Ausgabe 203
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />
Von den revolutionären Tagen des Vormärz<br />
bis zur digitalen Informationsgesellschaft<br />
der Gegenwart: Die Österreichische<br />
Akademie der Wissenschaften (ÖAW) schaut<br />
auf eine bewegte Geschichte zurück und<br />
blickt zuversichtlich in die Zukunft. Denn<br />
Wissen wird in den kommenden Jahrzehnten<br />
wichtiger sein als je zuvor. Und die ÖAW ist<br />
seit 175 Jahren ein Garant für die Entstehung<br />
und Förderung neuen Wissens aus Wissenschaft<br />
und Forschung.<br />
Land der Forschung<br />
„Wir sind in unserem Land von Forschung,<br />
Wissen und Innovationskraft abhängig“,<br />
bekräftigte daher auch Martin Polaschek,<br />
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft<br />
und Forschung, in seiner Rede bei der<br />
Feierlichen Sitzung 2022. Mit bedeutsamen<br />
Errungenschaften, von der Novara-Expedition<br />
über die Gründung des ersten Instituts<br />
für Radiumforschung bis hin zur Schaffung<br />
von Grundlagen für Technologien etwa in<br />
der Quantenphysik, konnte die Akademie in<br />
ihrer Vergangenheit wichtige Meilensteine in<br />
der Forschungslandschaft setzen, wie Polaschek<br />
erinnerte. Der Akademie gelang es da -<br />
bei nicht nur, Visionen für die Zukunft langfristig<br />
zu verfolgen und zu realisieren, sondern<br />
auch, unmittelbar Wissen für aktuelle<br />
gesellschaftliche Herausforderungen zur Verfügung<br />
zu stellen. Eine Stärke, die gerade in<br />
der Gegenwart von größter Bedeutung ist.<br />
„Die Entwicklung der Einstellungen<br />
während der Pandemie zeigte, wie schnell es<br />
geht, daß Irrlehren Glauben geschenkt wird<br />
und Wissenschaftsskepsis sich ausbreiten<br />
kann“, erinnerte Bundespräsident und ÖAW-<br />
Schirmherr Alexander Van der Bellen bei der<br />
Feierlichen Sitzung. Daß die Akademie Fake<br />
News und der Wissenschaftsskepsis einiges<br />
entgegenzusetzen hat, betonte ÖAW-Präsident<br />
Anton Zeilinger in seinem jährlichen Be -<br />
richt vor Würdenträgern, ausländischen AkademiepräsidentInnen<br />
Mitgliedern, FreundInnen,<br />
FörderInnen und Mitarbeitenden.<br />
Vertrauen in die Wissenschaft<br />
So nahm die Akademie mit ihren Instituten<br />
in der Pandemie bereits früh eine Vorreiterrolle<br />
in Österreich ein, um beispielsweise<br />
Wissenschaft & Technik<br />
175 Jahre Wissen<br />
Verläßliches Wissen ist zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen<br />
unerläßlich. Das machte die Österreichische Akademie der Wissenschaft (ÖAW)<br />
bei der Feierlichen Sitzung zum 175jährigen Jubiläum ihres Bestehens deutlich.<br />
Foto: ÖAW / Daniel Hinterramskogler<br />
Foto: ÖAW / Daniel Hinterramskogler<br />
Bundespräsident Alexander Van der Bellen<br />
warnte davor, wie schnell Wissenschaftsfreundlichkeit<br />
in Wissenschaftsskepsis<br />
umschlagen kann.<br />
Wissenschaftsminister Martin Polaschek<br />
betonte, daß Österreich ein Land der<br />
Forschung ist.<br />
»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />
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in der molekularmedizinischen und molekularbiologischen<br />
Forschung, aber auch in vielen<br />
weiteren Forschungsbereichen neues<br />
Wissen über das Virus und dessen Auswirkungen<br />
auf den Menschen und die Gesellschaft<br />
zu gewinnen. Auch der wissenschaftsbasierte<br />
Dialog mit der Politik wurde ge -<br />
sucht, etwa um Lehren für die Zukunft aus<br />
der Pandemie zu gewinnen.<br />
Im Kampf gegen Wissenschaftsskepsis<br />
ging die Akademie ganz bewußt neue Wege,<br />
um die Bevölkerung zu erreichen. Wissenschaftscomics<br />
für Kinder oder die Wiederbelebung<br />
der Tradition der öffentlichen Preisfragen<br />
sind nur zwei Beispiele. Mit dem neu -<br />
en Campus Akademie wurde zudem ein Ort<br />
des Austauschs zwischen Wissenschaft und<br />
Öffentlichkeit mitten im Zentrum Wiens ge -<br />
schaffen und rechtzeitig zum Jubiläumsjahr<br />
eröffnet. Mit Aktivitäten wie diesen will die<br />
ÖAW besonders bei jungen Menschen das<br />
Vertrauen in und das Interesse an den Wissenschaften<br />
stärken.<br />
Akademie auf Erfolgskurs<br />
„Die gesetzliche Aufgabe der Akademie<br />
ist, die Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern“,<br />
zitierte Anton Zeilinger aus dem Bun -<br />
desgesetz. Und diesem Auftrag kommt die<br />
Akademie höchst erfolgreich nach. Ein Indikator<br />
für diesen Erfolg sind die Grants des<br />
European Research Council (ERC). Die<br />
ÖAW zählt zu den Top 3 an Forschungseinrichtungen<br />
in Österreich, die diese hochdotierten<br />
Förderungen einwerben. Seit 2007 war<br />
die ÖAW an 91 ERC-Grants beteiligt und<br />
konnte so über 100 Millionen Euro europäische<br />
Forschungsgelder nach Österreich ho -<br />
len.<br />
Auch wenn es um visionäre Weichenstellungen<br />
in der Forschung geht, konnte die<br />
Akademie nicht nur in der Vergangenheit re -<br />
üssieren sondern hat auch in der Gegenwart<br />
zukunftsträchtige Initiativen gesetzt. So<br />
wurde bereits 2015 mit der Gründung des<br />
Austrian Centre for Digital Humanities den<br />
digitalen Geisteswissenschaften in Österreich<br />
stärkere Schubkraft verliehen. Mit dem<br />
neu eingerichteten Förderprogramm „Heri -<br />
tage Science Austria“, bei dem es um die<br />
Erforschung und Bewahrung des materiellen<br />
Teils unseres kulturellen Erbes geht, wurde<br />
ein wichtiger Impuls gesetzt, um dieses Kulturerbe<br />
für kommende Generationen zu be -<br />
wahren. Mit der Bündelung der archäologischen<br />
und altertumswissenschaftlichen Forschung<br />
der Akademie unter dem Dach des