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Ausgabe 03/2022 (53 MB)

| Weiterwachsen: Coverinterview mit Karina Schunker| Zu Tisch mit … Jenni Wenkel | Kommentare von unter anderem Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Otmar Lahodynsky, Georg Flödl, Louis Obrowsky, Martin Prunbauer, Alexander Passer, Stefan Schleicher, Martina Maly-Gärtner, Mikis Waschl, Henrik von Bothmer | Exklusiv im Interview Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath | RoundTable: Digitalisierung im Facility Management | RoundTable: Dach, Fenster, Beschattung und Fassade| Kolumnen von Jasmin Soravia, Wolfgang Fessl, Anita Körbler | Real Circle – Gesundheitsimmobilien | Über den Terrand: Der Gin und sein Tonic |

| Weiterwachsen: Coverinterview mit Karina Schunker| Zu Tisch mit … Jenni Wenkel
| Kommentare von unter anderem Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Otmar Lahodynsky, Georg Flödl, Louis Obrowsky, Martin Prunbauer, Alexander Passer, Stefan Schleicher, Martina Maly-Gärtner, Mikis Waschl, Henrik von Bothmer | Exklusiv im Interview Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath | RoundTable: Digitalisierung im Facility Management | RoundTable: Dach, Fenster, Beschattung und Fassade| Kolumnen von Jasmin Soravia, Wolfgang Fessl, Anita Körbler | Real Circle – Gesundheitsimmobilien | Über den Terrand: Der Gin und sein Tonic |

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14 Seiten<br />

extra!<br />

Weiterwachsen<br />

Coverinterview mit<br />

Karina Schunker<br />

Wir leben Immobilien.<br />

Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />

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Wir stellen uns jeden Tag der spannenden<br />

Herausforderung, maßgeschneiderte<br />

Lösungen zu finden, um jedes individuelle<br />

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500 Euro Miete bis zum 10-Millionen-<br />

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04 ImmoFokus


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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

05


ImmoFokus.Rubrik<br />

14<br />

Wohnen im Alter<br />

Luxuriöse Alterssitze<br />

Weiterwachsen<br />

38<br />

COVERINTERVIEW<br />

MIT KARINA SCHUNKER<br />

INHALT<br />

Rubriken<br />

AUSGABE<br />

Positionen & Meinungen<br />

08 VOM HERAUSGEBER<br />

10 EDITORIAL<br />

178 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Unternehmen & Projekte<br />

14 BILDERSTRECKE LUXUSALTERSSITZE<br />

30 START-UP<br />

32 TOP DEAL<br />

33 PROBLEMLÖSER<br />

34 IMMOBILIE IM FOKUS<br />

35 AUFSTEIGER<br />

38 COVERINTERVIEW MIT ...<br />

Karina Schunker<br />

50 ZU TISCH MIT ...<br />

Jenni Wenkel<br />

56 WEIN UND IMMOBILIEN<br />

58 DER NATO-AMTSSITZ IN BRÜSSEL<br />

Kommentar von Otmar Lahodynsky<br />

60 LIVESTYLEALLERGENE<br />

Kommentar von Frank Brün<br />

61 DIE BOTSCHAFT HÖR ICH WOHL …<br />

Kommentar von Georg Flödl<br />

62 WIE WERDEN IMMOBILIEN WERTHALTIG?<br />

Kommentar von Stefan Schleicher<br />

63 KLIMASCHUTZ JETZT ENDLICH!<br />

Kommentar von Alexander Passer<br />

64 VOX FEMINA<br />

Kommentar von Martina Maly-Gärtner<br />

65 DIGITALISIERUNG IM FM<br />

Kommentar von Mikis Waschl<br />

66 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

67 ANREIZE SCHAFFEN!<br />

Kommentar von Michael Pisecky<br />

68 KEIN SCHERZ<br />

Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />

70 DER MARKETER<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

72 EIGENTUM BENÖTIGT RENDITE<br />

Kommentar von Louis Obrowsky<br />

74 ZIELSCHEIBE MITTELSTAND<br />

Kommentar von Martin Prunbauer<br />

76 INSEL DER SELIGEN?<br />

Kommentar von Wolfgang Fessl<br />

ImFokus:<br />

Gesundheitsimmobilien<br />

88 REAL CIRCLE<br />

Gesundheitsimmobilien<br />

94 STEIGENDER BEDARF<br />

Kommentar von Jasmin Soravia<br />

96 BLICK AUF DIE ASSETKLASSE<br />

Stabile Renditen und Sicherheit<br />

100 DIE GOLDENE GENERATION<br />

Kommentar von Henrik von Bothmer<br />

Fotos: Tertianum, Christian Meixner, Caroline Minjolie, Adobe Stock<br />

06 ImmoFokus


88<br />

Der 26. Real Circle<br />

Gesundheitsimmobilien<br />

118<br />

Über den Tellerrand<br />

Gin und Tonic aus Österreich<br />

50<br />

Zu Tisch mit ...<br />

Jenni Wenkel<br />

<strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

101 INVESTMENTMARKT <strong>2022</strong><br />

Kommentar von Markus Mendel<br />

102 FRECH GESAGT<br />

Kolumne von Anita Körbler<br />

118 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Der Gin und sein Tonic<br />

123 IMMO FUTURELAB<br />

Blueprint<br />

106 VORWORT<br />

Thomas Malloth<br />

108 DAS CO 2<br />

KOSTAUFG?<br />

Magdalena Weißmann<br />

110 INFLATION<br />

Franz Gschiegl<br />

114 PATIENT ZERO?<br />

Christian Janisch<br />

116 ILLMITZER GESPRÄCHE <strong>2022</strong><br />

Das Programm<br />

126 RECYCLING-BAUSTOFFE 2<strong>03</strong>0<br />

128 DIE NULL EMISSIONSTHERME<br />

130 ÖSTERREICH IST ZU KLEIN<br />

Interview mit Silvia Schmitten-Walgenbach<br />

134 DAS TRIUMVIRAT<br />

Interview mit Alexander Bosak,<br />

Matthias Grosse und Maximilian Rath<br />

138 HOMEOFFICE FÜR MAKLER<br />

140 ROUND TABLE<br />

Digitalisierung im Facility Management<br />

146 DIALOGFORUM BAU<br />

Abriss nur als Ultima Ratio<br />

152 ROUND TABLE<br />

Dach, Fenster, Beschattung und Fassade<br />

156 MINERALWOLLE IN DER VERGABE<br />

Kommentar von Berthold Hofbauer<br />

157 RECHTSSICHER DÄMMEN<br />

Kommentar von David Suchanek<br />

158 COPA REAL <strong>2022</strong><br />

166 30 JAHRE EHL<br />

168 EVENTS<br />

175 BUCHTIPPS<br />

176 OBSERVER<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

07


Falsche<br />

Signale!<br />

„Sind auf einmal die<br />

CO2-Emissionen durch<br />

die Verfeuerung von<br />

Braunkohle kein<br />

Problem mehr?“<br />

E<br />

ergieministerin Leonore Gewessler<br />

berichtet von Plänen, das derzeit<br />

stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach<br />

in der Steiermark so umzurüsten,<br />

dass dort im Notfall wieder aus Kohle Strom<br />

und Wärme erzeugt werden kann. Mellach,<br />

gelegen südlich von Graz, war das letzte Kohlekraftwerk<br />

Österreichs. Im Frühjahr 2020 wurde<br />

dort zum letzten Mal aus Kohle Strom erzeugt.<br />

Ziel sei es, die Abhängigkeit von Russland zu<br />

verringern, um nicht erpressbar zu sein, sagte<br />

die Ministerin. Sie betonte aber gleichzeitig, dass<br />

dies „für Österreich Jahre dauern“ könne. Auch<br />

in Deutschland wird überlegt, Strom wieder<br />

vermehrt mit Kohle- statt mit Graskraftwerken<br />

zu erzeugen.<br />

abgedreht. Damals wurde vor allem das CO2-<br />

Argument ins Treffen geführt, von der Reduzierung<br />

der Abhängigkeit von fossilem und<br />

russischem Gas war damals noch keine Rede.<br />

Vielleicht wäre das für das Hochfahren des<br />

Fernheizkraftwerks Mellach notwendige Kapital<br />

in gezielten Förderungen besser eingesetzt.<br />

Nachdem Leonore Gewessler den (genehmigten)<br />

Lobautunnel einer neuerlichen Überprüfung<br />

unterzogen hat, stellt sich natürlich auch<br />

die Frage, ob dies auch bei Mellach passieren<br />

wird. Braucht’s da vielleicht eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung?<br />

Man fragt sich: Sind auf einmal die höheren<br />

CO2-Emissionen durch die Verfeuerung der<br />

Braunkohle kein Problem mehr? Der Immobilienwirtschaft<br />

wurden erst vor einigen Wochen<br />

in einem Handstreich die Gasheizungen<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

08 ImmoFokus


Wir leben<br />

Immobilien.<br />

30 Jahre.<br />

Vertrauen. Kompetenz.<br />

Leidenschaft. Und immer<br />

gerne für unsere Kunden da.<br />

ehl.at


Endlich<br />

Sommer … oder?<br />

„Ganz im Zeichen<br />

der Assetklasse<br />

Gesundheitsimmobilien:<br />

unsere Sommerausgabe.“<br />

N<br />

aturgemäß freuen wir uns alle<br />

auf den Sommer, verbinden wir<br />

doch damit Sonne, im Gastgarten<br />

sitzen, Urlaub und viele andere<br />

angenehme Gefühle. Was dabei etwas stört, sind<br />

die Wetterkapriolen, Stürme und sintflutartigen<br />

Regenfälle. Was uns die Natur damit sagen will:<br />

Es ist fünf nach zwölf. ESG, EU-Taxonomie und<br />

ein in Aussicht gestelltes Aus für Autos mit<br />

Verbrennungsmotor schwirren immer noch zu<br />

sehr als Begriffe herum. Es braucht Taten. Allen<br />

voran von der Bau- und Immobilienwirtschaft.<br />

Und es braucht Alternativen, vor allem bei den<br />

Heizsystemen. Die Endverbraucher schauen mit<br />

Entsetzen auf die Kosten. Galoppierende Gaspreise,<br />

95 Prozent Steigerung bei der Fernwärme (diese<br />

wird zu 60 Prozent mit Gas beheizt) etc. Jetzt, da<br />

es kein billiges Gas mehr gibt, will auch der<br />

Endverbraucher raus aus Öl und Gas. Damit<br />

wären wir wieder bei ESG und der EU-Taxonomie<br />

und der nächsten Frage: Wer baut die Alternativen<br />

ein? Arbeitskräfte, die wir nicht haben?<br />

Doch damit zum nächsten Thema, das uns beschäftigt:<br />

die Gesundheit und in unserem Fall<br />

die Gesundheitsimmobilien.<br />

dem Coverinterview mit EHL-Shootingstar<br />

Karina Schunker. Sie spricht über Expansion,<br />

Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr<br />

Geschäftsführung und private Ziele. Beim 26.<br />

Real Circle wurde mit Immobilienexperten<br />

die Assetklasse Gesundheitsimmobilien aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln diskutiert und in<br />

einer weiteren Geschichte von Investmentseite<br />

betrachtet. Bei zwei Round Tables zu den Themen<br />

Facility Management und Dach, Fassade,<br />

Fenster debattierten die eingeladenen Gäste<br />

über aktuelle Themen, Herausforderungen<br />

und Nachhaltigkeit. Beim Blick über den<br />

Tellerrand haben wir uns mit Gin, hergestellt<br />

in Österreich, auseinandergesetzt und festgestellt,<br />

Gin boomt nicht nur bei den Genießern,<br />

sondern auch bei den Herstellern. Jedenfalls ist<br />

er ein herrliches Sommergetränk mit unzähligen<br />

Facetten.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme<br />

Lektüre und einen wunderschönen<br />

Sommer.<br />

Herzlichst<br />

Gesundheitsimmobilien<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> haben wir den Schwerpunkt<br />

Gesundheitsimmobilien gewählt. Warum?<br />

Weil es eine spannende Assetklasse ist und<br />

uns das Thema irgendwann selbst betreffen<br />

wird. Ins Heft steigen wir mit einer Fotostrecke<br />

über Luxusalterssitze ein. Weiter geht es mit<br />

Lisa Grüner<br />

Chefredakteurin<br />

Foto: Adobe Stock<br />

10 ImmoFokus


Digital<br />

Spezialisiert auf Digitalisierung in der Immobilienbranche<br />

Bernadette Fellner | Senior Manager<br />

Assurance<br />

Spezialisiert auf die Prüfung von Immobilienunternehmen<br />

Marius Richter | Partner<br />

Legal<br />

Spezialisiert auf Immobilienrecht<br />

Karl Koller | Partner - PwC Legal<br />

Advisory<br />

Spezialisiert auf Immobilienberatung<br />

Peter Fischer | Director<br />

Tax<br />

Spezialisiert auf Immobilienrecht<br />

Franz Rittsteuer | Director<br />

Karl Koller<br />

Peter Fischer<br />

Bernadette Fellner Marius Richter Franz Rittsteuer<br />

Dedicated to Real Estate,<br />

focused on solutions.<br />

www.pwc.at/real-estate<br />

„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.


Unternehmen & Projekte<br />

14<br />

BILDSTRECKE LUXUSALTERSSITZE<br />

Best-Ager, Master-<br />

Consumer, Silver-Surfer,<br />

Generation 50Plus – viele<br />

Unternehmen haben<br />

längst ältere Menschen<br />

als eigene Zielgruppe<br />

erkannt. Der Bedarf an<br />

Wohnraum für ältere<br />

Menschen steigt und<br />

damit die Nachfrage. Ein<br />

Blick auf das Angebot im<br />

Premiumbereich zeigt,<br />

wo luxuriös gealtert<br />

werden kann.<br />

33<br />

PROBLEMLÖSER: NEVISQ<br />

NevisQ entwickelt unter der Marke<br />

nevisCura Sensorlösungen mit dem Fokus<br />

auf Sturzprävention, Sturzerkennung<br />

und Sturzanalyse, die die Lebens- und<br />

Arbeitssituation der Menschen im Pflegesektor<br />

erheblich verbessern.<br />

34<br />

IMMOBILIE IM FOKUS: OWP 12<br />

Drees & Sommer zeigt mit seinem selbst<br />

genutzten Bürogebäude in den Oberen<br />

Waldplätzen 12 in Stuttgart (OWP12), wie<br />

innovative Technologien ideal kombiniert<br />

werden können. Im neuen Bürogebäude<br />

werden Zukunftstechnologien der Baubranche<br />

selbst erprobt und vorgelebt, um sie künftig<br />

für Kunden zu realisieren.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

12 ImmoFokus


Unternehmen & Projekte<br />

Luxuriöses<br />

Wohnen im Alter<br />

14 ImmoFokus<br />

Foto: Tertianum Premium Group


Zielgruppe Senioren. Best-Ager, Master-Consumer, Silver-Surfer, Generation 50Plus viele Unternehmen<br />

haben längst ältere Menschen als eigene Zielgruppe erkannt und definieren diese liebevoll als „Menschen mit<br />

Lebenserfahrung“. Dabei ermöglicht genau diese Lebenserfahrung, knallhart kompromisslose Entscheidungen<br />

zu treffen. Mit steigendem Bedarf an Wohnraum für ältere Menschen steigt auch die Nachfrage. Das Angebot im<br />

Premiumbereich hingegen hinkt hinterher: ein Wachstumsmarkt.<br />

Autor: Amelie Miller<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

15


Unternehmen & Projekte<br />

BESTE AUSSICHT<br />

Nur wenige Minuten von Luzern entfernt, mitten im Grünen zwischen See und<br />

Bergen, befindet sich die Seniorenresidenz Sonnmatt. Im November 1999 wurde<br />

die Residenz nach eineinhalb Jahren Bauzeit eröffnet. Die Pläne für den zeitgenössischen<br />

