dem Ziel eines maximalen<br />
Erfahrungs- und Erkenntnisgewinns, niedriger Energiekosten bei<br />
hohem Raumkomfort sowie einer zukunftsfähigen und langfristig<br />
nachhaltigen Bestandssanierung.<br />
Im Rahmen der Sanierung wurde zunächst der Niedrigenergiehausstandard<br />
umgesetzt. Dies erforderte einen temporären<br />
Auszug der Mieter und umfasste eine Verdoppelung der Fassaden-<br />
und Dachdämmung, den Austausch der Fenster, den Einbau<br />
einer kontrollierten mechanischen Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung<br />
sowie eine Minimierung<br />
von Wärmebrücken.<br />
Außerdem wurden die<br />
Wohnungen mit einer Deckenheizung<br />
in Form von Kapillarrohrmatten<br />
ausgestattet, um<br />
das Heizen der Räume auf<br />
einem niedrigen Temperaturniveau<br />
zu ermöglichen. „Wir<br />
mussten das Gebäude für den<br />
Einbau der Deckenheizungen<br />
komplett entmieten“, erklärt<br />
Volker Ries, Energiemanager bei<br />
der degewo netzWerk GmbH,<br />
Berlin. „Das machen wir normalerweise<br />
bei einer Bestandssanierung<br />
nicht, weil das viel zu<br />
teuer ist.“<br />
Angestrebt wurde eine maximal<br />
mögliche Energiegewinnung<br />
über die Gebäudehülle<br />
durch den Einsatz von PV- und<br />
PVT-Kollektoren auf dem Dach<br />
und an der Fassade. Die Wärme<br />
aus der 188 m 2 großen PVT-Anlage<br />
dient als Energiequelle für<br />
die beiden Sole-Wärmepumpen<br />
sowie für die Regeneration eines<br />
teilweise wärmegedämmten Niedertemperatur-Erdreichspeichers.<br />
Insgesamt kommen 121 2Power Module der PA-ID Process<br />
GmbH, Kleinostheim, zum Einsatz. Über die Wärmepumpen werden<br />
die Wohnungen mit Heizwärme und Warmwasser versorgt.<br />
Im Winter wird die Wärmeversorgung durch den bestehenden Anschluss<br />
ans örtliche Nahwärmenetz ergänzt.<br />
Die Steuerung sieht vor, dass vorrangig das Warmwassersystem<br />
als Hautverbraucher mit Nahwärme versorgt wird. Auf diese Weise<br />
kann die Heizungswärmepumpe über die Wintermonate durchgängig<br />
bei niedrigeren Temperaturen betrieben werden, was die<br />
Jahresarbeitszahl verbessert. Dieses Konzept zahlt sich aus: Die JAZ<br />
der Wärmepumpe für das Heizen liegt bei 3,8, während Brauchwasser<br />
über das Jahr mit einer JAZ von nur 2,9 bereitgestellt wird.<br />
Nicht alle Ziele für das Zukunftshaus-Konzept der degewo AG<br />
wurden erfüllt. Dennoch, nach der Sanierung benötigt der Betrieb<br />
des Gebäudes 70 Prozent weniger Energie und verursacht 80 Prozent<br />
weniger an CO 2<br />
-äquivalenten Emissionen. Mit dem zunehmenden<br />
Anteil an erneuerbaren Energien am deutschen Strommix<br />
wird sich der CO 2<br />
-Ausstoß des Gebäudes in Zukunft noch weiter<br />
reduzieren.<br />
Viermal mehr Gesamtenergie als PV-Kollektor<br />
Die effiziente Flächennutzung, das einheitliche Erscheinungsbild,<br />
die geräuschlose Arbeitsweise und die Verbesserung der Jahresarbeitszahl<br />
der Wärmepumpe durch die Sonnenenergienutzung<br />
vom Dach sind die wesentlichen Vorteile von PVT-Kollektoren.<br />
Übers Jahr hinweg produzieren diese etwa viermal mehr Gesamtenergie,<br />
also Wärme und Strom, als eine Photovoltaikanlage mit<br />
der gleichen Fläche (Abb. 3).<br />
Abb 3. PVT-Kollektoren beliefern die Wärmepumpe nicht nur mit<br />
CO 2<br />
-neutralem Strom, sondern dienen ihr auch als Wärmequelle,<br />
indem sie einen Großteil des Jahres Solar- und Umweltwärme zur<br />
Verfügung stellen.<br />
Der Nutzer profitiert nicht nur von dauerhaft niedrigen Betriebskosten,<br />
sondern auch von einer lokal emissionsfreien Heizung<br />
ohne Feinstaub, die im Vergleich zu einem Gas-Brennwertgerät<br />
nur etwa halb so hohe CO 2<br />
-Emissionen verursacht und anders als<br />
eine Luft-Wärmepumpe geräuschlos arbeitet (Abb. 4).<br />
Im Gebäudesektor ist zur Einhaltung der Klimaziele eine deutliche<br />
Verbesserung der Energieeffizienz gefordert. Die Kombination<br />
von PVT-Kollektoren mit der Wärmepumpe kann überall dort
75<br />
Hoher Zuschuss durch<br />
„Bundesförderung für effiziente<br />
Gebäude“ (BEG) bei Austausch<br />
eines Ölkessels<br />
Lokal emissionsfreie Heizung<br />
ohne Feinstaub<br />
Etwa halb so hohe CO 2<br />
-Emissionen<br />
für Heizen und Warmwasser wie<br />
bei Gas-Brennwertgerät<br />
Ausgeglichene Jahres-Klimabilanz<br />
bei verringerter Inanspruchnahme<br />
des Stromnetzes im Winter<br />
gegenüber Luftwärmepumpen<br />
Dauerhaft, niedrige Betriebskosten<br />
(die Sonne strahlt umsonst)<br />
Geräuschloser Betrieb im<br />
Gegensatz zur Luftwärmepumpe<br />
eine interessante Lösung bieten, wo eine energetische Nutzung<br />
des Erdreichs nicht möglich ist oder die klassische Luft-Wasser-<br />
Wärmepumpe als zu laut empfunden wird. Im Bestand lohnt es<br />
sich dabei, den Energiebedarf der Gebäude vorab deutlich zu reduzieren<br />
und das Temperaturniveau des Heizungssystems signifikant<br />
abzusenken. Dadurch lassen sich mit den Hybridsystemen<br />
aus PVT-Kollektoren und Wärmepumpe Jahresarbeitszahlen von<br />
vier und höher erreichen. h<br />
Abb. 4: Vorteile eines PVT-Wärmepumpensystems<br />
Weitere Informationen zum IntegraTE-Projekt:<br />
https://wp-monitoring.ise.fraunhofer.de/integrate/<br />
