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VNW-Magazin Ausgabe 3/2022

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

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<strong>VNW</strong> magazin<br />

Wohnen<br />

im Norden<br />

3_<strong>2022</strong><br />

Campus<br />

Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen


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Mehrwert schafft<br />

Stand: Juni <strong>2022</strong><br />

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1<br />

Inhalt 3_<strong>2022</strong><br />

<strong>VNW</strong><br />

Analysen<br />

Editorial 03<br />

Vom Ich zum Wir 04<br />

Solidarische Gesellschaft 06<br />

Genossenschaftsgedanke 08<br />

Baugenossenschaftsgründerin 12<br />

Blaupause für andere Unternehmen 16<br />

Wohnen für alle Generationen 20<br />

Nicht wegducken 22<br />

Viele stecken schon im Berufsleben 26<br />

Garant des bezahlbaren Wohnens 30<br />

Erbbaurecht als Teil der Lösung 34<br />

Anmietkosten für Rauhwarnmelder 36<br />

Elektronische Kommunikation 38<br />

Alles was Recht ist 40<br />

Der älteste Paternoster 44<br />

Sozial und nachhaltig 46<br />

Namen und Nachrichten 48<br />

<strong>VNW</strong> und IFB 54<br />

Real Estate Arena 58<br />

Externes Rating 64<br />

Rechnungswesen 66<br />

Energie Projektinitiative 70<br />

Serieller Holzbau 76<br />

Digital-Detox-Experiment 82<br />

Novelle des Betriebskostenrechts 84<br />

Impressum 92<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />

der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />

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Campus<br />

Seit mehr als zwölf Jahren gibt es<br />

am Standort des <strong>VNW</strong> in Hamburg<br />

ein EBZ-Studienzentrum.<br />

Was für den Herbst geplant ist.


2<br />

„Wenn ich weiter geblickt habe,<br />

so deshalb, weil ich auf den<br />

Schultern von Riesen stehe.“<br />

Isaac Newton 1676 in einem Brief an Robert Hooke<br />

Das Gleichnis von den Zwergen auf den<br />

Schultern von Riesen ist ein Versuch, das<br />

Verhältnis der jeweils aktuellen Wissenschaft<br />

und den Leistungen früherer Generationen<br />

zu bestimmen. Aus dieser Sicht profitieren<br />

heutige Wissenschaftler von Pionierleistungen<br />

der Vergangenheit.


3<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

„Mögest Du in interessanten Zeiten leben.“ Dieser<br />

aus dem Chinesischen stammende Satz ist ironisch gemeint<br />

und gilt daher auch als „chinesischer Fluch“. Der<br />

Absender will eigentlich sagen, dass das Leben in „uninteressanten<br />

Zeiten“ des Friedens und der Ruhe besser<br />

sei als in „interessanten“, die normalerweise Zeiten der<br />

Not sind.<br />

Folgt man dieser Logik, so leben wir wahrlich in „interessanten“<br />

Zeiten. Die Corona-Pandemie ist noch längst<br />

nicht vergangen. Die Baupreise dürften bald die Galaxie<br />

verlassen. Der Krieg in der Ukraine findet zwar am Rande<br />

Europas, aber gar nicht so weit von Norddeutschland<br />

entfernt statt. In den Regierungszentralen wiederum hat<br />

Kurzatmigkeit das Zepter übernommen. Und nun steigen<br />

auch noch die Zinsen. Das hat uns dann ja gerade noch<br />

gefehlt.<br />

Für sozial orientierte Wohnungsunternehmen, die üblicherweise<br />

in Dekaden planen, sind derart unruhige<br />

Zeiten nicht die allerbeste Umgebung. Wenn soziale<br />

Vermieter den Bau oder die Sanierung eines Wohngebäudes<br />

planen, dann denken sie nicht zuallererst daran,<br />

wie rasch und mit welchem Gewinn sich das Investment<br />

rechnen wird.<br />

Vielmehr spielt die Frage eine Rolle, ob der Standort<br />

auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch so attraktiv<br />

ist, dass die Vermietungsquote stimmt. Oder: Wer heute<br />

investiert, der muss sicher sein, dass auch künftig Kostensteigerungen<br />

infolge von Inflation oder strengerer<br />

gesetzlicher Auflagen durch höhere Mieten kompensiert<br />

werden können.<br />

Das mögen Selbstverständlichkeiten sein. Angesichts der<br />

Hektik, mit der vor allem auf Bundesebene agiert wird,<br />

kommen jedoch Zweifel auf. Ursprünglich sollte die CO 2<br />

-<br />

Abgabe dazu dienen, Menschen zu einer Änderung ihres<br />

Verhaltens zu bewegen. Statt teure fossile Energie zu<br />

verbrauchen, sollten sie weniger verbrauchen oder auf<br />

regenerativ erzeugte Energie umsteigen.<br />

Mit der Aufteilung der CO 2<br />

-Abgabe vom kommenden<br />

Jahr an konterkariert die Politik ihr eigenes Ziel, indem<br />

sie die Steuerungswirkung der Abgabe schwächt. Die<br />

Unklarheit darüber, ob und welcher Neubaustandard<br />

künftig gefördert werden wird, hat wiederum dazu geführt,<br />

dass vermehrt Wohnungsunternehmen Investitionen<br />

verschieben oder sich gleich ganz auf die Ertüchtigung<br />

des Bestands konzentrieren.<br />

Problematisch beim Umbau unserer Gesellschaft zu Klimaneutralität<br />

ist vor allem, dass die Politik zwar immer<br />

höhere Anforderungen stellt, bei den „Basics“ aber (seit<br />

vielen Jahren) nicht vorankommt. Die Bürokratie ist trotz<br />

wiederkehrender Beteuerungen nicht weniger geworden.<br />

Viele Kommunen haben noch immer kein Liegenschaftskataster.<br />

Und die Zeit bis zum Erteilen einer Baugenehmigung<br />

misst sich nach wie vor nicht in Monaten,<br />

sondern Jahren.<br />

Es geht mir nicht darum, die Notwendigkeit der Reduzierung<br />

von CO 2<br />

-Emissionen in Frage zu stellen. Wir schützen<br />

nicht mehr das Klima, sondern uns vor den Folgen<br />

eines überhitzten Planeten Erde. Wir werden aber die<br />

selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, wenn der Staat<br />

immer nur fordert, aber selbst nicht liefert. In diesem<br />

Sinne wünsche ich mir „uninteressante“ Zeiten. Zeiten,<br />

in denen <strong>VNW</strong>-Unternehmen ihre Hausaufgaben erledigen<br />

können und nicht ständig neue Anforderungen<br />

fürchten müssen.<br />

Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor


4 <strong>VNW</strong><br />

zumWir<br />

Vom Ich<br />

Impressionen vom Genossenschaftstag <strong>2022</strong> in Hamburg.<br />

Hamburg. Mehr als 150 Gäste zählte der diesjährige Genossenschaftstag<br />

in Hamburg. Das wichtigste Gesprächsthema des<br />

Treffens dürften die massiven Steigerungen der Baupreise in der<br />

jüngsten Zeit gewesen sein. Immer wieder ging es um die Beantwortung<br />

der Frage, wie angesichts dieser Entwicklung bezahlbarer<br />

Wohnraum geschaffen werden kann.<br />

Bundesbauministerin Klara Geywitz ließ sich nicht in ihrem<br />

Optimismus beirren und machte deutlich, dass sie an dem Ziel, in<br />

Deutschland jährlich 400 000 Wohnungen zu errichten, festhalte.<br />

Zugleich kündigte die Bundesministerin ein Förderprogramm<br />

an, mit dem Menschen beim Kauf von Genossenschaftsanteilen<br />

wfinanziell unterstützt werden können.<br />

Das zeige, dass der Genossenschaftsgedanke auch mehr als<br />

200 Jahre nach der Gründung der ersten Genossenschaften in<br />

Deutschland nichts an Aktualität eingebüßt habe, sagte <strong>VNW</strong>-<br />

Direktor Andreas Breitner. Gerade in einer Zeit der Vereinzelung<br />

und der Verunsicherung seien Gemeinschaft und Solidarität in<br />

den Wohnquartieren gefragt. Menschen, die sich für bezahlbares<br />

Wohnen zusammentun: Was könnte aktueller sein? h


5


6 <strong>VNW</strong><br />

Das Versprechen einer<br />

solidarischen Gesellschaft<br />

Seit mehr als 120 Jahren gibt es in Norddeutschland Wohnungsbaugenossenschaften.<br />

Am 2. Juli, dem Tag der Genossenschaften, warben diese für die Idee der Selbstbestimmung und<br />

Selbsthilfe. Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Alexandra Chrobok, Vorstand des Eisenbahnbauvereins<br />

Harburg (EBV) und Vorsitzende des Vereins Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften.<br />

VON OLIVER SCHIRG


7<br />

magazin: Was macht ein genossenschaftliches Wohnungsunternehmen<br />

aus?<br />

Alexandra Chrobok: Das besondere Verhältnis zu seinen<br />

Mitgliedern. Formal sind die Menschen, die in unseren<br />

Wohnungen leben, Mieterin oder Mieter. Zugleich gehören<br />

ihnen die Wohnungen und sie sind in letzter Instanz<br />

diejenigen, die bestimmen können. Auch wenn viele das<br />

so nicht sehen.<br />

magazin: Warum nicht? Ist die genossenschaftliche Idee aus der<br />

Zeit gefallen?<br />

Chrobok: Das glaube ich nicht. Umfragen belegen, dass<br />

Menschen die Gemeinschaft der Vereinzelung vorziehen<br />

und dass Gemeinsinn hoch im Kurs steht. Wenn es konkret<br />

wird, sind es jedoch eher wenige, die sich aktiv einbringen.<br />

magazin: Woran liegt das?<br />

Chrobok: Letztlich ist eine Genossenschaft das Spiegelbild<br />

unserer Gesellschaft.<br />

magazin: In der jeder nur an sich denkt?<br />

Chrobok: So weit würde ich nicht gehen. Ich erlebe<br />

schon, dass sich Menschen in unseren Wohnanlagen umeinander<br />

kümmern und füreinander da sind. Aber es gibt<br />

eben auch Mitglieder, die sich lediglich als Mieterin oder<br />

Mieter verstehen. Geht etwas kaputt, gibt es Ärger mit<br />

den Nachbarn oder funktioniert etwas nicht, rufen sie in<br />

der Geschäftsstelle oder beim Hausmeister an. Sie fragen<br />

(sich) nicht, ob sie das Problem möglicherweise selbst lösen<br />

könnten.<br />

magazin: Woran liegt das?<br />

Chrobok: Üblicherweise suchen die Menschen ihresgleichen<br />

und verbringen Zeit mit ihnen: vom Alter her, im<br />

Freundeskreis, beim Sport, bei der Arbeit. Sie entscheiden<br />

selbst, zu welcher Gruppe in der Gesellschaft sie gehören<br />

wollen – und zu welcher nicht. Beim Wohnen kommen<br />

diese unterschiedlichen Gruppen wie im Brennspiegel zusammen.<br />

magazin: … und leben aneinander vorbei?<br />

Chrobok: Das nicht, aber sie müssen die Art ihres Zusammenlebens<br />

„aushandeln“. Ein Kinderspielplatz im<br />

Hof wird von einer Familie mit Kindern anders bewertet<br />

als von einem Rentnerehepaar. Junge Menschen wiederum<br />

haben einen anderen Lebensrhythmus als berufstätige<br />

Eltern. „Die Tür hinter sich zuschließen“ bedeutet für einen<br />

alleinlebenden älteren Mann etwas anderes als für die<br />

Geschäftsführerin, die den ganzen Tag auf Achse ist. Ich<br />

glaube, Genossenschaften sind ein Anker, der die Fliehkräfte<br />

unserer modernen Gesellschaft im Zaume hält.<br />

magazin: Ohne die würde unsere Gesellschaft auseinanderfliegen?<br />

Chrobok: Ich will die genossenschaftliche Idee nicht überfrachten.<br />

Aber sie erinnert uns daran, dass wir Menschen<br />

soziale Wesen sind und bei allem Streben nach Selbstverwirklichung<br />

nur in der Gemeinschaft (über-)leben können.<br />

Wir brauchen einander, auch wenn wir uns dessen<br />

manchmal nicht bewusst sind. Zudem ist eine Genossenschaft<br />

eine zutiefst demokratische Einrichtung. Jedes Mitglied<br />

hat eine Stimme: egal ob reich oder arm, jung oder<br />

alt, Frau oder Mann.<br />

magazin: Also das, wofür viele Menschen auf der Welt kämpfen.<br />

Chrobok: Genossenschaften sind das Versprechen einer<br />

solidarischen Gesellschaft. Niemand muss bei uns Angst<br />

vor einer Kündigung wegen Eigenbedarf oder vor einer<br />

massiven Mietsteigerung haben. Ja, auch wir müssen am<br />

Ende eines Wirtschaftsjahres eine schwarze Null schreiben.<br />

Aber im Mittelpunkt unserer Arbeit steht eben nicht<br />

die Erwirtschaftung einer Maximalrendite für Einzelne.<br />

Das, was am Ende übrigbleibt, kommt allen zugute.<br />

magazin: Die genossenschaftliche Idee lebt davon, dass die Mitglieder<br />

sich einbringen. Was bedeutet das für Sie als Chefin?<br />

Chrobok: Die Mieterinnen und Mieter können mitbestimmen.<br />

Das führt manchmal zu einem längeren Ringen um<br />

die beste Lösung. Als Vorstand schlagen zwei Seelen in<br />

meiner Brust: einerseits will ich einen Kompromiss, der<br />

möglichst viele Menschen zufriedenstellt. Andererseits<br />

muss ich Entscheidungen treffen, die dem einen oder anderen<br />

nicht gefallen.<br />

magazin: Reden die Mitglieder aus Ihrer Sicht ausreichend mit?<br />

Chrobok: Es sind oftmals ältere Menschen, die sich aktiv<br />

einbringen. Das mag an der Sozialisation der 1960er und<br />

1970er Jahre, aber auch an der jeweiligen Lebenssituation<br />

liegen. Jüngere Menschen, die Familie und Arbeit unter<br />

einen Hut bringen müssen, sind da möglicherweise etwas<br />

passiver. Ich verstehe das, finde es dennoch bedauerlich.<br />

Als Mitbesitzer trägt man Mitverantwortung. Das sollte<br />

auch unseren jüngeren Mitgliedern bewusst sein.<br />

magazin: In den Satzungen von Genossenschaften ist der Bau bezahlbarer<br />

Wohnungen verankert. Können Sie heute in einer Stadt<br />

wie Hamburg diesem Satzungsauftrag noch gerecht werden?<br />

Chrobok: Wenn ich jetzt neu bauen wollte und kein eigenes<br />

Grundstück habe, müsste ich am Ende eine Neubauwohnung<br />

für eine monatliche Netto-Kaltmiete von mindestens<br />

18 bis 19 Euro pro Quadratmeter vermieten. Das<br />

würde ich nicht als bezahlbar bezeichnen. Nein: Das Ende<br />

der Fahnenstange ist erreicht.<br />

Der Eisenbahnbauverein Harburg (EBV) besitzt rund 3200<br />

Wohnungen und zählt rund 5000 Mitglieder. h


8 <strong>VNW</strong><br />

„Wir tragen den<br />

Genossenschaftsgedanken<br />

in die Welt“<br />

VON FRAUKE MAASS<br />

Die DESWOS ist ein von der Wohnungswirtschaft<br />

gegründeter gemeinnütziger<br />

Verein, der Entwicklungshilfe in Lateinamerika,<br />

Afrika und Asien leistet.<br />

Aktuell kämpft er mit großen finanziellen<br />

Schwierigkeiten – durch Corona und den<br />

Krieg in der Ukraine.


9<br />

Aktuell ist die Situation schwierig<br />

Hamburg. 30 kleine Häuser und Sanitäranlagen sowie eine kleine<br />

Ackerfläche für Christen in Pakistan, die dort als Minderheit jahrelang<br />

ausgegrenzt, obdachlos oder in nahezu fensterlosen Hütten<br />

gelebt haben.<br />

Ein Speisesaal für die Flüchtlingssiedlung Kyangwali in Uganda,<br />

damit 800 Schulkinder während des Mittagessens nicht unter einem<br />

Baum und einem einfachen Holzunterstand Schutz vor Regen<br />

und Hitze finden, sondern unter einem festen Dach ihre warme<br />

Mahlzeit einnehmen können.<br />

Oder der Bau eines Vorschulgebäudes und eines Pavillons mit<br />

mehreren Klassenzimmern in Santa Cruz /Nicaragua, um für Bildung<br />

der Kinder und damit langfristig für wirtschaftliche Sicherheit<br />

der Menschen dort zu sorgen.<br />

Das sind nur drei Projekte von mittlerweile mehr als 400, die die<br />

Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen<br />

e.V., kurz DESWOS, seit ihrer Gründung durch die<br />

Wohnungswirtschaft im Jahr 1969 zusammen mit lokalen gemeinnützigen<br />

Partnerorganisationen in Lateinamerika, Afrika und Asien<br />

angeschoben und unterstützt hat.<br />

„Aktuell sind wir in einer schwierigen Situation“, gesteht der Geschäftsführer.<br />

Erst hat die Corona-Pandemie für ein deutliches Minus<br />

in der Spendenkasse gesorgt, weil viele Charity Events, bei<br />

denen traditionell Geld gesammelt wird, ausfallen mussten. Jetzt<br />

ist es der Ukraine-Krieg, der dem Verein große Sorgen bereitet.<br />

„Es ist gut und richtig, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen<br />

für die Flüchtlinge aus der Ukraine spenden, aber darüber<br />

sollten sie nicht unsere Projekte vergessen, die auch weitergeführt<br />

werden müssen“, erinnert Clever. Rund 15 bis 20 Projekte laufen<br />

in der Regel gleichzeitig.<br />

Es geht um Heimat<br />

„Wir schaffen Heimat – weltweit“ ist für die Organisation mehr als<br />

nur ein Motto, es ist ihre Leitlinie, ihr Ziel gemäß Artikel 25 (1) der<br />

allgemeinen Menschenrechte. „Die DESWOS ist eine der wenigen<br />

Institutionen, die die Idee des sozialen Wohnungsbaus in die Welt<br />

hinausträgt“, sagt Winfried Clever. Seit 22 Jahren ist der 65-Jährige<br />

bei der DESWOS. 17 Jahre lang hat er Projekte in Afrika und<br />

Lateinamerika begleitet, bevor er Geschäftsführer geworden ist.<br />

Das Herz des gelernten Architekten schlägt für Haus- und Siedlungsbau,<br />

und er hat die Zielsetzung des Vereins mit viel Engagement<br />

und Herzblut in den vergangenen vier Jahren vorangetrieben.<br />

„Haus- und Siedlungsbau sind die nachhaltigsten Themen,<br />

die es zu bewältigen gibt", sagt er.<br />

Dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben und über<br />

Sanitäranlagen verfügen, seien existenzielle Notwendigkeiten und<br />

hätten einen großen Effekt für die Menschen, die damit erreicht<br />

werden. „Wir wollen einen sicheren Ort für die Menschen in den<br />

Ländern schaffen, um ihre Situation zu stabilisieren“, sagt Clever.<br />

Mal handelt es sich um kleinere Projekte, die durch Spenden<br />

finanziert werden können, mal sind es große Projekte mit einem<br />

Investitionsvolumen von mehreren Hunderttausend Euro, die zu<br />

75 Prozent durch Bundesmittel und zu 25 Prozent aus Eigenmitteln<br />

finanziert werden. Egal wie man es dreht und wendet –<br />

der Verein könne nur bestehen, wenn die Finanzierung gesichert<br />

sei – das betreffe die laufenden Projekte ebenso wie die Verwaltung,<br />

konstatiert Clever.<br />

Zu den großen Projekten zählt aktuell der Wiederaufbau und Neubau<br />

von Häusern für Menschen in Ecuador, die vor zehn Jahren<br />

ihre Häuser durch einen Vulkanausbruch verloren haben. „Wir<br />

wollen ihnen ermöglichen, wieder ein Dach über dem Kopf und<br />

vor allem in der Nähe ihrer Arbeit zu haben“, sagt Johanna Drach.<br />

Die 40-Jährige ist seit einem Jahr bei der DESWOS und wird<br />

Winfried Clever zum 1. Juli als Geschäftsführer ablösen. Vor wenigen<br />

Wochen hat sie sich ein Bild vor Ort gemacht. „Es ist ein<br />

klassisches Habitat-Projekt, das vier zentrale Komponenten beinhaltet“,<br />

erläutert sie.<br />

Einsatz für die Ärmsten der Armen<br />

Hausbau, die Ausbildung von Maurern in einem dualen System,<br />

die landwirtschaftliche Unterstützung der Menschen, damit sie im<br />

Anlegen von Gärten geschult werden. Und zuletzt soll auch der<br />

Tourismus in der Bergregion gefördert werden.<br />

„Es sind in der Regel die ärmsten der Armen, für die wir uns<br />

einsetzen, und wir achten darauf, dass wir Minderheiten als erstes<br />

in die Projekte holen“, sagt Clever und weist auf ein weiteres<br />

aktuelles Projekt in Juba, Südsudan, hin, in dem ebenfalls bessere<br />

Lebensbedingungen für geflüchtete und bedürftige Familien geschaffen<br />

werden.<br />

„Es geht uns nicht um kurzfristige Hilfe. Wir helfen den Menschen<br />

nachhaltig, indem wir sie dabei unterstützen, sich langfristig<br />

selbst helfen zu können“, erläutert Clever den Gedanken, der hinter<br />

allen DESWOS-Projekten steht.<br />

Rund 650 Unternehmen von insgesamt 3000, die im Bundesverband<br />

deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW<br />

organisiert sind, sind Mitglied in der verbandseigenen Spendenorganisation.<br />

Hinzu kommen rund 200 private Mitglieder.<br />

f


10<br />

Für die DESWOS zählt jeder Cent<br />

„Im Jahr haben wir einen Spendenumsatz von rund 600 000 Euro<br />

plus 450000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und 600000 Euro an<br />

Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung“, sagt Johanna Drach.<br />

„Der Krieg sorgt auch in unseren Projekt-Ländern für Preissteigerungen,<br />

aber noch viel schwerer wiegt der Hunger durch das<br />

fehlende Getreide aus Russland und der Ukraine“, erläutert Clever.<br />

„Es ist schrecklich zu sehen, dass Menschen wieder in großem<br />

Umfang Hunger leiden müssen durch diesen Krieg!“<br />

Projekte würden sich verzögern und teurer, was sich im Budget<br />

der einzelnen Baustellen niederschlage. Winfried Clever appelliert<br />

daher an die Unternehmen, bei all der Hilfe, die sie verständlicherweise<br />

aktuell leisten – sei es für die Ukraine-Flüchtlinge oder für<br />

lokale Projekte – die DESWOS nicht zu vergessen und an die, die<br />

noch nicht Mitglied sind, dem Verein beizutreten. „Die Mitgliedsbeiträge<br />

sind moderat, aber für uns zählt jeder Cent“, betont<br />

Johanna Drach. h<br />

MATTHIAS SASS<br />

Vorstand Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-<br />

Genossenschaft eG<br />

„Die DESWOS unterstützt weltweit Menschen<br />

dabei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.<br />

Sie leistet Hilfe zur Selbsthilfe und nimmt damit<br />

unser genossenschaftliches Prinzip auf. Mitglieder<br />

der DESWOS sorgen mit ihren Beiträgen dafür,<br />

dass alle Spenden ohne Abzüge in Bauprojekte<br />

fließen. Notleidende Familien in Asien, Afrika<br />

und Zentralamerika bauen sich damit ein<br />

eigenes Dach über dem Kopf.“<br />

UTA MECKERT<br />

Vorstand Torgelower Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG<br />

„Wohnen ist ein Grundbedürfnis für jeden Menschen, welches mit Projekten<br />

der DESWOS in Entwicklungsländern ermöglicht werden kann. Jede Spende ist<br />

hilfreich und bringt die Umsetzung der Maßnahmen voran.“<br />

WILFRIED PAHL<br />

Vorstand Baugenossenschaft<br />

Mittelholstein eG<br />

„Es ist ein Alleinstellungsmerkmal, auf das unsere Branche stolz sein kann. Seit über 50 Jahren<br />

arbeitet die DESWOS daran, die Lebensverhältnisse und Existenzgrundlagen in den Projektländern<br />

zu verbessern. Dabei geht es über den Bau von Wohnungen hinaus um Bildungsmaßnahmen,<br />

hygienische Verbesserungen und medizinische Versorgung. Mit relativ geringen Mitteln und<br />

kreativen Projekten kann vor Ort viel bewegt werden. Helfen Sie mit, ob als Spender oder Mitglied.“


DESWOS In aller Kürze<br />

Die Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungsund<br />

Siedlungswesen DESWOS wurde am 17. November<br />

1969 von sozial orientierten Wohnungsgenossenschaften<br />

und -gesellschaften, die dem GdW angehören, sowie von<br />

Privatpersonen gegründet.<br />

Das Ziel war, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten für bedürftige<br />

Menschen beim Bau von Wohnraum und bei der<br />

Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz, entsprechend<br />

dem Artikel 25 (1) der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.<br />

Die Projekte werden in Kooperation mit lokalen<br />

gemeinnützigen Organisationen der Zivilgesellschaft<br />

in Afrika, Asien und Lateinamerika durchgeführt.<br />

Bislang sind 410 Projekte in mehr als 50 Partnerländern<br />

abgeschlossen. 61 Millionen Euro flossen in diese Projekte.<br />

Es wurden davon 37000 Gebäude (Wohnraum und Gemeinschaftseinrichtungen)<br />

gebaut. Rund eine Viertelmillion<br />

Menschen profitieren bisher von den Maßnahmen.<br />

Die DESWOS hat 850 Mitglieder, davon sind 200 Privatpersonen.<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt pro Jahr für eine<br />

Privatperson 75 Euro, für ein Unternehmen 660 Euro. Es<br />

gibt darüber hinaus einen Förderverein, Mitglieder zahlen<br />

5000 Euro pro Jahr.<br />

Spenden sind immer willkommen. Mehrere Events im<br />

Jahr bieten die Gelegenheit, sich über die Aktivitäten der<br />

DESWOS zu informieren und zu spenden. Weitere Informationen<br />

unter www.deswos.de.<br />

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Transparenz für Verwalter und Bewohner.<br />

„Wir wollen ihnen ermöglichen, wieder ein<br />

Dach über dem Kopf und vor allem in der<br />

Nähe ihrer Arbeit zu haben.“<br />

JOHANNA DRACH<br />

„Die DESWOS ist eine der wenigen<br />

Institutionen, die die Idee des sozialen<br />

Wohnungsbaus in die Welt hinausträgt.“<br />

WINFRIED CLEVER<br />

FRAUKE MAASS<br />

ist Journalistin in Hamburg. Während<br />

ihrer Tätigkeit als Reiseredakteurin hat sie<br />

viele Länder bereist und dabei ihr Interesse<br />

für die unterschiedlichsten Wohnformen<br />

entdeckt. Heute gehören Themen aus der<br />

Wohnungsbaubranche und Architektur<br />

zu ihren inhaltlichen Schwerpunkten.<br />

Die neue Heizkostenverordnung ist da.<br />

Minol hat die passenden Lösungen für fernauslesbare<br />

Messgeräte, unterjährige Verbrauchsinformationen und<br />

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12 <strong>VNW</strong><br />

Hamburgserste<br />

Baugenossenschaftsgründerin<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg herrscht im Norden Deutschlands große<br />

Wohnungsnot. Eine Lösung ist die Gründung von Wohnungsgenossenschaften.<br />

1927 rückt mit Adele Reiche erstmals eine Frau an die Spitze<br />

einer Baugenossenschaft.<br />

Hamburg. Die Revolution von 1918/19 brachte für einen Großteil<br />

der Bevölkerung lang ersehnte Veränderungen mit sich. Das<br />

Frauenwahlrecht wurde eingeführt und die ersten demokratischen<br />

Wahlen bildeten endlich die wirklichen politischen Kräfteverhältnisse<br />

ab.<br />

Die neuen Regierungen im Reich und in den Ländern standen<br />

allerdings vor gewaltigen Herausforderungen. Die Folgen des<br />

verlorenen Krieges waren zu bewältigen, die Nahrungsmittelversorgung<br />

musste sichergestellt werden und die allgegenwärtige<br />

Wohnungsnot forderte Lösungen.<br />

Während des Ersten Weltkrieges war die Bautätigkeit weitgehend<br />

zum Erliegen gekommen. Nach dem Kriegsende heimkehrende<br />

Soldaten, die jetzt eine Familie gründen wollten, fanden keine<br />

Wohnung. Wohnraumbewirtschaftung und Mietenkontrolle<br />

wurden eingesetzt, um den Mangel zu verwalten.<br />

Wohnungsversorgung wird staatliche Aufgabe<br />

Die Dringlichkeit des Wohnungsbaus kam auch in der Verfassung<br />

der Weimarer Republik zum Ausdruck, in der die Wohnraumversorgung<br />

nunmehr als staatliche Aufgabe gesehen wurde. In Art.<br />

155 der neuen Verfassung wurde als Ziel ausgegeben, „jedem<br />

Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien,<br />

besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende<br />

Wohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern“.<br />

Land auf Land ab wurde vor Ort nach Lösungen gesucht und<br />

wurden Wohnungsunternehmen in kommunaler Trägerschaft<br />

oder in der Rechtsform der Genossenschaft gegründet. Auch in<br />

Hamburg wurden ab 1919 zahlreiche Baugenossenschaften ins<br />

Leben gerufen.<br />

Ausgangspunkt für Gründungen waren häufig verbindende<br />

Gemeinsamkeiten etwa im Beruf. So entstand beispielsweise der<br />

Bauverein der Finanzbeamten oder die Baugenossenschaft der<br />

Buchdrucker. Gleich drei Genossenschaften widmeten sich in<br />

Hamburg dem Verfassungsauftrag und bauten für Kinderreiche.<br />

Erstmals eine Frau an der Spitze<br />

Die 1927 gegründete Baugenossenschaft für kinderreiche Familien<br />

e.Gen.m.H. zeichnete sich dadurch aus, dass mit Adele Reiche<br />

erstmalig eine Frau an der Spitze einer Hamburger Baugenossenschaft<br />

stand, die sich auch politisch für Kinder, Frauen und Familien<br />

einsetzte. Soweit bekannt ist, hatte zuvor nur die Baugenossenschaft<br />

Finkenwärder 1922 ein weibliches Vorstandsmitglied,<br />

das als Kassiererin fungierte.<br />

Adele Reiche, geb. Cords, wurde am 16. Juni 1875 in Hamburg<br />

geboren. Sie besuchte die Volksschule und absolvierte anschließend<br />

von 1892 bis 1896 das Lehrerinnenseminar. Sie arbeitete<br />

als Volksschullehrerin, bis sie nach ihrer Heirat 1906 aus dem<br />

Schuldienst ausschied.<br />

1907 wurde ihr Sohn Egon geboren. Während des Ersten<br />

Weltkrieges war sie ab 1915 als Kriegshilfslehrerin wieder im<br />

Staatsdienst tätig. Adele Reiche war Mitglied der SPD und wurde<br />

1919 nach der Einführung des Frauenwahlrechts in die Hamburgische<br />

Bürgerschaft gewählt, der sie bis 1931 angehörte.<br />

Aufgabenfeld öffentliche Jugendfürsorge<br />

Adele Reiche war eine engagierte Politikerin, die sich für soziale<br />

Themen und die Rechte der Frauen einsetzte. Als Bürgerschaftsabgeordnete<br />

war sie Mitglied der Behörde für öffentliche Jugendfürsorge.<br />

Besonders wichtig waren ihr gesunde Lebensverhältnisse<br />

für Kinder und Familien sowie bessere Bildungschancen.<br />

Dass eine große Anzahl von Kindern das Armutsrisiko erhöhte,<br />

war auch für Adele Reiche keine neue Erkenntnis. Sie trat für<br />

eine Geburtenkontrolle ein und setzte dabei auf eine Aufklärung<br />

der Frauen. 1930 gründete sie zusammen mit der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten<br />

