Ausgabe 203
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
77<br />
kann dem ukrainischen Volk versichern, daß<br />
wir weiterhin an seiner Seite bleiben werden“,<br />
so Außenminister Schallen berg.<br />
Journalist Misha Glenny<br />
Der britisch-irische Journalist Misha<br />
Glenny meinte im Blick auf die Staaten am<br />
Balkan, es sei wichtig, „daß die EU weitere<br />
Fortschritte macht mit dem Beitrittsprozess“.<br />
Man müsse die Vorteile des Beitritts<br />
früher zugänglich machen, forderte er.<br />
Professorin Nina Lvovna Krushcheva<br />
„Rußland ist immer noch ein Imperium“,<br />
sagte Nina Lvovna Krushcheva, Professorin<br />
für Internationale Angelegenheiten in New<br />
York. Dennoch seien „Verhandlungen der ein -<br />
zig mögliche Weg“, meinte sie: „Es wird nur<br />
die Möglichkeit geben, daß sich die beiden<br />
Seiten zusammensetzen und einen Weg für<br />
die Zukunft ausarbeiten.“<br />
ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz<br />
Danach folgte ein Statement von ORF-<br />
Korrespondent Christian Wehrschütz. Der<br />
Journalist schilderte eindringlich seine Er -<br />
fahrungen im ukrainischen Kriegsgebiet.<br />
„Die Ukraine kämpft wirklich um ihr Überleben“,<br />
hielt er dabei fest: „Und wir können<br />
heute nicht sagen, daß dieses Überleben<br />
wirklich gesichert ist.“<br />
Wehrschütz forderte „einen Marshall-<br />
Plan für die Ukraine“, aber: „Sie braucht ihn<br />
nicht nach dem Krieg, sondern jetzt.“ Darüber<br />
hinaus forderte er „eine Rückkehr zu<br />
Verhandlungen“: „Ohne Verhandlungen<br />
wird das nicht lösbar sein.“<br />
Zweiter Round-Table-Talk<br />
In einem zweiten Round-Table-Talk sprachen<br />
Bundesministerin Karoline Edtstadler,<br />
der slowakische Staatssekretär Martin Klus,<br />
der Sondergesandte für den Westbalkan des<br />
Vereinigten Königreichs Sir Stuard Peach<br />
so wie der ehemalige Außenminister der Slowakei<br />
und EU-Sonderbeauftragte Miroslav<br />
Lajcak.<br />
Karoline Edtstadler<br />
Unser europäisches Lebensmodell sei „in<br />
Gefahr“, meinte Ministerin Edtstadler. Die<br />
Frage sei, was man dem jetzt entgegensetzen<br />
könne: „Wir können die Einheit der Europäischen<br />
Union, die Geschlossenheit Europas<br />
entgegensetzen.“ Und es sei auch wichtig,<br />
„daß wir die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen“,<br />
so die Ministerin: Einer der Wege<br />
dazu sei es, Europa-Gemeinderätinnen und<br />
Europa-Gemeinderäte zu haben – österreichweit<br />
gebe es bereits 1.500.<br />
Foto: NLK / Pfeiffer<br />
v.l.: Der slowakische Staatssekretär Martin Klus mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner,<br />
Bundesministerin Karoline Edtstadler und Landesrat Martin Eichtinger<br />
Martin Klus<br />
Der slowakische Staatssekretär Martin<br />
Klus hielt zum Thema Westbalkan fest: „Wir<br />
glauben alle ganz stark, daß diese Staaten<br />
bald eine europäische Perspektive erhalten<br />
werden.“ Stuard Peach appellierte, „die<br />
weitreichenderen Folgen des Krieges“ zu<br />
sehen: „Wir müssen der Ukraine bei der Versöhnung<br />
in der Zukunft helfen.“<br />
Miroslav Lajcak<br />
Miroslav Lajcak hielt fest: „Wenn wir uns<br />
vereinen, sind wir ein geopolitischer Player,<br />
dann haben wir Gewicht auf der Welt.“<br />
Letzter Tag des diesjährigen<br />
Europa-Forum Wachau<br />
Beim letzten Tag des diesjährigen Europa-Forum<br />
Wachau im Stift Göttweig, am 25.<br />
Juni, sprachen Landeshauptfrau Johanna<br />
Mikl-Leitner, Bundeskanzler Karl Nehammer,<br />
Albaniens Premierminister Edi Rama<br />
und weitere internationale Gäste über die<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit in<br />
Europa, die Auswirkungen des Ukraine-<br />
Krieges und die EU-Erweiterung mit den<br />
Westbalkan-Staaten.<br />
Das 26. Europa-Forum Wachau finde in<br />
einer stürmischen Zeit statt, sagte Landeshauptfrau<br />
Johanna Mikl-Leitner und unterstrich:<br />
„In einer Zeit, in der Europa und die<br />
Europäische Union mehr gefordert sind als<br />
jemals zuvor. Es ist ein Jahr, in dem die Friedenszeiten<br />
endgültig abgelöst wurden durch<br />
Krisenzeiten, in dem Putin die Grenzen des<br />
Machbaren und Denkbaren verschoben hat.<br />
Es ist eine Zeit, die uns vor Augen führt, wie<br />
wichtig es ist, daß wir zusammenhalten.“<br />
Gerade eine Zeit des Umbruches könne unter<br />
»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />
den richtigen Voraussetzungen auch eine<br />
Zeit des Aufbruchs werden. „Die richtigen<br />
Voraussetzungen dafür lauten: Zuwendung<br />
zu den richtigen Fragen, zusammen mit den<br />
richtigen Persönlichkeiten unter Zuhilfenahme<br />
der richtigen Methoden“, so Mikl-Leitner.<br />
Es gehe demnach um die Sicherheit für<br />
die Bürger, die Absicherung von Wirtschaft,<br />
Beschäftigung und Wohlstand, das Vorantreiben<br />
des Klimaschutzes, der Energiewende<br />
und der Versorgungssicherheit. Dazu<br />
brauche es die richtigen Persönlichkeiten, so<br />
die Landeshauptfrau weiter, die im Besonderen<br />
an Albaniens Premierminister Edi Rama<br />
denke. „Ein Verantwortungsträger Albaniens,<br />
der schon lange Zeit dafür arbeitet,<br />
daß sein Land Teil der Europäischen Union<br />
wird und die Beitrittsverhandlungen endlich<br />
begonnen werden. Wo er wieder einmal<br />
beim EU-Gipfel enttäuscht wurde.“ Österreich<br />
habe, unterstrich die Landeshauptfrau,<br />
hier eine klare Position: „Sobald potenzielle<br />
Beitrittsländer Rechtsstaatlichkeit, marktwirtschaftliche<br />
Kriterien und Menschenrechte<br />
erfüllen, darf es kein Zaudern geben,<br />
sondern müssen die Kapitel der Beitrittsverhandlungen<br />
aufgeschlagen werden.“<br />
Damit fördere man Gemeinsamkeit und<br />
verdränge Egoismen, stärke die europäischen<br />
Werte und die Freundschaft in Europa.<br />
„Und damit setzen wir auch einen wichtigen<br />
Schritt für Frieden und Sicherheit in Europa“,<br />
sagte sie.<br />
„Akzeptanz für Europa und die Europäische<br />
Union kann es nur dann geben, wenn<br />
Europa in den Regionen spürbar und fühlbar<br />
ist“, führte Landeshauptfrau Mikl-Leitner<br />
weiter aus. Deswegen freue sie sich, daß