VdK-Zeitung - Ausgabe Juli/August
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Sozialverband <strong>VdK</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
76. Jahrgang<br />
<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
THEMEN<br />
Politik<br />
Grundsicherung im Alter<br />
im <strong>Juli</strong> mit Einbußen Seite 4<br />
Gesundheit<br />
Wissenswertes<br />
über Affenpocken Seite 8<br />
Generationen<br />
Beratungsangebote<br />
speziell für Männer Seite 10<br />
<strong>VdK</strong>-TV<br />
„Rat und Tat“ – der<br />
neue Videoratgeber Seite 12<br />
Verbraucher<br />
Sinnvoller Schutz<br />
gegen Einbrüche Seite 21<br />
Urlaub ohne Hürde<br />
Reisen ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen<br />
oft eine Herausforderung.<br />
Viele barrierefreie Angebote halten nicht,<br />
was sie versprechen. Worauf Sie bei der<br />
Planung achten sollten.<br />
Lesen Sie mehr auf Seite 3<br />
Foto: DZT/Jens Wegener<br />
Aus dem<br />
Landesverband<br />
Der Rheinland-Pfalz-Tag<br />
in Bildern Seite 13<br />
<strong>VdK</strong> will wegen 300-Euro-Pauschale klagen<br />
Verfassungsgericht soll über Ungleichbehandlung von Rentnerinnen und Rentnern entscheiden<br />
SEITE 5<br />
So hilft der <strong>VdK</strong><br />
Foto: imago/blickwinkel<br />
Ein 58-jähriges <strong>VdK</strong>-Mitglied<br />
konnte wegen einer schweren<br />
Lungenerkrankung kaum noch<br />
das Haus verlassen. Der <strong>VdK</strong><br />
Sachsen hat vor dem Sozialgericht<br />
durchgesetzt, dass die Frau<br />
einen blauen Parkausweis erhält<br />
und nun wieder mehr unternehmen<br />
kann.<br />
Mitte Mai hat der Bundestag die<br />
Energiepreispauschale beschlossen.<br />
Doch zu viele Menschen, die<br />
sie dringend bräuchten, gehen leer<br />
aus. Deshalb will der <strong>VdK</strong> jetzt ein<br />
Musterstreitverfahren starten.<br />
Wegen der anhaltend hohen Energiepreise<br />
zahlt die Ampel-Koalition<br />
allen Erwerbstätigen eine einmalige<br />
Pauschale: Bis zu maximal 300 Euro<br />
– je nach Steuersatz – bekommen<br />
die meisten Bürgerinnen und Bürger<br />
im September dann zusätzlich<br />
zum Gehalt auf ihr Konto.<br />
Doch was viele freut, erleben andere<br />
als große Ungerechtigkeit.<br />
Denn wer im Jahr 2022 keine steuerpflichtige<br />
Tätigkeit ausübt, erhält<br />
keine Pauschale. Das betrifft etwa<br />
Rentnerinnen und Rentner, auch<br />
jene, die Erwerbsminderungsrente<br />
beziehen, pflegende Angehörige und<br />
alle, die im gesamten Jahr 2022 lediglich<br />
Kranken-, Übergangs- oder<br />
Elterngeld bekommen. „Dabei belasten<br />
die steigenden Preise für Lebensmittel,<br />
Heizung, Strom und<br />
Sprit auch sie, viele von ihnen sogar<br />
in besonderem Maße“, sagt<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Rentne rinnen und Rentner verfügen<br />
im Durchschnitt über deutlich geringere<br />
Einkommen als Erwerbstätige.<br />
„Sie brauchen die 300 Euro<br />
daher umso dringender“, so Bentele.<br />
Immer wieder kritisierte sie in<br />
den Medien diese Ungerechtigkeit<br />
und forderte Politikerinnen und<br />
Politiker der Ampel-Koalition auf,<br />
das entsprechende Gesetz nachzubessern.<br />
„Gerecht wäre es, wenn<br />
alle Bürgerinnen und Bürger 300<br />
Euro bekämen“, sagte Bentele. Der<br />
<strong>VdK</strong> appellierte zudem in seiner<br />
Stellungnahme zum Gesetzesentwurf,<br />
dass Rentnerinnen und<br />
Rentner nicht leer ausgehen dürften.<br />
Vergebens. Ende Mai verabschiedete<br />
der Bundestag im Steuerentlastungsgesetz<br />
die Pauschale in<br />
der geplanten Fassung.<br />
Deshalb plant der <strong>VdK</strong> nun, gegen<br />
das Gesetz zu klagen. „Diese Ungleichbehandlung<br />
ist nicht zu rechtfertigen<br />
und wird im Gesetz auch<br />
nicht begründet“, sagt Jörg Ungerer,<br />
Leiter der <strong>VdK</strong>-Bundesrechtsabteilung.<br />
Der <strong>VdK</strong> kann allerdings nicht<br />
direkt beim Bundesverfassungsgericht<br />
Beschwerde einreichen, sondern<br />
muss den Weg durch die Instanzen<br />
gehen. Vorliegen muss dafür<br />
der Steuerbescheid für das Jahr<br />
2022, gegen den dann Einspruch<br />
eingelegt werden kann. Das wird<br />
erst ab Sommer 2023 der Fall sein.<br />
Sobald eine Einspruchsentscheidung<br />
vorliegt, wird der <strong>VdK</strong> vor<br />
dem Finanzgericht dagegen klagen.<br />
Wird diese Klage abgewiesen, zieht<br />
der <strong>VdK</strong> vor den Bundesfinanzhof.<br />
Sollte er auch dort scheitern, kann<br />
er Beschwerde beim Verfassungsgericht<br />
einreichen.<br />
Der <strong>VdK</strong> will ein Musterstreitverfahren<br />
führen, also für eine<br />
begrenzte Anzahl von Mitgliedern<br />
klagen, die weder die 300-Euro-<br />
Energiepreispauschale noch eine<br />
Einmalzahlung erhalten, weil sie<br />
Grundsicherungs- oder Arbeitslosengeld-I-Empfängerinnen<br />
und<br />
-Empfänger sind. Sollte der <strong>VdK</strong><br />
vor dem Verfassungsgericht Recht<br />
bekommen, profitieren dann auch<br />
alle anderen davon, die gegen ihren<br />
Steuerbescheid Einspruch<br />
eingelegt haben. Dies sollten sie<br />
tun, sobald das Musterstreitverfahren<br />
beim Finanzgericht liegt –<br />
wie und wann genau, wird die<br />
Redaktion rechtzeitig Anfang 2023<br />
in der <strong>VdK</strong>-ZEITUNG mitteilen<br />
und erklären. Heike Vowinkel<br />
Lesen Sie mehr auf Seite 4<br />
Kein Hartz IV bei zu großem Haus<br />
Sozialverband <strong>VdK</strong> fordert neue Regelung zum Schonvermögen bei Sozialleistungen<br />
Wohneigentum darf eine bestimmte Größe<br />
nicht überschreiten, wenn Besitzer staatliche<br />
Sozialleistungen wie Hartz IV beziehen.<br />
Sonst müssen sie ausziehen. Das ist<br />
mit dem Grundgesetz vereinbar, urteilte<br />
das Bundesverfassungsgericht. Der <strong>VdK</strong><br />
sieht daher nun die Politik gefordert.<br />
Die Vorgabe zum sogenannten Schonvermögen<br />
gilt dem Urteil zufolge (Az. 1<br />
BvL 12/20) auch, wenn in einer Wohnung<br />
oder einem Haus einst eine Familie wohnte,<br />
deren erwachsenen Kinder aber inzwischen<br />
woanders leben. Dann sinkt die<br />
Quadratmeterzahl, die für den Bezug<br />
staatlicher Sozialleistungen als angemessen<br />
gilt. Ein Elternpaar, das Hartz IV<br />
bekommt, muss also ausziehen, wenn die<br />
für ein Paar erlaubte Maximalgröße von<br />
90 Quadratmetern bei einem Familienheim<br />
überschritten wird.<br />
Der Sozialverband <strong>VdK</strong> reagierte enttäuscht<br />
auf das Urteil: „Das Bundesverfassungsgericht<br />
hat damit die große Chance<br />
vertan, die starre Regelung an die tatsächlichen<br />
Bedürfnisse der Menschen und die<br />
aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt<br />
anzupassen“, sagte <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />
Verena Bentele nach dem Urteilsspruch<br />
Anfang Juni. Die geltende Regelung werde<br />
der Lebenssituation vieler Menschen nicht<br />
gerecht. „Viel zu oft ist es illusorisch, eine<br />
kleinere bezahlbare Wohnung auf dem<br />
angespannten Wohnungsmarkt zu finden“,<br />
so Bentele.<br />
Die Politik hatte während der Corona-<br />
Pandemie bereits erkannt, dass die Regelung<br />
oft unzumutbar ist. Deshalb hatte die<br />
Bundesregierung in dieser Zeit die Prüfung<br />
der Wohngröße und -kosten ausgesetzt.<br />
„Diese Regelung sollte nun unbedingt auch<br />
im neuen Bürgergeld fortgeführt und in<br />
Form geänderter Vorgaben für das Schonvermögen<br />
so schnell wie möglich festgeschrieben<br />
werden“, forderte Bentele. vo
2 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
Politik<br />
Wohnen ohne Hindernisse<br />
Sozialpolitischer Ausschuss des <strong>VdK</strong> mit aktuellen Themen<br />
Unter der Leitung von Horst Vöge<br />
traf sich der sozialpolitische Ausschuss<br />
des <strong>VdK</strong> Deutschland in<br />
Berlin. Auf der zweitägigen Sitzung<br />
informierten sich die Teilnehmenden<br />
über aktuelle Entwicklungen,<br />
um den weiteren sozialpolitischen<br />
Kurs des <strong>VdK</strong> zu diskutieren.<br />
Horst Vöge begrüßte die Teilnehmenden<br />
aus den <strong>VdK</strong>-Landesverbänden,<br />
die zum Teil virtuell<br />
zugeschaltet waren. Er wies auf<br />
das rasante Tempo hin, mit dem<br />
inzwischen sozialpolitische Entscheidungen<br />
auf Bundes- und<br />
Landesebene vorangetrieben werden.<br />
So müssten <strong>VdK</strong>-Stellungnahmen<br />
zu Gesetzesvorhaben oft in<br />
kürzester Frist erstellt werden. Er<br />
dankte den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der sozialpolitischen<br />
Abteilung des <strong>VdK</strong> für ihren professionellen<br />
Einsatz.<br />
Einen Erfolg konnte der <strong>VdK</strong> bei<br />
der Anhebung der Zurechnungszeiten<br />
für Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />
und -rentner im Bestand<br />
erzielen. „Hier hat der <strong>VdK</strong><br />
am sichtbarsten im politischen<br />
Raum gekämpft“, sagte Samuel<br />
Beuttler-Bohn, Rentenexperte der<br />
Abteilung Sozialpolitik des <strong>VdK</strong><br />
Deutschland. „Ohne die Präsenz<br />
des <strong>VdK</strong> hätte sich womöglich in<br />
dieser Sache gar nichts bewegt.“<br />
Dr. Ines Vers pohl, Leiterin der<br />
Abteilung Sozialpolitik, berichtete<br />
über empörte Reaktionen von<br />
<strong>VdK</strong>-Mitgliedern zum Entlastungspaket<br />
der Bundesregierung. Auch<br />
hier käme dem <strong>VdK</strong> eine starke<br />
Wohnungspolitik: Bei Neubauten muss die Barrierefreiheit verbindlich<br />
beachtet werden, fordert der <strong>VdK</strong>. Foto: picture alliance/Hauke-Christian Dittrich<br />
Rolle zu, um gegen Ungerechtigkeiten<br />
vorzugehen – etwa mit einer<br />
Klage wegen der Energiepreispauschale<br />
(siehe Seite 1 und 4).<br />
Barrierefrei bauen<br />
Andere Verbandsthemen behält<br />
der <strong>VdK</strong> ebenfalls im Blick. Jonas<br />
Fischer, <strong>VdK</strong>-Referent für Barrierefreiheit,<br />
stellte das „Bündnis bezahlbarer<br />
Wohnraum“ vor, dem der<br />
<strong>VdK</strong> angehört. Das Bündnis ist<br />
beim Bundesbauministerium angesiedelt.<br />
Präsidentin Verena Bentele<br />
vertritt den <strong>VdK</strong> in der Spitzenrunde<br />
der beteiligten Verbände.<br />
Insbesondere die Anliegen von<br />
Älteren und Menschen mit Behinderung<br />
stehen beim Thema Wohnen<br />
im Fokus des <strong>VdK</strong>. „Bezahlbar,<br />
benutzbar und barrierefrei“:<br />
Dies seien „die drei Bs des Wohnens“,<br />
so Präsidentin Bentele.<br />
Zudem müsse vorhandener Wohnraum<br />
besser genutzt werden.<br />
Der <strong>VdK</strong> fordert, dass Bau-Fördergelder<br />
an Vorgaben zum barrierefreien<br />
Bauen geknüpft werden<br />
müssen. In diesem Zusammenhang<br />
wies Fischer das Argument<br />
von Architektenvertretern zurück,<br />
Barrierefreiheit sei ein „Kostentreiber“.<br />
Angebliche Mehrkosten<br />
von zehn bis 25 Prozent schreckten<br />
Bauherren ab. Der <strong>VdK</strong> NRW<br />
baut gerade komplett barrierefreie<br />
Wohnungen und kommt auf Zusatzkosten<br />
von nur 1,7 Prozent.<br />
Dr. Bettina Schubarth<br />
KOMMENTAR<br />
Leben in Absurdistan<br />
16 Jahre vom Regelsatz auf eine<br />
Waschmaschine zu sparen, ist<br />
zumutbar. Das hat das Bundessozialgericht<br />
gerade erst bestätigt<br />
(siehe Seite 5). Ich musste<br />
diese Meldung zweimal lesen:<br />
Leben wir in Absurdistan?<br />
Im Ernst, so lange ohne Waschmaschine<br />
leben? Das ist lebensfremd<br />
und fast zynisch.<br />
Die Anschaffungskosten für den<br />
Ersatz kaputter Haushaltsgeräte<br />
gehören aktuell nicht in das Budget<br />
armer Menschen. Der Regelsatz<br />
sieht einen Betrag von 1,60<br />
Euro vor, der zum Ansparen für<br />
solche <strong>Ausgabe</strong>n monatlich beiseitegelegt<br />
werden soll. Ersparnisse<br />
in nennenswertem Umfang<br />
dürfen Bezieherinnen und Bezieher<br />
von Hartz IV oder Grundsicherung<br />
ja nicht haben. Auch der<br />
freundliche Hinweis, es gebe ja<br />
die Möglichkeit, sich vom Sozialamt<br />
ein Darlehen geben zu lassen,<br />
macht es nicht besser. Von<br />
449 Euro monatlich 22,45 Euro<br />
abzustottern, lässt das schmale<br />
Einkommen unter das Existenzminimum<br />
sinken.<br />
Jedem ist klar, dass der Regelsatz<br />
das Leben der Menschen<br />
viel zu klein rechnet. Früher gab<br />
es für Sozialhilfeträger immerhin<br />
die Möglichkeit, für notwendige<br />
Anschaffungen Einmalleistungen<br />
zu gewähren. Heute werden arme<br />
Menschen im besten Fall auf<br />
informelle Hilfssysteme verwiesen.<br />
Denn manchmal springen<br />
Stiftungen und Vereine ein und<br />
Verena Bentele<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />
übernehmen die Anschaffungskosten<br />
für ein Ersatzgerät.<br />
Der Staat aber stiehlt sich aus<br />
der Verantwortung. Besonders<br />
auffällig ist das bei den Tafeln.<br />
Es ist schon völlig selbstverständlich<br />
geworden, arme Menschen<br />
dorthin zu schicken. Denn alle<br />
wissen, dass der Regelsatz für<br />
eine ordentliche Ernährung nicht<br />
reicht – obwohl er das müsste.<br />
Für Anschaffungshilfen hat sich<br />
noch kein lückenloses ehrenamtliches<br />
Unterstützungsnetz etabliert<br />
wie bei den Tafeln. Eine arme<br />
kranke Rentnerin in Berlin<br />
muss also ihre Wäsche 16 Jahre<br />
mit der Hand waschen. Allein<br />
das belegt: Die unseligen Hartz-<br />
Gesetze müssen weg. Ich hoffe,<br />
die Bundesregierung schafft mit<br />
dem neuen Bürgergeld endlich<br />
ein Regelwerk fernab von Absurdistan,<br />
das sich an Teilhabe und<br />
Würde orientiert.<br />
Zuschläge für<br />
EM-Renten im Bestand<br />
Die Bundesregierung verbessert<br />
die Leistungen für alle, die zwischen<br />
2001 und 2019 in Erwerbsminderungsrente<br />
(EM-Rente) gehen<br />
mussten. Der <strong>VdK</strong> begrüßt das,<br />
hält die Beschlüsse aber für nicht<br />
ausreichend.<br />
Drei Jahre kämpfte der <strong>VdK</strong> dafür,<br />
dass EM-Rentnerinnen und -Rentner,<br />
die von den Verbesserungen seit<br />
2019 ausgenommen waren, diese<br />
auch bekommen. Nun wurde ein<br />
großer Schritt in diese Richtung<br />
beschlossen: Ab 1. <strong>Juli</strong> 2024 werden<br />
sie einen pauschalen Zuschlag erhalten.<br />
Dieser richtet sich danach,<br />
ob die betreffende Rente in der Zeit<br />
vom 1. Januar 2001 bis 30. Juni 2014<br />
oder vom 1. <strong>Juli</strong> 2014 bis 31. Dezember<br />
2018 begann. Im ersten Fall wird<br />
eine Bestandsrente pauschal um<br />
7,5 Prozent erhöht, im zweiten um<br />
4,5 Prozent. Beides gilt auch, wenn<br />
in den genannten Zeiträumen sich<br />
eine Rente wegen Alters oder Todes<br />
unmittelbar an eine Erwerbsminderungsrente<br />
angeschlossen hat.<br />
„Gut, dass die Zuschläge endlich<br />
kommen. Das ist auch ein Erfolg für<br />
die jahrelange Arbeit des <strong>VdK</strong>“, sagte<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Allerdings müssten die Zuschläge<br />
deutlich höher sein. Dass die Anhebung<br />
erst ab 1. <strong>Juli</strong> 2024 greifen soll,<br />
sei zudem zu spät. Viele dieser Rentnerinnen<br />
und Rentner litten unter<br />
den Preissteigerungen und profitierten<br />
nicht von der 300-Euro-Energiepauschale.<br />
„Die Verbesserungen<br />
müssen so schnell wie möglich<br />
kommen“, fordert Bentele. vo<br />
Energiesparkampagne des Bundes<br />
Wer arm ist, kann kaum Strom einsparen<br />
Unter dem Motto „80 Millionen<br />
gemeinsam für den Energiewechsel“<br />
hat Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck eine Kampagne<br />
gestartet. Darin ruft er Privatpersonen<br />
und Unternehmen auf, ihren<br />
Energieverbrauch zu senken.<br />
Ziel sei es, unabhängiger von<br />
fossilen Energieträgern zu werden<br />
und das Klima zu schützen. Auf<br />
der Kampagnenwebseite www.<br />
energiewechsel.de finden sich<br />
zahlreiche Tipps für Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher, wie sie<br />
Energie sparen können.<br />
Natürlich ist dies sinnvoll. Doch<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />
beurteilt manche der Tipps kritisch.<br />
„Wer arm ist, hat wenig Möglichkeiten,<br />
Energie zu sparen.<br />
Empfängerinnen und Empfänger<br />
von Grundsicherung können sich<br />
weder die gut isolierte Wohnung<br />
noch den sparsamen Kühlschrank<br />
leisten.“ Stattdessen wohnen Menschen,<br />
die Sozialleistungen beziehen,<br />
oft in schlecht gedämmten<br />
Mietshäusern. Sie besitzen alte<br />
Haushaltsgeräte, die viel Strom<br />
verbrauchen. Ihre Strom- und<br />
Heizkostenrechnungen sind so<br />
hoch, dass sie diese manchmal<br />
kaum bezahlen können und ihnen<br />
Stromsperren drohen.<br />
Deshalb fordert der <strong>VdK</strong>, dass<br />
Grundsicherungsempfängerinnen<br />
und -empfänger dringend finanziell<br />
entlastet werden müssen. Sie<br />
können sich den sparsamen Kühlschrank,<br />
die Wasch- oder Spülmaschine<br />
nur leisten, wenn die Kosten<br />
für die sogenannte „Weiße<br />
Ware“ aus dem Regelsatz herausgelöst<br />
und vom Sozialhilfeträger<br />
übernommen werden. ken<br />
Wer seinen Stromverbrauch senken möchte, braucht sparsame Geräte.<br />
Doch manche Menschen können sich diese nicht leisten.<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/stockfotos-mg<br />
<strong>VdK</strong> Hamburg wählt Landesvorstand<br />
Renate Schommer im Amt bestätigt<br />
Mit Optimismus in die Zukunft: Die <strong>VdK</strong>-Landesvorsitzende Renate Schommer<br />
auf dem Landesverbandstag. <br />
Foto: Bo Lahola<br />
Mit großer Mehrheit haben die Delegierten<br />
des 23. Ordentlichen<br />
Landesverbandstags des <strong>VdK</strong><br />
Hamburg Renate Schommer wiedergewählt.<br />
Als Ehrengast war<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />
am 28. Mai in die Alsterstadt gekommen.<br />
Renate Schommer führt den <strong>VdK</strong><br />
Hamburg seit 2017. Nach der Wahl<br />
betonte sie, wie wichtig es ihr sei,<br />
die Zukunft aktiv mitzugestalten<br />
und das Leben der Menschen vor<br />
Ort zu verbessern. „Wir werden<br />
weiter all unsere Kraft auf den sozialen<br />
Fortschritt und das Wohl<br />
unserer Mitglieder richten“, sagte<br />
sie. Die hohe sozialrechtliche Kompetenz,<br />
das starke Ehrenamt und<br />
die Gemeinschaft im <strong>VdK</strong> Hamburg<br />
sorgen dafür, dass die Zahl<br />
der Mitglieder wächst. Während<br />
Schommers Amtszeit überschritt<br />
der Landesverband im Jahr 2021<br />
die Marke von 15 000 Mitgliedern.<br />
Bentele wies in ihrem Grußwort<br />
auf die <strong>VdK</strong>-Kampagne „Nächstenpflege“<br />
hin und hob die Bedeutung<br />
der häuslichen Pflege hervor.<br />
„Menschen, die zu Hause pflegen<br />
und gepflegt werden, brauchen<br />
mehr Hilfe und Anerkennung“,<br />
forderte sie.<br />
Sie gratulierte Schommer und<br />
dem <strong>VdK</strong>-Landesvorstand zur<br />
Wahl. „Ich vertraue darauf, dass<br />
Renate Schommer und der Vorstand<br />
die zukünftigen sozialpolitischen<br />
Herausforderungen zum<br />
Wohle der Hamburgerinnen und<br />
Hamburger gut meistern werden.<br />
Ich wünsche Ihnen für Ihre Arbeit<br />
alles Gute“, sagte Bentele. ken<br />
2 RHPfalz<br />
Allgemein
Hintergrund<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
3<br />
Und plötzlich waren da doch Stufen<br />
Reisende mit Mobilitätseinschränkung sollten sich vorab informieren, ob die Unterkunft wirklich barrierefrei ist<br />
Wer im Urlaub auf Barrierefreiheit<br />
angewiesen ist, muss oft feststellen,<br />
dass diese schwer zu finden<br />
ist. Selbst Hotels, die damit werben,<br />
halten oft nicht, was sie versprechen.<br />
Doch es gibt verlässliche<br />
Kriterien, die bei der Suche<br />
helfen.<br />
Sie hatten sich so auf das Familientreffen<br />
gefreut. Seit 17 Jahren<br />
pflegt Ute Wölls*, 60, nun schon<br />
ihren linksseitig gelähmten Mann<br />
Frank*, 59, im bayerischen Dingolfing.<br />
Eine geplante Feier in<br />
Baden-Württemberg war ein Lichtblick<br />
im Pflegealltag der beiden.<br />
Ute Wölls hatte schon lange im<br />
Voraus eine Pension gebucht, die<br />
mit Barrierefreiheit warb.<br />
Dort rief sie auch an, um zu erfahren,<br />
was genau die Gastgeber<br />
darunter verstehen. Ein paar Stufen<br />
gäbe es zwar, hieß es, aber da<br />
könne man helfen. „Letztendlich<br />
waren es acht Stufen“, so Wölls.<br />
„Wie soll mein Mann, der 1,87 Meter<br />
groß ist, da hochkommen?“ Für<br />
eine Stufe könne sie den Rollstuhl<br />
kippen, aber nicht bei weiteren<br />
Steigungen und Stufen. Die Vermieterin<br />
meinte darauf nur, bei<br />
einem anderen Gast im Rollstuhl<br />
habe es auch geklappt – allerdings<br />
war das ein Kind.<br />
„Die Ahnungslosigkeit vieler<br />
Anbieter ist extrem frustrierend“,<br />
so Wölls. Ein Waschbecken mit<br />
einem Unterschrank könne ihr<br />
Mann nunmal nicht unterfahren,<br />
um sich selbst den Oberkörper zu<br />
Touristen mit Behinderungen oder<br />
Mobilitätseinschränkungen brauchen<br />
verlässliche und bundeseinheitliche<br />
Standards in Hotellerie<br />
und Gastronomie. Der Sozialverband<br />
<strong>VdK</strong> hat sich daher bereits<br />
2005 mit dem Deutschen Hotel- und<br />
Gaststättenverband (DEHOGA<br />
Bundesverband) und dem Hotelverband<br />
Deutschland auf entsprechende<br />
Angebote verständigt.<br />
Weitere Behindertenverbände<br />
schlossen sich an. Die Partner einigten<br />
sich auf Qualitätskategorien für<br />
Barrierefreiheit, für die jeweils ein<br />
Ein abgesenkter Tresen an der Hotelrezeption erleichtert die Kommunikation.<br />
waschen. „Das heißt, ich muss das<br />
tun. Wo bleibt da meine Entlastung<br />
im Urlaub?“<br />
Geprüft und zertifiziert<br />
WAS BEI BARRIEREFREIHEIT ZU BEACHTEN IST<br />
eigenes Symbol steht. Das bundesweite<br />
Kennzeichnungssystem „Reisen<br />
für Alle“ basiert darauf (www.<br />
reisen-fuer-alle.de). So steht das<br />
Breitere Türen und schwellenlose<br />
Räume allein reichen nicht<br />
aus, damit eine Unterkunft barrierefrei<br />
ist. Aber genau damit werben<br />
viele Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen<br />
und Gaststätten.<br />
Viel zu oft ist auf diese Selbstauskunft<br />
kein Verlass. Denn der Begriff<br />
Barrierefreiheit ist zwar gesetzlich<br />
definiert, aber nicht geschützt.<br />
Was also können<br />
Reisewillige tun, um sicher zu gehen,<br />
dass die Urlaubsunterkunft<br />
die Kriterien erfüllt, die für sie<br />
wichtig sind?<br />
Ute Wölls verlässt sich bei der<br />
Reiseplanung nicht allein auf das<br />
Internet. Sie ruft stets vorher noch<br />
einmal im Hotel an und vergewissert<br />
sich: „Ich bin schon zu oft<br />
negativ überrascht worden.“ Doch<br />
bei der Pension damals hat das<br />
Kennzeichen „Information zur Barrierefreiheit“<br />
für detaillierte und<br />
geprüfte Informationen zur Barrierefreiheit<br />
für alle Personengruppen.<br />
Darüber hinaus gibt es die<br />
beiden zertifizierten Qualitätsstufen<br />
„teilweise barrierefrei“<br />
und „vollständig<br />
barrierefrei“. Sie beziehen<br />
sich auf sieben verschiedene<br />
