Pirouette No. 06/2022 Juli + August

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24 Scheidung auf dem Eis Scheidung auf dem Eis Müller/Dieck gehen getrennte Wege In beiden Fällen ging die Initiative zur Trennung jeweils von einem Partner aus. Bei den Eistänzern war es Dieck. „Katharina und ich haben uns nach den Olympischen Spielen eine lange Denkpause gegeben und es hatte auch bestimmte Gründe, dass wir nicht an der WM teilnehmen konnten, weil wir einfach mental nicht bereit waren“, sagte er. „Wir haben uns die Zeit genommen, über vieles nachzudenken und lange miteinander gesprochen. Es war für mich keine leichte Entscheidung, weil Katharina und ich eine besondere Verbindung zueinander hatten. „Der Hauptgrund für das Auseinandergehen waren unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft. Dieck will sich noch einmal bis zu acht Jahren ganz dem Sport widmen und weiterhin im Ausland trainieren. „Ich glaube, dass ich mich als Sportler in Deutschland nicht weiter entwickeln kann.“ Sie gehen durch dick und dünn, erleben Triumphe und Niederlagen, sehen ihre Eis-Partner manchmal häufiger als ihre Familien und Lebensgefährten: Paarlauf- und Eistanzpaare sind eine enge Gemeinschaft. Doch wie im richtigen Leben kommt es zu Trennungen. Im Juni gaben die deutschen Olympiastarter Minerva Hase/Nolan Seegert sowie Katharina Müller/Tim Dieck nach jeweils acht gemeinsamen Eis-Jahren ihre Trennung bekannt. Damit hat die Deutsche Eislauf-Union zwei Aushängeschilder verloren. Müller wollte nach mehreren Jahren Training in Russland ihren Lebensmittelpunkt in die Heimat verlegen und sich auf ihr Studium der Sportwissenschaft konzentrieren. „Es ist natürlich schade, für uns beide, aber unsere Vorstellungen von der weiteren Karriere gingen extrem auseinander“, erklärte sie. „Von meiner Seite war klar, dass ich weiterlaufen möchte, aber dass ich sehr erschöpft war von diesem Hin- und Herreisen und davon, mein Leben in Sport und Privat unterteilen zu müssen. Für mich war es nach den Olympischen Spielen wichtig, meine Uni zu schaffen und ein soziales Netzwerk aufzubauen.“ Ihre Bedingung war, den Schwerpunkt nach Deutschland zu verlegen. „Aber das war so gar nicht Tims Vorstellung.“ Sie wollte sich nicht mehr ständig dem Leistungsdruck unterwerfen und acht Jahre weiterzulaufen kam für sie nicht in Frage. Das Paar setzte sich zusammen, sprach über alles und Dieck entschied schließlich, sich zu trennen. „Es macht keinen Sinn weiterzulaufen, wenn einer immer unglücklich ist. Ich konnte das nachvollziehen und wollte ihm nicht im Weg stehen. Aber wenn es dann Realität wird, muss man schon mal schlucken“, meinte Müller. Dieck ist aktiv auf Partnersuche, hat Probetrainings, aber bis zum Redaktionsschluss stand noch nicht fest, mit wem und wo er seine Karriere fortsetzen möchte. Klar ist nur, dass er sich aufs Ausland konzentriert, da es in Deutschland auf diesem Niveau kaum Auswahl gibt. „Ich will nicht weiterlaufen, um in vier Jahren um das Finale bei Olympia zu kämpfen“, betonte der ehrgeizige Eistänzer. Die Trainer Anjelika Krylova und Vitali Schulz unterstützen ihn bei der Suche nach einer neuen Partnerin. Müller will ebenfalls weiterlaufen. „Es gibt noch Dinge, die ich für mich erreichen möchte. Ich werde einen Partner suchen, aber ich weiß, dass es nicht leicht ist. Ich gebe mir diese Saison Zeit. Ich mache alle Türen auf und schaue, was kommt.“ Alle vier Sportlerinnen und Sportler sind bei der Bundeswehr und bekommen ein Gehalt, so lange sie ihre Karriere nicht beenden. Es ist allerdings wichtig, dass sie abgesichert sind, während sie neue Partner suchen oder in einer Übergangsphase stecken. Katharina Müller und Tim Dieck bei den Deutschen Meisterschaften 2022 Fotos: Tatjana Flade Hase orientiert sich um, Seegert ist enttäuscht Nach der WM ließen Hase/Seegert die Öffentlichkeit länger im Unklaren, wie es mit ihnen weitergeht. Hinter den Kulissen aber plante Hase ihre Zukunft ohne Seegert, mit dem sie seit 2014 gelaufen war, und teilte es ihm im Mai