atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2022
Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com
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nucmag.com
2022
4
ISSN · 1431-5254
32.50 €
Jenseits der
Stromerzeugung –
vielfältiger Nutzen der
Kerntechnik
Fundamentales zur Wende in
die Klimaneutralität und im
Energiesektor
Operating Results 2021
TRIPLE C
Ceramic Container & Concept
for innovative interim storage
and final disposal of
high radioactive waste
Worldwide.....
millions of spent nuclear fuel elements
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Nuclear Power Engineering
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Downloads
- TRIPLE C Waste Container....
atw Vol. 66 (2021) Issue 4 July, p.54-62
- SSiC Nuclear Waste Canisters: Stability...
atw Vol. 66 (2021) Issue 5, September p.42-46
- Ceramic Initial Barrier......
atw Vol.67 (2022) Issue 2 Mart, p.54-61
www.ceramics-for-nuclear.info
3Die Kernkraftwerke liefern, aber die
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Versorgungssicherheit taumelt
Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe finden Sie die detaillierten Betriebsergebnisse 2021 der deutschen Kernkraftwerke,
nach Stand der Dinge die vorletzten seit 1961. Es sind hervorragende Ergebnisse. Dazu beigetragen hat natürlich
auch, dass zwei der drei Anlagen, die Ende vergangenen Jahres abgeschaltet wurden, keine Revision mehr durchgeführt
haben. Aber die dadurch gegebene Zeitverfügbarkeit von 100 Prozent für das KBR Brokdorf und 99,9 Prozent für das
KRB C Gundremmingen sprechen ebenso für die eindrucksvolle technische und operative Exzellenz aller deutscher Anlagen
wie die insgesamt erzeugten 69,130 Terawattstunden Strom (brutto), also nicht weniger als durchschnittlich 11,5 Terawattstunden
pro Block. Die beiden Anlagen mit mehr als 12 TWh Bruttoerzeugung, KKI 2 Isar und Brokdorf, kamen auch
wieder in die internationalen Top Ten der Kernkraftwerksstromerzeugung auf den Plätzen drei und vier.
EDITORIAL
Für die Energieversorgungssicherheit Deutschlands
sind die Erzeugung und installierte Leistung der Kernkraftwerke
aus Sicht der Bundesregierung gleichwohl nicht relevant.
Dabei ist die Kernenergie allerdings nicht mehr allein:
Während die Kohlekraft dank des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes
im Fall einer Versorgungskrise und beim
Abbau der Abhängigkeit von Importen russischer Energieträger
eine einstweilige Renaissance erfährt, wird eine
Neubewertung der Fracking-Technologie zur heimischen
Gasförderung ebenso abgelehnt wie ein Weiterbetrieb von
Kernkraftwerken. Gewiss, hier müsste eine neue Infrastruktur
errichtet und hochgefahren werden, die Einrichtungen
stehen nicht schon voll funktionstüchtig in der
Landschaft und zu erwartende Konflikte mit Anwohnern,
dem Naturschutz und der Landschaftspflege wären viel
größer. Aber das Potential ist beachtlich: bis zu 2,3 Billionen
Kubikmeter erschließbaren Erdgases ließen sich
fördern, genug um die russischen Importe rund 50 Jahre
lang zu ersetzen.
In der Wirklichkeit jedoch wird die Gasversorgung
Europas durch Russland in kleinen Schritten abgeschnürt.
Keine Lieferungen mehr an Polen, Bulgarien, Finnland,
Dänemark und die Niederlande, Entleerung der Jamal-
Pipeline nach Polen, Drosselung der Lieferung durch die
Sojus-Pipeline in der Ukraine und nun auch Drosselung der
Lieferung durch die Nord Stream 1 in zwei Schritten von
167 Millionen Kubikmeter pro Tag auf 100 Millionen, dann
auf 67 Millionen. Auch in der Slowakei, Tschechien, Österreich,
Frankreich und Italien kommt zwischenzeitlich
weniger Gas an. Bundeswirtschaftsministerium und
Bundesnetzagentur erinnern derweil an den berühmten
Frosch im Kochtopf, in dem die Wassertemperatur langsam
aber stetig erhöht wird: Jeder der nun fast schon täglich
vorgenommenen russischen Lieferkürzungen bei Erdgas
wird mit der Aussage entgegengetreten, dass die Versorgung
aktuell gesichert sei, bis sie dann irgendwann nicht
mehr sicher ist. In so einer Situation, in der „jede Kilowattstunde
zählt“ wie es der Bundeswirtschaftsminister
ausdrückte, bindet man sich eigentlich nicht mutwillig den
zusätzlichen Ersatz von mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden
Stromerzeugung ans Bein, die bislang ohne
Importe fossiler Energieträger erzeugt werden konnten. Es
sein denn, man will es unbedingt und verordnet lieber dem
Bürger winterliches Frieren.
Zum Thema Import von Energieträgern sei noch gesagt,
dass die höchsten Uranpreise seit 2011 und die guten internationalen
Perspektiven für die Kernenergie nun dazu
führen, dass immer mehr stillgelegte Uranminen in Nordamerika,
Australien und Afrika reaktiviert werden. Das in
den vergangenen Wochen oft gehörte und falsche Argument,
man sei bei der Kernenergie von Russland noch
abhängiger als bei anderen Energieträgern, klingt dadurch
noch hohler als ohnehin schon angesichts eines russischen
Weltmarktanteils bei der Uranförderung zwischen weniger
als fünf und sieben Prozent in den vergangenen Jahren.
Eine kleine Schlussnotiz noch als Follow-up zur im Heft
abgedruckten KTG-Fachinfo Nummer 12: Das Bundesverfassungsgericht
hat die im April eingereichte Verfassungsbeschwerde
des pro-nuklearen Vereins Nuklearia gegen die
Beendigung der Kernkraftnutzung nicht zur Entscheidung
angenommen. Mindestens dem juristischen Laien erschien
die Beschwerde als ernsthaft vorgetragen und nachvollziehbar
begründet, keinesfalls wie die Empörungstat eines
Wutbürgers. Vielleicht war ihre Erfolgsaussicht nicht groß,
vielleicht aber hat sich das Gericht an die gängige Juristenweisheit
erinnert, dass man vor Gericht und auf hoher See
in Gottes Hand sei und wollte bei einem politisch heiklen
Thema nichts anbrennen lassen. Wir werden es nicht
erfahren, denn die Nicht-Annahme einer Klage muss nicht
begründet werden. Ob im Fall des Bundesverfassungsgerichts
eine solche Bauernschläue allerdings auf Dauer der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung zuträglich
wäre, sei dahingestellt.
Nicolas Wendler
– Chefredakteur –
Editorial
Die Kernkraftwerke liefern, aber die Versorgungssicherheit taumelt
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
4
CONTENTS
Ausgabe 4
2022
Juli
Inhalt
Editorial
Die Kernkraftwerke liefern, aber die
Versorgungssicherheit taumelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
Did you know? 5
Kalender 6
Feature | Other Applications
Jenseits der Stromerzeugung
– vielfältiger Nutzen der Kerntechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7
Nicolas Wendler
Interview with Kirsty Gogan and Rauli Partanen
“We Should Definitely also Look Into New
Deployment Models Such as Shipyard-manufactured
Floating Power Plants and 'Gigafactories' ” . . . . . . . . . . . . . . . 20
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in dieKlimaneutralität und im
Energiesektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Achim-R. Börner
Research and Innovation
The Marine Thorium-based Molten Salt Reactor . . . . . . . . . . . . 31
Jan Emblemsvåg
At a Glance
Copenhagen Atomics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Spotlight on Nuclear Law
Kriegerische Ereignisse und nukleare Anlagensicherung –
Welche Maßgaben gelten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Prof. Dr. Tobias Leidinger
Buchbesprechung
Arbeitsschutz verständlich erklärt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Report
Operating results 2021 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
KTG – Fachinfo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Vor 66 Jahren
Auf dem Weg zum Welt–Uranmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Cover:
Kollimator der medizinischen Bestrahlungsanlage
MEDAPP; Heinz Maier-Leibnitz Zentrum an der
Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz
(FRMII) der Technischen Universität Muenchen
Foto: Andreas Heddergott.
KTG Inside . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Inhalt
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Did you know?
Zusammenfassung einer PNAS-Studie zur Analyse der radioaktiven
Abfallströme von SMR
Am 30. Mai 2022 wurde in den Proceedings of the National
Academy of Science (PNAS) die Studie “Nuclear waste
from small modular reactors” der Lead-Autorin Lindsey
M. Krall von der schwedischen Endlagergesellschaft SKB
in Zusammenarbeit mit der Stanford University und der
University of British Columbia veröffentlicht. Die Studie
hat große Aufmerksamkeit in der Fachöffentlichkeit
erfahren und lebhafte Diskussionen in den sozialen
Medien ausgelöst.
Ausgangspunkt der Bewertung zu erwartender radioaktiver
Abfallströme aus kleinen, modularen Reaktoren im
Vergleich zu großen Leichtwasserreaktoren ist die Tatsache,
dass bei kleineren Reaktoren der Neutronenverlust
größer und damit die Menge der aktivierten Bauteile pro
erzeugter Einheit thermischer Energie größer ist als bei
großen Reaktoren. Die Autoren haben aus zahlreichen
SMR-Designs drei ausgewählt, zu denen vergleichsweise
umfangreiche Daten hinsichtlich des Reaktordesigns und
des Brennstoffkreislaufs vorlagen. Dabei handelt es sich
um den integrierten Druckwasserreaktor von NuScale
Power, den IMSR (Integrated Molten Salt Reactor) von
Terrestrial Energy sowie den natriumgekühlten schnellen
Reaktor 4S von Toshiba.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass teils deutlich
größere Abfallmengen bei mittelradioaktiven Abfällen
im Vergleich zu konventionellen großen Leichtwasserreaktoren
anfallen würden. Dies hängt damit zusammen,
dass etwa beim iDWR von NuScale zusätzlich ein Neutronenreflektor
erforderlich ist und der Reaktordruckbehälter
möglicherweise so stark aktiviert würde, dass er in
eine Abfallkategorie für geologische Tiefenlagerung
fiele. Für den Salzschmelzereaktor und den natriumgekühlten
Reaktor kommt die Studie u. a. ebenfalls wegen
der Notwendigkeit von Reflektoren, wegen des Grafitmoderators
im ersteren sowie dem hohen Neutronenfluss
bei letzterem sowie den beiden chemisch reaktiven
Wärmetransportmedien zu noch erheblich schlechteren
Ergebnissen.
Auch hinsichtlich des verbrauchten Kernbrennstoffs wird
ein höherer Anfall von abgebranntem Brennstoff pro
erzeugter Wärmeenergie sowie teils auch für die Konditionierung
oder Endlagerung problematischere Abfallzusammensetzungen
ermittelt, die Aufwand und Kosten
der Entsorgung erhöhen würden. Beim iDWR spielt der
kleinere Abbrand eine Rolle, da dadurch die Menge
abgebrannter Brennelemente im Vergleich zu großen
LWR um rund 70 Prozent erhöht wird. Für den
Wärmeeintrag in ein Endlager ist das von geringer
Bedeutung, die Radiotoxizität auf längere Sicht wird aber
erhöht. Beim schnellen Reaktor wird vor allem der deutlich
höhere Gehalt an spaltbaren Nukliden im frischen
Brennstoff im Hinblick auf die Sicherstellung von Unterkritikalität
im Endlager kritisch bewertet. Beim iDWR
kommt die Studie zum Ergebnis, dass dessen abgebrannte
Brennelemente existierende Anforderungen an
die Endlagerung wegen des zu niedrigen Abbrands nicht
erfüllen würden. Das Unternehmen NuScale hat die
Studie deswegen scharf kritisiert: Anstelle des in der
Studie betrachteten überholten Designs werde ein modifizierter
Typ entwickelt, der einen Abbrand ähnlich heutiger
LWR erreichen und dessen abgebrannte Brennelemente
den Endlageranforderungen gerecht würden.
In der Studie lassen sich auch andere Schwächen feststellen.
Besonders schwer wiegt, dass die Studie keine
alternativen Brennstoffkreisläufe betrachtet. Dies ist
aber verfehlt, denn viele Nicht-Leichtwasserreaktoren,
gerade schnelle Reaktoren und Salzschmelzereaktoren,
werden explizit im Zusammenhang mit und für fortgeschrittene
Brennstoffkreisläufe entwickelt, die hochradioaktive
und langlebige Abfälle deutlich reduzieren
sollen. Auch wird im Vergleichsmaßstab Abfallmenge
pro thermischer Energieerzeugung nicht berücksichtigt,
dass neue Technologien höhere Temperaturen nutzen
und deshalb einen höheren thermischen Wirkungsgrad
bei der Stromerzeugung erreichen. Damit fällt das
Verhältnis von Abfallaufkommen pro erzeugter Strommenge
besser aus, als beim angelegten Vergleichsmaßstab.
Trotz dieser Schwächen sollte man die Studie nicht ganz
beiseiteschieben, da sie einige relevante Punkte enthält.
So ist es unter abfallwirtschaftlichen Aspekten nicht so
günstig, wenn das Konzept des IMSR wegen der hohen
betrieblichen Belastung vorsieht, den 170 Tonnen
schweren RDB samt Grafitmoderator und Kerneinbauten
alle sieben Jahre auszutauschen. Bei einer überschlägigen
Berechnung ergibt sich, dass für die Gesamtstromerzeugung
des Kernkraftwerks Grohnde rund 40 solcher
Sätze von IMSR-RDB-Paketen erforderlich wären. Hier
könnte es schon sinnvoll sein, das Design noch einmal zu
überdenken. Gänzlich irreführend in der Studie ist der
Verweis auf den experimentellen Flüssigsalzreaktor
MSRE in den Vereinigten Staaten. Beim IMSR werden
Brennstoffkreisläufe mitentwickelt und das aus dem
Reaktor abgelassene Brennstoffsalz soll im nächsten
Reaktorbehältersatz weiter verwendet werden.
Die Studie ist unter
folgendem Link
verfügbar:
www.pnas.org/doi/
pdf/10.1073/
pnas.2111833119
Für weitere
Informationen
kontaktieren Sie bitte:
Nicolas Wendler
KernD
Berliner Straße 88A
13467 Berlin
Germany
E-mail: presse@
KernD.de
www.KernD.de
DID YOU EDITORIAL KNOW? 5
Did you know?
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Kalender
CALENDAR 6
2022 – 2023
04.07. – 06.07.2022
DAEF 2022 - Conference on Key Topics in Deep
Geological Disposal.
KIT, Cologne, Germany
www.daef2022.org
06.07. – 08.07.2022
GLOBAL 2022 – International Conference
on Nuclear Fuel Cycle
SFEN, Reims, France,
www.new.sfen.org
10.07. – 15.07.2022
SMiRT 26 – 26th International Conference
on Structural Mechanics in Reactor Technology.
German Society for Non-Destructive Testing,
Berlin/Potsdam, Germany
www.smirt26.com
DECOM 2022.
cvent, Shropshire, UK
web-eur.cvent.com
20.07.2022
04.09. – 09.09.2022
NUTHOS-13 – 13th International Topical
Meeting on Nuclear Reactor Thermal
Hydraulics, Operation and Safety.
ANS, Taichung, Taiwan
www.ans.org
25.09. – 29.09.2022
ICRS 14/RPSD 2022.
Seattle, WA|Seattle Marriott Waterfront, USA
www.ans.org/meetings/icrs14rpsd22
27.09. – 28.09.2022
International Power Summit 2022.
PMI, Munich, Germany
03.10. – 06.10.2022
G4SR-4 - 4th International Conference on
Generation IV and Small Reactors.
Canadian Nuclear Society, Toronto, Canada
www.g4sr.org
09.10. – 13.10.2022
TopFuel 2022 - Light Water Reactor Fuel
Performance Conference.
ANS, Raleigh, NC, USA
www.ans.org/meetings/topfuel2022
18.10. – 21.10.2022
International Conference on Topical Issues in
Nuclear Installation Safety.
ENS, Vienna, Austria
www.euronuclear.org
01.11. – 02.11.2022
SYP2022 - Nuclear Science and Technology
Symposium.
Finnish Nuclear Society, Helsinki, Finland
www.ats-fns.fi/en/syp2022
23.11. – 24.11.2022
Hybrid
Energy 2050 Summit.
Frontier, London, UK
www.frontierenergy.network/events/energy-
2050-summit-2022
28.11. – 02.12.2022
5. International Conference on Nuclear Power
Plant Life Management.
IAEA, Vienna, Austria
www.iaea.org/events/plim-5
29.11. – 01.12.2022
Valve World Expo 2022.
Messe Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
www.valveworldexpo.com
2023
06.02. – 09.02.2023
Conference on Nuclear Training and Education:
A Biennial International Forum (CONTE 2023).
Omni Amelia Island Resort, Amelia Island, FL
www.ans.org/meetings/view-conte23
26.02. – 02.03.2023
WM2023 Conference.
X-CD Technologies, Phoenix AZ, USA
www.wmsym.org
04.04. – 06.04.2023
ITER Business Forum 2023.
ITER Business Forum, Marseille, France
www.iterbusinessforum.com
07.09. – 09.09.2022
World Nuclear Association Symposium.
WNA, London, UK
www.wna-symposium.org
NENE Conference.
ENS, Portoroz, Slovenia
www.euronuclear.org
12.09. – 15.09.2022
14.11. – 17.11.2022
12th International Symposium
Release of Radioactive Materials | Provisions for
Clearance and Exemption.
TÜV Nord, Frankfurt, Germany
www.tuev-nord.de
23.04. – 27.04.2023
International Congress on Advances in Nuclear
Power Plants (ICAPP).
Gyeongju, South Korea
www.ans.org/meetings/view-icapp2023
11.06. - 16.06.2023
PATRAM22.
World Nuclear Transport Institute (WNTI) and partners,
Antibes, France
www.patram.org
13.09.2022
Virtual Conference
Small and Advanced Reactors.
PMI Live
www.pmi-live.com/events/small-and-advancedreactors2022/
19.09. – 21.09.2022
Fontevraud 10.
Sfen, Avignon, France
www.sfen.org/evenement/fontevraud-10/
15.11. – 17.11.2022
ICOND 2022.
Aachen Institute for Nuclear Training, Aachen,
Germany
www.icond.de
30.08. – 01.09.2023
KONTEC 2023.
Dresden, Germany
www.kontec-symposium.com
28.11. – 30.11.2023
World Nuclear Exhibition.
Paris Nord Villepinte - Hall 7, France
www.world-nuclear-exhibition.com
This is not a full list and may be subject to change.
Calendar
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Jenseits der Stromerzeugung –
vielfältiger Nutzen der Kerntechnik
Nicolas Wendler
Im Folgenden soll ein kurzer Einblick in die Anwendung der Kerntechnik und kerntechnischer Verfahren
jenseits der Stromerzeugung gegeben werden. Ein Einblick wohlgemerkt, kein Überblick, denn es gibt noch
etliche andere Anwendungsgebiete und weitere Verästelungen der genannten, die den Rahmen des Textes
gesprengt hätten. Recht umfangreich behandelt wird unten die medizinische Anwendung von Kerntechnik,
darüber hinaus die Bestrahlung zur Sterilisation verschiedener Produkte, zur Pflanzenzüchtung und von
Lebensmitteln. Dargestellt sind die Anwendung und künftige Anwendungsmöglichkeiten der Kerntechnik
in der Raumfahrt, bei Analyse- und Datierungsverfahren sowie bei der Siliziumdotierung und in zerstörungsfreien
Prüfverfahren.
Weitere und im Text nicht weiter behandelte industrielle
Anwendungen sind die Bestimmung der
Dicke von Papier, Blech, fluiden Strömungen und
Zementzusammensetzung durch Radioisotop-Instrumente
und die Härtung von Plastik und anderen
Kunstoffen oder Reifengummis durch Bestrahlung.
Nur gestreift, nicht vertieft wird die biomedizinische
Forschung bei den medizinischen Anwendungen,
für die bei AIDS, Krebs oder der Alzheimer-
Krankheit Radionuklide ebenso wichtig sind wie
bei der genetischen Forschung. Auch der in der
Corona-Pandemie zur Berühmtheit gelangte PCR-
Test geht auf kerntechnische Verfahren zurück. In
der Biologie werden radioaktive Tracer für physiologische
Messungen bei Menschen, Tieren und
Pflanzen genutzt und in der Landwirtschaft wird
neben der Pflanzenzüchtung und der Haltbarmachung
von Saatgut und Lebensmitteln Bestrahlung
auch genutzt, um verfrühtes Keimen von Samen zu
unterbinden. Radioisotop-Methoden helfen in der
Hydrologie, um die Wasserversorgung zu untersuchen
und zu prognostizieren. Auch können
Abwässer und feste Abfälle mit Gammastrahlung
behandelt werden. Nun aber zu den Einblicken in
die vielfältige Welt der kerntechnischen Anwendungen.
Radiologie – Diagnose und Heilung mit
Strahlung und Radiopharmaka
Etwa die Hälfte aller Krebs-Patienten kann geheilt
werden. Allerdings können die Ärzte nur heilen,
was sie diagnostizieren können, etwa mit Radiopharmaka
und bildgebenden Verfahren. Radiopharmaka
sind radioaktive Stoffe oder Träger für
radioaktive Substanzen, die in den menschlichen
Organismus injiziert werden. Die Radionuklide
geben dort kurzzeitig eine Strahlung ab. Mit Detektoren
für diese Strahlung, auch zusammen mit
Computer-Tomographen, kann die Verteilung des
Radiopharmakon in einem Organ von den Ärzten
erkannt werden. Auf diese Weise lassen sich Krankheiten
diagnostizieren, neben Krebs, auch
Knochenfrakturen, Arthrosen oder Entzündungen,
Nerven-Krankheiten oder ein Herzinfarkt. Radiopharmaka
höherer Dosierung können durch sehr
lokales Abtöten von Tumorzellen auch direkt
heilen. Der Vorteil dieser Therapie besteht darin,
dass die entsprechende Dosis direkt ins Zielorgan
befördert wird.
Herstellung des Radiopharmakons
Technetium-99m
Im Forschungsreaktor FRM II des Heinz Maier-
Leibnitz Zentrums (MLZ) in Garching bei München
wird mit Hilfe von Neutronenstrahlung das in der
Medizin oft eingesetzte Technetium zukünftig
hergestellt. Neben der Kernspaltungkettenreaktion
zur Erzeugung der Neutronen kommt dem Uran in
der Erzeugungskette des Isotops Technetium-99m
(Tc-99m), das durch den Zerfall von Molybdän-99
entsteht, auch eine stoffliche Rolle zu. Dabei wird
Uran-235 in Uran Targets (Aluminium-umhüllte
Platten oder Röhrchen beladen mit 19,75 % angereichertem
U-235) mit Neutronen bestrahlt, üblicherweise
über einen Zeitraum von sechs Tagen.
Die Targets werden anschließend in spezialisierten
Laboratorien chemisch aufgelöst und das
Molybdän-99 abgetrennt. Für die Krankenhäuser
wird das Mo-99 in sogenannten Mo-99/Tc-99m-Generatoren
verpackt, in denen das Molybdän-99 mit
einer Halbwertszeit von 66 Std. zu Technetium-
99m zerfällt, das dann vor Ort mit einem chemischen
Verfahren eluiert bzw. „herausgemolken“
wird.
Das Technetium-99m kann anschließend in ein
geeignetes Trägermolekül gebunden werden, das
später in der Patientin, im Patienten entsprechende
Strukturen, z. B. Tumorzellen, erkennt und dort
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 7
Feature | Other Applications
Jenseits der Stromerzeugung – vielfältiger Nutzen der Kerntechnik ı Nicolas Wendler
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 8
Nuklid Technetium-99, das seinerseits eine Halbwertszeit
von ca. 210.000 Jahren hat und durch
Beta-Minus-Zerfall in das stabile Isotop Ruthenium-99
zerfällt. Es werden nur sehr kleine Mengen
Technetium injiziert (meist < 1 µg) und die biologische
Halbwertszeit von Technetium-99 beträgt 0,5
bis 1,6 Tage 1 . Da sowohl Mo-99 mit 66 Stunden als
auch Tc-99m mit 6 Stunden kurze Halbwertszeiten
haben, kann das in der Medizin meist genutzte
Radioisotop nicht gelagert werden. Die Schritte in
der gesamten Produktionskette müssen daher
zügig und gut aufeinander abgestimmt ablaufen.
Die kurze Lebensdauer des Isotops, das in Diagnose
und Therapie verwendet wird, und die geringe
Energie der Gammastrahlung minimieren die
Strahlenbelastung der Patienten 2 .
Etwa 30 Millionen Untersuchungen gibt es weltweit
im Jahr. Allein in Deutschland 60.000 pro
Woche, das entspricht etwa einem Zehntel des
weltweiten Bedarfs. Angewendet wird es zur
Untersuchung der Schilddrüse oder zur Diagnose
von Erkrankungen an Lunge, Herz, Leber, Galle
und dem Skelett. In einem Neubau am
| Abb. 1
Übersicht der Bestrahlungsanlage für Molybdän-99, wie sie am FRM II eingebaut wird. © FRM II / TUM
andockt. Den Patienten wird das Technetium-99m
injiziert, das dann Gammastrahlung aussendet, die
vermessen wird. Technetium-99m ist ein sogenanntes
Kernisomer, d. h. ein Nuklid mit einem
Kern in einem besonderen, angeregten Zustand, in
diesem Fall des Nuklids Technetium-99. Die
Aussendung des Gammaphotons von Technetium-
99m erfolgt durch den Übergang in den energetisch
niedrigeren Grundzustand des Kerns im
| Abb. 2
Herstellungskette Molybdän-99-Technetium-99m © FRM II / TUM
| Abb. 3
Mit dem Tochterisotop von Molybdän-99 können in der Nuklearmedizin Aufnahmen
gemacht werden, die zum Beispiel Knochenmetastasen (hier im Beckenbereich des
Patienten) sichtbar werden lassen. (© Klinikum Rechts der Isar)
1 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2015/daz-11-2015/technetium-in-der-diagnostik
2 https://www.frm2.tum.de/frm2/industrie-medizin/radioisotopen-produktion/molybdaen-99/
Feature | Other Applications
Jenseits der Stromerzeugung – vielfältiger Nutzen der Kerntechnik ı Nicolas Wendler
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Forschungsreaktor FRM II soll künftig die Hälfte
des europäischen Bedarfs an Technetium-99m in
Garching produziert werden.
Positronen-Emissions-Tomografie (PET)
PET ist ein bildgebendes Verfahren auf nuklearmedizinischer
Basis mit dem detaillierte Bilder oder
Karten von Funktionsprozessen des Körpers erstellt
werden können. Das radioaktive Tracer-Isotop, das
Positronen (Beta-plus-Zerfall) emittiert und mit
chemischen Verfahren in ein verstoffwechseltes
Molekül eingebaut wurde, wird dem Patienten
meist intravenös injiziert. Nach einer kurzen
Wartezeit legt sich der Patient in einen bildgebenden
Scanner. Während des Abtastvorgangs
zerfällt das radioaktive Isotop und die emittierten
Positronen zerstrahlen nach Verbindung mit einem
Elektron zu zwei Gammaphotonen. Diese
wiederum werden vom Scanner registriert sobald
sie das Szintillations-Material erreichen. PET-
Scans werden in der Regel mit CT- oder MRT-
Aufnahmen kombiniert, da die Kombination anatomischer
und funktionaler Informationen zum
Stoffwechselprozess genauere Diagnosen ermöglicht
3 .
Als Tracer werden die kurzlebigen Isotope Kohlenstoff-11
(t½ 20,3 Minuten), Stickstoff-13 (t½ 10,1
Minuten), Sauerstoff-15 (t½ 2,03 Minuten),
Fluor-18 (t½ 110 Minuten), Gallium-68 (t½ 68
Minuten) und Rubidium-82 (t½ 75 Sekunden)
verwendet. Gallium und Rubidium werden in so
genannten Radionuklidgeneratoren als Zerfallsprodukte
anderer, langlebigerer Nuklide
produziert. Das Gallium-68 aus Germanium-68,
wobei das gebildete Gallium regelmäßig mit Salzsäure
ausgeschwemmt wird, das Rubidium-82 wird
in ähnlicher Weise aus Strontium-82 gewonnen.
