Erfolg Magazin Ausgabe 04-2022
Die Jagd nach Freiheit – JOCHEN SCHWEIZER im Interview HELEN KELLER: eine Amerikanische Ikone – Dr. Dr. Rainer Zitelmann First Principle – Auszug aus dem Buch »Life Changer« von Christoph Keese Motivation: Wie sie entsteht und unser Handeln beeinflusst – Karsten Brocke Fit wie ein Weltmeister – PHILIPP LAHM im Interview ELLEN DEGENERES: Humor als Karriereschub – Michael Jagersbacher »Man kann im Leben nicht alles haben« – Auszug aus dem Buch »Bullshit Rules« von Verleger Julien Backhaus Das innere Kind in mir kann mich mal – Katharina Pommer Gedächtnispalast statt Luftschloss: Die Methoden des Gedächtnisweltmeisters Dr. Boris Nikolai Konrad »Reine Sichtbarkeit ist wertlos«: Prof. Dr. Oliver Pott erklärt die zeitgemäße Kunst des Werbens durch »smarte Sichtbarkeit« NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt BEST OF WEB: Schauen Sie doch mal online rein ERFOLG Magazin Top Experten ERFOLG Magazin Brand Ambassadors
Die Jagd nach Freiheit – JOCHEN SCHWEIZER im Interview
HELEN KELLER: eine Amerikanische Ikone – Dr. Dr. Rainer Zitelmann
First Principle – Auszug aus dem Buch »Life Changer« von Christoph Keese
Motivation: Wie sie entsteht und unser Handeln beeinflusst – Karsten Brocke
Fit wie ein Weltmeister – PHILIPP LAHM im Interview
ELLEN DEGENERES: Humor als Karriereschub – Michael Jagersbacher
»Man kann im Leben nicht alles haben« – Auszug aus dem Buch »Bullshit Rules« von Verleger Julien Backhaus
Das innere Kind in mir kann mich mal – Katharina Pommer
Gedächtnispalast statt Luftschloss: Die Methoden des Gedächtnisweltmeisters Dr. Boris Nikolai Konrad
»Reine Sichtbarkeit ist wertlos«: Prof. Dr. Oliver Pott erklärt die zeitgemäße Kunst des Werbens durch »smarte Sichtbarkeit«
NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt
BEST OF WEB: Schauen Sie doch mal online rein
ERFOLG Magazin Top Experten
ERFOLG Magazin Brand Ambassadors
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MOTIVATION: WIE SIE ENTSTEHT UND UNSER HANDELN BEEINFLUSST<br />
4/ <strong>2022</strong><br />
PHILIPP<br />
LAHM<br />
FIT WIE EIN<br />
WELTMEISTER<br />
METHODEN<br />
FÜR EIN<br />
BESSERES<br />
GEDÄCHTNIS<br />
JOCHEN<br />
SCHWEIZER<br />
IM INTERVIEW<br />
DIE JAGD<br />
Verleger<br />
Julien Backhaus<br />
über Mut zum<br />
Risiko<br />
BACKHAUS VERLAG 5 €<br />
ÖSTERREICH 5,60 € |SCHWEIZ 8,00 CHF<br />
NACH DER<br />
FREIHEIT<br />
ELLEN<br />
DEGENERES<br />
MIT HUMOR<br />
ZUM ERFOLG<br />
Bilder: Jochen Schweizer GmbH, Oliver Reetz, IMAGO / Future Image
Editorial<br />
Bild: Ronny Wunderlich<br />
Julien Backhaus<br />
Verleger und<br />
Herausgeber<br />
Noch mehr<br />
<strong>Erfolg</strong> für Sie!<br />
Das nächste Heft<br />
erscheint am<br />
25. August<br />
Mut zum Risiko<br />
Wie wollen wir vorankommen, wenn wir nichts riskieren? In<br />
den letzten Jahren hat sich – insbesondere in Deutschland – eine<br />
Sicherheitsmentalität breit gemacht. Bevor wir einen Schritt nach<br />
vorne wagen, wollen wir Garantien. Beim Auto, beim Smartphone,<br />
beim Job, am besten überall. Nur so funktioniert <strong>Erfolg</strong><br />
nicht. Wer etwas erreichen will, muss in Vorleistung gehen, ohne<br />
zu wissen, ob es sich in der Form auszahlen wird, wie wir es uns<br />
erhoffen. Extremsportler sprechen oft von kalkuliertem Risiko.<br />
Man wägt also ab, wie hoch der Einsatz ist und welche Voraussetzungen<br />
gegeben sein müssen. Das inkludiert auch die persönliche<br />
Vorbereitung und Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.<br />
Wenn die Parameter eher auf grün denn rot stehen, wagen Extremsportler<br />
das Risiko und schreiten voran. Reinhold Messner<br />
hat mir zum Beispiel erklärt, dass man enorm viel vorbereiten<br />
kann und muss, bevor man ohne Sauerstoff auf den höchsten<br />
Berg der Welt klettert. Das Wetter muss kalkulierbar sein, die<br />
Ausrüstung muss spitze sein, das Team muss perfekt eingespielt<br />
und trainiert sein und die Kletterlinie muss ausgearbeitet sein.<br />
Auch müssen mögliche Lawinen- und Steinschlagrisiken bekannt<br />
sein. Erst dann macht man sich auf den Weg zum Gipfel.<br />
Impressum<br />
Auch unser Coverstar Jochen Schweizer ist nicht einfach aus<br />
Hubschraubern gesprungen. Es waren zwar riskante Aktionen<br />
und wie er zugibt, hat es ihn manchmal fast das Leben gekostet.<br />
Aber eben nur fast. Die Risikokalkulation war eben doch eher im<br />
grünen als roten Bereich.<br />
Wir alle müssen uns bewusst machen, dass persönliche Freiheit<br />
entsteht, wenn wir bereit sind, den Preis des Risikos zu zahlen<br />
– im Gegensatz zu denen, die die Sicherheit vorziehen und dadurch<br />
abhängig und unfrei sind. Aber wir können das Risiko<br />
einschätzen lernen, ob durch Bücher, Interviews oder Vorträge.<br />
Dennoch gehen Dinge schief. Auch das gehört zur Wahrheit. Die<br />
perfekte Sicherheit gibt es nicht. Wenn wir aber aus Angst davor<br />
zurückschrecken, überhaupt einen Schritt zu tun, haben wir<br />
bereits verloren. Schließlich besteht das Leben nicht aus Momenten,<br />
in denen wir atmen, sondern aus Momenten, die uns den<br />
Atem rauben.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen<br />
Ihr Julien Backhaus<br />
Folgen Sie uns auch auf<br />
<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />
Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen<br />
der Backhaus Mediengruppe Holding<br />
GmbH,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter Julien Backhaus<br />
Redaktion/Grafik <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Chefredakteur (V. i. S. d. P.): Julien D. Backhaus<br />
Redaktionsleitung: Johanna Schmidt<br />
Redaktion: Anna Seifert, Martina Karaczko<br />
E-Mail: redaktion@backhausverlag.de<br />
Layout und Gestaltung: Jasmin Päper,<br />
Christina Meyer, Johanna Schmidt<br />
E-Mail: magazine@backhausverlag.de<br />
Herausgeber, Verleger: Julien D. Backhaus<br />
Anschrift: Zum Flugplatz 44, 27356 Rotenburg<br />
Telefon: (0 42 68) 9 53 <strong>04</strong> 91<br />
E-Mail: info@backhausverlag.de<br />
Internet: www.backhausverlag.de<br />
Onlineredaktion<br />
E-Mail: info@backhausverlag.de<br />
Lektorat<br />
Ole Jürgens Onlineservices<br />
Dr. Ole Jürgens<br />
Jägerhöhe 36,<br />
27356 Rotenburg<br />
E-Mail: info@textcelsior.de<br />
Druck<br />
BerlinDruck GmbH + Co KG<br />
Oskar-Schulze-Str. 12,<br />
28832 Achim<br />
Telefon: (<strong>04</strong> 21) 4 38 710<br />
Telefax: (<strong>04</strong> 21) 4 38 7133<br />
E-Mail: info@berlindruck.de<br />
Vertrieb<br />
Press Impact GmbH<br />
Neuer Höltigbaum 2,<br />
22143 Hamburg<br />
www.press-impact.de<br />
Verkauf/Abo:<br />
Jahresabo Print Deutschland<br />
bei 6 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr EUR 36,00*<br />
Einzelheft Deutschland<br />
EUR 5,00* + EUR 1,90 Versand<br />
Jahresabo Print Ausland EUR 48,00*<br />
Einzelheft Ausland EUR 5,00*<br />
+ EUR 3,90 Versand<br />
Jahresabo PDF EUR 14,95*<br />
Einzelheft PDF EUR 2,99*<br />
*Preise inkl. 7 % MwSt.<br />
Telefon (0 42 68) 9 53 <strong>04</strong> 91<br />
E-Mail aboservice@backhausverlag.de<br />
Autoren (Verantwortliche i. S. d. P.)<br />
Die Autoren der Artikel und Kommentare<br />
im <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> sind im Sinne des Presserechts<br />
selbst verantwortlich. Die Meinung der<br />
Autoren spiegelt nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wider. Trotz sorgfältiger<br />
Prüfung durch die Redaktion wird in keiner<br />
Weise Haftung für Richtigkeit geschweige<br />
denn für Empfehlungen übernommen. Für<br />
den Inhalt der Anzeigen sind die Unter nehmen<br />
verantwortlich.<br />
Vervielfältigung oder Verbreitung nicht ohne<br />
Genehmigung.<br />
Alle Rechte vorbehalten.
INHALT 4/<strong>2022</strong><br />
12<br />
Jochen Schweizer<br />
im Interview<br />
<strong>Erfolg</strong><br />
Die Jagd nach der Freiheit<br />
Jochen Schweizer im Interview..................... 12<br />
Humor als Karriereschub<br />
Michael Jagersbacher................................... 32<br />
Leben<br />
Fit wie ein Weltmeister<br />
Philipp Lahm im Interview............................. 28<br />
»Man kann im Leben nicht alles haben«<br />
Buchauszug von Verleger Julien Backhaus....38<br />
Story<br />
Helen Keller – eine amerikanische Ikone<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann................................. 8<br />
28<br />
Philipp Lahm<br />
im Interview<br />
»GESUND ZU SEIN UND MICH<br />
WOHLZUFÜHLEN BEDEUTET MIR<br />
MEHR ALS JEDER POKAL ODER<br />
TITEL IM SPORT.«<br />
Bilder: Lukas Barth, Christian M. Weiss, IMAGO / Political-Moments / ZUMA Wire<br />
4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
ERFOLG<br />
D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E magazin<br />
Einstellung<br />
First Principle<br />
Buchauszug von Christoph Keese................. 18<br />
Motivation: Wie sie entsteht und unser<br />
Handeln beeinflusst<br />
Karsten Brocke............................................. 26<br />
Das innere Kind in mir kann mich mal!<br />
Katharina Pommer....................................... 40<br />
32<br />
Ellen DeGeneres<br />
Wissen<br />
Gedächtnispalast statt Luftschloss<br />
Dr. Boris Nikolai Konrad............................... 42<br />
»Reine Sichtbarkeit ist wertlos«.................... 46<br />
Sonstiges<br />
News: Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt....... 6<br />
Best of Web:<br />
Schauen Sie doch mal online rein................. 48<br />
Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten................. 49<br />
Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors....... 50<br />
18<br />
Elon Musk:<br />
Der wohl bekannteste<br />
Innovator der heutigen Zeit<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
5
News<br />
NEWS<br />
»Top Gun: Maverick« – Einspielergebnis ist<br />
persönlicher <strong>Erfolg</strong> für Tom Cruise<br />
Das Sequel »Top Gun: Maverick« hat in den USA gleich am<br />
Eröffnungswochenende rund 124 Millionen Dollar in den<br />
Kinos eingespielt. Für Hollywoodstar und Hauptdarsteller<br />
Tom Cruise ist dies ein persönlicher <strong>Erfolg</strong>, denn zum ersten<br />
Mal in seiner langen Karriere hat eine Produktion, in der er<br />
mitgewirkt hat, die 100-Millionen-Dollar-Grenze geknackt.<br />
International hat der Film um den Kampfpiloten Pete »Maverick«<br />
Mitchell der Produktionsfirma Paramount Picture an<br />
diesem einen Wochenende bereits 248 Millionen Dollar eingebracht<br />
– bei Kosten in Höhe von 150 Millionen Dollar. In<br />
Deutschland spielte der Film rund 6,5 Millionen Dollar ein.<br />
Dieser <strong>Erfolg</strong> ist auch einer für die gesamte Kinobranche:<br />
Der Film sollte schon früher in die Kinos kommen, der Start<br />
wurde aber wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns<br />
verschoben. Paramount Pictures und auch Tom Cruise<br />
lehnten es ab, den Film bei einem Streamingdienst laufen<br />
zu lassen. Anbieter wie Netflix oder Disney bekundeten<br />
zwar Interesse, konnten aber wohl nicht überzeugen. Das<br />
Vertrauen ins Kino hat sich gelohnt, der Appetit der Kinobesucher<br />
gibt den Entscheidern nun recht und in Hollywood<br />
freut man sich, dass das Kino doch noch nicht tot ist.<br />
Bilder: IMAGO / Landmark Media / photothek / UPI Photo, Messe Frankfurt / Pietro Sutera<br />
ERFOLGSZITAT<br />
Steve Jobs<br />
Jeden Tag neu auf Instagram<br />
bei @erfolgmagazin<br />
»Sich daran zu erinnern, dass<br />
man sterben wird, ist der beste Weg,<br />
zu erkennen, dass man eigentlich<br />
nichts zu verlieren hat.«<br />
6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
News<br />
Peter Maffay ist für sein Lebenswerk mit dem Frankfurter<br />
Musikpreis ausgezeichnet worden. Der 73-Jährige kann auf<br />
21 Nummer-eins-Alben, mehr als 50 Millionen verkaufte<br />
Tonträger und stets ausverkaufte Tourneen zurückblicken.<br />
Seinen ersten Hit landete Peter Maffay im Alter von 21 Jahren<br />
mit dem von Michael Kunze geschriebenen Song »Du«.<br />
Trotz des <strong>Erfolg</strong>es mit diesem Schlager blieb er dem Genre<br />
nicht treu und probierte sich in Rock, Country, Folk und<br />
Worldmusic. Außerdem war er mit seinen »Tabaluga«-Kindermusicals<br />
sehr erfolgreich. Den Preis nahm er in der Paulskirche<br />
gemeinsam mit seiner Band entgegen.<br />
Peter Maffay engagiert sich seit dem Jahr 2000 mit seiner<br />
Peter-Maffay-Stiftung für traumatisierte Kinder und Jugendliche,<br />
schwer und chronisch erkrankte Kinder und Kinder<br />
aus Krisenregionen. Mit dem Preisgeld in Höhe von 15.000<br />
Euro unterstützt er Mütter und ihre Kinder aus der Ukraine,<br />
die derzeit in seiner Stiftung untergebracht sind. Seit 1982<br />
werden mit dem Frankfurter Musikpreis Künstler für außergewöhnliche<br />
Leistungen in der Interpretation, Komposition,<br />
Musikwissenschaft, Lehre und Förderung des Musizierens<br />
ausgezeichnet.<br />
Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt<br />
Peter Maffays Lebenswerk mit dem<br />
Frankfurter Musikpreis ausgezeichnet<br />
Taylor Swift erhält Ehrendoktorwürde für <strong>Erfolg</strong><br />
in der Musikbranche<br />
US-Star Taylor Swift (32) hat die Ehrendoktorwürde der New<br />
York University verliehen bekommen. Swift, die selbst nie auf<br />
einer Uni war und ihre Musik-Karriere mit 15 Jahren begann,<br />
erhielt ihren Doktor in Kunstwissenschaften. »Taylor Swift ist<br />
eine der produktivsten und meist gefeierten Künstlerinnen ihrer<br />
Generation«, lautet die Begründung der NYU für die Auszeichnung.<br />
Sie sei die einzige Künstlerin in der Geschichte, die<br />
die höchste Auszeichnung der Musikindustrie, den Grammy<br />
Award für das Album des Jahres, dreimal gewonnen habe.<br />
Taylor Swift hat mehr als 100 Millionen Platten verkauft.<br />
Die Sängerin nutzte bei der Abschlussfeier im Stadion des<br />
Baseballteams der New York Yankees die Gelegenheit, den<br />
Hochschulabsolventen ein paar gute Tipps auf den Weg zu<br />
geben. »Man darf niemals zu zaghaft sein, um die eigenen<br />
Ziele zu erreichen. Mühelosigkeit ist ein Mythos.« Man könne<br />
sich ebenso jederzeit neu erfinden, um dort hinzugelangen,<br />
wo man hinwolle. »Ich habe eine gute Nachricht: Es liegt ganz<br />
bei Euch. Ich habe auch eine erschreckende Nachricht: Es liegt<br />
ganz bei Euch.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
7
Story<br />
HELEN<br />
KELLER<br />
– EINE AMERIKANISCHE IKONE<br />
