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Dental Barometer - Das Fachmagazin für Zahnmedizin und Zahntechnik Dental Barometer - Das Fachmagazin für Zahnmedizin und Zahntechnik

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04.07.2022 Aufrufe

DENTAL ® BAROMETER Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik Implantatprothetik Traditionelles Handwerk trifft digitale Möglichkeiten Ästhetische Zahnheilkunde Tabak als Spielverderber – Kein Hollywoodlächeln für Raucher? Vitamin D – Zusammenfassung Hintergrund, Anwendung und Ergebnis in der täglichen Praxis AUSGABE 3 I 2022

DENTAL<br />

®<br />

BAROMETER<br />

Fachzeitschrift für Zahnmedizin und Zahntechnik<br />

Implantatprothetik<br />

Traditionelles Handwerk trifft digitale Möglichkeiten<br />

Ästhetische Zahnheilkunde<br />

Tabak als Spielverderber – Kein Hollywoodlächeln für Raucher?<br />

Vitamin D – Zusammenfassung<br />

Hintergrund, Anwendung und Ergebnis in der täglichen Praxis<br />

AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


Monatliche<br />

Webinare für<br />

das gesamte<br />

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Volle Terminkalender, neue Aufgaben – die physischen und<br />

mentalen Anforderungen an Zahnärzte und ihre Teams steigen<br />

an. Mit der neuen digitalen Fortbildungs reihe Oral-B UP<br />

TO DATE @HOME - „Good for your patiens. Good for you.“<br />

verknüpft Oral-B wissenschaftliche Vorträge von renommierten<br />

Spezialisten mit Beiträgen, die einen holistischen<br />

Blick auf Gesundheit im Kontext des stressigen<br />

Praxisalltags ermöglichen.<br />

Ab Juni erwartet die Teilnehmer jeden Monat ein neues<br />

Webinar zu neuen Frage- und Problem stellungen. Für die<br />

Teilnahme an der gemäß §95d SBG V als Fortbildung anerkannte<br />

Veranstaltung erhalten Zahnärzte in der Regel<br />

zwei Fortbildungspunkte. Für die Praxisteam-Mitglieder<br />

werden Teilnahmezertifikate ausgestellt.<br />

NEUE TERMINE* – JETZT VORMERKEN UND REGISTRIEREN:<br />

15.06.20<strong>22</strong> Die professionelle<br />

Mundgeruch Sprechstunde<br />

01.07.20<strong>22</strong> Gesund im Mund – na und?<br />

<strong>22</strong>.07.20<strong>22</strong> Nachhaltigkeit in der Zahnarztpraxis<br />

26.08.20<strong>22</strong> Probieren geht über Studieren –<br />

auch Zähneputzen will gelernt sein<br />

30.09.20<strong>22</strong> Quick-Win Mentaltechniken<br />

* Änderungen vorbehalten<br />

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Eine neue Fortbildungsreihe zur fachlichen Weiterbildung und persönlichen Weiterentwicklung<br />

Der Themenschwerpunkt der Webinarreihe „Whole Body<br />

Health“ geht über zahnmedizinische Problemstellungen<br />

hinaus. Auch die Frage, wie Praxisteams den alltäglichen –<br />

häufig mit Stress verbundenen – Anforderungen begegnen<br />

können, wird von Experten beantwortet.


EDITORIAL 3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Ihre Patienten wünschen sich strahlend weiße Zähne. Um dieses Ziel zu<br />

erreichen, gibt es viele Ansätze, die, abhängig von der Indikation gemeinsam<br />

mit dem Patienten besprochen, geplant und umgesetzt werden sollen.<br />

Dabei spielt die Patientencompliance oft eine entscheidende Rolle. In<br />

der Ihnen nun vorliegenden Ausgabe finden Sie verschiedene Artikel zu<br />

diesen Themen.<br />

Wir beginnen auf Seite 6 mit einem Beitrag von Roger Frei, Research<br />

Associate im Bereich Forschung und Entwicklung von Ivoclar AG, der über<br />

monolithische digitale Prothesen in überzeugender Materialqualität aus<br />

einer Scheibe schreibt. Welche Rolle die Abformung für ästhetisch hervorragende<br />

Ergebnisse spielt, berichtet Frau Dr. Lori Trost in Ihrem Interview<br />

zur einfachen, sicheren und effizienten Anwendung von Abformmaterialien<br />

ab Seite 10.<br />

Wie traditionelles zahntechnisches Handwerk und digitale Möglichkeiten<br />

ideal miteinander verknüpft werden können und dabei hervorragende<br />

ästhetische Ergebnisse entstehen, zeigt Dr. Victor Clavijo in seinem Beitrag<br />

ab Seite 12.<br />

Strahlend weiße Zähne –<br />

Dieser Wunsch<br />

kann Patienten zum<br />

Rauchstopp motivieren!<br />

Dentale Traumata sind statistisch gesehen gerade in jungen Jahren häufiger<br />

anzutreffen. Welche Maßnahmen in der primären Diagnostik wichtig<br />

sind, erfahren Sie im Interview mit Prof. Dr. Gabriel Krastl ab Seite 20. In<br />

Ihrem Beitrag ab Seite <strong>22</strong> – Diagnostik und Behandlung eines typischen<br />

dentalen Traumas im permanenten Gebiss – zeigen die Zahnärzte um<br />

Mohamed Baider von der Universität Greifswald anhand eines Fallbeispiels,<br />

wie es in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann.<br />

Mit der Zusammenfassung zum Thema Vitamin D ab Seite 28 beschließen<br />

wir die Artikelreihe von Dr. Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie. Er zeigt<br />

in seinem letzten Artikel die Hintergründe, Tipps zur Anwendung und<br />

Ergebnisse in der zahnärztlichen Praxis an einem Patientenfall.<br />

Ein patientenorientiertes Präventionskonzept zur Rauchentwöhnung in<br />

der Zahnarztpraxis stellt Ihnen Dentalhygienikerin Annette Brockmann ab<br />

Seite 32 vor und in seinem zweiten Teil zu „Denkfehlern und Scheinargumenten<br />

in der Zahnarztpraxis“ spricht Dr. Dr. Bert Karl über allgemeine<br />

Denkfehler und Scheinargumente.<br />

Weitere informative Beiträge aus den Bereichen Zahnmedizin, Steuern<br />

und Recht komplettieren unser Leseangebot für Sie.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.<br />

Ihre Redaktion des Dental Barometer


4 INHALT<br />

3 Editorial<br />

50 Vorschau/Impressum<br />

Dossier – Prothetik, Ästhetik, CAD CAM<br />

© kues - de.freepik.com © ZA Mohamed Baider, M.Sc.<br />

<strong>22</strong> Traumatologie<br />

Diagnostik und Behandlung eines typischen dentalen Traumas im<br />

permanenten Gebiss<br />

26 Ästhetische Zahnheilkunde<br />

Tabak als Spielverderber: kein Hollywoodlächeln für Raucher?<br />

6 CAD CAM<br />

Monolithische digitale Prothesen in<br />

überzeugender Materialqualität<br />

10 Abformung<br />

Anwendung von Abformmaterialien:<br />

einfach, sicher und effizient<br />

12 Implantatprothetik<br />

Traditionelles Handwerk trifft<br />

digitale Möglichkeiten<br />

Zahnmedizin<br />

20 Interview<br />

Dentales Trauma - Wichtige Maßnahmen<br />

in der Primärdiagnostik<br />

32 Rauchentwöhnung<br />

Patientenorientiertes Präventionskonzept<br />

34 Kommunikation<br />

Denkfehler und Scheinargumente in der<br />

zahnärztlichen Praxis – Teil 2<br />

38 Firmenportrait – lege artis Pharma<br />

75 Jahre Problemlösungskompetenz der<br />

Zahn-/Mundgesundheit<br />

Wirtschaft und Steuern<br />

© Racool_Studio / freepik<br />

28 Vitamin D – Zusammenfassung<br />

Hintergrund, Anwendung und Ergebnis in der täglichen Praxis<br />

40 Steuern<br />

Ampel für Elektromobilität steht bei<br />

der Umsatzsteuer auf Rot<br />

42 Zahnzusatzversicherung<br />

Stiftung Warentest: Testsieger ist<br />

nicht gleich Testsieger<br />

44 VIP-ZM Mitgliederseiten<br />

Offizielles Mitteilungsorgan<br />

des VIP-ZM e. V. – Verein<br />

innovativ-praktizierender<br />

Zahnmediziner/-innen e.V.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


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6 CAD CAM<br />

9<br />

1<br />

Ivotion – Zahn- und Gingivamaterial in<br />

einer monolithischen Scheibe, geeignet<br />

für permanente Totalprothesen<br />

Monolithische digitale Prothesen in<br />

überzeugender Materialqualität<br />

Eine einzige Scheibe, bestehend aus Zahn- und Prothesenbasismaterial, aus der eine fertige Prothese in einem<br />

ununterbrochenen Fräsvorgang gefertigt wird, das ist Ivotion. Da kommen einige Fragen auf: „Wie ist das<br />

möglich?” Und: „Funktioniert das überhaupt?” Und überhaupt: „Ist die Prothese dann ‚stark’ genug?”<br />

Text /Bilder Roger Frei<br />

Eine Prothese aus einer Scheibe, die aus<br />

zwei Materialien besteht.<br />

Wie gut sind die Prothesen wirklich?<br />

Im Laufe der Zeit und als Ergebnis zahlreicher Untersuchungen<br />

haben sich das Prothesenbasismaterial sowie der Verbund<br />

von Prothesenbasis und Zähnen (Zahnverlust) als die beiden<br />

grössten „Schwachstellen” von herausnehmbaren Prothesen<br />

verifiziert. Die Studie Dorner, S., Zeman, F., Koller, M., Lang,<br />

R., Handel, G., and Behr, M. (2010) Clinical performance of<br />

complete dentures: a retrospective study, Int J Prosthodont 23,<br />

410-417. belegt zum Beispiel, dass herausnehmbare Prothesen<br />

zwar grundsätzlich eine sehr lange Lebensdauer haben (im<br />

Schnitt 15,8 Jahre im Unterkiefer und 19,4 Jahre im Oberkiefer).<br />

In einem Betrachtungszeitraum von 1984 bis 2009 kam<br />

es aber dabei bei 5,8 Prozent der Patienten zum Bruch der<br />

Prothesenbasis und bei 5.8 Prozent (zwei Prothesen) beziehungsweise<br />

10,9 Prozent (eine Prothese) der Patienten sogar<br />

zu einem „Zahnverlust”. Ein hochqualitatives Prothesenbasismaterial<br />

und ein guter Verbund zum Zahnmaterial sind also von<br />

entscheidender Bedeutung. Für beide Problemstellungen bietet<br />

Ivotion eine sehr gute Lösung – und das in einem kombinierten<br />

Materialansatz und in nur einem einzigen Fräsvorgang.<br />

Die Materialqualität<br />

Die beiden für Ivotion in der intensiven Forschung entwickelten<br />

Zahn- und Gingivamaterialien bauen auf den Zusammensetzungen<br />

von etablierten und klinisch bewährten Produkten<br />

auf. Sie gewährleisten damit die Verwendung für permanente<br />

Versorgungen in der Totalprothetik.<br />

So erfüllen das Zahn- und Gingivamaterial neben den ohnehin<br />

sehr hohen und anspruchsvollen internen Qualitätskriterien<br />

von Ivoclar Vivadent AG auch die Anforderungen von Nor-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


CAD CAM<br />

7<br />

4<br />

Tabelle 1: Darstellung der Messwerte in Anlehnung an die jeweiligen Normen ISO 10477:2018 (Zahnmaterial) und ISO 20795-1:2013 (Gingivamaterial). Die Ergebnisse belegen die<br />

Erfüllung der Anforderungen für die Versorgung mit permanentem Zahnersatz.<br />

1 2<br />

Diagramm 1 & 2: Bruchzähigkeitsmerkmale Kmax und FW in Anlehnung an ISO20795-1:2013, interne Messung. Dargestellt sind Beispielwerte. Die grüne Linie stellt die Mindestanforderungen<br />

(Kmax ≥1.9 MPa*m1/2, Wf ≥900 J/m2) für High Impact-Prothesenmaterialien nach Norm dar. Die Diagramme vergleichen die Bruchzähigkeitswerte von Ivotion im Vergleich<br />

mit konventionellen und digitalen Produkten zur Fertigung von Prothesenbasen von Ivoclar Vivadent.<br />

men ähnlicher Produkte. Die Materialprüfungen fanden dazu<br />

in Anlehnung 1 an EN ISO 10477:2018 (Zahnmaterial) und EN<br />

ISO 20795-1:2013 (Gingivamaterial) statt.<br />

Hervorzuheben ist die optimierte Bruchresistenz des Gingivakunststoffs.<br />

Dies bedeutet eine erhöhte Beständigkeit gegenüber<br />

Rissinitiierungen (Kmax) und eine stärkere Widerstandsfähigkeit<br />

(Wf) bei auftretenden Defekten. Das Risiko von<br />

Frakturen und damit verbundenen Reparaturen wird dadurch<br />

reduziert.<br />

Der Verbund<br />

Was Ivotion so einzigartig macht: Der Verbund zwischen<br />

Zahn- und Gingivamaterial findet ohne Verwendung einer<br />

haftvermittelnden dritten Komponente statt. Die beiden<br />

Materialien werden in einem Prozessschritt zusammen polymerisiert,<br />

vergleichbar mit der Herstellung von mehrschichtigen<br />

Konfektionszähnen für die abnehmbare Prothetik. Es<br />

ist daher von einem direkten, chemischen Verbund zu sprechen.<br />

Die Ivotion Scheibe kann somit als monolithisches »<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


8 CAD CAM<br />

Abb. 2: Die abgebildete REM-Aufnahme (bei 150-facher Vergrösserung) zeigt den homogenen Übergang zwischen Zahn- und Gingivamaterial, welcher Ivotion zum monolithischen<br />

Material macht.<br />

Abb. 3: Aufbau der Scherverbundsfestigkeitsprüfung. Die Abbildungen zeigen das nach den Vorgaben der Norm gestaltete<br />

Prüfmittel, bei welchem der Prüfkörper mit der Schraube (A) und der Positionierhilfe (B) fixiert wird. Der mit einem<br />

genauen Abstand zum Prüfkörper versehene Schieber (C) schert bei zunehmender Belastung den zylindrischen Teil des<br />

Prüfkörpers ab, wobei verschiedene Arten von Brüchen auftreten können.<br />

Diagramm 3: Scherverbundfestigkeitswert von Ivotion in<br />

Anlehnung an ISO10477:2018, interne Messung. Dargestellt<br />

sind Beispielwerte. Die grüne Linie stellt die Mindestanforderungen<br />

(≥ 5 MPa) nach Norm dar.<br />

Material bezeichnet werden. Der Materialübergang verläuft<br />

über die ganze Shell Geometrie hinweg präzise und ist positionsgetreu<br />

ausgeprägt. Dies stellt ein entscheidendes Attribut<br />

für die Ästhetik der daraus gefrästen Prothesen dar.<br />

Nachweis des Materialverbunds mittels<br />

Scherverbundfestigkeit nach ISO 10477:2018<br />

Die Scherverbundfestigkeit (auch Scherfestigkeitsprüfung<br />

genannt) ist eine Methode, die sehr etabliert ist und insbesondere<br />

für den Nachweis von Verbund bei Kronen- und Brückenmaterialien<br />

sowie Zahn- und Prothesenkunststoffen mit<br />

Charakterisierungsmaterialien angewendet wird. So war sie<br />

auch zentraler Bestandteil bei der Entwicklung des gesamten<br />

Ivotion Denture Systems.<br />

Methodik<br />

Bei diesem Test wird nach Norm auf ein 5 × 10 × 15 mm<br />

großes Basisplättchen zylinderförmig 5 × 6 mm Material aufgebracht<br />

und polymerisiert. Der aufpolymerisierte Zylinder<br />

wird anschließend in einer normierten Vorrichtung bis zum<br />

Bruch belastet. Aus der zum Bruch benötigten Kraft und<br />

dem Querschnitt des Zylinders wird danach die Verbundfestigkeit<br />

(Scherhaftfestigkeit in MPa) errechnet.<br />

Ergänzend wird das Bruchbild bewertet und in kohäsive und<br />

adhäsive Brüche unterteilt. Die Prüfung kann bei Ivotion nur<br />

in Anlehnung an die ISO erfolgen, da die Prüfkörper direkt<br />

aus dem Fräsrohling gewonnen werden (siehe Abbildung 4).<br />

Die Norm ist erfüllt, wenn mindestens ein Scherverbundfestigkeitswert<br />

von 5 MPa erreicht wird. Zusätzliche interne<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 31 I 20<strong>22</strong>


CAD CAM<br />

9<br />

Abb. . 4 : Abbildung der Prüfkörper für die Scherverbundfestigkeit. Links gefräste Prüfkörper noch in einer Ivotion Scheibe, rechts exemplarische Prüfkörper nach erfolgter Prüfung mit<br />

kohäsivem Bruchbild.<br />

Anforderung ist die Erreichung eines kohäsiven Bruchbildes.<br />

Dies bedeutet, dass nicht die Verbundfläche, sondern das<br />

Material ausbricht. Hohe Messwerte und vollständig kohäsive<br />

Brüche belegen einen starken Materialverbund.<br />

Die Messwerte von Ivotion erreichen im Durchschnitt über<br />

30 MPa und weisen dabei ausschliesslich kohäsive Bruchbilder<br />

auf. Die Anforderungen an den Materialverbund werden<br />

somit deutlich erfüllt.<br />

1<br />

Die EN ISO Normen ermöglichen in den gültigen Versionen (Stand 2020)<br />

keine direkte Typisierung/Kategorisierung von präfabrizierten Fräsrohlingen.<br />

Entsprechend können die Prüfungen nur in Anlehnung an die Norm durchgeführt<br />

werden. Die spezifizierten Materialanforderungen bleiben dabei jedoch<br />

unverändert.<br />

Fazit<br />

Ivotion von Ivoclar Vivadent kombiniert auf intelligente Weise<br />

hochwertiges und bewährtes Zahn- und Prothesenbasismaterial.<br />

In der monolithischen Scheibe befindet sich die einzigartige<br />

Shell Geometry, eine auf realen Prothesendaten basierende,<br />

dreidimensionale Zahn- und Zahnbogengeometrie, die<br />

den Übergang zwischen Zahn- und Prothesenbasismaterial<br />

definiert.<br />

Mit dem Full Denture Modul im 3Shape Dental System lassen<br />

sich Prothesen patientenspezifisch individualisieren. Das<br />

Verkleben der Zähne mit der Prothesenbasis entfällt mit dem<br />

Einsatz von Ivotion und reduziert so potentielle Problemstellen.<br />

Ebenso überzeugt das PMMA-Material durch seine optimierte<br />

Bruchresistenz.<br />

Getreu dem Motto: «Design. Mill. Finish.» werden die Totalprothesen<br />

in einem schnellen, ununterbrochenen Fräsvorgang<br />

in einer PrograMill-Fräsmaschine gefertigt und müssen<br />

nur noch poliert werden. Ivotion ist der Schlüssel zu beeindruckender<br />

Effizienz: patientenindividuelle, monolithische<br />

Totalprothesen in einem nahtlosen Workflow mit weniger<br />

manuellen Arbeitsschritten.<br />

Roger Frei<br />

Research Associate im Bereich Forschung<br />

und Entwicklung von Ivoclar AG<br />

Roger Frei ist Research Associate im<br />

Bereich Forschung und Entwicklung von<br />

Ivoclar Vivadent AG. 17 Jahre Erfahrung in<br />

der Entwicklung von innovativen Materialien<br />

und Systemen für die abnehmbare Prothetik,<br />

insbesondere der Prothesenkunststoffe,<br />

machen Ihn zu einem erfahrenen<br />

Know-How-Träger. Neben der Optimierung<br />

des konventionellen Prothetik-Produktsortiments,<br />

steht die Erweiterung von<br />

Produkten und Werkstoffen für die digitale<br />

Fertigung von abnehmbarem Zahnersatz<br />

die letzten Jahre im Fokus seiner Tätigkeit.<br />

—<br />

Bendererstrasse 2 · FL-9494 Schaan<br />

Tel.: +423 235 35 35<br />

E-Mail: info@ivoclar.com<br />

www.ivoclar.com<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


10 ABFORMUNG<br />

Das neue Kartuschen- und Mischkanülensystem für Aquasil Ultra+ macht die Applikation des Abformmaterials noch einfacher und vor allem effizienter.<br />

Anwendung von Abformmaterialien:<br />

einfach, sicher und effizient<br />

Dentsply Sirona hat kürzlich ein neues integriertes Kartuschen- und Mischkanülensystem auf den Markt<br />

gebracht. Dr. Lori Trost, Zahnärztin aus Red Bud, Illinois (USA) hatte die Gelegenheit, das neue Produkt vorab<br />

ausgiebig zu testen. Im Interview spricht sie über ihre ersten Erfahrungen mit NCIS und Aquasil Ultra+ und<br />

beschreibt, was sich für sie und ihr Praxisteam bei der konventionellen Abformung dadurch geändert hat.<br />

Interview mit Dr. Lori Trost<br />

Seit wann verwenden Sie Aquasil<br />

Ultra+ als Material für Abformungen?<br />

DR. LORI TROST Um ehrlich zu sein:<br />

Ich kann mich gar nicht an eine Zeit<br />

ohne Aquasil Ultra+ erinnern. Unabhängig<br />

davon, ob man als Zahnarzt<br />

digital arbeitet oder nicht, es wird<br />

immer Situationen geben, in denen<br />

ein qualitativ hochwertiges Abformmaterial<br />

nötig ist. Das sollte dann in puncto Reißfestigkeit,<br />

Mischung und Konsistenz sowie Qualität hervorragend sein<br />

und gute Ergebnisse liefern. Noch wichtiger ist für mich, dass<br />

ich ein Material brauche, das bestimmte hydrophile Eigenschaften<br />

aufweist, auf die ich mich verlassen kann. Das ist<br />

nötig, um in schwer erreichbaren Bereichen eine gute Abformung<br />

machen zu können. Und Aquasil Ultra+ erfüllt all diese<br />

Anforderungen.<br />

Haben Sie denn Erfahrungen mit anderen Abformmaterialien?<br />

Selbstverständlich. Bei Aquasil Ultra+ sind mir die Konsistenz<br />

und das Mischergebnis aufgefallen. Und die Farben. Diese<br />

sind ein wichtiger Faktor, denn manche Farben lassen sich mit<br />

dem Scanner im weiteren Workflow einfach leichter erfassen.<br />

Ich habe mit vielen Top-Marken gearbeitet. Und am Ende bin<br />

ich doch immer wieder zu dem Produkt zurückgekommen,<br />

das für mich in der Praxis am besten funktioniert und von<br />

dem ich weiß, dass das eigene Labor gut damit arbeiten kann.<br />

Die Zahntechniker, mit denen wir in der Praxis zusammenarbeiten,<br />

bitten darum,dass wir mit einem hochwertigen Material<br />

wie Aquasil Ultra+ arbeiten.<br />

Für welche Anwendungsbereiche ist Aquasil Ultra+<br />

besonders geeignet?<br />

Die liegen aktuell vor allem in der Implantologie – dabei geht<br />

es um die Positionierung eines Implantats in einem bestimm-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


