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Katastrophe sind wir nackt: Vielleicht bleibt
mein Anliegen, besondere Geschichten zu
erzählen, in der Plattheit eines misslungenen
Versuchs stecken, wie man das bei
Schriftstellern kennt, die Großes wollten
und Billiges machten? Das mögen andere
bewerten.
# Tante Hedwig
Kurz Malheur
Jun 8, 2022
Ich male
noch. Immer
noch an
dem großen
Bild, das
„Selfexecuties“
heißen
wird. Ich bin
seit etwa
einem Jahr
im Thema.
Klar, wenn
man einfach
zu verordnen ist, heißen die Themen Porträt
oder Landschaft. Manche malen abstrakt
und sagen dann, was das bedeuten soll. In
meinem Fall geht das nicht so gut. Das Thema
kann mit einem Begriff gesagt werden
oder man schreibt eine Inhaltsangabe, was
zu sehen ist, um sich dem Ganzen anzunähern.
Könnte man das befriedigend tun, alles
aufschreiben, müsste nicht gemalt werden.
Eine Kurzgeschichte, ein Roman oder ein
Video, das, was einen umtreibt, in einen
Film zu bannen, wären natürlich gleichwohl
Möglichkeiten zu arbeiten.
In unserem Familienstammbaum
findet sich um einige Ecken herum
die noch bekannte Hedwig Courths-
Mahler. Über meine Mutter käme
man nach einigen Verzweigungen
von Tanten und Cousinen bis zu der
Berühmten, hieß es. Sie schrieb erfolgreiche
Schnulzen. Bis zu vierzehn
Romane pro Jahr produzierte die
Fleißige. Der Spott der Literaten traf
insofern, als dass man ihren Namen
verballhornte. „Kurz-Malheur“ nannte
man ihre Liebesromane. Wohin die
Reise geht? Simenon gelang es mit
„Maigret“, den Groschenroman hinter
sich zu lassen und nach einigen
Übungen Weltliteratur zu schaffen.
Ich hoffe dementsprechend noch,
was meine eigenen Farbwunder
betrifft. So wichtig ist das Berühmtsein
nicht.
:)
# Kunst oder weg?
Eine Ballade dichten, ein Lied schreiben; viele
Wege führen nach Rom auch in der Kunst,
wenn es darum geht, sich mit irgend etwas
herumzuschlagen und die passende Umsetzung
zu nutzen, die individuelle Sprache
einer Kunstfertigkeit einzusetzen. Romane
werden oft verfilmt. Es gibt Musicals, die auf
anderem basieren, das bereits erfolgreich
war. Auf gutes Kino, nach der Skizze vom
Drehbuch produziert, folgt der Roman zum
Film. Noch nie hörte ich davon, dass jemand
den „Schrei“ von Munch vertont hätte. Auch
von einem verfilmten Gemälde habe ich
bislang nichts mitbekommen. Eher dürfte
jemand Hopper zum Krimi machen, etwa
„Nighthawks“ oder „Conference at Night“,
als mit Jackson Pollock überzeugend zu behaupten,
eines der abstrakten Großgemälde
in einen Kinofilm verwandelt zu haben. Da
schafft man allenfalls eine Bio des Malers,
könnte wie Disney in „Fantasia“ durch tonalen
Kabelsalat dödeln. Zum Schluss wären
viele enttäuscht, selbst wenn ein toller Film
entstünde: Pollock bleibt unnachahmlich
wie Edward Hopper, glaube ich.
Mich möchten die wenigen die sich trauen,
etwas zu sagen, als Pornomaler begreifen?
Da wäre ich in diesem Genre, das gibt es ja,
kaum konkurrenzfähig. Meine Vorbilder sind
Realisten, die nicht die Realität malen, eine
abstrakte Situation thematisieren. In der
Jun 8, 2022 - Kurz Malheur 88 [Seite 88 bis 88 ]