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Ausgabe 203

Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />

heimischen Destinationen treffen, die in<br />

den letzten beiden Jahren als „Ausweichziele“<br />

für den Urlaub im Süden dienten.<br />

m Andererseits sprechen sowohl psychologische<br />

Effekte des Kriegs in der Ukraine wie<br />

auch die deutlich gestiegenen Mobilitätskosten<br />

für nähere Reiseziele, wovon in<br />

Österreich der Binnentourismus sowie die<br />

Nachfrage aus Nahmärkten, insbeson dere<br />

aus Deutschland, profitieren könnten.<br />

m Der Städtetourismus wird seine Erholung<br />

fortsetzen, aber die Nächtigungs- und Um -<br />

satzniveaus der Jahre vor der Pandemie<br />

auch in den kommenden Monaten nicht<br />

erreichen können. Neben dem Konferenztourismus<br />

mit langen Planungshorizonten<br />

wird auch die Nachfrage aus Fernmärkten<br />

weiter (bezogen auf Märkte in<br />

Asien und dem Mittleren Osten, teils<br />

deutlich) hinter den Niveaus der Jahre<br />

vor der Pandemie zurückbleiben.<br />

m Die Pandemie bleibt ein Unsicherheitsfaktor:<br />

Nicht nur ist im heurigen Sommer<br />

mit einer weiteren Infektionswelle zu rech -<br />

nen, eine solche könnte auch im Herbst<br />

und Winter verstärkt bevorstehen und neu -<br />

erlich Reiseinschränkungen notwendig<br />

machen.<br />

m Darüber hinaus gefährden der Ukraine-<br />

Krieg und seine Folgen (Energieknappheit,<br />

steigende Preise) die Entwicklung<br />

der Tourismuswirtschaft im weiteren Jahresverlauf,<br />

wobei es in der Energieversorgung<br />

auch zu Einschränkungen des touristischen<br />

Angebotes kommen könnte.<br />

Für den Sommer 2022 wird unter Be -<br />

rück sichtigung der genannten Faktoren bzw.<br />

auf Basis der hierzu angenommenen Entwick -<br />

lung mit einer Erholung der internationalen<br />

Nachfrage auf rund 51 Mio. Nächtigungen<br />

ausgegangen (-8 % im Vergleich zum Sommer<br />

2019, +21 % gegenüber der Saison 2021).<br />

Im Binnenreiseverkehr, der in den letzten<br />

beiden Sommern zur Stütze des heimischen<br />

Tourismus wurde, ist damit zu rechnen, daß<br />

vor allem die bereits erwähnten Nachholeffekte<br />

bei Auslandsreisen dämpfend auf die<br />

Nachfrage im Inland wirken und die zum<br />

Teil exorbitant hohen Wachstumsraten der<br />

letzten beiden Sommersaisonen dieses Jahr<br />

nicht mehr erreicht werden können (-½ % zu<br />

2019, -4 % gegenüber Sommer 2021). Insgesamt<br />

ergäben sich damit rund 75 Mio. Übernachtungen<br />

im Sommer 2022. Gegeben das<br />

derzeitige politische und wirtschaftliche<br />

Umfeld, aber auch die Ungewissheit über<br />

das weitere Infektionsgeschehen, sind diese<br />

Prognosen nach wie vor mit großer Unsicherheit<br />

behaftet.https://www.wifo.ac.at n<br />

Wirtschaft<br />

Konjunkturaufschwung<br />

verlangsamt sich<br />

Im WIFO-Konjunkturtest werden regelmäßig die wichtigsten Hemmnisse für die Geschäftstätigkeit<br />

erhoben. In der Sachgütererzeugung hat die Bedeutung des Material- und Personalmangels seit<br />