8 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Sie war mit den berühmtesten<br />
Menschen ihrer Zeit befreundet,<br />
darunter dem Schriftsteller<br />
Mark Twain und dem Erfinder<br />
Alexander Graham Bell, sie<br />
wurde vom amerikanischen Präsidenten<br />
empfangen, erhielt 1955 als erste Frau<br />
überhaupt den Ehrendoktortitel der Harvard-Universität<br />
und 1964 mit der »Presidential<br />
Medal of Freedom« auch die<br />
höchste zivile Auszeichnung der USA. Sie<br />
veröffentlichte mehrere Beststeller, hielt<br />
Vorträge in 35 Ländern in fünf Kontinenten<br />
und begeisterte Millionen – aber sie<br />
konnte weder sehen noch hören, und<br />
sprechen lernte sie nie richtig. Helen Keller<br />
wurde am 27. Juni 1880 in Alabama<br />
im Süden der Vereinigten Staaten geboren.<br />
Doch schon mit anderthalb Jahren,<br />
im Februar 1882, verlor sie nach einer<br />
Krankheit ihr komplettes Hör- und Sehvermögen.<br />
Erschreckend plötzlich, so<br />
schreibt sie, wurde sie vom Licht ins<br />
Dunkel gestellt und verwandelte sich in<br />
ein »Phantom«. Sie charakterisierte sich<br />
selbst später so: »Ich wusste nicht, dass<br />
ich vorhanden war. Ich lebte in einer<br />
Welt, die eine Nichtwelt war … Ich<br />
wusste nicht, dass ich etwas wusste oder<br />
dass ich lebte oder etwas tat oder<br />
wünschte. Ich hatte weder Willen noch<br />
Intellekt. Ich wurde von einem gewissen<br />
blinden, natürlichen Trieb zu Gegenständen<br />
und Handlungen geleitet. Ich hatte<br />
einen Geist, durch den ich Ärger, Befriedigung,<br />
Wünsche empfand.«<br />
Helen Keller mit Staatspräsidenten<br />
Dwight David Eisenhower<br />
Sie wurde vom amerikanischen Präsidenten<br />
empfangen, erhielt 1955 als erste<br />
Frau überhaupt den Ehrendoktortitel der<br />
Harvard-Universität und 1964 mit der<br />
»Presidential Medal of Freedom« auch die<br />
höchste zivile Auszeichnung der USA.<br />
Bilder: IMAGO / UPI Photo / IMAGO / StockTrek Images, Thomas Schweigert<br />
Der Autor<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann veröffentlichte als<br />
weltweit erfolgreicher Autor zuletzt sein 25.<br />
Buch: »ICH WILL. Was wir von erfolgreichen<br />
Menschen mit Behinderung lernen können«.<br />
Ein Arzt empfahl ihren Eltern, sich an<br />
den berühmten Dr. Alexander Graham<br />
Bell zu wenden, der als Erfinder des Telefons<br />
bekannt geworden war und der ihnen<br />
vielleicht helfen könnte. Bell empfahl<br />
ihnen das Perkins-Institut, das von<br />
Dr. Howe gegründet worden war und<br />
inzwischen von Michael Anagnos weitergeführt<br />
wurde. Dies bedeutete die wichtigste<br />
Wendung in Helen Kellers Leben.<br />
Denn Anagnos empfahl ihnen eine junge<br />
Frau, Anne Sullivan, als Lehrerin. Diese<br />
Frau, damals 21 Jahre alt, sollte in den<br />
nächsten 50 Jahren die wichtigste Rolle<br />
im Leben von Helen Keller spielen. Sullivan<br />
war selbst stark sehbehindert und<br />
schon oft an den Augen operiert worden.<br />
Sie hatte ausführlich die Methoden studiert,<br />
die Dr. Howe damals bei Laura<br />
Bridgman angewandt hatte, aber sie<br />
selbst hatte im Unterrichten keine Erfahrung.<br />
Den 3. März 1887, der Tag, an dem<br />
Anne in ihrem Haus eintraf, um ihr<br />
Unterricht zu erteilen, bezeichnete Helen<br />
Keller als wichtigsten Tag ihres ganzen<br />
Lebens, ja, als ihre zweite Geburt. »Ich<br />
kann kaum Worte finden, um den unermesslichen<br />
Gegensatz in meinem Leben<br />
vor und nach ihrer Ankunft zu<br />
schildern.«<br />
Doch Sullivan hatte es zunächst nicht<br />
leicht – und diese Formulierung ist weit<br />
untertrieben. Helen hatte heftige Wutausbrüche<br />
und war an keinerlei Disziplin<br />
gewöhnt. Während des Mittagessens<br />
ging sie rund um den Tisch und griff<br />
ihren Eltern und Geschwistern mit der<br />
Hand in den Teller, um sich Essen zu<br />
nehmen. Die Eltern ließen sie gewähren,<br />
weil sie Mitleid mit dem taubstummen<br />
und blinden Kind hatten.<br />
Anne war geduldig, sie hatte sich das Ziel<br />
gesetzt, Helen das Fingeralphabet beizubringen.<br />
In ihrem Buch »Die Geschichte<br />
meines Lebens« beschreibt Helen selbst<br />
das Fingeralphabet mit diesen Worten:<br />
»Wer mittelst seiner Hand mir vorliest<br />
oder mit mir spricht, bedient sich in der<br />
Regel des von den Taubstummen gebrauchten<br />
einhändigen Fingeralphabets.<br />
Ich lege meine Hand so leicht auf die<br />
Hand des Sprechenden, dass keine ihrer<br />
Bewegungen gehemmt wird. Ich fühlte<br />
ebenso wenig jeden Buchstaben wie andere<br />
jeden Buchstaben für sich sehen,<br />
wenn sie lesen. Beständige Übung macht<br />
die Finger äußerst biegsam, und einige<br />
meiner Freunde buchstabieren sehr<br />
rasch, beinahe so rasch, wie jemand, der<br />
auf einer Schreibmaschine schreibt.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
9
Story<br />
Das bloße Buchstabieren ist selbstverständlich<br />
in nicht höherem Grade eine<br />
bewusste Handlung als das Schreiben.«<br />
Den Durchbruch erzielte Anne etwa<br />
einen Monat nach ihrer Ankunft. Der 5.<br />
April 1887 war ein entscheidender Tag in<br />
Helens Leben: Sie pumpte Wasser, spürte<br />
das Nass auf ihren Händen und verstand<br />
plötzlich, dass die Fingerbewegungen,<br />
mit denen Sullivan das Wort »water« in<br />
ihre Hände buchstabierte, einen Namen<br />
bedeuteten. Dieses Aha-Erlebnis, nämlich<br />
dass jedes Ding einen Namen hat,<br />
der mit den Fingerbewegungen in die<br />
Hand buchstabiert werden kann, war das<br />
entscheidende Ereignis in Helens Leben<br />
und der Durchbruch für Sullivan. »Sie<br />
buchstabierte das Wort ›water‹ zu verschiedenen<br />
Malen. Dann kauerte sie<br />
nieder, berührte die Erde und fragte nach<br />
deren Namen, ebenso deutete sie auf die<br />
Pumpe und das Gitter. Dann wandte sie<br />
sich plötzlich um und fragte nach meinem<br />
Namen. Ich buchstabierte ihr ›teacher‹<br />
in die Hand.«<br />
Danach war Helen total aufgeregt und<br />
erkundigte sich nach dem Namen jedes<br />
Gegenstandes, den sie berührte. In wenigen<br />
Stunden lernte sie dreißig Worte.<br />
Das große Glück für Helen war, dass sie<br />
eine Lehrerin mit ungeheurer Willenskraft<br />
hatte, die sich große Ziele setzte<br />
und niemals aufgab, bis sie ihre Ziele erreicht<br />
hatte. Sullivans großes Ziel war es,<br />
ihre Schülerin der Dunkelheit zu entreißen<br />
und ihr alles beizubringen, damit sie<br />
»ICH WILL. Was wir von<br />
erfolgreichen Menschen mit<br />
Behinderung lernen können«<br />
von Rainer Zitelmann<br />
384 Seiten<br />
Erschienen: Juni 2021<br />
FinanzBuch Verlag<br />
ISBN: 978-3-95972-469-2<br />
sich mindestens so gut verständigen<br />
konnte und mindestens so viel wusste<br />
wie ihre Mitmenschen, die sehen, hören<br />
und sprechen konnten. Später schrieb<br />
Helen Keller ein Buch über ihre Lehrerin<br />
(»Teacher«) und charakterisierte sie so:<br />
»Sie vermochte weder ihre Ansprüche<br />
zurückzuschrauben noch ihren Ehrgeiz<br />
zu zügeln – ich ziehe es vor, ihn Liebe zur<br />
Vollkommenheit zu nennen –, noch ihre<br />
von Träumen erfüllten Pläne für mich zu<br />
begrenzen. Sie wurde von Ruhelosigkeit<br />
verzehrt, und Mäßigung zu entwickeln<br />
lag nicht in ihrer Macht. Sie konnte sich<br />
keinem Geschick unterwerfen, das eine<br />
Niederlage für uns bedeutet hätte.«<br />
Mit diesen Worten hätte Helen Keller<br />
auch sich selbst charakterisieren können.<br />
Dass sie später in ihrem Leben so viel erreichte,<br />
wie es zuvor nie ein taubblinder<br />
Mensch vermocht hatte, lag daran, dass<br />
hier zwei Menschen aufeinandergetroffen<br />
waren, die 50 Jahre lang in unzertrennlicher<br />
Verbundenheit zusammenlebten,<br />
getrieben von großen Zielen und<br />
der Begeisterung am Lernen. »Wir<br />
glaubten beide daran«, so Keller, »dass es<br />
möglich ist, sich selbst zu verbessern,<br />
wenn man die Notwendigkeit dazu mit<br />
dem eigenen Verstand einsieht und erkennt,<br />
dass die Erfahrung von Bewusstsein<br />
und Willensstärke dazu erforderlich<br />
ist.«<br />
Trotz aller Schwierigkeiten bestand sie<br />
die Aufnahmeprüfung für das Radcliffe<br />
College. Doch viele Menschen zweifelten,<br />
dass sie das Studium wirklich schaffen<br />
würde und fürchteten, sie würde nur<br />
eine große Enttäuschung erleben. Sogar<br />
die Dekanin riet ihr – obwohl Helen ja<br />
die Aufnahmeprüfung bestanden hatte<br />
– von einem Studium ab.<br />
»Für uns gilt so gut<br />
wie für die Sehenden<br />
die Wahrheit,<br />
dass zu der allerschönsten<br />
Welt immer<br />
nur die Fantasie<br />
führt.«<br />
– Helen Keller<br />
Das aber spornte sie erst richtig an. Als<br />
sie später gefragt wurde, warum es denn<br />
ausgerechnet das Radcliffe-College sein<br />
musste, antwortete Keller ohne zu zögern:<br />
»Weil sie mich nicht wollten.« Keller<br />
schloss am 28. Juni 19<strong>04</strong> das Radcliffe-College<br />
mit einem Bachelor of<br />
Arts »cum laude« ab. Die folgenden<br />
Jahre veröffentlichte sie mehrere weitere<br />
Bücher, unter anderem das Buch »The<br />
World I live In« (Juli 1908). Sie betont in<br />
diesem Buch die Macht der Fantasie.<br />
Keller war eine Frau mit einer großen<br />
Fantasie, und diese Fantasie ermöglichte<br />
es ihr, sich große Ziele zu setzen und<br />
diese Ziele vor ihrem geistigen Auge zu<br />
sehen.<br />
Helen Keller drückte es in ihrem Buch<br />
»The World I live In« mit diesen Worten<br />
aus: »Für uns gilt so gut wie für die Sehenden<br />
die Wahrheit, dass zu der allerschönsten<br />
Welt immer nur die Fantasie<br />
führt. Wünschest du etwas zu sein, was<br />
du nicht bist – etwas Schönes, Edles, Gutes<br />
–, so schließe deine Augen, und für<br />
die kurzen Sekunden eines Traumes bist<br />
du, was du zu sein begehrst.«<br />
Bilder: IMAGO / IPhoto12 / UIG, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
Die taubblinde Helen Keller (links), spätere<br />
Schriftstellerin, spürt die Worte ihrer Lehrerin<br />
Anne Sullivan (rechts).<br />
»Wir glaubten beide daran, dass es<br />
möglich ist, sich selbst zu verbessern,<br />
wenn man die Notwendigkeit dazu<br />
mit dem eigenen Verstand einsieht<br />
und erkennt, dass die Erfahrung von<br />
Bewusstsein und Willensstärke dazu<br />
erforderlich ist.«<br />
– Helen Keller<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
11
<strong>Erfolg</strong><br />
Jochen Schweizer gilt als Wegbereiter des Bungeespringens in<br />
Deutschland. Der Extremsportler und erfolgreiche Unternehmer<br />
war außerdem als Stuntman in Kino- und Werbeproduktionen tätig,<br />
brach mehrere Guinness-Weltrekorde und ist auch als Investor und<br />
Motivationsredner aktiv.<br />
12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Die Jagd nach der<br />
Freiheit<br />
JOCHEN SCHWEIZER IM INTERVIEW ÜBER<br />
FREIHEIT, VERANTWORTUNG UND ERFOLG<br />
Bild: Lukas Barth<br />
»Ein paar Mal bin ich<br />
dem Tod von der<br />
Schippe gesprungen.<br />
Ich war immer<br />
bereit, mehr Risiko<br />
einzugehen, um das<br />
Außergewöhnliche<br />
zu erleben. Ich hatte<br />
mir nie Gedanken<br />
gemacht über Altersvorsorge,<br />
weil ich<br />
gar nicht davon ausging,<br />
dass ich sie mal<br />
brauchen würde.«<br />
Wenn du die letzten 65<br />
Jahre in einem Wort<br />
zusammenfassen<br />
müsstest, müsstest<br />
du natürlich »Abenteuer«<br />
sagen. Womit verbindest du die<br />
Zeit noch?<br />
Mein Vater hat mir damals den Rat gegeben:<br />
»Junge, egal was du machst. Versuche,<br />
ein anständiger Mensch zu sein.<br />
Wenn du dann alt bist, kannst du auf<br />
dein Leben zurückschauen und es noch<br />
mal genießen.« An den Ratschlag habe<br />
ich mich immer versucht zu halten. Ich<br />
würde mein Leben in drei Phasen einteilen.<br />
Ich bin jetzt 65 und bei bester<br />
Gesundheit. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass ich sehr alt werde, ist jetzt größer<br />
als kleiner. Die ersten 30 Jahre waren<br />
wild, frei und gefährlich, ein paar Mal<br />
bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen.<br />
Ich war immer bereit, mehr<br />
Risiko einzugehen, um das Außergewöhnliche<br />
zu erleben. Ich hatte mir nie<br />
Gedanken gemacht über Altersvorsorge,<br />
weil ich gar nicht davon ausging, dass<br />
ich sie mal brauchen würde. Dann war<br />
ich plötzlich Anfang 30 und Vater geworden.<br />
Damit habe ich Verantwortung<br />
übernommen. Dir wird ein Wesen anvertraut<br />
und das ist eine wichtige Aufgabe...<br />
Die nächsten 30 Jahre war ich<br />
Unternehmer – das bin ich bis heute.<br />
Und ich habe nicht viel anbrennen lassen.<br />
Jetzt bin ich 65 und trete ein ins<br />
letzte Lebensdrittel. Voraussichtlich.<br />
Natürlich verändert sich damit der Fokus.<br />
Was ich tun wollte, habe ich immer<br />
getan. Heute kann ich Wissen weitergeben.<br />
Deshalb gehe ich gerne auf Bühnen<br />
und spreche zu Menschen. Deshalb begleite<br />
ich jetzt namhafte Trainer und<br />
Coaches in Seminaren mit meinem Wissen<br />
und meiner Persönlichkeit. Dazu<br />
gehören Frederik Hümmeke, Michael<br />
Ehlers und Dieter Lange und es wird<br />
Seminare geben in Norwegen, Kenia, auf<br />
den Seychellen und Balearen. Das Projekt<br />
mit Michael Ehlers und Frederik<br />
Hümmeke haben wir »1789VIER« genannt.<br />
Wir beziehen uns auf die Erklärung<br />
der Menschen- und Bürgerrechte<br />
der Französischen Revolution, in der es<br />
unter anderem heißt: »Freiheit besteht<br />
darin, alles tun zu können, was einem<br />
anderen nicht schadet.« Als Unternehmer<br />
oder Führungskraft kannst du alles<br />
erreichen und tun, solange es deinen<br />
Mitmenschen nicht schadet. In den<br />
nächsten Jahren werde ich viel stärker<br />
als Lehrender in Erscheinung treten. Ich<br />
höre aber nie auf zu lernen.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
13
<strong>Erfolg</strong><br />
»Wenn du finanziell nicht unabhängig<br />
bist, kannst du persönlich nicht frei sein.<br />
Das heißt aber noch lange nicht, dass du<br />
tatsächlich frei bist, wenn du finanziell<br />
unabhängig bist. Du kannst auch<br />
gebunden sein in deinen Konzepten, in<br />
deinem emotionalen Gefängnis.«<br />
Du bist gelernter Logistiker und warst<br />
Geschäftsführer einer Spedition. Weil<br />
Stuntman damals noch kein anerkannter<br />
Beruf in Heidelberg war?<br />
Nein, deshalb nicht. Es hat sich ergeben.<br />
Ich hatte einen guten Job und ein gutes<br />
Auskommen. Aber ich hatte auch genügend<br />