Paula Henningsen die Hamburger Ortsgruppe<br />

des „Reichsverbandes für Geburtenregelung und Sexualhygiene“.<br />

Der Verband lehnte den Paragraph 218 ab und klärte Frauen<br />

über Verhütungsmöglichkeiten auf.<br />

f


ARBEITSTAGUNG <strong>2022</strong><br />

Wir freuen uns, Sie wieder in der Musik- und<br />

Kongresshalle in Lübeck begrüßen zu können!<br />

© René Müller<br />

UNSERE KEYNOTE<br />

SPEAKER <strong>2022</strong><br />

PROF. MONIKA<br />

SCHNITZER<br />

Universität München<br />

Mitglied der<br />

Wirtschaftsweisen<br />

PROF. DR.<br />

WERNER SOBEK<br />

Werner Sobek AG,<br />

Stuttgart<br />

PROF. DR.<br />

MICHAEL VOIGTLÄNDER<br />

Institut der Deutschen<br />

Wirtschaft, Köln<br />

HARTMUT THOMSEN<br />

Aareon AG, Mainz<br />

PROF. DR.<br />

HARALD SIMONS<br />

Professur für Volkswirtschaftslehre<br />

an der HTWK Leipzig<br />

Vorstand der empirica ag,<br />

Berlin<br />

KATJA SUDING<br />

Ex-MdB, Autorin,<br />

Hamburg<br />

© nilshasenaufotografie<br />

JAN FLEISCHHAUER<br />

Journalist und Autor,<br />

München<br />

Ihre Ansprechpartnerin beim <strong>VNW</strong>:<br />

Kerstin Haase, Tel. 040/52011-212,<br />

E-Mail haase@vnw.de. Anmeldung<br />

und weitere Informationen auf<br />

bildung.vnw.de<br />

AXEL<br />

GEDASCHKO<br />

Präsident des GdW<br />

Bundesverband deutscher<br />

Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />

e. V.<br />

19.–20. SEPTEMBER <strong>2022</strong> IN LÜBECK<br />

Wohnungsbauförderung durch den Staat<br />

Vor dem Hintergrund ihres Engagements verwundert es nicht,<br />

dass sich Adele Reiche insbesondere für den Wohnungsbau einsetzte<br />

und dabei vor allem kinderreiche Familien im Blick hatte.<br />

Dieses Interesse dürfte sie auch in den Vorstand der Hamburgischen<br />

Beleihungskasse für Hypotheken geführt haben, dem sie<br />

von 1926 bis 1929 angehörte.<br />

Die staatliche Beleihungskasse hatte den Auftrag, Fördermaßnahmen<br />

für den Wohnungsbau durchzuführen und sorgte damit für<br />

eine erfolgreiche Wohnungsbaupolitik in der Weimarer Zeit.<br />

Am 17. August 1927 schritt die Bürgerschaftsabgeordnete<br />

selbst zur Tat und gründete die Gemeinnützige Baugenossenschaft<br />

für kinderreiche Familien e.Gen.m.H. Ungewöhnlich war,<br />

dass die Genossenschaft keine größere Anzahl von Mitgliedern<br />

f


14 <strong>VNW</strong><br />

aufnahm, sondern sich auf die Mindestzahl von sieben Genossenschaftsmitgliedern<br />

beschränkte.<br />

Üblicherweise warben die neu gegründeten Genossenschaften<br />

zahlreiche Mitglieder an – zumeist wurden mindestens so<br />

viele Personen aufgenommen wie Wohnungen geplant waren –,<br />

denn die Anteile der Genossenschaftsmitglieder bildeten das dringend<br />

benötigte Eigenkapital.<br />

Geschäftsanteil kostete 50 Reichsmark<br />

Bei der von Adele Reiche und dem Buchrevisor Dr. Otto Hütteroth<br />

gegründeten Genossenschaft war jedes Mitglied verpflichtet,<br />

mindestens einen Geschäftsanteil über 50 Reichsmark zu zeichnen.<br />

Bis zu 100 Geschäftsanteile durften erworben werden.<br />

Neben Reiche und Hütteroth gehörten der Genossenschaft<br />

mit dem Schriftgießer Felix Bauer, dem Lagermeister Paul Siegert,<br />

dem Arbeiter Georg Krüger und dem Baurat Erwin Ockert sechs<br />

Personen an, die Gemeinnützige Baugenossenschaft der Schutzund<br />

Notgemeinschaft der kinderreichen Familien-Hamburg<br />

e.Gen.m.H. war das siebte Mitglied.<br />

Bis Ende 1931 zählte die Genossenschaft zehn Mitglieder. Erst<br />

kurz vor der Fusion ergab sich durch den Eintritt von Mitgliedern<br />

der übernehmenden Genossenschaft ein neuer Höchststand von<br />

elf Mitgliedern. 1929 wurde der Geschäftsanteil auf 1000 Reichsmark<br />

angehoben, wobei die Höchstzahl an Geschäftsanteilen erst<br />

später auf zehn abgesenkt wurde. Ende 1931 wurde mit 14 500<br />

Reichsmark die Höchstmarke der gezeichneten Genossenschaftsanteile<br />

erreicht.<br />

Grundstück für fast 650 000 Reichsmark<br />

Das Guthaben aus den Genossenschaftsanteilen belief sich Ende<br />

1928 auf 450 Reichsmark. Dennoch hatte die Baugenossenschaft<br />

ein Grundstück für fast 650000 Reichsmark erworben und ein<br />

Darlehen in Höhe von 1,01 Millionen Reichsmark sowie einen<br />

Zwischenkredit über 363000 Reichsmark von der Hamburgischen<br />

Beleihungskasse erhalten. Hypotheken waren im Wert des Grundstücks<br />

abgeschlossen worden.<br />

Unterstützung hatte sich der Vorstand um Reiche und<br />

Hütteroth für die Bauvorhaben am Horner Weg 95 -107 und am<br />

Horner Stieg 1-9 offensichtlich an verschiedenen Stellen geholt.<br />

Der Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion“ richtete im<br />

Horner Weg mit einer Verteilungsstelle, einer Bäckerei und einer<br />

Schlachterei gleich drei Läden für die Nahversorgung ein.<br />

Aus anderen Projekten ist bekannt, dass sich die Produktion<br />

im Gegenzug mit Darlehen an der Baufinanzierung beteiligte.<br />

Am Horner Stieg 1 nahm die Landeszentrale für Säuglings- und<br />

Kleinkinderschutz, Säuglingsfürsorge, ihren Sitz. Am Horner Weg<br />

wurde zudem ein Kindertagesheim eingerichtet, das von bis zu<br />

110 Kindern täglich genutzt wurde.<br />

Die Einrichtung erwies sich allerdings als Zuschussgeschäft,<br />

zeitweilig musste das Heim jährlich mit mehreren tausend Reichsmark<br />

unterstützt werden. Weitere Wohnungen wurden in der<br />

Snitgerreihe 32-52 und dem Snitgerstieg 1-9 errichtet. Bis 1932<br />

baute die Genossenschaft über 400 Wohnungen.<br />

Familie von Loki Schmidt<br />

wohnte in der Snitgerreihe 44<br />

Zu den glücklichen Beziehern einer Neubauwohnung gehörte<br />

1929 die Familie des Elektrikers Hermann Glaser, dessen Tochter<br />

Hannelore später unter dem Namen Loki Schmidt bekannt wurde.<br />

Nach ihrer Erinnerung wohnten die Eltern mit ihren drei Kindern<br />

zunächst bei den Großeltern, um dann in eine Wohnung mit<br />

28 qm zu ziehen, ohne Sonnenlicht und mit einer Toilette im Treppenhaus.<br />

Ein erneuter Wohnungswechsel erwies sich nur als vorübergehende<br />

Lösung, da die Wohnung nach der Geburt eines weiteren<br />

Kindes zu klein war. 1929 konnte die Familie eine Dreizimmerwohnung<br />

der Baugenossenschaft für kinderreiche Familien mit<br />

60 qm in der Snitgerreihe 44 beziehen.<br />

Überliefert ist eine Beschreibung der Mutter: „Da war eine<br />

Wohnküche mit Kochnische, Speisekammer, Müllschlucker und<br />

Loggia, ein großes und zwei kleine Zimmer und ein Badezimmer<br />

mit Gasboiler [und Badewanne], alles mit Zentralheizung. Vor der<br />

Tür auf der anderen Straßenseite waren ein Grasplatz und ein<br />

Knick, dahinter überall Schrebergärten. Die Snitgerreihe war eine<br />

Sackgasse und für die Kinder nun der ideale Spielplatz.“<br />

Die Wohnsituation hatte sich für die Familie deutlich verbessert<br />

und ein Leben in gesunden Verhältnissen war endlich möglich.<br />

Allerdings war die Miete drei Mal so hoch wie die der alten<br />

Wohnung, obwohl sie subventioniert wurde.<br />

Gestaffelte Mieten<br />

Die Baugenossenschaft hatte die Mieten gestaffelt, so zahlte<br />

1934 eine kinderreiche Familie – das waren Haushalte mit vier<br />

und mehr Kindern – eine Jahresmiete von 6,65 Reichsmark pro<br />

Quadratmeter zuzüglich Nebenleistungen, Heizung und Treppenreinigung.<br />

Dieser außerordentlich günstige Mietpreis war nur möglich,<br />

weil die Genossenschaft einen Teil der Wohnungen an nicht<br />

kinderreiche Familien zu einem Mietpreis von 9 Reichsmark pro<br />

Quadratmeter ohne Nebenleistungen vermietete. Diese Quersubventionierung<br />

funktionierte, solange der Wohnraum knapp war<br />

und besser situierte Familien bereit waren, einen höheren Preis<br />

zu zahlen.<br />

Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, stellte<br />

sich Adele Reiche den Gleichschaltungsmaßnahmen der neuen<br />

Machthaber kämpferisch entgegen. Das führte am 6. Mai 1933<br />

zu ihrer Inhaftierung, aus der sie zehn Tage später wieder entlassen<br />

wurde. Aufgrund der internen Querelen und ihrer Zugehörigkeit<br />

zur SPD wurde sie aus der Genossenschaft ausgeschlossen.<br />

In den Kriegswirren zog Adele Reiche nach Aumühle. Dort<br />

nahm sie nach 1945 ihre politische Arbeit wieder auf und gehörte<br />

dem Gemeinderat an. Vor Gericht erstritt sie die Aufhebung ihres<br />

Ausschlusses aus der Genossenschaft, Verantwortung übernahm<br />

sie aber nicht mehr in dem Unternehmen. Sie starb am 25. August<br />

1957.<br />

Die Genossenschaft wurde 1934 in Baugenossenschaft<br />

Hornerweg umbenannt. Fast 90 Prozent des Wohnungsbestands<br />

fielen den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. 1951<br />

wurde die Fusion mit der Baugenossenschaft freier Gewerkschafter<br />

beschlossen. h


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16 <strong>VNW</strong><br />

Blaupause<br />

für andere Unternehmen?<br />

Michael Pischke<br />

Die Rostocker Baugenossenschaft Neptun eG geht in Lütten Klein bei<br />

der Sanierung eines Plattenbaus aus den 1960er Jahren neue Wege.<br />

Durch „Anbauten“ werden die Grundrisse der Wohnungen verändert.<br />

VON OLIVER SCHIRG


17<br />

Rostock. Was 2,50 Meter ausmachen können. Wer in der Küche<br />

steht, merkt sofort den „Komfort der Größe“. Mehr Platz, mehr<br />

Luft, mehr Bewegungsfreiheit. Da, wo früher das Küchenfenster<br />

war, ist die Wand herausgenommen worden. Von außen haben<br />

Bauarbeiter ein quadratisches Betonelement „angeflanscht“ und<br />

so die Mauer um 2,50 Meter nach außen „verschoben“. Auch auf<br />

der anderen Gebäudeseite sorgt der Anbau von Erkern für mehr<br />

Platz in einer Wohnung.<br />

Michael Pischke ist Technischer Prokurist der Rostocker Baugenossenschaft<br />

Neptun. Er führt den Besucher durch den im Jahr<br />

1968 errichteten Plattenbau in der Helsinkier Straße in Rostock<br />

Lütten Klein. Fünf Eingänge hat der fünfstöckige, lang gezogene<br />

Block. Die führen zu insgesamt 100 Wohnungen. Jetzt sieht der<br />

größte Teil des Gebäudes trostlos grau aus. Die Bauarbeiten sind<br />

in vollem Gange.<br />

Wer eintritt, durchschreitet vielleicht vier, fünf Meter, ehe sich<br />

das Treppenhaus nach links und rechts in zwei Stränge teilt. Von<br />

dort geht es – entweder mit dem Aufzug oder auf einer Treppe –<br />

in die einzelnen Etagen. In jedem Stockwerk gibt es vier Wohnungen<br />

– jeweils zwei mit zwei Zimmern und zwei mit drei Zimmern.<br />

Immer wieder begegnen wir Bauarbeitern. Hämmern und Bohren<br />

ist im gesamten Gebäude zu hören.<br />

Begehrte Wohnungen – auch heute noch<br />

Die Wohnungen in den Plattenbauten sind auch heute noch begehrt.<br />

Zum einen, weil Otto-Normal-Verbraucher sie bezahlen<br />

kann. Zum anderen, weil die Wohngebäude auch mehr als 50 Jahre<br />

nach ihrer Errichtung in ihrer Substanz intakt sind. „Die damals<br />

verbauten Fertigteile sind von hoher Qualität“, sagt Michael Pischke.<br />

„Zugleich wurde schon damals vorausschauend gedacht.“ Er<br />

zeigt auf eine freigelegte Platte und deren drei Schichten. „Acht<br />

Zentimeter Dämmung wurden damals eingebaut.“<br />

Die DDR-Plattenbauten, darin sind sich viele Experten einig,<br />

sind viel zu schade, um abgerissen zu werden. Oft haben sie die<br />

erste Sanierungswelle in den 1990er Jahren gut überstanden:<br />

neue Fenster, Dämmung von außen, sanierte Dächer, aufgehübschte<br />

Eingänge und Hausflure bis hin zu neuen Küchen und<br />

Bädern.<br />

Aber da ist noch etwas. Angesichts der aktuellen Debatte<br />

über den Klimaschutz haben die Plattenbauten einen unschätzbaren<br />

Vorteil gegenüber neu zu errichtenden Wohngebäuden:<br />

Ihre Klimabilanz – betrachtet man die gesamte Lebensdauer – ist<br />

deutlich besser.<br />

Das liegt daran, dass der größte Teil der Kohlendioxidemission<br />

eines Wohngebäudes am Anfang bei seiner Errichtung anfällt. Je<br />

länger ein Haus steht, desto geringer wird die Emission. Klar ist:<br />

Die sogenannte „graue“ Energie wird bei der Betrachtung von<br />

Wohngebäuden künftig eine größere Rolle spielen.<br />

f


18 <strong>VNW</strong><br />

Bislang spielte diese bei der Bewertung der Energiebilanz von<br />

Wohngebäuden eine untergeordnete Rolle. Auch deshalb war es<br />

in der Regel günstiger, ein altes Gebäude abzureißen und ein neues<br />

zu errichten. So konnten – vereinfacht betrachtet – die gestiegenen<br />

Ansprüche der Mieterinnen und Mieter an moderne Wohnungsgrundrisse<br />

genauso befriedigt werden wie die verschärften<br />

Klimaschutzanforderungen des Staates.<br />

Nun ist zu erwarten, dass Sanierung und Modernisierung<br />

bestehender Wohngebäude künftig Vorrang vor dem Neubau<br />

haben werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits<br />

angekündigt, dass die öffentliche Förderung auf die Sanierung<br />

von Bestandsgebäuden konzentriert werde. Das gilt auch<br />

für die vielen Plattenbauten, die in den sechziger, siebziger und<br />

achtziger Jahren errichtet wurden.<br />

Die Menschen wollen mehr Wohnfläche<br />

Ina Liebing<br />

Was den Zustand der Gebäude angeht, dürfte das – wie oben<br />

beschrieben – machbar sein. Ein Problem schien sich bislang allerdings<br />

nicht ohne größeren Aufwand lösen lassen. Die Grundrisse<br />

der Wohnungen konnten nur in engen Grenzen verändert<br />

werden. Zwar wurden Wohnungen zusammengelegt, auch gern<br />

über zwei Etagen. Wohnungen mit deutlich größeren Zimmern<br />

jedoch entstanden, wenn auch in überschaubarer Zahl, zumeist<br />

nur durch Aufstockung.<br />

Michael Pischke führt den Besucher in die zweite Etage und<br />

öffnet eine Tür. Die Außenwände sind zwar schon entfernt, aber<br />

der Grundriss der Wohnung ist noch alt: zwei kleine Zimmer, eine<br />

schmale Küche, die über einen Durchgang durch Bad und Toilette<br />

zu erreichen ist. Als der Wohnblock vor gut 50 Jahren gebaut<br />

wurde, war das der „letzte Schrei“. Eine Neubauwohnung war<br />

einem „Sechser im Lotto“ vergleichbar.<br />

Inzwischen gilt „Klein, aber mein“ nicht mehr. Heutige Mieterinnen<br />

und Mieter wollen oftmals zwar nicht umziehen, haben<br />

aber höhere Ansprüche als früher. Mehr Platz im Bad für eine<br />

Dusche, mehr Platz in der Küche. Wer das Rentenalter erreicht<br />

hat, freut sich, wenn der Fahrstuhl ihn in den vierten oder fünften<br />

Stock bringt. Die Folge: Seit 1991 ist in Deutschland die durchschnittliche<br />

Wohnfläche pro Person von 34,9 Quadratmeter auf<br />

inzwischen 47,4 Quadratmeter gestiegen.<br />

„Wir hätten die Gebäude ohnehin sanieren müssen“, sagt Michael<br />

Pischke, während er die Tür zu einer weiteren Wohnung öffnet.<br />

Hier kann man die Zukunft erahnen. Die Küche ist größer und<br />

die von außen angesetzte Loggia schon teilweise verglast. Vor ein<br />

paar Jahren hätte man die alten Plattenbauten abgerissen. „Aber<br />

wer kann sich das angesichts der explodierenden Baupreise noch<br />

leisten?“ Entscheidend ist daher, dass die „Erweiterungsmodule“<br />

vorgefertigt angeliefert werden. Wer vor dem Gebäude steht,<br />

kann die „Quader“ erkennen.<br />

„Die Menschen wollen mehr Platz in der eigenen Wohnung<br />

und dem wollen wir gerecht werden“, sagt Ina Liebing, Vorstand<br />

der Baugenossenschaft Neptun. „Zudem wollen wir zeigen, dass<br />

so ein ‚Umbau‘ von Plattenbauten finanziell machbar ist, dass also<br />

die Mieten, die später genommen werden müssen, bezahlbar bleiben.“<br />

Ina Liebing ist zwar angesichts der gestiegenen Baupreise<br />

vorsichtig, aber dennoch optimistisch, dass man in der Helsinkier<br />

Straße dieses Ziel erreichen wird. „Wir werden am Ende wohl bei<br />

elf bis zwölf Euro pro Quadratmeter netto-kalt landen.“<br />

Rund 1850 Quadratmeter Wohnfläche werde man am Ende<br />

durch das Erweitern der Wohnungen und durch Aufstocken gewinnen,<br />

sagt Michael Pischke. Zwölf Wohnungen werde es mehr<br />

geben, ergänzt Ina Liebing. Die Genossenschaft investiere rund<br />

15 Millionen Euro in das Projekt. „Wir verstehen das Ganze als<br />

eine Art Test.“ Sollte sich das Projekt am Ende rechnen, könnte<br />

die Helsinkier Straße nicht nur eine Blaupause für andere Gebäude<br />

der Neptun eG, sondern auch für andere Genossenschaften<br />

werden.<br />

Eine Blaupause für andere Wohnungsunternehmen?<br />

Darauf setzt auch <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. „Das, was die<br />

Baugenossenschaft Neptun in Rostock derzeit umsetzt, ist beispielhaft“,<br />

sagt er und fügt hinzu: „Bei dem innovativen Vorgehen<br />

werden die Grundrisse von Wohnungen den Wünschen heutiger<br />

Mieterinnen und Mieter entsprechend angepasst. Das ist gut<br />

für die Umwelt und hilft, bezahlbaren Wohnraum für die Zukunft<br />

zu sichern.“<br />

Sorgen darüber, dass die „neuen“ Wohnungen schwer an<br />

die Frau oder den Mann zu bringen sind, hat Ina Liebing nicht.<br />

„Einige Mieterinnen und Mieter können es gar nicht abwarten,<br />

einzuziehen.“ Ende kommenden Jahres sollen die Umbauarbeiten<br />

fertig sein. In Zeiten, in denen Wissenschaft und Politik darüber<br />

klagen, dass gut verdienende Bürger der „Platte“ den Rücken<br />

kehren, sind derartig attraktive Wohnungen ein Pfund, mit dem<br />

die Genossenschaft wuchern kann.<br />

Bei den Rostockerinnen und Rostockern kommen die Umbauarbeiten<br />

der Genossenschaft gut an. „Das sollte Schule machen.<br />

Bezahlbarer Wohnraum ist sehr, sehr wichtig“, zitiert die Ostsee-<br />

Zeitung eine Leserin. Und eine andere meint: „Wenn die Balkone<br />

und Dächer noch mit Grünpflanzen bestückt würden, wäre es<br />

total rund.“ h


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20 <strong>VNW</strong><br />

Wohnen für<br />

alle Generationen<br />

Nach acht Jahren Bauzeit hat der Lübecker Bauverein sein „Wohnquartier<br />

für Jung und Alt“ fertiggestellt. Erstmals geht die Genossenschaft<br />

eine Kooperation mit einem Pflegedienstleister ein.<br />

VON HEIKE HEICKMANN


21<br />

Lübeck. Nach mehr als acht Jahren Bauzeit hat der Lübecker Bauverein<br />

sein neu gebautes „Wohnquartier für Jung und Alt“ in der<br />

Ratzeburger Allee in Lübeck-St. Jürgen fertiggestellt. Die Siedlung<br />

vereint das Wohnen für alle Generationen: Singles, Studierende,<br />

Familien und ältere Menschen leben hier künftig in einem Quartier<br />

Tür an Tür zusammen.<br />

Erstmalig in seiner Geschichte ist der Lübecker Bauverein eine<br />

Kooperation mit einem Dienstleister rund um das Thema Pflegeleistungen<br />

in einer Wohnanlage eingegangen. Kooperationspartnerin<br />

an diesem Standort ist die DRK-Schwesternschaft Lübeck.<br />

Damit hat der Bauverein die Idee einer genossenschaftlichen Lösung<br />

für die Unterstützung und Betreuung bis zur Pflege der Mitglieder<br />

im hohen Alter realisiert.<br />

Seit April 2019 hat die Genossenschaft den vierten bis sechsten<br />

Bauabschnitt umgesetzt. Im Projekt entstanden hier 109<br />

überwiegend barrierefreie Genossenschaftswohnungen, davon<br />

34 Wohneinheiten öffentlich gefördert.<br />

31,5 Millionen Euro wurden investiert<br />

Der Wohnungsmix setzt sich aus 1 bis 2-Zimmer-Wohnungen mit<br />

Größen von 42 bis 66 Quadratmetern sowie 3- bis 4-Zimmer-<br />

Wohnungen zwischen 70 und 110 Quadratmetern zusammen.<br />

Im Frühjahr <strong>2022</strong> erfolgten die Übergaben an alle Mitglieder. Die<br />

Investitionssumme für diese Bebauung beträgt rund 31,5 Millionen<br />

Euro.<br />

Bereichert wird das Wohnen in diesem Quartier mit einem<br />

umfangreichen sozialen Angebot der DRK-Schwesternschaft<br />

Lübeck sowie dem Quartierskonzept der Genossenschaft. Allerdings<br />

muss bei Mietbeginn keine vertragliche Bindung über Betreuungsleistungen<br />

eingegangen werden. Künftig werden die<br />

Betreuungsleistungen ambulante Alten- und Tagespflege sowie<br />

eine Tagesmutter-Einrichtung durch die DRK-Schwesternschaft<br />

angeboten.<br />

Das Wohnquartier ist darauf angelegt, dass Jung und Alt in<br />

ihrem Quartier möglichst viele Anlaufstellen finden. Junge Familien<br />

können ohne lange Wege ihre Kinder im Quartier bei der<br />

Tagesmutter betreuen lassen. Für die älteren bzw. pflegebedürftigen<br />

Menschen gibt es einen ambulanten Pflegedienst mit umfangreichem<br />

Beratungs- und Betreuungskonzept und eine Seniorentagespflege.<br />

Das Team der DRK-Schwesternschaft wird auch<br />

für die persönliche Beratung hinsichtlich Gesundheit, Sozial- und<br />

Pflegeversicherung zuständig sein.<br />

„Zweites Wohnzimmer“ im Nachbarschaftstreff<br />

Das Team Nachbarschaft des Lübecker Bauvereins wird ebenfalls<br />

an diesem Standort aktiv. Ehrenamtlich Tätige, angeleitet durch<br />

das Team Nachbarschaft, entwickeln Aktivitäten für eine lebendige<br />

und verlässliche Gemeinschaft im Nachbarschaftstreff „Zweites<br />

Wohnzimmer“.<br />

Für Studentinnen und Studenten wurden 44 geförderte Wohnungen<br />

geschaffen. Die Grundrisse sind so flexibel gestaltet, dass<br />

sich aus einer 4er-Wohngemeinschaft zwei 2-Zimmer-Wohnungen<br />

problemlos herrichten lassen. Komplettiert wird das umfassende<br />

soziale Angebot des neuen Quartiers durch ein Servicebüro.<br />

Gemeinschaftsflächen mit Bänken, eine Boule-Anlage, dem<br />

Nachbarschaftstreff zugeordnete Freibereiche für Feste und Begegnungen,<br />

ein gestalteter Garten der Tagespflege und ein Spielplatz<br />

laden auf vielfältige Weise zum Verweilen ein.<br />

Die Versiegelung wurde trotz Tiefgarage auf ein Minimum<br />

beschränkt. Flachdächer wurden als Gründächer oder Grünflächen<br />

ausgebildet. Alle Wohnungen werden mit Wärme aus der<br />

Abwasserkanalisation beheizt. h<br />

Fakten auf einen Blick<br />

Im Gesamtprojekt, das sich in sechs Bauabschnitten<br />

über eine Dauer von über acht Jahren erstreckt hat,<br />

entstanden 214 Wohneinheiten – davon 77 öffentlich<br />

gefördert. Für Studentinnen und Studenten<br />

wurden elf Wohngemeinschaften mit jeweils vier<br />

Zimmern geschaffen. Die gesamte Investitionssumme<br />

beläuft sich auf ca. 54,5 Millionen Euro.<br />

HEIKE HEICKMANN<br />

ist Diplom-Kauffrau<br />

und seit mehr als 13<br />

Jahren bei der Lübecker<br />

Bauverein eG als Leiterin<br />

Unternehmenskommunikation<br />

beschäftigt.<br />

An diesem Standort wurden 36 Prozent öffentlich<br />

geförderte Wohnungen geschaffen. Das Angebot<br />

richtet sich überwiegend an kleine und mittlere<br />

Einkommensschichten. Mit dem umfangreichen Betreuungsangebot<br />

wird den Mitgliedern ein Verbleiben<br />

in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter<br />

ermöglicht.<br />

Es sind keine vertraglichen Verpflichtungen für<br />

Pflegeleistungen mit dem Mietverhältnis verbunden.<br />

Bausteine des Sozialkonzeptes sind die ambulante<br />

Pflege mit Stützpunkt im Quartier, die<br />

Seniorentagespflege und der Nachbarschaftstreff<br />

„Zweites Wohnzimmer“. Komplettiert wird das Angebot<br />

des neuen Quartiers durch ein Servicebüro.<br />

f


22<br />

<strong>VNW</strong><br />

Nicht wegducken!<br />

VON CHRISTOPH KOSTKA<br />

Auch wenn Hamburg für steigende Bau- und Grundstückspreise nicht<br />

verantwortlich ist, hält die Stadt an ihrer ambitionierten und erfolgreichen<br />

Wohnungsbaupolitik fest. Ganz wichtig ist dabei eine verlässliche<br />

Wohnungsbauförderung.<br />

VON DR. DOROTHEE STAPELFELDT<br />

DR. DOROTHEE STAPELFELDT<br />

ist seit April 2015 Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg. Zuvor war die am 12. August 1956 in Hamburg geborene Politikern<br />

1986 bis 2011 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, von 2000 bis 2004 und<br />

erneut kurzzeitig im März 2011 deren Präsidentin. Von März 2011 bis April 2015 war<br />

Stapelfeldt Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung in<br />

Hamburg.


23<br />

Hamburg. Dank des außergewöhnlichen Engagements der Hamburger<br />

Wohnungsbaugenossenschaften und der SAGA sowie der<br />

engen Zusammenarbeit von Wohnungswirtschaft, Politik und Verwaltung<br />

im Bündnis für das Wohnen ist die Wohnungspolitik in<br />

Hamburg seit über zehn Jahren ein Vorbild für ganz Deutschland.<br />

Seit 2011 konnten über 119000 neuen Wohnungen genehmigt<br />

werden, wovon auch bereits rund 85000 fertiggestellt wurden. Ein<br />

Erfolg, der den angespannten Hamburger Wohnungsmarkt entlastet<br />

und vielen tausend Menschen die Gelegenheit gibt, in unserer<br />

Stadt zu leben.<br />

Dem Beispiel Hamburgs folgend hat sich inzwischen auch auf<br />

Bundesebene ein „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ konstituiert.<br />

Dieses Bündnis soll die Grundlage für den Bau von jährlich 100000<br />

öffentlich geförderten Sozialwohnungen und insgesamt 400000<br />

zusätzliche Wohneinheiten jährlich schaffen. Das ist ein klares Ziel<br />

mit Bezug auf die gesellschaftliche Realität in Deutschland.<br />

Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert<br />

Allerdings erleben wir gerade, dass sich die Rahmenbedingungen<br />

zur Erreichung der ambitionierten Wohnungsbauziele sowohl in<br />

Hamburg als auch bundesweit dramatisch verschlechtern. Auf<br />

dem Hamburger Wohngipfel am 28. April <strong>2022</strong> wurden die<br />

wesentlichen Faktoren, die die jetzigen Rahmenbedingungen<br />

in der Bauwirtschaft und auf dem Wohnungsmarkt bestimmen,<br />

deutlich benannt.<br />

Die immer noch nicht vollständig überwundene Pandemie, der<br />

Krieg in der Ukraine, die Entwicklung der Energiepreise, die<br />

Lieferkettenprobleme, exorbitante Kostensteigerungen bei vielen<br />

Baumaterialien, der Rohstoff- und der Fachkräftemangel stellen<br />

Wohnungsunternehmen, Bauwirtschaft und Politik vor gravierende<br />

Herausforderungen. Aus Hamburger Sicht lässt sich dabei feststellen,<br />

dass die maßgeblichen Faktoren weit über unsere Stadt<br />

hinausreichen. Diese Probleme lassen sich auch nicht innerhalb<br />

Hamburgs lösen.<br />

Nicht wegducken<br />

Dennoch: gerade weil diese Faktoren größtenteils außerhalb unseres<br />

Einflussbereichs liegen, dürfen wir uns erst recht dort nicht<br />

wegducken, wo wir Einfluss haben. So hat sich der Senat vorgenommen,<br />

mit der anstehenden Novelle der Hamburgischen<br />

Bauordnung die Genehmigungsverfahren für den Wohnungsbau<br />

noch effizienter zu gestalten. Wie dies gelingen kann, werden wir<br />

in Kürze im fachlichen Austausch beraten.<br />

Und auch die Frage, welche Mittel wir in Hamburg einsetzen<br />

können, um Lieferengpässen und explodierenden Materialpreisen<br />

zum Trotz weiterhin bauen zu können, wollen wir weiterhin im<br />

engen Austausch mit den Partnern im Bündnis für das Wohnen in<br />

Hamburg besprechen.<br />

f


W<br />

md<br />

24 <strong>VNW</strong><br />

„Insgesamt lässt sich festhalten: Die Mitglieder<br />

des <strong>VNW</strong> sind die zentralen Akteure, um die<br />

Herausforderungen auf dem Hamburger<br />

Wohnungsmarkt erfolgreich zu meistern.“<br />

Verlässliche Wohnraumförderung<br />

Wir stehen für verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen für<br />

den Wohnungsneubau in unserer Stadt und für Planungssicherheit.<br />

Der Senat leistet einen wichtigen Beitrag mit den Förderkonditionen<br />

für den geförderten Wohnungsbau und bei der Planung<br />

neuer Stadtentwicklungsgebiete.<br />

Ganz wichtig dabei ist die Planungssicherheit für Investoren<br />

und die Bauindustrie durch die Unabhängigkeit vom Kapitalmarktzins,<br />

die wir im Rahmen unserer verlässlichen Wohnraumförderung<br />

durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank<br />

schaffen.<br />

Mit dem neuen Hamburger Förderbaustein, der „IFB-Basis-<br />

Energieeffizienzförderung“ gewährt die Stadt einen Zuschuss für<br />

das Erreichen des Effizienzhaus 55-Standards in Höhe von 13 500<br />

Euro pro Wohnung, für Wohnungen im EH 40-Standard sind es<br />

15000 Euro.<br />

Finanzierungslücken werden geschlossen<br />

In Kombination mit einem möglichen IFB-Ergänzungsdarlehen<br />

können so Finanzierungslücken für jetzt geplante Sozialwohnungen<br />

geschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass die höheren<br />

Energieeffizienz-Standards in der sozialen Wohnraumförderung<br />

für die Vorhaben, die in diesen Standards geplant wurden,<br />

trotz der wegfallenden KfW-Förderung weiterhin umgesetzt werden<br />

können.<br />

Der Senat sorgt damit weiterhin für eine verlässliche Förderung<br />

von Neubauvorhaben, die nicht nur mehr bezahlbaren<br />

Wohnraum für Hamburg bringen, sondern auch in ambitionierteren<br />

Energieeffizienz-Standards geplant sind. Unser Ziel ist es,<br />

Umplanungen auf niedrigere Standards und den Stopp von geplanten<br />

Bauvorhaben in der sozialen Wohnraumförderung aus<br />

wirtschaftlichen Gründen zu vermeiden.<br />

Gleichzeitig arbeitet der Senat gemeinsam mit den Bezirken<br />

mit Nachdruck weiter an der Flächenmobilisierung und an der<br />

fortgesetzten Schaffung von Planrecht. Wir werden als Stadt auch<br />

künftig angebotsfähig sein, das heißt: Wir werden die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen für guten Wohnungsbau setzen.<br />

Wobei der in jüngerer Zeit leider zu beobachtende, eklatante<br />

Anstieg der Bodenpreise das Bauen und damit das Wohnen in<br />

ganz Deutschland vielfach deutlich verteuert. Eine der wichtigsten<br />

Aufgabe in Berlin wie auch hier in Hamburg wird es sein, durch<br />

eine nachhaltige Bodenpolitik gegenzusteuern, um eine Preisentwicklung<br />

ins Uferlose zu verhindern.<br />

Große Stadtentwicklungsgebiete haben Priorität<br />

Priorität für eine sozial ausgewogene und klimafreundliche<br />

Entwicklung haben selbstverständlich die großen Stadtentwicklungsgebiete,<br />

die innerstädtischen Entwicklungspotenziale sowie<br />

mittel- und langfristig die Entwicklung der Magistralen mit ihrem<br />

enormen Potenzial zum Wohnen und Arbeiten.<br />

Die Zielbotschaft „Mehr Stadt in der Stadt“ bleibt der zentrale<br />

Maßstab unserer Innenentwicklung. Potenziale für das Wohnen<br />

bieten sich dabei an vielen Stellen und bereichern in der Regel die<br />

urbane Landschaft der Stadt und ihre Quartiere.<br />

Auch dabei leisten die Wohnungsbaugenossenschaften und<br />

die SAGA einen wichtigen Beitrag durch das Erschließen vorhandener<br />

Innenentwicklungspotenziale. Dafür bin ich sehr dankbar,<br />

denn bezahlbares Wohnen in unserer Stadt in ausreichender Anzahl<br />

bereitzustellen ist eine zentrale soziale Aufgabe.<br />

Insgesamt lässt sich festhalten: Die Mitglieder des <strong>VNW</strong><br />

sind die zentralen Akteure, um die Herausforderungen auf dem<br />

Hamburger Wohnungsmarkt erfolgreich zu meistern. Ihnen und<br />

allen weiteren Partnern im Bündnis für das Wohnen in Hamburg<br />

danke ich dafür, dass sie gemeinsam mit dem Senat den Weg der<br />

sozialen Wohnungspolitik, der urbanen Quartiersentwicklung,<br />

der weitsichtigen Stadtentwicklung, der Digitalisierung in Bauleitplanung<br />

und Baugenehmigung, des Klimaschutzes sowie des<br />

Erhalts des baukulturellen Erbes so konsequent und erfolgreich<br />

auch in schwierigeren Zeiten beschreiten. h<br />

„Die Zielbotschaft<br />

,Mehr Stadt in der Stadt'<br />

bleibt der zentrale Maßstab<br />

unserer Innenentwicklung.“


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26 <strong>VNW</strong><br />

„Viele stecken<br />

schon im<br />

Berufsleben“<br />

Seit mehr als zwölf Jahren gibt es am<br />

Standort des <strong>VNW</strong> in Hamburg ein<br />

EBZ-Studienzentrum. Die Corona-<br />

Pandemie hat das Interesse an einem<br />

Studium in der Nähe von Wohn- und<br />

Arbeitsplatz verstärkt. Das <strong>VNW</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> sprach mit Campusleiter<br />

Roland Keich.<br />

VON OLIVER SCHIRG<br />

Roland Keich ist akademischer Campusleiter<br />

der EBZ Business School Campus Hamburg.<br />

magazin: Warum braucht es einen EBZ-Campus in Hamburg?<br />

Roland Keich: Das Europäische Bildungszentrum der Wohnungs-<br />

und Immobilienwirtschaft (EBZ) wird auf Bundesebene<br />

von den wohnwirtschaftlichen Verbänden über eine Stiftung<br />

getragen und ist im Norden sehr eng mit dem Verband norddeutscher<br />

Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>) verbunden. Wir<br />

haben bereits vor zwölf Jahren erkannt, dass es aufgrund der<br />

Nähe zur Wohnungswirtschaft sinnvoll ist, hier ein Studienzentrum<br />

zu entwickeln.<br />

magazin: Was heißt „besondere Nähe“ zur Wohnungswirtschaft?<br />

Keich: Es gibt in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-<br />

Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und<br />

Bremen viele Wohnungsunternehmen, von denen eine Reihe<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am traditionellen EBZ-<br />

Bildungszentrum in Bochum ihr Studium absolvierten. Da lag<br />

es nah, im Norden Flagge zu zeigen und einen Studienort zu<br />

schaffen.


