01.07.2022 Aufrufe

flip-Joker_2022-07-8

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

kunst KULTUR JOKER 17

Ungleiches Doppel

Carola Faller-Barris und Tobias Eder in der Katholischen Akademie

Eine kaputte Masche kann

den gesamten Pulli ruinieren.

Anlass und Auswirkung scheinen

dabei in keinem rechten

Verhältnis zu stehen. In Carola

Faller-Barris Zeichnungen

„Stricksublimierungen“ fallen

die Maschen, sie sind zerschnitten

oder aufgerieben und

was für ein Wunder überhaupt,

dass ein bloßer Faden ein so

komplexes Gewirk erschaffen

kann. Was wiegt mehr, der

Ärger über das verdorbene

Stück oder die Freude daran,

was Hände bewirken können?

In Faller-Barris Zeichnungen

übernimmt der Strich das

Garn. Bildfüllend fügt sich

auf farbigem Hintergrund eine

Masche in die andere, bis auf

die eine, die eben fällt. „(Ver)

Störungen“ heißt die gemeinsame

Ausstellung mit Tobias

Eder, von dem großformatige

Prints in der Katholischen

Akademie zu sehen sind.

Carola Faller-Barris hat über

Jahre hinweg die Darstellung

von Strukturen perfektioniert.

Was auch immer das Material

ihrer Gebilde ist, die oft

plastisch sind: Objekte und

Gefäße, der Strich der Zeichnung

tritt an deren Stelle. Er

folgt nicht allein den Bewegungen,

wie etwa Wolle in

einem Gestrick läuft oder wie

aus Rohr Dinge geflochten

werden können, er ahmt auch

die jeweiligen Eigenschaften

und Oberflächen nach, sei es,

dass man glaubt die Wärme

des Garns zu spüren oder das

Störrische pflanzlichen Materials.

In Faller-Barris zweiter

Serie, die in der Katholischen

Akademie zu sehen sind, geht

es über die bloße Beobachtung

hinaus, ihre gezeichneten Gebilde

haben etwas Surreales.

Da erinnert eine Kugel an eine

Frucht, dabei könnte die Oberfläche

auch aus lauter kleinen

Kegeln zusammengesetzt sein

und einer Art Wehrturm fehlt

ein drittes Bein, das mit einem

Stück Holz verstärkt ist. Wenn

es hier um Verstörungen geht,

dann sind sie auf gewisse Weise

heiter, die Abweichung vom

Standard könnte man auch Humor

nennen.

Tobias Eder mag mehr in

Systemen denken, doch die

Paarung will nicht recht einleuchten.

Der Freiburger

Künstler verbindet in seinen

Prints Text- und Bildebene. Die

Textebene weist einen eindeutigen

kirchlichen Kontext auf.

Es sind Zitate aus „Christ in

der Gegenwart“, wodurch die

Serie zudem etwas von einer

Auftragsarbeit bekommt. Dann

wiederum ist es ein Ausschnitt

mit dem Autor bekennendem

Katholik Martin Mosebach.

Die Bildebene dazu sieht aus

wie Found Footage. Ein Rendering

der Kathedrale von

Chartres, manchmal sind es

nur Streifen oder digital bearbeitete

Oberflächen. Ein Bezug

lässt sich nicht herstellen. Und

der Bruch, der dadurch entsteht,

wirkt so beliebig, dass

sich keine Provokation einstellen

will, nicht einmal durch die

Nähe zur Gebrauchsgrafik.

Carola Faller-Barris, Tobias

Eder: Verstörungen. Katholische

Akademie, Wintererstr.

1, Freiburg. Mo-Fr 8.30 bis

18.15 Uhr. Bis 2. September

2022.

Annette Hoffmann

Arbeit von Carola Faller-Barris

Foto: Kath. Akademie Freiburg

Machen Sie mit!

Jetzt bewerben!

uniklinik-freiburg.de/karriere

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!