Zeit, das zu tun, was ich am liebsten<br />
tue und sehr gut konnte. Kajak fahren,<br />
Ski fahren, springen, fliegen. Daraus<br />
haben sich plötzlich Jobs ergeben. Stuntman<br />
war aber nie mein Berufsziel. Es hat<br />
sich ergeben. Ich hatte aber auch einen<br />
intellektuellen Anspruch. Ich wollte<br />
nicht dauerhaft mit Autos durch Obststände<br />
rasen.<br />
In welchem Moment hast du dich also<br />
entschieden, wie dein Leben aussehen<br />
soll?<br />
Mein übergeordnetes Ziel war immer<br />
Freiheit und Unabhängigkeit. Und ich<br />
habe schnell verstanden, dass persönliche<br />
Freiheit finanzielle Unabhängigkeit<br />
voraussetzt. Wenn du finanziell nicht<br />
unabhängig bist, kannst du persönlich<br />
nicht frei sein. Das heißt aber noch lange<br />
nicht, dass du tatsächlich frei bist, wenn<br />
du finanziell unabhängig bist. Du kannst<br />
auch gebunden sein in deinen Konzepten,<br />
in deinem emotionalen Gefängnis.<br />
Aber es ist zumindest eine wichtige Voraussetzung<br />
für persönliche Freiheit, finanziell<br />
unabhängig zu sein. Gepaart<br />
mit ganz bestimmten Verhaltensweisen<br />
führt das dann tatsächlich in die Freiheit.<br />
Welche das sind, lehre ich als Speaker<br />
auf der Bühne und als begleitender<br />
Partner auf den Seminaren namhafter<br />
Seminarveranstalter.<br />
Welche Verhaltensweisen sind das?<br />
Tue das, was du tust, mit ganzem Herzen<br />
und vollem Einsatz. Und mache keine<br />
Kompromisse oder lasse es.<br />
Du hast sehr oft dein Leben riskiert.<br />
Als du die Jochen Schweizer Unternehmensgruppe<br />
gegründet hast, warst du<br />
plötzlich auch für das Leben anderer<br />
mit verantwortlich. Welches Verhältnis<br />
hast du zu Verantwortung?<br />
Du bist verantwortlich für alles, was du<br />
tust. Der Dalai Lama hat mal gesagt:<br />
»Respect the three Rs.« Respekt für andere,<br />
Respekt für dich selbst und Verantwortung<br />
(responsibility) für all deine<br />
Taten. Du kommst aus der Verantwortung<br />
für die Dinge, die du tust, niemals<br />
raus. Und du bist auch verantwortlich<br />
für das, was du denkst. Die Gedanken,<br />
die du denkst, führen zu den Worten,<br />
die du sprichst. Die Worte, die du<br />
sprichst, führen zu deinen Handlungen,<br />
die wiederum zu Ergebnissen führen,<br />
die wiederum zu Emotionen führen, die<br />
14 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bilder: Lukas Barth<br />
wieder zu Gedanken führen. Diesen<br />
Kreislauf der Abhängigkeit kann man<br />
beeinflussen, indem du als souverän<br />
agierender Mensch selbst entscheidest:<br />
Was will ich erleben und welche Emotionen<br />
werde ich dabei empfinden? Also<br />
willst du einen Horrorfilm gucken oder<br />
gehst du bei Sonnenaufgang raus in die<br />
Natur und erlebst, wie ein Wald aufwacht?<br />
Das führt zu unterschiedlichen<br />
Emotionen. Es ist deine Entscheidung,<br />
was du erleben möchtest. Und diese Erlebnisse<br />
definieren auch, wer du bist.<br />
Achte darauf, welche Begegnungen mit<br />
Menschen dich voranbringen und welche<br />
dir Energie rauben. Es ist alles deine<br />
Entscheidung. Niemand sonst ist für<br />
dich verantwortlich.<br />
Manche sehen ja bereits einen Nanny-<br />
Staat, der den Bürgern alles abnehmen<br />
will.<br />
Vielleicht ist es ja für ein Staatssystem<br />
ganz hilfreich, wenn die Menschen nicht<br />
allzu viel nachdenken. (schmunzelt)<br />
Aber ich gehöre nicht zu den Schafen.<br />
Mit zunehmendem <strong>Erfolg</strong> hast du dich<br />
auch an jungen Unternehmen beteiligt.<br />
Ist das auch durch eine gewisse<br />
Abenteuerlust getrieben und worin<br />
liegt der Mehrwert – abgesehen vom<br />
möglichen Gewinn?<br />
Ich habe schon lange vor meinem Engagement<br />
bei »Höhle der Löwen« in junge<br />
Unternehmer investiert. Weil ich cool<br />
fand, was die machen. Die zu unterstützen,<br />
nicht nur mit Geld, sondern mit<br />
Know-how, Coaching und Mentoring,<br />
hat mir immer Spaß gemacht. Und erst,<br />
als ich das Engagement bei »Höhle der<br />
Löwen« annahm, ist es publik geworden.<br />
Investments im Fernsehen finden anders<br />
statt als solche, bei denen du die Zeit<br />
hast, dich mit dem Case genügend auseinander<br />
zu setzen. DHDL ist ein großartiges<br />
Unterhaltungsformat – es ist<br />
Edutainment. Durch das Format verstehen<br />
immer mehr Menschen, wie Wirtschaft<br />
funktioniert und wie man eine<br />
gute Idee umsetzen kann. Damit leistet<br />
das Format einen wertvollen Beitrag. Es<br />
war damals aber keineswegs sicher, ob<br />
das Format ein <strong>Erfolg</strong> werden würde.<br />
Wenn du in der ersten Staffel dabei bist,<br />
trägst du das volle Risiko mit. Die Löwen<br />
der ersten Staffel sind ins volle Risiko<br />
gegangen – alle fünf.<br />
Dein aktuelles Buch »Die Begegnung«<br />
handelt auch von der Freiheit. Hast du<br />
dich in deiner Karriere oder deinem<br />
Leben mal unfrei gefühlt?<br />
Das kommt immer wieder vor. Es fing<br />
an als Vater. Mittlerweile sind meine<br />
Söhne groß und stehen solide auf eige-<br />
»Wenn du zum Beispiel ein großes<br />
Unternehmen führst, kannst du auch in<br />
eine schwierige Situation geraten. Dann<br />
machst du mal ein Jahr lang keinen Urlaub,<br />
bist also nicht frei, sondern tust das<br />
Naheliegende.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
15
<strong>Erfolg</strong><br />
nen Beinen. Wenn du zum Beispiel ein<br />
großes Unternehmen führst, kannst du<br />
auch in eine schwierige Situation geraten.<br />
Dann machst du mal ein Jahr lang keinen<br />
Urlaub, bist also nicht frei, sondern<br />
tust das Naheliegende. Corona hat uns<br />
hart getroffen. Ich habe in die Jochen<br />
Schweizer Arena 20 Millionen Euro eigenes<br />
Geld investiert. Das ist eine spektakuläre<br />
Anlage für Firmenveranstaltungen<br />
und Privatkunden mit einem großen<br />
Gastronomiebetrieb. Vor Corona hatten<br />
wir rund 400 Firmenveranstaltungen pro<br />
Jahr hier, dann waren wir in Summe<br />
neun Monate im Lockdown. Drei Industrien<br />
waren ja besonders betroffen: Gastronomie,<br />
Veranstaltungswirtschaft und<br />
Tourismus. Wir haben hier Kapazität für<br />
bis zu 1000 Gäste in der Gastronomie,<br />
sind eine Veranstaltungslocation und<br />
eine touristische Destination, weil am<br />
Wochenende Menschen aus ganz Europa<br />
hierherkommen, um bei uns etwas zu erleben.<br />
Wir haben also dreimal ins<br />
Schwarze getroffen.<br />
Würdest du eigentlich sagen, du bist<br />
schneller gereift als andere, weil du<br />
mehr erlebt hast? Oder bist du ein ewig<br />
jung Gebliebener?<br />
Ich fühle mich deutlich jünger, als ich an<br />
Jahren bin. Ich will aber auch nicht in<br />
Abrede stellen, dass ich über einen breiten<br />
Erfahrungsschatz verfüge.<br />
Extremsportler sind eher Egoisten, wie<br />
mir einige der Zunft bestätigt haben.<br />
Neuerdings hältst du jedoch vermehrt<br />
»Wenn du die Hilfe annimmst, bist du nicht<br />
verpflichtet, demjenigen etwas<br />
zurückzugeben. Du verpflichtest dich aber,<br />
diese Hilfe eines Tages, wenn es dir besser<br />
geht, an einen anderen Menschen<br />
weiterzugeben, der dieser Hilfe bedarf. Das<br />
nenne ich den ›Circle of helping hands‹.«<br />
16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Vorträge über <strong>Erfolg</strong>. Hattest du das<br />
Gefühl, wieder etwas geben zu wollen?<br />
Mir wurde erst nach der Geburt meines<br />
ersten Sohnes bewusst, dass es in meinem<br />
Leben nicht nur um mich geht. Von<br />
daher ist an der Egoismus-These vielleicht<br />
was dran. Würde ich meinen zentralen<br />
Lebensinhalt heute immer noch<br />
darin sehen, aus irgendwelchen Helikoptern<br />
zu springen, hätte ich mich ja nicht<br />
weiterentwickelt. Wenn man an einem<br />
Punkt im Leben ankommt, an dem Vieles<br />
gelungen ist, weil man mehr richtige<br />
als falsche Entscheidungen gefällt hat,<br />
weil man vielleicht mehr Energie investiert<br />
hat als andere, empfinde ich es<br />
schon beinahe als moralische Pflicht, etwas<br />
weiterzugeben. Es gibt den »Circle of<br />
helping hands«. Es begegnen uns im Leben<br />
immer mal wieder Menschen, die<br />
ich als Mentoren bezeichne, die unerwartet<br />
Hilfe leisten, ohne selbst daraus<br />
einen Vorteil zu ziehen. Dann sind es<br />
echte Mentoren. Wenn du die Hilfe annimmst,<br />
bist du nicht verpflichtet, demjenigen<br />
etwas zurückzugeben. Du verpflichtest<br />
dich aber, diese Hilfe eines<br />
Tages, wenn es dir besser geht, an einen<br />
anderen Menschen weiterzugeben, der<br />
dieser Hilfe bedarf. Das nenne ich den<br />
»Circle of helping hands«. Wenn sich jeder<br />
Mensch diesem Konzept verpflichten<br />
würde, wäre die Welt ein kräftiges Stück<br />
besser.<br />
»Wenn man an einem Punkt im Leben<br />
ankommt, an dem einem vieles gelungen<br />
ist, weil man mehr richtige als falsche<br />
Entscheidungen gefällt hat, weil man<br />
vielleicht mehr Energie investiert hat als<br />
andere, empfinde ich es schon beinahe als<br />
moralische Pflicht, etwas weiterzugeben.«<br />
<strong>Erfolg</strong>scoaches sprechen oft von Lebensplänen.<br />
Wenn du dein Leben heute<br />
betrachtest, war das Absicht? Bist du<br />
heute da, wo du es geplant hattest?<br />
Ich habe übergeordnete Ziele gehabt.<br />
Selbstbestimmung, finanzielle Unabhängigkeit,<br />
alles, ohne mich zu verbiegen.<br />
Ich wollte authentisch bleiben. Ich wollte<br />
der beste Jochen werden, der ich werden<br />
konnte. Und ich bin immer noch<br />
unterwegs.<br />
Bilder: Lukas Barth<br />
Definierst du <strong>Erfolg</strong> heute noch so wie<br />
damals? Wie lautet die Definition<br />
heute?<br />
<strong>Erfolg</strong> beinhaltet viele Ebenen. Als ich<br />
jung war, war ich da wenig reflektiert. Da<br />
hatte ich halt einen Nagel im Kopf, ich<br />
wollte immer alles, und zwar sofort.<br />
Wirtschaftlicher <strong>Erfolg</strong> ist ein Parameter.<br />
Aber auch ein guter Mann zu sein, ein<br />
guter Freund zu sein, ein guter Vater zu<br />
sein, körperlich gesund zu sein, sich gut<br />
zu ernähren, emotional frei zu sein – das<br />
sind, neben vielen weiteren, wichtige erfolgsrelevante<br />
Faktoren. Ein Müllfahrer,<br />
der ja nicht schlecht verdient, kann deutlich<br />
erfolgreicher sein als ein gestresster<br />
Unternehmer mit einem Privatjet. Der<br />
Müllfahrer ist vielleicht ein liebender<br />
Ehemann, zuverlässiger Vater, ein ehrlicher<br />
Freund und verdient genügend<br />
Geld, um seine Familie gut zu versorgen.<br />
Während der mit dem Privatjet vielleicht<br />
nicht mal Zeit hat, sein eigenes Kind<br />
abends ins Bett zu bringen. So ein Leben<br />
würde ich nicht als <strong>Erfolg</strong> bezeichnen.<br />
Begegnest du solchen Menschen in deinen<br />
Seminaren? Gibt es da Menschen,<br />
die offen zugeben: »Hey ich bin 50, Millionär,<br />
todunglücklich, aber traue mich<br />
nicht, dass alles in die Tonne zu hauen<br />
und noch mal von vorn anzufangen«?<br />
Abgesehen von der Tonne, ja, alles, was<br />
du aufgezählt hast. Niemand will seinen<br />
Wohlstand einfach in die Tonne treten,<br />
denn der Wohlstand ist nicht das Problem.<br />
Das Problem ist die innere Grundhaltung.<br />
Gerade wenn jemand nach<br />
Wohlstand gestrebt und ihn dann errungen<br />
hat und dafür einen gewissen<br />
Preis bezahlt hat – soziale Isolation<br />
oder schlechte Gesundheit zum Beispiel<br />
–, dann stellt man sich die Frage,<br />
ob es das jetzt gewesen ist und wie es<br />
weiter geht. Genau darauf habe ich<br />
Antworten in unserem aktuellen Seminar<br />
1789VIER.<br />
Weitere Eindrücke unter 1789vier.com<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
17
Einstellung<br />
FIRST<br />
AUSZUG AUS DEM BUCH »LIFE CHANGER«<br />
VON CHRISTOPH KEESE<br />
PRINCIPLE<br />
WIE LIFE CHANGER DENKEN, UND AN<br />
WELCHES GRUNDGESETZ SIE GLAUBEN<br />
Der berühmteste Life Changer<br />
unserer Zeit sitzt mir<br />
auf seinem Stuhl gegenüber,<br />
starrt mich an und<br />
schweigt. Zwischen uns<br />
steht meine Frage im Raum, doch er beantwortet<br />
sie nicht. Mir wird es etwas<br />
mulmig. Merken die Leute um uns herum,<br />
dass sich hier gerade peinliche Stille<br />
einstellt? Ob ich ihn vielleicht beleidigt<br />
habe? Und wenn schon, da muss er<br />
durch. Ein Vorstandsvorsitzender muss<br />
solche Fragen abkönnen. Ich wiederhole<br />
sie: »Ihre neue Fabrik bei Berlin ist ausgelegt<br />
für eine Kapazität von einer halben<br />
Million Autos pro Jahr. Und das ist nur<br />
der Anfang. Anderthalb Millionen sollen<br />
es später einmal werden.« Er schweigt.<br />
»Vergangenes Jahr aber haben Sie weltweit<br />
nur eine halbe Million Autos verkauft.<br />
Ihre neue Fabrik ist also bereits<br />
jetzt ausgelegt auf den kompletten Jahresabsatz.«<br />
Jetzt müsste er verstehen, worauf<br />
ich hinauswill. Doch er wirkt noch immer<br />
irritiert. Noch deutlicher also:<br />
»Schon die erste Produktionsstufe Ihrer<br />
neuen Fabrik deckt mit ihrer Kapazität<br />
die komplette derzeitige Nachfrage ab.<br />
Wenn sie ganz ausgebaut ist, wird sie die<br />
Nachfrage also um das Dreifache übersteigen.<br />
Und es ist nicht Ihre einzige Fabrik.<br />
Sie bauen oder betreiben fünf solcher<br />
Gigafactories. Das Werk in Shanghai wird<br />
zehnmal so groß wie das in Berlin. Sie<br />
sind der einzige internationale Autohersteller,<br />
der ein Werk in China ganz allein<br />
und ohne Joint-Venture-Partner<br />
betreiben darf. Also tragen auch allein Sie<br />
das Risiko. Dabei übertrifft Ihre Kapazität<br />
bei Weitem die Nachfrage. Wie wollen<br />
Sie jemals so viele Autos verkaufen?<br />
Raubt Ihnen das denn nicht den Schlaf?<br />
Jeder andere Automanager der Welt<br />
könnte bei dieser Vorstellung kein Auge<br />
mehr zumachen.«<br />
»Raubt Ihnen das denn<br />
nicht den Schlaf? Jeder<br />
andere Automanager der<br />
Welt könnte bei dieser<br />
Vorstellung kein Auge<br />
mehr zumachen.«<br />
Erneutes Schweigen. Der Mann in der<br />
schwarzen Lederjacke und dem bedruckten<br />
schwarzen T-Shirt – reichster Mann<br />
der Welt, meist bewunderter Unternehmer<br />
der Gegenwart – versteht die Frage<br />
schlicht nicht. Er runzelt die Stirn. Ich<br />
schaue mich um. Wie es scheint, haben<br />
die anderen Mitglieder der Diskussionsrunde<br />
durchaus begriffen, worum es mir<br />
geht. Sie schauen Elon Musk gespannt an.<br />
Auch sie möchten seine Antwort hören.<br />