Bau stammen vom Architekturbüro Scheitlin-Syfrig und Partner mit Sitz<br />

in Luzern. Heute beherbergt die Residenz Sonnmatt insgesamt 33 Ein-Zimmer-<br />

Apartments zwischen 79 und 106 Quadratmetern mit Rundblick ins Alpenpanorama.<br />

Neben einem umfassenden Serviceangebot punktet die Residenz mit einer<br />

24-Stunden-Präsenz von Arzt und Pflege im Haus. Zudem können die Bewohner<br />

alle Angebote des angrenzenden Kurhotels frei nutzen, wie zum Beispiel die Wellnesszone.<br />

Sonnmatt Luzern wurde 1908 als Kurhotel gegründet und im Jugendstil<br />

erbaut. Das Hotel wurde 2005 stilgerecht renoviert und verfügt über jeden nur<br />

erdenklichen Komfort der Vier-Sterne-Kategorie.<br />

Standort: Luzern, Schweiz<br />

Betreiber: keine Angabe<br />

Preise: 2½-Zimmer-Apartment mit 79 Quadratmetern<br />

und 15 Quadratmetern Balkon ab CHF 6.050<br />

www.sonnmatt.ch<br />

Fotos: Judith Stadler und André Uster<br />

16 ImmoFokus


Fotos: Tertianum, Christian Meixner, Caroline Minjolie<br />

DOLCE VITA AM ZÜRICHSEE<br />

Ein mediterranes Lebensgefühl verspricht die Parkresidenz Meilen in bester Lage zwischen<br />

Zürichsee und Pfannenstiel. Nicht nur die Aussicht auf viele herrliche Sonnenstunden und den<br />

See fördern dieses Versprechen, sondern auch die Farbakzente sowohl im Inneren als auch<br />

am Äußeren des Gebäudes. So verleiht die Fassade aus hellem Sirkwitzer Sandstein dem<br />

Haus an der Zürcher Goldküste eine ganz besondere Ausstrahlung. Im Inneren ist eine von<br />

Konrad Knebel inspirierte Wandmalerei nur einer vieler Farbtupfer, die im Zuge der Sanierung<br />

2021 umgesetzt wurden. Neben <strong>53</strong> Apartments und 27 Pflegezimmern, davon acht Pflegesuiten,<br />

bietet die Residenz unter anderem einen privaten Weinkeller zu jedem Apartment sowie<br />

ein umfassendes Wellness- und Sportangebot, das auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.<br />

Standort: Meilen, Schweiz<br />

Betreiber: Tertianum AG<br />

Preise: Ab CHF 6.850 für eine Person pro Monat<br />

www.tertianum.ch<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

17


Unternehmen & Projekte<br />

KOSMOPOLITISCHES FLAIR<br />

First-Class-Pflege dafür steht auch die Seniorenresidenz der Tertianum Premium Group im<br />

Münchener Glockenbachviertel. Neben einem großen Garten und einer Dachterrasse beherbergt<br />

das pastellfarbene Wohnhaus in unmittelbarer Nähe des Gärtnerplatzes 106 Wohnungen und<br />

20 Einzelpflegeapartments. Auch diese Pflegeimmobilie bietet wie die beiden Häuser in Berlin<br />

und Konstanz einen Fünf-Sterne-Service für ihre Bewohner. So sorgt der Zwei-Sterne-Koch Tim<br />

Raue mit einer modern interpretierten französischen Küche für das leibliche Wohl. Zahlreiche<br />

Kulturveranstaltungen sowie ein eigener Spabereich inklusive Schwimmbad und Physiotherapie<br />

runden das Angebot ab.<br />

Standort: München, Deutschland<br />

Betreiber: Tertianum Premium Group<br />

Preise: Zwei-Zimmer-Wohnung mit 56 Quadratmeter ab 5.490 Euro pro Monat<br />

www.tertianum-muenchen.de<br />

18 ImmoFokus


Fotos: Tertianum Premium Group<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

20 ImmoFokus


Fotos: Tertianum Premium Group<br />

ZUHAUSE AM BODENSEE<br />

Mitten in der Konstanzer Altstadt unmittelbar am<br />

Bodensee befindet sich die Tertianum Premium<br />

Residenz in Konstanz mit 83 Wohnungen und 23<br />

Einzelpflegeapartments. Die Wohnungen verfügen über<br />

zwei bis vier Zimmer und eine Wohnfläche von 44 bis<br />

132 Quadratmetern. Die Einzelpflegeapartments sind<br />

jeweils bis zu circa 30 Quadratmeter groß. Für den<br />

Fünf-Sterne-Service vor Ort sorgen rund 87 Mitarbeiter,<br />

wobei das Angebot zahlreiche Annehmlichkeiten bietet:<br />

angefangen von modern interpretierter französischer<br />

Küche bis hin zum Concierge- und Post-Service sowie<br />

zahlreichen Kulturveranstaltungen vor Ort. 2020 wurde<br />

die Residenz Konstanz zum Haus des Jahres gekürt<br />

und zählt damit zu den besten Häusern der Premium<br />

Residenzen.<br />

Standort: Konstanz, Deutschland<br />

Betreiber: Tertianum Premium Group<br />

Preise: Zwei-Zimmer-Wohnung mit<br />

<strong>53</strong> Quadratmetern inklusive Terrasse<br />

ab 3.700 Euro<br />

www.tertianum-konstanz.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

Fotos: Tertianum Premium Group<br />

URBAN UND SELBSTBESTIMMT LEBEN<br />

Bei Kerzenschein und französischer Haute Cuisine vis-à-vis<br />

dem KaDeWe in Berlin dinieren? Nein, es handelt sich<br />

keineswegs um ein nobles Hotelrestauraunt, sondern um<br />

die Premium Residenz der Tertianum Premium Group mit<br />

Hauptsitz in Berlin. Hier können Senioren wie im Fünf-Sterne-Hotel<br />

residieren. Dafür sorgen nicht nur ein Conciergeund<br />

Room-Service sowie ein hauseigenes Schwimmbad<br />

inklusive Spa, sondern auch die zeitlos elegante Architektur<br />

des Hauses mit lichtdurchfluteten Wintergärten und offenen<br />

Loggien. Die Residenz in zentraler Innenstadtlage verfügt<br />

über 78 Wohnungen und 25 Einzelpflegeapartments<br />

mit jeweils bis zu 156 Quadratmetern Wohnfläche. Neben<br />

betreutem Wohnen inklusive ambulantem Pflegedienst<br />

beherbergt das Haus einen stationären Pflegewohnbereich.<br />

Standort: Berlin, Deutschland<br />

Betreiber: Tertianum Premium Group<br />

Preise: Möblierte Zwei-Zimmer-Wohnung mit circa<br />

70 Quadratmetern ab 4.950 Euro<br />

www.tertianum-berlin.de<br />

22 ImmoFokus


Fotos: Vamed Care gemeinnützige Betriebs-GmbH<br />

BESTENS UMSORGT<br />

Genießen, während man bestens umsorgt<br />

wird? Das bietet der Rundumservice in der<br />

Vitality Residenz Veldidenapark umgeben<br />

von der atemberaubenden Bergkulisse in<br />

Innsbruck. Die Gesundheitseinrichtung der<br />

Vamed in Tirol verfügt über 109 größtenteils<br />

neu sanierte Apartments sowie ein Restaurant,<br />

das Café Veldidena mit Terrasse,<br />

einen Clubraum, eine Bibliothek und eine<br />

Weinstube. Darüber hinaus gibt es im Haus<br />

einen eigenen Physiotherapeuten sowie<br />

eine Arztordination. Zusätzliche Services,<br />

die den Bewohnern das Leben erleichtern,<br />

unterstützen bei der Bewältigung des<br />

Alltags: zum Beispiel Verwaltungshilfen im<br />

Behördenverkehr, Therapien und Krankentransporte,<br />

kulturelle Veranstaltungen,<br />

Ausflüge und Konzerte oder Maniküre und<br />

Pediküre im Haus.<br />

Standort: Innsbruck, Österreich<br />

Betreiber: Vamed Care<br />

Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit<br />

25 Quadratmetern<br />

ab 1.802 Euro pro Monat<br />

www.innsbruck.vitalityresidenz.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

23


Unternehmen & Projekte<br />

Fotos: Bettina Futter, www.detailsinn.at, Mischa Nawrata<br />

24 ImmoFokus


DER WOHLFÜHLFAKTOR<br />

In der Seniorenresidenz im Herzen Wiens, genau<br />

genommen in der Josefstadt, wird der Wohlfühlfaktor<br />

groß geschrieben. Ein Punkt, der bereits bei<br />

der Planung des Gebäudes und dessen Infrastruktur<br />

eine entscheidende Rolle spielte: barrierefreie Wegstrecken,<br />

eine hauseigene Gartenanlage, Bibliothek,<br />

Restaurant, Mehrzweckraum und Therapie- und<br />

Bewegungsraum sind selbstverständlich. Jedes<br />

einzelne der 57 Apartments mit Wohnflächen von<br />

40 bis 1<strong>03</strong> Quadratmetern kann individuell nach<br />

den Wünschen der Bewohner gestaltet werden.<br />

Unterstrichen wird das Ambiente eines Fünf-Sterne-<br />

Hotels in der Residenz durch einen ganztägigen<br />

Concierge-Service.<br />

Standort: Wien, Österreich<br />

Betreiber: Residenz Josefstadt GmbH<br />

Preise: Zwei Zimmer ohne Balkon mit<br />

40 Quadratmetern<br />

ab 2.670 Euro pro Monat<br />

www.residenz-josefstadt.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

25


Unternehmen & Projekte<br />

NEUES WOHNGEFÜHL<br />

Selbstständig und unabhängig wohnen, mit<br />

dem sicheren Gefühl, jederzeit Unterstützung<br />

zu bekommen, wenn nötig ¬ das verspricht<br />

die Kursana Residenz am Tivoli in unmittelbarer<br />

Nähe des Schlossparks Schönbrunn. Wer<br />

nicht in Schönbrunn flanieren will, kann dies<br />

in der hauseigenen rund 17.000 Quadratmeter<br />

großen Grünanlage mit Teich tun. Das Angebot<br />

der Seniorenresidenz umfasst aber auch die<br />

Möglichkeit, betreutes Wohnen mit Hilfestellungen<br />

und intensive Betreuung in der Pflege in<br />

Anspruch zu nehmen. Neben einem Reinigungs-,<br />

Wäsche- und Einkaufsservice bietet die<br />

Residenz ein abwechslungsreiches kulturelles<br />

Veranstaltungsprogramm sowie kreative<br />

Freizeit-Aktivtäten.<br />

Standort: Wien, Österreich<br />

Betreiber: Kursana<br />

Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit circa<br />

28 Quadratmetern<br />

ab 2.519 Euro pro Monat<br />

www.kursana.at<br />

Fotos: Kursana, Bildagentur Zolles KG/Christian Hofer<br />

26 ImmoFokus


MIT BLICK AUF DEN KALHLENBERG<br />

Die Park Residenz Wien Döbling des Fonds der<br />

Wiener Kaufmannschaft besticht mit einem<br />

traumhaften Blick auf die Wiener Hausberge<br />

und die Stadt. Über 400 Senioren finden in der<br />

Seniorenresidenz inmitten einer 17.000 Quadratmeter<br />

großen Parkanlage im grünen Herzen<br />

des Döblinger Cottageviertels ein Zuhause<br />

und das auch für befristete Aufenthalte, etwa<br />

nach Spitalaufenthalten, um danach wieder in<br />

die eigenen vier Wände zurückzukehren. Die<br />

Residenz beherbergt 282 Einzel- und Doppelapartments<br />

und Luxuswohnungen zwischen 30<br />

und 80 Quadratmetern mit Balkonen, Terrassen<br />

und Wintergärten. Neben der Naturnähe spielt<br />

auch das Miteinander eine große Rolle. Platz<br />

für einen entspannten Plausch bietet das hauseigene<br />

Café, das auch für externe Besucher<br />

zugänglich ist.<br />

Standort: Wien, Österreich<br />

Betreiber: Fonds der Wiener Kaufmannschaft<br />

Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit circa<br />

30 Quadratmetern<br />

ab 1.858 Euro im Monat<br />

www.park-residenz.at<br />

Fotos: Fonds der Wiener Kaufmannschaft<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

27


Advertorial<br />

Fotos: ROBIN CONSULT Moni Fellner/Lepsi, Wien Mitte<br />

Kontakt<br />

Tel.: +43 1 890 72 51-0<br />

E-mail: centermanagement@wienmitte.at<br />

Facebook: www.facebook.com/WIENMITTE.TheMall<br />

Instagram: www.instagram.com/wienmittethemall/<br />

YouTube: www.youtube.com/user/WIENMITTETheMall<br />

www.wienmitte-themall.at<br />

Honig für den guten Zweck fließt in WIEN MITTE The Mall, wenn<br />

280.000 neue Bienen zu Gunsten der Stiftung Kindertraum ausschwärmen.<br />

WIEN MITTE The Mall<br />

ist Vorreiter beim Thema<br />

Nachhaltigkeit<br />

Vorbildlich. WIEN MITTE The Mall setzte weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Nach der Errichtung des<br />

„BürgerInnen-Solarkraftwerks“, der mit 3100m² größten innerstädtische Photovoltaik-Anlage Wiens, und einer<br />

hochmodernen E-Tankstelle wird am Dach nun sogar Stadthonig produziert.<br />

S<br />

eit der Eröffnung 2012 setzt WIEN<br />

MITTE The Mall auf zukunftsorientierte<br />

Lösungen, die schadstofffrei,<br />

klimafreundlich und nachhaltig sind.<br />

„Unser ,BürgerInnen-Solarkraftwerk` am Dach<br />

der Mall versorgt nicht nur bis zu 130 Haushalte<br />

sondern auch 10 E-Ladestationen am Parkdeck<br />

mit sauberem Strom. 130 Tonnen CO2 können<br />

so im Jahr eingespart werden. Dank einer Leistung<br />

von 11 KW garantiert die Tankstelle nicht nur<br />

schnelle Ladezeiten, sie ist auch via Wien<br />

Energie-Ladekarte bzw. App komfortabel zu<br />

bedienen“, so Roland Pinz, Managing Director<br />

CC Real. CC Real ist ein international tätiges<br />

Unternehmen, das alle integrierten Dienstleistungen<br />

im Bereich Bau, Immobilienentwicklung<br />

und -management mit Fokus auf Shopping<br />

Center anbietet. Der Fokus liegt primär auf Asset<br />

Management, Projektentwicklung, Projektleitung,<br />

Centermanagement, Revitalisierung und Vermietung<br />

von Einkaufscentern. Neben WIEN<br />

MITTE The Mall betreibt CC Real das Center West<br />

in Graz sowie die Millennium City in Wien.<br />

280.000 neue „Bewohner“ sammeln<br />

Honig am Dach für kranke Kids<br />

Die neueste Innovation in Sachen Nachhaltigkeit<br />

sind vier Bienenstöcke mit 280.000<br />

Insekten, die am Dach des größten, innerstädtischen<br />

Einkaufzentrums Honig zur Erfüllung<br />

28 ImmoFokus


Über CC Real<br />

Seit 2015 ist CC Real für das Center Management von WIEN MITTE The Mall<br />

verantwortlich. Das 2006 gegründete Unternehmen CC Real mit Hauptsitz im<br />

Wiener Millennium Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren Ländern, ist ein<br />

Investor und Betreiber von Gewerbeimmobilien mit verwalteten Assets von<br />

2,7 Milliarden Euro und einem dynamischen und ständig wachsenden Portfolio.<br />

CC Real bietet ein Full-Service-Paket aus umfassenden INVESTMENT- (Transaktions-,<br />

Fonds- und Portfoliomanagement, einschließlich eigener AIFM-<br />

Gesellschaft) und REAL ESTATE MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,<br />

Facility-, Construction-Management, Leasing) Dienstleistungen an. Darüber hinaus<br />

verfügt das Unternehmen über nachgewiesene Erfahrung bei Co-Investitionen<br />

in europäische Vermögenswerte mit internationalen institutionellen Investoren<br />

sowie mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich CC Real zudem mit 50 Prozent am<br />