german/index/index.html<br />
Anzeige<br />
ANDERE SEHEN NOCH VIELE EINZELTEILE.<br />
SIE SEHEN VIELE VORTEILE.<br />
Abnahmesicherer planen mit vorgefertigten Installationswänden.<br />
Jetzt produktiver planen im Projektgeschäft mit TECEsystem.<br />
Mehr zu TECEsystem unter<br />
bauen-on-demand.de<br />
TECEsystem_Kampagne2021_Print_A5.indd 1 13.01.22 16:22
76 Nachhaltiges Bauen<br />
Studie von BayernHeim und B&O Gruppe zum nachhaltigen Bauen<br />
Serieller Holzbau<br />
nimmt Fahrt auf<br />
VON SIMON SCHROEDER B&O GRUPPE
77<br />
B&O GRUPPE<br />
Eine klare thematische Fokussierung auf die Wohnungswirtschaft und die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
mit Mitarbeitern und Partnern bestimmen die Unternehmensphilosophie von B&O. B&O bietet Lösungen sowohl für den<br />
gesamten Bereich der Sanierung und Modernisierung als auch für den Neubau von bezahlbarem Wohnraum. Dabei fokussiert<br />
sich B&O auf den vorgefertigten Systembau, vorrangig in CO 2<br />
-sparender Holz-Hybrid-Bauweise, und ist zusätzlich<br />
spezialisiert auf innovative Wohnkonzepte wie Parkplatzüberbauungen und Dachaufstockungen.<br />
Die internationale Forschung<br />
zeichnet ein düsteres Bild für<br />
die nicht mehr so ferne Zukunft:<br />
durch den Klimawandel werden<br />
wir bereits ab 2050 auch in Europa<br />
Wassermangel, starke Überschwemmungen<br />
und Dürreperioden zu spüren<br />
bekommen. So wurde beispielsweise in<br />
Wales bereits beschlossen, ein Dorf dem<br />
steigenden Meeresspiegel zu überlassen.<br />
Maßnahmen, um die Fluten einzudämmen,<br />
werden ab 2050 eingestellt, das<br />
Dorf soll ins Landesinnere umgesiedelt<br />
werden. 1 Umso wichtiger ist, dass sich<br />
die Baubranche ihrer Mitschuld an der<br />
Klimamisere bewusst wird und einlenkt.<br />
Schließlich sind aktuell knapp 40 Prozent<br />
der CO 2<br />
-Emissionen auf sie zurückzuführen.<br />
Gleichzeitig greift aber auch ganz<br />
akut der Wohnungsmangel um sich. Gerade<br />
in Deutschland braucht es dringend<br />
vor allem bezahlbaren Wohnraum.<br />
Um diese Probleme zu lösen, bedarf es einem radikalen Kurswechsel.<br />
Noch heute mutet die Bauweise der meisten Bauvorhaben<br />
in Deutschland mittelalterlich an: Stein für Stein, Arbeiter<br />
für Arbeiter, Zunft für Zunft. Das dauert, ist teilweise ineffektiv und<br />
in erster Linie auch äußerst klimaschädlich.<br />
Ein Umdenken der Bauindustrie ist deshalb nicht nur überfällig,<br />
sondern auch notwendig. Die BayernHeim und B&O Gruppe<br />
haben hierzu gemeinsam an einer repräsentativen und wissenschaftlichen<br />
Studie gearbeitet. Erst einmal galt es zu prüfen, ob<br />
die Beseitigung des Wohnraummangels überhaupt mit dem Nachhaltigkeitsbedarf,<br />
den unsere Umwelt an uns stellt, vereinbar sein<br />
kann. Vorgreifend darf man diese Frage mit einem vorsichtigen<br />
„Ja“ beantworten. Als prädestinierte Problemlösung behandelt<br />
der zweite Forschungsschwerpunkt dieser Studie die serielle Holzbauweise,<br />
die B&O bereits seit einigen Jahren erfolgreich umsetzt.<br />
Die beiden Studienpartner identifizieren drei übergreifende Wettbewerbsvorteile<br />
der seriellen Holzbauweise: schnell, kostengünstig<br />
und ökologisch. Diese Win-Win-Win-Situation ergibt sich aus den<br />
inhärenten Vorteilen des Baustoffes Holz und der industrialisierten<br />
Vorfertigung großer Bauelemente.<br />
Dass der serielle Bau schneller sein kann als herkömmliche<br />
Praktiken, ist für viele intuitiv verständlich. Das Tempo des seriellen<br />
Holzbaus überrascht aber dann doch: In 180 Tagen lassen<br />
sich so 100 Wohnungen errichten. Üblich sind zwei bis vier Jahre<br />
„Dante 2“<br />
für herkömmliche Bauten dieser Größenordnung. Die Wände und<br />
Decken werden in der Fabrik gefertigt und müssen auf der Baustelle<br />
nur noch montiert werden. Die Bäder werden sogar schon<br />
komplett fertig an die Baustelle geliefert und können mit dem<br />
Kran in die Wohnungen gehoben werden. Ein Großteil des Bauens<br />
verlagert sich so in die Fabrik und schafft nebenher auch bessere<br />
Arbeitsbedingungen für die Arbeiter.<br />
Die Ökologie des Holzbaus wurde von B&O in der Zusammenarbeit<br />
mit der Technischen Universität München bereits bewiesen.<br />
Seit zwei Jahren stehen auf dem B&O Parkgelände drei identische,<br />
monolithische Häuser. Entworfen wurden diese vom Forschungsverbund<br />
„Einfach Bauen“ der TU München. Die Häuser unterscheiden<br />
sich lediglich in ihren Baustoffen. Eines ist komplett aus<br />
Beton, das andere ein Ziegelbau und das dritte wiederum aus Holz<br />
gefertigt worden. Ziel war die Erforschung der CO 2<br />
-Bilanz der drei<br />
Baustoffe. Oft und gerne wurden bei dieser Bilanzierung zunächst<br />
die Emissionen des Hauses in Form von Heizenergie und Stromverbrauch<br />
gemessen. Ein nicht zu vernachlässigender Teil der Emissionen<br />
wird aber schon vor Einzug der ersten Mieter freigesetzt. Die<br />
1 Sea-threatened Fairbourne villagers call for answers – BBC News,<br />
letzte Einsicht: 30.05.<strong>2022</strong>.<br />
2 Siehe Grafik „CO 2<br />
-Bilanz Forschungshäuser“<br />
f
78<br />
Nachhaltiges Wohnungspolitik Bauen<br />
„Forschungshäuser 1“<br />