mit. „Ich habe viel darüber nachgedacht und abgewogen. Mein Gefühl hat mich immer wieder dahingetrieben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen“, erklärte Hase. „Ich will noch vier bis acht Jahre laufen und wie man weiß, ist es schwer, einen neuen Partner zu finden und mit einer eventuellen (anderen) Staatsbürgerschaft dauert es länger. Je mehr Zeit ich dafür habe, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich es bis zu den Olympischen Spielen vielleicht noch hinbekomme. Wir hatten acht wundervolle Jahre und konnten bei der WM schön abschließen,“ ergänzte sie. „Minni hat für sich entschieden, dass wir getrennte Wege gehen. Es haben viele Leute versucht, sie umzustimmen, aber sie ist bei ihrer Entscheidung geblieben“, sagte Seegert. „Eigentlich wollte ich nach dieser Saison aufhören, aber aufgrund der aktuellen Situation und der Chancen, die sich daraus für uns ergeben, hatte ich überlegt, noch ein oder zwei Jahre dranzuhängen. Vier Jahre jedoch konnte ich nicht versprechen“, fuhr der Berliner fort, der am 11. Juli seinen 30. Geburtstag feierte. Das war Hase, die immerhin sieben Jahre jünger ist, nicht genug und widersprach ihrer langfristigen Karriereplanung. Zumal eine EM-Medaille längst nicht garantiert ist, selbst wenn die russischen Paare nicht startberechtigt sein sollten. Seegerts Angebot, nach jeder Saison neu zu entscheiden und möglicherweise parallel nach einem Nachfolger für ihn zu suchen, konnte Hase nicht überzeugen. Sie ist mit Hilfe von Trainer Dmitri Savin, der sie aus der Ferne unterstützt, auf der Suche nach einem neuen Mann fürs Eis. Die Sportsoldatin hat zwar Ideen, aber noch ist nichts spruchreif. Wichtig ist es ihr, ihren Schwerpunkt künftig in Deutschland zu haben, um näher bei ihrer Familie und ihrem Freund zu sein. Aktuell trainiert sie alleine. „Ich will mich verbessern, mein Sprungrepertoire erweitern“, meinte sie. Seegert will sein Lehramtsstudium voranbringen, hält aber die Augen offen, falls eine geeignete Partnerin auftauchen sollte – sie müsste allerdings Erfahrung mitbringen. Tatjana Flade
ISU-Entwicklungsseminar Eistanz in Oberstdorf Ein Bericht von Teilnehmer Michail Savitskiy Auch in diesem Jahr fand in Oberstdorf je ein Entwicklungsseminar für Junioren- und Nachwuchs-Eistänzer statt. Auf dem Eis haben uns insgesamt fünf Trainer unterrichtet. Zudem hatte die Eistanzpaare ihre eigenen Trainer mit auf dem Eis, die auch zugehört und versucht haben, die neu gelernten Dinge direkt mit uns umzusetzen. Die offiziellen Trainer waren Elena Novak, Elizabeth Coates, Juris Razgulajevs, Maurizio Margaglio und unser Heimtrainer Dr. Rostislav Sinicyn. Die Trainerin, die uns betreute, war Natalia Karamyseva, die Ehefrau von Herrn Dr. Sinicyn. Außerdem hatten wir noch Off Ice-Unterricht. Dazu gehörten Ballett mit Frau Vitanova, Argentinischer Tango mit dem Ehepaar Waniorek und zuletzt Acro Yoga mit Frau Razgulajevs. Aus Deutschland mitgemacht haben bei den Junioren meine Partnerin Darya Grimm und ich sowie Finja Maeder und Piero Joel Lopez Moreno aus Chemnitz. Die Nachwuchsläufer aus Deutschland waren Mia Gibbesch und Lias Luft aus Oberstdorf Michael Savitskiy Foto: Flade sowie Lucy Knurr und Leo Stumpf aus Berlin. Insgesamt waren wir 31 Junioren-Tanzpaare und eine ähnliche Zahl von Nachwuchs-Tanzpaaren. Das Wichtigste am Lehrgang war die Arbeit an dem neuen Pflichttanz für die kommende Saison – dem argentinischen Tango. Dieser wurde nicht nur auf dem Eis vorbereitet und unterrichtet, sondern auch von dem Parketttanz-Ehepaar Waniorek außerhalb des Eises. Sie gaben uns wichtige Grundlagen mit, die wir dann probierten, auf dem Eis umzusetzen. Natürlich unterscheiden sich Parketttanz und Eistanz enorm, allerdings ähneln sie sich trotzdem in Stil und grundlegenden Schritten. Im ISU Development Seminar wurden Basiselemente aufgefrischt und Special Skills gelernt, die wir so vorher nicht kannten, bzw. nicht oft geübt hatten: Turns, Steps, Moves – bei denen wir für den Eistanz typische Schritte und