Zielgruppen (siehe<br />
Darstellung links): Menschen<br />
mit Gehbehinderung,<br />
Rollstuhlfahrer, Menschen<br />
mit Hör behinderung,<br />
gehörlose Menschen, Menschen<br />
mit Sehbehinderung, blinde Menschen<br />
und Menschen mit kognitiven<br />
Beeinträchtigungen.<br />
Foto: Reisen für Alle/DZFT<br />
Foto: visitBerlin; A. Weiland Gesellschaftsbilder.de<br />
nicht ausgereicht. <strong>VdK</strong>-Expertin<br />
Annerose Hintzke empfiehlt daher,<br />
nach Unterkünften zu suchen,<br />
die zertifiziert sind. Barrierefrei<br />
geprüft sind beispielsweise die<br />
mehr als 40 Hotels, die sich im<br />
zertifizierten Embrace-Verbund<br />
zusammengeschlossen haben<br />
(www.embrace-hotels.de). Dazu<br />
gehört auch das Allgäu Art Hotel<br />
in Kempten. „Ein Beispiel für einen<br />
gelungenen Brückenschlag<br />
zwischen optimaler Barrierefreiheit<br />
und einem zeitgemäßen Design<br />
für alle Reisenden“, sagt die<br />
<strong>VdK</strong>-Referentin für Barrierefreiheit.<br />
Die Embrace-Hotels sind nach<br />
dem bisher deutschlandweit einzigartigen<br />
Kennzeichnungssystem<br />
„Reisen für Alle“ zertifiziert. Der<br />
Deutsche Hotel- und Gaststättenverband<br />
(DEHOGA Bundesverband)<br />
ist aktiv am Kooperationsprojekt<br />
„Reisen für Alle“ beteiligt,<br />
das vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Klimaschutz gefördert<br />
wird und mittlerweile in allen<br />
16 Bundesländern eingeführt ist.<br />
Geschulte unabhängige Experten<br />
prüfen Hotellerie und Gastronomie<br />
anhand einheitlicher Kriterien auf<br />
ihre Barrierefreiheit.<br />
Qualität und Komfort<br />
Rund 2500 geprüfte Urlaubs- und<br />
Ausflugsziele listet die Webseite<br />
www.reisen-fuer-alle.de auf, einschließlich<br />
Maßen von Zimmern,<br />
Fluren und Bädern, Leitsystemen,<br />
Beschilderungen und Hilfsmitteln.<br />
Das Scandic Hotel Potsdamer Platz<br />
in Berlin tut dies auf seiner Webseite<br />
besonders ausführlich. Details<br />
wie absenkbare Tresen, Hörschleifen,<br />
Brailleschrift im Fahrstuhl und<br />
spezielle Steckdosen für Atemgeräte<br />
gehören dazu. Die Gäste sollen<br />
ihren Aufenthalt so selbstständig<br />
wie möglich gestalten können.<br />
Barrierefreiheit als Qualitätsund<br />
Komfortmerkmal ist nicht<br />
selbstverständlich. Zwar gebe es<br />
zunehmend Angebote, die als barrierefrei<br />
zertifiziert sind, sagt Annerose<br />
Hintzke. Doch es machen<br />
noch zu wenige Häuser mit. „Es ist<br />
immer noch nicht schick, barrierefrei<br />
zu sein, obwohl alle Reisenden<br />
davon profitieren.“<br />
Hintzke fordert, dass Unterkünfte,<br />
aber auch Restaurants verpflichtet<br />
werden, sich durch das Kennzeichnungssystem<br />
„Reisen für Alle“<br />
zertifizieren zu lassen. Auch das<br />
Chaos mit Begriffen wie „behindertengerecht“<br />
und „rollstuhlgeeignet“<br />
wäre damit erledigt. Das<br />
würde künftig auch Ute Wölls und<br />
ihrem Mann helfen. Für dieses Jahr<br />
planen sie eine Reise ins Allgäu: in<br />
eine zertifizierte barrierefreie Unterkunft.<br />
Sabine Kohls<br />
*Name von der Reaktion geändert<br />
Für neun Euro im Monat einen<br />
Sommer lang den öffentlichen<br />
Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen<br />
– dieses Angebot lockt. Allerdings<br />
zum Nachteil von mobilitätseingeschränkten<br />
Menschen.<br />
Die Bundesregierung wertet es<br />
als Erfolg: Bis Mitte Juni waren<br />
bereits 16 Millionen 9-Euro-<br />
Tickets verkauft. Mehr Menschen<br />
verzichten aufs Auto und nutzen<br />
den ÖPNV.<br />
Doch Menschen mit Behinderungen,<br />
aber auch Ältere mit Gehhilfen<br />
oder Eltern mit Kinderwagen<br />
haben das Nachsehen. Denn<br />
Züge und Bahnen im Regionalund<br />
Nahverkehr sind vielfach<br />
hoffnungslos überfüllt, Sitz- und<br />
teilweise Stehplätze nicht mehr zu<br />
Die Schattenseiten des 9-Euro-Tickets<br />
Überfüllte Züge erschweren Reisen für Menschen mit Behinderungen<br />
Wenig Platz für Menschen mit Rollstuhl,<br />
Kinderwagen oder Rollator.<br />
Foto: picture alliance/Micha Korb<br />
bekommen. Außerdem seien Bahnen<br />
in Stoßzeiten ohnehin überfüllt,<br />
was den Pendlerverkehr besonders<br />
schwierig gestaltet, kritisiert<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena<br />
Bentele.<br />
Sie fordert schnelle Nachbesserungen<br />
im Nahverkehr: Neben der<br />
Erhöhung der Fahrtakte müsse es<br />
mehr Stell- und Sitzplätze für mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen<br />
geben. Gebraucht werden mehr<br />
Rampen, Aufzüge und zusätzliches<br />
Personal.<br />
„Alle, die wollen, müssen das<br />
Ticket auch nutzen können. Es<br />
kann nicht sein, dass eigentlich<br />
attraktive Mobilitätsangebote zu<br />
Lasten derer gehen, die besondere<br />
Unterstützung benötigen“, stellt<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Bentele klar.<br />
Einer Umfrage zufolge bewerten<br />
43 Prozent der Bundesbürger die<br />
Einführung des 9-Euro-Tickets als<br />
positiv. In dünner besiedelten Regionen<br />
wie Mecklenburgischen<br />
Seenplatte und Ostfriesland sei die<br />
Ablehnung des Tickets größer, so<br />
heißt es in der Umfrage, die das<br />
Meinungsforschungsinstitut Civey<br />
unter 10 000 Bürgerinnen und Bürgern<br />
durchführte. In urbanen Regionen<br />
wie dem Ruhrgebiet oder<br />
Berlin hingegen erfahre das Angebot<br />
deutliche Zustimmungswerte<br />
von über 50 Prozent der Befragten.<br />
Die 9-Euro-Tickets gibt es noch<br />
in den Monaten <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong>.<br />
Sie sind bei den bekannten Verkaufsstellen<br />
der Nahverkehrsanbieter<br />
oder über die Deutsche<br />
Bahn erhältlich. Vertreterinnen<br />
und Vertreter von Kommunen fordern<br />
bereits eine Verlängerung des<br />
Angebots über den Sommer hinaus.<br />
<strong>Juli</strong>a Frediani<br />
BUCH<br />
TIPP<br />
Handicapped<br />
Reisen.<br />
Urlaub für<br />
Alle: Der umfangreiche<br />
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(600 Seiten)<br />
für Rollstuhlfahrer,<br />
Gehbehinderte,<br />
Seniorinnen und Senioren<br />
wurde komplett überarbeitet.<br />
28 Urlaubsregionen werden ausführlich<br />
beschrieben und 186<br />
rollstuhlgeeignete Unterkünfte<br />
vorgestellt. Der Ratgeber kostet<br />
24,80 Euro inklusive Versand.<br />
info@escales.de<br />
www.handicapped-reisen.de<br />
ISBN 978-3-9819045-7-4<br />
Escales GmbH, Hamburg<br />
3 RHPfalz<br />
Allgemein
4 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
Politik<br />
Was Sie über die geplante Klage wissen sollten<br />
Der <strong>VdK</strong> will gegen die Ungleichbehandlung vieler Menschen bei der 300-Euro-Pauschale klagen<br />
Wer 2022 kein Einkommen aus Erwerbsarbeit<br />
hat, erhält keine Energiepreispauschale.<br />
Das will der <strong>VdK</strong><br />
juristisch anfechten (siehe Seite 1).<br />
Hier beantworten wir Fragen dazu:<br />
Kann ich mich der Sammelklage<br />
anschließen?<br />
Nein. Die Pauschale ist im Steuerentlastungsgesetz<br />
verankert. Im<br />
Steuerrecht gibt es jedoch keine<br />
Sammelklagen. Daher will der <strong>VdK</strong><br />
ein Musterstreitverfahren führen.<br />
Was ist ein Musterstreitverfahren?<br />
Das ist ein Verfahren, das der <strong>VdK</strong><br />
mit Musterklägerinnen und -klägern<br />
im Fall von ungeklärten juristischen<br />
Fragen führt, die eine<br />
Vielzahl unserer Mitglieder betreffen.<br />
Von einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
können auch<br />
alle anderen bei ähnlich gelagerten<br />
Fällen profitieren.<br />
In diesem Fall ist nun die ungeklärte<br />
Rechtsfrage, ob es gegen den<br />
Gleichheitsgrundsatz (Art. 3, Abs. 1<br />
Grundgesetz) verstößt, wenn bestimmte<br />
Personengruppen von der<br />
Auszahlung der Energiepreispauschale<br />
ausgeschlossen sind. Da<br />
nur eine natürliche Person eine Verfassungsbeschwerde<br />
erheben kann,<br />
begleitet der <strong>VdK</strong> seine Musterklägerinnen<br />
und -kläger juristisch bis<br />
zum Bundesverfassungsgericht.<br />
Wer kommt als Musterklägerin und<br />
-kläger in Frage?<br />
Passende Klägerinnen und Kläger<br />
sind Rentnerinnen und Rentner,<br />
Der Weg zur 300-Euro-Pauschale ist für viele Rentnerinnen und Rentner eine Sackgasse – sie gehen leer aus.<br />
die weder auf Minijob-Basis arbeiten<br />
noch anderweitige Einkünfte<br />
haben. Auch Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />
und -rentner kommen<br />
infrage, ebenso wie Menschen,<br />
die das gesamte Jahr 2022<br />
Kranken-, Übergangs- oder Elterngeld<br />
bezogen haben und deshalb<br />
keine 300 Euro Energiepreispauschale<br />
bekommen. Außerdem sind<br />
Menschen geeignet, die kein eigenes<br />
Einkommen beziehen, zum<br />
Beispiel als Hausfrau und Mutter<br />
oder pflegende Angehörige. Bitte<br />
beachten Sie: Das Pflegegeld zählt<br />
zum Einkommen des Pflegebedürftigen,<br />
auch wenn Sie es weitergereicht<br />
bekommen.<br />
Wie genau wird diese Klage ablaufen?<br />
Der <strong>VdK</strong> Deutschland muss zunächst<br />
ein behördliches Vorverfahren<br />
und die folgenden gerichtlichen<br />
Instanzen durchlaufen, um<br />
dann eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht<br />
einreichen<br />
zu können. Das heißt, Musterklägerinnen<br />
und -kläger müssen Einspruch<br />
gegen ihren Steuerbescheid<br />
des Jahres 2022 beim zuständigen<br />
Finanzamt einlegen mit der Begründung,<br />
dass ihnen keine 300<br />
Euro gewährt wurden. Das Finanzamt<br />
wird einen Einspruchsbescheid<br />
erteilen, gegen den dann<br />
der <strong>VdK</strong> vor dem Finanzgericht<br />
klagt. Wird diese Klage zurückgewiesen<br />
oder negativ entschieden,<br />
kann der <strong>VdK</strong> dagegen vor dem<br />
Bundesfinanzhof in Revision gehen.<br />
Wird auch dort die Klage abgewiesen<br />
oder negativ entschieden,<br />
kann der <strong>VdK</strong> dagegen Beschwerde<br />
vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
einreichen.<br />
Sucht der <strong>VdK</strong> noch Musterklägerinnen<br />
und -kläger?<br />
Nein. Die Bundesgeschäftsstelle<br />
hat schon jetzt viele Anrufe und<br />
Mitteilungen von Mitgliedern erreicht,<br />
die als potenzielle Klägerinnen<br />
und Kläger infrage kommen.<br />
Wir werden diese Verfahren für<br />
Foto: dpa/Christian Ohde<br />
15 bis 20 Mitglieder, stellvertretend<br />
für andere, die von dieser<br />
Ungleichbehandlung betroffen<br />
sind, verfolgen.<br />
Was bedeutet es, wenn ich keine<br />
Musterklägerin, kein Musterkläger<br />
bin? Kann ich dann auch von der<br />
Klage profitieren?<br />
Ja, im Erfolgsfall profitieren alle,<br />
die bislang keine 300 Euro erhalten.<br />
Was kann oder muss ich jetzt tun?<br />
Nichts. Der <strong>VdK</strong> informiert rechtzeitig<br />
im kommenden Jahr über den<br />
Stand der Musterklage und eventuelle<br />
Schritte, die Sie tun müssen.<br />
Was ist mit Pensionärinnen, Arbeitslosen,<br />
Grundsicherungsempfängern?<br />
Auch diese bekommen im Erfolgsfall<br />
die 300-Euro-Pauschale. Bei<br />
den Musterklägerinnen und -klägern<br />
konzentriert der <strong>VdK</strong> sich aber<br />
bewusst auf Menschen mit wenig<br />
Geld, die nicht von anderen Leistungen<br />
der Entlastungspakete profitieren.<br />
Wann bekomme ich im Erfolgsfall<br />
die 300 Euro?<br />
Da der Steuerbescheid für das Jahr<br />
2022 vorliegen muss, um gegen<br />
diesen Einspruch erheben zu können,<br />
wird ein Musterstreitverfahren<br />
frühestens im Sommer 2023<br />
beginnen können. Bis ein Urteil<br />
des Bundesverfassungsgerichts<br />
vorliegt, können mehrere Jahre<br />
vergehen. Heike Vowinkel<br />
Rentenerhöhung führt zu Fehlbetrag<br />
Grundsicherungsempfänger haben im <strong>Juli</strong> weniger Geld<br />
Verhandlung statt Krieg<br />
Friedensforscher im Gespräch mit Verena Bentele<br />
Für die meisten Rentnerinnen und<br />
Rentner ist die kräftige Rentenerhöhung<br />
zum 1. <strong>Juli</strong> ein Grund zur<br />
Freude. Wer jedoch zusätzlich<br />
Grundsicherung bezieht, muss im<br />
<strong>Juli</strong> mit weniger Geld auskommen<br />
als in anderen Monaten.<br />
Zur Jahresmitte steigen die Renten<br />
im Westen um 5,35 Prozent<br />
und im Osten um 6,12 Prozent. Für<br />
Rentnerinnen und Rentner, die<br />
ihre Bezüge mit Grundsicherung<br />
aufstocken müssen, ist der <strong>Juli</strong> jedoch<br />
ein Sparmonat. Grund dafür<br />
sind die unterschiedlichen Auszahlungsmodi.<br />
Während die<br />
Grundsicherung bereits am Anfang<br />
eines Monats überwiesen<br />
wird, kommt die Rente erst am<br />
Monatsende auf das Konto. Die<br />
Einnahmen werden jedoch nach<br />
dem Zuflussprinzip grundsätzlich<br />
in dem Monat angerechnet, in dem<br />
sie auch ausbezahlt werden.<br />
Dadurch kommt es zu folgender<br />
Situation: Die anstehende Rentenerhöhung<br />
wird bereits Anfang <strong>Juli</strong><br />
von der Grundsicherung abgezogen,<br />
während es die höhere Rente<br />
erst Ende <strong>Juli</strong> gibt. Es entsteht also<br />
ein Fehlbetrag, der im Laufe des<br />
Jahres nicht mehr ausgeglichen<br />
wird. Das bedeutet: Rentnerinnen<br />
und Rentner, die Grundsicherung<br />
benötigen, müssen im <strong>Juli</strong> mit weniger<br />
Geld auskommen.<br />
Betroffen sind alle Personen, die<br />
erstmals nach dem 1. April 2004<br />
ihre Rentenzahlungen erhalten<br />
haben. Rentnerinnen und Rentner,<br />
die bereits zuvor im Ruhestand<br />
waren, bekommen ihre<br />
Rente zu Monatsbeginn überwiesen.<br />
Bei ihnen kommt es aufgrund<br />
der zeitgleichen Auszahlung der<br />
Grundsicherung nicht zu einem<br />
Fehlbetrag.<br />
Ein fiktives Beispiel: Rentnerin<br />
Erika Meier erhält 700 Euro Altersrente<br />
und 114 Euro Grundsicherung.<br />
Zum 1. <strong>Juli</strong> steigt ihre Rente<br />
um 37,45 Euro. Anfang <strong>Juli</strong> werden<br />
ihr nur noch 76,55 Euro Grundsicherung<br />
überwiesen, Ende <strong>Juli</strong><br />
737,45 Euro Rente. Auf den gesamten<br />
<strong>Juli</strong> gerechnet hat sie statt 814<br />
nur 776,55 Euro (700 Euro Altersrente<br />
Ende Juni plus 76,55 Euro<br />
Grundsicherung) zur Verfügung.<br />
Bis zum 1. Januar 2016 galt eine<br />
Sonderregelung, nach der Änderungen,<br />
die zum Nachteil von<br />
leistungsberechtigten Personen<br />
führen, erst ab dem Folgemonat<br />
greifen. Diese wurde gestrichen.<br />
Härten vermeiden<br />
Der <strong>VdK</strong> fordert eine Wiedereinführung<br />
dieser Regelung. „Bei<br />
den Empfängerinnen und Empfängern<br />
von Grundsicherung im<br />
Alter und bei Erwerbsminderung<br />
handelt es sich um eine stark von<br />
Armut betroffene Gruppe, die<br />
ihre Lage auch nicht mehr durch<br />
Erwerbstätigkeit verbessern<br />
kann“, betont <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />
Verena Bentele. Darum sollen<br />
besondere Härten für diese Personengruppen<br />
vermieden werden. <br />
<br />
Annette Liebmann<br />
Nicht alle Rentnerinnen und Rentner haben im <strong>Juli</strong> mehr Geld im Portemonnaie.<br />
Wer Grundsicherung bezieht, muss mit weniger auskommen.<br />
Foto: picture alliance/PantherMedia/Andriy Popov<br />
Seit dem 24. Februar erschüttert<br />
der Ukraine-Krieg Europa. Über<br />
diesen Konflikt spricht <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />
Verena Bentele in ihrem<br />
Podcast „In guter Gesellschaft“<br />
mit Professor Ulrich Schneckener.<br />
Er ist Friedens- und Konfliktforscher<br />
an der Universität Osnabrück<br />
und Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Stiftung für Friedensforschung.<br />
Professor Schneckener beschäftigt<br />
sich aus wissenschaftlicher<br />
Sicht mit der Frage, wie sich Frieden<br />
erhalten lässt und wie Konflikte<br />
konstruktiv gelöst werden können.<br />
Er hat unter anderem Bücher<br />
zur Konfliktregelung bei Bürgerkriegen,<br />
zu Terrorismus und Milizen<br />
sowie zu Ressourcenkonflikten<br />
geschrieben oder herausgegeben.<br />
Der Ukraine-Krieg hat inzwischen<br />
viele Opfer gefordert. Besonders<br />
die Zivilisten dort leiden unter<br />
den Folgen. Tote und Verletzte,<br />
Zerstörung und Flucht gehören<br />
seit über vier Monaten zu ihrem<br />
Alltag. Die Auswirkungen sind bis<br />
in die Mitte Europas zu spüren.<br />
Im <strong>VdK</strong>-Podcast geht Professor<br />
Schneckener davon aus, dass der<br />
Krieg noch länger andauern wird.<br />
Für eine Verhandlungslösung sieht<br />
Ulrich Schneckener<br />
Foto: KHK/GCR21<br />
er derzeit kaum eine Perspektive.<br />
Seiner Ansicht nach müssten besetzte<br />
Gebiete von Russland wieder<br />
aufgegeben werden, damit die<br />
Ukraine Verhandlungen aufnehmen<br />
kann. Weder Waffen noch<br />
wirtschaftliche Sanktionen allein<br />
könnten einen Durchbruch bringen.<br />
Nach dem Krieg könnten<br />
Frankreich und Deutschland ein<br />
Beispiel dafür sein, wie aus einer<br />
langjährigen Feindschaft ein stabiler<br />
Frieden werden kann.<br />
Den <strong>VdK</strong>-Podcast „In guter Gesellschaft“<br />
mit Ulrich Schneckener<br />
können Sie ab 20. Juni hören unter:<br />
www.vdk.de/podcast ken<br />
4 RHPfalz<br />
Allgemein
So hilft der <strong>VdK</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
5<br />
Ohne Angst dank blauem Parkausweis<br />
Erfolg vor dem Sozialgericht: <strong>VdK</strong> erreicht für lungenkranke Frau, dass sie Behindertenparkplätze nutzen kann<br />
Ein blauer Parkausweis ist nicht<br />
leicht zu bekommen: Die Kriterien<br />
sind hoch, häufig werden Anträge<br />
deshalb abgelehnt. Dem <strong>VdK</strong><br />
Sachsen gelang es nun, ihn für ein<br />
Mitglied zu erstreiten.<br />
Ein eckiger schwarzer Kasten,<br />
30 Zentimeter hoch, 17 breit, zwölf<br />
tief, drei Kilo schwer – so sieht<br />
Sibylle Grundners* ständiger Begleiter<br />
aus. Keinen Schritt tut sie<br />
ohne ihn. Verlässt sie das Haus,<br />
trägt sie ihn in einem grauen Rucksack<br />
auf dem Rücken. Das Sauerstoffgerät<br />
ist ihre Überlebensgarantie<br />
für den Fall, dass ihr die<br />
Luft ausgeht.<br />
Das kann schnell passieren: Sibylle<br />
Grundner leidet an der seltenen<br />
Krankheit Lymphangioleiomyomatose,<br />
kurz LAM. In ihren<br />
Lungen bilden sich untypische,<br />
glatte Muskelzellen, verdrängen<br />
und zerstören das gesunde Gewebe,<br />
sodass ihr immer weniger Luft<br />
zum Atmen bleibt.<br />
Selbst mit dem Gerät kann sie<br />
sich je nach Anstrengung maximal<br />
drei Stunden außerhalb ihres Hauses<br />
bewegen, dann muss es aufgefüllt<br />
werden. Jeder Einkauf, jeder<br />
Ausflug, jeder Arztbesuch muss<br />
daher gut geplant sein.<br />
Kaum noch raus<br />
Nicht planbar war jedoch bislang,<br />
ob sie in dem Leipziger Viertel,<br />
in dem sie mit ihrem Ehemann<br />
lebt, einen nahen Parkplatz findet.<br />
Denn davon gibt es nur wenige.<br />
Die Angst, den Weg zurück zur<br />
Wohnung dann nicht mehr zu<br />
schaffen, war daher Grundners<br />
zweiter ständiger Begleiter. Zuletzt<br />
hat sie deshalb kaum noch etwas<br />
unternommen. Ein Behindertenparkplatz<br />
vor der Tür schien die<br />
Rettung zu sein.<br />
Kommunale Mitarbeiter richten einen Behindertenparkplatz ein.<br />
Doch die Voraussetzungen für<br />
einen blauen Parkausweis, der zur<br />
Nutzung von Behindertenparkplätzen<br />
berechtigt, sind mit einem<br />
Grad der Behinderung (GdB) von<br />
mindestens 80 und einem Merkzeichen<br />
aG (außergewöhnliche Gehbehinderung)<br />
hoch. Deshalb holte<br />
sich Grundner Unterstützung beim<br />
<strong>VdK</strong> Sachsen.<br />
<strong>VdK</strong>-Juristin Kathleen Daute<br />
beantragte bei der Stadt Leipzig,<br />
dass Grundners GdB von 60 auf<br />
80 heraufgesetzt und das Merkzeichen<br />
aG zuerkannt wird. Doch<br />
das Sozialamt sah die Voraussetzung<br />
einer „erheblichen mobilitätsbezogenen<br />
Teilhabebeeinträchtigung“<br />
für die Anerkennung<br />
des GdB 80 nicht erfüllt. Die Stadt<br />
lehnte ab.<br />
Daute wies in ihrem Widerspruch<br />
auf die vielen Einschränkungen<br />
hin, die Grundner in ihrem Alltag<br />
durch ihre Erkrankung hat. Die<br />
Ablehnung auch des Widerspruchs<br />
war dann eine herbe Enttäuschung.<br />
„Ich musste schon oft um<br />
Hilfsmittel kämpfen. Aber diese<br />
Ablehnung habe ich überhaupt<br />
nicht verstanden“, sagt sie.<br />
Eindeutiger Befund<br />
Foto: imago/Strussfoto<br />
Kathleen Daute stellte sich auf<br />
einen langen Streit ein: Sie klagte<br />
beim Sozialgericht Leipzig nicht nur<br />
gegen die Ablehnung, sondern, weil<br />
Grundners Gesundheitszustand<br />
inzwischen so schlecht war, auch<br />
für das Merkzeichen B, das zur Mitnahme<br />
einer Begleitperson berechtigt.<br />
Dafür regte Daute beim Gericht<br />
die Einholung aktueller Befundberichte<br />
von der Uni-Klinik Leipzig<br />
an. Als diese vorlagen und eindeutig<br />
waren, ging plötzlich alles ganz<br />
schnell: Die Stadt erkannte den<br />
GdB von 80 sowie die Merkzeichen<br />
aG und B an. In dem Bericht stand,<br />
dass sich der Gasaustausch in der<br />
Lunge weiter verschlechtert und<br />
somit der Gesundheitszustand erheblich<br />
verschlimmert hatte.<br />
Inzwischen hat die Stadt vor der<br />
Wohnungstür von Sibylle Grundner<br />
einen Behindertenparkplatz<br />
eingerichtet. „Der gibt mir ein<br />
Freiheitsgefühl, das ich lange nicht<br />
mehr kannte“, sagt sie begeistert.<br />
Kürzlich ist sie mit ihrem Mann<br />
zur Landesgartenschau nach<br />
Torgau gefahren – seit Langem<br />
ohne Angst, zu Hause keinen Parkplatz<br />
zu finden. Jörg Ciszewski<br />
*Name von der Reaktion geändert<br />
Info<br />
Fragen rund um den Grad der<br />
Behinderung (GdB) und dessen<br />
Beantragung beantwortet in einem<br />
Video aus der Reihe „Rat<br />
und Tat“ der <strong>VdK</strong>-Sozialrechtsexperte<br />
Oliver Sonntag:<br />
www.vdktv.de<br />
Kein Zuschuss für neue Waschmaschine<br />
BSG: Sozialhilfeempfänger müssen Kosten für Ersatz ansparen<br />
Geht ein Haushaltsgerät kaputt,<br />
haben Sozialhilfeempfänger keinen<br />
Anspruch auf einen einmaligen<br />
Zuschuss durch das Sozialamt,<br />
um ein neues zu kaufen. Dies hat<br />
der achte Senat des Bundessozialgerichts<br />
(BSG) entschieden (Az.<br />
B 8 SO 1/21 R).<br />
Die alte Waschmaschine funktionierte<br />
nicht mehr. Darum stellte<br />
eine Sozialhilfeempfängerin einen<br />
Antrag auf Zuschuss in Höhe von<br />
99,90 Euro, um ein neues Gerät für<br />
299 Euro zu kaufen. Für den Restbetrag<br />
wollte sie vom Warenhaus<br />
ausgestellte Gutscheine nutzen.<br />
Die Behörde lehnte ab. Noch während<br />
das Berufungsverfahren gegen<br />
die Ablehnung lief, kaufte die<br />
Klägerin die Waschmaschine. Die<br />
gegen die Ablehnung ihres Antrags<br />
gerichtete Klage blieb in beiden<br />
Instanzen ohne Erfolg.<br />
Ist die Waschmaschine kaputt, müssen Sozialhilfeempfänger für einen<br />
Ersatz lange sparen.<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Oleksandr Latkun<br />
Das BSG hat diese Entscheidungen<br />
nun bestätigt. Die Gewährung<br />
