Blogtexte2022_1-Halbjahr
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Alte, schwabbelige oder verkorkste Frauen
sind massenweise in Einrichtungen unterwegs,
wo Quatsch in Gruppen stattfindet. Im
Kunstkreis zeigen sie Arbeiten. Sie wollen
damit sagen, dass es was Richtiges ist?
Was sollen sie sonst auch machen.
Unsere tägliche
Kunst gebt uns
heute
Mrz 26, 2022
Brot wird ja bald
teurer, wegen
der Ukrainekrise.
Gut, dass ich viel gelernt habe und richtig
was kann, da macht es nichts. Ich kann’s mir
leisten. Ein Künstler wollte ich nicht werden.
Meine Eltern meinten, malen könne man
auch nebenbei. Junge Leute erlernten besser
einen richtigen Beruf, fand auch mein Onkel
Hermann, spottete:
„Du hast ja Talent, John. Wir anderen müssen
arbeiten.“
Es hieß, im Hobby könne man kreativ sein,
das andere ginge nicht. Warum? Ich traute
mich nicht zu fragen. „Wir“ könnten kein
Fußball spielen, wusste mein Vater. Das läge
an unseren dünnen Gelenken. Er bezog mich
gleich mit ein. Es stimmte irgendwie. Ich war
schlecht darin. „Wir“ könnten nicht mit Bällen
umgehen, meinte er. Als sei es erblich, nicht
fangen zu können. „Wir“ würden schlecht
werfen, wären beim Kegeln oder Boßeln
kaum zu gebrauchen. Das stimmte auch.
Mein Vater hat Recht behalten.
Viele Spätberufene malen und stellen aus.
Es gibt in jedem Kuhdorf einen Kunstverein.
Corona macht es den Leuten schwer, Besucher
für die Vernissage zu gewinnen. Unser
Käseblatt berichtet: Nötig sei diese Kunst,
Skulpturen stellten einen Wald dar, und
„der Wald habe eine politische Botschaft“,
schreibt die Zeitung.
Zwei der komischen Pflanzen sind auch
abgebildet.
Der Mensch möchte ein Gegenüber.
Die Energie, mit der wir
eine Sache ausführen, benötigt
Reflexion. Darum arbeiten die
Erwachsenen: Sie dürfen noch
nicht sterben und haben Angst, es
könne ungemütlich sein, einfach
abzuwarten. Hunger könnte Probleme
bereiten, das ist einer der
Gründe, warum wir eine Existenz
gestalten. Deswegen ist die Kunst
ungeeignet, sie ist bekanntermaßen brotlos.
Alte können noch schlechter auf den Tod
warten als junge Menschen, die mit der Einbildung
herumspazieren, reichlich Zeit übrig
zu haben. Alte sind desillusioniert. Frauen
haben es besonders schwer, weil sie ein Leben
lang am Herd versauert sind. Sie lernten
nicht, sich zu beschäftigen. Sie machten nur
sauber. Während ein Alter seine Harley putzt
oder das Boot auf Vordermann
bringt, um in die Saison zu starten,
können die Muttis sich nur schwer
zügeln, Kuchen in sich hinein zu
stopfen.
Sie tüddeln mit dem Enkelkind
rum.
Sie führen einen Köter aus, oder
basteln eben einen Kunstwald.
Den wollen sie dann zeigen. Wenn
bald eine neue Corona-Variante
aufkommt, weil wir keinen Bock mehr auf
das Ukraine-Gemetzel haben, werden die
komischen Pflanzen vollkommen vertrocknen
ohne Vernissage …
Wobei, maskiert sehen die klar besser aus,
bei den Falten.
Jetzt kommt ja erstmal der Sommer.
:)
Es besteht kaum Interesse an der Ausstellung,
trotz reichlicher Werbung. Wen wundert
das? So wichtig ist es grad nicht für welche,
die richtige Sachen arbeiten. Rentnerinnen
haben es nötig, Torf auf Pappe zu kleben. Ein
starker Drang, schrottigen Kram auszuleuchten
und anzupreisen gehört dazu. Selten
verirrt sich ein teetrinkender Mann in den
Kunstkreis oder ist irgendwie schwul. Typ
Lauterbach etwa, nichts Halbes oder Ganzes,
mehr dazwischen. Es ist wie in der Kirche.
Die ist auch in Frauenhand, wenn man nicht
gerade bei den Katholschen schaut. Auch
diese Yogatanten, die hinter dem verödeten
Sportrestaurant auf einem Bein turnen. Ein
seniler Opa, der Rest vertrocknete Gewächse,
wie die vom Kunstkreis eben.
Manche sind auch dick.
Mrz 26, 2022 - Unsere tägliche Kunst gebt uns heute 54 [Seite 54 bis 54 ]