Die Mutternuklide werden jeweils in Beschleunigern
erzeugt, Gallium-68 zum Teil ebenfalls 4 . Am
häufigsten wird bei PET-Scans allerdings Fluor-18
eingesetzt, weil es mit seiner relativ langen Halbwertszeit
von einem Zyklotron zum Standort des
PET-Scanners transportiert werden kann 5 . Die
übrigen Nuklide, die nicht dezentral in Generatoren
erzeugt werden können, erfordern dagegen
ein eigenes Zyklotron und radiochemische Labore
in unmittelbarer Nähe zum PET-Gerät. Diese sehr
teure Lösung ist entsprechend selten.
Therapeutische Bestrahlung
Neben der Diagnose oder der Injektion von therapeutischen
Radiopharmaka gibt es verschiedene
therapeutische Bestrahlungsmethoden. Ein neuer
Weg wurde 2015 mit der Eröffnung des Ionenstrahl-Therapiezentrum
(MIT) am Uni-Klinikum
in Marburg, einer neuen Partikeltherapie-Anlage,
beschritten. Die Anlage ist ein Spin-off der Schwerionenforschung,
die in Deutschland vor allem in
den Einrichtungen der Gesellschaft für Schwerionenforschung
in Darmstadt betrieben wird. In der
Marburger Anlage können auch solche Tumore
therapiert werden, die bisher als unbehandelbar
galten. In der Anlage wird ein Strahl aus Protonen
und Ionen von einem Synchrotronbeschleuniger
auf 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt.
Die Teilchen treffen dann mit dieser Geschwindigkeit
von etwa 225.000 Kilometer pro Sekunde
auf das kranke Gewebe. Dabei lässt sich der Ionenstrahl
millimetergenau und exakt auf den Tumor
ausrichten. Diese Genauigkeit wird von einem
Roboter gesichert, der die Lagerung des Patienten
steuert. Die Dosis wird ebenfalls exakt berechnet.
Die Strahlung fällt dabei an den Rändern des
Tumors extrem ab, so dass das umliegende Gewebe
so gut wie möglich geschont werden kann 6 .
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 9
| Abb. 4
Positronen-Emissons-Tomograph (PET)
Traditionellere Methoden der Strahlentherapie
bzw. deren moderne Weiterentwicklungen
verwenden meist Linearbeschleuniger oder
seltener offene Radionuklide, die im Rahmen der
Nuklearmedizin verwendet werden. Die Patienten
liegen fixiert auf einer Liege unter der Bestrahlungseinrichtung.
Durch Bewegung sowohl der
Liege als auch der Bestrahlungseinrichtung kann
die Richtung der Strahlung angepasst werden und
das ggf. mitbestrahlte gesunde Gewebe variiert
3 https://www.ezag.com/home/products/isotope_products/isotopes_cnl_scientific_resources/pet/about_pet/
4 http://www-pub.iaea.org/MTCD/Publications/PDF/Pub1436_web.pdf
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Positronen-Emissions-Tomographie
6 https://www.mit-marburg.de/
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FEATURE | OTHER APPLICATIONS 10
| Abb. 5
Diese Grafik zeigt einen großen metastasierenden Bauch-Becken-Tumor, der stereotaktisch bestrahlt wird
(SFRT). Die roten Bläschen stehen für hohe Strahlendosen, die den Tumor direkt abtöten. Die Bereiche um
die Bläschen im erweiterten roten Kreis werden von niedrigeren dosen getroffen, die eine Immunantwort
hervorrufen, die den Tumor weiter zerstört.
(Bild: Naipy Perez/Innovative Cancer Institute, USA)
werden, damit nicht immer dieselben Bereiche
belastet werden. In der Regel erfolgt die äußerliche
Strahlentherapie in mehreren Sitzungen.
Die verschiedenen Bestrahlungsmethoden sind
konventionelle Strahlentherapie mit flachen
Bestrahlungsfeldern, Konformationsbestrahlung
(3D-Strahlentherapie) mit zielgenauer Anpassung
an die Tumorform und -größe durch Blenden und
Filter, die Intensitätsmodulierte Strahlentherapie
(IMRT) als Weiterentwicklung der 3D-Strahlentherapie,
bei der die Einstrahlrichtung kontinuierlich
verändert wird, sodass der Tumor permanent,
das umliegende gesunde Gewebe aber nur zeitweilig
bestrahlt wird, die Stereotaktische Bestrahlung
(„Gamma Knife, CyberKnife, Strahlenchirurgie“)
bei der Behandlungsstrahlen aus verschiedenen
Einstrahlwinkeln punktgenau auf den
Tumor treffen und der Tumor mit hohen Energiedosen
bestrahlt werden kann, da das gesunde
Gewebe entlang der Einstrahlbahnen nur von
einer geringen Strahlendosis getroffen wird. Diese
Bestrahlung ist sehr präzise, vergleichbar einem
chirurgischen Eingriff. Darüber hinaus gibt es die
Intraoperative Radiotherapie (IORT) bei der der
Tumor während einer Operation durch die geöffnete
Körperstelle direkt bestrahlt wird. Die Tumormasse
wurde schon chirurgisch entfernt und das
zu treffende Gewebe ist freigelegt, so dass das
„Tumorbett“ in Anwesenheit von Chirurg und
Strahlentherapeuten bestrahlt werden kann.
Reichweite der Strahlung beträgt nur wenige Millimeter.
Die Strahlendosis wird durch die Verweildauer
des Radionuklids oder über dessen Aktivität
und Halbwertszeit gesteuert. Das Tumorgewebe
kann so mit einer hohen Dosis bestrahlt werden,
ohne dass das gesunde Gewebe zu stark geschädigt
würde 7 .
Radiotherapie mit Neutronen
Für die Therapie bösartiger Geschwülste können
schnelle Neutronen eingesetzt werden. Teilchenstrahlung
weist große Unterschiede zu den Strahlenarten
auf, die in Kliniken meist zur Verfügung
stehen, so bei der biologischen Wirksamkeit und
dem Eindringen in das Gewebe. Wegen des Energiespektrums
haben die am FRM II erzeugten
schnellen Neutronen die höchste biologische Wirksamkeit
der derzeit zur Verfügung stehenden
therapeutischen Neutronenstrahlen; dies ist nur
der Effizienz der oben genannten Schwerionentherapie
vergleichbar. Allerdings ist die Eindringtiefe
nicht sehr groß, weswegen schnelle Reaktorneutronen
auf Anwendung bei oberflächennahen
Tumoren, typischerweise Brusttumore und Melanome
beschränkt sind. Die schnellen Neutronen
werden mit Hilfe der sogenannten Konverteranlage
im Reaktorbecken erzeugt. Die thermischen
Neutronen aus dem Reaktorkern treffen dabei auf 2
Konverterplatten, die Uran-235 enthalten, und
lösen Spaltprozesse im Uran aus. Es entstehen
schnelle Neutronen mit einer mittleren Energie
von 1.9 MeV und erreichen unmoderiert auf
direktem Weg durch das Strahlrohr den Bestrahlungsplatz
MEDAPP.
| Abb. 6
Medizinische Behandlungsstation MEDAPP zur Tumorbestrahlung mit
schnellen Neutronen am FRM II © FRM II / TUM
Bei der Strahlentherapie von Innen, der Brachytherapie,
wird die Strahlenquelle direkt am Tumor
oder an der Körperstelle platziert, an der sich der
Tumor vor der Operation befunden hat. Die
Mit dem Neutronenfluss von etwa 3,2 × 10 8
schnellen Neutronen pro Quadratzentimeter und
Sekunde kann eine Fläche bis zu etwa 27 cm ×
20 cm bestrahlt werden. Form und Größe des
7 https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/therapieformen/strahlentherapie-bei-krebs.html
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FEATURE | OTHER APPLICATIONS 11
| Abb. 7
Schema der Anwendungen NECTAR und MEDAPP am Strahlrohr 10 des FRM II © FRM II / TUM
Strahlfeldes werden durch einen Lamellenkollimator
an den zu bestrahlenden Tumor angepasst,
die Position des Patienten ist variabel. Die Bestrahlungsdauer
hängt von der verordneten Dosis ab,
beträgt meist drei Minuten pro Feld. Insgesamt
wird meist vier- bis fünfmal pro Feld und Patient
bestrahlt. Die therapeutische Verantwortung liegt
beim Klinikum rechts der Isar (MRI), der FRM II
stellt die Bestrahlung zur Verfügung.
Außer zur Bestrahlung von Tumorpatientinnen
und -patienten wird MEDAPP für Experimente im
Bereich Life Sciences sowie für technische Anwendungen
genutzt. MEDAPP kann anstelle ausschließlich
schneller Neutronen auch ein thermisches
Spektrum mit besonders niedriger Beimischung
höherenergetischer Neutronen zur Verfügung
stellen. Dafür werden die Uran-Konverterplatten
vor dem Eingang des Strahlrohrs entfernt. Der
Neutronenfluss beträgt in diesen Fall rund 2 × 10 9
Neutronen pro Quadratzentimeter und Sekunde 8 .
Innovative Radioisotope für die Medizin
Seit einigen Jahren werden neuroendokrine
Tumore wie beispielsweise in der Prostata oder
Bauchspeicheldrüse mit Lutetium-177 therapiert.
Das Lutetium-177 wird dazu an ein Eiweißmolekül,
eine so genannte Fähre, gekoppelt und das direkt
in den Tumor gelangt. Lutetium-177 ist ein Betastrahler
(Beta-Minus-Zerfall: Aussendung eines
Elektrons und eines Elektron-Antineutrinos) mit
einer sehr geringen Reichweite in Gewebe von
rund zwei Millimetern, wodurch die Wirkung
präzise eingegrenzt ist und gesundes Gewebe
geschont wird.
Lutetium-177 wird unter anderem im FRM II in
Garching produziert. Es entsteht dabei aus der
Bestrahlung von Ytterbium-176 über ein sehr kurzlebiges
Nuklid Ytterbium-177, das wiederum
schnell zu Lutetium-177 zerfällt. Dieses Verfahren
garantiert sehr reines Lutetium-177 ohne Anteile
von Lutetium-176. So fallen für die Kliniken
weniger radioaktive Abfälle an und das Präparat ist
länger verwendungsfähig, weil es auch nach sieben
bis zehn Tagen immer noch eine ausreichende
Menge therapeutisch wirksames Lutetium-177
enthält. Das sehr aufwändige Verfahren wurde von
der Radiochemie München RCM, ebenfalls ein
Wissenschaftliches Zentralinstitut der Technischen
Universität München entwickelt und wird
heute von der Firma ITM Isotopen Technologien
München AG auf dem Gelände des FRM II kommerziell
verwertet 9 .
Mit der Neutronenspallationsquelle SINQ werden
am Paul Scherrer Institut (PSI) Radionuklide für
8 https://mlz-garching.de/industrie-und-medizin/radiotherapie-und-biologie.html
9 https://www.frm2.tum.de/frm2/industrie-medizin/radioisotopen-produktion/lutetium-177/
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| Abb. 8
Paul Scherrer Institut PSI: Injektor-2-separated-sector-Zyklotron (links) und die
Spallationsneutronenquelle Schweiz SINQ (rechts) (Foto: Paul Scherrer Institut)
die medizinische Forschung erzeugt. Vielversprechend
ist das radioaktive Metall Terbium-161. In
einen Molekülkomplex gebunden dockt es im
Körper gezielt an Tumorzellen und kann diese
durch seine Teilchenstrahlung zerstören. Damit
wurde ein radiopharmazeutisches Präparat
erzeugt, das Krebs effizienter bekämpfen soll als
bisher verwendete Wirkstoffe. Natürlicherweise
kommt nur stabiles Terbium-159 vor, andere
Isotope sind instabil und zerfallen innerhalb
weniger Stunden oder Tage. Das radioaktive Isotop
Terbium-161 muss künstlich erzeugt werden. Dafür
werden Neutronen genutzt, wie sie in Kernreaktoren
oder im SINQ des PSI erzeugt werden.
Ausgangsmaterial ist dabei Gadolinium, ein Metall
der Seltenen Erden wie Terbium. In einer Ampulle
aus Quarzglas versiegelt und in eine Transportkapsel
aus Aluminium eingeschweißt, wird die
Kapsel mit dem Gadolinium in das Zentrum der
Neutronenquelle geschossen, ähnlich einer Rohrpost.
Dort wird die Kapsel mit Neutronen bestrahlt.
Aus Gadolinium-160 entsteht durch Neutroneneinfang
Gadolinium-161, das innerhalb von Minuten
durch Umwandlung eines Neutrons in ein Proton
zerfällt. Damit ist ein neues Element entstanden,
Terbium-161, das mit einer Halbwertszeit von
sieben Tagen zerfällt. Der therapeutische Nutzen
des Terbium-161 ergibt sich aus dem Betazerfall
des instabilen Nuklids, bei dem ein Elektron emittiert
wird. Je nachdem, wie viel Energie das
Zerfallselektron hat, kann es kürzere oder längere
Wegstrecken zurücklegen. Wenn es dabei seine
Energie abgibt, kann die DNA der Krebszelle
geschädigt werden oder es werden Radikale
gebildet, die weitere zerstörerische Effekte in den
Krebszellen verursachen.
In einem Radiochemie-Labor wird das Terbium-161
vom immer noch vorhandenen Gadolinium
getrennt. Damit ist ein großer Aufwand verbunden,
denn dafür sind aus Gründen der Abschirmung der
Strahlung sogenannten «Heiße Zellen» hinter
Bleiblöcken und Bleiglasfenstern erforderlich, in
denen Unterdruck gehalten wird. Die eigentliche
Arbeit findet fernhantiert statt. Am Ende steht
Terbium-161 in so reiner Form, dass man damit
Moleküle radioaktiv markieren kann.
Terbium-161 ähnelt dem o. g. Lutetium-177
chemisch, sendet aber zusätzlich zum Beta-Partikel
noch Hüllenelektronen aus, die für die Therapie
einzelner Krebszellen besonders geeignet sind. Der
Effekt des Ausstoßes von Hüllenelektronen beim
Betazerfall wurde in den 1920er-Jahren von den
Physikern Pierre Auger und Lise Meitner entdeckt.
Die Teilchen werden als Auger-Elektronen
bezeichnet. Die Beta-Partikel haben eine hohe
Energie, Auger-Elektronen sind dagegen wesentlich
weniger energiereich. Auf den ersten Blick
erscheint das als Nachteil, kann aber bei der Tumorbekämpfung
ein Vorteil sein. Die energiearmen
Auger-Elektronen können im Gewebe keine so
langen Wegstrecken zurücklegen wie die energiereichen
Beta-Partikel, sondern kommen nur wenige
Mikrometer weit. Ihre Energie durchdringt nur
eine Zelle, wirkt aber deshalb dort viel zerstörerischer
10 .
Mit Strahlung sterilisieren
Ionisierender Strahlung ist der Mensch ausgesetzt
durch natürliche Quellen aus der Erde oder dem
Weltall, die je nach Region unterschiedlich stark
ist. Diese Teilchenstrahlung nutzt man auch für die
Sterilisation. Denn die energiereiche Strahlung
beseitigt Krankheitserreger. Ob in Kosmetikprodukten
oder in der Medizin, in der Pharmazie, in
der Halbleiter-Technologie und der Verpackungsindustrie:
Überall wird energiereiche Strahlung
zur Sterilisation eingesetzt. Eine Aktivierung findet
dabei nicht statt. Zur Sterilisation, die oft durch
Verpackungen hindurch durchgeführt werden
muss, werden meistens Beta- oder Gamma-
Strahlen verwendet.
Bestrahlung von Lebensmitteln – Gegen
Bakterien und Schimmelpilze
Ein wichtiges Anwendungsfeld von Sterilisation
durch Strahlung ist die Lebensmittelindustrie,
denn die energiereiche Strahlung beseitigt gesundheitsschädliche
Mikroorganismen, ohne dass dabei
die sonstigen Produkteigenschaften beeinträchtigt
werden. Die Bestrahlung erhöht zudem die Haltbarkeit.
In Deutschland beispielsweise werden
getrocknete Gewürze auf diese Weise behandelt.
Denn Gewürze und in freier Natur gewachsene
Kräuter können Bakterien und Schimmelpilze
10 https://www.psi.ch/de/media/forschung/krebsmedikament-aus-der-neutronenquelle
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enthalten. Bei Sterilisation mit Heißdampf leiden
Vitamingehalt, Farben und Aromastoffe. Bei der
Sterilisierung durch Bestrahlung bleiben Vitamine
und Aromen erhalten. Auch Verpackungen werden
sterilisiert, damit später in die Lebensmittel keine
Krankheitskeime gelangen. Auch leere Joghurtbecher
etwa kommen in eine Sterilisationsanlage.
Nicht jeder Becher einzeln: Ionisierende Strahlung
wirkt durch viele Materialschichten hindurch. So
können ganze Paletten mit Joghurtbechern gleichzeitig
sterilisiert werden.
In medizinischem Kontext bestrahlt man Arbeitsgeräte
oder Messinstrumente. Auch Katheter oder
künstliche Herzklappen müssen steril sein, bevor
sie in den menschlichen Körper eingesetzt werden.
Blutkonserven und sogar zu transplantierende
Organe werden in speziellen Geräten mit Röntgenstrahlung
oder aus Isotopenquellen (Cs-137) mit
Gammastrahlung bestrahlt, um Krankheitserreger
abzutöten und bestimmten adversen Reaktionen
vorzubeugen. In der Kosmetik werden pflanzliche
Farbpigmente bestrahlt. Sie sind sehr stark mikrobiell
belastet. Dadurch kann auf die Verwendung
von Konservierungsmitteln verzichtet werden.
Auch Kinderspielzeug kann beim Import aus
anderen Ländern Mikroben und Krankheitserreger
enthalten. Hier wird ebenfalls ionisierende Strahlung
zur Sterilisation eingesetzt, ebenso wie bei
Haarpflegeprodukte und Kontaktlinsenflüssigkeit.
Bestrahlung von Saatgut – 3.000 neue
Pflanzen-Sorten
Mit Hilfe von Gammastrahlung werden heute neue
Pflanzenarten gezüchtet, um dem Bevölkerungswachstum
zu begegnen, zum Beispiel neue Reissorten.
Bangladesch etwa konnte in den letzten
Jahrzehnten seine Reisproduktion um das dreifache
erhöhen. Binadhan-7 ist eine von verschiedenen
Reis-Variationen – entwickelt von den
Wissenschaftlern des Bangladesh Institute for
Nuclear Agriculture (BINA), mit Unterstützung der
International Atomic Energy Agency (IAEA) und
der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
der Vereinten Nationen. Wie viele andere neue
Reissorten wurde Binadhan-7 entwickelt durch das
Verfahren „Plant Mutation Breeding“. Dabei dient
radioaktive Strahlung als Katalysator eines natürlichen
Mutationsprozesses von Pflanzensamen.
Weltweit wurden schon über 3.000 Pflanzen-
Sorten durch Plant Mutation Breeding
gezüchtet.
| Abb. 9
NASA-Rover Curiosity in “Glen Etive” am 11. Oktober 2019 (Bild: NASA)
Strom für Raumsonden
Eine eher seltene kerntechnische Anwendung sind
Radioisotopenbatterien vor allem für die Raumfahrt.
In diesen wird eine radioaktive Wärmequelle
genutzt, um mit Hilfe des Seebeck-Effekts Strom
aus der Wärme zu gewinnen. Meist wird Plutonium-238
als Wärmequelle genutzt, das in
mehreren Schritten in Kernreaktoren aus Uran-235
gewonnen wird. Das Plutonium-238 hat eine Halbwertzeit
von 87,7 Jahren. Solche Batterien sichern
die Energieversorgung von Raumsonden, so für die
Voyager-Sonden, Cassini und Galileo. In den
Voyager-Raumsonden sind die Batterien seit etwa
45 Jahren in Betrieb und noch zu knapp 50 Prozent
leistungsfähig.
Meist werden Radionuklidbatterien für so genannte
Deep Space-Missionen in das äußere Sonnensystem
genutzt, da jenseits der Jupiterbahn die
solare Energieversorgung nicht mehr praktikabel
ist. Gleichwohl zeigen sich auch im inneren
Sonnensystem Vorteile: so arbeitet der Mars-Rover
Curiosity, der mit einer Radionuklidbatterie 11
ausgestattet ist, seit 10 Jahren auf dem Mars 12 . Die
stationäre Sonde InSight für seismische, geodätische
und Wärmetransfer-Messungen, die seit Ende
2018 auf dem Mars in Betrieb ist, wird den Betrieb
voraussichtlich in diesem Sommer einstellen
müssen, da der Staub auf den Solarpanels inzwischen
so dick ist, dass nur noch 10 Prozent der
Energie wie am Beginn der Mission erzeugt
werden 13 .
Plutonium-238 war das erste Plutoniumnuklid das
entdeckt wurde, nachdem durch Beschuss von
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 13
11 https://mars.nasa.gov/msl/spacecraft/rover/power/
12 https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_Science_Laboratory
13 https://www.businessinsider.com/nasa-ending-insight-mars-mission-early-dusty-solar-panels-2022-5
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FEATURE | OTHER APPLICATIONS 14
| Abb. 10
Selfie der Geologiestation InSight bedeckt mit Marsstaub (Bild: NASA)
Uran-238 mit Deuterium Neptunium-238 und zwei
freie Neutronen erzeugt wurden. Nach anschließendem
Beta-Minus-Zerfall des Neptuniums
entsteht Plutonium-238. Als Ausgangsnuklid für
die Pu-238-Produktion lässt sich auch Neptinium-237
verwenden, das mit Neutronen bestrahlt
wird, wodurch wieder Neptunium-238 entsteht.
Neptunium-237 entsteht im nuklearen Brennstoffkreislauf
und kann durch Wiederaufarbeitung
gewonnen werden. Der Großteil des genutzten und
noch verfügbaren Bestands an Plutinium-238 für
Radionuklidbatterien in den Vereinigten Staaten
ist allerdings ein Nebenprodukt der Produktion
waffenfähigen Plutoniums in der Savannah River
Site bis 1988 14 . Nachdem zunächst Plutonium-238
von Russland gekauft worden war, wurde ab 2015
im Hochflussreaktor des Oak Rich National Laboratory
sowie im Advanced Test Reactor des Idaho
National Laboratory (INL) die Produktion für
zukünftige NASA-Missionen aus Neptunium-237
wieder aufgenommen. Diese soll bis 2025 auf 1,5
Kilogramm pro Jahr ausgebaut werden 15 . Das
Neptunium wird am INL gelagert, wo es noch
umfangreiche Bestände gibt. In Europa wird seit
vergangenem Jahr von einem belgischen Unternehmen
im Auftrag der ESA und in Kooperation
mit dem belgischen Nuklearforschungszentrum
SCK CEN und einem Unternehmen des Kernbrennstoffkreislaufs
das Projekt der Herstellung von
Plutonium-238 im belgischen Forschungsreaktor
BR2 aus Neptunium-237 aus der Wiederaufarbeitungsanlage
in La Hague verfolgt, um erstmals
eine europäische Radionuklidbatterie herzustellen
16 . Das Projekt steht im Zusammenhang mit
dem Lunar Gateway Programm der NASA, einer
Orbitalstation um den Mond. Zum europäischen
Beitrag gehört das Modul European Large Logistic
Lander (EL3), ein Infrastrukturmodul, das
Forschungsinstrumente oder Versorgungsgüter für
Astronauten einer bemannten Mondbodenmission
liefern kann. Dabei spielt die Strom- und Wärmeversorgung
in der 14-tägigen lunaren Nacht eine
wichtige Rolle, in der die Mondoberfläche bis auf
Minus 140 °C abkühlt 17 . Radioisoptopenbatterien
werden auch bei Anwendungen auf der Erde
genutzt, für die Energieversorgung entlegener
automatischer Wetterstationen, Leuchttürme oder
für Tracking- und Monitoring-Module zum Studium
des Verhaltens von Wildtieren. Neben Pu-238 wird
auch Strontium-90 als radioaktive Wärmequelle
genutzt. Aktuell werden federführend von der
französischen nationalen Agentur für radioaktive
Abfälle, Andra, erstmals Radioisotopengeneratoren
entwickelt, die Americium-241 als Energiequelle
nutzen sollen. Entwicklungziel sind dabei
autonom operierende Sensoren zur Überwachung
eines Endlagers für hoch radioaktive und langlebige
radioaktive Abfälle 18 .
Kerntechnische Antriebssysteme
Aktuell werden von der NASA, der Defense Innovation
Unit (DIU) und der Defense Advanced
Research Projects Agency (DARPA) sowie finanziert
vom US-Energieministerium und dem
US-Verteidigungsministerium auch verschiedene
Varianten von nuklearen Weltraumantriebssystemen
in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen
entwickelt 19 . NASA und DARPA arbeiten
an der Nuclear Thermal Propulsion (NTP), bei der
ein Kernspaltungsreaktor die Wärme liefert um ein
Antriebsmedium auf hohe Geschwindigkeiten in
einer Düse zu beschleunigen, ähnlich dem klassischen
chemischen Raketenantrieb. Der Vorteil
solcher Systeme liegt in einem doppelt so hohen
spezifischen Impuls verglichen mit den leistungsfähigsten
chemischen Systemen verbunden mit
einer nur halb so hohen Treibstoffmenge bzw.
halbiertem Verbrauch 20 . Diese Forschung kann auf
die Erfahrung von Programmen der fünfziger und
sechziger Jahre zurückgreifen, die damals fortgeschritten
waren, aber nicht angeschlossen wurden.
Die DIU arbeitet an Antriebssystemen auf Basis
einer neuen Generation isotopenbasierter nuklearthermischer
Systeme mit missionsspezifisch
14 https://en.wikipedia.org/wiki/Plutonium-238
15 https://www.energy.gov/ne/articles/idaho-national-lab-starts-second-plutonium-target-campaign-nasa-space-missions
16 https://www.neimagazine.com/news/newstractebel-to-evaluate-plutonium-238-as-fuel-for-space-exploration-9051643
17 https://www.sfen.org/rgn/larmee-americaine-sinteresse-a-la-propulsion-nucleaire/
https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Exploration/European_Large_Logistics_Lander
18 https://meusehautemarne.andra.fr/sites/meuse/files/2020-10/Fiche%20projet%20RTG%20VF.pdf
19 https://www.darpa.mil/news-events/2022-05-04
20 https://www.space.com/nasa-doe-fund-nuclear-thermal-space-propulsion-concepts
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| Abb. 11
Künstlerische Illustration eines Raumschiffkonzepts auf der Grundlage eines nuklearthermischen Antriebs (Bild: NASA)
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 15
aktivierten Isotopen, die die 10-fache Leistungsfähigkeit
von plutonium- oder strontiumbasierten
Systemen haben sollen. Das zweite DIU-Projekt ist
ein ungewöhnliches kleines Fusionsreaktorkonzept
21 . Nach Aussagen des Entwicklers Avalanche
Energy Designs sieht das Konzept des Orbitron vor,
hochenergetische Ionen elektrostatisch in präzedierenden
elliptischen Umlaufbahnen um eine
negativ geladene Kathode herum einzuschließen.
Die Ionendichte soll dabei durch den gemeinsamen
Einschluss von Hochtemperaturelektronen erhöht
werden, die durch ein externes schwaches Magnetfeld
senkrecht zum elektrostatischen Feld in einer
„Kreuzfeld“-Konfiguration ähnlich einem Magnetron-Mikrowellengerät
eingefangen werden. Sich
kreuzende elliptische Pfade von Ionen bieten
Millionen von Möglichkeiten für fusionsrelevante
Kollisionen, bevor das Ion Energie verliert und aus
dem Wechselwirkungsraum bewegt wird, wenn es
in die Kathode fällt und aus der Kammer entfernt
wird. Es sollen modifizierte kommerziell verfügbare
Komponenten verwendet werden, um rund 5
kW elektrische Leistung aus einer Einheit in der
Größe eines Feuerlöschers zu gewinnen 22 . Alle
genannten Projekte sollen auch als stationäre Energieerzeuger
Verwendung finden, wobei das Orbitron
prinzipiell für Anwendungen auf der Erde
entwickelt wird.
