Max Weber-Programm Bayern Akademie XIII Salem
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Arbeitsgruppe 5 dIe geScHIcHte der BuNdeSrePuBlIk IM SPIegel VoN<br />
eNtScHeIduNgeN deS BuNdeSVerfASSuNgSgerIcHtS<br />
Die gar nicht mehr so junge (Verfassungs-)Geschichte der Bundesrepublik ist wie in keiner<br />
anderen deutschen Staatsform bisher durch das Recht und konkret durch Rechtsprechung<br />
geprägt worden. Als bewusste Reaktion auf die Katastrophe der Gewaltherrschaft<br />
unter dem Nationalsozialismus ist vor allem mit dem Bundesverfassungsgericht ein im<br />
diachronen wie synchronen Vergleich hinsichtlich seiner Kompetenzen, seiner realen<br />
Machtchancen und seines Ansehens einzigartiges Gericht installiert worden. Es versteht<br />
sich zugleich als Verfassungsorgan, das sich von Anfang an selbstbewusst, oftmals im Zeichen<br />
eines ‘judicial activism’, an der politischen Entwicklung der jungen zweiten deutschen<br />
Demokratie beteiligt hat. Schon in der geistigen und institutionellen Bewältigung<br />
der Diktatur werden durch das im Gegensatz zu den meisten anderen Staatsorganen personell<br />
unbelastete Gericht Wegmarken gesetzt. Der Streit um den Nazi-Regisseur Veit<br />
Harlan (“Jud Süß”) und um den Fortbestand der Beamtenverhältnisse nach 1945 könnten<br />
hier genannt werden. Konflikte mit den anderen Staatsgewalten traten in der Adenauer-<br />
Ära sehr schnell auf – hier könnten etwa die Spiegel-Affäre oder die Durchkreuzung von<br />
Adenauers Medien-Plänen erwähnt werden – und wiederholen sich periodisch bis heute.<br />
Der Fundamentaldissens zwischen der politischen Mehrheit und dem Zweiten Senat des<br />
Bundesverfassungsgerichts über die Grenzen europäischer Integration stellt ein aktuelles<br />
Beispiel dar. Vor diesem Hintergrund möchte die Arbeitsgruppe für die Juristen die<br />
Judikatur des Gerichts in den zeitgenössischen und zeitgeschichtlichen Kontext kritisch<br />
einordnen, für Geistes-, Sozial- oder Kulturwissenschaftler sowie andere das Verständnis<br />
für die Rechtsprägung von (Zeit-)Geschichte wecken und insgesamt versuchen, ein Bild<br />
dieses wechselseitigen Zusammenhangs herzustellen.<br />
Leitung Prof. Dr. Christian Waldhoff<br />
Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Bonn<br />
Teilnehmer Studierende aller Fächer<br />
Literatur Ipsen, J., Der Staat der Mitte. Verfassungsgeschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland, München 2009.<br />
Schlaich, K./Korioth, S., Das Bundesverfassungsgericht, München<br />
82010. Günther, F., Denken vom Staat her. Die bundesdeutsche Staatsrechtslehre<br />
zwischen Dezision und Integration 1949 – 1970, München<br />
2004.<br />
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<strong>Akademie</strong> <strong>XIII</strong> <strong>Salem</strong> (<strong>Max</strong> <strong>Weber</strong>-<strong>Programm</strong> <strong>Bayern</strong>)