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VdK-Zeitung - Ausgabe Juli/August

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Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

76. Jahrgang<br />

<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

THEMEN<br />

Politik<br />

Grundsicherung im Alter<br />

im <strong>Juli</strong> mit Einbußen Seite 4<br />

Gesundheit<br />

Wissenswertes<br />

über Affenpocken Seite 8<br />

Generationen<br />

Beratungsangebote<br />

speziell für Männer Seite 10<br />

<strong>VdK</strong>-TV<br />

„Rat und Tat“ – der<br />

neue Videoratgeber Seite 12<br />

Verbraucher<br />

Sinnvoller Schutz<br />

gegen Einbrüche Seite 21<br />

Urlaub ohne Hürde<br />

Reisen ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen<br />

oft eine Herausforderung.<br />

Viele barrierefreie Angebote halten nicht,<br />

was sie versprechen. Worauf Sie bei der<br />

Planung achten sollten.<br />

Lesen Sie mehr auf Seite 3<br />

Foto: DZT/Jens Wegener<br />

Aus dem<br />

Landesverband<br />

Der Rheinland-Pfalz-Tag<br />

in Bildern Seite 13<br />

<strong>VdK</strong> will wegen 300-Euro-Pauschale klagen<br />

Verfassungsgericht soll über Ungleichbehandlung von Rentnerinnen und Rentnern entscheiden<br />

SEITE 5<br />

So hilft der <strong>VdK</strong><br />

Foto: imago/blickwinkel<br />

Ein 58-jähriges <strong>VdK</strong>-Mitglied<br />

konnte wegen einer schweren<br />

Lungenerkrankung kaum noch<br />

das Haus verlassen. Der <strong>VdK</strong><br />

Sachsen hat vor dem Sozialgericht<br />

durchgesetzt, dass die Frau<br />

einen blauen Parkausweis erhält<br />

und nun wieder mehr unternehmen<br />

kann.<br />

Mitte Mai hat der Bundestag die<br />

Energiepreispauschale beschlossen.<br />

Doch zu viele Menschen, die<br />

sie dringend bräuchten, gehen leer<br />

aus. Deshalb will der <strong>VdK</strong> jetzt ein<br />

Musterstreitverfahren starten.<br />

Wegen der anhaltend hohen Energiepreise<br />

zahlt die Ampel-Koalition<br />

allen Erwerbstätigen eine einmalige<br />

Pauschale: Bis zu maximal 300 Euro<br />

– je nach Steuersatz – bekommen<br />

die meisten Bürgerinnen und Bürger<br />

im September dann zusätzlich<br />

zum Gehalt auf ihr Konto.<br />

Doch was viele freut, erleben andere<br />

als große Ungerechtigkeit.<br />

Denn wer im Jahr 2022 keine steuerpflichtige<br />

Tätigkeit ausübt, erhält<br />

keine Pauschale. Das betrifft etwa<br />

Rentnerinnen und Rentner, auch<br />

jene, die Erwerbsminderungsrente<br />

beziehen, pflegende Angehörige und<br />

alle, die im gesamten Jahr 2022 lediglich<br />

Kranken-, Übergangs- oder<br />

Elterngeld bekommen. „Dabei belasten<br />

die steigenden Preise für Lebensmittel,<br />

Heizung, Strom und<br />

Sprit auch sie, viele von ihnen sogar<br />

in besonderem Maße“, sagt<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Rentne rinnen und Rentner verfügen<br />

im Durchschnitt über deutlich geringere<br />

Einkommen als Erwerbstätige.<br />

„Sie brauchen die 300 Euro<br />

daher umso dringender“, so Bentele.<br />

Immer wieder kritisierte sie in<br />

den Medien diese Ungerechtigkeit<br />

und forderte Politikerinnen und<br />

Politiker der Ampel-Koalition auf,<br />

das entsprechende Gesetz nachzubessern.<br />

„Gerecht wäre es, wenn<br />

alle Bürgerinnen und Bürger 300<br />

Euro bekämen“, sagte Bentele. Der<br />

<strong>VdK</strong> appellierte zudem in seiner<br />

Stellungnahme zum Gesetzesentwurf,<br />

dass Rentnerinnen und<br />

Rentner nicht leer ausgehen dürften.<br />

Vergebens. Ende Mai verabschiedete<br />

der Bundestag im Steuerentlastungsgesetz<br />

die Pauschale in<br />

der geplanten Fassung.<br />

Deshalb plant der <strong>VdK</strong> nun, gegen<br />

das Gesetz zu klagen. „Diese Ungleichbehandlung<br />

ist nicht zu rechtfertigen<br />

und wird im Gesetz auch<br />

nicht begründet“, sagt Jörg Ungerer,<br />

Leiter der <strong>VdK</strong>-Bundesrechtsabteilung.<br />

Der <strong>VdK</strong> kann allerdings nicht<br />

direkt beim Bundesverfassungsgericht<br />

Beschwerde einreichen, sondern<br />

muss den Weg durch die Instanzen<br />

gehen. Vorliegen muss dafür<br />

der Steuerbescheid für das Jahr<br />

2022, gegen den dann Einspruch<br />

eingelegt werden kann. Das wird<br />

erst ab Sommer 2023 der Fall sein.<br />

Sobald eine Einspruchsentscheidung<br />

vorliegt, wird der <strong>VdK</strong> vor<br />

dem Finanzgericht dagegen klagen.<br />

Wird diese Klage abgewiesen, zieht<br />

der <strong>VdK</strong> vor den Bundesfinanzhof.<br />

Sollte er auch dort scheitern, kann<br />

er Beschwerde beim Verfassungsgericht<br />

einreichen.<br />

Der <strong>VdK</strong> will ein Musterstreitverfahren<br />

führen, also für eine<br />

begrenzte Anzahl von Mitgliedern<br />

klagen, die weder die 300-Euro-<br />

Energiepreispauschale noch eine<br />

Einmalzahlung erhalten, weil sie<br />

Grundsicherungs- oder Arbeitslosengeld-I-Empfängerinnen<br />

und<br />

-Empfänger sind. Sollte der <strong>VdK</strong><br />

vor dem Verfassungsgericht Recht<br />

bekommen, profitieren dann auch<br />

alle anderen davon, die gegen ihren<br />

Steuerbescheid Einspruch<br />

eingelegt haben. Dies sollten sie<br />

tun, sobald das Musterstreitverfahren<br />

beim Finanzgericht liegt –<br />

wie und wann genau, wird die<br />

Redaktion rechtzeitig Anfang 2023<br />

in der <strong>VdK</strong>-ZEITUNG mitteilen<br />

und erklären. Heike Vowinkel<br />

Lesen Sie mehr auf Seite 4<br />

Kein Hartz IV bei zu großem Haus<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong> fordert neue Regelung zum Schonvermögen bei Sozialleistungen<br />

Wohneigentum darf eine bestimmte Größe<br />

nicht überschreiten, wenn Besitzer staatliche<br />

Sozialleistungen wie Hartz IV beziehen.<br />

Sonst müssen sie ausziehen. Das ist<br />

mit dem Grundgesetz vereinbar, urteilte<br />

das Bundesverfassungsgericht. Der <strong>VdK</strong><br />

sieht daher nun die Politik gefordert.<br />

Die Vorgabe zum sogenannten Schonvermögen<br />

gilt dem Urteil zufolge (Az. 1<br />

BvL 12/20) auch, wenn in einer Wohnung<br />

oder einem Haus einst eine Familie wohnte,<br />

deren erwachsenen Kinder aber inzwischen<br />

woanders leben. Dann sinkt die<br />

Quadratmeterzahl, die für den Bezug<br />

staatlicher Sozialleistungen als angemessen<br />

gilt. Ein Elternpaar, das Hartz IV<br />

bekommt, muss also ausziehen, wenn die<br />

für ein Paar erlaubte Maximalgröße von<br />

90 Quadratmetern bei einem Familienheim<br />

überschritten wird.<br />

Der Sozialverband <strong>VdK</strong> reagierte enttäuscht<br />

auf das Urteil: „Das Bundesverfassungsgericht<br />

hat damit die große Chance<br />

vertan, die starre Regelung an die tatsächlichen<br />

Bedürfnisse der Menschen und die<br />

aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt<br />

anzupassen“, sagte <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele nach dem Urteilsspruch<br />

Anfang Juni. Die geltende Regelung werde<br />

der Lebenssituation vieler Menschen nicht<br />

gerecht. „Viel zu oft ist es illusorisch, eine<br />

kleinere bezahlbare Wohnung auf dem<br />

angespannten Wohnungsmarkt zu finden“,<br />

so Bentele.<br />

Die Politik hatte während der Corona-<br />

Pandemie bereits erkannt, dass die Regelung<br />

oft unzumutbar ist. Deshalb hatte die<br />

Bundesregierung in dieser Zeit die Prüfung<br />

der Wohngröße und -kosten ausgesetzt.<br />

„Diese Regelung sollte nun unbedingt auch<br />

im neuen Bürgergeld fortgeführt und in<br />

Form geänderter Vorgaben für das Schonvermögen<br />

so schnell wie möglich festgeschrieben<br />

werden“, forderte Bentele. vo


2 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

Politik<br />

Wohnen ohne Hindernisse<br />

Sozialpolitischer Ausschuss des <strong>VdK</strong> mit aktuellen Themen<br />

Unter der Leitung von Horst Vöge<br />

traf sich der sozialpolitische Ausschuss<br />

des <strong>VdK</strong> Deutschland in<br />

Berlin. Auf der zweitägigen Sitzung<br />

informierten sich die Teilnehmenden<br />

über aktuelle Entwicklungen,<br />

um den weiteren sozialpolitischen<br />

Kurs des <strong>VdK</strong> zu diskutieren.<br />

Horst Vöge begrüßte die Teilnehmenden<br />

aus den <strong>VdK</strong>-Landesverbänden,<br />

die zum Teil virtuell<br />

zugeschaltet waren. Er wies auf<br />

das rasante Tempo hin, mit dem<br />

inzwischen sozialpolitische Entscheidungen<br />

auf Bundes- und<br />

Landesebene vorangetrieben werden.<br />

So müssten <strong>VdK</strong>-Stellungnahmen<br />

zu Gesetzesvorhaben oft in<br />

kürzester Frist erstellt werden. Er<br />

dankte den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern der sozialpolitischen<br />

Abteilung des <strong>VdK</strong> für ihren professionellen<br />

Einsatz.<br />

Einen Erfolg konnte der <strong>VdK</strong> bei<br />

der Anhebung der Zurechnungszeiten<br />

für Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />

und -rentner im Bestand<br />

erzielen. „Hier hat der <strong>VdK</strong><br />

am sichtbarsten im politischen<br />

Raum gekämpft“, sagte Samuel<br />

Beuttler-Bohn, Rentenexperte der<br />

Abteilung Sozialpolitik des <strong>VdK</strong><br />

Deutschland. „Ohne die Präsenz<br />

des <strong>VdK</strong> hätte sich womöglich in<br />

dieser Sache gar nichts bewegt.“<br />

Dr. Ines Vers pohl, Leiterin der<br />

Abteilung Sozialpolitik, berichtete<br />

über empörte Reaktionen von<br />

<strong>VdK</strong>-Mitgliedern zum Entlastungspaket<br />

der Bundesregierung. Auch<br />

hier käme dem <strong>VdK</strong> eine starke<br />

Wohnungspolitik: Bei Neubauten muss die Barrierefreiheit verbindlich<br />

beachtet werden, fordert der <strong>VdK</strong>. Foto: picture alliance/Hauke-Christian Dittrich<br />

Rolle zu, um gegen Ungerechtigkeiten<br />

vorzugehen – etwa mit einer<br />

Klage wegen der Energiepreispauschale<br />

(siehe Seite 1 und 4).<br />

Barrierefrei bauen<br />

Andere Verbandsthemen behält<br />

der <strong>VdK</strong> ebenfalls im Blick. Jonas<br />

Fischer, <strong>VdK</strong>-Referent für Barrierefreiheit,<br />

stellte das „Bündnis bezahlbarer<br />

Wohnraum“ vor, dem der<br />

<strong>VdK</strong> angehört. Das Bündnis ist<br />

beim Bundesbauministerium angesiedelt.<br />

Präsidentin Verena Bentele<br />

vertritt den <strong>VdK</strong> in der Spitzenrunde<br />

der beteiligten Verbände.<br />

Insbesondere die Anliegen von<br />

Älteren und Menschen mit Behinderung<br />

stehen beim Thema Wohnen<br />

im Fokus des <strong>VdK</strong>. „Bezahlbar,<br />

benutzbar und barrierefrei“:<br />

Dies seien „die drei Bs des Wohnens“,<br />

so Präsidentin Bentele.<br />

Zudem müsse vorhandener Wohnraum<br />

besser genutzt werden.<br />

Der <strong>VdK</strong> fordert, dass Bau-Fördergelder<br />

an Vorgaben zum barrierefreien<br />

Bauen geknüpft werden<br />

müssen. In diesem Zusammenhang<br />

wies Fischer das Argument<br />

von Architektenvertretern zurück,<br />

Barrierefreiheit sei ein „Kostentreiber“.<br />

Angebliche Mehrkosten<br />

von zehn bis 25 Prozent schreckten<br />

Bauherren ab. Der <strong>VdK</strong> NRW<br />

baut gerade komplett barrierefreie<br />

Wohnungen und kommt auf Zusatzkosten<br />

von nur 1,7 Prozent.<br />

Dr. Bettina Schubarth<br />

KOMMENTAR<br />

Leben in Absurdistan<br />

16 Jahre vom Regelsatz auf eine<br />

Waschmaschine zu sparen, ist<br />

zumutbar. Das hat das Bundessozialgericht<br />

gerade erst bestätigt<br />

(siehe Seite 5). Ich musste<br />

diese Meldung zweimal lesen:<br />

Leben wir in Absurdistan?<br />

Im Ernst, so lange ohne Waschmaschine<br />

leben? Das ist lebensfremd<br />

und fast zynisch.<br />

Die Anschaffungskosten für den<br />

Ersatz kaputter Haushaltsgeräte<br />

gehören aktuell nicht in das Budget<br />

armer Menschen. Der Regelsatz<br />

sieht einen Betrag von 1,60<br />

Euro vor, der zum Ansparen für<br />

solche <strong>Ausgabe</strong>n monatlich beiseitegelegt<br />

werden soll. Ersparnisse<br />

in nennenswertem Umfang<br />

dürfen Bezieherinnen und Bezieher<br />

von Hartz IV oder Grundsicherung<br />

ja nicht haben. Auch der<br />

freundliche Hinweis, es gebe ja<br />

die Möglichkeit, sich vom Sozialamt<br />

ein Darlehen geben zu lassen,<br />

macht es nicht besser. Von<br />

449 Euro monatlich 22,45 Euro<br />

abzustottern, lässt das schmale<br />

Einkommen unter das Existenzminimum<br />

sinken.<br />

Jedem ist klar, dass der Regelsatz<br />

das Leben der Menschen<br />

viel zu klein rechnet. Früher gab<br />

es für Sozialhilfeträger immerhin<br />

die Möglichkeit, für notwendige<br />

Anschaffungen Einmalleistungen<br />

zu gewähren. Heute werden arme<br />

Menschen im besten Fall auf<br />

informelle Hilfssysteme verwiesen.<br />

Denn manchmal springen<br />

Stiftungen und Vereine ein und<br />

Verena Bentele<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

übernehmen die Anschaffungskosten<br />

für ein Ersatzgerät.<br />

Der Staat aber stiehlt sich aus<br />

der Verantwortung. Besonders<br />

auffällig ist das bei den Tafeln.<br />

Es ist schon völlig selbstverständlich<br />

geworden, arme Menschen<br />

dorthin zu schicken. Denn alle<br />

wissen, dass der Regelsatz für<br />

eine ordentliche Ernährung nicht<br />

reicht – obwohl er das müsste.<br />

Für Anschaffungshilfen hat sich<br />

noch kein lückenloses ehrenamtliches<br />

Unterstützungsnetz etabliert<br />

wie bei den Tafeln. Eine arme<br />

kranke Rentnerin in Berlin<br />

muss also ihre Wäsche 16 Jahre<br />

mit der Hand waschen. Allein<br />

das belegt: Die unseligen Hartz-<br />

Gesetze müssen weg. Ich hoffe,<br />

die Bundesregierung schafft mit<br />

dem neuen Bürgergeld endlich<br />

ein Regelwerk fernab von Absurdistan,<br />

das sich an Teilhabe und<br />

Würde orientiert.<br />

Zuschläge für<br />

EM-Renten im Bestand<br />

Die Bundesregierung verbessert<br />

die Leistungen für alle, die zwischen<br />

2001 und 2019 in Erwerbsminderungsrente<br />

(EM-Rente) gehen<br />

mussten. Der <strong>VdK</strong> begrüßt das,<br />

hält die Beschlüsse aber für nicht<br />

ausreichend.<br />

Drei Jahre kämpfte der <strong>VdK</strong> dafür,<br />

dass EM-Rentnerinnen und -Rentner,<br />

die von den Verbesserungen seit<br />

2019 ausgenommen waren, diese<br />

auch bekommen. Nun wurde ein<br />

großer Schritt in diese Richtung<br />

beschlossen: Ab 1. <strong>Juli</strong> 2024 werden<br />

sie einen pauschalen Zuschlag erhalten.<br />

Dieser richtet sich danach,<br />

ob die betreffende Rente in der Zeit<br />

vom 1. Januar 2001 bis 30. Juni 2014<br />

oder vom 1. <strong>Juli</strong> 2014 bis 31. Dezember<br />

2018 begann. Im ersten Fall wird<br />

eine Bestandsrente pauschal um<br />

7,5 Prozent erhöht, im zweiten um<br />

4,5 Prozent. Beides gilt auch, wenn<br />

in den genannten Zeiträumen sich<br />

eine Rente wegen Alters oder Todes<br />

unmittelbar an eine Erwerbsminderungsrente<br />

angeschlossen hat.<br />

„Gut, dass die Zuschläge endlich<br />

kommen. Das ist auch ein Erfolg für<br />

die jahrelange Arbeit des <strong>VdK</strong>“, sagte<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Allerdings müssten die Zuschläge<br />

deutlich höher sein. Dass die Anhebung<br />

erst ab 1. <strong>Juli</strong> 2024 greifen soll,<br />

sei zudem zu spät. Viele dieser Rentnerinnen<br />

und Rentner litten unter<br />

den Preissteigerungen und profitierten<br />

nicht von der 300-Euro-Energiepauschale.<br />

„Die Verbesserungen<br />

müssen so schnell wie möglich<br />

kommen“, fordert Bentele. vo<br />

Energiesparkampagne des Bundes<br />

Wer arm ist, kann kaum Strom einsparen<br />

Unter dem Motto „80 Millionen<br />

gemeinsam für den Energiewechsel“<br />

hat Bundeswirtschaftsminister<br />

Robert Habeck eine Kampagne<br />

gestartet. Darin ruft er Privatpersonen<br />

und Unternehmen auf, ihren<br />

Energieverbrauch zu senken.<br />

Ziel sei es, unabhängiger von<br />

fossilen Energieträgern zu werden<br />

und das Klima zu schützen. Auf<br />

der Kampagnenwebseite www.<br />

energiewechsel.de finden sich<br />

zahlreiche Tipps für Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher, wie sie<br />

Energie sparen können.<br />

Natürlich ist dies sinnvoll. Doch<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

beurteilt manche der Tipps kritisch.<br />

„Wer arm ist, hat wenig Möglichkeiten,<br />

Energie zu sparen.<br />

Empfängerinnen und Empfänger<br />

von Grundsicherung können sich<br />

weder die gut isolierte Wohnung<br />

noch den sparsamen Kühlschrank<br />

leisten.“ Stattdessen wohnen Menschen,<br />

die Sozialleistungen beziehen,<br />

oft in schlecht gedämmten<br />

Mietshäusern. Sie besitzen alte<br />

Haushaltsgeräte, die viel Strom<br />

verbrauchen. Ihre Strom- und<br />

Heizkostenrechnungen sind so<br />

hoch, dass sie diese manchmal<br />

kaum bezahlen können und ihnen<br />

Stromsperren drohen.<br />

Deshalb fordert der <strong>VdK</strong>, dass<br />

Grundsicherungsempfängerinnen<br />

und -empfänger dringend finanziell<br />

entlastet werden müssen. Sie<br />

können sich den sparsamen Kühlschrank,<br />

die Wasch- oder Spülmaschine<br />

nur leisten, wenn die Kosten<br />

für die sogenannte „Weiße<br />

Ware“ aus dem Regelsatz herausgelöst<br />

und vom Sozialhilfeträger<br />

übernommen werden. ken<br />

Wer seinen Stromverbrauch senken möchte, braucht sparsame Geräte.<br />

Doch manche Menschen können sich diese nicht leisten.<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/stockfotos-mg<br />

<strong>VdK</strong> Hamburg wählt Landesvorstand<br />

Renate Schommer im Amt bestätigt<br />

Mit Optimismus in die Zukunft: Die <strong>VdK</strong>-Landesvorsitzende Renate Schommer<br />

auf dem Landesverbandstag. <br />

Foto: Bo Lahola<br />

Mit großer Mehrheit haben die Delegierten<br />

des 23. Ordentlichen<br />

Landesverbandstags des <strong>VdK</strong><br />

Hamburg Renate Schommer wiedergewählt.<br />

Als Ehrengast war<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

am 28. Mai in die Alsterstadt gekommen.<br />

Renate Schommer führt den <strong>VdK</strong><br />

Hamburg seit 2017. Nach der Wahl<br />

betonte sie, wie wichtig es ihr sei,<br />

die Zukunft aktiv mitzugestalten<br />

und das Leben der Menschen vor<br />

Ort zu verbessern. „Wir werden<br />

weiter all unsere Kraft auf den sozialen<br />

Fortschritt und das Wohl<br />

unserer Mitglieder richten“, sagte<br />

sie. Die hohe sozialrechtliche Kompetenz,<br />

das starke Ehrenamt und<br />

die Gemeinschaft im <strong>VdK</strong> Hamburg<br />

sorgen dafür, dass die Zahl<br />

der Mitglieder wächst. Während<br />

Schommers Amtszeit überschritt<br />

der Landesverband im Jahr 2021<br />

die Marke von 15 000 Mitgliedern.<br />

Bentele wies in ihrem Grußwort<br />

auf die <strong>VdK</strong>-Kampagne „Nächstenpflege“<br />

hin und hob die Bedeutung<br />

der häuslichen Pflege hervor.<br />

„Menschen, die zu Hause pflegen<br />

und gepflegt werden, brauchen<br />

mehr Hilfe und Anerkennung“,<br />

forderte sie.<br />

Sie gratulierte Schommer und<br />

dem <strong>VdK</strong>-Landesvorstand zur<br />

Wahl. „Ich vertraue darauf, dass<br />

Renate Schommer und der Vorstand<br />

die zukünftigen sozialpolitischen<br />

Herausforderungen zum<br />

Wohle der Hamburgerinnen und<br />

Hamburger gut meistern werden.<br />

Ich wünsche Ihnen für Ihre Arbeit<br />

alles Gute“, sagte Bentele. ken<br />

2 RHPfalz<br />

Allgemein


Hintergrund<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

3<br />

Und plötzlich waren da doch Stufen<br />

Reisende mit Mobilitätseinschränkung sollten sich vorab informieren, ob die Unterkunft wirklich barrierefrei ist<br />

Wer im Urlaub auf Barrierefreiheit<br />

angewiesen ist, muss oft feststellen,<br />

dass diese schwer zu finden<br />

ist. Selbst Hotels, die damit werben,<br />

halten oft nicht, was sie versprechen.<br />

Doch es gibt verlässliche<br />

Kriterien, die bei der Suche<br />

helfen.<br />

Sie hatten sich so auf das Familientreffen<br />

gefreut. Seit 17 Jahren<br />

pflegt Ute Wölls*, 60, nun schon<br />

ihren linksseitig gelähmten Mann<br />

Frank*, 59, im bayerischen Dingolfing.<br />

Eine geplante Feier in<br />

Baden-Württemberg war ein Lichtblick<br />

im Pflegealltag der beiden.<br />

Ute Wölls hatte schon lange im<br />

Voraus eine Pension gebucht, die<br />

mit Barrierefreiheit warb.<br />

Dort rief sie auch an, um zu erfahren,<br />

was genau die Gastgeber<br />

darunter verstehen. Ein paar Stufen<br />

gäbe es zwar, hieß es, aber da<br />

könne man helfen. „Letztendlich<br />

waren es acht Stufen“, so Wölls.<br />

„Wie soll mein Mann, der 1,87 Meter<br />

groß ist, da hochkommen?“ Für<br />

eine Stufe könne sie den Rollstuhl<br />

kippen, aber nicht bei weiteren<br />

Steigungen und Stufen. Die Vermieterin<br />

meinte darauf nur, bei<br />

einem anderen Gast im Rollstuhl<br />

habe es auch geklappt – allerdings<br />

war das ein Kind.<br />

„Die Ahnungslosigkeit vieler<br />

Anbieter ist extrem frustrierend“,<br />

so Wölls. Ein Waschbecken mit<br />

einem Unterschrank könne ihr<br />

Mann nunmal nicht unterfahren,<br />

um sich selbst den Oberkörper zu<br />

Touristen mit Behinderungen oder<br />

Mobilitätseinschränkungen brauchen<br />

verlässliche und bundeseinheitliche<br />

Standards in Hotellerie<br />

und Gastronomie. Der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> hat sich daher bereits<br />