Non-Banking Debt Fund Manager Madigan Capital (Sydney, Australien) beteiligt.<br />

der Herzenswünsche schwerkranker Kinder<br />

sammeln. Erwartet werden ca. 160 kg Honig,<br />

der direkt in The Mall verkauft wird. Der Erlös<br />

geht an die Stiftung Kindertraum, die schwerkranken<br />

Kindern und Kindern mit Handicap<br />

Herzenswünsche erfüllt. Der so gewonnene<br />

Stadthonig ist nicht nur nachhaltig, sondern<br />

auch gesund. „Parks, Dachterrassen, Alleen,<br />

große und kleine Gärten mit Blumen sind ein<br />

Paradies für meine Völker. Es war auch für<br />

mich als Imker eine erstaunliche Entdeckung,<br />

wie gut dieser Stadthonig schmeckt und wieviel<br />

Nektar die Bienen an so einem urbanen<br />

Standort sammeln können. Da in der Stadt<br />

weniger Insektizide zum Einsatz kommen, ist<br />

der Stadthonig auch gesund!“, freut sich Imker<br />

Thomas Zelenka schon auf die süße Ernte.<br />

Gastronomie wird weiter ausgebaut<br />

Viel Neues gab es in den letzten Monaten<br />

auch im Food-Courts. So nützt „Fat Monk“ die<br />

hohe Frequenz der Verkehrsdrehscheibe im<br />

Herzen der Stadt, um die Besucher mit Bowls<br />

zu verwöhnen. Eine enorme Auswahl an<br />

Bubble-Teas findet sich bei TEEAMO, wo man<br />

individuellen Milk Tea, Fruit Tea, Soda, Pure<br />

Tea oder Smoothie mixen lassen kann. Viele<br />

der bereits bestehenden Betriebe setzen auf ein<br />

Refreshment. So erstrahlen der Asia-Spezialist<br />

„Sternzeichen“ oder die beliebte RAUCH Juice<br />

Bar im Foodcourt des Einkaufszentrums auf<br />

Ebene 1 in neuem Glanz. Roland Pinz: „Im<br />

Herbst werden wir unsere Besucher mit einem<br />

neuen Gastrokonzepten überraschen. Zwei<br />

neue Shopkonzepte sind ebenfalls in Planung.<br />

Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.“<br />

Factbox<br />

Daten und Fakten<br />

∙ 30.000 m 2 Geschäftsflächen<br />

∙ 70.000 m 2 Büroflächen<br />

∙ ca. 60 Shops<br />

∙ 470 Auto-Stellplätze<br />

(täglich ab 17:00 Uhr und am Wochenende<br />

nur 2,50 Euro pro Stunde)<br />

∙ E-Tankstelle auf Deck 5 mit 10<br />

Schnelladern der WIEN ENERGIE<br />

Architektur von WIEN MITTE THE Mall:<br />

Büro Neumann + Steiner und<br />

Ortner & Ortner<br />

Kernöffnungszeiten der Shops:<br />

Mo - Fr 09:00 - 20:00 Uhr<br />

Sa 09:00 - 18:00 Uhr<br />

Interspar:<br />

Mo - Fr 08:00 – 20:00 Uhr<br />

Sa 08:00 – 18:00 Uhr<br />

10 Wallboxen auf Parkdeck 5 sorgen für kurze Ladezeiten<br />

v.li.: Johannes Stadler, David Berger von Wien Energie und Centermanager Florian Richter<br />

Interspar-pronto:<br />

Mo - So 06:00 – 23:00 Uhr<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

29


Start-Up<br />

ImFokus<br />

Gründung<br />

Das PropTech Animus wurde 2014 in<br />

Ratingen bei Düsseldorf gegründet mit<br />

der Idee, durch digitale Unterstützung<br />

lebenswerte Immobilien zu erschaffen.<br />

Ihre Mission: Das Wohnen und Arbeiten<br />

in Immobilien zu einem neuen Erlebnis<br />

machen – durch digitale Services, automatisierten<br />

Datenfluss, moderne Kommunikation<br />

und soziale Gemeinschaft.<br />

Gründer<br />

Das Start-up hat seine Wurzeln in der<br />

Projektentwicklung und wurde von<br />

Dr. Thomas Götzen (Co-CEO) und Dr.<br />

Chris Richter (Co-CEO) gegründet.<br />

Beide sind nach wie vor Geschäftsführer<br />

des Unternehmens.<br />

Quartiersapp<br />

vernetzt urbane<br />

Lebensräume<br />

Voll digitalisiert. Mit der App von Animus wird Leben und Arbeiten mittels<br />

einer B2B2C-Software verknüpft und Verwaltungsprozesse vereinfacht.<br />

Animus ist ein PropTech aus Ratingen,<br />

das mit seiner Quartiersapp dafür<br />

sorgt, dass urbane Lebensräume<br />

digital vernetzt, nachbarschaftlich,<br />

komfortabel und nachhaltig werden. Aus einem<br />

Stadtquartier entsteht so ein digitales Ökosystem<br />

rund um die Immobilie. Das junge Unternehmen<br />

Animus hat sich auf die Fahnen geschrieben, die<br />

Immobilienwirtschaft zu revolutionieren. Mit<br />

ihrer Quartierssoftware richten sie sich an Entwickler,<br />

Verwalter, Eigentümer und Betreiber<br />

moderner, hochwertiger Quartiere. Verwaltungsprozesse<br />

werden optimiert, digitale Kommunikation<br />

ermöglicht und spürbarer Mehrwert für<br />

die Bewohner durch die Anbindung von quartiersnahen<br />

Services geschaffen. Der Fokus liegt<br />

auf innovativen Wohn- und Mixed-Quartieren in<br />

urbaner Lage mit Service- und Community-Aspekt.<br />

Eine App, viele Möglichkeiten<br />

Die Software umfasst die vier Module Verwal-<br />

tung, Social, Services und Urban Living. Der<br />

Bereich Verwaltung sichert einen reibungslosen<br />

Informations- und Datenfluss zwischen<br />

Verwalter und Nutzer. Hier können wichtige<br />

Dokumente digital verwaltet und Beanstandungen<br />

schnell und effizient abgewickelt werden.<br />

Ebenso fördert die App die Gemeinschaft<br />

im Quartier: Nutzer können miteinander über<br />

einen Chat in Kontakt treten oder im Homefeed<br />

Beiträge veröffentlichen. Für eine gesteigerte<br />

Lebensqualität sorgt ein umfangreiches<br />

Serviceangebot, das über die App buchbar ist.<br />

Möglich sind z. B. ein Wäscheservice oder die<br />

Abbildung von Informationen zum ÖPNV.<br />

Im Bereich Urban Living werden zukunftsweisende<br />

Themen adressiert. Nutzer können<br />

Smart-Home-Elemente direkt über die App<br />

steuern oder E-Mobilitätsangebote buchen.<br />

Zudem liefert die App wichtige Daten für Projektentwickler<br />

oder Eigentümer und generiert<br />

Insights für zukünftige Projekte. <br />

Marktvolumen<br />

Animus hat über 50 Kunden im DACH-<br />

Raum, die insgesamt über 150 Immobilien<br />

mit der Software ausgestattet haben.<br />

Die Meinung des Profis<br />

Die Digitalisierung macht auch vor<br />

klassischen B2B/B2C Themen in einem<br />

Wohnquartier nicht halt. Ob eine weitere<br />

Kommunikations-App hier tatsächlich<br />

den großen Nutzen bringt, muss das Entwicklerteam<br />

aber erst unter Beweis stellen.<br />

Die Lösung, die die meisten Extrameilen<br />

geht, und sich letzten Endes durchsetzt<br />

wird uns allen eine große Hilfe sein.<br />

IDEE<br />

GESCHÄFTSMODELL<br />

TIMING<br />

Mitarbeiter<br />

30<br />

Nicolas Oberlik,<br />

PicMyPlace<br />

Foto: Animus, EyeCandy<br />

30 ImmoFokus


Raum und<br />

Wirklichkeit<br />

Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />

Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />

jederzeit unter:<br />

DiePresse.com/immobilien<br />

Winter 2021<br />

31


ImmoFokus.Rubrik<br />

Top Deal<br />

ImFokus<br />

Xior kauft<br />

Studentenheim-Portfolio<br />

um eine Milliarde Euro<br />

Landmark. Mit dem Deal kräftigt der belgische Bestandshalter von<br />

Studentenheimen die Marktführerschaft in Kontinentaleuropa.<br />

A<br />

ufsehenerregende Immobilientransaktionen<br />

hat es in den vergangenen<br />

Wochen in Europa nicht<br />

viele gegeben. Die Zinswende lässt<br />

grüßen. Zur Veranschaulichung: In Deutschland<br />

hat Savills im Mai weniger als hundert Transaktionen<br />

gezählt – wie zuletzt im März 2011. Vor<br />

allem große Portfoliodeals wären zurückgegangen,<br />

so die Experten des Immobiliendienstleisters.<br />

Wie immer gibt es jedoch Ausnahmen: Xior<br />

Student Housing hat sich von seinen ambitionierten<br />

Expansionsplänen nicht abbringen lassen<br />

und ein knapp eine Milliarde schweres Portfolio<br />

mit Studentenheimen in Deutschland, Polen,<br />

Dänemark und Schweden erworben.<br />

Konkret setzt sich das Portfolio aus<br />

insgesamt elf hochwertigen Studentenheimen<br />

mit 5.341 Einheiten<br />

in Top-Studentenstädten der vier<br />

Länder zusammen. Davon sind<br />

acht mit 3.635 Wohnungen und<br />

einer Gesamtauslastung von 97<br />

Prozent in Deutschland, Dänemark<br />

und Polen bereits in Betrieb. Drei<br />

weitere mit 1.706 Einheiten werden<br />

gerade in Deutschland, Dänemark<br />

und Schweden entwickelt. Die Anfangsrendite<br />

soll bei 5,21 Prozent<br />

liegen. Bei den Verkäufern handelt<br />

es sich um die Basecamp Group,<br />

einem europaweiten Betreiber<br />

und Entwickler von Studentenheimen, dem<br />

European Student Housing Fund I und dem<br />

European Student Housing Fund II. Betrieben<br />

werden die Häuser weiterhin von Basecamp.<br />

Marktführerschaft ausgebaut<br />

Der Deal bedeutet für Xior den Markteintritt in<br />

Deutschland, Dänemark und Schweden und<br />

nachfolgend die uneingeschränkte Marktführerschaft<br />

bei Studentenheimen in Kontinentaleuropa.<br />

Damit umfasst das Portfolio des belgischen<br />

Bestandshalters 26.526 Einheiten in 43<br />

Top-Universitätsstädten in acht Ländern. Der<br />

Zielmarkt soll sich auf 8,5 Millionen Studenten<br />

belaufen. Die Wachstums-Story von Xior<br />

CHART: Basecamp-Portfolio<br />

STATUS: Objekt Land Einheiten<br />

Potsdam Deutschland 263<br />

Leipzig Deutschland 385<br />

Lodz I Polen 487<br />

In Betrieb<br />

Lodz II Polen 631<br />

Kattowitz Polen 733<br />

South Campus (Kopenhagen) Dänemark 350<br />

Lyngby Student Dänemark 639<br />

Lyngby Residential Dänemark 147<br />

Aarhus Dänemark 663<br />

In Entwicklung Malmö Schweden 583<br />

Aachen BlueGate Deutschland 460<br />

Gesamt 5.341<br />

Quelle: Xior Student Housing<br />

ist mit der Transaktion nicht vorbei, wie CEO<br />

Christian Teunissen erklärt. Er sei davon überzeugt,<br />

dass die Zusammenarbeit mit Basecamp<br />

erfolgreich verlaufen und sein Unternehmen<br />

auf das „nächste Level“ bringen werde.<br />

Xior machte den Deal auf Basis einer weitverbreiteten<br />

Unterversorgung an Studentenheimen<br />

in Deutschland, Polen und den nordischen<br />

Ländern aus. Vor allem Deutschland sei mit 2,9<br />

Millionen Studenten ein hochattraktiver Markt.<br />

Im vergangenen Jahrzehnt ist dort der Anteil<br />

internationaler Studierender auf 60 Prozent<br />

angestiegen. Dahinter stünden hochqualitative<br />

Curricula, ein steigendes Angebot an englischsprachigen<br />

Studiengängen sowie<br />

nicht zuletzt Studiengebührenfreiheit,<br />

so Xior. Der polnische Markt,<br />

der sich noch in einer frühen Entwicklungsphase<br />

befinde, soll hohes<br />

Wachstumspotenzial aufweisen.<br />

In den nordischen Ländern gebe<br />

es wiederum bei der Qualität des<br />

Angebots Luft nach oben.<br />

Dass die erworbenen Studentenheime<br />

ESG-Anforderungen entsprechen,<br />

versteht sich in Zeiten<br />

wie diesen von selbst: Sie wurden<br />

mit der BREEAM-Zertifizierung<br />

„Sehr gut“ oder vergleichbaren<br />

Standards ausgezeichnet.<br />

Foto: Xior<br />

32 ImmoFokus


Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Christian<br />

Kind<br />

Mitgründer und Geschäftsführer<br />

nevisQ<br />

1. DAS PROBLEM<br />

Laut der letzten offiziellen Pflegestatistik von 2019 gibt es mittlerweile<br />

4,1 Millionen pflegebedürftige Personen in Deutschland, davon werden<br />

818.317 Menschen vollstationär betreut – Tendenz steigend.<br />

Demgegenüber steht der Fachkräftemangel, der Pflegeeinrichtungen<br />

neben den hohen Krankenständen jeden Tag vor neue Herausforderungen<br />

stellt. Den Spagat zwischen einer leistungsstarken, sicheren Pflege und<br />

einer wirtschaftlichen Organisation zu schaffen, ist für die meisten<br />

Einrichtungen eine herausfordernde Aufgabe.<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen<br />

