SAALE-UNSTRUT-ELSTER-KURIER - DIE LINKE. Kreisverband ...
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SPENDE ERBETEN! <strong>KURIER</strong><br />
Arbeit und Mindestlohn Politische Bildung, Teil 16<br />
Als Arbeit bezeichnet man jede zweckgerichtete Tätigkeit<br />
zur Befriedigung materieller und geistiger Bedürfnisse<br />
des Menschen, des Einzelnen bzw. der<br />
Gesellschaft. Die Arbeit ist eine unerlässliche Existenzbedingung<br />
des Menschen. Sie bildeten überhaupt<br />
die Ursache zur Herausbildung des Menschen<br />
aus dem Tierreich, stellt die grundlegende Voraussetzung<br />
für den Prozess der Entwicklung der Zivilisation<br />
dar. Den Kern bildete und bildet die Produktion<br />
materieller Güter.<br />
Die produktive Arbeit erfolgt in der Sphäre der materiellen<br />
Produktion (Industrie, Landwirtschaft, zum<br />
Teil Handel und Transport) in Zusammenhang mit<br />
der Herstellung eines Produkts oder mit der Erhöhung<br />
seines Wertes – ganz unabhängig davon, ob<br />
sie in Form von physischer oder geistiger Arbeit in<br />
Erscheinung tritt. Hier erfolgt die eigentliche Wertschöpfung,<br />
die den Kern des Sozialprodukts darstellt.<br />
Im Rahmen des jetzigen gesellschaftlichen Entwicklungsniveaus<br />
hat sich der Aufwandsumfang<br />
für die unmittelbare Produktion materieller Güter<br />
grundlegend minimiert: Die Anzahl der direkt in der<br />
industriellen und landwirtschaftlichen Produktion benötigten<br />
Werktätigen ist enorm gesunken.<br />
Demgegenüber ist in der modernen Gesellschaft die<br />
Sphäre der unproduktiven Arbeit beträchtlich gewachsen.<br />
Diese Sphäre umfasst solche Bereiche wie<br />
Volksbildung, Gesundheitswesen, Kunst, Verwaltung,<br />
einen großen Teil der Dienstleistungen sowie<br />
mit der materiellen Produktion verbundene Buchführung.<br />
In jüngerer Zeit setzt sich zunehmend die Auffassung<br />
durch, dass auch jene Tätigkeiten dem Begriff<br />
Arbeit zuzuordnen sind, die auf die Entwicklung<br />
der Familie und die Erziehung der Kinder gerichtet<br />
sind. Auch ehrenamtlich gesellschaftlich nützliche<br />
Tätigkeit jeder Art ist als Arbeit anzusehen.<br />
Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah in der Arbeit das<br />
verbindende gesellschaftliche Prinzip und die Grundlage<br />
des individuellen und gesellschaftlichen Reichtums.<br />
Karl Marx arbeitete den Doppelcharakter der<br />
kapitalistischen Warenproduktion heraus. Die konkrete<br />
Arbeit schafft den Gebrauchswert der Waren,<br />
die abstrakte Arbeit -Verausgabung produktiver<br />
menschlicher Tätigkeit schlechthin – den Wert der<br />
Waren, repräsentiert ihren gesellschaftlichen Charakter,<br />
macht die Waren miteinander vergleichbar und<br />
somit austauschbar. Die Arbeit der Warenproduzenten<br />
wird als Privatarbeit vollzogen, ist ihrem Wesen<br />
nach aber gesellschaftliche Arbeit. Aus dein Doppelcharakter<br />
der kapitalistischen Warenproduktion leitete<br />
Marx den Gegensatz von Kapital und Arbeit ab.<br />
Dieser stellt einen Wesenszug der kapitalistisch<br />
strukturierten Gesellschaft dar.<br />
In der bürgerlichen Gesellschaft wird zwischen Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer unterschieden.<br />
SEITE 14<br />
Als Arbeitgeber gilt jede juristische oder natürliche<br />
Person, in dessen Diensten ein Arbeitnehmer tätig<br />
ist. Der so genannte Arbei t geber hat Weisungsrecht<br />
gegenüber dem so genannten Arbeitnehmer, bezüglich<br />
dessen die gesetzlichen Vertreter des Arbeitgebers<br />
– beispielsweise Vorstandsmitglieder einer Aktiengesellschaft<br />
– dem Arbeitgeber gleichgestellt sind.<br />
Als Arbeitnehmer gilt jeder, der zur Arbeit in fremden<br />
Diensten verpflichtet ist (unselbstständige Arbeit). Er<br />
ist notwendigerweise wirtschaftlich vom Arbeitgeber<br />
abhängig.<br />
Mit diesen Begriffen wird der reale Umstand umschrieben,<br />
dass derjenige, der sich zu unselbstständiger<br />
Arbeit in fremden Diensten verpflichtet, aus<br />
existenziellem Grund genötigt sieht, seine Arbeitskraft<br />
dem so genannten Arbeitgeber zu verkaufen.<br />
Dieser eignet sich damit das Arbeitsergebnis des von<br />
ihm zum Dienst Verpflichteten an, nimmt also dieses<br />
Arbeitsergebnis an sich, ist auf diese Weise also der<br />
eigentliche Arbeitnehmer. Der so genannte Arbeitgeber<br />
gibt also nicht wirklich Arbeit, sondern<br />
stellt lediglich den Arbeitsplatz, die Arbeitsmöglichkeit,<br />
den Job bereit.<br />
Unter den Bedingungen sozialer Marktwirtschaft sind<br />
Unternehmer einerseits und die Arbeiter und Angestellten<br />
andererseits Partner eines Arbeitsvertrages.<br />
Der Erstgenannte hat auf dieser Grundlage Anspruch<br />
auf die Dienste der so genannten Arbeitnehmer und<br />
ist zugleich der Schuldner ihres Lohn- oder Gehaltsanspruchs.<br />
In der BRD waren 1998 knapp 90 Prozent der Erwerbstätigen<br />
so genannte Arbeitnehmer. Der Anteil<br />
der unselbstständig, fremdbestimmt Arbeitenden<br />
steigt allmählich weiter an, da unter anderem<br />
kleine Handwerksbetriebe und zunehmend<br />
auch mittelständische Unternehmer angesichts<br />
der übermächtigen Konkurrenz der Großindustrie<br />
ihre Selbstständigkeit einbüßen.<br />
Im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft, insbesondere<br />
in der Phase des so genannten Wirtschaftswunders<br />
in Westdeutschland, wurden prekäre Arbeitsverhältnisse<br />
weitgehend zurückgedrängt und galten<br />
als sittenwidrig. Mit dem Wegbrechen der DDR begann<br />
in Deutschland der Sozialabbau in großem Stil.<br />
Mit der Agenda 21 verabschiedeten sich auch die<br />
Führungskräfte der Sozialdemokratie von wesentlichen<br />
Bestandteilen der sozialen Marktwirtschaft. die<br />
bei all ihrer Begrenztheit jenes Modell darstellte, das<br />
der übergroßen Bevölkerungsmehrheit das in der<br />
deutschen Geschichte bisher höchste Wohlstandsniveau<br />
ermöglichte. Eskaliert ist der Abbau des Sozialstaates<br />
dann durch die Folgen der weltweiten Finanz<br />
- und Wirtschaftskrise.