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GesteinsPerspektiven 04/22

Die GP GesteinsPerspektiven ist offizielles Organ des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO). Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen. Folgende Bereiche werden publizistisch abgedeckt: Wirtschaft, Politik und Recht mit Auswirkungen auf die Roh- und Baustoffindustrie, Prospektion, Lagerstättenerkundung, Lagerstättenbewertung, Betriebsplanung und Abbautechnik, Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe, Aufbereitung: Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, Materialreinigung, Veredelung: Transportbeton, Asphalt, Wiedernutzbarmachung durch Rekultivierung und/oder Renaturierung, Genehmigungsverfahren und Genehmigungspraxis, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung.

Die GP GesteinsPerspektiven ist offizielles Organ des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO). Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen. Folgende Bereiche werden publizistisch abgedeckt: Wirtschaft, Politik und Recht mit Auswirkungen auf die Roh- und Baustoffindustrie, Prospektion, Lagerstättenerkundung, Lagerstättenbewertung, Betriebsplanung und Abbautechnik, Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe, Aufbereitung: Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, Materialreinigung, Veredelung: Transportbeton, Asphalt, Wiedernutzbarmachung durch Rekultivierung und/oder Renaturierung, Genehmigungsverfahren und Genehmigungspraxis, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung.

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10 WIRTSCHAFT<br />

SCHUSS INS EIGENE KNIE? Wer die Energiewende propagiert,<br />

darf die Möglichkeiten nicht ausbremsen und der eigenen Wirtschaft<br />

sowie Bevölkerung schaden. Foto: BayWa r.e. Solar Projects GmbH aus GP 7/21<br />

(K)EIN SCHÖNES EI GELEGT<br />

„Osterpaket“ der Bundesregierung bremst<br />

Photovoltaik auf Baggerseen aus<br />

Versorgungssicherheit bei Wärmeenergie<br />

und Strom herzustellen, sollte gerade<br />

auch in Anbetracht des Krieges in der<br />

Ukraine und damit zusammenhängender<br />

Unsicherheiten ein dringendes Anliegen<br />

aller diesbezüglichen Entscheidungsträger<br />

sein. Genau deshalb zielt auch das<br />

„Osterpaket“ der Bundesregierung zeitlich<br />

und räumlich auf einen beschleunigten<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

ab. Unverständlich ist, dass hierbei in<br />

diesem Artikelgesetz das Potenzial für<br />

schwimmende Photovoltaik-Anlagen (PV)<br />

unnötigerweise missachtet wird.<br />

Auf zahlreichen dezentral gelegenen<br />

Baggerseen, die im Zuge einer vormaligen<br />

Sand- und Kiesgewinnung entstanden<br />

sind, wäre ein Zubau schwimmender<br />

PV-Anlagen zügig möglich. Zwar bleiben<br />

derartige Anlagen grundsätzlich genehmigungsfähig,<br />

allerdings lässt der Artikel<br />

12 § 36 WHG erkennen, dass die Errichtung<br />

von Floating-PV-Anlagen zukünftig<br />

starken Beschränkungen unterliegen soll.<br />

Ganz im Gegensatz zu den bekundeten<br />

Absichten der Bundesregierung, müssten<br />

demnach sämtliche schwimmenden<br />

PV-Anlagen einen Abstand von 50 m zum<br />

Ufer haben oder dürfen nicht mehr als<br />

15 % der Wasserfläche bedecken. Eine<br />

solche Pauschalierung ist nicht nachvollziehbar<br />

und entzöge der Energiewende<br />

enormes Potenzial.<br />

Der Bundesverband Mineralische<br />

Rohstoffe, MIRO, hat dazu eine Stellungnahme<br />

abgegeben und auf offenbar bestehende<br />

Fehlinterpretationen sowie auf<br />

die besonderen Vorteile von PV-Anlagen<br />

auf Baggerseen hingewiesen. Die typisch<br />

ortsnahe Versorgung mit mineralischen<br />

Rohstoffen und die Bürgerenergiewende<br />

ergänzen sich optimal. Das gilt<br />

besonders für schwimmende Photovoltaikanlagen,<br />

die in Nassgewinnungsstätten<br />

zum Einsatz kommen. Diese einzigartige<br />

Win-win-Situation wird durch das<br />

„Osterpaket“ der Bundesregierung jedoch<br />

gefährdet. Die dort enthaltenen<br />

Vorgaben für Floating-PV-Anlagen würden<br />

dazu führen, dass nur noch wenige<br />

Seeflächen bzw. in deutlich geringerem<br />

Umfang für solche Projekte infrage<br />

kommen. Das gesamtdeutsche Nutzungspotenzial<br />

für Floating-PV würde<br />

von über 20 auf nur noch ein Gigawatt<br />

absinken.<br />

Erfahrungswissen versus<br />

Vorsichtsvorgaben<br />

Jedes Gewässer hat Besonderheiten, die<br />

in projektspezifischen Vorgaben angemessen<br />

berücksichtigt werden können.<br />

Für den Schutz der Ufer hat sich gerade<br />

bei Baggerseen in der Praxis ein Mindestabstand<br />

von fünf bis 15 m bewährt. Der<br />

geplante Mindestabstand von 50 m hingegen<br />

würde für einen großen Teil der<br />

Nassgewinnungsstätten das Aus der erneuerbaren<br />

Energien bedeuten. Statt<br />

diese fatale Entscheidung zu treffen, ist<br />

vielmehr sicherzustellen, dass die verfolgte<br />

Ausschlusswirkung nur sensible<br />

Flächen betrifft und umgekehrt keine Flächen<br />

für schwimmende PV-Anlagen entzogen<br />

werden, die praktisch konfliktfrei<br />

sind. Auch ist zu berücksichtigen, dass<br />

PV-Anlagen auf Baggerseen viele positive<br />

Effekte haben können, wie eine reduzierte<br />

Verdunstungsrate mit entsprechender<br />

Klimarelevanz, ein geringerer<br />

Lichteinfall, der Algenbildung verhindert,<br />

die Entstehung eines Rückzugraumes für<br />

Fische oder auch eine vergleichsweise<br />

effizientere Energiegewinnung durch die<br />

Kühlung der PV-Module durch den Wasserkörper.<br />

MIRO appelliert deshalb an die Bundesregierung,<br />

die flächenmäßige Beschränkung<br />

in § 36 WHG-E zu streichen<br />

oder zumindest abzumildern, und formuliert<br />

in seiner Stellungnahme dazu gut<br />

begründete Vorschläge.<br />

Festzuhalten bleibt: Wenn die Energiewende<br />

im Zeitraffer gelingen soll,<br />

müssen die vorhandenen Potenziale für<br />

Photovoltaikanlagen schneller nutzbar<br />

gemacht werden. Zusätzlich sollten die<br />

entsprechenden Genehmigungsverfahren<br />

gestrafft und im Sternverfahren beschleunigt<br />

werden. Konkrete Entscheidungsfristen<br />

oder Zustimmungsfiktionen<br />

würden die zeitnahe Umsetzung von<br />

nachhaltigen Energieprojekten gewährleisten.<br />

Nur Pragmatismus hilft uns hier<br />

schnell weiter.<br />

Die Betriebe der Gesteinsindustrie<br />

sind bereit, einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Energiewende auch in ihren Betrieben<br />

zu leisten. Die Errichtung von Photovoltaikanlagen<br />

ist dafür ein wesentlicher<br />

Baustein.<br />

(gsz)<br />

www.bv-miro.org<br />

GESTEINS Perspektiven 4 | 20<strong>22</strong>

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