Ein weiterer, wichtiger Aspekt im Kampf gegen den Klimawandel<br />
ist die Eindämmung des Flächenverbrauches. Auch hier<br />
bietet der serielle Holzbau Perspektiven. Holz ist vergleichsweise<br />
leicht und ist darum für aufgeständerte Bauten prädestiniert. In<br />
München baute B&O beispielsweise zwei Gebäude über bereits<br />
versiegelten Parkplätzen. Über 150 Stellplätzen entstanden beim<br />
sogenannten „Dante 2“ 144 Wohnungen. Die Parkplätze blieben<br />
weiter nutzbar. Auch hier war die Bauzeit extrem kurz. Allgemein<br />
ist für aufgeständerte Parkplatzüberbauungen mit einer Bauzeit<br />
von nur sechs bis zwölf Monaten zu rechnen. Hier bietet sich für<br />
uns auch die Chance noch nachhaltiger zu denken. Braucht ein<br />
Gewerbegebiet am Stadtrand einen freistehenden Parkplatz oder<br />
kann man auf selbigen nicht auch die diversen Supermärkte errichten?<br />
Können wir nicht die Parkplätze sämtlicher Bahnhöfe<br />
in Norddeutschland überbauen und so bezahlbaren Wohnraum<br />
schaffen? Die Möglichkeiten sind offenbar endlos. h<br />
bisher sträflich vernachlässigte sogenannte „Graue Energie“, also<br />
Energie, die in der Herstellung verbraucht wird, ist bei herkömmlichen<br />
Bauten aus Beton, Glas und Ziegel sehr hoch. Ein Haus aus<br />
Holz schafft bis Vorinbetriebnahme hingegen das Unmögliche: Es<br />
ist klimapositiv! Die Messungen aus den Forschungshäusern und<br />
die Berechnungen der TU München zeigen, dass ein robust gebautes<br />
Holzhaus in 100 Jahren Betrieb (inklusive Bau und Abriss)<br />
weniger CO 2<br />
emittiert als allein der Bau eines entsprechenden Beton-<br />
oder Ziegelhauses. 2 Ein Kubikmeter Holz speichert, je nach<br />
Holzart, etwa eine Tonne CO 2<br />
. Das ergibt für ein Einfamilienhaus<br />
aus Holz eine gespeicherte Menge von bis zu 80 Tonnen des umweltschädlichen<br />
Gases. Größere Bauten binden entsprechend<br />
mehr. In einem Parkhaus aus Holz, das B&O kürzlich errichten ließ,<br />
wurden insgesamt etwa 380 m³ Holz verbaut.<br />
„Forschungshäuser 1 im Bau – Beton, Holz, Ziegel“<br />
CO 2<br />
-Bilanz Forschungshäuser
Anzeige<br />
Fachforum<br />
Wohnungswirtschaft <strong>2022</strong><br />
Klimaschutz und Wärmewende im Gebäudesektor.<br />
Digital<br />
Live Event<br />
11.10.<strong>2022</strong><br />
Am 11. Oktober <strong>2022</strong> ist es wieder soweit: Im DRIVE in Berlin tauschen wir uns<br />
mit Ihnen und hochkarätigen Gästen zu Herausforderungen und Chancen für<br />
die Zukunft des Blauen Planeten aus – live und digital. Registrieren Sie sich hier:<br />
meet.buderus.de oder über den QR-Code. Weitere Infos zum Event finden Sie<br />
unter buderus.de/de/branchen/wohnungswirtschaft/fachforum
80 Advertorial<br />
Glasfaser bis in jede Wohnung<br />
Glasfaserbereitstellungsentgelt<br />
ermöglicht eine kostenneutrale<br />
Innenhausverkabelung<br />
In den letzten Jahren hat unsere Gesellschaft einen großen Schritt in das<br />
digitale Zeitalter gemacht. Damit sind auch unsere Ansprüche an das<br />
Internet und die Technik gewachsen.<br />
Der immer steigende Bandbreitenbedarf für Online-Meetings, Streaming<br />
und vieles mehr macht ein Umdenken notwendig, denn unsere aktuellen<br />
Kupferleitungen, die unsere Internetanbindung sichern, stammen<br />
meist aus den 70er Jahren. Der Unterschied zwischen einem Kupfer- und<br />
einem Glasfasernetz wird in der Geschwindigkeit deutlich: Eine Internetverbindung<br />
mit Kupferanteil erreicht bis zu 250 Mbit/s. Die Glasfasertechnologie,<br />
als Technologie der Zukunft, bietet nahezu unbegrenzte<br />
Bandbreiten.<br />
Somit ist es besonders wichtig, nicht beim Verteilerkasten oder im<br />
Gebäude halt zu machen, sondern die Glasfasern als FTTH-Netz<br />
(Fibre to the Home) bis in jede Wohnung zu verlegen.<br />
Während heute schon viele Telekommunikationsanbieter den<br />
Glasfaserausbau im Ort vorantreiben, gibt es nur wenige Anbieter,<br />
die den Wohnungseigentümer:innen und Verwaltungen ein vollumfängliches<br />
und kostenneutrales Konzept für die Verlegung der<br />
Innenhausverkabelung anbieten.<br />
Die TNG Stadtnetz GmbH baut seit 2013 in ganz Schleswig-<br />
Holstein und weiteren Regionen Glasfasernetze bis in die Wohnungen<br />
und strebt damit einen nachhaltigen Ausbau für zukunftssicheres<br />
Internet an. TNG verzichtet komplett auf störanfällige<br />
Kupferleitungen und setzt zu 100 Prozent auf Glasfaser, sodass<br />
alle Vorteile der Glasfasertechnologie ausgeschöpft werden.<br />
Um Gebäude mit Glasfaser auszustatten, prüft TNG gemeinsam<br />
mit den Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern jedes<br />
Objekt individuell und legt ein Ausbaukonzept vor, das zu den<br />
Wünschen passt. Über das Glasfaserbereitstellungsentgelt haben<br />
Eigentümer:innen die Möglichkeit, die Innenhausverkabelung zu<br />
refinanzieren. Dabei plant, baut und überwacht TNG das Glasfasernetz<br />
in den Mehrfamilienhäusern.<br />
TNG steht Eigentümer:innen und Verwaltungen als regionaler<br />
Partner in allen Belangen der Innenhausverkabelung mit Rat<br />
und Tat zur Seite, sodass die Objekte schnell und zuverlässig über<br />
Expert:innen an das zukunftsfähige Glasfasernetz angeschlossen<br />
werden.