Die neue Tesla-Fabrik in Grünheide –<br />
nichts als eine riesige, größenwahnsinnige<br />
Übertreibung, eine Verschwendung<br />
von Aktionärsvermögen, ein Betrug an<br />
Bild: IMAGO / Political-Moments<br />
18<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
19
<strong>Erfolg</strong><br />
Dieser Hund hat<br />
einen Beruf<br />
Benno ist ein Therapiehund<br />
Wenn Benno zur Tür ins Krankenzimmer hereinkommt, vergisst der zehnjährige<br />
Jakob für eine ganze Weile, dass er Knochenkrebs hat. Benno weiß, wie das<br />
geht. Denn er wurde über Jahre darin ausgebildet, Menschen in schwierigen<br />
Lebenssituationen beizustehen.<br />
Ihre Spende verändert Leben.<br />
www.backhaus-stiftung.de<br />
20 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Buuuuuu<br />
Bild: I IMAGO / MediaPunch<br />
der leichtgläubigen brandenburgischen<br />
Landesregierung, ein skandalöser Missbrauch<br />
von Steuergeldern für die vielen<br />
Subventionen, die er damals beantragt<br />
hat? Elon Musk – ein Hochstapler, Schönredner,<br />
Hallodri, Schwindler, Hasardeur,<br />
ein liebenswerter Luftikus, ein gefährlicher<br />
Pleitier?<br />
Endlich hebt er zur Antwort an. Die Verwunderung<br />
ist aus seinem Gesicht verschwunden.<br />
Offenbar hat er beschlossen,<br />
mir die Sache ganz ruhig zu erklären.<br />
Einen Moment später aber ist auch diese<br />
mitleidige Geste verflogen. Nun ist er voller<br />
Leidenschaft; er wirkt ganz bei sich.<br />
Wenn er, wie jetzt, etwas aus seinem Innersten<br />
herauskehrt und seine Beweggründe<br />
veranschaulicht, klingt er wie ein<br />
Philosoph und zumindest wie jemand, der<br />
in den Grundlagen der formalen Logik<br />
»Solche Pläne gießen die<br />
Vergangenheit in Beton.«<br />
geschult ist. Gekonnt leitet er abstrakte<br />
Grundsätze aus seinen Beobachtungen ab<br />
und schlägt sein Publikum mit Einsichten,<br />
überraschenden Thesen und einprägsamen<br />
Formulierungen in den Bann. Seine<br />
Sätze graben sich tief beim Zuhörer ein.<br />
Auch jetzt liefert er wieder Systemdeutung<br />
und Welterklärung ab. Im Englischen<br />
Elon Musk – ein Hochstapler,<br />
Schönredner, Hallodri, Schwindler,<br />
Hasardeur, ein liebenswerter<br />
Luftikus, ein gefährlicher Pleitier?<br />
heißt Aufklärung »Enlightenment«, Erleuchtung<br />
also. Auf Erleuchtung hat sich<br />
dieser Mann nach eigenen Aussagen spezialisiert.<br />
So definiert er sich selbst. Er liebt<br />
es, in dunklen Kammern das Licht<br />
anzuknipsen.<br />
»Es mag sein, dass Automanager um ihren<br />
Absatz fürchten«, beginnt er. »Aber das<br />
liegt daran, dass sie die falschen Fragen<br />
stellen. Sie fragen ihre Kunden nach deren<br />
Wünschen, anstatt selbst nach der optimalen<br />
Lösung zu suchen. Wünscht sich der<br />
Kunde dann Unsinn, liefern sie ihm<br />
ebenso unsinnige Lösungen. Deswegen<br />
bekommen sie hinterher Absatzprobleme.<br />
Diese Probleme hätten sie aber nicht,<br />
wenn sie von vorneherein das bestmögliche<br />
Produkt designen würden. Das Beste<br />
zum besten Preis schlägt immer alle Wettbewerber<br />
aus dem Feld.« Der traditionelle<br />
Weg zum Produkt sähe so aus: »Firmen<br />
befragen ihre Kunden, entwerfen daraufhin<br />
das Produkt, setzen einen Preis fest,<br />
bauen eine Fabrik, gestalten die Werbung<br />
und starten den Vertrieb. Alles läuft nach<br />
einem Plan ab, der früh festgelegt wurde.«<br />
Das Problem dabei: Ein solcher Plan ist<br />
zwar berechenbar, liefert aber nicht das<br />
Optimum. Denn man baut seine Fabrik<br />
nach den Vorgaben des Plans, nicht nach<br />
den Chancen des Möglichen. Der Plan<br />
wird Jahre vor dem Bau der Fabrik gefasst.<br />
Schon bei der Grundsteinlegung ist das<br />
Werk veraltet, und während des jahrelangen<br />
Baus wird es nicht besser. So entsteht<br />
ein Museum, keine Innovation. »Solche<br />
Pläne gießen die Vergangenheit in Beton«,<br />
findet Musk. Das fällt den Autoherstellern<br />
aber nicht auf. Solange sie ihren Plan erfüllen,<br />
sehen sie nur grüne Haken auf<br />
ihrer Liste – Selbstbetrug mit Methode,<br />
nennt er das.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
21
Einstellung<br />
Qualität ermöglicht. Logisch. Die Autos<br />
verkaufen sich dann von ganz allein, denn<br />
nirgendwo sonst gibt es ein besseres Angebot.«<br />
– »Sie haben wirklich keine Angst<br />
davor, dass Sie auf den vielen Autos sitzen<br />
bleiben werden?«, frage ich. Er schüttelt<br />
den Kopf: »Wirklich nicht. Es geht einzig<br />
und allein darum, die beste Fabrik zu<br />
bauen. Alles andere kommt hinterher von<br />
ganz allein.«<br />
Eine ungeheure Behauptung, eine betriebswirtschaftliche<br />
Häresie, doch nicht<br />
die Spur eines Zweifels huscht über sein<br />
Gesicht. Blufft er? Wenn ja, dann sehr gekonnt.<br />
Er strahlt völlige Gewissheit aus. So<br />
als habe er gerade verkündet, dass ein<br />
Stein immer zu Boden fällt, wenn man ihn<br />
loslässt. So als beschreibe er ein Naturgesetz.<br />
Ist dies das <strong>Erfolg</strong>sgeheimnis der Life<br />
Changer? Verändern sie die Welt schnell<br />
und radikal, weil sie simplen Naturgesetzen<br />
folgen? Ist er gar nicht so genial, wie<br />
» Es geht einzig und allein<br />
darum, die beste Fabrik zu<br />
bauen. Alles andere kommt<br />
hinterher von ganz allein.«<br />
Musk rutscht auf die Stuhlkante, lehnt sich<br />
vor. Jetzt ist er noch mehr der leidenschaftliche<br />
Ingenieur. »Die Marktforschung<br />
sagt Ihnen, dass Sie ein neues<br />
Modell für soundso viel verkaufen können.<br />
Also rechnen die Betriebswirte aus,<br />
was die Herstellung kosten darf. Um diese<br />
Zahlen herum bauen sie die Fabrik. Am<br />
Ende rollt dann ein Auto vom Band, das<br />
idealerweise genauso viel kostet, wie Sie<br />
geplant hatten, und wenn Sie Glück haben,<br />
kauft es Ihnen der Kunde für genau<br />
den Preis ab, den Ihnen die Marktforschung<br />
vorher genannt hatte. Wenn nicht,<br />
dann reagieren Sie mit mehr Werbung<br />
oder senken den Preis.« – »Immerhin<br />
funktioniert diese Methode bei vielen<br />
»Life Changer –<br />
Zukunft made in Germany«<br />
von Christoph Keese<br />
336 Seiten<br />
Erschienen: 16. Mai <strong>2022</strong><br />
Penguin Verlag<br />
ISBN: 978-3-328-60247-7<br />
Autoherstellern«, werfe ich ein. – »Ihr<br />
Problem ist, dass dabei alles Erdenkliche<br />
entsteht, nur eben nicht die optimale Fabrik<br />
und das bestmögliche Produkt. Wir bei<br />
Tesla arbeiten deshalb genau andersherum:<br />
Ich kenne den Preis des Autos aus<br />
der neuen Fabrik in Grünheide noch<br />
nicht. Ich habe davon zwar eine grobe<br />
Idee, aber genau kennen werde ich ihn<br />
erst, wenn wir die perfekte Fabrik vollendet<br />
haben. Wird unser Werk die beste<br />
Fabrik, die wir erschaffen können, dann<br />
wird auch das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
unserer Produkte unschlagbar sein. Warum?<br />
Weil die beste Fabrik die besten Produktionsvoraussetzungen<br />
und die geringsten<br />
Herstellungskosten bei höchster<br />
manche behaupten, sondern steht einfach<br />
nur besonders gut im Einklang mit der<br />
Natur und ihren unumstößlichen<br />
Gesetzen?<br />
Was Elon Musk an diesem Nachmittag im<br />
Dezember 2020 beschreibt, nennt man<br />
»First Principle«, auf Deutsch »deduktives<br />
Denken«. Dabei wird aus einem allgemeinen<br />
Prinzip eine konkrete Folge abgeleitet.<br />
Dem stehen in der formalen Logik das<br />
»induktive Denken« (man schließt vom<br />
Besonderen auf das Allgemeine) und das<br />
»analoge Denken« (man schließt vom Besonderen<br />
auf das Besondere) gegenüber.<br />
Analoge Schlüsse ziehen Menschen immer<br />
dann, wenn sie zu bequem sind, ihren<br />
Verstand zu gebrauchen. Denn Analogien<br />
gehen den Weg des geringsten Widerstands<br />
und verbrauchen im Gehirn die<br />
wenigste Energie. »Bisher habe ich mich<br />
mit Corona nicht angesteckt, also kann<br />
der Virus mir nichts anhaben, und ich<br />
lasse mich nicht impfen«, lautet ein typischer<br />
und gefährlicher Analogieschluss.<br />
»In den vergangenen Jahren haben unsere<br />
Diesel-Modelle immer neue Absatzrekorde<br />
erzielt, also ist Diesel eine Zukunftstechnologie«,<br />
wurde lange in der Automobilindustrie<br />
geglaubt. »Die Leute vertrauen<br />
auf Raiffeisen, Sparkasse und Deutsche<br />
Bank, deswegen führen sie ihr Konto auch<br />
22 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
in Zukunft bei uns«, hört man in<br />
Frankfurt.<br />
Beispiele für induktives Denken sind im<br />
Gegensatz dazu etwa: »100 Äpfel sind immer<br />
nach unten gefallen, wenn ich sie losgelassen<br />
habe. Daher ist es vermutlich eine<br />
allgemeine Regel, dass kleinere Gegenstände<br />
wie Äpfel von größeren Körpern<br />
wie Planeten angezogen werden.« Oder:<br />
»Immer, wenn ich meiner Kollegin einen<br />
Fehler vorhalte, reagiert sie beleidigt und<br />
mit einem Gegenvorwurf. Wahrscheinlich<br />
ist sie generell nicht kritikfähig und empfindet<br />
sachliche Hinweise allgemein als<br />
Kränkung.«<br />
Verblüffenderweise stehen die<br />
Ergebnisse seiner Grundhaltung<br />
oft im scharfen Gegensatz zu den<br />
Gewissheiten, an die der Rest der<br />
Menschheit glaubt.<br />
Analoges Denken stellt keine aufwendige<br />
kognitive Leistung dar, sondern ist das Ergebnis<br />
eines biologischen Energiesparprozesses.<br />
Daran ist nichts Schlechtes. Das<br />
Leben wäre ohne die energiesparende<br />
Automatisierung von Erkenntnis unmöglich.<br />
Wir könnten keinen Fuß vor den anderen<br />
setzen, wenn wir das Gehen immer<br />
wieder neu in Frage stellen müssten. Klar<br />
ist aber auch: Analogien funktionieren nur<br />
dort, wo die Umwelt stabil bleibt. Verändert<br />
sie sich, müssen wir den Autopiloten<br />
abschalten. Ein einziger offener Kanaldeckel<br />
auf dem Bürgersteig kann uns das<br />
Leben kosten. Eine einzige neue Technologie<br />
kann unsere Firma in den Ruin<br />
treiben.<br />
Elon Musk nimmt »First Principles«<br />
außergewöhnlich ernst. Fast alles, was er<br />
unternimmt, leitet er aus solchen Grundsätzen<br />
ab. Verblüffenderweise stehen die<br />
Ergebnisse seiner Grundhaltung oft im<br />
scharfen Gegensatz zu den Gewissheiten,<br />
an die der Rest der Menschheit glaubt.<br />
»Menschen wollen Auto fahren, aber es<br />
nicht immer lenken«, lautet einer seiner<br />
Leitsätze. Ergebnis ist der Tesla-Autopilot.<br />
Der Rest der Welt glaubte hingegen lange,<br />
das Lenken bereite den Menschen so viel<br />
Freude, dass sie selbst im zähen Berufsverkehr<br />
Herr über ihr Lenkrad sein wollten.<br />
Ein typischer Analogieschluss: Weil<br />
jeder von uns sein Auto gern an einem<br />
sonnigen Sonntagmorgen über leere Serpentinen<br />
in den Alpen oder eine spektakuläre<br />
Küstenstraße in Kalifornien steuert,<br />
soll dies auch für den stockenden Pendelverkehr<br />
im Mannheimer Novemberregen<br />
gelten, während auf dem Handy eine dringende<br />
WhatsApp-Nachricht darauf wartet,<br />
beantwortet zu werden. Falsch – das<br />
Bilder: IMAGO / Political-Moments, Cover: Penguin Verlag<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
23
Einstellung<br />
»Dreidimensionale Räume<br />
bieten mehr Platz als<br />
zweidimensionale Flächen.«<br />
eine folgt nicht aus dem anderen. Trotzdem<br />
fachte die Autoindustrie dieses irreführende<br />
Narrativ in ihren Designlabors,<br />
Entwicklungszentren und Werbeabteilungen<br />
unbeirrt jahrzehntelang an. Musk hingegen<br />
dachte als Erster konsequent über<br />
den Unterschied zwischen »fahren« und<br />
»lenken« nach. Beides bedeutet nämlich<br />
bei Weitem nicht das Gleiche.<br />
»Erdölreserven sind endlich. Die Atmosphäre<br />
verträgt nur eine begrenzte Menge<br />
an Kohlendioxid und Stickstoffoxiden.<br />
Feinstaub schadet Menschen und Tieren.<br />
Also kann der Verbrennungsmotor nicht<br />
mehr ewig produziert werden.« Aus diesem<br />
Gedanken heraus entstand der Tesla-<br />
Elektroantrieb. Der Großteil der Welt<br />
dachte: »Verbrenner funktionierten in der<br />
»Weil Wegwerfen teurer ist<br />
als Wiederverwerten.«<br />
Vergangenheit, also funktionieren sie auch<br />
in der Zukunft.« Dass Elon Musk jedoch<br />
auf Elektromobilität mit Batterien und<br />
nicht auf Wasserstoffmotoren oder Brennstoffzellen<br />
setzte, lag an folgender deduktiven<br />
Einsicht: »Die Welt baut weniger<br />
Autos als Handys. Somit kann die Telefonindustrie<br />
ihre Entwicklungskosten auf<br />
mehr Einheiten umlegen. Sie besitzt zudem<br />
das größte Budget für Batterieforschung.<br />
Also ist der Smartphone-Akku<br />
immer der effizienteste.« Folglich schnürte<br />
er Batterien aus Telefonen zu großen<br />
Akkus für den Tesla zusammen. Traditionelle<br />
Autokonzerne verpulverten Milliarden<br />
für ihre Forschung an Brennstoffzellen,<br />
die viel zu langsam auf den Markt<br />
kamen. Sie dachten: »Neue Antriebsquellen<br />
kamen schon immer aus unseren eigenen<br />
Labors, also werden sie es auch in der<br />
Zukunft tun.« Ein analoger Trugschluss,<br />
wie Tesla schon bald beweisen sollte.<br />
Warum baut Elon Musk mit seiner »Boring<br />
Company« unterirdische Autobahnen?<br />
Weil er denkt: »Dreidimensionale<br />
Räume bieten mehr Platz als zweidimensionale<br />
Flächen.« Folglich weicht man<br />
dem endlosen Stau am besten in die Luft<br />
und unter die Erde aus. Die Freunde von<br />
Analogien hingegen meinen: »Autos sind<br />
immer auf der Erdoberfläche gefahren,<br />
also werden sie es auch in Zukunft tun.«<br />
Warum baut SpaceX – ebenfalls eine Elon-<br />
Musk-Firma – Raketen, die automatisch<br />
aus dem All zurückkehren und rückwärts<br />
auf ihrem Hinterteil landen? »Weil Wegwerfen<br />
teurer ist als Wiederverwerten.«<br />
Musks neue Rakete Starship – mit 100<br />
Tonnen Nutzlast der größte Raumfrachter<br />
aller Zeiten – kommt vollständig und<br />
senkrecht zur Erde zurück. Einen neuen<br />
Start gibt es zum Preis des Auftankens. Pro<br />
Kilogramm Nutzlast kostet der Transport<br />
mit dem Starship somit einen Bruchteil<br />
von dem, was seine Wettbewerber veranschlagen.<br />
Dieser Frachter ist so groß, dick<br />
und mächtig, dass er mit 20 Passagieren<br />
auf dem Mond landen wird. Zum Vergleich:<br />
Das Apollo-Programm der US-<br />
Bundesbehörde für Raumfahrt (NASA)<br />
schaffte es lediglich, zwei Astronauten pro<br />
Flug zur Oberfläche zu bringen. Musk läutet<br />
damit eine neue Ära der Raumfahrt ein<br />