liegt in der Pflege. Aus diesem Grund<br />

unterstützt nevisQ Pflege- und Gesundheitseinrichtungen<br />

dabei, die Pflege mithilfe von intelligenten<br />

Technologien effektiver und effizienter zu gestalten.<br />

Unter der Marke nevisCura entwickeln sie seit 2016<br />

Sensorlösungen mit dem Fokus auf Sturzprävention,<br />

Sturzerkennung und Sturzanalyse, die die Lebensund<br />

Arbeitssituation der Menschen im Pflegesektor<br />

erheblich verbessern. Die technischen Assistenzsysteme<br />

wurden dabei speziell für Pflegeeinrichtungen<br />

entwickelt, um ihnen eine kostengünstige und<br />

effiziente Lösung für mehr Entlastung und Sicherheit<br />

bieten zu können. Das Feedback aus zahlreichen<br />

Pilotprojekten mit langjährigen Kunden ist dabei immer<br />

wieder in die Weiterentwicklung eingeflossen,<br />

um sicherzugehen, dass die Lösungen Pflegekräfte<br />

im Alltag unterstützten und sie nachhaltig entlasten.<br />

50<br />

DIE ZAHL<br />

50 Prozent der<br />

Heimbewohner stürzen<br />

einmal im Jahr,<br />

30 Prozent sogar<br />

mehrmals. Jedes Jahr<br />

erleiden 4 Prozent<br />

der Bewohner<br />

Knochenbrüche nach<br />

einem Sturz. Stürze sind<br />

traumatische Situationen<br />

für ältere Menschen,<br />

insbesondere wenn<br />

keine direkte<br />

Hilfe erfolgt.<br />

Fotos: nevisQ<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|2021<br />

33


Immobilie<br />

ImFokus<br />

7.500<br />

Bei der Errichtung von zukunftsfähigen Gebäuden<br />

müssen auf Themen wie Klimawandel,<br />

Rohstoffknappheit und zurückgehende<br />

Biodiversität Antworten gefunden werden.<br />

Drees & Sommer zeigt mit seinem selbst<br />

genutzten Bürogebäude in den Oberen Waldplätzen<br />

12 in Stuttgart (OWP12), wie innovative<br />

Technologien ideal kombiniert werden<br />

können. Im neuen Bürogebäude werden auf<br />

7.500 Quadratmetern Zukunftstechnologien<br />

der Baubranche selbst erprobt und vorgelebt,<br />

um sie künftig für Kunden zu realisieren.<br />

Fotos: Drees & Sommer OWP12<br />

7<br />

Das neue Headquarter<br />

beherbergt auf zwei<br />

Untergeschossen,<br />

dem Erdgeschoss,<br />

auf drei Obergeschossen<br />

und dem<br />

Dachgeschoss viele<br />

Büromodule, mehrere<br />

Konferenzräume,<br />

eine Caféteria, eine<br />

Kantine sowie eine<br />

Tiefgarage.<br />

22.000.000<br />

Die Errichtung des Customized Smart Buildings hat 22 Millionen Euro<br />

gekostet. Besonderer Fokus lag auf Nachhaltigkeit, einem geringen<br />

Abfallaufkommen, einer „Cradle to Cradle®“-Konzeption und der Prüfung<br />

aller Baustoffe auf Herkunft, Recyclingfähigkeit oder Trennbarkeit.<br />

2<br />

Durch den Einsatz von<br />

vormodularisierten Bauelementen<br />

und erstmalige<br />

Verknüpfung der digitalen<br />

Planungsmethoden<br />

LCM digital und BIM<br />

(Level 2) konnte<br />

die Effizienz auf der<br />

Baustelle gesteigert<br />

werden. Die Bauzeit<br />

betrug genau zwei<br />

Jahre.<br />

100<br />

Eine rund 100 Quadratmeter große<br />

Fläche an der Außenfassade bietet<br />

Platz für heimische Pflanzen. Dies<br />

wirkt sich positiv auf Faktoren wie<br />

Mikroklima und Biodiversität aus.<br />

250<br />

Das OWP12 ist ein Plusenergiehaus.<br />

Die hybride<br />

Energieversorgung erfolgt<br />

aus Erd- und Luftwärmepumpen<br />

sowie Photovoltaik<br />

auf Dach und Fassade. Die<br />

Photovoltaikanlage erzeugt<br />

250 kWp.<br />

200<br />

Im OWP12 finden 200<br />

Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.<br />

Diese können per App<br />

reserviert beziehungsweise<br />

gebucht werden. In den<br />

kleinen Büroeinheiten kann<br />

die Raumtemperatur per App<br />

vorab eingestellt werden.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

34


Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Herr der Dächer<br />

Top Job. Alexander Rössler verantwortet bei der Immofinanz die<br />

operative Umsetzung der neuen Marke On Top Living.<br />

1 1998<br />

Nach dem Abschluss seines Studiums der<br />

Rechtswissenschaften an der Universität Wien<br />

und eines <strong>MB</strong>A an der Johannes Kepler Universität<br />

Linz sowie ersten beruflichen Erfahrungen<br />

als Konzipient in einer Wiener Anwaltskanzlei<br />

und als Kundenbetreuer bei der GiroCredit<br />

Bank wird Rössler Vorstand und später CEO<br />

der S-Tourismusfonds Management, einer auf<br />

Eigenmittelfinanzierungen im Tourismus spezialisierten<br />

Tochter der Erste Group.<br />

2 2001<br />

Der gebürtige Wiener wird darüber hinaus CEO<br />

der S-Tourismus Services und ist unter anderem<br />

für Restrukturierungen für Landesbanken<br />

und Sparkassen im Erste Bank Konzern sowie<br />

die Restrukturierung und Durchführung von<br />

Hotel-Verkaufsprozessen zuständig.<br />

5 2020<br />

Rössler startet als selbständiger Rechtsanwalt in der Kanzlei Felfernig & Graschitz und<br />

deckt dabei unter anderem die Bereiche Immobilientransaktionen und -development,<br />

Insolvenzrecht und Sanierungen und ausgewählte Fragen des Zivilrechts ab.<br />

Mit September übernimmt Rössler die Rolle des Head of Group Development bei der<br />

Immofinanz. Damit verantwortet er abgesehen vom Aus- und Umbau der Stop Shop-<br />

Fachmärkte die Entwicklung sämtlicher neuer Development-Projekte beziehungsweise<br />

das laufende Refurbishment der Bestandsobjekte im Konzern und ist maßgeblich für<br />

die weitere Stärkung der Portfolioqualität und für die Kooperation mit anderen Entwicklern<br />

zuständig.<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1<br />

2<br />

3 2010<br />

Rössler wechselt in den Vorstand der Falkensteiner Michaeler Tourism Group, wo er das<br />

operative Geschäft des Konzerns einschließlich Budgetierung, Reporting und Controlling<br />

verantwortet, ebenso wie die operative Führung der eigenen und gemanagten Hotelbetriebe<br />

und die Entwicklung neuer Immobilienprojekte im In- und Ausland.<br />

Foto: Immofinanz<br />

4 2013<br />

Als Restructuring Manager Corporate & Real Estate verantwortet Rössler den Abbau<br />

großvolumiger Non-performing loans sowie die Restrukturierung von problematischen<br />

Geschäftskunden bei der Erste Group. Daneben beschäftigt er sich mit der Thematik und<br />

dem Roll-out von Finanzierungen mittels sogenannter Pay-per-Use-Kredite als zukunftsorientiertes<br />

Finanzierungsvehikel.<br />

<strong>Ausgabe</strong> 02|<strong>2022</strong><br />

35


Positionen & Meinungen<br />

38<br />

COVERINTERVIEW<br />

Karina Schunker, Geschäftsführerin der<br />

EHL Wohnen erzählt im Coverinterview<br />

über Expansion, Entwicklungen am<br />

Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung<br />

und private Ziele. Sie freut sich über die<br />

Marktentwicklungen im Bereich Wohnen und<br />

möchte ihr Team weiter verstärken.<br />

56<br />

WEIN UND IMMOBILIEN<br />

teamneunzehn setzt auf eine umfassende<br />

Betreuung von Vermittlung bis<br />

Hausverwaltung. Warum das für ein<br />

nachhaltiges Wachstum gesorgt hat,<br />

erzählen die Geschäftsführer Markus<br />

Ringsmuth und Kevin Dzieza bei ein<br />

paar guten Achterln vom Weingut Hagn,<br />

Domaines Kilger und Schwertführerinnen.<br />

50<br />

ZU TISCH MIT ...<br />

Beim Lunch im<br />

Restaurant Hansen<br />

spricht Jenni Wenkel über<br />

ihren Wechsel zur Union<br />

Investment, welche<br />

Herausforderungen<br />

auf sie warten, wie sie<br />

dort ihre Kompetenzen<br />

einbringen kann,<br />

über das Thema<br />

Nachhaltigkeit und<br />

warum sie ihr Gemüse<br />

selber anbaut.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

36 ImmoFokus


SIEMENSSTRASSE 89 1210 WIEN<br />

WWW.TWENTYONE.IMMO<br />

48° 16' 15.052"<br />

CENTRAL HUB<br />

„1010 IST COOL,<br />

ABER TWENTY ONE<br />

IST COOLER.“<br />

EIN PROJEKT VON BONDI CONSULT


Positionen & Meinungen<br />

Weiterwachsen<br />

Ambitioniert. Karina Schunker im Coverinterview über Expansion,<br />

Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung und private Ziele.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

Wie ist die momentane Lage am<br />

Immobilienmarkt?<br />

Karina Schunker: Der Immobilienmarkt<br />

ist sehr vielfältig, weshalb die Frage nicht<br />

pauschal beantwortet werden kann. Aber für<br />

den Wohnimmobilienbereich ist die Lage, egal<br />

ob Miete oder Eigentum, jedenfalls erfreulich.<br />

Wir haben in den vergangenen beiden Jahren<br />

nicht trotz, sondern wegen der Pandemie eine<br />

starke Nachfrage von Menschen registriert,<br />

die ihre Wohnsituation optimieren wollen.<br />

Eine Wohnung muss nämlich veränderten<br />

und neuen Anforderungen gerecht werden –<br />

Wohnen, Arbeiten und Freizeit verschmelzen<br />

immer mehr. Daher wird uns beispielsweise<br />

das Thema Homeoffice weiterhin begleiten,<br />

weshalb die Nachfrage nach Wohnungen mit<br />

einem zusätzlichen Zimmer zum Arbeiten gestiegen<br />

ist. Natürlich, wer mehr Zeit zu Hause<br />

verbringt, wünscht sich mehr Wohnraum und<br />

auch die private Freifläche hat einen großen<br />

Stellenwert wie nie zuvor.<br />

Hat sich der Markt verändert?<br />

Der Markt verändert sich ständig. Was besonders<br />

auffällt, ist, dass viele neue Wohnprojekte,<br />

die auch ursprünglich für den Einzelverkauf<br />

vorgesehen waren, als Pakete an institutionelle<br />

Investoren verkauft werden. Daher entfällt ein<br />

unerwartet hoher Teil der Wohnungen, die<br />

während der letzten starken Baujahre entstanden<br />

sind, auf den Mietbereich. Für Mietwohnungssuchende<br />

ist das ein großer Vorteil, da<br />

ein besonders vielfältiges und großes Wohnungsangebot<br />

zur Auswahl steht. Ob das noch<br />

lange so anhält, ist abzuwarten, da wir durch<br />

die steigenden Herstellungskosten verstärkt<br />

registrieren, dass Bauträger beim Baustart<br />

zurückhaltender sind. Außerdem sind die<br />

Baubewilligungszahlen seit Pandemiebeginn<br />

rückläufig. Ich rechne daher damit, dass sich<br />

das Angebot in den nächsten Jahren wieder<br />

deutlich verknappen wird.<br />

Gibt es bereits Projekte, die aufgrund der<br />

Marktsituation nicht umgesetzt werden?<br />

Abgesagt werden Projekte, die in einem<br />

bereits fortgeschrittenen Planungsstadium<br />

sind, nicht so schnell. Was es aber sehr wohl<br />

und gar nicht so wenig gibt, sind Verzögerungen.<br />

Diese sind schon allein deswegen<br />

„Die Nachfrage und die<br />

Preisentwicklung bei<br />

Vorsorgewohnungen<br />

korrelieren immer mit der<br />

Situation bei eigengenutzten<br />

Eigentumswohnungen.“<br />

Karina Schunker,<br />

EHL Wohnen<br />

unvermeidlich, weil es nicht mehr leicht<br />

ist, seitens der Bauunternehmen Preise zu<br />

bekommen, mit denen ein Entwickler positiv<br />

kalkulieren kann. In einigen Fällen müssen<br />

38 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

39


Positionen & Meinungen<br />

deutlich mehr Bauausschreibungen, zum<br />

Teil mit mehreren Runden gemacht werden.<br />

Dazu kommt, dass immer öfter Angebote mit<br />

Preisänderungsklauseln vorgelegt werden,<br />

und falls doch noch Fixpreise vereinbart werden,<br />

bleibt die Verunsicherung, ob am Ende<br />

alle vertraglichen Bedingungen eingehalten<br />

werden können. Unter diesen Umständen ist<br />

es wenig verwunderlich, dass es den einen<br />

oder anderen Entwickler gibt, der jetzt lieber<br />

auf bessere Zeiten wartet und ein Projekt für<br />

ein, zwei Jahre verschiebt.<br />

Für Private ändern sich ab Juli die Kreditbedingungen.<br />

Können sich Normalverdiener<br />

noch eine Eigentumswohnung leisten?<br />

Die Leistbarkeit großer Anschaffungen ist<br />

im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld mit<br />

Konjunktursorgen und hoher Inflation<br />

natürlich generell ein großes Thema, aber<br />

ich denke nicht, dass die Änderung der<br />

Kreditbedingungen eine wesentliche Zäsur<br />

darstellen wird. Bei den Personen, die sich für<br />

eine Eigentumswohnung interessieren, ist<br />

die Kapitalbeschaffung meist kein besonders<br />

großes Thema, da grundsätzlich viel Eigenkapital<br />

im Umlauf ist.<br />

Wie geht es mit den Preisen für<br />

Eigentum weiter?<br />

Die Preise haben vor allem im städtischen<br />

Raum eine starke Dynamik entwickelt und<br />

ich gehe von einem weiteren, wenn auch<br />

nicht steilen Aufwärtstrend bei Eigentumswohnungen<br />

aus. Und zwar deswegen, weil<br />

bei den meisten Investoren Sicherheit nach<br />

wie vor wichtiger ist als die Rendite. Schaut<br />

man sich das Umfeld an, das wenig attraktive<br />

Alternativveranlagungen etwa auf Anleihenoder<br />

Aktienmärkten, hohe Inflation sowie<br />

steigende Baukosten und Grundstückspreise<br />

bietet, dann kann man auch ganz objektiv<br />

festhalten, dass Immobilien nach wie vor eine<br />

hochinteressante Investmentklasse darstellen<br />

– auch wenn sich die Preise im Miet- und<br />

Eigentumsbereich unterschiedlich stark<br />

entwickeln.<br />

Sieht man wieder einen verstärkten<br />

Trend zur Miete?<br />

Die Nachfrage am Mietwohnungsmarkt ist<br />

stark und das hat mehrere Gründe. Zuerst<br />

einmal ganz klar finanzielle: Die Mieten sind<br />

bei Weitem nicht so stark gestiegen wie die<br />

Kaufpreise, daher gibt es viele Interessenten,<br />

die auch bewusst jetzt erst einmal mieten und<br />

dann weiterschauen, ob sie später Eigentum<br />

erwerben möchten. Und dann ist es der in volatilen<br />

Zeiten vielleicht noch stärkere Wunsch,<br />

flexibel zu bleiben. Wer nicht sicher ist, wie<br />

40 ImmoFokus


sich die berufliche Situation entwickelt, oder<br />

wer sich vielleicht auch örtlich verändern<br />

könnte, möchte sich ungern an eine Eigentumswohnung<br />

binden.<br />

Es wurden sehr viele Wohnungen fertiggestellt.<br />

Werden dadurch die Mieten sinken?<br />

Das nehmen wir derzeit nicht wahr. Wir<br />

haben letztes Jahr ca. 1100 Mietwohnungen<br />

vermittelt, davon auch zahlreiche Nachbezugswohnungen.<br />

Unabhängig von der Lage<br />

müssen wir die Preise der Vormieter nicht<br />

senken, um neue Mieter ansprechen zu<br />

können. Allenfalls beobachten wir, dass die<br />

Mieten nicht ganz so stark steigen werden<br />

wie die allgemeine Inflationsrate. Wir haben<br />

in den letzten zwei Jahren in Wien sehr viele<br />

Fertigstellungen verzeichnet, für heuer sind<br />

um die 19.000 Wohnungen, davon 60 Prozent<br />

freifinanzierte Miete, prognostiziert. Mietwohnungssuchende<br />

haben also eine sehr große<br />

und hochwertige Auswahl, aber die Mietpreise<br />

sinken nicht, sondern bewegen sich nur etwas<br />

zurückhaltender. In den nächsten Jahren<br />

erwarten wir ohnehin wieder deutlich weniger<br />

Fertigstellungen und dadurch wird sich auch<br />

das Angebot verknappen und der Preisauftrieb<br />

wieder etwas stärker werden.<br />

Dennoch gibt es Angebote wie den<br />

Verzicht auf die Mieterprovision oder<br />

eine Gratis-Miete.<br />

Diese Angebote gibt es bei großen Objekten,<br />

bei denen mit einem Schlag viele Wohnungen<br />

auf den Markt kommen. Da will man<br />

myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />

Eine Marke der IMMOFINANZ<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong> 41