Kerntechnische Analyse- und
Datierungsmethoden
Bei der naturwissenschaftlichen Analyse etwa von
Kunstwerken zur Echtheitsprüfung, in der Attributionsforschung
oder zur Ermittlung von Arbeitsmethoden
vergangener Epochen kommen verschiedene
kerntechnische Verfahren wie die
Prompte-Gamma-Aktivierungsanalyse (PGAA) zur
Anwendung. Auch zur Datierung in sowohl archäologischen
als auch geologischen Zeiträumen
werden kerntechnische Methoden angewendet,
etwa die C-14-Datierung oder die Uran-Blei-Datierung.
Prompte-Gamma-Aktivierungsanalyse
Die Prompte Gamma-Aktivierungsanalyse (PGAA)
wurde bereits 1963 als Methode von Heinz Maier-
Leibnitz vorgeschlagen, die ersten PGAA-Experimente
wurden 1968 von Henkelmann und Born am
Forschungsreaktor München (FRM) und dem
Institut Laue-Langevin (ILL) in Grenoble durchgeführt.
Im FRM II besteht ebenfalls eine PGAA-
Anlage, die Elementanalyse für unterschiedliche
Wissenschaftsgebiete ermöglicht.
Neutronen- und Gammastrahlen haben eine große
Durchdringungstiefe, wodurch Proben mit Dicken
bis zu mehreren Zentimetern untersucht werden
können. Proben können in verschiedenen Aggregatszuständen
vorliegen, als Feststoffe/-körper
21 https://www.diu.mil/latest/powering-the-future-of-space-exploration-diu-launching-next-generation
22 https://www.avalanche.energy/
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FEATURE | OTHER APPLICATIONS 16
| Abb. 12
Doktorand Markus Trunk mit Probe zur Untersuchung an der Prompten Gamma-Aktivierungsanalyse an
der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRMII) der Technischen Universität München ©
Bernhard Ludewig, FRM II / TUM
oder in passenden Behältern auch als Flüssigkeiten
oder Gase. Chemische Bindungen verändern die
Resultate der Elementanalyse nicht. Ergebnis der
zerstörungsfreien Untersuchung ist ein Massenanteil
für das jeweilige Element über den gesamten
Probenkörper im Strahl, d. h. eine Bulkanalyse.
Die analytische Empfindlichkeit hängt hauptsächlich
vom Neutroneneinfangsquerschnitt der
Elemente ab, aber grundsätzlich können alle
chemischen Elemente mit der PGAA analysiert
werden. Einige Elemente können nur als Hauptbestandteile
identifiziert werden (O, C, Be, Bi), andere
können auch als Spurenelemente (B, Cd, Metalle
der seltenen Erde) bestimmt werden, mit Nachweisgrenzen
bis in den Nanogramm-Bereich. Meist
liegen die Nachweisgrenzen im Mikrogramm-
Bereich. Besondere Vorteile hat die Methode bei
der Untersuchung von leichten Elementen, insbesondere
bei Wasserstoff und Bor, die im part per
million- (ppm) beziehungsweise part per billion-
Bereich (ppb) – gewichtsbezogen – nachgewiesen
werden können 23 .
Die PPGA kann durch die In-beam-Neutronaktivierungsanalye
(ibNAA) ergänzt werden. Vorteil der
ibNAA ist, dass die Neutronselbstabsorption in
einem Neutronenstrahl viel einfacher zu korrigieren
ist als in einem isotropen Neutronenfeld und
die Energieniveaus der Neutronen homogener sind.
Mit der Hochflussbestrahlung werden viele
Elemente aktiviert, die darüber hinaus mit einer
besseren Empfindlichkeit nachgewiesen werden
können als mit PGAA alleine. Es können sogar
kurzlebige Nuklide (Halbwertszeiten von wenigen
Sekunden) nachgewiesen werden. PGAA und NAA
ergänzen einander. PGAA eignet sich für die
Bestimmung der Hauptbestandteile, mit NAA
können am besten Spurenelemente analysiert
werden 24 . Als Neutronenquellen kommen neben
Forschungsreaktoren, in denen ggf. unterschiedliche
Neutronenenergieniveaus und vor allem hohe
Flussdichten zur Verfügung stehen, besonders in
industriellen Anwendungen auch Alpha- (Am, Pu,
Ra) oder Gamma-Berylliumquellen (Sb) oder Spontanspaltungsquellen
(Cf-252) zum Einsatz.
Fast Neutron-induced Gamma-ray
Spectrometry (FaNGaS)
Im Gegensatz zu den oben genannten Verfahren,
die v. a. mit kalten, thermischen und epithermischen
Neutronen arbeiten, werden für die Fast
Neutron-induced Gamma-ray Spectrometry
schnelle Neutronen verwendet. Ein solches Instrument
findet sich ebenfalls am FRM II. Es besteht
aus einem gekühlten (elektrisch und mechanisch)
HPGE Detektor (High Purity Germanium), der zur
Datenerfassung mit einem Digital-Spektrometer
verbunden ist. Das gesamte System ist abgeschirmt.
FaNGaS ermöglicht die Bestrahlung von großen
Objekten. Die durch Spaltneutronen hervorgerufene
prompte Gammastrahlung (beispielsweise
aus (n,n’), (n,2n), (n,p) und (n,α) Reaktionen)
ermöglicht eine zerstörungsfreie qualitative sowie
quantitative Elementanalyse 25 .
C14-Datierung
Die C14-Methode beruht auf der Ermittlung des
Anteils des natürlich vorkommenden, radioaktiven
Nuklids Kohlenstoff-14, das aus stabilem atmosphärischem
Kohlenstoff durch kosmische Strahlung
gebildet wird und im Gewebe jedes Lebewesens
enthalten ist. Mit dem Tod nimmt der Gehalt
im Körper allmählich entsprechend der Halbwertszeit
von 5.700 Jahren ab. Die C14-Methode ist am
besten auf Fossilien und organische Artefakte
anwendbar, die zwischen 500 und 50.000 Jahre alt
sind. Auch andere Radionuklide sind für solche
Analysen geeignet, zum Beispiel Kalium-40. Mit
Rubidium-87 wurden die ältesten Mineralien der
Erde auf etwa vier Milliarden Jahre datiert.
Uran-Blei-Datierung
Die Uran-Blei-Datierung ist eine absolute Datierungsmethode,
bei der der radioaktive Zerfall von
Uranisotopen zur Datierung geologischer Proben
23 https://mlz-garching.de/pgaa/de
24 https://mlz-garching.de/naa/de
25 https://mlz-garching.de/fangas/de
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Jenseits der Stromerzeugung – vielfältiger Nutzen der Kerntechnik ı Nicolas Wendler
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
oder von Meteoriten genutzt wird. Das Alter der
Erde von 4,55 Milliarden Jahren wie es heute angenommen
wird, wurde mit der Uran-Blei-Datierung
bestimmt. Das Alter des Sonnensystems konnte mit
dieser Datierungsmethode durch Untersuchung
von Einschlüssen in Meteoriten auf 4,567
Milliarden Jahre bestimmt werden. Die Altersbestimmung
für die ältesten auf der Erde entstandenen
Minerale – Zirkone in australischen
Gesteinen – ergab ein Alter von bis zu 4,404
Milliarden Jahren. Es werden dabei der Gehalt von
Blei-206 und Blei-207 in der Probe miteinander
verglichen. Ersteres entsteht in der Uran-Radium-
Zerfallsreiche aus Uran-238, letzteres in der Uran-
Actinium-Zerfallsreihe aus Uran-235. Darüber
hinaus wird auch das Verhältnis von Blei zu Uran
verglichen. Am besten funktioniert die Datierung
bei einer ungestörten Geschichte des Gesteins, sie
kann aber auch an eine oder zwei für das Isotopenverhältnis
relevante Störungen angepasst werden.
Ggf. gilt es den Anteil so genannten primordialen,
nicht-radiogenen Bleis zu bestimmen und zu
berücksichtigen 26 . Der beste Indikator ist dabei das
Isotop Blei-204, das ausschließlich primordial
entsteht, aber in keiner Zerfallsreihe gebildet wird.
Primordial meint hier in stellaren Prozessen vor
Bildung des Sonnensystems entstanden. Zwar ist
Blei-204 nicht stabil, die Halbwertszeit kann allerdings
vernachlässigt werden, da sie bei 1,4 × 10 17
Jahren liegt, also rund 10 Millionen Mal so lang ist
wie das Alter des Universums gegenwärtig
bestimmt wird 27 .
Siliziumdotierung in industrieller
Anwendung
Der hohe Neutronenfluss in der Nähe des Reaktorkerns
eines Forschungsreaktors kann auch für
Bestrahlungseinrichtungen verwendet werden.
Dies geschieht auch an der Forschungs-Neutronenquelle
Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) der TU
München zur Herstellung neuer, überwiegend
radioaktiver Isotope für die medizinische als auch
technische Nutzung. Dieser Hochflussbereich wird
auch für analytische Anwendungen, nämlich die
oben erwähnte Neutronenaktivierungsanalyse
(NAA) genutzt. Kleine Spuren von Verunreinigungen
werden durch Neutronenabsorption radioaktiv
und können dann mit hoher Empfindlichkeit
nachgewiesen werden.
Bei der Dotierung von Silizium wird die neutroneninduzierte
Bildung stabiler Isotope wie etwa Phosphor
genutzt. Dazu werden Blöcke hochreinen
| Abb. 13
Silizium-Einkristall zur Bestrahlung in der Siliziumdotierungsanlage an der Forschungs-Neutronenquelle
Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) der Technischen Universität München (TUM);
Coypright: Bernhard Ludewig / FRM II, TUM
Siliziums mit einem hohen Fluss thermischer Neutronen
bestrahlt. Die Absorption von Neutronen
durch ein Silizium Atom führt nach einem kurzlebigen
radioaktiven Zerfall zur Umwandlung in ein
stabiles Phosphor Atom. Die hohe Durchdringungsfähigkeit
der Neutronenstrahlen im massiven Silizium
Block gewährleistet eine sehr gleichmäßige
Verteilung der erzeugten Phosphor Atome und
somit eine extrem homogene Dotierung des Siliziums.
Insbesondere bei der Herstellung von
Thyristoren, die hohe Leistungen, bzw. hohe elektrische
Ströme regeln, wird diese hohe Homogenität
benötigt. Zur Anwendung kommen solche Komponenten
etwa in der Hochspannungsgleichstromübertragung
(Stromtransport über große Entfernungen)
oder in der Leistungsregelung in Hochgeschwindigkeitszügen
28 .
Zerstörungsfreie Prüfung mit
Durchstrahlung
Die Durchstrahlungsprüfung ist ein bildgebendes
Verfahren der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung
(ZFP) zur Darstellung von Materialinhomogenitäten
und -fehlern. Mit Röntgen- oder Gammastrahlung
aus unterschiedlichen Quellen entsprechend
der Anforderungen (Röntgenröhre, Linearbeschleuniger,
Isotop) wird die Dichte eines
Bauteils auf einem Röntgenfilm oder mittels digitaler
Radiographie abgebildet. Es erscheint ein
Projektionsbild des Bauteils wobei sich am Grad
der Schwärzung die unterschiedliche Materialdicke
oder -dichte erkennen lässt. Je dicker oder
dichter ein Bauteil, desto weniger Strahlung kann
es durchdringen und desto heller erscheint die
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 17
26 https://www.chemie.de/lexikon/Uran-Blei-Datierung.html
27 https://de.wikipedia.org/wiki/Uran-Blei-Datierung
28 https://mlz-garching.de/industrie-und-medizin/isotopenherstellung.html
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FEATURE | OTHER APPLICATIONS 18
| Abb. 14
Die Leiterin der Siliziuimdotierungsanlage, Heike Schulz, mit einem Silizium-Einkristall an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) der
Technischen Universitaet Muenchen (TUM); Coypright Bernhard Ludewig FRM II, TUM
Stelle auf dem Film oder Sensor. Entsprechend
umgekehrt verhält es sich bei Fehlstellen innerhalb
des Werkstücks.
Die nachweisbaren Fehler sind Risse, Poren,
Lunker, Seigerungen, Einschlüsse, Dopplungen,
Schlackenzeilen, Inhomogenitäten und Bindefehler,
Wanddickenschwankungen. Die Durchstrahlungsprüfung
ist zum Nachweis volumenhafter
Fehler geeignet. Bei geeigneten Einstrahlwinkeln
lassen sich auch feine Risse und Fehler
finden in Abhängigkeit von Kontrast und Auflösung.
Der Kontrast ist abhängig von der Werkstoffdicke,
der Dichte, dem Material, der Strahlenqualität/Energieintensität
sowie dem Auflösungsvermögen
und dem Typus des Films bzw. des digitalen
Sensors. Allerdings müssen Fehlstellen wie Risse in
Strahlungsausrichtung liegen, um nachweisbar zu
sein, so dass Proben ggf. in verschiedenen Lagen
bestrahlt werden müssen. Die Materialstärke kann
bis zu 300 mm in Stahl oder Eisen, bis 400 mm in
Aluminium betragen.
Die wichtigsten Quellen für die Gammastrahlung
in der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung sind
natürliche und künstliche Strahler wie Radium,
Iridium-192, Selen-75, Cobalt-60 oder Cäsium-137.
Das genutzte Isotop ist meist weniger als 1 cm groß
und befindet sich in einer Abschirmkapsel, die für
die Messung fernbedient geöffnet werden kann 29 .
Zerstörungfreie Bauteil- und
Materialprüfung mit Neutronen
Werden Neutronenstrahlen für die zerstörungsfreie
Materialprüfung verwendet, ist ein Blick in
das Innere von großen oder komplexen Bauteilen
möglich. Der Vorteil gegenüber anderen zerstörungsfreien
Prüfverfahren liegt in dem ausgeprägten
Kontrast unterschiedlicher Materialien
und der Möglichkeit unterschiedliche Isotope eines
chemischen Elements zu erkennen, die für die
Neutronen sichtbar sind. So kann man z. B. kleine
Mengen wasserstoffhaltiger Materialien wie Klebstoffe
oder Schmiermittel in einem metallischen
Bauteil erkennen. Es können etwa Öl in einem
laufenden Motor oder die Verteilung von Dichtmasse
in einer Autotür sichtbar gemacht werden.
Im hochauflösenden Modus sind bei einer Radiographie
Strukturen kleiner als 100 Mikrometer
erkennbar.
Eine andere Anwendungsmöglichkeit der Neutronenstrahlen
ist, es Strukturen im atomaren Bereich
sichtbar zu machen. Anders als bei anderen bildgebenden
Verfahren ermöglicht ein durch das zu
untersuchende Objekt abgelenkter oder gestreuter
Neutronenstrahl Informationen über die einzelnen
Atomabstände zu gewinnen. Auf diese Weise kann
die Verteilung von Eigenspannungen innerhalb
eines Bauteils sichtbar gemacht werden. Dies
kommt beispielsweise bei Schweißnähten, Kurbelwellen
oder Zylinderköpfen aus der
29 https://vogt-ultrasonics.de/pruefdienstleistungen/digitale-radiologie/
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| Abb. 15
Untersuchung einer Eisenbahnschiene am Eigenspannungs-Instrument STRESS-SPEC des Helmholtzzentrums Geesthacht an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz
Maier-Leibnitz (FRM II) der Technischen Universitaet Muenchen. Dr. Weimin Gan; Foto: Andreas Heddergott
FEATURE | OTHER APPLICATIONS 19
Automobilindustrie oder plastisch verformten
Eisenbahnschienen zur Anwendung.
Heute werden Hochleistungsmaterialien entwickelt,
die eine komplexe und für den Einsatz optimierte
Mikrostruktur haben und oft aus einer Vielzahl
von metallischen Elementen bestehen. Besonders
für Anwendungen unter extremen Bedingungen
wie hohen Temperaturen oder starker Last
müssen diese Mikrostrukturen den vorgegebenen
technischen Einsatzbedingungen standhalten. Da
die Neutronenstrahlen nicht nur das zu untersuchende
Material durchdringen sondern auch die
das Material umgebende Vorrichtung, können
in-situ Messungen sowohl der Zusammensetzung
als auch der Mikrostruktur unter extremen Bedingungen
routinemäßig an Hochflussreaktoren wie
etwa dem FRM II durchgeführt werden 30 .
Post-Scriptum
Der erfahrene und hoffentlich weiter geneigte
Leser der atw mag sich fragen, warum einem
solchen, in Eigenregie verfassten Einführungsartikel
zum Fokusthema der Ausgabe, den Anwendungen
der Kerntechnik außerhalb der Stromerzeugung
und des Kernbrennstoffkreislaufes,
kein weiterer Artikel folgt, keine Projekt- oder
Unternehmensvorstellung und kein Fachartikel.
Hierzu sei mitgeteilt, dass die Redaktion bei
verschiedenen Unternehmen und Institutionen mit
interessanten Projekten oder Tätigkeiten im Sinne
des Themas angefragt hat, das jedoch das wahrgenommene
Stigma der Kernenergie und die erworbene
Scheu von Institutionen und Personen, in
irgend einer Weise mit dem Thema in Verbindung
gebracht werden wie schon in den vergangenen
Jahren so groß ist, dass es schlechterdings nicht
möglich war, einen Artikel von außerhalb der Kerntechnik-Gemeinde
im engeren Sinn einzuwerben.
Versucht wurde es jedenfalls mit dem Ergebnis,
dass man sich nunmehr unter Berücksichtigung
erfolgloser Versuche der vergangenen Jahre von
den meisten in Deutschland in Frage kommenden
Akteuren einen Korb geholt hat. Die Ausnahmen
finden sich in vergangenen Ausgaben der atw.
Autor
Nicolas Wendler
Chefredakteur atw - International Journal
for Nuclear Power
nicolas.wendler@nucmag.com
Nicolas Wendler ist seit August 2013 Leiter Presse und Politik von Kerntechnik
Deutschland e. V./Deutsches Atomforum e. V. und war davor seit März 2010 als
Referent Politik dort beschäftigt. Er war zuvor als Internationaler Referent für die
internationalen Beziehungen der Jungen Union Deutschlands zuständig und hat
unter anderem Themen der Energie-, Klima- und Wirtschaftspolitik für die
Organisation bearbeitet. Seit Januar 2022 ist er außerdem Chefredakteur der atw
- International Journal for Nuclear Power. Wendler hat in München und Bordeaux
Politische Wissenschaft sowie Volkswirtschaftslehre und (Nord-)Amerikanische
Kulturgeschichte studiert.
30 https://mlz-garching.de/industrie-und-medizin/zerstoerungsfreie-pruefung.html
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Jenseits der Stromerzeugung – vielfältiger Nutzen der Kerntechnik ı Nicolas Wendler
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
INTERVIEW 20
“We Should Definitely also Look Into New
Deployment Models Such as Shipyard-manufactured
Floating Power Plants and 'Gigafactories' ”
Interview with the Founder and Managing Director of Terrapraxis,
Kirsty Gogan and Rauli Partanen of Think Atom
Kirsty Gogan
Kirsty Gogan is co-founder and Managing Director of TerraPraxis
and LucidCatalyst. She is a global leader in the field of nuclear
innovation and is a member of the UK Government’s Nuclear
Innovation Research and Advisory Board (NIRAB).
Rauli Partanen
Rauli Partanen is an award-winning science writer and communicator
whose books have been published in 8 languages. Today he
leads a non-profit think tank called Think Atom that studies and
popularises how we can use new nuclear to decarbonise our energy
systems.
The major challenge for nuclear new build particularly
in developed economies with liberalized
electricity markets is financing. What financial
instruments and other ways do exist to overcome
this hurdle?
The challenges go a lot deeper than just financing
mechanisms for nuclear, such as political and regulatory
risk and poor market design, but innovative financing
can surely help. Cost of finance plays an enormous
role in big long-term projects like nuclear plants.
It would be a big positive
sign to get nuclear included
in the taxonomy, which
seems quite likely at the
moment, even if it is happening
with some strange
conditions. That would
increase the availability of financing and decrease rates
significantly.
In the UK, for example, we have come up with a regulated
asset base model for lowering the cost of financing.
The Finns have a model called Mankala, essentially
a creation of a non-profit co-operative which is
owned by utilities and heavy industry and sells electricity
to them at cost, which has resulted in very low costs
on financing. Long term power-purchasing agreements
and zero-emissions credits for nuclear are also good
ways to decrease the market risk and with it, the cost of
financing.
Part of the cost and financing issue is the concept
of LCOE and market designs that focus on plantbased
cost but disregard systemic effects. How
As per how to reform the electricity markets,
we should first decide what outcome we
want, something along the lines of “a reliable,
low carbon and low-cost energy system with
minimal externalities” and go from there.
could electricity markets be reformed to reflect
positive external effects of NPPs in the areas of
disposability and ancillary services on the one
hand and external costs generated by volatile
renewable sources such as system integration,
decreased load factors and the problem of concurrency
on the other hand.
As per how to reform the electricity markets, we should
first decide what outcome we want, something along
the lines of “a reliable, low carbon and low-cost energy
system with minimal externalities”
and go from there.
For example, a large share
of variable renewable
energy creates externalities
in regard to system
reliability and energy availability,
while fossil fuels cause air pollution and accelerate
climate change. These externalities should be internalized
into their costs according to the polluter paysprinciple.
In several recent projects in Europe and the US
the increase of construction cost was a big
problem. What are the major levers to improve
the cost and time performance of the industry in
your judgement?
There are a couple major levers we can pull, all of which
sound quite obvious. First, we should not stop nuclear
construction when we get it going. If we stop building
for a decade or two, we lose all the experience, lessons
learned, validated supply chains and subcontractors
and so forth. Re-building them is both expensive and
Interview
“We Should Definitely also Look Into New Deployment Models Such as Shipyard-manufactured Floating Power Plants and 'Gigafactories' ” ı Kirsty Gogan and Rauli Partanen
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
time consuming. Second, the power plant design should
be nearly finished when the construction project starts.
Starting construction with an unfinished design is a
recipe for costly changes, dismantling and rebuilding
and a lot of time-consuming
interaction with the regulator.
Third, we should follow
best practices in project
management, tendering
and contracting between
parties. This can have a surprisingly big effect on the
outcome.
Fourth, building multiple reactors with the same design
at the same site in parallel, with 1-2 years between starts,
is a proven way to reduce costs. We should incentivize
and facilitate maximum learning and cost saving
between builds.
From the regulatory side, requirements need to be stabilized
and locked in at a relatively early stage, as dismantling
and rebuilding is very expensive. And finally, we
should definitely also look into new deployment models
such as shipyard-manufactured floating power plants
and “Gigafactories” that make standardized advanced
nuclear reactors for a local, large scale hydrogen plant,
on site.
The concrete challenge in the decarbonization of
the electricity sector in many countries is to reduce
and ultimately to end the use of coal. Can nuclear
play a role right on the ground, i.e. in coal regions
and sites?
The social justice aspect of decarbonization is a very
important aspect that is often overlooked. Coal regions
often act as important energy hubs, have a lot of valuable
grid infrastructure, and a lot of the local wealth and jobs
are generated by these.
Many of the coal plants are
also quite young with
decades of cheap operations
left in them. More
than half of the coal plants
in the world are younger
than 14 years. To be successful, we need to offer these
people and regions an alternative. Our initiative at
TerraPraxis, called “Repowering Coal” 1 , is working
towards this goal. By replacing coal-fired boilers at existing
coal plants with carbon-free small modular reactors
(SMRs), also known as advanced heat sources, these
power plants can generate carbon-free electricity, rather
than carbon-intensive electricity. This would quickly
transform coal-fired power plants from polluting liabilities
facing an uncertain future, into jewels of the new
clean energy system transition and important part of the
massive and pressing infrastructure buildout needed to
Repowering coal fleets therefore offers a fast,
large-scale, low-risk, and equitable
contribution to decarbonizing the world’s
power generation.
Large scale national nuclear programmes
are, so far, the only proven way to
rapidly and deeply decarbonize an
electricity system with relatively low cost.
address climate change. Repowering coal fleets therefore
offers a fast, large-scale, low-risk, and equitable
contribution to decarbonizing the world’s power generation.
Converting 5,000 – 7,000 coal plant units globally
between 2030 and 2050
(250 – 350 per year) will
require a redesigned delivery
model to meet this rate
of deployment. To be
successful, the deployment
model has to de-risk the
construction process: the riskiest part of a project. To
successfully de-risk, we must provide coal plant owners
and investors with high-certainty schedules and budgets.
To this end, purpose-built automated tools can achieve
rapid, repeatable, and confident project assessments. By
establishing planning confidence, modern automated
tools can facilitate initiation and completion of repowering
projects.
How do you judge the viability of different decarbonization
paths with nuclear, which promises
the best effective result: nuclearization on a national
program scale with large reactors, site by site
replacements with conventional technology SMRs
or the implementation of advanced heat sources
as power plants and for industrial applications?
I think those are not exclusive, as we have different
needs. Large scale national nuclear programmes are, so
far, the only proven way to rapidly and deeply decarbonize
an electricity system with relatively low cost. This
doesn’t mean there are no other ways to do it and we
encourage the build of all sorts of clean energy sources.
But, we should certainly not overlook the evidence. Then
again, those programmes were implemented in a very
different, regulated market between the 1970s and
1990s. Smaller light water
reactors can be built faster
and need less up-front
investment, and can fit in
local grids and company
balance sheets more easily.
They use familiar technology
and existing, licensed fuels and materials. It
might be possible to site them with greater flexibility,
even on floating barges, which can lower costs further.
Advanced heat sources have the potential to lower costs
further and enter new markets such as industrial process
steam at high temperatures, more efficient hydrogen
production and so forth. Eventually, they can close the
fuel cycle and radically decrease the amount of highlevel
radioactive waste we need to manage. So, the different
nuclear technologies are quite complementary, as
they are solutions to different problems.
INTERVIEW 21
1 https://www.terrapraxis.org/projects/repowering-coal
Interview
“We Should Definitely also Look Into New Deployment Models Such as Shipyard-manufactured Floating Power Plants and 'Gigafactories' ” ı Kirsty Gogan and Rauli Partanen
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
INTERVIEW 22
Apart from new applications of advanced heat
sources there is the more classical cogeneration of
heat at lower temperatures. Do you see potential
here at existing plants or in SMR deployment at
new sites?
Yes. Cogeneration of low-temperature heat increases the
total efficiency and value production of a power plant
significantly, from around
35 % to over 80% in good
cases – but only if we have
use for that heat. There are
two major markets for this.
First, especially in northern
and eastern Europe, there are a lot of district heating
networks, where towns and cities are heated (and
sometimes cooled) by central power plants, piping hot
water into the households and businesses in the area.
Europe uses over 400 TWh of district heat annually and
there is a lot of talk of expanding the networks in order
to replace fossil fuel heating like gas boilers. China has a
lot of district heating networks as well, and very
ambitious plans to build nuclear reactors to heat those.
The other major use-case for heat at around 90ºC is desalination
of seawater, for which there is already an enormous
market which is set to go with population growth
and climate change.
Imagine having a floating
barge parked near-coast for
example in Africa, providing
clean energy and
desalinated water at large scale and low cost to the local
communities, helping them develop.
One major playing field for advanced nuclear
could be a hydrogen economy including synthetic
fuel production for sectors as diverse as aviation
and home heating. What can be achieved here in
terms of cost and deployment?
One of the things we have to bear in mind are the scales
involved. For a long time, hydrogen production was seen
as a solution to wind and solar variability, both to use the
excess electricity when it is windy and sunny, and then to
burn the hydrogen back into electricity when wind and
sun production goes down. This is a solution to the variable
production of renewables, but it is not a solution for
our massive need for clean fuels.
We will need clean hydrogen at a completely
different scale, potentially in the billions of
tons annually
We also need the hydrogen to be extremely
low cost so we can replace fossil fuels with it.