und löscht alle bisherigen Marktgesetze<br />
aus. Dabei sind seine Wettbewerber staatlich<br />
subventionierte Raketen wie Europas<br />
Ariane. Die Industrie, die sie baut, handelt<br />
weiter nach analogen Grundsätzen. Sie<br />
denken: »Wir entwickeln morgen so wie<br />
gestern. Der größte Teil der Rakete verbrennt<br />
im All. Regierungen bezahlen weiter<br />
die Rechnung.« Die Ariane bringt 10<br />
Tonnen für 120 Millionen Dollar ins All.<br />
Elon Musk hingegen 100 Tonnen für 5<br />
Millionen. Seine neue Rakete drängt alle<br />
anderen Wettbewerber in unbedeutende<br />
Nischen ab. Und weil die Weltraumfracht<br />
damit spottbillig wird, zündet das Starship<br />
eine Kettenreaktion von Innovationen. Für<br />
Satelliten wird dieser Frachter Ähnliches<br />
erreichen, wie das iPhone für Apps. Völlig<br />
neue Anwendungen entstehen.<br />
Mit Unternehmungen wie Tesla und SpaceX<br />
stellt Elon Musk Altbekanntes auf den<br />
Kopf. Und so wie er verändern auch andere<br />
Life Changer unser Leben auf bislang<br />
unvorstellbare Weise.<br />
Der Autor<br />
Christoph Keese ist Publizist, Wirtschaftswissenschaftler,<br />
Unternehmer und Investor und gilt<br />
als einer der führenden deutschen Beobachter<br />
von Innovation und Erneuerung.<br />
Bilder: IMAGO / UPI Photo / Sven Simon<br />
24 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
25
<strong>Erfolg</strong> Einstellung<br />
MOTIVATION<br />
WIE SIE ENTSTEHT UND<br />
UNSER HANDELN BEEINFLUSST<br />
Motivation – oder auch<br />
Selbstmotivation – gehört<br />
mit Sicherheit zu<br />
einem der beliebtesten<br />
und immer wieder<br />
gern genutzten Begriffen in der Führung.<br />
Aber auch im Verkaufs- und Kaufverhalten<br />
von Menschen und in der eigenen<br />
Lebensplanung ist Motivation von entscheidender<br />
Bedeutung. Wieso ist das so<br />
und woher kommt unsere Motivation?<br />
Dies wiederum bedeutet,<br />
dass gegenwärtige<br />
Ereignisse<br />
von kognitiven und<br />
emotionalen Bewertungsprozessen<br />
gesteuert<br />
werden.<br />
Die Bezeichnung Motivation ist auf das<br />
lateinische Verb »movere« (bewegen, antreiben)<br />
zurückzuführen. Dies bedeutet,<br />
dass Motive im eigentlichen Sinne psychische<br />
Antriebszustände sind, die nicht<br />
selbstverständlich ablaufen, sondern<br />
wofür eine bestimmte Aktivierungsschwelle<br />
im Gehirn überwunden werden<br />
muss. Je größer dieser Widerstand ist,<br />
desto stärker muss die Motivation zu<br />
einer bestimmten Handlung sein.<br />
Der Autor<br />
Karsten Brocke ist Experte für Brainset®,<br />
Wahl- und Kaufentscheidungen, Dozent und<br />
Mitglied der Akademie für neurowissenschaftliches<br />
Bildungsmanagement.<br />
Dies wiederum bedeutet, dass gegenwärtige<br />
Ereignisse von kognitiven und emotionalen<br />
Bewertungsprozessen gesteuert<br />
werden. Wenn eine Situation geistig erfasst<br />
und sodann nach den Kriterien<br />
»positiv« oder »negativ« bewertet worden<br />
ist, ergeben sich daraus Folgerungen<br />
für das jetzige und zukünftige Handeln.<br />
Bestimmte Grundgefühle, die Motivation<br />
erzeugen – wie z. B. Furcht, Angst,<br />
Freude, Glück, Verachtung, Ekel, Neugierde,<br />
Hoffnung, Enttäuschung, Erwartung,<br />
Hochgefühl oder auch Niedergeschlagenheit<br />
–, sind bei allen Menschen<br />
ausgebildet. Sie können sich dazu auch<br />
noch miteinander vermischen.<br />
Diese Gefühle entstehen im Kern unseres<br />
limbischen Systems vorbewusstlich<br />
und werden uns erst dann bewusst, wenn<br />
die Signale von diesen limbischen Zentren<br />
in unsere Großhirnrinde dringen<br />
und im Bewusstsein ankommen. Die<br />
meisten Erlebnisse im Alltag und in<br />
unserem täglichen Leben verarbeitet<br />
unser Gehirn absolut selbstständig und<br />
intuitiv – aufgrund einer Vielzahl mehr<br />
oder weniger automatisierter Prozesse<br />
auf der Grundlage von eigenen abgespeicherten<br />
Erlebnissen und Erfahrungen.<br />
26 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Erst bewusst gewordene Gefühle sind<br />
motivational. Das bedeutet, es gibt praktische<br />
Gründe, die ein Mensch hat, um<br />
eine bestimmte Handlung zu bevorzugen,<br />
die dann einen Einfluss auf das jetzige<br />
und zukünftige Verhalten hat. Hier<br />
spielt die Erkenntnis eine Rolle, wie<br />
Menschen mit ihrem Belohnungserwartungssystem<br />
umgehen können, denn<br />
viele positive Aspekte, die einen Menschen<br />
motivieren, etwas zu tun oder zu<br />
unterlassen, zeigen erst verzögert die<br />
erwünschte Wirkung. Der Neuromodulator<br />
Dopamin ist der Schlüssel zum Erreichen<br />
eigener Ziele. Diese Eigenschaft<br />
dopaminerger Neurone im Gehirn ist<br />
eine wichtige Grundlage der Motivation,<br />
die ja nichts anderes darstellt als eine<br />
Belohnungserwartung.<br />
Als Klassiker zur Unkenntnis des Nutzens<br />
des Belohnungserwartungssystems<br />
sind hier mit Sicherheit die Vorsätze unzähliger<br />
Menschen am 1. Januar jeden<br />
Jahres zu nennen, die so oft zum Scheitern<br />
verurteilt sind. Die Belohnung selbst<br />
stellt sich nur verzögert ein und viele<br />
Menschen neigen dann dazu, zu sich<br />
selbst zu sagen: »Jetzt ist es erst einmal<br />
gut«, »Ich versuche es später noch einmal«<br />
oder »Ich habe gewusst, dass das<br />
wieder nicht klappt«. Dies »gelingt« auch<br />
gut bei mangelnder Konsequenz in der<br />
Vermarktung, bei notwendigen nützlichen<br />
Veränderungen, die anstehen, oder<br />
bei der eigenen Karrieregestaltung.<br />
Voraussetzung für die Selbstwirksamkeit.<br />
Das Verständnis und die Klarheit,<br />
bei der Motivation immer auf die Kongruenz<br />
der unbewussten Motive und<br />
der bewussten eigenen Ziele zu achten,<br />
diese realitätsorientiert abschätzen zu<br />
können, ob Aufwand und Nutzen sich<br />
»auszahlen«, wird dafür Sorge tragen,<br />
dass Ihre eigenen Ziele erreichbar<br />
werden.<br />
»Der Mensch verhält sich niemals zufällig,<br />
auch wenn es manchmal so aussieht, sondern<br />
[...] zielorientiert aufgrund vergangener<br />
Erfahrung.«<br />
– Prof. Dr. Thomas Münte<br />
Rihanna antwortete in einem viralen<br />
Internetvideo auf die Frage, was sie an<br />
den Tagen mache, an denen sie sich nicht<br />
so stark und furchtlos fühle, dass sie dann<br />
ebendiese Eigenschaften vorspielen würde.<br />
Damit zeigte sie eine ihrer bewussten zielorientierten<br />
Entscheidungen öffentlich.<br />
Was ist die Lösung? Es muss klar werden,<br />
dass Konsequenz meist den Misserfolg<br />
ausschließt und dass »Durchhalten« zu<br />
oft in seiner Wirkung unterschätzt wird.<br />
Menschen neigen dazu, kurzfristige <strong>Erfolg</strong>e<br />
zu überschätzen und langfristige<br />
Konsequenzen und deren Folgen zu<br />
unterschätzen. Auch wenn die Belohnungserwartung<br />
mit der dann tatsächlichen<br />
Belohnung nicht immer übereinstimmen<br />
muss, so treibt sie uns doch an,<br />
dranzubleiben.<br />
Bilder: Depositphotos / tanka_v / s_bukley, Sebastian Schwarz<br />
Mein Dozent Prof. Dr. Thomas Münte,<br />
Direktor der Klinik für Neurologie,<br />
Campus Lübeck, formulierte es so:<br />
»Der Mensch verhält sich niemals zufällig,<br />
auch wenn es manchmal so aussieht,<br />
sondern – vom Einfluss der Gene<br />
und epigenetischer Prozesse abgesehen<br />
– zielorientiert aufgrund vergangener<br />
Erfahrung. Mit anderen Worten: Er verhält<br />
sich motiviert, und Motive sind unbewusste,<br />
intuitive oder bewusste<br />
Handlungsanleitungen.« Wenn uns dies<br />
bewusst wird, dann haben wir den<br />
Schlüssel in der Hand zum Schloss<br />
unserer Motivation. Die Übereinstimmung<br />
von Motiven und Zielen ist die<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
27
Leben<br />
Als ehemaliger Profifußballer und<br />
Weltmeister weiß Philipp Lahm,<br />
wie wichtig das Thema Gesundheit<br />
ist. Doch kommt es dabei nicht nur<br />
auf Bewegung und Ernährung an.<br />
Wie vielschichtig das Thema für ihn<br />
ist, verrät er hier im Interview.<br />
28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
FIT WIE EIN<br />
WELTMEISTER<br />
PHILIPP LAHM IM INTERVIEW ÜBER SEIN<br />
NEUES BUCH, GESUNDHEIT, DIE SOZIALE<br />
KOMPONENTE UND LEBENSFREUDE<br />
Bild: Christian M. Weiss<br />
Was bedeutet Gesundheit<br />
für Sie?<br />
Gesund zu sein und<br />
mich wohlzufühlen<br />
bedeutet mir mehr<br />
als jeder Pokal oder Titel im Sport. Ich<br />
habe mich – auch zu meiner aktiven Zeit<br />
als Profifußballer – schon immer eigenständig<br />
darum gekümmert, dass es mir<br />
gut geht –, und ich lebe auch nicht in<br />
einer Promiblase. Heute führe ich ein<br />
Leben wie viele andere auch. Ich habe<br />
eine ganz normale Arbeit, muss mich<br />
um Bürokram und Termine kümmern,<br />
schauen, dass unsere Kinder ihr Frühstück<br />
bekommen oder Unterstützung<br />
bei den Hausaufgaben oder ich erledige<br />
die Familieneinkäufe oder koche. Mein<br />
Alltag stellt mir, wie uns allen, große<br />
und kleine Aufgaben, die ich möglichst<br />
gut erledigen will und dafür ist eine gute<br />
Gesundheit der beste Grundpfeiler.<br />
Warum wollten Sie nun ein Buch zum<br />
Thema Gesundheit schreiben?<br />
Gesundheit ist eines der Topthemen der<br />
heutigen Zeit und auch eines meiner<br />
Herzensthemen. Spätestens mit der Coronapandemie<br />
ist klar geworden, wie<br />
wichtig ein guter Gesundheitszustand<br />
ist, wie sehr wir uns glücklich schätzen<br />
können, wenn wir körperlich, mental<br />
und emotional fit sind. Ich möchte mit<br />
meinem Buch alle ermutigen, ihre Gesundheit<br />
selbst in die Hand zu nehmen,<br />
denn sie ist unser wichtigstes Kapital.<br />
Und das will ich meinen Leser:innen<br />
ganz persönlich vermitteln.<br />
Ich will ihnen deutlich machen, was<br />
meine Motivation für einen gesunden<br />
Lebensstil ist und mit ihnen meine Lebensfreude<br />
teilen, die mich jeden Tag<br />
antreibt, mit der ich Weltmeister geworden<br />
bin und mit der ich mich heute um<br />
meine Familie und meinen Beruf<br />
kümmere.<br />
Was erwartet die Leser:innen genau?<br />
Dieses Buch habe ich gemeinsam mit<br />
einem Expertenteam erarbeitet. Wir<br />
wollen ein paar Hintergründe und ein<br />
bisschen Theorie zu einem gesunden<br />
Lebensstil liefern, praxisnahe Übungen<br />
für Beweglichkeit und Ausdauer, Impulse<br />
für Mental- und Gehirntraining<br />
und leckere Rezepte sowie Geschichten<br />
aus meinem Leben. Dabei geht es uns<br />
nicht nur um körperliche Gesundheit<br />
»Ich möchte<br />
mit meinem<br />
Buch alle ermutigen,<br />
ihre<br />
Gesundheit<br />
selbst in die<br />
Hand zu nehmen,<br />
denn sie<br />
ist unser wichtigstes<br />
Kapital.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
29
Leben<br />
»Gesundheit<br />
und Sport<br />
fördern Gemeinschaft,<br />
gegenseitige<br />
Unterstützung<br />
und auch Verständnis<br />
füreinander.«<br />
oder konkrete, individuelle Empfehlungen<br />
zu Ernährung und Bewegung, sondern<br />
auch um deren soziale und emotionale<br />
Aspekte.<br />
Können Sie das näher erklären?<br />
Ja, gerne. Es geht dabei nicht allein um<br />
ein ganzheitliches Wohlbefinden der<br />
einzelnen Person und auch nicht um<br />
einen leistungsbetonten Optimierungsgedanken,<br />
sondern dass die individuelle<br />
Gesundheit vor allem auch eine soziale<br />
Komponente hat. Gesundheit und Sport<br />
fördern Gemeinschaft, gegenseitige<br />
Unterstützung und auch Verständnis<br />
füreinander.<br />
Ein gutes Beispiel sind die Ehrenamtlichen<br />
im Breitensport. Vereinssport, aber<br />
auch ganz allgemein fördert das gemeinsame<br />
Sporttreiben den Zusammenhalt<br />
und motiviert den/die Einzelne/n, im<br />
eigenen sozialen Umfeld etwas für sich<br />
und für andere zu tun.<br />
»Gesund kann jede*r!«<br />
von Philipp Lahm<br />
256 Seiten<br />
Erschienen: 16. Mai <strong>2022</strong><br />
Südwest Verlag<br />
ISBN: 978-3-517-101<strong>04</strong>-0<br />
Was sagen Sie Leuten, die gesundheitlich<br />
bereits eingeschränkt sind, kann<br />
wirklich jede:r aktiv werden?<br />
Keine Angst, dieses Buch ist nicht von<br />
und damit ausschließlich für ehemalige<br />
oder praktizierende Profisportler:innen.<br />
Im Gegenteil, wenn wir sagen, dass jede:r<br />
mehr für ihre oder seine Gesundheit<br />
tun kann, dann ist das nicht einfach<br />
lässig dahingesagt, sondern wir meinen,<br />
dass alle das im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
tun können. Wenn Sie also gesundheitliche<br />
Einschränkungen haben,<br />
dann machen Sie natürlich nur das, was<br />
im Rahmen Ihrer ganz persönlichen<br />
Umstände möglich ist. Wenn Sie sich<br />
aufgrund von Einschränkungen unsicher<br />
fühlen, dann sprechen Sie auf jeden<br />
Fall vorher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem<br />
Arzt.<br />
Die Botschaften für ein gesünderes<br />
Leben klingen oft zu einfach: Rauche<br />
nicht, trinke nicht, iss das Richtige,<br />
bewege dich genug! Wie aber kommt<br />
man wirklich in die Umsetzung?<br />
Es geht nicht darum, dass wir alle zu<br />
großen Gesundheitsfanatiker:innen<br />
werden, die sich ständig selbst optimieren<br />
wollen. Ganz sicher nicht. Aber auf<br />
den Ton kommt es an, auf die Motivation.<br />
Damit meine ich gar nicht so sehr<br />
Ihre Motivation, sondern meine eigene,<br />
mein Sendungsbewusstsein. Dass es auf<br />
das Wie ankommt, habe ich als Mannschaftskapitän<br />
gelernt, als Familienvater<br />
und Unternehmer. Und ich lerne es<br />
heute noch jeden Tag. Man muss andere<br />
mitnehmen, auf sie eingehen.<br />
Ich möchte niemanden dazu bringen,<br />
Dinge zu tun, die sie oder er nicht mag,<br />
sondern ich möchte zu mehr Lebensfreude<br />
inspirieren. Wenn man bestimmte<br />
gesundheitsschädliche Gewohnheiten<br />
ablegen will, wie etwa das<br />
Rauchen, darf man auch nicht immer<br />
nur sagen, wie schlecht das für die Lunge<br />
oder das Herz ist, sondern kann stattdessen<br />
sagen: »Freu dich drauf, wenn du<br />
endlich wieder richtig Luft bekommst,<br />
eine tolle Wanderung machen kannst,<br />
ohne gleich aus der Puste zu kommen.«<br />
Ich möchte einfach die Lust auf mehr<br />
Gesundheit wecken, gar nicht so sehr,<br />
weil das die Risiken minimiert, zu erkranken,<br />
sondern ganz einfach, weil<br />
man viel mehr Spaß am Leben haben<br />
wird und viel mehr erleben, besser<br />
schlafen und ausgeglichener sein wird,<br />
wenn es einem gut geht.<br />
