Ausgabe 203
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />
Religion und Kirche<br />
Integration, soziales Engagement<br />
und der Krieg in der Ukraine<br />
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im Austausch mit<br />
Kardinal Schönborn und Vertretern der unierten Ostkirchen<br />
141<br />
Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen<br />
Am Podium v.l.: Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, Erzpriester Inž.-ėkon. Lic. Yuriy Kolasa, Kardinal<br />
Christoph Schönborn, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Parlamentsdirektor Harald Dossi<br />
Das Parlament in der Hofburg war am 17.<br />
Mai Schauplatz des erstmaligen Austausches<br />
zwischen Nationalratspräsident<br />
Wolf gang Sobotka, Kardinal Christoph<br />
Schönborn und Vertretern der verschiedenen<br />
mit Rom unierten Ostkirchen. An der Zu -<br />
sammenkunft nahm neben den 22 Priestern<br />
auch der Generalvikar des „Ordinariats für<br />
die Gläubigen der katholischen Ostkirchen<br />
in Österreich“ teil. Im Zentrum standen das<br />
Kennenlernen der verschiedenen Gemeinden,<br />
ihr soziales Engagement, ihre Herausforderungen<br />
und ihre Rolle im Integrationsprozess.<br />
Die Gespräche standen im Zeichen des<br />
Krieges in der Ukraine.<br />
Sobotka und Schönborn betonen Rolle<br />
der Ostkirchen bei der Integration<br />
Der Nationalratspräsident zeigte sich<br />
erfreut darüber, daß dieser erste Gedankenaustausch<br />
mit einer derartigen Vielfalt an<br />
Konfessionen stattfinden konnte. Ihm sei der<br />
Begriff „katholisch“ in seiner ursprünglichsten<br />
Form (von altgriechisch katholikós für<br />
„allumfassend“) nun noch plastischer be -<br />
wußt geworden. Er betonte die Relevanz des<br />
regelmäßigen Austausches mit allen Religionsgemeinschaften<br />
im Sinne des Dialoges<br />
zwischen Politik und Zivilgesellschaft.<br />
Durch den Krieg in der Ukraine seien bisher<br />
72.000 Menschen nach Österreich gekommen.<br />
Viele von ihnen würden auch ihre Er -<br />
lebnisse in Form von Traumata mitnehmen,<br />
die noch über Generationen hinweg wirken<br />
könnten. Auch deshalb käme den Seelsor -<br />
gerInnen, die die Fähigkeit hätten, diese<br />
Menschen aufzufangen und somit wesentlich<br />
zu deren Integration beizutragen, eine so<br />
große Bedeutung zu.<br />
Kardinal Schönborn bedankte sich für die<br />
Gelegenheit im Rahmen des Parlaments über<br />
das wichtige Thema der Arbeit der vielfältigen<br />
katholischen Kirchen sprechen zu können<br />
und für das Zeichen, welches das Parlament<br />
damit setze. Die 23 katholischen Ostkirchen<br />
seien Kirchen „sui iuris“ mit eigenständigen<br />
Traditionen, stünden aber dennoch<br />
mit Rom in Verbindung. Die anwesenden<br />
Priester repräsentierten die Wirklichkeit der<br />
Christen im Nahen Osten und in Osteuropa,<br />
die Schönborn als Tragödie bezeichnete.<br />
Dem entsprechend würden viele von ihnen<br />
nicht freiwillig ihre Heimat verlassen und<br />
nach Österreich kommen. Die hier aktiven<br />
Ostkirchen seien ein wichtiger Faktor, damit<br />
diese Menschen in Österreich ihre zweite<br />
Hei mat finden und sich dementsprechend in -<br />
tegrieren können, so Schönborn. Er plädierte<br />
dafür, das Potential in diesen Menschen zu<br />
erkennen.<br />
»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />
Generell werden die unierten Ostkirchen<br />
in byzantinisch-katholische und in orientalisch-katholische<br />
eingeteilt. Zu den in Österreich<br />
vertretenen byzantinisch-katholischen<br />
Ostkirchen zählen die ukrainische, rumänische,<br />
slowakische und melkitische griechisch-katholische<br />
Kirche sowie vereinzelt<br />
Gläubige der griechisch-katholischen Kirche<br />
in Ungarn, der griechisch-katholischen Kirche<br />
in Serbien sowie der griechisch-katholischen<br />
Eparchie von Mukachevo (Ukraine).<br />
Den orientalischen unierten Ostkirchen in<br />
Österreich gehören die chaldäische Kirche,<br />
die syrisch-maronitische Kirche, die syromalabarische<br />
und die Syro-malankarische<br />
ka tholische Kirche, die äthiopisch-katholische<br />
und die eritreisch-katholische Kirche<br />
sowie die Armenisch-katholische Kirche und<br />
einzelne Gläubige der koptisch-katholischen<br />
und syrisch-katholischen Kirche an.<br />
Alle unierten Ostkirchen sind kirchenrechtlich<br />
im „Ordinariat für die Gläubigen<br />
der katholischen Ostkirchen in Österreich“<br />
organisiert, welchem derzeit 43 von insgesamt<br />
80 Priestern angehören. Der Erzbischof<br />
jeweilige von Wien – das ist derzeit Kardinal<br />
Christoph Schön born – steht den katholischen<br />
Ostkirchen als Ordinarius vor. Generalvikar<br />
des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy<br />
Kolasa.