Schrittkombinationen erlernt haben; Partnering – bei dem uns Übungen gegeben wurden, die speziell die Zusammenarbeit im Paar förderten und Dance Patch – bei dem wir die Genauigkeit der Kanten verbesserten. Nicht nur unser Können wurde bei dem Lehrgang gefördert, sondern auch unsere Kreativität. Das sogenannte „Situation Game“ war wohl der kreativste und lustigste Teil des Lehrgangs. Hierbei wurden wir in Gruppen aufgeteilt und mussten uns eigene Choreographien zu den Musikrichtungen Disco, Funk, Hip-Hop oder Aerobic ausdenken. Meiner Meinung nach hat das sehr gut funktioniert und jede Gruppe hat erfolgreich tolle Tänze auf die Beine gestellt. Jedes Detail, das uns gezeigt wurde, ist wichtig und bildet uns als Paar weiter. Die Verbesserungen der Trainer waren auch immer hilfreich und wir haben probiert, diese schnellstmöglich umzusetzen. Der Kern des Seminars war für uns die Vorbereitung auf den Argentinischen Tango. Die Trainer haben uns die Spur des Tanzes nahegelegt, Schlüsselstellen erläutert, technische Schwierigkeiten gezeigt und Verbesserungsvorschläge gemacht. ••• 25 ISU-Entwicklungsseminar Eistanz Länderwechsel für Davis/Smolkin? Das russische Eistanzpaar Diana Davis und Gleb Smolkin, das bisher mit Igor Shpilband und Pasquale Camerlengo in Novi/Michigan in den USA gearbeitet hat, hat seine Trainer aus nicht bekannten Gründen verlassen und trainiert seit kurzem in der Wheaton Ice Acedemy von Alexei Kiliakov in Virginia, wie sie per Instagram bestätigten. Davis, Tochter von Startrainerin Eteri Tutberidze, hat neben der russischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft, weil sie in Las Vegas in den USA geboren ist, als die Mutter in den USA lebte. Smolkin ist allerdings russischer Staatsbürger und soll laut unbestätigten Berichten Davis geheiratet haben. Die Gerüchteküche meldete außerdem, dass das Duo für die USA starten wolle. Davis/Smolkin schrieben dazu auf Instagram, dass es viele Falschinformationen Diana Davis und Gleb Smolkin Foto: Höppner gebe. Sie seien im russischen Nationalteam und freuen sich auf das Sichtungslaufen in Moskau im September. Selbst wenn sie das Land wechseln wollten, bleibt abzuwarten, wie schnell der russische Verband sie freigibt. Der Verband wies Medienberichte über einen Länderwechsel des Paares zurück. Angeblich hat der US-Verband sie am 30. Juni gesichtet, nachdem Choreograf Benoit Richaud mit ihnen neue Programme erarbeitet hatte. Das Paar belegte vor einigen Monaten Platz sieben beim EM-Debüt und Rang 14 bei den Olympischen Spielen in Peking. Eteri Tutberidze hat im Mai und Juni mehrere Eishallen in den USA besichtigt. Womöglich will sie Russland verlassen und in den USA leben und arbeiten, wenn ihre russischen Spitzenläuferinnen nicht mehr international starten dürfen. Zwei spanische Tanzpaare treten zurück Bei der WM in Montpellier kam mit Olivia Smart und Adrian Diaz endlich ein spanisches Tanzpaar unter die besten zehn, so dass Spanien bei der nächsten WM in Japan zwei Startplätze im Eistanzen hätte. Aber sowohl sie als auch das andere spanische Tanzpaar Sara Hurtado/Kirill Khaliavin erklärten im Frühsommer ihren Rücktritt, so dass Spanien womöglich gar kein Paar mehr hat, wenn nicht eine Läuferin oder ein Läufer seine Karriere für Spanien mit einem anderen Partner fortsetzt. Pressesprecher Jamal Othman von der Montrealer Ice Academy kündigte an, dass Diaz ab sofort in der Zweigstelle der Montrealer Academy in London/Ontario als Co-Trainer von Scott Moir arbeiten wird. James/Radford und Nguyen beenden Karriere Der als Läufersprecher in den ISU-Vorstand aufgestiegene Kanadier Eric Radford und seine Partnerin Vanessa James starten vermutlich nicht mehr bei Wettbewerben, denn sie sind in der neuen Weltrangliste der ISU nicht mehr aufgeführt. Offiziell seinen Rücktritt erklärt hat der kanadische Einzelläufer Nam Nguyen (24), der nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte. Sein größter Erfolg war Rang fünf bei der WM 2015. Anzeige
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