Pirouette No. 06/2022 Juli + August

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18 Junitraining in Oberstdorf Sommertraining Junitraining im Center of Excellence In Oberstdorf zu Besuch: Klaus-Reinhold Kany, Mitarbeit: Tatjana Flade In Oberstdorf war den ganzen Frühsommer viel Betrieb, auch wenn in diesem Jahr dort kein IceDome stattfand. In der ersten Junihälfte kamen wegen der zweiwöchigen bayerischen Pfingstferien besonders viele Läufer/innen aus ganz Bayern, denn die meisten anderen Eishallen in Bayern sind im Juni geschlossen. Nach den Pfingstferien war wieder mehr Zeit für die Kaderläufer. Die kleine Halle 2 war schon etwas länger geschlossen, weil dort Kühlrohre repariert werden mussten, aber die Hallen 1 und 3 waren gut belegt. Ex-Bundestrainer Martin Skotnicky, jetzt im Ruhestand, kam nur zum Interview fast schüchtern in die Eishalle, bzw. in den Trainerraum (siehe Seite 4). Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan Lara Luft und Maximilian Pfisterer Im Juli sind wieder mehrere ISU-Lehrgänge sowie DEU-Aktivitäten wie Sichtungslaufen geplant. Stützpunktleiter Daniel Wende ist Hauptorganisator und insbesondere für alles zuständig, was die ISU im Rahmen des Centers of Excellence betrifft, auch die Suche nach bezahlbaren Hotelzimmern, was in Oberstdorf nicht leicht ist. Diesen ehrenvollen Status hat die ISU für Oberstdorf nach der ersten Phase nun um vier Jahre verlängert, was ein hohes Prestige bedeutet. Vom 11. bis 18. Juli findet ein Bundeskaderlehrgang statt, dann ein zweiteiliger und zweiwöchiger ISU-Paarlauflehrgang, auch mit den deutschen Duos, unter anderem mit den Trainern Vanessa James, Ondrej Hotarek, Rostislav Sinicyn, Bruno Massot und Robin Szolkowy (dieses Jahr nicht mit Meagan Duhamel, weil sie schwanger ist) und mit Überprüfung durch ISU- Preisrichter wie Kerstin Kimminus am Ende. Jahre alten ungarischen Komponisten Balazs Havasi wieder mit der ukrainischen Choreografin Mariia Tumanovska-Chaiika einstudiert, die schon seit vielen Jahren im Sommer nach Oberstdorf kommt und mit Trainer Sinicyn zusammenarbeitet. Wegen des Krieges zog sie nun zumindest vorläufig ganz nach Oberstdorf. Der neue Rhythmustanz war dagegen erst im Anfangsstadium, lateinamerikanische Musik mit Tango könnte ihnen liegen. Am 14. Juli planten sie, wie im Vorjahr zu Igor Shpilband in den USA zu fliegen, um wieder mit ihm zu arbeiten, wenn auch kürzer als im Vorjahr. Erster Wettbewerb soll voraussichtlich die Nebelhorn Trophy werden, dann vielleicht Grand Prix und/oder weitere Challenger-Wettbewerbe. Hauptziele sind eine Verteidigung des Deutschen Meistertitels und erfolgreiche erste Teilnahmen an EM und WM. Darya Grimm und Michail Savitskiy mit ihrem Titelbild auf der Pirouette Mai/Juni 2022. Fotos: Tatjana Flade Eistanzpaare im Intensivtraining Der Bundesstützpunkt der DEU steht auch innerhalb Deutschlands mit 23 Kaderläufern sehr gut da. Dazu tragen die Eistänzer von Rostislav Sinicyn mit zehn Kaderläufern erheblich bei. Die aktuellen Deutschen Meister Jennifer Janse von Rensburg und Benjamin Steffan wollen auf jeden Fall noch bis zu den Olympischen Spielen 2026 weiterlaufen und natürlich dort teilnehmen. Die neue Kür war beim Besuch der Pirouette am 20. und 21. Juni in der Rohfassung schon fertig und stellt einen kompletten Kontrast zu den Programmen früherer Jahre dar, Janse sagte, sie seien von der Idee begeistert gewesen. Sie haben sie zu dem etwas mystischen und anspruchsvollen Prélude (Age of Heroes) des 46 Das zweite Meisterpaar Lara Luft und Maximilian Pfisterer war etwas traurig, dass ihr geplanter Saisonhöhepunkt, die Universiade, im Winter zum zweiten Mal abgesagt wurde. Sie hoffen, dass die Altersgrenze erhöht wird, um dann dort endlich starten zu können, denn sonst ist Pfisterer in der beginnenden Saison schon zu alt für diesen Wettbewerb. Im April war Bundeswehr angesagt. Ihr Rhythmustanz soll aus der Samba „Complicado“, der Rumba „Lo so che finira“ und dem Chachacha „Let’s Get Loud“ von Jennifer Lopez bestehen. Die französische Kürmusik („etwas Seltenes“) wollten sie noch nicht verraten. Sie bleiben den ganzen Sommer in Oberstdorf und planen ihr Saisondebüt eventuell ebenfalls bei der Nebelhorn Trophy. Ihr wichtigstes Saisonziel ist, den Status im Perspektivkader beizubehalten.