2005 mit dem Deutschen Hotel- und<br />

Gaststättenverband (DEHOGA<br />

Bundesverband) und dem Hotelverband<br />

Deutschland auf entsprechende<br />

Angebote verständigt.<br />

Weitere Behindertenverbände<br />

schlossen sich an. Die Partner einigten<br />

sich auf Qualitätskategorien für<br />

Barrierefreiheit, für die jeweils ein<br />

Ein abgesenkter Tresen an der Hotelrezeption erleichtert die Kommunikation.<br />

waschen. „Das heißt, ich muss das<br />

tun. Wo bleibt da meine Entlastung<br />

im Urlaub?“<br />

Geprüft und zertifiziert<br />

WAS BEI BARRIEREFREIHEIT ZU BEACHTEN IST<br />

eigenes Symbol steht. Das bundesweite<br />

Kennzeichnungssystem „Reisen<br />

für Alle“ basiert darauf (www.<br />

reisen-fuer-alle.de). So steht das<br />

Breitere Türen und schwellenlose<br />

Räume allein reichen nicht<br />

aus, damit eine Unterkunft barrierefrei<br />

ist. Aber genau damit werben<br />

viele Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen<br />

und Gaststätten.<br />

Viel zu oft ist auf diese Selbstauskunft<br />

kein Verlass. Denn der Begriff<br />

Barrierefreiheit ist zwar gesetzlich<br />

definiert, aber nicht geschützt.<br />

Was also können<br />

Reisewillige tun, um sicher zu gehen,<br />

dass die Urlaubsunterkunft<br />

die Kriterien erfüllt, die für sie<br />

wichtig sind?<br />

Ute Wölls verlässt sich bei der<br />

Reiseplanung nicht allein auf das<br />

Internet. Sie ruft stets vorher noch<br />

einmal im Hotel an und vergewissert<br />

sich: „Ich bin schon zu oft<br />

negativ überrascht worden.“ Doch<br />

bei der Pension damals hat das<br />

Kennzeichen „Information zur Barrierefreiheit“<br />

für detaillierte und<br />

geprüfte Informationen zur Barrierefreiheit<br />

für alle Personengruppen.<br />

Darüber hinaus gibt es die<br />

beiden zertifizierten Qualitätsstufen<br />

„teilweise barrierefrei“<br />

und „vollständig<br />

barrierefrei“. Sie beziehen<br />

sich auf sieben verschiedene<br />

Zielgruppen (siehe<br />

Darstellung links): Menschen<br />

mit Gehbehinderung,<br />

Rollstuhlfahrer, Menschen<br />

mit Hör behinderung,<br />

gehörlose Menschen, Menschen<br />

mit Sehbehinderung, blinde Menschen<br />

und Menschen mit kognitiven<br />

Beeinträchtigungen.<br />

Foto: Reisen für Alle/DZFT<br />

Foto: visitBerlin; A. Weiland Gesellschaftsbilder.de<br />

nicht ausgereicht. <strong>VdK</strong>-Expertin<br />

Annerose Hintzke empfiehlt daher,<br />

nach Unterkünften zu suchen,<br />

die zertifiziert sind. Barrierefrei<br />

geprüft sind beispielsweise die<br />

mehr als 40 Hotels, die sich im<br />

zertifizierten Embrace-Verbund<br />

zusammengeschlossen haben<br />

(www.embrace-hotels.de). Dazu<br />

gehört auch das Allgäu Art Hotel<br />

in Kempten. „Ein Beispiel für einen<br />

gelungenen Brückenschlag<br />

zwischen optimaler Barrierefreiheit<br />

und einem zeitgemäßen Design<br />

für alle Reisenden“, sagt die<br />

<strong>VdK</strong>-Referentin für Barrierefreiheit.<br />

Die Embrace-Hotels sind nach<br />

dem bisher deutschlandweit einzigartigen<br />

Kennzeichnungssystem<br />

„Reisen für Alle“ zertifiziert. Der<br />

Deutsche Hotel- und Gaststättenverband<br />

(DEHOGA Bundesverband)<br />

ist aktiv am Kooperationsprojekt<br />

„Reisen für Alle“ beteiligt,<br />

das vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Klimaschutz gefördert<br />

wird und mittlerweile in allen<br />

16 Bundesländern eingeführt ist.<br />

Geschulte unabhängige Experten<br />

prüfen Hotellerie und Gastronomie<br />

anhand einheitlicher Kriterien auf<br />

ihre Barrierefreiheit.<br />

Qualität und Komfort<br />

Rund 2500 geprüfte Urlaubs- und<br />

Ausflugsziele listet die Webseite<br />

www.reisen-fuer-alle.de auf, einschließlich<br />

Maßen von Zimmern,<br />

Fluren und Bädern, Leitsystemen,<br />

Beschilderungen und Hilfsmitteln.<br />

Das Scandic Hotel Potsdamer Platz<br />

in Berlin tut dies auf seiner Webseite<br />

besonders ausführlich. Details<br />

wie absenkbare Tresen, Hörschleifen,<br />

Brailleschrift im Fahrstuhl und<br />

spezielle Steckdosen für Atemgeräte<br />

gehören dazu. Die Gäste sollen<br />

ihren Aufenthalt so selbstständig<br />

wie möglich gestalten können.<br />

Barrierefreiheit als Qualitätsund<br />

Komfortmerkmal ist nicht<br />

selbstverständlich. Zwar gebe es<br />

zunehmend Angebote, die als barrierefrei<br />

zertifiziert sind, sagt Annerose<br />

Hintzke. Doch es machen<br />

noch zu wenige Häuser mit. „Es ist<br />

immer noch nicht schick, barrierefrei<br />

zu sein, obwohl alle Reisenden<br />

davon profitieren.“<br />

Hintzke fordert, dass Unterkünfte,<br />

aber auch Restaurants verpflichtet<br />

werden, sich durch das Kennzeichnungssystem<br />

„Reisen für Alle“<br />

zertifizieren zu lassen. Auch das<br />

Chaos mit Begriffen wie „behindertengerecht“<br />

und „rollstuhlgeeignet“<br />

wäre damit erledigt. Das<br />

würde künftig auch Ute Wölls und<br />

ihrem Mann helfen. Für dieses Jahr<br />

planen sie eine Reise ins Allgäu: in<br />

eine zertifizierte barrierefreie Unterkunft.<br />

Sabine Kohls<br />

*Name von der Reaktion geändert<br />

Für neun Euro im Monat einen<br />

Sommer lang den öffentlichen<br />

Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen<br />

– dieses Angebot lockt. Allerdings<br />

zum Nachteil von mobilitätseingeschränkten<br />

Menschen.<br />

Die Bundesregierung wertet es<br />

als Erfolg: Bis Mitte Juni waren<br />

bereits 16 Millionen 9-Euro-<br />

Tickets verkauft. Mehr Menschen<br />

verzichten aufs Auto und nutzen<br />

den ÖPNV.<br />

Doch Menschen mit Behinderungen,<br />

aber auch Ältere mit Gehhilfen<br />

oder Eltern mit Kinderwagen<br />

haben das Nachsehen. Denn<br />

Züge und Bahnen im Regionalund<br />

Nahverkehr sind vielfach<br />

hoffnungslos überfüllt, Sitz- und<br />

teilweise Stehplätze nicht mehr zu<br />

Die Schattenseiten des 9-Euro-Tickets<br />

Überfüllte Züge erschweren Reisen für Menschen mit Behinderungen<br />

Wenig Platz für Menschen mit Rollstuhl,<br />

Kinderwagen oder Rollator.<br />

Foto: picture alliance/Micha Korb<br />

bekommen. Außerdem seien Bahnen<br />

in Stoßzeiten ohnehin überfüllt,<br />

was den Pendlerverkehr besonders<br />

schwierig gestaltet, kritisiert<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena<br />

Bentele.<br />

Sie fordert schnelle Nachbesserungen<br />

im Nahverkehr: Neben der<br />

Erhöhung der Fahrtakte müsse es<br />

mehr Stell- und Sitzplätze für mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen<br />

geben. Gebraucht werden mehr<br />

Rampen, Aufzüge und zusätzliches<br />

Personal.<br />

„Alle, die wollen, müssen das<br />

Ticket auch nutzen können. Es<br />

kann nicht sein, dass eigentlich<br />

attraktive Mobilitätsangebote zu<br />

Lasten derer gehen, die besondere<br />

Unterstützung benötigen“, stellt<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Bentele klar.<br />

Einer Umfrage zufolge bewerten<br />

43 Prozent der Bundesbürger die<br />

Einführung des 9-Euro-Tickets als<br />

positiv. In dünner besiedelten Regionen<br />

wie Mecklenburgischen<br />

Seenplatte und Ostfriesland sei die<br />

Ablehnung des Tickets größer, so<br />

heißt es in der Umfrage, die das<br />

Meinungsforschungsinstitut Civey<br />

unter 10 000 Bürgerinnen und Bürgern<br />

durchführte. In urbanen Regionen<br />

wie dem Ruhrgebiet oder<br />

Berlin hingegen erfahre das Angebot<br />

deutliche Zustimmungswerte<br />

von über 50 Prozent der Befragten.<br />

Die 9-Euro-Tickets gibt es noch<br />

in den Monaten <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong>.<br />

Sie sind bei den bekannten Verkaufsstellen<br />

der Nahverkehrsanbieter<br />

oder über die Deutsche<br />

Bahn erhältlich. Vertreterinnen<br />

und Vertreter von Kommunen fordern<br />

bereits eine Verlängerung des<br />

Angebots über den Sommer hinaus.<br />

<strong>Juli</strong>a Frediani<br />

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Gehbehinderte,<br />

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wurde komplett überarbeitet.<br />

28 Urlaubsregionen werden ausführlich<br />

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ISBN 978-3-9819045-7-4<br />

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3 RHPfalz<br />

Allgemein


4 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

Politik<br />

Was Sie über die geplante Klage wissen sollten<br />

Der <strong>VdK</strong> will gegen die Ungleichbehandlung vieler Menschen bei der 300-Euro-Pauschale klagen<br />

Wer 2022 kein Einkommen aus Erwerbsarbeit<br />

hat, erhält keine Energiepreispauschale.<br />

Das will der <strong>VdK</strong><br />

juristisch anfechten (siehe Seite 1).<br />

Hier beantworten wir Fragen dazu:<br />

Kann ich mich der Sammelklage<br />

anschließen?<br />

Nein. Die Pauschale ist im Steuerentlastungsgesetz<br />

verankert. Im<br />

Steuerrecht gibt es jedoch keine<br />

Sammelklagen. Daher will der <strong>VdK</strong><br />

ein Musterstreitverfahren führen.<br />

Was ist ein Musterstreitverfahren?<br />

Das ist ein Verfahren, das der <strong>VdK</strong><br />

mit Musterklägerinnen und -klägern<br />

im Fall von ungeklärten juristischen<br />

Fragen führt, die eine<br />

Vielzahl unserer Mitglieder betreffen.<br />

Von einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

können auch<br />

alle anderen bei ähnlich gelagerten<br />

Fällen profitieren.<br />

In diesem Fall ist nun die ungeklärte<br />

Rechtsfrage, ob es gegen den<br />

Gleichheitsgrundsatz (Art. 3, Abs. 1<br />

Grundgesetz) verstößt, wenn bestimmte<br />

Personengruppen von der<br />

Auszahlung der Energiepreispauschale<br />

ausgeschlossen sind. Da<br />

nur eine natürliche Person eine Verfassungsbeschwerde<br />

erheben kann,<br />

begleitet der <strong>VdK</strong> seine Musterklägerinnen<br />

und -kläger juristisch bis<br />

zum Bundesverfassungsgericht.<br />

Wer kommt als Musterklägerin und<br />

-kläger in Frage?<br />

Passende Klägerinnen und Kläger<br />

sind Rentnerinnen und Rentner,<br />

Der Weg zur 300-Euro-Pauschale ist für viele Rentnerinnen und Rentner eine Sackgasse – sie gehen leer aus.<br />

die weder auf Minijob-Basis arbeiten<br />

noch anderweitige Einkünfte<br />

haben. Auch Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />

und -rentner kommen<br />

infrage, ebenso wie Menschen,<br />

die das gesamte Jahr 2022<br />

Kranken-, Übergangs- oder Elterngeld<br />

bezogen haben und deshalb<br />

keine 300 Euro Energiepreispauschale<br />

bekommen. Außerdem sind<br />

Menschen geeignet, die kein eigenes<br />

Einkommen beziehen, zum<br />

Beispiel als Hausfrau und Mutter<br />

oder pflegende Angehörige. Bitte<br />

beachten Sie: Das Pflegegeld zählt<br />

zum Einkommen des Pflegebedürftigen,<br />

auch wenn Sie es weitergereicht<br />

bekommen.<br />

Wie genau wird diese Klage ablaufen?<br />

Der <strong>VdK</strong> Deutschland muss zunächst<br />

ein behördliches Vorverfahren<br />

und die folgenden gerichtlichen<br />

Instanzen durchlaufen, um<br />

dann eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht<br />

einreichen<br />

zu können. Das heißt, Musterklägerinnen<br />

und -kläger müssen Einspruch<br />

gegen ihren Steuerbescheid<br />

des Jahres 2022 beim zuständigen<br />

Finanzamt einlegen mit der Begründung,<br />

dass ihnen keine 300<br />

Euro gewährt wurden. Das Finanzamt<br />

wird einen Einspruchsbescheid<br />

erteilen, gegen den dann<br />

der <strong>VdK</strong> vor dem Finanzgericht<br />

klagt. Wird diese Klage zurückgewiesen<br />

oder negativ entschieden,<br />

kann der <strong>VdK</strong> dagegen vor dem<br />

Bundesfinanzhof in Revision gehen.<br />

Wird auch dort die Klage abgewiesen<br />

oder negativ entschieden,<br />

kann der <strong>VdK</strong> dagegen Beschwerde<br />

vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

einreichen.<br />

Sucht der <strong>VdK</strong> noch Musterklägerinnen<br />

und -kläger?<br />

Nein. Die Bundesgeschäftsstelle<br />

hat schon jetzt viele Anrufe und<br />

Mitteilungen von Mitgliedern erreicht,<br />

die als potenzielle Klägerinnen<br />

und Kläger infrage kommen.<br />

Wir werden diese Verfahren für<br />

Foto: dpa/Christian Ohde<br />

15 bis 20 Mitglieder, stellvertretend<br />

für andere, die von dieser<br />

Ungleichbehandlung betroffen<br />

sind, verfolgen.<br />

Was bedeutet es, wenn ich keine<br />

Musterklägerin, kein Musterkläger<br />

bin? Kann ich dann auch von der<br />

Klage profitieren?<br />

Ja, im Erfolgsfall profitieren alle,<br />

die bislang keine 300 Euro erhalten.<br />

Was kann oder muss ich jetzt tun?<br />

Nichts. Der <strong>VdK</strong> informiert rechtzeitig<br />

im kommenden Jahr über den<br />

Stand der Musterklage und eventuelle<br />

Schritte, die Sie tun müssen.<br />

Was ist mit Pensionärinnen, Arbeitslosen,<br />

Grundsicherungsempfängern?<br />

Auch diese bekommen im Erfolgsfall<br />

die 300-Euro-Pauschale. Bei<br />

den Musterklägerinnen und -klägern<br />

konzentriert der <strong>VdK</strong> sich aber<br />

bewusst auf Menschen mit wenig<br />

Geld, die nicht von anderen Leistungen<br />

der Entlastungspakete profitieren.<br />

Wann bekomme ich im Erfolgsfall<br />

die 300 Euro?<br />

Da der Steuerbescheid für das Jahr<br />

2022 vorliegen muss, um gegen<br />

diesen Einspruch erheben zu können,<br />

wird ein Musterstreitverfahren<br />

frühestens im Sommer 2023<br />

beginnen können. Bis ein Urteil<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

vorliegt, können mehrere Jahre<br />

vergehen. Heike Vowinkel<br />

Rentenerhöhung führt zu Fehlbetrag<br />

Grundsicherungsempfänger haben im <strong>Juli</strong> weniger Geld<br />

Verhandlung statt Krieg<br />

Friedensforscher im Gespräch mit Verena Bentele<br />

Für die meisten Rentnerinnen und<br />

Rentner ist die kräftige Rentenerhöhung<br />

zum 1. <strong>Juli</strong> ein Grund zur<br />

Freude. Wer jedoch zusätzlich<br />

Grundsicherung bezieht, muss im<br />

<strong>Juli</strong> mit weniger Geld auskommen<br />

als in anderen Monaten.<br />

Zur Jahresmitte steigen die Renten<br />

im Westen um 5,35 Prozent<br />

und im Osten um 6,12 Prozent. Für<br />

Rentnerinnen und Rentner, die<br />

ihre Bezüge mit Grundsicherung<br />

aufstocken müssen, ist der <strong>Juli</strong> jedoch<br />

ein Sparmonat. Grund dafür<br />

sind die unterschiedlichen Auszahlungsmodi.<br />

Während die<br />

Grundsicherung bereits am Anfang<br />

eines Monats überwiesen<br />

wird, kommt die Rente erst am<br />

Monatsende auf das Konto. Die<br />

Einnahmen werden jedoch nach<br />

dem Zuflussprinzip grundsätzlich<br />

in dem Monat angerechnet, in dem<br />

sie auch ausbezahlt werden.<br />

Dadurch kommt es zu folgender<br />

Situation: Die anstehende Rentenerhöhung<br />

wird bereits Anfang <strong>Juli</strong><br />

von der Grundsicherung abgezogen,<br />

während es die höhere Rente<br />

erst Ende <strong>Juli</strong> gibt. Es entsteht also<br />

ein Fehlbetrag, der im Laufe des<br />

Jahres nicht mehr ausgeglichen<br />

wird. Das bedeutet: Rentnerinnen<br />

und Rentner, die Grundsicherung<br />

benötigen, müssen im <strong>Juli</strong> mit weniger<br />

Geld auskommen.<br />

Betroffen sind alle Personen, die<br />

erstmals nach dem 1. April 2004<br />

ihre Rentenzahlungen erhalten<br />

haben. Rentnerinnen und Rentner,<br />

die bereits zuvor im Ruhestand<br />

waren, bekommen ihre<br />

Rente zu Monatsbeginn überwiesen.<br />

Bei ihnen kommt es aufgrund<br />

der zeitgleichen Auszahlung der<br />

Grundsicherung nicht zu einem<br />

Fehlbetrag.<br />

Ein fiktives Beispiel: Rentnerin<br />

Erika Meier erhält 700 Euro Altersrente<br />

und 114 Euro Grundsicherung.<br />

Zum 1. <strong>Juli</strong> steigt ihre Rente<br />

um 37,45 Euro. Anfang <strong>Juli</strong> werden<br />

ihr nur noch 76,55 Euro Grundsicherung<br />

überwiesen, Ende <strong>Juli</strong><br />

737,45 Euro Rente. Auf den gesamten<br />

<strong>Juli</strong> gerechnet hat sie statt 814<br />

nur 776,55 Euro (700 Euro Altersrente<br />

Ende Juni plus 76,55 Euro<br />

Grundsicherung) zur Verfügung.<br />

Bis zum 1. Januar 2016 galt eine<br />

Sonderregelung, nach der Änderungen,<br />

die zum Nachteil von<br />

leistungsberechtigten Personen<br />

führen, erst ab dem Folgemonat<br />

greifen. Diese wurde gestrichen.<br />

Härten vermeiden<br />

Der <strong>VdK</strong> fordert eine Wiedereinführung<br />

dieser Regelung. „Bei<br />

den Empfängerinnen und Empfängern<br />

von Grundsicherung im<br />

Alter und bei Erwerbsminderung<br />

handelt es sich um eine stark von<br />

Armut betroffene Gruppe, die<br />

ihre Lage auch nicht mehr durch<br />

Erwerbstätigkeit verbessern<br />

kann“, betont <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele. Darum sollen<br />

besondere Härten für diese Personengruppen<br />

vermieden werden. <br />

<br />

Annette Liebmann<br />

Nicht alle Rentnerinnen und Rentner haben im <strong>Juli</strong> mehr Geld im Portemonnaie.<br />

Wer Grundsicherung bezieht, muss mit weniger auskommen.<br />

Foto: picture alliance/PantherMedia/Andriy Popov<br />

Seit dem 24. Februar erschüttert<br />

der Ukraine-Krieg Europa. Über<br />

diesen Konflikt spricht <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele in ihrem<br />

Podcast „In guter Gesellschaft“<br />

mit Professor Ulrich Schneckener.<br />

Er ist Friedens- und Konfliktforscher<br />

an der Universität Osnabrück<br />

und Vorstandsvorsitzender<br />

der Deutschen Stiftung für Friedensforschung.<br />

Professor Schneckener beschäftigt<br />

sich aus wissenschaftlicher<br />

Sicht mit der Frage, wie sich Frieden<br />

erhalten lässt und wie Konflikte<br />

konstruktiv gelöst werden können.<br />

Er hat unter anderem Bücher<br />

zur Konfliktregelung bei Bürgerkriegen,<br />

zu Terrorismus und Milizen<br />

sowie zu Ressourcenkonflikten<br />

geschrieben oder herausgegeben.<br />

Der Ukraine-Krieg hat inzwischen<br />

viele Opfer gefordert. Besonders<br />

die Zivilisten dort leiden unter<br />

den Folgen. Tote und Verletzte,<br />

Zerstörung und Flucht gehören<br />

seit über vier Monaten zu ihrem<br />

Alltag. Die Auswirkungen sind bis<br />

in die Mitte Europas zu spüren.<br />

Im <strong>VdK</strong>-Podcast geht Professor<br />

Schneckener davon aus, dass der<br />

Krieg noch länger andauern wird.<br />

Für eine Verhandlungslösung sieht<br />

Ulrich Schneckener<br />

Foto: KHK/GCR21<br />

er derzeit kaum eine Perspektive.<br />

Seiner Ansicht nach müssten besetzte<br />

Gebiete von Russland wieder<br />

aufgegeben werden, damit die<br />

Ukraine Verhandlungen aufnehmen<br />

kann. Weder Waffen noch<br />

wirtschaftliche Sanktionen allein<br />

könnten einen Durchbruch bringen.<br />

Nach dem Krieg könnten<br />

Frankreich und Deutschland ein<br />

Beispiel dafür sein, wie aus einer<br />

langjährigen Feindschaft ein stabiler<br />

Frieden werden kann.<br />

Den <strong>VdK</strong>-Podcast „In guter Gesellschaft“<br />

mit Ulrich Schneckener<br />

können Sie ab 20. Juni hören unter:<br />

www.vdk.de/podcast ken<br />

4 RHPfalz<br />

Allgemein


So hilft der <strong>VdK</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

5<br />

Ohne Angst dank blauem Parkausweis<br />

Erfolg vor dem Sozialgericht: <strong>VdK</strong> erreicht für lungenkranke Frau, dass sie Behindertenparkplätze nutzen kann<br />

Ein blauer Parkausweis ist nicht<br />

leicht zu bekommen: Die Kriterien<br />

sind hoch, häufig werden Anträge<br />

deshalb abgelehnt. Dem <strong>VdK</strong><br />

Sachsen gelang es nun, ihn für ein<br />

Mitglied zu erstreiten.<br />

Ein eckiger schwarzer Kasten,<br />

30 Zentimeter hoch, 17 breit, zwölf<br />

tief, drei Kilo schwer – so sieht<br />

Sibylle Grundners* ständiger Begleiter<br />

aus. Keinen Schritt tut sie<br />

ohne ihn. Verlässt sie das Haus,<br />

trägt sie ihn in einem grauen Rucksack<br />

auf dem Rücken. Das Sauerstoffgerät<br />

ist ihre Überlebensgarantie<br />

für den Fall, dass ihr die<br />

Luft ausgeht.<br />

Das kann schnell passieren: Sibylle<br />

Grundner leidet an der seltenen<br />

Krankheit Lymphangioleiomyomatose,<br />

kurz LAM. In ihren<br />

Lungen bilden sich untypische,<br />

glatte Muskelzellen, verdrängen<br />

und zerstören das gesunde Gewebe,<br />

sodass ihr immer weniger Luft<br />

zum Atmen bleibt.<br />

Selbst mit dem Gerät kann sie<br />

sich je nach Anstrengung maximal<br />

drei Stunden außerhalb ihres Hauses<br />

bewegen, dann muss es aufgefüllt<br />

werden. Jeder Einkauf, jeder<br />

Ausflug, jeder Arztbesuch muss<br />

daher gut geplant sein.<br />

Kaum noch raus<br />

Nicht planbar war jedoch bislang,<br />

ob sie in dem Leipziger Viertel,<br />

in dem sie mit ihrem Ehemann<br />

lebt, einen nahen Parkplatz findet.<br />

Denn davon gibt es nur wenige.<br />

Die Angst, den Weg zurück zur<br />

Wohnung dann nicht mehr zu<br />

schaffen, war daher Grundners<br />

zweiter ständiger Begleiter. Zuletzt<br />

hat sie deshalb kaum noch etwas<br />

unternommen. Ein Behindertenparkplatz<br />

vor der Tür schien die<br />

Rettung zu sein.<br />

Kommunale Mitarbeiter richten einen Behindertenparkplatz ein.<br />

Doch die Voraussetzungen für<br />

einen blauen Parkausweis, der zur<br />

Nutzung von Behindertenparkplätzen<br />

berechtigt, sind mit einem<br />

Grad der Behinderung (GdB) von<br />

mindestens 80 und einem Merkzeichen<br />

aG (außergewöhnliche Gehbehinderung)<br />

hoch. Deshalb holte<br />

sich Grundner Unterstützung beim<br />

<strong>VdK</strong> Sachsen.<br />

<strong>VdK</strong>-Juristin Kathleen Daute<br />

beantragte bei der Stadt Leipzig,<br />

dass Grundners GdB von 60 auf<br />

80 heraufgesetzt und das Merkzeichen<br />

aG zuerkannt wird. Doch<br />

das Sozialamt sah die Voraussetzung<br />

einer „erheblichen mobilitätsbezogenen<br />

Teilhabebeeinträchtigung“<br />

für die Anerkennung<br />

des GdB 80 nicht erfüllt. Die Stadt<br />

lehnte ab.<br />

Daute wies in ihrem Widerspruch<br />

auf die vielen Einschränkungen<br />

hin, die Grundner in ihrem Alltag<br />

durch ihre Erkrankung hat. Die<br />

Ablehnung auch des Widerspruchs<br />

war dann eine herbe Enttäuschung.<br />

„Ich musste schon oft um<br />

Hilfsmittel kämpfen. Aber diese<br />

Ablehnung habe ich überhaupt<br />

nicht verstanden“, sagt sie.<br />

Eindeutiger Befund<br />

Foto: imago/Strussfoto<br />

Kathleen Daute stellte sich auf<br />

einen langen Streit ein: Sie klagte<br />

beim Sozialgericht Leipzig nicht nur<br />

gegen die Ablehnung, sondern, weil<br />

Grundners Gesundheitszustand<br />

inzwischen so schlecht war, auch<br />

für das Merkzeichen B, das zur Mitnahme<br />

einer Begleitperson berechtigt.<br />

Dafür regte Daute beim Gericht<br />

die Einholung aktueller Befundberichte<br />

von der Uni-Klinik Leipzig<br />

an. Als diese vorlagen und eindeutig<br />

waren, ging plötzlich alles ganz<br />

schnell: Die Stadt erkannte den<br />

GdB von 80 sowie die Merkzeichen<br />

aG und B an. In dem Bericht stand,<br />

dass sich der Gasaustausch in der<br />

Lunge weiter verschlechtert und<br />

somit der Gesundheitszustand erheblich<br />

verschlimmert hatte.<br />

Inzwischen hat die Stadt vor der<br />

Wohnungstür von Sibylle Grundner<br />

einen Behindertenparkplatz<br />

eingerichtet. „Der gibt mir ein<br />

Freiheitsgefühl, das ich lange nicht<br />

mehr kannte“, sagt sie begeistert.<br />

Kürzlich ist sie mit ihrem Mann<br />

zur Landesgartenschau nach<br />

Torgau gefahren – seit Langem<br />

ohne Angst, zu Hause keinen Parkplatz<br />

zu finden. Jörg Ciszewski<br />

*Name von der Reaktion geändert<br />

Info<br />

Fragen rund um den Grad der<br />

Behinderung (GdB) und dessen<br />

Beantragung beantwortet in einem<br />

Video aus der Reihe „Rat<br />

und Tat“ der <strong>VdK</strong>-Sozialrechtsexperte<br />

Oliver Sonntag:<br />

www.vdktv.de<br />

Kein Zuschuss für neue Waschmaschine<br />

BSG: Sozialhilfeempfänger müssen Kosten für Ersatz ansparen<br />

Geht ein Haushaltsgerät kaputt,<br />

haben Sozialhilfeempfänger keinen<br />

Anspruch auf einen einmaligen<br />

Zuschuss durch das Sozialamt,<br />

um ein neues zu kaufen. Dies hat<br />

der achte Senat des Bundessozialgerichts<br />

(BSG) entschieden (Az.<br />

B 8 SO 1/21 R).<br />

Die alte Waschmaschine funktionierte<br />

nicht mehr. Darum stellte<br />

eine Sozialhilfeempfängerin einen<br />

Antrag auf Zuschuss in Höhe von<br />

99,90 Euro, um ein neues Gerät für<br />

299 Euro zu kaufen. Für den Restbetrag<br />

wollte sie vom Warenhaus<br />

ausgestellte Gutscheine nutzen.<br />

Die Behörde lehnte ab. Noch während<br />

das Berufungsverfahren gegen<br />

die Ablehnung lief, kaufte die<br />

Klägerin die Waschmaschine. Die<br />

gegen die Ablehnung ihres Antrags<br />

gerichtete Klage blieb in beiden<br />

Instanzen ohne Erfolg.<br />

Ist die Waschmaschine kaputt, müssen Sozialhilfeempfänger für einen<br />

Ersatz lange sparen.<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Oleksandr Latkun<br />