Positionen & Meinungen<br />

natürlich für Wohnungssuchende einen<br />

besonderen Anreiz schaffen, um zugleich die<br />

Vermarktungszeit bis zur Vollverwertung zu<br />

verkürzen. Wir sehen nämlich, dass Wohnungssuchende<br />

das derzeit große Angebot<br />

nutzen und umfassend vergleichen, sodass<br />

wir mit Kunden oft mehrmals eine Wohnung<br />

besichtigen, bis sie sich definitiv entscheiden.<br />

Mit den angesprochenen Incentives kann die<br />

Vermarktung natürlich befeuert werden.<br />

Stichwort Vorsorgewohnungen: Wie ist die<br />

Nachfrage und wie entwickeln sie sich?<br />

Die Nachfrage und die Preisentwicklung bei<br />

Vorsorgewohnungen korrelieren immer sehr<br />

stark mit der Situation bei eigengenutzten<br />

Eigentumswohnungen. Da der Eigentumsmarkt<br />

knapper geworden ist, sehen wir hier<br />

auch Preissteigerungen. Auch zu den aktuellen<br />

Marktbedingungen sind sie für Anleger<br />

immer noch eine attraktive Anlageform, da<br />

sie den bestmöglichen Schutz gegen Inflation<br />

darstellen, den man derzeit finden kann.<br />

Wie sieht die Situation in den<br />

Bundesländern aus?<br />

In Graz wurde in den letzten Jahren sehr viel<br />

gebaut und große Objekte wurden fertiggestellt.<br />

Daraus hat sich kurzfristig ein Angebotsüberhang<br />

ergeben. Mittlerweile hat sich<br />

das aber wieder relativiert, sodass Angebot<br />

und Nachfrage wieder ausgeglichener sind. Es<br />

sind aber weitere größere Stadtentwicklungsgebiete<br />

wie beispielsweise das Brauquartier<br />

geplant, wo künftig wieder ein größeres<br />

Angebot verfügbar sein wird. Natürlich<br />

sind aber auch andere Landeshauptstädte<br />

für Investoren und Anleger sehr spannend,<br />

beispielsweise Linz und Innsbruck, die stärker<br />

in den Fokus rücken.<br />

Wir sind jetzt im „The Metropolitan“. Wie<br />

lange ist es schon in der Vermarktung?<br />

Seit letztem Spätsommer. Das Projekt liegt direkt<br />

beim Hauptbahnhof mit einem phänomenalen<br />

Ausblick und 19 Stockwerken, mit Blickachsen<br />

in alle vier Himmelsrichtungen, sodass<br />

sich Mieter ihre Aussicht aussuchen können.<br />

Abgerundet werden die hochwertig ausgestatteten<br />

Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen<br />

wie einem Co-Working-Bereich, Fitnessstudio<br />

und einer großzügigen Dachterrasse mit Blick<br />

zum Stephansdom. Also eine ideale Kombination<br />

aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit,<br />

was immer stärker nachgefragt wird. Perfekt<br />

ist natürlich auch die öffentliche Anbindung<br />

durch den Hauptbahnhof mit den S-, U- und<br />

42 ImmoFokus


Ihr schnellster Weg zur<br />

individuellen Bürolösung:<br />

myhive-offices.com<br />

myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />

Eine Marke der IMMOFINANZ<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

43


Positionen & Meinungen<br />

„Wir wollen noch digitaler werden und<br />

gehen demnächst mit einer<br />

Kundenserviceplattform online.“<br />

Straßenbahnen sowie Bushaltestellen. Mit<br />

dem nahegelegenen Schweizergarten oder<br />

Helmut-Zilk-Park ist hier also eine perfekte<br />

Kombination aus Nähe zum Stadtzentrum<br />

und zu Naherholungsräumen. Das Haus hat<br />

einiges zu bieten und ist mittlerweile trotz der<br />

beachtlichen Dimension – immerhin haben<br />

wir hier 360 Wohnungen – zum Großteil<br />

vermarktet.<br />

Welche Großprojekte sind derzeit noch in<br />

der Vermarktung?<br />

Wir dürfen bei der Vermarktung von tollen<br />

Projekten in unterschiedlichen Lagen unterstützen.<br />

Neben dem „The Metropolitan“ haben<br />

wir im 22. Bezirk bei der Großenzersdorfer<br />

Straße das Projekt „Der Ballon“ mit über 200<br />

Wohneinheiten in der Vermarktung. Hier<br />

sind neben Single- und Pärchenwohnungen<br />

auch Familienwohnungen bis zu 108 Quadratmeter<br />

Wohnfläche verfügbar. Oder auch im 11.<br />

Bezirk das Projekt „Wohngarten“ – ein Areal<br />

mit ca. 17.900 Quadratmetern und einem<br />

großzügig begrünten Innenhof als unmittelbare<br />

Naherholungsfläche. Dort wurden ca.<br />

680 Wohnungen errichtet, die zwischen 31<br />

und 80 Quadratmeter groß sind.<br />

Karina Schunker,<br />

EHL Wohnen<br />

das Anfang 2023 der Fall sein wird. Wir haben<br />

uns demnach bereits auf eine Umstellung gut<br />

vorbereiten können, indem wir verstärkt und<br />

etwas abgeändert unsere Serviceleistungen<br />

kommunizieren sowie unsere Maßnahmen an<br />

die Bedürfnisse des Auftraggebers anpassen<br />

müssen. Auf der anderen Seite bieten wir<br />

bereits einige Objekte ohne mieterseitige<br />

Provision an, dort bedarf es auch keiner<br />

Umstellung mehr.<br />

Wie empfinden Sie die Leerstandsabgabe?<br />

Auf der einen Seite sehe ich hier einen<br />

immensen Eingriff in die Eigentumsrechte.<br />

Auf der anderen Seite frage ich mich, wer<br />

tatsächlich davon betroffen sein wird. Es wird<br />

nämlich pauschal vermutet, dass Eigentümer<br />

ihre Wohnungen bewusst bestandsfrei halten.<br />

Ich kenne nämlich tatsächlich keinen Investor<br />

oder Anleger, der nicht höchst interessiert<br />

ist, seine Wohnung zu vermieten und einen<br />

etwaigen Leerstand so kurz wie möglich zu<br />

halten. Denn das ist immer ein wirtschaftliches<br />

Thema, da monatlich Betriebskosten zu bezahlen<br />

sind. Außerdem muss aus steuerlicher<br />

Sicht in den meisten Fällen schon aufgrund der<br />

Liebhaberei-Regelung vermietet werden.<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Samstags als<br />

Verkäuferin in<br />

einer Drogerie<br />

während der<br />

Schulzeit.<br />

Wenn Sie das Radio<br />

im Auto aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Meist eine eigene<br />

Playlist mit einer<br />

bunten Vielfalt aus<br />

Pop, Rap und<br />

Rock.<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

James Corden,<br />

denn Lachen ist<br />

gesund.<br />

Wie ist Ihre Meinung zum<br />

Bestellerprinzip?<br />

Es ist in den letzten Jahren immer wieder<br />

darüber gesprochen worden und damit<br />

war es keine große Überraschung, dass das<br />

Bestellerprinzip kommen wird. Die Frage war<br />

eigentlich nur wann, und jetzt wissen wir, dass<br />

Hat sich die Zeitdauer, bis etwas vermietet<br />

oder verkauft wird, verlängert oder<br />

verkürzt?<br />

Wie schon erwähnt, dauert es bei großen<br />

Projekten natürlich immer etwas länger, bis<br />

auch die letzte Wohnung verwertet ist. Bei<br />

Nachvermietungen ist immer unser Ziel,<br />

Ihr größtes Laster?<br />

Zu wenig<br />

Wasser zu<br />

trinken.<br />

44 ImmoFokus


WORDRAP MIT KARINA SCHUNKER<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Abendmensch<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt…<br />

Möglichst viele<br />

besondere<br />

Momente mit<br />

meinen Liebsten<br />

verbringen.<br />

Welches Buch liegt<br />

auf Ihrem Schreibtisch?<br />

Bestandsgebäude.<br />

Chancen und<br />

Herausforderungen<br />

der Zukunft.<br />

Lieblingshobby?<br />

Städte bereisen<br />

und Rätsel in<br />

Escape Rooms<br />

lösen.<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko in Kauf?<br />

Kommt immer<br />

auf die Situation<br />

drauf an, aber<br />

grundsätzlich<br />

ja.<br />

Meinen Kaffee trinke<br />

ich am liebsten…<br />

Obwohl ich<br />

Wienerin bin und<br />

es hier eine tolle<br />

Kaffeehauskultur<br />

gibt, trinke ich<br />

keinen Kaffee.<br />

Wenn Sie zehn Millionen<br />

Euro im Lotto gewinnen würden,<br />

was machen Sie damit?<br />

Karitative Organisationen<br />

unterstützen und in<br />

zukunftsweisende Projekte<br />

gegen den Klimawandel<br />

investieren.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

45


Positionen & Meinungen<br />

innerhalb der dreimonatigen Kündigungsfrist<br />

einen Nachmieter zu finden. Corona hat die<br />

Besichtigungsmöglichkeiten während der<br />

Kündigungsfrist leider etwas erschwert – da<br />

sind wir natürlich auf die Kooperation des<br />

Vormieters angewiesen. Im Eigentumsbereich<br />

hingegen ist das Angebot zurzeit sehr<br />

klein, weshalb sich die Vermarktungsdauer<br />

bei guten Projekten deutlich verkürzt hat.<br />

Die Themen Verdichten, Versiegeln,<br />

Flächenfraß sind Dauerbrenner. Wie ist<br />

Ihre Meinung dazu?<br />

Es braucht immer eine Ausgewogenheit.<br />

Einerseits müssen wir neuen Wohnraum<br />

schaffen, um den Bedarf an Wohnraum zu<br />

decken. Das ist durch die Bebauung von<br />

Greenfields möglich, aber noch wichtiger wäre<br />

andererseits die Aktivierung von Brownfields.<br />

In diesem Zusammenhang bedarf es einfach<br />

neuer grüner Konzepte, die das Thema Nachhaltigkeit<br />

mit einem langfristigen Nutzungsgedanken<br />

vereinen. Wenn beispielsweise<br />

Flächen neu bebaut und versiegelt werden,<br />

sollte gleichzeitig eine angemessene grüne<br />

Maßnahme gesetzt werden, wie beispielsweise<br />

eine Begrünung von Dächern.<br />

Ist Homeoffice noch Thema?<br />

Das Thema Homeoffice ist durch die Coronapandemie<br />

jedenfalls sehr groß geworden,<br />

jedoch sehen wir wieder einen deutlichen<br />

Rückgang bei der Anzahl der Wochentage.<br />

Der Trend und Wunsch nach hybriden und<br />

flexibleren Arbeitsmodellen ist aber deutlich<br />

spürbar. So verschmelzen die Themen Wohnen<br />

und Arbeiten immer mehr ineinander.<br />

Daher sind Projekte mit Co-Working-Spaces<br />

sehr attraktiv, aber auch ein zusätzliches<br />

Arbeitszimmer in der Wohnung ist weiterhin<br />

gefragt.<br />

Angeblich werden vermehrt AirBnB-<br />

Wohnungen zum Arbeiten angemietet …<br />

Das führe ich verstärkt auf den Trend<br />

„Workation“– sprich arbeiten und zugleich<br />

Urlaub machen – zurück. Je nach Möglichkeit<br />

und Arbeitsbereich haben wir nämlich in<br />

den letzten Monaten jedenfalls gelernt, wie<br />

ortsunabhängiges Arbeiten funktioniert.<br />

Daher ist es möglich, von jedem Ort oder jeder<br />

46 ImmoFokus


Energiequellen und raus aus fossilen Brennstoffen<br />

neue Bedeutung. Die besondere Herausforderung<br />

in der Zukunft wird dabei sein,<br />

Bestandsgebäude entsprechend auszurichten<br />

und damit auch zukunftsfit zu machen.<br />

Stadt aus zu arbeiten und nach getaner Arbeit<br />

die jeweilige Umgebung zu erkunden bzw.<br />

Urlaub zu machen.<br />

Wie sehen Sie die Auswirkungen<br />

des Ukraine-Kriegs auf den Wiener<br />

Immobilienmarkt?<br />

Das ist keine einfache Frage und erfordert<br />

einen Blick in die Glaskugel. Jedenfalls hofft<br />

man jeden Tag, dass sich die Situation wieder<br />

bessert und Friede einkehrt. Wir spüren natürlich<br />

den Zustrom von ukrainischen Menschen<br />

und helfen bei der Wohnungssuche, wo wir<br />

nur können. Andererseits sehen wir starke<br />

Auswirkungen im Immobiliensektor durch<br />

die steigenden Energiekosten, von denen jeder<br />

betroffen ist. Dadurch bekommen Themen<br />

wie Energieunabhängigkeit, erneuerbare<br />

Sind Wohnungen mit Gasheizungen<br />

schwerer zu vermieten?<br />

In Kundenterminen wird die Gesamtsituation<br />

vermehrt hinterfragt, auch wie ein Haus<br />

oder eine Wohnung beheizt wird. Dabei ist<br />

das Feedback durchwegs positiv, wenn es<br />

keine Gasheizung gibt bzw. falls doch mit Gas<br />

geheizt wird, wird deutlich öfter eine zukünftig<br />

notwendige Umrüstung bei der Miet- oder<br />

Kaufentscheidung zum Thema. Zurzeit fehlt<br />

es jedoch gerade im urbanen Raum wie<br />

Wien, vor allem bei Altbauobjekten, an einer<br />

gesamtheitlichen Lösung und Alternativen.<br />

Nicht überall sind ein Fernwärmeanschluss,<br />

Tiefenbohrungen oder die Installation einer<br />

Wärmepumpe möglich. Es fehlt hier noch an<br />

Lösungen. Zumindest bis dahin werden auch<br />

weiterhin Wohnungen mit Gasheizungen<br />

verkauft und vermietet werden.<br />

Die EHL nimmt derzeit viele Mitarbeiter<br />

auf. Wie ist die Wachstumsstrategie?<br />

Das Schöne ist, wir dürfen wachsen. Im<br />

Zentrum unserer Dienstleistungserbringung<br />

stehen immer der Mensch und seine Zufriedenheit.<br />

Wir arbeiten täglich daran, mit viel<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

47


Positionen & Meinungen<br />

„Mieter können<br />

derzeit aus<br />

einem großen<br />

Angebot wählen<br />

und sich das<br />

passende Objekt<br />

aussuchen.“<br />

Karina Schunker,<br />

EHL Wohnen<br />

Freude unsere Dienstleistungsqualität hochzuhalten<br />

und unsere Kunden ganz individuell<br />

zu betreuen. Wir reflektieren sehr viel, sind<br />

dynamisch und stellen unsere Prozesse um,<br />

wenn es bedeutet, ein noch besseres Service<br />

anbieten zu können. Sind nämlich unsere<br />

Kunden zufrieden, bin ich davon überzeugt,<br />

dass der Erfolg von selbst kommt.<br />

Insgesamt dürfen wir eine ganze Reihe von<br />

kleinen und großen Projekten sowie zahlreiche<br />

einzelne Wohnungen vermarkten – in<br />

Summe also eine sehr gute Auftragslage.<br />

Derzeit habe ich mit 21 Mitarbeitern ein<br />

schlagkräftiges Team, bin aber immer auf der<br />

Suche nach weiteren motivierten, engagierten<br />

Mitarbeitern. Auch Young Professionals sind<br />

bei uns herzlich willkommen.<br />

Sie sind jetzt ein Jahr Geschäftsführerin.<br />

Wie lautet Ihr Resümee?<br />

Ich konnte mit der Übernahme der Geschäftsführung<br />

meine große Leidenschaft<br />

für Immobilien noch stärker vertiefen.<br />

Mein Zuständigkeitsfeld ist gewachsen<br />

und damit ist mein Berufsalltag noch<br />

vielseitiger und interessanter geworden. Die<br />

größte Freude habe ich jedenfalls daran, in<br />

engem Austausch mit unseren Kunden und<br />

Geschäftspartnern zu sein und mit einem<br />

hoch motivierten Team gemeinsame Ziele<br />

zu verfolgen. Wir wollen uns stets verbessern,<br />

uns neu positionieren und dabei auch<br />

moderner, digitaler werden. Beispielsweise<br />

gehen wir demnächst mit einer Kundenserviceplattform<br />

online, mit der unsere Kunden<br />

schon während des Anmietungs- und Kaufprozesses<br />

mit Zusatzservices und Produkten<br />

rund um den Umzug begleitet werden. Von<br />

Umzugsfirmen und Versicherungsmaklern<br />

über Finanzierungsservices, Internetanbieter<br />

bis Küchen- und Möbelausstatter – wir haben<br />

hier für unsere Kunden ganz besondere<br />

Rabatte und Gutscheine mit den jeweiligen<br />

Unternehmen ausverhandeln können. Damit<br />

möchten wir unsere Dienstleistung optimal<br />

abrunden und Kunden noch intensiver bei<br />

der gesamten Umzugsplanung unterstützen.<br />

All das mitgestalten zu können, macht mir<br />

sehr viel Spaß, und ich darf diesen Sommer<br />

darauf anstoßen, bereits zehn Jahre ein Teil<br />

der EHL-Familie sein zu dürfen.<br />

Was sind Ihre Ziele für die nächsten fünf<br />

Jahre, sowohl beruflich als auch privat?<br />

Beruflich freue ich mich auf weiterhin<br />

spannende und erfolgreiche Jahre bei der EHL<br />

und darauf, gemeinsam mit herausragenden<br />

Kollegen ganz viel Neues zu gestalten. Ich<br />

komme wirklich tagtäglich mit sehr viel<br />

Freude zur Arbeit, was ja auch nicht selbstverständlich<br />

ist. Privat plane ich derzeit vor allem<br />

meine Hochzeit, die im kommenden Jahr<br />

stattfinden soll.<br />

48 ImmoFokus


Karina Schunker<br />

Karina Schunker startete ihre Karriere in der EHL-Gruppe vor zehn Jahren<br />

im Vertrieb von Miet- und Eigentumswohnungen. 2019 wurde ihr für<br />

EHL Wohnen die Prokura verliehen und übernahm die Bereichsleitung<br />

des Eigentums- und Vorsorgewohnungsvertriebs und im Juni 2021 die<br />

Geschäftsführung der EHL Wohnen.<br />

Schunker studierte berufsbegleitend an der FH Wien Immobilienwirtschaft<br />

und Immobilienmanagement und schloss dort auch ihr Masterstudium<br />

erfolgreich ab. Sie ist Member of the Royal Institution of Chartered<br />

Surveyors, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Nachhaltige Immobilienwirtschaft sowie Mentorin an der FH Wien.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