ABFORMUNG<br />

11<br />

ten Winkel. Wenn Sie zum Beispiel wegen unterschiedlicher<br />

Zahnhöhen eine Open-Tray-Methode (offene Abformung)<br />

anwenden müssen, die viel Platz erfordert und wenig Raum<br />

für die prothetische Versorgung da ist, brauchen Sie ein konventionelles<br />

Abformmaterial. Ein Scan bringt einen in solchen<br />

Situationen nicht weiter. Ich brauche also ein leistungsfähiges<br />

Material, mit dem ich erfolgreich abformen kann. Besonderes<br />

Augenmerk gilt auch Unterschnitten oder anderen nicht parallelen<br />

Bereichen, an denen das Material „abprallt“. Aquasil<br />

Ultra+ ist eine ausgezeichnete und verlässliche Wahl.<br />

Dentsply Sirona hat jetzt ein neues System mit integrierten<br />

Kartuschen für die Anwendung des Materials<br />

auf den Markt gebracht. Sie waren eine der ersten<br />

Zahnärztinnen, die diese Neuentwicklung in der Praxis<br />

ausprobieren durften. Was war Ihr erster Eindruck?<br />

Hier muss ich von den Erfahrungen meines Teams berichten,<br />

das viel mehr mit dem neuen integrierten Kartuschensystem<br />

gearbeitet hat. Generell kann es schwierig sein, die richtige<br />

Mischkanüle auszuwählen. Das neue System ist farbkodiert,<br />

damit die passende Mischkanüle für die Kartusche einfach ausgewählt<br />

werden kann. Es sorgt außerdem für eine sicherere<br />

Platzierung der Kanüle während der Materialexpression, und<br />

es spart Zeit. Mein Team weiß es zu schätzen, dass mit diesem<br />

neuen System eine gute Durchmischung gewährleistet ist,<br />

und dass nur einmal ein Materialangleich (bei den50 ml Kartuschen)<br />

nötig ist, rundet die Sache ab. Und danach beginnt<br />

man, all die anderen Vorteile zu verstehen, zum Beispiel, dass<br />

die neue Mischkanüle durch die kleinere Größe im Vergleich<br />

zur älteren Dentsply Sirona Mischkanüle weniger Materialverlust<br />

verursacht und somit mehr Applikationen mit einer Kartusche<br />

durchgeführt werden können. Das ist umweltfreundlich.<br />

Das Wichtigste bleibt jedoch die homogene Mischung der<br />

Materialien, und die ist immer konsistent. Dadurch spare ich<br />

viel Zeit, weil ich mich darauf verlassen kann, dass dieses Material<br />

bei wirklich jedem Einsatz beste Ergebnisse erzielt.<br />

Welchen Einfluss hat das neue System Ihrer Meinung<br />

nach auf die Abformergebnisse?<br />

Es kommt bei jeder Abformung darauf an, sich genau an die<br />

Zeitvorgaben zu halten. Man hat nur ein begrenztes Zeitfenster,<br />

in dem man versuchen muss, die Präparation für die Abformung<br />

vorzubereiten – sprich den Faden zu entfernen, um die<br />

Präparationsgrenze darzustellen, oder zu spülen und zu trocknen.<br />

Daher müssen die Zeitvorgaben für die Erstellung der<br />

Abformung eingehalten werden. Aus diesem Grund brauchen<br />

wir auch eine konsistente Mischung. Dann wissen wir sofort,<br />

dass alles bereit ist und ich den Löffel einsetzen kann. Meine<br />

perfekte Situation sieht so aus, dass die Mischung fertig ist<br />

und ich mich darauf verlassen kann. Eine stabile Mischung<br />

ist eine vorhersagbare Mischung. Sie kommt schneller und<br />

leichter heraus; mir gefällt diese Geschwindigkeit. Vielen ist<br />

gar nicht bewusst, wie wichtig dieser Faktor tatsächlich ist.<br />

Wenn also der Arbeitsaufwand auch zeitlich nicht größer<br />

wird und die Behandlung einfacher abläuft, dann sind das<br />

wichtige Verbesserungen.<br />

Wie bewertet Ihr Team die neue Kartusche? Fällt ihnen<br />

die Anwendung jetzt leichter?<br />

Ja, die Farbkodierung unterstützt dabei, das Material anzuwenden<br />

und die Kanülen sicher zu platzieren. Das ist oftmals<br />

ein entscheidender Faktor, weil es damit häufiger Schwierigkeiten<br />

geben kann. So sind meine Mitarbeiter selbstbewusster,<br />

und das wiederum sorgt dafür, dass ich noch mehr<br />

Vertrauen in sie habe. Und zu guter Letzt bekommen die<br />

Patienten das Gefühl, dass sie bei ihrem Zahnarzt in guten<br />

Händen sind.<br />

Vielleicht eine etwas provokative Frage: Sie verwenden<br />

Aquasil Ultra+ bei der konventionellen Abformmethode.<br />

Wie passt das zu der Entwicklung, dass die Zahnmedizin<br />

zunehmend digitaler wird? Wo sehen Sie die ganz spezifischen<br />

Vorteile dieser Abformmethode im Vergleich<br />

zum Intraoralscanner?<br />

Ich glaube, dass wir die herkömmlichen Abformmaterialien<br />

auch in Zukunft genauso brauchen werden wie die digitalen<br />

Technologien. Ich stelle beispielsweise Zahnersatz oft<br />

digital her, und dafür nutze ich natürlich einen Intraoralscanner.<br />

Manchmal muss ich jedoch eine Funktionsabformung<br />

machen, die stärker auf die Schleimhäute/das Ge<strong>web</strong>e<br />

drückt. In diesem Fall brauche ich eine Abformmasse, die<br />

das entsprechend erfasst. Denken Sie beispielsweise an<br />

zahnlose Patienten, die eine immer größere Gruppe werden.<br />

Einen komplett zahnlosen Kiefer kann man ohne Referenzen<br />

im Mund nicht scannen. Und wenn wir über Implantate<br />

sprechen – gerade in diesem Bereich bleiben herkömmliche<br />

Abformmaterialien wichtig, allein wegen der Scanbodys und<br />

der Angulationen. Wenn Sie zum Beispiel konventionellen<br />

Zahnersatz machen, müssen Sie sich rückbesinnen und mit<br />

einem ersten Abdruck beginnen. Ich möchte betonen, dass<br />

auch ein Intraoralscanner das wesentliche Procedere nicht<br />

verändert: Sie müssen immer noch Details wie den Präparationsrand<br />

darstellen, ihn isolieren und freilegen und schließlich<br />

erfassen. Wie bei jedem Scanner können Sie nicht erwarten,<br />

dass Blut, Speichel, die Zunge oder tiefere Ränder „ausgelesen“<br />

werden können. Ein herkömmliches Abdruckmaterial<br />

kann jedoch überall hinfließen und diese Bereiche erfassen.<br />

Überschüsse lassen sich danach erfolgreich entfernen. Darauf<br />

muss man sich oft verlassen. Und es ist immer noch der<br />

Goldstandard.<br />

Frau Dr. Trost, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen<br />

haben und viel Erfolg weiterhin bei Ihrer Arbeit.<br />

Dr. Lori Trost<br />

Zahnärztin<br />

—<br />

Trost Dental<br />

210 S. Main St. · Red Bud, IL 6<strong>22</strong>78<br />

E-Mail: trostdental@gmail.com<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


12 IMPLANTATPROTHETIK<br />

1 Therapiebeginn<br />

18<br />

Therapieende<br />

Traditionelles Handwerk trifft<br />

digitale Möglichkeiten<br />

Die Presstechnologie hat sich in den letzten 3 Jahrzehnten weltweit als zuverlässige und effiziente Technik zur<br />

Herstellung keramischer Restaurationen in den Dentallaboratorien etabliert. Aller Digitalisierung zum Trotz<br />

ist sie auch heute noch weit verbreitet, aber auch sie verschließt sich den modernen Veränderungen nicht und<br />

entwickelt sich stetig weiter. In der Vergangenheit war die einzige Möglichkeit, Wachskonstruktionen zum<br />

Verpressen herzustellen, das manuelle Aufwachsen vor dem Pressvorgang. Hierfür war einiges an Erfahrung und viel<br />

Fingerspitzengefühl des Technikers gefragt. Ziel dieses Artikels ist es, die Interaktion der analogen und digitalen<br />

Abläufe anhand eines klinischen Falles zu demonstrieren, der mit presskeramischen Restaurationen gelöst wurde.<br />

Text/Bilder Dr. Victor Clavijo, Paulo Fernando Mesquita de Carvalho und Cristiano Soares, São Paulo, Brasilien<br />

Dank technologischer Weiterentwicklung und der Einführung<br />

digitaler Konstruktionslösungen können 3D-Wax-ups<br />

heute auch digital erstellt und anschließend mit hoher Präzision<br />

aus Wachs-Discs gefräst oder mit modernen 3D-Druckern<br />

gedruckt werden. Auf diese Weise wird das klassische<br />

Handwerk der Presstechnologie ideal mit den heutigen<br />

digitalen Möglichkeiten verknüpft und die Herstellung von<br />

gepressten Restaurationen noch zuverlässiger und wirtschaftlicher.<br />

Entfernung des Implantats im<br />

Frontzahnbereich und Knochenaufbau<br />

Die alten, insuffizienten Kronen der Zähne 11 und 21 wurden<br />

entfernt und übergangsweise ein Kunststoffprovisorium<br />

angefertigt (Abb. 3a). Das Implantat wurde zunächst belassen<br />

und blieb vom Provisorium unberührt. Es wurde nach 3 Tagen<br />

entfernt und eine Knochenrekonstruktion in Verbindung mit<br />

einem Bindege<strong>web</strong>stransplantat durchgeführt (Abb. 3b).<br />

Fallbericht<br />

Eine 54-jährige Patientin wurde in unserer Praxis vorstellig<br />

und klagte über Probleme beim Kauen und eine unbefriedigende<br />

Ästhetik (Abb. 1). Nach der Erstdiagnose und dem<br />

Zusammenstellen der klinischen Daten, Fotos, Röntgenbildern<br />

und Tomographien, wurden eine diagnostische Planung und<br />

ein Wax-up (Abb. 2) durchgeführt, um die Schritte der oralen<br />

Rehabilitation zu organisieren.<br />

Setzen von Implantaten im Frontund<br />

Seitenzahnbereich<br />

Zunächst wurden im Frontzahnbereich zwei Implantate<br />

(V3B+, MIS Implants) mit konischer Verbindung zwischen<br />

Implantat und Abutment inseriert, um eine optimale Abdichtung<br />

und reduzierte Mikrobewegungen zu erreichen. Alle<br />

Implantate wurden im Durchschnitt 4 bis 5 mm tief vom<br />

zukünftigen Gingivarand inseriert (Abb. 4a und 4b). Für ein<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


IMPLANTATPROTHETIK 13<br />

2 3a<br />

3b<br />

4a<br />

optimales Weichge<strong>web</strong>smanagement wurden am Alveolarkamm<br />

Gingivaformer verwendet; auch bei den Sofortimplantaten<br />

wurden personalisierte Gingivaformer eingesetzt, um<br />

das Profil des Weichge<strong>web</strong>es zu erhalten (Abb. 5).<br />

Entfernung der insuffizienten<br />

Restaurationen, endodontische<br />

Behandlungen und Retreatments<br />

Die alten, insuffizienten Restaurationen wurden entfernt und<br />

Unterschnitte mit einem Universaladhäsiv (Adhese Universal)<br />

und einem Bulk-Fill-Composite (Tetric EvoCeram Bulk Fill)<br />

gefüllt.<br />

4b<br />

Die endodontisch behandelten Zähne wurden mit Kompositrestaurationen<br />

versorgt; wo aufgrund von ungünstiger Zahnstruktur<br />

notwendig, wurden Glasfaserstifte gesetzt, die mit<br />

Komposit unterfüttert wurden (Abb. 6a, b und 7).<br />

Provisorische Versorgung im<br />

Oberkiefer und kieferorthopädische<br />

Behandlung im Unterkiefer<br />

Restaurationen für die provisorische Versorgung wurden<br />

aus einer PMMA-Disc (Telio CAD) gefräst. Diese Versorgung<br />

diente der abschließenden Konditionierung des Weichgewe-<br />

5<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


14 IMPLANTATPROTHETIK<br />

6a<br />

6b<br />

7<br />

8a<br />

8b<br />

8c<br />

9<br />

bes (Abb. 8a bis 8c) während der Einheilphase der Implantate.<br />

Parallel wurde in dieser Zeit im Unterkiefer eine kieferorthopädische<br />

Behandlung durchgeführt, um eine effektive und<br />

funktionierende Front-Eckzahnführung herbeizuführen.<br />

Abdrücke beider Zahnbögen<br />

Abdrücke der Zähne beziehungsweise Implantate im Oberund<br />

Unterkiefer wurden mit einer Doppelfaden-Einschritt-<br />

Technik (Abb. 9) unter Verwendung offener Abdrucklöffel<br />

mit dem Polyvinylsiloxan-Abformmaterialien Virtual Putty und<br />

Virtual Extra Light erstellt. Bei der Bissregistrierung wurde mit<br />

Kunststoff an drei Punkten – zwei Seitenzähnen und einem<br />

Frontzahn - stabilisiert.<br />

Herstellung der Keramikrestaurationen<br />

im Labor<br />

Es wurde je ein Arbeitsmodell für den Ober- und Unterkiefer<br />

gefertigt und einartikuliert (Abb. 10). Die Überlagerung<br />

der Bilder von den provisorischen Restaurationen und der<br />

präparierten Situation in der CAD-Software ermöglichte uns<br />

die Konstruktion der zu fräsenden Zirkonoxid-Abutments<br />

(IPS e.max ZirCAD MO1).<br />

Die Abutments wurden hergestellt und in das Arbeitsmodell<br />

eingesetzt (Abb. 11). Danach wurde ein erneuter Scan der<br />

Modelle gemacht. Wieder wurden die Präparationsbilder mit<br />

dem Wax-up überlagert und nun 3D-Daten der geplanten<br />

Keramikrestaurationen erstellt. Hierbei wurden die Seiten-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


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10<br />

11<br />

12<br />

3M Imprint 4 Vinyl Polysiloxan Abformmaterial<br />

Selbsterwärmend<br />

und super schnell.<br />

13a


16 IMPLANTATPROTHETIK<br />

13b<br />

13c<br />

13d<br />

13e<br />

14a<br />

14b<br />

14c<br />

zähne monolithisch geplant, bei den oberen Frontzähnen<br />

wurde ein Cut-Back eingeplant, um mittels einer labialen<br />

Keramikschichtung die Ästhetik zu optimieren. Nach der<br />

3D-Konstruktion wurden die digitalen Restaurationen präzise<br />

und effizient in Wachs gefräst und nach der Ausarbeitung<br />

(Abb. 12) im Artikulator angepasst. Abschließend wurden<br />

die passgenauen Wachskonstruktionen eingebettet und<br />

gepresst. Hierfür wurden IPS e.max Press Lithium-Disilikat-<br />

Glaskeramik Rohlinge verwendet.<br />

Dieses Material zeichnet sich durch eine sehr hohe Festigkeit,<br />

ausdrucksstarke Ästhetik und langfristige Stabilität aus.<br />

Nach dem Pressvorgang wurden die aus Gründen der erhöhten<br />

Sicherheit und Stabilität für den stärker beanspruchten<br />

posterioren Bereich monolithisch gefertigten Seitenzähne<br />

lediglich mit Malfarben charakterisiert. Bei den Frontzähnen<br />

war bei diesem Patientenfall etwas mehr individuelle Ästhetik<br />

gefragt, weshalb hier mit der Schichtkeramik IPS e.max<br />

Ceram individualisiert wurde (Abb. 13a bis 13e). Die Kronen<br />

im Seitenzahnbereich wurden mit einem speziellen, selbsthärtenden<br />

Befestigungskomposit (Multilink Hybrid Abutment)<br />

auf den Zirkonoxid-Abutments zementiert (Abb. 14a bis 14c),<br />

wobei das A. P. C-Protokoll (Blatz M) befolgt wurde.<br />

Eingliederung<br />

Nach der Einprobe im Mund und geringfügigen Anpassungen<br />

der interproximalen und okklusalen Kontaktpunkte<br />

wurde ein Gummifinish durchgeführt, und die Oberflächen<br />

erhielten eine neue Glasurschicht. Die Eingliederung der Restaurationen<br />

erfolgte nach einem Protokoll mit Kofferdamisolierung<br />

und adhäsiver Befestigung (Multilink Automix, Abb.<br />

15a und 15b). Die Implantatschrauben wurden mit einem<br />

Drehmoment von 35 N angezogen (Abb. 16a und 16b) und<br />

die Schraubenöffnungen provisorisch verschlossen.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


IMPLANTATPROTHETIK<br />

17<br />

15a<br />

15b<br />

16a<br />

17a<br />

16b<br />

17b<br />

Nachuntersuchungen<br />

Es werden halbjährliche Nachkontrollen durchgeführt, einschließlich<br />

Prophylaxe, Röntgenaufnahmen und Anpassungen<br />

der Knirscherschienen, die nachts getragen werden.<br />

Fazit<br />

Uns bietet die Kombination moderner, digitaler, bewährter<br />

und präziser Herstellungsmethoden viele neue Möglichkeiten<br />

und den Vorteil, das Beste aus beiden Welten in Einklang zu<br />

bringen und davon zu profitieren (Abb. 17a). Die Presstechnologie<br />

steht für die getreue Reproduktion von Form und Funktion<br />

aus der anfänglichen Planung aus Wachs in die Keramik.<br />

Auf welchem Weg die Wachskonstruktionen hergestellt werden,<br />

spielt dabei keine Rolle. Die digitale Herstellung macht<br />

den Laborablauf hier aber noch effizienter und kostensparen-<br />

der, da das eher zeitaufwändige Aufwachsen von Hand entfällt.<br />

Presskeramisch gefertigte Restaurationen überzeugen<br />

schlussendlich durch Passgenauigkeit, langfristige Stabilität<br />

und ausdrucksstarke Ästhetik. Durch das Verknüpfen mit der<br />

digitalen Herstellung der Wachskonstruktionen werden wir<br />

effizienter und schneller und können uns auf das Finalisieren<br />

der Restaurationen konzentrieren (Abb. 17b).<br />

Victor Clavijo<br />

DDS, M.Sc., PhD, São Paulo, Brasilien<br />

Masterabschluss und PhD in restaurativer<br />

Zahnheilkunde an der zahnmedizinischen<br />

Fakultät (Campus Araraquara) der Universität<br />

São Paulo (UNESP). Privatpraxis mit<br />

Schwerpunkt auf ästhetische restaurative<br />

Zahnheilkunde.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


Testphase<br />

Leser testen Produkte – das Original.<br />

Auswertung<br />

Cention Forte –<br />

die neue Amalganalternative<br />

1. In wieweit treffen folgende Aussagen von Cention Forte zu?<br />

a) Cention lässt sich leicht aus der Kapsel ausdrücken<br />

und in die Kavität einbringen<br />

43 % trifft völlig zu<br />

40 % trifft zu<br />

14 % trifft eher zu<br />

3 % trifft nicht zu<br />

b) Das Material lässt ausreichend Zeit zum Modellieren<br />

37 % trifft völlig zu<br />

44 % trifft zu<br />

16 % trifft eher zu<br />

3 % trifft nicht zu<br />

c) Cention Forte hat eine sehr angenehme,<br />

zu verarbeitbare Konsistenz<br />

Cention Forte ist die neuartige, hochfeste Amalgamalternative<br />

für Klasse I & II-Restaurationen. Das Material ist selbsthärtend<br />

mit optionaler Lichthärtung. Es wird zusammen mit dem<br />

selbstätzenden Cention Primer angewendet, der speziell für<br />

Cention Forte entwickelt wurde. Das neue Füllungsmaterial<br />

für die Basisversorgung wird in einer hellen Farbe angeboten.<br />

Hohe Biegefestigkeit<br />

Klinische Studien belegen, dass eine Biegefestigkeit von ≥ 100<br />

MPa ein wichtiger Faktor für langlebige Restaurationen ist.<br />

Cention Forte unterscheidet sich hier deutlich von Glasionomeren.<br />

Mit ≥ 100 MPa besitzt Cention Forte eine sehr gute<br />

Biegefestigkeit für den kaulasttragenden Seitenzahnbereich.<br />

37 % trifft völlig zu<br />

43 % trifft zu<br />

20 % trifft eher zu<br />

0 % trifft nicht zu<br />

2. Wie zufrieden waren Sie allgemein mit Cention Forte?<br />

29 % sehr zufrieden<br />

57 % zufrieden<br />

14 % nicht zufrieden<br />

0 % sehr unzufrieden<br />

Ionenfreisetzung bei Bedarf<br />

Cention Forte beugt aktiv der Demineralisierung vor und<br />

unterstützt die Remineralisierung. Kommt es durch Bakterienbesiedlung<br />

zu einer Absenkung des pH-Wertes, so kann es bei<br />

Bedarf durch die Freisetzung von Hydroxidionen diesen wieder<br />

ausgleichen und beugt so einer Demineralisierung vor. Gleichzeitig<br />

können von Cention Forte freigesetzte Fluorid- und Kalziumionen<br />

einer Sekundärkaries vorbeugen.<br />

3. Werden Sie Cention Forte weiter in Ihrer Praxis einsetzen?<br />

11 % auf jeden Fall<br />

51 % Ja, wahrscheinlich schon<br />

34 % Nein, eher nicht<br />

0 % Nein, auf keinen Fall<br />

4 % keine Angabe<br />

Aufgrund der schnellen und einfachen Verarbeitung sowie<br />

der Ionenfreisetzung „on demand” ist Cention Forte besonders<br />

interessant für die Versorgung von:<br />

· Kindern<br />

· Patienten mit hohem Kariesrisiko<br />

· Patienten mit eingeschränkter Mundhygiene<br />

· Patienten mit Handicaps, die eine längere Behandlung<br />

schwierig machen.<br />

Weitere Informationen anfordern unter: info@ivoclar.com<br />

4. Welche Eigenschaften von Cention Forte finden<br />

Sie besonders gut?<br />

• geschmeidig, gut stopfbar, gut beschleifbar<br />

• schnelle Verarbeitung, Zeitersparnis gegenüber Amalgam<br />

• Modellierbarkeit, Anpassung der Farbe<br />

• Handhabung/Aktivierung der Kapsel<br />

• angenehme Konsistenz, gute Härte<br />

• bioaktiv/Freisetzung von Ionen<br />

• fließt gut in Kavität, lässt sich gut adaptieren, manchmal<br />

nicht bis runter


Eins<br />

NEU<br />

haftet<br />

immer.<br />

Universal Bond II<br />

Das Fundament dentaler Restaurationen<br />

Ein um 10-MDP erweitertes 3D-SR-Phosphor säure monomer<br />

zur Haftung an Schmelz und Dentin, aber auch Zirkon und<br />

Nichtedelmetallen. Ein neuer Silanhaftvermittler zur sicheren<br />

Befestigung von Glaskeramiken. Und das Thiouracil-Monomer<br />

für Edelmetalle.<br />

Diese Haftspezialisten bilden das Gerüst für die Befestigungen<br />

von direkten oder indirekten Restaurationen.<br />

Eins haftet immer, egal was Sie befestigen wollen.<br />

Volle visuelle<br />

Kontrolle über<br />

die einzelnen<br />

Arbeitsschritte<br />

dank einzigartigem<br />

Farbumschlag<br />

Immer nur 3 Schritte:<br />

Mischen – Auftragen – Verblasen – Fertig!<br />

Egal welche Oberfläche!<br />

1 2 3<br />

A<br />

B<br />

Keine<br />

Einwirkzeit<br />

Kein<br />

Lichthärten<br />

Mehr unter


20 TRAUMATOLOGIE<br />

Dentales Trauma - Wichtige Maßnahmen<br />

in der Primärdiagnostik<br />

Bei einem dentalen Trauma spielt nicht nur das Verhalten am Unfallort eine wesentliche Rolle,<br />

sondern auch die Primärtherapie, die maßgeblich den Heilungsverlauf und die Prognose der<br />

betroffenen Zähne bestimmt. Welche Maßnahmen in der Primärdiagnostik nach einem dentalen<br />