Livable Climate 2 ; Decarbonising Hydrogen in a net zero
economy 3 ), and our conclusions are that by rethinking
our nuclear deployment models and focusing laser-like
on cost reduction, we can bring the costs of nuclearmade
hydrogen low enough to compete with fossil fuels,
even without significant carbon-fees.
Two of the deployment models we looked at were
shipyard-manufacturing of
floating nuclear power
plants at massive scale and a
Gigafactory, where we build
a reactor-factory next to a
site that will host dozens of
those reactors and make clean hydrogen at massive
scale. Both models show great promise.
The US Department of Energy launched the
Energy Earthshots initiative last year with the first
shot being the Hydrogen Shot to bring down the
cost of clean hydrogen from 5 Dollar per Kilogram
to 1 Dollar within 10 years. Does nuclear, advanced
or conventional, play a role in this initiative?
If nuclear power is allowed to play a role, it surely will.
The benefit of 24/7 energy supply to feed the electrolysers
is very significant when it comes to reducing the cost
of the hydrogen. The second
benefit that nuclear can
bring is to enable the use of
high-temperature electrolysis,
which can produce up
to 50 % more hydrogen from the same amount of electricity,
compared to low temperature electrolysers. In our
studies we show that there are few other ways to lower
the hydrogen cost close to $1 per kg before mid-century,
other than with nuclear energy. And we really can’t wait
30 years to get started. By 2050, we need to already be at
massive scale and very low-cost hydrogen.
Author:
Nicolas Wendler
Head of Press and Politics
KernD (Kerntechnik Deutschland e. V.)
nicolas.wendler@kernd.de
We will need clean hydrogen at a completely different
scale, potentially in the billions of tons annually – and
this means we will need more clean electricity to make
the hydrogen than we currently use for everything else,
globally. We also need the hydrogen to be extremely low
cost so we can replace fossil fuels with it. We have
recently concluded two studies on this (Missing Link to a
Nicolas Wendler has been Head of Press and Politics at KernD since August 2013
(Nuclear Technology Germany e. V. / German Atomic Forum e. V.) and started his
career in March 2010 as Policy officer. Previously he was an international
consultant for the international relations of the Young Union (Junge Union) of
Germany among other topics of energy, climate and economic policy for the
organization. Since January 2022 he is also the editor in chief at atw. Wendler
studied in Munich and Bordeaux political science and economics and (North)
American cultural history.
2 https://www.terrapraxis.org/projects/clean-synthetic-fuels
3 https://www.lucidcatalyst.com/hydrogen-modelling-2
Interview
“We Should Definitely also Look Into New Deployment Models Such as Shipyard-manufactured Floating Power Plants and 'Gigafactories' ” ı Kirsty Gogan and Rauli Partanen
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Fundamentales zur Wende in die
Klimaneutralität und im Energiesektor
Achim-R. Börner
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel "Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor"
von Dr. Achim-R. Börner erscheint wegen seines großen Umfangs in zwei Teilen in den Ausgaben 4/2022 und
5/2022 der atw - International Journal for Nuclear Power. Im folgenden ersten Teil finden sich die deutsch- und
englischsprachigen Zusammenfassungen sowie die ersten beiden Abschnitte zu den klimapolitischen Vorgaben
der EU sowie zu den wissenschaftlichen Bedenken des Autors gegenüber den sachlichen Grundlagen der europäischen
und anderer aktueller Klimapolitik. Im zweiten Teil werden „Volkswirtschaftliche und rechtliche Bedenken“
und die „Vorbereitung zur Energiewende“ behandelt sowie ein Fazit gezogen.
Der Klimawandel und die Notwendigkeit, sich darauf einzustellen, stehen außer Frage, nicht aber seine
angeblich anthropogene Verursachung. Die Klima- und Energiepoltiken der EU und Deutschlands streben
die CO 2 -Neutralität bis 2050 an, aber sie beruhen auf einem Alarmismus, der eine zweifelhafte
wissenschaftliche Grundlage hat, und stehen im Gegensatz zur wirtschaftlichen Vernunft.
Der Anstieg der Kosten für die meisten Energieformen
beruht auch auf einer expandierenden
Regulierung mit dem Ziel, den Klimawandel zu
stoppen, und führt zu immer teureren Produktpreisen
für den Binnen- und den Weltmarkt. Die
komplizierten und teuren Produkte werden schwieriger
absetzbar und begründen Arbeitslosigkeit.
Die Einkünfte aus Lenkungsabgaben und ähnlichen
Belastungen (CO 2 -Zertifikatspreise, Schutzzölle)
werden sinken, während das soziale
Bedürfnis steigt, so das seine Schere zwischen
Aufkommen und Bedarf entsteht. Die Absicherung
des EU-Binnenmarktes mit dem sog. cross border
adjustment mechanism, der Importen die Mehrkosten
für CO 2 -Zertifkate, die bei Herstellung im
Binnenmarkt benötigt worden wären, aufschlägt,
schafft eine “Festung Europa” and widerspricht
den WTO-Verpflichtungen. Mit einer “grünen
Politik” überschreitet die Europäische Zentralbank
ihr Mandat, das auf die Wahrung der Preisstabilität
begrenzt ist, und schafft sie neue Finanzrisiken,
vor allem Technolgieblasen und Marktrisiken.
Die Politik der EU und Deutschlands wie auch das
Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz
gründen in der Überzeugung, dass
der Staat besser als der Markt die wirtschaftliche
Entwicklung in eine gute Zukunft zu lenken
vermag. Ein Irrglaube, der sich historisch durchgängig
als falsch erwiesen hat. Die Schaffung
zusätzlicher Kosten in einer Wirtschaft durch
Regulierung und Steuern verursacht soziale Not
und mindert das Potential für Ersparnis und Investition.
Es ist fahrlässig, die Untersuchung zu unterlassen,
ob und inwieweit CO 2 -Neutralität, die im staatlichen
Territorium angestrebt wird, auch durch
vertragliche Maßnahmen außerhalb des Territoriums,
aber noch innerhalb der Emissionsblase
erzielt werden kann.
In Deutschland wird der weithin applaudierte
schnelle Wandel in eine grüne Wirtschaft und zur
CO 2 -Neutralität bis 2050 oder sogar 2045 extrem
teuer. Für das letztgenannte Ziel schätzt die
Prognos AG in ihrer Studie für die Staatliche Bank
KfW den privaten und öffentlichen Aufwand auf 5
Billionen Euro; es wird sich fragen, ob nicht die
Anpassung an den Klimawandel und/oder eine
CO 2 -Minderung im Ausland billiger kommen.
Die deutsche Energiewende, die gesetzlich vorgezeichnet
ist, ist mit einer Vielzahl von Problemen
behaftet, denn mit dem nahezu gleichzeitigen
Ausstieg aus Kernkraft und Kohlestrom entfällt die
Basis der Deckung der Grundlast, so dass ein Zubau
von Erdgaskraftwerken in der Größenordnung von
70 GW nötig wird, um den durch Digitalisierung,
E-Mobilität und Wärmewende steigenden Elektrizitätsbedarf
zu decken; mit dem Zubau steigt die
Importabhängigkeit.
Wasserstoff, insbesondere der derzeit als Lösung
gehypte “grüne” Wasserstoff, ist in Herstellung und
Bereitstellung sehr energieintensiv. Wasserstoff
wird infolge der technischen Anforderungen an die
Anwendungssicherheit (Stichwort: Knallgas) nur
begrenzt Verwendung finden.
Der gegenwärtige Anstieg der Energiepreise in der
EU beruht zum Teil auf den neuen gesetzlichen und
Dieses Papier beruht auf
einer im September 2021
auf der Website
www.boernerlaw.de
ins Internet gestellten
englischen Version, deren
Argumentation aktualisiert
und verfeinert
wurde.
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 23
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 24
den erwarteten weiteren Energie- und
CO 2 -Verbrrauchssteuern, mit denen die Importstaaten
ihre Verbraucher belasten. Die resultierende
Erhöhung der Verbraucherpreise weckt die
Begehrlichkeit der Produzentenstaaten, einen
größeren Teil des erzielbaren Endpreises für sich
zu beanspruchen. Angesichts der mit den steigenden
Preisen verursachten sozialen Not wird
vorgeschlagen, dass an den Börsen nicht mehr der
Preis für die letzte Einheit, die im Markt nachgefragt
wird (“market clearing price”), für alle
bedarfsdeckenden Verträge zur Anwendung
kommt, sondern der Durchschnittspreis der zur
Bedarfsdeckung angenommenen Angebote. Übersehen
wird dabei, dass der Durchschnittspreis der
Verträge zu raschen Steigerungen der Angebotspreise
führen wird, weil die Erfüllung der Angebote,
die über dem Durchschnittspreis lagen und
dennoch zur Deckung der Nachfrage angenommen
wurden, bei den Anbietern zu Verlusten führt und
diese Anbieter dann nicht mehr neu anbieten, so
dass sein Teil der Nachfrage unbedient bleibt und
höhere Preise – außerhalb des Börsengeschäfts –
akzeptieren muss.
Summary
Climate change as such and the necessary adjustments
to it, are beyond doubt, but not so its
purported predominantly anthropogenic nature.
The EU and German climate and energy policies
aim at CO2-neutrality by 2050. They are due to
hyped alarmism, based on a questionable scientific
basis, and are in sharp conflict with economic
sense.
The cost increase for most forms of energy due to a
thriving and still forthcoming regulation to abate
climate change, means more complicated and more
expensive products for the internal and the world
markets. The resulting complicated and expensive
products will drive unemployment. The revenue
from steering taxes and similar financial burdens
(certificate prices, duties) will be shrinking away,
while the social need for maintaining a livelihood
for everybody raises. The sheltering of the EU
internal market by a cross border adjustment mechanism
will create a “fortress Europe” and is not
compatible with the WTO obligations. The green
policy of the European Central Bank exceeds its
mandate to keep price stability and creates new
risks, especially bubbles of technology and market
risks.
The EU policy, the German policy, and the recent
German Federal Constitutional Court decision on
climate law are based in the belief that the state
rather than the markets may successfully steer the
economic development into a good future, a belief
that has been proven erroneous throughout history.
The creation of additional cost in an economy by
regulation and taxes creates social need and diminishes
the potential for savings and investment.
It is negligent not to consider whether it makes
sense to reach territorial climate neutrality while
CO 2 reductions can be achieved outside the national
territory, but within the respective bubble, on the
basis of contracts.
In Germany, the widely applauded fast transition
into a green economy and CO 2 neutrality by 2050
or even 2045 will be extremely expensive. A study
by Prognos for the public bank KfW estimates that
it will take private and public investments in the
amount of some 5,000 bn EUR in order to reach
climate neutrality by 2045. It will be an open point
for discussion why cheaper solutions for climate
change adjustment or CO 2 abatement abroad have
not yet been contemplated.
In Germany, the present transition of energy
production as fixed by laws is loaded with problems,
as there must be a replacement of the power
generation facilities running on uranium or coal
(hard coal and lignite), which are in an accelerated
shut-down process. The only viable alternative is
an interim switch to natural gas as a back-up energy
for electricity generation; considering the
increasing power demand from digitalisation,
E-mobility, and conversion of heating systems,
there is a need for at least an additional 70 GW of
gas power. This increases the dependence on
natural gas imports.
Hydrogen, especially the hyped „green hydrogen“,
has limited applications due to the high energy
consumption for its production and delivery and
the technical challenges to avoid the dangers from
its highly explosive derivative, oxyhydrogen.
The present energy price hikes in the EU are in part
a consequence of the enacted and the planned new
energy and CO 2 consumption taxes levied on
energy consumers. In turn the producing nations
might be tempted to strive for a higher quota of the
price total realized from the final user, the
consumer. A change from the market clearing price
for electricity to an average of the prices for all sold
volumes, which cover the demand, is discussed as a
remedy in view of imminent social need. However,
such a change of the pricing mechanism will induce
further price hikes as it will quickly effect further
shortages in the market; those who have sold above
the average price would make losses and discontinue
their offers although they are necessary to
cover demand thus, the demand will offer higher
prices outside the exchanges.
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
1. Vorgaben
Vor dem Hintergrund dringender Warnungen des
wissenschaftlichen Rates der Regierungen der
Weltklimakonferenz und dem neuesten Bericht
ihrer Arbeitsgruppe 1 „Grundsatzfragen“ 1 vor weltweitem
Temperaturanstieg infolge der Verbrennung
fossiler Energien 2 , wachsender Proteste von
Aktivisten und entsprechender Gerichtsurteile
sollen die europäischen Volkswirtschaften
beschleunigt in eine Energiewende zur CO 2 -Neutralität
steuern; die Vorgaben für Deutschland
enthält das ergänzte Bundesklimaschutzgesetz 3 .
Diese hektische Umsteuerung steht im Einklang
mit dem sog. Green Deal der EU vom 11.12.2019 4 ,
den die Präsidentin der EU-Kommission der Öffentlichkeit
vorstellte 5 . Er besteht aus
p der Mitteilung „Klimaziel 2030“, inzwischen
erweitert um das Endziel der Klimaneutralität
der EU im Jahre 2050 6 ,
p dem Finanzplan 7 , der sich aus dem Aufbauprogramm
„Next Generation EU“ und dem Mehrjährigen
Finanzrahmen für 2021-2027 zusammensetzt,
p dem Europäischen Klimagesetz 8
einschließlich
der Verschärfung des Emissionshandelssystems,
p dem Klimapakt von öffentlichen Händen und
Gesellschaft 9 ,
p der neuen Industriestrategie 10 ,
p dem Plan für saubere Energie durch Integration
der Energiesysteme, Förderung grüner Energien
und Errichtung einer Wasserstoffwirtschaft 11 ,
p dem Plan der Kreislaufwirtschaft 12 ,
p dem Plan für den Agrar- und Lebensmittelsektor
„Vom Hof auf den Tisch“ 13 ,
p der Biodiversitätsstrategie 2020 14 etc.
| Abb. 1
Alles verbieten was nicht als grün gilt?
In der Sondertagung vom 17.-21. Juli 2020 15
beschloss der Europäische Rat den Mehrjährigen
Finanzrahmen für 2021-2027 mit knapp 1,075
Mrd. EUR und den Aufbaufonds „Next Generation“
16 , der die Folgen von COVID-19 dämpfen soll,
mit 750 Mrd. EUR, letztere Summe teilweise finanziert
mit bis 2058 rückführbaren Krediten;
30 % des Gesamtvolumens von fast 1.825 Mrd.
EUR, also ca. 550 Mrd. EUR, sollen für klimabezogene
Projekte verwendet werden.
Die Philosophie hinter diesen Maßnahmen
beschreibt die Kommission in ihrer Mitteilung
„Mehr Ehrgeiz für das Klimaziel Europas bis 2030
– In eine klimaneutrale Zukunft zum Wohl der
Menschen investieren“ 17 .
Dies wurde im Juli 2021 unter dem Schlagwort „Fit
for 55“ dahin präzisiert, dass bis 2030 die CO 2 -Emissionen
um 55 % (gegenüber 1990) gesenkt, bis
2050 die Klimaneutralität erreicht 18 und dazu die
Wirtschaft und Gesellschaft der EU umgebaut
werden sollen 19 . Den Umbau gegen eine Produktionsverlagerung
aus der EU (sog. carbon leakage)
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 25
1 Sixth Assessment Report, Part 1, available at https://www.ipcc.ch/
2 https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport, insbesondere: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_Full_Report_smaller.pdf;
zu diesem sechsten Sachstandsbericht vom August 2021, den die Arbeitsgruppe I Naturwissenschaftliche Grundlagen erarbeitet hat, gibt es eine deutsche Zusammenfassung,
die abrufbar ist unter: https://www.de-ipcc.de/media/content/Hauptaussagen_AR6-WGI.pdf
3 Vom 12.12.2019 (BGBl. I S. 2513) mit Ergänzung vom18.08.2021 (BGBl. I S. 3905) aufgrund des nachstehend erörterten Urteils des Bundesverfassungsgericht
4 COM(2019) 640 final, Brüssel 11.12.2019, abrufbar unter: https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/european-green-deal-communication_de.pdf;
Überblick abrufbar unter: https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_en
5 Abrufbar unter: https://ec.europa.eu/germany/news/20191211-green-deal_de
6 https://ec.europa.eu/clima/eu-action/european-green-deal_en
7 Übersicht abrufbar unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_20_17
8 Vorschlag der Kommission abrufbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1588581905912&uri=CELEX:52020PC0080
9 https://ec.europa.eu/clima/policies/eu-climate-action/pact_en
10 https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/european-industrial-strategy_de
11 https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal/clean-energy_en
12 https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/fs_20_437
13 COM(2020) 381 final vom 20.05.2020, abrufbar unter: https://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2020/DE/COM-2020-381-F1-DE-MAIN-PART-1.PDF
14 https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal/actions-being-taken-eu/eu-biodiversity-strategy-2030_de
15 https://www.consilium.europa.eu/de/meetings/european-council/2020/07/17-21/
16 S.o.FN 7
17 COM(2020) 562 final, Brüssel 17.09.2020, abrufbar unter:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=COM:2020:562:FIN&qid=1600340170947&from=EN
18 Ziel und Weg dorthin sind festgelegt in der Verordnung 2021/1119 des europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Juni 2021 zur Schaffung des Rahmens für die
Verwirklichung der Klimaneutralität usw. („Europäisches Klimagesetz“), EU-ABl 2021 L 243/1; dazu W. Frenz, EU-Klimagesetz und Kohleausstieg, Recht der Energiewirtschaft
2022, 56 ff
19 Übersicht unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_21_3541; mit links zu den einzelnen Vorschlägen der EU-Kommission:
https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal/delivering-european-green-deal_de; verständliche Übersichten bei H. Kafsack, So soll
Europa seine Klimaziele erreichen, Frankfurter Allgemeine Zeitung 13.07.2021, S. 16 und ders,. Das steckt im Klimapaket, Frankfurter Allgemeine Zeitung 15.07.2021,
S. 15
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner
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ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 26
| Abb. 2
Neuer Protektionismus im Gewand des Klimaschutzes?
sowie gegen billige Importe aus weniger klimaschutzregulierten
Wirtschaften absichern soll eine
Carbon border adjustment tax (CBAM) 20 , die auf
Importe erhoben werden soll; dazu sollen im Effekt
die CO 2 -Tonnagen, die im Vergleich zum Stand der
EU-Technologie bei der Produktion im Ausland
zusätzlich verwendet und nicht mit (lokalen) Zertifikaten
abgegolten wurden, mit dem Preis verteuert
werden, den man zur Abdeckung dieser Mehrmengen
für CO 2 -Zertifikate des European Trading
System ETS hätte aufwenden müssen 21 . Diese
Zusatzbepreisung soll aber ohne den preistreibenden,
fiktiven Effekt berechnet werden, den eine
solche zusätzliche Zertifikatnachfrage auf den
Zertifikatspreis im European Trading System (ETS)
hätte. Die CBAM soll zunächst auf fünf Produktgruppen
erhoben 22
und später auf andere ausgeweitet
werden.
2. Naturwissenschaftliche Bedenken
[Anmerkung der Redaktion: Generell geben Beiträge
in der atw – International Journal for Nuclear Power
die Auffassung der jeweiligen Autoren, nicht der
Redaktion wieder. Darauf soll an dieser Stelle im
Hinblick auf einzelne der folgenden Aussagen und
Passagen explizit hingewiesen sein.]
Anders als klimaschädliche Gase wie FCKW ist CO 2
ein inertes Gas; es reagiert nicht chemisch mit den
Bestandteilen der Luft. Aufgrund seines Molekulargewichts
sinkt es durch die Atome in der Luft
(Stickstoff, Sauerstoff, andere Gase) wie ein Stück
Metall im Wasser zu Boden, je nach Emissionshöhe
binnen Stunden, Tagen oder Wochen; eine Verdichtung
der Atmosphäre, die ähnlich wie Eis ein
Absenken schwerer Stoffe behindert, ist nicht zu
beobachten. Also akkumuliert CO 2 nicht in der
Luft.
CO 2 macht in der Atmosphäre 4/10.000 (400 ppm),
davon 3/10.000 aus natürlichen Ursachen und
1/10.000 aus der Verbrennung fossiler Stoffe durch
den Menschen. Es stellt sich somit grundsätzlich
die Frage, ob die Mehrmenge von Kohlenstoff (C),
die zusätzlich in die Luft gelangt und sich mit
bereits zuvor in der Luft vorhandenem Sauerstoff
zu CO 2 verbunden hat, die Atmosphäre so
verändern kann, dass sich das Weltklima
verändert 23 . Eine solche Konsequenz muss sich
physikalisch erklären, weil CO 2 ein inertes Gas ist,
also mit den Bestandteilen der Luft nicht chemisch
reagiert. Nun ist aber wegen der verhältnismäßig
geringen Mehrmenge an Kohlenstoff weder eine
Ausdehnung noch eine Verdichtung der
Atmosphäre nachweislich. Die Mechanismen der
Erwärmung tags und der Abkühlung nachts sind
unverändert und eher von Wasserdampf (Wolken)
und anderen Emissionen (Staub, Aschen) abhängig
als vom zusätzlichen Kohlenstoff.
Ausgangspunkt für die physikalische Betrachtung
ist der erste thermodynamische Hauptsatz:
Tags erwärmt sich ein CO 2 -Molekül aufgrund
seiner Größe etwas langsamer auf, und nachts gibt
es die Energie etwas langsamer wieder ab; das
gleicht sich grundsätzlich aus, jedenfalls übers
Jahr; unterjährige Veränderungen aufgrund
jahreszeitlicher Effekte seien hier ausgeblendet.
Die Studien erklären, dass das CO 2 -Molekül für die
(infrarote) Wärmestrahlung opak ist. Das kann
dreierlei bedeuten:
p Das Molekül reflektiert die Wärmestrahlung. Sie
kommt also von der Sonne nicht direkt auf die
Erde und von der Erde nicht direkt zurück in den
Weltraum. Vielmehr erhitzt sie die umliegenden
Gasatome, die sie aufnehmen, sich entsprechend
ausdehnen und über diese Bewegungsenergie
tags die Erde erwärmen und nachts den Weltraum.
p Das Molekül nimmt die Wärmestrahlung auf.
Dann aber wandelt es diese Energie in Bewegungsenergie
um und gibt sie durch Anstoßen an
die umliegenden Atome/Gase ab.
p Im Molekül wandelt sich in Mischung der beiden
vorgenannten Funktionen die Wärmestrahlung
auf eine andere Wellenlänge um und diffundiert
dann.
20 S. unten FN 41 und zugehörigen Text
21 Übersicht unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/qanda_21_3661
22 Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel, Elektrizität; die Ankündigung kommt zu einer Zeit, da die USA und die EU beim G20-Treffen in Rom im Oktober
2020 vereinbart
23 So die zusammenfassende Darstellung der herrschenden Meinung durch H. Riebeck, The Carbon Cycle (2011), abrufbar unter:
https://earthobservatory.nasa.gov/features/CarbonCycle
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner
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Egal ob Wärme- oder Bewegungsenergie, letztlich
diffundiert die Energie so, dass alle Bestandteile
der verbundenen Gesamtmenge pro Masseeinheit
den gleichen Energiegehalt haben.
Die Erwärmung der Gesamtmenge hängt davon ab,
wieviel Energie die CO 2 -Moleküle mehr als die
umliegenden Gase aufnehmen und an diese
abgeben. Letztlich ist der Gesamteffekt jedoch
aufgrund der geringen Zusatzmenge, die das anthropogene
CO 2 ist, minimal:
Energetisch hat der anthropogene CO 2 -Anteil von
1/10.000 einen vergleichbaren Effekt, wie wenn
man 1 Liter warmes Wasser in 9.999 Liter kühleres
Wasser (= 50 große Badewannen à 200 Liter
Fassungsvermögen) gießt oder wenn man – etwas
genauer - 20 Milliliter warmes Wasser, also gut 2,5
Esslöffel (Fassungsvermögen 7,5 Milliliter), in eine
große Badewanne mit 200 Liter Inhalt gießt, die
bereits mit 3/10.000 Teilen gleich warmem und
9.996/10.000 Teilen kaltem Wasser gefüllt ist.
Rasch verteilt sich die Wärme, bis das Wasser
überall die gleiche Temperatur hat. Was die Energiediffusion
angeht, verhält es sich mit der Energie
aus dem anthropogenen CO 2 -Anteil in der Atmosphäre
genauso.
Der Erwärmungseffekt ist letzten Endes schon
aktuell minimal, weil die Gesamtoberfläche, mit
der die Atmosphäre nachts ihre Energie an die
rasch auskühlenden Kontinente (Wüsteneffekt)
und an den ca. -270 °C kalten Weltraum abgibt,
riesig ist. Morgens ist auch das Wasser in der Wanne
bzw. den 50 Wannen kalt, der energetische Überschuss
also an die Umgebung abgegeben; ein
nachhaltiger, sich über die Zeit aufbauender
Erwärmungseffekt ist ausgeschlossen.
Der erste thermodynamische Hauptsatz der Energiekonstanz
und –diffusion ist bereits in der grundlegenden
Arbeit zum Klimawandel nicht beachtet 24 .
Später hat man anfangs genannte natürliche Ursachen
für klimatische Veränderungen wie vulkanische
Emissionen und Aschen, Stäube (z. B. aus der
Sahara und Waldbränden auf allen Kontinenten),
Wasserdampf einschließlich Wolken, ozeanische
Erwärmungen (z. B. auch durch Abstrahlung aus
dem Erdkern 25 ) sukzessive aus den Untersuchungen
herausgefiltert, bis CO 2 und sein anthropogener
Anteil als der entscheidende Faktor
erschienen 26 .
Das hier vorgestellte Ergebnis steht im Einklang
mit der Erkenntnis, dass der gesamte humane
Energieverbrauch in etwa 1/10.000 der durch die
Sonne auf den Erdboden zugeführte Energie
ausmacht und damit nicht geeignet ist, durch
direktes Aufheizen aus fossiler Energie den Klimawandel
zu verursachen 27 . Auch wenn alle Menschen
gleichzeitig auf die Erde hüpfen, ändert dieser
Massestoß den Kurs des Planeten nicht.
Für einen Klimawandel kommt eine Fülle anderer
Ursachen in Betracht:
p Die Erde eiert auf einer elliptischen Bahn durch
den Weltraum. Die Bahn wird durch die Gravitationskräfte
der Planeten verändert, denn diese
haben ihre Bahn annähernd auf derselben Ebene
und ziehen mit unterschiedlichen Umlaufgeschwindigkeiten
um die Sonne, so dass mal die
inneren Planeten, mal die äußeren mehr
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 27
24 Den ersten Verdacht der anthropogenen Verursachung einer globalen Erwärmung enthielt die Studie von 1981 von J. Hansen, D. Johnson, A. Lacie, S. Lebedoff, P. Lee,
D. Rind & G. Russell, Climate Impact of Increasing atmospheric Carbon Dioxide, Science 213: 957-966, abrufbar unter:
https://pubs.giss.nasa.gov/docs/1981/1981_Hansen_ha04600x.pdf.
Die Autoren stellen eine Korrelation zwischen der Konzentration von CO2 und vulkanischen Emissionen und der globalen Erwärmung her und sagen eine Erwärmung
mit den in etwa auch heute noch akzeptierten Zahlen vorher. Diese Theorie ist dann immer weiter verfeinert worden. Jedoch konnte in diesem Ursprungsaufsatz nicht
geklärt werden, warum die Temperatur in den Jahren 1940-1970 sank, also in einer Zeit rasanten Wirtschaftswachstums und stark steigender Nutzung fossiler Energien,
eine Abkühlung auftrat (später führte man die Abkühlung auf die Wirkung von Schwefeldioxidemissionen zurück). Vor allem übersahen die Autoren, dass bei
der Undurchlässigkeit von CO2 für Wärmestrahlen die aufgenommene Energie nicht gespeichert wird, sondern anderweitig dissipiert, bis sie im Weltraum
verschwindet.