© Südwest Verlag<br />
Bilder: Christian M. Weiss, Bert Willer (birdyfoto)<br />
30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
»Ich möchte<br />
einfach die<br />
Lust auf mehr<br />
Gesundheit<br />
wecken.«<br />
6 TIPPS VON PHILIPP LAHM,<br />
DIE JEDE:R SOFORT UMSETZEN KANN:<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
Bewusste Atempause: Gönnen Sie sich eine Atempause – ganz bewusst. Mitzählen<br />
hilft dabei: einatmen und im Kopf bis vier zählen, selbiges beim Ausatmen.<br />
10 Wiederholungen sind empfehlenswert.<br />
Meditation: Klingt schwieriger, als es ist. Schon 10 Minuten pro Tag sorgen<br />
für mehr Gelassenheit. Es gibt auf allen gängigen Audio- und Videoplattformen<br />
geführte Meditationen, die beim Einstieg ins Thema helfen.<br />
Wasser trinken: Experten empfehlen mindestens zwei Liter pro Tag. Der gesunde<br />
Nebeneffekt: Ausreichend Wasser trinken erhöht die Konzentration<br />
und beugt Müdigkeit vor.<br />
Ernährung richtig timen: Wer am Abend auf Rohkost und schwere Kost verzichtet,<br />
gönnt der eigenen Verdauung einen pünktlichen Feierabend. Das<br />
fördert einen ruhigeren und damit gesünderen Schlaf.<br />
Sport als fester Termin: Sich im hektischen Alltag für Sport zu motivieren,<br />
kann eine echte Herausforderung sein. Als fester Termin im Kalender lässt<br />
sich Bewegung einfacher integrieren. Schon kleine, aber regelmäßige Bewegungseinheiten<br />
fördern das Wohlbefinden.<br />
Smartphonefreie Zonen: Am Morgen sollte der digitale Begleiter nicht das<br />
Erste sein, was Sie in die Hand nehmen. Und abends auch nicht das Letzte.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
31
<strong>Erfolg</strong><br />
32<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
HUMOR ALS<br />
KARRIERESCHUB<br />
MIT DER LETZTEN FOLGE DER »ELLEN DEGENERES SHOW« GING EINE<br />
ÄRA ZUENDE. WIR BLICKEN AUF DIE BEWEGTE BISHERIGE KARRIERE<br />
DER SCHAUSPIELERIN, MODERATORIN UND KOMIKERIN.<br />
Bild: IMAGO / ZUMA Wire<br />
Ellen Lee DeGeneres wurde<br />
am 26. Januar 1958 in Louisiana<br />
geboren. Sie ist eine<br />
US-amerikanische Schauspielerin,<br />
Komikerin und<br />
Autorin. Gleichzeitig ist sie wohl die<br />
bekannteste und erfolgreichste Moderatorin<br />
mit über 4.000 Folgen ihrer<br />
eigenen Talkshow »The Ellen DeGeneres<br />
Show«, welche am 26. Mai ihr Ende<br />
fand. Wir sehen uns in diesem Artikel<br />
die wichtigsten Eckpunkte und <strong>Erfolg</strong>smerkmale<br />
dieser außergewöhnlichen<br />
Frau an, die gleichzeitig einen enormen<br />
gesellschaftlichen Einfluss mit ihrer<br />
Arbeit und ihrem Mut ausübte.<br />
Am Anfang war es nicht besonders lustig<br />
Auf das Multitalent der Entertainerin<br />
mit französischen, britischen, deutschen<br />
und irischen Wurzeln gab es zu<br />
Beginn ihrer Karriere nur sehr wenig<br />
Hinweise. Was zu Buche stand, waren<br />
ein abgebrochenes Studium und etliche<br />
Aushilfsjobs als Kellnerin. 1982<br />
änderte sich dann vieles mit dem Gewinnen<br />
des Showtime-Comedy-Wettbewerbs<br />
»The Funniest Person in America«.<br />
Diese Plattform machte sie<br />
einem größeren Publikum bekannt<br />
und ermöglichte es ihr, landesweit in<br />
Clubs aufzutreten und weiter an ihrer<br />
Karriere zu arbeiten. Dennoch dauerte<br />
es weitere vier Jahre, bis DeGeneres<br />
einem noch größeren Publikum vorgestellt<br />
wurde. 1986 startete ihre Karriere<br />
mit einem Auftritt in der legendären<br />
Show von Johnny Carson so richtig<br />
durch. Plötzlich war sie landesweit<br />
bekannt. Mit einer Rolle in der Sitcom<br />
»Open House« begann 1989 dann ihre<br />
Fernsehkarriere als Schauspielerin.<br />
Die Karriere nimmt Fahrt auf, um<br />
anschließend ausgebremst zu werden<br />
Ihren größten Fernseherfolg hatte sie<br />
mit der von ihr produzierten und nach<br />
ihr benannten ABC-Sitcom »Ellen«,<br />
die auch internationale Bekanntheit<br />
erlangte. 1997 kam es dann zu einer<br />
überraschenden Wende, was ihre Karriere<br />
und die öffentliche Meinung »Ellen«<br />
gegenüber völlig aus den Angeln<br />
hob. Die Serienfigur outete sich als<br />
lesbisch, zur selben Zeit hatte auch Ellen<br />
DeGeneres ihr Coming-out. Dies<br />
war eine sehr riskante Entscheidung<br />
der Schauspielerin und sie bedeutete<br />
beinahe ihr Karriereende. Denn nach<br />
dieser Offenbarung rückte der Fokus<br />
Die Serienfigur<br />
outete<br />
sich als lesbisch,<br />
zur selben<br />
Zeit hatte<br />
auch Ellen<br />
DeGeneres ihr<br />
Coming-out.<br />
Dies war eine<br />
sehr riskante<br />
Entscheidung.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
33
<strong>Erfolg</strong><br />
34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
»Lassen Sie<br />
uns unsere<br />
Prioritäten<br />
klarstellen.<br />
Ich denke,<br />
wir alle<br />
wissen, was<br />
im Leben<br />
wirklich<br />
wichtig ist.<br />
Einen Oscar<br />
gewinnen.«<br />
– Ellen Degeneres<br />
Bilder: IMAGO / UPI Photo , Karin Bergmann<br />
der Serie immer mehr auf Ellens<br />
Homosexualität. Während die Serie<br />
immer ernsthafter und weniger lustig<br />
wurde, sanken die Einschaltquoten<br />
massiv. Sie wurde schließlich 1998<br />
abgesetzt.<br />
Raus aus dem Spiel und wieder drin<br />
Infolgedessen stand DeGeneres nach<br />
eigenen Angaben trotz fünf erfolgreicher<br />
Staffeln vor dem wirtschaftlichen<br />
Ruin. Die Offenheit zu ihrer Sexualität<br />
kam für die US-Amerikaner anscheinend<br />
zu früh und ihre Show litt ebenfalls<br />
darunter. Ein entsprechendes<br />
Maß an Homophobie im Publikum<br />
und in der Gesellschaft trug schließlich<br />
dazu bei, dass Werbekunden ihre<br />
Verträge kündigten.<br />
Um Geld zu verdienen, tourte sie<br />
schließlich 2001 wieder als Stand-up-<br />
Comedian durch die USA. Sie gab einfach<br />
nicht auf und setzte ihre Vision,<br />
mit einer eigenen Talkshow – »The Ellen<br />
DeGeneres Show« – um. Für diese<br />
erhielt sie 20<strong>04</strong>, 2005, 2006 und 2007<br />
die begehrte Emmy-Auszeichnung.<br />
Folgendes hatte sie dazu zu sagen:<br />
»Aber im Ernst, ich denke, dass es im<br />
Gesamtzusammenhang nicht wichtig<br />
ist, einen Emmy zu gewinnen. Lassen<br />
Sie uns unsere Prioritäten klarstellen.<br />
Ich denke, wir alle wissen, was im Leben<br />
wirklich wichtig ist. Einen Oscar<br />
gewinnen.« Für diese Art des Humors<br />
liebte sie das internationale Publikum.<br />
Am 12. Mai 2021 gab DeGeneres bekannt,<br />
dass »The Ellen DeGeneres<br />
Show« nach der 19. Staffel im Mai <strong>2022</strong><br />
enden würde. Das Ende einer Ära<br />
wurde dadurch eingeläutet. Nach mehr<br />
als 3.280 Folgen und mehr als 4.000<br />
Gästen ist also Schluss.<br />
Engagement und Privatleben<br />
Privatleben und gesellschaftliches Engagement<br />
überschneiden und ergänzen<br />
sich, wie man anhand ihrer sozialen<br />
Arbeit leicht erkennen kann. Sie engagiert<br />
sich für die Organisation PFLAG<br />
(Parents, Families and Friends of<br />
Der Autor<br />
Michael Jagersbacher ist Kommunikationstrainer,<br />
Unternehmer und Buchautor. Auf seinem<br />
Blog gibt er Tipps, wie man sympathischer<br />
wird und mehr Profil erhält.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
35
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild: IMAGO / UPI Photo<br />
»Ich möchte ein Beispiel dafür<br />
sein, dass man lustig und nett<br />
sein und die Leute zum Lachen<br />
bringen kann, ohne die Gefühle<br />
anderer zu verletzen.«<br />
– Ellen Degeneres<br />
Lesbians and Gays) und ist Sprecherin<br />
des HRC Coming Out Project. Sie hat<br />
also nicht allein mit ihrem Outing für<br />
ein Umdenken der Gesellschaft gesorgt,<br />
sondern auch durch ihre Vereine<br />
und Ämter. Am 22. November 2016<br />
wurde ihr die Presidential Medal of<br />
Freedom, die höchste zivile Auszeichnung<br />
der Vereinigten Staaten, verliehen<br />
und über einen eigenen Stern auf<br />
dem »Walk of Fame« kann sie sich<br />
ebenfalls freuen.<br />
Im Jahr 2007 wurde sie von Forbes auf<br />
Platz 17 der 20 reichsten Frauen im<br />
Entertainmentgeschäft gesetzt. Das geschätzte<br />
Vermögen der 64-jährigen<br />
US-Amerikanerin beträgt 280 Millionen<br />
Euro, wobei circa 80 Millionen pro<br />
Jahr dazukommen. Seit 20<strong>04</strong> ist DeGeneres<br />
mit der Schauspielerin Portia de<br />
Rossi liiert.<br />
Schattenseiten<br />
Natürlich ist auch ihre Karriere nicht<br />
nur von Sonnenseiten geprägt. Immer<br />
wieder kamen Vorwürfe über die Art<br />
und Weise auf, wie Mitarbeiter in ihren<br />
Produktionen behandelt wurden. Die<br />
Anschuldigungen gingen bis zur sexuellen<br />
Belästigung. DeGeneres soll zwar<br />
nicht selbst für den schlechten Umgang<br />
gesorgt haben, aber im besten Fall weggesehen<br />
und damit die Missstände provoziert<br />
haben. Diese Vorfälle sorgten<br />
dafür, dass ihr Image nachhaltig beschädigt<br />
wurde, besonders deshalb, weil sie<br />
stets predigte, dass man nett zu anderen<br />
Menschen sein sollte: »Die meiste Komödie<br />
basiert darauf, auf Kosten eines<br />
anderen zu lachen. Und ich finde, dass<br />
dies in der Hauptsache nur eine Form<br />
von Mobbing ist. Deshalb möchte ich<br />
ein Beispiel dafür sein, dass man lustig<br />
und nett sein und die Leute zum Lachen<br />
bringen kann, ohne die Gefühle anderer<br />
zu verletzen.« Nun, die betroffenen Mitarbeiter<br />
dürften dies nicht so lustig<br />
empfunden haben. Vielleicht folgt auch<br />
deshalb nun das Ende ihrer weltberühmten<br />
Show.<br />
Was bleibt?<br />
Sexuelle Orientierung ist heute im<br />
Showbusiness kein außergewöhnliches<br />
Thema mehr. Ganz anders als noch<br />
Mitte der 90er Jahre. Den Boden dazu<br />
hat Ellen DeGeneres bereitet. Ihr <strong>Erfolg</strong><br />
scheint tatsächlich sehr viel mit ihrem<br />
Humor zu tun zu haben. Mit diesem hat<br />
sie es scheinbar geschafft, Zugang zu<br />
den Menschen zu erhalten. Hier ein<br />
schönes Beispiel für ihre Art des Humors:<br />
»Müssen wir denn wissen, wer<br />
schwul ist und wer nicht? Können wir<br />
uns nicht einfach gegenseitig lieben und<br />
nach den Autos, die wir fahren, beurteilen?«<br />
Hier noch ein Beispiel: »Ich frage<br />
die Leute, warum sie Hirschköpfe an<br />
den Wänden haben. Sie sagen immer,<br />
weil es so ein schönes Tier ist. Ich finde<br />
meine Mutter attraktiv, aber ich habe<br />
Fotos von ihr.« Humor erleichtert die<br />
Kommunikation und macht Menschen<br />
zugänglicher für Dinge, die sie im ersten<br />
Moment vielleicht sogar ablehnen. Ellen<br />
DeGeneres hatte jedenfalls den Mut,<br />
ihre Gefühlslage und ihre Sexualität in<br />
die Öffentlichkeit zu tragen und so<br />
einen Entwicklungsprozess in Gang zu<br />
setzen. Gerade in der heutigen Zeit benötigen<br />
wir mehr Menschen, die für<br />
ihre eigenen Werte mehr riskieren, um<br />
wahre gesellschaftliche Veränderungsprozesse<br />
zu initiieren.<br />
36 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Jetzt zum Download<br />
Alle E-Dossiers im Archiv finden Sie gratis online unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
37
Leben<br />
AUSZUG AUS DEM NEUEN BUCH VON JULIEN BACKHAUS<br />
»MAN KANN IM<br />
LEBEN NICHT<br />
ALLES HABEN«<br />
38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
Bild: Depositphotos / PopularImages, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
JULIEN BACKHAUS HAT EIN BUCH ÜBER<br />
50 DUMME LEBENS- UND KARRIEREREGELN<br />
GESCHRIEBEN, DIE MAN BRECHEN MUSS,<br />
UM ERFOLG ZU HABEN.<br />
Hinter dieser mahnenden<br />
Aussage steckt ein sehr limitierender<br />
Glaubenssatz.<br />
Wir reden uns ein –<br />
oder lassen uns einreden<br />
–, dass jeder Mensch nur eine begrenzte<br />
Anzahl an Chancen im Leben hat. Und<br />
wir sollten mit dem zufrieden sein, was<br />
wir haben oder was gerade vor uns liegt.<br />
Dass wir nur eine gewisse Anzahl von<br />
Möglichkeiten haben, ist allerdings kein<br />
Fakt, sondern ein Irrglaube.<br />
Der Unterschied zwischen Ihnen und<br />
einem Thomas Alva Edison, der zu Lebzeiten<br />
über 1000 Patente angemeldet<br />
hat, ist nur Ihre Vorstellungskraft. Sie<br />
können natürlich sagen, Ihr Erfindergeist<br />
sei nicht so ausgeprägt wie der von<br />
Edison. Und damit liegen Sie aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach richtig. Aber<br />
andersherum ist es eben auch falsch,<br />
nämlich zu behaupten, Ihnen stünde im<br />
Leben nur eine Handvoll Gelegenheiten<br />
zur Verfügung. Leute wie Edison geben<br />
einfach nicht so schnell auf. Wo der<br />
überwiegende Teil der Menschen nach<br />
dem zweiten oder dritten Versuch aufgibt<br />
und sich selbst tröstet mit den<br />
Worten »Man kann im Leben nicht alles<br />
haben«, versucht es ein Edison noch<br />
9997 weitere Male, bis er <strong>Erfolg</strong> hat. So<br />
ungefähr soll es bei der Auswahl des<br />
richtigen Materials für seine Glühbirne<br />
passiert sein. Man kann fast alles haben,<br />
wenn man bereit ist, die Geduld<br />
aufzubringen, um ans Ziel zu<br />
gelangen.<br />
Wenn es überhaupt eine Ausnahme<br />
gibt, dann diese: Man kann nicht alles<br />
gleichzeitig haben. Denn wir müssen<br />
Ressourcen wie Zeit opfern und uns auf<br />
eine Sache konzentrieren, um etwas zu<br />
schaffen.<br />
Sehen Sie sich die Geschichten von<br />
zahlreichen Musikern an, die jahrelang<br />
auf der Straße saßen und sich kaum die<br />
Butter auf dem Brot leisten konnten. Sie<br />
haben an ihrer Leistung gefeilt, an ihren<br />
<strong>Erfolg</strong> geglaubt und Aufmerksamkeit<br />
erzeugt. Belohnt wurden Straßenkünstler<br />
wie der britische Musiker Ed Sheeran<br />
mit dem großen <strong>Erfolg</strong>. Er heiratete<br />
seine Traumfrau, wurde Vater, löste die<br />
Band U2 als Rekordhalter für die erfolgreichste<br />
Stadion-Tournee ab und<br />
wurde von Prinz Charles in den »Order<br />
of the British Empire« berufen. Es wäre<br />
ermüdend aufzuzählen, was der harmlos<br />
aussehende Musiker alles erreichen<br />
konnte. Zuletzt machte er sich daran,<br />
sein eigenes Dorf, »Sheeranville«, zu<br />
bauen, indem er alle Häuser und<br />
Grundstücke um sein Anwesen herum<br />
aufkaufte. Man kann nicht im wahrsten<br />
Sinne alles auf der Welt haben, aber<br />
sehr viel, wenn man bereit ist, dafür zu<br />
arbeiten.<br />
»Bullshit Rules:<br />
50 Regeln, die Sie brechen<br />
müssen, um <strong>Erfolg</strong> zu haben«<br />
von Julien Backhaus<br />
128 Seiten<br />