Trauma grundsätzlich die höchste Priorität haben, besprachen wir mit Prof. Dr. Gabriel Krastl.<br />

Interview mit Prof. Dr. Gabriel Krastl<br />

Welche Maßnahmen haben<br />

in der Primärdiagnostik nach<br />

einem dentalen Trauma grundsätzlich<br />

die höchste Priorität?<br />

Prof. Dr. Krastl Oberste Priorität<br />

im Rahmen der Primärdiagnostik<br />

hat der Ausschluss eines<br />

Schädel -Hirn-Traumas. Ferner sind<br />

Alveolarfortsatz , Unterkiefer und<br />

Mittelgesichtsfrakturen sowie<br />

andere möglicherweise schwerwiegendere nicht dentogene<br />

Verletzungen auszuschließen. Der Tetanus-Impfschutz muss<br />

überprüft werden. Aus forensischen Gründen ist zu dokumentieren,<br />

dass eine Abklärung dieser wichtigen allgemeinmedizinischen<br />

Aspekte tatsächlich stattgefunden hat. Erst<br />

danach erfolgt eine ausführliche intraorale Diagnostik, um<br />

alle Verletzungen korrekt zu erfassen.<br />

Kronenfrakturen gehören mit zu den häufigsten Zahnverletzungen.<br />

Welche Besonderheiten gibt es hier in<br />

der Versorgung?<br />

Bei der Primärversorgung von Kronenfrakturen steht die Verhinderung<br />

einer Infektion des Endodonts im Vordergrund.<br />

Ein schnelles Abdecken der Dentinwunde kann für kurze<br />

Zeiträume (wenige Tage) mit einem Kalziumhydroxidzement<br />

erfolgen. Bessere Voraussetzungen, um eine Infektion über<br />

offene Dentintubuli zu vermeiden, bietet hingegen ein adhäsiver<br />

Wundverband. Vorhandene Zahnfragmente können auch<br />

bereits im Rahmen der Primärversorgung adhäsiv wiederbefestigt<br />

werden, sofern sie nicht ausgetrocknet sind. Bei ausgetrockneten<br />

Fragmenten wird das Wiederbefestigen auf den<br />

nächsten Tag verlegt und das Fragment bis dahin in Wasser<br />

gelagert. Die zwischenzeitliche Rehydrierung des Fragments<br />

verbessert sowohl die Farbanpassung als auch den Haftverbund<br />

zum Zahn. Wenn die Fragmentwiederbefestigung am<br />

nächsten Tag erfolgen soll, ist im Rahmen der Erstversorgung<br />

von einem adhäsiven Wundverband der Dentinwunde abzusehen,<br />

da sich dieser nur schwer vollständig entfernen lässt<br />

und somit die Passgenauigkeit des Fragments reduziert ist.<br />

Stattdessen sollte die Dentinwunde mit einem einfacher zu<br />

entfernenden Kalziumhydroxidzement versiegelt werden.<br />

Bei Kronenfrakturen mit Pulpaexposition bietet die partielle<br />

Pulpotomie eine hohe Erfolgssicherheit und kann im Gegensatz<br />

zur direkten Überkappung auch bei breitflächiger Exposition<br />

und nach längeren Expositionszeiten erfolgreich eingesetzt<br />

werden. Die partielle Pulpotomie kann, muss aber<br />

nicht zwingend im Rahmen der Erstversorgung erfolgen. Es<br />

ist auch möglich, sie als Zweitmaßnahme innerhalb der ersten<br />

Tage nach initialer bakteriendichter Abdeckung der Pulpa<br />

durchzuführen.<br />

Kompliziertere Frakturen sind beispielsweise auch die<br />

Kronen-Wurzel-Frakturen. Was muss die Primärversorgung<br />

in solchen Fällen unbedingt leisten?<br />

Definitionsgemäß ist eine Zahnfraktur nur dann „kompliziert“,<br />

wenn die Pulpa exponiert ist, unabhängig davon, ob<br />

der Frakturverlauf supra- oder subgingival lokalisiert ist. Allerdings<br />

kann man die Behandlung von Kronen-Wurzel-Frakturen<br />

sicherlich immer als technisch komplex betrachten. Die<br />

Primärversorgung dieser Zähne orientiert sich weitgehend am<br />

Vorgehen nach Kronenfraktur. Allerdings erfordert die Beurteilung<br />

des Frakturverlaufs die Entfernung des mobilen, aber<br />

häufig noch an der Gingiva befestigten koronalen Fragments.<br />

Dies provoziert in der Regel eine Blutung und erschwert<br />

somit die Primärversorgung. Als einfache und zeitsparende<br />

Alternative bietet sich das adhäsive Befestigen des gelockerten<br />

Fragments in der meist zugänglichen labialen Region an.<br />

Dieses Vorgehen lässt zwar die letzte Konsequenz in Bezug<br />

auf einen bakteriendichten Verschluss vermissen, sorgt aber<br />

in der Mehrzahl der Fälle für Beschwerdefreiheit. Da die Haltbarkeit<br />

dieser Restauration stark eingeschränkt ist, sollte eine<br />

zeitnahe Weiterversorgung – idealerweise am Folgetag – in<br />

die Wege geleitet werden.<br />

Vor allem bei Kleinkindern tritt häufig ein Milchzahntrauma<br />

auf. Wie unterscheidet sich die Versorgung<br />

eines Milchzahntraumas von der Versorgung eines<br />

dentalen Traumas im bleibenden Gebiss?<br />

Aus biologischer Sicht gelten für die Behandlung von Milchzahnverletzungen<br />

die gleichen Prinzipien wie im bleibenden<br />

Gebiss. Andererseits wird die Therapie durch eine Vielzahl<br />

verschiedener Faktoren erschwert. Allen voran bestimmt<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


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die Behandlungsfähigkeit des Kindes, ob eine Behandlung adäquat, kompromissbehaftet<br />

oder überhaupt nicht möglich ist. Weitere Einschränkungen<br />

betreffen Trockenlegung, adhäsive Maßnahmen auf Milchzahnschmelz<br />

(zum Beispiel Schienungen oder Kompositaufbauten) sowie endodontische<br />

Maßnahmen an teilresorbierten Wurzeln. Generell rückt die Sorge um eine<br />

regelrechte Weiterentwicklung des nachfolgenden Zahnkeims in den Fokus<br />

aller Bemühungen. Da der traumatisch entstandene mechanische Schaden<br />

nicht mehr kompensierbar ist, gilt es, weitere Schäden durch eine falsche<br />

oder nicht rechtzeitig einsetzende Behandlung zu vermeiden.<br />

Sie sind seit Jahren Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft<br />

für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET), die stetig<br />

an der Forschung und der Weiterentwicklung von Therapiemöglichkeiten<br />

beteiligt ist. Was bietet die DGET ihren Mitgliedern?<br />

Die DGET bietet ihren Mitgliedern eine ganze Menge. Um gerade beim<br />

Thema Dentales Trauma zu bleiben: Hier engagiert sich die DGET seit Jahren<br />

für eine flächendeckende Verbesserung der Versorgung in der Traumatologie.<br />

Die TraumaApp „Accident“ die aktive Beteiligung der DGET an der<br />

Erstellung nationaler und internationaler Behandlungsleitlinien, eine aktuelle<br />

Patienteninformation, ein aktualisierter Trauma-Befundbogen sind nur einige<br />

Beispiele. Viele Informationen und Dokumente sind über die Homepage der<br />

DGET verfügbar. Im Rahmen der Jahrestagung, der jährlichen Frühjahrsakademie<br />

oder auch der Webinar-Reihe „DGET am Feierabend“ versuchen wir<br />

immer ein spannendes Programm zu bieten, welches auch immer die Traumatologie<br />

berücksichtigt. Besonders am Herzen liegt uns auch die Förderung<br />

wissenschaftlicher Projekte und die Unterstützung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses. Neben dem Wissenschaftsfonds existieren Dissertationspreise,<br />

Publikationspreise und Tagungsbestpreise, die im Rahmen der Jahrestagung<br />

vergeben werden.<br />

Franchise<br />

im Gesundheitswesen<br />

Herr Prof. Dr. Krastl, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und<br />

viel Erfolg weiterhin bei Ihrer Arbeit.<br />

Mit dem Franchisemodell<br />

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Franchise – Ein Erfolgsmodell<br />

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Markenpräsenz, Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Eigenständigkeit<br />

gleichermaßen gewahrt bleiben.<br />

Prof. Dr. Gabriel Krastl<br />

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Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie und Leiter des Zahnunfallzentrum<br />

am Universitätsklinikum Würzburg<br />

Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche<br />

Traumatologie e.V. (DGET)<br />

—<br />

Deutsche Gesellschaft für Endodontologie<br />

und zahnärztliche Traumatologie e.V. (DGET)<br />

Sohnstr. 65 · 40237 Düsseldorf<br />

Tel.: +49 211 417 46 46 0<br />

E-Mail: sekretariat@dget.de<br />

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<strong>22</strong> TRAUMATOLOGIE<br />

2a<br />

Frontale Ansicht bei der Erstvorstellung nach dem Zahnunfall: Unkomplizierte Kronenfraktur an Zahn 21 mit Subluxation<br />

Diagnostik und Behandlung eines typischen<br />

dentalen Traumas im permanenten Gebiss<br />

Mehr als eine Milliarde Menschen erlitten bereits traumatische Zahnverletzungen 1 . Weltweit liegt die<br />

beschriebene Prävalenz bei circa 25 bis 30 Prozent. Auch in Deutschland erleiden knapp 38 Prozent aller<br />

Jugendlichen ein dentales Trauma 2 . Andreasen et al. gingen davon aus, dass das Management von Zahntraumata<br />

in Zukunft gar bedeutender als Zahnkaries und Parodontalerkrankungen werden könnte 3 . Traumatische<br />

Zahnverletzungen können jeden von uns ohne Vorwarnung treffen. Dies können komplizierte Verletzungen<br />

sein, die zeitaufwendig in der Behandlung und auch teuer sind 4 . Manchmal bleiben Schäden, die den Patienten<br />

den Rest des Lebens begleiten 5 . Zahntraumata im permanenten Gebiss bei Kindern treten bevorzugt bei<br />

Jungen auf, insbesondere im Alter von 7 bis 9 Jahren 6 . Nach der WHO werden die dentalen Traumata in<br />

zwei Hauptgruppen unterschieden: Zahnfrakturen und Dislokationsverletzungen. Dislokationsverletzungen<br />

der Zähne kommen dabei bevorzugt im Milchgebiss vor, während Kronenfrakturen bevorzugt im bleibenden<br />

Gebiss gefunden werden 7 . Patienten mit Zahnfehlstellungen, vor allem mit weit nach vorne stehenden<br />

Oberkieferfrontzähnen bei zurückliegendem Unterkiefer (sogenannte Angle-Klasse II/1) sind davon häufiger<br />

betroffen 8 . Dieser Beitrag zeigt daher einen Fallbericht mit Diskussion zu einer unkomplizierten Schmelz-Dentin-<br />

Fraktur mit Subluxation, was häufig und typischerweise als Zahnunfall im permanenten Gebiss vorkommt.<br />

Text /Bilder ZA Mohamed Baider, M.Sc.; Prof. Dr. C. H. Splieth; OA Dr. Julian Schmoeckel, M.Sc.<br />

Der Fall<br />

Ein achtjähriges Kind stellte sich mit seiner Mutter in der Abteilung<br />

für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde<br />

des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZZMK)<br />

der Universitätsmedizin Greifswald in der Akutsprechstunde<br />

vor, da es von der Treppe in der Grundschule gestürzt sei und<br />

dabei ihren Zahn verletzt habe. Patient und Mutter kamen<br />

mit einer Zahnrettungsbox, in der ein kleines Zahnfragment<br />

aufbewahrt wurde. Mithilfe eines Traumadokumentationsbogens<br />

(Abb. 1) erfolgte dann die weitere Befragung systematisch,<br />

da so relevante anamnestische Faktoren gänzlich<br />

dokumentiert werden und eine bessere erste Einschätzung<br />

erfolgen kann. Das Kind berichtete, dass es vor etwa einer<br />

Stunde in der Grundschule ohne Fremdverschulden mit dem<br />

Gesicht/Mund/Zähnen auf die Treppe gestürzt sei. Nach dem<br />

Unfall seien keine Blutungen aufgetreten und das Kind könne<br />

sich an den Unfallhergang erinnern. Anzeichen für ein Schädel-Hirn-Trauma<br />

wie Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen,<br />

Müdigkeit, Übelkeit, Sehstörungen lagen nicht vor.<br />

Das Kind war glücklicherweise auf dem Zahnarztstuhl sehr<br />

kooperativ. Der Sensibilitätstest („Kältetest“) zeigte für die<br />

Zähne 12–<strong>22</strong> klinisch positive Reaktionen, die Perkussionstests<br />

waren negativ außer an 21 mit geringfügiger Empfindlichkeit.<br />

Es lag zudem weder ein pathologischer Locke-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


TRAUMATOLOGIE<br />

23<br />

rungsgrad noch eine Farbveränderung vor (Abb. 2a und b).<br />

Aufgrund des klinischen Befundes (Kronenfraktur) und der<br />

traumaspezifischen Anamnese wurde entschieden, die Frontzähne<br />

röntgenologisch weitergehend zu untersuchen, um<br />

unter anderem eine Wurzelfraktur auszuschließen. Im Röntgenbild<br />

ist deutlich eine Schmelz-Dentin-Fraktur ohne Pulpabeteiligung<br />

zu sehen. Des Weiteren liegt kein Anhalt für eine<br />

apikale Veränderung oder Wurzelfraktur vor (Abb. 3). Das<br />

Wurzelwachstum der oberen Frontzähne ist noch nicht abgeschlossen,<br />

was für die Prognose des Vitalerhalts des Zahns in<br />

der Regel vorteilhaft ist.<br />

Diagnose<br />

Die Diagnose lautete für Zahn 21: unkomplizierte Kronenfraktur/Schmelz-Dentin-Fraktur<br />

mit vermutlicher Subluxation und<br />

Verdacht auf Konkussion 11,12, <strong>22</strong> 9 . Bei Dentinwunden besteht<br />