ONT (N<br />
Wohneinheit<br />
Wohneinheit<br />
81<br />
APL (A<br />
Legende<br />
Legende<br />
Legende<br />
Router<br />
Verbind<br />
Router<br />
Router<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
ONT bis<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
Router<br />
APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />
APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />
APL (Abschlusspunkt Linien<br />
Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />
Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />
Verbindung vom APL zum O<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />
Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e<br />
Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />
Router bis zum Endgerät – N<br />
NE 3<br />
NE 4<br />
Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />
NE 3<br />
NE 3<br />
NE 4<br />
NE 4<br />
NE 3<br />
NE 4 Legende<br />
Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />
Router<br />
Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />
Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />
Legende<br />
Legende<br />
Legende<br />
Router<br />
Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />
Router<br />
Router<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
ONT (Netzabschlussgerät)<br />
Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />
APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />
APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />
APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />
Step 1:<br />
Step 2:<br />
Step 3:<br />
Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />
Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />
Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />
Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />
ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />
Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />
Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />
TNG stellt sich, die Ausbauprojekte und die<br />
Konzepte vor.<br />
Technische Begehung und Abstimmung mit<br />
den Hausverwaltungen.<br />
TNG unterstützt bei WEG-Versammlungen und<br />
geht gemeinsam in die Kommunikation mit Ihnen.<br />
Mit dem Glasfaserausbau bis in jede Wohnung können sich<br />
Eigentümer:innen in Sachen Internetversorgung in Zukunft zurücklehnen,<br />
denn diese Technologie ist eine Vorsorge für viele Jahrzehnte.<br />
Mit unseren Glasfaser-Produkten nutzen Bewohner:innen<br />
bestes Internet zu einem günstigen Preis, denn mit TNG erhalten<br />
Bewohner:innen Glasfaser-Internet in Gigabit-Geschwindigkeit<br />
ab 19,95 €/Monat in den ersten sechs Monaten, danach fallen<br />
39,95 €/Monat an.<br />
Step 4:<br />
Step 5:<br />
NE 3<br />
TNG plant, baut und überwacht den<br />
Glasfaserinnenausbau bis in jede Wohneinheit.<br />
NE 4<br />
Aktivierung der Hausanschlüsse und Refinanzierung<br />
über das Glasfaserbereitstellungsentgelt.<br />
Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />
Der Ausbau ist nur einen Anruf entfernt. Kontaktieren<br />
Sie uns jetzt und wir bringen Ihre Immobilie gemeinsam<br />
in die digitale Zukunft:<br />
Dennis Büchler<br />
0431 – 7097 2672<br />
immo@tng.de<br />
NE 3<br />
NE 4<br />
Wohneinheiten<br />
Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten
82 Digital-Detox-Experiment<br />
Einfach mal<br />
abschalten!<br />
Die wohl meisten Menschen sind „always on“. Bis zum letzten<br />
Wochenende war ich das auch. Dann verabschiedete sich mein Smartphone,<br />
und ich brachte es nicht zum Laufen. Das Wochenende war ich<br />
im off. Nachträglich kann ich sagen: Super-Erfahrung! Ein Plädoyer für<br />
die Weiterentwicklung der Smartphone-Kultur.
83<br />
SUSANNE VIEKER<br />
ist Mitglied der Geschäftsleitung und Prokuristin der Haufe-Lexware Real Estate AG<br />
mit Sitz in Bielefeld. Sie verantwortet neben dem Business Development die Softwareentwicklung<br />
und den Produktsupport. Durch ihren Background als Softwareentwicklerin<br />
und überzeugte New Workerin fokussiert sie sich auf Technologie- und People-<br />
Themen.<br />
Ihre Möglichkeit zur Vernetzung: Susanne Vieker auf LinkedIn<br />
Vor knapp 20 Jahren wusste noch kaum jemand, was ein Smartphone<br />
ist. Heute müssen wir uns oft genug die Frage stellen, wer<br />
wen steuert: wir das Smartphone oder ist es umgekehrt? Wir checken<br />
auch am Wochenende mal schnell unsere beruflichen Mails.<br />
Wir lesen nach Feierabend die WhatsApps unserer Geschäftspartner.<br />
Wir müssten all das nicht, machen es aber trotzdem. Warum?<br />
Ich glaube, die kleinen, nützlichen Geräte haben die Steuerung<br />
in unserem Leben übernommen. Sie machen uns quasi willenlos.<br />
Zu groß ist die Verlockung nachzusehen, was sich so tut in der<br />
Welt da draußen, man könnte ja Spannendes verpassen. Höchste<br />
Zeit, wieder selbst das Ruder zu übernehmen, denn das permanente<br />
Online-Sein stresst. Das belegen auch diverse Studien.<br />
Ungewolltes Digital-Detox-Experiment:<br />
Zwei Tage ohne Smartphone<br />
Ich hatte oft von jener Art Experimente gelesen, deren Ratschlag<br />
ich beständig in den Wind schlug: „Schalten Sie am Freitagabend<br />
Ihr Mobiltelefon aus und verordnen Sie sich ein Wochenende ganz<br />
ohne digitale Nachrichten.“ Zwei Tage ohne Handy? Absurde Vorstellung.<br />
So lange, bis ich mich selbst in so einer Situation wiederfand.<br />
Unfreiwillig, denn mein Mobiltelefon funktionierte nicht<br />
mehr. Ich wohne auf dem Land. Idylle pur. Freitagnachmittag. Zu<br />
spät. Anderthalb Stunden bis zum nächsten Service-Shop.<br />
Ich wurde nervös – aber später immer ruhiger. Denn ich konnte<br />
überhaupt nichts tun. Und irgendwann entspannte ich mich.<br />
Zum ersten Mal seit Langem. Während die Familie um mich herum<br />
immer wieder auf das Display ihrer Geräte sah, um neue Nachrichten<br />
zu checken, saß ich tatenlos daneben. Ich spürte, wie gut<br />
mir dieses Nichtstun tat, wie fokussiert ich plötzlich auf meine<br />
Gesprächspartner am Tisch war, wie sehr ich das Beisammensein<br />
ohne Ablenkung genoss. Plötzlich war ich mit meinen Gedanken<br />
ganz im Hier und Jetzt – und nicht beim Meeting von morgen oder<br />
beim Kundengespräch von vorgestern.<br />
Das brachte mich zum Nachdenken. Ich reflektierte meine<br />
Handy-Gewohnheiten – und beschloss, sie zu verändern. Seitdem<br />
beginnt für mich jeder Feierabend mit dem Lautlos-Stellen meines<br />
Telefons. Zudem lege ich es außer Sichtweite, denn auch das kur-<br />
ze Aufblinken einer Push-Nachricht verführt zum schnellen Check.<br />
Was zunächst ungewohnt war, ist jetzt schon zum Ritual geworden.<br />
Es hilft mir vor allem im Homeoffice, die Grenzen zwischen<br />
Job und Freizeit klarer zu ziehen.<br />
Multitasking im Berufsleben? Besser nicht!<br />
Ein bewussterer Umgang mit dem Smartphone ist nicht nur relevant,<br />
wenn es um unser persönliches Wohlbefinden geht. Auch im<br />
Berufsleben sollten wir reflektieren, ob die Always-on-Mentalität<br />
zielführend ist. Multitasking ist gut, und oft scheint es auch nicht<br />
anders zu gehen. Aber ich kann mich nicht zu 100 Prozent auf die<br />
Arbeit oder ein Meeting konzentrieren, wenn mein Smartphone<br />
eingeschaltet in Griffweite liegt.<br />
Ich bekam Studien zur Konzentrationsforschung in die Hand,<br />
die mir das zu belegen schienen, was ich lange Zeit nicht wahrhaben<br />
wollte: dass natürlich die Effizienz leidet, wenn meine Aufmerksamkeit<br />
immer wieder zu anderen Dingen abschweift. Und<br />
auch das wurde mir klar: Wer während eines Gesprächs auf dem<br />
Handy tippt, suggeriert seinem Gegenüber eher Desinteresse statt<br />
Wertschätzung.<br />
Die Lösung ist auch hier wieder ziemlich simpel: Gehen Sie offline,<br />
zumindest für eine begrenzte Zeit. Besonders gut funktioniert<br />
das, wenn Sie es gemeinsam tun, so beispielsweise im Meeting.<br />
Etablieren Sie handyfreie Phasen und Zonen, die für alle gelten –<br />
natürlich auch für vielbeschäftigte Führungskräfte, deren Vorbildfunktion<br />
nicht zu unterschätzen ist.<br />
"Ich habe es ausprobiert,<br />
und ich kann Ihnen<br />
versichern:<br />
Es lohnt sich!" h
84<br />
Betriebskosten<br />
Betriebskosten<br />
aktuell<br />
Forderungen des AK<br />
Geislinger Konvention an die<br />
Novelle des Betriebskostenrechts<br />
Auf der Sitzung des letzten Deutschen Mietgerichtstags am 25./ 26.<br />
März <strong>2022</strong> in Dortmund wurden die Mitglieder gebeten, dem Präsidium<br />
des Deutschen Mietgerichtstags Vorschläge für eine mögliche<br />
Änderung des Betriebskostenrechts zu unterbreiten. Diese könnten<br />
dann in gebündelter Form vom Deutschen Mietgerichtstag im Rahmen<br />
einer geplanten Expertenanhörung gegenüber dem Bundesjustizministerium<br />
vorgebracht werden.