27<br />

magazin: Ist der Hamburger Abschluss eines Studiums der Immobilienwirtschaft<br />

mit dem Bochumer Abschluss vergleichbar?<br />

Keich: Unbedingt. Die Abschlüsse sind gleichwertig, die<br />

Professorinnen und Professoren reisen übrigens alle nach<br />

Hamburg. Bochum ist der Hochschulsitz. In Hamburg können<br />

Studentinnen und Studenten aus Norddeutschland in<br />

Präsenz studieren.<br />

magazin: Reicht Bochum als Studienstandort nicht aus?<br />

Keich: Für Menschen, die berufsbegleitend studieren,<br />

ist es einfacher und besser, in Hamburg einen Studienort<br />

zu haben. Zudem können wir mehr junge Leute für ein<br />

Studium interessieren, wenn das Angebot möglichst nah<br />

vor Ort besteht. „Unsere“ Studentinnen und Studenten<br />

gehen überwiegend einem gewöhnlichen Beruf mit all<br />

seinen alltäglichen Erfordernissen nach. Viele sind deshalb<br />

ganz froh, beispielsweise Fahrzeiten zu reduzieren.<br />

magazin: Wodurch unterscheiden sich Bochum und Hamburg?<br />

Keich: Wie gesagt: An beiden Orten kann man Immobilienwirtschaft<br />

studieren und einen Abschluss erlangen.<br />

In Bochum hat sich mehr das Vollzeitstudium etabliert, in<br />

Hamburg das berufsbegleitende Studium. Es zeigt sich<br />

außerdem zunehmend, dass junge Menschen gern montags<br />

bis donnerstags „Freiraum“ für Arbeit, Lernen oder<br />

andere Aktivitäten haben wollen und das Wochenende,<br />

also Freitag und Sonnabend, ihrem Studium widmen, da<br />

erweitert sich unser Interessentenkreis aus der #NextGen.<br />

magazin: Wodurch unterscheiden sich die Studentinnen und Studenten<br />

in Bochum und Hamburg?<br />

Keich: Der Standort Bochum ist durch ein klassisches<br />

Campusleben mit vielen Studentinnen und Studenten<br />

geprägt. Es gibt mehrere Unigebäude, eine Mensa, eine<br />

große Bibliothek plus die EBZ-Akademie und die InWIS als<br />

Forschungsinstitut. Das „klassische“ Campusstudium von<br />

montags bis freitags spricht vor allem Abiturienten an, die<br />

gerade die Schule beendet haben und am Anfang ihres<br />

Berufslebens stehen. In Hamburg stecken viele unserer<br />

Studentinnen und Studenten schon im Berufsleben, haben<br />

Familie, befinden sich also in einer anderen Lebensphase.<br />

magazin: Welches Modell hat eine Zukunft?<br />

Keich: Vermutlich beide Modelle. Allerdings erleben wir<br />

auf Bildungsmessen vermehrt, dass junge Menschen gezielt<br />

nach dem „Hamburger“ Modell fragen. Sie wollen<br />

zwar an einer Immobilienhochschule studieren, aber schon<br />

während des Studiums praktische Erfahrungen sammeln.<br />

Das aber geht am besten in einem Unternehmen, dazu<br />

bauen wir auch die Kooperation mit Unternehmen aus,<br />

was für diese wiederum unter Recruitingaspekten hoch<br />

interessant ist.<br />

Keich: Wir haben Vollzeitstudentinnen und Vollzeitstudenten,<br />

die noch nie den Campus besucht haben.<br />

Während der Pandemie wurde überwiegend Onlinelehre<br />

angeboten. Sie müssen ein Campusleben erst einmal entdecken.<br />

magazin: Kommen die Studenten jetzt, also nach der Pandemie,<br />

zurück?<br />

Keich: Lehre und Wissenschaft hängen stark mit dem Dialog<br />

von Menschen zusammen. Die Präsenzlehre in den<br />

Räumen, also der Austausch untereinander, ist das Fundament.<br />

Andererseits sind die Menschen immer digitaler<br />

geworden. Moderne Studenten erwarten neben dem Präsenzunterricht<br />

digitale Angebote.<br />

magazin: Wie bekommen Sie diesen Spagat hin?<br />

Keich: Unser Präsenzunterricht wird zugleich live gestreamt.<br />

Die Studentin und der Student können entscheiden,<br />

ob sie zum Beispiel am Freitagnachmittag hier nach<br />

Hamburg-Langenhorn in den Seminarraum kommen oder<br />

ob sie die Vorlesung – von wo auch immer – am Computer<br />

verfolgen.<br />

magazin: Funktioniert das?<br />

Keich: Das entscheiden die Studentinnen und Studenten<br />

selbst. Aber eines ist natürlich klar: eine Teilnahme am Präsenzunterricht<br />

ist unmittelbarer. Sie können ihre Nachbarin<br />

und ihren Nachbarn direkt ansprechen und die Dozenten<br />

bzw. Dozentinnen viel konkreter erleben. Wenn man eine<br />

Vorlesung am Computer verfolgt, ist man eher Zuschauer<br />

und Zuhörer. Dennoch halte ich die „Präsenz+“-Vorlesung<br />

für den richtigen Weg.<br />

magazin: Warum?<br />

Keich: Die Onlineteilnahme ist eine angenehme „Rückfalloption“<br />

für jene, die nicht vor Ort dabei sein können<br />

– vielleicht, weil sie wegen irgendetwas auf der Arbeit<br />

daran gehindert wurden. Wir ermöglichen zudem ein größeres<br />

Maß an Flexibilität. Ein Student kann beispielsweise<br />

sagen, er schaffe es am Freitag nicht, werde aber am<br />

Sonnabend bei der Vorlesung in Hamburg dabei sein. Am<br />

Ende kommt es darauf an, dass wir unseren Studentinnen<br />

und Studenten die besten Möglichkeiten bieten, Wissen<br />

zu erwerben.<br />

f<br />

magazin: Wie viele Studentinnen und Studenten zählen Sie derzeit<br />

in Hamburg?<br />

Keich: Rund 100. Das schwankt immer ein wenig. Insgesamt<br />

studieren an der EBZ rund 1200 Menschen.<br />

magazin: Wie hat sich das Studium infolge der Corona-Pandemie<br />

verändert?


28 <strong>VNW</strong><br />

magazin: Als Student muss ich vorher nicht Bescheid geben?<br />

Keich: Alle Beteiligten lernen noch, wie man mit den verschiedenen<br />

Formaten umgeht. Wenn ein Kurs wünscht,<br />

dass eine spezielle Vorlesung ausschließlich online stattfinden<br />

soll, dann organisieren wir das. Andererseits erleben<br />

wir auch, dass die Studentinnen und Studenten sagen,<br />

nein, für diese Vorlesung und für dieses Seminar wollen<br />

wir uns im Studienzentrum treffen.<br />

magazin: Online bedeutet also, dass eine Vorlesung gestreamt<br />

wird?<br />

Keich: Das wäre in der Tat zu wenig. „Online“ heißt auch,<br />

dass alle Bildungsinhalte digital in unserem System vorliegen<br />

und jede Studentin und jeder Student darauf zugreifen<br />

kann und die Organisation des Studiums in unserem<br />

System EMMI erfolgt. Zudem ist das EBZ nicht nur<br />

Vorlesungslieferant, sondern ermöglicht den Austausch<br />

von Wissen – und zwar in unterschiedlichen Formaten<br />

bis hin zum digitalen Kaminabend. Unsere Studentinnen<br />

und Studenten können beispielsweise auch losgelöst von<br />

klassischen Sprechzeiten ihre Dozenten kontaktieren – per<br />

Videocall oder über die Chatfunktion. Das geht natürlich<br />

auch untereinander, beispielsweise bei der Bildung von<br />

Lerngruppen im Internet.<br />

magazin: Was ist das Besondere am EBZ-Campus Hamburg?<br />

Keich: Sicherlich die Nähe zu den Unternehmen. Viele<br />

Studentinnen und Studenten arbeiten und bringen praktische<br />

Erfahrungen ein. Das ist manchmal auch für die<br />

Professoren herausfordernd. Zudem ist der EBZ-Campus<br />

Hamburg überschaubar klein und ermöglicht so Nähe zur<br />

Verwaltung und zu den Dozenten. Es gibt hier weniger<br />

Anonymität. Pro Kurs zählen wir zwischen zehn und 20<br />

Studentinnen und Studenten. Das fördert den direkten<br />

Kontakt untereinander.<br />

magazin: Reicht das Engagement der Unternehmen für den<br />

Campus Hamburg?<br />

Keich: Durch die Förderung von 28 Unternehmen haben<br />

wir hier neu eine Stiftungsprofessur Wohnungswirtschaft<br />

und die akademische Campusleitung, auch mit kräftiger<br />

Unterstützung vom <strong>VNW</strong>. Hinzu kommt ein starker Bezug<br />

zum Alltag von Wohnungsunternehmen. Natürlich wünsche<br />

ich mir, dass gestandene Führungskräfte häufiger als<br />

bisher am Hamburg-Campus auftreten, beispielsweise mit<br />

einem Gastvortrag – oder dass unsere Seminargruppen<br />

häufiger Unternehmen besuchen und Projekte besichtigen<br />

können. Das hat Corona erschwert, ist aber jetzt wieder<br />

möglich und wir starten hierzu den Dialog mit der Immobilienwirtschaft.<br />

magazin: Wie kommt der Umbau des Hamburger EBZ-Campus<br />

voran?<br />

Keich: Wir sind natürlich an das bestehende Gebäude<br />

gebunden, haben aber die Seminarräume u.a. frisch gestrichen.<br />

Veränderung soll auch sichtbar werden. Entscheidend<br />

wird sein, ob es uns gelingt, den Campus zu einem<br />

Ort des Dialogs und des Zusammenkommens zu machen.<br />

Ein Vorlesungsraum muss mehr sein als ein Beamer und<br />

ein Schreibtisch. Wir haben – natürlich im Rahmen des<br />

Möglichen – einen Raum für Begegnung geschaffen, mit<br />

Fußballkicker, gemütlichen Stühlen und der Möglichkeit,<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

magazin: Was ändert sich in diesem Jahr an der Lehre in Hamburg?<br />

Keich: Zum Wintersemester starten zwei neue Studiengänge:<br />

der Bachelorstudiengang „Digitalisierung und<br />

Immobilienmanagement“ und der Masterstudiengang<br />

„Projektentwicklung“. Damit werden in Hamburg – zusammen<br />

mit dem Bachelor- und Masterstudiengang „Real<br />

Estate Management“ – vier Studiengänge angeboten.<br />

magazin: Studium ist das eine, das Studentenleben das andere …<br />

Keich: Wir sind bescheiden und werden sicher dem Campusleben<br />

in Bochum keine Konkurrenz machen. Aber wir<br />

planen integrierte Formate wie beispielsweise „Pizza und<br />

Diskussion“. Einmal im Monat, an einem Sonnabend,<br />

nutzen wir die Mittagspause, laden einen interessanten<br />

Gesprächspartner ein und spendieren Pizza. Wir hoffen,<br />

dass die Studentinnen und Studenten, losgelöst von den<br />

Seminaren, direkt mit Praktikern und Experten aus der<br />

Wohnungswirtschaft ins Gespräch kommen. Im Winter ist<br />

Fußball-WM, da lässt sich bestimmt ein Fußballkickerturnier<br />

ins Leben rufen, gern mit den Unternehmen und dem<br />

<strong>VNW</strong> zusammen. Generell wünsche ich mir, dass wir nach<br />

der Lockdownzeit der Corona-Pandemie wieder mehr am<br />

Campus zusammenkommen. Ideen sind da von allen herzlich<br />

willkommen. h


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30<br />

<strong>VNW</strong><br />

Garant<br />

des bezahlbaren Wohnens<br />

Selten war es schwieriger als heute, bezahlbaren Wohnraum anzubieten.<br />

Die Hamburger <strong>VNW</strong>-Unternehmen stemmen sich gegen explodierende<br />

Bau- und Bodenpreise und stehen für das bezahlbare Wohnen. Noch.<br />

Hamburg. Mieterinnen und Mieter bei einem Hamburger <strong>VNW</strong>-<br />

Wohnungsunternehmen mussten im vergangenen Jahr im Durchschnitt<br />

eine monatliche Nettokaltmiete von 7,03 Euro pro Quadratmeter<br />

bezahlen. Gegenüber 2020 ist das ein Anstieg um 1,07<br />

Prozent (rund sieben Cent pro Quadratmeter).<br />

Damit liegt der Anstieg deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate<br />

von 3,1 Prozent und die Durchschnittsmiete mehr<br />

als zwei Euro unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels.<br />

Dieser betrug im vergangenen Jahr 9,29 Euro pro Quadratmeter.<br />

Bei öffentlich geförderten Wohnungen, die von <strong>VNW</strong>-<br />

Unternehmen angeboten wurden, stieg die Durchschnittsmiete<br />

im Vergleich zu 2020 um 1,85 Prozent auf 6,36 Euro. Bei den frei<br />

finanzierten Wohnungen stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete<br />

um 0,24 Prozent auf 7,23 Euro pro Quadratmeter.<br />

Das ergab die jährliche Umfrage unter Hamburger <strong>VNW</strong>-<br />

Mitgliedsunternehmen. Dem Verband gehören in der Hansestadt<br />

derzeit 51 Wohnungsgenossenschaften und 17 am Gemeinwohl<br />

orientierte Wohnungsgesellschaften an. Sie verwalten rund<br />

302000 Wohnungen (+ 0,6 Prozent gegenüber 2020). Das sind<br />

43 Prozent aller Mietwohnungen in der Hansestadt.<br />

Insgesamt investierten die <strong>VNW</strong>-Unternehmen 2021 rund<br />

1,445 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die<br />

Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren rund<br />

18,6 Prozent mehr als im Jahr 2020. Für den Bau von Wohnungen<br />

wurden rund 732 Millionen Euro (+ 16 Prozent) ausgegeben.<br />

50,7 Prozent aller Investitionen der <strong>VNW</strong>-Unternehmen flossen in<br />

den Neubau.<br />

Insgesamt übergaben die <strong>VNW</strong>-Unternehmen im vergangenen<br />

Jahr für 2 243 Wohnungen die Schlüssel. 2020 waren es<br />

2475. Die Zahl der Baubeginne sank von 2602 (2020) auf 1991<br />

im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr<br />

400 Wohnungen von <strong>VNW</strong>-Unternehmen abgerissen.<br />

Fast zwei Drittel der fertiggestellten Wohnungen – 64 Prozent<br />

– wurden öffentlich gefördert. Gegenüber dem Jahr 2020<br />

sank dieser Anteil um fünf Prozentpunkte. Bei den Baubeginnen<br />

stieg dagegen der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen von<br />

55 Prozent (2020) auf 76 Prozent (2021).<br />

Die Fluktuationsquote ist weiter gesunken – und zwar von<br />

6,5 Prozent (2020) auf 6,2 Prozent im vergangenen Jahr.<br />

<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner bewertet die Zahlen<br />

wie folgt:<br />

„Die <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen bleiben auch in schwieriger<br />

Zeit der Garant des bezahlbaren Wohnens in Hamburg. Bei ihnen<br />

liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete mehr als zwei Euro<br />

unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels. Zudem lag der<br />

Anstieg der Mieten bei Hamburgs sozialen Vermietern mit 0,83<br />

Prozent deutlich unter der allgemeinen Preissteigerungsrate von<br />

3,1 Prozent.<br />

Das Gewicht dieser Zahlen wird durch die Tatsache erhöht,<br />

dass die Unternehmen mit einem beispiellosen Anstieg von Bauund<br />

Grundstückspreisen konfrontiert sind. Das stellt die Errichtung<br />

und Unterhaltung bezahlbarer Wohnungen grundsätzlich<br />

infrage. Wer Spitzenmieten nehmen kann, kann Preissteigerungen<br />

verkraften. <strong>VNW</strong>-Unternehmen, die sich dem bezahlbaren<br />

Wohnen verpflichtet fühlen, können das nicht. Die Folge: Sie werden<br />

gar nicht mehr oder deutlich weniger bauen.<br />

Die Befragung der <strong>VNW</strong>-Unternehmen fand vor dem Chaos<br />

bei der KfW-Förderung und dem Krieg in der Ukraine statt. Deshalb<br />

gehe ich davon aus, dass die dort geäußerten Erwartungen<br />

sich nicht erfüllen lassen. Das, was gerade gebaut wird, wird<br />

sicher zu Ende gebaut. Beim Neubau allerdings sehe ich schwarz.<br />

Ursprünglich dafür geplante Gelder werden die Unternehmen<br />

in die Modernisierung und Sanierung von Wohnungsbeständen<br />

stecken.“<br />

Marko Lohmann, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-Landesverbands<br />

und Vorstand der Gemeinnützigen Baugenossenschaft<br />

Bergedorf-Bille eG sagt: „Genossenschaften und am Gemeinwohl<br />

orientierte Gesellschaften geht es nicht um den ‚schnellen<br />

Euro‘. Wenn sie Wohnungen bauen oder modernisieren, denken<br />

sie in Jahrzehnten. Deshalb achten sie bei allen Arbeiten auf hohe<br />

Qualität. Diese hat ihren Preis. Auch in der Wohnungswirtschaft<br />

gilt der Satz: ‚Wer billig kauft, kauft letzten Endes teuer.‘<br />

Die Verabredungen von SPD und Grünen, öffentliche Grundstücke<br />

vorrangig im Wege des Erbbaurechts zu vergeben und in<br />

einigen Quartieren einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen<br />

pro Wohnungsbauprojekt vorzuschreiben, sind zusätzliche Hürden<br />

beim Neubau bezahlbarer Wohnungen. Die Folge: Im vergangenen<br />

Jahr haben die Genossenschaften lediglich ein öffentliches<br />

Grundstück von der Stadt in Erbpacht übernommen.“ h


31<br />

Netto-Kaltmiete<br />

1,9<br />

%<br />

Durchschnittliche Netto-Kaltmiete in Euro/qm,<br />

nach finanzieller Förderung,<br />

(Anstieg 2021 gegenüber 2020 in Prozent)<br />

6,68<br />

6,24<br />

6,82<br />

6,95<br />

7,03<br />

(+1%)<br />

6,03<br />

6,21 6,08<br />

6,23<br />

6,36<br />

(+2%)<br />

6,85 6,92<br />

7,05<br />

7,19<br />

7,23<br />

(+0,5%)<br />

6,00<br />

Euro/qm<br />

5,00<br />

4,00<br />

GESAMT<br />

ÖFFENTLICH GEFÖRDERT<br />

FREI FINANZIERT<br />

3,00<br />

2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021<br />

Wohnungsbestand<br />

insgesamt, 2017–2021<br />

302.064<br />

Investitionen<br />

Investitionsvolumen in Millionen Euro<br />

(Investitionsanteile in Prozent)<br />

1445,5<br />

300.000<br />

Wohnungen<br />

300.247<br />

Insgesamt<br />

Neubau<br />

Instandhaltung<br />

Modernisierung<br />

1375,9<br />

1145,0<br />

1218,1<br />

1140,2<br />

295.000<br />

1000<br />

945,8<br />

290.000<br />

289.385<br />

290.495<br />

566,7 574,4<br />

(49,5) (50,4)<br />

614,5<br />

(50,4)<br />

732,4 730,4<br />

(50,7) (53,1)<br />

285.000<br />

281.725<br />

280.000<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

500<br />

0<br />

429,5<br />

(45,4%)<br />

343,2<br />

(36,3)<br />

200,7<br />

(21,2)<br />

2017<br />

313,9<br />

(27,4)<br />

266,9<br />

(23,3)<br />

2018<br />

346,7<br />

(30,4)<br />

219,0<br />

(19,2)<br />

2019<br />

356,2 366,5<br />

(29,2) (25,4)<br />

185,2<br />

(15,2)<br />

2020<br />

346,6<br />

(24,0)<br />

2021<br />

355,9<br />

(25,9)<br />

289,6<br />

(21,0)<br />

Zahlen gerundet<br />

<strong>2022</strong><br />

Prognose<br />

f


32 <strong>VNW</strong><br />

Bautätigkeit<br />

Anzahl Wohneinheiten<br />

7451<br />

7693<br />

8152<br />

8523<br />

6000<br />

Wohneinheiten<br />

Modernisierung<br />

Neubau/Baubeginne<br />

Neubau/Fertigstellung<br />

Abriss<br />

6312<br />

4000<br />

3372<br />

2000<br />

1465<br />

3244 3344<br />

2112<br />

2408<br />

2602<br />

2475<br />

2243<br />

2781<br />

1991 1853<br />

460 348 408 356 400 374<br />

0<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

<strong>2022</strong><br />

Prognose<br />

Anteile der öffentlich geförderten Wohnungen<br />

im Neubau<br />

Anteile (%)<br />

76% 73 69 64 71<br />

öffentlich<br />

gefördert<br />

frei finanziert<br />

2018 2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />

Prognose<br />

19% 27 29 36 27<br />

Anteile der öffentlich geförderten Wohnungen<br />

bei den Baubeginnen<br />

Anteile (%)<br />

65% 71 55 76 74<br />

öffentlich<br />

gefördert<br />

frei finanziert<br />

2018 2019 2020 2021<br />

<strong>2022</strong><br />

Prognose<br />

35% 28 45 18 27<br />

Fluktuation<br />

Anteile (%)<br />

6,8% 6,5 7,2 6,5 6,2<br />

2017 2018 2019 2020 2021


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34 <strong>VNW</strong><br />

Die Visualisierung zeigt die sieben neuen Gebäude des Projekts „Luisenhof“ der mgf zwischen dem historischen Bestand (grau).<br />

Am oberen Rand ist die Erlöserkirche, ein wichtiger Mittelpunkt der Gartenstadt, zu sehen.<br />

Erbbaurecht als Teil<br />

der Lösung<br />

Die mgf Gartenstadt Farmsen eG Mieter- und Wohnungsbaugenossenschaft<br />

baut 275 Wohnungen ohne eigenes Kapital.<br />

Das Erbbaurecht spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />

Hamburg. Seit dem Jahr 2019 entstehen im Projekt „Luisenhof“<br />

auf dem südlichen, nicht denkmalgeschützten Teil der Gartenstadt<br />

Farmsen im Stadtteil Wandsbek sieben Gebäude. Bis auf<br />

zwei der Neubauten werden die Gebäude auf der Fläche von fünf<br />

mittlerweile abgerissenen Mehrfamilienhäusern – 60 Wohnungen<br />

aus den 1950er Jahren – errichtet.<br />

Was die Nachverdichtung im Eigentum der mgf so besonders<br />

macht, ist die finanzielle und die eigentumsrechtliche Konstruktion.<br />

Geschichtlicher Hintergrund d ist die Anpachtung eines zuvor<br />

von der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) erworbenen ehemaligen<br />

Bestands der Neuen Heimat im Jahr 1992 durch die mgf.<br />

Dieser Selbstverwaltung war ein langjähriger Kampf der mgf als<br />

Mieterinitiative vorausgegangen.<br />

Bauen ohne eigenes Kapital<br />

Die Finanzierung des Projektbudgets von 51 Millionen Euro fußt<br />

auf zwei Säulen: Einem Förderkredit der Hamburgischen Investitions-und<br />

Förderbank (IFB), die die Wohnungen komplett im<br />

ersten Förderweg finanziert. Zudem gibt es einen Förderkredit<br />

der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), für die im Effizienz-


35<br />

hausstandard KfW 40 erstellten Gebäude. Der 20-prozentige<br />

Tilgungszuschuss des KfW-Darlehens sowie der Förderanteil des<br />

IFB-Kredites bilden das nötige Eigenkapital in Höhe von rund zehn<br />

Millionen Euro.<br />

Als Treuhänderin der FHH verfügt die mgf über keine eigenen<br />

Grundstücke. „Um das Projekt ‚Luisenhof‘ rechtlich und finanziell<br />

abzusichern, wurden die Neubauten mit einem Erbbaurechtsvertrag<br />

zwischen der mgf und der FHH ausgestattet“, sagt Matthias<br />

Diekhöner, der Vorstandsvorsitzende der mgf. Dazu wurden vier<br />

Flächen aus dem Treuhandensemble „herausgeschnitten“ und in<br />

einem Erbbaurechtsvertrag über 75 Jahre gebündelt.<br />

„Für uns als mgf ist es eine riesige Chance, vor der eigenen<br />

Haustür und im eigenen Vermögen zu bauen. Damit sind wir nicht<br />

länger nur Verwalter der Gartenstadt Farmsen, sondern gehen die<br />

ersten Schritte der Eigenständigkeit und der wirtschaftlichen Unabhängigkeit.<br />