eine Infektionsgefahr des Endodonts. Daher sollte bei Schmelz-<br />

Dentin-Frakturen die restaurative Therapie, falls ein Zahnfragment<br />

abgebrochen ist, in erster Linie auf das optimale Abdichten<br />

der Dentinwunde ausgerichtet sein. Falls eine endgültige Versorgung<br />

nicht sofort möglich sein sollte, ist zum Schutz der<br />

Pulpa eine bakteriendichte Abdeckung mit einem geeigneten<br />

Material angezeigt, wie zum Beispiel Glasionomerzement<br />

(DGZMK, 2015).<br />

Therapie<br />

In der Zeit vor dem Adhäsiv-Zeitalter in der Zahnmedizin<br />

mussten Zahnfrakturen entweder mit stifthaltigen Inlays<br />

oder Gussrestaurationen versorgt werden oder auch durch<br />

Kronen, für deren Präparation viel gesunde Zahnhartsubstanz<br />

geopfert werden musste. Zudem stellen diese eine Herausforderung<br />

für die Zahnärzte dar, da es bei Einzelkronen<br />

nicht leicht ist, die Ästhetik mit den Nachbarzähnen in Einklang<br />

zu bringen 10 .<br />

Die Entwicklung der adhäsiven Zahnheilkunde hat es Zahnärzten<br />

jedoch ermöglicht, das eigene Zahnfragment des<br />

Patienten zu verwenden, um den frakturierten Zahn wiederherzustellen.<br />

Dies wird als die konservativste Methode zur<br />

Behandlung von Kronenfrakturen angesehen, die die Wiederherstellung<br />

der ursprünglichen Zahnanatomie ermöglicht<br />

und somit die Funktion und Ästhetik in kurzer Zeit durch<br />

Erhaltung des Zahnge<strong>web</strong>es wiederherstellt.<br />

Das Wiederanbringen von Zahnfragmenten wird gegenüber<br />

Kompositrestauration oder Kronen mit vollständiger Abdeckung<br />

bevorzugt, da es die gesunde Zahnstruktur bewahrt<br />

und ästhetischer ist, wobei die ursprüngliche Anatomie und<br />

Transluzenz erhalten bleibt und die Rate des Inzisalverschleißes<br />

auch jener der natürlichen Zahnstruktur entspricht. »<br />

2b<br />

Okklusale Ansicht – Unkomplizierte Kronenfraktur an<br />

Zahn 21 mit Subluxation<br />

4a<br />

Zahnrettungsbox von Dentosafe<br />

1 3<br />

Traumadokumentationsbogen zur systematischen Befragung und Dokumentation.<br />

(Quelle: DGZMK)<br />

Röntgenologische Untersuchung der Oberkieferfrontzähne:<br />

21 weist eine Schmelz-Dentin-Fraktur auf, ohne<br />

Hinweis auf eine Eröffnung der Pulpa. Das Wurzelwachstum<br />

der Zähne 12-<strong>22</strong> ist noch nicht abgeschlossen, es<br />

liegt kein Anhalt für eine apikale Aufhellung oder eine<br />

Wurzelfraktur vor.<br />

4b<br />

Das Zahnfragment wurde in der Zahnrettungsbox<br />

vom Patienten mitgebracht.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


24<br />

TRAUMATOLOGIE<br />

5 6a<br />

Zahnfragmente, welche in einem Stück vorliegen, sicher repositionierbar<br />

sind, können wiederverwendet werden. Zur leichteren Positionierung<br />

und Wiederbefestigung des Fragments an Zahn 21 wurde dieses mittels<br />

Bonding an einem Microbrush angebracht.<br />

Frontale Ansicht nach der Wiederbefestigung des Zahnfragments 21<br />

In diesem Fall hatte das Kind „Glück im Unglück“:<br />

1. keine schwerwiegenden Begleiterscheinungen wie ein<br />

Schädel-Hirn-Trauma<br />

2. Das kleine Zahnfragment wurde gefunden.<br />

3. In der Schule lag eine Zahnrettungsbox vor.<br />

4. Das Schulpersonal hat daran gedacht, das Zahnfragment in<br />

die Zahnrettungsbox zu legen (Abb. 4a und b).<br />

5. Eine zeitnahe Vorstellung nach dem Unfall ist erfolgt (circa<br />

1 Stunde nach dem Unfall).<br />

So wurde die Chance bewahrt, zeitnah eine Untersuchung<br />

durchzuführen und eine Diagnose zu stellen. Das Fragment<br />

konnte mittels Adhäsivtechnik wieder angeklebt werden und<br />

die Dentinwunde zugleich einfach und zügig versorgt werden<br />

(Abb. 5, 6a und b). Das Kind und die Mutter wurden über die<br />

Prognose und weitere häusliche Maßnahmen aufgeklärt. Dazu<br />

gehören weiche Kost für die nächsten Tage, eine angemessene<br />

häusliche Reinigung des Zahns und die Wichtigkeit eines regelmäßigen<br />

Recalls zur speziellen Beobachtung der verunfallten<br />

Zähne.<br />

Diskussion<br />

Frontzahntraumata sind häufig und können jedem von uns<br />

passieren. Patienten mit dentalen Traumata kommen in der<br />

Regel unangemeldet in die Praxis. Deshalb ist es wichtig,<br />

vorbereitet zu sein, um eine hohe Versorgungsqualität zu<br />

gewährleisten. Dazu ist eine klare interne Absprache zum<br />

Arbeitsablauf und zur Verteilung der Verantwortlichkeiten<br />

zwischen Praxispersonal und Zahnarzt sehr wichtig, da das<br />

Praxispersonal an der Rezeption entweder telefonisch oder<br />

vor Ort oftmals zuerst einschätzen muss, wie schnell untersucht<br />

und behandelt werden sollte.<br />

Studien zeigen leider, dass es nur einen geringen Kenntnisstand<br />

in Bezug auf den Umgang mit einem Zahntrauma auf<br />

Gemeinde-, Einzel- und Zahnärzteebene zu geben scheint 11 .<br />

Dieser Mangel an Wissen kann viele Konsequenzen für die Diagnosestellung,<br />

Initialbehandlung, Behandlungsprognose, Kosten<br />

und Spätfolgen traumatischer Zahnverletzungen haben.<br />

Eine systematische klinische Inspektion (extra- und intraoral)<br />

gilt als Ausgangspunkt jeder Traumadiagnostik. Dies umfasst<br />

unter anderem Positionsveränderungen, Lockerungen der<br />

Zähne und eine Vitalitätsüberprüfung – die bei Kindern aber<br />

mit Vorsicht interpretiert werden sollte: aufgrund 1.) potenzieller<br />

Angst- oder Schmerzreaktion des Kindes 2.) Reaktion<br />

des angrenzenden Weichge<strong>web</strong>es 3.) der Möglichkeit<br />

falsch positiver Ergebnisse 12 . Darum sollte bei Kindern immer<br />

zugleich ein Vergleichszahn getestet werden und zusätzlich<br />

auch ein Negativtest mit einem nicht-kalten Wattepellet<br />

durchgeführt werden. Alternativ ist beispielsweise auch eine<br />

elektrische Pulpadiagnostik möglich 13 , jedoch treten hier bei<br />

Zähnen mit offenem Apex mit unter Fehlmessungen auf, weil<br />

der Raschkow-Plexus erst am Ende der Wurzelbildung vollständig<br />

ausgebildet ist 14 .<br />

Wichtig ist es auch, zum Beispiel bei einer Kronenfraktur<br />

eines Frontzahnes im Oberkiefer ebenfalls die möglicherweise<br />

betroffenen Nachbarzähne zu untersuchen, sowie die Unterkieferfrontzähne.<br />

Nicht selten würden sonst weitere Zahnverletzungen<br />

übersehen.<br />

Neben der klinischen Einschätzung ist meistens auch eine<br />

röntgenologische Untersuchung unabdingbar 15 . Je nach klinischem<br />

Befund reicht gegebenenfalls eine Einzelzahnaufnahme<br />

(inklusive Nachbarzähnen, Abb. 3) aus oder es sind<br />

weitere Röntgenuntersuchungen, wie zum Beispiel ein OPG,<br />

das insbesondere bei Verdacht auf UK-Frakturen hilfreich ist,<br />

oder eine Aufbissaufnahme, die bei verlagerten Frontzähnen<br />

eine zweite Ebene liefern, nötig.<br />

Eine passende diagnosebasierte Initialtherapie im permanenten<br />

Gebiss ist sehr wichtig für die Prognose. Die prinzipielle<br />

Regel lautet: „Die Biologie der Verletzungen beachten“. Eine<br />

Verletzung der Zahnhartsubstanz wie in diesem Fall eine<br />

unkomplizierte Kronenfraktur tritt nicht isoliert auf, denn das<br />

Parodont und auch die Pulpa sind dabei eigentlich immer mit<br />

betroffen.<br />

In diesem Fall waren jedoch viele Begleitumstände günstig:<br />

von der Ausstattung der Schule mit den Zahnrettungsboxen,<br />

von der kurzen Zeit bis zur Vorstellung und auch der Nähe zu<br />

einem spezialisierten Behandlungszentrum. Wäre nach dem<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


TRAUMATOLOGIE<br />

25<br />

einen BU-Unfall (Unfall in der Schule) und alle traumabezogenen<br />

Leistungen werden nicht über die Krankenversicherung,<br />

sondern über die Gemeindeunfallversicherung beziehungsweise<br />

Berufsgenossenschaft abgerechnet. Dies ist meist vorteilhaft<br />

für den Patienten, da dann auch potenzielle für die<br />

Zukunft nicht absehbare Folgebehandlungen wie Kronen und<br />

Implantate indikationsgerecht übernommen werden.<br />

6b<br />

Okklusale Ansicht nach der Wiederbefestigung des Zahnfragments 21<br />

Zahnunfall keine Zahnrettungsbox vorhanden, kommen hilfsweise<br />

auch andere Aufbewahrungsmöglichkeiten infrage, wie<br />

zum Beispiel in Milch oder in der Mundhöhle. Sie können aber<br />

das Trocknen beziehungsweise Absterben der Zellen nicht<br />

verhindern, dafür sollten sie so schnell wie möglich mit einer<br />

Zahnrettungsbox ersetzt werden. Die DGZMK empfiehlt, die<br />

Zahnrettungsbox in jeder Schule und jedes Sportvereins einzugliedern.<br />

Auch für Sportler im Haushalt ist es sinnvoll, eine<br />

Zahnrettungsbox zuhaben.<br />

Verschiedene Therapiemöglichkeiten für Schmelz-Dentin-<br />

Frakturen existieren, wobei die erste und konservativste<br />

Möglichkeit die Wiederbefestigung des Fragmentes ist. Zahnfragmente,<br />

welche in einem Stück vorliegen, sicher repositionierbar<br />

sind, über eine ausgedehnte Adhäsionsfläche und<br />

einen günstigen Frakturverlauf verfügen, können wiederverwendet<br />

werden. Durch lange trockene Lagerung verfärbte<br />

Bruchstücke können vorab über 24 Stunden in Wasser oder<br />

Kochsalzlösung rehydrieren 16 .<br />

Eine Alternative, falls das Zahnfragment verloren wurde, ist<br />

die direkte Restauration mit Komposit gegebenenfalls sogar<br />

mithilfe einer Strip-Krone. Bei größeren Defekten ist als langfristige<br />

Versorgung eine indirekte Restauration beispielweise<br />

mittels Veneer oder Krone möglich.<br />

Die Prognose für das Überleben der Pulpa nach einer Schmelz-<br />

Dentin-Fraktur ist bei entsprechender Versorgung in der Regel<br />

gut. Mit einer Pulpanekrose muss in höchstens 6 Prozent der<br />

Fälle gerechnet werden 17 . Komplikationen wie Kanalobliterationen<br />

und externe Wurzelresorptionen kommen selten vor<br />

(< 1 Prozent). Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Folgen<br />

(nicht diagnostizierter) Konkussionen oder Lockerungen. Eine<br />

Dislokation des Zahnes gleichzeitig mit einer Luxationsverletzung<br />

erhöht das Risiko einer späteren Pulpanekrose 18 .<br />

Ort und Ablauf des Unfalls sind abrechnungs- und versicherungstechnisch<br />

relevant und deshalb auch zu dokumentieren.<br />

Daher sollte im Traumadokumentationsbogen erfasst werden,<br />

ob sich der Unfall in der Freizeit beziehungsweise zu Hause<br />

oder im Kindergarten/Schule,/Arbeitsplatz beziehungsweise<br />

dem Weg dahin ereignet hat. In diesem Fall handelt es sich um<br />

Fazit<br />

Ein Zahntrauma stellt eine Herausforderung für jede Zahnarztpraxis<br />

dar, da bei diesen oft unangemeldeten Besuchen<br />

nicht nur der Kenntnisstand des Zahnarztes und des Teams<br />

für die Diagnosestellung und Therapie entscheidend ist, sondern<br />

auch die Rahmenbedingungen im Allgemeinen einen<br />

wichtigen Einfluss auf die Prognose der Zähne haben können.<br />

Gerade das Management gewöhnlicher „einfacher“<br />

Frontzahntraumata (zum Beispiel Schmelz-Dentin-Fraktur mit<br />

begleitender Konkussion oder Subluxation), wie in diesem<br />

Beitrag dargestellt, sind daher zugleich natürlich besonders<br />

wichtig.<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Dr. Julian Schmoeckel<br />

Zahnarzt<br />

Oberarzt der Abteilung für Präventive<br />

Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde<br />

Universitätsmedizin Greifswald<br />

—<br />

Walther-Rathenau-Straße 42<br />

17475 Greifswald<br />

Tel: +49 3834 86 71 36<br />

E-Mail: julian.schmoeckel@uni-greifswald.de<br />

Mohamed A. Baider<br />

Zahnarzt<br />

Abteilung für Präventive<br />

Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde<br />

Universitätsmedizin Greifswald<br />

Prof. Dr. Christian H. Splieth<br />

Zahnarzt<br />

Leiter der Abteilung für Präventive<br />

Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde<br />

Universitätsmedizin Greifswald<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


26 ÄSTHETISCHE ZAHNHEILKUNDE<br />

© kues - de.freepik.com<br />

9<br />

Tabak als Spielverderber: kein<br />

Hollywoodlächeln für Raucher?<br />

Strahlend weiße Zähne, am besten gesäumt von gesundem, rosafarbenen Zahnfleisch, – das wünschen<br />

sich vermutlich die meisten Menschen. Zahnersatz, weiße Füllungen und Kronen sollen nicht nur die<br />

Kaufunktion wieder herstellen, sondern insbesondere auch das ästhetische Erscheinungsbild. Bei<br />

Rauchern gibt es hier jedoch einige Faktoren zu berücksichtigen. Zudem kann der Wunsch, mit dem<br />

sanierten Gebiss endlich das ersehnte Hollywoodlächeln zu bekommen, zum Rauchstopp motivieren.<br />

Text Dr. rer. nat. Dinah Murad, Dr. med. dent. Elisabeth Winter<br />

Fortschreitende Veränderungen<br />

des Parodonts<br />

Die zahlreichen Inhaltsstoffe des Rauches können zur Parodontitis<br />

und Periimplantitis führen und damit Zahnverlust<br />

zur Folge haben. Implantate, die den Unterbau für einen zu<br />

ersetzenden Zahn bilden, gehen bei Rauchern deutlich leichter<br />

verloren. Aber auch wenn auf Implantate verzichtet wird,<br />

können sich die Verhältnisse im Mund durch das Rauchen<br />

weiterhin verändern. Fortschreitende Gingivarezessionen<br />

können Haltezähne im Restgebiss und damit die Stabilität<br />

der Teilprothese und deren Passgenauigkeit beeinträchtigen.<br />

Zudem ist zu berücksichtigen, dass ein zurückweichendes<br />

Zahnfleisch Kronen und Verblendungen nicht mehr ausreichend<br />

umsäumt und im Extremfall Zahnhälse oder die unter<br />

dem Zahnersatz liegenden Konstruktionen sichtbar werden.<br />

Die entstehenden Cavitäten bieten Nischen für Bakterien und<br />

Ablagerungen. Halitosis und weitere Entzündungen der Gingiva<br />

können die Folge sein.<br />

Farbveränderungen berücksichtigen<br />

Im Laufe des Lebens erscheinen Zähne nicht nur bei Rauchern<br />

immer dunkler und gelblicher. Die Dicke des Zahnschmelzes<br />

nimmt ab, das gelbliche Dentin scheint leicht durch. Verfärbungen<br />

aus den unterschiedlichsten Lebens- und Genussmitteln<br />

dringen in die Zahnoberfläche ein und lassen sich auch<br />

durch eine perfekte Zahnpflege kaum vermeiden.<br />

Raucherinnen und Raucher sind<br />

jedoch besonders betroffen<br />

Das Nikotin selbst, aber vor allem die zahlreichen Substanzen<br />

aus dem Kondensat des Tabakrauchs, verfärben die Zahnoberflächen<br />

besonders stark. Diese interkalieren in Plaque und<br />

Pellicle. Den rauchenden Patienten sind die Auswirkungen<br />

auf die Ästhetik durchaus bewusst. Laut einer Studie aus dem<br />

Jahr 2005 1 gaben Raucher deutlich häufiger als Nichtraucher<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


ÄSTHETISCHE ZAHNHEILKUNDE<br />

27<br />

an, Zahnverfärbungen zu haben. Zudem waren sie mit ihrer<br />

Zahnfarbe deutlich unzufriedener.<br />

Die neuen Zahnkronen sollen dann natürlich umso schöner<br />

sein! Dies erschwert die Farbwahl bei Kronen und Zahnersatz.<br />

Da der neue Zahn zum übrigen Gebiss passen sollte, stehen<br />

hier häufig die Wunschvorstellung der Patienten einerseits<br />

und die professionelle Empfehlung des Behandlers andererseits<br />

im Konflikt. Zu berücksichtigen ist ebenfalls, dass auch<br />

die Farben der Zahnersatzmaterialien und Füllungsmateriealien<br />

wie zum Beispiel Komposite sich durch die Ablagerungen<br />

aus dem Tabakrauch verändern, teilweise in anderer Art und<br />

Weise als die verbliebenen eigenen Zähne 2 .<br />

Nebenbei sei bemerkt, dass Tabakrauch auch die Farbe der<br />

Gingiva verändern kann. Bei der Rauchermelanose handelt<br />

es sich um eine verstärkte Pigmentierung oder Verdunkelung<br />

des Ge<strong>web</strong>es. Typischerweise tritt diese Pigmentierung<br />

an der Gingiva der oberen und unteren Frontzähne auf. Das<br />

Ausmaß der Pigmentierung nimmt mit zunehmendem Tabakkonsum<br />

zu und ist bei Frauen häufiger. Sie tritt bei 5 bis<br />

<strong>22</strong> Prozent der Zigaretten- und Pfeifenraucher auf. Es gibt<br />

keine Behandlung für die Rauchermelanose. Allerdings kehrt<br />

das Ge<strong>web</strong>e in der Regel innerhalb von sechs bis 36 Monaten<br />

nach dem Rauchstopp zur normalen Farbe zurück.<br />

Ebenfalls bei Rauchern tritt häufig die schwarze Haarzunge<br />

auf. Diese entsteht bei verstärkten Belägen auf den Zungenpapillen.<br />

Mit dem Tabakkonsum lagern sich die Pigmente aus<br />

dem Rauch in die Beläge der Papillen Pigmente ein, die dann<br />

schwarz erscheinen. Die schwarze Haarzunge ist zwar „symptomfrei“,<br />

kann aber aufgrund des Aussehens und unangenehmen<br />

Mundgeruchs beunruhigend auf die Patienten wirken 3 .<br />

anderen Produkte verfärbten die Zahnoberflächen signifikant<br />

weniger als Zigarettenrauch. Dennoch entstehen auch hierdurch<br />

messbare Diskolorationen 5.<br />

Ob tabakfreie Alternativen gegenüber den E-Zigaretten auf<br />

Tabakbasis weniger Verfärbungen verursachen, ist anzunehmen,<br />

da diese keine braunen Tabakbestandteile enthalten.<br />

Andererseits verursacht auch das Nikotin selbst Verfärbungen.<br />

Untersuchungen hierzu liegen bisher nicht vor. Eine<br />

aktuelle Übersichstarbeit bestätigt zumindest, dass parodontale<br />

Indizes wie Taschentiefe, Plaqueindex und Bleeding on<br />

Probing bei Nichtrauchern und E-Zigarettenverwendern ähnlich<br />

waren, wohingegen die deutlichsten negativen Veränderungen<br />

bei Rauchern zu sehen waren 6 .<br />

Für Raucher, die nach einer Zahnrekonstruktion auf ein Hollywoodlächeln<br />

hoffen, ist dieses grundsätzlich nicht unerreichbar.<br />

Der bessere Behandlungserfolg kann eine große<br />

Motivation bieten, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Der<br />

vollständige Nikotin- beziehungsweise Rauchverzicht ist, wie<br />

bei Parodontitis und Periimplantitis, der Königsweg. Gelingt<br />

dies nicht, könnten rauch- und tabakfreie Produkte zumindest<br />

helfen, möglicherweise die Neubildung von Verfärbungen<br />

der Zähne und Prothesenoberflächen zu kontrollieren.<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Rauchentwöhnung und Umstieg als Optionen<br />

Der Verzicht auf Tabakprodukte oder zumindest die starke<br />

Reduktion des Rauchens gehört bereits zur Parodontalbehandlung.<br />

Da das Rauchen sowohl auf die Stabilität und<br />

Ästhetik von Kronen und Prothesen Einfluss hat, steigert die<br />

Hoffnung auf ein schönes Lächeln die Motivation zum Verzicht.<br />

Dabei stellt sich die Frage, ob die häufig zur Rauchentwöhnung<br />

verwendeten tabakfreien Nikotinprodukte eine<br />

sinnvolle Option im Sinne des Behandlungserfolgs bieten.<br />

In Bezug auf die Schädigungen des Parodonts kann diese<br />

Frage zumindest teilweise bejaht werden, da die Eliminierung<br />

der Verbrennungsprodukte eine deutliche Reduzierung der<br />

Noxen bedeutet.<br />

Bisher beschäftigen sich nur wenige Studien mit den ästhetischen<br />

Auswirkungen von rauchfreien Produkten auf Zähne<br />

und Zahnersatzmaterialien. Immerhin konnten in vitro-<br />

Studien zeigen, dass die Emissionen von Verdampfern oder<br />

Erhitzern deutlich weniger Diskolorierungen auf Dentin und<br />

Schmelz, aber eben auch auf Materialien wie etwa Komposite<br />

verursachen als Zigarettenrauch 4 . Die E-Zigaretten und<br />

Dr. rer. nat. Dinah Murad<br />

Chemikerin & Mikrobiologin<br />

—<br />

med2market<br />

scientific marketing consulting<br />

Milanweg 1 · 72076 Tübingen<br />

E-Mail: murad@med2market.de<br />

www.med2market.de<br />

Dr. med. dent. Elisabeth Winter<br />

Zahnärztin<br />

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E-Mail: lisakinom@gmail.com<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


28 VITAMIN D<br />

© Racool_Studio / freepik<br />

Vitamin D – Zusammenfassung:<br />

Hintergrund, Anwendung und<br />

Ergebnis in der täglichen Praxis<br />

In diesem letzten Teil unserer Vitamin D-Reihe, der auf den Teilen 1 bis 8 aus den Dental Barometerausgaben<br />

3/2020 bis 3/20<strong>22</strong> aufbaut, gibt Dr. med. Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie einen <strong>Gesamt</strong>überblick<br />

für den Einsatz in der täglichen Praxis und beschließt die Reihe mit einem Patientenbeispiel.<br />

Text / Grafiken Dr. Ronald Möbius, M.Sc. Parodontologie<br />

Vitamin D ist lebenswichtig, ein Hormon, ein Nährstoff, ein<br />

biologisches Prinzip, ein elementarer Faktor, eine Grundbedingung<br />

des Lebens und Voraussetzung für einen ausgeglichenen<br />

Knochen- und Kalziumstoffwechsel. 4 Neben seinen<br />

unzähligen Aufgaben erhöht es die Kalziumaufnahme aus<br />

dem Dünndarm. 8 Gemeinsam mit Paratathormon reguliert<br />

Vitamin D den Knochenab- und aufbau und setzt so Kalzium<br />

frei oder bindet es wieder im Knochen. Vitamin D ist für den<br />

Knochenaufbau, Kalziumeinlagerung und Parathormon für<br />

den Knochenabbau und Kalziumfreisetzung notwendig. Die<br />

Schlüsselstellung in diesen Prozessen hat Magnesium. 5<br />

Kalzium ist wasserlöslich und die Resorption durch die fettige<br />

Darmschleimhaut gestaltet sich schwierig. 6 Vitamin D ist ein<br />

fettlösliches Vitamin. Kalzium bindet sich an dieses Vitamin,<br />

wenn es im Darmkanal vorhanden ist. Vitamin D übernimmt<br />

den Transport des wasserlöslichen Kalziums durch die fettige<br />

Darmschleimhaut und erhöht damit die Resorptionsrate. 3<br />

Je nachdem, wieviel Kalzium und Vitamin D gleichzeitig vorhanden<br />

sind, ist die Resorptionsrate entsprechend hoch. Auf<br />

diesen Überlegungen basieren die Empfehlungen Vitamin D<br />

mit Kalzium zusammen zu applizieren. 1 Große Studien haben<br />

gezeigt, dass das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu<br />

versterben dadurch extrem ansteigt. Nachdem das Kalzium<br />

resorbiert ist und sich in der Blutbahn befindet, trennt sich<br />

Vitamin D davon. Aber Kalzium hat keine Flossen und kann<br />

nicht schwimmen. Es bleibt an den Orten, wo es sich befindet<br />

oder mit dem Blut hin transportiert wird liegen und führt dort<br />

zu Verkalkungen und Versteifungen. 7<br />

Vitamin D hat ganz viele Aufgaben. Alle Zellen saugen es<br />

förmlich auf und verbrauchen es. Erst ab einem vorhandenen<br />

Überschuss und einem vorhandenen gleichmäßigen Spiegel<br />

von 60 ng/ml Blut, wird durch Vitamin D die Bildung zweier<br />

Proteine induziert, das Matrix-Gla-Protein und das Bone-Matrix-Protein.<br />

Diese beiden Proteine sind zunächst inaktiv und<br />

werden erst durch Vitamin K2 aktiviert. Das aktivierte Matrix-<br />

Gla-Protein sammelt das Kalzium aus den Arterien und allen<br />

Weichge<strong>web</strong>en wieder ein und transportiert dies zum Knochen.<br />

Das Bone-Matrix-Protein übernimmt das Kalzium und<br />

transportiert es an die Stelle des Knocheneinbaus.<br />

Und genau in diesem Zusammenhang liegt die Ursache,<br />

warum generell in der Vitamin D Applikation auf die Bremse<br />

getreten und vor hohen Applikationen abgeraten wird.<br />

Damit Vitamin D seine volle Wirkung entfalten kann bedarf<br />

es einen gleichmäßig hohen Spiegel von 80 bis 100 ng/ml<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


VITAMIN D<br />

29<br />

und Vitamin D braucht seine Mitstreiter zum Beispiel Vitamin<br />

K2 und Magnesium.<br />

Die Schlüsselstellung für diese Abläufe hat Magnesium. Es ist<br />

erforderlich, damit das passive in das aktive Vitamin D umgewandelt<br />

werden kann. Das aktive Vitamin D sorgt für eine<br />

verbesserte Kalziumaufnahme aus dem Dünndarm. Magnesium<br />

und aktives Vitamin D sind erforderlich, damit die<br />

beiden kalziumtransportierenden Proteine MGP und BMP<br />

gebildet werden können, die dann durch Vitamin K2 aktiviert<br />

werden. Magnesium ist für den Einbau im Knochen erforderlich.<br />

Kalzium macht Ge<strong>web</strong>e und Knochen super hart, fest,<br />

stabil, aber auch unelastisch und bruchanfällig. Magnesium<br />

bringt die Flexibilität, Geschmeidigkeit und Elastizität in das<br />

Ge<strong>web</strong>e. Auch die Schilddrüse und Nebenschilddrüsen benötigen<br />

für ihre Hormonherstellung zum Beispiel Parathormon<br />

und Magnesium. 2<br />

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Hausbau in Auftrag gegeben.<br />