Das BSG hat diese Entscheidungen<br />

nun bestätigt. Die Gewährung<br />

eines Zuschusses für den Kauf von<br />

Haushaltsgeräten ist gesetzlich<br />

ausschließlich bei einer Erstausstattung<br />

vorgesehen. Wird ein Ersatzgerät<br />

gebraucht, muss das Geld<br />

dafür aus dem Regelsatz angespart<br />

werden. Ein Verstoß gegen Verfassungsrecht<br />

sieht der BSG darin<br />

nicht.<br />

Sollte der Regelsatz dafür nicht<br />

ausreichen, könne ein Darlehen<br />

aufgenommen werden. Denn<br />

schließlich, so das Gericht, seien<br />

die durchschnittlichen <strong>Ausgabe</strong>n<br />

für Waschmaschinen bei der Berechnung<br />

des Regelbedarfs berücksichtigt<br />

worden.<br />

Die Darlehensregelung im<br />

SGB XII enthalte Auslegungsspielräume<br />

für Härtefälle. Dies stelle<br />

sicher, dass ein Darlehen nach dem<br />

individuellen Bedarf zur Existenzsicherung<br />

gewährt wird. Die Rückzahlung<br />

und ihre Höhe werden in<br />

das Ermessen des Sozialhilfeträgers<br />

gestellt. Die Höhe der monatlichen<br />

Rückzahlung sei zudem auf fünf<br />

Prozent der Regelbedarfsstufe 1 –<br />

derzeit 22 Euro 45 Cent – gedeckelt<br />

(siehe Seite 2). Jörg Ciszewski<br />

5 RHPfalz<br />

Allgemein


6 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Pflege<br />

Es muss nicht immer der Pflegedienst sein<br />

Wer keine Pflege, sondern nur Unterstützung im Alltag braucht, kann auch Alltagsbegleiter oder Betreuungsdienste beauftragen<br />

Pflegebedürftige haben nicht nur<br />

Anspruch auf Pflegeleistungen,<br />

sondern auch auf Unterstützung im<br />

Alltag. Seit 2019 dürfen neben ambulanten<br />

Pflegediensten auch<br />

Betreuungsdienste und Alltagsbegleiterinnen<br />

und -begleiter diese<br />

Leistungen mit den Pflegekassen<br />

abrechnen. Sie sind meist wesentlich<br />

günstiger und bieten beispielsweise<br />

an, jemanden zu einer<br />

Behörde zu begleiten, ihr oder ihm<br />

beim Ausfüllen von Anträgen zu<br />

helfen oder Gesellschaft zu leisten.<br />

Betreuungsdienste sind ambulante<br />

Dienstleistungsunternehmen,<br />

die Pflegebedürftige im Haushalt<br />

sowie im täglichen Leben unterstützen.<br />

Um von den Pflegekassen<br />

anerkannt zu werden, ist es notwendig,<br />

dass sie von einer Fachkraft<br />

geleitet werden oder mit einer<br />

solchen kooperieren. Diese muss,<br />

ebenso wie die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, nicht aus der Pflege<br />

sein. Alltagsbegleiterinnen und<br />

-begleiter sowie Betreuungsassistentinnen<br />

und -assistenten betreuen<br />

Pflegebedürftige als Einzelpersonen<br />

und können ebenfalls mit<br />

den Kassen abrechnen.<br />

Ziel der Alltagsbegleitung ist es,<br />

die Betroffenen so zu unterstützen,<br />

dass sie weitestgehend unabhängig<br />

in ihrem Zuhause wohnen und am<br />

gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />

können. Die Betreuerinnen und<br />

Betreuer helfen Pflegebedürftigen<br />

beispielsweise beim Kochen, Einkaufen<br />

oder Putzen, aber auch<br />

dabei, ihre behördlichen und finanziellen<br />

Angelegenheiten zu<br />

regeln.<br />

In einigen Regionen Deutschlands<br />

sind Betreuungsdienste vielleicht<br />

nicht verfügbar. Im <strong>August</strong><br />

2020 verzeichnete das Bundesgesundheitsministerium<br />

46 zugelassene<br />

Anbieter, weitere 70 warteten<br />

auf ihre Zulassung. Ob es einen<br />

Betreuungsdienst vor Ort gibt,<br />

erfahren Interessierte in den Pflegestützpunkten<br />

sowie im Internet,<br />

etwa über den „Pflegelotsen“ der<br />

Pflegeversicherung.<br />

„Viele Menschen kennen diese<br />

Angebote noch nicht oder wissen<br />

nicht, was ihnen zusteht“, sagt<br />

Stefan Heyde aus Nieder-Olm. Der<br />

gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger<br />

bietet derzeit als Einzelperson<br />

eine Alltagsbegleitung und<br />

Betreuung insbesondere für Parkin<br />

son patienten und Demenzkranke<br />

an und wartet darauf, dass<br />

er diese erweitern kann. Dann will<br />

er Fachkräfte einstellen, denn die<br />

Nachfrage steigt.<br />

Zu Beginn einer Betreuung bietet<br />

er ein Erstgespräch an, um sich<br />

kennenzulernen und den Betreuungsbedarf<br />

zu erfahren. Vier bis<br />

acht Wochen dauere es, bis sich die<br />

oder der Pflegebedürftige an die<br />

neue Person gewöhnt hat, sagt er.<br />

„Vertrauen ist wichtig, vor allem im<br />

Umgang mit Demenzkranken“,<br />

betont Heyde.<br />

Im Schnitt kostet eine Stunde<br />

Betreuung etwa 24 Euro für haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen und 34<br />

Euro für Betreuung und Begleitung.<br />

Vorsicht ist geboten, wenn<br />

Die meisten Älteren wollen selbstständig leben und brauchen nur kleine<br />

Hilfen, etwa beim Einkaufen. <br />

Foto: imago images/Michael Gstettenbauer<br />

Anbieter ihre Preise nicht offenlegen,<br />

denn manche Dienstleister<br />

verlangen einen weitaus höheren<br />

Stundensatz. Hinzu kommen die<br />

Fahrtkosten, die das oft knappe<br />

Budget zusätzlich schmälern.<br />

Wer etwa Pflegegrad 1 hat, kann<br />

lediglich den Entlastungsbetrag in<br />

Höhe von 125 Euro dafür in Anspruch<br />

nehmen. Damit lassen sich<br />

monatlich zwischen drei und vier<br />

Stunden Hilfe finanzieren. Braucht<br />

man mehr Unterstützung, muss<br />

man die Differenz aus eigener Tasche<br />

bezahlen.<br />

Die Leistungen des Betreuungsdiensts<br />

können aber auch über die<br />

Verhinderungspflege oder die Pflegesachleistung<br />

abgerechnet werden.<br />

Beides erhalten Pflegebedürftige<br />

erst ab Pflegegrad 2. Für Verhinderungspflege<br />

zahlt die<br />

Pflegekasse 1612 Euro pro Jahr. Die<br />

Pflegesachleistung kann bis zu<br />

40 Prozent auch für Betreuungsleistungen<br />

verwendet werden. Sie beträgt<br />

724 Euro bei Pflegegrad 2 und<br />

2095 Euro bei Pflegegrad 5. Wer<br />

zusätzlich Pflegegeld bezieht (Kombinationsleistung),<br />

muss warten, bis<br />

der ambulante Betreuungsdienst<br />

mit der Pflegekasse abgerechnet<br />

hat, und bekommt das Pflegegeld<br />

dann im Folgemonat überwiesen.<br />

<strong>VdK</strong> fordert Budget<br />

Das ginge sicher auch einfacher:<br />

Seit Jahren fordert der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong>, alle Entlastungsangebote<br />

wie Entlastungsbetrag, Verhinderungs-<br />

und Kurzzeitpflege zu<br />

einem gemeinsamen Budget zusammenzufassen.<br />

Damit würde<br />

das Abrechnungsverfahren vereinfacht,<br />

und Pflegebedürftige beziehungsweise<br />

deren Angehörige<br />

könnten unkompliziert und unbürokratisch<br />

die für sie passenden<br />

Leistungen auswählen.<br />

Ähnlich sieht das auch Heyde:<br />

„Es wäre viel einfacher, wenn es<br />

nur einen Topf gäbe und sich jeder<br />

die Hilfe so zusammenstellen<br />

könnte, wie sie benötigt wird.“<br />

Optimal wäre seiner Ansicht nach<br />

ein Jahresbudget, denn wenn pflegende<br />

Angehörige Urlaub machen,<br />

kommt es kurzfristig zu höheren<br />

Betreuungskosten, die in anderen<br />

Monaten wieder eingespart werden<br />

können. Annette Liebmann<br />

Pflegebett und Bettschutzeinlage<br />

Bei den Pflegehilfsmitteln gibt es Unterschiede<br />

Pflegehilfsmittel dienen dazu, die<br />

Beschwerden von Betroffenen zu<br />

lindern, ihnen ein eigenständiges<br />

Leben zu ermöglichen und die<br />

Pflege zu erleichtern. Unterschieden<br />

wird in technische Pflegehilfsmittel<br />

und Pflegehilfsmittel zum<br />

Verbrauch.<br />

Hausnotruf systeme, höhenverstellbare<br />

Pflegebetten, mobile Patientenlifter<br />

oder Sitzhilfen zählen<br />

zu den technischen Pflegehilfsmitteln.<br />

Diese werden meist leihweise<br />

zur Verfügung gestellt und sind<br />

nicht zu verwechseln mit fest eingebauten<br />

Geräten, die als Maßnahmen<br />

zur Wohnraumanpassung<br />

gelten. Zum Verbrauch bestimmte<br />

Pflegehilfsmittel sind beispielsweise<br />

saugfähige Bettschutzeinlagen,<br />

Fingerlinge und Einmalhandschuhe,<br />

Mundschutz, Desinfektionsmittel<br />

sowie Schutzschürzen und<br />

Einmallätzchen. Kostenträgerin ist<br />

die Pflegekasse. Bei ihr müssen<br />

alle Pflegehilfsmittel im Vorfeld<br />

beantragt werden.<br />

Ab Pflegegrad 1<br />

Anspruch auf Pflegehilfsmittel<br />

haben alle Menschen, die einen<br />

Pflegegrad haben und sich selbst<br />

versorgen oder ambulant gepflegt<br />

werden. Ein ärztliches Rezept ist<br />

nicht notwendig. Der Bedarf wird<br />

vom Medizinischen Dienst geprüft.<br />

Für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch<br />

stehen monatlich 40 Euro<br />

zur Verfügung. Pflegebedürftige<br />

haben die Möglichkeit, ein Abo<br />

beispielsweise bei einer Apotheke<br />

oder einem Lieferservice abzuschließen<br />

und sich die Ware nach<br />

Hause bringen zu lassen. Ein weiterer<br />

Vorteil ist, dass der Dienstleister<br />

direkt mit der Kasse abrechnet.<br />

Alternativ ist es möglich, die<br />

Pflegehilfsmittel zum Verbrauch<br />

selbst zu besorgen und die Rechnungen<br />

bei der Pflegekasse einzureichen.<br />

Allerdings erkennt nicht<br />

jede Kasse dieses Verfahren an.<br />

Die Zuzahlung bei den technischen<br />

Pflegehilfsmitteln beträgt<br />

zehn Prozent, maximal 25 Euro.<br />

Bei den zum Verbrauch bestimmten<br />

Pflegehilfsmitteln übernimmt<br />

die Pflegekasse maximal 40 Euro<br />

pro Monat. Um Härten zu vermeiden,<br />

werden Menschen mit geringem<br />

Einkommen teilweise oder<br />

ganz von Zuzahlungen befreit.<br />

Die Pflegekassen übernehmen<br />

nicht nur die Kosten für das Hilfsmittel,<br />

sondern auch für notwendige<br />

Änderungen, Instandsetzungen,<br />

Ersatzbeschaffungen sowie für die<br />

Einweisung in den Gebrauch. Auch<br />

hier gilt: Wer ein teureres Hilfsmittel<br />

wählt als von der Kasse vorgesehen,<br />

muss die Mehrkosten aus<br />

eigener Tasche bezahlen.<br />

Der Sozialverband <strong>VdK</strong> hilft<br />

seinen Mitgliedern gerne bei der<br />

Antragstellung für Hilfsmittel und<br />

Pflegehilfsmittel. Fragen Sie einfach<br />

in Ihrer nächstgelegenen<br />

<strong>VdK</strong>-Geschäftsstelle nach. ali<br />

Das Trinken<br />

nicht vergessen<br />

Wasser ist lebensnotwendig. Erwachsene<br />

sollten mindestens eineinhalb<br />

Liter pro Tag trinken, an<br />

heißen Tagen mehr. Doch ältere<br />

Menschen empfinden oft weniger<br />

Durst. Deshalb ist es als Pflegeperson<br />

wichtig, dafür zu sorgen,<br />

dass die oder der Pflegebedürftige<br />

genug Flüssigkeit zu sich nimmt.<br />

Nicht nur das mangelnde Durstempfinden,<br />

sondern auch entwässernde<br />

Medikamente oder Durchfall<br />

können zu einem Flüssigkeitsmangel<br />

führen. Dieser macht sich<br />

durch starke Müdigkeit, Schwindel,<br />

Schwäche, Kopfschmerzen,<br />

Verwirrtheit und Vergesslichkeit<br />

bemerkbar.<br />

Angehörige können Pflegebedürftige<br />

unterstützen, indem sie im Tagesverlauf<br />

verschiedene Getränke<br />

anbieten, etwa Wasser, Tees, Säfte<br />

oder Saftschorlen. Die oder der Pflegebedürftige<br />

sollte immer ein volles<br />

Trinkgefäß in Griffweite haben, das<br />

nach dem Austrinken wieder aufgefüllt<br />

wird. Auch Getränkeflaschen,<br />

die gut erreichbar aufgestellt werden,<br />

regen zu häufigerem Trinken<br />

an. Für Menschen mit motorischen<br />

Einschränkungen gibt es spezielle<br />

Becher, mit denen nichts verschüttet<br />

werden kann. Darüber hinaus können<br />

wasserreiche Lebensmittel wie<br />

Melone oder Gurke helfen, die benötigte<br />

Flüssigkeitsmenge zu erreichen.<br />

Bei Herz- oder Nierenerkrankungen<br />

sollte natürlich die ärztlich<br />

verordnete Flüssigkeitsmenge eingehalten<br />

werden.<br />

ali<br />

6 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

7<br />

Raus aus dem Gedankenstrudel<br />

Krebskranke Menschen sind seelisch belastet – Psychoonkologen helfen<br />

Was macht eigentlich der G-BA?<br />

Gremium entscheidet, was Kassen zahlen<br />

Die Diagnose Krebs ist ein Schock<br />

und stellt das bisherige Leben auf<br />

den Kopf. Die Nachricht über die<br />

Erkrankung löst Angst, Ohnmacht,<br />

Trauer und Wut aus. Familienmitglieder<br />

stecken ebenfalls in einem<br />

Gefühls chaos. In dieser schwierigen<br />

Situation ist es wichtig, dass<br />

alle Betroffenen professionelle<br />

Hilfe bekommen. Psychoonkologinnen<br />

und -onkologen bieten diese.<br />

Menschen, die erfahren haben,<br />

dass sie an Krebs erkrankt sind,<br />

beschreiben ihre Gefühle oft mit<br />

Bildern: „Die Nachricht hat mir<br />

den Boden unter den Füßen weggezogen“<br />

oder „Es war, als ob ich<br />

in einen tiefen Abgrund falle.“<br />

Ähnlich hat es auch der Medizinsoziologe<br />

Nikolaus Gerdes in den<br />

1980er-Jahren beschrieben. Er<br />

stellte fest, dass eine Krebsdia g-<br />

nose wie ein „unfreiwilliger Sturz<br />

aus der normalen Wirklichkeit“<br />

wahrgenommen wird.<br />

Dass eine Krebserkrankung seelische<br />

Auswirkungen hat, beobachtet<br />

Dr. Till Johannes Bugaj<br />

täglich. Er arbeitet am Zentrum für<br />

Innere Medizin des Universitätsklinikums<br />

Heidelberg und ist kommissarischer<br />

Leiter der Psychoonkologie<br />

am NCT Heidelberg.<br />

„Eine Krebsdiagnose ist immer ein<br />

Schock, egal, in welchem Alter“,<br />

sagt der Mediziner. Die Erkrankung<br />

betreffe die ganze Familie.<br />

Viele Krebskranke haben Angst,<br />

dass der Tumor trotz Behandlung<br />

fortschreitet. Betroffene erleben,<br />

dass sie im Alltag nicht mehr so<br />

funktionieren wie vor der Erkrankung,<br />

möchten aber gleichzeitig die<br />

Partnerschaft nicht belasten – erst<br />

recht nicht die eigenen Kinder. Sie<br />

machen sich immer wieder Gedanken<br />

über die Zukunft: Werde ich<br />

die anstrengenden Behandlungen<br />

und mögliche Nebenwirkungen<br />

durchstehen? Wie geht es im Berufsleben<br />

weiter? Aber auch: Wie<br />

viel Zeit bleibt mir noch mit meinen<br />

Lieben? Letztere Frage stellen<br />

sich natürlich besonders Menschen,<br />

deren Tumorerkrankung<br />

nach ärztlicher Einschätzung nicht<br />

heilbar ist.<br />

„Diese Fragen können Betroffene<br />

und ihre Familien aus der Bahn<br />

werfen“, sagt Bugaj. Er und sein<br />

Team stehen Patientinnen und Patienten,<br />

die in der Klinik behandelt<br />

werden, und deren Angehörigen<br />

bei. Sie bieten entlastende Gespräche,<br />

psychosoziale Beratung und<br />

Paar- oder Familiengespräche an.<br />

Nach der Diagnose Krebs drehen sich die Gedanken im Kreis. Psychoonkologische<br />

Beratung hilft Betroffenen, damit besser umzugehen.<br />

Vor Therapiebeginn findet eine<br />

Tumor- Konferenz statt. Dabei<br />

sichten Expertinnen und Experten<br />

aus den Bereichen Innere Medizin<br />

oder Onkologie, Chirurgie und<br />

Radiologie gemeinsam die vorliegenden<br />

Befunde und formulieren<br />

eine Therapieempfehlung. Belastung<br />

und Nutzen der Therapie für<br />

die Patientin oder den Patienten<br />

werden sorgfältig abgewogen.<br />

Wünsche berücksichtigen<br />

Manche Menschen fühlen sich<br />

jedoch in einer Klinik fremdbestimmt.<br />

Bugaj möchte unsichere<br />

Menschen beruhigen: „Therapieentscheidungen<br />

werden eng begleitet.<br />

Es wird nicht über den Kopf<br />

der Patientin oder des Patienten<br />

hinweg entschieden. Ihre oder<br />

seine Wünsche werden berücksichtigt.“<br />

Zum Leben mit Krebs gehört,<br />

dass sich Entscheidungen ändern<br />

können. Es kommt vor, dass sich<br />

die Haltung der Betroffenen zur<br />

Behandlung im Lauf der Erkrankung<br />

mehrmals verändert. „Das<br />

erlebe ich besonders bei Menschen,<br />

die unheilbar an Krebs erkrankt<br />

sind“, sagt der Internist. So kann<br />

es sein, dass jemand, der letzte<br />

Woche noch auf die maximale<br />

Therapie gesetzt hat, sich gegen<br />

eine Behandlung entscheidet, weil<br />

nun für ihn die Lebensqualität im<br />

Vordergrund steht.<br />

Angehörige können während der<br />

Krebserkrankung eine große Stütze<br />

sein. „Familienmitglieder sollten<br />

der betroffenen Person jedoch<br />

nichts überstülpen. Oft kann es<br />

hilfreich sein, sie zu fragen, was sie<br />

braucht“, rät der Experte. Wichtig<br />

ist zudem: Zuhören, ohne zu verurteilen.<br />

Der Arzt beobachtet außerdem,<br />

dass nahestehende Menschen<br />

manchmal dazu neigen, von<br />

einem Krebskranken zu viel<br />

Kampfgeist zu erwarten und ihn<br />

damit unter Druck zu setzen. Doch<br />

den Betroffenen muss zugestanden<br />

werden, dass sie nicht immer stark<br />

sein müssen.<br />

Für viele Männer sei das Thema<br />

seelische Belastung aber noch immer<br />

ein Tabu. „Eine psychoonkologische<br />

Beratung in Anspruch zu<br />

nehmen, ist Ausdruck der Selbstfürsorge“,<br />

lautet Bugajs Botschaft.<br />

Elisabeth Antritter<br />

Kontakt<br />

Krebskranke Menschen, Angehörige<br />

und Ratsuchende können<br />

sich an den Krebsinformationsdienst,<br />

eine Einrichtung des<br />

Deutschen Krebsforschungszentrums,<br />

wenden. Das kostenlose<br />

Servicetelefon ist täglich von<br />

8 bis 20 Uhr besetzt.<br />

• 0800 4 20 30 40<br />

www.krebsinformations<br />

dienst.de<br />

Foto: picture alliance/Felix Hörhager<br />

„Das übernimmt Ihre Kasse nicht.“<br />

Diesen Satz haben bestimmt alle<br />

schon einmal gehört, die bei einer<br />

gesetzlichen Krankenkasse versichert<br />

sind. Welche Arzneimittel,<br />

Diagnoseverfahren oder Therapien<br />

bezahlt werden, wird maßgeblich<br />

im Gemeinsamen Bundesausschuss<br />

(G-BA) entschieden.<br />

„Ausreichend, zweckmäßig und<br />

wirtschaftlich“ soll laut Gesetzesauftrag<br />

die Gesundheitsversorgung<br />

der 73 Millionen Menschen<br />

sein, die bei einer gesetzlichen<br />

Krankenversicherung Mitglied<br />

sind. Einerseits sollen Kassenversicherte<br />

nicht vom medizinischen<br />

Fortschritt abgehängt werden,<br />

andererseits sollen die Krankenkassenbeiträge<br />

und die <strong>Ausgabe</strong>n<br />

der Kassen nicht steigen. Laut<br />

Bundesgesundheitsministerium<br />

wiesen die Krankenkassen 2021<br />

jedoch ein Defizit von 5,8 Milliarden<br />

Euro auf, das zum Teil über<br />

Steuermittel ausgeglichen werden<br />

muss. Für das Jahr 2022 drohen<br />

wieder hohe Verluste. Die Kassen<br />

bereiten ihre Versicherten schon<br />

auf höhere Zusatzbeiträge vor, und<br />

Bundesgesundheitsminister Karl<br />

Lauterbach hat eine Anhebung des<br />

Beitragssatzes angekündigt.<br />

Ein Gremium hat in diesem<br />

Wechselspiel eine bedeutende Rolle:<br />

Im Gemeinsamen Bundesausschuss<br />

(G-BA) sitzen Vertreterinnen<br />

und Vertreter der gesetzlichen<br />

Krankenkassen, der Ärzteschaft<br />

und der Krankenhausbetreiber.<br />

Hinzu kommen Vertreterinnen<br />

und Vertreter von vier Patientenverbänden.<br />

Dazu zählt der Deutsche<br />

Behindertenrat (DBR), dem<br />

auch der Sozialverband <strong>VdK</strong> angehört.<br />

Allerdings hat die Patientenvertretung<br />

nur Mitberatungs- und<br />

Vorschlagsrechte.<br />

Im G-BA wird über die Neufassungen<br />

von Regelungen zur Kostenübernahme<br />

von Arzneiwirkstoffen<br />

und Therapien diskutiert,<br />

aber auch über die Bedarfsplanung<br />

ärztlicher Praxen. Die Richtlinien<br />

G-BA-Geschäftsstelle in Berlin.<br />

des G-BA sind für gesetzlich Versicherte,<br />

für Anbieter von Gesundheitsleistungen<br />

und für Krankenkassen<br />

verbindlich.<br />

<strong>VdK</strong> übt Kritik<br />

Diese Festlegungen sind aus Versichertensicht<br />

jedoch nicht immer<br />

nachvollziehbar. In Auseinandersetzungen<br />

mit Krankenkassen in<br />

der <strong>VdK</strong>-Sozialrechtsberatung geht<br />

es nicht selten um wichtige Therapien<br />

oder Medikamente, deren<br />

Kosten nicht von den Kassen erstattet<br />

werden. Oft müssen Erkrankte<br />

jahrelange Rechtsverfahren<br />

in Kauf nehmen, während sich<br />

in dieser Zeit ihre Situation längst<br />

verändert hat.<br />

Der <strong>VdK</strong> sieht aktuell die Bedarfsplanung<br />

für Psychotherapieplätze<br />

durch den G-BA sehr kritisch.<br />

Patientinnen und Patienten<br />

warten meist Monate auf den Beginn<br />

ihrer Therapie, weil es zu<br />

wenig Psychotherapeutinnen und<br />

-therapeuten mit Kassenzulassung<br />

gibt. Sogar in einem eigens vom<br />

G-BA in Auftrag gegebenen Gutachten<br />

wurden 2400 zusätzliche<br />

Plätze vorgeschlagen. Daraus wurden<br />

dann 776 Plätze bundesweit.<br />

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag<br />

eine G-BA-Reform<br />

angekündigt, um unter anderem<br />

die Patientenvertretung zu stärken.<br />

Der <strong>VdK</strong> wird diesen Prozess<br />

sehr aufmerksam begleiten. bsc<br />

Foto: G-BA/Svea Pietschmann<br />

7 RHPfalz<br />

Allgemein


8 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Gesundheit<br />

Fälle von Affenpocken häufen sich<br />

Die Viruserkrankung gibt der Forschung Rätsel auf – Lebendimpfstoff gegen die klassischen Pocken bietet gewissen Schutz<br />

