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16 KULTUR JOKER kunst

Die Verbundenheit des Menschen mit der Welt

Karin Hofer und Nessa Nalin stellen im Kulturwerk T66 in Freiburg aus – Diplomausstellung der Edith Maryon Kunstschule

Die Wege der Schweizerin

Karin Hofer und der Französin

Nessa Nalin konvergieren

im Kulturwerk T66 bei ihrer

Diplomausstellung zum Abschluss

ihres Studiums an der

Edith Maryon Kunstschule –

einer privaten Kunstschule in

Freiburg-Munzingen, die 1983

in einem ehemaligen Schreinereikomplex

gegründet wurde.

Beide stellen hauptsächlich

bildhauerische Arbeiten aus, in

denen sie mit Hilfe von Kettensäge

und Schnitzeisen die Verbundenheit

des Menschen mit

der Welt erforschen.

Beide Künstlerinnen beginnen

zwar ihre Arbeit am Werk

mit der Kettensäge, doch in

ihrer Herangehensweise schlagen

sie bereits unterschiedliche

Wege ein. Wenn es technisch

möglich wäre, würde Nessa

Nalin am liebsten ausschließlich

mit sanfteren Methoden,

also mit dem Schnitzeisen an

die Materie herangehen, um sie

wie Tonerde nach ihrer Vorstellung

zu modellieren. Sie will

die Form an sich ergründen und

löst sich daher von der Figürlichkeit.

Dagegen arbeitet Karin

Hofer gerne an einer Skulptur

von A bis Z mit der Kettensäge.

Manche Bereiche ihrer Skulpturen

lässt sie dabei bewusst

grob, während sie stellenweise

mit anderen Werkzeugen ins

Detail der Form geht.

Nessa Nalin, die sich neben

ihrem vierjährigen Vollzeitstudium

dem biodynamischen

Anbau widmete, hinterfragt das

Karin Hofers Figuren wirken in sich gekehrt

Schopfheimerstraße

2

© Karin Hofer

Verwandlung von Natur in Kunst

Eröffnung des „Kunstraum H“ in Bad Krozingen-Tunsel

Bad Krozingen hat eine neue

Kunst-Adresse bekommen. Der

Maler Jörg Hilfinger eröffnete

am 26. Juni seine eigene Ausstellungsplattform

in Tunsel:

den „Kunstraum H“.

Möglich machte es ein Stipendium

des Landesministeriums

für Bildung, Forschung und

Gefühlsleben, sucht nach dem

Ort des Austausches zwischen

sich selbst und der Welt. Stellvertretend

hierfür ist die menschengroße

Skulptur „Je sens

le monde“. Der obere Teil besteht

aus einer scharfen Spitze,

einer Kugel und einer Schale,

die an die drei Kugeln und die

Halbmondsichel einer Moschee

erinnern. Die Schale könnte

Wissenschaft, um das Hilfinger

sich während der Pandemie bewarb.

Eine gezielte Förderung

zur Präsentation seiner Werke

sollte es sein, in einer Zeit, in

der Kunst und Kultur zum Stillstand

gekommen waren. Und so

nutzte Jörg Hilfinger die Corona-Pause,

um die seit einiger

auch ein Weihwasserbecken

sein und die scharfe Spitze die

Turmspitze einer Kathedrale.

Die Künstlerin scheint in ihr

eine Art von Verbindung mit

der Welt zu sehen; die Schale

könnte ein Gefäß sein, in dem

die Welt empfangen wird. Den

mittleren Teil bildet eine vergleichsweise

dünne Scheibe.

Sie stellt den Ort dar, wo die

Zeit verwaisten Räume in seinem

Elternhaus in Tunsel in einen

Showroom zu verwandeln.

Gezeigt werden in den Räumen

zur Eröffnung Werke Hilfingers

überwiegend aus den vergangenen

zwei bis drei Jahren.

Mit seinen Schwarzwaldimpressionen

hat Hilfinger sich

in den vergangenen vier Jahrzehnten

weit über die Region

hinaus einen Namen gemacht.

Seine Landschaften vermitteln

archetypische, meist menschenleere

Naturansichten. „In

seinen besten Bildern gelingt

ihm die Verwandlung von Natur

in Kunst scheinbar völlig

mühelos“ – attestiert ihm Kulturjournalist

Stefan Tolksdorf.

Quellende Wasserläufe, Spiegelungen,

durchlichtetes Geäst,

ziehende Wolken, aus dem

Nebel tauchende Bergspitzen

entwickeln eine magische Sogkraft.

Detailschärfe wird nicht

unbedingt angestrebt. Vielmehr

Künstlerin die Welt spürt, eine

Fläche, wo der Austausch zwischen

dem von ihr Gespürten

und der Welt stattfindet.

Karin Hofer, die sich zuvor

professionell mit Shiatsu beschäftigte,

vollführte in den

vier Jahren ihres berufsbegleitenden

Studiums einen Spagat

zwischen ihrem Wohnort in der

Schweiz und der Kunstschule,

bis sie sich letztlich ganz der

Kunst zuwandte. Ihre lebensgroßen

Holzskulpturen scheinen

mit derselben Spontaneität

und Leichtigkeit wie ihre

skizzenhaften Zeichnungen

und mit großer Geschicktheit

aus den Holzstämmen zu entstehen.

Ihre Figuren sehen an

uns vorbei, sind in sich gekehrt,

doch hat deren Ausdrücklichkeit

eine tiefe Wirkung auf die

Betrachtenden. Karin Hofer

Nessa Nalin will in ihren Arbeiten die Form an sich erkunden

© Merle Brack

Der Künstler Jörg Hilfinger

Foto: Kunstraum H

findet in ihren Arbeiten eine

mögliche künstlerische Umsetzung

der Idee, sich von

Grenzen zu lösen. Dies können

geistige, moralische oder

politische Grenzen sein. Hofer

versucht, ihre eigene Selbsttäuschung

aufzudecken. Sie

will sich selbst und anderen

dadurch Mut geben, ihre Grenzen

zu überwinden. In ihren

ganzfigürlichen Skulpturen

sucht sie nicht die Idealform,

sondern einen Körper mit all

seinen Ecken und Kanten.

Dabei nutzt sie den Kontrast

zwischen scharfkantigen und

feinen, detailliert gearbeiteten

Strukturen.

Diplomausstellung. Kulturwerk

T66, Talstraße 66, Freiburg.

Do/Fr/So 13-17 Uhr.

Eintritt frei. Bis 24.07.2022

S. Gazza

entfaltet die Natur in seinen

Werken eine zeitlose Dimension,

so Tolksdorf.

Künftig plant Jörg Hilfinger

in den neuen Räumen jährlich

drei bis vier Ausstellungen mit

Gastkünstlern. Den Anfang

macht Thomas Klein, der ab

Mitte September „Digital Paintings“

mit figürlicher und landschaftlicher

Motivik im Kunstraum

H in Tunsel zeigt.

Ausstellung mit Werken von

Jörg Hilfinger. „Kunstraum

H“, Muttighofer Straße 5, Bad

Krozingen-Tunsel. www.joerghilfinger.de).

Bis 17.07.2022

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