Komplett mit allem, einschließlich Alarm und Sicherheitsfunktionen.<br />

Dann ist Magnesium nur der Schlüssel, um das<br />

Haus zu öffnen. Alles ist da, alles würde funktionieren, aber<br />

ohne Schlüssel kommen Sie nicht hinein und können nichts<br />

anschalten. Im ganzen Körper eines Erwachsenen befinden<br />

sich 25 g, das sind 2 Kaffeelöffel voll Magnesium. Es aktiviert<br />

über 300 Enzyme und ist in fast allen Prozessen involviert. Es<br />

kann nicht gespeichert, muss täglich neu aufgenommen werden<br />

und dies ist reichlich kompliziert.<br />

„So wichtig Vitamin D und die<br />

gesamten Mikronährstoffe auch sind,<br />

entscheidend ist der Bedarf!“<br />

Stellen Sie sich einen 80ig-Jährigen vor, der schon 20 Jahre<br />

im Rollstuhl sitzt und Sie bitten ihn er solle Liegestütze<br />

machen. Nichts wird passieren! Es ist jetzt auch völlig egal, ob<br />

er Vitamine, Mineralien, Eiweiß Spurenelemente einnimmt,<br />

so wird er keine Liegestütze schaffen. Er muss anfangen<br />

zu trainieren, das ist das Entscheidende. Dann wird er auch<br />

irgendwann einen Liegestütz schaffen. Sobald er erst den<br />

ersten geschafft hat, werden weitere möglich sein. Parallel die<br />

richtigen Mikronährstoffe, dann lässt sich der Muskel umso<br />

wirksamer trainieren. Der Bedarf, die Bewegung, das Training<br />

ist das Entscheidende nicht die Mikronährstoffe. Aber Training<br />

ohne die richtigen Mikronährstoffe wird auf Dauer auch nicht<br />

funktionieren.<br />

Wenn Sie Knochen in der Erde vergraben, wird er dort ewig<br />

liegen bleiben. Es gibt keine Mikroorganismen, die Knochen<br />

abbauen. Das ist der große Denkfehler in der Parodontologie.<br />

Alle Therapievarianten lassen sich auf Entzündungsreduktion<br />

reduzieren. Aber Entzündungen werden ausgelöst durch Mikroorganismen<br />

und diese bauen keinen Knochen ab. Es sind<br />

also unterschiedliche Prozesse, Entzündung und Knochenabbau<br />

mit unterschiedlichen Ursachen und unterschiedlichen<br />

Therapien.<br />

Die lokale PA-Therapie an Zähnen (Dental Barometer 1/<strong>22</strong>)<br />

und die lokale Periimplantitistherapie (Dental Barometer<br />

2/20<strong>22</strong>) beschreiben dies. Die PA- und Periimplantitistherapie<br />

gehören in die Schublade, - was muss ich als Arzt tun damit<br />

der kranke Patient krank alt wird, welches Medikament, Hilfsmittel,<br />

Therapie, welche OP. Es wird nicht die Ursache zu dieser<br />

Erkrankung beseitigt, sondern es werden die Symptome<br />

therapiert. Folglich wird der Patient immer wieder Sorgen<br />

haben und unsere ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Wir<br />

empfehlen unseren Patienten ein ¼ jährliches Recall.<br />

Die Zähne/Implantate werden locker, weil der Knochenstoffwechsel<br />

negativ ist. Es wird mehr Knochen abgebaut als aufgebaut.<br />

Es handelt sich um körpereigene immunologische<br />

Prozesse, die viele Ursachen haben können. In der Regel ist es<br />

einfach ein untrainierter, fauler, nicht angekurbelter Knochenstoffwechsel,<br />

der Alterungsprozess.<br />

Es ist nicht so, dass die Osteoklasten immer aktiver werden,<br />

sondern in der Regel lässt die Funktion der Osteoblasten nach.<br />

Das Ge<strong>web</strong>e wird nicht immer schneller abgebaut, sondern<br />

der Aufbau schwächelt. Es ist nur das Symptom, das wir<br />

bewerten zu viel Knochenabbau, aber real schwächelt der<br />

Knochenaufbau. In der vorher erwähnten lokalen Therapie<br />

des Knochenstoffwechsels wird durch lokale Kollagenase-<br />

Hemmung der Knochenabbau soweit runtergebremst, dass er<br />

wieder im Gleichgewicht zu den viel zu inaktiven Knochenaufbau<br />

kommt. Jetzt ist Knochenaufbau wieder gleich Knochenabbau<br />

und der Knochenstoffwechsel ist ausgeglichen,<br />

aber alles auf sehr niedrigem Niveau.<br />

Viel schöner würde es funktionieren, den Knochenabbau so<br />

aktiv zu lassen, wie er individuell ist und den Knochenaufbau<br />

wieder anzukurbeln. Anatomie und Funktion passen sich an.<br />

Ein Muskel, der belastet wird, wird größer und stärker. Auch<br />

Knochen, der belastet wird, reagiert so (Dental Barometer<br />

1/2020 Basiswissen Knochenstoffwechsel).<br />

Es gibt nur einen Knochenstoffwechsel, nicht einen für die<br />

Wirbelsäule, einen für die Knie, einen für das Parodontium,<br />

usw., nein nur Einen. Parodontitis ist somit nur die zahnärztliche<br />

Bezeichnung eines insgesamt negativen Knochenstoffwechsels.<br />

Folglich macht es auch für uns Zahnärzte Sinn,<br />

generell den Knochenstoffwechsel anzukurbeln und somit<br />

indirekt das Parodontium auszuheilen.<br />

Knochen hat nicht nur Halte- und Stützfunktionen, sondern<br />

übernimmt auch einen wichtigen Part in der Versorgung der<br />

Gelenke, Sehnen und Kapseln, die keinen eigenen Stoffwechsel<br />

haben und nur über Diffusion und Penetration aus<br />

den umgebenden Ge<strong>web</strong>en ernährt werden. Jede Zelle des<br />

Blutsystems, Immunsystems, selbst Tumorkillerzellen kommen<br />

aus dem Knochen. Ein funktionierender Knochenstoffwechsel<br />

verhindert Parodontitis, Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt,<br />

Schlaganfall, Arteriosklerose, Nierensteine, Gallensteine,<br />

Demenz, Diabetes und vieles mehr. Der nicht funktionierende<br />

Knochenstoffwechsel und das selbst verschuldete Kalzium-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


30 VITAMIN D<br />

paradoxon, zu viel Kalzium, wo es nicht hingehört (Arterien,<br />

Weichge<strong>web</strong>e) und zu wenig Kalzium, wo es benötigt wird<br />

(Zähne, Knochen), ist hier die wesentliche Ursache. (Dental<br />

Barometer Vitamin D Serie Teil 5.3, 4/21; Teil 7 1/<strong>22</strong>). Aus diesem<br />

gesamten Zusammenhang ist vor PA-Therapie eine entsprechende<br />

Diagnostik erforderlich, die alle zwei Jahre wiederholt<br />

werden sollte und neben der klinischen Untersuchung<br />

den aMMP8-Test, Vitamin D3 Test und die digitale Taschenmessung<br />

beinhaltet. Leider ist die neu aufgestellte PAR-Richtlinie<br />

ein völliges Hindernis. Es wird ein Zeitfenster von circa 4<br />

Wochen vorgegeben. In dieser Zeit lassen sich nur Entzündungen,<br />

aber nicht der Knochenstoffwechsel therapieren. Es<br />

wurde außer Acht gelassen, dass eine Parodontitis immer die<br />

Kombination Entzündung und Knochenabbau bedeutet. Es ist<br />

völlig sinnlos nur die Entzündungen zu therapieren!<br />

Seit über 100 Jahren weiß man: Das Milieu bestimmt die<br />

Keime und nicht umgekehrt. Verändere ich durch die Entzündungsreduktion<br />

nur die Qualität und Quantität der Mikroorganismen<br />

belasse aber das Milieu, wird sich die vorherige zum<br />

Milieu passende Mikroflora wieder einstellen. Nur durch die<br />

Therapie von Entzündung und Knochenstoffwechsel erreiche<br />

ich einen permanenten Erfolg. Wenn es nun noch gelingt,<br />

den Patienten zu einem ausgeglichenen Knochenstoffwechsel<br />

zu motivieren, werden sich viele Probleme für den Patienten<br />

von allein lösen und dass nicht nur am Parodontium. Mit der<br />

direkten lokalen Therapie des Knochenstoffwechsels werden<br />

die Osteoklasten inaktiviert und die Osteoblasten aktiviert.<br />

Die Knochentaschen schließen sich und die Knochenqualität<br />

wird besser. Durch die kleiner werdenden Zahnfleischtaschen<br />

verändert sich das Milieu von anaerob zu aerob. Und somit<br />

verändern sich auch die Mikroorganismen.<br />

In der ersten Sitzung erfolgt die gemeinsame Auswertung<br />

der Daten und ein Beratungsgespräch zur lokalen und systemischen<br />

Therapie des Knochenstoffwechsels. Die Patientin<br />

hat ein generelles Problem mit ihrem Knochenstoffwechsel<br />

und dieses liegt nicht in der Mund und Zahnpflege. Es werden<br />

in einem einstündigen Beratungsgespräch die Ursachen<br />

erklärt und sie erhält einen „Fahrplan“, der aufzeigt, was<br />

sie genau in Ihrem Leben ändern sollte, einschließlich einem<br />

Ernährungsplan für die erforderlichen Mikronährstoffe mit<br />

Dosisanleitung, Einnahmezeitpunkt und Bezugsquellen.<br />

Anfangsdiagnostik<br />

• Vitamin D3: 13 ng/ml<br />

• aMMP8: 112,98 ng/ml<br />

• Ø Taschentiefe: 7,13<br />

• tiefste Tasche: 10 mm<br />

• 26 Zähne tiefer als 5 mm<br />

Unterstützt wird diese mikrobielle Umgestaltung durch die<br />

Anwendung von effektiven Mikroorganismen. Die Entzündungsreduktion<br />

sollte nicht durch Keimtötung, Antiseptika,<br />

Antibiotika usw. erfolgen, da dies zusätzlich die Immunabwehr<br />

zur Kadaverbeseitigung aktiviert und dadurch der Ge<strong>web</strong>eabbau<br />

aktiviert wird. Ziel ist es aber, Ge<strong>web</strong>e aufzubauen! Aus<br />

diesem Grunde erfolgt die Therapie der parodontalen Entzündung<br />

nicht durch Verringerung der Anzahl der Mikroorganismen,<br />

sondern durch Umgestaltung in der Zusammensetzung<br />

der Mikroorganismen.<br />

Patientenbeispiel<br />

Eine 35 Jahre alte Frau hat 2 Kinder, 6 und 4 Jahre. Sie geht<br />

regelmäßig seit über 10 Jahren halbjährlich zur Professionellen<br />

Zahnreinigung in Ihre Praxis. Die Zahnpflege ist optimal,<br />

keine Karies aber die Zahnfleischtaschen werden ständig tiefer.<br />

Indessen besteht eine ausgeprägte generelle Zahnlockerung.<br />

Sie hat keine akuten Entzündungen, raucht circa 20<br />

Zigaretten/Tag, nimmt orale Kontrazeptiva und gelegentlich<br />

Schmerzmittel ASS, Ibu. Die Praxis überweist uns die Patientin.<br />

Es erfolgt die Anfangsdiagnostik mit aMMP8, Vitamin D3<br />

Testung, digitaler Taschenmessung.<br />

Abschluss Diagnostik nach 10<br />

Monaten Therapiezeit<br />

Im Durchschnitt rechnen wir mit 3 bis 4 mm Taschenreduktion<br />

in den ersten 10 Monaten und dann mit 2 mm für jedes<br />

nachfolgende Jahr.<br />

Dass diese Patientin so gut auf die Therapie angesprochen<br />

hat, liegt an der extrem guten Mitarbeit für ihren systemischen<br />

Knochenstoffwechsel, der zusätzlichen Osteoblasten-<br />

Aktivierung und ihrem Alter. Der Kollagenase-Hemmer blockiert<br />

die Osteoklasten, egal wodurch diese aktiviert wurden.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


VITAMIN D<br />

31<br />

Die Patientin ist in den 10 Monaten der Therapie jeden<br />

Monat zur professionellen Zahnreinigung mit nachfolgender<br />

subgingivaler Therapie und Therapie zur Kollagenase-<br />

Hemmung in die Praxis gekommen. Sie raucht nach wie vor,<br />

hat ihr Leben umgestellt (Laufen, Atmen, Trinken Säure und<br />

Base, EM + Mikronährstoffe für Knochenstoffwechsel).<br />

Abschlussdiagnostik<br />

• Vitamin D3: 92 ng/ml<br />

• aMMP8: Bellow 10 ng/ml<br />

• Ø Taschentiefe: 3,09<br />

• tiefste Tasche: 5 mm<br />

• 5 Zähne mit 5 mm<br />

Ist der aMMP8 höher als 20, Vitamin D3 tiefer als 40 ng/ml<br />

oder noch einzelne Taschen tiefer als 4 mm geht der Patient<br />

in ein 2-monatiges Recall sonst in ein 3-monatiges. Das Recall<br />

Intervall wird alle 2 Jahre neu festgesetzt.<br />

Weitere Informationen unter www.moebius-dental.de oder<br />

bei Fortbildungen, zum Beispiel bei der Landeszahnärztekammer<br />

Sachsen (Kontakt: anders@lzk-sachsen.de) oder Zahnärztekammer<br />

Sachsen-Anhalt (Kontakt: wiedmann@zahnaerztekammer-sah.de)<br />

Dr. Ronald Möbius<br />

Fachzahnarzt, M.Sc. Parodontologie<br />

—<br />

Bergstraße 1c · 19412 Brüel<br />

Fax: +49 38483 31 539<br />

E-Mail: info@moebius-dental.de<br />

www.moebius-dental.de<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

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32 RAUCHENTWÖHNUNG IN DER ZAHNARZTPRAXIS<br />

Patientenorientiertes Präventionskonzept zur<br />

Rauchentwöhnung in der Zahnarztpraxis<br />

Endlich rauchfrei: Das Thema Rauchentwöhnung ist ein sensibles Thema im Umgang mit dem Patienten. Die<br />

seit Juli 2021 geltende neue PAR-Richtlinie bietet jedoch einen guten Einstieg. Im folgenden Artikel beschreibt<br />

Dentalhygienikerin Annette Brockmann aus der Praxis Dr. Uwe Runge ihr patientenorientiertes Präventionskonzept.<br />

Text Annette Brockmann<br />

Bereits bei der Aufnahme des PAR-Status Blatt 1 sprechen wir den Patienten<br />

mit der Frage nach dem Rauchkonsum an. Hier bietet sich ein guter<br />

Ansatzpunkt, um die Zusammenhänge zwischen Rauchverhalten und<br />

Parodontitis kurz anzusprechen. Der Patient ist damit im Thema. Spätestens<br />

im Aufklärungs- und Therapiegespräch (ATG) wird dem Patienten,<br />

der mehr als 10 Zigaretten pro Tag als Konsum angegeben hat, mit der<br />

Einteilung beim Grading klar, dass Rauchen die parodontale Gesundheit<br />

nachhaltig beeinflusst.<br />

Die Erläuterung über den nicht objektiven BOP gerade beim<br />

starken Raucher, der eine fortgeschrittene Parodontitis hat,<br />

bietet neue Wege, um den Patienten für das Thema Rauchentwöhnung<br />

& Rauchstop zu sensibilisieren. Sind bereits Melanosen<br />

und/oder Leukoplakien in der Mundhöhle vorhanden,<br />

öffnen sich auch hier neue Wege zur Patientenaufklärung. Eine<br />

sorgfältige Inspektion der gesamten Mundhöhle auch im Hinblick<br />

auf Prävention von Mundhöhlenkarzinom ist unumgänglich.<br />

Für jede ZMP oder DH sollte die Schleimhaut- und Zungendiagnostik<br />

immer Bestandteil jeder Sitzung sein.<br />

Auch bei rauchenden Patienten, die aufgrund der Zahnstruktur<br />

wegen starken extrinsischen Verfärbungen häufig zur PZR<br />

kommen, bieten sich gute Ansatzpunkte, um Rauchstop zu<br />

thematisieren. Hier ist jedoch ein besonders sensibler Ansatz<br />

notwendig, denn nicht jeder möchte mit dem Rauchen aufhören.<br />

Für viele Raucher bedeutet es ein Stück Lebensqualität<br />

- sie rauchen gerne. Diskutiert wird momentan die THR<br />

Tobacco Harm Reduction in der Zahnmedizin. Verstanden<br />

wird es als Strategie zur Verringerung von Gesundheitsrisiken<br />

in Verbindung mit Tabakprodukten. Damit soll Patienten,<br />

denen der vollkommene Verzicht auf Nikotin nicht realisierbar<br />

erscheint, der stufenweise Ausstieg ermöglicht werden.<br />

Die Produkte<br />

E-Zigaretten, tabakfreier Nikotinbeutel, Kautabak oder Tabakerhitzer<br />

haben deutlich geringere Schadstoffe, da die Tabakverbrennung<br />

wegfällt. Es gibt eine sehr gute, informative Broschüre<br />

der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:<br />

Ja, ich werde rauchfrei. Wir geben diese unseren Patienten,<br />

die sich zum Rauchstop motivieren lassen, an die Hand. Die<br />

Broschüre können Sie kostenfrei auf der folgenden Seite herunterladen:<br />

www.rauchfrei-info.de/informieren. Ferner erläutern<br />

wir die Angebote der Krankenkassen zur Rauchentwöhnung<br />

sowie das große Angebot an alternativen Methoden<br />

zum Rauchentzug: Raucherentwöhnung durch Hypnose &<br />

Akupunktur als sanfter Weg hin zum Leben ohne Zigaretten.<br />

Nikotinersatztherapie: Aufhören<br />

ohne Entzugserscheinungen<br />

Ob sofortiger Rauchstopp oder langsame Entwöhnung - bei<br />

der Nikotinersatztherapie verzichtet man auf Zigaretten. Der<br />

Körper wird aber weiterhin mit Nikotin versorgt. Dadurch gibt<br />

es weniger Entzugserscheinungen und der Verzicht fällt leichter.<br />

Es gibt verschiedene Therapeutika:<br />

Nikotinpflaster: Dieses Pflaster wird auf die Haut geklebt.<br />

Dort gibt es eine stetige Dosis Nikotin über den Tag verteilt<br />

ab. Nach und nach wird die Dosis durch Verwendung geringer<br />

dosierter Nikotinpflaster reduziert.<br />

Nikotinkaugummi: Man greift immer dann zu Nikotinkaugummi,<br />

wenn das Verlangen nach einer Zigarette oder Entzugserscheinungen<br />

verspürt werden. Auch hier sollte die<br />

Menge allmählich reduziert werden.<br />

Nikotinspray: Wird in den Mund gesprüht und lindert akutes<br />

Rauchverlangen.<br />

Nikotin-Inhaler: Ein sogenannter Nikotin-Inhaler ist vor<br />

allem für Raucher geeignet, denen es schwerfällt, ihre Rauchgewohnheiten,<br />

wie das „Hand-zum-Mund-Führen”, aufzugeben.<br />

Zudem entfallen die unzähligen Schadstoffe aus der<br />

Zigarette, da lediglich das verdunstete Nikotin inhaliert wird.<br />

Nikotin Lutschtabletten: Sie setzen schon nach kurzer Zeit<br />

Nikotin frei, das über die Mundschleimhaut aufgenommen wird.<br />

Auch eine Kombination der unterschiedlichen Darreichungsformen<br />

und Produkte ist möglich. Nikotinpflaster als Basis in<br />

Verbindung mit Akuthilfe eignet sich zum Beispiel für starke<br />

Raucher, die mit dem Rauchstop bisher erfolglos waren.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


RAUCHENTWÖHNUNG IN DER ZAHNARZTPRAXIS<br />

33<br />

Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Fall und die Gesundheit<br />

verbessert sich bereits nach kurzer Zeit. Die neuen PA-Richtlinien<br />

bieten uns Raum für Motivation und Unterstützung zum<br />

Thema Rauchentwöhnung.<br />

Wir dokumentieren die Veränderung der oralen Situation in<br />

allen Phasen durch intraorale Aufnahmen. Wir informieren<br />

über die Vorteile des Rauchstopps. Ich versuche mit guten<br />

Argumenten der American Cancer Society den Patienten zu<br />

erreichen. Oft reichen zwei bis drei, um ihn wenigstens zum<br />

Nachdenken zu motivieren.<br />

Von ZDF heute gibt es eine<br />

anschauliche Doku im Netz,<br />

wie sich der Körper nach<br />

dem Rauchstop erholt.<br />

Scannen Sie zum Anschauen<br />

den QR-Code.<br />

Grafik: © ikatod - freepik.com<br />

… sich schon 8 Stunden<br />

nach der letzten Zigarette<br />

das Kohlenmonoxid in den<br />

Blutbahnen verflüchtigt<br />

und dem Sauerstoff Platz<br />

gemacht hat?<br />

Wussten Sie, dass…<br />

… sich schon 20 Minuten<br />

nach der letzten Zigarette<br />

die Herzfrequenz und die<br />

Körpertemperatur derjenigen<br />

des Nichtrauchers<br />

angleicht?<br />

… sich schon 3 Monate nach<br />

dem Rauchstopp die Blutzirkulation<br />

wieder verbessert<br />

und sich die Lungenkapazität<br />

in dieser Zeit bis zu<br />

30 Prozent erhöhen kann?<br />

… sich schon 3 Tage<br />

nach dem Rauchstopp<br />

die Atmung merklich<br />

verbessert?<br />

… schon 2 Jahre nach dem<br />

Rauchstopp das Herzinfarktrisiko<br />

auf fast normale Werte<br />

absinken kann?<br />

… schon 1 Jahr nach dem<br />

Rauchstopp das Risiko von<br />

Erkrankungen der Herzgefässe<br />

halb so gross wird?<br />

Quelle: American Cancer Society<br />

… sich schon 2 Tage nach<br />

dem Rauchstopp der<br />

Geruch- und Geschmackssinn<br />

verfeinert?<br />

… schon 9 Monate nach dem<br />

Rauchstopp das Ende des<br />

Raucherhustens erwartet<br />

werden kann?<br />

… schon 5 Jahre nach dem<br />

Rauchstopp das Risiko von<br />

Mundhöhlenkrebs auf die<br />

Hälfte reduziert ist?<br />

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist der kosmetische.<br />

Viele Patienten erwägen nach der PZR – wenn auch oft nur<br />

kurz zu diesem Zeitpunkt – mit dem Rauchen aufzuhören oder<br />

es zumindest zu reduzieren. Auch hier kann man ansetzen…<br />

Es gibt viele Wege – Nutzen wir die Chancen, unseren Patienten<br />

durch ausführliche Information diese Wege zu zeigen.<br />

Annette Brockmann<br />

Dentalhygienikerin<br />

—<br />

Praxis Dr. Uwe Runge<br />

Rheinstr. 27 · 64283 Darmstadt<br />

sowie<br />

Praxis Fritsch, Fleischer & Kollegen<br />

Kiesstr. 62 · 64283 Darmstadt<br />

E-Mail: an.brockmann@<strong>web</strong>.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