eines Zuschusses für den Kauf von<br />
Haushaltsgeräten ist gesetzlich<br />
ausschließlich bei einer Erstausstattung<br />
vorgesehen. Wird ein Ersatzgerät<br />
gebraucht, muss das Geld<br />
dafür aus dem Regelsatz angespart<br />
werden. Ein Verstoß gegen Verfassungsrecht<br />
sieht der BSG darin<br />
nicht.<br />
Sollte der Regelsatz dafür nicht<br />
ausreichen, könne ein Darlehen<br />
aufgenommen werden. Denn<br />
schließlich, so das Gericht, seien<br />
die durchschnittlichen <strong>Ausgabe</strong>n<br />
für Waschmaschinen bei der Berechnung<br />
des Regelbedarfs berücksichtigt<br />
worden.<br />
Die Darlehensregelung im<br />
SGB XII enthalte Auslegungsspielräume<br />
für Härtefälle. Dies stelle<br />
sicher, dass ein Darlehen nach dem<br />
individuellen Bedarf zur Existenzsicherung<br />
gewährt wird. Die Rückzahlung<br />
und ihre Höhe werden in<br />
das Ermessen des Sozialhilfeträgers<br />
gestellt. Die Höhe der monatlichen<br />
Rückzahlung sei zudem auf fünf<br />
Prozent der Regelbedarfsstufe 1 –<br />
derzeit 22 Euro 45 Cent – gedeckelt<br />
(siehe Seite 2). Jörg Ciszewski<br />
5 RHPfalz<br />
Allgemein
6 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Pflege<br />
Es muss nicht immer der Pflegedienst sein<br />
Wer keine Pflege, sondern nur Unterstützung im Alltag braucht, kann auch Alltagsbegleiter oder Betreuungsdienste beauftragen<br />
Pflegebedürftige haben nicht nur<br />
Anspruch auf Pflegeleistungen,<br />
sondern auch auf Unterstützung im<br />
Alltag. Seit 2019 dürfen neben ambulanten<br />
Pflegediensten auch<br />
Betreuungsdienste und Alltagsbegleiterinnen<br />
und -begleiter diese<br />
Leistungen mit den Pflegekassen<br />
abrechnen. Sie sind meist wesentlich<br />
günstiger und bieten beispielsweise<br />
an, jemanden zu einer<br />
Behörde zu begleiten, ihr oder ihm<br />
beim Ausfüllen von Anträgen zu<br />
helfen oder Gesellschaft zu leisten.<br />
Betreuungsdienste sind ambulante<br />
Dienstleistungsunternehmen,<br />
die Pflegebedürftige im Haushalt<br />
sowie im täglichen Leben unterstützen.<br />
Um von den Pflegekassen<br />
anerkannt zu werden, ist es notwendig,<br />
dass sie von einer Fachkraft<br />
geleitet werden oder mit einer<br />
solchen kooperieren. Diese muss,<br />
ebenso wie die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, nicht aus der Pflege<br />
sein. Alltagsbegleiterinnen und<br />
-begleiter sowie Betreuungsassistentinnen<br />
und -assistenten betreuen<br />
Pflegebedürftige als Einzelpersonen<br />
und können ebenfalls mit<br />
den Kassen abrechnen.<br />
Ziel der Alltagsbegleitung ist es,<br />
die Betroffenen so zu unterstützen,<br />
dass sie weitestgehend unabhängig<br />
in ihrem Zuhause wohnen und am<br />
gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />
können. Die Betreuerinnen und<br />
Betreuer helfen Pflegebedürftigen<br />
beispielsweise beim Kochen, Einkaufen<br />
oder Putzen, aber auch<br />
dabei, ihre behördlichen und finanziellen<br />
Angelegenheiten zu<br />
regeln.<br />
In einigen Regionen Deutschlands<br />
sind Betreuungsdienste vielleicht<br />
nicht verfügbar. Im <strong>August</strong><br />
2020 verzeichnete das Bundesgesundheitsministerium<br />
46 zugelassene<br />
Anbieter, weitere 70 warteten<br />
auf ihre Zulassung. Ob es einen<br />
Betreuungsdienst vor Ort gibt,<br />
erfahren Interessierte in den Pflegestützpunkten<br />
sowie im Internet,<br />
etwa über den „Pflegelotsen“ der<br />
Pflegeversicherung.<br />
„Viele Menschen kennen diese<br />
Angebote noch nicht oder wissen<br />
nicht, was ihnen zusteht“, sagt<br />
Stefan Heyde aus Nieder-Olm. Der<br />
gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
bietet derzeit als Einzelperson<br />
eine Alltagsbegleitung und<br />
Betreuung insbesondere für Parkin<br />
son patienten und Demenzkranke<br />
an und wartet darauf, dass<br />
er diese erweitern kann. Dann will<br />
er Fachkräfte einstellen, denn die<br />
Nachfrage steigt.<br />
Zu Beginn einer Betreuung bietet<br />
er ein Erstgespräch an, um sich<br />
kennenzulernen und den Betreuungsbedarf<br />
zu erfahren. Vier bis<br />
acht Wochen dauere es, bis sich die<br />
oder der Pflegebedürftige an die<br />
neue Person gewöhnt hat, sagt er.<br />
„Vertrauen ist wichtig, vor allem im<br />
Umgang mit Demenzkranken“,<br />
betont Heyde.<br />
Im Schnitt kostet eine Stunde<br />
Betreuung etwa 24 Euro für haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen und 34<br />
Euro für Betreuung und Begleitung.<br />
Vorsicht ist geboten, wenn<br />
Die meisten Älteren wollen selbstständig leben und brauchen nur kleine<br />
Hilfen, etwa beim Einkaufen. <br />
Foto: imago images/Michael Gstettenbauer<br />
Anbieter ihre Preise nicht offenlegen,<br />
denn manche Dienstleister<br />
verlangen einen weitaus höheren<br />
Stundensatz. Hinzu kommen die<br />
Fahrtkosten, die das oft knappe<br />
Budget zusätzlich schmälern.<br />
Wer etwa Pflegegrad 1 hat, kann<br />
lediglich den Entlastungsbetrag in<br />
Höhe von 125 Euro dafür in Anspruch<br />
nehmen. Damit lassen sich<br />
monatlich zwischen drei und vier<br />
Stunden Hilfe finanzieren. Braucht<br />
man mehr Unterstützung, muss<br />
man die Differenz aus eigener Tasche<br />
bezahlen.<br />
Die Leistungen des Betreuungsdiensts<br />
können aber auch über die<br />
Verhinderungspflege oder die Pflegesachleistung<br />
abgerechnet werden.<br />
Beides erhalten Pflegebedürftige<br />
erst ab Pflegegrad 2. Für Verhinderungspflege<br />
zahlt die<br />
Pflegekasse 1612 Euro pro Jahr. Die<br />
Pflegesachleistung kann bis zu<br />
40 Prozent auch für Betreuungsleistungen<br />
verwendet werden. Sie beträgt<br />
724 Euro bei Pflegegrad 2 und<br />
2095 Euro bei Pflegegrad 5. Wer<br />
zusätzlich Pflegegeld bezieht (Kombinationsleistung),<br />
muss warten, bis<br />
der ambulante Betreuungsdienst<br />
mit der Pflegekasse abgerechnet<br />
hat, und bekommt das Pflegegeld<br />
dann im Folgemonat überwiesen.<br />
<strong>VdK</strong> fordert Budget<br />
Das ginge sicher auch einfacher:<br />
Seit Jahren fordert der Sozialverband<br />
<strong>VdK</strong>, alle Entlastungsangebote<br />
wie Entlastungsbetrag, Verhinderungs-<br />
und Kurzzeitpflege zu<br />
einem gemeinsamen Budget zusammenzufassen.<br />
Damit würde<br />
das Abrechnungsverfahren vereinfacht,<br />
und Pflegebedürftige beziehungsweise<br />
deren Angehörige<br />
könnten unkompliziert und unbürokratisch<br />
die für sie passenden<br />
Leistungen auswählen.<br />
Ähnlich sieht das auch Heyde:<br />
„Es wäre viel einfacher, wenn es<br />
nur einen Topf gäbe und sich jeder<br />
die Hilfe so zusammenstellen<br />
könnte, wie sie benötigt wird.“<br />
Optimal wäre seiner Ansicht nach<br />
ein Jahresbudget, denn wenn pflegende<br />
Angehörige Urlaub machen,<br />
kommt es kurzfristig zu höheren<br />
Betreuungskosten, die in anderen<br />
Monaten wieder eingespart werden<br />
können. Annette Liebmann<br />
Pflegebett und Bettschutzeinlage<br />
Bei den Pflegehilfsmitteln gibt es Unterschiede<br />
Pflegehilfsmittel dienen dazu, die<br />
Beschwerden von Betroffenen zu<br />
lindern, ihnen ein eigenständiges<br />
Leben zu ermöglichen und die<br />
Pflege zu erleichtern. Unterschieden<br />
wird in technische Pflegehilfsmittel<br />
und Pflegehilfsmittel zum<br />
Verbrauch.<br />
Hausnotruf systeme, höhenverstellbare<br />
Pflegebetten, mobile Patientenlifter<br />
oder Sitzhilfen zählen<br />
zu den technischen Pflegehilfsmitteln.<br />
Diese werden meist leihweise<br />
zur Verfügung gestellt und sind<br />
nicht zu verwechseln mit fest eingebauten<br />
Geräten, die als Maßnahmen<br />
zur Wohnraumanpassung<br />
gelten. Zum Verbrauch bestimmte<br />
Pflegehilfsmittel sind beispielsweise<br />
saugfähige Bettschutzeinlagen,<br />
Fingerlinge und Einmalhandschuhe,<br />
Mundschutz, Desinfektionsmittel<br />
sowie Schutzschürzen und<br />
Einmallätzchen. Kostenträgerin ist<br />
die Pflegekasse. Bei ihr müssen<br />
alle Pflegehilfsmittel im Vorfeld<br />
beantragt werden.<br />
Ab Pflegegrad 1<br />
Anspruch auf Pflegehilfsmittel<br />
haben alle Menschen, die einen<br />
Pflegegrad haben und sich selbst<br />
versorgen oder ambulant gepflegt<br />
werden. Ein ärztliches Rezept ist<br />
nicht notwendig. Der Bedarf wird<br />
vom Medizinischen Dienst geprüft.<br />
Für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch<br />
stehen monatlich 40 Euro<br />
zur Verfügung. Pflegebedürftige<br />
haben die Möglichkeit, ein Abo<br />
beispielsweise bei einer Apotheke<br />
oder einem Lieferservice abzuschließen<br />
und sich die Ware nach<br />
Hause bringen zu lassen. Ein weiterer<br />
Vorteil ist, dass der Dienstleister<br />
direkt mit der Kasse abrechnet.<br />
Alternativ ist es möglich, die<br />
Pflegehilfsmittel zum Verbrauch<br />
selbst zu besorgen und die Rechnungen<br />
bei der Pflegekasse einzureichen.<br />
Allerdings erkennt nicht<br />
jede Kasse dieses Verfahren an.<br />
Die Zuzahlung bei den technischen<br />
Pflegehilfsmitteln beträgt<br />
zehn Prozent, maximal 25 Euro.<br />
Bei den zum Verbrauch bestimmten<br />
Pflegehilfsmitteln übernimmt<br />
die Pflegekasse maximal 40 Euro<br />
pro Monat. Um Härten zu vermeiden,<br />
werden Menschen mit geringem<br />
Einkommen teilweise oder<br />
ganz von Zuzahlungen befreit.<br />
Die Pflegekassen übernehmen<br />
nicht nur die Kosten für das Hilfsmittel,<br />
sondern auch für notwendige<br />
Änderungen, Instandsetzungen,<br />
Ersatzbeschaffungen sowie für die<br />
Einweisung in den Gebrauch. Auch<br />
hier gilt: Wer ein teureres Hilfsmittel<br />
wählt als von der Kasse vorgesehen,<br />
muss die Mehrkosten aus<br />
eigener Tasche bezahlen.<br />
Der Sozialverband <strong>VdK</strong> hilft<br />
seinen Mitgliedern gerne bei der<br />
Antragstellung für Hilfsmittel und<br />
Pflegehilfsmittel. Fragen Sie einfach<br />
in Ihrer nächstgelegenen<br />
<strong>VdK</strong>-Geschäftsstelle nach. ali<br />
Das Trinken<br />
nicht vergessen<br />
Wasser ist lebensnotwendig. Erwachsene<br />
sollten mindestens eineinhalb<br />
Liter pro Tag trinken, an<br />
heißen Tagen mehr. Doch ältere<br />
Menschen empfinden oft weniger<br />
Durst. Deshalb ist es als Pflegeperson<br />
wichtig, dafür zu sorgen,<br />
dass die oder der Pflegebedürftige<br />
genug Flüssigkeit zu sich nimmt.<br />
Nicht nur das mangelnde Durstempfinden,<br />
sondern auch entwässernde<br />
Medikamente oder Durchfall<br />
können zu einem Flüssigkeitsmangel<br />
führen. Dieser macht sich<br />
durch starke Müdigkeit, Schwindel,<br />
Schwäche, Kopfschmerzen,<br />
Verwirrtheit und Vergesslichkeit<br />
bemerkbar.<br />
Angehörige können Pflegebedürftige<br />
unterstützen, indem sie im Tagesverlauf<br />
verschiedene Getränke<br />
anbieten, etwa Wasser, Tees, Säfte<br />
oder Saftschorlen. Die oder der Pflegebedürftige<br />
sollte immer ein volles<br />
Trinkgefäß in Griffweite haben, das<br />
nach dem Austrinken wieder aufgefüllt<br />
wird. Auch Getränkeflaschen,<br />
die gut erreichbar aufgestellt werden,<br />
regen zu häufigerem Trinken<br />
an. Für Menschen mit motorischen<br />
Einschränkungen gibt es spezielle<br />
Becher, mit denen nichts verschüttet<br />
werden kann. Darüber hinaus können<br />
wasserreiche Lebensmittel wie<br />
Melone oder Gurke helfen, die benötigte<br />
Flüssigkeitsmenge zu erreichen.<br />
Bei Herz- oder Nierenerkrankungen<br />
sollte natürlich die ärztlich<br />
verordnete Flüssigkeitsmenge eingehalten<br />
werden.<br />
ali<br />
6 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
7<br />
Raus aus dem Gedankenstrudel<br />
Krebskranke Menschen sind seelisch belastet – Psychoonkologen helfen<br />
Was macht eigentlich der G-BA?<br />
Gremium entscheidet, was Kassen zahlen<br />
Die Diagnose Krebs ist ein Schock<br />
und stellt das bisherige Leben auf<br />
den Kopf. Die Nachricht über die<br />
Erkrankung löst Angst, Ohnmacht,<br />
Trauer und Wut aus. Familienmitglieder<br />
stecken ebenfalls in einem<br />
Gefühls chaos. In dieser schwierigen<br />
Situation ist es wichtig, dass<br />
alle Betroffenen professionelle<br />
Hilfe bekommen. Psychoonkologinnen<br />
und -onkologen bieten diese.<br />
Menschen, die erfahren haben,<br />
dass sie an Krebs erkrankt sind,<br />
beschreiben ihre Gefühle oft mit<br />
Bildern: „Die Nachricht hat mir<br />
den Boden unter den Füßen weggezogen“<br />
oder „Es war, als ob ich<br />
in einen tiefen Abgrund falle.“<br />
Ähnlich hat es auch der Medizinsoziologe<br />
Nikolaus Gerdes in den<br />
1980er-Jahren beschrieben. Er<br />
stellte fest, dass eine Krebsdia g-<br />
nose wie ein „unfreiwilliger Sturz<br />
aus der normalen Wirklichkeit“<br />
wahrgenommen wird.<br />
Dass eine Krebserkrankung seelische<br />
Auswirkungen hat, beobachtet<br />
Dr. Till Johannes Bugaj<br />
täglich. Er arbeitet am Zentrum für<br />
Innere Medizin des Universitätsklinikums<br />
Heidelberg und ist kommissarischer<br />
Leiter der Psychoonkologie<br />
am NCT Heidelberg.<br />
„Eine Krebsdiagnose ist immer ein<br />
Schock, egal, in welchem Alter“,<br />
sagt der Mediziner. Die Erkrankung<br />
betreffe die ganze Familie.<br />
Viele Krebskranke haben Angst,<br />
dass der Tumor trotz Behandlung<br />
fortschreitet. Betroffene erleben,<br />
dass sie im Alltag nicht mehr so<br />
funktionieren wie vor der Erkrankung,<br />
möchten aber gleichzeitig die<br />
Partnerschaft nicht belasten – erst<br />
recht nicht die eigenen Kinder. Sie<br />
machen sich immer wieder Gedanken<br />
über die Zukunft: Werde ich<br />
die anstrengenden Behandlungen<br />
und mögliche Nebenwirkungen<br />
durchstehen? Wie geht es im Berufsleben<br />
weiter? Aber auch: Wie<br />
viel Zeit bleibt mir noch mit meinen<br />
Lieben? Letztere Frage stellen<br />
sich natürlich besonders Menschen,<br />
deren Tumorerkrankung<br />
nach ärztlicher Einschätzung nicht<br />
heilbar ist.<br />
„Diese Fragen können Betroffene<br />
und ihre Familien aus der Bahn<br />
werfen“, sagt Bugaj. Er und sein<br />
Team stehen Patientinnen und Patienten,<br />
die in der Klinik behandelt<br />
werden, und deren Angehörigen<br />
bei. Sie bieten entlastende Gespräche,<br />
psychosoziale Beratung und<br />
Paar- oder Familiengespräche an.<br />
Nach der Diagnose Krebs drehen sich die Gedanken im Kreis. Psychoonkologische<br />
Beratung hilft Betroffenen, damit besser umzugehen.<br />
Vor Therapiebeginn findet eine<br />
Tumor- Konferenz statt. Dabei<br />
sichten Expertinnen und Experten<br />
aus den Bereichen Innere Medizin<br />
oder Onkologie, Chirurgie und<br />
Radiologie gemeinsam die vorliegenden<br />
Befunde und formulieren<br />
eine Therapieempfehlung. Belastung<br />
und Nutzen der Therapie für<br />
die Patientin oder den Patienten<br />
werden sorgfältig abgewogen.<br />
Wünsche berücksichtigen<br />
Manche Menschen fühlen sich<br />
jedoch in einer Klinik fremdbestimmt.<br />
Bugaj möchte unsichere<br />
Menschen beruhigen: „Therapieentscheidungen<br />
werden eng begleitet.<br />
Es wird nicht über den Kopf<br />
der Patientin oder des Patienten<br />
hinweg entschieden. Ihre oder<br />
seine Wünsche werden berücksichtigt.“<br />
Zum Leben mit Krebs gehört,<br />
dass sich Entscheidungen ändern<br />
können. Es kommt vor, dass sich<br />
die Haltung der Betroffenen zur<br />
Behandlung im Lauf der Erkrankung<br />
mehrmals verändert. „Das<br />
erlebe ich besonders bei Menschen,<br />
die unheilbar an Krebs erkrankt<br />
sind“, sagt der Internist. So kann<br />
es sein, dass jemand, der letzte<br />
Woche noch auf die maximale<br />
Therapie gesetzt hat, sich gegen<br />
eine Behandlung entscheidet, weil<br />
nun für ihn die Lebensqualität im<br />
Vordergrund steht.<br />
Angehörige können während der<br />
Krebserkrankung eine große Stütze<br />
sein. „Familienmitglieder sollten<br />
der betroffenen Person jedoch<br />
nichts überstülpen. Oft kann es<br />
hilfreich sein, sie zu fragen, was sie<br />
braucht“, rät der Experte. Wichtig<br />
ist zudem: Zuhören, ohne zu verurteilen.<br />
Der Arzt beobachtet außerdem,<br />
dass nahestehende Menschen<br />
manchmal dazu neigen, von<br />
einem Krebskranken zu viel<br />
Kampfgeist zu erwarten und ihn<br />
damit unter Druck zu setzen. Doch<br />
den Betroffenen muss zugestanden<br />
werden, dass sie nicht immer stark<br />
sein müssen.<br />
Für viele Männer sei das Thema<br />
seelische Belastung aber noch immer<br />
ein Tabu. „Eine psychoonkologische<br />
Beratung in Anspruch zu<br />
nehmen, ist Ausdruck der Selbstfürsorge“,<br />
lautet Bugajs Botschaft.<br />
Elisabeth Antritter<br />
Kontakt<br />
Krebskranke Menschen, Angehörige<br />
und Ratsuchende können<br />
sich an den Krebsinformationsdienst,<br />
eine Einrichtung des<br />
Deutschen Krebsforschungszentrums,<br />
wenden. Das kostenlose<br />
Servicetelefon ist täglich von<br />
8 bis 20 Uhr besetzt.<br />
• 0800 4 20 30 40<br />
www.krebsinformations<br />
dienst.de<br />
Foto: picture alliance/Felix Hörhager<br />
„Das übernimmt Ihre Kasse nicht.“<br />
Diesen Satz haben bestimmt alle<br />
schon einmal gehört, die bei einer<br />
gesetzlichen Krankenkasse versichert<br />
sind. Welche Arzneimittel,<br />
Diagnoseverfahren oder Therapien<br />
bezahlt werden, wird maßgeblich<br />
im Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
(G-BA) entschieden.<br />
„Ausreichend, zweckmäßig und<br />
wirtschaftlich“ soll laut Gesetzesauftrag<br />
die Gesundheitsversorgung<br />
der 73 Millionen Menschen<br />
sein, die bei einer gesetzlichen<br />
Krankenversicherung Mitglied<br />
sind. Einerseits sollen Kassenversicherte<br />
nicht vom medizinischen<br />
Fortschritt abgehängt werden,<br />
andererseits sollen die Krankenkassenbeiträge<br />
und die <strong>Ausgabe</strong>n<br />
der Kassen nicht steigen. Laut<br />
Bundesgesundheitsministerium<br />
wiesen die Krankenkassen 2021<br />
jedoch ein Defizit von 5,8 Milliarden<br />
Euro auf, das zum Teil über<br />
Steuermittel ausgeglichen werden<br />
muss. Für das Jahr 2022 drohen<br />
wieder hohe Verluste. Die Kassen<br />
bereiten ihre Versicherten schon<br />
auf höhere Zusatzbeiträge vor, und<br />
Bundesgesundheitsminister Karl<br />
Lauterbach hat eine Anhebung des<br />
Beitragssatzes angekündigt.<br />
Ein Gremium hat in diesem<br />
Wechselspiel eine bedeutende Rolle:<br />
Im Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
(G-BA) sitzen Vertreterinnen<br />
und Vertreter der gesetzlichen<br />
Krankenkassen, der Ärzteschaft<br />
und der Krankenhausbetreiber.<br />
Hinzu kommen Vertreterinnen<br />
und Vertreter von vier Patientenverbänden.<br />
Dazu zählt der Deutsche<br />
Behindertenrat (DBR), dem<br />
auch der Sozialverband <strong>VdK</strong> angehört.<br />
Allerdings hat die Patientenvertretung<br />
nur Mitberatungs- und<br />
Vorschlagsrechte.<br />
Im G-BA wird über die Neufassungen<br />
von Regelungen zur Kostenübernahme<br />
von Arzneiwirkstoffen<br />
und Therapien diskutiert,<br />
aber auch über die Bedarfsplanung<br />
ärztlicher Praxen. Die Richtlinien<br />
G-BA-Geschäftsstelle in Berlin.<br />
des G-BA sind für gesetzlich Versicherte,<br />
für Anbieter von Gesundheitsleistungen<br />
und für Krankenkassen<br />
verbindlich.<br />
<strong>VdK</strong> übt Kritik<br />
Diese Festlegungen sind aus Versichertensicht<br />
jedoch nicht immer<br />
nachvollziehbar. In Auseinandersetzungen<br />
mit Krankenkassen in<br />
der <strong>VdK</strong>-Sozialrechtsberatung geht<br />
es nicht selten um wichtige Therapien<br />
oder Medikamente, deren<br />
Kosten nicht von den Kassen erstattet<br />
werden. Oft müssen Erkrankte<br />
jahrelange Rechtsverfahren<br />
in Kauf nehmen, während sich<br />
in dieser Zeit ihre Situation längst<br />
verändert hat.<br />
Der <strong>VdK</strong> sieht aktuell die Bedarfsplanung<br />
für Psychotherapieplätze<br />
durch den G-BA sehr kritisch.<br />
Patientinnen und Patienten<br />
warten meist Monate auf den Beginn<br />
ihrer Therapie, weil es zu<br />
wenig Psychotherapeutinnen und<br />
-therapeuten mit Kassenzulassung<br />
gibt. Sogar in einem eigens vom<br />
G-BA in Auftrag gegebenen Gutachten<br />
wurden 2400 zusätzliche<br />
Plätze vorgeschlagen. Daraus wurden<br />
dann 776 Plätze bundesweit.<br />
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag<br />
eine G-BA-Reform<br />
angekündigt, um unter anderem<br />
die Patientenvertretung zu stärken.<br />
Der <strong>VdK</strong> wird diesen Prozess<br />
sehr aufmerksam begleiten. bsc<br />
Foto: G-BA/Svea Pietschmann<br />
7 RHPfalz<br />
Allgemein
8 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Gesundheit<br />
Fälle von Affenpocken häufen sich<br />
Die Viruserkrankung gibt der Forschung Rätsel auf – Lebendimpfstoff gegen die klassischen Pocken bietet gewissen Schutz<br />
Affenpocken sorgen nach dem<br />
Coronavirus für neue Beunruhigung:<br />
Bisher wurden in Deutschland<br />
(Stand: 15. Juni 2022) 263 Affenpocken-Fälle<br />
registriert. Die<br />
Dunkelziffer dürfte höher liegen.<br />
Der ungewöhnliche Ausbruch in<br />
vielen Ländern außerhalb des afrikanischen<br />
Kontinents, wo das<br />
Virus bislang häufig auftrat, gibt<br />
auch Expertinnen und Experten<br />
Rätsel auf. Das Robert Koch-Institut<br />
(RKI) schätzt die Gefahr für die<br />
breite Bevölkerung bislang als<br />
gering ein, ruft aber dennoch zu<br />
einer gewissen Wachsamkeit auf.<br />
Das Besondere an den neuen<br />
Affenpocken-Fällen ist, dass die<br />
Betroffenen zuvor nicht – wie<br />
sonst bei Erkrankungsfällen in der<br />
Vergangenheit – in afrikanische<br />
Länder gereist waren, in denen das<br />
Virus verbreitet ist, „und dass viele<br />
Übertragungen offenbar im<br />
Rahmen von sexuellen Aktivitäten<br />
erfolgt sein könnten“, heißt es beim<br />
RKI. Im Gegensatz zu den seit<br />
1980 ausgerotteten Menschenpocken<br />
würden Affenpocken in der<br />
Regel aber deutlich milder verlaufen,<br />
die meisten Menschen erholten<br />
sich innerhalb von ein paar<br />
Wochen. Affenpocken könnten bei<br />
einigen Menschen aber zu medizinischen<br />
Komplikationen und in<br />
sehr seltenen Fällen auch zum Tod<br />
führen, so die Behörde.<br />
Die Krankheit wird durch<br />
das Affenpockenvirus (Orthopox<br />
simiae) ausgelöst, das verwandt ist<br />
Wegen der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe gegen die humanen Pockenviren zu einem Teil auch vor den<br />
auf diesem Bild abgebildeten Viren, die Affenpocken hervorrufen. Foto: picture alliance/imageBROKER/Isai Hernandez<br />
mit den klassischen humanen<br />
Pockenviren (Orthopox variolae)<br />
und den ebenfalls bekannten Kuhpockenviren<br />
(Orthopox bovis).<br />
Erste Symp tome sind laut RKI Fieber,<br />
Kopf-, Muskel-, Rückenschmerzen<br />
und geschwollene Lymphknoten.<br />
„Einige Tage nach dem Auftreten<br />
von Fieber entwickeln sich<br />
Hautveränderungen, welche die<br />
Stadien vom Fleck bis zur Pustel<br />
durchlaufen und letztlich verkrusten<br />
und abfallen. Der Ausschlag<br />
konzentriert sich in der Regel auf<br />
Gesicht, Handflächen und Fußsohlen.<br />
Die Haut- und Schleimhautveränderungen<br />
können auch auf dem<br />