49


Positionen & Meinungen<br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Jenni<br />

Wenkel<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

50 ImmoFokus


Herausforderung<br />

angenommen<br />

Karriereschritt. Im Interview spricht Jenni Wenkel über ihren<br />

Wechsel zur Union Investment, Nachhaltigkeit und warum sie ihr<br />

Gemüse selber anbaut.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

I<br />

m Hansen herrscht geschäftiges Treiben.<br />

Obwohl es bereits 14 Uhr ist, ist das<br />

Lokal gesteckt voll. Eine Duftwolke des<br />

Blumengeschäfts Lederleitner, mit dem<br />

sich das Restaurant das Untergeschoss der alten<br />

Börse teilt, hüllt uns bereits beim Betreten ein<br />

und mischt sich mit dem Geruch frisch gekochten<br />

Essens. Ein flinker Kellner huscht an uns<br />

vorbei, während uns ein weiterer begrüßt und<br />

zu unserem Tisch bringt. Schnell sind wir Teil<br />

der ungewohnten Geräuschkulisse. Jenni Wenkel<br />

ist hier Stammgast. „Das Hansen ist quasi<br />

meine Kantine“, zwinkert sie mir zu, die Speisekarte<br />

kennt sie auswendig.<br />

Nach 13 Jahren in unterschiedlichen Positionen<br />

in der ERSTE Bank Group, ist sie im September<br />

2021 als Vorstandsmitglied in die Union Investment<br />

Real Estate Austria gewechselt. Nach<br />

den ersten Monaten im neuen Job zieht sie ein<br />

positives Resümee: „Ich bin sehr froh, dass ich<br />

den Schritt gemacht habe, und fühle mich beruflich<br />

angekommen, der Job ist wie auf mich<br />

zugeschnitten.“ Auf ihrem Wunschzettel an<br />

die neue berufliche Herausforderung standen<br />

selbständiges Arbeiten, Entscheidungen treffen<br />

zu können und ein Team zu führen. Auch<br />

wollte sie weiter in Wien leben und arbeiten.<br />

Ihr deutscher Akzent ist auch nach 20 Jahren<br />

unüberhörbar. „Das ist auch was Schönes“,<br />

lacht die gebürtige Rheinländerin. „Ich kann<br />

jetzt weiter dieses korrekte, strenge und<br />

manchmal pingelige Deutsche mit dem österreichischen<br />

Entspannteren, Gemütlicheren<br />

verbinden.“ 2021 wurde sie von ihrem jetzigen<br />

Vorgesetzten angesprochen, ob sie nicht Teil<br />

des Teams werden wollte. „Und ich wollte“, so<br />

Wenkel. „Einige Kollegen in der Union Investment<br />

kenne ich seit zehn Jahren. Sie haben mir<br />

von Anfang an das Gefühl vermittelt, dass es<br />

Spaß macht, mit ihnen und für die Union Investment<br />

zu arbeiten. Schließlich sind manche<br />

Kollegen selber seit knapp 20 Jahren im Unternehmen.“<br />

Wenig Fluktuation, ein Mutterkonzern<br />

in Hamburg, ein Mega-Karriereschritt<br />

und die Sichtbarkeit des Vorstandspostens<br />

überzeugten sie schnell, wechseln zu wollen.<br />

Wir stoßen mit einem Gläschen Prosecco darauf<br />

an.<br />

Neue Aufgaben<br />

Unsere Vorspeise wird gebracht. Wenkel hat<br />

einen orientalischen Teller mit Hummus,<br />

Falafel, Oliven und Paprikadip bestellt, ich<br />

ein Rote-Rüben-Risotto. Während ich genüsslich<br />

mein Risotto esse, ist Wenkel mit dem<br />

Beantworten weiterer Fragen beschäftigt.<br />

„Seitens der Union Investment bin ich mit<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

51


Positionen & Meinungen<br />

„Wir haben uns<br />

mit allen Mietern<br />

gut einigen<br />

können.“<br />

Jenni Wenkel<br />

Union Investment Real Estate Austria<br />

Wenkel. „Aber das sind nicht meine Lorbeeren,<br />

das haben die Kollegen sehr gut gemanagt.“<br />

Im Vorstand hat sich ein neues, junges Team<br />

zusammengefunden. Die drei Vorstände sind<br />

letztes Jahr in diese Positionen gewechselt.<br />

„Ich betreue das Investment-Management,<br />

meine Kollegin Petia Zeiringer ist schon lange<br />

im Konzern und hat intern Karriere gemacht,<br />

sie ist für das Fondsmanagement zuständig.<br />

Stefan Süschetz, der auch einmal in der Erste<br />

Immobilien KAG war, hat das Risikomanagement<br />

über. Wir passen gut zusammen, und das<br />

erzeugt eine unglaubliche Dynamik.“<br />

zwei Aufgaben losgeschickt worden: einerseits<br />

deutlich mehr am Markt anzukaufen<br />

und zu investieren, aber auch die Union Investment<br />

in Österreich sichtbarer zu machen“,<br />

erklärt Wenkel ihre Doppelfunktion. „Ich bin<br />

Vorstand im immofonds 1 und damit direkt<br />

verantwortlich vor Ort, aber auch Investmentmanagerin<br />

für alle anderen Union-Investmentfonds,<br />

die hier in Österreich investieren.<br />

Das ist schon eine Bandbreite.“<br />

Zittern in der Pandemie<br />

Wie der immofonds 1 durch die Pandemie gekommen<br />

sei, will ich wissen. „Erstaunlich gut“,<br />

antwortet Wenkel. „Wir sind divers aufgestellt.<br />

Die große Sorge am Anfang der Pandemie waren<br />

die Büromieten und dass diese hinuntergehen,<br />

wenn Flächen zurückgegeben werden.<br />

Man hat von großen Veränderungen in der<br />

Bürolandschaft gesprochen und dass man in<br />

Zukunft nur noch 50 Prozent der Büros brauchen<br />

wird. Die große Sorge war da berechtigt,<br />

weil wir über 50 Prozent in Büros investiert<br />

sind. Gott sei Dank hat sich das Szenario nicht<br />

bewahrheitet. Es ist nicht eingetreten, dass wir<br />

weniger Flächenabsatz haben. Mittlerweile<br />

sind aber die Anforderungen an die Flächen<br />

andere. Auch wenn vermehrt im Homeoffice<br />

gearbeitet wird, so wird nicht weniger Fläche<br />

gebraucht, sie wird nur anders genutzt.“<br />

Die Union Investment ist auch in den Assetklassen<br />

Logistik, Retail, Fachmarkt, Wohnen und Hotel<br />

investiert. „Im immofonds 1 haben wir uns in<br />

der Pandemie in den Bereichen Hotel und Retail<br />

mit allen Mietern gut einigen können“, erzählt<br />

Nachdem die Union Investment Real Estate<br />

Austria AG ein Sonderkreditinstitut ist und<br />

wir FMA-zertifiziert sind, musste ich bei der<br />

FMA den Fit-&-Proper-Test machen“, lacht<br />

Wenkel „Ich habe schon lange nicht mehr so<br />

viel gelernt, aber das neue Wissen hat mich<br />

auch gereizt.“<br />

Die Dynamik des ESG<br />

Wenkel sieht derzeit eine starke Dynamik im<br />

Markt, die durch die EU-Taxonomie und ESG<br />

ausgelöst worden ist. „Es ist vergleichbar mit<br />

dem Bio-Trend, das hat vor 20 Jahren mit den<br />

Bio-Läden angefangen, und jetzt ist Bio in allen<br />

Supermärkten vertreten“, so Wenkel. „Jetzt<br />

heißt der Trend ESG, da stehen wir auch am<br />

Anfang, und wir müssen einen einheitlichen<br />

Standard finden, der fehlt noch.“<br />

Nachhaltigkeit<br />

„Wir sind seit letztem Juli auch Artikel-8-Fonds<br />

und unterstellen uns den Nachhaltigkeitskriterien“,<br />

so Wenkel weiter. „Ich glaube ernsthaft,<br />

52 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

<strong>53</strong>


Positionen & Meinungen<br />

Jenni Wenkel<br />

Studium der Architektur, Immobilienökonomie, Certified Real Estate<br />

Investment Analyst. Seit 1. September 2021 ist Jenni Wenkel Mitglied<br />

des Vorstandes der Union Investment Real Estate Austria AG und für das<br />

Investment Management des „immofonds 1“ und der weiteren Immobilienfonds<br />

von Union Investment in Österreich verantwortlich. Die gebürtige<br />

Rheinländerin lebt und arbeitet seit über 21 Jahren in Wien. Darüber<br />

hinaus ist sie Vorstandsvorsitzende der Royal Institution of Chartered<br />

Surveyors (RICS).<br />

Die Zukunft<br />

Während unsere Hauptspeisen serviert werden,<br />

frage ich, wo Wenkel die größte Dynamik<br />

sehe. Meine Interviewpartnerin hat ein Chorizo-Risotto<br />

bestellt, ich einen im Ganzen gebratenen<br />

Freiner-Biosaibling mit Petersilerdäpfeln<br />

und kleinem grünen Salat. „Vor dem<br />

Ukraine-Krieg hätte ich gesagt, dass es einen<br />

starken Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

gibt und auch bei der Verwendung von Plastik,<br />

beim Tierwohl, bei den Lieferwegen, und wie<br />

das alles zusammenhängt, weitergeht“, so<br />

Wenkel. „Das wird jetzt alles ausgebremst und<br />

überschattet, aber ich hoffe sehr, dass dieser<br />

Trend weitergeht.“ Die Vorständin selbst setzt<br />

auf Umweltschutz und Bio-Lebensmittel. „Ich<br />

habe ein Selbstversorgerbeet und baue mein<br />

Gemüse selber an“, verrät die begeisterte Hobbygärtnerin.<br />

„Das macht mir großen Spaß und<br />

erdet mich im wahrsten Sinne des Wortes.“<br />

dass wir um das Thema nicht herumkommen.<br />

Hätten wir, wie vorher erwähnt, einheitliche<br />

Standards, dann könnten wir als Branche<br />

am gleichen Strang ziehen.“ Das ESG-Thema<br />

treibt bereits erste Blüten. „Wir haben jetzt<br />

eine Immobilie verkauft, weil sie ESG-mäßig<br />

nicht weiter zu uns passt, gekauft hat sie ein<br />

Nachhaltigkeitsfonds“, so die Vorständin.<br />

„Das hat uns natürlich überrascht. Aber es hat<br />

jeder andere Kriterien, nach denen er kauft.“<br />

Wenkel ist auch RICS-Vorstandsvorsitzende.<br />

„Da diskutieren wir unter anderem, wie sich<br />

ESG-Kriterien auf die Bewertungen auswirken<br />

werden. Unsere erste Interpretation war, dass<br />

der Markt auseinanderfallen wird, und sich<br />

verschiedene Lager bilden. Für uns gesprochen<br />

können wir gar keine Objekte mit C-/- oder<br />

D-Rating ankaufen, sehen aber, dass es den<br />

privaten Investoren derzeit noch nicht wichtig<br />

ist. Sollte es aber, denn die Immobilie soll ja<br />

handelbar sein.“<br />

Doch zurück zu den Finanzen. Offene Immobilienfonds<br />

erzielen hierzulande Jahr für Jahr<br />

Rekordmittelzuflüsse. Warum die Beliebtheit?<br />

„Wir hatten in den letzten Jahren dieses konstant<br />

niedrige Zinsniveau“, antwortet Wenkel.<br />

„Damit waren die Fonds eine klassische Alternative<br />

zum Sparbuch.“ Interessant wird es,<br />

wenn die EZB in nächster Zeit die Zinsen anheben<br />

wird. „Dann wird sich zeigen, wie sich das<br />

auf die Mittelzuflüsse auswirken wird“, erzählt<br />

sie weiter. „In den letzten Jahren mussten wir<br />

Kontingentphasen einführen, weil wir nicht<br />

hinterherkamen, die Gelder gewinnbringend<br />

und wirtschaftlich sinnvoll zu veranlagen.“<br />

Hat es im Fonds gröbere Änderungen bei<br />

der Gewichtung der Assetklassen gegeben?<br />

Wurde vielleicht etwas Risiko rausgenommen?<br />

„Rausgenommen nicht“, so Wenkel.<br />

„Nachdem die Märkte immer überlasteter<br />

sind und immer mehr Privat-Institutionelle<br />

in die Märkte drängen, haben wir versucht,<br />

unsere Asset-Location zu erweitern. Die<br />

Union Investment achtet darauf, dass die<br />

54 ImmoFokus


Lokal<br />

„Die Kombination aus Asset- und<br />

Investmentmanagement verlangt<br />

nach Expertise und die kann ich<br />

miteinbringen.“<br />

Jenni Wenkel<br />

Union Investment Real Estate Austria<br />

DAS SAGT DER FALSTAFF<br />

Seit Jahren eine verlässliche Adresse für<br />

moderne Regionalküche mit internationalen<br />

Akzenten. Anita und Leo Doppler sind<br />

perfekte Gastgeber, und das Ambiente in<br />

der ehemaligen Börse ist ohnehin ein Traum.<br />

(86 Punkte, 2 Gabeln)<br />

DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />

Es gibt eine kleine, feine Auswahl an Speisen,<br />

Spezialität des Hauses sind die verschiedenen<br />

Risottos. Das Ambiente ist außergewöhnlich,<br />

durch die hohe Decke hallt es ein bisschen,<br />

und es hat einen entsprechenden Geräuschpegel.<br />

Alles in allem eine angenehme Stimmung<br />

und gutes Essen.<br />

Restaurant Hansen<br />

Wipplingerstraße 34 – 1010 Wien<br />

treuhändisch verwalteten Gelder optimal<br />

und risikoarm veranlagt werden. Ideal wäre<br />

die Core-Büroimmobilie, innerstädtisch und<br />

langfristig vermietet. Da es die aber immer<br />

seltener gibt, müssen wir uns breiter aufstellen.<br />

Derzeit sehen wir uns zum Beispiel die<br />

Assetklasse Seniorenimmobilien an.“<br />

Neue Assetklassen<br />

Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

ist es in Deutschland einfacher, in eine Seniorenimmobilie<br />

einzusteigen. „In Österreich<br />

ist es noch schwierig, ich bin aber fest davon<br />

überzeugt, dass immer mehr Projektentwickler<br />

sich auf das Thema setzen.“<br />

Beim Granny-Smith-Apfelsorbet mit Prosecco<br />

sprechen wir über das Thema Revitalisierung<br />

im Bestand, also selber sanieren statt<br />

rausdrehen. Das ist ein Thema, das immer<br />

mehr auf die Branche zukommt, vor allem<br />

unter der Prämisse, das Renditeniveau zu<br />

halten. „Die Punkte Manage-to-Green und<br />

Manage-to-Core sehe ich als herausfordernd<br />

und spannend. Mit dem Bestand zu arbeiten,<br />

die Kombination aus Asset- und Investmentmanagement<br />

verlangt nach Expertise,<br />

und die kann ich nach der Zeit in der Erste<br />

Bank miteinbringen“, so Wenkel. Ein heißes<br />

Thema, denn vor ein paar Jahren hätte jeder<br />

gesagt, die Renditen können nicht weiter<br />

runter gehen.<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag bis Freitag: 9 bis 23 Uhr<br />