25 M. Murakami et al. (2022), Radiative thermal conductivity of single-crystal bridgmanite at the core-mantle boundary with implications for thermal evolution of the
Earth, Earth and Planetary Science Letters, vol. 578 of 15 January 2022, 117329, abrufbar unter:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X21005859
26 Die aktuell berechneten Werte zur globalen Erwärmung durch Insolation und Abkühlung durch Rückstrahlung und Absorption sind allgemeinverständlich, jedoch z.T.
irreführend in der offiziellen deutschen Quelle zu Wetterdaten angegeben: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/2/20.html.
(a) So ist für das dort abgebildete Schema die Herkunft nicht vollständig angegeben. Es stammt aus dem gut und umfassend erläuternden Aufsatz von 1997 von J.T.
Kiehl & K.E. Trenberth, Earth's Annual Global Mean Energy Budget, Bulletin of the American Meteorological Society 78 (2) 197-208, abrufbar unter:
http://www.geo.utexas.edu/courses/387H/PAPERS/kiehl.pdf.
Diese Studie weist korrekt die Unsicherheiten von Annahmen und die Schwankungsbreite von Annahmen und Ableitungen aus.
(b) Die Zahlen sind für 2009 etwas verändert worden, ohne dass darauf hingewiesen wird, dass
• sie auf Schätzungen und Annahmen des o.g. Aufsatzes beruhen,
• sie seither unter nicht dargelegten Annahmen verändert wurden,
• sie auch darauf beruhen können, dass der Planet seit 1997 erhebliche weitere Umgestaltungen erfahren hat.
So ist z. B. die Breite der Schätzungen zur Netto-Absorption aufgezeigt unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Strahlungshaushalt_der_Erde.
Dabei ist auch in dieser Quelle offen, ob die Zahlen für die Landfläche die einfache Fläche oder die Oberfläche erfassen. Aber es ist zumindest ausgewiesen, dass die
Insolation von der Sonnenaktivität abhängt (hierzu und zu den weiteren Komplexitäten vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Solar_irradiance).
Die Insolation beeinflusst die Albedo (Reflektion und andere Strahlung) sowie die Netto-Absorption. Für das alles gibt es außer Satellitendaten keine aktuellen
Messungen, geschweige denn Langzeitmessungen für auch nur einen Teil der Erdgeschichte. Darüber hinaus muss auch die Bandbreite der Einstrahlungen berücksichtigt
werden.
Die Extrapolation der heute von der herrschenden Meinung vorgetragenen Zahlen und die Schätzungen zur Netto-Absorption (durch physikalische, chemische, meteorologische
und biologische Reaktionen) sind Modellrechnungen, die immer noch auf breiten Unsicherheiten beruhen.
27 Die anthropogene Wärmeproduktion (insbesondere aus nicht-regenerativen Energien) macht nur ca. 1/10.000 der – fluktuierenden – Insolation aus: 5,4 × 10 24 J
Einstrahlung mit terrestrischer Konstante vs. 5,9 × 10 20 J = 14 Mrd. toe (2019);
Zahlen für Insolation und Abstrahlung aus https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/2/20.html
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ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 28
Gravitationskraft entfalten und so den Lauf der
Erde auf der elliptischen Bahn wie auch die
Neigung der Erdachse verändern, also eindellen
oder ausbeulen, können. Diese Abweichungen
sind nur ungenau messbar.
p Die Aktivitäten der Sonne (insbesondere
Sonnenflecken) sollen die Bahn nicht beeinflussen,
könnten aber dennoch Einfluss auf der
Erde haben; das ist von elektromagnetischen
Stürmen bekannt, die z. B. Funknetze lahmlegen.
p Der glühende Kern der Erde dreht mit etwas
anderer Geschwindigkeit bzw. etwas anderen
Kräften als der Erdmantel. So schwimmen die
Platten auf dem Kern und verändern ihre Position,
was langfristig die Insolation verändert.
Eine Folge der Plattendynamik ist Vulkanismus,
wobei einzelne vulkanische Ereignisse bisher
nicht vorhersehbar sind. Auswirkungen auf die
Neigung der Erdachse sind möglich, aber kaum
exakt bestimmbar.
p Die Umpolung des Magnetfeldes wie auch Änderungen
im Meeresspiegel können sich ähnlich
auswirken, z. B. auf die Meeresströmungen.
p Die großen Abholzungen und Vegetationsveränderungen
durch Überweidung, Entwaldung,
Waldbrände und Nutzungsänderungen (z. B. in
der Sahelzone, im Mittelmeerraum, im Bereich
des Kaspischen Meeres und des Aralsees, in
Florida, Kalifornien, Russland und Australien, in
den Regenwaldgebieten usw., teils durch Landund
Forstwirtschaft, teils durch große Brände)
verändern das lokale Klima, was sich dann z. B.
über Hitzeschlote aus Trockengebieten bis in die
Jetstreams auswirken kann.
| Abb. 4
Mexico City.
p Schließlich führt eine Erwärmung direkt und
über das Abschmelzen von Süßwasser ins Meer
zum Ausgasen der Ozeane. Das ist im Grundsatz
so, wie wenn man Sprudelwasser erwärmt. Das
Ausgasen kann ursächlich oder als beschleunigend
mitursächlich für die Erhöhung der
CO 2 -Menge wirken.
Das Ergebnis dieser Beobachtungen ist eindeutig:
Es gibt eine Korrelation zwischen CO 2 -Gehalt und
Erderwärmung, aber es gibt keinen Beweis für eine
kausale Verknüpfung gerichtet von CO 2 auf die
Erwärmung.
Die Annahme einer Kausalität des CO 2 für die
Erderwärmung bringt zwar einen eindeutigen
Verursacher, aber bleibt gewagt angesichts weiterer
Umstände:
Da das CO 2 in der Atmosphäre letztlich, d. h.
ungeachtet zwischenzeitlicher Verwirbelungen 28 ,
wieder zum Boden absinkt und nur ein Bruchteil
| Abb. 3
Anbau von Ölpalmen in den Tropen.
| Abb. 5
Sojabohnenanbau und Regenwald in Brasilien.
28 Man geht von 4-5 Jahren aus, vgl. z. B. H. Harde, Scrutinizing the carbon cycle and CO2 residence time in the atmosphere, Global and Planetary Change 152 (2017),
19-26, abrufbar unter: DOI:10.1016/j.gloplacha.2017.02.009 und https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0921818116304787
Demgegenüber meint das IPCC, der nicht resorbierte Überschuss bleibe 120 Jahre in der Luft, und es gibt Schätzungen für bis zu 500 Jahre Aufenthaltszeit; dabei
bleiben wichtige Faktoren außer Betracht: Es wird für die flexiblen Systeme von Zerfall, Speicherung und Resorption eine Statik unterstellt; die Effekte der Gravitation
sind unbeachtet. Und für den Erderwärmungs-effekt von CO 2 , das in die oberen Luftschichten verwirbelt ist, ist zu bedenken, dass sie wesentlich kälter als die unteren
Luftschichten sind und CO 2 daher dort seine gespeicherte Wärme erheblich schneller verliert, so dass sie auf der Erdoberfläche nicht wirksam wird.
Energy Policy, Economy and Law
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| Abb. 6
Weizenfelder in Westaustralien.
diffundiert, gibt es CO 2 -Glocken über Regionen mit
erhöhtem CO 2 -Ausstoß 29 . Hier müsste sich das
Klima in besonderem Maße ändern und diese
Änderung dann diffundieren. Dazu ist aber bisher
nichts nachgewiesen, denn für das lokale Klima
wichtiger als das CO 2 ist die Wüstenbildung durch
Versiegelung (durch Baumaßnahmen, Düngung
usw.), Brände (Wald- und Rodungsbrände 30 ) und
Vertrocknung (durch Entwässerung, Überweidung,
Waldrodung, Monokulturen usw.) der Landschaft;
diese „Verwüstung“ 31
ändert den (kühlenden)
Wasserkreislauf, lässt großflächige Hitzeschlote
entstehen und wirkt erheblich überlokal.
Ergebnis verändern, mitunter sogar gegenläufig
wirken. Wie wahrscheinlich ist es also, dass eine
Vielzahl von Wahrscheinlichkeitsprämissen gleichzeitig
zutrifft?
Die Klimaschützer stellen ihr Ergebnis früheren
Klimaveränderungen gegenüber und behaupten,
immer hätten sie sich langsamer vollzogen. Doch
schon unsere im Verhältnis zum Planeten jüngste
Geschichte lässt daran zweifeln:
p Der Tempel von Babylon und die sudanesischen
und ägyptischen Pyramiden wurden nicht in den
heutigen Wüstenlandschaften gebaut.
p Petra mit 30-40.000 Einwohnern existierte nicht
in der heutigen Wüste des Wadi Rum.
p Der Mittelmeerraum war noch in vorchristlicher
Zeit durchgehend bewaldet.
p Die sog. „Kleine Eiszeit“ ab dem 15. Jhdt. kam
recht rasch und kulminierte (spätestens!) in der
Hungersnot von 1845-1852.
Seither wird es immer wärmer, ausgenommen der
Zeitraum des großen wirtschaftlichen
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 29
Hinzu kommen gegenläufige Effekte zum CO 2 wie
z. B. die Dekomposition 32 und vor allem das sog.
global greening, also das durch den CO 2 -Niederschlag
geförderte Wachstum der Pflanzenmasse,
das die NASA bereits 2016 nachgewiesen hat 33 . Es
geht dabei nicht nur um CO 2 -Absorption, sondern
m. E. auch um den damit verbundenen, intensivierten
Wasserkreislauf, der Kühlung bringt.
Schließlich rechnen die Klimaschützer mit
Faktoren, die höchst variabel sind. Die Variabilität
müsste sich also mit den Rechenoperationen
vervielfachen und könnte sich somit keinesfalls in
konkrete Zahlen verengen. Die Verengung erreicht
man nur, indem man die Variablen unter Ansatz
von Wahrscheinlichkeitsfaktoren verengt. Diese
Rechenansätze sind zwar nachvollziehbar,
begründen aber eben nur Wahrscheinlichkeiten,
keine Gewissheiten. Jede Veränderung einer
einzelnen Wahrscheinlichkeitsprämisse kann das
| Abb. 7
Kohlenstoffkreislauf (vereinfacht-schematisch).
29 Vgl z. B. das Bild zu Chinas CO2-Ausstoß unter
https://earthobservatory.nasa.gov/blogs/earthmatters/2016/12/05/reader-question-does-co2-disperse-evenly-around-the-earth/; es liegt auf der Hand, dass aus
den Emissionsfahnen nicht die gesamte Menge der schweren CO2-Moleküle in die Welt-Atmosphäre verwirbelt wird. Der emissionsnahe, lokale Abbau von CO2 ist in
der Summe des weltweiten Abbaus enthalten, aber für die atmosphärische Konzentration und ihre physikalische Klima-Effektivität kann nur der nicht-lokal bzw. nichtregional
verbliebene Teil der Emission wirksam werden.
30 Anschaulich zur Komplexität A. Frey, Warum brannte Australien?, FAZ vom 20.03.2020, abrufbar unter:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/klimawandel-warum-brannte-australien-16684925.html
31 J. Müller-Jung, Die Stunde der Weltoptimierer, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.03.2022, S. N 1 , abrufbar unter:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/die-stunde-der-weltoptimierer-17877141.html
32 M. H. Lietzke. The thermal decomposition of carbon dioxide, Journal of Inorganic and Nuclear chemistry 43, 8 (1981), 1769-1771; T. B. Copestaake & N.S. Corney, Irradiation
Decomposition of Carbon Dioxide, Nature 191(1961). 1192 et seq.
33 NASA, Carbon Dioxide Fertilization Greening Earth, Study Finds; abrufbar unter:
https://www.nasa.gov/feature/goddard/2016/carbon-dioxide-fertilization-greening-earth
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 30
| Abb. 8
Maisanbau und Windkraft in Deutschland.
Aufschwungs von 1940 bis 1970 (für den man eine
Neutralisierung des CO 2 durch Schwefeldioxidemissionen
vermutet), und es ist durchaus möglich,
dass der Trend der Erwärmung alsbald stoppt oder
sogar kulminiert und sich umkehrt, wie es bisher in
der Erdgeschichte immer der Fall gewesen ist. Es ist
eine Erfahrung aus jeder Naturbeobachtung, dass
die einfache Fortschreibung eines Trends (im Sinne
einer simplen Kurvendiskussion auf Abiturniveau)
in die Irre führt 34 .
Nach alledem ist doch recht unsicher, ob wir es mit
einer Kausalität oder einer dauerhaften oder
temporären Koinzidenz von CO 2 -Konzentration
und Erwärmung zu tun haben, und insbesondere,
ob und inwieweit der anthropogene Anteil am CO 2
ursächlich ist. Folge: „You should not bet the ranch
on it.“
Das soll nicht heißen, dass man entgegen dem
Vorsorgeprinzip auf eine CO 2 -Reduktion und
andere vorbeugende Maßnahmen gegen den
Klimawandel 35 verzichten sollte. Es ist aber doch
sehr fraglich, ob
p der heutige Alarmismus, bereits morgen sei die
Welt unrettbar verloren, angebracht ist,
p andere Maßnahmen der Schadenvermeidung
nicht viel dringender sind und
p es angesichts einer jahrhundertelang nahezu
einhelligen Meinung in der Wissenschaft, die
Erde sei eine Scheibe oder Rassismus sei gottgegeben,
wirklich gut bedacht ist, heute auf eine
von interessierten Kreisen 36 geschürte Katastrophenangst
hin den Wohlstand der
Volkswirtschaften und das Wohlergehen
unserer Gesellschaften zu verwetten.
Hinzu kommt, dass einfache Maßnahmen in der
Politik beliebt sind, um dem CO 2 zu begegnen, das
angeblich Ursache und nicht Folge des Klimawandels
ist und das angeblich mit seinem anthropogenen
Anteil – statt des Menschen selbst – für viele
Malaisen verantwortlich ist 37 . Einfache
Maßnahmen wie z. B. das rasche Abschalten von
fossilen Kraftwerken und das Abschaffen von
Verbrennungsmotoren. So gaukelt man der Gesellschaft
die Effizienz überschaubarer, schneller
Lösungen vor. Aber einem Klimawandel zu
begegnen, ist eine komplexe Herausforderung. Sie
erfordert eine Vielzahl von aufwendigen, langwierigen
Gegenmaßnahmen, die sowohl das menschliche
Verhalten (Konsum- und Müllverhalten) als
auch komplexe natur- und damit wasserkreislaufbezogene
Maßnahmen (Wiederherstellung von
Überweidungs- und Erosionsflächen, Reduzierung
von Boden- und Nutzungskonversion, Wiederherstellung
von Poldern und Mooren, renaturierende
Aufforstung, Erhöhung der ökologischen Tragkraft
sämtlicher Flächen, auch der Siedlungsflächen mit
Freiflächen-, Fassaden- und Dachbegrünung, Flutschutz
usw.) umfassen.
Autor
Dr. Achim-Rüdiger Börner
Rechtsanwalt, Börner Ecological Resource
Enhancement, Köln
info@boernerlaw.de
1955 als Sohn des Zivil-, Europa- und
Energierechtlers Prof. Dr. Bodo Börner geboren, wurde er nach Studium von
Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Orientalistik, Militärdienst und
Promotion 1981 als Rechtsanwalt zugelassen. Ab 1982 folgten Stationen als
Syndicus der Ruhrgas AG in Essen, Leiter der Rechtsabteilung und Prokurist der
Aachener und Münchener Versicherung AG in Aachen, Associate bei der
M&A-Boutique RAe Lang & Landwehrmann und seit 1989 Inhaber der Kanzlei
RAe Börner in Düsseldorf, später bis heute in Köln. Aufgrund seiner biologischen
Interessen betreibt er die Beratung Börner Ecological Resource Enhancement.
Sein Arbeitskreis Industriebiologie hat das Ziel, gewerbliche und industrielle
Flächen ökologisch aufzuwerten. Er hat ca. 190 juristische und
volkswirtschaftliche sowie 38 herpetologische Arbeiten veröffentlicht.
34 Dabei bleibt hier außer Betracht, dass das Horrorszenario für eine globale Erwärmung um 8o C auf einer Verbrennung von fossiler Energie beruht, die die heute wirtschaftlich
(und d. h. auch energetisch sinnvoll gewinnbaren) gewinnbaren Ressourcen um gut das Doppelte überschreitet, vgl. F. Vahrenholt, Energiewende zwischen
Wunsch und Wirklichkeit, Vortrag bei EIKE vom 13.11.2021, www.youtube.com/watch?v=GTSbAPv51XI; weitere Nachweise zu diesem mit Recht um Wissenschaftlichkeit
bemühten Autor unter https://vahrenholt.net/publikationen/
35 Dazu ein, wenn man die behauptete CO2-Ursächlichkeit außer Betracht lässt, guter Überblick unter:
https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/
36 Zu den Profiteuren gehören neben den geförderten Wissenschaftlern auch die Entwicklungsländer, wie ihre riesigen Forderungen beweisen, vgl. D. Wetzel, Plötzlich
fordern die Entwicklungsländer Billionen statt Milliarden – pro Jahr, Die Welt 09.11.2021, abrufbar unter:
https://www.welt.de/wirtschaft/article234938492/COP26-Ploetzlich-fordern-die-Entwicklungslaender-Billionen-statt-Milliarden-pro-Jahr.html
37 Vgl. zutreffend z. B. N.N., Klimawandel darf nicht als Ausrede dienen, Die Welt vom 18.01.2022, S. 8; zu den interessierten Kreisen gehören die von Panikmache
lebenden Medien und NGOs, ein einseitig finanziell und medial geförderter Teil der wissenschaftlichen Welt, die von neuen Aufträgen profitierenden Wirtschaftskreise
und die politischen Parteien mit eher einseitiger Ausrichtung
Energy Policy, Economy and Law
Fundamentales zur Wende in die Klimaneutralität und im Energiesektor ı Achim-R. Börner
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
The Marine Thorium-based
Molten Salt Reactor
Jan Emblemsvåg
If shipping was a country, it would have been the 6th largest emitter of CO2, just above Germany (Olmer et
al., 2017), and the current trajectory implies a doubling by 2030 (Argyros et al., 2014). Despite intensive
research, there are not any realistic options for the decarbonization/the electrification of the deep-sea fleet
or for smaller ships that operate for longer periods of time at sea (Emblemsvåg, 2021).
Yet, nuclear options are not considered, probably
because of the perception among laymen.
Furthermore, Thorium-based Molten Salt Reactors
(TMSR) are largely unknown in the public space
(Kamei, 2011). Again, this is not strange since even
textbooks on nuclear engineering have excluded
this technology since the late 1970s (Furukawa et
al., 2008). In this context, (Emblemsvåg, 2021)
suggests that over the course of 30 years, more than
60 MUSD can be saved per vessel using TMSR
compared to the traditional heavy fuel oil.
inherent proliferation resistance due to 9/11, see
(Kazimi 2004), but using traditional solid fuel
reactors. However, the TMSR quickly resurfaced,
and Newsweek described it as a ‘lost chance’ stating
that “The most promising path forward is to return
to the road not taken 50 years ago” 1 .
Newsweek is right. There are many arguments for
selecting a TMSR over the traditional nuclear
power technology and also in general (Furukawa
et al., 2008):
RESEARCH AND INNOVATION 31
The idea of a liquid, chemical device instead of the
traditional fuel rods in a mechanical device is
attributable to the Nobel laureates Eugene Wigner
and Harold Urey, and Wigner recommended the
‘molten fluoride’ as the starting-point (Weinberg,
1997). Alvin M. Weinberg lead a large team of
researchers to develop MSR through at Oak Ridge
National Laboratory. The first prototype operated
between 1965 and 1969 at 7-MW thermal power
level using thorium (Moir & Teller, 2005). It
operated successfully for 17,655 hours (Furukawa
et al., 2008) and virtually all nuclear engineering
issues were solved (Furukawa et al., 2005).
Unfortunately, the technology never received the
political support and the organizational support
within the Atomic Energy Commission that the
fast-breeder received (Weinberg, 1997) even
though the first sentence of the Summary of the
Task Force Report (TID-8505) of the Atomic Energy
Commission stated that “The Molten Salt Reactor
has the highest probability of achieving technical
feasibility” (MacPherson, 1985). Hence, the
“Molten-Salt Breeder Experiment” in 1976 was cut
allegedly for budgetary reasons.
When the idea of thorium power was first revived
in recent years, the new focus of discussion was its
1. Unlike the conventional systems there is no
scenario called ‘fuel melt down’.
2. Excess reactivity is small since there is no need
to provide for xenon over-ride, and with online
refueling no need to make provision for fuel
consumption. Thus, there is no chance for
large power surges, an important safety
concern in conventional reactors.
3. Most gaseous fission products (Xe, Kr, etc.) are
continuously removed so there is no danger of
release of these radioactive products, even
under accident conditions.
4. Molten fluorides are stable to the reactor irradiation,
because they are simple ionic liquids,
and do not undergo any violent chemical reactions
with air or water.
5. Reactors have full passive safety. Under accident
conditions the fuel is automatically
drained into passively cooled critically safe
storage tanks.
6. The reactor can use a variety of fuels ( 233 U,
Enriched uranium, plutonium and even TRU 2 ).
7. No fuel fabrication is required, and this is
advantageous when you have feed materials
with a widely varying isotopic composition.
This also makes transmutation of TRU easy.
8. High temperature of the fuel salt permits
higher conversion efficiency and even holds
1 Newsweek in 2006, see https://www.newsweek.com/lost-chance-105291
2 Trans-Uranium materials. Major factors of TRU are americium and curium. Total amount of these elements produced in the same condition mentioned above is 0.3 g
from TMSR, which is much smaller than the 25 kg produced from uranium Light Water Reactor (LWR), see (Kamei, T. 2011).
Research and Innovation
The Marine Thorium-based Molten Salt Reactor ı Jan Emblemsvåg
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
RESEARCH AND INNOVATION 32
Discount rate
Country 3 % 7 % 10 %
Belgium 51.5 84.2 116.8
China 28.2 42.4 56.6
Finland 46.1 77.6 109.1
France 50.0 82.6 115.2
Hungary 53.9 89.9 125.0
Japan 62.6 87.6 112.5
South Korea 28.6 40.4 51.4
Slovakia 53.9 84.0 116.5
UK 64.4 100.8 135.7
USA 54.3 77.7 101.8
| Tab. 1
Projected nuclear LCOE costs for plants built 2015 – 2020 [USD/MWh] using
average numbers for China: (World Nuclear Association, 2019).
promise for other heat-based applications such
as hydrogen production.
9. Several non-proliferation advantages.
10. The thorium resources necessary to produce
900 TWe years will be only 2–3 million tons, if
the breeding fuel cycle is established.
(Moir, 2002) calculated the cost of electricity and
found the TMSR to be competitive with 3.8, 4.1 and
4.2 ¢/kWh for TMSR, Pressurized Water Reactor
(PWR) and coal, respectively. Note that these
calculations are based on standards defined in
1978 for all technologies.
It is important to be aware of the fact that nuclear
power is capital intensive, and the capital costs
account for at least 60 % of the Levelized Cost of
Energy (LCOE) (World Nuclear Association, 2019).
Hence, the LCOE will change significantly
depending on the discounting factor, see Tab. 1. It is
also interesting to note the differences between
countries due to factors such as degree of standardization,
politics and more.
A specific type of TMSR is a small reactor (7 MWe)
called mini-Fuji and a mid-size reactor (155 MWe)
called Fuji-II (Furukawa et al., 2005). TMSR can
play a significant role in the decarbonization of
shipping operations. MSRs can be implemented
directly as main energy source for ships.
Emblemsvåg, (2021) showed the application of
TMSR in deep-sea shipping, reflecting its
commercial and technical feasibility. These
reactors can also be implemented in power barges
or replenishment vessels. One example of the latter
is ULSTEIN THOR, shown as a 3D rendering in
Fig. 1.
The drastic shortening of the life span of the waste,
and the huge reduction in the amount of waste are
also key aspects. Finally, the simplicity of the chemical
device has significant cost implications.
The researchers at ORNL made very comprehensive
cost calculations 3 . Using their information,
THOR, as a replenishment vessel, foresees enabling
zero emission shipping operations. Using as
application case exploration cruises in Antarctica,
THOR is designed to provide zero-emission power
to full electric vessels during their operations.
TMSR plays a central role as main energy source for
| Fig. 1
The THOR concept by Ulstein, used with kind permissions.
3 We should thank Kirk Sorensen for making all the documents from ONRL available through www.energyfromthorium.com
Research and Innovation
The Marine Thorium-based Molten Salt Reactor ı Jan Emblemsvåg
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
reliable and green power charging next-generation
batteries. With only one TMSR unit, TMSRs can
provide power to up to four cruise vessels
simultaneously.
The FUJI reactor has an internal reactor vessel with
a second containment vessel built around. Outside
the second containment vessel, we find a concrete
wall for the final protection. The final protection
wall can also consist of lead. The reactor vessel is
5.4 m diameter and 4.0 m high and filled mostly by
graphite (93.9 vol. %) and fuel-salt only as shown
in Figure 2. Note that below the reactor we find a
drain/emergency tank, which will only be used in
the unlikely event of an emergency.
The miniFUJI is suitable for THOR with a reactor of
only 1.8 meters in diameter and 2.1 meters high,
weighing approximately 1650 tonnes including
primary salt loop and heat exchanger. Yet, the
miniFUJI has an output of 7 MWe (Furukawa et al.,
2005). We see that the miniFUJI has a lower effect/
mass ratio than the FUJI, because the shielding is
the same for both reactors. Steam turbine is
envisaged providing 43 % thermal efficiency (Moir
& Teller, 2005).
Marine applications of TMSR must be based on
modular and standardized design because with
high capital costs, effective project execution to
minimize the Overnight Construction Cost (OCC)
is key (Lovering et al., 2016; World Nuclear
Association, 2019). Standardization also reduces
complexity and hence makes training possible for
others than nuclear scientists and nuclear
engineers, which is key for truly industrial scale.
Since the Technology Readiness Level (TRL) for the
TMSR is still in the early demonstration stage,
further research is required both concerning the
technology itself (primarily materials and salt
chemistry) and documenting its economic
performance. As the late industrialist, and
America’s Greenest CEO 4 , Ray Anderson
emphasized (Anderson, 1998); we must seek
solutions where we ‘can do well by doing good’. The
TMSR is one such technology.
References
Anderson, R. C. (1998). Mid-Course Correction. The Peregrinzilla Press.
Argyros, D., Raucci, C., Sabio, N., & Smith, T. (2014). Global Marine Fuel Trends 2030.
Emblemsvåg, J. (2021). How Thorium-based Molten Salt Reactor can provide clean, safe and
cost-effective technology for deep-sea shipping. Marine Technology Socieity Journal, 55(1), 56-72.
Furukawa, K., Arakawa, K., Erbay, L. B., Ito, Y., Kato, Y., Kiyavitskaya, H., Lecocq, A., Mitachi, K., Moir,
R., Numata, H., Pleasant, J. P., Sato, Y., Shimazu, Y., Simonenco, V. A., Sood, D. D., Urban, C., & Yoshioka,
R. (2008). A road map for the realization of global-scale thorium breeding fuel cycle by single
molten-fluoride flow. Energy Conversion and Management, 49, 1832-1848.
Furukawa, K., Numata, H., Kato, Y., Mitachi, K., Yoshioka, R., Furuhashi, A., Sato, Y., & Arakawa, K.
(2005). New Primary Energy Source by Thorium Molten-Salt Reactor Technology. Electrochemistry,
73(8), 553-563.
Kamei, T. (2011). Implementation Strategy of Thorium Nuclear Power in the Context of Global
Warming. In P. Tsvetkov (Ed.), Nuclear Power: Deployment, Operation and Sustainability (pp.
365-382). InTech.
Lovering, J. R., Yip, A., & Nordhaus, T. (2016). Historical construction costs of global nuclear power
reactors. Energy Policy, 91(April), 371–382.
MacPherson, H. G. (1985). Molten salt reactor adventure. Nuclear Science and Engineering, 90,
374-380.