34<br />

KOMMUNIKATION<br />

9<br />

Bildunterschrift<br />

Denkfehler und Scheinargumente Teil 2<br />

Im ersten Teil seiner Artikelreihe zu Denkfehlern und Scheinargumenten in der zahnärztlichen Praxis<br />

beschrieb Dr. Dr. Bert L. Karl „typische“ Denkfehler und gab Tipps, wie man es trainieren kann, dass man<br />

diese vermeidet. Im nun vorliegenden zweiten und letzten Teil beschreibt er „allgemeine“ Denkfehler<br />

und zeigt klassische Scheinargumente, welche Ihnen sicher auch häufiger in der Praxis begegnen.<br />

Text Dr. Dr. Bert L. Karl Grafiken slidesgo - de.freepik.com<br />

2. ALLGEMEINE DENKFEHLER<br />

Grundlegende psychologische Theorien liefern die Erklärung<br />

für zwei ganz allgemeine und umfassende Fehleinschätzungen<br />

bzw. Verzerrungen:<br />

2.1. Attributionsfehler<br />

Attributionstheorien 3 erklären, wie unser Gehirn ständig,<br />

automatisch und unbewusst sowohl dem eigenen wie auch<br />

dem fremden Verhalten Ursachen zuschreibt; es attribuiert:<br />

entweder extern (ursächlich sind äußere Umstände) oder<br />

intern (Ursache liegt im Wesen, in der Persönlichkeit des<br />

Betreffenden). Typischerweise werden für die eigene Person<br />

Missgeschicke extern und Erfolge intern attribuiert, eine<br />

selbstwertdienliche Attributionsverzerrung.<br />

Eine Wurzelbehandlung misslingt – der Zahnarzt denkt unwillkürlich:<br />

na klar, die Mundöffnung war stark eingeschränkt,<br />

die Kanäle extrem gekrümmt, der Patient ungeduldig, die Zeit<br />

nicht ausreichend usw. – Bei einer erfolgreichen Behandlung<br />

klopft er sich hingegen selbst auf die Schulter: Er ist eben<br />

ein Genie, er hat es immer gewusst. Ich gehe mit meinem<br />

Nachbarn die Treppe hinunter, auf den ersten Stufen stolpert<br />

er („Er wird eben langsam alt und tatterig“). Ein paar Stufen<br />

weiter unten stolpere ich selbst („Der Bodenbelag ist kriminell<br />

rutschig“).<br />

Praktische Anwendung: man spiele je nach Bedarf mit interner<br />

und externer Attribution. Der Patient hat kerngesunde<br />

Zähne (also lobe ihn, denn er ist gesundheitsbewusst und hat<br />

toll geputzt) – der Patient hat viele kariöse Zähne (dafür kann<br />

er nichts, die Eltern haben ihn mit Süßwaren gefüttert). – Die<br />

Azubine hat die Prüfung bestanden (sie ist eben ganz toll). Sie<br />

ist leider durchgefallen (es war unverschämt schwer, und die<br />

Lehrer können sie nicht leiden). – Allgemein erhöhen Attributionsfehler<br />

also das Selbstwertgefühl. Auch in Gutachten<br />

habe ich manchmal versucht, ein Hintertürchen für externe<br />

Attribution offenzulassen: Natürlich gab es Hygienedefizite,<br />

aber die Tasche ist im distalen Seitenzahnbereich und<br />

erschwert zugänglich… Wenn jemand ein Problem hat, dann<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


KOMMUNIKATION<br />

35<br />

sollte man ihm nicht unbedingt vermitteln, dass er auch noch<br />

ganz allein selbst schuld daran ist – wenn man gut mit ihm<br />

auskommen will.<br />

2.2. Kognitive Dissonanz<br />

Die Erklärung für unverständliches Verhalten liegt oft in der<br />

„Theorie der kognitiven Dissonanz“ 3 , welche für die Sozialpsychologie<br />

grundlegend ist. Menschen verspüren immer<br />

dann – unbewusst! - kognitive Dissonanz (ein sehr unangenehmes<br />

Gefühl), wenn sie etwas tun, was sie eigentlich nicht<br />

tun sollten. Ich rauche, obwohl ich eigentlich weiß, wie ungesund<br />

das ist. Das Gehirn reduziert nun ganz unbewusst diese<br />

Dissonanz, indem die Kognition verändert wird, in typischer<br />

Weise: durch Umdeuten/Bagatellisieren der dissonanten Kognitionen<br />

– Rauchen ist gar nicht so schlimm, da wird viel übertrieben<br />

und die Gefahr gilt vielleicht für andere (aber nicht<br />

für mich). Durch Hinzufügen konsonanter Kognitionen: Das<br />

Rauchen nützt sogar meiner Gesundheit, weil ich dadurch<br />

entspanne. Durch gezielte Bevorzugung bestätigender Informationen,<br />

siehe „Confirmation Bias“ und/oder durch anekdotische<br />

Evidenz: „Altkanzler Schmidt hat geraucht wie ein<br />

Schlot und ist uralt geworden.“<br />

Solche Kognitionsänderungen wirken oft ausgesprochen<br />

seltsam: Eigentlich ganz vernünftige Menschen geben abenteuerliche<br />

Begründungen für ihre Corona-Impfverweigerung.<br />

Anfangs hatten sie – nachvollziehbar – Vorbehalte gegen die<br />

Impfung. Wenn sie sich jetzt doch impfen lassen, würden sie<br />

implizit zugeben, damals einen Fehler gemacht zu haben –<br />

das bedeutet Dissonanz. So bleiben Menschen sehr gerne bei<br />

ihren Anfangsentscheidungen, auch wenn sich diese zunehmend<br />

als grob fehlerhaft herausstellen. Man denke an Personal-<br />

oder Investitionsentscheidungen in der Zahnarztpraxis,<br />

an Partnerbeziehungen usw. Und diese Leute reagieren<br />

gereizt bis aggressiv, wenn Mitmenschen kopfschüttelnd die<br />

haarsträubenden Begründungen anzweifeln.<br />

Kognitionsänderungen beobachtet man besonders häufig,<br />

wenn Menschen erhebliche Anstrengungen unternommen<br />

haben. Die Kursteilnehmer beurteilen Seminare besonders<br />

positiv, wenn die Anfahrt sehr weit war. Wenn sie viel<br />

Mühe und Kosten für eine Fortbildung investiert haben und<br />

hinterher das Seminar eigentlich für nutzlos ansehen würden<br />

– dann entstünde Dissonanz (der ganze Aufwand wäre<br />

umsonst gewesen). Also suggeriert ihnen ihr eigenes Gehirn<br />

unbewusst: Es war ganz toll.<br />

Zwecks Dissonanzreduktion wird sozusagen die Kausalität<br />

umgekehrt: Eigentlich soll ich es tun, weil ich es für gut halte.<br />

Jetzt aber halte ich es für gut, weil ich es getan habe. Hat man<br />

den Mechanismus einmal begriffen, werden die oft eigenartigen<br />

Begründungen unserer Mitmenschen für deren Tun auf<br />

einmal erklärlich.<br />

Und jetzt analysieren wir einmal unser eigenes Denken: Wie<br />

und wo haben wir uns seltsame Kognitionen zwecks Dissonanzreduktion<br />

gebastelt?<br />

3. SCHEINARGUMENTE<br />

„Eristische Dialektik“ (keine Angst vor dem sperrigen Titel) –<br />

so lautet die Überschrift eines sehr lesenswerten Traktats des<br />

berühmten Philosophen Schopenhauer 19 und im Untertitel<br />

wird es gleich erklärt: die Kunst, Recht zu behalten.<br />

Nur theoretisch erfolgt Überzeugung durch Vorbringen lupenreiner<br />

logischer Sachargumente – das ist viel zu kompliziert »<br />

durimplant_drittelQ_Recall_april2018.pdf 1 13.04.2018 10:48:30<br />

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36 KOMMUNIKATION<br />

(welcher Laie versteht schon zahnmedizinische Fach-Aussagen?),<br />

viel zu zeitraubend und schon Julius Caesar schrieb:<br />

Die Menschen wollen nicht nachdenken, sondern glauben.<br />

Also gebraucht man − wie in jeder Fernseh-Diskussionsrunde<br />

erkennbar – vielfach sogenannte „Schein-Argumente“:<br />

Diese sind streng genommen nicht logisch, aber kurz und<br />

psychologisch wirksam. Es gibt viele Scheinargumente, die<br />

seit der Antike bekannt sind − Aristoteles 2 − und daher lateinische<br />

Namen haben – hier sei nur eine kleine Auswahl aufgelistet:<br />

Ignoratio elenchi: wörtlich „Unkenntnis der Widerlegung“.<br />

Man beantwortet nicht die Frage, sondern spricht<br />

(gut getarnt) über etwas ganz anderes: „Wie weit sind Sie<br />

mit dem Behandlungsplan für Frau X?“ – „Der HKP X ist in<br />

Arbeit. Aber Probleme gibt es mit dem HKP Y, bitte sehen Sie<br />

sich das einmal an: Die Regelversorgung ist hier wohl ganz<br />

anders, und außerdem…“ Am besten folgt jetzt ein Wortschwall<br />

und die Mitarbeiterin hat gute Chancen, dass der<br />

gestrenge Herr Doktor seine Ausgangsfrage inzwischen vergessen<br />

hat und nur noch über Y nachdenkt.<br />

Argumentum ad antiquitatem: Das sehr beliebte Traditionsargument<br />

9 . „Das haben wir schon immer so gemacht.“<br />

Damit ist weder bewiesen, dass es bisher wirklich zwingende<br />

Gründe dafür gab – und erst recht nicht, dass es nicht mittlerweile<br />

bessere Lösungen geben könnte. Dieses Totschlagargument<br />

wird oft getarnt in etwas anderen Formulierungen:<br />

„Sicherheit statt Risiko“ – „Beim Bewährten bleiben“. So werden<br />

Teammitglieder – und nicht selten auch Praxisinhaber – oft<br />

„argumentieren“, wenn Neuerungen zur Diskussion stehen.<br />

Argumentum ad verecundiam: Der Appell an die Ehrfurcht.<br />

Häufig führt man seinen „Beweis“ unter Berufung auf<br />

irgendeine hochgeehrte Autorität: „Das hat Goethe/Einstein/<br />

Mutter Theresa gesagt.“ Was natürlich gar nichts beweist.<br />

Aber sehr wirksam ist. Oft besteht die Autorität auch aus<br />

einem allgemeinen positiven Begriff: „Folgen wir meinem<br />

Vorschlag, denn das wäre demokratisch.“ Das funktioniert<br />

fast noch besser im negativen Sinne – die gegnerische These<br />

wird mit einem einzigen rasiermesserscharfen Wort vernichtet:<br />

„Das ist Kommunismus!“ Oder: Faschismus, Sexismus,<br />

Rassismus etc.<br />

Warum komplizierte zahnmedizinische Erläuterungen, die<br />

der Laie sowieso nicht versteht? „Die zahnärztliche Wissenschaft<br />

hat bewiesen, dass…“ – so ist es einfacher, und es<br />

geht schneller.<br />

Petitio principii: Der Zirkelschluss - Behauptung und Begründung<br />

sind gleich. In plumper Form 9 fällt der Fehler auf: „Ethik<br />

ist das, was ethisch ist.“ Geschickter ist es, bei der Begründung<br />

etwas andere, aber gleich bedeutende Worte (Synonyme)<br />

zu gebrauchen: „Vollkeramikkronen sind sehr gut, weil<br />

sie hochwertig sind.“ Man achte einmal darauf, wie selten<br />

Politiker ordentliche Begründungen liefern und wie oft sie nur<br />

mit anderen Worten ihre These wiederholen: „Sie können mir<br />

vertrauen, denn ich bin zuverlässig.“ Und beim Zahnarzt zum<br />

Beispiel: „Implantate sind sehr empfehlenswert, weil Implantate<br />

eigentlich keine Nachteile haben.“ Die einfachste Petitio<br />

principii ist das Totschlagargument „Isso“, also: „Es ist so,<br />

weil es so ist.“<br />

Concessio: eigentlich ein rhetorisches Stilmittel. Der gegnerische<br />

Einwand wird akzeptiert, aber im selben Atemzug durch<br />

ein angeblich noch stärkeres eigenes Argument entkräftet.<br />

„Zugegeben, eine Vollkeramik-Krone ist teuer – aber dafür<br />

bekommen Sie eine sehr hochwertige Versorgung.“ Das Eingehen<br />

auf Gegenargumente wirkt unparteiisch und objektiv 9 .<br />

Argumentum ad iudicium: die sogenannte Evidenz-Technik<br />

mit Appell an den vermeintlichen gesunden Menschenverstand:<br />

„Zweifellos/ganz offensichtlich/selbstverständlich<br />

ist eine Keramikkrone besser.“ Eine nähere Begründung ist<br />

also angeblich ganz überflüssig. „Jedes Kind/jeder vernünftige<br />

Mensch sieht sofort, dass…“<br />

Argumentum ab utili: was für den Zuhörer nützlich ist.<br />

Das wirksamste Scheinargument. Es geht nicht um richtig/<br />

falsch, sondern um Profit – zeige dem anderen, dass dein<br />

Vorschlag seinen Interessen entspricht. „Wenn wir den Zahn<br />

jetzt überkronen, sparen Sie langfristig viel Geld.“ Erkläre den<br />

Leuten, dass bei konsequenter Klimaschutz-Politik das Leben<br />

wesentlich teurer wird – und schon ist ihre Begeisterung für<br />

Klimaschutz stark reduziert. Der Geldbeutel besiegt allemal<br />

die Wahrheit.<br />

Argumentum ab exemplo: Ein Beispiel (oder Gegenbeispiel)<br />

wird verallgemeinert. „Zucker kann nicht so schädlich<br />

sein: Mein Mann isst haufenweise Schokolade und hat ausgezeichnete<br />

Zähne.“ – „Die alte Krone links oben hat sich doch<br />

prima bewährt, also überkronen wir jetzt auch den rechten<br />

unteren Eckzahn.“ – „Der Bäckermeister X hat auch kein Abitur<br />

und ist doch steinreich geworden.“ Wenn man nur etwas<br />

nachdenkt, findet man für alles irgendein unbestreitbares<br />

Beispiel, und kann also alles „beweisen“.<br />

Falsches Dilemma 21 : sehr häufig in Verkaufsgesprächen.<br />

Das Schema lautet: Es gibt die Möglichkeiten A oder B. A<br />

ist nachteilig, also muss B gelten. „Entweder Prothese oder<br />

Implantate. Eine Prothese ist nicht komfortabel, also machen<br />

wir Implantate.“ Verschwiegen wird dabei, dass es keineswegs<br />

nur die Alternative „A oder B“ geben muss, es könnte<br />

auch C oder D möglich sein. Also eventuell weder Prothese<br />

noch Implantate, sondern vielleicht Freiendbrücke oder gar<br />

kein Zahnersatz (weil zunächst Vorbehandlung). Das „falsche<br />

Dilemma“ ist beliebt und wirksam, weil hier scheinbar mehrere<br />

Möglichkeiten unvoreingenommen sachlich gegeneinander<br />

abgewogen werden.<br />

Logische Fehler: Falsche logische Schlüsse 20a sind sehr weit<br />

verbreitet und oft schwer erkennbar – als Beispiel sei das „Ja<br />

zum Consequens“ beschrieben:<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


KOMMUNIKATION<br />

37<br />

Vollgusskronen sind haltbar.<br />

Eine gute Versorgung ist haltbar.<br />

Also sind Vollgusskronen eine gute Versorgung.<br />

Dieser Schlussfolgerung werden viele Menschen zustimmen,<br />

obwohl sie natürlich falsch ist – wie man an einem gleichartigen<br />

anderen Beispiel sofort sieht:<br />

Esel sind Lebewesen.<br />

Sokrates ist ein Lebewesen.<br />

Also ist Sokrates ein Esel.<br />

Schon Aristoteles 2 hat sich sehr verdient gemacht, indem er<br />

systematisch richtige und falsche logische Schlüsse analysierte.<br />

Aber das ist ein weites Feld – wer sich näher damit<br />

beschäftigen will, braucht viel Geduld und Bereitschaft zu<br />

intensiv-komplexen Denkvorgängen.<br />

Das genannte Beispiel betrifft (falsche) deduktive Schlussfolgerungen.<br />

Daneben gibt es auch induktive Schlüsse: Die<br />

gesamte Medizin ist eine induktive Wissenschaft, man schließt<br />

vom besonderen Einzelfall auf ein allgemeines Gesetz.<br />

Das Problem dabei: induktive Schlüsse sind niemals logisch<br />

zwingend – man kann dabei hereinfallen, das ist dann der<br />

sogenannte Induktionsfehler: Gestern ist mir eine sehr komplizierte<br />

Wurzelbehandlung gut gelungen. Also wird es dieses<br />

Mal wieder funktionieren…<br />

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion angefordert werden.<br />

Dr. med. Dr. med. dent.<br />

Bert L. Karl<br />

Nach Studium der Medizin und Zahnmedizin<br />

war er 30 Jahre hauptberuflich in eigener<br />

Zahnarztpraxis tätig, mit Schwerpunkt<br />

Zahnersatz. Nebenberuflich betrieb er eine<br />

allgemeinärztliche Privatpraxis. Zuletzt<br />

war er mehrere Jahre zahnärztlicher Leiter<br />

einer großen zahnärztlichen Tagesklinik.<br />

Von 1997 bis 2020 Tätigkeit als KZV-Gutachter für Zahnersatz<br />

und PAR. Seit 2002 leitet er als Dozent vielfältige zahnärztliche<br />

Fortbildungsseminare, hauptsächlich zu Themen der wirtschaftlichen<br />

Praxisführung und zum Generalthema „Psychologie in<br />

der Zahnarztpraxis“: unter anderem Patientenüberzeugung, Die<br />

zahnärztliche Führungsperson, Angstpatienten, Konflikte im<br />

Praxisteam, Aggression in der Zahnarztpraxis, Kommunikation<br />

und Körpersprache.<br />

—<br />

E-Mail: drbkarl@t-online.de<br />

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38<br />

FIRMENPORTRAIT<br />

Die Alternative zu Arsen: TOXAVIT-Flaschen<br />

aus den 50er und 60er Jahren<br />

Die Firmenzentrale in Dettenhausen<br />

(bei Stuttgart) mit 287 Solarmodulen<br />

75 Jahre Problemlösungskompetenz<br />

der Zahn-/Mundgesundheit<br />

Erfolgsrezepte sind meist streng gehütet – nicht so bei lege artis Pharma. Bei dem<br />

familiengeführten Arzneimittelhersteller aus Dettenhausen geht man offen mit der erfolgreichen<br />

Unternehmensgeschichte um. Das Erfolgsrezept lautet seit 1947 wie folgt:<br />

„Man muss den Menschen hinter dem Patienten und behandelnden Zahnarzt sehen. Mit diesem<br />

Fokus gelingen auch hochwirksame und zugleich unbedenkliche Dentalprodukte.“<br />

Text Moritz Tzschenscher Bilder lege artis Pharma<br />

Arzneimittelspezialitäten „nach den<br />

Regeln der Kunst“ – seit 1947<br />

Ganz so einfach war es für den Firmengründer Johann Pfandl<br />

vermutlich nicht, aus dieser Philosophie das erste arsenfreie<br />

Devitalisationsmittel TOXAVIT zu entwickeln. Doch mit viel<br />

Fleiß und einer Flasche Rotwein, wie im Film Feuerzangenbowle,<br />

gelang dem Österreicher aus Pinswang (Tirol) die<br />

Weltneuheit, mit der erstmals die Pulpa arsenfrei devitalisiert<br />

werden konnte.<br />

Auch die zweite Generation griff das Mantra „Lösungen für<br />

Zahnärzte zu finden“ auf, die Behandlern und Patienten helfen.<br />

Der Sohn des Firmengründers Kurt Pfandl entwickelte in<br />

den 60er und 70er Jahren zahlreiche weitere Arzneimittelspezialitäten<br />

für die Zahn- und Mundgesundheit: FOKALMIN,<br />

PULPOVITAL, HISTOLITH NaOCI, CALCINASE EDTA-Lösung<br />

und vieles mehr. Nachdem noch unter seinem Vater der<br />

Umzug von Innsbruck nach Stuttgart erfolgte, suchte und<br />

fand der tüftelnde Nachfolger in Dettenhausen die heutige<br />

Firmen- und Produktionsstätte.<br />

Die neue Heimat Dettenhausen besitzt mit der Nähe zur Universitätsstadt<br />

Tübingen auch heute noch viele strategische<br />

Vorteile. Neue strategische Impulse setzte auch Dr. Brigitte<br />

Bartelt, die seit 1997 die Geschäftsführung innehat. Mit dem<br />

Knowhow aus Pharmaziestudium und mehrjähriger Tätigkeit<br />

in der pharmazeutischen Industrie führte sie erfolgreich Produkte<br />

im Bereich Endodontie, Prophylaxe und Prothetik ein.<br />

Zu diesen Innovationen gehören unter anderem:<br />

• Das Implantat-Pflegegel durimplant, welches sich ideal für<br />

Risikopatienten mit geschwächtem Allgemeinzustand eignet,<br />

wie beispielsweise Diabetes, Krebstherapie, Raucher,<br />

Rheuma oder Schwangerschaft.<br />

• Das patentierte ESD-Entnahmesystem, das in jeder Flasche<br />

integriert ist: Mittels Luer-/Luer-Lock-Spritzen können<br />

Lösungen einfach, sicher und direkt entnommen werden.<br />

Flecken, Produktverluste und Hygieneprobleme gehören<br />

damit der Vergangenheit an.<br />

Auch im 75-jährigen Firmenjubiläumsjahr ist ein neues Produkt<br />

geplant. Noch hält sich Geschäftsführerin Dr. Brigitte<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