Mund, den Genitalien und den<br />
Augen gefunden werden.“<br />
In der Regel heilt die Erkrankung<br />
innerhalb von zwei bis vier Wochen<br />
aus. Gefährdet für schwere Verläufe<br />
sind neben immun geschwächten<br />
Patientinnen und Patienten vor<br />
allem jüngere Menschen und Kinder.<br />
Bei Schwangeren kann eine<br />
Infektion zu einer Fehlgeburt führen,<br />
so das RKI. Dass Menschen<br />
unter 40 oft schwerer erkranken als<br />
Ältere, könnte damit zusammenhängen,<br />
dass sie als Kinder keine<br />
Pockenimpfung mehr erhalten<br />
haben. Denn der Lebendimpfstoff<br />
gegen die klassischen Pocken, so<br />
sagen es viele Experten, bietet auch<br />
einen gewissen Schutz vor den<br />
Affenpocken. Geimpfte sehen das<br />
an der Narbe am Oberarm.<br />
In Deutschland wurde die allgemeine<br />
Empfehlung zur Impfung<br />
gegen die echten Pocken im Jahr<br />
1983 aufgehoben, der Erreger galt<br />
als ausgerottet, der Impfstoff hatte<br />
außerdem häufig starke Nebenwirkungen.<br />
In Deutschland gilt für Infizierte<br />
und Kontaktpersonen derzeit die<br />
Empfehlung zu einer 21-tägigen<br />
Isolationszeit. Die Behandlung der<br />
Affenpocken zielt hauptsächlich<br />
auf das Lindern der Symptome<br />
oder das Verhindern bakterieller<br />
Zweitinfektionen. Das Mittel<br />
Tecovirimat – in den USA entwickelt<br />
– wurde gegen Affenpocken<br />
im Januar 2022 auch in der Europäischen<br />
Union zugelassen.<br />
Bundesgesundheitsminister Karl<br />
Lauterbach (SPD) zufolge werden<br />
Impfkonzepte für Menschen im<br />
Umfeld von Infizierten vorbereitet.<br />
Es gibt einen Pocken-Impfstoff der<br />
dritten Generation, der weniger<br />
Nebenwirkungen hervorrufen soll.<br />
Die Ständige Impfkommission<br />
(Stiko) empfieht Erwachsenen, die<br />
engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten<br />
hatten oder ein<br />
erhöhtes Ansteckungsrisiko haben,<br />
eine Impfung.<br />
Menschen stecken sich vor allem<br />
an Tieren durch den Kontakt mit<br />
Blut, Gewebe, Ausscheidungen<br />
oder den Verzehr von Fleisch an.<br />
Eine Übertragung von Mensch zu<br />
Mensch ist bei engem Kontakt<br />
möglich, etwa durch Körperflüssigkeiten,<br />
Bläscheninhalt und<br />
Schorf der Infizierten sowie vermutlich<br />
auch beim Geschlechtsverkehr.<br />
Bettwäsche und Kleidung,<br />
die mit infektiösen Flüssigkeiten<br />
in Kontakt kommen, sind ebenfalls<br />
mögliche Infektionsquellen. Auch<br />
Atemwegssekrete werden in Erwägung<br />
gezogen. Petra J. Huschke<br />
Hörprobleme beginnen schleichend<br />
Wer seine Mitmenschen schlecht versteht, sollte sich testen lassen<br />
Überwiegend positiv<br />
Videosprechstunden kommen bei Patienten gut an<br />
Hörminderungen verlaufen meist<br />
schleichend und werden daher oft<br />
erst spät erkannt. Viele Betroffene<br />
wissen dann nicht mehr, wie sich<br />
gutes Hören anfühlt, und gewöhnen<br />
sich nur schwer an ein Hörgerät.<br />
Deshalb sollte man sein Gehör<br />
regelmäßig selbst überprüfen und<br />
von einer Fachfrau oder einem<br />
Fachmann testen lassen.<br />
Fast jeder fünfte Mensch in<br />
Deutschland hat Hörprobleme.<br />
Betroffen sind nicht nur Ältere.<br />
Zwar hat etwa jede zweite Person<br />
über 60 Jahre eine Hörminderung.<br />
Doch auch schon bei Kindern und<br />
Jugendlichen stellen Fachleute<br />
immer häufiger ein eingeschränktes<br />
Hörvermögen fest.<br />
Eine wichtige Rolle bei der Hörminderung<br />
spielen die Haaressinneszellen<br />
im Innenohr. Sie sterben<br />
mit zunehmendem Alter sowie<br />
bei hoher Belastung ab. Letzteres<br />
ist der Fall, wenn jemand zum Beispiel<br />
dauerhaft lauten Maschinengeräuschen<br />
ausgesetzt ist oder an<br />
einer Hauptverkehrsstraße wohnt.<br />
Auch wer regelmäßig mit dem<br />
Handy oder Kopfhörer laut Musik<br />
hört, kann seinem Gehör schaden.<br />
Ein Anzeichen für beginnende<br />
Schwerhörigkeit ist, wenn man<br />
seine Gesprächspartner schlecht<br />
versteht. Insbesondere im Lokal<br />
Bei einem Hörtest wird überprüft, welchen Ton man ab welcher Laut stärke<br />
wahrnimmt. Foto: imago images/Westend 61<br />
oder bei Gruppengesprächen fällt<br />
es zunehmend schwer, das Gesagte<br />
wahrzunehmen, oder man hat den<br />
Eindruck, die Gesprächspartnerin<br />
oder der Gesprächspartner spricht<br />
undeutlich. Oft sind es aber auch<br />
andere, die einen auf eine Hörminderung<br />
aufmerksam machen. Wer<br />
etwa seinen Fernseher so laut stellen<br />
muss, dass sich die Nachbarschaft<br />
beschwert, sollte sich fragen,<br />
ob nicht ein Hörtest in der<br />
Hals-Nasen-Ohren-Praxis oder<br />
beim Akustiker angezeigt wäre.<br />
Gehirn verlernt das Hören<br />
Um den Grad der Schwerhörigkeit<br />
zu bestimmen, wird ein Tonaudiogramm<br />
erstellt. Dabei wird<br />
für unterschiedliche Frequenzen<br />
die Lautstärke gemessen, ab der<br />
man einen Ton zum ersten Mal<br />
wahrnimmt. Häufig hört man auf<br />
einer oder mehreren Frequenzen<br />
schlechter als auf anderen. Das erklärt<br />
auch, warum erste Einschränkungen<br />
oft unbemerkt bleiben.<br />
Im Laufe der Schwerhörigkeit<br />
verlernt das Gehirn, bestimmte<br />
Tonhöhen zu hören. Wer ein Hörgerät<br />
trägt, kann die ermüdeten<br />
Bereiche im Gehirn wieder trainieren.<br />
Schritt für Schritt ist man in<br />
der Lage, Klänge wieder wahrzunehmen,<br />
die man schon längst<br />
vergessen hatte. Ist die Hörentwöhnung<br />
schon fortgeschritten,<br />
dauert es entsprechend länger, sich<br />
an ein Hörgerät zu gewöhnen. <br />
Annette Liebmann<br />
Bereits 18 Prozent der Deutschen<br />
haben schon einmal per Videosprechstunde<br />
mit Ärztinnen oder<br />
Ärzten, Therapeutinnen oder Therapeuten<br />
kommuniziert. Die Bewertung<br />
der digitalen Sprechstunden<br />
fällt dabei laut einer Bitkom-Befragung<br />
überwiegend positiv aus.<br />
Arzt bei einer Videosprechstunde.<br />
Der Digitalverband hatte rund<br />
1000 Menschen ab 16 Jahren zu<br />
ihren Erfahrungen mit Online-<br />
Sprechstunden befragt. 31 Prozent<br />
davon bewerteten sie als „gut“,<br />
40 Prozent immerhin noch als<br />
„eher gut“. Die übrigen waren weniger<br />
zufrieden: 17 Prozent beurteilten<br />
ihre Erfahrungen als „eher<br />
schlecht“ und zehn Prozent gar als<br />
„schlecht“.<br />
Allerdings dürfen Ärztinnen und<br />
Ärzte nur 30 Prozent ihrer Sprechstunden<br />
als Online-Sprechstunden<br />
abrechnen – mehr wird von den<br />
Kassen nicht honoriert. „Um<br />
Video sprechstunden besser zugänglich<br />
zu machen, braucht es<br />
Anpassungen in Berufsordnungen,<br />
Abrechnungs- und Vergütungsmodalitäten<br />
sowie verlässliche Rahmenbedingungen<br />
bei der Zertifizierung<br />
von Anbietern“, fordert<br />
Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Bernhard Rohleder.<br />
Videosprechstunden können im<br />
Prinzip von allen Arztgruppen angeboten<br />
werden – außer von Ärztinnen<br />
und Ärzten, die keinen direkten<br />
Patientenkontakt haben,<br />
wie Pathologinnen und Pathologen.<br />
Als technische Ausrüstung brauchen<br />
Patientinnen und Patienten<br />
Computer, Tablet oder Smartphone<br />
mit Bildschirm sowie Kamera,<br />
Mik rofon, Lautsprecher und natürlich<br />
eine Internetverbindung.<br />
Termin und Zugangsdaten erhält<br />
man von der Praxis. Mit Letzteren<br />
wählt man sich rechtzeitig ein und<br />
wird nach kurzem Techniktest ins<br />
Online-Wartezimmer geführt. Von<br />
dort ruft die Ärztin oder der Arzt<br />
die Patientin oder den Patienten<br />
dann auf. Das Gespräch läuft ähnlich<br />
ab wie in der Praxis – nur eben<br />
von getrennten Orten aus. Das hat<br />
Vorteile: Es spart Zeit und lange<br />
Anfahrtswege. Aber es gibt auch<br />
Nachteile: Körperliche Untersuchungen<br />
sind nicht möglich. Und<br />
nicht jede Krankheit lässt sich am<br />
Bildschirm gut beurteilen. mib<br />
Foto: picture alliance/Westend61/Uwe Umstätter<br />
8 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
9<br />
Neue Therapieansätze geben Hoffnung<br />
Verschiedene Studien weisen auf erfolgreiche Behandlung bestimmter Augenerkrankungen hin<br />
Etwa neun Millionen Menschen in<br />
Deutschland leiden an Augenerkrankungen<br />
wie grüner Star,<br />
trockenen Augen oder altersbedingter<br />
Makuladegeneration.<br />
Neue Therapieansätze geben Betroffenen<br />
Hoffnung auf Linderung<br />
oder gar Heilung. Noch sind nicht<br />
alle zugelassen. Auf jeden Fall sollten<br />
sich Patientinnen und Patienten<br />
vorher bei ihrer Krankenkasse erkundigen,<br />
ob diese die Kosten der<br />
Behandlung übernimmt.<br />
Wer an trockenen Augen erkrankt<br />
ist, bei dem ist die Augenoberfläche<br />
nicht mehr durch eine<br />
ausreichend dicke Schicht Tränenflüssigkeit<br />
geschützt. Dies macht<br />
sich in der Regel durch gerötete und<br />
brennende Augen bemerkbar, kann<br />
aber auch eine eingeschränkte Sehfähigkeit<br />
zur Folge haben. „Die<br />
Ursache von trockenen Augen ist<br />
meist eine verminderte Tränenmenge<br />
oder eine verstärkte Verdunstung<br />
des Tränenfilms, ausgelöst<br />
etwa durch trockene Raumluft“,<br />
erklärt Professor Dr. Gerd Geerling,<br />
Sprecher der Stiftung Auge<br />
und Direktor der Universitätsaugenklinik<br />
Düsseldorf.<br />
Abhilfe könnten in Zukunft<br />
Stammzellen schaffen: Direkt in<br />
das erkrankte Gewebe injiziert<br />
oder im Labor zu künstlichem Gewebe<br />
gezogen und transplantiert,<br />
könnten Patientinnen und Patienten<br />
auf Dauermedikationen wie<br />
künstliche Tränenersatzmittel,<br />
spezielle Kontaktlinsen und andere<br />
Formen der Benetzung verzichten.<br />
Laut Geerling wären Stammzellen<br />
aus der Tränendrüse oder anderen<br />
Spendergeweben in der Lage, körpereigene<br />
Reparaturmechanismen<br />
anzuregen und Entzündungsprozesse<br />
im Auge zu hemmen. Hierzulande<br />
ist die Therapie noch nicht<br />
zugelassen, in Dänemark wurde sie<br />
zumindest bereits erfolgreich erprobt.<br />
Nach der Stammzelleninjektion<br />
traten keine Nebenwirkungen<br />
auf. Die Tränenproduktion normalisierte<br />
sich, und die Beschwerden<br />
der Testpersonen ließen nach.<br />
Hohe Frequenz<br />
Die altersabhängige Makuladegeneration ist in allen Industrienationen<br />
die häufigste Ursache für schweren Sehverlust.<br />
Auch für an Altersabhängiger<br />
Makuladegeneration (AMD) Erkrankte<br />
gibt es Hoffnung. Für die<br />
feuchte Form gab es bereits einen<br />
Therapiedurchbruch: Gegen die<br />
krankhaften, undichten Gefäße,<br />
die in die Stelle des schärfsten Sehens<br />
einwachsen und Blutungen<br />
verursachen, helfen spezielle Präparate.<br />
Diese werden direkt ins<br />
Auge gespritzt.<br />
„Allerdings muss diese Spritzentherapie<br />
über einen langen Zeitraum<br />
in hoher Frequenz durchgeführt<br />
werden. Zudem sind die<br />
Verläufe individuell sehr variabel“,<br />
sagt Professor Dr. Frank G. Holz,<br />
Vorsitzender der Stiftung Auge und<br />
Direktor der Universitätsaugenklinik<br />
Bonn. Mitunter müsse in<br />
vierwöchentlichen Abständen behandelt<br />
werden.<br />
Neue Medikamente oder Verfahren,<br />
die länger wirken, versprechen<br />
Erfolg. So haben Studien gezeigt,<br />
dass etwa 75 Prozent der Patientinnen<br />
und Patienten, die mit dem in<br />
Deutschland zugelassenen Präparat<br />
Brolucizumab behandelt wurden,<br />
mit Injektionen im Dreimonatsabstand<br />
auskommen. Auch für<br />
das noch nicht zugelassene Medikament<br />
Faricimab gibt es positive<br />
Studien ergebnisse, sogar für viermonatliche<br />
Intervalle.<br />
Ein neues Verfahren ist das „Port<br />
Delivery System“. Dabei wird ein<br />
permanentes, nachfüllbares Implantat<br />
an der Augenhöhle verankert,<br />
das stetig den Wirkstoff Ranibizumab<br />
ins Augen innere abgibt.<br />
Damit werden Wirkdauern über<br />
viele Monate erreicht, bevor eine<br />
Wiederauffüllung erforderlich ist.<br />
Für die trockene Form der AMD<br />
steht bislang noch kein zugelassenes<br />
Medikament zur Verfügung.<br />
Foto: picture alliance/dpa-tmn/Karl-Josef Hildenbrand<br />
Der Arzneistoff Pegcetacoplan<br />
zeigt in Studien positive Effekte.<br />
Durch ihn kann das Fortschreiten<br />
der Degeneration verlangsamt werden,<br />
allerdings müsste es alle ein<br />
bis zwei Monate in das betroffene<br />
Auge gespritzt werden.<br />
Große Augen<br />
Auch Jüngere können von schweren<br />
Augenerkrankungen betroffen<br />
sein: Große Augen bei Kindern<br />
können ein Anzeichen für ein Glaukom<br />
sein, auch grüner Star genannt,<br />
bei dem der Druck im<br />
Augen inneren zu hoch ist. „Das<br />
Auge des Kindes mit seiner noch<br />
weichen Lederhaut reagiert auf den<br />
erhöhten Druck mit einer Vergrößerung“,<br />
erklärt Professor Dr. Norbert<br />
Pfeiffer, Vorstandsmitglied der<br />
Stiftung Auge und Direktor der<br />
Augenklinik der Universität Mainz.<br />
Unbehandelt führe diese Erkrankung<br />
zur Erblindung. Rechtzeitig<br />
erkannt könne sie durch eine operative<br />
Eröffnung der feinen Abflusswege<br />
jedoch geheilt werden.<br />
Neu ist die 360-Grad-Trabekulotomie.<br />
Die Operation hat bessere<br />
Erfolgsaussichten, wird aber nur an<br />
wenigen Augenkliniken angeboten.<br />
Eltern betroffener Kinder können<br />
sich zudem an das Deutsche<br />
Kinder Glaukomzentrum Mainz<br />
wenden. Erste Anlaufstelle sollte<br />
aber immer die Augenärztin oder<br />
der Augenarzt sein. Mirko Besch<br />
Gesundheitspreis<br />
ausgeschrieben<br />
Der AOK-Bundesverband und die<br />
Ärztekammer Berlin haben unter<br />
dem Motto „Gesundheit gerecht<br />
gestalten“ den Berliner Gesundheitspreis<br />
2023 ausgelobt. Akteure<br />
können sich ab 1. September<br />
dafür bewerben.<br />
Menschen mit niedriger Bildung,<br />
in prekären Arbeitsverhältnissen,<br />
mit kleinen Einkommen oder in<br />
ärmeren Regionen und Stadtteilen<br />
spüren es oft am eigenen Leib:<br />
Armut macht krank. Das belegen<br />
seit Jahrzehnten auch zahlreiche<br />
Studien.<br />
Mit dem Berliner Gesundheitspreis<br />
sollen Projekte ausgezeichnet<br />
werden, deren Ziel es ist, den<br />
Kreislauf von sozialer und gesundheitlicher<br />
Benachteiligung zu<br />
durchbrechen. Dabei ist es notwendig,<br />
dass verschiedene Akteure<br />
zusammenarbeiten. Wenn es<br />
ihnen gelingt, ärztlich verordnete<br />
Therapien mit anderen Unterstützungsangeboten<br />
zu verknüpfen,<br />
können so auch soziale Probleme<br />
erfolgreich bewältigt werden.<br />
Der Berliner Gesundheitspreis<br />
wird seit 25 Jahren für innovative<br />
Konzepte in der Gesundheitsversorgung<br />
vergeben. Er ist mit 50000<br />
Euro dotiert. Die Projekte müssen<br />
bestimmte Kriterien erfüllen. Vereine,<br />
auch <strong>VdK</strong>-Orts- und Kreisverbände,<br />
Wohlfahrtsorganisationen,<br />
Länder und Kommunen sowie<br />
andere Institutionen können sich<br />
bewerben. Ab 1. September werden<br />
die aktuellen Informationen auf<br />
der Webseite veröffentlicht. ken<br />
www.berlinergesundheitspreis.de<br />
Die gesündesten Menschen leben in Hamburg<br />
Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer: Deutliche regionale Unterschiede bei Erkrankungen<br />
In Hamburg leben die gesündesten<br />
Bürgerinnen und Bürger Deutschlands,<br />
gefolgt von Baden-Württemberg<br />
und Bremen. Schlusslicht<br />
ist Thüringen. Das zeigen die Daten<br />
des bundesweiten Morbiditäts-<br />
und Sozialatlas der Barmer<br />
Krankenkasse. Sie geben Auskunft<br />
darüber, wie gesund die Menschen<br />
in Deutschland sind.<br />
Der soziale Status beeinflusst<br />
Gesundheit und Lebenserwartung.<br />
Das belegen auch die Daten der<br />
Barmer. Sie bieten sowohl einen<br />
Überblick über die gesamte Krankheitslast<br />
der Bevölkerung als auch<br />
über einzelne Erkrankungen.<br />
Regionale Unterschiede<br />
Das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung<br />
(bifg) hat<br />
anonymisierte und standardisierte<br />
Verteilung nach Bundesländern.<br />
Versichertendaten für das Jahr<br />
2020 ausgewertet. Auffällig sind<br />
die regionalen Unterschiede. So<br />
leiden in Thüringen, Sachsen,<br />
Foto: Barmer/bifg<br />
Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />
bis zu 40 Prozent<br />
mehr Menschen unter Herzerkrankungen<br />
als im Bundesdurchschnitt:<br />
Je höher das Alter,<br />
desto mehr Herzprobleme. Männer<br />
sind hier in allen Altersstufen<br />
häufiger betroffen als Frauen.<br />
Weniger Probleme mit dem Herzen<br />
haben Menschen in Hamburg,<br />
Bremen, Baden-Württemberg und<br />
Bayern.<br />
Jedoch werden gerade die Einwohner<br />
dieser Bundesländer oft<br />
von Kopfschmerzen oder Migräne<br />
geplagt, vor allem in den Landkreisen<br />
Lörrach am Oberrhein<br />
und im thüringischen Hildburghausen.<br />
Unter allen Berufsgruppen<br />
trifft es besonders Beschäftigte<br />
im Gesundheits- und Sozialwesen.<br />
Unter diesen haben Frauen<br />
generell dreimal so oft Kopfschmerzen<br />
oder Migräne wie<br />
Männer. Ihre Zahl steigt mit zunehmendem<br />
Alter, erreicht zwischen<br />
50 und 59 Jahren die Spitze<br />
und fällt dann wieder ab. Bei<br />
Männern bleibt die Anzahl der<br />
Betroffenen zwischen 18 und 69<br />
Jahren weitgehend konstant.<br />
Gesundheit im Betrieb<br />
„Der Morbiditäts- und Sozialatlas<br />
verdeutlicht, wie stark die<br />
Krankheitslast in einzelnen Berufsgruppen<br />
ist. Auf Basis dieser<br />
Daten kann zum Beispiel der Bereich<br />
Prävention weiter gestärkt<br />
werden. Das gilt insbesondere für<br />
das betriebliche Gesundheitsmanagement“,<br />
sagt Professor Christoph<br />
Straub. Der Vorstandsvorsitzende<br />
der Barmer fordert passgenaue<br />
Angebote für Unternehmen,<br />
damit die Belegschaften möglichst<br />
gesund bleiben. Sabine Kohls<br />
9 RHPfalz<br />
Allgemein
10 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Generationen<br />
Männern wird es schwer gemacht<br />
Noch sind zu wenig Unterstützungsangebote auf männliche Ratsuchende ausgerichtet<br />
Von vielen Beratungsangeboten<br />
fühlen sich Jungen und Männer<br />
nicht angesprochen. Wie sie besser<br />
erreicht werden können, war<br />
Thema eines Fachtags in Berlin,<br />
den das vom Bundesgleichstellungsministerium<br />
geförderte Bundesforum<br />
Männer Mitte Mai veranstaltet<br />
hatte.<br />
Fachleute aus der Beratungspraxis<br />
und der Arbeit mit Männern<br />
stellten sich vor und berichteten<br />
von ihren Erfahrungen in der<br />
Männerberatung. Männer können<br />
in zahlreichen Bereichen Beratungsbedarf<br />
haben: vom Berufsleben<br />
über Gesundheit und Partnerschaft<br />
bis hin zu Krisen und<br />
Gewalterfahrungen.<br />
Thema Gewalt<br />
Besonders das Thema Gewalt<br />
möchte das Bundesfamilienministerium<br />
künftig mehr in den<br />
Fokus rücken. Hierfür sind qualifizierte<br />
geschlechter sensible Beratungsangebote<br />
wichtig. Für Männer,<br />
die Opfer von häuslicher Gewalt<br />
geworden sind, braucht es<br />
darüber hinaus besser zugängliche<br />
und bedarfsgerechte Schutz- und<br />
Beratungsangebote – insbesondere,<br />
wenn sie mit ihren Kindern<br />
Schutz suchen. Eine Anlaufstelle<br />
ist beispielsweise das Hilfetelefon<br />
Gewalt an Männern (siehe Infokasten).<br />
Wenn Jungen und Männer Beratungs-<br />
und Unterstützungsangebote<br />
für sich suchen, wissen sie<br />
häufig nicht, wo und wie sie diese<br />
finden können. Hinzu kommt,<br />
dass sie sich von vielen Beratungsangeboten<br />
nicht direkt angesprochen<br />
fühlen. Deshalb braucht es<br />
mehr Angebote, die Männer als<br />
Zielgruppe in den Blick nehmen,<br />
die auf ihre Belange spezialisiert<br />
sind oder professionell mit männlichen<br />
Rollenbildern und Stereotypen<br />
umgehen.<br />
Im Rahmen des Projekts „Männer<br />
stärker in die Gleichstellungspolitik<br />
– Vernetzung, Beratung,<br />
Ansprache und Unterstützung“<br />
legt das Bundesforum Männer den<br />
Schwerpunkt auf den Ausbau von<br />
Beratungsangeboten für Jungen,<br />
Männer und Väter. Dazu hat der<br />
Interessenverband die Webseite<br />
www.maennerberatungsnetz.de<br />
online gestellt. Mittlerweile umfasst<br />
sie rund 350 Beratungsadressen<br />
für Jungen und Männer zu<br />
Themen wie Vaterschaft, Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie,<br />
Gesundheit, Krisensituationen<br />
und Gewalt erfahrung.<br />
Die Webseite unterstützt Männer<br />
dabei, Beratungs- und andere<br />
Hilfsmöglichkeiten zu finden.<br />
Über die Eingabe der Postleitzahl<br />
und des gesuchten Beratungsthemas<br />
können sich Interessierte<br />
in wenigen Schritten über die Angebote<br />
in ihrer Umgebung informieren.<br />
Familie und Beruf<br />
Darüber hinaus setzt sich das<br />
Bundesforum Männer dafür ein,<br />
dass männerspezifische Interessen<br />
familien- und sozialpolitisch<br />
durchgesetzt werden, insbesondere<br />
bei der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf sowie beim gleichberechtigten<br />
Sorgerecht.<br />
Männer haben in verschiedenen Bereichen Beratungsbedarf. Die Suche nach passgenauen Angeboten fällt<br />
vielen jedoch schwer.<br />
Foto: picture alliance/Wavebreak Media LTD<br />
Auf dem Berliner Fachtag wurde<br />
zudem der neue Leitfaden „Männer<br />
gut beraten“ vorgestellt, den<br />
das Bundesforum gemeinsam mit<br />
einem Expertenkreis entwickelt<br />
hat. Anhand von Beispielen wird<br />
aufgezeigt, welche Rolle Stereotype<br />
in der Beratung von Jungen<br />
und Männern spielen – sowohl<br />
beim Berater oder bei der Beraterin<br />
als auch bei den Ratsuchenden.<br />
Außerdem wird erklärt, wie Beratungsangebote<br />
passgenau gestaltet<br />
werden können, damit sie Jungen<br />
und Männer in allen Lebenslagen<br />
ansprechen. Mirko Besch<br />
Informationen<br />
Der Leitfaden „Männer gut beraten“<br />
lässt sich kostenlos herunterladen<br />
auf der Webseite<br />
www.bundesforum-maenner.de<br />
unter „Presse“,<br />
dann „Publikationen“<br />
Schnelle Hilfe bei der Suche<br />
nach Beratungsangeboten für<br />
Jungen, Männer und Väter bietet<br />
die Webseite<br />
www.maennerberatungsnetz.de<br />
Das bundesweite Hilfetelefon<br />
Gewalt an Männern unterstützt<br />
Männer, die in irgendeiner Form<br />
Gewalt erlitten haben.<br />
• 0800 1 23 99 00<br />
beratung@<br />
maennerhilfetelefon.de<br />
www.maennerhilfetelefon.de<br />
Bibliothek in der Westentasche<br />
Mit der Onleihe-App im digitalen Angebot der Büchereien stöbern<br />
Für ein besseres Verständnis<br />
ARD und ZDF bieten Tonspur „Klare Sprache“ an<br />
Viele Bücher und Zeitschriften der<br />
öffentlichen Bibliotheken lassen<br />
sich auch digital lesen – mit der<br />
Onleihe-App. Die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG<br />
erklärt, worauf zu achten ist, damit<br />
man den Service nutzen kann.<br />
2,6 Millionen Menschen in<br />
Deutschland leihen digital Bücher<br />
und andere Medien aus. Das hat<br />
eine im Jahr 2019 veröffentlichte<br />
Studie zur Onleihe<br />
Nutzung herausgefunden,<br />