Ivan Shmuratko, Kristina Isaev und Kai Jagoda (von links) Ruben Blommaert und Alisa Efimova Die erfolgreichen Junioren Darya Grimm und Michail Savitskiy waren bei einem Lehrgang außerhalb des Eises, dem ISU-Tanzlehrgang im Mai und hatten den groben Aufbau ihrer Programme fertiggestellt. Ihren Rhythmustanz laufen sie zu einer Milonga, einem langsamen und einem schnellen Tango. Die Kür ist zu einer teilweise modernen, teilweise zur klassischen Version von Tschaikowskys Nussknackersuite geplant. Sie hoben hervor, welchen Vorteil es hat, dass Choreografin Tumanovska jetzt ganz in Oberstdorf ist. Grimm schließt die 9. Klasse der Schule ab, Savitskiy studiert Informatik, meist online. Bei der Sichtung Ende Juli können sie entscheiden, bei welchen zwei Junioren Grand Prix sie laufen wollen. Deutschland hat dank ihres fünften Rangs bei der Junioren-WM 14 Startplätze (aber keine sieben Tanzpaare). Auf dem Eis und in Oberstdorf war mit Trainerin Tumanovska auch das zweitbeste ukrainische Tanzpaar Mariia Holubtsova und Kyryl Bielobrov, das bei der EM 2022 Rang 17 belegt hatte. Schott mit Long Covid Nicole Schott hatte kein ruhiges Frühjahr, denn nach einer Corona-Infektion entwickelte sie Long Covid-Symptome und musste wieder einmal pausieren. Auch bei unserem Besuch konnte sie nur kurz trainieren und noch keine Programme durchlaufen, obwohl die Tests längst wieder negativ waren. Am Bundeswehrlehrgang konnte sie daher nur schriftlich teilnehmen und keinen Sport machen. Zwar ging es Woche für Woche etwas besser, es war aber noch völlig offen, wann sie wieder fit ist, denn sie hatte auch Muskulatur abgebaut. Trotzdem hatte sie mit Andrea Vaturi und Carolina Kostner schon neue Programme aufgebaut. Daher wird sie die Saison im September noch nicht beginnen können. Ein bisschen sarkastisch meinte sie, immerhin sei die Krankheit „zu einem günstigen Zeitpunkt gekommen“, nämlich nach und nicht während der Saison. In der Zwangspause habe sie erst richtig gemerkt, wie sehr sie ihren Sport liebe, weil sie ganz ungeduldig wurde, bis sie wieder aufs Eis durfte. Die Ex-Mannheimerin Kristina Isaev machte einen Übungsleiterlehrgang, war im April bei der Bundeswehr und seit Mitte Mai wieder auf dem Eis. Sie sagte: „Da war viel Sport dabei, daher bin ich jetzt schon gut in Form. Die Choreografie meiner Programme ist fertig. Das Kurzprogramm habe ich mit Herrn Huth gemacht und laufe zu „Palladio“.“ Dies ist ein bekanntes und oft gehörtes Stück von Karl Jenkins. „Die neue Kür ist zu spanischer Musik, die mag ich gerne, weil ich sie gut fühlen kann.“ Erster Wettbewerb soll die Nebelhorn Trophy „hier zu Hause“ werden, und ihre Saisonziele sind hoch: „Vor zwei Jahren war ich Dritte bei den Deutschen Meisterschaften und letzte Saison Zweite. Es soll weiter aufwärts gehen, daher möchte ich in dieser Saison Erste werden. Einmal (bei den Bavarian Open) habe ich Nicole schon geschlagen, das will ich wieder tun. Dafür muss ich stabile Programme laufen. Das ist mein Ziel.