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Ausgabe 203

Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.

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Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner<br />

ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />

Österreich, Europa und die Welt<br />

19<br />

Österreich sei militärisch gesehen ein<br />

neutraler Staat, erklärte Sobotka, nicht aber<br />

politisch; die Einhaltung des Völkerrechts,<br />

insbesondere des humanitären Völkerrechts,<br />

sei eine rote Linie. Österreich werde alle Be -<br />

mühungen für Verhandlungen und einen Waf -<br />

fenstillstand unterstützen. Die Aufgabe neutraler<br />

Staaten sei es, sich hier einzubringen,<br />

war sich der Nationalratspräsident mit Präsident<br />

Higgins einig. Die Initiativen unabhängiger<br />

Dritter hätten auch im Konflikt mit<br />

Nordirland vieles bewirkt, meinte Higgins,<br />

der auch auf die Tradition Österreichs in<br />

diplomatischen Initiativen hinwies.<br />

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (r.) bei der Begrüßung des irischen Staatspräsidenten<br />

Michael D. Higgins<br />

Nationalratspräsident im Austausch<br />

mit dem Präsidenten Irlands<br />

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka<br />

tauschte sich am 6. Juni mit dem Präsidenten<br />

Irlands, Michael D. Higgins, im Rahmen<br />

von dessen Österreich-Besuch aus. Zentrales<br />

Thema des Gesprächs war der Krieg in der<br />

Ukraine und dessen Folgen für Europa und<br />

beide Länder.<br />

Sowohl Sobotka als auch Higgins verurteilten<br />

den Angriffskrieg und forderten<br />

Ermittlungen und ein Verfahren am Internationalen<br />

Gerichtshof zur Aufklärung von<br />

Kriegsverbrechen in der Ukraine. Die beiden<br />

Gesprächspartner betonten zudem die Rolle<br />

neutraler Staaten als Vermittler und die<br />

Wichtigkeit, weiterhin alle diplomatischen<br />

Kanäle für Verhandlungen zu nutzen, um<br />

einen Frieden herbeizuführen.<br />

Internationaler Gerichtshof muß<br />

Kriegsverbrechen aufklären<br />

Österreich verurteile die Angriffe auf die<br />

territoriale Integrität und Souveränität der<br />

Ukraine aufs Schärfste, betonte Sobotka. Für<br />

Österreich zähle die Stärke des Rechts und<br />

nicht das Recht der Stärkeren, hob er hervor.<br />

Es gebe keinerlei Rechtfertigung für diesen<br />

Angriffskrieg. Dieser sei ein klarer Verstoß<br />

gegen das Völkerrecht und bedrohe die internationale<br />

Ordnung. Rußland habe mit den<br />

Angriffen auf ZivilistInnen und zivile Infrastruktur<br />

eine weitere rote Linie klar überschritten,<br />

zeigte sich Sobotka tief besorgt und<br />

schockiert über die Gräueltaten in den Vororten<br />

von Kiew, die humanitäre Situation in<br />

der Ukraine und die steigende Zahl ziviler<br />

Opfer und Vertriebener. Die Aufklärung und<br />

Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner<br />

Dokumentation der Kriegsverbrechen müsse<br />

durch unabhängige BeobachterInnen vor Ort<br />

erfolgen und die Verantwortlichen vor dem<br />

Internationalen Gerichtshof zur Rechenschaft<br />

gezogen werden, war sich Sobotka mit<br />

Präsident Higgins einig. Dementsprechende<br />

Ermittlungen seien rasch aufzunehmen.<br />

Österreich und Irland befürworten<br />

Sanktionen gegen Rußland<br />

Österreich trage in Abstimmung mit der<br />

EU alle Sanktionen gegen Rußland mit, be -<br />

tonte Sobotka. Diese würden sich aber oftmals<br />

schneller auf die europäischen Staaten<br />

als auf die kriegstreibende Partei auswirken,<br />

verwies Higgins auf die starke Energieabhängigkeit<br />

Europas. Es sei von entscheidender<br />

Bedeutung, die Bemühungen zur Verringerung<br />

der Abhängigkeit von russischem Gas<br />

und Öl zu beschleunigen.<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

EU-Beitritt der Ukraine und<br />

der Westbalkan-Staaten<br />

Eine europäische Perspektive für die<br />

Ukraine müsse unterstützt werden, ein EU-<br />

Beitritt sei allerdings ein langfristiger Prozeß,<br />

erklärte Sobotka. Den EU-Beitritt der<br />

Ukraine befürwortete auch Präsident Higgins<br />

und plädierte für Kompromisse im EU-<br />

Beitrittsverfahren. Beide befürworteten den<br />

Beitritt der Westbalkan-Staaten. Man müsse<br />

deren Beitrittsperspektiven forcieren, da die<br />

Menschen die Geduld und das Vertrauen in<br />

Europa verlieren würden, meinte Sobotka<br />

und wies auf die geopolitische Bedeutung<br />

einer EU-Erweiterung in Richtung Westbalkan<br />

für Österreich hin.<br />

Engagement der Bevölkerung<br />

für Ukraine beeindruckend<br />

Irlands Staatspräsident Michael D. Higgins beim Eintrag ins Gästebuch<br />

Österreich und Irland würden im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten helfen und umfangreiche<br />

humanitäre Unterstützung in der Ukraine<br />

leisten. Die Bevölkerung habe dabei ihr zi -<br />

vilgesellschaftliches Engagement auf hervorragende<br />

Weise zum Ausdruck gebracht, zeig -<br />

ten sich Sobotka und Higgins beeindruckt. n

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