die der Börsenverein<br />
des Deutschen<br />
Buchhandels in Auftrag<br />
gegeben hat. Zwei<br />
Drittel der Nutzerinnen<br />
und Nutzer sind<br />
unter 50 Jahre alt. Das<br />
Angebot erreicht also<br />
überwiegend jüngere<br />
Menschen. Mit ein<br />
bisschen Geduld können<br />
auch Einsteiger<br />
vom Angebot profitieren.<br />
Im Folgenden<br />
werden die ersten<br />
Schritte erklärt, wie<br />
man einen Zugang<br />
bekommt.<br />
Voraussetzung ist ein Internetanschluss<br />
und ein Gerät, mit dem<br />
man das gewünschte Buch herunterladen<br />
kann. Lesen ist auch auf<br />
dem Bildschirm am heimischen PC<br />
möglich. Wer allerdings ein Tablet,<br />
ein Notebook oder ein Smartphone<br />
besitzt, ist mobil, kann also<br />
auch unterwegs lesen.<br />
Als Nächstes registriert man sich<br />
bei einer Bücherei. Dafür erscheint<br />
man persönlich, bringt seinen Personalausweis<br />
mit und bezahlt die<br />
reguläre Jahresgebühr. Viele Bürgerinnen<br />
und Bürger sind bereits<br />
Mitglied einer Bibliothek vor Ort.<br />
Mit der Nummer, die auf dem<br />
Bücherei ausweis abgedruckt ist,<br />
sowie einem Passwort wird ein<br />
Online-Konto eingerichtet, um<br />
Mit dem Tablet kann man im elektronischen Bücherangebot<br />
stöbern und Titel ausleihen.<br />
Zugriff auf das digitale Angebot<br />
der Bibliothek zu bekommen.<br />
Im letzten Schritt lädt man sich<br />
die kostenlose Onleihe-App herunter.<br />
Und schon kann man im<br />
digitalen Angebot stöbern.<br />
Neben Büchern sind viele bekannte<br />
<strong>Zeitung</strong>en und Zeitschriften<br />
Teil des Bestands, aber auch<br />
Hörbücher, Videos oder klassische<br />
Musikstücke. Mit der Suchfunktion,<br />
die an der Lupe zu erkennen<br />
ist, lässt sich nach Titeln oder Autoren<br />
suchen. Zudem sind Nutzerinnen<br />
und Nutzer unabhängig<br />
von den Öffnungszeiten der Büchereien.<br />
Die Onleihe ist darüber<br />
hinaus eine günstige Möglichkeit<br />
zu schmökern. Wie breit das Angebot<br />
ist, hängt jedoch vom Bestand<br />
der örtlichen<br />
Bücherei ab.<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Cigdem Simsek<br />
Vormerken<br />
Die Ausleihdauer<br />
ist begrenzt. Elektronische<br />
Bücher sind<br />
bis zu drei Wochen<br />
verfügbar. Eine <strong>Zeitung</strong>sausgabe<br />
ist zwischen<br />
einer und vier<br />
Stunden verfügbar. Es<br />
kann immer sein,<br />
dass der gewünschte<br />
Titel bereits vergeben<br />
oder vorgemerkt ist.<br />
Beispielsweise stellt<br />
eine Bibliothek einen<br />
Titel fünfmal zur Verfügung.<br />
Sind alle Exemplare vergeben<br />
oder vorgemerkt, heißt es:<br />
selbst reservieren oder weiterstöbern.<br />
Wer Fragen zur Onleihe hat,<br />
kann sich an das Team der Bücherei<br />
wenden. Eine Anleitung gibt es<br />
unter https://hilfe.onleihe.de<br />
Elisabeth Antritter<br />
Zuschauerinnen und Zuschauer<br />
ärgern sich immer wieder darüber,<br />
dass sie das gesprochene Wort im<br />
Fernsehen schlecht verstehen.<br />
Dies soll künftig besser werden.<br />
ARD und ZDF setzen auf eine neue<br />
Tonspur.<br />
Musik und Hintergrundgeräusche<br />
sind in Fernsehserien und<br />
Filmen oft so dominierend, dass<br />
die Zuschauerinnen und Zuschauer<br />
nicht verstehen, was gesprochen<br />
wird. ARD und ZDF wollen dem<br />
nun entgegenwirken.<br />
Nachdem die öffentlich-rechtlichen<br />
TV-Sender das Angebot<br />
„Klare Sprache“ bereits in ausgewählten<br />
Programmen wie einzelnen<br />
„Tatort“-Episoden getestet<br />
haben (die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG berichtete<br />
darüber), soll es nun nach und<br />
nach zum Standard werden.<br />
Das Erste der ARD, das ZDF<br />
und die TV-Programme von NDR,<br />
WDR und RBB bieten die „Klare<br />
Sprache“ seit 1. Juni an. Die Fernsehprogramme<br />
von MDR, BR, HR,<br />
Radio Bremen, SWR und SR sollen<br />
am 1. September folgen. Bei ARTE<br />
und Tagesschau24 wird es bis Jahresende<br />
dauern. ZDFneo, 3sat und<br />
ZDFinfo sollen bald folgen.<br />
Beim Angebot „Klare Sprache“<br />
wird ein Verfahren auf Basis<br />
künstlicher Intelligenz (KI) angewandt.<br />
Im Ergebnis ist die Sprache<br />
besser verständlich, Geräusche<br />
und Musik werden dagegen heruntergefahren.<br />
Bei der linearen (direkten) Fernsehausstrahlung<br />
über Satellit,<br />
Kabel und DVB-T wird „Klare<br />
Sprache“ als zusätzliches Angebot<br />
in die bisherigen Tonoptionen integriert.<br />
Die Tonspur kann dann<br />
über die Audio-Einstellungen am<br />
TV-Gerät oder Receiver ausgewählt<br />
werden.<br />
Bedienung variiert<br />
Die Bedienung ist dabei jeweils<br />
abhängig vom Gerät, zum Beispiel<br />
über die Taste „Audio“ oder über<br />
„Optionen“ auf der Fernbedienung.<br />
Dann erscheint auf dem<br />
Bildschirm ein entsprechendes<br />
Auswahlmenü.<br />
Außerdem kann das Angebot in<br />
den Mediatheken und in den<br />
Livestreams im Internet in den<br />
Spracheinstellungen eingestellt<br />
werden. In den Apps einiger<br />
Smart-TV-Geräte ist das Angebot<br />
leider noch nicht verfügbar.<br />
Infos zum Verfahren bieten die<br />
Webseiten: www.ard-digital.de/<br />
inklusion/klare-sprache und<br />
www.mdr.de/ratgeber/digitales/<br />
klare-sprache-100.html<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
von ARD-Digital können entweder<br />
per E-Mailan zuschauer@<br />
ard-digital.de oder auch montags<br />
bis freitags (außer an gesetzlichen<br />
Feiertagen) von 9 bis 21 Uhr telefonisch<br />
unter (03 31) 585 696 06<br />
zum Thema „Klare Sprache“ befragt<br />
werden. <br />
hei<br />
10 RHPfalz<br />
Allgemein
Inklusion<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
11<br />
Höher, schneller, inklusiver<br />
Die European Championships vom 11. bis 21. <strong>August</strong> in München zeigen großen Sport – und das möglichst barrierefrei<br />
50 Jahre nach den Olympischen<br />
Sommerspielen will München mit<br />
einem großen Sportereignis wieder<br />
Zeichen setzen. Die European<br />
Championships vom 11. bis 21. <strong>August</strong>,<br />
bei denen es um Europameistertitel<br />
in neun verschiedenen<br />
Sportarten geht, sollen so inklusiv<br />
und barrierefrei wie möglich sein.<br />
„So eine große Bühne bekommt<br />
man als Para-Sportler selten geboten“,<br />
sagt Ruderer Marc Lembeck,<br />
und seine Vorfreude auf die European<br />
Championships in München<br />
ist spürbar. Er wird auf der Olympia-Regattastrecke<br />
in Oberschleißheim<br />
nicht nur um die Europameisterschaft<br />
mitrudern, sondern<br />
auch Teil einer besonderen Premiere<br />
sein. Denn vom 11. bis 21. <strong>August</strong><br />
findet in München und Umgebung<br />
erstmals eine große Multisportveranstaltung<br />
statt, bei der<br />
Infos zum Event<br />
Die European Championships<br />
finden vom 11. bis 21. <strong>August</strong> an<br />
verschiedenen Schauplätzen in<br />
und um München statt. Ein paar<br />
Wettkämpfe wie die Straßenwettbewerbe<br />
im Radsport oder<br />
der Triathlon im Olympiapark,<br />
können kostenlos verfolgt werden.<br />
Zahlreiche Informationen,<br />
Terminplan und Eintrittskarten<br />
gibt es im Internet:<br />
www.munich2022.com/de<br />
Die Para-Kanutinnen paddeln bei den European Championships auch um den Europameistertitel.<br />
Athletinnen und Athleten mit und<br />
ohne Behinderung teilnehmen.<br />
So sind unter den neun Sportarten<br />
mit Rudern und Kanu immerhin<br />
zwei, in denen inklusive Europameisterschaften<br />
ausgetragen<br />
werden. Die European Championships<br />
sind damit Vorreiter, wie<br />
auch <strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena<br />
Bentele im Interview (siehe unten)<br />
betont. Vielleicht macht dies ja<br />
Schule, und künftig werden weitere<br />
Meisterschaften inklusiv veranstaltet.<br />
Auf Rosendahls Spuren<br />
Weitsprung-Olympia siegerin<br />
Malaika Mihambo freut sich ebenfalls<br />
sehr auf das Großereignis. Sie<br />
lobt neben dem inklusiven auch<br />
den nachhaltigen Charakter der<br />
Europameisterschaften und denkt<br />
dabei an die Sportstätten, die seit<br />
1972 in Betrieb sind. Mihambo<br />
wird 50 Jahre nach dem Olympiagold<br />
von Heide Rosendahl im selben<br />
Stadion um den EM-Titel<br />
springen. Der Wettkampf „in der<br />
Heimat“ liege ihr mehr am Herzen<br />
als die Weltmeisterschaft, die<br />
ebenfalls in diesem Jahr stattfindet,<br />
betont Mihambo.<br />
Während die Leichtathletinnen<br />
und -athleten im Olympiastadion<br />
ihre Europameisterschaft austragen,<br />
kämpfen nebenan in der<br />
Olympiahalle die Turnerinnen und<br />
Turner um EM-Medaillen. Auf dem<br />
Olympiaberg und im Olympiapark<br />
treten außerdem die Mountainbiker<br />
und BMX-Freestyler sowie<br />
die Triathletinnen und Triathleten<br />
gegeneinander an.<br />
Schauplatz der EM im Beachvolleyball<br />
und im Sportklettern ist der<br />
Königsplatz. Für die Tischtennisspieler<br />
geht es in der Rudi-Sedlmayer-Halle<br />
um die Medaillen.<br />
Dort fanden schon die Basketballspiele<br />
von Olympia 1972 statt. Die<br />
Marathonstrecke führt durch die<br />
Münchner Altstadt, die Bahnradsportlerinnen<br />
und -sportler werden<br />
in einer Messehalle um die<br />
Wette fahren, und die Straßenradsportwettkämpfe<br />
werden im oberbayerischen<br />
Umland ausgetragen.<br />
Rund 4700 Athletinnen und Athleten<br />
werden bei den European<br />
Foto: ECA/Nina Jelenc<br />
Championships in 177 Wettbewerben<br />
antreten.<br />
Marion Schöne, Chefin der<br />
Olympiapark München GmbH, ist<br />
stolz, dass wieder ein solches<br />
Groß ereignis unter dem berühmten<br />
Zeltdach über die Bühne gehen<br />
wird. „Wir wollen ein inklusives<br />
Fest veranstalten“, betont sie. Das<br />
Thema Barrierefreiheit spielt daher<br />
eine zentrale Rolle in der Vorbereitung<br />
der European Championships.<br />
Induktionsanlagen sowie<br />
Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />
und -dolmetscher sollen es Menschen<br />
mit Hörbehinderung erleichtern,<br />
die Siegerehrungen zu verfolgen.<br />
Für blinde und sehbehinderte<br />
Besucherinnen und Besucher wird<br />
Audiodeskription angeboten. Und<br />
auch unter den rund 6000 Volunteers,<br />
den freiwilligen Helferinnen<br />
und Helfern, ohne die so ein Großereignis<br />
nicht zu organisieren<br />
wäre, befinden sich Menschen mit<br />
und ohne Behinderung.<br />
Festival der Vielfalt<br />
Die Volunteers sorgen nicht nur<br />
bei den Wettkämpfen für einen<br />
möglichst reibungslosen Ablauf.<br />
Sie werden auch bei den kulturellen<br />
Rahmenveranstaltungen, die<br />
im Olympiapark, am Königsplatz<br />
und bei der Regattastrecke geplant<br />
sind, im Einsatz sein. Die Veranstalter<br />
sprechen von einem „Festival<br />
der Vielfalt“ mit Musik, Kunst<br />
und verschiedenen kulinarischen<br />
Spezialitäten. Sebastian Heise<br />
„München 2022 ist ein Vorreiter“<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin lobt das inklusive Konzept der European Championships<br />
Zuschüsse für Umbauten<br />
Antrag für KfW-Fördergeld wieder möglich<br />
Nicht nur als erfolgreiche Athletin,<br />
sondern auch als Besucherin hat<br />
<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />
schon viele Sportveranstaltungen<br />
erlebt. Wie sie das Konzept der<br />
European Championships beurteilt,<br />
hat sie im Gespräch mit der<br />
<strong>VdK</strong>-ZEITUNG erläutert.<br />
So inklusiv und barrierefrei wie<br />
möglich sollen die European<br />
Championships sein. Setzt die Organisation<br />
damit neue Maßstäbe?<br />
Die European Championships<br />
werden eines der größten Sportereignisse<br />
des Jahres in Deutschland<br />
sein. Vor gut einem Jahr wurde ich<br />
von den Organisatoren in ein beratendes<br />
Gremium eingeladen, das<br />
sich nichts weniger als die Gestaltung<br />
der Zukunft zum Ziel gesetzt<br />
hatte. Eine große Rolle spielte hier<br />
die inklusive Ausrichtung des<br />
Events. Es ging um die Einbeziehung<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
als Fans, aber auch als freiwillige<br />
Helferinnen und Helfer.<br />
München 2022 ist damit ein Vorreiter<br />
für Inklusion.<br />
Welche Punkte würden Sie besonders<br />
hervorheben, die es in dieser<br />
Form bisher noch nicht gab?<br />
Ohne Freiwillige wären große<br />
Sportereignisse nicht denkbar. Mir<br />
gefällt besonders, dass Menschen<br />
mit Behinderung dafür ausdrücklich<br />
angesprochen wurden, auch<br />
hier in der <strong>VdK</strong>-ZEITUNG. Damit<br />
wird deutlich, dass nicht immer<br />
Menschen ohne Behinderung<br />
Menschen mit Behinderung unterstützen<br />
– es läuft eben auch anders<br />
herum. Mir gefällt auch, dass jedes<br />
Finale für blinde Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer beschrieben wird.<br />
Die Audiodeskription an der Strecke<br />
oder im Stadion ist für Sportfans<br />
wie mich perfekt. Ich werde<br />
im <strong>August</strong> sicher das eine oder<br />
andere Mal im Stadion zu Gast<br />
sein und mich freuen, wenn der<br />
Zentraler Schauplatz der European Championships ist der Münchner<br />
Olympiapark. <br />
Foto: München Tourismus/Tommy Loesch<br />
Zieleinlauf beim 800-Meter-Lauf<br />
für mich und viele andere hautnah<br />
erlebbar wird.<br />
Auf der Ruderregattastrecke in<br />
Oberschleißheim finden auch die<br />
Para-Europameisterschaften im<br />
Kanu und Rudern statt. Sind die<br />
beiden Verbände schon weiter als<br />
andere?<br />
Seit vielen Jahren wünsche ich mir,<br />
dass die Wettkämpfe der olympischen<br />
und paralympischen Athletinnen<br />
und Athleten am gleichen<br />
Ort, zur gleichen Zeit stattfinden.<br />
Sobald dies irgendwann in allen<br />
Sportarten so sein wird, freue ich<br />
mich sehr. Wenn Fans die olympischen<br />
Ruderer anfeuern und dann<br />
auch die paralympischen Athleten<br />
mit ihrer Begeisterung zum Ziel<br />
tragen, ist das ein emotionaler Moment,<br />
für die im Boot und die, die<br />
auf der Tribüne sitzen.<br />
Worauf freuen Sie sich bei den<br />
European Championships besonders?<br />
Ich freue mich auf spannende<br />
Wettkämpfe und endlich wieder<br />
ein großes Sportereignis in meinem<br />
geliebten Olympiapark, in<br />
dem ich als ehemalige Langläuferin<br />
zwar nie trainiert, aber viele<br />
Kilometer Ausdauertraining absolviert<br />
habe. Ich kann nur allen<br />
empfehlen, einmal zu einem Wettkampf<br />
zu kommen, die Emotionen<br />
gehen unter die Haut und motivieren<br />
auch die, die nicht selbst aktiv<br />
sind. Interview: Sebastian Heise<br />
Barrierefreie und altersgerechte<br />
Umbauten in der eigenen Wohnung<br />
oder im eigenen Haus werden<br />
nun doch gefördert. Zunächst<br />
war dafür kein Geld mehr im Haushaltsplan<br />
vorgesehen.<br />
Die Empörung war groß, als im<br />
Frühjahr bekannt wurde, dass die<br />
Bundesregierung das beliebte Förderprogramm<br />
„Altersgerecht Umbauen<br />
– Zuschuss Barrierereduzierung“<br />
zunächst eingestellt hatte<br />
(die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG berichtete in<br />
der Mai-<strong>Ausgabe</strong>).<br />
Umso überraschender kam<br />
dann die Ankündigung von Bundesarbeits-<br />
und -sozialminister<br />
Hubertus Heil auf den Inklusionstagen<br />
zum barrierefreien Wohnen<br />
Anfang Juni, dass das sehr beliebte<br />
Programm wieder aufgelegt<br />
wird. Fördergelder in Höhe von<br />
insgesamt 75 Millionen Euro sind<br />
dafür im Bundeshaushalt eingeplant.<br />
Pro Haushalt werden die Umbauten<br />
wie bisher mit 6250 Euro<br />
bezuschusst. Die beantragten<br />
Antrag stellen<br />
Der Antrag und weitere Informationen<br />
zum Zuschuss für barrierefreie<br />
und altersgerechte Umbauten<br />
finden sich auf der<br />
KfW-Webseite: am einfachsten<br />
über den Suchbegriff „Investitionszuschuss<br />
455-B“.<br />
www.kfw.de<br />
Altersgerechte Umbauten können<br />
mit bis zu 6250 Euro bezuschusst<br />
werden.<br />
Gelder können beispielsweise<br />
dafür verwendet werden, um Stufen<br />
vor Eingängen zu beseitigen,<br />
Bäder barrierefrei zu gestalten<br />
oder altersgerechte Assistenzsysteme<br />
zu installieren.<br />
Der Sozialverband <strong>VdK</strong> rät, einen<br />
Antrag für den Investitionszuschuss<br />
möglichst schnell zu stellen.<br />
Das bisherige KfW-Förderprogramm<br />
für den Abbau von Barrieren<br />
und mehr Wohnkomfort war<br />
in der Vergangenheit äußerst beliebt,<br />
die Fördertöpfe waren häufig<br />
lange vor Ende des Bewilligungszeitraums<br />
ausgeschöpft. juf<br />
Foto: picture alliance/Mascha Brichta<br />
11 RHPfalz<br />
Allgemein
12 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 <strong>VdK</strong>-TV<br />
Aktuelle Filme auf <strong>VdK</strong>-TV<br />
<strong>VdK</strong>-TV<br />
Die Redaktion des Videoportals<br />
<strong>VdK</strong>-TV informiert Sie regelmäßig<br />
zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />
Themen. Folgende nebenstehende<br />
neue Filme sind unter<br />
www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />
<strong>VdK</strong>-TV AUF SPORT1<br />
Filme von <strong>VdK</strong>-TV sind auch frei<br />
empfangbar im Fernsehen bei<br />
Sport1 in der Sendung MITEI-<br />
NANDER. In den <strong>Ausgabe</strong>n <strong>Juli</strong><br />
und <strong>August</strong> berichtet das Magazin<br />
über den bekannten Pflegeexperten<br />
Claus Fussek. Vor seinem<br />
Ruhestand hat sich der<br />
Münchner mit <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />
Verena Bentele über die <strong>VdK</strong>-Pflegekampagne<br />
unterhalten.<br />
Sendetermine:<br />
2. <strong>Juli</strong> 9.30 Uhr<br />
5. <strong>Juli</strong> 15.30 Uhr<br />
6. <strong>August</strong> 9.30 Uhr<br />
9. <strong>August</strong> 15.30 Uhr<br />
Kai Steinecke moderiert das neue Ratgeberformat „Rat und Tat“ des <strong>VdK</strong> Deutschland, in dem Rechtsexpertinnen<br />
und -experten des <strong>VdK</strong> verschiedene sozialrechtliche Themen erläutern.<br />
Foto: <strong>VdK</strong> Deutschland<br />
Neues Format „Rat und Tat“<br />
Ratgebervideos gehören zu den<br />
am häufigsten angesehenen Filmen<br />
bei <strong>VdK</strong>-TV. Daher erweitert<br />
<strong>VdK</strong>-TV sein Angebot und startet ein<br />
neues Format: Unter dem Titel „<strong>VdK</strong><br />
– Rat und Tat“ werden von jetzt an<br />
jeden Monat zwei Videos veröffentlicht,<br />
die wichtige Tipps und Informationen<br />
zu sozialrechtlichen Fragen<br />
bieten. Das Konzept: Eine<br />
Rechtsexpertin oder ein Rechtsexperte<br />
des <strong>VdK</strong> erläutert ein Thema,<br />
das im Beratungsalltag immer<br />
wieder Fragen bei Mitgliedern<br />
aufwirft. <strong>VdK</strong>-Moderator Kai Steinecke<br />
fasst in einem Kurzbeitrag<br />
noch einmal das Wichtigste zusammen.<br />
Für die Premiere von „Rat und<br />
Tat“ konnte Oliver Sonntag, stellvertretender<br />
Landesgeschäftsführer<br />
des <strong>VdK</strong> Hessen-Thüringen,<br />
gewonnen werden. Er widmet sich<br />
dem Thema „Grad der Behinderung“<br />
(GdB). In der Sozialrechtsberatung<br />
erlebt Sonntag regelmäßig,<br />
dass Mitglieder gegen den festgestellten<br />
GdB Widerspruch einlegen<br />
möchten und dafür die Hilfe des<br />
<strong>VdK</strong> in Anspruch nehmen.<br />
Aktienrente<br />
Diese Vorstellung macht vielen<br />
Menschen Angst: Was wird aus<br />
dem Rentensystem, wenn in den<br />
kommenden Jahren die geburtenstarken<br />
Jahrgänge in den Ruhestand<br />
gehen? Die Bundesregierung<br />
hat in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen,<br />
ab 2022 der Rentenkasse<br />
in jedem Jahr zusätzlich zehn Milliarden<br />
Euro aus Bundesmitteln zur<br />
Verfügung zu stellen. Dieses Geld<br />
soll weltweit und möglichst gewinnbringend<br />
an den Kapitalmärkten<br />
angelegt werden, um auf diesem<br />
Weg die Rentenversicherung zu<br />
stabilisieren. Der <strong>VdK</strong> kritisiert diese<br />
Idee, weil das grundsätzlich riskant<br />
ist und die Rente nicht zum Spielball<br />
der Börse werden darf. Außerdem<br />
gibt es viel bessere Lösungen, zum<br />
Beispiel höhere Löhne.<br />
Barrierefreiheit<br />
Bundesweit sind nur 2,4 Prozent aller<br />
Wohnungen barrierefrei. Deshalb<br />
ist das Bauprojekt von<br />
<strong>VdK</strong>-Mitglied Markus Preckwinkel<br />
aus Bogen in Niederbayern ein<br />
leuchtendes Beispiel: Er hat ein<br />
komplett barrierefreies Mehrfamilienhaus<br />
gebaut. Von der Planung<br />
bis zur Eröffnung hat es fünf Jahre<br />
gedauert. Sieben rollstuhlgerechte<br />
Wohnungen sind entstanden, die<br />
nun bezugsfertig sind. Wie dringend<br />
nötig mehr Barrierefreiheit ist,<br />
weiß der 49-Jährige auch aufgrund<br />
seines Engagements beim <strong>VdK</strong>. Seit<br />
2017 ist er für den <strong>VdK</strong> Straubing-<br />
Bogen ehrenamtlich als Berater für<br />
Barrierefreiheit im Einsatz. Es war<br />
die <strong>VdK</strong>-Kampagne „Weg mit den<br />
Barrieren!“, die im Jahr 2016 Inklusion<br />
für ihn zur Herzensangelegenheit<br />
machte. Damals merkte er,<br />
dass man selbst anpacken muss,<br />
wenn man Inklusion voranbringen<br />
möchte. <strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena<br />
Bentele war bei der Eröffnung zu<br />
Gast und hat sich bei einer Führung<br />
davon überzeugen lassen, dass<br />
Preckwinkel jede Hürde abgebaut<br />
hat. Beeindruckt sagte sie: „So ein<br />
Haus sollte die Regel und nicht die<br />
Ausnahme sein.“<br />
ant<br />
12 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 13<br />
LANDESVERBAND<br />
Sozialrechtstipp<br />
Änderungen beim<br />
Minijob Seite 14<br />
Der Rheinland-Pfalz-Tag in Bildern<br />
Landesfest in Mainz: Sozialverband <strong>VdK</strong> mit Infostand und Festwagen am Start<br />
Tipp vom Steuerring<br />
Humanitäre Unterstützung<br />
der Ukraine Seite 14<br />
Ehrenamt<br />
Neues aus den Orts- und<br />
Kreisverbänden Seite I<br />
Auf den Straßen wird gefeiert: Der <strong>VdK</strong>-Festwagen rollt durch die Mainzer Innenstadt.<br />
Fotos: Finkenzeller<br />
Luftballons fertig: Los geht’s!<br />
Promis auf der Ehrentribüne, von rechts: <strong>VdK</strong>-Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, ihr Ehemann Klaus Jensen<br />
und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling.<br />
Freude in den Gesichtern.<br />
Viel zu entdecken: Der Rheinland-Pfalz-Tag macht auch den Kleinen Spaß.<br />
Gute Stimmung bei den Ehren- und Hauptamtlichen!<br />
Besetzten den <strong>VdK</strong>-Stand an der Selbsthilfemeile: Anni Klauer und Manfred<br />
Grötz vom Kreisverbandsvorstand Mainz-Bingen.<br />
Foto: Lubosz<br />
Fastnachtswürdig: die <strong>VdK</strong>lerinnen und <strong>VdK</strong>ler warfen Kamellen und Werbemittel in die Menge. Insgesamt<br />
waren mehr als 300 000 Gäste nach Mainz zum Landesfest gekommen.<br />
13 RHPfalz<br />
Allgemein
14 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Barrierefreiheit in Siegelbach<br />
<strong>VdK</strong>-Ortsverband trifft politische Verantwortliche<br />