Affenpocken sorgen nach dem<br />

Coronavirus für neue Beunruhigung:<br />

Bisher wurden in Deutschland<br />

(Stand: 15. Juni 2022) 263 Affenpocken-Fälle<br />

registriert. Die<br />

Dunkelziffer dürfte höher liegen.<br />

Der ungewöhnliche Ausbruch in<br />

vielen Ländern außerhalb des afrikanischen<br />

Kontinents, wo das<br />

Virus bislang häufig auftrat, gibt<br />

auch Expertinnen und Experten<br />

Rätsel auf. Das Robert Koch-Institut<br />

(RKI) schätzt die Gefahr für die<br />

breite Bevölkerung bislang als<br />

gering ein, ruft aber dennoch zu<br />

einer gewissen Wachsamkeit auf.<br />

Das Besondere an den neuen<br />

Affenpocken-Fällen ist, dass die<br />

Betroffenen zuvor nicht – wie<br />

sonst bei Erkrankungsfällen in der<br />

Vergangenheit – in afrikanische<br />

Länder gereist waren, in denen das<br />

Virus verbreitet ist, „und dass viele<br />

Übertragungen offenbar im<br />

Rahmen von sexuellen Aktivitäten<br />

erfolgt sein könnten“, heißt es beim<br />

RKI. Im Gegensatz zu den seit<br />

1980 ausgerotteten Menschenpocken<br />

würden Affenpocken in der<br />

Regel aber deutlich milder verlaufen,<br />

die meisten Menschen erholten<br />

sich innerhalb von ein paar<br />

Wochen. Affenpocken könnten bei<br />

einigen Menschen aber zu medizinischen<br />

Komplikationen und in<br />

sehr seltenen Fällen auch zum Tod<br />

führen, so die Behörde.<br />

Die Krankheit wird durch<br />

das Affenpockenvirus (Orthopox<br />

simiae) ausgelöst, das verwandt ist<br />

Wegen der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe gegen die humanen Pockenviren zu einem Teil auch vor den<br />

auf diesem Bild abgebildeten Viren, die Affenpocken hervorrufen. Foto: picture alliance/imageBROKER/Isai Hernandez<br />

mit den klassischen humanen<br />

Pockenviren (Orthopox variolae)<br />

und den ebenfalls bekannten Kuhpockenviren<br />

(Orthopox bovis).<br />

Erste Symp tome sind laut RKI Fieber,<br />

Kopf-, Muskel-, Rückenschmerzen<br />

und geschwollene Lymphknoten.<br />

„Einige Tage nach dem Auftreten<br />

von Fieber entwickeln sich<br />

Hautveränderungen, welche die<br />

Stadien vom Fleck bis zur Pustel<br />

durchlaufen und letztlich verkrusten<br />

und abfallen. Der Ausschlag<br />

konzentriert sich in der Regel auf<br />

Gesicht, Handflächen und Fußsohlen.<br />

Die Haut- und Schleimhautveränderungen<br />

können auch auf dem<br />

Mund, den Genitalien und den<br />

Augen gefunden werden.“<br />

In der Regel heilt die Erkrankung<br />

innerhalb von zwei bis vier Wochen<br />

aus. Gefährdet für schwere Verläufe<br />

sind neben immun geschwächten<br />

Patientinnen und Patienten vor<br />

allem jüngere Menschen und Kinder.<br />

Bei Schwangeren kann eine<br />

Infektion zu einer Fehlgeburt führen,<br />

so das RKI. Dass Menschen<br />

unter 40 oft schwerer erkranken als<br />

Ältere, könnte damit zusammenhängen,<br />

dass sie als Kinder keine<br />

Pockenimpfung mehr erhalten<br />

haben. Denn der Lebendimpfstoff<br />

gegen die klassischen Pocken, so<br />

sagen es viele Experten, bietet auch<br />

einen gewissen Schutz vor den<br />

Affenpocken. Geimpfte sehen das<br />

an der Narbe am Oberarm.<br />

In Deutschland wurde die allgemeine<br />

Empfehlung zur Impfung<br />

gegen die echten Pocken im Jahr<br />

1983 aufgehoben, der Erreger galt<br />

als ausgerottet, der Impfstoff hatte<br />

außerdem häufig starke Nebenwirkungen.<br />

In Deutschland gilt für Infizierte<br />

und Kontaktpersonen derzeit die<br />

Empfehlung zu einer 21-tägigen<br />

Isolationszeit. Die Behandlung der<br />

Affenpocken zielt hauptsächlich<br />

auf das Lindern der Symptome<br />

oder das Verhindern bakterieller<br />

Zweitinfektionen. Das Mittel<br />

Tecovirimat – in den USA entwickelt<br />

– wurde gegen Affenpocken<br />

im Januar 2022 auch in der Europäischen<br />

Union zugelassen.<br />

Bundesgesundheitsminister Karl<br />

Lauterbach (SPD) zufolge werden<br />

Impfkonzepte für Menschen im<br />

Umfeld von Infizierten vorbereitet.<br />

Es gibt einen Pocken-Impfstoff der<br />

dritten Generation, der weniger<br />

Nebenwirkungen hervorrufen soll.<br />

Die Ständige Impfkommission<br />

(Stiko) empfieht Erwachsenen, die<br />

engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten<br />

hatten oder ein<br />

erhöhtes Ansteckungsrisiko haben,<br />

eine Impfung.<br />

Menschen stecken sich vor allem<br />

an Tieren durch den Kontakt mit<br />

Blut, Gewebe, Ausscheidungen<br />

oder den Verzehr von Fleisch an.<br />

Eine Übertragung von Mensch zu<br />

Mensch ist bei engem Kontakt<br />

möglich, etwa durch Körperflüssigkeiten,<br />

Bläscheninhalt und<br />

Schorf der Infizierten sowie vermutlich<br />

auch beim Geschlechtsverkehr.<br />

Bettwäsche und Kleidung,<br />

die mit infektiösen Flüssigkeiten<br />

in Kontakt kommen, sind ebenfalls<br />

mögliche Infektionsquellen. Auch<br />

Atemwegssekrete werden in Erwägung<br />

gezogen. Petra J. Huschke<br />

Hörprobleme beginnen schleichend<br />

Wer seine Mitmenschen schlecht versteht, sollte sich testen lassen<br />

Überwiegend positiv<br />

Videosprechstunden kommen bei Patienten gut an<br />

Hörminderungen verlaufen meist<br />

schleichend und werden daher oft<br />

erst spät erkannt. Viele Betroffene<br />

wissen dann nicht mehr, wie sich<br />

gutes Hören anfühlt, und gewöhnen<br />

sich nur schwer an ein Hörgerät.<br />

Deshalb sollte man sein Gehör<br />

regelmäßig selbst überprüfen und<br />

von einer Fachfrau oder einem<br />

Fachmann testen lassen.<br />

Fast jeder fünfte Mensch in<br />

Deutschland hat Hörprobleme.<br />

Betroffen sind nicht nur Ältere.<br />

Zwar hat etwa jede zweite Person<br />

über 60 Jahre eine Hörminderung.<br />

Doch auch schon bei Kindern und<br />

Jugendlichen stellen Fachleute<br />

immer häufiger ein eingeschränktes<br />

Hörvermögen fest.<br />

Eine wichtige Rolle bei der Hörminderung<br />

spielen die Haaressinneszellen<br />

im Innenohr. Sie sterben<br />

mit zunehmendem Alter sowie<br />

bei hoher Belastung ab. Letzteres<br />

ist der Fall, wenn jemand zum Beispiel<br />

dauerhaft lauten Maschinengeräuschen<br />

ausgesetzt ist oder an<br />

einer Hauptverkehrsstraße wohnt.<br />

Auch wer regelmäßig mit dem<br />

Handy oder Kopfhörer laut Musik<br />

hört, kann seinem Gehör schaden.<br />

Ein Anzeichen für beginnende<br />

Schwerhörigkeit ist, wenn man<br />

seine Gesprächspartner schlecht<br />

versteht. Insbesondere im Lokal<br />

Bei einem Hörtest wird überprüft, welchen Ton man ab welcher Laut stärke<br />

wahrnimmt. Foto: imago images/Westend 61<br />

oder bei Gruppengesprächen fällt<br />

es zunehmend schwer, das Gesagte<br />

wahrzunehmen, oder man hat den<br />

Eindruck, die Gesprächspartnerin<br />

oder der Gesprächspartner spricht<br />

undeutlich. Oft sind es aber auch<br />

andere, die einen auf eine Hörminderung<br />

aufmerksam machen. Wer<br />

etwa seinen Fernseher so laut stellen<br />

muss, dass sich die Nachbarschaft<br />

beschwert, sollte sich fragen,<br />

ob nicht ein Hörtest in der<br />

Hals-Nasen-Ohren-Praxis oder<br />

beim Akustiker angezeigt wäre.<br />

Gehirn verlernt das Hören<br />

Um den Grad der Schwerhörigkeit<br />

zu bestimmen, wird ein Tonaudiogramm<br />

erstellt. Dabei wird<br />

für unterschiedliche Frequenzen<br />

die Lautstärke gemessen, ab der<br />

man einen Ton zum ersten Mal<br />

wahrnimmt. Häufig hört man auf<br />

einer oder mehreren Frequenzen<br />

schlechter als auf anderen. Das erklärt<br />

auch, warum erste Einschränkungen<br />

oft unbemerkt bleiben.<br />

Im Laufe der Schwerhörigkeit<br />

verlernt das Gehirn, bestimmte<br />

Tonhöhen zu hören. Wer ein Hörgerät<br />

trägt, kann die ermüdeten<br />

Bereiche im Gehirn wieder trainieren.<br />

Schritt für Schritt ist man in<br />

der Lage, Klänge wieder wahrzunehmen,<br />

die man schon längst<br />

vergessen hatte. Ist die Hörentwöhnung<br />

schon fortgeschritten,<br />

dauert es entsprechend länger, sich<br />

an ein Hörgerät zu gewöhnen. <br />

Annette Liebmann<br />

Bereits 18 Prozent der Deutschen<br />

haben schon einmal per Videosprechstunde<br />

mit Ärztinnen oder<br />

Ärzten, Therapeutinnen oder Therapeuten<br />

kommuniziert. Die Bewertung<br />

der digitalen Sprechstunden<br />

fällt dabei laut einer Bitkom-Befragung<br />

überwiegend positiv aus.<br />

Arzt bei einer Videosprechstunde.<br />

Der Digitalverband hatte rund<br />

1000 Menschen ab 16 Jahren zu<br />

ihren Erfahrungen mit Online-<br />

Sprechstunden befragt. 31 Prozent<br />

davon bewerteten sie als „gut“,<br />

40 Prozent immerhin noch als<br />

„eher gut“. Die übrigen waren weniger<br />

zufrieden: 17 Prozent beurteilten<br />

ihre Erfahrungen als „eher<br />

schlecht“ und zehn Prozent gar als<br />

„schlecht“.<br />

Allerdings dürfen Ärztinnen und<br />

Ärzte nur 30 Prozent ihrer Sprechstunden<br />

als Online-Sprechstunden<br />

abrechnen – mehr wird von den<br />

Kassen nicht honoriert. „Um<br />

Video sprechstunden besser zugänglich<br />

zu machen, braucht es<br />

Anpassungen in Berufsordnungen,<br />

Abrechnungs- und Vergütungsmodalitäten<br />

sowie verlässliche Rahmenbedingungen<br />

bei der Zertifizierung<br />

von Anbietern“, fordert<br />

Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Bernhard Rohleder.<br />

Videosprechstunden können im<br />

Prinzip von allen Arztgruppen angeboten<br />

werden – außer von Ärztinnen<br />

und Ärzten, die keinen direkten<br />

Patientenkontakt haben,<br />

wie Pathologinnen und Pathologen.<br />

Als technische Ausrüstung brauchen<br />

Patientinnen und Patienten<br />

Computer, Tablet oder Smartphone<br />

mit Bildschirm sowie Kamera,<br />

Mik rofon, Lautsprecher und natürlich<br />

eine Internetverbindung.<br />

Termin und Zugangsdaten erhält<br />

man von der Praxis. Mit Letzteren<br />

wählt man sich rechtzeitig ein und<br />

wird nach kurzem Techniktest ins<br />

Online-Wartezimmer geführt. Von<br />

dort ruft die Ärztin oder der Arzt<br />

die Patientin oder den Patienten<br />

dann auf. Das Gespräch läuft ähnlich<br />

ab wie in der Praxis – nur eben<br />

von getrennten Orten aus. Das hat<br />

Vorteile: Es spart Zeit und lange<br />

Anfahrtswege. Aber es gibt auch<br />

Nachteile: Körperliche Untersuchungen<br />

sind nicht möglich. Und<br />

nicht jede Krankheit lässt sich am<br />

Bildschirm gut beurteilen. mib<br />

Foto: picture alliance/Westend61/Uwe Umstätter<br />

8 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

9<br />

Neue Therapieansätze geben Hoffnung<br />

Verschiedene Studien weisen auf erfolgreiche Behandlung bestimmter Augenerkrankungen hin<br />

Etwa neun Millionen Menschen in<br />

Deutschland leiden an Augenerkrankungen<br />

wie grüner Star,<br />

trockenen Augen oder altersbedingter<br />

Makuladegeneration.<br />

Neue Therapieansätze geben Betroffenen<br />

Hoffnung auf Linderung<br />

oder gar Heilung. Noch sind nicht<br />

alle zugelassen. Auf jeden Fall sollten<br />

sich Patientinnen und Patienten<br />

vorher bei ihrer Krankenkasse erkundigen,<br />

ob diese die Kosten der<br />

Behandlung übernimmt.<br />

Wer an trockenen Augen erkrankt<br />

ist, bei dem ist die Augenoberfläche<br />

nicht mehr durch eine<br />

ausreichend dicke Schicht Tränenflüssigkeit<br />

geschützt. Dies macht<br />

sich in der Regel durch gerötete und<br />

brennende Augen bemerkbar, kann<br />

aber auch eine eingeschränkte Sehfähigkeit<br />

zur Folge haben. „Die<br />

Ursache von trockenen Augen ist<br />

meist eine verminderte Tränenmenge<br />

oder eine verstärkte Verdunstung<br />

des Tränenfilms, ausgelöst<br />

etwa durch trockene Raumluft“,<br />

erklärt Professor Dr. Gerd Geerling,<br />

Sprecher der Stiftung Auge<br />

und Direktor der Universitätsaugenklinik<br />

Düsseldorf.<br />

Abhilfe könnten in Zukunft<br />

Stammzellen schaffen: Direkt in<br />

das erkrankte Gewebe injiziert<br />

oder im Labor zu künstlichem Gewebe<br />

gezogen und transplantiert,<br />

könnten Patientinnen und Patienten<br />

auf Dauermedikationen wie<br />

künstliche Tränenersatzmittel,<br />

spezielle Kontaktlinsen und andere<br />

Formen der Benetzung verzichten.<br />

Laut Geerling wären Stammzellen<br />

aus der Tränendrüse oder anderen<br />

Spendergeweben in der Lage, körpereigene<br />

Reparaturmechanismen<br />

anzuregen und Entzündungsprozesse<br />

im Auge zu hemmen. Hierzulande<br />

ist die Therapie noch nicht<br />

zugelassen, in Dänemark wurde sie<br />

zumindest bereits erfolgreich erprobt.<br />

Nach der Stammzelleninjektion<br />

traten keine Nebenwirkungen<br />

auf. Die Tränenproduktion normalisierte<br />

sich, und die Beschwerden<br />

der Testpersonen ließen nach.<br />

Hohe Frequenz<br />

Die altersabhängige Makuladegeneration ist in allen Industrienationen<br />

die häufigste Ursache für schweren Sehverlust.<br />

Auch für an Altersabhängiger<br />

Makuladegeneration (AMD) Erkrankte<br />

gibt es Hoffnung. Für die<br />

feuchte Form gab es bereits einen<br />

Therapiedurchbruch: Gegen die<br />

krankhaften, undichten Gefäße,<br />

die in die Stelle des schärfsten Sehens<br />

einwachsen und Blutungen<br />

verursachen, helfen spezielle Präparate.<br />

Diese werden direkt ins<br />

Auge gespritzt.<br />

„Allerdings muss diese Spritzentherapie<br />

über einen langen Zeitraum<br />

in hoher Frequenz durchgeführt<br />

werden. Zudem sind die<br />

Verläufe individuell sehr variabel“,<br />

sagt Professor Dr. Frank G. Holz,<br />

Vorsitzender der Stiftung Auge und<br />

Direktor der Universitätsaugenklinik<br />

Bonn. Mitunter müsse in<br />

vierwöchentlichen Abständen behandelt<br />

werden.<br />

Neue Medikamente oder Verfahren,<br />

die länger wirken, versprechen<br />

Erfolg. So haben Studien gezeigt,<br />

dass etwa 75 Prozent der Patientinnen<br />

und Patienten, die mit dem in<br />

Deutschland zugelassenen Präparat<br />

Brolucizumab behandelt wurden,<br />

mit Injektionen im Dreimonatsabstand<br />

auskommen. Auch für<br />

das noch nicht zugelassene Medikament<br />

Faricimab gibt es positive<br />

Studien ergebnisse, sogar für viermonatliche<br />

Intervalle.<br />

Ein neues Verfahren ist das „Port<br />

Delivery System“. Dabei wird ein<br />

permanentes, nachfüllbares Implantat<br />

an der Augenhöhle verankert,<br />

das stetig den Wirkstoff Ranibizumab<br />

ins Augen innere abgibt.<br />

Damit werden Wirkdauern über<br />

viele Monate erreicht, bevor eine<br />

Wiederauffüllung erforderlich ist.<br />

Für die trockene Form der AMD<br />

steht bislang noch kein zugelassenes<br />

Medikament zur Verfügung.<br />

Foto: picture alliance/dpa-tmn/Karl-Josef Hildenbrand<br />

Der Arzneistoff Pegcetacoplan<br />

zeigt in Studien positive Effekte.<br />

Durch ihn kann das Fortschreiten<br />

der Degeneration verlangsamt werden,<br />

allerdings müsste es alle ein<br />

bis zwei Monate in das betroffene<br />

Auge gespritzt werden.<br />

Große Augen<br />

Auch Jüngere können von schweren<br />

Augenerkrankungen betroffen<br />

sein: Große Augen bei Kindern<br />

können ein Anzeichen für ein Glaukom<br />

sein, auch grüner Star genannt,<br />

bei dem der Druck im<br />

Augen inneren zu hoch ist. „Das<br />

Auge des Kindes mit seiner noch<br />

weichen Lederhaut reagiert auf den<br />

erhöhten Druck mit einer Vergrößerung“,<br />

erklärt Professor Dr. Norbert<br />

Pfeiffer, Vorstandsmitglied der<br />

Stiftung Auge und Direktor der<br />

Augenklinik der Universität Mainz.<br />

Unbehandelt führe diese Erkrankung<br />

zur Erblindung. Rechtzeitig<br />

erkannt könne sie durch eine operative<br />

Eröffnung der feinen Abflusswege<br />

jedoch geheilt werden.<br />

Neu ist die 360-Grad-Trabekulotomie.<br />

Die Operation hat bessere<br />

Erfolgsaussichten, wird aber nur an<br />

wenigen Augenkliniken angeboten.<br />

Eltern betroffener Kinder können<br />

sich zudem an das Deutsche<br />

Kinder­ Glaukomzentrum Mainz<br />

wenden. Erste Anlaufstelle sollte<br />

aber immer die Augenärztin oder<br />

der Augenarzt sein. Mirko Besch<br />

Gesundheitspreis<br />

ausgeschrieben<br />

Der AOK-Bundesverband und die<br />

Ärztekammer Berlin haben unter<br />

dem Motto „Gesundheit gerecht<br />

gestalten“ den Berliner Gesundheitspreis<br />

2023 ausgelobt. Akteure<br />

können sich ab 1. September<br />

dafür bewerben.<br />

Menschen mit niedriger Bildung,<br />

in prekären Arbeitsverhältnissen,<br />

mit kleinen Einkommen oder in<br />

ärmeren Regionen und Stadtteilen<br />

spüren es oft am eigenen Leib:<br />

Armut macht krank. Das belegen<br />

seit Jahrzehnten auch zahlreiche<br />

Studien.<br />

Mit dem Berliner Gesundheitspreis<br />

sollen Projekte ausgezeichnet<br />

werden, deren Ziel es ist, den<br />

Kreislauf von sozialer und gesundheitlicher<br />

Benachteiligung zu<br />

durchbrechen. Dabei ist es notwendig,<br />

dass verschiedene Akteure<br />

zusammenarbeiten. Wenn es<br />

ihnen gelingt, ärztlich verordnete<br />

Therapien mit anderen Unterstützungsangeboten<br />

zu verknüpfen,<br />

können so auch soziale Probleme<br />

erfolgreich bewältigt werden.<br />

Der Berliner Gesundheitspreis<br />

wird seit 25 Jahren für innovative<br />

Konzepte in der Gesundheitsversorgung<br />

vergeben. Er ist mit 50000<br />

Euro dotiert. Die Projekte müssen<br />

bestimmte Kriterien erfüllen. Vereine,<br />

auch <strong>VdK</strong>-Orts- und Kreisverbände,<br />

Wohlfahrtsorganisationen,<br />

Länder und Kommunen sowie<br />

andere Institutionen können sich<br />

bewerben. Ab 1. September werden<br />

die aktuellen Informationen auf<br />

der Webseite veröffentlicht. ken<br />

www.berlinergesundheitspreis.de<br />

Die gesündesten Menschen leben in Hamburg<br />

Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer: Deutliche regionale Unterschiede bei Erkrankungen<br />

In Hamburg leben die gesündesten<br />

Bürgerinnen und Bürger Deutschlands,<br />

gefolgt von Baden-Württemberg<br />

und Bremen. Schlusslicht<br />

ist Thüringen. Das zeigen die Daten<br />

des bundesweiten Morbiditäts-<br />

und Sozialatlas der Barmer<br />

Krankenkasse. Sie geben Auskunft<br />

darüber, wie gesund die Menschen<br />

in Deutschland sind.<br />

Der soziale Status beeinflusst<br />

Gesundheit und Lebenserwartung.<br />

Das belegen auch die Daten der<br />

Barmer. Sie bieten sowohl einen<br />

Überblick über die gesamte Krankheitslast<br />

der Bevölkerung als auch<br />

über einzelne Erkrankungen.<br />

Regionale Unterschiede<br />

Das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung<br />

(bifg) hat<br />

anonymisierte und standardisierte<br />

Verteilung nach Bundesländern.<br />

Versichertendaten für das Jahr<br />

2020 ausgewertet. Auffällig sind<br />

die regionalen Unterschiede. So<br />

leiden in Thüringen, Sachsen,<br />

Foto: Barmer/bifg<br />

Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />

bis zu 40 Prozent<br />

mehr Menschen unter Herzerkrankungen<br />

als im Bundesdurchschnitt:<br />

Je höher das Alter,<br />

desto mehr Herzprobleme. Männer<br />

sind hier in allen Altersstufen<br />

häufiger betroffen als Frauen.<br />

Weniger Probleme mit dem Herzen<br />

haben Menschen in Hamburg,<br />

Bremen, Baden-Württemberg und<br />

Bayern.<br />

Jedoch werden gerade die Einwohner<br />

dieser Bundesländer oft<br />

von Kopfschmerzen oder Migräne<br />

geplagt, vor allem in den Landkreisen<br />

Lörrach am Oberrhein<br />

und im thüringischen Hildburghausen.<br />

Unter allen Berufsgruppen<br />

trifft es besonders Beschäftigte<br />

im Gesundheits- und Sozialwesen.<br />

Unter diesen haben Frauen<br />

generell dreimal so oft Kopfschmerzen<br />

oder Migräne wie<br />

Männer. Ihre Zahl steigt mit zunehmendem<br />

Alter, erreicht zwischen<br />

50 und 59 Jahren die Spitze<br />

und fällt dann wieder ab. Bei<br />

Männern bleibt die Anzahl der<br />

Betroffenen zwischen 18 und 69<br />

Jahren weitgehend konstant.<br />

Gesundheit im Betrieb<br />

„Der Morbiditäts- und Sozialatlas<br />

verdeutlicht, wie stark die<br />

Krankheitslast in einzelnen Berufsgruppen<br />

ist. Auf Basis dieser<br />

Daten kann zum Beispiel der Bereich<br />

Prävention weiter gestärkt<br />

werden. Das gilt insbesondere für<br />

das betriebliche Gesundheitsmanagement“,<br />

sagt Professor Christoph<br />

Straub. Der Vorstandsvorsitzende<br />

der Barmer fordert passgenaue<br />

Angebote für Unternehmen,<br />

damit die Belegschaften möglichst<br />

gesund bleiben. Sabine Kohls<br />

9 RHPfalz<br />

Allgemein


10 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Generationen<br />

Männern wird es schwer gemacht<br />

Noch sind zu wenig Unterstützungsangebote auf männliche Ratsuchende ausgerichtet<br />

Von vielen Beratungsangeboten<br />

fühlen sich Jungen und Männer<br />

nicht angesprochen. Wie sie besser<br />

erreicht werden können, war<br />

Thema eines Fachtags in Berlin,<br />

den das vom Bundesgleichstellungsministerium<br />

geförderte Bundesforum<br />

Männer Mitte Mai veranstaltet<br />

hatte.<br />

Fachleute aus der Beratungspraxis<br />

und der Arbeit mit Männern<br />

stellten sich vor und berichteten<br />

von ihren Erfahrungen in der<br />

Männerberatung. Männer können<br />

in zahlreichen Bereichen Beratungsbedarf<br />

haben: vom Berufsleben<br />

über Gesundheit und Partnerschaft<br />

bis hin zu Krisen und<br />

Gewalterfahrungen.<br />

Thema Gewalt<br />

Besonders das Thema Gewalt<br />

möchte das Bundesfamilienministerium<br />

künftig mehr in den<br />

Fokus rücken. Hierfür sind qualifizierte<br />

geschlechter sensible Beratungsangebote<br />

wichtig. Für Männer,<br />

die Opfer von häuslicher Gewalt<br />

geworden sind, braucht es<br />

darüber hinaus besser zugängliche<br />

und bedarfsgerechte Schutz- und<br />

Beratungsangebote – insbesondere,<br />

wenn sie mit ihren Kindern<br />

Schutz suchen. Eine Anlaufstelle<br />

ist beispielsweise das Hilfetelefon<br />

Gewalt an Männern (siehe Infokasten).<br />

Wenn Jungen und Männer Beratungs-<br />

und Unterstützungsangebote<br />

für sich suchen, wissen sie<br />

häufig nicht, wo und wie sie diese<br />

finden können. Hinzu kommt,<br />

dass sie sich von vielen Beratungsangeboten<br />

nicht direkt angesprochen<br />

fühlen. Deshalb braucht es<br />

mehr Angebote, die Männer als<br />

Zielgruppe in den Blick nehmen,<br />

die auf ihre Belange spezialisiert<br />

sind oder professionell mit männlichen<br />

Rollenbildern und Stereotypen<br />

umgehen.<br />

Im Rahmen des Projekts „Männer<br />

stärker in die Gleichstellungspolitik<br />

– Vernetzung, Beratung,<br />

Ansprache und Unterstützung“<br />

legt das Bundesforum Männer den<br />

Schwerpunkt auf den Ausbau von<br />

Beratungsangeboten für Jungen,<br />

Männer und Väter. Dazu hat der<br />

Interessenverband die Webseite<br />

www.maennerberatungsnetz.de<br />

online gestellt. Mittlerweile umfasst<br />

sie rund 350 Beratungsadressen<br />

für Jungen und Männer zu<br />

Themen wie Vaterschaft, Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie,<br />

Gesundheit, Krisensituationen<br />

und Gewalt erfahrung.<br />

Die Webseite unterstützt Männer<br />

dabei, Beratungs- und andere<br />

Hilfsmöglichkeiten zu finden.<br />

Über die Eingabe der Postleitzahl<br />

und des gesuchten Beratungsthemas<br />

können sich Interessierte<br />

in wenigen Schritten über die Angebote<br />

in ihrer Umgebung informieren.<br />

Familie und Beruf<br />

Darüber hinaus setzt sich das<br />

Bundesforum Männer dafür ein,<br />

dass männerspezifische Interessen<br />

familien- und sozialpolitisch<br />

durchgesetzt werden, insbesondere<br />

bei der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf sowie beim gleichberechtigten<br />