Auch wenn wir am Ende der Laufzeit die Grundstücke<br />

wahrscheinlich drei Mal bezahlt haben“, betont Matthias<br />

Diekhöner.<br />

In der Branche weist das Motto „Lieber<br />

kaufen, statt pachten“ dem Erbbaurecht<br />

eine untergeordnete Rolle<br />

zu. Die Konstruktion kann trotzdem<br />

attraktiv sein. „Das Erbbaurecht von<br />

1919 ist auch 100 Jahre später für Unternehmen<br />

wie unseres die Blaupause,<br />

überhaupt bezahlbaren Wohnraum<br />

schaffen zu können“, sagt Matthias<br />

Diekhöner.<br />

Attraktive Wohnungen für unterschiedliche<br />

Lebenssituationen<br />

Die 1 bis 5-Zimmerw-Wohnungen, die bis Anfang des Jahres<br />

2024 fertiggestellt werden, bieten den Mitgliedern der mgf auf<br />

Wunsch die Möglichkeit, in gewohnter Umgebung in altersgerechte<br />

und barrierefreie Wohnungen umzuziehen. „Die hellen<br />

und durchgehend mit Fahrstühlen sowie Balkonen, Loggien oder<br />

Terrassen ausgestatteten Neubauwohnungen erweitern unser<br />

Portfolio enorm“, hebt Diekhöner hervor.<br />

Die Nettokaltmiete wird 6,70 Euro pro Quadratmeter betragen<br />

und alle zwei Jahre um 20 Cent pro Quadratmeter steigen.<br />

Die grüne Umgebung mit dem alten Baumbestand und die günstige<br />

Lage – es dauert lediglich 20 Minuten von der nahegelegenen<br />

U-Bahnstation bis zum Hamburger Hauptbahnhof – macht<br />

die neu gebauten Wohnungen für viele Wohnungssuchende in<br />

der Hansestadt zusätzlich attraktiv. Auch ohne nennenswerte<br />

Werbung ist die Nachfrage größer als das Angebot.<br />

Die Konversionsquote für Umzüge innerhalb der Genossenschaft<br />

ist auf 15 Prozent des Neubestands beschränkt. „Wir öffnen<br />

uns bewusst für neue Mitglieder: jüngere und ältere Menschen,<br />

Alleinstehende, Paare, Menschen mit Behinderung und<br />

Familien in Hamburg und führen das Unternehmen auf eine neue<br />

Ebene“, betont Matthias Diekhöner. h<br />

Einst ein Teil der Neuen Heimat<br />

Die Gartenstadt Farmsen entstand von 1953 bis 1958 als<br />

eines der ersten Projekte der Neuen Heimat, der damaligen<br />

Wohnungsbaugesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

(DGB). Die nach Plänen des Architekten<br />

Hans Bernhard Reichow errichtete Anlage folgt den<br />

Ideen der Gartenstadtbewegung.<br />

Überwiegend als Schleifen ohne Durchgangsverkehr<br />

angelegte Straßen und große Grünflächen zwischen den<br />

rund 2500 Wohnungen boten schon damals den rund<br />

10000 Menschen attraktiven und bezahlbaren Wohnraum<br />

mitten in der Großstadt.<br />

Im Zuge des Konkurses der Neuen Heimat sollte die 50<br />

Hektar umfassende grüne Oase 1985 privatwirtschaftlich<br />

verkauft werden. Die mgf gründete sich zunächst<br />

als Verein, um den Verkauf abzuwenden. Nach sieben<br />

Jahren politischen Kampfes konnte die mgf dann in der<br />

Rechtsform der Genossenschaft im Jahr 1992 die im selben<br />

Jahr von der FHH erworbene Gartenstadt von der<br />

FHH pachten.<br />

Seit dem Jahr 2018 verwaltet die mgf die teilweise<br />

unter Denkmalschutz stehenden Wohnungen nicht<br />

mehr im Rahmen eines Pachtverhältnisses, sondern als<br />

Treuhänderin. Zudem entstanden im Jahr 2018 die ersten<br />

58 Wohnungen im eigenen Vermögen.


36 <strong>VNW</strong><br />

Anmietkosten für Rauchwarnmelder<br />

sind nicht umlagefähig<br />

Nun also endgültig. Der Bundesgerichtshof entscheidet eine Frage,<br />

die über viele Jahre streitig war.<br />

VON DR. KAI MEDIGER<br />

Hamburg. In der Rechtsprechung und Fachliteratur war es lange<br />

Zeit streitig, ob und inwiefern die Kosten für die Anmietung von<br />

Rauchwarnmeldern als Betriebskosten auf den Mieter umlagefähig<br />

sind.<br />

Während vor einigen Jahren das LG Magdeburg (Urteil vom<br />

27. September 2011 - 1 S 171/11) und das AG Hamburg-Altona<br />

(Urteil vom 3. Mai 2013 - 318a C 337/12) Anmietkosten für<br />

Rauchwarnmelder noch als „sonstige“ Betriebskosten gemäß<br />

§ 2 Nr. 17 BetrKV für grundsätzlich umlagefähig ansahen, hat sich<br />

in der instanzgerichtlichen Rechtsprechung und der Fachliteratur<br />

seit einigen Jahren auf breiter Front die Rechtsauffassung durchgesetzt,<br />

dass Anmietkosten für Rauchwarnmelder nicht (auch<br />

nicht als „sonstige“ Betriebskosten) umlagefähig sind (so z.B. LG<br />

Düsseldorf, Urteil vom 6. April 2020 - 21 S 52/19; LG Hagen,<br />

Urteil vom 4. März 2016 - 1 S 198/15; AG Dortmund, Urteil vom<br />

30. Januar 2017 - 423 C 8482/16; AG Hamburg-Wandsbek,<br />

Urteil vom 4. Dezember 2013 - 715 C 283/13; Zehelein, in: Münchener<br />

Kommentar zum BGB, 8. Auflage 2020, § 2 BetrKV, Randnummer<br />

79).<br />

Eine Entscheidung des BGH zu dieser Rechtsfrage gab es bis vor<br />

Kurzem zwar noch nicht. Die Rechtsauffassung, dass die Anmietkosten<br />

für Rauchwarnmelder nicht als Betriebskosten umlagefähig<br />

sind, ist jedoch rechtlich plausibel und nachvollziehbar. Wir<br />

haben daher auch beim letzten „Norddeutschen Mietrechtstag“<br />

am 8. November 2021 in Lübeck auf diese in der Rechtsprechung<br />

und Fachliteratur bereits zu dem Zeitpunkt vorherrschende Tendenz<br />

hingewiesen.<br />

Das Problem liegt dabei auf den Punkt gebracht darin, dass die<br />

Kosten für die Anmietung von Rauchwarnmeldern – anders als<br />

z.B. die Kosten für die Anmietung von Kaltwasserzählern (§ 2 Nr.<br />

2 BetrKV), für Geräte zur Wärmeerfassung (§ 2 Nr. 4a BetrKV) und<br />

für Warmwasserzähler (§ 2 Nr. Nr. 5a i.V. mit 2 BetrKV) – gerade<br />

nicht im Katalog der umlagefähigen Betriebskosten ausdrücklich<br />

aufgeführt sind. Kosten, die nicht in diesem Katalog aufgeführt<br />

sind, können aber allenfalls als sogenannte sonstige Betriebskosten<br />

gemäß § 2 Nr. 17 BetrKV umgelegt werden. Das ist jedoch<br />

nur bei Vorliegen enger Voraussetzungen möglich, die nach dem<br />

BGH bei Anmietkosten für Rauchwarnmelder nicht gegeben sind.<br />

Nach dem BGH handelt es sich bei den Anmietkosten für Rauchwarnmelder<br />

nicht um Betriebskosten.<br />

Der BGH hat seine Rechtsauffassung, dass Anmietkosten<br />

für Rauchwarnmelder nicht (auch nicht als sonstige Betriebskosten)<br />

umlegbar sind, wie folgt begründet:<br />

„Betriebskosten sind – wie in § 1 BetrKV definiert – die Kosten,<br />

die dem Eigentümer durch das Eigentum an dem Grundstück<br />

oder durch den bestimmungsgemäßen Gebrauch des<br />

Gebäudes oder der Wirtschaftseinheit, der Nebengebäude,<br />

Anlagen, Einrichtungen und des Grundstücks laufend entstehen.<br />

Neben den gemäß § 1 Abs. 2 BetrKV ausdrücklich<br />

ausgenommenen Instandsetzungs-, Instandhaltungs- und<br />

Verwaltungskosten gehören auch etwaige Kapital- und Finanzierungskosten<br />

für die Anschaffung von Betriebsmitteln<br />

grundsätzlich nicht zu den umlagefähigen Betriebskosten<br />

(vgl. BR-Drucks. 568/03, Seite 29). Aufwendungen, die nicht<br />

unter den in § 2 Nr. 1 - 16 BetrKV enthaltenen Betriebskostenkatalog<br />

fallen, können als „sonstige Betriebskosten" (§ 2<br />

Nr. 17 BetrKV) umlagefähig sein. Die Regelung in § 2 Nr. 17<br />

BetrKV ist als Auffangtatbestand konzipiert und erfasst Aufwendungen<br />

des Vermieters, die der allgemeinen Definition in<br />

§ 1 BetrKV entsprechen, aber entweder wegen ihrer geringen<br />

praktischen Bedeutung nicht in den Katalog des § 2 Nr. 1 - 16<br />

BetrKV aufgenommen wurden oder dort nicht genannt werden<br />

konnten, weil sie aufgrund neuartiger technischer Entwicklungen<br />

zum Zeitpunkt des Erlasses der Verordnung noch<br />

nicht absehbar waren und erst später entstanden sind (vgl.<br />

BR-Drucks. 568/03, Seite 34).<br />

Instandsetzungs-, Instandhaltungs- und Verwaltungskosten sowie<br />

Erwerbskosten sind – entsprechend der allgemeinen Definition<br />

für Betriebskosten – auch nach § 2 Nr. 17 BetrKV grundsätzlich<br />

nicht umlagefähig [...] .Sonstige Betriebskosten müssen<br />

nach Art, Umfang, Sinn und Zweck mit den in § 2 Nr.1 - 16


37<br />

DR. KAI MEDIGER<br />

ist Rechtsanwalt und Kaufmann<br />

der Grundstücks- und<br />

Wohnungswirtschaft und<br />

betreut die Themen Genossenschaften,<br />

Datenschutz,<br />

Quartiersentwicklung,<br />

Betriebskostenrecht und<br />

Wohnungseigentumsrecht.<br />

BetrKV im Einzelnen aufgeführten Betriebskosten vergleichbar<br />

sein [...]. Gemessen daran handelt es sich bei den – in § 2 Nr.<br />

1 - 16 BetrKV nicht aufgeführten – Kosten für die Miete von<br />

Rauchwarnmeldern nicht um umlagefähige Betriebskosten im<br />

Sinne von § 2 Nr. 17 BetrKV [...]<br />

Ihrem Wesen nach sind diese Kosten [...] nicht als umlagefähige<br />

Betriebskosten einzustufen [...] Kosten für die Miete<br />

von Rauchwarnmeldern fallen ausschließlich dann an, wenn<br />

der Vermieter sich – was allein in seiner Entscheidungsmacht<br />

steht – dazu entschließt, die in der Mietwohnung zu installierenden<br />

Rauchwarnmelder nicht zum Eigentum zu erwerben,<br />

sondern sie stattdessen anzumieten. Wie oben aufgezeigt,<br />

wären die Kosten für den Erwerb von Rauchwarnmeldern<br />

– selbst wenn sie infolge einer Fremdfinanzierung nicht nur<br />

einmalig, sondern periodisch und deshalb möglicherweise<br />

laufend im Sinne von § 1 Abs. 1 S. 1 BetrKV anfielen – nicht<br />

umlagefähig. Es ließe sich mit dem oben aufgezeigten in den<br />

Gesetzesmaterialien eindeutig zum Ausdruck gebrachten Willen<br />

des Verordnungsgebers, dass Kosten für die Anschaffung<br />

von Betriebsmitteln grundsätzlich nicht zu den umlagefähigen<br />

Betriebskosten gehören (vgl. BR-Drucks. 568 /03, Seite<br />

29), nicht vereinbaren, wenn man die – vom Vermieter anstatt<br />

eines Erwerbs gewählte – Miete von Rauchwarnmeldern<br />

demgegenüber als umlagefähige (sonstige) Betriebskosten<br />

einordnete.<br />

Denn das bedeutete im Ergebnis, dass dem Vermieter ein Weg<br />

eröffnet würde, auf einfache Weise – nicht nur im Fall der<br />

Ausstattung einer Wohnung mit Rauchwarnmeldern, sondern<br />

auch in anderen Fällen, in denen er das Mietobjekt mit bestimmten<br />

Einrichtungen zu versehen‚ hätte – die im Grundsatz<br />

ihm zugewiesene Belastung mit Anschaffungskosten zu<br />

umgehen, indem er die allein ihm obliegende wirtschaftliche<br />

Entscheidung zugunsten einer Miete anstatt eines Kaufs des<br />

fraglichen Betriebsmittels träfe. [...]"<br />

Nach dem BGH seien also die Kosten der Anmietung von Rauchwarnmeldern<br />

deswegen nicht als „sonstige“ Betriebskosten einzustufen,<br />

weil der Vermieter dadurch die ihm zugewiesene Verpflichtung<br />

zum Erwerb von Betriebsmitteln umgehen könnte und<br />

sich die Kosten durch Anmietung der Geräte und dann anschließende<br />

Umlage auf den Mieter als Betriebskosten auf Kosten des<br />

Mieters im Ergebnis ersparen würde.<br />

Der BGH hat sich dann weitergehend mit den auch von der Vermieterseite<br />

in dem Verfahren vorgebrachten Argumenten befasst,<br />

insbesondere mit der Frage, ob nicht eine analoge Anwendung<br />

der nach § 2 BetrKV möglichen Anmietungstatbestände betreffend<br />

andere Gerätschaften (Anmietung von Kaltwasserzählern,<br />

Geräten zur Wärmeerfassung etc., siehe die oben gemachte Aufzählung)<br />

auf die Anmietung von Rauchwarnmeldern möglich sei.<br />

Das sei aber angesichts der eindeutigen gesetzgeberischen Entscheidung,<br />

der die Anmietkosten für Rauchwarnmelder eben anders<br />

als die Anmietkosten für andere Gerätschaften nicht explizit<br />

in der BetrKV aufgeführt hat, nicht der Fall.<br />

Auch der Umstand, dass ein Vermieter die Kosten für die erste<br />

Anschaffung von Rauchwarnmeldern zumindest anteilig als Modernisierungsmaßnahme<br />

auf den Mieter umlegen kann, rechtfertigt<br />

nach dem BGH keine andere Beurteilung.<br />

Dazu der BGH wie folgt:<br />

„Es wäre [...] systemwidrig, aus dem Umstand, dass bestimmte<br />

dem Vermieter entstandene Anschaffungskosten unter den<br />

in §§ 559 ff. BGB geregelten formellen und materiellen Voraussetzungen<br />

(in Grenzen) im Wege der Mieterhöhung auf<br />

den Mieter umgelegt werden können [...], darauf zu schließen,<br />

dass der Einordnung der anstelle solcher Erwerbskosten<br />

angefallenen Mietkosten als umlagefähige sonstige Betriebskosten<br />

nichts entgegenstehe.“<br />

Das Argument des BGH ist nachvollziehbar. Denn eine Modernisierungsmieterhöhung<br />

ist nur möglich unter bestimmten gesetzlichen<br />

formellen und materiellen Voraussetzungen und vor allem<br />

auch nur in Höhe eines geringen Teilbetrags (siehe § 559 Abs. 1<br />

BGB, 8 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten (Modernisierungs-)<br />

Kosten). Es handelt sich daher rechtlich bei der anteiligen<br />

Umlegung von Kosten für Modernisierungsmaßnahmen auf<br />

den Mieter im Vergleich zu den Erwerbskosten um verschiedene<br />

Themenfelder.<br />

Das Urteil des BGH vom 11. Mai <strong>2022</strong> ist abrufbar unter<br />

http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/<br />

document.py?Gericht=bgh&Art=en&az=VIII%20ZR%20<br />

379/20&nr=130193<br />

Im Ergebnis hat der BGH somit nur die bereits vorherrschende<br />

landgerichtliche Rechtsauffassung bestätigt, und das Urteil bzw.<br />

dessen Aussagen kommen nicht überraschend.<br />

Trotzdem ist es für die betriebskostenrechtlichen Abteilungen unserer<br />

Mitgliedsunternehmen wichtig, sich mit diesem Urteil des<br />

BGH zu befassen. Teilweise haben unsere Mitgliedsunternehmen,<br />

was auch trotz der gegenteiligen vorherrschenden Tendenzen in<br />

der landgerichtlichen Rechtsprechung zumindest vertretbar erschien,<br />

die Anmietkosten für Rauchwarnmelder unter Verweis<br />

insbesondere auf das Urteil des LG Magdeburg aus 2011 noch<br />

immer auf den Mieter mit der Betriebskostenabrechnung umgelegt.<br />

Das wird aber spätestens jetzt aufgrund des Urteils des BGH<br />

nicht mehr vertretbar und nicht mehr begründbar sein und sollte<br />

besser unterbleiben. h


38 <strong>VNW</strong><br />

So sichern Sie Ihre elektronische<br />

Kommunikation mit dem Mieter ab<br />

GdW veröffentlicht zusätzliche Klausel für Musterverträge.<br />

Experten gehen von großer Bedeutung für die Praxis aus.<br />

VON DR. KAI MEDIGER<br />

Hamburg. Der GdW hat seine Miet- oder Nutzungsverträge um<br />

eine Klausel zur Verwendung der elektronischen Kommunikationsform<br />

mit dem Mieter erweitert. (Die Klausel finden Sie im Anschluss<br />

an diesen Text.)<br />

Die Ergänzung der Mustermietverträge um eine solche Klausel<br />

war angesichts der zunehmenden Digitalisierung und des gesellschaftlichen<br />

Wandels dringend erforderlich und angezeigt. Die<br />

heutige Kommunikation mit dem Mieter erfolgt bereits vielfach<br />

per E-Mail. Der rein schriftliche Austausch mit dem Mieter per<br />

Post gerät immer mehr in den Hintergrund, wenngleich auch die<br />

Schriftform in manchen Fällen wie für die Kündigung des Mietverhältnisses<br />

gesetzlich gemäß § 568 BGB vorgeschrieben ist.<br />

Der Bedarf an elektronischen Kommunikationsformen ist spätestens<br />

seit Inkrafttreten der neuen Heizkostenverordnung und<br />

der damit (bei fernauslesbaren Zählern) einhergehenden Informationspflichten<br />

des Vermieters noch weiter gestiegen, um massenweise<br />

Briefpostverkehr und damit einhergehende Kosten, Zeitverluste<br />

und Umweltbelastungen vermeiden zu können.<br />

Datenschutzrechtlich kann aber nicht einfach eine dem Vermieter<br />

zufällig bekannte E-Mail-Adresse des Mieters genutzt werden,<br />

wenn der Mieter sich hiermit nicht einverstanden erklärt.<br />

Hierauf haben wir kürzlich in der Sitzung des Fachausschusses<br />

Recht im <strong>VNW</strong> hingewiesen.<br />

Klausel legitimiert elektronische Kommunikation<br />

zwischen Mieter und Vermieter<br />

Die hier vorgelegte Klausel zur elektronischen Kommunikation<br />

mit dem Mieter legitimiert die elektronische Kommunikation mit<br />

dem Mieter. Der Mieter wird dadurch auch dazu angehalten, dem<br />

Vermieter seine E-Mail-Adresse anzugeben. Auch die Lösung über<br />

ein Mieter-Portal oder eine Mieter-App wird dadurch legitimiert<br />

(Absatz 2 der Klausel).<br />

In der Abwicklung gibt es die im Rundschreiben des GdW benannten<br />

Besonderheiten und Einschränkungen, so dass der Mieter<br />

sein Einverständnis zur elektronischen Kommunikation z.B. auch<br />

widerrufen kann. Diese Möglichkeit muss ihm zugestanden werden,<br />

die Klausel wäre sonst unwirksam.<br />

In der Praxis ist aber unseres Erachtens davon auszugehen,<br />

dass die meisten Mieter ihre einmal erteilte Zustimmung zur elektronischen<br />

Kommunikation nicht widerrufen werden, so dass diese<br />

Klausel und ihre Verwendung eine hohe praktische Bedeutung für<br />

unsere Mitgliedsunternehmen in Bezug auf die Durchführung des<br />

Mietverhältnisses haben kann/wird. Die Klausel wurde im Fachausschuss<br />

Recht beim GdW unter Beteiligung der Justiziare der<br />

Regionalverbände abgestimmt.<br />

Das Rundschreiben des GdW zum Thema „Musterverträge<br />

– Ergänzung einer Klausel zur Verwendung der elektronischen<br />

Kommunikationsform“<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

der GdW hat seine Miet- oder Nutzungsverträge um eine Klausel<br />

zur Verwendung der elektronischen Kommunikationsform erweitert.<br />

Die entsprechende Klausel lautet:<br />

§ XY elektronische Kommunikationsform<br />

1. Die Parteien sind damit einverstanden, dass ihnen der Vertragspartner<br />

Erklärungen oder Informationen zur Durchführung des<br />

Mietverhältnisses per E-Mail übermitteln kann.<br />

Die E-Mail-Adresse des Mieters lautet:<br />

Die E-Mail-Adresse des Vermieters lautet:<br />

Änderungen der E-Mail-Adresse sind mitzuteilen.<br />

2. Der Mieter ist weiter damit einverstanden, dass ihm Erklärungen<br />

oder Informationen des Vermieters zur Durchführung des Mietverhältnisses<br />

auch über ein Mieterportal, eine Mieter-App oder<br />

eine ähnliche elektronische Kommunikationseinheit übermittelt<br />

werden können. Der Zugang der Erklärung oder Information setzt<br />

voraus, dass der Vermieter dem Mieter die zur Nutzung der elek-


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tronischen Kommunikationseinrichtung erforderlichen Informationen<br />

zur Verfügung stellt und der Mieter eine Benachrichtigung<br />

[per E-Mail, pushTAN, …] über den Eingang einer Erklärung oder<br />

Information in der Kommunikationseinrichtung erhalten hat.<br />

3. Diese Regelungen gelten nicht für Erklärungen, die der Schriftform<br />

bedürfen. Der Mieter kann sein Einverständnis jederzeit<br />

widerrufen.<br />

Erläuterung:<br />

Zu Absatz 1:<br />

Rechtsprechung und Literatur gehen davon aus, dass ohne anderslautende<br />

Vereinbarung der postalische Versand von Erklärungen<br />

oder Informationen zur Durchführung des Mietverhältnisses<br />

die Regel ist. Wollen Mieterinnen und Mieter sowie Vermieterinnen<br />

und Vermieter elektronische Kommunikationsformen wie<br />

etwa eine E-Mail nutzen, so bedarf es also einer vertraglichen<br />

Grundlage, die bei Verwendung der Klausel geschaffen wird.<br />

Zugleich sollen durch die Klausel elektronische Kommunikationsformen<br />

gefördert werden. Dies leistet einen Beitrag zur Kostenreduzierung<br />

und dient dem Umweltschutz.<br />

Zu Absatz 2:<br />

Werden Erklärungen oder Informationen über das Internet wie<br />

etwa einem Mieterportal zur Verfügung gestellt, muss der Mieter<br />

über den Eingang der Nachricht informiert werden, etwa per<br />

E-Mail oder per pushTAN. Andernfalls ist der Zugang nicht<br />

erfolgt. Grund hierfür ist, dass es nach Rechtsprechung und<br />

Literatur keine Pflicht des Mieters gibt, regelmäßig in das entsprechende<br />

Mieterportal zu schauen. Offen ist der Nachweis über<br />

den Zugang bei Absendung einer Eingangsbestätigung über das<br />

Mieterportal. Insofern wird dieser Weg bei rechtserheblichen<br />

Erklärungen (noch) nicht empfohlen.<br />

Zu Absatz 3:<br />

Sofern das Gesetz, wie etwa im Fall der Kündigung oder bei<br />

einer entsprechenden Vereinbarung, die Schriftform verlangt, so<br />

reicht etwa eine E-Mail nicht aus. Die Schriftform verlangt eine<br />

eigenhändige Unterschrift. Ferner muss dem Mieter die Möglichkeit<br />

eingeräumt werden, sein Einverständnis zur Verwendung der<br />

elektronischen Form jederzeit zu widerrufen. Die entsprechende<br />

Klausel kann natürlich auch nach Abschluss des Mietvertrages in<br />

einer separaten Vereinbarung verwendet werden. h<br />

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f


40<br />

<strong>VNW</strong><br />

Alles was<br />

RECHT ist!<br />

Vermieter können vom Jobcenter keine Miete einklagen<br />

Sichere Mieteinnahmen, wenn das<br />

Amt zahlt? Theoretisch schon. Kommt<br />

es aber doch mal zu Rückständen, haben<br />

Vermieter keine direkten Ansprüche<br />

dem Amt gegenüber, sondern nur<br />

dem schuldigen Mieter.<br />

Celle/Berlin. Wohnen Grundsicherungsempfänger<br />

in ihrer vermieteten Eigentumswohnung?<br />

Dann können sie sich die<br />

Miete direkt vom Jobcenter überweisen<br />

lassen. Dazu muss der Mieter lediglich zustimmen.<br />

Zahlungsansprüche aber haben Vermieter<br />

trotzdem nur gegenüber dem<br />

Mieter. Das geht aus einem Urteil des Landessozialgerichts<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

(Az.: L 11 AS 578/20) hervor, auf das die<br />

Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht des Deutschen<br />

Anwaltvereins (DAV) hinweist.<br />

In dem verhandelten Fall klagte ein<br />

Vermieter, der seine Wohnungen an<br />

Grundsicherungsempfänger vermietete.<br />

Die Miete kam dabei direkt vom Jobcenter.<br />

Nachdem eine Mieterin ihre Nebenkosten<br />

für zwei Jahre schuldig blieb, verlangte<br />

der Vermieter die Zahlung der Rückstände<br />

vom Jobcenter. Dieses aber lehnte die<br />

Zahlung ab und begründete das damit,<br />

dass der Vermieter keine eigenen sozialrechtlichen<br />

Ansprüche gegenüber dem<br />

Jobcenter habe. Das Gericht gab dem<br />

Jobcenter recht, die Klage des Vermieters<br />

scheiterte.<br />

Trotz der Möglichkeit der Direktzahlung<br />

der Miete ergibt sich nach Auffassung<br />

des Gerichts keine Rechtsbeziehung<br />

zwischen Vermieter und Jobcenter. Die<br />

Option diene allein der Sicherheit, dass die<br />

Leistung des Jobcenters auch wirklich für<br />

die Miete verwendet wird. Sie soll nicht<br />

die Durchsetzung der Mietforderungen<br />

erleichtern. h<br />

Darf der Vermieter einen Schlüssel behalten?<br />

Ein Schlüsselbund für den Mieter, ein<br />

Ersatzschlüssel für den Vermieter: Ist<br />

das zulässig? Jedenfalls nicht ohne<br />

Zustimmung des Mieters, sagt eine<br />

Expertin.<br />

Berlin. Beziehen Mieterinnen und Mieter<br />

eine neue Wohnung, ist manchmal<br />

nicht ganz klar: Hat der Vermieter jetzt<br />

alle Schlüssel für den Zutritt zur Wohnung<br />

ausgehändigt? Oder ist ein Ersatzschlüssel<br />

in dessen Besitz verblieben? Die Rechtslage<br />

dazu ist absolut eindeutig.<br />

„Der Mieter muss alle beim Vermieter<br />

vorhandenen Wohnungsschlüssel<br />

ausgehändigt bekommen”, sagt Jutta<br />

Hartmann vom Deutschen Mieterbund.<br />

Ohne Erlaubnis des Mieters dürfe der Vermieter<br />

in keinem Fall einen Ersatzschlüssel<br />

zurückhalten.<br />

Im Notfall muss der Vermieter<br />

Zutritt zur Wohnung haben<br />

Aber: Der Mieter habe dafür Sorge zu tragen,<br />

dass Vermieter oder Hausmeister im<br />

Notfall die Wohnung betreten können, sagt<br />

Hartmann. Der klassische Notfall ist etwa<br />

ein Wasserrohrbruch, denkbar sind auch<br />

Szenarien wie eine leckende Gasleitung<br />

oder ein beim Sturm geborstenes Fenster.<br />

Dennoch müssen Mieterinnen oder<br />

Mieter dem Vermieter nicht zwingend einen<br />

Schlüssel überlassen. „Es reicht aus,<br />

wenn der Mieter während eines Urlaubs<br />

zum Beispiel einem Nachbarn oder in der<br />

Nähe wohnenden Bekannten einen Schlüssel<br />

überlässt und dem Vermieter dies mitteilt”,<br />

so Hartmann.<br />

Schlüsselüberlassung kann widerrufen<br />

werden<br />

Angesichts vielerorts angespannter Wohnungsmärkte<br />

kann es aber ungünstig sein,<br />

sich gleich zu Beginn des Mietverhältnisses<br />

mit dem Vermieter zu überwerfen.<br />

Eine Alternative ist es, dem Vermieter den<br />

Schlüssel zunächst zu überlassen, um sich<br />

nicht von vornherein aus dem Kreis potenzieller<br />

Mieter auszuschließen.<br />

Die Vereinbarung kann man später<br />

rückgängig machen, sagt Hartmann:<br />

„Das Überlassen eines Wohnungsschlüssels<br />

an den Vermieter ist nach der Rechtsprechung<br />

jederzeit widerruflich.” h


41<br />

Unerlaubte Untervermietung rechtfertigt Kündigung<br />

In vielen Städten scheint es lukrativ,<br />

Feriengäste in freien Wohnungszimmern<br />

zu beherbergen. Doch auch vor<br />

einer tageweisen Untervermietung<br />

sollte der eigene Mietvertrag gelesen<br />

werden.<br />

Berlin. Einfach die gemietete Wohnung<br />

in Teilen untervermieten, ist eine schlechte<br />

Idee. Wer in seiner Wohnung Reisende<br />

unterbringen möchte, muss zuvor die Erlaubnis<br />

der Vermieterin oder des Vermieters<br />

einholen.<br />

Andernfalls droht die fristlose Kündigung.<br />

Dies geht aus einer Entscheidung<br />

des Amtsgerichts München hervor (Az.<br />

417 C 7060/21).<br />

Verhandelt wurde der Fall eines Mieters,<br />

der einzelne Räume seiner Wohnung<br />

auf verschiedenen Reisebuchungsseiten<br />

im Internet angeboten hatte. Die im Mietvertrag<br />

ausdrücklich vorgeschriebene Erlaubnis<br />

seiner Vermieterin holte er nicht<br />

ein. Stattdessen vermietete er auch nach<br />

einer Abmahnung Teile seiner Wohnung<br />

an Touristen unter. Die darauffolgende<br />

fristlose Kündigung der Vermieterin sei<br />

daher rechtmäßig, so das Amtsgericht<br />

München. h<br />

Wann dürfen Vermieter die Heizung abstellen?<br />

Zwar wird es tagsüber schon spürbar<br />

wärmer, in der Nacht aber kühlt<br />

es noch deutlich ab. Für einige Grund<br />

genug, die Heizung laufen zu lassen.<br />

Was aber, wenn Vermieter zentral<br />

ausschalten?<br />

Berlin. Dem Vermieter ist es warm genug<br />

und damit wird die Heizung ausgeschaltet?<br />

Ganz so einfach ist es nicht. Eine<br />

konkrete gesetzliche Regelung zur Heizperiode<br />

gibt es in Deutschland laut der<br />

Verbraucherplattform „Intelligent heizen”<br />

zwar nicht. In der Rechtsprechung habe<br />

sich aber der Zeitraum zwischen dem<br />

1. Oktober und 30. April etabliert. In<br />

dieser Zeit müssten Vermieterinnen und<br />

Vermieter sicherstellen, dass die Heizung<br />

einwandfrei funktioniert.<br />

Theoretisch können Vermieterinnen<br />

und Vermieter also am 1. Mai die Heizung<br />

zentral abschalten. Je nach Region und<br />

Witterung kann es Abweichungen geben.<br />

Innerhalb der Heizperiode müssen Vermieterinnen<br />

und Vermieter der Verbraucherplattform<br />

zufolge Raumtemperaturen<br />

von 20 bis 22 Grad gewährleisten. Nur in<br />

der Nacht, zwischen 24 und 6 Uhr, könne<br />

diese auf mindestens 16 Grad abgesenkt<br />

werden.<br />

Übrigens: Eine Heizpflicht für Mieterinnen<br />

und Mieter gibt es laut „Intelligent<br />

heizen” nicht. Zumindest solange sie dafür<br />

sorgten, dass in der Wohnung keine<br />

Kälteschäden entstehen. h<br />

Mäusebefall kann kompletten Mieterlass rechtfertigen<br />

Schädlinge in der Wohnung sind ein<br />

großes Ärgernis für Mieter. Ein Gerichtsurteil<br />

spricht ihnen in manchen<br />

Fällen eine saftige Mietminderung zu<br />

Berlin. Wer in seiner Wohnung mit<br />

Mäusebefall zu kämpfen hat, kann von<br />

seinem Vermieter eine Mietminderung<br />

erwarten. Das geht aus einem Urteil des<br />

Amtsgerichts Frankfurt (Az. 33 C 390/21<br />

(93)) hervor.<br />

Die Frankfurter Richter urteilten, dass<br />

den Mietern aufgrund erheblicher Belästigung<br />

durch die Schädlinge durchschnittlich<br />

20 Prozent Mietminderung zustehen.<br />

Grundsätzlich gilt laut Mieterbund: Eine<br />

Minderung ist immer dann rechtmäßig,<br />

wenn und solange ein Mangel besteht.<br />

Das könne auch nur tageweise der Fall<br />

sein. Zeigt die Bekämpfung schließlich<br />

Wirkung und die Schädlinge verschwinden,<br />

müsse der Mieter ab dem Monat<br />

wieder die volle Miethöhe begleichen.<br />

Die Höhe der Mietminderung hängt<br />

aber vom Umfang des Befalls, dessen<br />

Dauer und den Maßnahmen zur Beseitigung<br />

ab – und ist letztlich eine Einzelfallentscheidung.<br />

Das zeigen andere Urteile<br />

in ähnlichen Fällen.<br />

Das Amtsgericht Brandenburg (Az. 32<br />

C 520/00) gab einem Kläger recht, der wegen<br />

eines Mäusebefalls in einer Stadtwohnung<br />

100 Prozent der Mietkosten mindern<br />

wollte. Richter in Bonn hingegen sprachen<br />

einem Mieter nur zehn Prozent Mietminderung<br />

zu (Az. 6 C 277/84). Mieter in<br />

Berlin können laut Amtsgericht Wedding<br />

(Az. 19 C 577/00) auf die durchschnittlichen<br />

20 Prozent Mieterlass hoffen. h


42<br />

<strong>VNW</strong><br />

Alles was<br />

RECHT ist!<br />

Gutachten ermöglicht höhere Immobilien-Abschreibung<br />

Von vermieteten Immobilien können<br />

Eigentümer steuerlich profitieren, indem<br />

sie diese abschreiben. Üblicherweise<br />

funktioniert das über die gesamte<br />

Nutzungsdauer linear. Aber<br />

nicht immer.<br />

Berlin. Eine vermietete Immobilie können<br />

Eigentümer über die Nutzungsdauer hinweg<br />

abschreiben. Im Normalfall mit einer<br />

linearen Abschreibung von zwei Prozent<br />

pro Jahr. Nach 50 Jahren wäre ein Objekt<br />

so vollständig abgeschrieben. Aber Achtung:<br />

Mit jedem Eigentümerwechsel beginnt<br />

die Nutzungsdauer neu zu laufen.<br />

Ein Gutachten kann das verhindern.<br />

Mit jedem Verkauf wird Abschreibungsdauer<br />

neu ermittelt<br />

In der Regel werden Abschreibungshöhe<br />

und -dauer mit jedem Verkauf neu<br />

ermittelt. So könne die tatsächliche Nutzungsdauer<br />

eines Gebäudes im Laufe<br />

der Zeit die gesetzlich zugrunde gelegte<br />

Nutzungsdauer von 50 beziehungsweise<br />

40 Jahren weit übersteigen, sagt Daniela<br />

Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler.<br />

Wer aber eine kürzere Restnutzungsdauer<br />

durch ein Gutachten nachweisen<br />

kann, kann davon steuerlich profitieren<br />

– dank einer höheren Abschreibung. Das<br />

geht aus einem Urteil (Az. 1 K 1741/18<br />

E) des Finanzgerichts Münster hervor, auf<br />

das der Bund der Steuerzahler hinweist.<br />

Finanzgericht Münster gibt dem Vemieter<br />

recht<br />

In dem Fall hatte ein Vermieter ein Grundstück<br />

erworben, für das ein Sachverständigengutachten<br />

zur Ermittlung des Grundstückswerts<br />

vorlag. Laut Gutachten wies<br />

das Gebäude eine Restnutzungsdauer von<br />

30 Jahren aus.<br />

Der Eigentümer setzte daraufhin in<br />

seinen Einkommensteuererklärungen eine<br />

jährliche Abschreibung des Gebäudes von<br />

3,33 Prozent statt der üblichen zwei Prozent<br />

als Werbungskosten aus Vermietung<br />

und Verpachtung an. Das Finanzamt berücksichtigte<br />

lediglich den kleineren Abschreibungssatz.<br />

Später gab das Finanzgericht<br />

aber dem Vermieter recht.<br />

Vermieter sollten daher gerade bei einem<br />

Neukauf prüfen, ob ein Gutachten<br />

eine kürzere Nutzungsdauer bescheinigt,<br />

rät Daniela Karbe-Geßler. Ein normales<br />

Wertgutachten sei für den Ansatz höherer<br />

Abschreibungen ausreichend. h


43<br />

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44 <strong>VNW</strong><br />

Der älteste<br />

Paternoster<br />

der Welt<br />

rotiert<br />

wieder<br />

Mehr als 40 Jahre lang war eine verkehrstechnische Kostbarkeit<br />

hinter einer vergleichsweise schnöden Hartfaserschale in einem<br />

Kontorhaus in Hamburg versteckt – ein Paternoster. Bis ein junger<br />

Kunsthistoriker in alten Schriften darauf stößt – und eine kleine<br />

Sensation schafft.<br />

VON ULRIKE CORDES, dpa<br />

Hamburg (dpa). Die Geschichte um die Wiederentdeckung des<br />

wohl ältesten Paternosters der Welt beginnt fast wie ein Indiana-<br />

Jones-Abenteuerfilm: Vor vier Jahren entdeckt ein junger Kunsthistoriker<br />

mehr oder weniger zufällig bei Recherchen zu einer<br />

Uni-Vorlesung ein Stück imposanter Fahrstuhl-Kultur. Der Doktorand<br />

Robin Augenstein stößt in einer Publikation auf einen alten<br />

Bauplan des Hamburger Flüggerhauses, eines historistischen Kontorbaus<br />

mit Jugendstilanklängen von 1908. Und entdeckt damit<br />

auch einen seit mehr als vier Jahrzehnten hinter einer Verschalung<br />

versteckten uralten Paternoster wieder.<br />

Aufgeregt sucht der damals 28-Jährige sofort Kontakt zum<br />

Mieter des Gebäudes und zum Denkmalschutzamt – und kann<br />

die zuständigen Leute von seiner Idee überzeugen. „Dann sind<br />

wir mit Taschenlampen runter in den Keller gestapft und standen<br />

plötzlich vor diesen Zahnrädern“, erinnert sich Augenstein<br />

mit noch immer spürbarer Begeisterung. Denn allein die urige<br />

Mechanik im Sechs-Etagen-Haus in Hafennähe wirkt geradezu<br />

sagenhaft.<br />

Durch sein Engagement ist ein vergessener Paternoster aus seinem<br />

Dornröschenschlaf geweckt worden. Und der gilt nun nach<br />

seiner Instandsetzung und Restaurierung als der wohl weltweit<br />

älteste, original erhaltene Personen-Umlauf-Aufzug.


