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Ausgabe 203

Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

98<br />

Foto: NHM Wien, Christina Rittmannsperger<br />

Saalansicht (Kabinett 2): Erzherzogin Leopoldine (Joseph Kreutzinger, um 1815) und Dom Pedro von Portugal (Gianno, vor 1830)<br />

Reste der ursprüngli chen Lebensräume und<br />

Lebensweisen zu er halten, ist eine ungeheure<br />

Herausforderung.<br />

WissenschaftlerInnen aus Österreich und<br />

dem NHM Wien sind gemeinsam mit PartnerInnen<br />

aus Brasilien in vielfältiger Weise<br />

an Forschungs- und Renaturierungs-Projekten<br />

beteiligt. Diese Projekte auf gemeinschaftlicher<br />

internationaler Basis werden<br />

laufend intensiviert und immer stärker global<br />

ausgerichtet – ein positiver Ausblick in<br />

die Zukunft nach 200 Jahren wechselvoller<br />

gemeinsamer Geschichte!<br />

Es werde keine historische Ausstellung,<br />

aber der Ausgangspunkt sei 1822, so Martin<br />

Krenn, Leiter des Archivs für Wissenschaftsgeschichte<br />

am NHM Wien: „Im Vorfeld der<br />

brasilianischen Unabhängigkeit wur de Kronprinzessin<br />

Leopoldine von Staatskanzler<br />

Metternich als Ehefrau für den portugiesischen<br />

Thronfolger Dom Pedro (Peter I.) ausgesucht.<br />

Die Hochzeit fand 1817 statt. An -<br />

läßlich der Vermählung seiner Tochter ließ<br />

Kaiser Franz II./I. – der aufgrund von Leopoldines<br />

naturwissenschaftlichen Interessen<br />

scherzhaft davon gesprochen hatte, ihr eine<br />

Stelle als „Hofmineralogin“ freizuhalten –<br />

eine Expedition nach Brasilien entsenden.<br />

Zwei österreichische Fregatten mit verschiedenen<br />

Wissenschaftlern an Bord begleiteten<br />

die Erzherzogin nach Rio de Janeiro.“<br />

Erzherzogin Maria Leopoldine<br />

Erzherzogin Maria Leopoldine von Ös -<br />

terreich (1797–1826) war keine typische<br />

habsburgische Prinzessin. Sie interessierte<br />

sich sehr für Naturwissenschaften, besonders<br />

Foto: NHM Wien, Christina Rittmannsperger<br />

Konserviertes Pflanzenmaterial, sogenannte Herbarbelege, im Kabinett 4<br />

für Mineralogie. Nach ihrer Heirat folgte sie<br />

ihrem Ehemann nach Brasilien, damals noch<br />

eine portugiesische Kolonie. Dort übernahm<br />

sie eine zentrale Rolle bei der Erklärung der<br />

brasilianischen Unabhängigkeit von Portugal<br />

und wurde 1822 zur ersten brasilianischen<br />

Kai serin gekrönt. 1825 brachte sie den<br />

Thron folger zur Welt. Sie starb am 11. De -<br />

zember 1826 infolge der Demütigungen und<br />

Mißhandlungen durch ihren Mann. Ihre Rol -<br />

le als Politikerin wird in Brasilien bis heute<br />

gewürdigt.<br />

Politische Hintergründe<br />

Der wissenschaftliche Auftrag der Expedi -<br />

tion war eng mit politischen und wirtschaftli -<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

chen Zielsetzungen verknüpft. Das zeigt<br />

schon die Tatsache, daß die oberste Leitung<br />

dem österreichischen Staatskanzler, Klemens<br />

Wenzel von Metternich, vorbehalten war. Ös -<br />

terreich, das keine Kolonien hatte, strebte nach<br />

Einfluß in Lateinamerika. In Brasilien sollten<br />

neue Absatzgebiete erschlossen werden.<br />

Man war auf der Suche nach neuen Handelspartnern<br />

und Handelswegen. Als Ansprechpartner<br />

vor Ort diente für die Wissenschaftler<br />

der österreichische Botschafter in Rio de<br />

Janeiro. Auch die Reiserouten der Forscher<br />

waren bis ins Detail vorgeschrieben. Die<br />

Dienstanweisung verwies ausdrück lich darauf,<br />

daß Informationen über wirtschaftlich<br />

interessante Produkte zu sammeln waren.

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