Moir, R. W. (2002). The cost of electricity from Molten Salt Reactors (MSR). Nuclear Technology,
138(1), 93-95.
Moir, R. W., & Teller, E. (2005). Thorium-Fueled Underground Power Plant based on Molten Salt
Technology. Nuclear Technology, 151(September), 334-340.
Olmer, N., Comer, B., Roy, B., Mao, X., & Rutherford, D. (2017). Greenhouse Gas Emissions from
Global Shipping, 2013–2015.
Weinberg, A. M. (1997). The proto-history of the molten salt system. Journal of acceleration plasma
research, 2, 22-26.
World Nuclear Association. (2019). Economics of Nuclear Power.
Author
Jan Emblemsvåg
Professor
Norwegian University of Science and Technology
RESEARCH AND INNOVATION 33
jan.emblemsvag@ntnu.no
Jan Emblemsvåg has served in various senior management positions in the
industry including SVP of Ship Design & Systems at Rolls-Royce Marine and
General Manager at Midsund Bruk designing and manufacturing advanced
pressure vessels. Today, he is Professor at Norwegian University of Science and
Technology (NTNU), board member, consultant, author and speaker. His areas of
expertise include project-, risk- and operations management, product- and
process development, sustainability and renewable energy including nuclear
energy. His non-academic work largely covers the same areas. He typically takes a
techno-economic-environmental approach to find both industrial- and practical
solutions to challenges at hand. He has written several books internationally
available and dozens of internationally published journal papers. He holds a PhD
(1999) and M.Sc. at Georgia Institute of Technology (1995) and a M.Sc. at NTNU
(1994).
| Fig. 2
The FUJI concept blueprint [main piping: 8 cm in diameter] (Furukawa et al.,
2005)..
4 Named by Fortune Magazine as America’s Greenest CEO.
Research and Innovation
The Marine Thorium-based Molten Salt Reactor ı Jan Emblemsvåg
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
34
AT A GLANCE
Copenhagen Atomics a Thorium
Molten Salt Reactor with a Breeder
Concept
Many new developments in the nuclear industry
are happening, Established in 2001, the Generation
IV International Forum (GIF) was created as a cooperative
international endeavour seeking to
develop the research necessary to test the
feasibility and performance of fourth generation
nuclear systems, and to make them available for
industrial deployment by 2030.
Gen IV international forum (GIF)
The GIF brings together 13 countries (Argentina,
Australia, Brazil, Canada, China, France, Japan,
Korea, Russia, South Africa, Switzerland, the
United Kingdom and the United States), as well as
Euratom – representing the 27 European Union
members − to co-ordinate research and
development on these systems. The GIF has
selected six reactor technologies for further
research and development: the gas-cooled fast
reactor (GFR), the lead-cooled fast reactor (LFR),
the molten salt reactor (MSR), the sodium-cooled
fast reactor (SFR), the supercritical-water-cooled
reactor (SCWR) and the very high-temperature
reactor (VHTR).
However Copenhagen Atomics (CA) now takes
thermal breeder reactors far beyond the Gen IV
concepts with their most interesting development
in molten salt being a thermal breeder based on
Thorium. Thorium is the only element that allows
for a breeder reactor in a thermal spectrum. This
means that it can generate its own fissile fuel from
thorium and thus require hundred times less
mining than any other reactor. Thorium is reacted
with fluorine to create tetrafluoride ThF4 which is
then mixed with commercially available isotopically
enriched lithium 7 fluoride 7LiF to form the basis
salt F7LiTh used in the reactor.
A Kickstarter fuel F7LiThPu is used to start the
fission process. Unpressurized heavy water serves
a moderator. By kickstarting the reactor on longlived
nuclear waste , left in spent nuclear fuel, the
waste is converted to fission products, which only
needs to be stored for 300 years while rapidly
scaling global energy production without the
need for uranium enrichment. Copenhagen
Atomics is working on developing the thorium
based MSR in a 40 foot shipping container (“Waste
Burner”) capable of delivering 100 MWth expected
to bring total LCoE below $20/MWh in a mass
manufacturing scenario.
Normally industry scales up the size of power
plants in order to reduce costs, but this also
increases the financial risk significantly. Financial
risk is what drives the cost of nuclear. The molten
salt reactor is small and modular, allowing it to be
produced at a fraction of the costs of traditional
nuclear. Any desired output is then achieved by
placing multiple reactors on site.
Removing the complexity for
decision makers.
Companies fear the responsibility of operating a
nuclear plant, decommissioning, and handling
nuclear waste. CA takes care of all of that and just
delivers reliable and green energy to the customer.
Copenhagen Atomics started in 2015 and now the
company has about 50 employees developing and
building the reactor. CA has a test facility for
thorium and uranium salts, sells products which
define the molten salt industry and tests more
than anyone else in this new industry.
CA is on track with the planned timeline and has
started the construction of the test reactor in
Copenhagen. It will be ready before Christmas
At a Glance
Copenhagen Atomics a Thorium Molten Salt Reactor with a Breeder Concept
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
AT A GLANCE
35
2022 for testing with non radioactive salts. This is a
major milestone as it unifies years of development
on reactor simulations, mechanical construction,
technology development and molten salt chemistry.
If you hear news from other nuclear companies
who have hired a unique person or signed a letter
of understanding. Then remember that
Copenhagen Atomics is actually already building a
reactor which will redefine the nuclear industry.
Reliability is of key importance and next month CA
will celebrate 50 years of accumulated test hours on
all the components, which will go into the reactor.
This is more than any other molten salt nuclear
company out there. It is utterly important that
components are tested very extensively. Building
new components for a new industry is no small
task.
This year also the first corrosion tests with the
thorium salts were concluded, which CA is going to
use in the reactor. The test results are very satisfying;
no major technical difficulties are expected in this
direction. Getting the approval was difficult and
unfortunately this is expected to be cumbersome in
the future as well.
Sales of purified salts and molten salt loops are also
increasing and CA expects to generate significant
revenue from these activities. Copenhagen Atomics
is the only supplier of commercial molten salt test
loops and high purity fluoride salts. They have a
dozen customers among the top universities and
national labs around the world.
CA has also started discussions with several
countries about starting the first thorium reactor.
These discussions are still at an early stage, but the
ambition is to clarify both cost and timelines for this
before the end of 2022.
THORIUM IS A NEW CATEGORY
The Copenhagen Atomics waste burner is a truly
unique thorium molten salt reactor with some
highly important features:
p It’s on trajectory to be the first commercially
available breeder reactor
p It results in 100 times less mining than uranium
reactors
p Highly scalable – CA will be able to deploy one
reactor every day.
p Has 10 times better fuel efficiency than any current
uranium reactor
Many nuclear proponents out there seem to have a
giant misunderstanding about how superior
thorium molten salt breeder reactors are compared
to the rest of the nuclear reactor designs. Thorium
molten salt reactors from Copenhagen Atomics
and Flibe Energy are currently the only reactor
designs which are on a trajectory to become
commercially available breeder reactors in a
reasonable timeframe. This is likely to happen some
time in the 2030s with CA’s 2nd or 3rd version.
In the past there were Generation 1, 2, 2+, 3 and 3+
reactor designs, which were all reactors relying on
water and U235. Then someone came up with a
concept of Gen4 reactors, which are also U235
based reactors, but an odd mix of many different
concepts with salt, lead, water, sodium and gas
cooled reactors. Gen4 is also a mix of fast and
thermal reactors. However, none of these reactors
are expected to become breeder reactors. Lately
people have started talking about generation 4+
and Gen5 reactor designs and before 2040 we will
likely also see a Gen6 definition. A breeder reactor
is one which generates more fissile fuel than it
At a Glance
Copenhagen Atomics a Thorium Molten Salt Reactor with a Breeder Concept
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
AT A GLANCE
36
consumes and thus requires 100 times less mining
than classic reactors.
Having thorium breeder reactors in the thermal
spectrum is a whole new category of nuclear
reactors. It is a promise that humans can invent
something, which is able to outperform any other
nuclear system, including fusion. It potentially
offers a whole new area of human capabilities. It
can bring several billion people out of poverty and
can reduce our reliance on fossil fuel. Something
which wind and solar are unable to promise.
Uranium based Gen1 – Gen4 reactors will always
be limited by the amount of U235, it needs mining
and enrichment and results in nuclear waste,
which is already causing a substantial problem for
the existing nuclear industry. Yes, some of the new
Gen4 - Gen6 reactors may generate less waste
than earlier generations, but they all produce
long-lived waste and require 100 times more
mining than thorium breeder reactors. Gen4 -
Gen6 reactors are not expected to evolve into
breeder reactors until after 2040 and even then
the MW output per kg fissile fuel will be ten times
inferior to CA reactors over their lifetime. Resulting
in a giant economic penalty for these other reactor
types.
Contrary to this, the Copenhagen Atomics waste
burner can burn nuclear waste from Gen1 - Gen6
reactors, resulting in fission products, which only
need to be stored for 300 years. Even the new EU
taxonomy says that you can only build new nuclear
reactors in Europe with government support, if
you show how to solve the waste problem.
Currently Copenhagen Atomics is the company in
Europe who has a credible reactor design, which
can solve this problem. – And CA has patented
their reactor design and several of their key
technologies.
Contact
www.copenhagenatomics.com
info@copenhagenatomics.com
@copenhagen-atomics
At a Glance
Copenhagen Atomics a Thorium Molten Salt Reactor with a Breeder Concept
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@atw-international-journal-for-nuclear-power
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ISSN 1431-5254
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 38
Kriegerische Ereignisse und nukleare Anlagensicherung –
Welche Maßgaben gelten?
Prof. Dr. Tobias Leidinger
Der am 24. Februar 2022 vom Putin-Regime entfesselte Angriffskrieg auf die Ukraine lenkt den Blick auf Fragen der
Anlagensicherung: Welchen Schutz genießen kerntechnische Einrichtungen nach dem Völkerrecht und welche Maßgaben
gelten in Bezug auf kriegerische Ereignisse nach dem Atomgesetz?
I. Schutz kerntechnischer
Einrichtungen durch das Völkerrecht:
Angriff = Kriegsverbrechen
Krieg ist ein Zivilisationsbruch. Der Angriff von
kerntechnischen Einrichtungen stellt ein Kriegsverbrechen
dar: Denn nach Art. 56 des Zusatzprotokolls
I zu den Genfer Abkommen vom 12.
August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler
bewaffneter Konflikte (BGBl. 1990 II
1550), dürfen „Anlagen oder Einrichtungen, die
gefährliche Kräfte enthalten, nämlich Staudämme,
Deiche und Kernkraftwerke, … nicht angegriffen
werden …, sofern ein solcher Angriff gefährliche
Kräfte freisetzen und dadurch schwere Verluste
unter der Zivilbevölkerung verursachen kann.“
Demnach könnte der Beschuss beim ukrainischen
Kernkraftwerk Saporischschja am 3. März
2022 durch das russische Militär nach Art. 85
Abs. 3 lit. c, Abs. 5 des Zusatzprotokolls als
Kriegsverbrechen einzustufen und zu ahnden
sein.
Darüber hinaus stellt sich die Frage nach dem
Schutz kerntechnischer Anlagen nach dem Atomgesetz
im Zusammenhang mit kriegerischen
Ereignissen: Sind solche Ereignisse überhaupt
erfasst und welcher Schutz ist gewährleistet?
II. Primäre Schutzpflicht des Staates
Es ist Aufgabe der Landesverteidigung den
Schutz der Zivilgesellschaft sicherzustellen.
Zentrale Norm ist dabei Art. 87a GG: „Der Bund
stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf“. Primäre
Verpflichtung des Staates ist es, den erforderlichen
Schutz gegen kriegerische Ereignisse zu
gewährleisten, auch soweit es um den Schutz
(kern-)technischer Einrichtungen geht. Die
Hauptaufgabe „Verteidigung“ umfasst dabei
sowohl die Verteidigung Deutschlands (Landesverteidigung)
als auch die Bündnisverteidigung
auf der Grundlage des NATO-Vertrages. Dementsprechend
sind die sicherheitspolitischen Ziele
und Mittel in Deutschland verbindlich definiert
und ausgerichtet (vgl. Rahmenrichtlinien für die
Gesamtverteidigung, GMBl S. 107 vom 16. März
1989): Primär gilt es „einen Krieg zu verhüten und
den Frieden in Freiheit zu bewahren, … und die
Zivilbevölkerung und das Territorium im Falle
eines bewaffneten Angriffs zu schützen und den
Konflikt möglichst rasch zu beenden. … Notfalls ist
das Bundes- und Bündnisgebiet mit Waffengewalt
zu verteidigen.“
III. Anlagensicherung: Schutz gegen
Einwirkungen Dritter
Über die Rechtsfrage, ob kriegerische oder terroristische
Ereignisse überhaupt zu den „Störmaßnahmen
und sonstigen Einwirkungen Dritter“
(SEWD) im Rechtssinne gehören, gegen die kerntechnische
Einrichtungen nach Maßgabe des
Atomgesetzes geschützt sein müssen, lässt sich
durchaus streiten.
Bei zutreffender Betrachtung handelt es sich um
zwei unterschiedliche Sachverhalte:
Die Einbeziehung großmaßstäblicher terroristischer
Akte (vom Typ der Anschläge vom 11.
September 2001) in den Schutzbereich des
Atomrechts lässt sich mit der Begründung
ablehnen, dass solche Ereignisse nach ihrer Art
und Schwere Kriegshandlungen gleich kämen
und deshalb ebenso wie diese vom Anwendungsbereich
des Atomrechts nicht erfasst seien (vgl.
OVG Lüneburg, DVBl. 2006, 1044). Dieser
Rechtsauffassung hat sich das BVerwG (BVerwGE
131, 129, 135, Rz. 17) nicht angeschlossen.
Gezielte terroristische Einwirkungen gehören
nach seiner Auffassung zu den Szenarien, die im
Rahmen der Anlagensicherung zu bewerten sind:
Denn nach Wortlaut und Schutzzweck des Atomgesetzes
bestehe kein Anhaltspunkt, solche
Maßnahmen aus dem Regelungsbereich des
Gesetzes auszunehmen.
Bei kriegerischen Ereignissen liegt der Sachverhalt
indes anders: Kriegshandlungen richten sich
nicht gegen die jeweilige Einrichtung als solche,
sondern gelten dem Staat und seiner Bevölkerung
insgesamt. Der Staat soll als Ganzes
getroffen werden. Das ist der Grund, warum das
Spotlight on Nuclear Law
Kriegerische Ereignisse und nukleare Anlagensicherung – Welche Maßgaben gelten? ı Prof. Dr. Tobias Leidinger
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Völkerrecht ein besonderes Schutzregime für
gefahrträchtige Einrichtungen bereithält und
gleichwohl unternommene Angriffe auf solche
Einrichtungen als Kriegsverbrechen einstuft
(siehe oben, I.). Darüber hinaus obliegt die
Landesverteidigung dem Staat: Er hat die
Verpflichtung, die für die Landes- und Bündnisverteidigung
erforderliche Befähigung und
Mittel sicher- und bereitzustellen (siehe oben,
II.). Dieser Aufgabe kann kein Betreiber – egal ob
bei einer konventionellen oder nuklearen Anlage
– ernsthaft gerecht werden.
Dementsprechend sind kriegerische Ereignisse –
anders als terroristische Sabotageakte – bei richtiger
Differenzierung kein Gegenstand atomrechtlicher
Schutzpflichten. Denn auch die beste
Anlagensicherung kann das Ereignis „Krieg“
nicht ausschließen oder die dagegen zu ergreifenden
Maßnahmen der Landesverteidigung
ersetzen. Die primäre Zivilschutz- und Verteidigungsaufgabe
des Staates liegt jedem anlagenspezifischen
Sicherungs- und Schutzkonzept
notwendig voraus.
IV. SEWD-Schutz als Basisschutz
Der Schutz gegen SEWD-Ereignisse, den kerntechnische
Einrichtungen aufweisen müssen,
gewährleistet gleichwohl einen Basisschutz in
Bezug auch auf vergleichbare kriegerische
Einwirkungen. Denn kerntechnische Anlagen
sind von vornherein besonders robust ausgelegt,
d.h. nicht nur gegen „Ereignisse von Außen“
(EVA), wie z. B. Erdbeben, Explosionsdruckwellen,
Flugzeugabsturz, etc., sondern eben auch
gegen gezielte Stör-Einwirkungen Dritter
(SEWD), die z. B. unter Verwendung unterschiedlichster,
für Terroristen möglicherweise
erreichbarer Tatmittel erfolgen könnten. Insoweit
wird der erforderliche Umfang der SEWD-
Anforderungen und Maßnahmen behördlicherseits
unter Berücksichtigung der anlagenspezifischen
Gegebenheiten bestimmt. Die dabei
konkret geltenden Maßgaben sind durch das
untergesetzliche Regelwerk, insbesondere durch
die sog. SEWD-Richtlinien, festgelegt. Welche
„Lastannahmen“ i. S. v. § 44 Abs. 1 AtG konkret
zu unterstellen sind, bestimmt die Behörde, der
insoweit ein gesetzlich eingeräumter Beurteilungsspielraum
(„Einschätzungsprärogative“)
zusteht (§ 44 Abs. 3 AtG). Für kerntechnische
Einrichtungen existiert ein zwischen Staat und
Betreiber eng abgestimmtes sog. integriertes
Sicherungs- und Schutzkonzept. Es sieht
anlagenspezifisch definierte betreiberseitige und
staatliche Maßnahmen vor, die ein effektives
Zusammenwirken von technischen, baulichen,
organisatorischen und personellen Anforderungen
und Schutzmechanismen sicherstellen.
Im Ergebnis ist dadurch der erforderliche Schutz
gegen Einwirkungen Dritter gewährleistet. Das
gilt dann gleichermaßen, wenn vergleichbare
Einwirkungen nicht als terroristische Akte,
sondern als Kriegshandlungen einzustufen sind,
weil sie im Rahmen bewaffneter Konflikte
zwischen Staaten erfolgen. Rein faktisch nicht
abgedeckt werden allerdings Angriffe unter
Einsatz schwerer (Kriegs-)Waffen, die letztlich
nur einer Armee zur Verfügung stehen.
V. Fazit
Kerntechnische Einrichtungen genießen besonderen
Schutz durch das Völkerrecht. Kriegerische
Angriffe auf solche Anlagen werden sogar als
Kriegsverbrechen geahndet. Die Aufgabe der
Landes- und Bündnisverteidigung obliegt allein
dem Staat, da nur er – und nicht der Betreiber
einer konventionellen oder nuklearen Anlage –
den Schutz der Zivilgesellschaft insgesamt
gewährleisten kann. Folgerichtig sind kerntechnische
Anlagen gegen konkrete Störmaßnahmen
Dritter, also z. B. terroristische Einwirkungen
geschützt, nicht aber können sie gegen kriegerische
Ereignisse ausgelegt sein, die dem Staat als
Ganzes gelten und Teil eines bewaffneten
Konflikts sind. Aufgrund des gegebenen SEWD-
Schutzes gehören kerntechnische Einrichtungen
gleichwohl zu den bestgeschützten Anlagen in
Deutschland; dieser Schutz wirkt auch gegen
Ereignisse kriegerischer Art, sofern sie in ihrem
Ausmaß mit Terroranschlägen vergleichbar sind.
Autor
Prof. Dr. Tobias Leidinger
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht
Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Düsseldorf
tobias.leidinger@luther-lawfirm.com
Prof. Dr. Tobias Leidinger, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht,
ist Partner bei der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft. Vor dem Hintergrund seiner
langjährigen Beratungstätigkeit in der Industrie und besonderen Projekt- und
Rechtsexpertise berät er private und öffentliche Unternehmen im Öffentlichen
Wirtschaftsrecht (einschl. Projektsteuerung), insbes. im Atom- und
Strahlenschutzrecht sowie im Anlagen-, Umwelt-, Bau- und Planungsrecht
(Rückbau von Nuklearanlagen, Errichtung und Genehmigung von nuklearen
Lagereinrichtungen, komplexe Infrastrukturvorhaben, etc.). Er ist zugleich
Direktor am Institut für Berg- und Energierecht der Ruhr-Universität Bochum und
als Fachbuchautor ausgewiesen.
SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 39
Spotlight on Nuclear Law
Kriegerische Ereignisse und nukleare Anlagensicherung – Welche Maßgaben gelten? ı Prof. Dr. Tobias Leidinger
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
40
Arbeitsschutz verständlich erklärt –
Ein neues Buch hilft und setzt Maßstäbe
BUCHBESPRECHUNG
Unfallverhütung und Gesundheitsschutz, kurz als
„Arbeitsschutz“ bezeichnet, gehört zu den lästigen,
doch verpflichtenden Aufgaben jeder Führungspersönlichkeit
in Industrie, Handwerk und Büro. Kommt es
nämlich zu Verstößen oder gar zu Unfällen mit Sachbzw.
Personenschäden, können dem Verantwortlichen
leicht Disziplinarmaßnahmen oder strafrechtliche
Verantwortlichkeit drohen. Zudem ist Arbeitsschutz
eine Aufgabe wie „Staubwischen“ meint Verfasser Reinhard
Bojer. Denn man wird niemals damit fertig und
sauber geglaubte Flächen stauben wieder ein. Außerdem
gehört neben Kenntnis der Vorschriften und Richtlinien
dazu ein hohes Maß an beruflicher Erfahrung, um
vorausschauend Gefahren, gefährliche Arbeitspraktiken
und gefährliche Zustände auf dem Betriebsgelände,
auf den Betriebswegen und in allen Büro-,
Arbeits- und Lagerräumen zu erkennen und Unfällen
bereits im Ansatz vorzubeugen. Zusätzlich benötigt der
für den Arbeitsschutz Verantwortliche ein umgängliches
Gemüt sowie psychologische Kenntnisse in der
Mitarbeiterbetreuung und -führung. Doch wenn es
darauf ankommt ist auch Durchsetzungsvermögen
gefragt. Denn man macht sich mit Hinweisen auf potentielle
Gefahren und mit steten Anweisungen zwecks
Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften kaum
Freunde, sondern gilt als nörglerisch und pingelig.
Verfasser Bojer verfügt über viele Jahre einschlägiger
Berufserfahrung in der besonders sicherheitsorientierten
Nuklearbranche und hat sich deshalb
entschlossen für seine jüngeren Berufskollegen und
betrieblichen Arbeitsschutzverantwortlichen einen
Ratgeber zu verfassen, welcher praxisnah in die Probleme
des betrieblichen Arbeitsschutzes einführt. Auf
jeder Seite ist die langjährige Berufspraxis spürbar, auf
deren Grundlage vorliegendes Buch verfasst wurde.
Zugleich erläutert Bojer feinfühlig, wie es dem
Arbeitsschützer trotzdem gelingen kann, sich nicht als
Nörgler bei seinen Betriebskollegen unbeliebt zu
machen, sondern Verständnis und Interesse für die
Fragen des Arbeitsschutzes bei allen Mitarbeitern zu
wecken. Gleich am Anfang des Buches ist die höfliche
Frage erwähnt, die Bojer bei groben Verstößen gegen
den Arbeitsschutz dem Betreffenden zu stellen pflegt:
„Haben Sie Ihren Organspenderausweis dabei?“. Das ist
für den Betreffenden ein Schlag in die Magengrube,
doch man löst damit immerhin Denkprozesse aus. Denn
der Arbeitsschützer ist ja nicht aus Kleinkrämerei so
pingelig, sondern will seine Kollegen vor Körperschäden
und die Betriebsleitung vor den juristischen und finanziellen
Folgen schützen, welche immer dann drohen,
wenn bei Gefahr im Verzug nicht unverzüglich gehandelt
wird. Einprägsam, unterhaltend und anregend
schildert Bojer wo überall im Betrieb Gefahren lauern,
was bei schlecht gekennzeichneten Glastüren, Treppenstufen
und Türschwellen beginnt und bei verstellten
und blockierten Verkehrs- und Fluchtwegen, mangelhaft
gekennzeichneten Gefahrenstellen und allen
potentiellen Brand- und Explosionsgefahren endet. Das
Buch kostet wenig, öffnet aber sowohl dem arbeitsschutzmäßigen
Laien wie auch dem bereits über gewisse
berufliche Erfahrung verfügenden betrieblichen Leiter
die Augen über die Grundsätze des Arbeitsschutzes und
über Erfahrungswerte, um die Zahl der Arbeitsunfälle
zu minimieren. Sollte man dadurch gesundheitliche
Schäden bei den eigenen Mitarbeitern verhindern und
sich selbst vor den daraus resultierenden finanziellen
und juristischen Folgeschäden schützen, dann hat sich
der Erwerb des vorliegenden Buches bezahlt gemacht.
Den Verfasser würde es freuen, wenn man möglichst
reichhaltig auf seine Erfahrungswerte und fachlichen
Ratschläge zurückgreift.
Dr. Jürgen Schmidt
Advertisement
Reinhard Bojer
“Unfallverhütung leicht erklärt - Praktischer Ratgeber für
Arbeitsschutz im Betrieb, Handwerk und Büro”
INFORUM Verlags- und Verwaltungsgesellschaft Berlin ©2022
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2022
Einführungspreis bei Vorbestellungen 19,80 €,
anschließend regulär 29,80 €
ISBN 978-3-00-072601-9
Buchbesprechung - Arbeitsschutz verständlich erklärt
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Operating results 2021
In 2021 the six (6) German nuclear power plants generated
69.13 billion kilowatt hours (kWh) of electricity gross. The
three plants Brokdorf KBR (1,480 MWe gross), Grohnde
KWG (1,430 MWe gross) and Gundremmingen KRB C (1,344
MWe gross) with an total capacity of 4,254 MWe gross
ceased operation at the end of 2021, on 31 December 2021
24:00 h at latest, due to the revision of the German Atomic
Energy Act in the political aftermath of the accidents in
Fukushima, Japan, in 2011. The six nuclear power plants in
operation during the year 2021 contributed to electricity
production with an electric gross output of 8,545 MWe.
All six nuclear power plants in operation in 2021 achieved
results with a gross production greater than 11 billion
kilowatt hours, two power plants produced more than 12
billion kilowatt hours.
Additionally the Isar 2 and the Brokdorf unit achieved two of
the world’s ten best production results of gross generation in
2021 (“Top Ten”, Isar 2: third place, Brokdorf: fourth place.
First place: Grand Gulf 1, USA, 12.2 billion kWh, second
place: Palo Verde 1, USA, 12.1 billion kWh).
Worldwide, again, as in 2020, 43 nuclear power plant units
achieved production results of more than 10 billion kilowatt
hours gross in the year 2021.
At the end of 2021, 438 reactor units were in operation in 33
countries worldwide and 54 were under construction in 16
countries. The share of nuclear power in world electricity
production was around 10 %. German nuclear power plants
have been occupying top spots in electricity production for
decades thus providing an impressive demonstration of their
efficiency, availability and reliability.
Additionally German nuclear power plants are leading with
their lifetime electricity production. The Brokdorf, Emsland,
Grohnde, Gundremmingen C, Isar 2 and Neckarwestheim II
nuclear power plant have produced more than 360 billion
kilowatt hours since their first criticality, the Grohnde plant
even is the first nuclear power plant that generated more
than 400 billion kilowatt hours.
41
REPORT
Operating results of nuclear power plants in Germany 2020 and 2021
Nuclear power plant
Rated power
in 2021
Gross electricity
generation
in MWh
Availability
factor*
in %
Energy availability
factor**
in %
gross
in MWe
net
in MWe
2020 2021 2020 2021 2020 2021
Brokdorf KBR 1,480 1,410 10,552,306 12,032,352 90.72 100.00 80.86 92.59
Emsland KKE 1,406 1,335 11,410,500 11,356,583 95.44 95.44 93.76 95.37
Grohnde KWG 1,430 1,360 10,485,503 11,093,346 94.80 92.70 94.50 92.50
Gundremmingen KRB C 1,344 1,288 9,154,214 11,428,585 79.40 99.90 77.70 99.70
Isar KKI 2 1,485 1,410 11,666,574 12,068,285 93.16 94.79 92.99 94.62
Neckarwestheim GKN II 1,400 1,310 11,113,300 11,151,300 92.68 92.36 92.62 92.32
Total (in 2020 and 2021) 8,545 8,113 64,382,397 69,130,451 90.61 95.85 88.63 94.50
* Availability factor (time availability factor) kt = tN/tV: The time availability factor kt is the quotient
of available time of a plant (tV) and the reference period (tN). The time availability factor is a degree
for the deployability of a power plant.