Sorgerecht.<br />

Männer haben in verschiedenen Bereichen Beratungsbedarf. Die Suche nach passgenauen Angeboten fällt<br />

vielen jedoch schwer.<br />

Foto: picture alliance/Wavebreak Media LTD<br />

Auf dem Berliner Fachtag wurde<br />

zudem der neue Leitfaden „Männer<br />

gut beraten“ vorgestellt, den<br />

das Bundesforum gemeinsam mit<br />

einem Expertenkreis entwickelt<br />

hat. Anhand von Beispielen wird<br />

aufgezeigt, welche Rolle Stereotype<br />

in der Beratung von Jungen<br />

und Männern spielen – sowohl<br />

beim Berater oder bei der Beraterin<br />

als auch bei den Ratsuchenden.<br />

Außerdem wird erklärt, wie Beratungsangebote<br />

passgenau gestaltet<br />

werden können, damit sie Jungen<br />

und Männer in allen Lebenslagen<br />

ansprechen. Mirko Besch<br />

Informationen<br />

Der Leitfaden „Männer gut beraten“<br />

lässt sich kostenlos herunterladen<br />

auf der Webseite<br />

www.bundesforum-maenner.de<br />

unter „Presse“,<br />

dann „Publikationen“<br />

Schnelle Hilfe bei der Suche<br />

nach Beratungsangeboten für<br />

Jungen, Männer und Väter bietet<br />

die Webseite<br />

www.maennerberatungsnetz.de<br />

Das bundesweite Hilfetelefon<br />

Gewalt an Männern unterstützt<br />

Männer, die in irgendeiner Form<br />

Gewalt erlitten haben.<br />

• 0800 1 23 99 00<br />

beratung@<br />

maennerhilfetelefon.de<br />

www.maennerhilfetelefon.de<br />

Bibliothek in der Westentasche<br />

Mit der Onleihe-App im digitalen Angebot der Büchereien stöbern<br />

Für ein besseres Verständnis<br />

ARD und ZDF bieten Tonspur „Klare Sprache“ an<br />

Viele Bücher und Zeitschriften der<br />

öffentlichen Bibliotheken lassen<br />

sich auch digital lesen – mit der<br />

Onleihe-App. Die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG<br />

erklärt, worauf zu achten ist, damit<br />

man den Service nutzen kann.<br />

2,6 Millionen Menschen in<br />

Deutschland leihen digital Bücher<br />

und andere Medien aus. Das hat<br />

eine im Jahr 2019 veröffentlichte<br />

Studie zur Onleihe­<br />

Nutzung herausgefunden,<br />

die der Börsenverein<br />

des Deutschen<br />

Buchhandels in Auftrag<br />

gegeben hat. Zwei<br />

Drittel der Nutzerinnen<br />

und Nutzer sind<br />

unter 50 Jahre alt. Das<br />

Angebot erreicht also<br />

überwiegend jüngere<br />

Menschen. Mit ein<br />

bisschen Geduld können<br />

auch Einsteiger<br />

vom Angebot profitieren.<br />

Im Folgenden<br />

werden die ersten<br />

Schritte erklärt, wie<br />

man einen Zugang<br />

bekommt.<br />

Voraussetzung ist ein Internetanschluss<br />

und ein Gerät, mit dem<br />

man das gewünschte Buch herunterladen<br />

kann. Lesen ist auch auf<br />

dem Bildschirm am heimischen PC<br />

möglich. Wer allerdings ein Tablet,<br />

ein Notebook oder ein Smartphone<br />

besitzt, ist mobil, kann also<br />

auch unterwegs lesen.<br />

Als Nächstes registriert man sich<br />

bei einer Bücherei. Dafür erscheint<br />

man persönlich, bringt seinen Personalausweis<br />

mit und bezahlt die<br />

reguläre Jahresgebühr. Viele Bürgerinnen<br />

und Bürger sind bereits<br />

Mitglied einer Bibliothek vor Ort.<br />

Mit der Nummer, die auf dem<br />

Bücherei ausweis abgedruckt ist,<br />

sowie einem Passwort wird ein<br />

Online-Konto eingerichtet, um<br />

Mit dem Tablet kann man im elektronischen Bücherangebot<br />

stöbern und Titel ausleihen.<br />

Zugriff auf das digitale Angebot<br />

der Bibliothek zu bekommen.<br />

Im letzten Schritt lädt man sich<br />

die kostenlose Onleihe-App herunter.<br />

Und schon kann man im<br />

digitalen Angebot stöbern.<br />

Neben Büchern sind viele bekannte<br />

<strong>Zeitung</strong>en und Zeitschriften<br />

Teil des Bestands, aber auch<br />

Hörbücher, Videos oder klassische<br />

Musikstücke. Mit der Suchfunktion,<br />

die an der Lupe zu erkennen<br />

ist, lässt sich nach Titeln oder Autoren<br />

suchen. Zudem sind Nutzerinnen<br />

und Nutzer unabhängig<br />

von den Öffnungszeiten der Büchereien.<br />

Die Onleihe ist darüber<br />

hinaus eine günstige Möglichkeit<br />

zu schmökern. Wie breit das Angebot<br />

ist, hängt jedoch vom Bestand<br />

der örtlichen<br />

Bücherei ab.<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Cigdem Simsek<br />

Vormerken<br />

Die Ausleihdauer<br />

ist begrenzt. Elektronische<br />

Bücher sind<br />

bis zu drei Wochen<br />

verfügbar. Eine <strong>Zeitung</strong>sausgabe<br />

ist zwischen<br />

einer und vier<br />

Stunden verfügbar. Es<br />

kann immer sein,<br />

dass der gewünschte<br />

Titel bereits vergeben<br />

oder vorgemerkt ist.<br />

Beispielsweise stellt<br />

eine Bibliothek einen<br />

Titel fünfmal zur Verfügung.<br />

Sind alle Exemplare vergeben<br />

oder vorgemerkt, heißt es:<br />

selbst reservieren oder weiterstöbern.<br />

Wer Fragen zur Onleihe hat,<br />

kann sich an das Team der Bücherei<br />

wenden. Eine Anleitung gibt es<br />

unter https://hilfe.onleihe.de<br />

Elisabeth Antritter<br />

Zuschauerinnen und Zuschauer<br />

ärgern sich immer wieder darüber,<br />

dass sie das gesprochene Wort im<br />

Fernsehen schlecht verstehen.<br />

Dies soll künftig besser werden.<br />

ARD und ZDF setzen auf eine neue<br />

Tonspur.<br />

Musik und Hintergrundgeräusche<br />

sind in Fernsehserien und<br />

Filmen oft so dominierend, dass<br />

die Zuschauerinnen und Zuschauer<br />

nicht verstehen, was gesprochen<br />

wird. ARD und ZDF wollen dem<br />

nun entgegenwirken.<br />

Nachdem die öffentlich-rechtlichen<br />

TV-Sender das Angebot<br />

„Klare Sprache“ bereits in ausgewählten<br />

Programmen wie einzelnen<br />

„Tatort“-Episoden getestet<br />

haben (die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG berichtete<br />

darüber), soll es nun nach und<br />

nach zum Standard werden.<br />

Das Erste der ARD, das ZDF<br />

und die TV-Programme von NDR,<br />

WDR und RBB bieten die „Klare<br />

Sprache“ seit 1. Juni an. Die Fernsehprogramme<br />

von MDR, BR, HR,<br />

Radio Bremen, SWR und SR sollen<br />

am 1. September folgen. Bei ARTE<br />

und Tagesschau24 wird es bis Jahresende<br />

dauern. ZDFneo, 3sat und<br />

ZDFinfo sollen bald folgen.<br />

Beim Angebot „Klare Sprache“<br />

wird ein Verfahren auf Basis<br />

künstlicher Intelligenz (KI) angewandt.<br />

Im Ergebnis ist die Sprache<br />

besser verständlich, Geräusche<br />

und Musik werden dagegen heruntergefahren.<br />

Bei der linearen (direkten) Fernsehausstrahlung<br />

über Satellit,<br />

Kabel und DVB-T wird „Klare<br />

Sprache“ als zusätzliches Angebot<br />

in die bisherigen Tonoptionen integriert.<br />

Die Tonspur kann dann<br />

über die Audio-Einstellungen am<br />

TV-Gerät oder Receiver ausgewählt<br />

werden.<br />

Bedienung variiert<br />

Die Bedienung ist dabei jeweils<br />

abhängig vom Gerät, zum Beispiel<br />

über die Taste „Audio“ oder über<br />

„Optionen“ auf der Fernbedienung.<br />

Dann erscheint auf dem<br />

Bildschirm ein entsprechendes<br />

Auswahlmenü.<br />

Außerdem kann das Angebot in<br />

den Mediatheken und in den<br />

Livestreams im Internet in den<br />

Spracheinstellungen eingestellt<br />

werden. In den Apps einiger<br />

Smart-TV-Geräte ist das Angebot<br />

leider noch nicht verfügbar.<br />

Infos zum Verfahren bieten die<br />

Webseiten: www.ard-digital.de/<br />

inklusion/klare-sprache und<br />

www.mdr.de/ratgeber/digitales/<br />

klare-sprache-100.html<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von ARD-Digital können entweder<br />

per E-Mailan zuschauer@<br />

ard-digital.de oder auch montags<br />

bis freitags (außer an gesetzlichen<br />

Feiertagen) von 9 bis 21 Uhr telefonisch<br />

unter (03 31) 585 696 06<br />

zum Thema „Klare Sprache“ befragt<br />

werden. <br />

hei<br />

10 RHPfalz<br />

Allgemein


Inklusion<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

11<br />

Höher, schneller, inklusiver<br />

Die European Championships vom 11. bis 21. <strong>August</strong> in München zeigen großen Sport – und das möglichst barrierefrei<br />

50 Jahre nach den Olympischen<br />

Sommerspielen will München mit<br />

einem großen Sportereignis wieder<br />

Zeichen setzen. Die European<br />

Championships vom 11. bis 21. <strong>August</strong>,<br />

bei denen es um Europameistertitel<br />

in neun verschiedenen<br />

Sportarten geht, sollen so inklusiv<br />

und barrierefrei wie möglich sein.<br />

„So eine große Bühne bekommt<br />

man als Para-Sportler selten geboten“,<br />

sagt Ruderer Marc Lembeck,<br />

und seine Vorfreude auf die European<br />

Championships in München<br />

ist spürbar. Er wird auf der Olympia-Regattastrecke<br />

in Oberschleißheim<br />

nicht nur um die Europameisterschaft<br />

mitrudern, sondern<br />

auch Teil einer besonderen Premiere<br />

sein. Denn vom 11. bis 21. <strong>August</strong><br />

findet in München und Umgebung<br />

erstmals eine große Multisportveranstaltung<br />

statt, bei der<br />

Infos zum Event<br />

Die European Championships<br />

finden vom 11. bis 21. <strong>August</strong> an<br />

verschiedenen Schauplätzen in<br />

und um München statt. Ein paar<br />

Wettkämpfe wie die Straßenwettbewerbe<br />

im Radsport oder<br />

der Triathlon im Olympiapark,<br />

können kostenlos verfolgt werden.<br />

Zahlreiche Informationen,<br />

Terminplan und Eintrittskarten<br />

gibt es im Internet:<br />

www.munich2022.com/de<br />

Die Para-Kanutinnen paddeln bei den European Championships auch um den Europameistertitel.<br />

Athletinnen und Athleten mit und<br />

ohne Behinderung teilnehmen.<br />

So sind unter den neun Sportarten<br />

mit Rudern und Kanu immerhin<br />

zwei, in denen inklusive Europameisterschaften<br />

ausgetragen<br />

werden. Die European Championships<br />

sind damit Vorreiter, wie<br />

auch <strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena<br />

Bentele im Interview (siehe unten)<br />

betont. Vielleicht macht dies ja<br />

Schule, und künftig werden weitere<br />

Meisterschaften inklusiv veranstaltet.<br />

Auf Rosendahls Spuren<br />

Weitsprung-Olympia siegerin<br />

Malaika Mihambo freut sich ebenfalls<br />

sehr auf das Großereignis. Sie<br />

lobt neben dem inklusiven auch<br />

den nachhaltigen Charakter der<br />

Europameisterschaften und denkt<br />

dabei an die Sportstätten, die seit<br />

1972 in Betrieb sind. Mihambo<br />

wird 50 Jahre nach dem Olympiagold<br />

von Heide Rosendahl im selben<br />

Stadion um den EM-Titel<br />

springen. Der Wettkampf „in der<br />

Heimat“ liege ihr mehr am Herzen<br />

als die Weltmeisterschaft, die<br />

ebenfalls in diesem Jahr stattfindet,<br />

betont Mihambo.<br />

Während die Leichtathletinnen<br />

und -athleten im Olympiastadion<br />

ihre Europameisterschaft austragen,<br />

kämpfen nebenan in der<br />

Olympiahalle die Turnerinnen und<br />

Turner um EM-Medaillen. Auf dem<br />

Olympiaberg und im Olympiapark<br />

treten außerdem die Mountainbiker<br />

und BMX-Freestyler sowie<br />

die Triathletinnen und Triathleten<br />

gegeneinander an.<br />

Schauplatz der EM im Beachvolleyball<br />

und im Sportklettern ist der<br />

Königsplatz. Für die Tischtennisspieler<br />

geht es in der Rudi-Sedlmayer-Halle<br />

um die Medaillen.<br />

Dort fanden schon die Basketballspiele<br />

von Olympia 1972 statt. Die<br />

Marathonstrecke führt durch die<br />

Münchner Altstadt, die Bahnradsportlerinnen<br />

und -sportler werden<br />

in einer Messehalle um die<br />

Wette fahren, und die Straßenradsportwettkämpfe<br />

werden im oberbayerischen<br />

Umland ausgetragen.<br />

Rund 4700 Athletinnen und Athleten<br />

werden bei den European<br />

Foto: ECA/Nina Jelenc<br />

Championships in 177 Wettbewerben<br />

antreten.<br />

Marion Schöne, Chefin der<br />

Olympiapark München GmbH, ist<br />

stolz, dass wieder ein solches<br />

Groß ereignis unter dem berühmten<br />

Zeltdach über die Bühne gehen<br />

wird. „Wir wollen ein inklusives<br />

Fest veranstalten“, betont sie. Das<br />

Thema Barrierefreiheit spielt daher<br />

eine zentrale Rolle in der Vorbereitung<br />

der European Championships.<br />

Induktionsanlagen sowie<br />

Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />

und -dolmetscher sollen es Menschen<br />

mit Hörbehinderung erleichtern,<br />

die Siegerehrungen zu verfolgen.<br />

Für blinde und sehbehinderte<br />

Besucherinnen und Besucher wird<br />

Audiodeskription angeboten. Und<br />

auch unter den rund 6000 Volunteers,<br />

den freiwilligen Helferinnen<br />

und Helfern, ohne die so ein Großereignis<br />

nicht zu organisieren<br />

wäre, befinden sich Menschen mit<br />

und ohne Behinderung.<br />

Festival der Vielfalt<br />

Die Volunteers sorgen nicht nur<br />

bei den Wettkämpfen für einen<br />

möglichst reibungslosen Ablauf.<br />

Sie werden auch bei den kulturellen<br />

Rahmenveranstaltungen, die<br />

im Olympiapark, am Königsplatz<br />

und bei der Regattastrecke geplant<br />

sind, im Einsatz sein. Die Veranstalter<br />

sprechen von einem „Festival<br />

der Vielfalt“ mit Musik, Kunst<br />

und verschiedenen kulinarischen<br />

Spezialitäten. Sebastian Heise<br />

„München 2022 ist ein Vorreiter“<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin lobt das inklusive Konzept der European Championships<br />

Zuschüsse für Umbauten<br />

Antrag für KfW-Fördergeld wieder möglich<br />

Nicht nur als erfolgreiche Athletin,<br />

sondern auch als Besucherin hat<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

schon viele Sportveranstaltungen<br />

erlebt. Wie sie das Konzept der<br />

European Championships beurteilt,<br />

hat sie im Gespräch mit der<br />

<strong>VdK</strong>-ZEITUNG erläutert.<br />

So inklusiv und barrierefrei wie<br />

möglich sollen die European<br />

Championships sein. Setzt die Organisation<br />

damit neue Maßstäbe?<br />

Die European Championships<br />

werden eines der größten Sportereignisse<br />

des Jahres in Deutschland<br />

sein. Vor gut einem Jahr wurde ich<br />

von den Organisatoren in ein beratendes<br />

Gremium eingeladen, das<br />

sich nichts weniger als die Gestaltung<br />

der Zukunft zum Ziel gesetzt<br />

hatte. Eine große Rolle spielte hier<br />

die inklusive Ausrichtung des<br />

Events. Es ging um die Einbeziehung<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

als Fans, aber auch als freiwillige<br />

Helferinnen und Helfer.<br />

München 2022 ist damit ein Vorreiter<br />

für Inklusion.<br />

Welche Punkte würden Sie besonders<br />

hervorheben, die es in dieser<br />

Form bisher noch nicht gab?<br />

Ohne Freiwillige wären große<br />

Sportereignisse nicht denkbar. Mir<br />

gefällt besonders, dass Menschen<br />

mit Behinderung dafür ausdrücklich<br />

angesprochen wurden, auch<br />

hier in der <strong>VdK</strong>-ZEITUNG. Damit<br />

wird deutlich, dass nicht immer<br />

Menschen ohne Behinderung<br />

Menschen mit Behinderung unterstützen<br />

– es läuft eben auch anders<br />

herum. Mir gefällt auch, dass jedes<br />

Finale für blinde Zuschauerinnen<br />

und Zuschauer beschrieben wird.<br />

Die Audiodeskription an der Strecke<br />

oder im Stadion ist für Sportfans<br />

wie mich perfekt. Ich werde<br />

im <strong>August</strong> sicher das eine oder<br />

andere Mal im Stadion zu Gast<br />

sein und mich freuen, wenn der<br />

Zentraler Schauplatz der European Championships ist der Münchner<br />

Olympiapark. <br />

Foto: München Tourismus/Tommy Loesch<br />

Zieleinlauf beim 800-Meter-Lauf<br />

für mich und viele andere hautnah<br />

erlebbar wird.<br />

Auf der Ruderregattastrecke in<br />

Oberschleißheim finden auch die<br />

Para-Europameisterschaften im<br />

Kanu und Rudern statt. Sind die<br />

beiden Verbände schon weiter als<br />

andere?<br />

Seit vielen Jahren wünsche ich mir,<br />

dass die Wettkämpfe der olympischen<br />

und paralympischen Athletinnen<br />

und Athleten am gleichen<br />

Ort, zur gleichen Zeit stattfinden.<br />

Sobald dies irgendwann in allen<br />

Sportarten so sein wird, freue ich<br />

mich sehr. Wenn Fans die olympischen<br />

Ruderer anfeuern und dann<br />

auch die paralympischen Athleten<br />

mit ihrer Begeisterung zum Ziel<br />

tragen, ist das ein emotionaler Moment,<br />

für die im Boot und die, die<br />

auf der Tribüne sitzen.<br />

Worauf freuen Sie sich bei den<br />

European Championships besonders?<br />

Ich freue mich auf spannende<br />

Wettkämpfe und endlich wieder<br />

ein großes Sportereignis in meinem<br />

geliebten Olympiapark, in<br />

dem ich als ehemalige Langläuferin<br />

zwar nie trainiert, aber viele<br />

Kilometer Ausdauertraining absolviert<br />

habe. Ich kann nur allen<br />

empfehlen, einmal zu einem Wettkampf<br />

zu kommen, die Emotionen<br />

gehen unter die Haut und motivieren<br />

auch die, die nicht selbst aktiv<br />

sind. Interview: Sebastian Heise<br />

Barrierefreie und altersgerechte<br />

Umbauten in der eigenen Wohnung<br />

oder im eigenen Haus werden<br />

nun doch gefördert. Zunächst<br />

war dafür kein Geld mehr im Haushaltsplan<br />

vorgesehen.<br />

Die Empörung war groß, als im<br />

Frühjahr bekannt wurde, dass die<br />

Bundesregierung das beliebte Förderprogramm<br />

„Altersgerecht Umbauen<br />

– Zuschuss Barrierereduzierung“<br />

zunächst eingestellt hatte<br />

(die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG berichtete in<br />

der Mai-<strong>Ausgabe</strong>).<br />

Umso überraschender kam<br />

dann die Ankündigung von Bundesarbeits-<br />

und -sozialminister<br />

Hubertus Heil auf den Inklusionstagen<br />

zum barrierefreien Wohnen<br />

Anfang Juni, dass das sehr beliebte<br />

Programm wieder aufgelegt<br />

wird. Fördergelder in Höhe von<br />

insgesamt 75 Millionen Euro sind<br />

dafür im Bundeshaushalt eingeplant.<br />

Pro Haushalt werden die Umbauten<br />

wie bisher mit 6250 Euro<br />

bezuschusst. Die beantragten<br />

Antrag stellen<br />

Der Antrag und weitere Informationen<br />

zum Zuschuss für barrierefreie<br />

und altersgerechte Umbauten<br />

finden sich auf der<br />

KfW-Webseite: am einfachsten<br />

über den Suchbegriff „Investitionszuschuss<br />

455-B“.<br />

www.kfw.de<br />

Altersgerechte Umbauten können<br />

mit bis zu 6250 Euro bezuschusst<br />

werden.<br />

Gelder können beispielsweise<br />

dafür verwendet werden, um Stufen<br />

vor Eingängen zu beseitigen,<br />

Bäder barrierefrei zu gestalten<br />

oder altersgerechte Assistenzsysteme<br />

zu installieren.<br />

Der Sozialverband <strong>VdK</strong> rät, einen<br />

Antrag für den Investitionszuschuss<br />

möglichst schnell zu stellen.<br />

Das bisherige KfW-Förderprogramm<br />

für den Abbau von Barrieren<br />

und mehr Wohnkomfort war<br />

in der Vergangenheit äußerst beliebt,<br />

die Fördertöpfe waren häufig<br />

lange vor Ende des Bewilligungszeitraums<br />

ausgeschöpft. juf<br />

Foto: picture alliance/Mascha Brichta<br />

11 RHPfalz<br />

Allgemein


12 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 <strong>VdK</strong>-TV<br />

Aktuelle Filme auf <strong>VdK</strong>-TV<br />

<strong>VdK</strong>-TV<br />

Die Redaktion des Videoportals<br />

<strong>VdK</strong>-TV informiert Sie regelmäßig<br />

zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />

Themen. Folgende nebenstehende<br />

neue Filme sind unter<br />

www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />

<strong>VdK</strong>-TV AUF SPORT1<br />

Filme von <strong>VdK</strong>-TV sind auch frei<br />

empfangbar im Fernsehen bei<br />

Sport1 in der Sendung MITEI-<br />

NANDER. In den <strong>Ausgabe</strong>n <strong>Juli</strong><br />

und <strong>August</strong> berichtet das Magazin<br />

über den bekannten Pflegeexperten<br />

Claus Fussek. Vor seinem<br />

Ruhestand hat sich der<br />

Münchner mit <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele über die <strong>VdK</strong>-Pflegekampagne<br />

unterhalten.<br />

Sendetermine:<br />

2. <strong>Juli</strong> 9.30 Uhr<br />

5. <strong>Juli</strong> 15.30 Uhr<br />

6. <strong>August</strong> 9.30 Uhr<br />

9. <strong>August</strong> 15.30 Uhr<br />

Kai Steinecke moderiert das neue Ratgeberformat „Rat und Tat“ des <strong>VdK</strong> Deutschland, in dem Rechtsexpertinnen<br />

und -experten des <strong>VdK</strong> verschiedene sozialrechtliche Themen erläutern.<br />

Foto: <strong>VdK</strong> Deutschland<br />

Neues Format „Rat und Tat“<br />

Ratgebervideos gehören zu den<br />

am häufigsten angesehenen Filmen<br />

bei <strong>VdK</strong>-TV. Daher erweitert<br />

<strong>VdK</strong>-TV sein Angebot und startet ein<br />

neues Format: Unter dem Titel „<strong>VdK</strong><br />

– Rat und Tat“ werden von jetzt an<br />

jeden Monat zwei Videos veröffentlicht,<br />

die wichtige Tipps und Informationen<br />

zu sozialrechtlichen Fragen<br />

bieten. Das Konzept: Eine<br />

Rechtsexpertin oder ein Rechtsexperte<br />

des <strong>VdK</strong> erläutert ein Thema,<br />

das im Beratungsalltag immer<br />

wieder Fragen bei Mitgliedern<br />

aufwirft. <strong>VdK</strong>-Moderator Kai Steinecke<br />

fasst in einem Kurzbeitrag<br />

noch einmal das Wichtigste zusammen.<br />

Für die Premiere von „Rat und<br />

Tat“ konnte Oliver Sonntag, stellvertretender<br />

Landesgeschäftsführer<br />

des <strong>VdK</strong> Hessen-Thüringen,<br />

gewonnen werden. Er widmet sich<br />

dem Thema „Grad der Behinderung“<br />

(GdB). In der Sozialrechtsberatung<br />

erlebt Sonntag regelmäßig,<br />

dass Mitglieder gegen den festgestellten<br />

GdB Widerspruch einlegen<br />

möchten und dafür die Hilfe des<br />

<strong>VdK</strong> in Anspruch nehmen.<br />

Aktienrente<br />

Diese Vorstellung macht vielen<br />

Menschen Angst: Was wird aus<br />

dem Rentensystem, wenn in den<br />

kommenden Jahren die geburtenstarken<br />

Jahrgänge in den Ruhestand<br />

gehen? Die Bundesregierung<br />

hat in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen,<br />

ab 2022 der Rentenkasse<br />

in jedem Jahr zusätzlich zehn Milliarden<br />

Euro aus Bundesmitteln zur<br />

Verfügung zu stellen. Dieses Geld<br />

soll weltweit und möglichst gewinnbringend<br />

an den Kapitalmärkten<br />

angelegt werden, um auf diesem<br />

Weg die Rentenversicherung zu<br />

stabilisieren. Der <strong>VdK</strong> kritisiert diese<br />

Idee, weil das grundsätzlich riskant<br />

ist und die Rente nicht zum Spielball<br />

der Börse werden darf. Außerdem<br />

gibt es viel bessere Lösungen, zum<br />

Beispiel höhere Löhne.<br />

Barrierefreiheit<br />

Bundesweit sind nur 2,4 Prozent aller<br />

Wohnungen barrierefrei. Deshalb<br />

ist das Bauprojekt von<br />

<strong>VdK</strong>-Mitglied Markus Preckwinkel<br />

aus Bogen in Niederbayern ein<br />

leuchtendes Beispiel: Er hat ein<br />

komplett barrierefreies Mehrfamilienhaus<br />

gebaut. Von der Planung<br />

bis zur Eröffnung hat es fünf Jahre<br />

gedauert. Sieben rollstuhlgerechte<br />

Wohnungen sind entstanden, die<br />

nun bezugsfertig sind. Wie dringend<br />

nötig mehr Barrierefreiheit ist,<br />

weiß der 49-Jährige auch aufgrund<br />

seines Engagements beim <strong>VdK</strong>. Seit<br />

2017 ist er für den <strong>VdK</strong> Straubing-<br />

Bogen ehrenamtlich als Berater für<br />

Barrierefreiheit im Einsatz. Es war<br />

die <strong>VdK</strong>-Kampagne „Weg mit den<br />

Barrieren!“, die im Jahr 2016 Inklusion<br />

für ihn zur Herzensangelegenheit<br />

machte. Damals merkte er,<br />

dass man selbst anpacken muss,<br />

wenn man Inklusion voranbringen<br />

möchte. <strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena<br />

Bentele war bei der Eröffnung zu<br />

Gast und hat sich bei einer Führung<br />

davon überzeugen lassen, dass<br />

Preckwinkel jede Hürde abgebaut<br />

hat. Beeindruckt sagte sie: „So ein<br />

Haus sollte die Regel und nicht die<br />

Ausnahme sein.“<br />

ant<br />

12 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Sozialrechtstipp<br />

Änderungen beim<br />

Minijob Seite 14<br />

Der Rheinland-Pfalz-Tag in Bildern<br />

Landesfest in Mainz: Sozialverband <strong>VdK</strong> mit Infostand und Festwagen am Start<br />

Tipp vom Steuerring<br />

Humanitäre Unterstützung<br />

der Ukraine Seite 14<br />

Ehrenamt<br />

Neues aus den Orts- und<br />

Kreisverbänden Seite I<br />

Auf den Straßen wird gefeiert: Der <strong>VdK</strong>-Festwagen rollt durch die Mainzer Innenstadt.<br />

Fotos: Finkenzeller<br />

Luftballons fertig: Los geht’s!<br />

Promis auf der Ehrentribüne, von rechts: <strong>VdK</strong>-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, ihr Ehemann Klaus Jensen<br />

und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling.<br />

Freude in den Gesichtern.<br />

Viel zu entdecken: Der Rheinland-Pfalz-Tag macht auch den Kleinen Spaß.<br />

Gute Stimmung bei den Ehren- und Hauptamtlichen!<br />

Besetzten den <strong>VdK</strong>-Stand an der Selbsthilfemeile: Anni Klauer und Manfred<br />

Grötz vom Kreisverbandsvorstand Mainz-Bingen.<br />

Foto: Lubosz<br />

Fastnachtswürdig: die <strong>VdK</strong>lerinnen und <strong>VdK</strong>ler warfen Kamellen und Werbemittel in die Menge. Insgesamt<br />

waren mehr als 300 000 Gäste nach Mainz zum Landesfest gekommen.<br />

13 RHPfalz<br />

Allgemein


14 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Barrierefreiheit in Siegelbach<br />

