GesteinsPerspektiven 04/22

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PRAXIS
Kultstatus kostet
Wofür Fans ans Gesparte gehen
Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht erklären. Dazu gehören auch die aktuell in Deutschland aufgerufenen Preise für den
zum Jahresbeginn 2021 eingestellten Suzuki Jimny Comfort Allgrip als Viersitzer. Weil er die strengeren Emissionslauflagen nicht
erfüllen konnte, stoppten die Japaner die Auslieferung des beliebten Retro-Allradlers nach Europa. Dafür bieten auf Online-
Portalen nun Händler und Privatleute den 102 PS starkem Vierzylinder-Benziner mit Automatikgetriebe für bis zu stolzen 39.990
Euro an. Einige Jimnys sind mit breiteren Kotflügeln, Spezialfahrwerken, Zubehörteilen, noblem Interieur sowie stärkeren Maschinen
umgebaut. Für diese getunten und oft der Mercedes-G-Klasse noch ähnlicheren Zwerge werden schon mal 50.000 Euro
aufgerufen. Selbst die Preise für Serien-Modelle mit 15.000 km auf der Uhr klettern in utopische Höhen. Für einen Jimny NFZ,
eben den seit Mai 2021 angebotenen Zweisitzer mit Trennwand und die Emissionsauflagen umgehende Nutzfahrzeugzulassung,
sind schon um die 30.000 Euro aufgerufen worden, was einem Plus von etwa 8000 Euro über dem Listenpreis entspricht. (geh)
DAS SANDLOCH ist kein Problem, auch das Ein- und Auftauchen bewältigt der Jimny
dank Allradantrieb und Sperren ohne zu murren.
Kraft auf die anderen beiden Räder verlagert.
Deutlich wird erneut die Seitenneigung.
Doch zur Gefahr wird diese in
keiner Situation, so sehr wir den auf
einem robusten Leiterrahmen und steifen
Radaufhängungen mit Starrachsen
aufgebauten Jimny auch zum kontrollierten
Kippen bringen wollten.
Das Kapitel Gelände hat der Jimny
schon mal mit Bravour bestanden. Auf
dem Rückweg über die Autobahn zeigt
sich jedoch, dass er weniger fürs
Schnellfahren gemacht ist. Das vor sich
hin summende Getriebe meldet genauso
seine eigentliche Aufgabe wie der laute
und unüberhörbar nach einem sechsten
Gang verlangende Motor. Beim schnellen
Verzögern tritt eine der wenigen
Schwächen auf: die Bremsen in Verbindung
mit den wenig Grip vermittelnden
Allwetterreifen. Später auf der Landstraße
relativieren sich diese Jimny-Eigenheiten,
auch wenn die Seitenneigung
nicht zum Kurvenwetzen verführt. Im
Stadtverkehr, wo vor allem seine extreme
Übersichtlichkeit, die kompakten
Maße und der Wendekreis von unter 5 m
geschätzt werden, spielt der Jimny seine
Wendigkeit als weiteren Trumpf aus.
Kein Wunder, dass piepsende Einparkhilfen
erst gar nicht zu liefern sind. Für
den Einsatz als hipper Einkaufswagen
oder fürs Gelände reichen auch die
102 PS vollkommen aus. Dass sich der
1,1-Tonner vor allem bei zügiger Autobahnfahrt
auch mal über neun Liter
Super genehmigt, ist bei seiner Größe
aber nicht akzeptabel.
Nahezu Vollausstattung
an Bord
NICHT ALLTÄGLICH ist die aufgeschüttete Steigung. Dank Bergabfahrhilfe kommt die
Jimny-Fuhre heil unten an.
zwischen zwei Bäumen stoppen muss,
rollen wir schaukelnd an ihm vorbei.
Jetzt zeigt sich auch die Traktionskontrolle,
die, sobald zwei diagonal gegenüberliegende
Räder an Grip verlieren, die
Jimnys Purismus kommt auch im durchgängig
in Schwarz gehaltenen Innenraum
ungeschminkt zum Vorschein,
macht den Kleinen vielleicht erneut so
herrlich sympathisch in der ständig nach
Perfektion strebenden Autowelt. Die
überschaubar angeordneten Bedienungselemente
vor den akzeptablen
Sitzen sind in geometrischen Formen
GESTEINS Perspektiven 4 | 2022