(Küche bis 21.30 Uhr)<br />

Samstag: 9 bis 16 Uhr<br />

(Küche bis 15 Uhr)<br />

Sonn- und Feiertag geschlossen.<br />

www.hansen.co.at<br />

ImmoFokus Restaurantguide<br />

17<br />

PUNKTE<br />

Essen:<br />

Service:<br />

Weinkarte:<br />

Ambiente:<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

55


ImmoFokus.Rubrik<br />

Wein &<br />

Immobilien<br />

Frisch von der Leber weg<br />

Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug im 44. Stock<br />

des Millennium-Towers mit den Geschäftsführern der teamneunzehn-Gruppe<br />

Markus Ringsmuth und Kevin Dzieza.<br />

Kunden wünschen<br />

sich Gesamtpakete<br />

Streben nach Erfolg. teamneunzehn setzt eine umfassende Betreuung von Vermittlung bis<br />

Hausverwaltung. Warum das für ein nachhaltiges Wachstum gesorgt hat, erzählen die Geschäftsführer<br />

bei ein paar guten Achterln.<br />

Kolumne: Lisa Grüner<br />

Pe rspektivenwechsel sind spannend,<br />

vor allem, wenn es sich um ein paar<br />

Stockwerke handelt. Und so brachte<br />

die „Reise“ vom 17. Stock des Millennium-Towers<br />

in den 44. nicht nur interessante<br />

Gesprächspartner, sondern auch besondere<br />

Ausblicke. Das Interview mit Weinverkostung<br />

im Büro von teamneunzehn durchzuführen,<br />

erwies sich als gute Idee mit neuen Rundumblicken<br />

in höchster Höhe bei strahlendem Sonnenschein.<br />

Als ersten Wein öffnen wir einen Weinviertel<br />

DAC Classic, 2021 vom Weingut Hagn.<br />

Der elegante, fruchtige Weißwein zeigt sich<br />

würzig in der Nase und am Gaumen, mit einem<br />

typischen „Veltlinerpfefferl“ und einem angenehmen<br />

Abgang mit animierender Säure und<br />

passt perfekt zum frühlingshaften Wetter.<br />

Auswirkungen des Bestellerprinzips<br />

Als erstes Thema drängt sich die Neueinführung<br />

des Bestellerprinzips auf. „Wie wird der<br />

Markt reagieren?“, will ich wissen. Markus<br />

Ringsmuth, Gesellschafter und Geschäftsführer<br />

von teamneunzehn geht von einem<br />

weiterführenden, guten Geschäft aus: „Wir<br />

haben uns auf die Situation gut vorbereitet“,<br />

erzählt er. „Kurzfristig werden wir das alle<br />

spüren, aber mittel- und langfristig wird der<br />

Vertrieb eine höhere Wertschätzung bekommen.“<br />

Teamneunzehn vermittelt jetzt schon<br />

viele institutionelle Objekte für den Mieter<br />

provisionsfrei.<br />

„Zukünftig ist es zu wenig, nur Vermittler<br />

sein zu wollen“, so Kevin Dzieza, Geschäftsführer<br />

von teamneunzehn. „Deswegen setzen<br />

wir verstärkt auf Beratung. Das sichert<br />

uns Folgegeschäfte mit den Abgebern.“<br />

Dzieza geht davon aus, dass viele versuchen<br />

werden, anfangs ihre Immobilie selbst<br />

zu vermarkten, und dann lernen werden,<br />

wie aufwändig das ist. „Es ist auch davon<br />

auszugehen, dass die Fluktuation höher<br />

wird, denn für viele Mieter war die bezahlte<br />

Maklerprovision ein Grund, länger in einer<br />

Wohnung zu bleiben.“<br />

Eine weitere Auswirkung des Bestellerprinzip<br />

wird sein, dass sich viele Anleger aus dem<br />

Vermietungsmarkt, der dem Mietrechtsgesetz<br />

(MRG) unterliegt, zurückziehen. „Es<br />

wird starke Portfolioumstrukturierungen<br />

geben“, so Ringsmuth. „Raus aus dem Altbau,<br />

rein in den Neubau.“<br />

Neue Projekte<br />

„Am Donaukai, ein Mietwohnprojekt mit<br />

über 400 Wohnungen, sind die Übergaben<br />

unserer Hausverwaltung nach erfolgreicher<br />

Vermietung an die ersten Mieter erfolgt, viele<br />

weitere spannende Projekte befinden sich bereits<br />

in den Startlöchern“, so Dzieza. „Bei der<br />

Seeoase Velm haben wir bereits den Großteil<br />

verkauft.“ Wasser und die Möglichkeit des<br />

Homeoffice zieht immer mehr Menschen aufs<br />

Land. In Grafenwörth entsteht ein privat angelegter<br />

See und Häuser auf Eigengrund. „300<br />

Lkw Aushub waren für den See notwendig.<br />

Jetzt entsteht dort ein sehr spannendes Projekt<br />

mit 207 Häusern. Vor allem im Frühjahr<br />

und Sommer wird der Verkauf dort boomen.“<br />

Derzeit wird der erste Bauabschnitt gebaut,<br />

insgesamt sind fünf geplant.<br />

Darauf stoßen wir mit einem Sauvignon<br />

blanc, 2021 Südsteiermark DAC von Domaines<br />

Kilger an. Bei diesem Wein haben Hans<br />

Kilger und Walter Polz im Zeichen des steirischen<br />

Weins ihre Kräfte gebündelt. Der Sauvignon<br />

blanc ist trocken, würzig, mit einer<br />

floralen Note und holzig im Abgang. Dabei<br />

erzählt Ringsmuth stolz über das Jahr 2021:<br />

56 ImmoFokus


Die Weine<br />

Weinviertel DAC Classic, 2021,<br />

Weingut Hagn<br />

www.hagn-weingut.at<br />

Sauvignon blanc, 2021,<br />

Südsteiermark DAC, Domaines Kilger<br />

www.domaines-kilger.com<br />

Rotgipfler Ried Saxerl, 2019,<br />

Die Schwertführerinnen<br />

www.dieschwertfuehrerinnen.at<br />

Top Sigrid, 2017,<br />

Die Schwertführerinnen<br />

www.dieschwertfuehrerinnen.at<br />

„Wir haben 2350 Objekte vermittelt, im<br />

freifanzierten Bereich ist das Marktrekord.<br />

Dieses Jahr wollen wir die 3000er-Marke<br />

knacken.“ Bei teamneunzehn setzt man auf<br />

gute Kundenbeziehungen und Stammkundenpflege.<br />

„Wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />

ist uns sehr wichtig“, so Dzieza. „Wir werden<br />

in Kauf- und Verkaufstransaktionen<br />

eingebunden und können unsere Expertise<br />

abgeben, wenn ein Projekt in Planung geht<br />

bzw. bei der technischen Planung für die<br />

Hausverwaltung.“ Dzieza sieht sich hierbei<br />

als Sparringspartner für den Kunden.<br />

Ausbau der Hausverwaltung<br />

Der nächste zu verkostende Wein ziert sich<br />

mit dem klingenden Namen „Die Schwertführerinnen“.<br />

Die Schwestern Kerstin und<br />

Sigrid Schwertführer aus Soos/Thermenregion<br />

geben dem Wein eine weibliche Note<br />

und betreiben auch einen Heurigen. Wir<br />

öffnen einen Rotgipfler Ried Saxerl, der sich<br />

im Glas strahlend Gelb, am Gaumen mineralisch<br />

und mit einer feinen Frucht nach<br />

reifen Äpfeln und Mango zeigt. Ringsmuth<br />

schwenkt zum Thema Hausverwaltung.<br />

„Wir konnten knapp 400.000 Quadratmeter<br />

dazugewinnen“, erzählt er. „Eine Million<br />

Quadratmeter haben wir in der aktiven Verwaltung,<br />

daher haben wir im 10. Stock des<br />

Millennium-Towers für unsere 50 Mitarbeiter<br />

noch eine Bürofläche dazu genommen.“<br />

Insgesamt sind derzeit 104 Mitarbeiter in der<br />

Gruppe beschäftigt. Froh ist man, mit Michaela<br />

Hofbauer (MRG-Abteilung) und Markus<br />

König (WEG-Abteilung) zwei sehr erfahrende<br />

leitende Immobilienmanager an Bord geholt<br />

zu haben. Neu ist auch der Einsatz der eigenen<br />

Teamneunzehn-Immobilien-App, um mehr<br />

Transparenz in der Immobilienverwaltung zu<br />

schaffen. Stolz sind die beiden Geschäftsführer<br />

auch auf den Teamgeist ihrer Mitarbeiter.<br />

„Fehler werden von allen gemeinsam ausgebessert,<br />

das schätzen unsere Kunden“, so<br />

Dzieza. Das Zusammenspiel wird auch beim<br />

Copa Real des ImmoFokus unter Beweis gestellt.<br />

„Da sind wir als Team wieder fix dabei<br />

und streben den Titel an.“<br />

Zum Ausklang öffnen wir einen Top Sigrid,<br />

2017, ebenfalls von Die Schwertführerinnen.<br />

Der Duft nach reifen Zwetschken und<br />

Kirschen erfreut bereits vor dem ersten<br />

Schluck. Im Glas präsentiert sich der Top<br />

Sigrid mit dunklen Beerenfarben und überzeugt<br />

mit einem kräftigen Körper und feiner<br />

Mineralik. „Ich glaube, dass die nächsten<br />

Jahre spannend werden“, so Ringsmuth.<br />

„Die EU-Richtlinien, ESG und Klimaziele,<br />

neue österreichische Gesetze und die starke<br />

Nachfrage nach Immobilien erzeugen Veränderung<br />

und neue Marktvoraussetzungen<br />

und verlangen Anpassung und Dynamik<br />

von den Playern. Vor allem da ein gewisser<br />

Veranlagungsdruck vorhanden ist.“<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

57


GEBÄUDE<br />

mit Geschichte -<br />

GESCHICHTEN<br />

über Gebäude<br />

(Folge 3)<br />

Zum Autor<br />

Otmar Lahodynsky war Journalist beim „profil“, EU-Korrespondent<br />

der „Presse“ und Außenpolitik-Chef beim<br />

„Kurier“. Er ist Ehrenpräsident der „Association of European<br />

Journalists“ (AEJ) und Dr-Karl-Renner-Preisträger.<br />

Der Nato-Amtssitz in Brüssel<br />

Das neue Hauptquartier der Nato in Brüssel ist groß genug für die Aufnahme neuer Mitglieder.<br />

Kommentar: Otmar Lahodynsky<br />

Errichtet als niedriger Plattenbau nach der Übersiedlung aus Paris 1967,<br />

entsprach das alte Hauptquartier der Nato in Brüssel längst nicht mehr<br />

den Anforderungen an ein modernes Bürogebäude. Zudem hatte sich die<br />

Zahl der Mitglieder des Nordatlantik-Paktes über die Jahrzehnte von 15<br />

auf 30 verdoppelt. Daher wurde gleich gegenüber nahe dem Flughafen<br />

Zaventem ein modernes Verwaltungszentrum gebaut und 2017 eröffnet.<br />

Das neue Gebäude beherbergt auf rund 245.000 Quadratmetern Büros<br />

für 4.000 Mitarbeiter und Diplomaten, ein Rechen- und Konferenzzentrum,<br />

Restaurants sowie Sport- und Freizeitanlagen. Über Sicherheitseinrichtungen<br />

wie Luftabwehr wird nichts verraten. Doch was bekannt ist,<br />

ist, dass es ausreichend Platz für Neuzugänge gibt. Seit dem Krieg Russlands<br />

gegen die Ukraine wollen auch die bislang neutralen Länder Finnland<br />

und Schweden dem westlichen Verteidigungsbündnis beitreten.<br />

Das US-amerikanische Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill<br />

LLP und die belgische Architektenvereinigung ASSAR Architects<br />

gewannen 20<strong>03</strong> den internationalen Wettbewerb für das neue Nato-<br />

Hauptquartier. Das Gebäude besteht aus ineinander verschränkten<br />

Bauteilen und soll so Kooperation symbolisieren. Die Baukosten betrugen<br />

750 Millionen Euro, die Gesamtkosten über 1,1 Milliarden Euro.<br />

Sie wurden von den Mitgliedsstaaten anteilig übernommen. Auch Österreich<br />

ist in dem Gebäude mit einer Vertretung präsent, da wir an der<br />

militärischen Kooperation, etwa im Rahmen der „Partnerschaft für den<br />

Frieden“, teilnehmen.<br />

Mein erster Besuch im alten Hauptquartier erfolgte im Jahr 1988, als<br />

noch die Sowjetunion, der langjährige Hauptgegner des Bündnisses,<br />

existierte. Ich fragte damals, wie viele der zu dieser Zeit 2.000 Beamten<br />

russisch beherrschten. Insgesamt fünf, hieß es, was mich damals doch<br />

erstaunte. Nach dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 ging<br />

alles sehr schnell. Eröffnet wurden Kooperationsbüros mit den alten<br />

Mitgliedern des aufgelösten „Warschauer Pakts“, die bald darauf Nato-<br />

Mitglieder wurden. Österreichs Außenminister Alois Mock besuchte die<br />

Nato erstmals 1991 mit großen Berührungsängsten: Das Treffen mit dem<br />

damaligen Nato-Chef Manfred Wörner fand nicht im Hauptquartier,<br />

sondern auf neutralem Boden in der bilateralen Botschaft Österreichs in<br />

Brüssel statt.<br />

Ende 1991 nahm ich an der historischen Pressekonferenz im alten Nato-<br />

Hauptquartier teil, bei der ein russischer Diplomat das Ende der Sowjetunion<br />