Anfang 2021 deutlich zugenommen (Q: WIFO-Konjunkturtest).<br />

Laut Statistik Austria stieg die Wirtschafts -<br />

leistung der österreichischen Volkswirtschaft<br />

im I. Quartal 2022 um 1,5 % gegenüber<br />

dem Vorquartal, nachdem sie im IV. Quartal<br />

2021 gesunken war. Expansive Impulse gingen<br />

insbesondere von der günstigen Exportdynamik<br />

aus, die ihrerseits die Industrieproduktion<br />

anregte. Vorlaufindikatoren deuten<br />

jedoch auf eine Eintrübung der Konjunktur<br />

im II. und III. Quartal hin. „Ungünstige<br />

Angebotsschocks dämpfen zunehmend die<br />

wirtschaftliche Dynamik und erhöhen den<br />

Preisauftrieb“, so der Autor des aktuellen<br />

Konjunkturberichts, Christian Glocker.<br />

Die Weltwirtschaft wächst weiterhin, je -<br />

doch mit abnehmender Geschwindigkeit.<br />

Die Abschwächung des Wachstums – eine<br />

Folge des anhaltend hohen Preisauftriebs, ge -<br />

störter Lieferketten, der Fortdauer der Covid-<br />

19-Pandemie und des Ukraine-Kriegs – prägt<br />

auch in Österreich den Konjunkturpfad.<br />

Wenngleich die heimische Volkswirtschaft<br />

dadurch Gegenwind in Form einer schwächeren<br />

Auslandsnachfrage erfährt, so wirkt<br />

dem die weitgehende Lockerung der behördlichen<br />

Covid-19-Maßnahmen entgegen. Vor<br />

diesem Hintergrund wuchs das BIP in Österreich<br />

im I. Quartal 2022 um 1,5 % gegenüber<br />

dem Vorquartal, nachdem es im IV. Quartal<br />

2021 geschrumpft war. Auf der Angebotsseite<br />

trugen sämtliche Sektoren zur Expansion<br />

bei, nachfrageseitig vor allem die Ausweitung<br />

der Bruttoanlageinvestitionen, des Kon -<br />

»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />

119<br />

sums der privaten Haushalte und der Exporte.<br />

Vorlaufindikatoren deuten allerdings auf<br />

eine Verlangsamung der Konjunktur hin. Der<br />

WIFO-Konjunkturklimaindex notierte im<br />

Mai deutlich unter dem Wert des Vormonats,<br />

blieb jedoch im positiven Bereich und über<br />

dem langjährigen Durchschnitt. Der UniCredit<br />

Bank Austria Einkaufs-ManagerIndex ging<br />

im Mai im Vormonatsvergleich ebenfalls zu -<br />

rück. Auch das geringe Verbrauchervertrauen<br />

trübt den Ausblick.<br />

Die gesamtwirtschaftliche Expansion hin -<br />

terläßt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Die Beschäftigung wächst weiterhin<br />

kräftig (Mai: voraussichtlich +2,8 % gegenüber<br />

dem Vorjahr), während die Arbeitslosigkeit<br />

sinkt. Die Beschäftigung ist nach wie<br />

vor höher als im Winter 2020 vor Ausbruch<br />

der Covid-19-Pandemie, die Arbeitslosigkeit<br />

deutlich niedriger. Mit dem Aufschwung ist<br />

allerdings auch die Arbeitskräfteknappheit der<br />

Vorkrisenjahre zurückgekehrt: Laut WIFO-<br />

Konjunkturtest ist der Personalmangel ein<br />

we sentliches Hemmnis der Wirtschaftstätigkeit,<br />

und zwar in noch höherem Maße als vor<br />

der Pandemie. Der Preisauftrieb ist anhaltend<br />

hoch. Die seit längerem beobachteten zweistelligen<br />

Zuwachsraten bei den Produzentenpreisen<br />

schlagen sich zunehmend in den Verbraucherpreisen<br />

nieder. Letztere legten im<br />

April abermals deutlich zu (+7,2 % gegen -<br />

über dem Vorjahresmonat, Schnellschätzung<br />

für Mai + 8%; laut VPI).<br />

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