FIRMENPORTRAIT 39<br />

Von links nach rechts: Mag. pharm. Kurt Pfandl (2. Generation), Firmengründer<br />

Ing. Johann Pfandl und Ehefrau Anna Pfandl (1. Generation)<br />

Von links nach rechts: Sabrina Rother und Nadine Rother (4. Generation), Geschäftsführerin<br />

Dr. Brigitte Bartelt (3. Generation)<br />

Die Firmen-Logos über die<br />

verschiedenen Jahre: 1974<br />

und 2000<br />

Die lege artis Prophylaxe-<br />

Produkte, auch für Menschen<br />

mit geschwächtem Allgemeinzustand<br />

Das patentierte ESD-Entnahme-System: Eingeführt in 2013<br />

Bartelt bedeckt, nur so viel: „Es ist ein weiteres Produkt für<br />

unsere Kernkompetenz, den Bereich Endodontie“.<br />

Neben dem Anspruch stets Qualitätsprodukte höchster Güte<br />

und Produkte „state oft the art“ herzustellen, hat lege artis<br />

auch im Bereich Umweltschutz schon lange hochgesteckte<br />

Ziele: Seit 2012 erzeugen 287 Solarmodule auf dem Flachdach<br />

im Jahresdurchschnitt 650.000 kWh Ökostrom. Insgesamt<br />

konnten dadurch bis dato über 455 Tonnen Kohlendioxid<br />

(CO 2<br />

) -Emissionen vermieden werden. Auch der Fuhrpark<br />

des Unternehmens wird nach und nach auf Elektrofahrzeuge<br />

umgestellt.<br />

Großen Wert legt das Traditionsunternehmen auch auf<br />

das Thema Kunstförderung. Seit 2021 ist lege artis Fördermitglied<br />

der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine<br />

(ADKV), zu der über 300 Kunstvereine zählen. „Mit der<br />

ADKV-Fördermitgliedschaft möchten wir einen Beitrag dazu<br />

leisten, Menschen für Kunst und Kultur zu begeistern“, so<br />

Dr. Brigitte Bartelt.<br />

Leidenschaftlich sind auch die Nichten von Frau Dr. Bartelt,<br />

die als vierte Generation schon lange in das Familienunternehmen<br />

integriert sind: Sabrina Rother ist bereits seit 2006<br />

− Nadine Rother seit 2009 − im Betrieb. Damit ist lege artis<br />

− ganz nach dem Firmenmotto „Nach den Regeln der Kunst“<br />

− gut für die Zukunft aufgestellt.<br />

lege artis Pharma GmbH + Co. KG<br />

Breitwasenring 1<br />

72135 Dettenhausen<br />

Tel.: +49 7157 56450<br />

E-Mail: info@legeartis.de<br />

www.legeartis.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


40<br />

STEUERN<br />

Ampel für Elektromobilität steht bei<br />

der Umsatzsteuer auf Rot<br />

Die Ampelregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, die erneuerbaren Energien massiv<br />

auszubauen. Die Weichen hierfür wurden allerdings bereits durch die Vorgänger-Regierung auf „Grün“ gestellt.<br />

Genauer gesagt gehen die ertragsteuerlichen Erleichterungen für Elektro- und Hybridfahrzeuge bereits zurück<br />

auf das Jahr 2013.<br />

Text Janine Peine, Steuerberaterin Grafik rawpixel.com - de.freepik.com<br />

Für die Berechnung der Privatnutzung wurden zunächst<br />

Batterieabschläge von 500 Euro je Kilowattstunde (maximal<br />

10.000 Euro) eingeführt, die jährlich gestaffelt in 50 Euro-<br />

Schritten bei Anschaffung bis zum Jahr 2023 auf null abgeschmolzen<br />

werden. Diese Abschläge minderten den – für<br />

die 1-Prozent-Methode wichtigen – Bruttolistenpreis. Bei<br />

der sogenannten Kostendeckelung (zur Vermeidung einer<br />

Besteuerung über die eigentlichen Kosten des Fahrzeugs hinaus)<br />

und bei der Fahrtenbuchmethode mindert dieser Batterieabschlag<br />

die Anschaffungskosten und damit die Höhe der<br />

Abschreibung beim Privatanteil.<br />

Für reine Elektrofahrzeuge wurde bei Anschaffung im Jahr<br />

2019 dann eine noch bessere Vergünstigung eingeführt: Bis<br />

zu einem Bruttolistenpreis von 40.000 Euro (bei Anschaffung<br />

ab 2020: 60.000 Euro) ist der Bruttolistenpreis des Fahrzeugs<br />

nur zur Hälfte (bei Anschaffung ab 2020 nur zu einem Viertel)<br />

hinsichtlich der Privatnutzung anzusetzen.<br />

Für extern aufladbare Hybridfahrzeuge ist der Bruttolistenpreis<br />

bei Anschaffung ab dem Jahr 2019 nur zur Hälfte anzusetzen,<br />

wenn das Fahrzeug entweder nur CO2-Emissionen<br />

von bis zu 50 g je gefahrenen Kilometer produziert oder mit<br />

rein elektrischem Antrieb zumindest eine Entfernung von 40<br />

Kilometern schafft (bei Anschaffung in den Jahren 20<strong>22</strong> bis<br />

2024: 60 Kilometer bzw. bei Anschaffung in den Jahren 2025<br />

bis 2030: 80 Kilometer). Bei der Fahrtenbuchmethode und<br />

bei der Kostendeckelung sind die Anschaffungskosten jeweils<br />

entsprechend zu mindern.<br />

Für die Privatnutzung eines betrieblichen Fahrrads muss im<br />

Übrigen überhaupt keine Privatnutzung angesetzt werden –<br />

weder beim Arbeitnehmer noch beim Unternehmer! Außerdem<br />

gibt es für die Überlassung beziehungsweise Übereignung<br />

von Ladeeinrichtungen an Arbeitnehmer oder für das<br />

Laden des Fahrzeugs weitere steuerliche Vergünstigungen,<br />

die hier ein wenig den Rahmen sprengen würden. Alles also<br />

ganz schön kompliziert, aber auch eine echte Steuererleichterung<br />

für Unternehmer und Angestellte, die Dienst- oder Firmenwagen<br />

auch privat nutzen können.<br />

Batterieabschlag spielt bei<br />

Umsatzbesteuerung keine Rolle<br />

Umsatzsteuerlich steht die Ampel bei dieser Vergünstigung aber<br />

auf „Rot“, das heißt, bei einer Privatnutzung durch den Unternehmer<br />

oder dessen Angestellten entsteht in voller Höhe<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


STEUERN<br />

41<br />

Umsatzsteuer! Hintergrund: Ein Unternehmer kann im Regelfall<br />

für dem Unternehmen zugeordnete Gegenstände die<br />

ihm in Rechnung gestellte Umsatzsteuer als Vorsteuer geltend<br />

machen. Daher muss auch die Privatnutzung zwingend<br />

umsatzbesteuert werden. Der Verzicht auf die Umsatzbesteuerung<br />

der Privatnutzung wäre im Grunde eine unzulässige<br />

Förderung und es gäbe aufgrund der EU-weiten Harmonisierung<br />

der Umsatzsteuer andernfalls Ärger aus Brüssel<br />

beziehungsweise vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) in<br />

Luxemburg.<br />

Daher sind für die Ermittlung der umsatzsteuerlichen Leistung<br />

der Fahrzeugüberlassung an einen Arbeitnehmer oder der<br />

sogenannten unentgeltlichen Wertabgabe beim Unternehmer<br />

immer der ungeminderte Bruttolistenpreis beziehungsweise<br />

bei der Fahrtenbuchmethode und bei der Kostendeckelung<br />

die vollen Anschaffungskosten anzusetzen. Dies hat<br />

das Bundesfinanzministerium im Februar dieses Jahres noch<br />

einmal klargestellt.<br />

Bei Unternehmen im Gesundheitsbereich, die aufgrund ihrer<br />

Leistungen grundsätzlich nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt<br />

sind, ergeben sich hierbei einige Besonderheiten.<br />

Die Umsatzbesteuerung der Privatnutzung eines Unternehmers<br />

im Gesundheitsbereich ist grundsätzlich nicht erforderlich,<br />

sofern der Vorsteuerabzug von vornherein ausgeschlossen<br />

ist und insoweit keine Umsatzbesteuerung durch<br />

unentgeltliche Wertabgabe anzusetzen ist. Anders wäre dies<br />

bei teilweisem Vorsteuerabzug (oder bei Leistungen ohne<br />

Verordnung).<br />

Nach aktueller deutscher Rechtslage ist die Überlassung eines<br />

Fahrzeugs an einen Arbeitnehmer zur Privatnutzung hingegen<br />

als umsatzsteuerpflichtige sonstige Leistung anzusehen<br />

(sogenannter tauschähnlicher Umsatz). Sofern die Kleinunternehmerregelung<br />

nicht anwendbar ist (mehr als <strong>22</strong>.000<br />

Euro steuerpflichtige Umsätze im Vorjahr oder voraussichtlich<br />

mehr als 50.000 Euro im aktuellen Jahr), entsteht also auch<br />

Umsatzsteuer (Regelbesteuerung).<br />

Zur Ermittlung der Umsatzsteuer kann dabei zur Vereinfachung<br />

auf die 1-Prozent-Methode oder die Fahrtenbuchmethode<br />

(jedoch ohne die oben genannten ertragsteuerlichen<br />

Erleichterungen) zurückgegriffen werden. Bei überlassenen<br />

Fahrrädern und E-Bikes muss aufgrund der Lohnsteuerfreiheit<br />

allerdings eine separate Umsatzsteuerberechnung angestellt<br />

oder geschätzt werden. Beträgt der Wert des Fahrrads oder<br />

E-Bikes allerdings nicht mehr als 500 Euro, ist aufgrund einer<br />

Billigkeitsregelung der Finanzverwaltung keine Umsatzbesteuerung<br />

erforderlich.<br />

Anteiliger Vorsteuerabzug möglich<br />

Der Vorsteuerabzug aus der Anschaffung und den laufenden<br />

Kosten ist im Fall der privaten Nutzungsüberlassung aber<br />

auch im Gesundheitsbereich zumindest anteilig möglich. Dies<br />

ist der Fall, wenn der Zahnarzt kein umsatzsteuerlicher Kleinunternehmer<br />

ist oder zur Regelbesteuerung optiert hat.<br />

Hier stellt sich die Frage, wie der anteilige Vorsteuerabzug zu<br />

ermitteln ist. Grundsätzlich wird dabei auf das Verhältnis der<br />

zu erwarteten Fahrten abgestellt. Je höher die erwartete Privatnutzung<br />

des Arbeitnehmers ist, desto höher ist dann auch<br />

der mögliche Vorsteuerabzug. Doch Vorsicht: Ändern sich die<br />

Verhältnisse, kann dies auch zu einer Vorsteuerberichtigung<br />

führen, sodass die zu viel geltend gemachte Vorsteuer wieder<br />

an den Fiskus zurückgezahlt werden muss. Ob gegebenenfalls<br />

ein anderer Aufteilungsschlüssel (beispielsweise nach<br />

den erwarteten Umsätzen aus dem Betrieb im Gesundheitsbereich<br />

und dem anzusetzenden Wert in der Lohnabrechnung)<br />

möglich und sinnvoll ist, kommt auf den Einzelfall an.<br />

Ausblick<br />

Wichtig zu wissen ist dabei noch, dass der EuGH bei der<br />

Überlassung eines Fahrzeugs an Arbeitnehmer den Ansatz<br />

einer sonstigen Leistung nach deutschem Umsatzsteuerrecht<br />

im Jahr 2021 infrage gestellt hatte. Sofern der Bundesfinanzhof<br />

dies bestätigen sollte, könnte die Umsatzbesteuerung der<br />

Privatnutzung im Gesundheitsbereich in diesen Fällen gegebenenfalls<br />

vollständig entfallen, andererseits hätte der Unternehmer<br />

dann aber auch keinen Vorsteueranspruch aus dem<br />

Kauf des Fahrzeugs und den laufenden Kosten. Da in diesem<br />

Fall ein Vorsteuerabzug gegebenenfalls auch rückwirkend<br />

entfallen würde, sollte hier zunächst die weitere Entwicklung<br />

abgewartet werden.<br />

Janine Peine<br />

Steuerberaterin im ETL ADVISION-Verbund<br />

aus Berlin, Fachberaterin für Gesundheitswesen<br />

(IBG/HS Bremerhaven), spezialisiert<br />

auf die Beratung von Zahnärzten<br />

—<br />

ETL Systeme AG - ETL ADVISION -<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Tel: +49 30 <strong>22</strong>641248<br />

E-Mail: etl-advision@etl.de<br />

www.etl-advision.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


42 ZAHNZUSATZVERSICHERUNG<br />

Stiftung Warentest: Testsieger ist<br />

nicht gleich Testsieger<br />

Wie in jedem Jahr hat Stiftung Warentest erneut Zahnzusatzversicherungen geprüft und die<br />

Testergebnisse in der Ausgabe 06/20<strong>22</strong> von Finanztest veröffentlicht. Was dabei herauskommt,<br />

wenn man moderne, leistungsstarke Zahntarife nach alten Kriterien bewertet, lesen Sie hier.<br />

Text Gabriele Bengel, Alexander Mint<br />

So viele Testsieger wie noch nie<br />

Dieses Mal prüfte Stiftung Warentest 267 Zahntarife. 111<br />

Tarife wurden als „sehr gut“ bewertet. 26 davon bekamen<br />

sogar die Bestnote 0,5 und wurden zum Testsieger gekürt.<br />

Doch wie kann es sein, dass ein Zahntarif, in dessen Bedingungen<br />

steht, dass die Erstversorgung von bei Antragstellung<br />

erkrankten Zähnen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen<br />

ist, ebenso die Bestnote bekommt wie andere, die nur die<br />

konkret angeratenen oder geplanten Behandlungen von der<br />

Erstattung ausschließen? Und wie kann es sein, dass ein Tarif,<br />

der bei Zahnersatzmaßnahmen funktionsanalytische Maßnahmen<br />

nur erstattet, wenn mindestens fünf Zähne gleichzeitig<br />

mit Zahnersatz versorgt werden, genauso Testsieger wird<br />

wie andere, die diese Kosten bei jedem Zahnersatz erstatten?<br />

Die Antwort ist einfach: Stiftung Warentest bewertet nur die<br />

Höhe der Erstattung bei Zahnersatz, unterteilt in Regelversorgung,<br />

Inlays, Kronen und Implantate. Darüber hinaus prüft<br />

sie die jährliche Summenbegrenzungen, wobei die Ansprüche<br />

gering sind: Tarife, die in den ersten sechs Jahren ihre Erstattung<br />

auf bis zu 1.000 Euro pro Jahr begrenzen, bekommen<br />

die volle Bewertung. So kommt es, dass unter den Testsiegern<br />

Tarife sind, die nur drei Jahre lang Erstattungsgrenzen haben<br />

(Gothaer), Tarife die vier Jahre lang bis insgesamt 6.000 Euro<br />

Leistung bieten (unter anderem Barmenia) und Tarife, die in<br />

den ersten fünf Jahren maximal 5.000 Euro bieten (HUK). Für<br />

Patienten, die bei Antragstellung einige alte Kronen oder Brücken<br />

haben, ist das ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.<br />

Im Fokus: Kostenerstattung für Zahnersatz<br />

Fachleute bemängeln schon seit Jahren, dass sich die Prüfung<br />

von Stiftung Warentest fast ausschließlich auf die Höhe der<br />

Erstattung bei Zahnersatz beschränkt. Böse Zungen behaupten<br />

gar, die Versicherer würden 100 Prozent Tarife nur deshalb<br />

auf den Markt bringen, damit sie mit dem Siegel „Testsieger“<br />

werben können. Auf einigen Webseiten von Versicherern steht<br />

explizit, dass der am häufigsten gewählte Tarif die 90 Prozent<br />

Variante ist. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man auf<br />

die Beiträge schaut. Häufig kostet für den 51-Jährigen die 100<br />

Prozent Tarifvariante zwischen 13 und 15 Euro monatlich mehr.<br />

Irritierend ist auch die Gewichtung der Versorgungsformen. Für<br />

Patienten sind Inlays und Implantate die teuerste Versorgung.<br />

Beide werden aber nur mit je 20 Prozent gewichtet, während<br />

die Kronenversorgung mit 40 Prozent gewichtet wird.<br />

Leistungen, die nichts mit Zahnersatz zu<br />

tun haben, werden nicht bewertet<br />

Zahnarztpraxen können heutzutage viel tun, um natürliche<br />

Zähne zu erhalten. Dazu gehören zum Beispiel Füllungen,<br />

für die gesetzlich Versicherte – von wenigen Ausnahmen<br />

abgesehen – weiterhin nur Anspruch auf eine Amalgamfüllung<br />

haben. Für zahnfarbene Füllungen fällt ein Eigenanteil<br />

an. Auch durch hochwertige Wurzelbehandlungen können<br />

Zähne gerettet werden. Doch dazu müssen Patienten oft<br />

zwischen 900 Euro und 1.200 Euro selbst bezahlen. All diese<br />

Kosten werden von guten Zahnzusatzversicherungen erstattet.<br />

Bewertet werden sie bei Stiftung Warentest nicht, was die<br />

Bedeutung der Testergebnisse relativiert.<br />

Fazit<br />

An einer Zahnzusatzversicherung interessierte finden auf<br />

www.test.de eine lange Liste von getesteten Tarifen und insgesamt<br />

30 Fußnoten zur Erläuterung von Einzelheiten. Selbst bei<br />

gleicher Bewertung gibt es große Leistungsunterschiede zwischen<br />

den Tarifen, die aber nur Fachleute erkennen können.<br />

Diese finden dann auch für individuelle Zahnprobleme den<br />

wirklich besten Tarif, während Gesetzlich Versicherte auf ihrer<br />

Suche in diesem Tarifdschungel zum Scheitern verurteilt sind.<br />

Gabriele Bengel & Alexander Mint<br />

to:dent.ta GmbH<br />

—<br />

Dornierstr. 30 ∙ 73730 Esslingen<br />

Tel.: +49 711 69 306 435<br />

www.todentta.de<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


CHAMPIONS (R)Evolution ®<br />

Qualität, Präzision & Innovation<br />

Shuttle<br />

Studien<br />

Das Champions (R)Evolution weist<br />

einen bakteriendichten Mikrospalt<br />

auf (Zipprich Studie).<br />

Die vier Funktionen des Shuttles:<br />

1. Insertionstool<br />

2. Verschlussschraube<br />

3. Gingivaformer<br />

4. Abformungstool<br />

10-Jahresstudie mit 96,5 %<br />

Erfolgs rate (auf Anfrage).<br />

Oberfläche:<br />

Titan Grad 4<br />

Gestrahlt und<br />

dreifach geätzt<br />

Längen und Durchmesser<br />

Das Champions (R)Evolution<br />

ist erhältlich in den Längen<br />

6,5 - 8,0 - 10 - 12 - 14 - 16 mm<br />

und in den Durchmessern<br />

3,5 - 4,0 - 4,5 - 5,5 mm<br />

Augezeichnet<br />

Das Champions (R)Evolution-Implantat wurde<br />

für eine Insertion nach dem MIMI-Insertionsprotokoll<br />

optimiert, kann aber auch klassisch<br />

inseriert werden.<br />

Das Insertionsprotokoll wurde 2013<br />

mit dem SENSES Innovation Award<br />

ausgezeichnet als „Beste Innovation<br />

in der Medizin“.<br />

Service-Telefon:<br />

+49 (0)6734 91 40 80<br />

champions-implants.com


44<br />

VIP-ZM MITGLIEDERSEITEN<br />

Das Titelbild zeigt ein minimalinvasiv inseriertes Zahnimplantat<br />

(Champions (R)Evolution), unmittelbar post OP.<br />

VIP-ZM e. V.<br />

Verein innovativ-praktizierender<br />

Zahnmediziner/-innen e.V.<br />

25 Jahre MIMI ®<br />

versus zwölf „veraltete Dogmen“<br />

MIMI beschreibt als „minimalinvasive Methodik der Implantation“ ein implantologisches und implantatprothetisches<br />

Prozedere und wurde von Dr. Nedjat zwischen 1995 und 1997 in Deutschland entwickelt.<br />

Dieses Insertionsprotokoll hat die dentale Implantologie sowohl für das Behandlerteam als auch für Patienten<br />

revolutionär und nachhaltig verändert. Das MIMI ® -Verfahren mit dem deutschen Unternehmen Champions-<br />

Implants GmbH, das gezielt dafür seine Produkte entwickelte und ausrichtete, gewann den SENSES Award<br />

als „Best Innovation in Medicine“ 2013 in Dubai und wurde 2017 auch als solches unter die ersten drei<br />

beim „German Medical Award“ gewählt. Verschiedene Vorgehensweisen, veraltete Dogmen, Vorurteile und<br />

Ausblicke sowie die technischen Voraussetzungen werden in diesem Artikel zusammengefasst beschrieben.<br />