45<br />

Paternoster – „Vaterunser“<br />

Stets schön in Schwung zu bleiben, ist der Daseinszweck eines Personen-Umlauf-Aufzugs.<br />

Ohne Unterlass über die Stockwerke eines<br />

Gewerbe- oder auch Amtsgebäudes zu rotieren, damit Nutzer jederzeit<br />

problemlos zu- und aussteigen können. Geschmeidig gleiten<br />

soll dieser Aufzug, wie ein Rosenkranz über die Hand von Gläubigen<br />

– darum nennt man ihn auch Paternoster („Vaterunser“).<br />

Zehn elektrobetriebene Zahnräder aus massivstem Stahlguss,<br />

eines davon gut 1,50 Meter hoch, bilden die Grundlage für ein<br />

System mit zwei dicken, bis ins Obergeschoss parallel laufenden<br />

Ketten. An ihnen hängen 14 Kabinen für je zwei Personen aus<br />

Mahagoni gebeiztem Weichholz. Daraus bestehen auch die dezent<br />

ornamentierten Zugangsumrahmungen auf den Etagen.<br />

„Hier handelt es sich eher um ein Standardmodell, aber es<br />

ist ein besonders schöner und in der Bauform in Deutschland<br />

einmaliger Paternoster“, erklärt Augenstein, dessen Promotionsthema<br />

der Denkmalwert alter Aufzüge ist. Und er merkt an: „Die<br />

meisten der etwa 20 Paternoster, die in Hamburg noch lauffähig<br />

sind, haben nicht mehr ihren ursprünglichen Zustand. Oft wurde<br />

massives Holz wie Eiche, Mahagoni oder auch Weichholz durch<br />

Kunststoff ersetzt. Wodurch Charme und Denkmalwert verloren<br />

gehen.“<br />

Nun der älteste erhaltene Paternoster<br />

Als ältester erhaltener Paternoster der Welt läuft der Aufzug des<br />

Flüggerhauses nun dem des Wiener Hauses der Industrie von<br />

1910 den Rang ab. Da fügte es sich, dass inzwischen ein Investor,<br />

SIGNA Real Estate, das alte Kontorgebäude gekauft hatte und<br />

renovieren ließ. Die Firma war bereit, in Zusammenarbeit mit Behörden<br />

und Prüfinstitute auch die Wiederherstellung des Paternosters<br />

zu veranlassen – und die Kosten von einigen hunderttausend<br />

Euro zu tragen.<br />

So können künftige Mieter, Mitarbeiter und Besucher im Haus<br />

nicht nur ein urtümliches Fahrgefühl, sondern auch die Schönheit<br />

des mit Majolika-Fliesen ausgekleideten Treppenhauses genießen.<br />

Für die Arbeiten wie den im Januar durchgeführten Ausbau<br />

der Kabinen, ihren Wiedereinbau sowie die Restaurierung aller<br />

Teile holten die Hamburger eine Spezialfirma aus der Nähe von<br />

Stuttgart mit ins Boot. „Zunächst haben wir die Holzverkleidungen<br />

ausgebaut, um Verschleiß, Korrosion und schlecht reparierte<br />

Teile festzustellen“, sagt deren junger Chef Patric Wagner.<br />

„Bei der Gelegenheit haben wir dann doch sämtliche Kabinen<br />

mit ihren je 250 Kilo herausgenommen. Fünf Mann waren dafür<br />

notwendig – mit elektrischen Kettenzügen und wirklich viel Präzisions-<br />

und Gefühlsarbeit. Das war heftig.“<br />

Sandgestrahlt, nachgeschweißt, grundiert und<br />

neu lackiert<br />

Um etwa die vernieteten Gusskränze der hölzernen Gondeln zu<br />

entfernen, habe man selbst die teuersten und besten kobaltbeschichteten<br />

Bohrer stumpf werden lassen. Ein 40-Tonner beförderte<br />

die Kabinen anschließend nach Aichwald bei Stuttgart, wo<br />

sie auf die Richtbank gestellt wurden.<br />

Fachkräfte korrigierten, was sich im Laufe der Zeit verzogen<br />

hatte und stellten die Fahrgastzellen in ein chemisches Entlackungsbad.<br />

Unter vielen Farbschichten kam dabei im Guss noch<br />

eine Gebrauchsmusternummer des Deutschen Patent- und Markenamts<br />

zutage. Dann wurden die Kabinen sandgestrahlt, nachgeschweißt,<br />

grundiert und neu lackiert.<br />

Ihr Wiedereinbau in Hamburg begann Ende Februar, nachdem<br />

die Zahnräder und Ketten vor Ort generalüberholt waren. „Die<br />

sind so unglaublich kompakt und massiv gebaut. Und bei regelmäßiger<br />

Wartung mit Spezialölen auch in Zukunft nicht kaputtzukriegen“,<br />

schwärmt Wagner, ein gelernter Maschinenbauer. Er<br />

habe sich auch herausgefordert gefühlt zu zeigen, was man so<br />

alles reparieren und damit stilvoll und umweltschonend erhalten<br />

könne.<br />

Eine Umrundung dauert vier Minuten<br />

„Momentan haben wir noch einen großen Bauabschnitt, der viel<br />

Dreck und die eine oder andere Macke verursachen könnte“, erklärt<br />

Wagner. Darum sei das Finish durch einen Holzrestaurator<br />

erst für September eingeplant. Denn derzeit ist der Aufzug zwar<br />

betriebsfähig. „Es fehlt nichts. So wie er jetzt läuft, lief er immer“,<br />

sagt Augenstein über das nur leise surrende Gefährt, das für eine<br />

Umrundung aller Etagen vier Minuten braucht.<br />

Doch aufgrund technischer Vorgaben erhalten die Kabinen<br />

noch Decken, außerdem werden zwischen ihnen aufwendig sogenannte<br />

Schürzen – komplette Hohlraumkabinen – eingebaut.<br />

Man soll eben nicht in den Schacht hineinfallen können. Um<br />

weiterhin die Sicht auf die alte Technik zu ermöglichen, bestehen<br />

die neuen Teile aus Plexiglas.<br />

„Was dann fertig ist, ist wirklich das Original und nicht etwas<br />

Nachgebautes“, urteilt der Kunsthistoriker.<br />

Und aus der Hamburger Kulturbehörde heißt es dazu auf dpa-<br />

Anfrage: „Mit der Wiederentdeckung und Wiederherstellung des<br />

Paternosters im Flüggerhaus konnte ein spannendes Zeugnis der<br />

Fahrstuhl-Kultur des frühen 20. Jahrhunderts gesichert und für<br />

nachfolgende Generationen erhalten werden. Ein vergleichbarer<br />

Vorgang ist zumindest für die letzten zwanzig Jahre nicht bekannt.“<br />

Hamburg war einst Vorreiter bei Paternostern<br />

Augenstein erzählt, dass die Hansestadt einst Vorreiter bei den<br />

Paternostern war. Um 1900 habe es weit mehr als 100 davon<br />

gegeben – wohingegen etwa in Berlin bis in die 1920er Jahre wegen<br />

eines Verbots der Baupolizei keiner dieser Personenaufzüge<br />

eingebaut werden durfte. Heute sind in Deutschland noch rund<br />

200 der 1875 in London erfundenen Paternoster in Betrieb. In<br />

Hamburg haben sehenswerte Exemplare auch im Slomanhaus am<br />

Hafen und in der Finanzbehörde am Gänsemarkt überlebt.<br />

Persönlich begeistert sich Augenstein vor allem für die Anlagen<br />

im Haus des Reichs in Bremen mit ihren Art-Deco-Kabinen aus<br />

Mahagoni und im Salamander-Areal in Stuttgart-Kornwestheim.<br />

Wie all diese Gebäude wird auch das Flüggerhaus nicht zum<br />

Hotspot für Paternoster-Fans werden. Denn es ist nicht öffentlich<br />

zugänglich – allein Fahrten an einem „Tag des offenen Denkmals“<br />

stellt der Eigentümer in Aussicht. Aufgrund amtlicher Bestimmungen<br />

müsste sich jeder Benutzer dann eine Einweisung in das richtige<br />

Fahrgastverhalten gefallen lassen.<br />

Dabei dürfte jedoch kaum noch gelten, was ein Metallschild<br />

an der Holzverkleidung besagt: Die Geldstrafe bei Zuwiderhandlung<br />

müsse in Goldmark gezahlt werden. h


46 <strong>VNW</strong><br />

Sozial und nachhaltig – von<br />

der Wohnung zum Quartier<br />

Warum sich Wohnungsunternehmen Gedanken über das<br />

Quartiersmanagement machen!<br />

VON KARIN SCHMALRIEDE<br />

Hamburg. Quartiersentwicklung ist seit einigen Jahren ein<br />

Trendthema. Unter Quartiersentwicklung verstehen wir die Gestaltung<br />

eines umfassenden Prozesses, Quartiere oder auch Nachbarschaften<br />

mit den dort lebenden Menschen so zu gestalten,<br />

dass ein hohes Maß an Teilhabemöglichkeiten und sozialem Miteinander<br />

geschaffen, die soziale Infrastruktur den heutigen Anforderungen<br />

entsprechend angepasst wird und dass Menschen<br />

mit Hilfe- und Pflegebedarf so lange wie möglich zu Hause leben<br />

können.<br />

Wenn wir nach Beendigung der Quartiersentwicklung wieder<br />

gehen, sollten mit Hilfe des Engagements der lokalen Akteure<br />

(dazu gehört natürlich die Wohnungswirtschaft), der Bewohner<br />

und Bewohnerinnen und hoher öffentlicher Förderung sowie von<br />

privatem Investment die schlimmsten Mängel in der Infrastruktur<br />

vor Ort behoben und eine nachhaltige Verbesserung des sozialen<br />

Miteinanders im Quartier erreicht worden sein.


47<br />

Entwicklung von Quartieren<br />

Wir von der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung arbeiten befristet<br />

im öffentlichen Auftrag (von Bezirken und Fachbehörden) in den<br />

Quartieren. Deshalb sprechen wir von der Entwicklung von Quartieren.<br />

Damit werden wichtige Prozesse vor Ort eingeleitet, aber<br />

diese befristeten Aktivitäten reichen in der Regel nicht aus. Viele<br />

der Quartiere brauchen nicht nur einen Anschub durch zeitlich<br />

begrenzte Quartiersentwicklung, sondern sie brauchen auf Dauer<br />

– oder mindestens auf längere Sicht – so etwas wie Quartiersmanagement.<br />

Jeder fünfte Einwohner Deutschlands ist mittlerweile zugewandert.<br />

50 Prozent der zugewanderten Menschen leben in Städten<br />

und dort in bestimmten Stadtteilen. Warum zieht es so viele<br />

Menschen in die Städte? Wichtige Gründe sind Menschen der<br />

eigenen Ethnie und die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes.<br />

Außerdem ist das Bildungssystem differenzierter und „Fremde“<br />

fallen weniger auf.<br />

Dieses alles sind Faktoren, die – wie der Stadtsoziologie Walter<br />

Siebel betont – die hohe Integrationsfähigkeit von Städten ausmachen.<br />

In bestimmten Quartieren allerdings führen strukturelle<br />

und soziale Faktoren dazu, dass Integration als Daueraufgabe gesehen<br />

werden muss.<br />

Quartiersmanagement gehört zur Aufgabe<br />

von Wohnungsunternehmen<br />

Dieser Aufgabe sollten sich die Wohnungsunternehmen, wenn<br />

sie über einen großen Wohnungsbestand in solchen Quartieren<br />

verfügen, stellen und Quartiersmanagement in ihr Angebotsportfolio<br />

übernehmen. Gleich zwei gute Gründe sprechen dafür: Der<br />

eigene wirtschaftliche Nutzen und der Nutzen für die städtische<br />

Gesellschaft. Dieser Nutzen lässt sich durch die Schaffung von Begegnungsräumen,<br />

Unterstützung von Gemeinwohlprojekten und<br />

durch die Förderung von sozialem Leben konkret belegen.<br />

Wichtig ist es, kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />

für die Gebiete zu haben, die sich als Manager für<br />

das Gebiet verstehen und sich nicht nur verantwortlich fühlen,<br />

sondern auch etwas bewirken können. In fast jeden Wohnungsunternehmen<br />

gibt es sie, die weltoffenen Kontakterinnen und<br />

Kontakter mit dem großen Herzen für Diversität.<br />

Bei Bedarf können die erforderlichen fachlichen Kenntnisse im<br />

Rahmen einer <strong>VNW</strong>-Weiterbildung zum qualifizierten „Quartiersmanager<br />

bzw. Quartiersmanagerin in der Wohnungswirtschaft“<br />

erworben werden. Seit 2017 bietet der <strong>VNW</strong> im Verbund mit Pro-<br />

Quartier, der Schiffszimmerer-Genossenschaft, dem Diakonischen<br />

Werk, der BIG Städtebau und der Lawaetz-Stiftung diese Weiterbildung<br />

an.<br />

Im Mai dieses Jahres endet der 3. Durchgang. Für den<br />

4. Durchgang, der im September 2023 startet, können sich Interessierte<br />

bei Kerstin Haase auf eine Warteliste setzen lassen. h<br />

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48 <strong>VNW</strong><br />

Namen und<br />

Nachrichten<br />

SAGA pflanzt 100 Bäume<br />

zum 100. Geburtstag<br />

Hamburg. Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />

und SAGA Vorstand Wilfried Wendel haben am Alten Teichweg in<br />

Dulsberg stellvertretend für das nachhaltige Quartiersengagement<br />

symbolisch zwei Linden gepflanzt. Die SAGA wird im Jahr ihres<br />

100. Bestehens 100 hochwertige Bäume in ihren 14 Geschäftsstellenbezirken<br />

pflanzen. Die Grünanlagen der SAGA haben eine<br />

wichtige soziale Funktion, indem sie nachbarschaftliches Miteinander<br />

auch in den Außenanlagen der Quartiere ermöglichen und<br />

gleichzeitig für Erholung sorgen. Sämtliche Bäume der Jubiläumspflanzaktion<br />

sind gut für das Stadtklima geeignet. Zugleich dienen<br />

sie als Nährgehölze für Vögel und Insekten. „Für die SAGA ist es<br />

von großer Bedeutung, die Grünanlagen in ihren Quartieren für die<br />

Mieterinnen und Mieter so zu gestalten, dass ein Mehrwert für das<br />

gelebte soziale Miteinander und die eigene Erholung entsteht“,<br />

sagte SAGA-Vorstand Wilfried Wendel.<br />

Zeugnisübergabe der Immobilienleute auf der Müritz<br />

Waren. Am 8. April <strong>2022</strong> erhielten die<br />

Immobilienkaufleute des 3. Lehrjahres ihre<br />

Abschlusszeugnisse an Deck des Dampfers<br />

„MS Klink“ auf den Wassern der Müritz.<br />

Nachdem in den vergangenen zwei Jahren<br />

Corona-Beschränkungen die Zeugnisübergabe<br />

in diesem Rahmen verhinderten,<br />

konnte die Tradition dieses Jahr wieder<br />

aufleben. Tosender Wind tat der guten<br />

Stimmung unter den Immobilienkaufleuten<br />

dreier Klassen keinen Abbruch, als sie<br />

an Bord mit Sekt und Brötchen empfangen<br />

wurden. Alle 60 Anwesenden nahmen<br />

mit Stolz ihr Zeugnis und ein Zertifikat für<br />

ihre Facharbeit entgegen. <strong>VNW</strong>-Landesgeschäftsführer<br />

Steffen Laser appellierte an<br />

die Auszubildenden, ihre Heimat nicht aus<br />

den Augen zu verlieren und möglichst in<br />

Mecklenburg-Vorpommern zu bleiben.


49<br />

Genossenschaften als Königsweg<br />

der Wohnungswirtschaft?<br />

Hamburg. Mehrmals musste die Veranstaltung wegen der Pandemie<br />

verschoben werden. Doch Anfang Mai war es dann so weit:<br />

In den Tanzenden Türmen in den Räumen der Kanzlei Osborne<br />

Clarke lud die Baugenossenschaft dhu zu einer Diskussion über<br />

die Zukunft der Genossenschaften ein. Vor 50 Gästen debattierten<br />

Dr. Henning von Stechow (Vorstand Prokon), Frank Seeger (Vorstand<br />

dhu), Prof. Dr. Theresia Theurl (Institut für Genossenschaftswesen)<br />

und <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner über die Frage:<br />

„Genossenschaft als Königsweg der Wohnungspolitik?“.<br />

Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Bernd-Georg Spies.<br />

Stefanie Stoltzenberg (Strasburger Kreise) hatte die Veranstaltung<br />

organisiert. Einhellig sprach sich die Runde dafür aus, Genossenschaften<br />

zu stärken. Genossenschaften würden nicht die Interessen<br />

renditegetriebener Investoren bedienen, sondern kümmerten sich<br />

um das Wohl ihrer Mitglieder. Damit würden sie den Nerv der Zeit<br />

treffen, weil sie statt „Shareholder Value“ „Members Value“ umsetzen<br />

würden. Allerdings wirke das Image von Genossenschaften<br />

oft antiquiert. „Vielleicht ist der Begriff nicht sexy genug“, sagte<br />

Breitner. Die Runde war sich einig, dass man mehr Erfolgsgeschichten<br />

von Genossenschaften öffentlich machen müsste.<br />

HANSA Baugenossenschaft plant Neubau im Quartier Beensroaredder<br />

Hamburg. Der Stadtentwicklungsausschuss der Hamburgischen<br />

Bürgerschaft hat dem von der HANSA Baugenossenschaft geplanten<br />

Neubauprojekt auf einer Teilfläche des Quartiers am Beensroaredder<br />

zugestimmt. Nach dem Abriss von eingeschossigen<br />

Reihenhauszeilen aus den 1960er Jahren sowie einer Parkgarage<br />

ist eine sensible Verdichtung geplant. Ziel ist es, 60 bis 70<br />

Wohneinheiten nach dem Effizienzhausstandard 40 zu errichten.<br />

Rund 60 Prozent der Wohnungen werden öffentlich gefördert,<br />

75 Prozent sollen seniorengerecht und barrierearm werden. Die<br />

bisherige Parkgarage soll durch einen Neubau ersetzt werden und<br />

künftig den Bedarf des gesamten Quartiers abdecken. In einem<br />

Wettbewerbsverfahren gewann der Entwurf von Störmer Murphy<br />

and Partners in Zusammenarbeit mit dem als Berater fungierenden<br />

Büro bgmt Landschaftsarchitekten GmbH. Durch die Konstruktion<br />

von Längszeilen und kürzeren quergestellten Zeilen wird ein<br />

offener Hof gebildet. Der Hof verspricht, ein Treffpunkt mit hoher<br />

Aufenthaltsqualität zu werden.


50<br />

SBV zieht eine positive Jahresbilanz<br />

Flensburg. Auch sein Geschäftsjahr 2021 hat der SBV<br />

(Selbsthilfe-Bauverein) erfolgreich abschließen können.<br />

Die Bilanzsumme ist auf 402 Millionen Euro gestiegen, der<br />

Jahresüberschuss liegt bei 2,4 Millionen Euro. Der SBV-<br />

Vertreterversammlung wurde vorgeschlagen, erneut eine<br />

Dividende von vier Prozent auszuzahlen. „Mit einer Eigenkapitalquote<br />

von 21 Prozent und Rücklagen von fast 50 Millionen Euro<br />

steht der SBV auf einem soliden finanziellen Fundament“, sagte<br />

der SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Möller. Auf dieser Grundlage<br />

konnte der SBV im vergangenen Jahr 139 Neubauwohnungen fertigstellen<br />

und 107 Bestandswohnungen strangsanieren. „Unsere<br />

Neubauten laufen weitgehend nach Plan, und immer, wenn die<br />

Corona-Regeln es zuließen, haben wir unsere Modernisierungsarbeiten<br />

im Wohnungsbestand fortgeführt. So konnten umfangreiche<br />

Arbeiten an der Anlagentechnik, am Gebäude, aber auch<br />

bei Modernisierungen abgeschlossen werden“, sagte Vorstand<br />

Michael Ebsen.<br />

Zwei <strong>VNW</strong>-Unternehmen mit dem<br />

Immobilien-Oscar ausgezeichnet<br />

Hamburg. Mit dem Selbsthilfe-Bauverein eG (SBV) aus Flensburg<br />

und der ADLERSHORST Baugenossenschaft eG aus Norderstedt<br />

sind in diesem Jahr zwei <strong>VNW</strong>-Unternehmen mit den „Oscars der<br />

Immobilienwirtschaft“ ausgezeichnet worden. Der SBV erhielt<br />

die Auszeichnung in der Kategorie „Bestes Image“ und die AD-<br />

LERSHORST in der Kategorie „Bester Neuvermietungsprozess“. Zuvor<br />

hatten mehr als 700 000 Mieterinnen und Mieter abgestimmt,<br />

wer sich zu Deutschlands besten Vermietern zählen kann. Am<br />

20. Mai wurden die Auszeichnungskristalle übergeben. Ziel des<br />

von dem Unternehmen AktivBo organisierten Benchmark-Events<br />

ist es, sowohl die Immobilienunternehmen auszuzeichnen, die ihren<br />

Kunden Priorität einräumen, als auch eine Plattform für den<br />

Erfahrungsaustausch zu schaffen.


51<br />

Richtfest für Pilotprojekt der TRAVE<br />

in Lübeck<br />

Lübeck. Am 3. Juni wurde in Lübeck Richtfest für ein neues Wohnmodell<br />

für Menschen mit Handicap gefeiert. Das Gebäude ist ein<br />

Pilotprojekt der Grundstücks-Gesellschaft TRAVE mbH, der Marli<br />

GmbH und der Wohnraumförderung Schleswig-Holstein. 31 barrierefreie<br />

Mietwohnungen für Menschen mit Handicap bieten jeder<br />

und jedem dort Betreuten eine abgeschlossene und voll ausgestattete<br />

1-Zimmer-Wohnung, die sie oder er eigenständig anmieten<br />

und für sich allein bewohnen kann. Für die Nachbarschaft im<br />

Haus und die Betreuung durch die Marli GmbH stehen zusätzliche<br />

Gemeinschaftsflächen und eine große Küche im Erdgeschoss zur<br />

Verfügung. Das neue Wohnmodell bietet durch die umfassende<br />

Förderung des Landes Schleswig-Holstein bezahlbaren Wohnraum<br />

für benachteiligte Menschen, die so eigenständiger und dennoch<br />

gut betreut leben können. Die TRAVE investiert rund 6,5 Millionen<br />

Euro in den Neubau.<br />

Die Hamburger Sprinkenhof GmbH<br />

gewinnt Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft<br />

Hamburg. Die Hamburger Sprinkenhof GmbH hat in diesem<br />

Jahr den Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft gewonnen. Das<br />

Unternehmen habe die Jury mit seinem Projekt „Städtebauliche<br />

Entwicklung am Wiesendamm“ im Hamburger Stadtteil Barmbek<br />

überzeugen können. Dabei sei aus einer ehemaligen Industriefläche<br />

ein Ort für Begegnung, Kommunikation und Interaktion<br />

geworden. „Die Sprinkenhof GmbH ist ein gutes Beispiel dafür,<br />

dass Immobilienunternehmen sozialpolitische Verantwortung<br />

übernehmen und zugleich wirtschaftlich erfolgreich sein können“,<br />

sagt <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. „Wirtschaftlichkeit, Gemeinwohlorientierung<br />

und städtebaulicher Zugewinn schließen einander<br />

nicht aus.“<br />

NEUE LÜBECKER investiert nachhaltig<br />

in ihren Wohnungsbestand<br />

Lübeck. Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft<br />

eG hat im vergangenen Jahr 70,48 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand<br />

investiert. Das ist ein ähnlich hohes Niveau wie<br />

2020. 30,8 Millionen Euro flossen in die Instandhaltung, 14 Millionen<br />

Euro in Modernisierungsmaßnahmen und 25,7 Millionen<br />

Euro in den Neubau. „Dahinter steckt eine enorme Teamleistung –<br />

gerade unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie“, sagte<br />

Marcel Sonntag, Vorstandsvorsitzender der NEUE LÜBECKER.<br />

„Die Mannschaft hat eine tolle Leistung vollbracht. Insofern war<br />

2021 ein intensives Jahr mit einem guten Ergebnis, das die wirtschaftliche<br />

Stabilität der Genossenschaft weiterhin sichert. Auch<br />

die Eigenkapitalquote konnten wir leicht steigern, auf jetzt 37,7<br />

Prozent.“


52<br />

Richtfest für 59 Wohnungen<br />

Ahrensburg. Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft<br />

eG hat in Ahrensburg „Reeshoop“ ein Richtfest für 59 Wohnungen<br />

gefeiert. „Mit dem vierten Bauabschnitt erreichen wir einen<br />

weiteren Meilenstein unserer Quartierserneuerung in Reeshoop“,<br />

sagte NL-Vorstand Dr. Uwe Heimbürge. Im Frühjahr 2023 würden<br />

dann insgesamt 262 Genossenschaftswohnungen entstanden sein.<br />

Mit dem Neubau in allen vier Bauabschnitten wurde ein Zugewinn<br />

von 129 Wohnungen erzielt. Zudem entstanden 277 zusätzliche<br />

Stellplätze, davon 138 in Tiefgaragen, wodurch die angespannte<br />

Parkplatzsituation verbessert werden konnte.<br />

ARGE-Vorstand neu<br />

gewählt<br />

Kiel. Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes<br />

Bauen e.V. (ARGE) hat am 8. Juni<br />

ihren neuen Vorstand gewählt. Der zuletzt<br />

amtierende Vorstand stellte sich geschlossen<br />

zur Wiederwahl und wurde für zwei<br />

weitere Jahre im Amt bestätigt. Die in fordernden<br />

Zeiten wichtige Kontinuität in der<br />

übergreifenden Zusammenarbeit ist damit<br />

gewährleistet. Zuvor hatten ARGE-Vorsitzender<br />

Arne Kleinhans und Geschäftsführer<br />

Dietmar Walberg über die Arbeit des<br />

zurückliegenden Jahres berichtet und dabei<br />

auf die schwierigen Umstände in der<br />

Wohnungswirtschaft verwiesen.


53<br />

Endlich wieder Young<br />

Leader-Treffen<br />

Hamburg. Das Young Leader Network hat<br />

sich wieder persönlich und analog getroffen.<br />

Gespräche wurden geführt, Erfahrungen<br />

ausgetauscht, Informationen und Tipps<br />

wurden gewechselt – beste Netzwerkarbeit.<br />

Gastgeber war die Baugenossenschaft<br />

FLUWOG-NORDMARK eG. Eine spannende<br />

und inspirierende Führung durch die Bestände<br />

in Barmbek waren ein Highlight des Tages.<br />

Der <strong>VNW</strong> bedankt sich bei Jörg Tondt und<br />

Benjamin Schatte für die Einladung und bei<br />

Felix Buth und Dennis Ose für die sehr gute<br />

Organisation<br />

TRAVE erhält ÖKOPROFIT-Zertifizierung<br />

Lübeck. Die Grundstücks-Gesellschaft TRAVE hat erfolgreich am Einsteigerprogramm<br />

des betrieblichen Umweltmanagementsystems ÖKOPROFIT teilgenommen. Nach der<br />

Musik- und Kongresshalle ist die TRAVE damit das zweite Unternehmen aus Lübeck, das<br />

als ÖKOPROFIT-Betrieb ausgezeichnet wurde. Umweltsenator Ludger Hinsen überreichte<br />

die Auszeichnungsurkunde jetzt der TRAVE. ÖKOPROFIT ist ein Kooperationsprojekt von<br />

Kommunen und Wirtschaft, das die Zielsetzung hat, natürliche Ressourcen zu schonen<br />

und zugleich die Betriebskosten der Unternehmen zu senken. In Deutschland wurden seit<br />

den 1990er Jahren mehr als 4000 Unternehmen aus mehr als 100 Kommunen zertifiziert.<br />

„Durch die Teilnahme am ÖKOPROFIT-Programm können wir unsere Ressourcenverbräuche<br />

systematisch erfassen und diese Zahlen regelmäßig und unkompliziert fortschreiben“,<br />

sagte Alexandra Schlennstedt, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der TRAVE. Man sei schon<br />

seit Längerem auf dem richtigen Weg ergänzte TRAVE-Geschäftsführer Dr. Matthias Rasch.<br />

Dazu zählten die Umstellung auf Elektroautos und Ökostrom genauso wie die geplante<br />

Solaranlage auf dem Dach der Geschäftsstelle und der Einbau einer effizienteren Heizungsanlage.<br />

SBV-Fertigfest für den WohnPark Tarup<br />

Flensburg. Im Sommer 2017 hatten die Erschließungsarbeiten auf dem Gebiet des Wohn-<br />

Parks Tarup begonnen, mittlerweile sind alle Wohnungen bezogen und die Außenanlagen<br />

angelegt. Mit einem Fertigfest hat der SBV (Selbsthilfe-Bauverein) den Abschluss der Neubauarbeiten<br />

am 13. Mai <strong>2022</strong> gefeiert. Unter den knapp 100 Gästen des offiziellen Teils<br />

waren unter anderem Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack,<br />

Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange und <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. Der<br />

SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Möller unterstrich die Bedeutung des WohnParks Tarup.<br />

„Wir haben mit dem Projekt ein neues Quartier geschaffen, in das wir mehr als 46 Millionen<br />

Euro investiert haben.“ Die schiere Größe des Areals mache das Projekt zu etwas<br />

Besonderem, ergänzte SBV-Vorstand Michael Ebsen. Auf einer Fläche in der Größe von<br />

etwa 60 Fußballfeldern seien 34 Neubauten mit 287 Wohnungen errichtet worden. Dafür<br />

wurden in den feuchten, lehmigen Boden mehr als 2 600 Pfähle gesetzt.


54<br />

<strong>VNW</strong><br />

<strong>VNW</strong> und IFB Hamburg feiern<br />

gemeinsame Erfolgsgeschichte<br />

Hamburg. Die sozialen Vermieter haben die zentrale und unverzichtbare<br />

Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Investitionsund<br />

Förderbank (IFB Hamburg) für den bezahlbaren Wohnraum<br />

in der Hansestadt gewürdigt.<br />

„Ohne die Zusammenarbeit zwischen der Bank, der Stadt<br />

und den sozialen Vermietern wäre Hamburg heute eine sozial<br />

gespaltene Stadt“, sagte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner am Rande<br />

der Ausstellung über die mehr als 100-jährige Geschichte des<br />

Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>). „Viele<br />

Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen könnten sich<br />

ohne die IFB und die sozialen Vermieter das Leben in einer prosperierenden<br />

Metropole wie Hamburg nicht leisten.“<br />

Die Wanderausstellung „120 Jahre <strong>VNW</strong>“ zeichnet den Weg<br />

des bezahlbaren Wohnens in Norddeutschland und des 1900 in<br />

Kiel gegründeten Wohnungsverbandes nach. Zunächst sollte der<br />

Zusammenschluss schleswig-holsteinischer Wohnungsbaugenossenschaften<br />

dem Austausch von Erfahrungen dienen. Doch schon<br />

bald entwickelte sich der Verband zu einem schlagkräftigen Instrument<br />

bei der Interessenvertretung der sozialen Vermieter. Die<br />

Wanderausstellung ist derzeit im Foyer der IFB Hamburg zu sehen.<br />

Nach den Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges<br />

– fast 280000 der 563000 Wohnungen in Hamburg waren bei<br />

Kriegsende nicht mehr bewohnbar – rückte der Bau von Sozialwohnungen<br />

in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses.<br />

Die 1953 als Hamburgische Wohnungsbaukasse gegründete IFB<br />

Hamburg wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Stadtentwicklung<br />

und zu einem der wichtigsten Instrumente des sozialen<br />

Wohnungsbaus.


55<br />

DR. DOROTHEE STAPELFELDT<br />

Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen<br />

der Freien und Hansestadt Hamburg<br />

„Aktuell entfallen fast 60 Prozent aller Bewilligungen<br />

auf den Sozialwohnungsbau zu Projekten der Genossenschaften<br />

und der SAGA. Darum sind die Räumlichkeiten<br />

der Hamburgischen Investitions- und Förderbank als Ort<br />

für die Wanderausstellung ‚120 Jahre <strong>VNW</strong>‘ genau richtig<br />

gewählt. Die 51 Wohnungsgenossenschaften und die<br />

SAGA, die sich im Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />

in Hamburg zusammengeschlossen haben, sind<br />

neben weiteren sozialorientierten privaten Wohnungsunternehmen<br />

ein wesentlicher Faktor für den Hamburger<br />

Wohnungsmarkt und haben die Stadtentwicklung über<br />

viele Jahrzehnte geprägt. Wir können froh sein, dass es sie<br />

gibt, denn mit ihren rund 290000 Wohnungen sorgen die<br />

Hamburger Mitgliedsunternehmen des <strong>VNW</strong> in erheblichem<br />

Maße dafür, dass das Wohnen in der Hansestadt<br />

bezahlbar bleibt.<br />

Darüber hinaus ist der <strong>VNW</strong> für den Senat ein wichtiger<br />

und verlässlicher Partner, wenn es – wie gerade jetzt – mit<br />

den schwierigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau<br />

und den Herausforderungen bei der Erreichung der<br />

Klimaziele darum geht, den Neubau und die Bestandsentwicklung<br />

voranzubringen. Die Ausstellung zeigt die<br />

Bedeutung des genossenschaftlichen und des sozialen<br />

Wohnungsbaus und ist ein spannender Streifzug durch die<br />

Geschichte der Stadtentwicklung in Hamburg und Norddeutschland.“<br />

ANDREAS BREITNER<br />

<strong>VNW</strong>-Direktor<br />

„Seit sieben Jahrzehnten arbeiten soziale Vermieter und<br />

IFB vertrauensvoll zusammen. Ohne diese Zusammenarbeit<br />

hätte Hamburg heute ein anderes Gesicht. Vor allem gäbe<br />

es nicht die vielen gut durchmischten Quartiere, in denen<br />

Menschen aus unterschiedlichen Schichten und aus aller<br />

Herren Länder friedlich und solidarisch zusammenleben.<br />

Das gemeinsame Wirken von IFB und sozialen Vermietern<br />

ist heute wichtiger denn je. Wer die Herausforderungen<br />

des Klimawandels meistern will, ohne dabei das bezahlbare<br />

Wohnen zu vergessen, wird das nur mit Hilfe einer<br />

umfassenden öffentlichen Förderung und einer starken<br />

öffentlichen Bank erreichen. Die IFB weiß um die gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen, aber auch um Bedürfnisse<br />

der sozialen Vermieter. Sie ist das Scharnier, das beides<br />

zusammenhält. Die Ausstellung ‚120 Jahre <strong>VNW</strong>‘ stellt viele<br />

Beispiele der guten Zusammenarbeit vor.“<br />

RALF SOMMER<br />

Vorstandsvorsitzender der Hamburgischen<br />

Investitions- und Förderbank<br />

„Der <strong>VNW</strong> und die IFB Hamburg können auf eine lange und erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zurückblicken. Deshalb freue ich mich, dass<br />

wir mit der Ausstellung ‚120 Jahre <strong>VNW</strong>‘ diese Erfolgsgeschichte<br />

feiern und Aufmerksamkeit auf das Thema lenken können. Denn<br />

die Zusammenarbeit zwischen der IFB Hamburg, der Hansestadt und<br />

Verbänden wie dem <strong>VNW</strong> bildet die Grundlage für den erfolgreichen<br />

sozialen Wohnungsbau in Hamburg. Im kommenden Jahr<br />

feiert die IFB Hamburg ihren 70. Geburtstag. Dies wird ein weiterer<br />

Anlass sein, das Erreichte Revue passieren zu lassen und gemeinsam<br />

auf zukünftige Herausforderungen zu blicken.“


56 <strong>VNW</strong><br />

Die wichtigsten Termine in den kommenden Monaten<br />

17.<br />

AUG 22<br />

4. NORDDEUTSCHER<br />

BETRIEBSKOSTENTAG<br />

Lübeck<br />

19./20.<br />

SEP 22<br />

<strong>VNW</strong>-ARBEITSTAGUNG<br />

Lübeck<br />

17.<br />

OKT 22<br />

FACHTAGUNG GROSSSIEDLUNGEN –<br />

WOHNQUARTIERE MIT ZUKUNFT<br />

Lübeck<br />

17.<br />

NOV 22<br />

9. NORDDEUTSCHER MIETRECHTSTAG<br />

Lübeck<br />

Bildnachweise<br />

Titelbild, S1.: Westend61 / Kniel Synnatzschke; S. 2: H&K_Axel Born; Seite 4-5: Bertold Fabricius; Seite 6-7: Bertold Fabricius; S. 8: DESWOS;<br />

S. 9: Baugenossenschaft Mittelholstein eG; S. 10: Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft eG, <strong>VNW</strong>, Baugenossenschaft Mittelholstein<br />

eG; S. 11: privat; S. 16-18: Bertold Fabricius; S. 20: Malzahn/Lübecker Bauverein; S. 21: Malzahn/Lübecker Bauverein; S. 22: Senatskanzlei<br />

Hamburg/Bina Engel; S. 23: Christian Charisius/dpa; S. 26-28: Bertold Fabricius; S. 31/32: Grafik Frank Hasse; S. 34: ImmoExplorer24/Visualisierung:<br />

mgf; S. 35: ImmoExplorer24/Visualisierung: mgf (2), Kasper Fuglsang; S. 37: Bertold Fabricius; S. 44: Marcus Brandt/dpa; Seite 46: Viacheslav<br />

Yakobchuk/AdobeStock; S. 48: SAGA, <strong>VNW</strong>; S. 49: Strasburger Kreise, Visualisierung: Störmer Murphy and Partners, Hamburg; SBV, Felix Liebel<br />

Fotos (2); S. 51: TRAVE, NEUE LÜBECKER; S. 52: Visualisierung: Tim Möller, <strong>VNW</strong>; S. 53: <strong>VNW</strong>, TRAVE, SBV; S. 54-55: Bertold Fabricius;<br />

S. 58-62: photovision; S. 64: AdobeStock_ vegefox; S 70: A Stockfoto; S. 72: Nassauische Heimstätte; S. 73: Tina Merkau; S. 74, 75: Grafiken:<br />

IntegraTE; S. 77: Florian Nagler Architekten; S. 78 (links): Sebastian Schels; S. 78 (rechts): Max Kratzer; S. 82: Getty Images; S. 83: © Haufe;<br />

S. 85: AdobeStock_Artinum; S. 86: Jens Büttner; S. 90: AdobeStock_bht2000


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58<br />

Real Estate Messe<br />

Immobilienmesse feiert gelungene Premiere /<br />

GdW, <strong>VNW</strong> und vdw dabei<br />

Bauministerin Geywitz besucht<br />

Verbände im Haus der Zukunft<br />

Hannover. Die Premiere der norddeutschen Immobilienmesse<br />

Real Estate Arena auf dem hannoverschen Messegelände war<br />

ein voller Erfolg. Beteiligt waren als Aussteller neben dem vdw<br />

Niedersachsen Bremen und dem GdW Bundesverband deutscher<br />

Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die sich auf einem gemeinsamen<br />

Stand präsentierten, auch zahlreiche vdw-Mitgliedsunternehmen<br />

und die NT Nordwestdeutsche Treuhand.<br />

GdW-Präsident Axel Gedaschko wies zur Eröffnung der Messe<br />

auf die massiven Probleme hin, vor denen die sozialorientierte Wohnungswirtschaft,<br />

aber auch andere Akteure am Wohnungsmarkt<br />

derzeit stehen. Gedaschko nahm die Politik in die Pflicht, mehr zu<br />

fördern, statt an vielen Stellen den Druck zu erhöhen. vdw-Verbandsdirektorin<br />

Dr. Susanne Schmitt betonte in einer Diskussionsrunde<br />

u.a. mit dem hannoverschen Oberbürgermeister Belit Onay<br />

und Gundlach-Geschäftsführerin Nadine Otto, dass der soziale<br />

Wohnungsbau einen massiven Einbruch erleiden werde. Allein die<br />

vdw-Unternehmen hätten angekündigt, ab 2023 rund 1500 Wohneinheiten<br />

pro Jahr weniger zu bauen als eigentlich geplant.