85<br />
Dazu Prof. Dr. Andreas Saxinger, Vorsitzender des<br />
AK Geislinger Konvention:<br />
1. Im Hinblick auf die am 1. Dezember 2021 in Kraft getretene<br />
neue HeikostenV (Verordnung über die Heizkostenabrechnung)<br />
wird die in § 6a Abs. 1 HeizkostenV gesetzlich vorgegebene Bringschuld<br />
der unterjährigen Verbrauchsinformation (UVI), soweit entsprechende<br />
fernauslesbare Geräte im Gebäude installiert sind,<br />
stark kritisiert. Es sollte als Grundsatz festgehalten werden, dass<br />
die Mieter grundsätzlich die UVI zu erhalten haben, allerdings sollte<br />
die Möglichkeit für die weniger interessierten Mieter bestehen,<br />
durch schriftliche Mitteilung auf die Versendung solcher UVI zu verzichten.<br />
Als Alternative böte sich an, dass der Versand der UVI nur<br />
auf dem digitalen Weg verpflichtend ist. Die Zustellung per Post<br />
erscheint anachronistisch und sollte grundsätzlich vermieden werden.<br />
Statt – wie vom Gesetzgeber vorgesehen – einer Bringschuld<br />
wäre die Einführung einer Holschuld für die Mieter effizienter; die<br />
Mieter könnten sich dann die von den Vermietern bereitgestellten<br />
UVI selbst herunterladen.<br />
2. Hinsichtlich der Kalt- und Abwasserabrechnung sollte auf Bundesebene<br />
eine Regelung zur verbrauchsabhängigen Abrechnung<br />
eingeführt werden. Für Neubauten sehen fast alle Bundesländer<br />
die Pflicht zur Installation von Wasserzählern vor. Die Ausnahmen<br />
bilden lediglich Bayern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Eine<br />
verbrauchsabhängige Abrechnungspflicht von Kaltwasser in Bestandsimmobilien<br />
existiert aktuell lediglich in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Schleswig-Holstein. Hier wären bundeseinheitliche<br />
Regelungen wünschenswert.<br />
3. Zur betriebskostenrechtlichen Belegeinsicht der Mieter sollte<br />
aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Begriff des Originalbeleges<br />
hinterfragt werden. Das Urteil des BGH v. 15.12.2021,<br />
VIII ZR 66/20 zur Vorlage von Originalen oder gescannten Dokumenten<br />
gegenüber den Mietern wird sehr kritisch gesehen. Der<br />
BGH hatte sich in diesem Urteil sehr zurückhaltend zur Möglichkeit<br />
der Vorlage von gescannten Dokumenten geäußert; diese solle auf<br />
Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Das Urteil hinterlässt für die<br />
Praxis ein großes Maß an Rechtsunsicherheit. Eine gegenüber gescannten<br />
Dokumenten derartig kritische Haltung, wie sie in dem<br />
Urteil zum Ausdruck kommt, wird als nicht mehr zeitgemäß angesehen.<br />
Eine Regelung durch den Gesetzgeber wird als sinnvoll<br />
erachtet.<br />
5. Sonstige Betriebskosten: Eine Erweiterung des Kataloges der<br />
Betriebskostenverordnung hinsichtlich der sonstigen Betriebskosten<br />
erscheint sinnvoll. Durch klare Definitionen von möglichen<br />
sonstigen Betriebskosten würde die Rechtssicherheit gestärkt.<br />
6. Insgesamt sollte der Betriebskostenkatalog in § 2 BetrKV offener<br />
gegenüber neuen Technologien gestaltet werden.<br />
7. Der Komplex der Umlagefähigkeit der Kosten für die Miete von<br />
Rauchwarnmeldern beschäftigt immer noch zahlreiche Wohnungsunternehmen.<br />
Hier wird eine gesetzgeberische Klarstellung, ob<br />
und inwieweit Mietkosten auf die Mieter umgelegt werden dürfen,<br />
als sinnvoll erachtet.<br />
Auf der Sitzung des letzten Deutschen Mietgerichtstags am 25./26.<br />
März <strong>2022</strong> in Dortmund wurden die Mitglieder gebeten, dem Präsidium<br />
des Deutschen Mietgerichtstags Vorschläge für eine mögliche<br />
Änderung des Betriebskostenrechts zu unterbreiten. Diese<br />
könnten dann in gebündelter Form vom Deutschen Mietgerichtstag<br />
im Rahmen einer geplanten Expertenanhörung gegenüber<br />
dem Bundesjustizministerium vorgebracht werden.<br />
Der AK Geislinger Konvention wurde Anfang der 2000er Jahre<br />
mit dem Ziel gegründet, das Betriebskostenbenchmarking in der<br />
Wohnungswirtschaft zu implementieren und dafür die entsprechenden<br />
Normen zu entwickeln. Entstanden ist daraus die mittlerweile<br />
aus vier Teilen bestehende „Geislinger Konvention“ als<br />
Grundlage für das Benchmarking der wohnungswirtschaftlichen<br />
Betriebskosten. Mitglieder des AK Geislinger Konvention sind in<br />
erster Linie Verbände und Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft<br />
sowie EDV-Plattformen und die Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt Nürtingen-Geislingen. h<br />
4. Nachdem die Rechtsprechung eine erweiterte betriebskostenrechtliche<br />
Belegeinsicht zulässt, können Mieter nicht nur die Belege<br />
ihrer eigenen Abrechnung einsehen, sondern auch die Verbrauchswerte<br />
anderer Mieter oder Daten sonstiger Dritter, z.B. von Hausmeisterverträgen<br />
im Hinblick auf die Klärung der Frage, ob und<br />
inwieweit die angefallenen Hausmeisterkosten tatsächlich zu den<br />
umlegbaren Betriebskosten gehören. Soweit diese Belege personenbezogene<br />
Daten dritter Personen beinhalten, wäre eine datenschutzrechtlich<br />
klare Regelung wünschenswert. Die neue Vorschrift<br />
des § 6b HeizkostenV geht in die richtige Richtung, beschäftigt sich<br />
aber nur mit der Beziehung Vermieter – Mieter, nicht hingegen mit<br />
den datenschutzrechtlichen Problemen, die sich durch eine erweiterte<br />
Belegeinsicht der Mieter und die damit verbundene Einsicht in<br />
personenbezogene Daten dritter Personen ergeben.