Text / Bilder Dr. Armin Nedjat | Präsident VIP-ZM e. V.<br />

Dogma 1: Man muss den Knochen sehen, um darin gesichert<br />

ein Implantat inserieren zu können. Deshalb muss man Mukoperiostlappen<br />

bilden, um den Knochen darzustellen.<br />

Dieses Dogma ist falsch! Man kann zwar Lappenbildungen<br />

in Verbindung mit Periostablösungen durchführen, doch der<br />

Preis dafür ist hoch: So wird in der wissenschaftlichen Literatur<br />

darüber diskutiert, ob nicht als erster Grund für eine<br />

Periimplantitis die iatrogene Periostablösung während dieser<br />

„klassischen Vorgehensweise“ zu nennen sei. Die Grundlage<br />

hierfür ist jedem klar: Die Knochenhaut alleine ernährt den<br />

Kieferknochen; löst man das Periost nur einmal ab, gefährdet<br />

man die „Ernährungspumpe“ des Knochens. Quasi als<br />

Schutzmechanismus baut sich der periimplantäre Knochen im<br />

Laufe der Jahre ab, mit der Folge, dass Tür und Tor für weitere<br />

Infektionen im Hart- und Weichge<strong>web</strong>e offen stehen und ein<br />

Teufelskreis beginnt (Abb. 1).<br />

Insofern man – wie in der Vergangenheit – mit 400 bis<br />

1.500 U/min die Implantatkavität aufbereitet, muss auch weiterhin<br />

umfangreich die Schleimhaut aufgeklappt werden.<br />

Verfolgt man jedoch das erste Prinzip von MIMI, so erhält<br />

man quasi kostenlos eine sichere anatomische Knochennavigation<br />

– „CNIP“.<br />

CNIP, die „Cortical-navigated implantation procedure“, ist nur<br />

möglich, wenn man zwar die befestigte Gingiva und krestale<br />

Kortikalis mit maximal 250 U / min beziehungsweise einem<br />

Diamanten mit Turbine (und Kühlung) penetriert, jedoch in<br />

der Spongiosa auf 30 bis 70 U / min reduziert. Die kortikalen<br />

Platten buccal und oral leiten und halten lange, konische<br />

Dreikantbohrer und Knochen-Condenser immer in der<br />

Spongiosa. Diesen Vorgang kennen wir beispielsweise aus<br />

der Endodontie: Mittels Diamanten bereiten wir so weit die<br />

Zähne auf, bis wir die Kanaleingänge darstellen. Danach kann<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


VIP-ZM MITGLIEDERSEITEN<br />

45<br />

Abb. 1: Die Ernährung des Knochens kann<br />

durch Periostablösung eingeschränkt werden.<br />

Auch das Infektionsrisiko der Wunde durch die<br />

erfolgte Lappenbildung ist um ein Vielfaches<br />

erhöht.<br />

1<br />

eine Hedström- Reamer in „Low-Speed“ – oder gar nur mit der<br />

Hand betrieben – keine Wurzel perforieren. Genauso verhält<br />

es sich mit Bohrern und Condensern, die in der Spongiosa mit<br />

„Low-Speed“ oder manuell nicht die kortikalen Platten durchbrechen<br />

können. Die allerletzte Verifizierung bei MIMI ist<br />

stets die Knochen-Kavitäten-Kontrolle mittels langer, flexibler<br />

Metallsonde. Hierbei überprüft man, dass alle Knochenwände<br />

von apikal bis krestal nicht perforiert sind. Bei MIMI arbeiten<br />

wir deshalb niemals im „Knochen-Blindflug“ (Abb. 3).<br />

Auf Grundlage von MIMI 0 und MIMI I entwickelte Dr. Ernst<br />

Fuchs-Schaller zur horizontalen Distraktion von schmalen<br />

Kieferknochen ohne Bildungen von Mukoperiostlappen das<br />

geniale MIMI II-Verfahren. Der schmale Kiefer wird durch<br />

einen intern augmentierten „Bio-Container“ mit intaktem<br />

Periost in allen Dimensionen von etwa 2,5 mm auf durchaus<br />

das Dreifache seiner Breite erweitert (Abb. 3).<br />

»<br />

Animation einer<br />

MIMI-Implantation<br />

Animation einer<br />

CNIP-Navigation<br />

Für eine Kieferdistraktion nach dem MIMI II-Verfahren verwenden wir<br />

Fallbeispiel<br />

Fallbeispiel<br />

Chirurgie<br />

Prothetik<br />

2 3<br />

rein manuell spezielle Winkelmodulatoren, die in wenigen Minuten die<br />

drei Schichten (bukkale Wand, intaktes Periost samt befestigter Gingiva)<br />

nach vestibulär mobilisieren.<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


46<br />

VIP-ZM MITGLIEDERSEITEN<br />

4<br />

IDS, erklärt von Dr. Nedjat MIMI II Fälle<br />

Abb. 4: Beim MIMI VI-Verfahren (interner, direkter Sinuslift (IDS) nach Nedjat) und einer Restknochenhöhe ab 3 mm geht man ähnlich vor: Rein manuell oder mit maximal 30 U/min<br />

arbeitet man sich bis zur Gegenkortikalis voran, penetriert dann mit Hilfe von Condensern (diese müssen abgerundete Arbeitsenden aufweisen) mit circa 60 Ncm diese dünne, härtere<br />

Knochenschicht und hebt damit gezielt die Schneidersche Membran um bis zu 5 mm an, um in der Regel ein Implantat mit 8 mm Arbeitslänge und ø 4,5 mm mit einer Primärstabilität<br />

von 40 bis 60 Ncm auf Bone-Level-Niveau zu inserieren.<br />

Dogma 2: Beim transgingivalen Bohren und Aufbereiten<br />

bewirken, in die Knochenkavität eingebrachte Epithelzellen,<br />

eine bindege<strong>web</strong>ige Einheilung der Implantate.<br />

Genauso wenig wie bei einer Extraktion oder Osteotomie<br />

auch, verhindern (nicht mehr ernährte) Epithelzellen die<br />

Ossifikation / Ankylosierung, Osseointegration, Biointegration<br />

von Implantaten.<br />

Dogma 3: Steriles Arbeitsumfeld ist bei jeder Implantation<br />

zwingend erforderlich.<br />

1999 veröffentlichte Prof. Dr. Jean-Pierre Bernard (Universität<br />

Genf) eine wissenschaftliche Studie, die belegte, dass<br />

es für den Implantationserfolg irrelevant ist, ob Implantate<br />

unter nicht sterilen Bedingungen oder in einer sterilen<br />

Umgebung inseriert wurden. Wir lernen aus dieser Studie,<br />

dass Implantologie keiner besonderen Aufrüstung bedarf,<br />

weder einer „Astronauten bekleidung“ noch besonderen<br />

OP-Bestecks. Ein Implantat kann demnach ohne besondere<br />

Vorbereitung inseriert werden. Prof. Bernard ist übrigens<br />

Entwickler und Konzeptgeber des praxisorientierten Curriculums<br />

„CIPC“ (Curriculum Implantologie & Implantatprothetik).<br />

Dogma 4: Eine Bohrerkühlung zur Knochenkavitäten-Aufbereitung<br />

ist zwingend notwendig.<br />

Nein! Auch hier dienen uns wissenschaftliche Studien und<br />

die klinischen / radiologischen Erfahrungen, dass Bohrer<br />

und Condenser im „Low-Speed“ (auch an einer gewöhnlichen<br />

Zahnarzteinheit am Stuhl) den Knochen nicht<br />

erhitzen und zu keinerlei Nekrosen führen. Die Sicht auf<br />

das Operationsgebiet ist beim langsamen Arbeiten ohne<br />

Kühlung natürlich ebenfalls verbessert und unser taktiles<br />

Gefühl umso höher.<br />

Dogma 5: Wenn „Flapless“, dann muss mit DVT und einer<br />

„Full-Guided“ Schablonentechnik gearbeitet werden.<br />

Dieses Dogma ist eindeutig von der Industrie gesteuert und<br />

falsch. Wer mit einer Schablone inserieren will, muss beachten,<br />

dass die Gingiva nicht mehr als 2 mm dick ist, sonst<br />

kann keine DVT-basierte Schablone exakt positioniert werden.<br />

Das stärkste Gegenargument zur Forderung von prä<br />

OP-DVTs und Bohrschablonen ist CNIP. Alle Implantologen,<br />

selbst Anfänger, verstehen sofort, dass Implantologie durch<br />

MIMI „einfach“ zu erlernen und in unseren Praxisalltag leicht<br />

zu integrieren ist, wenn man den MIMI-Prinzipien folgt. Ein<br />

DVT ist nur im Ausnahmefall und bei begründeter Indikation<br />

– aufgrund der erhöhten Strahlenbelastung des DVTs<br />

gegenüber Einzelbild- oder OPTG-Aufnahmen – auch nach<br />

neuesten Leitlinien indiziert. Forensisch gesehen passieren<br />

bei einer Schablonennavigation weitaus mehr Komplikationen<br />

und Fehlbehandlungen als bei CNIP-MIMI-Operationen.<br />

DVT-basierte Längenmessungen (Höhe des Knochens<br />

bis zum Nervkanal) sind übrigens sehr gefährlich aufgrund<br />

mancher Fehlpositionierungen des Patienten während der<br />

Aufnahme. Einzig OPTG (mit fixem Vergrößerungsfaktor)<br />

sind hierfür geeignet. Bei Sofort- und Spätimplantationen<br />

können natürlich auch kleine Einzelaufnahmen verwendet<br />

werden, da man über einen simplen Dreisatz die Wurzeln<br />

zunächst im Röntgen und dann nach der Extraktion extraoral<br />

vermessen kann.<br />

Dogma 6: MIMI-Implantate sind durchmesserreduziert.<br />

Es gibt zwar einteilige Champions Kugelkopf-Implantate<br />

mit ø 2,5 mm zur Fixierung von herausnehmbaren, vornehmlich<br />

unteren Prothesen, aber die zweiteiligen MIMI-<br />

Implantate „Champions (R)Evolution“ haben „normale“<br />

Durchmesser. Erstes Ziel im harten D1- und D2-Knochen<br />

ist die Insertion eines Implantats von ø 3,5 mm, bei Einzel-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


VIP-ZM MITGLIEDERSEITEN<br />

47<br />

molaren ø 4,0 mm. Im weichen Knochen erfolgt zunächst<br />

eine „Ossäre Metamorphose“ (OMM) mithilfe von Condensern.<br />

Im weichen Knochen entscheidet somit intraoperativ<br />

der Condenserdurchmesser von ø 3,3 / ø 3,8 / ø 4,3 / ø 4.8<br />

und ø 5,3 mm (jeweils 0,2 mm unterdimensioniert als das<br />

jeweilige Implantat) über den optimalen Durchmesser des<br />

Implantats. Auch die optimale Länge des Implantats (idealerweise<br />

1 bis 2 mm subkrestal inseriert) kann man mit Condensern<br />

leicht ermitteln. Es sollte eine Primärstabilität von<br />

20 bis 60 Ncm erreicht werden. Im seitlichen Oberkiefer<br />

werden somit vor allem eher Implantate mit ø 4,5 oder gar<br />

ø 5,5 mm Durchmesser inseriert als ø 3,5 mm Implantate.<br />

Nach VIP-ZM-Studien erwirtschaftet eine MIMI-orientierte<br />

Praxis das Dreifache in der gleichen Zeit, da man bei Spätimplantationen<br />

anstatt fünf Terminen lediglich zwei, bei<br />

Sofortimplantationen und MIMI II-Fällen nur drei anstelle<br />

von sieben Patientensitzungen benötigt. Die neue GOZ<br />

spielt dem MIMI-Verfahren sogar in die Karten, da nicht<br />

mehr jeder Handgriff gewürdigt wird, sondern oftmals die<br />

Leistung an und für sich. Zudem ist der Workflow bei den<br />

Champions unschlagbar (ob analog oder digital): So dauert<br />

eine analoge, geschlossene Abformung ohne Anästhesie<br />

und Aus- und Einschrauben von Zubehörteilen oder die<br />

digitale Scanbody-Abformung des PEEK-Transfers lediglich<br />

fünf Minuten!<br />

6<br />

Abformung mit dem<br />

PEEK Transferpfosten.<br />

Dogma 9: Die Ästhetik beziehungsweise das „Emergence<br />

Profile“ ist beim MIMI-Verfahren nicht gut steuerbar.<br />

5<br />

Condenser in verschiedenen Durchmessern<br />

Dogma 7: Es gibt keine wissenschaftlichen Studien über<br />

das MIMI-Verfahren.<br />

Auch dieses Dogma ist falsch. Doch sollte nicht der Fehler<br />

gemacht werden, „lappenlos“ beziehungsweise „flapless“<br />

mit MIMI gleichzusetzen, da bei MIMI die prothetische<br />

Freilegung und ein vielfaches Aus- und Wiedereinbringen<br />

von Schrauben entfällt, die wiederum – nach wissenschaftlichen<br />

Studien – zu Knochenabbau führen. Die bisher vorliegenden<br />

Ergebnisse der 10-Jahresstudie des Champions<br />

(R)Evolution-Systems mit 13.834 Implantaten sprechen<br />

zudem, mit ihren 96,5-prozentigen Erfolg, eine deutliche<br />

Sprache.<br />

Die aktuelle MIMI-Literaturliste<br />

Dogma 8: Wirtschaftlich schneidet man mit MIMI schlechter<br />

ab.<br />

Gerade das Weichge<strong>web</strong>e-Management ist exzellent mit dem<br />

für das MIMI-Verfahren perfekt abgestimmten Champions (R)<br />

Evolution oder durch die Zirkon-Prep-Caps bei den Einteiligen<br />

sehr einfach und ästhetisch und optimal zu bewerkstelligen.<br />

Nach „Einheilung“ können fakultativ sogenannte Gingiva-Clix<br />

(aus PEEK) über den Shuttle geklippt oder konventionell metallische<br />

Gingivaformer anstelle des Shuttles angebracht werden.<br />

Die ästhetischen Möglichkeiten oder Versorgungsmöglichkeiten<br />

auch mit den sogenannten ICA (Individual Connecting<br />

Abutment) auf einer Titanbasis oder Multi-Unit-Abutments<br />

sind fast grenzenlos (Abb. 7 bis 9).<br />

Dogma 10: Sofortimplantationen sind – wenn überhaupt –<br />

etwas für Experten.<br />

Nein, von den über 26 Tausend in meiner Praxis inserierten<br />

und erfolgreich prothetisch versorgten Implantaten<br />

sind fast ein Drittel der Fälle Sofortimplantate, in der MIMI-<br />

Nomenklatur „MIMI 0“ („0“, da null Minuten Wartezeit<br />

nach Extraktion). Implantate, die nach diesem Verfahren<br />

inseriert werden, erreichen mit 96,5 Prozent – nach statistisch<br />

verifizierbarer Datenlage – praktisch die gleiche<br />

Osseointegrationsquote wie Spätimplantationen – auf 10<br />

Jahre gesehen. Sofortimplantationen weisen einige Vorteile<br />

gegenüber Spätimplantationen auf. So gibt es keinen<br />

Druck auf den krestalen Knochen und die Stabilität kommt<br />

ausschließlich von der Spongiosa. Die Kavität blutet immer<br />

und der Knochen beziehungsweise die Bi- und Trifurkationen<br />

im Seitenzahnbereich sind gut sichtbar. Und zu guter<br />

Letzt ist ein Sofortimplantat in wenigen Minuten gesetzt.<br />

Man benötigt zur Aufbereitung lediglich die beiden ersten<br />

konischen Champions Dreikantbohrer (gelb und weiß) und<br />

kondensiert mit den Condensern eine neue Alveole in der<br />

alten. Selbst bei seitlichen Unterkiefermolaren ist es nicht<br />

schwer, die schmale Bifurkation so aufzubereiten, dass ein<br />

Implantat mit dem Durchmesser 4,0 mm inseriert werden<br />

kann. Im Anschluss an die Sofortimplantation fülle ich die<br />

Restalveole mit Knochenersatzmaterial auf, das ich nach<br />

dem Smart Grinder-Verfahren aus dem extrahierten und<br />

gereinigten Zahn des Patienten gewonnen habe. In dieser<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


48<br />

VIP-ZM MITGLIEDERSEITEN<br />

Sofortimplantation<br />

10<br />

7<br />

Zahnmaterial matrix befinden sich übrigens mehr Knochenwachstumsfaktoren<br />

als im Knochen selbst (Abb. 10).<br />

Dogma 11: Sofortimplantationen in granulomatöse, apikale<br />

Zysten sind ein „No-Go“.<br />

Wenn der Infektionsherd (sprich die Ursache der bakteriellen<br />

Entzündung, also der Zahn) entfernt wird, kommt – nach Eliminierung<br />

der anaeroben Bakterienkultur mittels lokaler Antibiotikumtropfen<br />

– ein immunologisch gesunder Patientenknochen<br />

mit dem aktuellen Geschehen völlig klar. Das leicht subkrestal<br />

inserierte Implantat mit ausreichender Primärstabilität wird<br />

regulär genauso osseointegrieren wie bei einem Spätimplantat<br />

auch. Vier Monate post OP kann der Zahnersatz eingegliedert<br />

werden (Abb. 11 bis 12).<br />

Dogma 12: Bei Implantationen nach dem MIMI-Protokoll ist<br />

der Workflow aufwendig und das Investment hoch.<br />

8<br />

9<br />

Das Gegenteil ist der Fall: Für Implantationen nach dem MIMI-<br />

Verfahren benötigt man weder DVT, noch ein Piezo, überflüssig<br />

ist der Umbau des Eingriffraums und eine „Astronautenverkleidung“<br />

entfällt. Man benötigt lediglich ein grünes, untersetztes<br />

Winkelstück „mit Durchzugsmöglichkeit“ (40 Ncm). Mehr<br />

Inves tition ist nicht nötig. Man sollte aber über ein kleines<br />

Lager von Champions (R)Evolution-Implantaten verfügen,<br />

um beispielsweise auch eine Sofortimplantation nach einem<br />

Unfalltrauma umsetzen zu können. Am häufigsten werden<br />

sicher die 8er und 10er Längen in den Durchmessern 3,5 / 4,0 /<br />

4,5 mm inseriert, aber auch jeweils ein ø 5,5 mm sollte sich im<br />

Lager befinden.<br />

Fazit<br />

Das MIMI-Insertionsprotokoll ist ein etabliertes, nachhaltigerfolgreiches<br />

Operations- und Prothetikverfahren – ohne<br />

„aktive“ Wiedereröffnung der Gingiva. Das 25 Jahre alte Verfahren<br />

in Verbindung mit Champions-Implantaten konnte seit<br />

2006 auch durch wissenschaftliche Studien etliche Vorurteile<br />

und Dogmen entkräften. MIMI begeistert über 4.500 Anwender<br />

in Deutschland, inzwischen auch in über 60 weiteren Län-<br />

DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


VIP-ZM MITGLIEDERSEITEN<br />

49<br />

11<br />

12<br />

dern weltweit. Unbestritten ist der fantastische Workflow, die<br />

zeitsparende und sichere Anwendung mit spartanisch gehaltenem<br />

Instrumentarium, bei gleichem zahnärztlichen Honorar<br />

wie beim „klassischen Prozedere“ mit Mukoperiostlappen<br />

und Nähten. Somit können auch Implantologie-Einsteiger das<br />

MIMI-Verfahren leicht in ihren Praxisalltag integrieren. Durch<br />

CNIP, der anatomischen Navigation, erfolgt die Aufbereitung<br />

und Implantatinsertion immer zwischen den kortikalen Knochenplatten.<br />

Wir arbeiten deshalb nie im „Knochen-Blindflug“.<br />

Unsere Patienten danken es uns: Keine Schmerzen während<br />

und nach den „sanften“, fast blutungsfreien Eingriffen, keine<br />

Wunddehiszenzen, keine Schwellungen. Unsere Patienten kennen<br />

Stent-Eingriffe am Herzen, bei denen ihnen der Brustkorb<br />

nicht eröffnet und wieder verschlossen wird. Auch die orthopädische<br />

Chirurgie arbeitet vornehmlich minimalinvasiv. Eine<br />

Sofortimplantation ist längst kein Hexenwerk mehr und wird<br />

zukünftig die Regel in unseren Praxen sein, egal ob mit Titan<br />

oder mit Zirkon-/ Keramikimplantaten von Champions.<br />

Dr. Armin Nedjat<br />

Präsident VIP-ZM e. V.<br />

—<br />

Kontakt über:<br />

VIP-ZM e. V.<br />

Silvaner Straße 13 a<br />

55129 Mainz<br />

E-Mail: info@vip-zm.de<br />

vip-zm.de<br />

13<br />

Abb. 13: 2013 gewann das MIMI-Verfahren in Dubai den SENSES Award als „Beste<br />

Innovation in der Medizin“ und wurde 2017 auch beim German Medical Award als „Beste<br />

Innovation“ nominiert.<br />

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DENTAL BAROMETER AUSGABE 3 I 20<strong>22</strong>


50<br />

VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am<br />

8. September 20<strong>22</strong> mit folgenden Themen *<br />

© DGZMK<br />

© Racool_Studio / freepik<br />

© ©pikselstock - stock.adobe.com<br />

Dossier – Endodontie & Zahnerhaltung<br />

Endodontie − was heute schon möglich ist und<br />

was morgen möglich sein wird<br />

Rauchentwöhnung in der Zahnarztpraxis<br />

Abschluss der Artikelreihe<br />

Klinische Erprobung<br />

Erfahrungsbericht zum universellen Adhäsivsystem<br />

„Universal Bond II“ von Tokuyama Dental<br />

... und viele weitere interessante Beiträge der Zahnmedizin<br />

*Die Redaktion behält sich Änderungen der Themen und Termine vor.<br />

HERAUSGEBER / VERLAG<br />

Barometer Verlagsgesellschaft mbH<br />

Brahestraße 16 · D-04347 Leipzig<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Uwe Bräutigam<br />

JURISTISCHE BERATUNG<br />

RA Jens Mauchnik (Leipzig)<br />

ZAHNMEDIZINISCHE BERATUNG<br />

Dr. med. dent. Rasmus Sperber,<br />

M.Sc. (Leipzig)<br />

HRB (LEIPZIG) <strong>22</strong>482<br />

ISSN 1863 – 2858<br />

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Sophia Raigrotzky, Isabel Berger<br />

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L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien,<br />

Marktweg 42-50 · D-47608 Geldern<br />

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Das Dental Barometer erscheint 20<strong>22</strong> mit 6 Ausgaben<br />

in Deutschland. Es gilt die Mediadaten Preisliste<br />

Nr. 17 vom 01.01.20<strong>22</strong>. Es gelten die allgemeinen<br />

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mbH.<br />

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Jahr, sollten Sie es nicht bis vier Wochen vor<br />

Ablauf schriftlich gekündigt haben. Der <strong>Gesamt</strong>betrag<br />

eines Abonnements wird im Voraus in<br />

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