59<br />

Die zwei Messetage standen ganz im Fokus von Wohnungsbau,<br />

Klimaschutz und Digitalisierung. Ein Höhepunkt war der Besuch<br />

von Bundesbauministerin Klara Geywitz, die sich auch im „Haus<br />

der Zukunft“ von GdW/vdw sowie am Spiri.Bo-Stand von meravis<br />

informieren ließ. Im nächsten Jahr wird die Real Estate Arena am<br />

24./25. Mai zum zweiten Mal stattfinden. Dann in einer moderneren<br />

Halle, denn sowohl die Kapazitäten des diesjährigen Austragungsortes<br />

als auch die baulichen Qualitäten waren absolut<br />

unzureichend.<br />

f


60<br />

Real Estate Messe<br />

Hier zusammengetragen einige<br />

Stimmen zur diesjährigen Messe:<br />

„Die Stadt Hameln war u.a. vertreten<br />

durch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften<br />

HWG und GSW mit einem<br />

kleinen Stand bei der Metropolregion<br />

Hannover. Fazit: Unerwartet viele gute<br />

Gespräche, die in großen Teilen echten<br />

„Mehrwert“ bedeuteten und die Grundlage<br />

für mögliche Kooperationen darstellen.<br />

Aus Sicht eines Mittelzentrums ist es<br />

genau richtig, sich auf die mittelständische<br />

Immobilienwirtschaft zu konzentrieren.“<br />

Christian Mattern, Geschäftsführer<br />

Hamelner Wohnungsbau-Gesellschaft<br />

„Die Messe war <strong>2022</strong> wie ein großes<br />

Klassentreffen mit großer Wiedersehensfreude<br />

nach zwei Corona-Jahren. Wir<br />

konnten in nur zwei Tagen so zahlreiche<br />

Gespräche führen, wie es im Alltag kaum<br />

möglich ist und hatten die Möglichkeit,<br />

dass was uns wichtig ist zu präsentieren.<br />

Auch intern ist die Messe als ein bereichsübergreifendes<br />

Teambuilding-Event wertvoll.<br />

Die Fokus-Themen wie Digitalisierung<br />

und Klimawandel haben auch für uns eine<br />

hohe Relevanz. Viele Ideen und Impulse<br />

nehmen wir mit. Wir freuen uns auf eine<br />

Wiederholung im nächsten Jahr.“<br />

Nadine Otto, Geschäftsführerin<br />

Gundlach-Immobilien


61<br />

„Engagierte Ausstellen<br />

de mit guten Antworten auf die aktuellen<br />

Herausforderungen der Immobilienwirtschaft,<br />

hochrangige Vortragende<br />

und interessierte Besuchende haben die<br />

beiden Tage zu einer tollen Premiere dieses<br />

neues Messeformats gemacht. Nach<br />

der Messe ist vor der Messe – wir beginnen<br />

schon mit der Planung für 2023 und<br />

haben bereits viele Ideen, wie wir einen<br />

Beitrag dazu leisten können, diese Veranstaltung<br />

als Highlight für die Immobilienbranche<br />

im Norden zu etablieren.“<br />

Karsten Klaus,<br />

Geschäftsführer hanova<br />

„Viele Eindrücke und noch mehr Impulse<br />

– das war der Auftakt der Real Estate<br />

Arena. Die Branche will nicht nur reden,<br />

sondern machen und diese Dynamik hat<br />

sich auf den Bühnen, in den Panels und<br />

den Gesprächen gezeigt. Das absolute<br />

Highlight war der persönliche Austausch mit<br />

der Bundesbauministerin, Klara Geywitz,<br />

die uns NextGen als Impulsgeber versteht.“<br />

Sarah-Madeline Buschmann,<br />

Team Projektentwicklung hanova<br />

„Gratulation an die Messe Hannover<br />

für diese Initiative. Für die Städtische<br />

Wohnungsbau Göttingen hat es sich sehr<br />

gelohnt dort auszustellen. Wir konnten<br />

wichtige neue Kontakte knüpfen und bestehende<br />

pflegen. Das ist hilfreich für die<br />

vielfältigen anstehenden Herausforderungen.“<br />

Claudia Leuner-Haverich,<br />

Geschäftsführerin<br />

Städtische Wohnungsbau Göttingen<br />

f


62<br />

Real Estate Messe<br />

„Das war sie also: die Real Estate Arena<br />

<strong>2022</strong>. Was war das für eine Freude und<br />

was für ein Energizer – nicht nur für uns<br />

als Aussteller – sondern auch, wie uns vielfach<br />

gespiegelt wurde, für die Besucher<br />

auf unserem Stand. Unsere Erwartungshaltung<br />

mit Dialogformaten mit unseren<br />

Kooperationspartnern wurde erfüllt. So<br />

konnten wir nicht nur der Bundesbauministerin<br />

Klara Geywitz zeigen, wie innovativ<br />

Wohnungswirtschaft gedacht wird und<br />

wie wir versuchen, den Herausforderungen<br />

zu begegnen, sondern auch dem sehr<br />

interessierten Publikum aus ganz Deutschland.<br />

Das geht nicht alleine, sondern in<br />

Partnerschaft, in Netzwerkarbeit und auch<br />

mit ein wenig Mut.<br />

In diesem Sinn: Auf die Real Estate<br />

Arena 2023, die Digitalisierung der WoWi,<br />

auf viele weitere Partnerschaften bei den<br />

Umsetzungen der Herausforderungen<br />

unserer Branche.“<br />

Matthias Herter, Geschäftsführer<br />

meravis Wohnungsbau- und<br />

Immobilien<br />

„Für uns als KSG war die Teilnahme an<br />

der Real Estate Arena ein Erfolg. Der besondere<br />

Rahmen machte es möglich, mit<br />

vielen Menschen unterschiedlicher Branchen<br />

ins Gespräch zu kommen und sich<br />

über interessante Themen auszutauschen.<br />

Darüber hinaus haben wir die Gelegenheit<br />

gerne genutzt, um uns als Wohnungsunternehmen<br />

und unsere Konzepte für die<br />

Themenbereiche Quartiersmanagement,<br />

Nachhaltigkeit und Solar-Mieterstrom,<br />

Schaffung von Wohnraum sowie Mobilität<br />

vorzustellen.“<br />

Karl Heinz Range,<br />

Geschäftsführer KSG Hannover<br />

Die Real Estate Arena <strong>2022</strong> im Rückblick<br />

Real Estate Arena 2023:<br />

24./25. Mai<br />

„Die deutsche Immobilienbranche hat<br />

die Real Estate Arena als Branchenplattform<br />

mit großer Begeisterung aufgenommen.<br />

An den beiden Messetagen kamen<br />

3000 Teilnehmer*innen nach Hannover<br />

und besuchten die Stände von knapp 200<br />

Ausstellern. Die außergewöhnlich positiven<br />

Reaktionen von Ausstellern und Besucher*innen<br />

zeigen, dass das Konzept<br />

der Real Estate Arena von Beginn an überzeugt<br />

hat.“<br />

Hartwig von Saß,<br />

Projektleiter Deutsche Messe AG h


63<br />

Anzeigen<br />

Zukunftssichere Energie<br />

für Immobilien.<br />

Effiziente Systemlösungen.<br />

Auch in der Wohnungswirtschaft wird im Bereich der<br />

Heiztechnik großer Wert auf eine effiziente Energienutzung<br />

gelegt. Buderus wird diesem Anspruch gerecht:<br />

mit Produkten und Systemen, die wenig verlangen, aber<br />

viel leisten. Erfahren Sie mehr unter www.buderus.de


64<br />

Externes Rating<br />

Externes Rating<br />

als Chance für die Wohnungswirtschaft?<br />

Die GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen, Bremen hat<br />

sich im Wirtschaftsjahr 2020 entschieden, ihre gute Bonität durch<br />

ein externes Rating zu unterlegen und bestätigen zu lassen. Grundlage<br />

der Entscheidung waren die immer komplexer werdenden<br />

Kreditnebenabreden (Covenants) sowie die erforderliche Erschließung<br />

weiterer Refinanzierungsquellen für zukünftige Investitionen<br />

außerhalb des Bankensektors. Insbesondere das zunehmende Delta<br />

zwischen den nach der Beleihungswertermittlungsverordnung<br />

erzielbaren Beleihungswerten aufgrund der Förderbedingungen<br />

im geförderten Neubau und den Gestehungskosten für Neubauprojekte<br />

erfordert für die Zukunft Refinanzierungsinstrumente, die<br />

ohne grundbuchrechtliche Sicherstellung zur Verfügung stehen.<br />

Zudem konnte die GEWOBA auf Grundlage des Ratings konditionelle<br />

Vorteile bei Kreditaufnahmen – insbesondere bei Förderbanken<br />

– erzielen sowie Financial Covenants durch einen Rating<br />

Trigger substituieren. Ein Rating Trigger ermöglicht den Investoren<br />

ein Kündigungsrecht, sofern ein vertraglich definiertes Mindestrating<br />

nicht erreicht wird. In Abhängigkeit der Einstufung des<br />

Rating-Triggers greifen konditionelle Vorteile in unterschiedlicher<br />

Höhe. Spürbare konditionelle Vorteile gab es insbesondere bei den<br />

Konditionsverhandlungen mit internationalen Förderbanken.<br />

Mit der Beauftragung der Ratingagentur Standard & Poor´s<br />

waren zunächst übliche wirtschaftliche Unterlagen, die auch Banken<br />

oder andere Kreditgeber bei Kreditvergaben auf Grundlage<br />

des § 18 Kreditwesengesetzes abverlangen, vorzulegen. Dazu<br />

gehören insbesondere Bilanzen, Wirtschaftspläne, Liquiditätspläne<br />

sowie Unterlagen, die die Existenz von Refinanzierungsquellen<br />

unterlegen wie Kreditverträge oder Verträge über bestehende<br />

Fazilitäten. Aber auch regionale Marktdaten wie Durchschnittsmieten<br />

und Kaufpreisentwicklungen sowie portfoliobezogene<br />

Daten (Modernisierungszustand, Leerstandsquoten etc.) waren<br />

vorzulegen. Die wirtschaftlichen Unterlagen wurden ausgewertet<br />

und übliche Bilanzrelationskennzahlen und Ertragskennzahlen ermittelt.<br />

In einem nächsten Schritt wurden offene Fragen in einem<br />

Managementgespräch erläutert. Der Fokus der Fragen lag auf<br />

finanzwirtschaftlichen Themen, im Rahmen des jährlich stattfindenden<br />

Re-Rating-Prozesses waren aber auch zunehmend Fragen<br />

zum Thema IT-Sicherheit erkennbar.<br />

Die Zeitschiene von der Vorlage aller erforderlichen Unterlagen<br />

bis zur Bekanntgabe des abschließenden Ratingergebnisses betrug<br />

fünf Wochen, nachdem die erbetenen Unterlagen auf Basis des<br />

vorliegenden gut strukturierten Datenbestandes ohne weiteren<br />

Aufwand geliefert werden konnten. Auf die Beauftragung eines<br />

externen Beratungsunternehmens zur Begleitung dieses Prozesses<br />

hat die GEWOBA bewusst verzichtet. Das Unternehmen hatte die<br />

Möglichkeit bei Bekanntgabe der Ratingeinstufung, sich für oder<br />

gegen eine Veröffentlichung des Ratings zu entscheiden. Aufgrund<br />

des guten Ratingergebnisses hat sich die GEWOBA für die<br />

Veröffentlichung entschieden.<br />

Jedes Jahr erfolgt ein Re-Rating-Prozess, in dem das ursprüngliche<br />

Rating überprüft wird. Neben dem jährlichen Managementgespräch<br />

ist dafür auch die anlassbezogene Kommunikation mit<br />

der Ratingagentur erforderlich. Sachverhalte, die die finanzwirtschaftliche<br />

Entwicklung wesentlich positiv oder negativ beeinflussen<br />

können, sollten der Ratingagentur auch außerhalb von<br />

turnusgemäßen Neubewertungen und Managementgesprächen<br />

offengelegt werden. Eine offene Finanzkommunikation ist wichtig.<br />

In der Regel ist das Vertragsverhältnis mit Rating-Agenturen über<br />

eine längere Zeit geprägt, formal aber jederzeit unter Einhaltung<br />

von Fristen kündbar. Insbesondere mögliche kreditvertragliche Vereinbarungen<br />

verpflichten Wohnungsunternehmen jedoch, jährlich<br />

ein neues Rating vorzulegen. Ein Wechsel innerhalb der Ratingagenturen<br />

ist dabei möglich.<br />

Die Ratingsystematik wurde der GEWOBA transparent offengelegt.<br />

Die Ratingagentur unterscheidet zwischen dem Unternehmensrisikoprofil<br />

und dem finanzwirtschaftlichen Risikoprofil.


65<br />

xxx<br />

MICHAEL STÜHRMANN<br />

Leitung Unternehmensfinanzierung GEWOBA AG Wohnen und Bauen, Bremen<br />

Während das unternehmensbezogene Risikoprofil die Kernpunkte<br />

Branchenrisiko, Marktposition, Unternehmensführung und Strategien<br />

abbildet, bezieht sich das finanzwirtschaftliche Risikoprofil<br />

auf die Kernthemen finanzwirtschaftliche Kennzahlen, Stabilität<br />

der Verbindlichkeitenstruktur sowie die Liquidität. Exemplarisch<br />

für eine finanzwirtschaftliche Kennzahl steht die finanzwirtschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit in Form des EBITDA im Verhältnis zum Gesamtumsatz.<br />

Das Kernthema Verbindlichkeitenstruktur analysiert<br />

sowohl die Fähigkeit des Wohnungsunternehmens, die Finanzierungskosten<br />

zu decken, als auch die Verbindlichkeiten aus den Ertragsströmen<br />

innerhalb angemessener Zeiträume zu tilgen. Maßgeblich<br />

für eine erste Bewertung ist das EBITDA im Verhältnis zu<br />

den zinstragenden Finanzverbindlichkeiten sowie das EBITDA im<br />

Verhältnis zum Zinsaufwand.<br />

Die Kernthemen sind unterschiedlich gewichtet und werden<br />

nach dem Schulnotensystem mit Note 1 bis 6 bewertet.<br />

Bei der Liquidität zum Beispiel ist die Bewertung abhängig<br />

von dem Liquiditätsdeckungsgrad für die nächsten zwölf Monate.<br />

Ein Liquiditätsdeckungsgrad von 1,1 entspricht der Bewertung Note<br />

4. Daneben gibt es für jedes Kernthema aber auch „weiche“ Faktoren,<br />

die die Note positiv oder negativ beeinflussen können. Wenn<br />

der Liquiditätsdeckungsgrad zum Beispiel 1,1 beträgt, wird neben<br />

der rein rechnerischen Ermittlung auch berücksichtigt, ob es möglicherweise<br />

instabile Zugänge zu Refinanzierungsquellen gibt. Die<br />

Wohnungswirtschaft partizipiert häufig von Fazilitäten, also kurzfristigen<br />

Kreditmöglichkeiten, die bei Bedarf in Anspruch genommen<br />

werden können. Diese werden nicht auf Basis vertraglicher<br />

Vereinbarungen gewährt, sondern ohne vertragliche Zusage der<br />

Kreditinstitute. Oder ihre vertragliche Zusage liegt unter 365 Tage.<br />

Derartige Vereinbarungen entlasten Kreditinstitute in der<br />

Eigenkapitalunterlegung oder in der Liquiditätsreserve. Daraus ergeben<br />

sich konditionelle Vorteile für den Kreditnehmer. Die Aufrechterhaltung<br />

oder Inanspruchnahme derartiger Kreditmittel ist<br />

aber von dem Wohlwollen der Kreditinstitute abhängig und insofern<br />

keine „sichere“ Refinanzierungsquelle im Rahmen der<br />

Ratingbewertungsmethodik.<br />

Aber auch andere Faktoren begrenzen die Einstufung in eine<br />

bestimmte Ratingnote. So führen zum Beispiel negativen Bewer-<br />

Sources of liquidity over the next 12 month divided by uses of liquidity over the next 12 month*<br />

Ratio > 250 (1.75; 2.50] (1.25; 1.75] (1.00; 1.25] (0.75; 1.00] (0.75; 1.00]<br />

Initial assessment 1 2 3 4 5 6<br />

Factors that can positively adjust<br />

the initial assessment above<br />

Exceptional access to external<br />

funding: We will revise upward the<br />

initial assessment by two levels<br />

Factors that can negatively<br />

adjust the initial assessment<br />

above<br />

Uncertain access to external<br />

funding: We will revise downward<br />

the initial assessment by two levels<br />

Quelle: Methodik zur Bewertung öffentlicher und gemeinnütziger Anbieter von Sozialwohnungen (8. Dezember 2020) – Standard & Poor´s<br />

tungen (Note 5 oder schlechter) innerhalb der Kernthemen zu<br />

Kappungen in der Bewertung des Stand-Alone Credit Profiles.<br />

Exemplarisch dafür steht eine Liquiditätsunterdeckung von < 1,0.<br />

Sofern die rechnerische Liquiditätsunterdeckung nicht durch stabile<br />

Zugänge zu externen Finanzmitteln ausgeglichen werden kann,<br />

kann das Stand-Alone-Rating nicht über ein „B“ hinaus erfolgen.<br />

Das Rating gliedert sich bei kommunalen Wohnungsgesellschaften<br />

in ein Stand-Alone Credit Profile, also die Bewertung<br />

der kommunalen Wohnungsgesellschaft ohne Berücksichtigung<br />

der kommunalen Eigentümerstruktur und einem Issuer Credit Rating,<br />

also der Einbezug der Bonität des kommunalen Eigentümers<br />

sowie deren grundsätzlichen Bereitschaft und Möglichkeit der<br />

Unterstützung der Wohnungsgesellschaft im Krisenfall. Das Issuer-<br />

Credit-Rating wird in der Regel vom Stand-Alone Credit Profile<br />

abweichen. Häufig heben kommunale Eigentümerstrukturen das<br />

Issuer-Credit-Rating.<br />

Die GEWOBA hat erstmalig im Juli 2020 das Issuer-Rating „A“<br />

zugewiesen bekommen. Dieses hervorragende Ergebnis ist im Juli<br />

2021 bestätigt worden, mit der Tendenz zu A+. Auf Basis des externen<br />

Ratings hat die GEWOBA im November 2021 erstmalig<br />

Namensschuldverschreibungen platziert und auch hier einen Rating-Trigger<br />

mit den Investoren vereinbart. Für die GEWOBA war<br />

die Beauftragung eines externen Ratings richtig und vorteilhaft.<br />

Auf dieser Basis können auch zukünftig gute und tragfähige Refinanzierungsquellen<br />

– neben den Kreditinstituten – erschlossen<br />

werden. h


66 Rechnungswesen<br />

Im aktuellen Fokus des wohnungswirtschaftlichen<br />

Rechnungswesens<br />

– CO -Bilanz und Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz<br />

2<br />

VON MARK OLIVER KÖNEMUND / FRANK NOLTE VDW NIEDERSACHSEN BREMEN<br />

„Neue Themen erobern das Wohnungsunternehmen.”<br />

Waren es früher Diskussionen um Abschreibungsfristen von Wohngebäuden<br />

und Bilanzierungsfragen im Bereich der nachträglichen<br />

Herstellungskosten, so bestimmen wohl immer mehr die Bilanzierungsgrundsätze<br />

einer CO 2<br />

-Bilanz die Pausengespräche bei den anstehenden<br />

Fachtagungen der Verbände.<br />

Aber nicht etwa der fachliche Austausch zu Bilanzierungs- und<br />

Bewertungsfragen von Emissionsrechten in Handelsbilanzen der<br />

Wohnungsunternehmen rücken in den Fokus – vielmehr geht es<br />

zunehmend um die Rahmenbedingungen der Erstellung einer CO 2<br />

-<br />

Bilanz, das CO 2<br />

-Monitoring und die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der CO 2<br />

-Bepreisung, die nunmehr ganz oben auf der Agenda stehen.<br />

Bedingt durch die Formulierung und die Umsetzung der Klimaziele<br />

für 2030 und 2045 reichern sich die Aufgaben im Rechnungswesen<br />

nunmehr mit den Themenbereichen „tatsächlicher<br />

Energieverbrauch und Emissionen des Gebäudebestandes mit<br />

Energieeinsparzielen und Reduzierung der Emissionen“ und „Diskussionen<br />

und Gesetzesentwürfe um eine (Nicht-)Umlagefähigkeit<br />

der CO 2<br />

-Abgabe“ an.<br />

Einzelne Objekte können gezielt als „Schwachstellen“ im Bestand<br />

(Emissionstreiber) identifiziert und konkrete Maßnahmen ergriffen<br />

werden.<br />

Doch zurück zum Pausengespräch und lauschen wir einer Frage:<br />

„Wie kann man denn überhaupt CO 2<br />

bilanzieren, reichen dafür<br />

denn meine HGB-Kenntnisse für den Jahresabschluss?“. Zur Beantwortung<br />

dieser Frage muss das Wohnungsunternehmen zunächst<br />

den grundlegenden Rahmen der Bilanzierung festlegen. Versuchen<br />

wir die Beantwortung dieser Frage, indem wir die systematische<br />

Herangehensweise skizzieren:<br />

Bilanzrahmen<br />

„Der CO 2<br />

-Fußabdruck für Wohnungsunternehmen<br />

lässt sich transparent durch eine jährliche<br />

unternehmensbezogene CO 2<br />

-Bilanz darstellen."<br />

Diese Herangehensweise ermöglicht es dem Wohnungsunternehmen,<br />

einen unternehmensbezogenen Klimapfad und eine klimapolitische<br />

Zielsetzung abzuleiten, zu kontrollieren und bei Bedarf<br />

gegenzusteuern. Die Auswertung und Darstellung der CO 2<br />

-Bilanz<br />

und des Energieeinsatzes im Zeitverlauf stellt die potenzielle Basis<br />

der unternehmensbezogenen Klimazielerreichung (-setzung) dar.<br />

Bilanz<br />

Aufbereitung<br />

Werkzeug<br />

Energiedaten


CO 2<br />

-Bilanz einschließlich Erstellungsbericht –<br />

Leistungsangebot des <strong>VNW</strong>/vdw<br />

Der CO 2<br />

-Fußabdruck von Wohnungsunternehmen lässt sich transparent<br />

durch eine jährliche unternehmensbezogene CO 2<br />

-Bilanz<br />

darstellen. Diese Herangehensweise ermöglicht es dem Wohnungsunternehmen,<br />

einen unternehmensbezogenen Klimapfad<br />

und eine klimapolitische Zielsetzung abzuleiten.<br />

Klimawandel, Wir bieten Ihnen Finanzkrise, unsere Leistungen Form Covid-19, der erstmaligen explodierende Vorteile der CO 2<br />

-Bilanz: Mieten – ein<br />

Erstellung einer CO 2<br />

-Bilanz mit Erstellungsbericht an.<br />

Branchenvergleich<br />

Thema jagt das nächste. Um ihnen zu begegnen, wird als erstes nach<br />

Neben den Berechnungsgrundlagen zur Herleitung der branchenbezogenen<br />

CO<br />

- Identifikation von Emissionstreibern<br />

dem Staat gerufen. 2<br />

-Bilanz werden hierbei auch die unternehmensbezogenen<br />

Aktivitätsdaten des Wohnungsunternehmens in die<br />

Maßnahmen zur CO 2<br />

Dabei zeigt die Wohnungswirtschaft vorbildliche<br />

-Reduzierung<br />

Berichterstattung übernommen. Im Ergebnis werden die CO<br />

Lösungsansätze für unsere aktuellen<br />

2<br />

-Bilanzierung<br />

und Ansatzpunkte zur CO 2<br />

- transparente Darstellung der Klimazielsetzungen<br />

Herausforderungen. Nutzen wir<br />

-Reduktion im Bericht aufgeführt.<br />

Darüber hinaus umfasst der Erstellungsbericht auch eine<br />

die kollektive Intelligenz!<br />

auf Wirtschaftseinheiten bezogene Darstellung der Energieverbräuche<br />

nach den verschiedenen Energieträgern und die hieraus<br />

resultierenden CO 2<br />

-Emissionen. Abgerundet wird der Bericht mit<br />

einer Darstellung und Klassifizierung der Objekte nach Energieeffizienzklassen<br />

(GEG). Ein Glossar informiert über die wichtigsten<br />

fachlichen Begriffe zum Thema CO 2<br />

-Bilanz.<br />

Mark Oliver<br />

Könemund<br />

Jörg Cammann<br />

Frank Nolte<br />

- Standardisierte Berichterstattung ermöglicht transparenten<br />

- Ermittlung der Grundlagen für Entscheidungen über weitere<br />

- Einstieg in die regelmäßige Berichterstattung der CO 2<br />

-Bilanz<br />

und Weiterentwicklung zu einer unternehmensbezogenen<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung mit DNK-Erklärung<br />

Lassen Sie sich ein unverbindliches Angebot unterbreiten.<br />

Den vdw erreichen Sie telefonisch unter 0511 1265-166<br />

Den <strong>VNW</strong> unter der Telefonnummer 040 520 11 241<br />

„Welcher Bilanzrahmen gilt?”<br />

Eine bedeutende Fragestellung zu Beginn einer Datenerhebung mit<br />

dem Ziel einer CO 2<br />

-Bilanzerstellung ist die Festlegung des eigentlichen<br />

Bilanzrahmens, d.h. der Bilanzgrenze für die zu berichtenden<br />

CO 2<br />

-Emissionen – was wird hereingenommen, was wird herausgelassen?<br />

Neben den Bestandsobjekten werden hierbei in der Praxis<br />

auch die in der laufenden Verwaltung entstandenen Emissionen,<br />

z.B. durch Beheizung, Warmwasseraufbereitung, Kühlung und Allgemeinstromverbrauch<br />

sowie durch den Fuhrpark, einbezogen<br />

Emissionen, die aus der Herstellung von Baumaterialien (graue<br />

Emissionen) resultieren, werden gegenwärtig in der Praxis in der<br />

Regel noch nicht berücksichtigt. Zukünftig wird dieser Punkt wohl<br />

aber an Bedeutung gewinnen. Graue Emissionen sollten daher perspektivisch<br />

erfasst und entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

„Welche Energiedaten müssen ermittelt werden?”<br />

Es werden Endenergiedaten erhoben, also die gelieferte bzw. bezahlte<br />

Energie der bewirtschafteten Bestände. Vorrang haben<br />

immer gemessene Verbrauchsdaten. Die Energieverbrauchsdaten<br />

sollten möglichst auf Objektebene (physisches Gebäude, nicht<br />

Hauseingang) erhoben werden. Aber auch die Schätzung der Verbräuche<br />

durch objektbezogene Verbrauchs- und Bedarfsausweise<br />

kommen in der Praxis zur Anwendung, falls verbrauchsbezogene<br />

Daten nicht vorliegen.<br />

Die Endenergiedaten werden hierbei nach Energieträgern (Erdgas,<br />

Heizöl, Kohle, Holz, Fernwärme u.a.) differenziert. Wurde die<br />

Energieumwandlung vor Ort oder beim Energieversorger vorgenommen,<br />

wofür wurde die Energie verwendet (Heizung, Warmwasser,<br />

Allgemeinstrom)? Und auch die Wahl des angemessenen<br />

Emissionsfaktors des Energieträgers runden die Fragestellungen<br />

rund um die Aufbereitung der Energiedaten schließlich ab.<br />

Die Berechnung der CO 2<br />

-Emissionen erfolgte hierbei mit der<br />

Formel:<br />

Endenergieverbrauch x Emissionsfaktor des Energieträgers<br />

= Emissionsmenge<br />

„Werkzeug”<br />

Dem „CO 2<br />

-Bilanzierungswerkzeug“ kommt die Aufgabe zu, die<br />

entsprechenden objektbezogenen Emissionsdaten aufzubereiten<br />

und im Ergebnis den CO 2<br />

-Ausstoß zu quantifizieren.<br />

Hierbei werden neben den energieträgerbezogenen Emissionsfaktoren<br />

die Witterungsbereinigung durch Anwendung ortsbezogener<br />

Klimafaktoren des Deutschen Wetterdienstes und möglicherweise<br />

Leerstände und weitere objektbezogene Bewertungskriterien<br />

zugrunde gelegt.<br />

„Aufbereitung”<br />

Die Aufbereitung der Daten zur Erstellung der CO 2<br />

-Bilanz stellt nun<br />

die eigentliche Aufgabe im Rechnungswesen des Wohnungsunternehmens<br />

dar. Hierbei sind zunächst folgende grundlegende Fragen<br />

zu klären:<br />

f


68 Rechnungswesen<br />

• In welchem Turnus soll das CO 2<br />

-Monitoring erfolgen? Ist eine<br />

jährliche Bilanzierung zwingend erforderlich?<br />

• Wie sind die Bestände des Wohnungsunternehmens von den<br />

Energiedaten her strukturiert? Liegen für alle Objekte verbrauchsmäßige<br />

Daten vor?<br />

• Wie sollen Leerstände, Neubauten, Verkaufs- und Abrissobjekte<br />

berücksichtigt werden?<br />

• Sollen auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der CO 2<br />

-Bepreisung<br />

abgebildet werden?<br />

„Bilanz”<br />

Auf der Grundlage der unternehmensbezogenen Daten erstellt das<br />

Wohnungsunternehmen der von ihrem Gebäudebestand und der<br />

Verwaltungstätigkeit ausgehenden CO 2<br />

-Emissionen die sogenannte<br />

CO 2<br />

-Bilanz. Auf Basis der GdW-Arbeitshilfe 85 – CO 2<br />

-Monitoring<br />

(GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />

e.V.) – kann die Auswertung und Einordnung dieser<br />

Ergebnisse herangezogen werden.<br />

Auf Unternehmensebene werden dann in der Regel die energieträgerbezogenen<br />

Emissionen aufgeschlüsselt und im Ergebnis<br />

der jährliche CO 2<br />

-Ausstoß quantifiziert.<br />

Auf Objektebene hat sich in der Praxis und im Rahmen der<br />

Erstellungsberichte des <strong>VNW</strong>/vdw (siehe Leistungsangebot) auch<br />

eine objektbezogene Aufgliederung der Ergebnisse bewährt, da<br />

auf dieser Basis gezielte Maßnahmen ergriffen werden können, die<br />

CO 2<br />

-Emissionen im unternehmensbezogenen Zielkorridor zu reduzieren.<br />

Aber auch eine transparente Darstellung der Objekte nach den<br />

Energieeffizienzklassen (GEG) erhöht die Aussagekraft einer erstmalig<br />

erstellten CO 2<br />

-Bilanz:<br />

Ziel dieses Gesetzes ist es, dem aus der Kostenbelastung des<br />

Kohlendioxidpreises resultierenden Anreiz zu Energieeinsparungen<br />

und zu energetischen Sanierungen im Gebäudebereich zur<br />

Wirkung zu verhelfen. Dazu werden die Kohlendioxidkosten abgestuft<br />

entsprechend dem Kohlendioxidausstoß des Gebäudes pro<br />

m² Wohnfläche und damit anhand der energetischen Qualität des<br />

Gebäudes verteilt. Es soll somit eine Aufteilung erreicht werden,<br />

die den Verantwortungsbereichen und Einflussmöglichkeiten von<br />

Vermieter- und Mieterseite auf den Kohlendioxidausstoß Rechnung<br />

trägt und Anreize schafft, Treibhausgasemissionen möglichst weit<br />

zu reduzieren und damit zum Klimaschutz beizutragen.<br />

Das Gesetz sieht dazu ein Stufenmodell vor, das anhand des<br />

Kohlendioxidausstoßes des Gebäudes festlegt, wie Kohlendioxidkosten<br />

auf Vermieter und Mieter in Wohngebäuden aufgeteilt sind.<br />

Bei Nichtwohngebäuden wird zunächst eine hälftige Teilung der<br />

Kohlendioxidkosten eingeführt. Die Regelungen dieses Gesetzes<br />

sollen unbefristet gelten, spätestens zum Ablauf der Festpreisphase<br />

des BEHG Ende 2025 um ein Stufenmodell für Nichtwohngebäude<br />

ergänzt und bis zum 30. September 2026 evaluiert werden. Die<br />

erforderliche Datengrundlage soll bis zum Ende des Jahres 2024<br />

erarbeitet werden.<br />

Im Rahmen unserer Beratungsleistung „CO 2<br />

-Erstellungsbericht“<br />

werden wir diese Auswirkungen zukünftig in die entsprechenden<br />

unternehmensbezogenen Auswertungen einbeziehen,<br />

da die erforderlichen Datensätze grundlegend aus der CO 2<br />

-Bilanz<br />

vorliegen. Ein auf Excel-Basis beruhender CO 2<br />

-Belastungsrechner,<br />

der die Auswirkungen auch auf Gebäudeebene zeigt, rundet hierbei<br />

unser Produktportfolio und die Beratungsleistungen für Wohnungsunternehmen<br />

weiter ab. h<br />

Anzahl WE<br />

Energieeffizienzklassen<br />

70<br />

66<br />

60<br />

50<br />

43<br />

34<br />

40<br />

30<br />

14<br />

20<br />

9 10<br />

12 10<br />

10<br />

0<br />

0<br />

A+ A B C D E F G H<br />

CO 2<br />

-Kostenbelastung<br />

Zusammenstellung der CO 2<br />

-Belastung für den Vermieter<br />

Energieträger Kosten 2023<br />

€<br />

Kosten 2024<br />

€<br />

Kosten 2025<br />

€<br />

Erdgas 10.652 13.210 16.852<br />

Heizöl 5.423 6.123 7.562<br />

insgesamt 17.481 21.141 26.623<br />

CO2-Belastung Vermieter<br />

30.000<br />

25.000<br />

„Transparenz zu wirtschaftlichen Auswirkungen –<br />

Kostenabschätzung CO 2<br />

-Bepreisung”<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

Am 25.Mai <strong>2022</strong> hat die Bundesregierung einen Entwurf zum<br />

„Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz” – (CO 2<br />

KostAufG) vorgelegt.<br />

Das Gesetz soll die Frage klären, wie die Mehrbelastungen, die<br />

für den Verbrauch von u.a. Heizöl und Erdgas in Gebäuden anfallen,<br />

zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt werden. Derzeit<br />

können Vermieter die Zusatzkosten für den CO 2<br />

-Preis vollständig<br />

an ihre Mieter weitergeben.<br />

5.000<br />

0<br />

2023 2024<br />

Heizöl<br />

Erdöl<br />

2025


Wir, der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />

e.V. (<strong>VNW</strong>), vertreten die Interessen von über<br />

400 Wohnungsgenossenschaften, kommunalen und<br />

sozialorientierten privaten Wohnungsunternehmen<br />

sowie Fördermitgliedern aus Hamburg, Mecklenburg-<br />

Vorpommern und Schleswig-Holstein.<br />

Wir suchen zum 01. Januar 2023 in Schwerin für unseren<br />

Landesverband Mecklenburg-Vorpommern einen<br />

Verbandsreferenten (m/w/d)<br />

in Vollzeit – Teilzeit möglich<br />

Aufgaben, die Ihnen gefallen werden:<br />

• Sie unterstützen kompetent den Vorstand bei allem rund um das Thema Wohnen.<br />