Erschienen: Juli 2021<br />
FinanzBuch Verlag<br />
ISBN: 978-3-95972-489-0<br />
Belohnt wurden<br />
Straßenkünstler<br />
wie der britische<br />
Musiker Ed<br />
Sheeran mit dem<br />
großen <strong>Erfolg</strong>.<br />
Er heiratete seine<br />
Traumfrau, wurde<br />
Vater, löste die<br />
Band U2 als Rekordhalter<br />
für die<br />
erfolgreichste Stadion-Tournee<br />
ab.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
39
Einstellung<br />
DAS innere Kind IN MIR<br />
KANN MICH MAL!<br />
Nicki Minaj, heute die reichste Rapperin,<br />
die jemals gelebt hat, hatte eine schwere<br />
Kindheit: Stets fürchtete sie sich, dass ihr<br />
Vater ihrer Mutter etwas antun würde. Das<br />
trieb sie dazu an, wie sie in einem »Rolling<br />
Stone«-Interview erzählt, reich zu werden,<br />
damit sie sich um ihre Mutter kümmern<br />
und ihren Vater fernhalten könnte.<br />
LASS DICH VON DEINER VERGANGENHEIT NICHT TYRANNISIEREN<br />
– DU BIST UNKOMPLIZIERTER, ALS DU DENKST.<br />
40 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Bilder: Depositphotos / Featureflash, Michael Goldenbaum, Cover: Goldegg Verlag<br />
Das Kind in uns« steht für alles,<br />
was in unserem Leben<br />
nicht glatt läuft, für »verborgene<br />
Motive«, die insgeheim<br />
unser Erwachsenenleben<br />
steuern, nicht gelebte Sehnsüchte<br />
und Potenziale. Viele Menschen verlieren<br />
sich in der Schuld- und Spurensuche der<br />
Vergangenheit, und das ständige daran<br />
Arbeiten erschöpft nicht nur, sondern<br />
bremst häufig auch das Hier und Jetzt und<br />
die Möglichkeit einer besseren Zukunft<br />
aus. Die Rückschau in die Vergangenheit<br />
sollte bestenfalls dazu dienen, nach möglichen<br />
Hinweisen, Ressourcen und Lösungsansätzen<br />
zu suchen, nicht aber dazu,<br />
die Vergangenheit zum Sofa statt zum<br />
Sprungbrett zu machen.<br />
Vor wenigen Tagen verstarb mein Vater,<br />
der ein sehr angesehener, glücklicher und<br />
reicher Mensch und Unternehmer gewesen<br />
war und mir eines beibrachte:<br />
»Handle im Jetzt, ohne dich vom Tyrannen<br />
der Vergangenheit fesseln zu lassen.«<br />
Das klingt schlüssig, ist für viele Menschen<br />
aber alles andere als einfach. Denn<br />
gerade wenn wir in der Gegenwart Herausforderungen<br />
haben, tendieren wir<br />
auch dazu, die Vergangenheit, besonders<br />
die eigene Kindheit, dafür verantwortlich<br />
zu machen. Wir picken uns die negativen<br />
Szenarien heraus, um aktuelle Ereignisse<br />
zu erklären.<br />
Einem erfüllten Leben steht aber oft nur<br />
eines im Weg: die falsche Frage. »Warum<br />
ist mir das passiert?« führt immer in die<br />
Vergangenheit. Unsere Macht über das<br />
Schicksal besteht jedoch nicht darin, alles<br />
dafür zu tun, um ihm zu entkommen, es<br />
zu vermeiden, zu kontrollieren oder zu<br />
ignorieren, sondern ihm eine individuelle,<br />
neue und sinnvolle Bedeutung zu geben.<br />
Damit das passieren kann, ist es im ersten<br />
Schritt notwendig, nicht nach dem Warum,<br />
sondern nach dem Wofür zu<br />
fragen.<br />
Das Wofür gibt uns Zukunft, Sinn und<br />
Bedeutung.<br />
Im Wofür liegt das Potenzial für eine bessere<br />
Zukunft, trotz schwieriger Vergangenheit,<br />
denn das Wofür führt zum Sinn.<br />
Wenn wir der Vergangenheit den Sinn<br />
geben können, der uns im Hier und Jetzt<br />
dienlich und hilfreich ist, haben wir den<br />
notwendigen Perspektivwechsel geschafft.<br />
Wir haben zwar nicht die Macht über das,<br />
was in unserer Kindheit und Vergangenheit<br />
passiert ist, aber wir haben die Macht<br />
darüber, wie wir ab sofort damit umgehen<br />
und was wir daraus machen. Wir können<br />
daran zerbrechen oder daran wachsen.<br />
Die Entscheidung liegt in unserer Hand.<br />
Doch genau das fällt vielen schwer.<br />
Der Soziologe Sighard Neckel hat festgestellt,<br />
dass wir die Indiziensuche abzukürzen<br />
beginnen. Die Gegenwartsgesellschaft<br />
verschiebt ihren moralischen Fokus. Da<br />
Fleiß und Einsatz kaum noch zu entziffern<br />
sind, nehmen wir kurzerhand das<br />
Ergebnis als Indikator für rechtmäßiges<br />
Zustandekommen. Zufriedene und glückliche<br />
Menschen gelten als erfolgreicher als<br />
Wenn wir der Vergangenheit<br />
den Sinn geben<br />
können, der uns im<br />
Hier und Jetzt dienlich<br />
und hilfreich ist, haben<br />
wir den notwendigen<br />
Perspektivwechsel<br />
geschafft.<br />
Die Autorin<br />
»Das Kind in mir kann mich mal«<br />
von Katharina Pommer<br />
240 Seiten<br />
Erscheint am: 23. Oktober <strong>2022</strong><br />
Goldegg Verlag<br />
ISBN: 978-3-99060-302-4<br />
Katharina Pommer ist Autorin und seit 20<br />
Jahren Unternehmerin und Familientherapeutin.<br />
Außerdem ist sie Mitgründerin der Genius<br />
Alliance.<br />
weniger zufriedene und glückliche Menschen<br />
und somit auch als »fleißiger, smarter,<br />
tüchtiger – und vom Leben und<br />
Schicksal gesegneter«.<br />
Zwischen einem glücklichen Menschen<br />
und einem unglücklichen Menschen liegen<br />
aber häufig nur ein bis zwei Schicksalsschläge.<br />
Völlig irrationale und abstruse<br />
Persönlichkeiten können erfolgreich sein<br />
und Menschen, die von Herzen gut, fleißig<br />
und bemüht sind, können arm sein<br />
und aus ihrem eigenen Land vertrieben<br />
werden. Das Leben sagt sich nicht: »Ich<br />
mag dich, ich schenke dir Glück, dich<br />
mag ich aber nicht, dir schenke ich Pech.«<br />
Diese Denkweise stammt aus der Bibel<br />
und ist veraltet. Dass der Mensch von<br />
heute alles daransetzt, Schicksalsschläge<br />
und alte Probleme zu heilen, ist zwar<br />
nachvollziehbar, aber nicht immer besonders<br />
intelligent. Es geht vielmehr darum,<br />
zu lernen, wie es gelingen kann, trotz<br />
Schicksalsschlag und schwieriger Vergangenheit<br />
so weiterzuleben, dass wir sagen<br />
können: »Mein Leben ist gut, wahr und<br />
richtig, trotz allem.«<br />
Das setzt aber voraus, dass wir wissen:<br />
»Ich bin richtig, gut und in Ordnung,<br />
auch dann, wenn Fehler und Schicksalsschläge<br />
passieren.« Sich zu den gegebenen<br />
Verhältnissen so oder so einzustellen, beinhaltet<br />
die Freiheit, sagen zu können:<br />
»Ich entscheide, wie ich mit dem Schicksal<br />
umgehe, komme, was wolle.« In letzter<br />
Konsequenz würde das allerdings auch<br />
bedeuten, dass wir uns von der alten<br />
Denkweise befreien müssen, dass eine<br />
schwierige Vergangenheit zwangsläufig zu<br />
einer schwierigen Zukunft führt.<br />
Wir sind der Vergangenheit weder ausgeliefert<br />
noch von ihr abhängig, sondern<br />
jederzeit dazu in der Lage, aus alten Dramen<br />
auszusteigen. Nicht, indem wir sie<br />
immer wieder durchkauen, sondern indem<br />
wir alles daransetzen, die Lektionen<br />
und das Wissen aus der Vergangenheit für<br />
eine Zukunft nach eigenen Maßstäben<br />
umzusetzen.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
41
Wissen<br />
Die Hauptrolle der BBC-<br />
Serie »Sherlock«, gespielt<br />
von Benedict Cumberbatch,<br />
ist bekannt für<br />
ihre bemerkenswerten<br />
kognitiven Fähigkeiten.<br />
Auch bei Sherlock<br />
Holmes kommt die<br />
Methode des Gedächtnispalastes<br />
regelmäßig<br />
zum Einsatz.<br />
42<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
GEDÄCHTNISPALAST<br />
STATT LUFTSCHLOSS<br />
DIE METHODEN DES GEDÄCHTNISWELTMEISTERS<br />
DR. BORIS NIKOLAI KONRAD<br />
Bild: IMAGO / Allstar, Cover: Ariston Verlag<br />
Herr Konrad, Sie vergessen<br />
bestimmt nie etwas!«, vermutete<br />
lachend die Fernsehredakteurin,<br />
die mich<br />
für eine Sendung einlud.<br />
Ich hatte sie einige Monate vorher bei<br />
einem anderen Format getroffen. Dass ich<br />
mich daran erinnern konnte, beeindruckte<br />
sie mindestens so sehr wie meine<br />
Rekorde.<br />
Als Gedächtnissportler habe ich mein<br />
Gedächtnis bis ans Optimum trainiert,<br />
um Weltrekorde aufzustellen und Turniere<br />
zu gewinnen. Aber natürlich vergesse<br />
ich auch Dinge, und das ist auch gut<br />
so! Denn so arbeitet unser Gehirn. Ungeschickt<br />
ist es nur, wenn das in den falschen<br />
Momenten passiert. Durch all die<br />
Technologie um uns herum scheint es<br />
eher immer schlimmer als besser zu<br />
werden.<br />
Viele überrascht es, dass wir unser Gedächtnis<br />
mithilfe von Gedächtnistechniken<br />
so enorm verbessern können. Wir<br />
haben von der Natur unser Gehirn, aber<br />
warum dann bitte nicht auch die Anleitung?<br />
Es liegt daran, dass wir heute mit<br />
ganz anderen und viel mehr Informationen<br />
zurechtkommen müssen als früher.<br />
Wir haben ein sehr gutes Gedächtnis! Für<br />
Bilder, Erlebnisse, Emotionen oder Orte.<br />
Aber nicht für Namen, Fakten oder Meetings.<br />
Wenn Sie diese aber mit Bildern<br />
verbinden, bewusst Verknüpfungen herstellen,<br />
können Sie Ihr vorhandenes<br />
Supergedächtnis plötzlich auch für all das<br />
verwenden, was Sie nicht vergessen<br />
möchten, aber bisher doch oft nicht<br />
behalten.<br />
Für ein erfolgreiches Leben ist ein gutes<br />
Gedächtnis äußerst hilfreich. Wer eine<br />
Präsentation reich an Fakten und Storytelling<br />
ohne Notizen hält, wird automatisch<br />
als äußerst kompetent wahrgenommen.<br />
Wer sich Namen und noch ein paar<br />
Details mehr von anderen Menschen<br />
merken kann, punktet im Vertrieb oder<br />
als Führungskraft.<br />
Es gibt immer noch nur wenige Menschen,<br />
die Gedächtnistechniken beherrschen.<br />
Ein trainiertes Gedächtnis macht<br />
darum echt einen Unterschied aus – in<br />
jedem Alter! An der Schule, an der Uni,<br />
im Beruf und im täglichen Leben. Oder<br />
wenn Sie Rommé-Königin der Seniorengemeinschaft<br />
werden wollen. In meinem<br />
Buch »Mehr Platz im Gehirn« teile ich<br />
»Mehr Platz im Gehirn«<br />
von Boris Nikolai Konrad<br />
256 Seiten<br />
Erschienen: 18. April <strong>2022</strong><br />
Ariston Verlag<br />
ISBN: 978-3-424-20248-9<br />
Durch all die<br />
Technologie<br />
um uns herum<br />
scheint<br />
es eher immer<br />
schlimmer als<br />
besser zu<br />
werden.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
43
<strong>Erfolg</strong><br />
Jetzt zum Download<br />
Alle E-Dossiers im Archiv finden Sie gratis online unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
44 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
Lernen Sie<br />
diese Liste so,<br />
dass Sie vor<br />
dem inneren<br />
Auge durch<br />
Ihren Gedächtnispalast<br />
laufen<br />
können.<br />
Bild: IMAGO / ZUMA Wire, Kay Blaschke<br />
ein auf meiner Forschung aufgebautes<br />
30-Tage-Programm. Hiermit ist in nur<br />
einem Monat sehr viel zu erreichen. Tests<br />
vorher und nachher ermöglichen, den<br />
<strong>Erfolg</strong> zu messen. Hier sind die drei besten<br />
Tipps daraus. Probieren Sie diese einige<br />
Male anzuwenden. Etwas Training<br />
ist sicher nötig, dann aber ist der Gedächtniserfolg<br />
fast garantiert!<br />
1. Wandeln Sie Namen und Fachworte<br />
in Bilder um!<br />
Das nennt sich Schlüsselwortmethode.<br />
Um sich zum Beispiel an Namen von<br />
neuen Kollegen zu erinnern, empfehle ich<br />
Ihnen, sich ein Bild für den Namen zu<br />
suchen und sich dieses dann vorzustellen.<br />
Herrn Fischer sehe ich beim Angeln, Frau<br />
Balinkoff einen Ball in einen Koffer legen.<br />
Absurd? Total! Aber daher merkwürdig,<br />
im besten Sinne des Wortes! Auch beim<br />
Lernen von Fremdsprachen oder Fachinhalten<br />
bewirken Bilder fast schon Wunder:<br />
»Assessment« heißt Beurteilung?<br />
Dann stelle ich mir vor, wie ich mich mit<br />
dem Beurteilungsbogen auf einen Sessel<br />
setze und beim Ausfüllen Mentos<br />
lutsche.<br />
2. Benutzen Sie einen Gedächtnispalast!<br />
Diese Methode ist die Grundlage fast aller<br />
Gedächtnisrekorde. Ihre Vorbereitung:<br />
eine Reihe von Wegpunkten an einem<br />
vertrauten Ort in einer festen Reihenfolge<br />
festlegen. Zum Beispiel im eigenen Haus.<br />
Alles, was auffällt, kann ein Wegpunkt<br />
sein: die Haustür, der Kleiderständer, das<br />
Schuhregal, der Spiegel usw. Lernen Sie<br />
diese Liste so, dass Sie vor dem inneren<br />
Auge durch Ihren Gedächtnispalast laufen<br />
können. Zur Anwendung stellen Sie<br />
sich dann dort Bilder vor, für alles, was<br />
Der Autor<br />
Dr. Boris Nikolai Konrad ist Neurowissenschaft<br />
ler, mehrfacher Weltmeister im Gedächtnissport,<br />
ein gefragter Gast in Fernsehshows,<br />
und hat vier Guinness-Weltrekorde aufgestellt.<br />
Sie behalten möchten. So ein Bild muss<br />
nicht exakt dem Inhalt entsprechen. Es<br />
werden meistens Schlüsselbilder wie im<br />
ersten Tipp sein.<br />
Wichtig ist, dass die Wege gut vorbereitet<br />
sind. Wenn Sie diese verwenden wollen,<br />
etwa um auch eine längere Präsentation<br />
auswendig zu halten, darf der Palast selbst<br />
keine Mühe mehr kosten. Der Lohn: Wie<br />
ich auch in meinen Studien zeigen kann,<br />
schreiben Sie auch neue Inhalte so direkt<br />
ins Langzeitgedächtnis und wissen später,<br />
wo die Informationen im Kopf liegen!<br />
Statt zu grübeln, gehen Sie einfach gedanklich<br />
zurück zur Haustür und wissen,<br />
was dort liegt.<br />
3. Testen Sie sich selbst, oft und früh.<br />
Wenn Sie einen Artikel im <strong>Magazin</strong> lesen,<br />
fragen (und beantworten!) Sie sich nach<br />
dem Artikel kurz: »Was habe ich gerade<br />
gelesen?«, bevor Sie zum nächsten blättern.<br />
Während Sie ein Meeting verlassen,<br />
fragen Sie sich selbst nach den Inhalten<br />
und den Namen der Personen, die Sie<br />
gerade getroffen haben.<br />
Gedächtnistechniken machen so auch<br />
noch Spaß. Statt Pauken wird Lernen<br />
kreativ, lustig und motivierend. Viel<br />
<strong>Erfolg</strong>!<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
45
Wissen<br />
»Reine Sichtbarkeit<br />
ist wertlos«<br />
DER MARKETING-KUCHEN WIRD IMMER KLEINTEILIGER.<br />
PROFESSOR OLIVER POTT ERKLÄRT DIE ZEITGEMÄSSE KUNST<br />
DES WERBENS DURCH »SMARTE SICHTBARKEIT«.<br />
Wer mit seinem Produkt<br />
oder seiner<br />
Dienstleistung erfolgreich<br />
auf den<br />
Markt will, muss der<br />
Welt zeigen, was er hat. Das ist nichts<br />
Neues. Doch die Gesetze des Marketings<br />
unterliegen dem digitalen und gesellschaftlichen<br />
Wandel und was vor 20 Jahren<br />
das werbliche Nonplusultra war, ist<br />
heute zum Teil wirkungslos, passé oder<br />
sogar schädlich. »Es kommt beim Marketing<br />
nicht länger nur auf die Reichweite<br />
der Sichtbarkeit an, also die Menge<br />