86 Betriebskosten<br />
BDEW:50 Prozent<br />
des Stromverbrauchs …<br />
… wurden im ersten Quartal <strong>2022</strong> durch<br />
Erneuerbare Energien gedeckt.<br />
Erneuerbare Energien haben zwischen Januar und März<br />
<strong>2022</strong> 50 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt – rund neun<br />
Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum. Das zeigen<br />
vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie-<br />
und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)<br />
und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft<br />
(BDEW). Insgesamt wurden im ersten Quartal rund 73,1 Milliarden<br />
Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom aus Windenergie,<br />
Sonnenenergie, Wasserkraft und anderen erneuerbaren<br />
Energieträgern erzeugt.<br />
Insbesondere in den ersten beiden Monaten des Jahres<br />
waren die Erneuerbaren ungewöhnlich stark: Dank des stürmischen<br />
Wetters konnte im Februar sogar eine Erneuerbaren-Quote<br />
von 62 Prozent erreicht werden. Im Januar lag sie<br />
bei 47 Prozent. Im März gab es weniger Wind, aber dafür<br />
mehr Sonnenstunden. Hier lag der Erneuerbaren-Anteil bei<br />
41 Prozent.<br />
Die Erzeugungszahlen im Einzelnen<br />
Im ersten Quartal <strong>2022</strong> lag die Bruttostromerzeugung bei 160 Milliarden<br />
Kilowattstunden (Mrd. kWh) – ein Rückgang / eine Zunahme<br />
von drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Q1 2021:<br />
155 Mrd. kWh). Dem stand ein Stromverbrauch von 146,5 Mrd.<br />
kWh gegenüber (Q1 2021: 146,6 Mrd. kWh). Insgesamt wurden<br />
rund 73,1 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen<br />
Quellen erzeugt (Q1 2021: 59,7 kWh). Davon stammten<br />
38,0 Mrd. kWh aus Wind an Land, 13,4 Mrd. kWh aus Biomasse<br />
(einschl. biogenen Siedlungsabfällen), 7,6 Mrd. kWh aus Wind<br />
auf See, 9,6 Mrd. kWh aus Photovoltaik und 4,4 Mrd. kWh aus<br />
Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern und Kernenergie<br />
wurden 86,7 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahresquartal waren es<br />
95,2 Mrd. kWh.<br />
Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten<br />
Der Anteil Erneuerbarer Energien bezogen auf den Bruttostromverbrauch<br />
im ersten Quartal <strong>2022</strong> beträgt 50 Prozent. Den Ökostromanteil<br />
am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige<br />
Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische<br />
Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung<br />
zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch<br />
bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.<br />
Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien<br />
an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte<br />
in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten<br />
Strommengen. Der Anteil Erneuerbarer Energien im ersten Quartal<br />
<strong>2022</strong> auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 46 Prozent –<br />
und damit sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahresquartal. h
87<br />
EEG-Umlage fällt im Juli –<br />
Bundestag hat zugestimmt<br />
Stromkunden müssen bereits ab dem 1. Juli <strong>2022</strong> keine EEG-Umlage<br />
mehr zahlen. Jetzt hat der Bundestag das Gesetz zur Absenkung<br />
der Kostenbelastung durch die EEG-Umlage beschlossen.<br />
Um die Stromkunden schnell von den stark gestiegenen Energiekosten<br />
zu entlasten, entfällt die EEG-Umlage ein halbes Jahr früher<br />
als im Koalitionsvertrag geplant.<br />
Mit dem Gesetz senken die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB)<br />
die EEG-Umlage zum 1. Juli <strong>2022</strong> von bislang 3,72 Cent pro Kilowattstunde<br />
auf null ct/kWh. Eine vierköpfige Familie wird beispielsweise<br />
durch die Absenkung im Vergleich zu 2021 um rund<br />
300 Euro pro Jahr entlastet.<br />
Damit die Entlastung zügig zum 1. Juli <strong>2022</strong> erfolgen kann,<br />
hat die Bundesregierung den entsprechenden Gesetzentwurf dem<br />
Bundestag Anfang März als sogenannte Formulierungshilfe zugeleitet.<br />
Der Bundestag hat das „Gesetz zur Absenkung der Kostenbelastung<br />
durch die EEG-Umlage und zur Weitergabe dieser Absenkung<br />
an die Letztverbraucher“ beschlossen. Eine Zustimmung<br />
des Bundesrats ist nicht erforderlich.<br />
Ab Januar 2023 wird die EEG-Umlage dann auf Dauer abgeschafft.<br />
Die Bundesregierung hat die große EEG-Novelle am<br />
6. April <strong>2022</strong> mit dem „Osterpaket“ beschlossen. Der Wegfall der<br />
Umlage ist Teil der Entlastungspakete der Bundesregierung.<br />
Stromlieferanten müssen den Wegfall der EEG-Umlage an<br />
Stromkunden weitergeben. Damit sichergestellt ist, dass die<br />
Umlageabsenkung zu einer spürbaren Entlastung von Letztverbrauchern<br />
bei den Stromkosten führt, enthält das Gesetz Regelungen<br />
zur Weitergabe der Absenkung. Stromlieferanten werden<br />
in den jeweiligen Vertragsverhältnissen zu einer entsprechenden<br />
Absenkung der Preise zum 1. Juli <strong>2022</strong> verpflichtet h<br />
Anzeige<br />
BAD- & STRANG-<br />
SANIERUNG<br />
IN 7-10 WERKTAGEN<br />
Feste Preise, feste Termine und alles aus einer Hand.<br />
Ein Ansprechpartner für alles und nur ein Monteur<br />
pro Bad. Überzeugen Sie sich selbst.<br />
Einfach anrufen unter 02957 / 984 28-0.<br />
Blome GmbH & Co. KG – Ihr Partner für Projekt- und Hochhausmodernisierung,<br />
Einzel bäder und strangweise Badsanierung<br />
www.blome.org
88 Betriebskosten<br />
EU-Parlament – Mehrheit<br />
billigt Gasspeicherpläne<br />
Das Europäische Parlament hat am 7. April <strong>2022</strong> in Straßburg grünes<br />