SOZIALRECHTSTIPP<br />
Änderungen beim Minijob<br />
Vorsicht bei Erwerbsminderungsrente und Familienversicherung<br />
Ortsbegehung mit dem <strong>VdK</strong>: Siegelbach wird barrierefreier!<br />
Nicht nur im fernen Berlin, sondern<br />
auch im pfälzischen Siegelbach<br />
kämpft der Sozialverband <strong>VdK</strong> für<br />
soziale Gerechtigkeit. Um die Barrierefreiheit<br />
in dem Kaiserslauterer<br />
Stadtteil zu erhöhen, lud der<br />
<strong>VdK</strong>-Ortsverband die politischen<br />
Verantwortlichen zu einer Ortsbegehung<br />
ein – und setzte gleich<br />
eine Verbesserung durch!<br />
„Wir hatten extra Rollstuhl, Rollator<br />
und Kinderwagen dabei, um<br />
die Ortsbegehung lebensechter zu<br />
gestalten“, erklärte Udo Fleder,<br />
Vorsitzender des Ortsverbands<br />
Siegelbach. „Dann merkt man<br />
gleich, wenn ein Bordstein nicht<br />
abgesenkt oder ein Tisch nicht<br />
unterfahrbar ist, wie zum Beispiel<br />
auf unserem Kinderspielplatz. Das<br />
war für die Teilnehmenden eine<br />
ganz neue und wichtige Erfahrung.“<br />
Eingeladen hatte der Ortsverband<br />
die Kaiserslauterer Oberbürgermeisterin<br />
Beate Kimmel,<br />
den Siegelbacher Ortsvorsteher<br />
Gerd Hach, Mitglieder von Stadtrat<br />
und Ortsbeirat, den städtischen<br />
Foto: Moritz Ehl<br />
Behindertenbeauftragten Steffen<br />
Griebe sowie Fachleute aus dem<br />
städtischen Tiefbau und dem Ordnungsamt.<br />
„Das ist für <strong>VdK</strong>-Ortsverbände<br />
eine tolle Möglichkeit, ihre Heimat<br />
positiv zu verändern und die Welt<br />
ein Stück besser, also barrierefreier,<br />
zu machen“, lobte Bernd Hofmann,<br />
Kreisverbandsvorsitzender<br />
von Kaiserslautern. Und Moritz<br />
Ehl, <strong>VdK</strong>-Experte aus dem Landesverband,<br />
ergänzte: „Barrierefreiheit<br />
ist ein Zukunftsthema für alle<br />
Kommunen. Dank solcher Ortsbegehungen<br />
kommen wir als <strong>VdK</strong> ins<br />
Gespräch mit Politik und Verwaltung<br />
und können Veränderungen<br />
anstoßen. Wenn ein Ortsverband<br />
daran Interesse hat, kann er mich<br />
gern anrufen.“<br />
Nach der Ortsbegehung wurde<br />
übrigens direkt die erste Stolperfalle<br />
entschärft: eine Halterung auf<br />
dem Dorfplatz für den weihnachtlichen<br />
Tannenbaum. Moritz Ehl<br />
moritz.ehl@rlp.vdk.de<br />
• (0 61 31) 6 69 70 52<br />
Zum <strong>Juli</strong> 2022 steigt der Mindestlohn<br />
auf 10,45 Euro, ab Oktober auf<br />
12 Euro pro Stunde. Und in diesem<br />
Zusammenhang soll auch die<br />
Minijob-Grenze auf 520 Euro im<br />
Monat erhöht werden. Dadurch<br />
ändert sich für Minijob-Beschäftigte<br />
einiges:<br />
Da sich die Hinzuverdienstgrenze<br />
nicht ändert, müssen vor allem<br />
Minijobber mit einer Erwerbsminderungsrente<br />
aufpassen. Sie sollten<br />
den Umfang ihres Minijobs<br />
anpassen, wenn sie die Hinzuverdienstgrenze<br />
von 6300 Euro im<br />
Jahr nicht überschreiten wollen.<br />
Bei einer Erwerbsminderungsrente<br />
muss zusätzlich auch die Stundenleistung<br />
pro Tag beziehungsweise<br />
pro Woche beachtet werden,<br />
damit der Rentenanspruch nicht<br />
infrage gestellt wird.<br />
Familienversicherte müssen<br />
beachten, dass auch die Grenze<br />
des Gesamteinkommens von 470<br />
Euro monatlich bestehen bleibt.<br />
Sie darf nicht überschritten werden,<br />
damit der Anspruch auf eine<br />
beitragsfreie Versicherung in der<br />
gesetzlichen Krankenkasse bleibt.<br />
Zum Einkommen zählen dabei<br />
auch Miet- und Pachteinnahmen,<br />
Renten sowie Einnahmen aus Kapitalvermögen.<br />
In Zusammenhang mit den gestiegenen<br />
Energiekosten wurde<br />
zudem eine Energiepreispauschale<br />
in Höhe von 300 Euro für alle<br />
Erwerbstätigen eingeführt. Abhängig<br />
Beschäftigte werden diese<br />
Klassischer Minijob: die Haushaltshilfe.<br />
Foto: Freepik/Pressefoto<br />
Pauschale zusammen mit ihrem<br />
Gehalt für September über den<br />
Arbeitgeber ausgezahlt bekommen.<br />
Dies gilt für alle Beschäftigten,<br />
also auch für Rentnerinnen<br />
und Rentner, die parallel eine geringfügige<br />
Beschäftigung ausüben.<br />
Minijobber müssen dafür dem<br />
Arbeitgeber schriftlich bestätigen,<br />
dass es sich um das erste Dienstverhältnis<br />
und nicht um einen<br />
Nebenjob handelt.<br />
Die Dauer der geringfügigen<br />
Beschäftigung ist in dem Zusam-<br />
menhang nicht relevant, sondern<br />
es ist nur erforderlich, dass irgendwann<br />
während des Jahres 2022<br />
eine Erwerbstätigkeit ausgeübt<br />
wurde.<br />
Es kann sich also auch lohnen,<br />
einen Minijob neu aufzunehmen,<br />
wenn man sonst keinen Anspruch<br />
auf die Pauschale hätte. Dabei<br />
sollte man allerdings etwaige Hinzuverdienstgrenzen<br />
bei Sozialleistungen<br />
beachten und sich über die<br />
Vor- und Nachteile einer Rentenversicherungspflicht<br />
genau informieren.<br />
Wer im Laufe des Jahres erwerbstätig<br />
war, aber im Monat<br />
September keinen Arbeitgeber hat,<br />
kann sich die Pauschale spätestens<br />
über die Einkommensteuererklärung<br />
holen. Selbstständige<br />
können auch ihre Steuervorauszahlung<br />
um 300 Euro mindern.<br />
Die Energiepreispauschale ist als<br />
steuerpflichtiges Einkommen zu<br />
berücksichtigen, gilt bei Sozialleistungen<br />
aber nicht als Hinzuverdienst.<br />
Nicht mit der Energiepreispauschale<br />
verwechselt werden darf<br />
der Heizkostenzuschuss. Dabei<br />
handelt es sich unabhängig davon<br />
um eine weitere Entlastung aufgrund<br />
der gestiegenen Energiekosten.<br />
Er wird in den kommenden<br />
Monaten automatisch an alle<br />
ausgezahlt, die während der Heizperiode<br />
von Oktober 2021 bis<br />
März 2022 mindestens einen Monat<br />
lang Wohngeld oder BAFöG<br />
bezogen haben. Ida Schneider<br />
Humanitäre Unterstützung der Ukraine<br />
Wer Geflüchtete unterstützt, kann dies steuerlich geltend machen – Das müssen sie bei der Steuererklärung beachten<br />
Unzählige Menschen sind wegen<br />
des Krieges aus der Ukraine nach<br />
Deutschland geflohen. Sie werden<br />
in unterschiedlichster Weise persönlich<br />
und auch finanziell unterstützt.<br />
Gut zu wissen: Diese Unterstützungsleistungen<br />
können Sie in<br />
Ihrer Steuererklärung berücksichtigen.<br />
Darüber hinaus gelten steuerliche<br />
Besonderheiten, die Sie<br />
kennen sollten.<br />
Spenden absetzen<br />
Geld- und Sachspenden anlässlich<br />
des Kriegs in der<br />
Ukraine können Sie<br />
steuerlich absetzen.<br />
Voraussetzung: Der<br />
Empfänger ist eine<br />
steuerbegünstigte Körperschaft<br />
(Stiftung,<br />
Kirche, Verein) oder<br />
eine juristische Person<br />
des öffentlichen<br />
Rechts, also eine Kommune<br />
oder der Bund.<br />
Hat die begünstigte<br />
Organisation ihren<br />
Sitz außerhalb<br />
Deutschlands in einem Mitgliedsstaat<br />
der Europäischen Union oder<br />
des Europäischen Wirtschaftsraums,<br />
ist die Zuwendung nur begünstigt,<br />
wenn die Organisation<br />
auch nach deutschem Recht steu-<br />
erbegünstigt wäre. Den Nachweis<br />
hierüber müssen Sie dem Finanzamt<br />
zusammen mit dem Zahlungsbeleg<br />
vorlegen.<br />
Nicht abziehbar sind solche<br />
Spenden, die Sie an eine Organisation<br />
in der Ukraine oder direkt<br />
an Kriegsgeflüchtete leisten.<br />
Nachweiserleichterung<br />
bei Sonderkonten<br />
wendungsbestätigung nach amtlich<br />
vorgeschriebenem Muster<br />
vorlegen, die unter anderem den<br />
Wert der hingegebenen Sache enthält.<br />
Für Alleinerziehende<br />
Sie sind alleinerziehend? Dann<br />
sind Sie regelmäßig der Steuerklasse<br />
II zugeordnet und haben einen<br />
Anspruch auf den Entlastungsbetrag<br />
für Alleinerziehende. Dieser<br />
entfällt normalerweise, wenn Sie<br />
eine Haushaltsgemeinschaft mit<br />
einer anderen volljährigen Person<br />
bilden, für die Ihnen weder Kindergeld<br />
noch ein Freibetrag für<br />
Kinder zusteht. Gut zu wissen: Die<br />
Aufnahme volljähriger Geflüchteter<br />
in den Haushalt führt im Steuerjahr<br />
2022 nicht zum Wegfall der<br />
Steuerklasse II beziehungsweise<br />
des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende.<br />
Überlassung einer<br />
Mietwohnung<br />
Sie stellen eine vermietete Wohnung<br />
vorübergehend unentgeltlich<br />
oder kostengünstig Kriegsgeflüchteten<br />
zur Verfügung? Dann müssen<br />
Sie auch keine „fiktiven“ Einnahmen<br />
versteuern. Und das Beste:<br />
Die Werbungskosten, die Sie<br />
sonst im Rahmen Ihrer Einkünfte<br />
aus Vermietung und Verpachtung<br />
berücksichtigen, können im Jahr<br />
2022 ohne Kürzung anerkannt<br />
werden. Sie dürfen die Aufwendungen<br />
also in voller Höhe in Ihrer<br />
Steuererklärung abziehen.<br />
Pauschale Erstattungen<br />
Sie haben Geflüchtete in Ihrer<br />
Wohnung aufgenommen und erhalten<br />
hierfür von einer Behörde<br />
eine pauschale Kostenerstattung?<br />
Dann führt dies nicht zu steuerpflichtigen<br />
Einkünften. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass die Pauschale<br />
die durchschnittlichen Unterbringungskosten<br />
nach einer von der<br />
zuständigen Behörde vorgenommenen<br />
Kalkulation nicht übersteigt.<br />
Unterhaltsleistungen<br />
Ihnen sind Aufwendungen für<br />
den Unterhalt von Personen entstanden,<br />
die aus der Ukraine geflohenen<br />
sind? Dann dürfen Sie diese<br />
Kosten als außergewöhnliche Belastungen<br />
in Ihrer Steuererklärung<br />
absetzen. Das geht jedoch nur,<br />
wenn Sie gegenüber der unterstützten<br />
Person gesetzlich zum<br />
Unterhalt verpflichtet sind. Das<br />
betrifft beispielsweise Eltern,<br />
Großeltern oder Kinder, für die Sie<br />
keinen Anspruch mehr auf Kinder-<br />
Grundsätzlich benötigen Sie eine<br />
Zuwendungsbestätigung des<br />
steuerbegünstigten Empfängers.<br />
Für Geldspenden, die Sie bis zum<br />
31. Dezember 2022 auf<br />
ein zur Hilfe der vom<br />
Krieg Betroffenen eingerichtetes<br />
Sonderkonto<br />
einer inländischen<br />
juristischen Person des<br />
öffentlichen Rechts,<br />
einer inländischen öffentlichen<br />
Dienststelle<br />
oder eines inländischen<br />
amtlich anerkannten<br />
Verbands der<br />
freien Wohlfahrtspflege<br />
zahlen, müssen Sie<br />
dem Finanzamt jedoch<br />
keine Zuwendungsbestätigung<br />
vorlegen. Hier genügt der Bareinzahlungsbeleg<br />
oder die Buchungsbestätigung<br />
der Bank.<br />
Achtung: Bei Sachspenden müssen<br />
Sie dem Finanzamt eine Zugeld<br />
oder einen Freibetrag für<br />
Kinder haben.<br />
Darüber hinaus darf die unterstützte<br />
Person keine oder nur geringe<br />
Einkünfte haben und nur<br />
geringes Vermögen besitzen. Abziehbar<br />
sind Ihre tatsächlichen<br />
Aufwendungen für jede unterstützte<br />
Person bis zum dafür geltenden<br />
Höchstbetrag. Dieser beläuft<br />
sich im Steuerjahr 2022 auf<br />
9984 Euro. Vivien von Boscamp<br />
Info<br />
Als Lohnsteuerhilfeverein übernimmt<br />
der Steuerring die komplette<br />
steuerfachliche Betreuung<br />
seiner Mitglieder. Allein in Rheinland-Pfalz<br />
unterhält er 38 Beratungsstellen.<br />
Für <strong>VdK</strong>-Mitglieder<br />
entfällt die einmalige Aufnahmegebühr.<br />
Interessierte erhalten<br />
weitere Informationen direkt<br />
beim Steuerring. Auch die <strong>VdK</strong>-<br />
Kreisverbände geben Auskunft<br />
über die nächstgelegene Steuerring-Beratungsstelle.<br />
Aus gesetzlichen<br />
Gründen darf der<br />
Steuerring ausschließlich im<br />
Rahmen einer Mitgliedschaft<br />
(§ 4 Nr. 11 StBerG) beraten.<br />
• 0800 9 78 48 00 (kostenlos)<br />
info@steuerring.de<br />
www.steuerring.de<br />
14 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 I<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Irsch<br />
Altenkirchen<br />
Rheinlahn verjüngt Vorstand<br />
Vorstandswahl und Ehrungen im Kreisverband<br />
Im Ortsverband Irsch, Kreisverband Trier-Saar, wurde unter der Leitung<br />
des Kreisverbandsvorsitzenden Werner Faber der Vorstand neu gewählt.<br />
Das Bild zeigt von links: Frauenverteterinnen Marion Steuer und Ursula<br />
Heiser, Beisitzerin Anne Stüber, Kassenverwalter Karl Josef Bodem,<br />
Ortsverbandsvorsitzender Albert Goergen, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender<br />
Ludwin Lenz sowie Beisitzer und Internetbeauftragter<br />
Heinrich Blees. Die neuen Kassenprüfer sind Alfred Lenz und<br />
Matthias Pütz (nicht im Bild).<br />
Contwig<br />
Im Ortsverband Contwig ehrte der Vorsitzende des Kreisverbands<br />
Zweibrücken, Thimo Schlär (Dritter von links), zusammen mit der<br />
stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden Ute Michel (Vierte von<br />
links) sowie Ortsverbandsvorsitzendem Ingobert Kölsch (Mitte) treue<br />
Mitglieder. Auf dem Foto stehen von links (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />
Günter Wolf (20), Josef Bärmann (20), Thimo Schlär, Ute Michel, Brigitte<br />
Schumacher (20), Doris Litzner (10), Rainer Georgi (30), Martina<br />
Thaler (10), Ingobert Kölsch, Carola Becker (20), Günter Becker (20),<br />
Christa Maechtel (20), Manfred Maechtel (20) und Irmgard Siebert (20).<br />
Der Kreisverband Altenkirchen<br />
verabschiedete nach fast 32 Jahren<br />
seine Mitarbeiterin Beate<br />
Müller in den verdienten Ruhestand.<br />
Kreisverbandsvorsitzender<br />
Erhard Lichtenthäler und<br />
Kreisverbandsgeschäftsführer<br />
Thomas Roos würdigten ihre Verdienste<br />
mit einem Blumengruß<br />
nebst Gutschein.<br />
Zeltingen<br />
Beim Ortsverbandstag des Ortsverbands<br />
Zeltingen, Kreisverband<br />
Bernkastel-Zell, verabschiedete<br />
der Vorsitzende Helmut<br />
Kauer (rechts) Gisela Otter<br />
(links) als Schriftführerin und<br />
bedankte sich für ihren Einsatz<br />
mit einem Blumenstrauß.<br />
Bad Hoenningen-R.<br />
Der neue Vorstand des Kreisverbands Rhein-Lahn nach der Wahl.<br />
Beim zweiten Verbandstag des<br />
Kreisverbands Rhein-Lahn wurde<br />
Rainer Zins als Vorsitzender wiedergewählt.<br />
Zudem wurden etliche<br />
Mitglieder für ihre besonderen Verdienste<br />
im sozialen Bereich mit Urkunden<br />
und Nadeln ausgezeichnet.<br />
In dem neuen Vorstand gab es<br />
auch einen Generationenwechsel,<br />
verkörpert vor allem von zwei neuen<br />
Beisitzern: dem 34-jährigen<br />
Mohamed Abu Hmeida vom Ortsverband<br />
Heistenbach und dem<br />
21-jährige Jan Niklas Heibel vom<br />
Ortsverband Schaumburger Land.<br />
Die 80 stimmberechtigten Delegierten<br />
aus 37 Ortsverbänden<br />
wählten außerdem Rainer Zins<br />
erneut zum Kreisverbandsvorsitzenden.<br />
Seine Stellvertreter wurden<br />
Tobias Lotz und Wolfgang<br />
Stüber. Kreisverbandskassenverwalter<br />
bleibt Martin Trabandt.<br />
Stefan Wüst fungiert als Schrift-<br />
führer. Jutta Sütfels übernimmt das<br />
Amt der Kreisverbandsfrauenvertreterin.<br />
Darüber hinaus wurden<br />
elf Beisitzerinnen und Beisitzer<br />
gewählt.<br />
In seiner Begrüßung erklärte<br />
Rainer Zins, dass der <strong>VdK</strong> Rhein-<br />
Lahn auf „vier erfolgreiche Jahre<br />
zurückblicken kann“; damals erfolgte<br />
der Zusammenschluss der<br />
alten Kreisverbände Unterlahn<br />
und Loreley.<br />
Nach den Berichten der Geschäftsführerin<br />
Caroline Ascher<br />
und des Kassenverwalters Martin<br />
Trabant rückten die Ehrungen<br />
verdienter Mitglieder in den Blickpunkt.<br />
Rainer Zins erhielt die Silberne<br />
Ehrennadel des Sozialverbands<br />
<strong>VdK</strong> Deutschland. Der engagierte<br />
Einsatz von Klaus<br />
Schulze, Tobias Lotz, Martin Trabandt<br />
und Stefan Wüst wurde mit<br />
der Landesverdienstnadel in Gold<br />
gewürdigt.<br />
Kaiserslautern<br />
Laubach<br />
Der Kreisverband Kaiserslautern hat gemeinsam mit einigen seiner<br />
Ortsverbände auf dem Wochenmarkt in Kaiserslautern den <strong>VdK</strong> und<br />
seine neue Pflegekampagne „Nächstenpflege“ vorgestellt. Das Bild zeigt<br />
von links: Dieter Seitz vom Ortsverband Kaiserslautern-Nord-Ost, Udo<br />
Fleder vom Ortsverband Siegelbach, Hugo Schönborn, Marita Breyer<br />
und Günter Pfeffer vom Ortsverband Kaiserslautern-Süd und den<br />
Kreisverbandsvorsitzenden Bernd Hofmann.<br />
Bei der Mitgliederversammlung<br />
des Ortsverbands Bad Hönningen-Rheinbrohl,<br />
Kreisverband<br />
Neuwied, stand eine besondere<br />
Ehrung auf der Tagesordnung.<br />
So zeichnete Kreis- und Ortsverbandsvorsitzender<br />
Hans Werner<br />
Kaiser (links) das ehemalige<br />
Vorstandsmitglied des Ortsverbands,<br />
Ilse Kruft (rechts), für ihr<br />
großes ehrenamtliches Engagement<br />
mit der Landesverdienstnadel<br />
in Gold des <strong>VdK</strong> Rheinland-Pfalz<br />
aus und überreichte<br />
ihr eine Urkunde und Blumen.<br />
Im Ortsverband Laubach, Kreisverband Simmern, wurden anwesende<br />
Jubilare für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Werner Weber (Dritter<br />
von links) erhielt für seine Verdienste als Ortsverbandsvorsitzender und<br />
Beisitzer im Kreisverband Simmern die Landesverdienstnadel in Gold<br />
des Sozialverbands <strong>VdK</strong> Rheinland Pfalz. Alle Ehrungen nahmen der<br />
Ortsverbandsvorsitzende Rüdiger Gumm (links) mit dem Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Ulrich Stilz (rechts) vor. Auf dem Bild sieht man von links:<br />
Rüdiger Gumm, Hermann-Josef Klein, Werner Weber, Helmut Gauch,<br />
Andrea Peifer, Erika Böhm, Gustav Thieser und Ulrich Stilz.<br />
Oberes Siegtal<br />
Mittlerer Einrich<br />
Im Ortsverband Oberes Siegtal, Kreisverband Altenkirchen, fand eine Infoveranstaltung zum Thema „Rente“<br />
statt. Thomas Roos, Geschäftsführer des Kreisverbands Altenkirchen, hielt einen zweieinhalbstündigen<br />
Vortrag. Anschaulich referierte er über das Rentensystems und besprach detailliert die Renteninformation,<br />
die jede Person ab 55 Jahren erhält. Wichtige Punkte waren die Regelaltersrente, Erwerbsminderungsrente<br />
und die eingezahlten Rentenbeiträge. Danach wurden die verschiedenen Rentenarten erklärt. Das interessierte<br />
Publikum notierte fleißig mit und erlebte Thomas Roos bei allen Fragen als kompetenten Partner, der<br />
betonte: „In allen sozialrechtlichen Fragen finden Sie Hilfe beim <strong>VdK</strong>.“<br />
Im Ortsverband Mittlerer Einrich, Kreisverband Rhein-Lahn, wurde<br />
unter der Leitung des stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Tobias Lotz (rechts) der Vorstand gewählt. Auf dem Foto sieht man von<br />
links: Beisitzer und Internetbeauftragter Peter Groß, stellvertretender<br />
Vorsitzender Ulrich Lenz, Beisitzerin Ruth Schneider, Revisorin Heidrun<br />
Spriestersbach, Kassenverwalter Axel Scherler (Neuwahl), Beisitzerin<br />
Irmtraud Kasper (Neuwahl) und Vorsitzende Regina Sell-Groß.<br />
15 RHPfalz<br />
Allgemein
II<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Meckenheim/Pfalz<br />
Neuwied-Innenstadt<br />
Der Tagesausflug des Ortverbands Meckenheim/Pfalz, Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim, führte die<br />
Gruppe zur Greifvogelschau auf dem Potzberg im Kuseler Land. Bei schönstem Sonnenschein sahen die<br />
Teilnehmenden Seeadler sowie andere Raubvögel in Aktion. Nach zweijähriger, coronabedingter Pause<br />
freuten sich alle wieder über ein schönes gemeinsames Erlebnis.<br />
Auf dem Ortsverbandstag des Ortsverbands Neuwied-Innenstadt wurde<br />
der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: Kreisverbandsvorsitzender<br />
Hans Werner Kaiser, Ortsverbandsvorsitzender Norbert<br />
Faltin, Beisitzerin Renate Hey, Beisitzer Sabit Makas, Schriftführerin<br />
Gabi Keßelheim, Beisitzerin Doris Schaller, Kassenverwalterin<br />
Sabine Schaller, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender Horst<br />
Ueding und Beisitzerin Ursula Gradtke. Nicht auf dem Bild sind die<br />
Beisitzer Gerhard Brütting und Annegret Heinemann.<br />
Bingen-Sprendlingen-Gensingen<br />
Guntersblum<br />
Der Ortsverband Bingen-Gensingen-Sprendlingen, Kreisverband Mainz-Bingen, führte seine Mitgliederversammlung<br />
mit rund 70 Ehrungen durch. Auf dem Bild sieht man von links (Mitgliedsjahre in Klammern):<br />
Kreisverbandsvorsitzender Manfred Grötz, Pietro Baldino (30), Helga Michaeler (10), Erika Hauck (10),<br />
Heide Hauf (30) und den stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Rappolt (10).<br />
Der Ortsverband Guntersblum, Kreisverband Mainz-Bingen, hat seinen<br />
neuen Bewegungsstock auf Wanderschaft geschickt. Mit dabei waren<br />
der Beigeordnete der Ortsgemeinde Guntersblum, Werner Willius, der<br />
Vorsitzende des Rhein-Selz Tourismus e. V., Rainer Richter, die Vorsitzenden<br />
des Landfrauenvereins Guntersblum, Hilde von Seelen, und<br />
einige Vorstandsmitglieder des <strong>VdK</strong>-Ortsverbands Guntersblum.<br />
Flussbach<br />
Bad Kreuznach<br />
Beim Ortverband Flussbach, Kreisverband Wittlich-Daun, fand die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen<br />
des Vorstands statt. Auf dem Foto sieht man von links: stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin<br />
Wilma Görgen, Kassenprüfer Claudius Görgen, Frauenbeauftragte Martha Schäfer-Rieb, Kreisverbandsvorsitzende<br />
Marita Horn, Kassenverwalter Winfried Böth, Kassenprüfer Michael Tokawer, Ortsverbandsvorsitzender<br />
Josef Schwind, Beisitzerin Anne Sausen sowie Beisitzer Hermann-Josef Tracht.<br />
Der Kreisverband Bad Kreuznach informierte am Europäischen Protesttag<br />
von Menschen mit Behinderung an einem Infostand über den<br />
<strong>VdK</strong>. Auf dem Bild sieht man die stellvertretenden Vorsitzenden Anette<br />
Glöckner und Michael Schaller.<br />
Irsch-Saar<br />
Donnersberg<br />
Bei der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Irsch-Saar, Kreisverband Trier-Saar, wurden Mitglieder<br />
für ihre langjährige Treue geehrt. Das Foto zeigt von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Alfred Karges (20),<br />
Gertrud Notte (20), Alfred Notte (20), Margarete Rommelfanger (20), Ernst Schlösser (20), Hermann Benzschawel<br />
(20), Hans-Josef Axenkopf (20), Eduard Lenz (30), Ursula Heiser (20), Ortsverbandsvorsitzender<br />
Albert Goergen, Kreisverbandsvorsitzender Werner Faber, Josef Roth (20) und Manfred Bach (20).<br />
Die Ehrenamtlichen des Kreisverbands Donnersberg informierten die<br />
Besucherinnen und Besucher der Gesundheitsmesse in Rockenhausen<br />
über den <strong>VdK</strong>. Mit dabei: Kreisverbandsvorsitzender Volker Langguth-Wasem<br />
(vorne) und seine Stellvertreterin Inge Krämer (rechts).<br />
16 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 15<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Pfrimmtal-Bocksrück<br />
Neuwied<br />
Im Ortsverband Pfirmmtal-Bocksrück, Kreisverband Donnersberg,<br />
wurde der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links die<br />
Frauenbeauftrage und Beisitzerin Christa Wüstenberg, den Vorsitzenden<br />
Hans Schuster, Schriftführerin Margareta Stüber, Revisor Peter Sittel<br />
sowie die stellvertretende Vorsitzende und Kassenverwalterin Margarete<br />
Bessai. Nicht auf dem Bild ist Beisitzerin Frieda Bertram.<br />
Nach mehrmaligem Verschieben fand im Kreisverband Neuwied die Kreisfrauenkonferenz statt. Die kommissarische<br />
