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atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli

Fundamentales zur Wende in die

Klimaneutralität und im Energiesektor

Achim-R. Börner

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel "Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor"

von Dr. Achim-R. Börner erscheint wegen seines großen Umfangs in zwei Teilen in den Ausgaben 4/2022 und

5/2022 der atw - International Journal for Nuclear Power. Im folgenden ersten Teil finden sich die deutsch- und

englischsprachigen Zusammenfassungen sowie die ersten beiden Abschnitte zu den klimapolitischen Vorgaben

der EU sowie zu den wissenschaftlichen Bedenken des Autors gegenüber den sachlichen Grundlagen der europäischen

und anderer aktueller Klimapolitik. Im zweiten Teil werden „Volkswirtschaftliche und rechtliche Bedenken“

und die „Vorbereitung zur Energiewende“ behandelt sowie ein Fazit gezogen.

Der Klimawandel und die Notwendigkeit, sich darauf einzustellen, stehen außer Frage, nicht aber seine

angeblich anthropogene Verursachung. Die Klima- und Energiepoltiken der EU und Deutschlands streben

die CO 2 -Neutralität bis 2050 an, aber sie beruhen auf einem Alarmismus, der eine zweifelhafte

wissenschaftliche Grundlage hat, und stehen im Gegensatz zur wirtschaftlichen Vernunft.

Der Anstieg der Kosten für die meisten Energieformen

beruht auch auf einer expandierenden

Regulierung mit dem Ziel, den Klimawandel zu

stoppen, und führt zu immer teureren Produktpreisen

für den Binnen- und den Weltmarkt. Die

komplizierten und teuren Produkte werden schwieriger

absetzbar und begründen Arbeitslosigkeit.

Die Einkünfte aus Lenkungsabgaben und ähnlichen

Belastungen (CO 2 -Zertifikatspreise, Schutzzölle)

werden sinken, während das soziale

Bedürfnis steigt, so das seine Schere zwischen

Aufkommen und Bedarf entsteht. Die Absicherung

des EU-Binnenmarktes mit dem sog. cross border

adjustment mechanism, der Importen die Mehrkosten

für CO 2 -Zertifkate, die bei Herstellung im

Binnenmarkt benötigt worden wären, aufschlägt,

schafft eine “Festung Europa” and widerspricht

den WTO-Verpflichtungen. Mit einer “grünen

Politik” überschreitet die Europäische Zentralbank

ihr Mandat, das auf die Wahrung der Preisstabilität

begrenzt ist, und schafft sie neue Finanzrisiken,

vor allem Technolgieblasen und Marktrisiken.

Die Politik der EU und Deutschlands wie auch das

Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz

gründen in der Überzeugung, dass

der Staat besser als der Markt die wirtschaftliche

Entwicklung in eine gute Zukunft zu lenken

vermag. Ein Irrglaube, der sich historisch durchgängig

als falsch erwiesen hat. Die Schaffung

zusätzlicher Kosten in einer Wirtschaft durch

Regulierung und Steuern verursacht soziale Not

und mindert das Potential für Ersparnis und Investition.

Es ist fahrlässig, die Untersuchung zu unterlassen,

ob und inwieweit CO 2 -Neutralität, die im staatlichen

Territorium angestrebt wird, auch durch

vertragliche Maßnahmen außerhalb des Territoriums,

aber noch innerhalb der Emissionsblase

erzielt werden kann.

In Deutschland wird der weithin applaudierte

schnelle Wandel in eine grüne Wirtschaft und zur

CO 2 -Neutralität bis 2050 oder sogar 2045 extrem

teuer. Für das letztgenannte Ziel schätzt die

Prognos AG in ihrer Studie für die Staatliche Bank

KfW den privaten und öffentlichen Aufwand auf 5

Billionen Euro; es wird sich fragen, ob nicht die

Anpassung an den Klimawandel und/oder eine

CO 2 -Minderung im Ausland billiger kommen.

Die deutsche Energiewende, die gesetzlich vorgezeichnet

ist, ist mit einer Vielzahl von Problemen

behaftet, denn mit dem nahezu gleichzeitigen

Ausstieg aus Kernkraft und Kohlestrom entfällt die

Basis der Deckung der Grundlast, so dass ein Zubau

von Erdgaskraftwerken in der Größenordnung von

70 GW nötig wird, um den durch Digitalisierung,

E-Mobilität und Wärmewende steigenden Elektrizitätsbedarf

zu decken; mit dem Zubau steigt die

Importabhängigkeit.

Wasserstoff, insbesondere der derzeit als Lösung

gehypte “grüne” Wasserstoff, ist in Herstellung und

Bereitstellung sehr energieintensiv. Wasserstoff

wird infolge der technischen Anforderungen an die

Anwendungssicherheit (Stichwort: Knallgas) nur

begrenzt Verwendung finden.

Der gegenwärtige Anstieg der Energiepreise in der

EU beruht zum Teil auf den neuen gesetzlichen und

Dieses Papier beruht auf

einer im September 2021

auf der Website

www.boernerlaw.de

ins Internet gestellten

englischen Version, deren

Argumentation aktualisiert

und verfeinert

wurde.

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 23

Energy Policy, Economy and Law

Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner

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