<strong>VdK</strong>-Ortsverband trifft politische Verantwortliche<br />

SOZIALRECHTSTIPP<br />

Änderungen beim Minijob<br />

Vorsicht bei Erwerbsminderungsrente und Familienversicherung<br />

Ortsbegehung mit dem <strong>VdK</strong>: Siegelbach wird barrierefreier!<br />

Nicht nur im fernen Berlin, sondern<br />

auch im pfälzischen Siegelbach<br />

kämpft der Sozialverband <strong>VdK</strong> für<br />

soziale Gerechtigkeit. Um die Barrierefreiheit<br />

in dem Kaiserslauterer<br />

Stadtteil zu erhöhen, lud der<br />

<strong>VdK</strong>-Ortsverband die politischen<br />

Verantwortlichen zu einer Ortsbegehung<br />

ein – und setzte gleich<br />

eine Verbesserung durch!<br />

„Wir hatten extra Rollstuhl, Rollator<br />

und Kinderwagen dabei, um<br />

die Ortsbegehung lebensechter zu<br />

gestalten“, erklärte Udo Fleder,<br />

Vorsitzender des Ortsverbands<br />

Siegelbach. „Dann merkt man<br />

gleich, wenn ein Bordstein nicht<br />

abgesenkt oder ein Tisch nicht<br />

unterfahrbar ist, wie zum Beispiel<br />

auf unserem Kinderspielplatz. Das<br />

war für die Teilnehmenden eine<br />

ganz neue und wichtige Erfahrung.“<br />

Eingeladen hatte der Ortsverband<br />

die Kaiserslauterer Oberbürgermeisterin<br />

Beate Kimmel,<br />

den Siegelbacher Ortsvorsteher<br />

Gerd Hach, Mitglieder von Stadtrat<br />

und Ortsbeirat, den städtischen<br />

Foto: Moritz Ehl<br />

Behindertenbeauftragten Steffen<br />

Griebe sowie Fachleute aus dem<br />

städtischen Tiefbau und dem Ordnungsamt.<br />

„Das ist für <strong>VdK</strong>-Ortsverbände<br />

eine tolle Möglichkeit, ihre Heimat<br />

positiv zu verändern und die Welt<br />

ein Stück besser, also barrierefreier,<br />

zu machen“, lobte Bernd Hofmann,<br />

Kreisverbandsvorsitzender<br />

von Kaiserslautern. Und Moritz<br />

Ehl, <strong>VdK</strong>-Experte aus dem Landesverband,<br />

ergänzte: „Barrierefreiheit<br />

ist ein Zukunftsthema für alle<br />

Kommunen. Dank solcher Ortsbegehungen<br />

kommen wir als <strong>VdK</strong> ins<br />

Gespräch mit Politik und Verwaltung<br />

und können Veränderungen<br />

anstoßen. Wenn ein Ortsverband<br />

daran Interesse hat, kann er mich<br />

gern anrufen.“<br />

Nach der Ortsbegehung wurde<br />

übrigens direkt die erste Stolperfalle<br />

entschärft: eine Halterung auf<br />

dem Dorfplatz für den weihnachtlichen<br />

Tannenbaum. Moritz Ehl<br />

moritz.ehl@rlp.vdk.de<br />

• (0 61 31) 6 69 70 52<br />

Zum <strong>Juli</strong> 2022 steigt der Mindestlohn<br />

auf 10,45 Euro, ab Oktober auf<br />

12 Euro pro Stunde. Und in diesem<br />

Zusammenhang soll auch die<br />

Minijob-Grenze auf 520 Euro im<br />

Monat erhöht werden. Dadurch<br />

ändert sich für Minijob-Beschäftigte<br />

einiges:<br />

Da sich die Hinzuverdienstgrenze<br />

nicht ändert, müssen vor allem<br />

Minijobber mit einer Erwerbsminderungsrente<br />

aufpassen. Sie sollten<br />

den Umfang ihres Minijobs<br />

anpassen, wenn sie die Hinzuverdienstgrenze<br />

von 6300 Euro im<br />

Jahr nicht überschreiten wollen.<br />

Bei einer Erwerbsminderungsrente<br />

muss zusätzlich auch die Stundenleistung<br />

pro Tag beziehungsweise<br />

pro Woche beachtet werden,<br />

damit der Rentenanspruch nicht<br />

infrage gestellt wird.<br />

Familienversicherte müssen<br />

beachten, dass auch die Grenze<br />

des Gesamteinkommens von 470<br />

Euro monatlich bestehen bleibt.<br />

Sie darf nicht überschritten werden,<br />

damit der Anspruch auf eine<br />

beitragsfreie Versicherung in der<br />

gesetzlichen Krankenkasse bleibt.<br />

Zum Einkommen zählen dabei<br />

auch Miet- und Pachteinnahmen,<br />

Renten sowie Einnahmen aus Kapitalvermögen.<br />

In Zusammenhang mit den gestiegenen<br />

Energiekosten wurde<br />

zudem eine Energiepreispauschale<br />

in Höhe von 300 Euro für alle<br />

Erwerbstätigen eingeführt. Abhängig<br />

Beschäftigte werden diese<br />

Klassischer Minijob: die Haushaltshilfe.<br />

Foto: Freepik/Pressefoto<br />

Pauschale zusammen mit ihrem<br />

Gehalt für September über den<br />

Arbeitgeber ausgezahlt bekommen.<br />

Dies gilt für alle Beschäftigten,<br />

also auch für Rentnerinnen<br />

und Rentner, die parallel eine geringfügige<br />

Beschäftigung ausüben.<br />

Minijobber müssen dafür dem<br />

Arbeitgeber schriftlich bestätigen,<br />

dass es sich um das erste Dienstverhältnis<br />

und nicht um einen<br />

Nebenjob handelt.<br />

Die Dauer der geringfügigen<br />

Beschäftigung ist in dem Zusam-<br />

menhang nicht relevant, sondern<br />

es ist nur erforderlich, dass irgendwann<br />

während des Jahres 2022<br />

eine Erwerbstätigkeit ausgeübt<br />

wurde.<br />

Es kann sich also auch lohnen,<br />

einen Minijob neu aufzunehmen,<br />

wenn man sonst keinen Anspruch<br />

auf die Pauschale hätte. Dabei<br />

sollte man allerdings etwaige Hinzuverdienstgrenzen<br />

bei Sozialleistungen<br />

beachten und sich über die<br />

Vor- und Nachteile einer Rentenversicherungspflicht<br />

genau informieren.<br />

Wer im Laufe des Jahres erwerbstätig<br />

war, aber im Monat<br />

September keinen Arbeitgeber hat,<br />

kann sich die Pauschale spätestens<br />

über die Einkommensteuererklärung<br />

holen. Selbstständige<br />

können auch ihre Steuervorauszahlung<br />

um 300 Euro mindern.<br />

Die Energiepreispauschale ist als<br />

steuerpflichtiges Einkommen zu<br />

berücksichtigen, gilt bei Sozialleistungen<br />

aber nicht als Hinzuverdienst.<br />

Nicht mit der Energiepreispauschale<br />

verwechselt werden darf<br />

der Heizkostenzuschuss. Dabei<br />

handelt es sich unabhängig davon<br />

um eine weitere Entlastung aufgrund<br />

der gestiegenen Energiekosten.<br />

Er wird in den kommenden<br />

Monaten automatisch an alle<br />

ausgezahlt, die während der Heizperiode<br />

von Oktober 2021 bis<br />

März 2022 mindestens einen Monat<br />

lang Wohngeld oder BAFöG<br />

bezogen haben. Ida Schneider<br />

Humanitäre Unterstützung der Ukraine<br />

Wer Geflüchtete unterstützt, kann dies steuerlich geltend machen – Das müssen sie bei der Steuererklärung beachten<br />

Unzählige Menschen sind wegen<br />

des Krieges aus der Ukraine nach<br />

Deutschland geflohen. Sie werden<br />

in unterschiedlichster Weise persönlich<br />

und auch finanziell unterstützt.<br />

Gut zu wissen: Diese Unterstützungsleistungen<br />

können Sie in<br />

Ihrer Steuererklärung berücksichtigen.<br />

Darüber hinaus gelten steuerliche<br />

Besonderheiten, die Sie<br />

kennen sollten.<br />

Spenden absetzen<br />

Geld- und Sachspenden anlässlich<br />

des Kriegs in der<br />

Ukraine können Sie<br />

steuerlich absetzen.<br />

Voraussetzung: Der<br />

Empfänger ist eine<br />

steuerbegünstigte Körperschaft<br />

(Stiftung,<br />

Kirche, Verein) oder<br />

eine juristische Person<br />

des öffentlichen<br />

Rechts, also eine Kommune<br />

oder der Bund.<br />

Hat die begünstigte<br />

Organisation ihren<br />

Sitz außerhalb<br />

Deutschlands in einem Mitgliedsstaat<br />

der Europäischen Union oder<br />

des Europäischen Wirtschaftsraums,<br />

ist die Zuwendung nur begünstigt,<br />

wenn die Organisation<br />

auch nach deutschem Recht steu-<br />

erbegünstigt wäre. Den Nachweis<br />

hierüber müssen Sie dem Finanzamt<br />

zusammen mit dem Zahlungsbeleg<br />

vorlegen.<br />

Nicht abziehbar sind solche<br />

Spenden, die Sie an eine Organisation<br />

in der Ukraine oder direkt<br />

an Kriegsgeflüchtete leisten.<br />

Nachweiserleichterung<br />

bei Sonderkonten<br />

wendungsbestätigung nach amtlich<br />

vorgeschriebenem Muster<br />

vorlegen, die unter anderem den<br />

Wert der hingegebenen Sache enthält.<br />

Für Alleinerziehende<br />

Sie sind alleinerziehend? Dann<br />

sind Sie regelmäßig der Steuerklasse<br />

II zugeordnet und haben einen<br />

Anspruch auf den Entlastungsbetrag<br />

für Alleinerziehende. Dieser<br />

entfällt normalerweise, wenn Sie<br />

eine Haushaltsgemeinschaft mit<br />

einer anderen volljährigen Person<br />

bilden, für die Ihnen weder Kindergeld<br />

noch ein Freibetrag für<br />

Kinder zusteht. Gut zu wissen: Die<br />

Aufnahme volljähriger Geflüchteter<br />

in den Haushalt führt im Steuerjahr<br />

2022 nicht zum Wegfall der<br />

Steuerklasse II beziehungsweise<br />

des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende.<br />

Überlassung einer<br />

Mietwohnung<br />

Sie stellen eine vermietete Wohnung<br />

vorübergehend unentgeltlich<br />

oder kostengünstig Kriegsgeflüchteten<br />

zur Verfügung? Dann müssen<br />

Sie auch keine „fiktiven“ Einnahmen<br />

versteuern. Und das Beste:<br />

Die Werbungskosten, die Sie<br />

sonst im Rahmen Ihrer Einkünfte<br />

aus Vermietung und Verpachtung<br />

berücksichtigen, können im Jahr<br />

2022 ohne Kürzung anerkannt<br />

werden. Sie dürfen die Aufwendungen<br />

also in voller Höhe in Ihrer<br />

Steuererklärung abziehen.<br />

Pauschale Erstattungen<br />

Sie haben Geflüchtete in Ihrer<br />

Wohnung aufgenommen und erhalten<br />

hierfür von einer Behörde<br />

eine pauschale Kostenerstattung?<br />

Dann führt dies nicht zu steuerpflichtigen<br />

Einkünften. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass die Pauschale<br />

die durchschnittlichen Unterbringungskosten<br />

nach einer von der<br />

zuständigen Behörde vorgenommenen<br />

Kalkulation nicht übersteigt.<br />

Unterhaltsleistungen<br />

Ihnen sind Aufwendungen für<br />

den Unterhalt von Personen entstanden,<br />

die aus der Ukraine geflohenen<br />

sind? Dann dürfen Sie diese<br />

Kosten als außergewöhnliche Belastungen<br />

in Ihrer Steuererklärung<br />

absetzen. Das geht jedoch nur,<br />

wenn Sie gegenüber der unterstützten<br />

Person gesetzlich zum<br />

Unterhalt verpflichtet sind. Das<br />

betrifft beispielsweise Eltern,<br />

Großeltern oder Kinder, für die Sie<br />

keinen Anspruch mehr auf Kinder-<br />

Grundsätzlich benötigen Sie eine<br />

Zuwendungsbestätigung des<br />

steuerbegünstigten Empfängers.<br />

Für Geldspenden, die Sie bis zum<br />

31. Dezember 2022 auf<br />

ein zur Hilfe der vom<br />

Krieg Betroffenen eingerichtetes<br />

Sonderkonto<br />

einer inländischen<br />

juristischen Person des<br />

öffentlichen Rechts,<br />

einer inländischen öffentlichen<br />

Dienststelle<br />

oder eines inländischen<br />

amtlich anerkannten<br />

Verbands der<br />

freien Wohlfahrtspflege<br />

zahlen, müssen Sie<br />

dem Finanzamt jedoch<br />

keine Zuwendungsbestätigung<br />

vorlegen. Hier genügt der Bareinzahlungsbeleg<br />

oder die Buchungsbestätigung<br />

der Bank.<br />

Achtung: Bei Sachspenden müssen<br />

Sie dem Finanzamt eine Zugeld<br />

oder einen Freibetrag für<br />

Kinder haben.<br />

Darüber hinaus darf die unterstützte<br />

Person keine oder nur geringe<br />

Einkünfte haben und nur<br />

geringes Vermögen besitzen. Abziehbar<br />

sind Ihre tatsächlichen<br />

Aufwendungen für jede unterstützte<br />

Person bis zum dafür geltenden<br />

Höchstbetrag. Dieser beläuft<br />

sich im Steuerjahr 2022 auf<br />

9984 Euro. Vivien von Boscamp<br />

Info<br />

Als Lohnsteuerhilfeverein übernimmt<br />

der Steuerring die komplette<br />

steuerfachliche Betreuung<br />

seiner Mitglieder. Allein in Rheinland-Pfalz<br />

unterhält er 38 Beratungsstellen.<br />

Für <strong>VdK</strong>-Mitglieder<br />

entfällt die einmalige Aufnahmegebühr.<br />

Interessierte erhalten<br />

weitere Informationen direkt<br />

beim Steuerring. Auch die <strong>VdK</strong>-<br />

Kreisverbände geben Auskunft<br />

über die nächstgelegene Steuerring-Beratungsstelle.<br />

Aus gesetzlichen<br />

Gründen darf der<br />

Steuerring ausschließlich im<br />

Rahmen einer Mitgliedschaft<br />

(§ 4 Nr. 11 StBerG) beraten.<br />

• 0800 9 78 48 00 (kostenlos)<br />

info@steuerring.de<br />

www.steuerring.de<br />

14 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 I<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Irsch<br />

Altenkirchen<br />

Rheinlahn verjüngt Vorstand<br />

Vorstandswahl und Ehrungen im Kreisverband<br />

Im Ortsverband Irsch, Kreisverband Trier-Saar, wurde unter der Leitung<br />

des Kreisverbandsvorsitzenden Werner Faber der Vorstand neu gewählt.<br />

Das Bild zeigt von links: Frauenverteterinnen Marion Steuer und Ursula<br />

Heiser, Beisitzerin Anne Stüber, Kassenverwalter Karl Josef Bodem,<br />

Ortsverbandsvorsitzender Albert Goergen, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender<br />

Ludwin Lenz sowie Beisitzer und Internetbeauftragter<br />

Heinrich Blees. Die neuen Kassenprüfer sind Alfred Lenz und<br />

Matthias Pütz (nicht im Bild).<br />

Contwig<br />

Im Ortsverband Contwig ehrte der Vorsitzende des Kreisverbands<br />

Zweibrücken, Thimo Schlär (Dritter von links), zusammen mit der<br />

stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden Ute Michel (Vierte von<br />

links) sowie Ortsverbandsvorsitzendem Ingobert Kölsch (Mitte) treue<br />

Mitglieder. Auf dem Foto stehen von links (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />

Günter Wolf (20), Josef Bärmann (20), Thimo Schlär, Ute Michel, Brigitte<br />

Schumacher (20), Doris Litzner (10), Rainer Georgi (30), Martina<br />

Thaler (10), Ingobert Kölsch, Carola Becker (20), Günter Becker (20),<br />

Christa Maechtel (20), Manfred Maechtel (20) und Irmgard Siebert (20).<br />

Der Kreisverband Altenkirchen<br />

verabschiedete nach fast 32 Jahren<br />

seine Mitarbeiterin Beate<br />

Müller in den verdienten Ruhestand.<br />

Kreisverbandsvorsitzender<br />

Erhard Lichtenthäler und<br />

Kreisverbandsgeschäftsführer<br />

Thomas Roos würdigten ihre Verdienste<br />

mit einem Blumengruß<br />

nebst Gutschein.<br />

Zeltingen<br />

Beim Ortsverbandstag des Ortsverbands<br />

Zeltingen, Kreisverband<br />

Bernkastel-Zell, verabschiedete<br />

der Vorsitzende Helmut<br />

Kauer (rechts) Gisela Otter<br />

(links) als Schriftführerin und<br />

bedankte sich für ihren Einsatz<br />

mit einem Blumenstrauß.<br />

Bad Hoenningen-R.<br />

Der neue Vorstand des Kreisverbands Rhein-Lahn nach der Wahl.<br />

Beim zweiten Verbandstag des<br />

Kreisverbands Rhein-Lahn wurde<br />

Rainer Zins als Vorsitzender wiedergewählt.<br />

Zudem wurden etliche<br />

Mitglieder für ihre besonderen Verdienste<br />

im sozialen Bereich mit Urkunden<br />

und Nadeln ausgezeichnet.<br />

In dem neuen Vorstand gab es<br />

auch einen Generationenwechsel,<br />

verkörpert vor allem von zwei neuen<br />

Beisitzern: dem 34-jährigen<br />

Mohamed Abu Hmeida vom Ortsverband<br />

Heistenbach und dem<br />

21-jährige Jan Niklas Heibel vom<br />

Ortsverband Schaumburger Land.<br />

Die 80 stimmberechtigten Delegierten<br />

aus 37 Ortsverbänden<br />

wählten außerdem Rainer Zins<br />

erneut zum Kreisverbandsvorsitzenden.<br />

Seine Stellvertreter wurden<br />

Tobias Lotz und Wolfgang<br />

Stüber. Kreisverbandskassenverwalter<br />

bleibt Martin Trabandt.<br />

Stefan Wüst fungiert als Schrift-<br />

führer. Jutta Sütfels übernimmt das<br />

Amt der Kreisverbandsfrauenvertreterin.<br />

Darüber hinaus wurden<br />

elf Beisitzerinnen und Beisitzer<br />

gewählt.<br />

In seiner Begrüßung erklärte<br />

Rainer Zins, dass der <strong>VdK</strong> Rhein-<br />

Lahn auf „vier erfolgreiche Jahre<br />

zurückblicken kann“; damals erfolgte<br />

der Zusammenschluss der<br />

alten Kreisverbände Unterlahn<br />

und Loreley.<br />

Nach den Berichten der Geschäftsführerin<br />

Caroline Ascher<br />

und des Kassenverwalters Martin<br />

Trabant rückten die Ehrungen<br />

verdienter Mitglieder in den Blickpunkt.<br />

Rainer Zins erhielt die Silberne<br />

Ehrennadel des Sozialverbands<br />

<strong>VdK</strong> Deutschland. Der engagierte<br />

Einsatz von Klaus<br />

Schulze, Tobias Lotz, Martin Trabandt<br />

und Stefan Wüst wurde mit<br />

der Landesverdienstnadel in Gold<br />

gewürdigt.<br />

Kaiserslautern<br />

Laubach<br />

Der Kreisverband Kaiserslautern hat gemeinsam mit einigen seiner<br />

Ortsverbände auf dem Wochenmarkt in Kaiserslautern den <strong>VdK</strong> und<br />

seine neue Pflegekampagne „Nächstenpflege“ vorgestellt. Das Bild zeigt<br />

von links: Dieter Seitz vom Ortsverband Kaiserslautern-Nord-Ost, Udo<br />

Fleder vom Ortsverband Siegelbach, Hugo Schönborn, Marita Breyer<br />

und Günter Pfeffer vom Ortsverband Kaiserslautern-Süd und den<br />

Kreisverbandsvorsitzenden Bernd Hofmann.<br />

Bei der Mitgliederversammlung<br />

des Ortsverbands Bad Hönningen-Rheinbrohl,<br />

Kreisverband<br />

Neuwied, stand eine besondere<br />

Ehrung auf der Tagesordnung.<br />

So zeichnete Kreis- und Ortsverbandsvorsitzender<br />

Hans Werner<br />

Kaiser (links) das ehemalige<br />

Vorstandsmitglied des Ortsverbands,<br />

Ilse Kruft (rechts), für ihr<br />

großes ehrenamtliches Engagement<br />

mit der Landesverdienstnadel<br />

in Gold des <strong>VdK</strong> Rheinland-Pfalz<br />

aus und überreichte<br />

ihr eine Urkunde und Blumen.<br />

Im Ortsverband Laubach, Kreisverband Simmern, wurden anwesende<br />

Jubilare für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Werner Weber (Dritter<br />

von links) erhielt für seine Verdienste als Ortsverbandsvorsitzender und<br />

Beisitzer im Kreisverband Simmern die Landesverdienstnadel in Gold<br />

des Sozialverbands <strong>VdK</strong> Rheinland Pfalz. Alle Ehrungen nahmen der<br />

Ortsverbandsvorsitzende Rüdiger Gumm (links) mit dem Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Ulrich Stilz (rechts) vor. Auf dem Bild sieht man von links:<br />

Rüdiger Gumm, Hermann-Josef Klein, Werner Weber, Helmut Gauch,<br />

Andrea Peifer, Erika Böhm, Gustav Thieser und Ulrich Stilz.<br />

Oberes Siegtal<br />

Mittlerer Einrich<br />

Im Ortsverband Oberes Siegtal, Kreisverband Altenkirchen, fand eine Infoveranstaltung zum Thema „Rente“<br />

statt. Thomas Roos, Geschäftsführer des Kreisverbands Altenkirchen, hielt einen zweieinhalbstündigen<br />

Vortrag. Anschaulich referierte er über das Rentensystems und besprach detailliert die Renteninformation,<br />

die jede Person ab 55 Jahren erhält. Wichtige Punkte waren die Regelaltersrente, Erwerbsminderungsrente<br />

und die eingezahlten Rentenbeiträge. Danach wurden die verschiedenen Rentenarten erklärt. Das interessierte<br />

Publikum notierte fleißig mit und erlebte Thomas Roos bei allen Fragen als kompetenten Partner, der<br />

betonte: „In allen sozialrechtlichen Fragen finden Sie Hilfe beim <strong>VdK</strong>.“<br />

Im Ortsverband Mittlerer Einrich, Kreisverband Rhein-Lahn, wurde<br />

unter der Leitung des stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Tobias Lotz (rechts) der Vorstand gewählt. Auf dem Foto sieht man von<br />

links: Beisitzer und Internetbeauftragter Peter Groß, stellvertretender<br />

Vorsitzender Ulrich Lenz, Beisitzerin Ruth Schneider, Revisorin Heidrun<br />

Spriestersbach, Kassenverwalter Axel Scherler (Neuwahl), Beisitzerin<br />

Irmtraud Kasper (Neuwahl) und Vorsitzende Regina Sell-Groß.<br />

15 RHPfalz<br />

Allgemein


II<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Meckenheim/Pfalz<br />

Neuwied-Innenstadt<br />

Der Tagesausflug des Ortverbands Meckenheim/Pfalz, Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim, führte die<br />

Gruppe zur Greifvogelschau auf dem Potzberg im Kuseler Land. Bei schönstem Sonnenschein sahen die<br />

Teilnehmenden Seeadler sowie andere Raubvögel in Aktion. Nach zweijähriger, coronabedingter Pause<br />

freuten sich alle wieder über ein schönes gemeinsames Erlebnis.<br />

Auf dem Ortsverbandstag des Ortsverbands Neuwied-Innenstadt wurde<br />

der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: Kreisverbandsvorsitzender<br />

Hans Werner Kaiser, Ortsverbandsvorsitzender Norbert<br />

Faltin, Beisitzerin Renate Hey, Beisitzer Sabit Makas, Schriftführerin<br />

Gabi Keßelheim, Beisitzerin Doris Schaller, Kassenverwalterin<br />

Sabine Schaller, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender Horst<br />

Ueding und Beisitzerin Ursula Gradtke. Nicht auf dem Bild sind die<br />

Beisitzer Gerhard Brütting und Annegret Heinemann.<br />

Bingen-Sprendlingen-Gensingen<br />

Guntersblum<br />

Der Ortsverband Bingen-Gensingen-Sprendlingen, Kreisverband Mainz-Bingen, führte seine Mitgliederversammlung<br />

mit rund 70 Ehrungen durch. Auf dem Bild sieht man von links (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />

Kreisverbandsvorsitzender Manfred Grötz, Pietro Baldino (30), Helga Michaeler (10), Erika Hauck (10),<br />

Heide Hauf (30) und den stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Rappolt (10).<br />

Der Ortsverband Guntersblum, Kreisverband Mainz-Bingen, hat seinen<br />

neuen Bewegungsstock auf Wanderschaft geschickt. Mit dabei waren<br />

der Beigeordnete der Ortsgemeinde Guntersblum, Werner Willius, der<br />

Vorsitzende des Rhein-Selz Tourismus e. V., Rainer Richter, die Vorsitzenden<br />

des Landfrauenvereins Guntersblum, Hilde von Seelen, und<br />

einige Vorstandsmitglieder des <strong>VdK</strong>-Ortsverbands Guntersblum.<br />

Flussbach<br />

Bad Kreuznach<br />

Beim Ortverband Flussbach, Kreisverband Wittlich-Daun, fand die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen<br />

des Vorstands statt. Auf dem Foto sieht man von links: stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin<br />

Wilma Görgen, Kassenprüfer Claudius Görgen, Frauenbeauftragte Martha Schäfer-Rieb, Kreisverbandsvorsitzende<br />

Marita Horn, Kassenverwalter Winfried Böth, Kassenprüfer Michael Tokawer, Ortsverbandsvorsitzender<br />

Josef Schwind, Beisitzerin Anne Sausen sowie Beisitzer Hermann-Josef Tracht.<br />

Der Kreisverband Bad Kreuznach informierte am Europäischen Protesttag<br />

von Menschen mit Behinderung an einem Infostand über den<br />

<strong>VdK</strong>. Auf dem Bild sieht man die stellvertretenden Vorsitzenden Anette<br />

Glöckner und Michael Schaller.<br />

Irsch-Saar<br />

Donnersberg<br />

Bei der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Irsch-Saar, Kreisverband Trier-Saar, wurden Mitglieder<br />

für ihre langjährige Treue geehrt. Das Foto zeigt von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Alfred Karges (20),<br />

Gertrud Notte (20), Alfred Notte (20), Margarete Rommelfanger (20), Ernst Schlösser (20), Hermann Benzschawel<br />

(20), Hans-Josef Axenkopf (20), Eduard Lenz (30), Ursula Heiser (20), Ortsverbandsvorsitzender<br />

Albert Goergen, Kreisverbandsvorsitzender Werner Faber, Josef Roth (20) und Manfred Bach (20).<br />

Die Ehrenamtlichen des Kreisverbands Donnersberg informierten die<br />

Besucherinnen und Besucher der Gesundheitsmesse in Rockenhausen<br />

über den <strong>VdK</strong>. Mit dabei: Kreisverbandsvorsitzender Volker Langguth-Wasem<br />

(vorne) und seine Stellvertreterin Inge Krämer (rechts).<br />

16 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 15<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Pfrimmtal-Bocksrück<br />

Neuwied<br />

Im Ortsverband Pfirmmtal-Bocksrück, Kreisverband Donnersberg,<br />

wurde der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links die<br />

Frauenbeauftrage und Beisitzerin Christa Wüstenberg, den Vorsitzenden<br />

Hans Schuster, Schriftführerin Margareta Stüber, Revisor Peter Sittel<br />

sowie die stellvertretende Vorsitzende und Kassenverwalterin Margarete<br />

Bessai. Nicht auf dem Bild ist Beisitzerin Frieda Bertram.<br />

Nach mehrmaligem Verschieben fand im Kreisverband Neuwied die Kreisfrauenkonferenz statt. Die kommissarische<br />

Kreisfrauenvertreterin Michaela Seuser hieß dazu etliche Frauenvertreterinnen aus den Ortsverbänden<br />

willkommen. Kreisverbandsvorsitzender Hans Werner Kaiser betonte in seinem Grußwort die<br />

Bedeutung der Frauenvertreterinnen im <strong>VdK</strong>. Anschließend behandelte die Referentin Anke Brühl-Tschuck<br />

aus Koblenz das Thema „Einsamkeit“. Gemeinsam erarbeiteten die Frauen, wann Einsamkeit krank machen<br />

kann und wie die Frauenvertreterinnen anderen Menschen aus der Einsamkeit heraushelfen können.<br />