Licht für die Gasspeicher-Pläne der EU-Kommission gegeben.<br />
Demnach müssen die Gasspeicher der EU bis zum 1. November<br />
dieses Jahres zu mindestens 80 Prozent gefüllt sein. Der Vorschlag<br />
wurde im Dringlichkeitsverfahren angenommen und wird nun von<br />
den EU-Regierungen verhandelt.<br />
Das Gesetz sieht vor, dass in den Folgejahren ab 2023 die Gasspeicher<br />
in den Mitgliedstaaten zu 90 Prozent gefüllt sein müssen.<br />
Außerdem sind die Speicherbetreiber verpflichtet, sich einer Zerti-<br />
fizierung zu unterziehen. Der Betrieb einer Gasspeicheranlage darf<br />
in Zukunft nur noch mit Genehmigung der nationalen Regulierungsbehörde<br />
eingestellt werden.<br />
Als Anreiz für die Betreiber für die Wiederbefüllung der Gasspeicher<br />
schlägt die Kommission einen Preisnachlass auf Fernleitungstarife<br />
am Ein- und Ausspeisepunkt von Speicheranlagen vor.<br />
Bei dem Gesetz gehe es vor allem um „die Sicherung der Gasversorgung<br />
für den nächsten Winter“, erklärte der polnische Berichterstatter<br />
und EVP-Abgeordnete im Parlament Jerzy Buzek. h<br />
Verivox: Hessen verbrauchen<br />
29 Prozent mehr Strom als Berliner<br />
Beim durchschnittlichen Stromverbrauch eines Haushalts<br />
gibt es zwischen den deutschen Bundesländern Unterschiede<br />
von bis zu 29 Prozent. Das hat eine Auswertung von Verivox<br />
vom Mai <strong>2022</strong> ergeben.<br />
Höchster Stromverbrauch in Hessen und<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Verivox hat alle Stromwechsel im Jahr 2021 ausgewertet: Im bundesweiten<br />
Durchschnitt liegt der jährliche Stromverbrauch bei<br />
3 424 Kilowattstunden (kWh). Das entspricht je nach Ausstattung<br />
mit Elektrogeräten einem 2- bis 3-Personen-Haushalt. In den alten<br />
Bundesländern ist der Stromverbrauch höher (3 552 kWh) als in<br />
den neuen (3319 kWh).<br />
Den höchsten Stromverbrauch mit durchschnittlich 3728 kWh<br />
haben die Hessen, obwohl sie mit einer durchschnittlichen Haushaltsgröße<br />
von 2,05 Personen nur leicht über dem Bundesschnitt<br />
von 2,03 Personen liegen. Auch in Rheinland-Pfalz (3667 kWh),<br />
Nordrhein-Westfalen (3 610 kWh) und Niedersachsen (3609 kWh)<br />
liegt der Stromverbrauch deutlich über dem Bundesschnitt.<br />
Niedrigste Stromverbräuche in Berlin und Sachsen<br />
Den niedrigsten Stromverbrauch haben mit durchschnittlich 2647<br />
kWh Haushalte in Berlin. Die durchschnittliche Haushaltsgröße in<br />
der Hauptstadt liegt bei 1,83 Personen. In Berlin gibt es viele Einpersonenhaushalte,<br />
bei denen der Stromverbrauch üblicherweise<br />
geringer ausfällt.<br />
In Sachsen (2890 kWh) und Mecklenburg-Vorpommern (3105<br />
kWh) fallen die Stromverbräuche ebenfalls vergleichsweise niedrig<br />
aus.<br />
Baden-Württemberger besonders sparsam?<br />
In Baden-Württemberg wurde ein Stromverbrauch von durchschnittlich<br />
3386 kWh angegeben. Der Wert liegt leicht unter<br />
dem Bundesdurchschnitt (3424 kWh). Gleichzeitig gehört Baden-<br />
Württemberg jedoch zu den Bundesländern mit der höchsten<br />
durchschnittlichen Haushaltsgröße (2,11). Ob der vergleichsweise<br />
niedrige Stromverbrauch an der vielgepriesenen Sparsamkeit der<br />
Schwaben liegt oder andere Gründe hat, lässt sich allerdings nicht<br />
abschließend feststellen.<br />
Methodik<br />
Datengrundlage sind alle Stromanbieterwechsel, die im Jahr 2021<br />
über Verivox durchgeführt wurden. Ausgewertet wurden alle über<br />
Verivox abgeschlossenen Stromverträge, bei denen der Verbrauch<br />
individuell in den Vergleichsrechner eingegeben wurde. Die<br />
durchschnittlichen Haushaltsgrößen stammen vom Statistischen<br />
Bundesamt. h
Anzeige<br />
Die Welt steht auf dem Kopf …<br />
MyVallox Steuerung … Wohlbefinden mit frischer und gesunder Luft.<br />
Zeit für eine Lüftung, die den Bewohner versteht, sich seinen Bedürfnissen anpasst und<br />
sich von ganz allein zum optimalen Wohlfühlklima reguliert.<br />
Serienmäßig integrierter<br />
Feuchteund<br />
CO2-Sensor.<br />
Energieeffizienter<br />
und leiser<br />
Betrieb.<br />
Einbindung in<br />
Heimnetzwerk<br />
per WLAN.<br />
vallox.de<br />
Autonome und<br />
bedarfsgeführte<br />
Regelung.<br />
Fernsteuerung<br />
durch Cloud-<br />
Anbindung.<br />
Anbindung<br />
an Gebäudeautomation.<br />
IM AUFTRAG VON<br />
UNSERE<br />
KERNKOMPETENZEN<br />
KOSTENPLANUNG<br />
SCHNITTSTELLENFUNKTION<br />
BEMUSTERUNG<br />
ENERGIEKONZEPTE<br />
BADGESTALTUNG<br />
TECHNISCHER<br />
SUPPORT<br />
PLANUNGS-<br />
UNTERSTÜTZUNG<br />
FORTBILDUNG<br />
ANSPRECHPARTNER DER NFG<br />
IM NORDEN<br />
Benjamin Steuer<br />
Bau- & Wohnungswirtschaft<br />
(PLZ-Gebiet 27 | 28 | 21)<br />
benjamin.steuer@nfg-gruppe.de<br />
Jens Wedekind<br />
TGA-Planung<br />
(PLZ-Gebiet 27 | 28 | 21)<br />
Jens.wedekind@nfg-gruppe.de<br />
Theodor Arens<br />
Bau- & Wohnungswirtschaft<br />
(PLZ-Gebiet 48 | 49 | 26)<br />
Theodor.arens@nfg-gruppe.de<br />
NFG-GRUPPE.DE<br />
Heizen mit System.<br />
Darauf können Sie vertrauen.<br />
broetje.de<br />
Wer in Heiztechnik investiert, erwartet die perfekte Lösung.<br />
Passgenau, wirtschaftlich effektiv. Zudem ökologisch sinnvoll,<br />
zukunftssicher und inklusive bestem Service. Mit Ihrer<br />
Entscheidung für BRÖTJE liegen Sie richtig. Ganz gleich, ob<br />
fortschritt liche Öl- oder Gas-Brennwerttechnik, nachhaltige<br />
Solarkollektoren mit Speicher oder ressourcenschonende<br />
Wärmepumpen. Auf BRÖTJE können Sie vertrauen. Wir liefern<br />
seit mehr als 100 Jahren perfekt abgestimmte Heiztechnik mit<br />
System. Für Wärmekomfort, wie Sie sich ihn für Ihr Zuhause<br />
wünschen.