Kreisfrauenvertreterin Michaela Seuser hieß dazu etliche Frauenvertreterinnen aus den Ortsverbänden<br />
willkommen. Kreisverbandsvorsitzender Hans Werner Kaiser betonte in seinem Grußwort die<br />
Bedeutung der Frauenvertreterinnen im <strong>VdK</strong>. Anschließend behandelte die Referentin Anke Brühl-Tschuck<br />
aus Koblenz das Thema „Einsamkeit“. Gemeinsam erarbeiteten die Frauen, wann Einsamkeit krank machen<br />
kann und wie die Frauenvertreterinnen anderen Menschen aus der Einsamkeit heraushelfen können.<br />
Wallhalben-Oberhausen<br />
Oberwesel<br />
Im Ortsverband Wallhalben-Oberhausen zeichnete der Ortsverbandsvorsitzende<br />
Klaus Schmitt (links) treue Mitglieder aus. Über Urkunde<br />
und Treuenadel freuten sich Ria Keller (Zweite von links, 30 Mitgliedsjahre),<br />
Petra Weber (Zweite von rechts, zehn Mitgliedsjahre) und Erwin<br />
Bode (20 Mitgliedsjahre).<br />
Im Ortsverband Oberwesel, Kreisverband Sankt Goar, wurden die anwesenden Jubilare für ihre langjährige<br />
Mitgliedschaft geehrt. Anschließend fand die Vorstandswahl statt. Auf dem Foto sieht man von links:<br />
Kassenverwalter Sebastian Wilhelmi, Beisitzerin Christa Wolpert-Lambrich, Vorsitzende Hiltrud Schütz,<br />
Schriftführer Dieter Krämer, stellvertretende Vorsitzende Marliese Pistorius (Neuwahl), Beisitzerin Ingrid<br />
Hennemann-Busch sowie Beisitzer Herbert Schicke (Neuwahl).<br />
Meckenheim/Pfalz<br />
Sauertal/Fischbach/Ludwigswinkel/Schönau<br />
Im Ortsverband Meckenheim/Pfalz, Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim,<br />
wurde der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von<br />
links: Günther Deobald, Vorsitzender und Internetbeauftragter, Anita<br />
Deobald, stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin, Beisitzerin<br />
Andrea Hetterich, Beisitzer Ralf Hetterich sowie die Frauen- und Seniorenbeauftragte<br />
Jutta Seiberth. Nicht auf dem Bild: Kassenverwalterin<br />
Sigrid Zutavern und Beisitzer Horst Guthy.<br />
Der Ortsverband Sauertal, Kreisverband Pirmasens, war mit seinen Mitgliedern in und um Wiesbaden unterwegs.<br />
Das Gruppenfoto ist auf dem Neroberg nach der Auffahrt mit der Nerobahn entstanden.<br />
Bad Dürkheim<br />
Breitenbach<br />
Der Ortsverband Bad Dürkheim hat seinen Vorstand neu gewählt und<br />
treue Mitglieder geehrt. Der neue Vorsitzende ist Karlheinz Fuchs, sein<br />
Stellvertreter Uwe Chelius. Bernhard Göb kümmert sich um die Kassenverwaltung.<br />
Das Amt des Schriftführers bekleidet Stephan Dlapka.<br />
Frauenbeauftragte ist Christiane Kolb. Beisitzer wurden Jens Neufeld<br />
und Hans-Jörg Spiegel. Die Kassenprüfung übernehmen Birgit Schultheiß-Neubauer<br />
und Ronald Knospe. Nach der Wahl ehrte Kreisvorsitzender<br />
Dieter Cullmann langjährige Mitglieder.<br />
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Breitenbach, Kreisverband Kusel, wurde der<br />
Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: stellvertretende Vorsitzende Heike Rimkus, Beisitzerin<br />
Renate Kühn, Beisitzer Gerhard Pfaff, Schriftführer Wolfram Steigner-Wild, Kassenverwalterin und<br />
Frauenbeauftragte Dagmar Mathias, Kassenrevisorin Liane Ruffing, Beisitzerin Brigitte Metzler und Vorsitzender<br />
Urban Scherschel. Auf dem Bild fehlen Beisitzer Bernd Schmolze und Kassenrevisor Wolfram Frank.<br />
17 RHPfalz<br />
Allgemein
16<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Zeltingen<br />
Idarwald<br />
Im Ortsverband Zeltingen, Kreisverband Bernkastel-Zell, wurden folgende<br />
Mitglieder für ihre Treue geehrt (von links, Mitgliedsjahre in<br />
Klammern): Leo Baeumler (65), Monika und Hans Becker (10) sowie<br />
Helmut Kauer (20). Nicht im Bild: Yvonne Caspary, Heike Comes, Lisa<br />
Degen, Helmut Gessinger, Manuela Hoffmann (jeweils zehn Jahre) sowie<br />
Marion Heinz, Margarete Stephani und Elke Steffen (für 20 Jahre).<br />
Beim außerordentlichen Verbandstag des Birkenfelder Ortsverbands Idarwald leitete die Kreisverbandsvorsitzende<br />
Heidi Schneider die Wahl des neuen Vorstands. Dieser setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitzender<br />
Jürgen Weyand, stellvertretender Vorsitzender Klaus-Peter Hoffmann, Kassenverwalterin Martina Schmidt,<br />
Schriftführerin Simone Engel und Frauenvertreterin Marie-Luise Hoffmann sowie die Beisitzer Fritz Gauer,<br />
Norbert Hand und Andreas Schmidt. Die Revision übernehmen Agnes Gerner und Margit Wehle-Heich.<br />
Heddesdorf<br />
Hauenstein<br />
Im Ortsverband Heddesdorf, Kreisverband Neuwied, wurde Sven<br />
Lefkowitz (rechts) als Vorsitzender wiedergewählt. Seine Stellvertreterin<br />
ist Martina Beate Jakoby, Kassenverwalterin Hildegard Stark. Zum<br />
Schriftführer wurde Hans Attendorn gewählt, zur Frauenbeauftragten<br />
Brigitte Holl. Beisitzerinnen und Beisitzer sind Sigrid Scherer-Seiffert,<br />
Birgit Lepnikow, Silvester Heck und Birgit di Ludovico. Als Kassenprüfer<br />
fungieren Christa Hümmerich und Dieter Sassin. Das Foto zeigt die<br />
Jubilare des Ortsverbands (Mitgliedsjahre in Klammern): Martina Beate<br />
Jakoby (20), Sigrid Karnagel (30), Beate Graßmann (30), Franz-Josef<br />
Hubweber (30) und Heidemarie Van Luit (30).<br />
Coronageschuldet musste der Ortsverband Hauenstein im Kreisverband Pirmasens sein gesellschaftliches<br />
Leben weitestgehend einstellen und die Ehrung seiner langjährigen Mitglieder aussetzen. Dies wurde nun<br />
endlich im Beisein des Kreisverbandsvorsitzenden Wolfram Stüger (Fünfter von links) nachgeholt. Gemeinsam<br />
mit dem stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden Stefan Rylik (Sechster von links) ehrte er für zehn<br />
<strong>VdK</strong>-Jahre Karl Heinz Concoll, Ulrich Lauth, Gerhard Hartmann und Wolfgang Siegel. 20 Jahre dabei sind<br />
Monika Meyer, Manfred Naab, Ann-Elisabeth Naab, Margaretha Nold und Werner Laux. Manfred Keiner<br />
wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft im <strong>VdK</strong> mit dem Treueabzeichen geehrt.<br />
Zweibrücken<br />
Langenscheid<br />
Der Kreisverband Zweibrücken hat die aktuelle <strong>VdK</strong>-Kampagne „Nächstenpflege“<br />
auf der Messe „2brücken“ präsentiert. Auf dem Foto sieht<br />
man die Kreisverbandsfrauenvertreterin Ute Michel (Mitte) mit dem<br />
Neumitglied Volker Lahm (links) sowie dem Kreisverbandsbeisitzer<br />
Rainer Faust vom Ortsverband Bundenbach.<br />
Der Ortsverband Langenscheid wählte Heinz Kämpfer erneut zum Vorsitzenden. Außerdem wurden die<br />
Ehrungen für das vergangene Jahr nachgeholt. Urkunden und Treuenadeln erhielten Rainer Isselbächer für<br />
30 Jahre, Horst Koch für 20 Jahre sowie Michaela Ölschlegel und das Ehepaar Renate und Gerhard Busch<br />
für zehn Jahre Mitgliedschaft. Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Rhein-Lahn, Tobias Lotz<br />
(links), sprach Glückwünsche und Dank an die <strong>VdK</strong>lerinnen und <strong>VdK</strong>ler aus.<br />
Rheinlahn<br />
Flammersfeld/Mehren<br />
Die Kreisfrauenvertreterin des Kreisverbands Rhein-Lahn, Jutta Sütfels,<br />
lud nach mehrjähriger Corona-Pause zu einem kurzweilen Nachmittag<br />
bei Kaffee und Kuchen ein. Ihrer Einladung zur Frauenkonferenz<br />
folgten nicht nur 40 Ehrenamtliche des Rhein-Lahn-Kreisverbands,<br />
sondern auch die stellvertretende Landesverbandsvorsitzende Christa<br />
Schulz und die Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker. Von<br />
der Heilpraktikerin Frauke Struck-Haas erfuhren die Teilnehmerinnen<br />
viel Nützliches zum Thema „Sehkrafterhaltung“ und absolvierten direkt<br />
einen Praxisteil mit vielen Sehübungen und Augentraining.<br />
Beim Ortsverbandstag des Ortsverbands Flammersfeld/Mehren richteten Erhard Lichtenthäler, Vorsitzender<br />
des Kreisverbands Altenkirchen, sowie Kreisverbandsgeschäftsführer Thomas Roos Grußworte an die<br />
Anwesenden. Anschließend wurde der Vorstand neu gewählt und die amtierende Vorsitzende Therese<br />
Fiedler einstimmig im Amt bestätigt. Ihr Stellvertreter ist Hans Werner Seifen. Die Kassenverwaltung macht<br />
Manfred Berger, die Schriftführung übernimmt Friedhelm Bay. Frauenbeauftragte wurde Luise Schmidt.<br />
Beisitzerinnen und Beisitzer sind Peter Kalleicher, Michelle Müller, Heidrun Hinz und Lilo Bröcker. Die<br />
Kassenprüfung übernehmen Thomas Bröcker und Hannelore Marenbach. Jörg Müller ist Ersatzkassenprüfer.<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 17
18 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
Reise und Erholung<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Reise und Erholung <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 19<br />
19 RHPfalz<br />
Allgemein
20 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Reise und Erholung<br />
20 RHPfalz<br />
Allgemein
Verbraucher<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
21<br />
Einbrechern einen Riegel vorschieben<br />
Polizei empfiehlt eine Kombination aus mechanischer Sicherungstechnik und elektronischer Überwachung<br />
Gerade zur Urlaubszeit stellt sich<br />
die Frage: Wie können Einbrüche<br />
verhindert werden? Die richtige<br />
Sicherungstechnik an Türen und<br />
Fenstern sowie Vorkehrungen wie<br />
Alarmanlagen können durchaus<br />
abschrecken. Damit Diebe gar<br />
nicht erst auf die Idee kommen, in<br />
Wohnung oder Haus einzudringen,<br />
gibt die Polizei wertvolle Tipps.<br />
„Ein Einbruch in die eigenen vier<br />
Wände ist für viele Menschen ein<br />
großer Schock. Die Verletzung der<br />
Privatsphäre, das verloren gegangene<br />
Sicherheitsgefühl oder auch<br />
schwerwiegende psychische Folgen,<br />
die nach einem Einbruch<br />
auftreten können, sind für die<br />
Betroffenen meist schlimmer als<br />
der rein materielle Schaden“, heißt<br />
es im Internetauftritt www.k-ein<br />
bruch.de, der von der Polizei empfohlen<br />
wird und produktneutrale<br />
Informationen zum Einbruchschutz<br />
bietet.<br />
Die Zeit stehlen<br />
Für das Jahr 2021 verzeichnete<br />
die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik<br />
54 236 Fälle einschließlich<br />
der Einbruchversuche.<br />
Nur jeder fünfte Fall wurde aufgeklärt.<br />
Es gibt aber auch eine gute<br />
Nachricht: 2021 scheiterten 48,7<br />
Prozent der Wohnungseinbrüche.<br />
Denn Einbrecher nehmen sich<br />
gerne alles, nur keine Zeit. Statistisch<br />
gesehen bricht fast jeder Einbrecher<br />
nach zwei bis drei Minuten<br />
Ungesicherte Kellerschächte machen es Einbrechern<br />
leicht. Diese sollten verschlossen werden.<br />
einen Einbruchversuch ab, da das<br />
Risiko steigt, entdeckt zu werden.<br />
„Wirksamer Einbruchschutz verfolgt<br />
immer das Ziel, dem Einbrecher<br />
die Zeit zu stehlen“, betont<br />
Kriminaloberrat Arno Helfrich<br />
vom Kriminalfachdezernat 10,<br />
München. Helfrich ist dort für<br />
Kriminalprävention und Opferschutz<br />
zuständig.<br />
Man stelle sich nur folgende Situation<br />
vor: Wohnungen, die sich<br />
im Erdgeschoss befinden, werden<br />
meistens durch die Fenster oder<br />
Balkontür aufgebrochen – von<br />
Einbrechern am liebsten ohne viel<br />
Lärm und möglichst schnell. Helfrich<br />
rät hier dazu, Schwachstellen<br />
an Türen und Fenstern mit Zusatzschlössern,<br />
aufbruchsicheren<br />
Fensterbeschlägen oder auch absperrbaren<br />
Fenstergriffen zu verbessern.<br />
„Eine Alarmanlage kann<br />
eine Ergänzung sein und den ein<br />
oder anderen Täter abschrecken“,<br />
sagt der Polizist, dann sei aber der<br />
Einbau durch eine Fachfirma ratsam.<br />
Eine Videokamera mache nur<br />
mit einer Aufzeichnungsmöglichkeit<br />
Sinn, so Helfrich. Weiterer<br />
Tipp: Hecken auf Augenhöhe halten,<br />
das Grundstück mit gedämpftem<br />
Dauerlicht oder Scheinwerfern<br />
mit Bewegungsmeldern beleuchten<br />
oder bei längerer Abwesenheit auf<br />
einen „wachsamen“ Nachbarn<br />
zählen, der regelmäßig nach dem<br />
Rechten sieht, Jalousien schließt<br />
beziehungsweise öffnet und den<br />
Briefkasten leert.<br />
Nicht fahrlässig handeln<br />
Eine Videoüberwachung kann Täter abschrecken. Fachfirmen<br />
sind hier die richtigen Ansprechpartner.<br />
„Vor dem Verlassen von Haus<br />
oder Wohnung müssen Sie alle<br />
Fenster und die Türe abschließen“,<br />
so Helfrich. „Zwar kommt eine<br />
Hausratversicherung für bestimmte<br />
Kosten nach einem Einbruch<br />
auf, jedoch müssen Sie teilweise<br />
nachweisen, dass Sie nicht fahrlässig<br />
gehandelt haben.“ Ein gekipptes<br />
Fenster oder eine Tür, die man<br />
nur ins Schloss hat fallen lassen,<br />
könnten bereits verhindern, dass<br />
die Hausratversicherung für die<br />
Kosten aufkommt.<br />
Auch obere Etagen und Kellerfenster<br />
dürfen laut Helfrich nicht<br />
außer Acht gelassen werden. Aufstiegshilfen<br />
wie Mülltonnen oder<br />
Gartenmöbel solle man Einbrechern<br />
nicht anbieten und vor allem<br />
die Kellerschächte sichern. „Mechanische<br />
Sicherungen sollten in<br />
den Planungen an oberster Stelle<br />
stehen“, sagt Helfrich. Hierfür gebe<br />
es zertifizierte Bauteile und Fachfirmen.<br />
Was von der Polizei zum Einbruchschutz<br />
speziell empfohlen<br />
wird, steht umfassend auf der<br />
Abschließbare Fenstergriffe bieten<br />
einen guten Schutz.<br />
bereits erwähnten Webseite<br />
www.k-einbruch.de. Außerdem<br />
erfährt man, wie der Staat Einbruchschutz<br />
im Rahmen der KfW<br />
Programme „Einbruchschutz<br />
Investitionszuschuss (455-E)“<br />
sowie „Altersgerecht Umbauen –<br />
Kredit (159)“ unterstützt. Förderfähig<br />
sind Materialkosten und<br />
Handwerkerleistungen bis maximal<br />
1600 Euro.<br />
Konfrontation meiden<br />
Und wie sollte man sich verhalten,<br />
wenn man während eines<br />
Einbruchs zu Hause ist und Einbrecher<br />
bemerkt? „Vermeiden Sie<br />
jede Konfrontation und spielen Sie<br />
nicht den Helden“, sagt Helfrich.<br />
Und: „Falls die Situation es ermöglicht,<br />
verständigen Sie über den<br />
Notruf 110 die Polizei.“<br />
Petra J. Huschke<br />
Fotos: www.k-einbruch.de<br />
Umfrage zum<br />
Leben ohne Internet<br />
Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen<br />
– setzt sich für das Recht<br />
auf ein Leben ohne Internet ein.<br />
Niemand soll im Alltag ausgeschlossen<br />
werden, nur weil er kein<br />
Internet nutzt. Dazu hat die BAGSO<br />
nun eine Umfrage gestartet.<br />
Thema der Umfrage „Leben ohne<br />
Internet – geht’s noch?“, die sich an<br />
Seniorinnen und Senioren richtet,<br />
ist die Frage: Mit welchen Problemen<br />
haben Menschen ohne Internet<br />
konkret zu kämpfen? In einem<br />
kurzen Fragebogen geht es darum,<br />
in welchen Bereichen ältere Menschen,<br />
die kein Internet haben, auf<br />
Schwierigkeiten stoßen und welche<br />
dies konkret sind. Auch nach möglichen<br />
Alternativen zum Internet<br />
wird gefragt.<br />
Gute Lösungen<br />
Ziel ist es, sich auf der Grundlage<br />
der Erfahrungen von Seniorinnen<br />
und Senioren gemeinsam für<br />
gute Lösungen einzusetzen. Die<br />
Umfrage kann handschriftlich<br />
oder im Internet ausgefüllt werden.<br />
Alle Angaben sind freiwillig. Die<br />
Daten werden anonym behandelt.<br />
Der gedruckte Fragebogen kann –<br />
bei Bedarf auch in größerer Stückzahl<br />
– per E-Mail unter umfrage@<br />
bagso.de oder telefonisch unter<br />
(02 28) 24 99 93 55 bestellt werden.<br />
Alle Informationen zur Umfrage<br />
gibt es unter www.bagso.de/<br />
umfrage. Einsendeschluss ist der<br />
15. <strong>Juli</strong> 2022. mib<br />
Neue Funktionen für einfachere Bedienung<br />
Menschen mit Behinderung sollen Smartphones, Tablets und Computer besser nutzen können<br />
Die großen Technologieunternehmen<br />
Google und Apple haben neue<br />
Funktionen für Smartphones, Tablets<br />
und Computer entwickelt, damit<br />
Menschen mit Behinderung ihre<br />
Geräte und Betriebssysteme besser<br />
nutzen und bedienen können.<br />
So können beispielsweise blinde<br />
und sehbehinderte Menschen künftig<br />
ihr iPhone und iPad nutzen, um<br />
mit der „Türerkennung“ die letzten<br />
Meter ihres Zielorts näher zu erkunden.<br />
Die innovative Navigationsfunktion<br />
hilft dabei, eine Tür zu<br />
finden und die Entfernung zu ihr<br />
besser einzuschätzen. Sie kann den<br />
Zustand der Tür beschreiben –<br />
auch, ob sie offen oder geschlossen<br />
ist, und ob die Tür durch Drücken,<br />
Drehen eines Knopfes oder Ziehen<br />
an einem Griff geöffnet werden<br />
kann. Die „Türerkennung“ erfasst<br />
zudem Zeichen und Symbole rund<br />
um die Tür, beispielsweise die Zimmernummer<br />
eines Büros oder das<br />
Symbol für einen barrierefreien<br />
Eingang. Die Funktion wird in einem<br />
neuen Erkennungsmodus innerhalb<br />
der Lupe verfügbar sein –<br />
Apples inte grierter App zur Unterstützung<br />
blinder und sehbehinderter<br />
Menschen.<br />
Nutzerinnen und Nutzer mit<br />
körperlichen und motorischen<br />
Einschränkungen, die auf Hilfsfunktionen<br />
wie Sprach- und Schaltersteuerung<br />
angewiesen sind,<br />
können die Apple Watch vollständig<br />
von ihrem gekoppelten iPhone<br />
aus steuern, und zwar mithilfe der<br />
Funktion „Apple Watch Mirroring“.<br />
Außerdem lässt sich auch die<br />
Uhr selbst mit einfachen Handgesten<br />
besser bedienen. Durch zweifaches<br />
Zusammendrücken der<br />
Finger kann man einen Anruf<br />
annehmen oder beenden, eine Benachrichtigung<br />
abweisen, ein Foto<br />
aufnehmen, Inhalte über die „Jetzt<br />
abspielen“ App bedienen sowie<br />
eine Trainingseinheit starten, pausieren<br />
oder fortsetzen.<br />
Sprache wird zu Text<br />
Menschen mit einer Hörbehinderung<br />
können Audio inhalten mithilfe<br />
der Funktion „Live Untertitel“<br />
auf iPhone, iPad und Mac demnächst<br />
leichter folgen. Die Untertitel<br />
können vielseitig eingesetzt<br />
werden, etwa bei Telefonaten oder<br />
Face Time-Anrufen, Videokonferenzen,<br />
bei der Nutzung von Social<br />
Media-Apps, beim Streamen von<br />
Medieninhalten oder auch bei einer<br />
normalen Unterhaltung. Man kann<br />
zudem die Schriftgröße anpassen,<br />
um das Lesen zu erleichtern.<br />
Apple erweitert außerdem den<br />
Bildschirm leser „VoiceOver“ um<br />
mehr als 20 neue Sprachen und<br />
Dialekte, die auch für die Eingabehilfen<br />
„Auswahl sprechen“ und<br />
„Bildschirminhalt sprechen“ verfügbar<br />
sein werden.<br />
Laut dem Unternehmen werden<br />
diese und weitere Funktionen im<br />
Laufe dieses Jahres mit Software<br />
Updates für alle Plattformen von<br />
Apple verfügbar sein.<br />
Auch Google stellt seinen Nutzerinnen<br />
und Nutzern ähnliche<br />
Funktionen zur Verfügung und hat<br />
auf der Entwicklermesse „Google<br />
I/O“ weitere Verbesserungen für<br />
bestimmte An droid-Apps angekündigt.<br />
So soll es bald eine neue Version<br />
der Anwendung „Look out“<br />
geben. Damit können sich blinde<br />
und sehbehinderte Menschen Fotoinhalte<br />
beschreiben lassen – auch<br />
von Bildern aus Nachrichten und<br />
sozialen Netzwerken. Sogar auf<br />
dem Foto erkennbare Texte kann<br />
das Programm vorlesen.<br />
Foto: Apple<br />
Geschlossene Tür, sieben Fuß entfernt:<br />
Die Apple-Funktion „Türerkennung“<br />
tut, wonach sie benannt ist.<br />
Die App „Live Transcribe“, die<br />
gesprochene Sprache für Menschen<br />
mit Hörbehinderung in Schrift<br />
umwandelt sowie Alltagsgeräusche<br />
wie Türklingeln erkennt, wurde<br />
ebenfalls verbessert.<br />
Offene Baustellen<br />
Am Welttag der Barrierefreiheit,<br />
der in diesem Jahr auf den 19. Mai<br />
fiel, wiesen Expertinnen und Experten<br />
jedoch darauf hin, dass<br />
manche Haushaltsgeräte von Menschen<br />
mit Behinderung immer<br />
schlechter zu bedienen seien. Die<br />
Hersteller würden beispielsweise<br />
Schalter und Drehknöpfe durch<br />
nicht barrierefreie Touchbildschirme<br />
ersetzen. Zwar ließen sich<br />
solche Geräte zuweilen mittels<br />
Smartphone-App auch von Menschen<br />
mit Behinderung bedienen,<br />
allerdings nur dann, wenn die<br />
Programme auch barrierefrei gestaltet<br />
seien.<br />
Und das sei eben nicht immer der<br />
Fall. Gerade Geräte von deutschen<br />
Herstellern wiesen diesbezüglich<br />
teilweise noch erheblichen Nachholbedarf<br />
auf. Hauptgrund dafür<br />
ist, dass – während in den USA<br />
Barrierefreiheit in vielen Fällen<br />
gesetzlich vorgeschrieben ist –<br />
hierzulande in dieser Sache noch<br />
unzählige Baustellen offen sind.<br />
Der Sozialverband <strong>VdK</strong> fordert<br />
schon lange, private Wirtschaftsakteure<br />
zur Herstellung<br />
von Barrierefreiheit in die Pflicht<br />
zu nehmen. Mirko Besch<br />
21 RHPfalz<br />
Allgemein
22 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Verbraucher<br />
Steuererklärung wird leichter<br />
Neue Anwendung „Einfach Elster“ soll Rentnern und Pensionären helfen<br />
Ampel für Lebensmittel<br />
Der Nutri-Score wird zusehends genutzt<br />
Für Rentnerinnen und Rentner sowie<br />
Pensionärinnen und Pensionäre<br />
gibt es eine neue Online-Anwendung,<br />
mit der die Steuererklärung<br />
schneller und leichter werden soll.<br />
„Einfach Elster“ kann ab sofort für<br />
die Einkommensteuer erklärung<br />
2021 genutzt werden.<br />
Die kostenlose Anwendung ist<br />
– so lautet das Versprechen – einfach<br />
zu bedienen und führt die<br />
Nutzerinnen und Nutzer Schritt<br />
für Schritt mit klaren Fragen und<br />
einer Auswahl an Antwortmöglichkeiten<br />
durch die Einkommensteuererklärung.<br />
„Sie müssen lediglich<br />
ein paar Fragen zum Beispiel<br />
zu Spenden, Arztrechnungen,<br />
Behinderung, haushaltsnahen<br />
Dienstleistungen und Handwerkerkosten<br />
beantworten“, heißt es<br />
auf der Webseite. Elektronische<br />
Bescheinigungen wie die Rentenbezugsmitteilung,<br />
die dem Finanzamt<br />
vorliegen, werden dabei automatisch<br />
berücksichtigt.<br />
Die vereinfachte Steuererklärung<br />
steht allen zur Verfügung, die inländische<br />
Renteneinkünfte oder<br />
Pensionen erhalten sowie gegebenenfalls<br />
Kapitaleinkünfte, die unter<br />
dem Sparerpauschbetrag liegen,<br />
oder weitere Einkünfte aus einem<br />
Minijob haben. Wer aber zum Beispiel<br />
noch eine Ferienwohnung<br />
vermietet, freiberuflich arbeitet<br />
oder einen erwerbstätigen Ehepartner<br />
hat, darf „Einfach Elster“ nicht<br />
verwenden.<br />
Für die Nutzung registriert man<br />
sich unter www.einfach.elster.de<br />
Steuererklärung auf Papier? Mit der neuen Online-Anwendung können<br />
Rentnerinnen und Rentner ihre Steuer am Computer erledigen.<br />
mit seinem Geburts datum und seiner<br />
persönlichen Identifikationsnummer.<br />
Diese findet sich oben<br />
links auf der ersten Seite des Einkommensteuerbescheids.<br />
Sie lässt<br />
sich aber auch anfordern unter<br />
www.identifikationsmerkmal.de<br />
Daten eingeben<br />
Nach der Registrierung erhält<br />
man ein paar Tage später einen<br />
Brief mit der Zugangsnummer. Erst<br />
mit dieser lässt sich die Erstellung<br />
der Einkommensteuererklärung<br />
beginnen. Dazu gehen Anwenderinnen<br />
und Anwender auf die Webseite<br />