Wallhalben-Oberhausen<br />

Oberwesel<br />

Im Ortsverband Wallhalben-Oberhausen zeichnete der Ortsverbandsvorsitzende<br />

Klaus Schmitt (links) treue Mitglieder aus. Über Urkunde<br />

und Treuenadel freuten sich Ria Keller (Zweite von links, 30 Mitgliedsjahre),<br />

Petra Weber (Zweite von rechts, zehn Mitgliedsjahre) und Erwin<br />

Bode (20 Mitgliedsjahre).<br />

Im Ortsverband Oberwesel, Kreisverband Sankt Goar, wurden die anwesenden Jubilare für ihre langjährige<br />

Mitgliedschaft geehrt. Anschließend fand die Vorstandswahl statt. Auf dem Foto sieht man von links:<br />

Kassenverwalter Sebastian Wilhelmi, Beisitzerin Christa Wolpert-Lambrich, Vorsitzende Hiltrud Schütz,<br />

Schriftführer Dieter Krämer, stellvertretende Vorsitzende Marliese Pistorius (Neuwahl), Beisitzerin Ingrid<br />

Hennemann-Busch sowie Beisitzer Herbert Schicke (Neuwahl).<br />

Meckenheim/Pfalz<br />

Sauertal/Fischbach/Ludwigswinkel/Schönau<br />

Im Ortsverband Meckenheim/Pfalz, Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim,<br />

wurde der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von<br />

links: Günther Deobald, Vorsitzender und Internetbeauftragter, Anita<br />

Deobald, stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin, Beisitzerin<br />

Andrea Hetterich, Beisitzer Ralf Hetterich sowie die Frauen- und Seniorenbeauftragte<br />

Jutta Seiberth. Nicht auf dem Bild: Kassenverwalterin<br />

Sigrid Zutavern und Beisitzer Horst Guthy.<br />

Der Ortsverband Sauertal, Kreisverband Pirmasens, war mit seinen Mitgliedern in und um Wiesbaden unterwegs.<br />

Das Gruppenfoto ist auf dem Neroberg nach der Auffahrt mit der Nerobahn entstanden.<br />

Bad Dürkheim<br />

Breitenbach<br />

Der Ortsverband Bad Dürkheim hat seinen Vorstand neu gewählt und<br />

treue Mitglieder geehrt. Der neue Vorsitzende ist Karlheinz Fuchs, sein<br />

Stellvertreter Uwe Chelius. Bernhard Göb kümmert sich um die Kassenverwaltung.<br />

Das Amt des Schriftführers bekleidet Stephan Dlapka.<br />

Frauenbeauftragte ist Christiane Kolb. Beisitzer wurden Jens Neufeld<br />

und Hans-Jörg Spiegel. Die Kassenprüfung übernehmen Birgit Schultheiß-Neubauer<br />

und Ronald Knospe. Nach der Wahl ehrte Kreisvorsitzender<br />

Dieter Cullmann langjährige Mitglieder.<br />

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Breitenbach, Kreisverband Kusel, wurde der<br />

Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: stellvertretende Vorsitzende Heike Rimkus, Beisitzerin<br />

Renate Kühn, Beisitzer Gerhard Pfaff, Schriftführer Wolfram Steigner-Wild, Kassenverwalterin und<br />

Frauenbeauftragte Dagmar Mathias, Kassenrevisorin Liane Ruffing, Beisitzerin Brigitte Metzler und Vorsitzender<br />

Urban Scherschel. Auf dem Bild fehlen Beisitzer Bernd Schmolze und Kassenrevisor Wolfram Frank.<br />

17 RHPfalz<br />

Allgemein


16<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Zeltingen<br />

Idarwald<br />

Im Ortsverband Zeltingen, Kreisverband Bernkastel-Zell, wurden folgende<br />

Mitglieder für ihre Treue geehrt (von links, Mitgliedsjahre in<br />

Klammern): Leo Baeumler (65), Monika und Hans Becker (10) sowie<br />

Helmut Kauer (20). Nicht im Bild: Yvonne Caspary, Heike Comes, Lisa<br />

Degen, Helmut Gessinger, Manuela Hoffmann (jeweils zehn Jahre) sowie<br />

Marion Heinz, Margarete Stephani und Elke Steffen (für 20 Jahre).<br />

Beim außerordentlichen Verbandstag des Birkenfelder Ortsverbands Idarwald leitete die Kreisverbandsvorsitzende<br />

Heidi Schneider die Wahl des neuen Vorstands. Dieser setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitzender<br />

Jürgen Weyand, stellvertretender Vorsitzender Klaus-Peter Hoffmann, Kassenverwalterin Martina Schmidt,<br />

Schriftführerin Simone Engel und Frauenvertreterin Marie-Luise Hoffmann sowie die Beisitzer Fritz Gauer,<br />

Norbert Hand und Andreas Schmidt. Die Revision übernehmen Agnes Gerner und Margit Wehle-Heich.<br />

Heddesdorf<br />

Hauenstein<br />

Im Ortsverband Heddesdorf, Kreisverband Neuwied, wurde Sven<br />

Lefkowitz (rechts) als Vorsitzender wiedergewählt. Seine Stellvertreterin<br />

ist Martina Beate Jakoby, Kassenverwalterin Hildegard Stark. Zum<br />

Schriftführer wurde Hans Attendorn gewählt, zur Frauenbeauftragten<br />

Brigitte Holl. Beisitzerinnen und Beisitzer sind Sigrid Scherer-Seiffert,<br />

Birgit Lepnikow, Silvester Heck und Birgit di Ludovico. Als Kassenprüfer<br />

fungieren Christa Hümmerich und Dieter Sassin. Das Foto zeigt die<br />

Jubilare des Ortsverbands (Mitgliedsjahre in Klammern): Martina Beate<br />

Jakoby (20), Sigrid Karnagel (30), Beate Graßmann (30), Franz-Josef<br />

Hubweber (30) und Heidemarie Van Luit (30).<br />

Coronageschuldet musste der Ortsverband Hauenstein im Kreisverband Pirmasens sein gesellschaftliches<br />

Leben weitestgehend einstellen und die Ehrung seiner langjährigen Mitglieder aussetzen. Dies wurde nun<br />

endlich im Beisein des Kreisverbandsvorsitzenden Wolfram Stüger (Fünfter von links) nachgeholt. Gemeinsam<br />

mit dem stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden Stefan Rylik (Sechster von links) ehrte er für zehn<br />

<strong>VdK</strong>-Jahre Karl Heinz Concoll, Ulrich Lauth, Gerhard Hartmann und Wolfgang Siegel. 20 Jahre dabei sind<br />

Monika Meyer, Manfred Naab, Ann-Elisabeth Naab, Margaretha Nold und Werner Laux. Manfred Keiner<br />

wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft im <strong>VdK</strong> mit dem Treueabzeichen geehrt.<br />

Zweibrücken<br />

Langenscheid<br />

Der Kreisverband Zweibrücken hat die aktuelle <strong>VdK</strong>-Kampagne „Nächstenpflege“<br />

auf der Messe „2brücken“ präsentiert. Auf dem Foto sieht<br />

man die Kreisverbandsfrauenvertreterin Ute Michel (Mitte) mit dem<br />

Neumitglied Volker Lahm (links) sowie dem Kreisverbandsbeisitzer<br />

Rainer Faust vom Ortsverband Bundenbach.<br />

Der Ortsverband Langenscheid wählte Heinz Kämpfer erneut zum Vorsitzenden. Außerdem wurden die<br />

Ehrungen für das vergangene Jahr nachgeholt. Urkunden und Treuenadeln erhielten Rainer Isselbächer für<br />

30 Jahre, Horst Koch für 20 Jahre sowie Michaela Ölschlegel und das Ehepaar Renate und Gerhard Busch<br />

für zehn Jahre Mitgliedschaft. Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Rhein-Lahn, Tobias Lotz<br />

(links), sprach Glückwünsche und Dank an die <strong>VdK</strong>lerinnen und <strong>VdK</strong>ler aus.<br />

Rheinlahn<br />

Flammersfeld/Mehren<br />

Die Kreisfrauenvertreterin des Kreisverbands Rhein-Lahn, Jutta Sütfels,<br />

lud nach mehrjähriger Corona-Pause zu einem kurzweilen Nachmittag<br />

bei Kaffee und Kuchen ein. Ihrer Einladung zur Frauenkonferenz<br />

folgten nicht nur 40 Ehrenamtliche des Rhein-Lahn-Kreisverbands,<br />

sondern auch die stellvertretende Landesverbandsvorsitzende Christa<br />

Schulz und die Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker. Von<br />

der Heilpraktikerin Frauke Struck-Haas erfuhren die Teilnehmerinnen<br />

viel Nützliches zum Thema „Sehkrafterhaltung“ und absolvierten direkt<br />

einen Praxisteil mit vielen Sehübungen und Augentraining.<br />

Beim Ortsverbandstag des Ortsverbands Flammersfeld/Mehren richteten Erhard Lichtenthäler, Vorsitzender<br />

des Kreisverbands Altenkirchen, sowie Kreisverbandsgeschäftsführer Thomas Roos Grußworte an die<br />

Anwesenden. Anschließend wurde der Vorstand neu gewählt und die amtierende Vorsitzende Therese<br />

Fiedler einstimmig im Amt bestätigt. Ihr Stellvertreter ist Hans Werner Seifen. Die Kassenverwaltung macht<br />

Manfred Berger, die Schriftführung übernimmt Friedhelm Bay. Frauenbeauftragte wurde Luise Schmidt.<br />

Beisitzerinnen und Beisitzer sind Peter Kalleicher, Michelle Müller, Heidrun Hinz und Lilo Bröcker. Die<br />

Kassenprüfung übernehmen Thomas Bröcker und Hannelore Marenbach. Jörg Müller ist Ersatzkassenprüfer.<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 17


18 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

Reise und Erholung<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Reise und Erholung <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 19<br />

19 RHPfalz<br />

Allgemein


20 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Reise und Erholung<br />

20 RHPfalz<br />

Allgemein


Verbraucher<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

21<br />

Einbrechern einen Riegel vorschieben<br />

Polizei empfiehlt eine Kombination aus mechanischer Sicherungstechnik und elektronischer Überwachung<br />

Gerade zur Urlaubszeit stellt sich<br />

die Frage: Wie können Einbrüche<br />

verhindert werden? Die richtige<br />

Sicherungstechnik an Türen und<br />

Fenstern sowie Vorkehrungen wie<br />

Alarmanlagen können durchaus<br />

abschrecken. Damit Diebe gar<br />

nicht erst auf die Idee kommen, in<br />

Wohnung oder Haus einzudringen,<br />

gibt die Polizei wertvolle Tipps.<br />

„Ein Einbruch in die eigenen vier<br />

Wände ist für viele Menschen ein<br />

großer Schock. Die Verletzung der<br />

Privatsphäre, das verloren gegangene<br />

Sicherheitsgefühl oder auch<br />

schwerwiegende psychische Folgen,<br />

die nach einem Einbruch<br />

auftreten können, sind für die<br />

Betroffenen meist schlimmer als<br />

der rein materielle Schaden“, heißt<br />

es im Internetauftritt www.k-ein<br />

bruch.de, der von der Polizei empfohlen<br />

wird und produktneutrale<br />

Informationen zum Einbruchschutz<br />

bietet.<br />

Die Zeit stehlen<br />

Für das Jahr 2021 verzeichnete<br />

die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik<br />

54 236 Fälle einschließlich<br />

der Einbruchversuche.<br />

Nur jeder fünfte Fall wurde aufgeklärt.<br />

Es gibt aber auch eine gute<br />

Nachricht: 2021 scheiterten 48,7<br />

Prozent der Wohnungseinbrüche.<br />

Denn Einbrecher nehmen sich<br />

gerne alles, nur keine Zeit. Statistisch<br />

gesehen bricht fast jeder Einbrecher<br />

nach zwei bis drei Minuten<br />

Ungesicherte Kellerschächte machen es Einbrechern<br />

leicht. Diese sollten verschlossen werden.<br />

einen Einbruchversuch ab, da das<br />

Risiko steigt, entdeckt zu werden.<br />

„Wirksamer Einbruchschutz verfolgt<br />

immer das Ziel, dem Einbrecher<br />

die Zeit zu stehlen“, betont<br />

Kriminaloberrat Arno Helfrich<br />

vom Kriminalfachdezernat 10,<br />

München. Helfrich ist dort für<br />

Kriminalprävention und Opferschutz<br />

zuständig.<br />

Man stelle sich nur folgende Situation<br />

vor: Wohnungen, die sich<br />

im Erdgeschoss befinden, werden<br />

meistens durch die Fenster oder<br />

Balkontür aufgebrochen – von<br />

Einbrechern am liebsten ohne viel<br />

Lärm und möglichst schnell. Helfrich<br />

rät hier dazu, Schwachstellen<br />

an Türen und Fenstern mit Zusatzschlössern,<br />

aufbruchsicheren<br />

Fensterbeschlägen oder auch absperrbaren<br />

Fenstergriffen zu verbessern.<br />

„Eine Alarmanlage kann<br />

eine Ergänzung sein und den ein<br />

oder anderen Täter abschrecken“,<br />

sagt der Polizist, dann sei aber der<br />

Einbau durch eine Fachfirma ratsam.<br />

Eine Videokamera mache nur<br />

mit einer Aufzeichnungsmöglichkeit<br />

Sinn, so Helfrich. Weiterer<br />

Tipp: Hecken auf Augenhöhe halten,<br />

das Grundstück mit gedämpftem<br />

Dauerlicht oder Scheinwerfern<br />

mit Bewegungsmeldern beleuchten<br />

oder bei längerer Abwesenheit auf<br />

einen „wachsamen“ Nachbarn<br />

zählen, der regelmäßig nach dem<br />

Rechten sieht, Jalousien schließt<br />

beziehungsweise öffnet und den<br />

Briefkasten leert.<br />

Nicht fahrlässig handeln<br />

Eine Videoüberwachung kann Täter abschrecken. Fachfirmen<br />

sind hier die richtigen Ansprechpartner.<br />

„Vor dem Verlassen von Haus<br />

oder Wohnung müssen Sie alle<br />

Fenster und die Türe abschließen“,<br />

so Helfrich. „Zwar kommt eine<br />

Hausratversicherung für bestimmte<br />

Kosten nach einem Einbruch<br />

auf, jedoch müssen Sie teilweise<br />

nachweisen, dass Sie nicht fahrlässig<br />

gehandelt haben.“ Ein gekipptes<br />

Fenster oder eine Tür, die man<br />

nur ins Schloss hat fallen lassen,<br />

könnten bereits verhindern, dass<br />

die Hausratversicherung für die<br />

Kosten aufkommt.<br />

Auch obere Etagen und Kellerfenster<br />

dürfen laut Helfrich nicht<br />

außer Acht gelassen werden. Aufstiegshilfen<br />

wie Mülltonnen oder<br />

Gartenmöbel solle man Einbrechern<br />

nicht anbieten und vor allem<br />

die Kellerschächte sichern. „Mechanische<br />

Sicherungen sollten in<br />

den Planungen an oberster Stelle<br />

stehen“, sagt Helfrich. Hierfür gebe<br />

es zertifizierte Bauteile und Fachfirmen.<br />

Was von der Polizei zum Einbruchschutz<br />

speziell empfohlen<br />

wird, steht umfassend auf der<br />

Abschließbare Fenstergriffe bieten<br />

einen guten Schutz.<br />

bereits erwähnten Webseite<br />

www.k-einbruch.de. Außerdem<br />

erfährt man, wie der Staat Einbruchschutz<br />

im Rahmen der KfW­<br />

Programme „Einbruchschutz­<br />

Investitionszuschuss (455-E)“<br />

sowie „Altersgerecht Umbauen –<br />

Kredit (159)“ unterstützt. Förderfähig<br />

sind Materialkosten und<br />

Handwerkerleistungen bis maximal<br />

1600 Euro.<br />

Konfrontation meiden<br />

Und wie sollte man sich verhalten,<br />

wenn man während eines<br />

Einbruchs zu Hause ist und Einbrecher<br />

bemerkt? „Vermeiden Sie<br />

jede Konfrontation und spielen Sie<br />

nicht den Helden“, sagt Helfrich.<br />

Und: „Falls die Situation es ermöglicht,<br />

verständigen Sie über den<br />

Notruf 110 die Polizei.“<br />

Petra J. Huschke<br />

Fotos: www.k-einbruch.de<br />

Umfrage zum<br />

Leben ohne Internet<br />

Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen<br />

– setzt sich für das Recht<br />

auf ein Leben ohne Internet ein.<br />

Niemand soll im Alltag ausgeschlossen<br />

werden, nur weil er kein<br />

Internet nutzt. Dazu hat die BAGSO<br />

nun eine Umfrage gestartet.<br />

Thema der Umfrage „Leben ohne<br />

Internet – geht’s noch?“, die sich an<br />

Seniorinnen und Senioren richtet,<br />

ist die Frage: Mit welchen Problemen<br />

haben Menschen ohne Internet<br />

konkret zu kämpfen? In einem<br />

kurzen Fragebogen geht es darum,<br />

in welchen Bereichen ältere Menschen,<br />

die kein Internet haben, auf<br />

Schwierigkeiten stoßen und welche<br />

dies konkret sind. Auch nach möglichen<br />

Alternativen zum Internet<br />

wird gefragt.<br />

Gute Lösungen<br />

Ziel ist es, sich auf der Grundlage<br />

der Erfahrungen von Seniorinnen<br />

und Senioren gemeinsam für<br />

gute Lösungen einzusetzen. Die<br />

Umfrage kann handschriftlich<br />

oder im Internet ausgefüllt werden.<br />

Alle Angaben sind freiwillig. Die<br />

Daten werden anonym behandelt.<br />

Der gedruckte Fragebogen kann –<br />

bei Bedarf auch in größerer Stückzahl<br />

– per E-Mail unter umfrage@<br />

bagso.de oder telefonisch unter<br />

(02 28) 24 99 93 55 bestellt werden.<br />

Alle Informationen zur Umfrage<br />

gibt es unter www.bagso.de/<br />

umfrage. Einsendeschluss ist der<br />

15. <strong>Juli</strong> 2022. mib<br />

Neue Funktionen für einfachere Bedienung<br />

Menschen mit Behinderung sollen Smartphones, Tablets und Computer besser nutzen können<br />

Die großen Technologieunternehmen<br />

Google und Apple haben neue<br />

Funktionen für Smartphones, Tablets<br />

und Computer entwickelt, damit<br />

Menschen mit Behinderung ihre<br />

Geräte und Betriebssysteme besser<br />

nutzen und bedienen können.<br />

So können beispielsweise blinde<br />

und sehbehinderte Menschen künftig<br />

ihr iPhone und iPad nutzen, um<br />

mit der „Türerkennung“ die letzten<br />

Meter ihres Zielorts näher zu erkunden.<br />

Die innovative Navigationsfunktion<br />

hilft dabei, eine Tür zu<br />

finden und die Entfernung zu ihr<br />

besser einzuschätzen. Sie kann den<br />

Zustand der Tür beschreiben –<br />

auch, ob sie offen oder geschlossen<br />

ist, und ob die Tür durch Drücken,<br />

Drehen eines Knopfes oder Ziehen<br />

an einem Griff geöffnet werden<br />

kann. Die „Türerkennung“ erfasst<br />

zudem Zeichen und Symbole rund<br />

um die Tür, beispielsweise die Zimmernummer<br />

eines Büros oder das<br />

Symbol für einen barrierefreien<br />

Eingang. Die Funktion wird in einem<br />

neuen Erkennungsmodus innerhalb<br />

der Lupe verfügbar sein –<br />

Apples inte grierter App zur Unterstützung<br />

blinder und sehbehinderter<br />

Menschen.<br />

Nutzerinnen und Nutzer mit<br />

körperlichen und motorischen<br />

Einschränkungen, die auf Hilfsfunktionen<br />

wie Sprach- und Schaltersteuerung<br />

angewiesen sind,<br />

können die Apple Watch vollständig<br />

von ihrem gekoppelten iPhone<br />

aus steuern, und zwar mithilfe der<br />

Funktion „Apple Watch Mirroring“.<br />

Außerdem lässt sich auch die<br />

Uhr selbst mit einfachen Handgesten<br />

besser bedienen. Durch zweifaches<br />

Zusammendrücken der<br />

Finger kann man einen Anruf<br />

annehmen oder beenden, eine Benachrichtigung<br />

abweisen, ein Foto<br />

aufnehmen, Inhalte über die „Jetzt<br />

abspielen“­ App bedienen sowie<br />

eine Trainingseinheit starten, pausieren<br />

oder fortsetzen.<br />

Sprache wird zu Text<br />

Menschen mit einer Hörbehinderung<br />

können Audio inhalten mithilfe<br />

der Funktion „Live Untertitel“<br />

auf iPhone, iPad und Mac demnächst<br />

leichter folgen. Die Untertitel<br />

können vielseitig eingesetzt<br />

werden, etwa bei Telefonaten oder<br />

Face Time-Anrufen, Videokonferenzen,<br />

bei der Nutzung von Social­<br />

Media-Apps, beim Streamen von<br />

Medieninhalten oder auch bei einer<br />

normalen Unterhaltung. Man kann<br />

zudem die Schriftgröße anpassen,<br />

um das Lesen zu erleichtern.<br />

Apple erweitert außerdem den<br />

Bildschirm leser „VoiceOver“ um<br />

mehr als 20 neue Sprachen und<br />

Dialekte, die auch für die Eingabehilfen<br />

„Auswahl sprechen“ und<br />

„Bildschirminhalt sprechen“ verfügbar<br />

sein werden.<br />

Laut dem Unternehmen werden<br />

diese und weitere Funktionen im<br />

Laufe dieses Jahres mit Software­<br />

Updates für alle Plattformen von<br />

Apple verfügbar sein.<br />

Auch Google stellt seinen Nutzerinnen<br />

und Nutzern ähnliche<br />

Funktionen zur Verfügung und hat<br />

auf der Entwicklermesse „Google<br />

I/O“ weitere Verbesserungen für<br />

bestimmte An droid-Apps angekündigt.<br />

So soll es bald eine neue Version<br />

der Anwendung „Look out“<br />

geben. Damit können sich blinde<br />

und sehbehinderte Menschen Fotoinhalte<br />

beschreiben lassen – auch<br />

von Bildern aus Nachrichten und<br />

sozialen Netzwerken. Sogar auf<br />

dem Foto erkennbare Texte kann<br />

das Programm vorlesen.<br />

Foto: Apple<br />

Geschlossene Tür, sieben Fuß entfernt:<br />

Die Apple-Funktion „Türerkennung“<br />

tut, wonach sie benannt ist.<br />

Die App „Live Transcribe“, die<br />

gesprochene Sprache für Menschen<br />

mit Hörbehinderung in Schrift<br />

umwandelt sowie Alltagsgeräusche<br />

wie Türklingeln erkennt, wurde<br />

ebenfalls verbessert.<br />

Offene Baustellen<br />

Am Welttag der Barrierefreiheit,<br />

der in diesem Jahr auf den 19. Mai<br />

fiel, wiesen Expertinnen und Experten<br />

jedoch darauf hin, dass<br />

manche Haushaltsgeräte von Menschen<br />

mit Behinderung immer<br />

schlechter zu bedienen seien. Die<br />

Hersteller würden beispielsweise<br />

Schalter und Drehknöpfe durch<br />

nicht barrierefreie Touchbildschirme<br />

ersetzen. Zwar ließen sich<br />

solche Geräte zuweilen mittels<br />

Smartphone-App auch von Menschen<br />

mit Behinderung bedienen,<br />

allerdings nur dann, wenn die<br />

Programme auch barrierefrei gestaltet<br />

seien.<br />

Und das sei eben nicht immer der<br />

Fall. Gerade Geräte von deutschen<br />

Herstellern wiesen diesbezüglich<br />

teilweise noch erheblichen Nachholbedarf<br />

auf. Hauptgrund dafür<br />

ist, dass – während in den USA<br />

Barrierefreiheit in vielen Fällen<br />

gesetzlich vorgeschrieben ist –<br />

hierzulande in dieser Sache noch<br />

unzählige Baustellen offen sind.<br />

Der Sozialverband <strong>VdK</strong> fordert<br />

schon lange, private Wirtschaftsakteure<br />

zur Herstellung<br />

von Barrierefreiheit in die Pflicht<br />

zu nehmen. Mirko Besch<br />

21 RHPfalz<br />

Allgemein


22 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Verbraucher<br />

Steuererklärung wird leichter<br />

Neue Anwendung „Einfach Elster“ soll Rentnern und Pensionären helfen<br />

Ampel für Lebensmittel<br />

Der Nutri-Score wird zusehends genutzt<br />

Für Rentnerinnen und Rentner sowie<br />

Pensionärinnen und Pensionäre<br />

gibt es eine neue Online-Anwendung,<br />

mit der die Steuererklärung<br />

schneller und leichter werden soll.<br />

„Einfach Elster“ kann ab sofort für<br />

die Einkommensteuer erklärung<br />

2021 genutzt werden.<br />

Die kostenlose Anwendung ist<br />

– so lautet das Versprechen – einfach<br />

zu bedienen und führt die<br />

Nutzerinnen und Nutzer Schritt<br />

für Schritt mit klaren Fragen und<br />

einer Auswahl an Antwortmöglichkeiten<br />

durch die Einkommensteuererklärung.<br />

„Sie müssen lediglich<br />

ein paar Fragen zum Beispiel<br />

zu Spenden, Arztrechnungen,<br />

Behinderung, haushaltsnahen<br />

Dienstleistungen und Handwerkerkosten<br />

beantworten“, heißt es<br />

auf der Webseite. Elektronische<br />

Bescheinigungen wie die Rentenbezugsmitteilung,<br />

die dem Finanzamt<br />

vorliegen, werden dabei automatisch<br />

berücksichtigt.<br />

Die vereinfachte Steuererklärung<br />

steht allen zur Verfügung, die inländische<br />

Renteneinkünfte oder<br />

Pensionen erhalten sowie gegebenenfalls<br />

Kapitaleinkünfte, die unter<br />

dem Sparerpauschbetrag liegen,<br />

oder weitere Einkünfte aus einem<br />

Minijob haben. Wer aber zum Beispiel<br />

noch eine Ferienwohnung<br />

vermietet, freiberuflich arbeitet<br />

oder einen erwerbstätigen Ehepartner<br />

hat, darf „Einfach Elster“ nicht<br />

verwenden.<br />

Für die Nutzung registriert man<br />

sich unter www.einfach.elster.de<br />

Steuererklärung auf Papier? Mit der neuen Online-Anwendung können<br />

Rentnerinnen und Rentner ihre Steuer am Computer erledigen.<br />

mit seinem Geburts datum und seiner<br />

persönlichen Identifikationsnummer.<br />

Diese findet sich oben<br />

links auf der ersten Seite des Einkommensteuerbescheids.<br />

Sie lässt<br />

sich aber auch anfordern unter<br />

www.identifikationsmerkmal.de<br />

Daten eingeben<br />

Nach der Registrierung erhält<br />

man ein paar Tage später einen<br />

Brief mit der Zugangsnummer. Erst<br />

mit dieser lässt sich die Erstellung<br />

der Einkommensteuererklärung<br />

beginnen. Dazu gehen Anwenderinnen<br />

und Anwender auf die Webseite<br />

www.einfach.elster.de, klicken<br />

auf „Jetzt starten“ und fangen<br />

mit der Eingabe ihrer Daten an.<br />

Benötigt werden dafür die steuerliche<br />

Identifikationsnummer, die<br />

erhaltene Zugangsnummer, die<br />

eigene Kontoverbindung sowie<br />

gegebenenfalls der Schwerbehindertenausweis<br />

sowie Handwerkerund<br />

Arztrechnungen.<br />

Sind alle Angaben gemacht,<br />

können diese noch mal überprüft<br />

werden. Anschließend lässt sich<br />

die Steuer erklärung einfach per<br />

Mausklick an das zuständige Finanzamt<br />

übermitteln. Weitere<br />

Informationen zu „Einfach Elster“<br />

gibt es unter der Telefon-Hotline<br />

0800 5 23 50 55. Mirko Besch<br />

Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Christin Klose<br />

Seit Ende 2020 gibt es in Deutschland<br />

den Nutri-Score. Er soll auf<br />

einen Blick verraten, wie gesund<br />

ein Produkt im Supermarkt ist. Momentan<br />

sind laut Bundesernährungsministerium<br />

300 deutsche<br />

Firmen mit 577 Marken für eine<br />

Verwendung registriert – Tendenz<br />

steigend.<br />

Der Nutri-Score ist immer häufiger<br />

auf Lebensmittelpackungen zu<br />

finden. Er soll eine Orientierung<br />

geben, wie wertvoll die verwendeten<br />

Nahrungsmittel sind, und Verbrauchern<br />

ein gesundheitsbewusstes<br />

Einkaufen erleichtern. Durch<br />

eine Kennzeichnung von „A“ bis<br />

„E“ in Ampelfarben wird dargestellt,<br />

welchen Nährwert das Produkt<br />

hat. Für Produkte, die unverarbeitet<br />

sind oder nur aus einer<br />

Zutat bestehen, wie etwa Obst,<br />

Gemüse oder Öle, ist der Nutri-<br />

Score nicht gedacht, diese Produkte<br />

gelten ohnehin als gesund.<br />

Der Nutri-Score, der auf der Vorderseite<br />

des Produkts gedruckt ist,<br />

stellt die Nährstoffe nicht einzeln<br />

dar. Diese stehen in der Nährwerttabelle<br />

auf der Rückseite und sind<br />

ein „Muss“ für die Hersteller, während<br />

der Nutri-Score freiwillig ist.<br />

Er wurde von unabhängigen Ernährungswissenschaftlern<br />

entwickelt.<br />

Sinn des Nutri-Scores mit<br />

der fünfstufigen Farbskala ist es<br />

vor allem, innerhalb einer Produktgruppe<br />

wie Pizza, Müsli oder<br />

Joghurt vergleichen zu können.<br />

Pluspunkte bei der Bewertung gibt<br />

es etwa für einen höheren Anteil<br />

an Obst, Gemüse, Ballaststoffen,<br />

Nüssen, Hülsenfrüchten und Eiweiß.<br />

Ungünstig wirken sich gesättigte<br />

Fettsäuren, viele Kalorien<br />

sowie ein hoher Zucker- und Salzgehalt<br />

aus. Kritiker des Nutri-<br />

Scores bemängeln jedoch, dass<br />

chemische Zusätze wie Süßstoffe<br />

und Geschmacksverstärker nicht<br />

genügend bei der Bewertung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Zusammengefasst: Der Nutri-<br />