90 Betriebskosten<br />
Verivox: Energiekosten:<br />
Entlastungspaket gleicht hohe<br />
Mehrkosten nicht aus<br />
Verbraucher in Deutschland müssen immer tiefer für Heizung,<br />
Strom und Sprit in die Tasche greifen. Auf Jahressicht<br />
stiegen die Kosten für einen Musterhaushalt um 2 408 Euro.<br />
Das Entlastungspaket der Bundesregierung gleicht mit 1035<br />
Euro jedoch nicht einmal die Hälfte dieser Mehrkosten aus.<br />
Das zeigen eine Analyse des Vergleichsportals Verivox und<br />
Berechnungen vom Bund der Steuerzahler.<br />
Energie kostet Musterfamilie 2 408 Euro mehr im Jahr<br />
Die Energiekosten für einen Musterhaushalt lagen im April <strong>2022</strong><br />
bei 6269 Euro pro Jahr. Im April 2021 kostete die gleiche Menge<br />
Energie noch 3861 Euro. Damit sind die <strong>Ausgabe</strong>n für Energie<br />
innerhalb der letzten zwölf Monate um 62 Prozent gestiegen. Die<br />
Haushaltskasse eines Musterhaushalts wird mit 2 408 Euro jährlich<br />
zusätzlich belastet.<br />
Vor allem Heizölkunden leiden unter der aktuellen Entwicklung.<br />
Das Heizen mit Öl verteuerte sich um 144 Prozent. Wurden<br />
für 20 Hektoliter Heizöl im April 2021 noch 1305 Euro fällig, waren<br />
es ein Jahr später bereits 3196 Euro. Auch bei Gas ist ein deutliches<br />
Preisplus zu verzeichnen: Hier verdoppelten sich die Kosten<br />
für 20000 Kilowattstunden von 1184 Euro auf 2 424 Euro (plus<br />
105 Prozent).<br />
Die Preise für Strom haben auf Jahressicht um 30 Prozent zugelegt.<br />
Benzin (plus 35 Prozent) und Diesel (plus 56 Prozent) sind<br />
ebenfalls deutlich gestiegen.<br />
„Die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs<br />
auf die Ukraine haben die Energiepreise weltweit stark nach oben<br />
getrieben. Egal ob Strom, Gas, Heizöl oder Sprit: Alle Energiearten<br />
kratzen an ihren Höchstständen oder haben diese sogar übertroffen“,<br />
sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.<br />
1 035 Euro Entlastung für eine vierköpfige Familie<br />
Die Bundesregierung hat angesichts derart stark gestiegener<br />
Energiepreise ein Entlastungspaket auf den Weg gebracht. Eine<br />
vierköpfige Musterfamilie mit einem gemeinsamen Jahresbruttoeinkommen<br />
von 92688 Euro wird im Jahr <strong>2022</strong> durch die Maßnahmen<br />
zur Abfederung hoher Energiekosten um 1 035 Euro entlastet.<br />
Die Berechnung berücksichtigt die Energiepreispauschale für<br />
Erwerbstätige in Höhe von 300 Euro, die Erhöhung der Werbungskostenpauschale<br />
um 200 Euro, den Familienzuschuss in Form<br />
eines Einmalbonus in Höhe von 100 Euro pro Kind, den Wegfall<br />
der EEG-Umlage in der zweiten Jahreshälfte, die Absenkung der<br />
Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate sowie die Erhöhung<br />
des Grundfreibetrages.<br />
„Trotz umfassender staatlicher Entlastungsmaßnahmen muss<br />
ein Haushalt durchschnittlich knapp 1400 Euro mehr für Energie<br />
ausgeben als noch vor einem Jahr. Für viele Familien stellt das eine<br />
hohe finanzielle Belastung dar“, sagt Thorsten Storck.<br />
Methodik<br />
Grundlage der Berechnung ist ein Vier-Personen-Haushalt mit<br />
einem jährlichen Wärmebedarf von 20000 Kilowattstunden (kWh),<br />
einem Stromverbrauch von 4000 kWh und einer jährlichen Fahrleistung<br />
von 13300 Kilometern. Die durchschnittlichen Preise<br />
für Strom und Gas entsprechen dem jeweils separat errechneten<br />
Verivox-Verbraucherpreisindex, bei dem sowohl die Preise der örtlichen<br />
Grundversorger als auch der 30 wichtigsten überregionalen<br />
Anbieter herangezogen werden. Die Spritpreise wurden vom<br />
ADAC übernommen. Die Steuerberechnung wurde vom Bund der<br />
Steuerzahler vorgenommen. h
Anzeige<br />
Die Tür, die alle<br />
wichtigen Dinge<br />
im Leben schützt.<br />
Eine Daloc Wohnungseingangstür stoppt nicht nur Langfinger, sie schützt<br />
auch vor Lärm, Feuer und Rauch – egal, ob giftig oder vom Nachbarn.<br />
Durch ihr einzigartiges Design hält die Tür über lange Zeit, ohne dabei ihre<br />
Schutzeigenschaften einzubüßen. Ein sicheres Investment für Sie und Ihre<br />
Projekte – und für jeden, der hinter der Tür leben wird.<br />
Erfahren Sie mehr über die ultimative Wohnungseingangstür auf daloc.de
92<br />
Impressum 3_<strong>2022</strong><br />
HERAUSGEBER<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
Andreas Breitner<br />
Verbandsdirektor<br />
040 52011-215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />
WP/StB Gerhard Viemann<br />
Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 52011-240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />
WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />
Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 52011-275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />
Andreas Daferner<br />
Bildung<br />
040 52011-218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />
Dr. Peter Hitpaß<br />
Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />
Medienrecht<br />
0385 48937-503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />
Christoph Kostka<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />
040 52011-225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />
Steffen Laser<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />
0385 48937-501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />
Petra Memmler<br />
Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />
Technik und Energie<br />
040 52011-230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />
Nicola Olivier<br />
Datenschutz<br />
040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />
Andreas Thal<br />
Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />
040 52011-204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />
REDAKTION<br />
Oliver Schirg<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />
040 52011-226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />
ANZEIGEN<br />
Ilka Schünemann<br />
0511 1265-123 | E-Mail: i.schuenemann@vdw-online.de<br />
GESTALTUNG<br />
hungerundkoch.com<br />
0511 51 99 46-00<br />
DRUCK<br />
QUBUS media GmbH<br />
Beckstraße 10 | 30457 Hannover<br />
RA Dr. Kai Mediger<br />
Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />
040 52011-238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />
Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong> finden Sie im Internet unter www.vnw.de
Anzeige<br />
SERIELL<br />
BAUEN<br />
Mit der ALHO<br />
MODULBAUWEISE<br />
ALHO Modulbau<br />
MODULARES BAUEN IST<br />
INDIVIDUALITÄT IN SERIE!<br />
Modulbau – die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten spricht dafür. Das beweist der Siegerentwurf<br />
von ALHO und Koschany + Zimmer Architekten im europaweiten Wettbewerb<br />
„Serielles und modulares Bauen“ des GdW.<br />
Profitieren auch Sie von unseren Vorteilen:<br />
+ 70% kürzere Bauzeit<br />
+ Kosten-, Termin- und Qualitätssicherheit<br />
+ Flexibilität bei Bedarfsänderung<br />
+ Individuelle Grundrissgestaltung<br />
+ Saubere und leise Baustellen<br />
Fixe Kosten. Fixe Termine. Fix fertig.<br />
www.alho.com
Anzeige