www.einfach.elster.de, klicken<br />
auf „Jetzt starten“ und fangen<br />
mit der Eingabe ihrer Daten an.<br />
Benötigt werden dafür die steuerliche<br />
Identifikationsnummer, die<br />
erhaltene Zugangsnummer, die<br />
eigene Kontoverbindung sowie<br />
gegebenenfalls der Schwerbehindertenausweis<br />
sowie Handwerkerund<br />
Arztrechnungen.<br />
Sind alle Angaben gemacht,<br />
können diese noch mal überprüft<br />
werden. Anschließend lässt sich<br />
die Steuer erklärung einfach per<br />
Mausklick an das zuständige Finanzamt<br />
übermitteln. Weitere<br />
Informationen zu „Einfach Elster“<br />
gibt es unter der Telefon-Hotline<br />
0800 5 23 50 55. Mirko Besch<br />
Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Christin Klose<br />
Seit Ende 2020 gibt es in Deutschland<br />
den Nutri-Score. Er soll auf<br />
einen Blick verraten, wie gesund<br />
ein Produkt im Supermarkt ist. Momentan<br />
sind laut Bundesernährungsministerium<br />
300 deutsche<br />
Firmen mit 577 Marken für eine<br />
Verwendung registriert – Tendenz<br />
steigend.<br />
Der Nutri-Score ist immer häufiger<br />
auf Lebensmittelpackungen zu<br />
finden. Er soll eine Orientierung<br />
geben, wie wertvoll die verwendeten<br />
Nahrungsmittel sind, und Verbrauchern<br />
ein gesundheitsbewusstes<br />
Einkaufen erleichtern. Durch<br />
eine Kennzeichnung von „A“ bis<br />
„E“ in Ampelfarben wird dargestellt,<br />
welchen Nährwert das Produkt<br />
hat. Für Produkte, die unverarbeitet<br />
sind oder nur aus einer<br />
Zutat bestehen, wie etwa Obst,<br />
Gemüse oder Öle, ist der Nutri-<br />
Score nicht gedacht, diese Produkte<br />
gelten ohnehin als gesund.<br />
Der Nutri-Score, der auf der Vorderseite<br />
des Produkts gedruckt ist,<br />
stellt die Nährstoffe nicht einzeln<br />
dar. Diese stehen in der Nährwerttabelle<br />
auf der Rückseite und sind<br />
ein „Muss“ für die Hersteller, während<br />
der Nutri-Score freiwillig ist.<br />
Er wurde von unabhängigen Ernährungswissenschaftlern<br />
entwickelt.<br />
Sinn des Nutri-Scores mit<br />
der fünfstufigen Farbskala ist es<br />
vor allem, innerhalb einer Produktgruppe<br />
wie Pizza, Müsli oder<br />
Joghurt vergleichen zu können.<br />
Pluspunkte bei der Bewertung gibt<br />
es etwa für einen höheren Anteil<br />
an Obst, Gemüse, Ballaststoffen,<br />
Nüssen, Hülsenfrüchten und Eiweiß.<br />
Ungünstig wirken sich gesättigte<br />
Fettsäuren, viele Kalorien<br />
sowie ein hoher Zucker- und Salzgehalt<br />
aus. Kritiker des Nutri-<br />
Scores bemängeln jedoch, dass<br />
chemische Zusätze wie Süßstoffe<br />
und Geschmacksverstärker nicht<br />
genügend bei der Bewertung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Zusammengefasst: Der Nutri-<br />
Score soll eine Hilfestellung sein.<br />
Am besten sind immer noch frische,<br />
unverarbeitete Lebensmittel.<br />
In Frankreich, wo der Nutri-Score<br />
entwickelt und 2017 als Erstes eingeführt<br />
wurde, gibt es schon aussagekräftige<br />
Studien, wie Daniela<br />
Krehl, Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale<br />
Bayern, mitteilt.<br />
Darin sprachen sich 94 Prozent der<br />
Bevölkerung für das Vorhandensein<br />
des Nutri- Scores aus. 57 Prozent<br />
gaben an, deswegen ihr Kaufverhalten<br />
positiv verändert zu<br />
haben, drei von vier kaufen Produkte<br />
mit dem Logo. pet<br />
Der Nutri-Score findet sich auf immer<br />
mehr Verpackungen.<br />
picture alliance/Eibner-Pressefoto/Fleig<br />
Kaffeepulver sorgt für guten Duft<br />
Wenn der Kühlschrank müffelt, ist es Zeit für eine Reinigung<br />
Unkraut oder Heilkraut?<br />
Beim Giersch gehen die Meinungen auseinander<br />
Der Kühlschrank sollte aus hygienischen Gründen mindestens alle sechs<br />
Wochen sauber gemacht werden.<br />
Foto: picture alliance/dpa-mag/IKW<br />
Käse, Wurst, Fisch, Fleisch, Gemüse:<br />
Im Kühlschrank werden viele<br />
unterschiedliche Lebensmittel<br />
gelagert. Ihn regelmäßig zu reinigen,<br />
ist eine lästige Pflicht, aus<br />
hygienischen Gründen aber notwendig.<br />
Spätestens, wenn es beim<br />
Öffnen übel riecht, ist es wieder<br />
Zeit, zu Putzkübel und Lappen zu<br />
greifen.<br />
Der Kühlschrank sollte alle vier<br />
bis sechs Wochen gereinigt werden.<br />
Wer Schmutz umgehend entfernt<br />
– etwa klebrige Stellen oder<br />
Flecken – kann die Putzintervalle<br />
hinauszögern. Denn dadurch wird<br />
vermieden, dass sich Bakterien<br />
oder Schimmelpilze ansiedeln.<br />
Da der Kühlschrank ein Elektrogerät<br />
ist, sollte er aus Sicherheitsgründen<br />
vor der Reinigung<br />
mit Wasser ausgeschaltet werden.<br />
Die Lebensmittel können für die<br />
Dauer des Putzens in einer Kühlbox<br />
oder in einem Keller zwischengelagert<br />
werden. Als Utensilien<br />
eignen sich Putzlappen, Eimer,<br />
Gummihandschuhe, Wattestäbchen<br />
oder eine Zahnbürste sowie<br />
Spülmittel, Allzweckreiniger oder<br />
selbst gemachter Reiniger aus Essig-<br />
oder Zitronenwasser.<br />
Um den Innenraum des Kühlschranks<br />
gut reinigen zu können,<br />
werden Ablagen und Schubfächer<br />
entfernt. Diese am besten in der<br />
Spüle mit warmem Wasser und<br />
Spülmittel säubern. Bei modernen<br />
Kühlschrankmodellen können<br />
Einzelteile wie Glas- oder Kunststoffplatten,<br />
Fächer und sonstige<br />
Ablagen auch in der Spülmaschine<br />
gereinigt werden. Ob dies möglich<br />
ist, steht in der Bedienungsanleitung.<br />
Die Ablaufrinne hinten an der<br />
Rückwand des Kühlschranks kann<br />
mit einem Wattestäbchen gesäubert<br />
werden. Durch die Öffnung<br />
fließt immer das Kondenswasser<br />
ab. Eine andere Stelle, an der sich<br />
häufig Keime bilden, ist die Gummidichtung<br />
rund um die Kühlschranktür.<br />
Hier sammeln sich oft<br />
Krümel und eingetrocknete Flüssigkeiten.<br />
Für schlecht zugängliche<br />
Stellen eignet sich neben einem<br />
Wattestäbchen ebenso eine frische<br />
Zahnbürste.<br />
Auch die richtige Sortierung der<br />
Lebensmittel sorgt für Hygiene.<br />
Für Obst und Gemüse gibt es im<br />
unteren Bereich des Kühlschranks<br />
eigene Fächer. Schnell verderbliche<br />
oder stark riechende Lebensmittel<br />
sollten in eigenen Behältern<br />
gelagert werden. Wer Gerüche im<br />
Kühlschrank neutralisieren möchte,<br />
greift am besten zu Kaffee als<br />
Pulver oder in ganzen Bohnen.<br />
Einfach ein Schälchen davon in<br />
den Kühlschrank stellen. Eine<br />
gute Wirkung hat auch eine halbe<br />
Zitrone, auf die man etwas Natron<br />
streut.<br />
Wer ein Gefrierfach hat, muss<br />
dieses ab und zu abtauen. Dafür<br />
einfach die Türe des Gefrierfachs<br />
geöffnet lassen. Das Abtauen geht<br />
schneller, wenn man eine Schale<br />
mit heißem Wasser in das Fach<br />
stellt. Petra J. Huschke<br />
Wo sich Giersch breitmacht,<br />
wächst bald nichts anderes mehr.<br />
Viele Hobbygärtnerinnen und<br />
-gärtner sehen in der Pflanze deshalb<br />
ein lästiges Unkraut und bekämpfen<br />
sie. Mit Stumpf und Stiel<br />
wird sie ausgerissen – was sehr<br />
mühsam ist. Denn der Giersch ist<br />
ein äußerst robustes Gewächs.<br />
Dabei gäbe es auch die Möglichkeit<br />
eines Perspektivwechsels: den<br />
Giersch als eine leckere Pflanze zu<br />
sehen, aus der man viele Gerichte<br />
zaubern kann.<br />
Der Giersch, auch bekannt als<br />
Dreiblatt, Geißfuß oder Ziegenkraut,<br />
ist eine Staude, die bis zu<br />
eineinhalb Meter hoch werden<br />
kann, schnell wächst und wuchert.<br />
Er bildet unterirdische Ausläufer,<br />
Giersch kann in der Küche vielseitig<br />
verwendet werden.<br />
Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Florian Schuh<br />
die sich nur schwer entfernen lassen.<br />
Die Blätter sind grün und<br />
dreigezackt, die Stängel hohl, unbehaart<br />
und kantig. Vom Frühsommer<br />
bis in den frühen Herbst<br />
blüht der Giersch mit weißen bis<br />
rötlichen Blüten.<br />
Wer sich mit ihm arrangiert, bekommt<br />
immerwährenden, gesunden<br />
Nachschub für die Küche. Als<br />
nährstoffreiches Gemüse strotzt er<br />
vor Vitamin C und ist reich an<br />
Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium,<br />
Zink, Bor, Kupfer, Mangan,<br />
Titan und Kieselsäure. Er schmeckt<br />
würzig. Mit Giersch lassen sich<br />
Suppen und Salate verfeinern,<br />
auch kann man leckeres Pesto<br />
daraus machen. Die Blätter können<br />
für Säfte und Smoothies verwendet<br />
werden. Besonders die<br />
jungen Triebe ähneln dem Geschmack<br />
von Petersilie. Für ein<br />
Pesto einfach 50 Gramm Giersch<br />
mit 50 Gramm Sonnenblumenkernen<br />
oder Kürbiskernen, Knoblauchzehen,<br />
einem Esslöffel Zitronensaft,<br />
einer Prise Salz und 150<br />
Milliliter Öl pürieren.<br />
Giersch gilt zudem als Heilkraut<br />
und kommt bei der Behandlung<br />
von Gelenkerkrankungen wie<br />
Gicht oder Rheuma zum Einsatz.<br />
Er soll dabei helfen, den Körper zu<br />
entgiften. Umschläge mit Gierschblättern<br />
sind bei Insektenstichen<br />
und Verbrennungen sinnvoll. Die<br />
Blätter dafür im Mörser zu einer<br />
breiigen Masse verarbeiten und mit<br />
einer Mullbinde fixieren. Auch Tee<br />
aus Giersch soll gesund sein. pet<br />
22 RHPfalz<br />
Allgemein
Freizeit<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022<br />
23<br />
Nicht mehr jung, aber immer noch laut<br />
Die „Omas gegen Rechts“ gehen für Demokratie, Frieden und Toleranz auf die Straße<br />
In mehr als 100 Regionalgruppen<br />
kämpfen die „Omas gegen Rechts“<br />
gegen Hass und Extremismus und<br />
setzen sich für eine gerechte Gesellschaft<br />
ein. Der Zentralrat der<br />
Juden würdigt die Initiative mit<br />
dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage.<br />
Wenn sich Angelika, Gudrun,<br />
Alla und Elisabeth an einem sommerlichen<br />
Freitag im Hof des Gemeindezentrums<br />
in Berlin-Moabit<br />
treffen, dann nicht, um sich bei<br />
einer Tasse Kaffee die Zeit zu vertreiben.<br />
Sie haben Wichtiges zu<br />
besprechen. Die Rentnerinnen im<br />
Alter von 66 bis 78 Jahren gehören<br />
zur Stadtteilgruppe Berlin-Mitte<br />
der „Omas gegen Rechts“, die insgesamt<br />
aus sieben Frauen besteht.<br />
An diesem Tag dreht sich im Hof<br />
des Gemeindezentrums alles um<br />
eine Demonstration im sächsischen<br />
Riesa. Dort richtet die AfD<br />
ihren Bundesparteitag aus. Omas<br />
aus verschiedenen Regionalgruppen<br />
planen die Anreise. Nun muss<br />
die gemeinsame Demo gegen die<br />
AfD organisiert werden.<br />
Bunt und positiv<br />
In Deutschland gibt es mittlerweile<br />
mehr als 100 Regionalgruppen.<br />
Gegründet wurde die bundesweite<br />
Initiative „Omas gegen<br />
Rechts“ von Anna Ohnweiler und<br />
Gerda Smorra im Jahr 2018 – die<br />
AfD war im Vorjahr in den Bundestag<br />
eingezogen. Vorbild waren<br />
Zahlreiche „Omas gegen Rechts“ zeigten auf dem Hamburger Ostermarsch 2022 Flagge und demonstrierten<br />
gegen den Krieg.<br />
Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz<br />
die „Omas gegen Rechts“ in Österreich,<br />
die im November 2017 von<br />
Monika Salzer gegründet wurden.<br />
Die Grundsätze der Frauen passen<br />
auf einen kleinen Flyer: Sie sind<br />
für ein Diskriminierungsverbot,<br />
fordern Respekt und Achtung gegenüber<br />
allen Menschen, treten für<br />
eine freie, gerechte Gesellschaft,<br />
den Erhalt sozialer Standards sowie<br />
der Verwirklichung der Gleichstellung<br />
ein. „Wir wollen eine bunte<br />
Gesellschaft, die sich positiv entwickelt“,<br />
fasst es Angelika von der<br />
Berliner Gruppe zusammen.<br />
Die Regionalgruppen handeln<br />
weitestgehend eigenständig. Die<br />
Berliner Omas treffen sich unter<br />
anderem regelmäßig an der Gedächtniskirche<br />
zu Mahnwachen<br />
gegen den Ukraine-Krieg oder<br />
demonstrieren als „Omas for<br />
Future“ gegen die Klimapolitik.<br />
Dass sie, wenn es darauf ankommt,<br />
schnell reagieren können,<br />
haben die Frauen im Mai in Halle/<br />
Saale gezeigt, als sich rund 100<br />
Seniorinnen kurzfristig zu einem<br />
Flashmob mit Trillerpfeifen auf<br />
dem Marktplatz verabredeten und<br />
die Kundgebung des Rechtsextremisten<br />
Sven Liebich störten.<br />
Andere Gruppen helfen Geflüchteten<br />
oder stellen sich den Corona-<br />
Querdenkern bei ihren Spaziergängen<br />
in den Weg, erzählt Gerda<br />
Smorra, die in und um Bremen<br />
viele Aktionen unterstützt.<br />
Besonders im Internet bekommen<br />
die Omas auch viel Gegenwind und<br />
werden beschimpft. Hat sich die<br />
Gesellschaft radikalisiert? Anna<br />
Ohnweiler überlegt. Ihr Eindruck<br />
ist, dass es sehr viele Menschen gibt,<br />
die unzufrieden sind, die Stimmung<br />
machen gegen andere Menschen<br />
und Sündenböcke suchen. „Ich hatte<br />
selber schon eine Morddrohung<br />
im Briefkasten“, sagt die 72-Jährige,<br />
die im beschaulichen Städtchen<br />
Nagold bei Stuttgart wohnt. „Doch<br />
dadurch lasse ich mich nicht einschüchtern.<br />
Wir haben hier auch<br />
viele Unterstützerinnen.“<br />
Preisverleihung<br />
Für ihr Engagement haben die<br />
„Omas gegen Rechts“ bereits einige<br />
Preise erhalten. Am 3. <strong>Juli</strong><br />
kommt ein weiterer hinzu: Der<br />
Präsident des Zentralrats der Juden,<br />
Dr. Josef Schuster, überreicht<br />
ihnen den Paul-Spiegel-Preis für<br />
Zivilcourage. „Das ist für uns ein<br />
besonderer Preis“, sagt Anna Ohnweiler.<br />
„Gerade heute erleben wir<br />
auf Demonstrationen von Corona-<br />
Kritikern immer häufiger Antisemitismus.<br />
Für uns ist ganz klar:<br />
Wir brauchen mehr denn je eine<br />
stabile Mitte in der Gesellschaft,<br />
die sich laut gegen Extreme zur<br />
Wehr setzt.“ Jörg Ciszewski<br />
Infos im Internet<br />
Zum Verein und den Initiativen:<br />
omas-gegen-rechts.org<br />
(Verein)<br />
omasgegenrechts-deutsch<br />
land.org<br />
omasgegenrechts-deutsch<br />
land.de<br />
Vom Sportreporter zum sportlichen Rentner<br />
Karlheinz Kas über Fußball, Tennis, den bayerischen Dialekt und den Sozialverband <strong>VdK</strong><br />
In seinem bayerischen Dialekt berichtete<br />
Karlheinz Kas jahrelang im<br />
Nebenjob als ARD-Hörfunk reporter<br />
aus den Fußballstadien. Seit einem<br />
Jahr verfolgt der 67-Jährige Bundesliga<br />
und Champions League am<br />
liebsten im Radio, wie er der<br />
<strong>VdK</strong>-ZEITUNG erläuterte.<br />
Wie lebt es sich so als Rentner?<br />
Sensationell gut. So, wie ich es mir<br />
vorgestellt habe. Ich muss nicht<br />
mehr ständig schreiben, wie ich es<br />
in meinem Hauptberuf als <strong>Zeitung</strong>sredakteur<br />
jahrzehntelang<br />
gemacht habe. Jetzt schreibe ich<br />
nur noch, wenn ich Lust habe.<br />
Außerdem moderiere ich den<br />
Biathlon-Weltcup in Ruhpolding,<br />
Laufveranstaltungen und bin Stadionsprecher<br />
beim TC Großhesselohe<br />
in der Tennis-Bundesliga.<br />
Aber Sie machen alles nur noch<br />
freiwillig?<br />
Genau. Ich mache das nicht fürs<br />
Honorar. Es ist alles Alzheimer-<br />
Prophylaxe. Denn von 100 auf 0 –<br />
das geht nicht. Heute habe ich zum<br />
Beispiel für die <strong>Zeitung</strong>en in meiner<br />
Heimat Chiemgau vier verschiedene<br />
Berichte geschrieben:<br />
über eine Schwimm veranstaltung<br />
im Waginger See, ein Golfturnier,<br />
meinen Tennisclub und über einen<br />
Dolmetscher aus Ruhpolding, der<br />
sieben Sprachen übersetzt.<br />
Beim Übergang in den Ruhestand<br />
haben Sie den Sozialverband <strong>VdK</strong><br />
zurate gezogen.<br />
Kommentierte jahrelang im Auftrag des Bayerischen Rundfunks Fußballspiele:<br />
<strong>VdK</strong>-Mitglied Karlheinz Kas. <br />
Foto: BR/Philipp Eger<br />
Ja, das war ein Traum. Ewald Polster,<br />
ein langjähriger Kollege beim<br />
„Trostberger Tagblatt“ und Ortsvorsitzender<br />
beim <strong>VdK</strong> Trostberg,<br />
hat mir den Tipp gegeben, die<br />
Rente über den <strong>VdK</strong> zu beantragen.<br />
Gott sei Dank habe ich das<br />
gemacht. Ich war dann einmal zur<br />
Beratung in der <strong>VdK</strong>-Kreisgeschäftsstelle<br />
in Traunstein. Und<br />
die Kolleginnen und Kollegen dort<br />
haben dann alles erledigt. Ich<br />
musste mich selber um nichts kümmern.<br />
Großartig.<br />
Und die Rente ist pünktlich gekommen?<br />
Ja, es hat alles prima geklappt.<br />
Also, ich bin rundum zufrieden,<br />
und daher kann ich nur jedem<br />
empfehlen, der in Rente geht, sich<br />
vom Sozialverband <strong>VdK</strong> beraten<br />
zu lassen.<br />
Die neue Bundesliga-Saison startet<br />
ja am 5. <strong>August</strong>. Vermissen Sie<br />
die Fußballstadien?<br />
Überhaupt nicht. Mir ist vor einigen<br />
Wochen eine VIP-Karte zum<br />
Champions-League-Spiel zwischen<br />
Salzburg und Bayern München<br />
angeboten worden. Ich habe<br />
dankend abgelehnt.<br />
Sie kommentierten in der ARD-<br />
Radiokonferenz als einziger mit<br />
Dialekt. Jetzt sprechen alle hochdeutsch.<br />
Fänden Sie es gut, wenn<br />
jemand mit Dialekt dabei wäre?<br />
(lacht) Ehrlich gesagt, ist mir das<br />
egal. Ich habe mich nie verbiegen<br />
lassen. Ich habe mich zwar bemüht,<br />
in der ARD-Konferenz etwas<br />
hochdeutsch zu sprechen.<br />
Meine Spezl haben dann gesagt:<br />
„Du warst in der Konferenz und<br />
hast wieder etwas gepreußelt.“<br />
Aber ich stehe zu meinem Dialekt.<br />
Letztens war ich im Urlaub auf<br />
Gran Canaria. Da fragte mich ein<br />
Mann: „Sind Sie beim Radio?“ Ich<br />
antwortete: „Seit einem Jahr nicht<br />
mehr.“ Er fragte mich nach meinem<br />
Namen, und als ich „Karlheinz<br />
Kas“ antwortete, sagte er:<br />
„Sie sind mein Lieblingsreporter.“<br />
Das freut mich natürlich. Es war<br />
eine schöne Zeit als Reporter. Aber<br />
ich vermisse sie überhaupt nicht.<br />
Leider gab es am letzten Bundesliga-Spieltag<br />
lange nicht mehr die<br />
Situation, dass noch zwei Mannschaften<br />
Meister werden konnten.<br />
Wird sich das bald ändern?<br />
Nein. Es wird weiterhin langweilig<br />
sein. Bayern München wird auch<br />
die nächsten fünf Jahre Meister<br />
werden. Nicht, weil sie so dominant<br />
sind, sondern, weil die anderen<br />
zu blöd sind und sich gegeneinander<br />
die Punkte abnehmen.<br />
Treiben Sie selbst auch Sport?<br />
Ja, ich bin viermal in der Woche<br />
auf dem Tennisplatz. Ich spiele in<br />
drei verschiedenen Mannschaften.<br />
Wie geht das denn?<br />
Ich spiele Herren ab 65 Jahre in der<br />
Bayernliga in Bad Reichenhall,<br />
Herren ab 60 Jahre in der Landesliga<br />
bei der TeG Alzstadt und in<br />
der normalen Herrenmannschaft<br />
beim Tennisverein Schärding in<br />
Österreich. Ich bin also bis Mitte<br />
<strong>Juli</strong> nur auf dem Tennisplatz.<br />
Interview: Sebastian Heise<br />
50 Jahre Lebensretter<br />
im Kofferraum<br />
Zum 1. Januar 1972 wurde der Verbandskasten<br />
im Auto Pflicht. In<br />
dieser Zeit war die Zahl der Unfalltoten<br />
auf den Straßen hoch: über<br />
19 000 im Jahr 1970 – bei fast<br />
14 Millionen Autos. Zum Vergleich:<br />
Im Jahr 2021 starben laut Statistischem<br />
Bundesamt 2569 Menschen.<br />
Bundesweit sind circa 59 Millionen<br />
Autos zugelassen.<br />
Bis in die 1970er-Jahre saßen<br />
Autofahrerinnen und -fahrer ohne<br />
Gurt am Steuer. Es gab keine Promillegrenze<br />
und keine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
auf Landstraßen.<br />
Die technischen Standards<br />
waren niedriger als heute, sodass<br />
Unfälle oft schwere Folgen hatten.<br />
Damit Verletzte vor Ort schnell<br />
versorgt werden konnten, entschied<br />
der Gesetzgeber 1972, dass jedes<br />
Auto mit einem Verbandskasten<br />
ausgestattet sein muss. Festgelegt<br />
wird dies im Paragraf 35 h der Straßenverkehrszulassungsordnung<br />
(StVZO). Über den Inhalt bestimmt<br />
die DIN 13164, und so finden sich<br />
unter anderem sterile Kompressen,<br />
Einmalhandschuhe, eine Rettungsdecke<br />
und seit Februar 2022 zwei<br />
Masken im Verbandskasten. Ist sein<br />
Haltbarkeitsdatum abgelaufen,<br />
muss er ausgetauscht werden.<br />
Doch Autofahrerinnen und -fahrer<br />
können bei einem Unfall nur<br />
helfen, wenn sie wissen, was zu<br />
tun ist. Deshalb lohnt es sich, die<br />
Kenntnisse alle zwei bis drei Jahre<br />
in einem Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen.<br />
Dies gibt im Notfall mehr<br />
Sicherheit.<br />
ken<br />
23 RHPfalz<br />
Allgemein
24 <strong>Zeitung</strong> <strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> 2022 Unterhaltung<br />
Tatort, Jazz, Venedig<br />
Der vielseitige Ulrich Tukur wird 65 Jahre alt<br />
Als Tatort-Ermittler Felix Murot ist<br />
er beim deutschen Fernsehpublikum<br />
bekannt: Ulrich Tukur. Daneben<br />
begeistert der Schauspieler<br />
auch als Jazz-Musiker und Schriftsteller.<br />
Der Künstler feiert am<br />
29. <strong>Juli</strong> seinen 65. Geburtstag.<br />
Ulrich Tukur wurde am 29. <strong>Juli</strong><br />
1957 im hessischen Viernheim geboren.<br />
Seine erste Musikgruppe<br />
gründete er als Germanistikstudent<br />
in Tübingen. Gemeinsam mit einem<br />
Kommilitonen trat er in der „Floyd-<br />
Floodlight-Foyer-Band“ auf der<br />
Straße und in Seniorenheimen auf,<br />
im Repertoire Schlager und Jazz der<br />
1920er- und 1930er-Jahre.<br />
Eine Begegnung mit dem gleichaltrigen<br />
Schauspieler Dominique<br />
Horwitz, der damals am Zimmertheater<br />
Tübingen spielte, weckte<br />
sein Interesse für den Schauspielberuf.<br />
Tukur bewarb sich 1980<br />
mit Erfolg an der Staatlichen<br />
Schauspielschule in Stuttgart. Bereits<br />
ein Jahr später wurde er für<br />
den Film entdeckt: Michael Verhoeven<br />
besetzte ihn als Willi Graf<br />
in „Die weiße Rose“. Tukurs Kinodebüt<br />
machte ihn einem breiteren<br />
Publikum bekannt.<br />
Der vielseitige Schauspieler wurde<br />
mehrfach für seine darstellerische<br />
Leistung in Film und Fernsehen<br />
ausgezeichnet. Ein Höhepunkt<br />
ist das Oscar-prämierte Stasi-<br />
Drama „Das Leben der Anderen“<br />
2006, in dem er als Stasi-Offizier<br />
Anton Grubitz brilliert, wofür er<br />
Ulrich Tukur<br />
den Deutschen Filmpreis überreicht<br />
bekam. Zudem begeistert er<br />
seit 2010 als Wiesbadener Tatort-<br />
Ermittler Felix Murot. Für diese<br />
Rolle erhielt der Darsteller 2015<br />
den Adolf-Grimme-Preis.<br />
Seine musikalische Leidenschaft<br />
gilt bis heute dem Jazz. Als Sänger,<br />
Pianist und Akkordeon-Spieler<br />
seiner 1995 gegründeten „Rhythmus<br />
Boys“ tritt er regelmäßig auf.<br />
Daneben lässt Ulrich Tukur seiner<br />
Fabulierlust freien Lauf: Er hat<br />
mehrere literarische Werke veröffentlich,<br />
darunter sein 2007 erschienenes<br />
Debüt „Die Seerose im<br />
Speisesaal“ mit venezianischen<br />
Geschichten. Der italienische<br />
Schauplatz ist kein Zufall, lebte<br />
der Künstler doch privat 20 Jahre<br />
mit seiner zweiten Ehefrau auf der<br />
Insel Giudecca in Venedig und auf<br />
einem Bauernhof in der Toskana.<br />
Heute wohnt Tukur in Berlin. ant<br />
Foto: picture alliance/Arne Dedert<br />
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