** Energy availability factor kW = WV/WN: The energy availability factor kW is the quotient of available
energy of a plant (WV ) and the nominal energy (WN). The nominal energy WN is the product of nominal
capacity and reference period. This variable is used as a reference variable (100 % value) for availability
considerations. The available energy WV is the energy which can be generated in the reference period
due to the technical and operational condition of the plant. Energy availability factors in excess of 100 %
are thus impossible, as opposed to energy utilisation.
*** Inclusive of round up/down, rated power in 2021.
**** The Philippsburg KKP 2 nuclear power plant was permanently shutdown on 31 December 2020
due to the revision of the German Atomic Energy Act in 2011.
All data in this report as of 31 March 2022
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
42
Brokdorf
REPORT
Operating sequence in 2021
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Electrical output in %
January February March April May June July August September October November December
The Brokdorf nuclear power plant (KBR) was online for a total of
100
8,760 operating hours in 2021 with a capacity factor of 99.4 %.
Gross 80 generation for the reporting year was 12,032 GWh.
No plant overhauls or refuelling took place in the 2021 operating
60
year.
40
20
Planned shutdowns
On 31 December 2021 24:00 hrs, KBR’s authorisation for
0
power operation, as stipulated in the revised Atomic Energy
Act (2011), expired. At the same time, the 33 rd operating
100
cycle ended after 434 operating days with the shutdown of
the 80 plant. The turbo generator set was taken off the grid at
23:59 on 31 December 2021.
60
40
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip
None. 20
0
Power reductions above 10 % and longer than for 24 h
None.
Delivery of fuel elements
Positionierung:
None.
Bezug, links, unten
X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2
Waste management status
By the VGB: end of HKS6K the year 30 2021 % 35 loaded CASTOR © cask were
located atw: the 100 on-site 60 intermediate 0 0 storage Brokdorf.
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
43
Operating data
Review period 2021
REPORT
Plant operator: PreussenElektra GmbH
Shareholder/Owner: PreussenElektra GmbH (80 %),
Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (20 %)
Plant name: Kernkraftwerk Brokdorf (KBR)
Address: PreussenElektra GmbH, Kernkraftwerk Brokdorf,
25576 Brokdorf, Germany
Phone: 04829 752560, Telefax: 04829 511
Web: www.preussenelektra.de
First synchronisation: 10-14-1986
Date of commercial operation: 12-22-1986
Design electrical rating (gross):
1,480 MW
Design electrical rating (net):
1,410 MW
Reactor type:
PWR
Supplier:
Siemens/KWU
100
90
80
70
60
50
Availability factor in %
Capacity factor in %
93
93
93
90
78
81
93
The following operating results were achieved:
Operating period, reactor:
8,760 h
Gross electrical energy generated in 2021: 12,032,352 MWh
Net electrical energy generated in 2021: 11,436,585 MWh
Gross electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
383,305,680 MWh
Net electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
364,336,660 MWh
Availability factor in 2021: 100.00 %
Availability factor since
date of commercial operation: 90.09 %
Capacity factor 2021: 92.59 %
Capacity factor since
date of commercial operation: 85.98 %
Downtime
(schedule and forced) in 2021: 0.00 %
Number of reactor scrams 2021: 0
40
30
20
10
0
10
9
8
93
2014
93
93
44
52
91
88
2015 2016 2017 2018 2019
Collective radiation dose of own
and outside personnel in Sv
91
2020
100
2021
Licensed annual emission limits in 2021:
Emission of noble gases with plant exhaust air:
1.0 · 10 15 Bq
7
6
Emission of iodine-131 with plant exhaust air:
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
6.0 · 10 9 Bq
5.55 · 10 10 Bq
5
4
Proportion of licensed annual emission limits
for radioactive materials in 2021 for:
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.06 %
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 0.00 %
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium): 0.0000 %
Collective dose:
0.006 Sv
3
2
1
0
0.17
2014
0.14
2015
0.14
2016
0.13
2017
0.14
2018
0.16
2019
0.13
2020
0.01
2021
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
44
Emsland
REPORT
Operating sequence in 2021
100
90
80
70
60
50
40
30
20
Electrical output in %
100
80
60
40
20
10
0
0
January February March April May June July August September October November December
100
Apart from the 16.6 days refueling outage the Emsland nuclear
power
80
plant had been operating uninterrupted and mainly at full
load during the review period 2021. Producing a gross power
generation
60
of 11,356,583 MWh with a capacity factor of 95.37 %
the power plant achieved a very good operating result.
40
Planned 20 shutdowns
34 rd Refueling and 33 rd overall maintenance outage:
0
The annual outage was scheduled for the period 30 April to
17 May. The outage took 16.6 days from breaker to breaker.
In addition to the replacement of 52 fuel elements the following
major maintenance and inspection activities were
100
carried out:
80
• 60Inspection of core and reactor pressure vessel internals.
• Inspection of pressurizer valves.
40
• Inspection of a reactor coolant pumps.
• 20Pressure test on different coolers and tanks.
• Inspection on main condensate pump.
0
• Maintenance works on different transformers.
• Different automatic non-destructive examination.
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip
None.
Power reductions above 10 % and longer than for 24 h
26 March to 30 April: Stretch-out operation.
Delivery of fuel elements
In 2021 no fuel elements were delivered.
Waste management status
No CASTOR © cask loading was carried out during the review
period 2021.
At the end of the year 47 loaded casks were stored in the
local interim storage facility, operated by BGZ.
General points
In the year 2021, the surveillance audit of the quality
management system (ISO 9001:2015) and the recertification
of the environmental management system (ISO
14001:2015) were successfully carried out.
Positionierung:
Bezug, links, unten
X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2
VGB: HKS6K 30 %
atw: 100 60 0 0
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
45
Operating data
Review period 2021
REPORT
Plant operator: Kernkraftwerke Lippe-Ems GmbH
Shareholder/Owner: RWE Power AG (87,5 %),
PreussenElektra GmbH (12,5 %)
Plant name: Kernkraftwerk Emsland (KKE)
Address: Kernkraftwerk Emsland,
Am Hilgenberg , 49811 Lingen, Germany
Phone: 0591 806-1612
Web: www.rwe.com
First synchronisation: 04-19-1988
Date of commercial operation: 06-20-1988
Design electrical rating (gross):
1,406 MW
Design electrical rating (net):
1,335 MW
Reactor type:
PWR
Supplier:
Siemens/KWU
100
90
80
70
60
50
Availability factor in %
Capacity factor in %
95
91
94
93
95
89
94
95
The following operating results were achieved:
Operating period, reactor:
8,368 h
Gross electrical energy generated in 2021: 11,356,583 MWh
Net electrical energy generated in 2021: 10,779,479 MWh
Gross electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
380,367,284 MWh
Net electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
360,682,929 MWh
Availability factor in 2021: 95.44 %
Availability factor since
date of commercial operation: 93.96 %
Capacity factor 2021: 95.37 %
Capacity factor since
date of commercial operation: 93.82 %
Downtime
(schedule and forced) in 2021: 4.56 %
Number of reactor scrams 2021: 0
40
30
20
10
0
10
9
8
95
2014
91
94
93
95
89
2015 2016 2017 2018 2019
Collective radiation dose of own
and outside personnel in Sv
94
2020
95
2021
7
Licensed annual emission limits in 2021:
Emission of noble gases with plant exhaust air:
1.0 · 10 15 Bq
6
Emission of iodine-131 with plant exhaust air:
(incl. H-3 and C-14)
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
5.0 · 10 9 Bq
3.7 · 10 10 Bq
5
4
Proportion of licensed annual emission limits
for radioactive materials in 2021 for:
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.11 %
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 0.00 %
(incl. H-3 and C-14)
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium): 0.00 %
Collective dose:
0.046 Sv
3
2
1
0
0.06
2014
0.10
2015
0.05
2016
0.09
2017
0.06
2018
0.07
2019
0.08
2020
0.05
2021
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
46
Grohnde
REPORT
Operating sequence in 2021
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Electrical output in %
January February March April May June July August September October November December
The Grohnde nuclear power plant was off the grid for a 26.7-day
100
overhaul with refuelling in the 2021 reporting year and achieved a
time 80 availability of 92.7 %. Gross generation amounted to
11,093,345.5 MWh.
60
The 2021 revision was also carried out with an elaborate protection
concept against Corona-19 for the personnel working in the
40
KWG. The last revision ended 13 hours earlier than originally
planned 20 when the grid was switched off on 15 April 2021.
According to the specifications of the load dispatcher, 6 load
0
reductions took place in 2021 for a total of 134 hours, as well as 151
grid and 108 primary controls for a total of 4,940 hours.
100
Planned 80 shutdowns
20 March to 15 April 2021: 38 th Refuelling and major annual
60
revision:
Nuclear power plant Grohnde was shut down as scheduled.
40
The main planned works during this year’s revision were:
• 20Unloading and loading with the replacement of 28
fresh fuel elements.
• 0Full inspection of 19 fuel elements.
• Eddy current test of 28 control elements.
• Visual inspection of 15 flow restrictor assemblies.
• XA Leak rate test.
• GY40/80 Maintenance level W5
incl. visual inspection of cylinder liners.
• Main redundancy 4/8 with rail inspection, branch inspections,
capacity inspections, valve and actuator inspections, tank inspections.
• VC10/30 D001 Engine revision/engine replacement.
• Special inspection programme of 55 storage assemblies in the
reactor protection system.
• During the inspection of the fuel assemblies, 2 fuel assemblies
with slight corner damage were located. These fuel assemblies
were replaced by fuel assemblies with similar burn-up behaviour.
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip
None.
Power reductions above 10 % and longer than for
24 h
In the months of January, February, March, May, November
and December, load-following operation due to requirements
of the load of the load dispatcher.
Delivery of fuel elements
In January 2021 28 U-/U-Gd-fuel elements were delivered.
• Start-up inspection of the fuel element centring pins
Waste management status
of the Positionierung:
UKG and OKG.
Between September and November 2021, a total of three
• TF40 Bezug, B001 Cleaning links, the unten nuclear intercooler.
CASTOR © -V/19 containers were dispatched to the ZL-KWG.
• TF40 X D001 = 20,475 Inspection Y of = the 95,25 intercooler pump. B = 173,5 H = 38,2
• TF20/30 VGB: S013/014 HKS6K Screw 30 % replacement
General points/management systems
on the quick-acting dampers.
atw: 100 60 0 0
In September 2021, the monitoring audit of the quality
• Pressure test of the recuperative heat exchanger TA00B001,
management system (ISO 9001) and the recertification of
• Internal and pressure inspection of HP cooler TA11/12 B001
and volume compensation tank TA20 B001.
the environmental management system (ISO 14001) and
• TH40/48 D001 Inspection of aftercooling and pool pump, the occupational health and safety management system
• Internal and pressure test of the feed water
(OHSAS 18001) were successfully carried out.
HP preheating section.
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
47
Operating data
Review period 2021
REPORT
Plant operator: Gemeinschaftskernkraftwerk Grohnde GmbH & Co. OHG
Shareholder/Owner: PreussenElektra GmbH (83,3 %),
Stadtwerke Bielefeld (16,7 %)
Plant name: Kernkraftwerk Grohnde (KWG)
Address: Gemeinschaftskernkraftwerk Grohnde GmbH & Co. OHG,
P.O. bx 12 30, 31857 Emmerthal, Germany
Phone: 05155 67-1
E-mail: kwg-kraftwerksleitung@preussenelektra.de
Web: www.preussenelektra.de
First synchronisation: 09-05-1984
Date of commercial operation: 02-01-1985
Design electrical rating (gross):
1,430 MW
Design electrical rating (net):
1,360 MW
Reactor type:
PWR
Supplier:
Siemens/KWU
100
90
80
70
60
50
40
84
Availability factor in %
Capacity factor in %
89
73
82
92
90
95
93
The following operating results were achieved:
Operating period, reactor:
8,121 h
Gross electrical energy generated in 2021: 11,093,346 MWh
Net electrical energy generated in 2021: 10,492,412 MWh
Gross electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
409,853,683 MWh
Net electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
387,484,616 MWh
Availability factor in 2021: 92.70 %
Availability factor since
date of commercial operation: 91.80 %
Capacity factor 2021: 92.50 %
Capacity factor since
date of commercial operation: 91.40 %
Downtime
(schedule and forced) in 2021: 7.30 %
Number of reactor scrams 2021: 0
30
20
10
0
10
9
8
7
84
2014
89
75
86
93
90
2015 2016 2017 2018 2019
Collective radiation dose of own
and outside personnel in Sv
95
2020
93
2021
Licensed annual emission limits in 2021:
Emission of noble gases with plant exhaust air:
9.0 · 10 14 Bq
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 7.5 · 10 9 Bq
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
5.55 · 10 10 Bq
6
5
4
Proportion of licensed annual emission limits
for radioactive materials in 2021 for:
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.0 %
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 0.0 %
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium): 0.000 %
Collective dose:
0.096 Sv
3
2
1
0
0.25
2014
0.31
2015
0.52
2016
0.23
2017
0.12
2018
0.26
2019
0.11
2020
0.10
2021
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
48
Gundremmingen C
REPORT
Operating sequence in 2021
Electrical output in %
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
January February March April May June July August September October November December
In the review period 2021, unit C of Gundremmingen nuclear
100
power plant was operated at full load. A gross total of
11,428,585 80 MWh of electricity was produced in 2021. This was the
best-ever operating result achieved since date of commercial
60
operation.
On 40 9 March 2021 the plant location achieved 700 billion kWh of
gross generation.
20
From 16 October 2021 unit C was in stretch-out operation because
of its permanent shutdown.
0
On 31 December 2021, unit C was permanently shut down due to
the revision of the German Atomic Energy Act in 2011. Since the
100
beginning of commercial operation in 1985, unit C produced, with
a 80time availability of up to 89 %, a gross total of up to
360,000,000 MWh of electricity.
60
Planned shutdowns
40
31 December: Permanent shutdown.
20
0
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip
None.
Power reductions above 10 % and longer than for 24 h
24 – 25 January: period tests (35.3 h).
6 – 9 June: period tests and maintenance work (67.3 h).
5 – 6 September: period tests (36.0 h).
16 October – 31 December: Stretch-out operation.
Delivery of fuel elements
In 2021, no fresh fuel elements were delivered.
Waste management status
In 2021, a total of 23 CASTOR © casks were loaded. Thus, at
the end of 2021, 103 CASTOR © casks with each 52 spent fuel
elements out of units B and C are stored in the local interim
storage.
General points
On 5 May 2021, a recertification audit according to OHRIS
was successfully carried out.
Positionierung:
Bezug, links, unten
X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2
VGB: HKS6K 30 %
atw: 100 60 0 0
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
49
Operating data
Review period 2021
REPORT
Plant operator: Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH
Shareholder/Owner: RWE Power AG (75 %),
PreussenElektra GmbH (25 %)
Plant name: Kernkraftwerk Gundremmingen C (KRB C)
Address: Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH,
Dr.-August-Weckesser-Straße 1, 89355 Gundremmingen, Germany
Phone: 08224 78-1, Telefax: 08224 78-2900
E-mail: kontakt@kkw-gundremmingen.de
Web: www.kkw-gundremmingen.de
First synchronisation: 11-02-1984
Date of commercial operation: 01-18-1985
Design electrical rating (gross):
1,344 MW
Design electrical rating (net):
1,288 MW
Reactor type:
BWR
Supplier:
Siemens/KWU,
Hochtief
100
90
80
70
60
50
40
90
Availability factor in %
Capacity factor in %
90
86
86
90
89
78
100
The following operating results were achieved:
Operating period, reactor:
8,756 h
Gross electrical energy generated in 2021: 11,428,585 MWh
Net electrical energy generated in 2021: 10,855,376 MWh
Gross electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
361,906,351 MWh
Net electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
344,647,805 MWh
Availability factor in 2021: 99.90 %
Availability factor since
date of commercial operation: 89.20 %
Capacity factor 2021: 99.70 %
Capacity factor since
date of commercial operation: 87.60 %
Downtime
(schedule and forced) in 2021: 0.10 %
Number of reactor scrams 2021: 0
Licensed annual emission limits in 2021
(values added up for Units B and C, site emission):
Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.85 · 10 15 Bq
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 2.20 · 10 10 Bq
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
1.10 · 10 11 Bq
30
20
10
0
10
9
8
7
6
5
4
3
90
2014
90
86
88
90
89
2015 2016 2017 2018 2019
Collective radiation dose of own
and outside personnel in Sv
79
2020
100
2021
Proportion of licensed annual emission limits for radioactive
materials in 2021 for (values added up for Units B and C):
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.34 %
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 0.30 %
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium): 0.06 %
Collective dose:
0.29 Sv
2
1
0
1.14
2014
1.49
2015
0.84
0.89
0.55
2016 2017 2018 2019
Report
Operating results 2021
0.79
0.56
2020
0.29
2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
50
Isar 2
REPORT
Operating sequence in 2021
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Electrical output in %
January February March April May June July August September October November December
With a gross electricity generation of 12.068 TWh and a work
capacity factor of 94.62 %, unit Isar 2 achieved an excellent operating
result in the second last operation year 2021. Due to the
80
increased load-following and control operation, the unit also made
an important contribution to grid stability, which, however,
60
reduced the net work that could be generated by 287.354 GWh.
The 40 highest generator capacity was reached on 9 February 2021
and amounted to 1,512 MW.
100
20
Planned 0 shutdowns
The refuelling with plant revision took place from 25 September
2021 to 14 October 2021 with a duration of 19.02 days. During the
100
revision, 48 new fuel assemblies were used.
This 80 is the last scheduled plant overhaul of KKI 2, i.e. no more scheduled
shutdowns are planned for the subsequent cycle until 31
60
December 2022.
40
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip
None. 20
0
Power reductions above 10 % and longer than for 24
h
None.
Positionierung:
Safety Reviews
Bezug, links, unten
16 – 17 February: Special audit “Work planning for works and
services by service companies”.
25 February:
VGB:
Management
HKS6K 30
evaluation
%
KKI.
18 March: atw: Operations 100 60 review. 0 0
20 – 27 April: Internal audit “Project management and
implementation”.
24 June: Status discussion on the management system.
28 June – 7 July: Surveillance audit by DNV GL, Business Assurance
Zertifizierung und Umweltgutachter GmbH according to ISO
9001/14001/45001 and EMAS.
Due to the Corona pandemic, this audit was carried out in several
stages, partly as a remote audit.
8 July: Inspection in accordance with §16 of the Major Accidents
Ordinance – fire protection and immission control.
X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2
15 – 29 October: Management system audit – Part 3
27 – 28 October: Process review “Monitoring of laws and
regulations”.
28 October and 2 November: Inspection of “Integrated Management
System” by TÜV-Süd experts.
WANO Review/Technical Support Mission
Due to the pandemic-related restrictions, the WANO review
planned from 8 to 12 November 2021 had to be cancelled.
Delivery of fuel elements
In the reporting year 40 uranium fuel elements were delivered. No
fuel elements are in stock at the dry storage.
Waste management status
In 2021, no fuel elements were stored in the on-site interim storage
facility, operated by BGZ.
General points
In the year under review, the plant was mainly used in secondary
control operation and occasionally in primary control operation.
There was only one technical malfunction that led to a reduction in
output: On 8 July 2021, the plant output was briefly reduced to fix
a fault in the condensate discharge control system.
The deviation in capacity factor, related to the net electrical rated
output (1,410 MW), amounted to 7.71 % in the reporting year. The
revision accounted for approx. 5.21 %, power reductions at the
request of the grid dispatcher contributed approx. 2.33 %. Repairs,
malfunctions and operational power reductions, such as the startup
and shut-down process for the revision, only accounted for
approx. 0.17 % of this.
The Corona pandemic had no impact in terms of power generation
in 2021. However, the establishment and application of an effective
infrastructure for the best possible protection against Covid 19
infections posed considerable challenges for the operating team.
Impacts on the safety of the plant were avoided at all times.
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
51
Operating data
Review period 2021
REPORT
Plant operator: PreussenElektra GmbH
Shareholder/Owner: PreussenElektra GmbH (75 %),
Stadtwerke München GmbH (25 %)
Plant name: Kernkraftwerk Isar 2 (KKI 2)
Address: PreussenElektra GmbH, Kernkraftwerk Isar,
Postfach 11 26, 84049 Essenbach, Germany
Phone: 08702 38-2465, Telefax: 08702 38-2466
Web: www.preussenelektra.de
First synchronisation: 01-22-1988
Date of commercial operation: 04-09-1988
Design electrical rating (gross):
1,485 MW
Design electrical rating (net):
1,410 MW
Reactor type:
PWR
Supplier:
Siemens/KWU
100
90
80
70
60
50
90
Availability factor in %
Capacity factor in %
89
96
91
95
96
93
95
The following operating results were achieved:
Operating period, reactor:
8,304 h
Gross electrical energy generated in 2021: 12,068,285 MWh
Net electrical energy generated in 2021: 11,410,695 MWh
Gross electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
389,497,328 MWh
Net electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
367,781,944 MWh
Availability factor in 2021: 94.79 %
Availability factor since
date of commercial operation: 93.40 %
Capacity factor 2021: 94.62 %
Capacity factor since
date of commercial operation: 92.56 %
Downtime
(schedule and forced) in 2021: 5.21 %
Number of reactor scrams 2021: 0
40
30
20
10
0
10
9
8
95
2014
89
96
92
95
96
2015 2016 2017 2018 2019 2020
Collective radiation dose of own
and outside personnel in Sv
93
95
2021
Licensed annual emission limits in 2021:
Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.1 · 10 15 Bq
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 1.1 · 10 10 Bq
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
5.5 · 10 10 Bq
7
6
5
4
Proportion of licensed annual emission limits
for radioactive materials in 2021 for:
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.145 %
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: < limit of detection
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
< limit of detection
Collective dose:
0.054 Sv
3
2
1
0
0.09
2014
0.25
2015
0.06
2016
0.14
2017
0.06
2018
0.05
2019
0.18
2020
0.05
2021
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
52
Neckarwestheim II
REPORT
Operating sequence in 2021
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Electrical output in %
January February March April May June July August September October November December
During the reporting year 2021 the Neckarwestheim II nuclear
power plant (GKN II) generated gross energy of 11,151,300 MWh.
100
The net electrical generation was 10,459,253 MWh, of which
10,131,305 MWh went into the public three-phase grid and
80
1,019,995 MWh to the static converter plant of Deutsche Bahn AG.
The 60 plant was on the grid for 8,090.5 hours. This results in a time
utilisation of 92.36 %.
40
Since the commissioning of the three-phase-machine machine,
362,506,184 20
MWh gross and 339,049,716 MWh net have been
generated.
0
Planned shutdowns
100
11 June to 9 July: 38 rd fuel reloading and annual major inspection:
• Refuelling with exchange of 40 new fuel elements.
80
• Tube sheet inspection on the steam generators JEA20/30.
• 60Major overhaul of the primary-side safety and blow-off valves
on the pressuriser JEF10.
40
• Major overhaul of the shaft and standstill seals of all 4 main
coolant pumps.
20
• Internal inspection of the volume compensation container
KBA20-BB001.
0
• Inspection of the nuclear intercoolers KAA30/40-BC001.
• Major overhaul of the main coolant pump LAC30 and
partial overhaul of the main coolant pump LAC 20.
• Major overhaul of pilot valves of main steam valves LBA30/40.
Positionierung:
Bezug, links, unten
X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2
VGB: HKS6K 30 %
• Maintenance and testing in the main redundancy 4/8.
• Maintenance on transformers and both main grid connections.
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip
None. atw: 100 60 0 0
Power reductions above 10 % and longer than for 24
h
10 May to 11 June: Stretch-out operation.
January to May
and
July to December: Load sequence operation.
Integrated management system (IMS)
EnKK (NPP P, GKN, KWO)
The integrated management system (IMS) of the EnBW Kern kraft
GmbH (EnKK) according to KTA 1402 with its partial system for
• nuclear safety (SMS),
• quality management (QMS/QSÜ),
• Occupational Safety Management (AMS) as well as
• environmental and energy management
(UMS, EnMS, Umwelt- und Energiemanagementsystem)
were also in 2021 continuously further developed. Scope and
content of each process descriptions were gradually adapted to the
different internal requirements and related approval criteria. The
completeness and effectiveness (conformity) of the processoriented
IMS, including the quality management measures (QM),
were confirmed by corresponding internal and external audits as
well as by an inspection by the assessor (ESN) and the supervisory
authority over several days at the GKN (Neckarwestheim) and KKP
(Philippsburg) sites.
EnKK’s energy management system was converted to the 50001:
2018 standard and successfully certified from 4 – 6 May 2021.
The IMS was adapted to the site-specific requirements in operation/residual
operation in accordance with KTA1402. Dismantlingspecific
adaptations (process dismantling and process logistics)
have been made and will take into force in the next year.
Waste management status
In 2021, 4 TN24E casks with 84 GKN II fuel elements and 1
CASTOR © V/19 cask with 13 GKN I fuel assemblies were loaded
and transported to the Neckarwestheim interim fuel storage facility
(BZN). At the end of 2021, there were 665 GKN II fuel assemblies
(dry storage, wet storage and reactor) in the GKN II plant.
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
53
Operating data
Review period 2021
REPORT
Plant operator: EnBW Kernkraft GmbH (EnKK)
Shareholder/Owner: EnBW Erneuerbare und Konventionelle
Erzeugung AG (98,45 %), ZEAG Energie AG, Deutsche Bahn AG,
Kernkraftwerk Obrigheim GmbH
Plant name: Kernkraftwerk Neckarwestheim II (GKN II)
Address: EnBW Kernkraft GmbH, Kernkraftwerk Neckarwestheim,
Im Steinbruch, 74382 Neckarwestheim, Germany
Phone: 07133 13-0, Telefax: 07133 17645
E-mail: poststelle-gkn@kk.enbw.com
Web: www.enbw.com
First synchronisation: 01-03-1989
Date of commercial operation: 04-15-1989
Design electrical rating (gross):
1,400 MW
Design electrical rating (net):
1,310 MW
Reactor type:
PWR
Supplier:
Siemens/KWU
100
90
80
70
60
50
40
93
Availability factor in %
Capacity factor in %
93
94
89
81
88
93
92
The following operating results were achieved:
Operating period, reactor:
8,097 h
Gross electrical energy generated in 2021: 11,151,300 MWh
Net electrical energy generated in 2021: 10,459,253 MWh
Gross electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
362,506,184 MWh
Net electrical energy generated since
first synchronisation until 12-31-2021:
339,049,716 MWh
Availability factor in 2021: 92.36 %
Availability factor since
date of commercial operation: 92.90 %
Capacity factor 2021: 92.32 %
Capacity factor since
date of commercial operation: 92.55 %
Downtime
(schedule and forced) in 2021: 7.64 %
Number of reactor scrams 2021: 0
30
20
10
0
10
9
8
7
93
2014
93
95
89
81
94
2015 2016 2017 2018 2019 2020
Collective radiation dose of own
and outside personnel in Sv
94
92
2021
6
Licensed annual emission limits in 2021:
Emission of noble gases with plant exhaust air:
1.0 · 10 15 Bq
5
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 1.1 · 10 10 Bq
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
6.0 · 10 10 Bq
4
3
Proportion of licensed annual emission limits
for radioactive materials in 2021 for:
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.0112 %
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: < limit of detection
Emission of nuclear fission and activation products
with plant waste water (excluding tritium):
< limit of detection
Collective dose:
0.093 Sv
2
1
0
0.10
2014
0.12
2015
0.08
2016
0.15
2017
0.12 0.10
2018 2019
0.08
2020
0.09
2021
Report
Operating results 2021
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
54
KTG-FACHINFO
KTG-Fachinfo 15/2022 vom 03.06.2022
CDU/CSU-Bundestagsfraktion
will Weiterbetrieb der Kernkraftwerke
fordern
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,
wie Bild-online aktuell berichtet, will sich die CDU/CSU-
Bundestagsfraktion nun der Mittelstands- und Wirtschaftsunion
(MIT) der CDU und CSU, dem Bayerischen
Landtag und der Bayerischen Staatsregierung anschließen
und ebenfalls den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken für
drei bis fünf Jahre zur Sicherstellung der Energieversorgung
im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine
wegen der aktuellen Notlage fordern.