• Sie halten unsere Mitglieder zu Gesetzesvorhaben, Förderungen und wohnungswirtschaftlichen<br />

Inhalten auf dem Laufenden.<br />

• Sie planen Workshops, organisieren Veranstaltungen und halten Kontakt zu den Mitgliedern.<br />

• Sie vertreten unsere Ziele für bezahlbares, gutes und sicheres Wohnen mit Nachdruck und<br />

Leidenschaft.<br />

Sie bringen mit:<br />

• Eine abgeschlossene Berufsausbildung vorzugsweise im immobilienkaufmännischen Bereich oder<br />

eine höherwertige Qualifikation und mehrjährige Berufserfahrung<br />

• Idealerweise erste Erfahrungen in der Verbandsarbeit<br />

• Selbstständige, sorgfältige Arbeitsweise mit einem freundlichen und verbindlichen Auftreten<br />

• Organisationstalent und Freude an Teamarbeit<br />

Wir bieten Ihnen:<br />

• Eine professionelle Arbeitsatmosphäre in einem sympathischen Team<br />

• Tarifliche Vergütung, zusätzliche Altersvorsorge und weitere soziale Leistungen<br />

• Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

• Mobiles Arbeiten und flexible Gleitzeitregelungen<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Ist Ihr Interesse geweckt, freuen wir uns auf die Zusendung Ihrer aussagekräftigen<br />

Bewerbungsunterlagen über den „Jetzt Bewerben”-Button unter www.vnw.onapply.de.<br />

Inhaltliche Fragen zu unserem Stellenangebot besprechen Sie gern mit Andreas Thal<br />

unter 040 52011-204.


70<br />

Energie<br />

Stille<br />

Energiequelle für<br />

die Wärmepumpe<br />

PVT-Wärmepumpen-Systeme als Baustein lokal emissionsfreier Quartierslösungen


71<br />

IntegraTE<br />

Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Initiative zur Verbreitung von PVT-Solarkollektoren<br />

und Wärmepumpen im Gebäudesektor – unter dem Namen IntegraTE – will den Bekanntheitsgrad dieser energieeffizienten<br />

Technologie steigern. Mit dem Fraunhofer ISE in Freiburg, dem Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und<br />

Energiespeicherung (IGTE) der Universität Stuttgart und dem Institut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH) sind dafür seit<br />

Dezember 2019 gleich drei wissenschaftliche Partner gemeinsam am Start. Darüber hinaus unterstützen der BWP (Bundesverband<br />

Wärmepumpe), der BDH (Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie) und der BSW (Bundesverband Solarwirtschaft)<br />

sowie zwölf Industriepartner und die Bielefelder Agentur Solrico das Projekt. Ziel der für drei Jahre angelegten Initiative<br />

ist es, den Status quo der aktuell verfügbaren und eingesetzten PVT-Wärmepumpen-Systeme (PVT-WP-Systeme) zu ermitteln,<br />

diese in Bezug auf ihre Energieeffizienz, CO 2<br />

- Einsparung und Wärmegestehungskosten zu bewerten und über spezielle Tools<br />

eine Vergleichbarkeit gegenüber alternativen Energieversorgungssystemen herzustellen. Darüber hinaus sind das Monitoring<br />

und die Optimierung bestehender PVT-WP-Anlagen sowie die Konzeption und Umsetzung von Marketingmaßnahmen Arbeitsinhalte<br />

der Projektpartner.<br />

Um Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral zu machen, muss in den kommenden<br />

Jahren der Wärmebedarf von Millionen Immobilien so weit wie möglich reduziert werden.<br />

Vor allem für den Bestand sind Sanierungskonzepte gefordert, die auf der einen Seite die<br />

Energieeffizienz der Gebäude deutlich verbessern, auf der anderen aber auch praktikabel<br />

und bezahlbar sind.<br />

Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projektinitiative<br />

IntegraTE sondiert derzeit die Möglichkeiten und Grenzen sogenannter PVT-<br />

Wärmepumpen-Systeme. PVT-Kollektoren gewinnen sowohl Strom als auch Wärme aus<br />

Sonnenenergie.<br />

Am 26. Juni 2021 hat das novellierte deutsche Klimaschutzgesetz den Bundesrat passiert.<br />

Die Bundesregierung verschärft darin die Klimaschutzvorgaben und verkürzt die Zeitspanne<br />

bis zur angestrebten Netto-Treibhausgasneutralität um fünf Jahre auf das Jahr 2045.<br />

Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken – entsprechend<br />

sind die Energiewirtschaft, die Industrie, der Bereich Verkehr, die Landwirtschaft und<br />

der Gebäudesektor in punkto Energieeffizienz und Klimaschutz gefordert.<br />

Effizientere Technik unverzichtbar<br />

Corona beschleunigt den Trend eines neuen Arbeits- und Wohnmixes<br />

in den Städten. Die Verbindung von Büros mit Wohnungen<br />

und Kitas mit Schulen prägt die Post-Corona-Stadt. Nahversorgung<br />

wird für die Bewohner wichtiger, die Nachfrage nach<br />

Manufakturen und Handwerksbetrieben wächst. Statt überall die<br />

gleichen Läden wird es in Zukunft mehr Unikate geben.<br />

Zum Vorbild der Transformation könnte Paris werden. In der<br />

französischen Hauptstadt haben Stadtrat und Wirtschaftsförderung<br />

einen Aktionsplan verabschiedet und einen gemeinnützigen<br />

Verband gegründet, um den stationären Einzelhandel durch eine<br />

„Revitalisierung“ zu stärken. Verlassene Geschäfte wurden aufgekauft,<br />

zu günstigeren Konditionen vermietet und der Einzelhändler<br />

mit digitalen Start-ups zusammengebracht. So lernen die Händler,<br />

wie sie sich auf digitalen Plattformen und Seiten eintragen und<br />

besser vermarkten. Hunderte kleine Händler profitieren seitdem<br />

von den neuen „Vitalquartieren“. Die zuständige Stadträtin Olivia<br />

Polski macht eine einfache Rechnung auf: „Wenn wir nur fünf Prozent<br />

der Ladenzeile in einer Straße an interessierte Einzelhändler<br />

verpachten, dann gelingt es nach und nach, die frühere Mono-<br />

Aktivität durch ein vielfältiges Einkaufsangebot zu ersetzen.“ Besonderen<br />

Revierschutz hat der Buchhandel. Über 50 Buchläden<br />

werden im städtischen Auftrag verwaltet. Soziales Wohnen, kommunale<br />

Wirtschaft und Kultur gehören zusammen.<br />

f


72 Energie<br />

Die soziale gilt es mit der digitalen und ökologischen Transformation<br />

zu verbinden. Klimawandel und digitale Transformation<br />

sind eine Chance für den Umbau der Städte. Das Leitbild der<br />

gesunden und grünen Stadt setzt auf Trinkwasserbrunnen, Sitzbänke,<br />

Gärten, Bauernmärkte und Fitnessplätze auch im Freien.<br />

Klimaneutrale und digitale Lieferdienste sollten zum Standard<br />

werden, Handel, Gewerbe und Start-ups stärker zusammenarbeiten.<br />

Die Zukunft gehört smarten urbanen Lösungen, die Shopping<br />

und Services mit der neuen Sehnsucht der Bürger:innen nach Sinn<br />

und Lebensqualität verbinden. Für Immobilienbesitzer und Wohnungsunternehmen<br />

erwächst eine neue gesellschaftliche Verantwortung.<br />

Gemeinwohlorientierte Nutzung liegt wieder im Trend.<br />

Quartiere mit mehr Lebensqualität machen den Unterschied und<br />

ziehen neue, auch jüngere Bewohner an. Digitale Smartness und<br />

analoge Solidarität gehen zusammen.<br />

Standort Bürgeler Straße 9 - 33 in Frankfurt Fechenheim, der vier<br />

Gebäude mit rund 100 Wohnungen umfasst, sollen nun erstmals<br />

vier PVT-WP-Systeme den Betrieb aufnehmen (Abb. 1).<br />

Grenzen der Wärmepumpe bei der Bestandssanierung<br />

Im Bestand sind der Wärmepumpe Grenzen gesetzt. Denn die vorhandene<br />

Grundstücksfläche ist in vielen Fällen nicht ausreichend,<br />

um das Erdreich als Wärmequelle zu nutzen. Und setzt man auf<br />

eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, ist häufig der Geräuschpegel,<br />

der beim Ansaugen der Luft in die Außeneinheit entsteht, ein Hindernis<br />

– wenn nicht sogar ein Ausschlusskriterium.<br />

Ein weiteres Hemmnis für die Wärmepumpentechnologie<br />

besteht darin, dass Strom im Vergleich zum Gas derzeit deutlich<br />

teurer ist. „Um die Anlagen wirtschaftlich zu betreiben, sind Arbeitszahlen<br />

der Wärmepumpe deutlich über drei notwendig“, so<br />

die Erfahrung von Tobias Reichert, zuständig unter anderem für<br />

Energiekonzepte im Unternehmensbereich Modernisierung und<br />

Großinstandhaltung der Nassauischen Heimstätte Wohnungsund<br />

Entwicklungsgesellschaft mbH in Frankfurt am Main. „Dies<br />

ist bei unsanierten Häusern mit hohem Temperaturniveau kaum<br />

möglich.“<br />

Um diese Schwierigkeiten zu kompensieren, haben Reichert<br />

und sein Kollege Mathias Lupp aus dem Fachbereich Zentrale Technische<br />

Aufgaben (ZTA) nun erstmals PVT-Wärmepumpen(WP)-Systeme<br />

im Rahmen der Bestandssanierung eingesetzt. Diese Technologie<br />

gewinnt über sogenannte PVT-Kollektoren sowohl Strom als<br />

auch Wärme aus Sonnenenergie und beliefert damit eine Wärmepumpe.<br />

Die wiederum versorgt die Haushalte mit der notwendigen<br />

Energie zum Heizen und für die Warmwasserbereitung.<br />

Auch eine Kühlung des Hauses wäre bei entsprechender Funktionalität<br />

des Systems in den Sommermonaten möglich. „Wir<br />

haben die Hoffnung, dass die PVT-Anlagen uns in der Kombination<br />

mit der Wärmepumpe dabei helfen, das Thema Geräuschemissionen<br />

zu lösen und bessere Jahresarbeitszahlen zu erreichen“,<br />

begründet Reichert die Entscheidung. „Allerdings sind heute trotz<br />

erheblicher Förderungen die Investitionen verglichen mit einer<br />

Luft/Wasser-Wärmepumpe deutlich höher.“<br />

Vier PVT-WP-Systeme für Quartier in<br />

Frankfurt Fechenheim<br />

Die Nassauische Heimstätte besitzt rund 59 000 Mietwohnungen<br />

an 128 Standorten in Hessen und Thüringen. Zu jedem energetischen<br />

Sanierungsprojekt werden eigene Konzepte entwickelt. Am<br />

Abb. 1: Die Nassauische Heimstätte besitzt rund 59000 Mietwohnungen<br />

an 128 Standorten in Hessen und Thüringen. Am Standort<br />

Bürgeler Straße 9 - 33 in Frankfurt Fechenheim, der vier Gebäude<br />

mit rund 100 Wohnungen umfasst, sollen nun erstmals vier PVT-<br />

WP-Systeme den Betrieb aufnehmen.<br />

Jeder der vier Gebäuderiegel wurde mit einer autarken PVT-<br />

Wärmepumpen-Anlage der Giersch Enertech GmbH, Hemer, ausgerüstet.<br />

Diese umfasst jeweils 72 PVT-Module vom Typ Duo Panel<br />

320 mit einer Gesamtfläche von 119 m 2 und zwei Wärmepumpen<br />

vom Typ CTC EcoPart 417, die modulierend bis 20 kW Nennleistung<br />

bringen. Außerdem wurden pro Gebäude zwei Gasbrennwertgeräte<br />

mit insgesamt 76 kW als Zusatzheizung installiert.<br />

Laut Polysun-Simulation liefert das PVT-WP-System mehr als<br />

50% des jährlichen Gesamtwärmebedarfs eines Gebäuderiegels,<br />

der restliche Wärmebedarf wird über die Brennwertkessel gedeckt.<br />

Die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpen liegt bei 3,8. Das<br />

heißt, die Wärmepumpe benötigt nur eine Einheit Strom, um fast<br />

vier Einheiten Wärme zur Verfügung zu stellen.<br />

„Bevor wir die neuen Systeme installiert haben, wurden<br />

die Wohnungen vollmodernisiert, so dass der jährliche spezifische<br />

Heizwärmebedarf heute 38,4 kWh/m 2 beträgt“, beschreibt<br />

Mathias Lupp den Ablauf der Sanierungsarbeiten. „Es wurden<br />

neue dreifachverglaste Fenster eingebaut, ein Wärmedämmverbundsystem<br />

(WDVS) mit 16-cm-Dämmung angebracht sowie die<br />

Kellerdecke und die oberste Geschossdecke gedämmt.<br />

Neben der neuen Zentralheizung inklusive zentraler Warmwasserbereitung<br />

ist eine kontrollierte Wohnungsabluft installiert<br />

worden. Die Vorlauftemperatur liegt nun unter Volllast bei 55 °C.“<br />

Normalerweise modernisiert die Nassauische Heimstätte im bewohnten<br />

Zustand, coronabedingt hat die Modernisierung jedoch<br />

zum Leerzug in den Wohnungen geführt.<br />

Finanzielle Unterstützung für das Projekt erhielt die Nassauische<br />

Heimstätte aus dem Fördermitteltopf des Bundesamtes für<br />

Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), wobei sich die Fördersituation<br />

kontinuierlich verbessert. „Seit diesem Jahr können wir<br />

über die KfW die kompletten Anlagen und die energetische Ertüchtigung<br />

der gesamten Hüllfläche zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

fördern lassen,“ erläutert Lupp.


73<br />

Grenzen für den Einsatz von PVT-WP-Systemen sieht Lupp in<br />

den derzeit trotz Förderung hohen Investitionskosten. Trotzdem<br />

sei die Technologie vor allem dann geeignet, wenn eine Vollmodernisierung<br />

anstehe. „Geht es um einen reinen Technikaustausch<br />

bei einer Heizungsanlage mit 70 °C Vorlauf, kann ich mit diesen<br />

Systemen keine lohnende Jahresarbeitszahl erzielen“, lautet seine<br />

Bilanz.<br />

Auch sollten Bauherren beachten, dass es diese Technologie<br />

noch nicht von der Stange gibt. „Die Systeme laufen immer nur<br />

so gut, wie die Fachleute sie jeweils konzipiert haben beziehungsweise<br />

so gut, wie die Steuerung programmiert wurde“, gibt Lupp<br />

zu bedenken „Aber mit zunehmender Marktdurchdringung wird<br />

sich das schnell verbessern.“<br />

Sanierungskonzept für degewo-Zukunftshaus<br />

in Berlin-Lankwitz<br />

Ein weiterer Pionier beim Einsatz von PVT-WP-Systemen ist die Berliner<br />

degewo AG. Diese zählt mit rund 75 000 Wohnungen und<br />

mehr als 155000 m 2 Gewerbeflächen bundesweit zu den größten<br />

Konzernen der Wohnungswirtschaft. Die PVT-Wärmepumpenanlage<br />

ist Teil des Sanierungskonzeptes für ein Mehrfamilienhaus in<br />

Berlin-Lankwitz (Abb 2). 1954 erbaut, umfasst das Gebäude insgesamt<br />

64 Wohneinheiten über acht Stockwerke mit einer Gesamtwohnfläche<br />

von 3733 m 2 .<br />

f<br />

Abb. 2: Pionierprojekt der Berliner degewo GMBH<br />

in Berlin-Lankwitz in einem Mehrfamilienhaus mit<br />

64 Wohneinheiten<br />

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74 Energie<br />

Die komplexe Sanierung wurde von Januar 2016 bis Juni 2017<br />

durchgeführt und von der Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Berlin wissenschaftlich begleitet. Projektziele waren unter anderem<br />

die Transformation des Gebäudebestandes im Einklang mit<br />

den energiepolitischen Vorgaben wie der Treibhausgasneutralität<br />

2050 sowie die weitgehende Eigenversorgung mit Wärme und<br />

Hausstrom.<br />

Dabei sollten unterschiedliche innovative Technologien in einem<br />

Reallabor kombiniert werden, mit dem Ziel eines maximalen<br />

Erfahrungs- und Erkenntnisgewinns, niedriger Energiekosten bei<br />

hohem Raumkomfort sowie einer zukunftsfähigen und langfristig<br />

nachhaltigen Bestandssanierung.<br />

Im Rahmen der Sanierung wurde zunächst der Niedrigenergiehausstandard<br />

umgesetzt. Dies erforderte einen temporären<br />

Auszug der Mieter und umfasste eine Verdoppelung der Fassaden-<br />

und Dachdämmung, den Austausch der Fenster, den Einbau<br />

einer kontrollierten mechanischen Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung<br />

sowie eine Minimierung<br />

von Wärmebrücken.<br />

Außerdem wurden die<br />

Wohnungen mit einer Deckenheizung<br />

in Form von Kapillarrohrmatten<br />

ausgestattet, um<br />

das Heizen der Räume auf<br />

einem niedrigen Temperaturniveau<br />

zu ermöglichen. „Wir<br />

mussten das Gebäude für den<br />

Einbau der Deckenheizungen<br />

komplett entmieten“, erklärt<br />

Volker Ries, Energiemanager bei<br />

der degewo netzWerk GmbH,<br />

Berlin. „Das machen wir normalerweise<br />

bei einer Bestandssanierung<br />

nicht, weil das viel zu<br />

teuer ist.“<br />

Angestrebt wurde eine maximal<br />

mögliche Energiegewinnung<br />

über die Gebäudehülle<br />

durch den Einsatz von PV- und<br />

PVT-Kollektoren auf dem Dach<br />

und an der Fassade. Die Wärme<br />

aus der 188 m 2 großen PVT-Anlage<br />

dient als Energiequelle für<br />

die beiden Sole-Wärmepumpen<br />

sowie für die Regeneration eines<br />

teilweise wärmegedämmten Niedertemperatur-Erdreichspeichers.<br />

Insgesamt kommen 121 2Power Module der PA-ID Process<br />

GmbH, Kleinostheim, zum Einsatz. Über die Wärmepumpen werden<br />

die Wohnungen mit Heizwärme und Warmwasser versorgt.<br />

Im Winter wird die Wärmeversorgung durch den bestehenden Anschluss<br />

ans örtliche Nahwärmenetz ergänzt.<br />

Die Steuerung sieht vor, dass vorrangig das Warmwassersystem<br />

als Hautverbraucher mit Nahwärme versorgt wird. Auf diese Weise<br />

kann die Heizungswärmepumpe über die Wintermonate durchgängig<br />

bei niedrigeren Temperaturen betrieben werden, was die<br />

Jahresarbeitszahl verbessert. Dieses Konzept zahlt sich aus: Die JAZ<br />

der Wärmepumpe für das Heizen liegt bei 3,8, während Brauchwasser<br />

über das Jahr mit einer JAZ von nur 2,9 bereitgestellt wird.<br />

Nicht alle Ziele für das Zukunftshaus-Konzept der degewo AG<br />

wurden erfüllt. Dennoch, nach der Sanierung benötigt der Betrieb<br />

des Gebäudes 70 Prozent weniger Energie und verursacht 80 Prozent<br />

weniger an CO 2<br />

-äquivalenten Emissionen. Mit dem zunehmenden<br />

Anteil an erneuerbaren Energien am deutschen Strommix<br />

wird sich der CO 2<br />

-Ausstoß des Gebäudes in Zukunft noch weiter<br />

reduzieren.<br />

Viermal mehr Gesamtenergie als PV-Kollektor<br />

Die effiziente Flächennutzung, das einheitliche Erscheinungsbild,<br />

die geräuschlose Arbeitsweise und die Verbesserung der Jahresarbeitszahl<br />

der Wärmepumpe durch die Sonnenenergienutzung<br />

vom Dach sind die wesentlichen Vorteile von PVT-Kollektoren.<br />

Übers Jahr hinweg produzieren diese etwa viermal mehr Gesamtenergie,<br />

also Wärme und Strom, als eine Photovoltaikanlage mit<br />

der gleichen Fläche (Abb. 3).<br />

Abb 3. PVT-Kollektoren beliefern die Wärmepumpe nicht nur mit<br />

CO 2<br />

-neutralem Strom, sondern dienen ihr auch als Wärmequelle,<br />

indem sie einen Großteil des Jahres Solar- und Umweltwärme zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Der Nutzer profitiert nicht nur von dauerhaft niedrigen Betriebskosten,<br />

sondern auch von einer lokal emissionsfreien Heizung<br />

ohne Feinstaub, die im Vergleich zu einem Gas-Brennwertgerät<br />

nur etwa halb so hohe CO 2<br />

-Emissionen verursacht und anders als<br />

eine Luft-Wärmepumpe geräuschlos arbeitet (Abb. 4).<br />

Im Gebäudesektor ist zur Einhaltung der Klimaziele eine deutliche<br />

Verbesserung der Energieeffizienz gefordert. Die Kombination<br />

von PVT-Kollektoren mit der Wärmepumpe kann überall dort


75<br />

Hoher Zuschuss durch<br />

„Bundesförderung für effiziente<br />

Gebäude“ (BEG) bei Austausch<br />

eines Ölkessels<br />

Lokal emissionsfreie Heizung<br />

ohne Feinstaub<br />

Etwa halb so hohe CO 2<br />

-Emissionen<br />

für Heizen und Warmwasser wie<br />

bei Gas-Brennwertgerät<br />

Ausgeglichene Jahres-Klimabilanz<br />

bei verringerter Inanspruchnahme<br />

des Stromnetzes im Winter<br />

gegenüber Luftwärmepumpen<br />

Dauerhaft, niedrige Betriebskosten<br />

(die Sonne strahlt umsonst)<br />

Geräuschloser Betrieb im<br />

Gegensatz zur Luftwärmepumpe<br />

eine interessante Lösung bieten, wo eine energetische Nutzung<br />

des Erdreichs nicht möglich ist oder die klassische Luft-Wasser-<br />

Wärmepumpe als zu laut empfunden wird. Im Bestand lohnt es<br />

sich dabei, den Energiebedarf der Gebäude vorab deutlich zu reduzieren<br />

und das Temperaturniveau des Heizungssystems signifikant<br />

abzusenken. Dadurch lassen sich mit den Hybridsystemen<br />

aus PVT-Kollektoren und Wärmepumpe Jahresarbeitszahlen von<br />

vier und höher erreichen. h<br />

Abb. 4: Vorteile eines PVT-Wärmepumpensystems<br />

Weitere Informationen zum IntegraTE-Projekt:<br />

https://wp-monitoring.ise.fraunhofer.de/integrate/<br />

german/index/index.html<br />

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76 Nachhaltiges Bauen<br />

Studie von BayernHeim und B&O Gruppe zum nachhaltigen Bauen<br />

Serieller Holzbau<br />

nimmt Fahrt auf<br />

VON SIMON SCHROEDER B&O GRUPPE


77<br />

B&O GRUPPE<br />

Eine klare thematische Fokussierung auf die Wohnungswirtschaft und die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

mit Mitarbeitern und Partnern bestimmen die Unternehmensphilosophie von B&O. B&O bietet Lösungen sowohl für den<br />

gesamten Bereich der Sanierung und Modernisierung als auch für den Neubau von bezahlbarem Wohnraum. Dabei fokussiert<br />

sich B&O auf den vorgefertigten Systembau, vorrangig in CO 2<br />

-sparender Holz-Hybrid-Bauweise, und ist zusätzlich<br />

spezialisiert auf innovative Wohnkonzepte wie Parkplatzüberbauungen und Dachaufstockungen.<br />

Die internationale Forschung<br />

zeichnet ein düsteres Bild für<br />

die nicht mehr so ferne Zukunft:<br />

durch den Klimawandel werden<br />

wir bereits ab 2050 auch in Europa<br />

Wassermangel, starke Überschwemmungen<br />

und Dürreperioden zu spüren<br />

bekommen. So wurde beispielsweise in<br />

Wales bereits beschlossen, ein Dorf dem<br />

steigenden Meeresspiegel zu überlassen.<br />

Maßnahmen, um die Fluten einzudämmen,<br />

werden ab 2050 eingestellt, das<br />

Dorf soll ins Landesinnere umgesiedelt<br />

werden. 1 Umso wichtiger ist, dass sich<br />

die Baubranche ihrer Mitschuld an der<br />

Klimamisere bewusst wird und einlenkt.<br />

Schließlich sind aktuell knapp 40 Prozent<br />

der CO 2<br />

-Emissionen auf sie zurückzuführen.<br />

Gleichzeitig greift aber auch ganz<br />

akut der Wohnungsmangel um sich. Gerade<br />

in Deutschland braucht es dringend<br />

vor allem bezahlbaren Wohnraum.<br />

Um diese Probleme zu lösen, bedarf es einem radikalen Kurswechsel.<br />

Noch heute mutet die Bauweise der meisten Bauvorhaben<br />

in Deutschland mittelalterlich an: Stein für Stein, Arbeiter<br />

für Arbeiter, Zunft für Zunft. Das dauert, ist teilweise ineffektiv und<br />

in erster Linie auch äußerst klimaschädlich.<br />

Ein Umdenken der Bauindustrie ist deshalb nicht nur überfällig,<br />

sondern auch notwendig. Die BayernHeim und B&O Gruppe<br />

haben hierzu gemeinsam an einer repräsentativen und wissenschaftlichen<br />

Studie gearbeitet. Erst einmal galt es zu prüfen, ob<br />

die Beseitigung des Wohnraummangels überhaupt mit dem Nachhaltigkeitsbedarf,<br />

den unsere Umwelt an uns stellt, vereinbar sein<br />

kann. Vorgreifend darf man diese Frage mit einem vorsichtigen<br />

„Ja“ beantworten. Als prädestinierte Problemlösung behandelt<br />

der zweite Forschungsschwerpunkt dieser Studie die serielle Holzbauweise,<br />

die B&O bereits seit einigen Jahren erfolgreich umsetzt.<br />

Die beiden Studienpartner identifizieren drei übergreifende Wettbewerbsvorteile<br />

der seriellen Holzbauweise: schnell, kostengünstig<br />

und ökologisch. Diese Win-Win-Win-Situation ergibt sich aus den<br />

inhärenten Vorteilen des Baustoffes Holz und der industrialisierten<br />

Vorfertigung großer Bauelemente.<br />

Dass der serielle Bau schneller sein kann als herkömmliche<br />

Praktiken, ist für viele intuitiv verständlich. Das Tempo des seriellen<br />

Holzbaus überrascht aber dann doch: In 180 Tagen lassen<br />

sich so 100 Wohnungen errichten. Üblich sind zwei bis vier Jahre<br />

„Dante 2“<br />

für herkömmliche Bauten dieser Größenordnung. Die Wände und<br />

Decken werden in der Fabrik gefertigt und müssen auf der Baustelle<br />

nur noch montiert werden. Die Bäder werden sogar schon<br />

komplett fertig an die Baustelle geliefert und können mit dem<br />

Kran in die Wohnungen gehoben werden. Ein Großteil des Bauens<br />

verlagert sich so in die Fabrik und schafft nebenher auch bessere<br />

Arbeitsbedingungen für die Arbeiter.<br />

Die Ökologie des Holzbaus wurde von B&O in der Zusammenarbeit<br />

mit der Technischen Universität München bereits bewiesen.<br />

Seit zwei Jahren stehen auf dem B&O Parkgelände drei identische,<br />

monolithische Häuser. Entworfen wurden diese vom Forschungsverbund<br />

„Einfach Bauen“ der TU München. Die Häuser unterscheiden<br />

sich lediglich in ihren Baustoffen. Eines ist komplett aus<br />

Beton, das andere ein Ziegelbau und das dritte wiederum aus Holz<br />

gefertigt worden. Ziel war die Erforschung der CO 2<br />

-Bilanz der drei<br />

Baustoffe. Oft und gerne wurden bei dieser Bilanzierung zunächst<br />

die Emissionen des Hauses in Form von Heizenergie und Stromverbrauch<br />

gemessen. Ein nicht zu vernachlässigender Teil der Emissionen<br />

wird aber schon vor Einzug der ersten Mieter freigesetzt. Die<br />

1 Sea-threatened Fairbourne villagers call for answers – BBC News,<br />

letzte Einsicht: 30.05.<strong>2022</strong>.<br />

2 Siehe Grafik „CO 2<br />

-Bilanz Forschungshäuser“<br />

f


78<br />

Nachhaltiges Wohnungspolitik Bauen<br />

„Forschungshäuser 1“<br />

Ein weiterer, wichtiger Aspekt im Kampf gegen den Klimawandel<br />

ist die Eindämmung des Flächenverbrauches. Auch hier<br />

bietet der serielle Holzbau Perspektiven. Holz ist vergleichsweise<br />

leicht und ist darum für aufgeständerte Bauten prädestiniert. In<br />

München baute B&O beispielsweise zwei Gebäude über bereits<br />

versiegelten Parkplätzen. Über 150 Stellplätzen entstanden beim<br />

sogenannten „Dante 2“ 144 Wohnungen. Die Parkplätze blieben<br />

weiter nutzbar. Auch hier war die Bauzeit extrem kurz. Allgemein<br />

ist für aufgeständerte Parkplatzüberbauungen mit einer Bauzeit<br />

von nur sechs bis zwölf Monaten zu rechnen. Hier bietet sich für<br />

uns auch die Chance noch nachhaltiger zu denken. Braucht ein<br />

Gewerbegebiet am Stadtrand einen freistehenden Parkplatz oder<br />

kann man auf selbigen nicht auch die diversen Supermärkte errichten?<br />

Können wir nicht die Parkplätze sämtlicher Bahnhöfe<br />

in Norddeutschland überbauen und so bezahlbaren Wohnraum<br />

schaffen? Die Möglichkeiten sind offenbar endlos. h<br />

bisher sträflich vernachlässigte sogenannte „Graue Energie“, also<br />

Energie, die in der Herstellung verbraucht wird, ist bei herkömmlichen<br />

Bauten aus Beton, Glas und Ziegel sehr hoch. Ein Haus aus<br />

Holz schafft bis Vorinbetriebnahme hingegen das Unmögliche: Es<br />

ist klimapositiv! Die Messungen aus den Forschungshäusern und<br />

die Berechnungen der TU München zeigen, dass ein robust gebautes<br />

Holzhaus in 100 Jahren Betrieb (inklusive Bau und Abriss)<br />

weniger CO 2<br />

emittiert als allein der Bau eines entsprechenden Beton-<br />

oder Ziegelhauses. 2 Ein Kubikmeter Holz speichert, je nach<br />

Holzart, etwa eine Tonne CO 2<br />

. Das ergibt für ein Einfamilienhaus<br />

aus Holz eine gespeicherte Menge von bis zu 80 Tonnen des umweltschädlichen<br />

Gases. Größere Bauten binden entsprechend<br />

mehr. In einem Parkhaus aus Holz, das B&O kürzlich errichten ließ,<br />

wurden insgesamt etwa 380 m³ Holz verbaut.<br />

„Forschungshäuser 1 im Bau – Beton, Holz, Ziegel“<br />

CO 2<br />

-Bilanz Forschungshäuser


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80 Advertorial<br />

Glasfaser bis in jede Wohnung<br />

Glasfaserbereitstellungsentgelt<br />

ermöglicht eine kostenneutrale<br />

Innenhausverkabelung<br />

In den letzten Jahren hat unsere Gesellschaft einen großen Schritt in das<br />

digitale Zeitalter gemacht. Damit sind auch unsere Ansprüche an das<br />

Internet und die Technik gewachsen.<br />

Der immer steigende Bandbreitenbedarf für Online-Meetings, Streaming<br />

und vieles mehr macht ein Umdenken notwendig, denn unsere aktuellen<br />

Kupferleitungen, die unsere Internetanbindung sichern, stammen<br />

meist aus den 70er Jahren. Der Unterschied zwischen einem Kupfer- und<br />

einem Glasfasernetz wird in der Geschwindigkeit deutlich: Eine Internetverbindung<br />

mit Kupferanteil erreicht bis zu 250 Mbit/s. Die Glasfasertechnologie,<br />

als Technologie der Zukunft, bietet nahezu unbegrenzte<br />

Bandbreiten.<br />

Somit ist es besonders wichtig, nicht beim Verteilerkasten oder im<br />

Gebäude halt zu machen, sondern die Glasfasern als FTTH-Netz<br />

(Fibre to the Home) bis in jede Wohnung zu verlegen.<br />

Während heute schon viele Telekommunikationsanbieter den<br />

Glasfaserausbau im Ort vorantreiben, gibt es nur wenige Anbieter,<br />

die den Wohnungseigentümer:innen und Verwaltungen ein vollumfängliches<br />

und kostenneutrales Konzept für die Verlegung der<br />

Innenhausverkabelung anbieten.<br />

Die TNG Stadtnetz GmbH baut seit 2013 in ganz Schleswig-<br />

Holstein und weiteren Regionen Glasfasernetze bis in die Wohnungen<br />

und strebt damit einen nachhaltigen Ausbau für zukunftssicheres<br />

Internet an. TNG verzichtet komplett auf störanfällige<br />

Kupferleitungen und setzt zu 100 Prozent auf Glasfaser, sodass<br />

alle Vorteile der Glasfasertechnologie ausgeschöpft werden.<br />

Um Gebäude mit Glasfaser auszustatten, prüft TNG gemeinsam<br />

mit den Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern jedes<br />

Objekt individuell und legt ein Ausbaukonzept vor, das zu den<br />

Wünschen passt. Über das Glasfaserbereitstellungsentgelt haben<br />

Eigentümer:innen die Möglichkeit, die Innenhausverkabelung zu<br />

refinanzieren. Dabei plant, baut und überwacht TNG das Glasfasernetz<br />

in den Mehrfamilienhäusern.<br />

TNG steht Eigentümer:innen und Verwaltungen als regionaler<br />

Partner in allen Belangen der Innenhausverkabelung mit Rat<br />

und Tat zur Seite, sodass die Objekte schnell und zuverlässig über<br />

Expert:innen an das zukunftsfähige Glasfasernetz angeschlossen<br />

werden.