“ Efimova/Blommaert heiß auf Eis Alina Efimova und Ruben Blommaert freuten sich, dass die in Finnland geborene Efimova endlich von Russland freigegeben war, für das die 23-Jährige bis Anfang 2020 gelaufen war. Daher wollen sie jetzt durchstarten. Seit November 2020 ist Efimova in Oberstdorf gemeldet und hat inzwischen mit einem von der Sporthilfe bezahlten Lehrer Deutsch gelernt. Bei der Nebelhorn Trophy wollen sie mit einem Wow-Effekt glänzen und hoffen, dann vielleicht noch zu Grand Prix nachzurücken, denn bis jetzt haben sie natürlich noch keine Weltranglistenpunkte. Das bei den Deutschen Meisterschaften gezeigte KP zur Musik „W.R.“ wollen sie mit den jetzt vorgeschriebenen Elementen beibehalten. Die neue Kür von der britischen Rockband Dire Straits haben sie nach kurzer Beratung durch Alexander König mit Eistänzer Benjamin Steffan einstudiert. Blommaert sagte: „In diesem Jahr ist viel möglich und wir wollen von Anfang an gut einsteigen und vorne mitmischen.“ Ihr Haupttrainer Florian Just arbeitete außerdem mit dem zweiten Oberstdorfer Kunstlaufpaar Aliyah Ackermann und Tobija Harms. Kai Jagoda war gerade aus seiner Heimatstadt Berlin zurück an seinem jetzigen Trainingsort Die Pirouette auf Facebook Oberstdorf und wirkte sehr motiviert. Nach dem Einlaufen neuer Schlittschuhe wollte der 22-Jährige eineinhalb Wochen im Allgäu trainieren, bevor es mit Haupttrainer Michael Huth zum IceDome in den Tiroler Ort Telfs ging. Carolina Kostner und Andrea Vaturi haben sein KP zu Musik von Philip Glass choreografiert, die Musik der Kür stand noch nicht fest. Er freute sich, dass er verletzungsfrei war, und sagte, inzwischen sei er so richtig in Oberstdorf angekommen, denn das Trainingsumfeld sei hier besser als in Berlin. Hier trainiere man zielgerichteter, alle Läufer verstehen sich gut und unterstützen sich gegenseitig, weil sie alle erfolgreich sein wollen. Dazu habe auch Bundestrainer Robert Dierking wesentlich beigetragen. Auch Jagoda plant die Nebelhorn Trophy als ersten Saisonwettbewerb. Sein wichtigste Saisonziel ist die Teilnahme an EM und WM, hier müsste er im Herbst mehr Punkte sammeln als Nikita Starostin, denn es gibt nur einen Startplatz. Der Schweizer Huth-Schüler Lukas Britschgi weilte bei unserem Besuch ein paar Tage in seiner Heimatstadt Schaffhausen. Aber Trainer Huth bestätigte wie Jagoda, er wolle auf jeden Fall weiterlaufen. Marina Kielmann Kielmann als Mentaltrainerin Als Trainerin auf dem Eis in Oberstdorf war bei unserem Besuch auch Marina Kielmann. Bis die Hallen im März 2020 wegen Corona geschlossen wurden, war sie als freiberufliche Trainerin in ganz Deutschland unterwegs, vor allem bei kleinen Vereinen, die wenig Erfahrung mit Leistungssport haben. Aber wegen der monatelang geschlossenen Hallen stand sie plötzlich vor dem Nichts und nutzte die unfreiwillige Pause, um sich ein zweites Standbein aufzubauen: Bei der Deutschen Mentaltrainierakademie in Leipzig machte sie eine Weiterbildung mit dem Ziel, als Mentaltrainerin für Spitzensportler akkreditiert zu werden. Mit ihrer Hilfe, so ist sie sicher, könnten Läufer/innen wesentlich erfolgreicher sein als bisher, wenn sie die Konzentration zur richtigen Zeit auf das Wesentliche schult und das Umfeld verbessert (zum Beispiel durch Beachten von Pünktlichkeit). Ein Mentaltrainer sollte immer mit dem Techniktrainer zusammenarbeiten, eventuell auch mit Videocall. Sie will das Verhältnis zwischen Trainer und Läufer verbessern und Vereine wie Verbände unterstützen. ••• 19 Junitraining in Oberstdorf Sommertraining
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