In einem Positionspapier der Arbeitsgruppe Umwelt,
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz,
in dem auch der massive Ausbau der erneuerbaren Energie
gefordert wird, wird vorgeschlagen, dass sich die CDU/
CSU-Fraktion für die Nutzung der klassischen Kernenergie
als zeitlich begrenzte Brückentechnologie ausspricht. Die
Bundesregierung wird aufgefordert, rasch ein Gesetz zum
Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke Emsland,
Isar 2 und Neckarwestheim 2 über das Jahr 2022 hinaus
auf den Weg zu bringen, damit dieser zeitlich noch
umsetzbar ist. Auch die Wiederaufnahme des Betriebs der
Ende 2021 abgeschalteten Kernkraftwerke (Grohnde,
Gundremmingen C und Brokdorf) soll geprüft werden.
So begrüßenswert es ist, das CDU und CSU mindestens in
einer Ausnahmesituation eine – wenn auch begrenzte –
neue Abwägung zu Gunsten der Kernenergie vornehmen,
so zweifelhaft ist, ob dies zu einer tatsächlichen Änderung
beim Fahrplan des Ausstiegs aus der Kernenergie führt,
nachdem die Union sich auf Bundesebene nunmehr in der
Oppositionsrolle befindet.
KTG-Fachinfo 14/2022 vom 19.05.2022
Ihre KTG-Geschäftsstelle
Nicolas Wendler
Bayerische Positionen
in der Energiepolitik vorgestellt
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,
die Bayerische Staatsregierung hat am 17. Mai 2022 die
Bayerischen Positionen in der Energiepolitik vorgestellt,
die wie im Januar zwischen Bundeswirtschaftsminister
Habeck und dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder
vereinbart u. a. darlegen sollen, wie der Ausbau der Windkraft
in Bayern beschleunigt werden kann bei gleichzeitiger
prinzipieller Erhaltung der so genannten
10-H-Regelung hinsichtlich des Mindestabstands von
Windkraftanlagen zu Wohnsiedlungen.
Die Positionen in der Energiepolitik decken allerdings zahlreiche
Aspekte und Themen der Energiepolitik ab, nicht nur
den Ausbau der Windkraft. So wird im Gegensatz zu manch
anderer Position der vergangenen Jahre der Fokus nicht
ausschließlich auf Klimaziele gelegt, sondern das energiepolitische
Zieldreieck insgesamt angesprochen und zwar in
der Reihenfolge Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und
nachhaltige Produktion von Energien. Dementsprechend
widmen sich die ersten vier von 12 Abschnitten der
Versorgungssicherheit. Hier steht wiederum die Diversifizierung
von Energieimporten und Stromproduktion an
erster Stelle. Als einzelne Punkte werden hier gefordert der
Ausbau von LNG-Importkapazität, die regional bedeutsame
Befüllung des österreichischen Gasspeichers Haidach, der
ins bayerische Gasnetz einspeist, die Überprüfung von
geplanten und bereits erfolgten Stilllegungen von Kohlekraftwerken
und die befristete Verlängerung der Laufzeiten
von Kernkraftwerken. Wegen der unabsehbaren
Folgen für Bayern wird ein Gasembargo abgelehnt.
Näheres zur Kernenergie, außer dass der Weiterbetrieb
bei den Hauptforderungen gelistet ist, gibt es aber in der
Position nicht. Am 12. Mai fand allerdings im Ausschuss
für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und
Digitalisierung des Bayerischen Landtags eine Anhörung
zum Thema „Kernenergie – mögliche Verlängerungen der
Laufzeiten, Auswirkungen des Auslaufens auf die
Netzstabilität“ statt, an der Vertreter des
Bundesumweltministeriums (BMUV), des Bayerischen
Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz
(StMUV), der Bundesnetzagentur, des
Übertragungsnetzbetreibers TenneT, der Leiter des
Kernkraftwerks Isar, Carsten Müller, sowie der
Energiewirtschaftsberater Dr. Björn Peters teilgenommen
haben und über die u. a. die Tageszeitung Fränkischer Tag
berichtete. Während Gerrit Niehaus für BMUV dessen
Position aus dem Prüfvermerk bekräftigte, dass es gegen
einen Weiterbetrieb einerseits Sicherheitsbedenken gebe
und dieser andererseits keinen wesentlichen Beitrag zur
Energieversorgung leisten könne, widersprach das StMUV
und machte zwei bisher nicht veröffentlichte Studien
geltend, „die belegen würden, dass eine
Laufzeitverlängerung rechtlich wie technisch machbar sei.“
Ludwig Kohler vom StMUV betonte, die Staatregierung
stehe zum Ausstieg, aber zur Vermeidung einer
Notsituation sei eine verlängerte Übergangsfrist von drei
bis fünf Jahren erforderlich. Carsten Müller erklärte für
den Betreiber des KKI, PreussenElektra, dass bis Ende Mai
eine Entscheidung der Bundespolitik erforderlich sei, weil
KTG-Fachinfo
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
sonst Fakten geschaffen würden, die irreversibel seien.
Das Uran sei laut Müller durchaus zu beschaffen, auch
ohne Russland. Der Vertreter der Bundesnetzagentur
betonte, dass Kernkraftwerke nicht benötigt würden, um
langfristig die Versorgung zu sichern. Sollte es im Winter
zu Energieengpässen kommen, könnten diese durch
Kohle-Reservekraftwerke kompensiert werden.
Kernkraftwerke könnten auch keinen „sinnvollen Beitrag
zu Kompensation“ ausfallender Gaskraftwerke leisten. Im
Landtag sind CSU, Freie Wähler, FDP und AfD für einen
Weiterbetrieb, Grüne und SPD dagegen.
Die Die anderen Punkte zur Versorgungssicherheit im
Positionspapier der Bayerischen Staatsregierung
behandeln den Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft, in die
der Freistaat Bayern 450 Millionen Euro investiert. Der
Bund wird aufgefordert, sich für die Einbeziehung
Bayerns in das deutsche und europäische Wasserstoffpipelinenetz
einzusetzen, auch durch Wiederinbetriebnahme
und Umrüstung von Pipelines Richtung Süden
sowie den Neubau einer Pipeline nach Italien. Auch wird
gefordert, den Aufbau von Projekten zur Wasserstofferzeugung
nicht nur im Norden zu fördern. Die weiteren
Punkte zur Versorgungssicherheit sind der Ausbau der
Stromnetze, sowohl im Übertragungs- als auch im Verteilnetz
sowie ein neues Strommarktdesign, mit dem die
Finanzierung des Aufbaus von gesicherter Leistung
ermöglicht werden soll, die zur Flankierung des Ausbaus
erneuerbarer Energien erforderlich ist und die perspektivisch
mit Wasserstoff betreiben werden soll. Auf Grundlage
eines belastbaren Stresstests zum Versorgungssicherheitsmonitoring
soll der regionale Bedarf festgestellt
werden und der Bau von erforderlichen Anlagen durch
das neue Strommarktdesign, das auch die Bereitstellung
von gesicherter Leistung honoriert, ermöglicht werden.
Im Abschnitt zu wettbewerbsfähigen Energiepreisen
steht die Forderung einer umfassenden Energiepreisbremse
im Mittelpunkt, die neben einer Senkung der
Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß u. a. auch
Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt zu den Netzentgelten
wie im Kohleausstiegsgesetz zugesagt, den ermäßigten
Mehrwertsteuersatz auf Erdgas, Elektrizität und Fernwärme,
eine zeitnahe Umsetzung der temporären
Absenkung der Energiesteuern auf Kraftstoffe mit einer
längeren Dauer als drei Monate, eine Senkung der
Energiesteuern auf Heizöl und Erdgas und die Einführung
eines Industriestrompreises in Deutschland umfassen soll.
In Summe ergibt sich aus diesen Forderungen ein starker
Kontrast zur derzeit im Bundestag beratenen Novelle des
Energiesicherungsgesetzes. Dort ist keine Energiepreisbremse
egal auf welcher Handelsstufe vorgesehen,
sondern es soll vielmehr mit einer Preisanpassungsklausel
im Fall eines Ausfalls von Gasimporten ermöglicht werden,
dass mögliche deutliche Preissteigerungen als Folge einer
Angebotsverknappung durch den eventuellen Ausfall
russischer Gaslieferungen auch über die vertraglich
vereinbarten Preise hinaus im Markt und letztlich an die
Endkunden weitergegeben werden können. Dies dient
dem Zweck, eine Insolvenzkaskade und einen Zusammenbruch
der Gaslieferkette zu verhindern, der eintreten
könnte, wenn ggf. drastisch ansteigende Preise aus
vertraglichen Gründen nicht schnell genug an die nächste
Marktebene weitergegeben werden können. Allerdings
birgt die Preisanpassungsklausel in Abwesenheit eines
staatlichen Preisbremsmechanismus die Gefahr, dass beim
tatsächlichen Eintritt solcher Knappheitspreise sehr
schnell letztlich wirtschaftlich wie sozial untragbare
Endkundenpreise auftreten können. In einem solchen
Szenario könnte sich auch die Preisbremse der bayerischen
Positionen zur Energiepolitik schnell als
unzureichend erweisen.
Die weiteren sieben Punkte widmen sich dem rascheren
Ausbau erneuerbarer Energien in Bayern und den
Maßnahmen, dies zu ermöglichen. Anders als auf der
Bundesebene, die sich vor allem auf Windkraft und Solarenergie
konzentriert, spielen daneben in der bayerischen
Position auch die Erhaltung und der Ausbau der traditionell
bedeutenden Wasserkraft, die Bioenergie in Stromsowie
Gaserzeugung und die Geothermie eine wichtige
Rolle. Letztere soll nun besonders mit Blick auf den
Wärmemarkt ausgebaut und auch vernetzt werden, mit
dem Ziel, bis 2050 25 Prozent des bayerischen Raumwärmebedarfs
mit Geothermie zu decken.
Fraglich ist allerdings angesichts des bisherigen
Verhaltens der Bundesregierung in Energiefragen und der
Unentschlossenheit der Bayerischen Positionen in der
Energiepolitik, in denen es ein Potpourri von allem und für
jeden gibt, ob damit tatsächlich eine erkennbare Wirkung
auf die deutsche Energiepolitik entfaltet werden kann.
Wünschenswert wären mehr Pragmatismus und Bodenhaftung
auf jeden Fall.
KTG-Fachinfo 13/2022 vom 10.05.2022
Ihre KTG-Geschäftsstelle
Nicolas Wendler
Finnisch-Russisches
Kernkraftwerksprojekt infolge des
des Ukrainekrieges gescheitert
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,
das neben Bau und Inbetriebsetzung von Olkiluoto 3
laufende Kernkraftwerksprojekt Hanhikivi des finnischen
55
KTG-FACHINFO
KTG-Fachinfo
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
56
KTG-FACHINFO
Energieunternehmens Fennovoima im nordfinnischen
Pyhäjoki ist endgültig gescheitert. Ursprünglich wollte der
finnische Betreiber das Kraftwerk ab 2007 in Zusammenarbeit
mit E.ON und mit Reaktoren von Toshiba oder
Areva errichten. Nach Fukushima zog sich E.ON zurück
und die Finnen fanden einen neuen Partner in der Rosatom-Tochter
RAOS. Das Kraftwerk sollte nunmehr gemäß
eines 2013 unterzeichneten Liefervertrages mit einer
neuen Version der WWER 1200-Reaktoren ausgestattet
werden, wobei es aber bei Hanhikivi zu großen Planungsund
Bauverzögerungen kam. Schon im Herbst 2021
verlangte das finnische Verteidigungsministerium zudem
eine Neubewertung des Projekts aus Sicherheitsgründen.
Wachsenden Druck auf den finnischen Betreiber übte
dann der Ukraine-Krieg aus. Deshalb kündigten die
Finnen vor wenigen Tagen den Vertrag mit RAOS, was
noch Rechtsstreitigkeiten mit Rosatom/RAOS nach sich
ziehen kann.
Quelle: www.heise.de/tp/features/Aus-fuer-finnischrussisches-Atomkraftwerk-7075569.html/
Ihre KTG-Geschäftsstelle
Dr. Jürgen W. Schmidt
Darüber hinaus stellen die Beschwerdeführer fest, dass
vom Betrieb von Kernkraftwerken, welche die heutigen
EU-Anforderungen erfüllen, keine wesentliche Grundrechtsgefährdung
mehr ausgehe, und es deshalb auch
nicht mehr im freien Ermessen des Gesetzgebers stehe,
die Nutzung dieser Kernkraftwerke zuzulassen oder nicht,
da ohne ihre Nutzung die Maßnahmen zum Klimaschutz
erheblich hinter dem Schutzziel zurückblieben. Eine realitätsgerechte
Abwägung von Risiken und Nutzen ergebe
aus Sicht der Beschwerdeführer, dass ein pauschales
Verbot der Kernenergienutzung nicht mehr verhältnismäßig
sei. Die Beschwerde stellt auch auf das Erfordernis
eines international ausgerichteten Handelns des Staates
beim globalen Schutz des Klimas ab. Dieses verpflichte ihn
– so das BVerfG in seinem Klimabeschluss 2021 – im
Rahmen internationaler Abstimmung auf Klimaschutz
hinzuwirken. Da die internationale Gemeinschaft durch
von ihr beauftragte Institutionen wie das International
Panel on Climate Change (IPCC), die International Energy
Agency (IEA) oder die EU-Kommission die Nutzung sicherer
Kernkraftwerke für vertretbar und für wichtig zum
Erreichen der Klimaziele erachte, sei ein nationales Verbot
der Kernenergienutzung aus Sicht der Beschwerdeführer
mit dieser Verpflichtung nicht vereinbar.
KTG-Fachinfo 12/2022 vom 26.04.2022
Verfassungsbeschwerde
gegen Ausstieg aus der Kernenergie
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,
am 22. April 2022 wurde eine Verfassungsbeschwerde
gegen den Ausstieg aus der Kernenergie beim Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe eingereicht. Ein großer
Teil der zwölf Beschwerdeführer ist im pro-nuklearen
Verein Nuklearia e.V. engagiert.
Zur Begründung verweisen die Beschwerdeführer u. a.
darauf, dass die Schutzpflicht des Staates für Leben und
körperliche Unversehrtheit auch die Verpflichtung
umfasse, Leben und Gesundheit vor den Gefahren des
Klimawandels zu schützen, wie dies in der Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz im
vergangenen Jahr festgestellt worden sei. Da aber der
Verzicht auf die Nutzung der klimaneutralen Kernenergie
aktuell die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle,
Mineralöl und Erdgas erhöhe, führe dies zu höheren CO₂-
Emissionen, was die Klimaerwärmung verstärke und die
Luft verschmutze. Beides gefährde die Gesundheit der
Beschwerdeführer.
Auch wird geltend gemacht, dass ohne Kernenergie die
Energieversorgung weniger robust sei, wodurch auch die
grundrechtlich umfassend geschützte Freiheit der
Beschwerdeführer gefährdet werde, da es in Krisensituationen
leichter zu großen Versorgungsstörungen und
Verbrauchseinschränkungen kommen könne.
Die Beschwerdeführer monieren, dass der Gesetzgeber
die Risiken durch den Atomausstieg bislang nicht erkannt
und sie nicht gegen die neu zu bewertenden Risiken der
Kernenergie abgewogen habe. Dazu sei er aber
verpflichtet, wenn neue Tatsachen oder Einschätzungen
vorlägen.
Nuklearia nahm die öffentliche Zeichnung und
Einreichung der Verfassungsbeschwerde zum Anlass für
eine Informationsveranstaltung und eine Demonstration
in der Karlsruher Innenstadt. Nun ist abzuwarten, ob das
Bundesverfassungsgericht die Beschwerde zum Anlass
nimmt, den Ausstieg aus der Kernenergienutzung gemäß
Atomgesetz von 2011 zu revidieren, der in einer
Entscheidung des Gerichts von 2016 weitgehend gebilligt
wurde, oder eher seine Entscheidung zum Klimaschutzgesetz
von 2021.
Ihre KTG-Geschäftsstelle
Nicolas Wendler
KTG-Fachinfo
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
VOR 66 EDITORIAL JAHREN 57
Vor 66 Jahren
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
VOR 66 EDITORIAL JAHREN 58
Vor 66 Jahren
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
VOR 66 EDITORIAL JAHREN 59
Vor 66 Jahren
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
VOR 66 JAHREN 60
Vor 66 Jahren
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
Inside
Die KTG gratuliert an dieser Stelle unseren besonderen Jubilaren ab und in ihren „ Neunzigern“.
Wir danken für die lange und treue Mitgliedschaft in der KTG und wünschen noch viele glückliche Lebensjahre.
August 2022
93 Jahre | 1929 2. Dipl.-Phys. Wolfgang Schwarzer, Weilerswist
98 Jahre | 1924 1. Prof. Dr. Wolfgang Stoll, Hanau
September 2022
KTG INSIDE 61
91 Jahre | 1931 22. Dipl.-Ing. Ludwig Seyfferth, Egelsbach
Herzlichen Glückwunsch!
Die KTG gratuliert ihren Mitgliedern sehr herzlich zum Geburtstag und wünscht ihnen weiterhin alles Gute!
August 2022
55 Jahre | 1967
29. Dipl.-Ing. Thomas Kluth, Krefeld
75 Jahre | 1947
5. Dr. Hartmut Lauer, Montferrier sur Lez / FR
75 Jahre | 1947
6. Dr. Michael Micklinghoff, Hemmingen
75 Jahre | 1947
6. Dr. Roland Schenkel, Baden-Baden
75 Jahre | 1947
7. Dr. Mohammad Ali Movahed, Kelkheim
76 Jahre | 1946
11. Dr. Manfried Lasch, Rettenbach
76 Jahre | 1946
19. Dr. Helga Kalinowski, Ohrum
78 Jahre | 1944
24. Dr. Gerd Uhlmann, Dresden
78 Jahre | 1944
29. Dipl.-Phys. Harald Scharf, AX Goes / NT
80 Jahre | 1942
28. Dipl.-Ing. Hans-J. Fröhlich, Berzhahn
81 Jahre | 1941
20. Dr. Willi Theis, Wien / AT
81 Jahre | 1941
21. Dipl.-Phys. Peter Kahlstatt, Hameln
82 Jahre | 1940
20. Dr. Herwig Pollanz, Linkenheim-
Hochstetten
83 Jahre | 1939
1. Dipl.-Ing. Gerhard Becker, Neunkirchen-
Seelscheid
83 Jahre | 1939
29. Dr.-Ing. E. h. Adolf Hüttl, Monte Estoril
(Parque Palmela) / PT
83 Jahre | 1939
31. Dr. Dietrich Ekkehard Becker,
Deisenhofen
84 Jahre | 1938
6. Prof. Dr. Rudolf Avenhaus, Baldham
84 Jahre | 1938
21. Dr. Gerhard Schücktanz, Altdorf
86 Jahre | 1936
31. Dr. Hartwig Poser, Radeberg-
Rossendorf
87 Jahre | 1935
29. Dr. Hans-Jürgen Engelmann, Peine
88 Jahre | 1934
15. Dipl.-Phys. Heinrich Glantz,
Eggenstein-Leopoldshafen
September 2022
45 Jahre | 1977
6. Daniel Scharf, Gelsenkirchen
55 Jahre | 1967
19. Dipl.-Ing. Tim Korbmacher, Altenberge
65 Jahre | 1957
20. Dipl.-Ing. Thomas Moser, Heidelberg
70 Jahre | 1952
6. Dipl.-Ing. (FH) Rudolf Skalitzky,
Landshut
71 Jahre | 1951
1. Dieter Porsch, Fürth
71 Jahre | 1951
5. Dipl.-Phys. Gerhard Keinhorst,
Backnang
72 Jahre | 1950
12. Dipl.-Ing. Luis Valencia, Steinfeld
73 Jahre | 1949
6. Manfred Erve, Oberasbach
73 Jahre | 1949
21. Otto Zach, Erlangen
73 Jahre | 1949
28. Matthias Holl, Essen
74 Jahre | 1948
6. Dr. Heinz-Peter Berg, Braunschweig
74 Jahre | 1948
8. Bärbel Leibrecht, Krefeld
74 Jahre | 1948
17. Robert Holzer, Bad Homburg
75 Jahre | 1947
17. Dipl.-Ing. Walter Anspach, Siegbach
81 Jahre | 1941
5. Prof. Dr. Manfred Popp, Karlsruhe
81 Jahre | 1941
14. Dr. José Lopez-Jimenez, Majadahonda
(Madrid) / ES
85 Jahre | 1937
22. Dr. Uwe Schmidt, Obertshausen
86 Jahre | 1936
7. Dr. Harald Stöber, Eggenstein-
Leopoldshafen
87 Jahre | 1935
27. Dipl.-Ing. Klaus Kleefeldt,
Karlsdorf-Neuthard
88 Jahre | 1934
13. Dipl.-Phys. Veit Ringel, Dresden
88 Jahre | 1934
30. Dr. Klaus Ebel, Ingersleben
OT Morsleben
89 Jahre | 1933
17. Dr. Ing. Manfred Mach, Breitenfelde
Wenn Sie künftig eine
Erwähnung Ihres
Geburtstages in der atw
wünschen, teilen Sie dies
bitte der KTG-
Geschäftsstelle mit.
KTG Inside
Lektorat:
Kerntechnische
Gesellschaft e. V. (KTG)
Berliner Straße 88A,
13467 Berlin
E-Mail: info@ktg.org
www.ktg.org
KTG Inside
atw Vol. 67 (2022) | Ausgabe 4 ı Juli
62
Pressemitteilung zum Nuclear Innovation Prize
NEWS
Zwei deutsche Forschungsprojekte, die innovative
Lösungen im Bereich der nuklearen Entsorgung
entwickeln, wurden mit dem Nuclear Innovation
Prize ausgezeichnet. Der Preis wurde erstmalig
von der Europäischen Kommission vergeben und
zeichnet die jeweils drei besten Forschungsprojekte
bzw. innovativsten Produkte in der EU in den
Kategorien „Safety of reactor systems“ und „Radioactive
waste management“ aus. Die Preisträger
sind während den Konferenzen FISA 2022 und
EURADWASTE ’22, welche vom 31. Mai bis 3. Juni
in Lyon stattfanden ausgezeichnet worden.
Im Rahmen des Teilnahmewettbewerbs reichten
die Bewerber die wissenschaftlich-technische
Darstellung Ihres Projekts ein. Eine unabhängige
internationale Jury aus Vertretern der Wissenschaft
und der Industrie bewerteten die eingereichten
Beiträge.
Der 3. Platz in der Kategorie „Radioactive waste
management“ ging an das Projekt ROBBE zur
automatisierten Bearbeitung von Baugruppen
beim Rückbau von Kernkraftwerken. Die RWE
Nuclear GmbH und das Fraunhofer-Institut für
Graphische Datenverarbeitung (IGD) haben ein
robotergestütztes Verfahren zur Dekontamination
von Reststoffen mittels Hochdruckwasserstrahlen
entwickelt. Beliebige Reststoffteile werden auf
einen Drehtisch eingespannt und geometrisch
mittels eines Laserscanners vermessen. Aus den
Punktwolken des Laserscans wird ein
geometrisches Modell abgeleitet, an welchem die
Bahnen des Werkzeugs für das
Hochdruckwasserstrahlen berechnet werden. Das
entwickelte Verfahren erlaubt es erstmals
hochindividuelle Reststoffteile automatisch zu
dekontaminieren.
Der 2. Platz in der Kategorie „Radioactive waste
management“ ging an das Projekt QUANTOM zur
Entwicklung und Erprobung einer Fassmessanlage
zur zerstörungsfreien Charakterisierung radioaktiver
Abfälle. Die Framatome GmbH, das Aachen
Institute for Nuclear Training GmbH (AiNT) und
das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-
Technische Trendanalysen (INT) haben eine innovative
Fassmessanlage zur zerstörungsfreien stofflichen
Charakterisierung entwickelt, hergestellt
und getestet. Die Messanlage, mit der Bezeichnung
QUANTOM, basiert auf dem Verfahren der
Prompt-Gamma-Neutronen-Aktivierungs-Analyse
(PGNAA), welche Neutronen als durchdringende
Sonden zur Materialidentifizierung und Quantifizierung
nutzt. Bislang erfolgt eine Überprüfung
zur stofflichen Charakterisierung bei unzureichend
dokumentierten Abfallfässern durch eine aufwendige
Öffnung der Fässer, wodurch es zu Aktivitätsfreisetzungen
und Strahlenexpositionen kommt.
Die Möglichkeit, Abfallfässer zerstörungsfrei und
ohne Umverpackung stofflich zu analysieren,
vermeidet deutlich Strahlenbelastung und Sekundärabfall.
QUANTOM wurde als eine mobile, in
einem Standardcontainer integrierte, Messanlage
entwickelt. Dies ermöglicht den Einsatz der Messanlage
direkt dort, wo die Altabfälle gelagert oder
konditioniert werden.
Die Preisgelder der deutschen Preisträger betragen
20.000 Euro und 30.000 Euro. Beide deutschen
Projekte werden national innerhalb des Förderprogramms
FORKA – Forschung für den Rückbau
kerntechnischer Anlagen seitens des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die Auszeichnungen zeigen, welche Vorreiterrolle
die deutsche Forschung im Bereich Rückbau
und nukleare Entsorgung international hat.
News
SEMINARPROGRAMM
2. JAHRESHÄLFTE 2022
Kommunikation und
Training für Kerntechnik
Erfolgreicher Wissenstransfer in der Kerntechnik – Methoden und praktische Anwendung
TERMIN 31. AUGUST – 01. SEPTEMBER 2022 WEBINAR PREIS 998,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referentinnen Dr. Tanja-Vera Herking Senior Consultant des IAOP | Dr. Christien Zedler Managing Director des IAOP
Veränderungsprozesse gestalten – Herausforderungen meistern, Beteiligte gewinnen
TERMIN 06. – 07. SEPTEMBER 2022 WEBINAR PREIS 998,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referentinnen Dr. Tanja-Vera Herking Senior Consultant des IAOP | Dr. Christien Zedler Managing Director des IAOP
Grundlagenschulung: Einführung in die Kern- und Entsorgungstechnik
TERMIN 15. – 16. SEPTEMBER 2022 BERLIN PREIS 1.398,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referent Sebastian Stransky Dipl.-Ing. für Kernenergietechnik, Berlin
Public Hearing Workshop – Öffentliche Anhörungen erfolgreich meistern
TERMIN 19. – 20. SEPTEMBER 2022 WEBINAR PREIS 1.598,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referent Dr. Nikolai A. Behr Medien- und Interviewtrainer, Deutsches Institut für Kommunikations- und Medientraining GmbH (DIKT)
Stilllegung und Rückbau in Recht und Praxis
TERMIN 27. – 28. SEPTEMBER 2022 BERLIN PREIS 1.598,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referenten Dr. Matthias Bauerfeind TÜV SÜD Energietechnik GmbH Baden-Württemberg | Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig
Das Strahlenschutzrecht und seine praktische Umsetzung
TERMIN 11. – 12. OKTOBER 2022 BERLIN PREIS 1.598,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referentinnen Dr. Maria Poetsch TÜV SÜD Energietechnik GmbH Baden-Württemberg | Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig
Atomrecht – Ihr Weg durch Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren
TERMIN 08. NOVEMBER 2022 BERLIN PREIS 998,– € zzgl. gesetzl. USt.
Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig
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Anfragen und Anmeldungen: seminare@kernd.de
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