der Augenpaare, die das Produkt sehen.<br />
Viel wichtiger ist eine qualitative, werthaltige<br />
Sichtbarkeit«, sagt Professor Dr.<br />
Oliver Pott, Professor für Entrepreneurship<br />
an der Universität Paderborn. Die<br />
Zielgruppe genau auszuwählen und ihr<br />
hochwertige und nützliche Informationen<br />
zu bieten, sei dabei äußerst wichtig,<br />
er nennt es »smarte Sichtbarkeit«. Das<br />
klingt aufwendig, ist aber überraschend<br />
einfach. »Heute lässt sich smarte Sichtbarkeit<br />
planbar und mit kleinem Budget<br />
einkaufen und sie ist als Rohstoff überall<br />
und immer verfügbar«, so Oliver Pott,<br />
dessen neues Buch »Sichtbar!« demnächst<br />
im Campus Verlag erscheint.<br />
Der Marketing-Kuchen ist zerbröselt<br />
Mit Rohstoff meint er die vielfältigen<br />
Kanäle, die heute dank der Digitalisierung<br />
im Internet zu finden sind. Das<br />
Fernsehen mit bis zu 90 Prozent Einschaltquote,<br />
das Radio und Print seien<br />
die Marketing-Plattformen vor dem<br />
Internet gewesen. Nun werde der<br />
Werbe-Kuchen in viele Stücke geteilt,<br />
der Markt sei geradezu zersplittert. Die<br />
Kanäle, auf denen Unternehmer ihr Produkt<br />
jetzt zeigen könnten, hätten sich<br />
rasant vermehrt, oft seien nur wenige<br />
Klicks nötig, um die Informationen an<br />
die Zielgruppe zu senden und die Kosten<br />
seien zudem gering.<br />
»Sichtbar!«<br />
von Oliver Pott<br />
288 Seiten<br />
Erscheint: 17. August <strong>2022</strong><br />
Campus Verlag<br />
ISBN: 9783593516172:<br />
Doch wenn man wirklich Umsatz generieren<br />
wolle, dürfe man dieses Potenzial<br />
nicht verschwenden: »Man kann als<br />
hoch spezialisierter Steuerberater oder<br />
Kniechirurg im Dschungelcamp auftreten<br />
und sich Millionen von Zuschauern<br />
zeigen. Das ist reine Sichtbarkeit, aber<br />
reine Sichtbarkeit ist wertlos«, erklärt<br />
der Internet-Experte. Es fehle oft an Relevanz<br />
für die Zielgruppe. Der Kunde<br />
möchte am liebsten nur Informationen,<br />
die ihn zu diesem Zeitpunkt betreffen.<br />
Die Kunst in der heutigen Medienlandschaft<br />
sei es, den potenziellen Käufern<br />
die Informationen dorthin zu bringen,<br />
wo er sie sucht und das zur richtigen<br />
Zeit. Wenn man das perfekte Produkt<br />
nicht zur richtigen Zeit und am richtigen<br />
Ort sichtbar mache, sei das so, als<br />
winke der Verkäufer dem Käufer im<br />
Dunkeln zu.<br />
Der Konsument snackt<br />
den Content nur noch<br />
Eine weitere Herausforderung für<br />
Unternehmer sei das Verhalten der Konsumenten,<br />
das ein anderes geworden sei<br />
als noch vor 20 Jahren. Durch neue Medien<br />
könne jeder alles und rund um die<br />
Uhr nicht nur empfangen, sondern auch<br />
selber senden. Jeder potenzielle Käufer<br />
sei heute auch Prosument, eine Mischform<br />
aus Produzent und Konsument,<br />
aus Sender und Empfänger. Es herrsche<br />
mittlerweile eine Inflation des Sendens,<br />
46 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
Bild: Riana Machoy, Cover: Campus Verlag<br />
was den Inhalten nicht zugutekomme,<br />
umso mehr müsse man auf sie achten.<br />
Der Kunde sei aber nicht nur Prosument,<br />
er sei auch Teil der Produktwelt<br />
und das möchte er auch. »Das beginnt<br />
schon damit, dass er es zum Beispiel toll<br />
findet, seinen Namen auf dem Starbucks-Kaffeebecher<br />
zu lesen«, meint<br />
Pott.<br />
Eine weitere Herausforderung sei der<br />
»Snack-Content«. Die Aufmerksamkeitsspanne<br />
der Kunden werde immer<br />
kleiner und könne sich je nach Thema<br />
innerhalb von wenigen Sekunden erschöpfen.<br />
»Aber wer die richtigen Inhalte<br />
bietet, hat trotzdem <strong>Erfolg</strong>«, meint<br />
Oliver Pott. Beispiel YouTube-Videos:<br />
Wenn der Inhalt stimme, würden Konsumenten<br />
auch länger dabeibleiben und<br />
Videos anschauen, die so lang sind wie<br />
eine Serienfolge. Und: Sie würden in<br />
Scharen das nächste Video schon sehnsüchtig<br />
erwarten – wenn der Inhalt eben<br />
relevant sei und wenn man den Inhalt<br />
finden könne. »Wer zum Beispiel Inhalte<br />
zum Thema Investment sucht, möchte<br />
nicht erst Tausende Videos danach<br />
durchforsten.«<br />
Der Appetit auf Geschichten ist groß<br />
Kunden kauften nicht unbedingt das<br />
beste Produkt und auch nicht immer<br />
beim besten Anbieter. »Kunden kaufen<br />
möglicherweise das zweitbeste oder<br />
auch fünftbeste Produkt, sie wählen<br />
das, was sie am besten verstanden haben«,<br />
sagt Oliver Pott, »und sie nehmen<br />
das Produkt, das die beste Geschichte<br />
erzählt. Sie kaufen das<br />
Produkt, dessen Eigenschaften und<br />
Nutzen ihnen glasklar präsentiert werden<br />
und das ihrem Bedürfnis gerecht<br />
wird.« Deswegen sei ein gut durchdachter<br />
Inhalt, egal auf welchem Kanal,<br />
wichtig. Und weil Menschen schon<br />
immer Geschichten liebten, sei Storytelling<br />
eine wirksame Methode, die<br />
Emotionen der Kunden zu erreichen,<br />
denn Emotionen seien immer ein gutes<br />
Verkaufsargument. Wenn man mit<br />
einer guten Geschichte Kunden für<br />
sich gewinnen wolle, müsse man aber<br />
authentisch bleiben. »Wenn Werbung<br />
für die Produkte eines Unternehmens<br />
als ehrlich und authentisch begriffen<br />
wird, dann wirkt sie.« Am besten beginne<br />
man mit der Wahl des besten<br />
Kanals, meint Pott. MK<br />
Wenn man<br />
das perfekte<br />
Produkt nicht<br />
zur richtigen Zeit<br />
und am richtigen<br />
Ort sichtbar<br />
mache, sei das<br />
so, als winke<br />
der Verkäufer<br />
dem Käufer im<br />
Dunkeln zu.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
47
Best of Web<br />
BEST OF WEB<br />
Beliebte Artikel auf www.erfolg-magazin.de<br />
Das Zweite Führungspositionengesetz:<br />
Anteil der Frauen in<br />
Chefetagen wächst langsam<br />
Die Zahl der Frauen an der Spitze der 40 DAX-Unternehmen<br />
ist laut der Organisation »Frauen in die Aufsichtsräte« (Fidar)<br />
seit Januar um 0,6 Prozentpunkte auf 19,1 Prozent gestiegen.<br />
Ein leichter Anstieg, doch im internationalen Vergleich hinkt<br />
Deutschland hinterher. Die gemeinnützige Allbright-Stiftung<br />
veröffentlichte im Oktober eine Untersuchung, nach der...<br />
Den Rest des Artikels lesen Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
Musks Twitter-Pläne – Trumps<br />
Rückkehr?<br />
Wenn die Beziehung unter der<br />
Karriere leidet<br />
Die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch<br />
Tesla-Chef Elon Musk könnte gleichzeitig bedeuten, dass<br />
Donald Trump zu seinem einstigen Lieblingsnetzwerk zurückkehrt.<br />
Im Jahr 2021 hatte Twitter den Account des ehemaligen<br />
US-Präsidenten gesperrt und Trump daraufhin sein eigenes<br />
Netzwerk, Truth Social, gegründet.dem sozialen Netzwerk<br />
noch nicht ausgeschlossen...<br />
Den Rest des Artikels lesen Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
Beziehungen bereichern unser aller Leben. Denn jede einzelne<br />
Partnerschaft birgt neuartige Chancen, Herausforderungen,<br />
persönliche Entwicklung, Wachstum und Glück in<br />
sich. Aber Beziehungen funktionieren bekanntlich nicht von<br />
allein. Denn sie erfordern regelmäßigen Einsatz von den beteiligten<br />
Partnern. Darüber hinaus lohnt es sich immer, Zeit,<br />
Geduld und Gefühle in eine »lebendige« Beziehung zu investieren...<br />
Den Rest des Artikels lesen Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
Bilder: Kerstin Steiner, IMAGO / UPI Photos / John Angelillo, Depositphotos / PhillipMinnis / boris@webtise.rs<br />
48 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten<br />
Tiefer gehen und höher steigen<br />
TOP<br />
EXPERTEN<br />
Bild: Depositphotos/depositedhar<br />
Maxim Mankevich ist Experte für »<strong>Erfolg</strong>swissen & Genies«<br />
und setzt mit seinem ersten Buch »Soul Master« auf einen<br />
ganzheitlichen Ansatz für Glück und <strong>Erfolg</strong> – und landet damit<br />
prompt auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste für Ratgeber.<br />
Er meint, beides ist in uns allen angelegt, wir müssen es nur<br />
aktivieren und die Reise kann schon mit einem Perspektivwechsel<br />
beginnen. Im Gespräch mit dem <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> erklärt<br />
er, wie das geht.<br />
Was steckt hinter dem Titel »Soul Master«?<br />
Das Leben auf der Erde baut auf den zwei Polen YIN und<br />
YANG auf, die weibliche, behütende Energie und die männliche<br />
Umsetzungsenergie. Soul Master vereint beide Welten,<br />
um das maximale aus diesem Leben herauszuholen. Wir leben<br />
in einer Welt von Ideen. Um geniale Ideen zu empfangen,<br />
brauchen wir die Seelenebene SOUL, um diese Ideen aber<br />
praktisch umzusetzen, bedarf es der Tatkraft MASTER.<br />
Mario Lüddemann<br />
Börsenhandel & Vermögensaufbau<br />
Deutschland<br />
Prof. Dr. Oliver Pott<br />
Digital Business<br />
Deutschland<br />
Roger Rankel<br />
Kundengewinnung<br />
Deutschland<br />
Warum haben so wenige Menschen einen guten Zugang<br />
zur eigenen Seele? Ist unsere Welt überrationalisiert?<br />
So viele Menschen tragen seit Jahren einen Schmerz in ihrem<br />
Herzen. Sie haben das Gefühl, nicht wirklich voranzukommen.<br />
Sie jagen von einem Kick zum nächsten, um eine kurzfristige<br />
Freude, aber keine langfristige Erfüllung zu bekommen. Viele<br />
leben im Mangel und einem ständigen Opferbewusstsein,<br />
weil ihnen niemand die Spielregeln für dieses Leben erklärt<br />
hat. Und weil sie die Spielregeln nicht kennen, tun sie das, was<br />
alle tun: Sie imitieren und konsumieren. Manche konsumieren<br />
Dinge, andere wiederum konsumieren in Zeiten von Online-<br />
Dating Menschen...<br />
Den Rest des Artikels lesen Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
Hierbei handelt es sich um die<br />
neu aufgenommenen Top-Experten.<br />
Die gesamte Liste finden Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de/top-experten/<br />
Bei der Benennung von »Top Experten« handelt es sich um eine redaktionelle<br />
Entscheidung des ERFOLG <strong>Magazin</strong>s. Die Redaktion sichtet<br />
regelmäßig Profile von Marktteilnehmern und prüft die Personen unter<br />
Zuhilfenahme öffentlich einsehbarer Informationen hinsichtlich fachlicher<br />
Qualifikation, Veröffentlichungen, Kundenbewertungen und Dauer der<br />
Tätigkeit. Nur natürliche Personen können als »Top Experten« benannt<br />
werden.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
49
<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors<br />
ERFOLG<br />
D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E magazin<br />
INSTAGRAM<br />
BRAND AMBASSADORS<br />
Genialreich<br />
ERFOLGSHUNGER<br />
monster.mindset<br />
Genialreich ist eine Instagramseite für finanzielle<br />
& persönliche Weiterbildung. Wir glauben<br />
daran, dass jeder aus seinen Fähigkeiten<br />
ein Business machen kann, nur deshalb<br />
existiert Genialreich. Bei Anfrage helfen wir<br />
Angestellten, möglichst einfach in die Selbstständigkeit<br />
zu starten. Meld dich gerne bei<br />
unserem Team auf Instagram!<br />
<strong>Erfolg</strong>shunger hilft dir, dein Einkommen zu<br />
erhöhen. Durch Vertrieb, Affiliate Marketing<br />
und Instagram zum eigenen Business. Ich bin<br />
Ex-Pokerprofi. Habe 2 Gründungen hinter<br />
mir. Meine 15 Jahre Selbständigkeit geben<br />
dir das Wissen, das du in 2021 brauchst, um<br />
komplett durch die Decke zu gehen. Nur<br />
Content für <strong>Erfolg</strong>shungrige!<br />
»Wer etwas will findet Wege!« –mit diesem<br />
Leitsatz richten wir uns an jeden, der etwas in<br />
seinem Leben erreichen will. Auf unserer<br />
Seite bekommst du täglich neuen Content zu<br />
den Themen Mindset, Motivation und <strong>Erfolg</strong><br />
für dein Monster-Mindset. Überzeuge dich<br />
selbst und schaue jetzt auf unserer Instagram<br />
Seite »monster.mindset« vorbei.<br />
@genialreich<br />
@erfolgshunger<br />
@monster.mindset<br />
richtigesmindset<br />
<strong>Erfolg</strong>sblatt<br />
Mr.Rhetorik<br />
Du willst dein Leben und dein Mindset<br />
optimieren? Dann bist du bei mir genau<br />
richtig! Ich motiviere dich und gebe<br />
dir täglich Denkanstöße. In meinen Stories<br />
bekommst du praxisnahe Tipps für<br />
deinen <strong>Erfolg</strong> und einen regelmäßigen<br />
Communityaustausch! Mach den ersten<br />
Schritt, komm in die RM-Community.<br />
»Lebe, aber richtig.«<br />
@richtigesmindset<br />
»Wir krönen unser Leben!« – Dafür steht<br />
die Brand <strong>Erfolg</strong>sblatt. Wir bilden eine<br />
Community aus erfolgshungrigen und zielorientierten<br />
Menschen, die gemeinsam ihr<br />
Traumleben kreieren wollen. Durch täglichen<br />
Content habe ich es mir zum Ziel<br />
gesetzt, eben diese Menschen bestmöglich<br />
auf ihrer Reise zu begleiten.<br />
@erfolgsblatt<br />
»Kommunikation ist meine Passion!« –<br />
Florian Heyer, der unter dem Pseudonym<br />
Mr.Rhetorik bekannt ist, gibt Menschen<br />
die Möglichkeit, durch seine Tipps ihr volles<br />
kommunikatives Potenzial zu entfalten. Mit<br />
seinem Instagram-Profil erreicht er monatlich<br />
Millionen von Menschen mit einer Mission:<br />
»Menschen durch starke Kommunikation für<br />
sich zu gewinnen!«<br />
@mr.rhetorik<br />
Jammer nicht, lebe!<br />
BMotivation<br />
myMTVTN<br />
Schon Einstein sagte, es gebe viele Wege zum<br />
Glück und einer davon sei, aufzuhören zu jammern.<br />
Ich hab mir das nach einem Schicksalsschlag<br />
zum Lebensmotto gemacht. Mein Blog<br />
soll Dir eine Quelle der Inspiration und Motivation<br />
sein. Es lohnt sich, seinen Träumen zu<br />
folgen und nie aufzugeben. Ich gehe leben!<br />
Kommst Du mit?<br />
@jammer_nicht_lebe<br />
Unser Motto »Spreading the good vibes«<br />
richtet sich an Menschen, die einen Traum<br />
haben, jedoch noch nicht das richtige Mindset<br />
besitzen, um diesen zu verwirklichen.<br />
Wenn Du Dich für Persönlichkeitsentwicklung<br />
interessierst, dann schaue gerne bei uns<br />
vorbei.<br />
Maciej und Benny<br />
@bmotivation_de<br />
Unser <strong>Erfolg</strong>srezept? DSG! Und nein, es<br />
handelt sich hierbei nicht um ein Getriebe,<br />
sondern um Disziplin, Spaß und Geduld!<br />
Wir bei myMTVTN haben gelernt, dass diese<br />
drei Faktoren unerlässlich für Deine Zielerreichung<br />
sind! Wann schaltest Du einen<br />
Gang höher und arbeitest endlich an Deinen<br />
Träumen?!<br />
@mymtvtn<br />
Bilder: privat<br />
50 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
51