ONT (N<br />

Wohneinheit<br />

Wohneinheit<br />

81<br />

APL (A<br />

Legende<br />

Legende<br />

Legende<br />

Router<br />

Verbind<br />

Router<br />

Router<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

ONT bis<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

Router<br />

APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />

APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />

APL (Abschlusspunkt Linien<br />

Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />

Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />

Verbindung vom APL zum O<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />

Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e<br />

Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />

Router bis zum Endgerät – N<br />

NE 3<br />

NE 4<br />

Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />

NE 3<br />

NE 3<br />

NE 4<br />

NE 4<br />

NE 3<br />

NE 4 Legende<br />

Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />

Router<br />

Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />

Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />

Legende<br />

Legende<br />

Legende<br />

Router<br />

Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />

Router<br />

Router<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

ONT (Netzabschlussgerät)<br />

Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />

APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />

APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />

APL (Abschlusspunkt Linientechnik)<br />

Step 1:<br />

Step 2:<br />

Step 3:<br />

Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />

Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />

Verbindung vom APL zum ONT – Glasfaser<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />

Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />

ONT bis zum Router – CAT 5e- oder CAT 7-Kabel<br />

Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />

Router bis zum Endgerät – Netzwerkkabel<br />

TNG stellt sich, die Ausbauprojekte und die<br />

Konzepte vor.<br />

Technische Begehung und Abstimmung mit<br />

den Hausverwaltungen.<br />

TNG unterstützt bei WEG-Versammlungen und<br />

geht gemeinsam in die Kommunikation mit Ihnen.<br />

Mit dem Glasfaserausbau bis in jede Wohnung können sich<br />

Eigentümer:innen in Sachen Internetversorgung in Zukunft zurücklehnen,<br />

denn diese Technologie ist eine Vorsorge für viele Jahrzehnte.<br />

Mit unseren Glasfaser-Produkten nutzen Bewohner:innen<br />

bestes Internet zu einem günstigen Preis, denn mit TNG erhalten<br />

Bewohner:innen Glasfaser-Internet in Gigabit-Geschwindigkeit<br />

ab 19,95 €/Monat in den ersten sechs Monaten, danach fallen<br />

39,95 €/Monat an.<br />

Step 4:<br />

Step 5:<br />

NE 3<br />

TNG plant, baut und überwacht den<br />

Glasfaserinnenausbau bis in jede Wohneinheit.<br />

NE 4<br />

Aktivierung der Hausanschlüsse und Refinanzierung<br />

über das Glasfaserbereitstellungsentgelt.<br />

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NE 3<br />

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82 Digital-Detox-Experiment<br />

Einfach mal<br />

abschalten!<br />

Die wohl meisten Menschen sind „always on“. Bis zum letzten<br />

Wochenende war ich das auch. Dann verabschiedete sich mein Smartphone,<br />

und ich brachte es nicht zum Laufen. Das Wochenende war ich<br />

im off. Nachträglich kann ich sagen: Super-Erfahrung! Ein Plädoyer für<br />

die Weiterentwicklung der Smartphone-Kultur.


83<br />

SUSANNE VIEKER<br />

ist Mitglied der Geschäftsleitung und Prokuristin der Haufe-Lexware Real Estate AG<br />

mit Sitz in Bielefeld. Sie verantwortet neben dem Business Development die Softwareentwicklung<br />

und den Produktsupport. Durch ihren Background als Softwareentwicklerin<br />

und überzeugte New Workerin fokussiert sie sich auf Technologie- und People-<br />

Themen.<br />

Ihre Möglichkeit zur Vernetzung: Susanne Vieker auf LinkedIn<br />

Vor knapp 20 Jahren wusste noch kaum jemand, was ein Smartphone<br />

ist. Heute müssen wir uns oft genug die Frage stellen, wer<br />

wen steuert: wir das Smartphone oder ist es umgekehrt? Wir checken<br />

auch am Wochenende mal schnell unsere beruflichen Mails.<br />

Wir lesen nach Feierabend die WhatsApps unserer Geschäftspartner.<br />

Wir müssten all das nicht, machen es aber trotzdem. Warum?<br />

Ich glaube, die kleinen, nützlichen Geräte haben die Steuerung<br />

in unserem Leben übernommen. Sie machen uns quasi willenlos.<br />

Zu groß ist die Verlockung nachzusehen, was sich so tut in der<br />

Welt da draußen, man könnte ja Spannendes verpassen. Höchste<br />

Zeit, wieder selbst das Ruder zu übernehmen, denn das permanente<br />

Online-Sein stresst. Das belegen auch diverse Studien.<br />

Ungewolltes Digital-Detox-Experiment:<br />

Zwei Tage ohne Smartphone<br />

Ich hatte oft von jener Art Experimente gelesen, deren Ratschlag<br />

ich beständig in den Wind schlug: „Schalten Sie am Freitagabend<br />

Ihr Mobiltelefon aus und verordnen Sie sich ein Wochenende ganz<br />

ohne digitale Nachrichten.“ Zwei Tage ohne Handy? Absurde Vorstellung.<br />

So lange, bis ich mich selbst in so einer Situation wiederfand.<br />

Unfreiwillig, denn mein Mobiltelefon funktionierte nicht<br />

mehr. Ich wohne auf dem Land. Idylle pur. Freitagnachmittag. Zu<br />

spät. Anderthalb Stunden bis zum nächsten Service-Shop.<br />

Ich wurde nervös – aber später immer ruhiger. Denn ich konnte<br />

überhaupt nichts tun. Und irgendwann entspannte ich mich.<br />

Zum ersten Mal seit Langem. Während die Familie um mich herum<br />

immer wieder auf das Display ihrer Geräte sah, um neue Nachrichten<br />

zu checken, saß ich tatenlos daneben. Ich spürte, wie gut<br />

mir dieses Nichtstun tat, wie fokussiert ich plötzlich auf meine<br />

Gesprächspartner am Tisch war, wie sehr ich das Beisammensein<br />

ohne Ablenkung genoss. Plötzlich war ich mit meinen Gedanken<br />

ganz im Hier und Jetzt – und nicht beim Meeting von morgen oder<br />

beim Kundengespräch von vorgestern.<br />

Das brachte mich zum Nachdenken. Ich reflektierte meine<br />

Handy-Gewohnheiten – und beschloss, sie zu verändern. Seitdem<br />

beginnt für mich jeder Feierabend mit dem Lautlos-Stellen meines<br />

Telefons. Zudem lege ich es außer Sichtweite, denn auch das kur-<br />

ze Aufblinken einer Push-Nachricht verführt zum schnellen Check.<br />

Was zunächst ungewohnt war, ist jetzt schon zum Ritual geworden.<br />

Es hilft mir vor allem im Homeoffice, die Grenzen zwischen<br />

Job und Freizeit klarer zu ziehen.<br />

Multitasking im Berufsleben? Besser nicht!<br />

Ein bewussterer Umgang mit dem Smartphone ist nicht nur relevant,<br />

wenn es um unser persönliches Wohlbefinden geht. Auch im<br />

Berufsleben sollten wir reflektieren, ob die Always-on-Mentalität<br />

zielführend ist. Multitasking ist gut, und oft scheint es auch nicht<br />

anders zu gehen. Aber ich kann mich nicht zu 100 Prozent auf die<br />

Arbeit oder ein Meeting konzentrieren, wenn mein Smartphone<br />

eingeschaltet in Griffweite liegt.<br />

Ich bekam Studien zur Konzentrationsforschung in die Hand,<br />

die mir das zu belegen schienen, was ich lange Zeit nicht wahrhaben<br />

wollte: dass natürlich die Effizienz leidet, wenn meine Aufmerksamkeit<br />

immer wieder zu anderen Dingen abschweift. Und<br />

auch das wurde mir klar: Wer während eines Gesprächs auf dem<br />

Handy tippt, suggeriert seinem Gegenüber eher Desinteresse statt<br />

Wertschätzung.<br />

Die Lösung ist auch hier wieder ziemlich simpel: Gehen Sie offline,<br />

zumindest für eine begrenzte Zeit. Besonders gut funktioniert<br />

das, wenn Sie es gemeinsam tun, so beispielsweise im Meeting.<br />

Etablieren Sie handyfreie Phasen und Zonen, die für alle gelten –<br />

natürlich auch für vielbeschäftigte Führungskräfte, deren Vorbildfunktion<br />

nicht zu unterschätzen ist.<br />

"Ich habe es ausprobiert,<br />

und ich kann Ihnen<br />

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Es lohnt sich!" h


84<br />

Betriebskosten<br />

Betriebskosten<br />

aktuell<br />

Forderungen des AK<br />

Geislinger Konvention an die<br />

Novelle des Betriebskostenrechts<br />

Auf der Sitzung des letzten Deutschen Mietgerichtstags am 25./ 26.<br />

März <strong>2022</strong> in Dortmund wurden die Mitglieder gebeten, dem Präsidium<br />

des Deutschen Mietgerichtstags Vorschläge für eine mögliche<br />

Änderung des Betriebskostenrechts zu unterbreiten. Diese könnten<br />

dann in gebündelter Form vom Deutschen Mietgerichtstag im Rahmen<br />

einer geplanten Expertenanhörung gegenüber dem Bundesjustizministerium<br />

vorgebracht werden.


85<br />

Dazu Prof. Dr. Andreas Saxinger, Vorsitzender des<br />

AK Geislinger Konvention:<br />

1. Im Hinblick auf die am 1. Dezember 2021 in Kraft getretene<br />

neue HeikostenV (Verordnung über die Heizkostenabrechnung)<br />

wird die in § 6a Abs. 1 HeizkostenV gesetzlich vorgegebene Bringschuld<br />

der unterjährigen Verbrauchsinformation (UVI), soweit entsprechende<br />

fernauslesbare Geräte im Gebäude installiert sind,<br />

stark kritisiert. Es sollte als Grundsatz festgehalten werden, dass<br />

die Mieter grundsätzlich die UVI zu erhalten haben, allerdings sollte<br />

die Möglichkeit für die weniger interessierten Mieter bestehen,<br />

durch schriftliche Mitteilung auf die Versendung solcher UVI zu verzichten.<br />

Als Alternative böte sich an, dass der Versand der UVI nur<br />

auf dem digitalen Weg verpflichtend ist. Die Zustellung per Post<br />

erscheint anachronistisch und sollte grundsätzlich vermieden werden.<br />

Statt – wie vom Gesetzgeber vorgesehen – einer Bringschuld<br />

wäre die Einführung einer Holschuld für die Mieter effizienter; die<br />

Mieter könnten sich dann die von den Vermietern bereitgestellten<br />

UVI selbst herunterladen.<br />

2. Hinsichtlich der Kalt- und Abwasserabrechnung sollte auf Bundesebene<br />

eine Regelung zur verbrauchsabhängigen Abrechnung<br />

eingeführt werden. Für Neubauten sehen fast alle Bundesländer<br />

die Pflicht zur Installation von Wasserzählern vor. Die Ausnahmen<br />

bilden lediglich Bayern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Eine<br />

verbrauchsabhängige Abrechnungspflicht von Kaltwasser in Bestandsimmobilien<br />

existiert aktuell lediglich in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Schleswig-Holstein. Hier wären bundeseinheitliche<br />

Regelungen wünschenswert.<br />

3. Zur betriebskostenrechtlichen Belegeinsicht der Mieter sollte<br />

aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Begriff des Originalbeleges<br />

hinterfragt werden. Das Urteil des BGH v. 15.12.2021,<br />

VIII ZR 66/20 zur Vorlage von Originalen oder gescannten Dokumenten<br />

gegenüber den Mietern wird sehr kritisch gesehen. Der<br />

BGH hatte sich in diesem Urteil sehr zurückhaltend zur Möglichkeit<br />

der Vorlage von gescannten Dokumenten geäußert; diese solle auf<br />

Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Das Urteil hinterlässt für die<br />

Praxis ein großes Maß an Rechtsunsicherheit. Eine gegenüber gescannten<br />

Dokumenten derartig kritische Haltung, wie sie in dem<br />

Urteil zum Ausdruck kommt, wird als nicht mehr zeitgemäß angesehen.<br />

Eine Regelung durch den Gesetzgeber wird als sinnvoll<br />

erachtet.<br />

5. Sonstige Betriebskosten: Eine Erweiterung des Kataloges der<br />

Betriebskostenverordnung hinsichtlich der sonstigen Betriebskosten<br />

erscheint sinnvoll. Durch klare Definitionen von möglichen<br />

sonstigen Betriebskosten würde die Rechtssicherheit gestärkt.<br />

6. Insgesamt sollte der Betriebskostenkatalog in § 2 BetrKV offener<br />

gegenüber neuen Technologien gestaltet werden.<br />

7. Der Komplex der Umlagefähigkeit der Kosten für die Miete von<br />

Rauchwarnmeldern beschäftigt immer noch zahlreiche Wohnungsunternehmen.<br />

Hier wird eine gesetzgeberische Klarstellung, ob<br />

und inwieweit Mietkosten auf die Mieter umgelegt werden dürfen,<br />

als sinnvoll erachtet.<br />

Auf der Sitzung des letzten Deutschen Mietgerichtstags am 25./26.<br />

März <strong>2022</strong> in Dortmund wurden die Mitglieder gebeten, dem Präsidium<br />

des Deutschen Mietgerichtstags Vorschläge für eine mögliche<br />

Änderung des Betriebskostenrechts zu unterbreiten. Diese<br />

könnten dann in gebündelter Form vom Deutschen Mietgerichtstag<br />

im Rahmen einer geplanten Expertenanhörung gegenüber<br />

dem Bundesjustizministerium vorgebracht werden.<br />

Der AK Geislinger Konvention wurde Anfang der 2000er Jahre<br />

mit dem Ziel gegründet, das Betriebskostenbenchmarking in der<br />

Wohnungswirtschaft zu implementieren und dafür die entsprechenden<br />

Normen zu entwickeln. Entstanden ist daraus die mittlerweile<br />

aus vier Teilen bestehende „Geislinger Konvention“ als<br />

Grundlage für das Benchmarking der wohnungswirtschaftlichen<br />

Betriebskosten. Mitglieder des AK Geislinger Konvention sind in<br />

erster Linie Verbände und Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft<br />

sowie EDV-Plattformen und die Hochschule für Wirtschaft<br />

und Umwelt Nürtingen-Geislingen. h<br />

4. Nachdem die Rechtsprechung eine erweiterte betriebskostenrechtliche<br />

Belegeinsicht zulässt, können Mieter nicht nur die Belege<br />

ihrer eigenen Abrechnung einsehen, sondern auch die Verbrauchswerte<br />

anderer Mieter oder Daten sonstiger Dritter, z.B. von Hausmeisterverträgen<br />

im Hinblick auf die Klärung der Frage, ob und<br />

inwieweit die angefallenen Hausmeisterkosten tatsächlich zu den<br />

umlegbaren Betriebskosten gehören. Soweit diese Belege personenbezogene<br />

Daten dritter Personen beinhalten, wäre eine datenschutzrechtlich<br />

klare Regelung wünschenswert. Die neue Vorschrift<br />

des § 6b HeizkostenV geht in die richtige Richtung, beschäftigt sich<br />

aber nur mit der Beziehung Vermieter – Mieter, nicht hingegen mit<br />

den datenschutzrechtlichen Problemen, die sich durch eine erweiterte<br />

Belegeinsicht der Mieter und die damit verbundene Einsicht in<br />

personenbezogene Daten dritter Personen ergeben.


86 Betriebskosten<br />

BDEW:50 Prozent<br />

des Stromverbrauchs …<br />

… wurden im ersten Quartal <strong>2022</strong> durch<br />

Erneuerbare Energien gedeckt.<br />

Erneuerbare Energien haben zwischen Januar und März<br />

<strong>2022</strong> 50 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt – rund neun<br />

Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum. Das zeigen<br />

vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie-<br />

und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)<br />

und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

(BDEW). Insgesamt wurden im ersten Quartal rund 73,1 Milliarden<br />

Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom aus Windenergie,<br />

Sonnenenergie, Wasserkraft und anderen erneuerbaren<br />

Energieträgern erzeugt.<br />

Insbesondere in den ersten beiden Monaten des Jahres<br />

waren die Erneuerbaren ungewöhnlich stark: Dank des stürmischen<br />

Wetters konnte im Februar sogar eine Erneuerbaren-Quote<br />

von 62 Prozent erreicht werden. Im Januar lag sie<br />

bei 47 Prozent. Im März gab es weniger Wind, aber dafür<br />

mehr Sonnenstunden. Hier lag der Erneuerbaren-Anteil bei<br />

41 Prozent.<br />

Die Erzeugungszahlen im Einzelnen<br />

Im ersten Quartal <strong>2022</strong> lag die Bruttostromerzeugung bei 160 Milliarden<br />

Kilowattstunden (Mrd. kWh) – ein Rückgang / eine Zunahme<br />

von drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Q1 2021:<br />

155 Mrd. kWh). Dem stand ein Stromverbrauch von 146,5 Mrd.<br />

kWh gegenüber (Q1 2021: 146,6 Mrd. kWh). Insgesamt wurden<br />

rund 73,1 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen<br />

Quellen erzeugt (Q1 2021: 59,7 kWh). Davon stammten<br />

38,0 Mrd. kWh aus Wind an Land, 13,4 Mrd. kWh aus Biomasse<br />

(einschl. biogenen Siedlungsabfällen), 7,6 Mrd. kWh aus Wind<br />

auf See, 9,6 Mrd. kWh aus Photovoltaik und 4,4 Mrd. kWh aus<br />

Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern und Kernenergie<br />

wurden 86,7 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahresquartal waren es<br />

95,2 Mrd. kWh.<br />

Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten<br />

Der Anteil Erneuerbarer Energien bezogen auf den Bruttostromverbrauch<br />

im ersten Quartal <strong>2022</strong> beträgt 50 Prozent. Den Ökostromanteil<br />

am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige<br />

Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische<br />

Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung<br />

zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch<br />

bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.<br />

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien<br />

an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte<br />

in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten<br />

Strommengen. Der Anteil Erneuerbarer Energien im ersten Quartal<br />

<strong>2022</strong> auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 46 Prozent –<br />

und damit sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahresquartal. h


87<br />

EEG-Umlage fällt im Juli –<br />

Bundestag hat zugestimmt<br />

Stromkunden müssen bereits ab dem 1. Juli <strong>2022</strong> keine EEG-Umlage<br />

mehr zahlen. Jetzt hat der Bundestag das Gesetz zur Absenkung<br />

der Kostenbelastung durch die EEG-Umlage beschlossen.<br />

Um die Stromkunden schnell von den stark gestiegenen Energiekosten<br />

zu entlasten, entfällt die EEG-Umlage ein halbes Jahr früher<br />

als im Koalitionsvertrag geplant.<br />

Mit dem Gesetz senken die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB)<br />

die EEG-Umlage zum 1. Juli <strong>2022</strong> von bislang 3,72 Cent pro Kilowattstunde<br />

auf null ct/kWh. Eine vierköpfige Familie wird beispielsweise<br />

durch die Absenkung im Vergleich zu 2021 um rund<br />

300 Euro pro Jahr entlastet.<br />

Damit die Entlastung zügig zum 1. Juli <strong>2022</strong> erfolgen kann,<br />

hat die Bundesregierung den entsprechenden Gesetzentwurf dem<br />

Bundestag Anfang März als sogenannte Formulierungshilfe zugeleitet.<br />

Der Bundestag hat das „Gesetz zur Absenkung der Kostenbelastung<br />

durch die EEG-Umlage und zur Weitergabe dieser Absenkung<br />

an die Letztverbraucher“ beschlossen. Eine Zustimmung<br />

des Bundesrats ist nicht erforderlich.<br />

Ab Januar 2023 wird die EEG-Umlage dann auf Dauer abgeschafft.<br />

Die Bundesregierung hat die große EEG-Novelle am<br />

6. April <strong>2022</strong> mit dem „Osterpaket“ beschlossen. Der Wegfall der<br />

Umlage ist Teil der Entlastungspakete der Bundesregierung.<br />

Stromlieferanten müssen den Wegfall der EEG-Umlage an<br />

Stromkunden weitergeben. Damit sichergestellt ist, dass die<br />

Umlageabsenkung zu einer spürbaren Entlastung von Letztverbrauchern<br />

bei den Stromkosten führt, enthält das Gesetz Regelungen<br />

zur Weitergabe der Absenkung. Stromlieferanten werden<br />

in den jeweiligen Vertragsverhältnissen zu einer entsprechenden<br />

Absenkung der Preise zum 1. Juli <strong>2022</strong> verpflichtet h<br />

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88 Betriebskosten<br />

EU-Parlament – Mehrheit<br />

billigt Gasspeicherpläne<br />

Das Europäische Parlament hat am 7. April <strong>2022</strong> in Straßburg grünes<br />

Licht für die Gasspeicher-Pläne der EU-Kommission gegeben.<br />

Demnach müssen die Gasspeicher der EU bis zum 1. November<br />

dieses Jahres zu mindestens 80 Prozent gefüllt sein. Der Vorschlag<br />

wurde im Dringlichkeitsverfahren angenommen und wird nun von<br />

den EU-Regierungen verhandelt.<br />

Das Gesetz sieht vor, dass in den Folgejahren ab 2023 die Gasspeicher<br />

in den Mitgliedstaaten zu 90 Prozent gefüllt sein müssen.<br />

Außerdem sind die Speicherbetreiber verpflichtet, sich einer Zerti-<br />

fizierung zu unterziehen. Der Betrieb einer Gasspeicheranlage darf<br />

in Zukunft nur noch mit Genehmigung der nationalen Regulierungsbehörde<br />

eingestellt werden.<br />

Als Anreiz für die Betreiber für die Wiederbefüllung der Gasspeicher<br />

schlägt die Kommission einen Preisnachlass auf Fernleitungstarife<br />

am Ein- und Ausspeisepunkt von Speicheranlagen vor.<br />

Bei dem Gesetz gehe es vor allem um „die Sicherung der Gasversorgung<br />

für den nächsten Winter“, erklärte der polnische Berichterstatter<br />

und EVP-Abgeordnete im Parlament Jerzy Buzek. h<br />

Verivox: Hessen verbrauchen<br />

29 Prozent mehr Strom als Berliner<br />

Beim durchschnittlichen Stromverbrauch eines Haushalts<br />

gibt es zwischen den deutschen Bundesländern Unterschiede<br />

von bis zu 29 Prozent. Das hat eine Auswertung von Verivox<br />

vom Mai <strong>2022</strong> ergeben.<br />

Höchster Stromverbrauch in Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Verivox hat alle Stromwechsel im Jahr 2021 ausgewertet: Im bundesweiten<br />

Durchschnitt liegt der jährliche Stromverbrauch bei<br />

3 424 Kilowattstunden (kWh). Das entspricht je nach Ausstattung<br />

mit Elektrogeräten einem 2- bis 3-Personen-Haushalt. In den alten<br />

Bundesländern ist der Stromverbrauch höher (3 552 kWh) als in<br />

den neuen (3319 kWh).<br />

Den höchsten Stromverbrauch mit durchschnittlich 3728 kWh<br />

haben die Hessen, obwohl sie mit einer durchschnittlichen Haushaltsgröße<br />

von 2,05 Personen nur leicht über dem Bundesschnitt<br />

von 2,03 Personen liegen. Auch in Rheinland-Pfalz (3667 kWh),<br />

Nordrhein-Westfalen (3 610 kWh) und Niedersachsen (3609 kWh)<br />

liegt der Stromverbrauch deutlich über dem Bundesschnitt.<br />

Niedrigste Stromverbräuche in Berlin und Sachsen<br />

Den niedrigsten Stromverbrauch haben mit durchschnittlich 2647<br />

kWh Haushalte in Berlin. Die durchschnittliche Haushaltsgröße in<br />

der Hauptstadt liegt bei 1,83 Personen. In Berlin gibt es viele Einpersonenhaushalte,<br />

bei denen der Stromverbrauch üblicherweise<br />

geringer ausfällt.<br />

In Sachsen (2890 kWh) und Mecklenburg-Vorpommern (3105<br />

kWh) fallen die Stromverbräuche ebenfalls vergleichsweise niedrig<br />

aus.<br />

Baden-Württemberger besonders sparsam?<br />

In Baden-Württemberg wurde ein Stromverbrauch von durchschnittlich<br />

3386 kWh angegeben. Der Wert liegt leicht unter<br />

dem Bundesdurchschnitt (3424 kWh). Gleichzeitig gehört Baden-<br />

Württemberg jedoch zu den Bundesländern mit der höchsten<br />

durchschnittlichen Haushaltsgröße (2,11). Ob der vergleichsweise<br />

niedrige Stromverbrauch an der vielgepriesenen Sparsamkeit der<br />

Schwaben liegt oder andere Gründe hat, lässt sich allerdings nicht<br />

abschließend feststellen.<br />

Methodik<br />

Datengrundlage sind alle Stromanbieterwechsel, die im Jahr 2021<br />

über Verivox durchgeführt wurden. Ausgewertet wurden alle über<br />

Verivox abgeschlossenen Stromverträge, bei denen der Verbrauch<br />

individuell in den Vergleichsrechner eingegeben wurde. Die<br />

durchschnittlichen Haushaltsgrößen stammen vom Statistischen<br />

Bundesamt. h


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90 Betriebskosten<br />

Verivox: Energiekosten:<br />

Entlastungspaket gleicht hohe<br />

Mehrkosten nicht aus<br />

Verbraucher in Deutschland müssen immer tiefer für Heizung,<br />

Strom und Sprit in die Tasche greifen. Auf Jahressicht<br />

stiegen die Kosten für einen Musterhaushalt um 2 408 Euro.<br />

Das Entlastungspaket der Bundesregierung gleicht mit 1035<br />

Euro jedoch nicht einmal die Hälfte dieser Mehrkosten aus.<br />

Das zeigen eine Analyse des Vergleichsportals Verivox und<br />

Berechnungen vom Bund der Steuerzahler.<br />

Energie kostet Musterfamilie 2 408 Euro mehr im Jahr<br />

Die Energiekosten für einen Musterhaushalt lagen im April <strong>2022</strong><br />

bei 6269 Euro pro Jahr. Im April 2021 kostete die gleiche Menge<br />

Energie noch 3861 Euro. Damit sind die <strong>Ausgabe</strong>n für Energie<br />

innerhalb der letzten zwölf Monate um 62 Prozent gestiegen. Die<br />

Haushaltskasse eines Musterhaushalts wird mit 2 408 Euro jährlich<br />

zusätzlich belastet.<br />

Vor allem Heizölkunden leiden unter der aktuellen Entwicklung.<br />

Das Heizen mit Öl verteuerte sich um 144 Prozent. Wurden<br />

für 20 Hektoliter Heizöl im April 2021 noch 1305 Euro fällig, waren<br />

es ein Jahr später bereits 3196 Euro. Auch bei Gas ist ein deutliches<br />

Preisplus zu verzeichnen: Hier verdoppelten sich die Kosten<br />

für 20000 Kilowattstunden von 1184 Euro auf 2 424 Euro (plus<br />

105 Prozent).<br />

Die Preise für Strom haben auf Jahressicht um 30 Prozent zugelegt.<br />

Benzin (plus 35 Prozent) und Diesel (plus 56 Prozent) sind<br />

ebenfalls deutlich gestiegen.<br />

„Die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs<br />

auf die Ukraine haben die Energiepreise weltweit stark nach oben<br />

getrieben. Egal ob Strom, Gas, Heizöl oder Sprit: Alle Energiearten<br />

kratzen an ihren Höchstständen oder haben diese sogar übertroffen“,<br />

sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.<br />

1 035 Euro Entlastung für eine vierköpfige Familie<br />

Die Bundesregierung hat angesichts derart stark gestiegener<br />

Energiepreise ein Entlastungspaket auf den Weg gebracht. Eine<br />

vierköpfige Musterfamilie mit einem gemeinsamen Jahresbruttoeinkommen<br />

von 92688 Euro wird im Jahr <strong>2022</strong> durch die Maßnahmen<br />

zur Abfederung hoher Energiekosten um 1 035 Euro entlastet.<br />

Die Berechnung berücksichtigt die Energiepreispauschale für<br />

Erwerbstätige in Höhe von 300 Euro, die Erhöhung der Werbungskostenpauschale<br />

um 200 Euro, den Familienzuschuss in Form<br />

eines Einmalbonus in Höhe von 100 Euro pro Kind, den Wegfall<br />

der EEG-Umlage in der zweiten Jahreshälfte, die Absenkung der<br />

Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate sowie die Erhöhung<br />

des Grundfreibetrages.<br />

„Trotz umfassender staatlicher Entlastungsmaßnahmen muss<br />

ein Haushalt durchschnittlich knapp 1400 Euro mehr für Energie<br />

ausgeben als noch vor einem Jahr. Für viele Familien stellt das eine<br />

hohe finanzielle Belastung dar“, sagt Thorsten Storck.<br />

Methodik<br />

Grundlage der Berechnung ist ein Vier-Personen-Haushalt mit<br />

einem jährlichen Wärmebedarf von 20000 Kilowattstunden (kWh),<br />

einem Stromverbrauch von 4000 kWh und einer jährlichen Fahrleistung<br />

von 13300 Kilometern. Die durchschnittlichen Preise<br />

für Strom und Gas entsprechen dem jeweils separat errechneten<br />

Verivox-Verbraucherpreisindex, bei dem sowohl die Preise der örtlichen<br />

Grundversorger als auch der 30 wichtigsten überregionalen<br />

Anbieter herangezogen werden. Die Spritpreise wurden vom<br />

ADAC übernommen. Die Steuerberechnung wurde vom Bund der<br />

Steuerzahler vorgenommen. h


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92<br />

Impressum 3_<strong>2022</strong><br />

HERAUSGEBER<br />

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />

Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />

Andreas Breitner<br />

Verbandsdirektor<br />

040 52011-215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />

WP/StB Gerhard Viemann<br />

Direktor für den Prüfungsdienst<br />

040 52011-240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />

WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />

Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />

040 52011-275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />

Andreas Daferner<br />

Bildung<br />

040 52011-218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />

Dr. Peter Hitpaß<br />

Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />

Medienrecht<br />

0385 48937-503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />

Christoph Kostka<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />

040 52011-225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />

Steffen Laser<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />

0385 48937-501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />

Petra Memmler<br />

Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />

Technik und Energie<br />

040 52011-230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />

Nicola Olivier<br />

Datenschutz<br />

040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />

Andreas Thal<br />

Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />

040 52011-204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />

REDAKTION<br />

Oliver Schirg<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />

040 52011-226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />

ANZEIGEN<br />

Ilka Schünemann<br />

0511 1265-123 | E-Mail: i.schuenemann@vdw-online.de<br />

GESTALTUNG<br />

hungerundkoch.com<br />

0511 51 99 46-00<br />

DRUCK<br />

QUBUS media GmbH<br />

Beckstraße 10 | 30457 Hannover<br />

RA Dr. Kai Mediger<br />

Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />

040 52011-238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />

Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong> finden Sie im Internet unter www.vnw.de


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