Score soll eine Hilfestellung sein.<br />

Am besten sind immer noch frische,<br />

unverarbeitete Lebensmittel.<br />

In Frankreich, wo der Nutri-Score<br />

entwickelt und 2017 als Erstes eingeführt<br />

wurde, gibt es schon aussagekräftige<br />

Studien, wie Daniela<br />

Krehl, Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale<br />

Bayern, mitteilt.<br />

Darin sprachen sich 94 Prozent der<br />

Bevölkerung für das Vorhandensein<br />

des Nutri- Scores aus. 57 Prozent<br />

gaben an, deswegen ihr Kaufverhalten<br />

positiv verändert zu<br />

haben, drei von vier kaufen Produkte<br />

mit dem Logo. pet<br />

Der Nutri-Score findet sich auf immer<br />

mehr Verpackungen.<br />

picture alliance/Eibner-Pressefoto/Fleig<br />

Kaffeepulver sorgt für guten Duft<br />

Wenn der Kühlschrank müffelt, ist es Zeit für eine Reinigung<br />

Unkraut oder Heilkraut?<br />

Beim Giersch gehen die Meinungen auseinander<br />

Der Kühlschrank sollte aus hygienischen Gründen mindestens alle sechs<br />

Wochen sauber gemacht werden.<br />

Foto: picture alliance/dpa-mag/IKW<br />

Käse, Wurst, Fisch, Fleisch, Gemüse:<br />

Im Kühlschrank werden viele<br />

unterschiedliche Lebensmittel<br />

gelagert. Ihn regelmäßig zu reinigen,<br />

ist eine lästige Pflicht, aus<br />

hygienischen Gründen aber notwendig.<br />

Spätestens, wenn es beim<br />

Öffnen übel riecht, ist es wieder<br />

Zeit, zu Putzkübel und Lappen zu<br />

greifen.<br />

Der Kühlschrank sollte alle vier<br />

bis sechs Wochen gereinigt werden.<br />

Wer Schmutz umgehend entfernt<br />

– etwa klebrige Stellen oder<br />

Flecken – kann die Putzintervalle<br />

hinauszögern. Denn dadurch wird<br />

vermieden, dass sich Bakterien<br />

oder Schimmelpilze ansiedeln.<br />

Da der Kühlschrank ein Elektrogerät<br />

ist, sollte er aus Sicherheitsgründen<br />

vor der Reinigung<br />

mit Wasser ausgeschaltet werden.<br />

Die Lebensmittel können für die<br />

Dauer des Putzens in einer Kühlbox<br />

oder in einem Keller zwischengelagert<br />

werden. Als Utensilien<br />

eignen sich Putzlappen, Eimer,<br />

Gummihandschuhe, Wattestäbchen<br />

oder eine Zahnbürste sowie<br />

Spülmittel, Allzweckreiniger oder<br />

selbst gemachter Reiniger aus Essig-<br />

oder Zitronenwasser.<br />

Um den Innenraum des Kühlschranks<br />

gut reinigen zu können,<br />

werden Ablagen und Schubfächer<br />

entfernt. Diese am besten in der<br />

Spüle mit warmem Wasser und<br />

Spülmittel säubern. Bei modernen<br />

Kühlschrankmodellen können<br />

Einzelteile wie Glas- oder Kunststoffplatten,<br />

Fächer und sonstige<br />

Ablagen auch in der Spülmaschine<br />

gereinigt werden. Ob dies möglich<br />

ist, steht in der Bedienungsanleitung.<br />

Die Ablaufrinne hinten an der<br />

Rückwand des Kühlschranks kann<br />

mit einem Wattestäbchen gesäubert<br />

werden. Durch die Öffnung<br />

fließt immer das Kondenswasser<br />

ab. Eine andere Stelle, an der sich<br />

häufig Keime bilden, ist die Gummidichtung<br />

rund um die Kühlschranktür.<br />

Hier sammeln sich oft<br />

Krümel und eingetrocknete Flüssigkeiten.<br />

Für schlecht zugängliche<br />

Stellen eignet sich neben einem<br />

Wattestäbchen ebenso eine frische<br />

Zahnbürste.<br />

Auch die richtige Sortierung der<br />

Lebensmittel sorgt für Hygiene.<br />

Für Obst und Gemüse gibt es im<br />

unteren Bereich des Kühlschranks<br />

eigene Fächer. Schnell verderbliche<br />

oder stark riechende Lebensmittel<br />

sollten in eigenen Behältern<br />

gelagert werden. Wer Gerüche im<br />

Kühlschrank neutralisieren möchte,<br />

greift am besten zu Kaffee als<br />

Pulver oder in ganzen Bohnen.<br />

Einfach ein Schälchen davon in<br />

den Kühlschrank stellen. Eine<br />

gute Wirkung hat auch eine halbe<br />

Zitrone, auf die man etwas Natron<br />

streut.<br />

Wer ein Gefrierfach hat, muss<br />

dieses ab und zu abtauen. Dafür<br />

einfach die Türe des Gefrierfachs<br />

geöffnet lassen. Das Abtauen geht<br />

schneller, wenn man eine Schale<br />

mit heißem Wasser in das Fach<br />

stellt. Petra J. Huschke<br />

Wo sich Giersch breitmacht,<br />

wächst bald nichts anderes mehr.<br />

Viele Hobbygärtnerinnen und<br />

-gärtner sehen in der Pflanze deshalb<br />

ein lästiges Unkraut und bekämpfen<br />

sie. Mit Stumpf und Stiel<br />

wird sie ausgerissen – was sehr<br />

mühsam ist. Denn der Giersch ist<br />

ein äußerst robustes Gewächs.<br />

Dabei gäbe es auch die Möglichkeit<br />

eines Perspektivwechsels: den<br />

Giersch als eine leckere Pflanze zu<br />

sehen, aus der man viele Gerichte<br />

zaubern kann.<br />

Der Giersch, auch bekannt als<br />

Dreiblatt, Geißfuß oder Ziegenkraut,<br />

ist eine Staude, die bis zu<br />

eineinhalb Meter hoch werden<br />

kann, schnell wächst und wuchert.<br />

Er bildet unterirdische Ausläufer,<br />

Giersch kann in der Küche vielseitig<br />

verwendet werden.<br />

Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Florian Schuh<br />

die sich nur schwer entfernen lassen.<br />

Die Blätter sind grün und<br />

dreigezackt, die Stängel hohl, unbehaart<br />

und kantig. Vom Frühsommer<br />

bis in den frühen Herbst<br />

blüht der Giersch mit weißen bis<br />

rötlichen Blüten.<br />

Wer sich mit ihm arrangiert, bekommt<br />

immerwährenden, gesunden<br />

Nachschub für die Küche. Als<br />

nährstoffreiches Gemüse strotzt er<br />

vor Vitamin C und ist reich an<br />

Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium,<br />

Zink, Bor, Kupfer, Mangan,<br />

Titan und Kieselsäure. Er schmeckt<br />

würzig. Mit Giersch lassen sich<br />

Suppen und Salate verfeinern,<br />

auch kann man leckeres Pesto<br />

daraus machen. Die Blätter können<br />

für Säfte und Smoothies verwendet<br />

werden. Besonders die<br />

jungen Triebe ähneln dem Geschmack<br />

von Petersilie. Für ein<br />

Pesto einfach 50 Gramm Giersch<br />

mit 50 Gramm Sonnenblumenkernen<br />

oder Kürbiskernen, Knoblauchzehen,<br />

einem Esslöffel Zitronensaft,<br />

einer Prise Salz und 150<br />

Milliliter Öl pürieren.<br />

Giersch gilt zudem als Heilkraut<br />

und kommt bei der Behandlung<br />

von Gelenkerkrankungen wie<br />

Gicht oder Rheuma zum Einsatz.<br />

Er soll dabei helfen, den Körper zu<br />

entgiften. Umschläge mit Gierschblättern<br />

sind bei Insektenstichen<br />

und Verbrennungen sinnvoll. Die<br />

Blätter dafür im Mörser zu einer<br />

breiigen Masse verarbeiten und mit<br />

einer Mullbinde fixieren. Auch Tee<br />

aus Giersch soll gesund sein. pet<br />

22 RHPfalz<br />

Allgemein


Freizeit<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />

23<br />

Nicht mehr jung, aber immer noch laut<br />

Die „Omas gegen Rechts“ gehen für Demokratie, Frieden und Toleranz auf die Straße<br />

In mehr als 100 Regionalgruppen<br />

kämpfen die „Omas gegen Rechts“<br />

gegen Hass und Extremismus und<br />

setzen sich für eine gerechte Gesellschaft<br />

ein. Der Zentralrat der<br />

Juden würdigt die Initiative mit<br />

dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage.<br />

Wenn sich Angelika, Gudrun,<br />

Alla und Elisabeth an einem sommerlichen<br />

Freitag im Hof des Gemeindezentrums<br />

in Berlin-Moabit<br />

treffen, dann nicht, um sich bei<br />

einer Tasse Kaffee die Zeit zu vertreiben.<br />

Sie haben Wichtiges zu<br />

besprechen. Die Rentnerinnen im<br />

Alter von 66 bis 78 Jahren gehören<br />

zur Stadtteilgruppe Berlin-Mitte<br />

der „Omas gegen Rechts“, die insgesamt<br />

aus sieben Frauen besteht.<br />

An diesem Tag dreht sich im Hof<br />

des Gemeindezentrums alles um<br />

eine Demonstration im sächsischen<br />

Riesa. Dort richtet die AfD<br />

ihren Bundesparteitag aus. Omas<br />

aus verschiedenen Regionalgruppen<br />

planen die Anreise. Nun muss<br />

die gemeinsame Demo gegen die<br />

AfD organisiert werden.<br />

Bunt und positiv<br />

In Deutschland gibt es mittlerweile<br />

mehr als 100 Regionalgruppen.<br />

Gegründet wurde die bundesweite<br />

Initiative „Omas gegen<br />

Rechts“ von Anna Ohnweiler und<br />

Gerda Smorra im Jahr 2018 – die<br />

AfD war im Vorjahr in den Bundestag<br />

eingezogen. Vorbild waren<br />

Zahlreiche „Omas gegen Rechts“ zeigten auf dem Hamburger Ostermarsch 2022 Flagge und demonstrierten<br />

gegen den Krieg.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz<br />

die „Omas gegen Rechts“ in Österreich,<br />

die im November 2017 von<br />

Monika Salzer gegründet wurden.<br />

Die Grundsätze der Frauen passen<br />

auf einen kleinen Flyer: Sie sind<br />

für ein Diskriminierungsverbot,<br />

fordern Respekt und Achtung gegenüber<br />

allen Menschen, treten für<br />

eine freie, gerechte Gesellschaft,<br />

den Erhalt sozialer Standards sowie<br />

der Verwirklichung der Gleichstellung<br />

ein. „Wir wollen eine bunte<br />

Gesellschaft, die sich positiv entwickelt“,<br />

fasst es Angelika von der<br />

Berliner Gruppe zusammen.<br />

Die Regionalgruppen handeln<br />

weitestgehend eigenständig. Die<br />

Berliner Omas treffen sich unter<br />

anderem regelmäßig an der Gedächtniskirche<br />

zu Mahnwachen<br />

gegen den Ukraine-Krieg oder<br />

demonstrieren als „Omas for<br />

Future“ gegen die Klimapolitik.<br />

Dass sie, wenn es darauf ankommt,<br />

schnell reagieren können,<br />

haben die Frauen im Mai in Halle/<br />

Saale gezeigt, als sich rund 100<br />

Seniorinnen kurzfristig zu einem<br />

Flashmob mit Trillerpfeifen auf<br />

dem Marktplatz verabredeten und<br />

die Kundgebung des Rechtsextremisten<br />

Sven Liebich störten.<br />

Andere Gruppen helfen Geflüchteten<br />

oder stellen sich den Corona-<br />

Querdenkern bei ihren Spaziergängen<br />

in den Weg, erzählt Gerda<br />

Smorra, die in und um Bremen<br />

viele Aktionen unterstützt.<br />

Besonders im Internet bekommen<br />

die Omas auch viel Gegenwind und<br />

werden beschimpft. Hat sich die<br />

Gesellschaft radikalisiert? Anna<br />

Ohnweiler überlegt. Ihr Eindruck<br />

ist, dass es sehr viele Menschen gibt,<br />

die unzufrieden sind, die Stimmung<br />

machen gegen andere Menschen<br />

und Sündenböcke suchen. „Ich hatte<br />

selber schon eine Morddrohung<br />

im Briefkasten“, sagt die 72-Jährige,<br />

die im beschaulichen Städtchen<br />

Nagold bei Stuttgart wohnt. „Doch<br />

dadurch lasse ich mich nicht einschüchtern.<br />

Wir haben hier auch<br />

viele Unterstützerinnen.“<br />

Preisverleihung<br />

Für ihr Engagement haben die<br />

„Omas gegen Rechts“ bereits einige<br />

Preise erhalten. Am 3. <strong>Juli</strong><br />

kommt ein weiterer hinzu: Der<br />

Präsident des Zentralrats der Juden,<br />

Dr. Josef Schuster, überreicht<br />

ihnen den Paul-Spiegel-Preis für<br />

Zivilcourage. „Das ist für uns ein<br />

besonderer Preis“, sagt Anna Ohnweiler.<br />

„Gerade heute erleben wir<br />

auf Demonstrationen von Corona-<br />

Kritikern immer häufiger Antisemitismus.<br />

Für uns ist ganz klar:<br />

Wir brauchen mehr denn je eine<br />

stabile Mitte in der Gesellschaft,<br />

die sich laut gegen Extreme zur<br />

Wehr setzt.“ Jörg Ciszewski<br />

Infos im Internet<br />

Zum Verein und den Initiativen:<br />

omas-gegen-rechts.org<br />

(Verein)<br />

omasgegenrechts-deutsch<br />

land.org<br />

omasgegenrechts-deutsch<br />

land.de<br />

Vom Sportreporter zum sportlichen Rentner<br />

Karlheinz Kas über Fußball, Tennis, den bayerischen Dialekt und den Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

In seinem bayerischen Dialekt berichtete<br />

Karlheinz Kas jahrelang im<br />

Nebenjob als ARD-Hörfunk reporter<br />

aus den Fußballstadien. Seit einem<br />

Jahr verfolgt der 67-Jährige Bundesliga<br />

und Champions League am<br />

liebsten im Radio, wie er der<br />

<strong>VdK</strong>-ZEITUNG erläuterte.<br />

Wie lebt es sich so als Rentner?<br />

Sensationell gut. So, wie ich es mir<br />

vorgestellt habe. Ich muss nicht<br />

mehr ständig schreiben, wie ich es<br />

in meinem Hauptberuf als <strong>Zeitung</strong>sredakteur<br />

jahrzehntelang<br />

gemacht habe. Jetzt schreibe ich<br />

nur noch, wenn ich Lust habe.<br />

Außerdem moderiere ich den<br />

Biathlon-Weltcup in Ruhpolding,<br />

Laufveranstaltungen und bin Stadionsprecher<br />

beim TC Großhesselohe<br />

in der Tennis-Bundesliga.<br />

Aber Sie machen alles nur noch<br />

freiwillig?<br />

Genau. Ich mache das nicht fürs<br />

Honorar. Es ist alles Alzheimer-<br />

Prophylaxe. Denn von 100 auf 0 –<br />

das geht nicht. Heute habe ich zum<br />

Beispiel für die <strong>Zeitung</strong>en in meiner<br />

Heimat Chiemgau vier verschiedene<br />

Berichte geschrieben:<br />

über eine Schwimm veranstaltung<br />

im Waginger See, ein Golfturnier,<br />

meinen Tennisclub und über einen<br />

Dolmetscher aus Ruhpolding, der<br />

sieben Sprachen übersetzt.<br />

Beim Übergang in den Ruhestand<br />

haben Sie den Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

zurate gezogen.<br />

Kommentierte jahrelang im Auftrag des Bayerischen Rundfunks Fußballspiele:<br />

<strong>VdK</strong>-Mitglied Karlheinz Kas. <br />

Foto: BR/Philipp Eger<br />

Ja, das war ein Traum. Ewald Polster,<br />

ein langjähriger Kollege beim<br />

„Trostberger Tagblatt“ und Ortsvorsitzender<br />

beim <strong>VdK</strong> Trostberg,<br />

hat mir den Tipp gegeben, die<br />

Rente über den <strong>VdK</strong> zu beantragen.<br />

Gott sei Dank habe ich das<br />

gemacht. Ich war dann einmal zur<br />

Beratung in der <strong>VdK</strong>-Kreisgeschäftsstelle<br />

in Traunstein. Und<br />

die Kolleginnen und Kollegen dort<br />

haben dann alles erledigt. Ich<br />

musste mich selber um nichts kümmern.<br />

Großartig.<br />

Und die Rente ist pünktlich gekommen?<br />

Ja, es hat alles prima geklappt.<br />

Also, ich bin rundum zufrieden,<br />

und daher kann ich nur jedem<br />

empfehlen, der in Rente geht, sich<br />

vom Sozialverband <strong>VdK</strong> beraten<br />

zu lassen.<br />

Die neue Bundesliga-Saison startet<br />

ja am 5. <strong>August</strong>. Vermissen Sie<br />

die Fußballstadien?<br />

Überhaupt nicht. Mir ist vor einigen<br />

Wochen eine VIP-Karte zum<br />

Champions-League-Spiel zwischen<br />

Salzburg und Bayern München<br />

angeboten worden. Ich habe<br />

dankend abgelehnt.<br />

Sie kommentierten in der ARD-<br />

Radiokonferenz als einziger mit<br />

Dialekt. Jetzt sprechen alle hochdeutsch.<br />

Fänden Sie es gut, wenn<br />

jemand mit Dialekt dabei wäre?<br />

(lacht) Ehrlich gesagt, ist mir das<br />

egal. Ich habe mich nie verbiegen<br />

lassen. Ich habe mich zwar bemüht,<br />

in der ARD-Konferenz etwas<br />

hochdeutsch zu sprechen.<br />

Meine Spezl haben dann gesagt:<br />

„Du warst in der Konferenz und<br />

hast wieder etwas gepreußelt.“<br />

Aber ich stehe zu meinem Dialekt.<br />

Letztens war ich im Urlaub auf<br />

Gran Canaria. Da fragte mich ein<br />

Mann: „Sind Sie beim Radio?“ Ich<br />

antwortete: „Seit einem Jahr nicht<br />

mehr.“ Er fragte mich nach meinem<br />

Namen, und als ich „Karlheinz<br />

Kas“ antwortete, sagte er:<br />

„Sie sind mein Lieblingsreporter.“<br />

Das freut mich natürlich. Es war<br />

eine schöne Zeit als Reporter. Aber<br />

ich vermisse sie überhaupt nicht.<br />

Leider gab es am letzten Bundesliga-Spieltag<br />

lange nicht mehr die<br />

Situation, dass noch zwei Mannschaften<br />

Meister werden konnten.<br />

Wird sich das bald ändern?<br />

Nein. Es wird weiterhin langweilig<br />

sein. Bayern München wird auch<br />

die nächsten fünf Jahre Meister<br />

werden. Nicht, weil sie so dominant<br />

sind, sondern, weil die anderen<br />

zu blöd sind und sich gegeneinander<br />

die Punkte abnehmen.<br />

Treiben Sie selbst auch Sport?<br />

Ja, ich bin viermal in der Woche<br />

auf dem Tennisplatz. Ich spiele in<br />

drei verschiedenen Mannschaften.<br />

Wie geht das denn?<br />

Ich spiele Herren ab 65 Jahre in der<br />

Bayernliga in Bad Reichenhall,<br />

Herren ab 60 Jahre in der Landesliga<br />

bei der TeG Alzstadt und in<br />

der normalen Herrenmannschaft<br />

beim Tennisverein Schärding in<br />

Österreich. Ich bin also bis Mitte<br />

<strong>Juli</strong> nur auf dem Tennisplatz.<br />

Interview: Sebastian Heise<br />

50 Jahre Lebensretter<br />

im Kofferraum<br />

Zum 1. Januar 1972 wurde der Verbandskasten<br />

im Auto Pflicht. In<br />

dieser Zeit war die Zahl der Unfalltoten<br />

auf den Straßen hoch: über<br />

19 000 im Jahr 1970 – bei fast<br />

14 Millionen Autos. Zum Vergleich:<br />

Im Jahr 2021 starben laut Statistischem<br />

Bundesamt 2569 Menschen.<br />

Bundesweit sind circa 59 Millionen<br />

Autos zugelassen.<br />

Bis in die 1970er-Jahre saßen<br />

Autofahrerinnen und -fahrer ohne<br />

Gurt am Steuer. Es gab keine Promillegrenze<br />

und keine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

auf Landstraßen.<br />

Die technischen Standards<br />

waren niedriger als heute, sodass<br />

Unfälle oft schwere Folgen hatten.<br />

Damit Verletzte vor Ort schnell<br />

versorgt werden konnten, entschied<br />

der Gesetzgeber 1972, dass jedes<br />

Auto mit einem Verbandskasten<br />

ausgestattet sein muss. Festgelegt<br />

wird dies im Paragraf 35 h der Straßenverkehrszulassungsordnung<br />

(StVZO). Über den Inhalt bestimmt<br />

die DIN 13164, und so finden sich<br />

unter anderem sterile Kompressen,<br />

Einmalhandschuhe, eine Rettungsdecke<br />

und seit Februar 2022 zwei<br />

Masken im Verbandskasten. Ist sein<br />

Haltbarkeitsdatum abgelaufen,<br />

muss er ausgetauscht werden.<br />

Doch Autofahrerinnen und -fahrer<br />

können bei einem Unfall nur<br />

helfen, wenn sie wissen, was zu<br />

tun ist. Deshalb lohnt es sich, die<br />

Kenntnisse alle zwei bis drei Jahre<br />

in einem Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen.<br />

Dies gibt im Notfall mehr<br />

Sicherheit.<br />

ken<br />

23 RHPfalz<br />

Allgemein


24 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Unterhaltung<br />

Tatort, Jazz, Venedig<br />

Der vielseitige Ulrich Tukur wird 65 Jahre alt<br />

Als Tatort-Ermittler Felix Murot ist<br />

er beim deutschen Fernsehpublikum<br />

bekannt: Ulrich Tukur. Daneben<br />

begeistert der Schauspieler<br />

auch als Jazz-Musiker und Schriftsteller.<br />

Der Künstler feiert am<br />

29. <strong>Juli</strong> seinen 65. Geburtstag.<br />

Ulrich Tukur wurde am 29. <strong>Juli</strong><br />

1957 im hessischen Viernheim geboren.<br />

Seine erste Musikgruppe<br />

gründete er als Germanistikstudent<br />

in Tübingen. Gemeinsam mit einem<br />

Kommilitonen trat er in der „Floyd-<br />

Floodlight-Foyer-Band“ auf der<br />

Straße und in Seniorenheimen auf,<br />

im Repertoire Schlager und Jazz der<br />

1920er- und 1930er-Jahre.<br />

Eine Begegnung mit dem gleichaltrigen<br />

Schauspieler Dominique<br />

Horwitz, der damals am Zimmertheater<br />

Tübingen spielte, weckte<br />

sein Interesse für den Schauspielberuf.<br />

Tukur bewarb sich 1980<br />

mit Erfolg an der Staatlichen<br />

Schauspielschule in Stuttgart. Bereits<br />

ein Jahr später wurde er für<br />

den Film entdeckt: Michael Verhoeven<br />

besetzte ihn als Willi Graf<br />

in „Die weiße Rose“. Tukurs Kinodebüt<br />

machte ihn einem breiteren<br />

Publikum bekannt.<br />

Der vielseitige Schauspieler wurde<br />

mehrfach für seine darstellerische<br />

Leistung in Film und Fernsehen<br />

ausgezeichnet. Ein Höhepunkt<br />

ist das Oscar-prämierte Stasi-<br />

Drama „Das Leben der Anderen“<br />

2006, in dem er als Stasi-Offizier<br />

Anton Grubitz brilliert, wofür er<br />

Ulrich Tukur<br />

den Deutschen Filmpreis überreicht<br />

bekam. Zudem begeistert er<br />

seit 2010 als Wiesbadener Tatort-<br />

Ermittler Felix Murot. Für diese<br />

Rolle erhielt der Darsteller 2015<br />

den Adolf-Grimme-Preis.<br />

Seine musikalische Leidenschaft<br />

gilt bis heute dem Jazz. Als Sänger,<br />

Pianist und Akkordeon-Spieler<br />

seiner 1995 gegründeten „Rhythmus<br />

Boys“ tritt er regelmäßig auf.<br />

Daneben lässt Ulrich Tukur seiner<br />

Fabulierlust freien Lauf: Er hat<br />

mehrere literarische Werke veröffentlich,<br />

darunter sein 2007 erschienenes<br />

Debüt „Die Seerose im<br />

Speisesaal“ mit venezianischen<br />

Geschichten. Der italienische<br />

Schauplatz ist kein Zufall, lebte<br />

der Künstler doch privat 20 Jahre<br />

mit seiner zweiten Ehefrau auf der<br />

Insel Giudecca in Venedig und auf<br />

einem Bauernhof in der Toskana.<br />

Heute wohnt Tukur in Berlin. ant<br />

Foto: picture alliance/Arne Dedert<br />

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