Ausgabe 203
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />
Wissenschaft & Technik<br />
153<br />
Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, In -<br />
ternationales und Wiener Stadtwerke Peter<br />
Hanke am 19. Mai anläßlich der Eröffnung<br />
der Anlage.<br />
Grüner Treibstoff als<br />
wertvolles Endprodukt<br />
Mit 1 Megawatt Leistung ist die Pilotanlage<br />
bereits in einem industrienahen Maßstab<br />
gebaut – also im letzten Stadium vor<br />
einer Anlage im Realbetrieb. Die Forschungsaktivitäten<br />
wurden bereits gestartet.<br />
Zukunftsweisende Produkte dieser Anlage<br />
sind grüner Diesel und grünes Kerosin.<br />
„Diese Anlage ist ein Meilenstein für die<br />
Kreislaufwirtschaft! Wir machen hier aus<br />
Abfällen und Reststoffen grüne Treibstoffe<br />
und vergleichbare Industrierohstoffe und<br />
treiben damit den Klimaschutz in der Stadt<br />
voran. Die hier eingesetzte Technologie ist<br />
vielversprechend: Künftig könnte eine solche<br />
Anlage im Industriemaßstab bis zu 10<br />
Millionen Liter grünen Treibstoff pro Jahr<br />
erzeugen und damit bis zu 30.000 Tonnen<br />
fossiles CO 2 einsparen“, so Wien Energie-<br />
Geschäftsführer Karl Gruber.<br />
Mit dieser Men ge an Treibstoff wäre es<br />
vorstellbar, umgerechnet die ganze Öffi-Bus -<br />
flotte Wiens klimaneutral zu betanken. Im<br />
Rahmen des Forschungsprojekts ist auch ein<br />
Bus-Testbetrieb mit dem grünen Treibstoff<br />
geplant.<br />
Neben der Erzeugung von grünem Treibstoff<br />
ist mittelfristig auch die Produktion von<br />
grünem Gas oder grünem Wasserstoff Teil<br />
des Forschungsprojekts „Waste2Value“.<br />
„Die Pilotanlage der DFB-Gaserzeugung,<br />
die im Rahmen des Waste2Value Projekts<br />
erfolgreich in Betrieb genommen wurde, ist<br />
das Herzstück der Syngas-Plattform Wien.<br />
Sie er möglicht uns ambitionierte, angewandte<br />
Forschung in Kernbereichen der biobasierten<br />
Ökonomie und Kreislaufwirtschaft<br />
und stellt eine Forschungsinfrastruktur von<br />
internationaler Sichtbarkeit dar. Die Syngas-<br />
Plattform Wien macht es möglich: Die<br />
Demonstration von Prozeßketten zur Verarbeitung<br />
von bislang nicht genutzten und<br />
minderwertigen Roh stoffen zu hochwertigen<br />
Produkten für die Energiewirtschaft, den<br />
Transportsektor und die chemische Industrie!“,<br />
erklärt Walter Haslinger, Geschäftsführer<br />
von BEST Bioenergy and Sustainable<br />
Technologies GmbH.<br />
Grafik: Wien Energie / Harald Ströbel<br />
Komplexes Verfahren: So kann<br />
Abfall zum Treibstoff werden<br />
Das Außergewöhnliche an der Anlage ist<br />
die Verbindung mehrerer technischer Verfahren,<br />
um den Treibstoff herzustellen: Reststoffe,<br />
wie etwa Holzabfälle, Klärschlamm<br />
oder Rückstände der Papierindustrie, werden<br />
in Synthesegas umgewandelt. Dieses Gas<br />
wird gereinigt und in einem weiteren Schritt<br />
wird daraus Rohöl erzeugt. Aus diesem Roh -<br />
öl kann in weiterer Folge der grüne Treibstoff<br />
hergestellt werden.<br />
Sind die eingesetzten Ausgangsstoffe<br />
erneuerbaren Ursprungs (Holz, Holzabfälle,<br />
Klärschlamm, sonstige biogene Abfälle, …),<br />
so sind auch die Endprodukte gänzlich er -<br />
neuerbar. Aber auch andere, nicht erneuerbare<br />
Reststoffe wie etwa nicht recyclebare Plastikreste<br />
können eingesetzt werden. So können<br />
auch fossile Ausgangsstoffe mehrfach<br />
genutzt werden, wie das etwa auch beim Pa -<br />
pierrecycling der Fall ist.<br />
Vielfältige Forschungsansätze<br />
und Endprodukte<br />
Die große Bandbreite an möglichen Endprodukten<br />
macht die Technologie sehr vielseitig<br />
einsetzbar: Einerseits können nachhaltige<br />
Treibstoffe für Bereiche bereitgestellt<br />
werden, in denen Batterien nur schwer zum<br />
Einsatz kommen können (z.B. Landwirtschaft,<br />
Flugverkehr, Schwerverkehr oder<br />
Busse, für die Wasserstoff als Treibstoff<br />
nicht optimal eingesetzt werden kann).<br />
Andererseits kann im Zuge von zukünftigen<br />
Forschungsarbeiten auch grünes Gas für das<br />
Erdgasnetz oder grüner Wasserstoff für<br />
Mobilitätslösungen oder industrielle Anwendungen<br />
erzeugt werden.<br />
Im Rahmen des Projekts „Waste2Value“<br />
forscht ein Team aus unterschiedlichen Be -<br />
reichen und Disziplinen an der Herstellung<br />
dieser Produkte. Die Projektleitung hat BEST<br />
inne. Neben Wien Energie und SMS group<br />
Process Technologies sind auch Wiener<br />
Linien, Wiener Netze, die Österreichischen<br />
Bundesforste und Laakirchen Papier AG am<br />
Projekt beteiligt.<br />
Wissenschaftliche Partner sind die TU<br />
Wien und die Luleå University of Technology.<br />
Das Projekt wird von der Österreichischen<br />
Forschungsförderungsgesellschaft<br />
(FFG) gefördert.<br />
n<br />
https://www.wienenergie.at/<br />
»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at