verkündete und einen Brief von Boris Jelzin verlas. Dieser nannte<br />

darin eine spätere Mitgliedschaft Russlands in der Nato ausdrücklich als<br />

Option. Es sollte anders kommen.<br />

Bei der Eröffnung des Gebäudes im Mai 2017 forderte der damalige<br />

US-Präsident Donald Trump bei seinem ersten Nato-Gipfel von allen<br />

Mitgliedsländern mehr Verteidigungsausgaben. Wladimir Putin beendete<br />

bald darauf die militärische Kooperation Russlands im Rahmen<br />

der „Partnerschaft für den Frieden“. Inzwischen herrscht zwischen<br />

Russland und der Nato wieder Eiszeit. Und das westliche Bündnis erlangte<br />

durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder höchste<br />

Bedeutung.<br />

Fotos: Nato<br />

58 ImmoFokus


Advertorial<br />

Mieterinvestition<br />

Die Umsatzsteuer. Sie sollte nicht vergessen werden.<br />

Fotos: zhu difeng/AdobeStock, Michael Königshofer<br />

Abschlüsse von Mietverträgen inkludieren<br />

häufig auch Regelungen<br />

zu Mieterinvestitionen. Sind beide<br />

Parteien umsatzsteuerliche Unternehmer<br />

(zum Beispiel bei Vermietung, Geschäftslokal<br />

oder Büro), stellt sich die Frage, ob es durch<br />

die Mieterinvestition zu einem (zusätzlichen)<br />

Leistungsaustausch zwischen Mieter und Vermieter<br />

kommt.<br />

Ein Leistungsaustausch liegt jedenfalls vor,<br />

wenn der Mieter die Investition durchführt,<br />

um den Mietvertrag zu bekommen. Wird<br />

vereinbart, dass für die Mieterinvestition<br />

das monatliche Mietentgelt reduziert wird,<br />

so liegt ein tauschähnlicher Umsatz vor. Der<br />

Vermieter hat daher in die Bemessungsgrundlage<br />

nicht nur die in Geld vereinbarte<br />

Miete, sondern auch den anteiligen monatlichen<br />

Tauschwert einzubeziehen. Umgekehrt<br />

erbringt der Mieter an den Vermieter ebenfalls<br />

eine Leistung. Die Leistung des Mieters<br />

an den Vermieter wird im Regelfall mit Übertragung<br />

der Verfügungsmacht erbracht (zum<br />

Beispiel bei Beendigung des Mietverhältnis-<br />

www.leitnerleitner.com<br />

ses und Rückstellung des Mietobjekts samt<br />

der Mieterinvestition).<br />

Eigenverbrauch bei Zurücklassen<br />

von Gegenständen<br />

Aber auch wenn keine Verpflichtung vorliegt,<br />

kann ein umsatzsteuerlicher Tatbestand vorliegen.<br />

In einem kürzlich entschiedenen Fall<br />

hatte ein Restaurantbetreiber das Recht, aber<br />

nicht die Verpflichtung, bestimmte Investitionen<br />

durchzuführen (Bundesfinanzgericht<br />

(BFG) 17.1.<strong>2022</strong>, GZ RV/7101588/2015). Eine<br />

Reduktion der Miete oder eine Ablöse bei<br />

Beendigung des Mietvertrags waren nicht<br />

vereinbart. Der Mieter errichtete auf eigene<br />

Kosten einen Wintergarten und schaffte eine<br />

Buffetanlage und dazugehörige Maschinen<br />

(zum Beispiel einen Dunstabzug) an. Bei<br />

der (vorzeitigen) Beendigung des Mietvertrags<br />

sind die Gegenstände dann ohne<br />

Ablöse zurückgeblieben. Wäre eine Ablöse<br />

vereinbart gewesen, so wäre es zu einer umsatzsteuerpflichtigen<br />

Lieferung in Höhe des<br />

vereinbarten Entgelts (Ablöse) gekommen.<br />

Da die Gegenstände im vorliegenden Fall<br />

+43 1 718 98 90<br />

harald.galla@leitnerleitner.com<br />

A 1<strong>03</strong>0 Wien, Am Heumarkt 7<br />

unentgeltlich übergegangen sind, lag laut<br />

Bundesfinanzgericht ein Eigenverbrauch vor.<br />

Ein Eigenverbrauch liegt nicht nur bei Überführung<br />

ins Privatvermögen vor, sondern bei<br />

jeglicher Verwendung eines Gegenstands für<br />

Zwecke außerhalb des Unternehmens oder<br />

bei unentgeltlichen Zuwendungen für Zwecke<br />

des Unternehmens. Der Mieter musste<br />

daher nachträglich 20 Prozent Umsatzsteuer<br />

abführen. Die Bemessungsgrundlage sind die<br />

Selbstkosten zum Zeitpunkt des Eigenverbrauchs<br />

(das heißt in der Regel der Restwert).<br />

Um die grundsätzliche Neutralität der<br />

Umsatzsteuer zu erreichen, kann in einem<br />

solchen Fall nach Paragraph 12 Absatz 15<br />

des Umsatzsteuergesetzes die auf den Eigenverbrauch<br />

entfallende Umsatzsteuer dem<br />

Vermieter in Rechnung gestellt werden. Dieser<br />

hat nach den allgemeinen Regeln einen<br />

Vorsteuerabzug.<br />

Harald Galla,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />

LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />

Immobilientransaktionen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

59


Zum Autor<br />

Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />

und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real<br />

Estate Asset Management Association.<br />

Livestyle-Allergene<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

Ich habe quasi keine Unverträglichkeiten: ich bin gluten- und<br />

laktosetolerant, Nüsse und Sojaprodukte tun mir nichts- das Menü<br />

Nummer S23 mit scharfer Soße beim Chinesen um die Ecke schmeckt<br />

mir folgenlos.<br />

Alleinig bei zwei Ereignissen bekomme ich einen stark juckenden<br />

inneren Ausschlag: Volksmusik und politisch korrekte Rechthaberei.<br />

Umpapamusik muss nicht näher beschrieben werden. Wenn jedoch<br />

jeder woke Checker bei dem Versuch etwas Besonderes zu sein, seine<br />

Wortspende mit diversen flashy Hashtags versieht, um andere zu belehren,<br />

fehlt mir das Verständnis.<br />

Wo fängt Diskriminierung an?<br />

In der Identitätsdebatte wird manchen<br />

unterstellt, der Grad einer Diskriminierung<br />

träte an die Stelle des Leistungsprinzips,<br />

der darüber entscheiden solle,<br />

an welcher Stelle im Leben man landet.<br />

Es hat lange genug gedauert, bis die<br />

Ständegesellschaft des Mittelalters<br />

überwunden war und die Erkenntnis<br />

kam, dass es völlig egal ist, wo man herkommt,<br />

welche Hautfarbe man hat oder<br />

welchem Geschlecht jemand zugehörig<br />

ist. Und das ist gut so. Kompliziert wird<br />

es oft in Detail: Letztens, als ich im Zoo<br />

bei den Erdmännchen vorbeigekommen<br />

bin, habe ich mich gefragt, ob die<br />

Beschilderung des Geheges nicht die<br />

Gefühle der Erdweibchen verletzt. Oder<br />

die des süßen Erdmännchens, das eigentlich<br />

lieber ein Pinguin-Weibchen<br />

wäre.<br />

Hippe Randgruppenzugehörigkeit?<br />

Mittlerweile erliegen einige bei der Identitätsfindung der Versuchung,<br />

sich einer besonderen Randgruppe zuzuordnen: Ich beispielsweise<br />

könnte da vielleicht den einen oder anderen Joker ziehen, da selbst,<br />

möglicherweise zwei in Wien als diskriminiert empfundene Gruppen<br />

zugehörig: Migrationshintergrund. Zwar nur EU-Bürger, aber immerhin.<br />

Wobei das Land der Verlierer von Cordoba wiederum einen Punktabzug<br />

bedeuten könnte. Und „alter weißer Mann“. Kein Witz. Was? Zählt nicht?<br />

Unfair? Fragen Sie mal die noch älteren Herren der Schöpfung. Ständig<br />

kommen blöde Witze über Boomer von eigentlich ahnungslosen Rotzlöffeln<br />

- vereinzelt leider sogar von den eigenen, um dann zusehen zu<br />

dürfen, wie andere gefühlt vorgereiht<br />

an einem vorbeiziehen. Was hat der normale,<br />

in Wien eingeborene weiße Mann<br />

noch für Möglichkeiten? Er könnte sich<br />

als Indigener auf die Menschenrechtskonventionen<br />

berufen. Eher nicht, aber<br />

ein interessanter Gedanke ist das schon.<br />

Im nächsten Leben werde ich Förster,<br />

ein Job ohne Menschen: Im Wald sind<br />

Bäume, die stehen fest verwurzelt,<br />

laufen nicht weg, wenn ich sie brauche<br />

und widersprechen nicht. Wenn ich sie<br />

umarme, geben sie mir positive Energie<br />

und kein Covid. Die Luft ist gut und<br />

das manchmal vorbeiziehende Wildschwein<br />

ist eine Bereicherung. Zurzeit<br />

habe ich eher mit Menschen zu tun, die<br />

blöd rumstehen, wenn ich sie nicht gebrauchen<br />

kann und weglaufen, wenn es<br />

was zu tun gibt. Eine Wildsau ist öfters<br />

auch dabei.<br />

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

60


Zum Autor<br />

ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />

von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />

Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />

Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />

Die Botschaft hör ich wohl…<br />

Kommentar: Georg Flödl<br />

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Dennoch – der Weg von der Idee<br />

zur Umsetzung ist noch weit. Das zeigt sich nicht nur, wenn konkrete<br />

Projekte für die Umrüstung von Heizsystemen im großen Wiener Althausbestand<br />

diskutiert werden. Auch die Asset-Management--Umfrage,<br />

die der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft gemeinsam<br />

mit RICS Austria, Areama und dem Beratungsunternehmen Drees und<br />

Sommer jährlich durchführt, hinterlässt einen gemischten<br />

Eindruck.<br />

Erste Auswirkungen erkennbar<br />

Und dennoch: Erstmalig ist auch am Markt zu beobachten, dass die Auswirkungen<br />

der ESG-Kriterien und der Taxonomie-Verordnung wahrnehmbar<br />

sind. Bislang war der Tenor der Immobiliensachverständigen<br />

vor allem, dass, solange diese Maßnahmen am Markt nicht eingepreist<br />

werden, sie als Sachverständiger keine andere Aussage treffen können ¬<br />

ganz nach dem Motto: „Ich bilde nur den Markt ab, ich mache<br />

den Markt nicht.“<br />

Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />

Alibi-Handlungen<br />

Peter Fischer von PricewaterhouseCoopers,<br />

ein engagierter Vertreter der Sustainability-<br />

Thematik, konnte und wollte seine Enttäuschung<br />

darüber anlässlich der jüngsten<br />

Präsentation der Studienergebnisse nicht<br />

verbergen. Der Eindruck, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen<br />

bisweilen zu Alibi-<br />

Aktionen degradiert werden, ist nicht<br />

von der Hand zu weisen. Eine eindeutige<br />

Bewegung gibt es hin zu zwingenden<br />

Mindeststandards für Nachhaltigkeit.<br />

Immerhin für rund die Hälfte der Portfolios<br />

sind verpflichtende Mindeststandards für die<br />

Nachhaltigkeit bei Ankauf oder Betrieb definiert.<br />

Im Vorjahr war dies lediglich bei 40 Prozent der Fall.<br />

Dieses Ergebnis steht aber nach wie vor im Gegensatz<br />

zum Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und deutet weiter auf den<br />

Nachholbedarf in der Branche hin. Bei den Mindeststandards selbst<br />

dominiert klima:aktiv, die Klimaschutzinitiative des österreichischen<br />

Klimaschutzministeriums, gefolgt von unternehmensinternen Standards.<br />

Erstaunlich ist auch, dass etliche Studienteilnehmer schon ein<br />

Überengagement beim Thema Nachhaltigkeit erkennen…<br />

Seit so manche große Bank in ihren internen<br />

Kreditvergabe-Prozessen bei der Projektprüfung<br />

von Bauträgern auch einen Sustainability-Officer<br />

mit Vetorecht in den jeweiligen<br />

Gremien installiert hat, ist Bewegung in<br />

die Sache gekommen. Es wird aber nicht<br />

ausreichen, zentnerschwere Nachhaltigkeitsberichte<br />

zu produzieren, die anstatt<br />

auf Hochglanzpapier nun auf edlem<br />

Öko-Papier daherkommen.<br />

Wesentlich wird sein, messbare Kriterien<br />

zu identifizieren, über die ein Konsens der<br />

Marktteilnehmer besteht. So warten wir alle<br />

noch auf eine Reihe von verbindlichen Dokumenten,<br />

Rechtsakten und Gesetzesvorhaben auf europäischer<br />

und nationaler Ebene, die den weiteren Weg<br />

verbindlich aufzeigen. Allein die Diskussion um das Erneuerbare-Wärme-Gesetz<br />

in Österreich zeigt, dass es offensichtlich mühsam<br />

ist, einen Kompromiss, ja, vielleicht sogar einen für viele Stakeholder<br />

sinnvollen Konsens zu schaffen. Wenn zum x-ten Mal vorbereitende Dokumente<br />

groß im auflagenstärksten kleinformatigen Medium zu finden<br />

sind, ist das Ziel offenbar noch lange nicht erreicht.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

61


Zum Autor<br />

Stefan Schleicher ist Professor am Wegener Center für Klima<br />

und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz. Er begleitet seit Jahren die österreichische und internationale<br />

Energie- und Klimapolitik.<br />

Wie werden Immobilien werthaltig?<br />

Kommentar: Stefan Schleicher<br />

2.<br />

Werthaltigkeit: Was sie bei einer Immobilie bedeutet, hängt sehr von<br />

den Interessen der Eigentümer ab. Worst Case ist ein Investor, der seine<br />

Rendite aus billigem Bauen und teurem Verkaufen an den nächsten Eigentümer<br />

schöpft. Dessen Rendite wiederum resultiert aus hohen Mieten<br />

und – wie in vielen Großstädten sichtbar – einem erneuten Verkauf der<br />

Immobilie schon nach wenigen Jahren an den nächsten Eigentümer, der<br />

oftmals allein an der Lage der Immobilie ein Interesse hat. Nach dem Abriss<br />

des Baubestandes wiederholt sich dieser Eigentümer-Zyklus.<br />

Noch ist dieser unter vielen Aspekten destruktive Umgang mit Immobilien<br />

bei uns eher eine Ausnahme. Die Entdeckung von Innovationen, die einen<br />

anderen Umgang mit Immobilien sichtbar machen, der ihnen mehr Werthaltigkeit<br />

verleiht, lohnt sich aber. Darüber gibt das internationale Forschungsprojekt<br />

ReConstruct Orientierung (www.rethinkconstruction.net).<br />

1.<br />

Multifunktionales Design von Bauten.<br />

Nicht zuletzt die Lockdowns der Covid-Pandemie machten darauf aufmerksam,<br />

dass die Grenzen der bisherigen Baustrukturen verwischen.<br />

Wohnungen sollten auf einmal auch die Funktion eines Home-Offices<br />

erfüllen, waren dazu aber meist nicht ausreichend vorbereitet. Künftig<br />

sollten sich Wohnungen nicht nur den Arbeitsbedingungen, sondern<br />

auch den Lebensabschnitten der nutzenden Personen besser anpassen,<br />

von den Phasen Single über Partnerschaften mit Kindern bis zu den Herausforderungen<br />

einer Aging Society.<br />

Aktive Rolle von Bauten im Energiesystem.<br />

Derzeit geltende Rollen von Energie in Gebäuden beschränken sich<br />

weitgehend auf ein passives Verhalten mit Empfehlungen für eine hohe<br />

thermische Qualität bei der Gebäudehülle und einem Energiebezug aus<br />

erneuerbaren Quellen. Radikal innovativ ist die Erkenntnis, dass Gebäude<br />

eine aktive Rolle in einem lokalisierten Energiesystem übernehmen können.<br />

Unter der Bezeichnung von Energy Hubs ergänzen sich Gebäude hinsichtlich<br />

der Verwendung und Bereitstellung von erneuerbarer Energie<br />

über Sonne, Wind und Geothermie.<br />

3.<br />

Integration von mit Gebäuden verbundenen Abläufen.<br />

Die Integration ist eine Erweiterung des multifunktionalen Designs einzelner<br />

Gebäude auf einen Komplex solcher Gebäude, erkennbar unter<br />

den Bezeichnungen „Quartiere“ und „Areale“. In diesen findet sich in<br />

fußläufiger Distanz von Kinderbetreuung bis zum Golfklub und von der<br />

Elementarpädagogik bis zu universitären Forschungseinrichtungen die<br />

Infrastruktur für die täglichen Abläufe. Mit der Technologie von 3D-Printing<br />

könnten außerdem viele Produkte in kurzen geografischen Distanzen<br />

bereitgestellt werden.<br />

Wegen ihres Verlustes an Werthaltigkeit werden heute gebaute Immobilien<br />

schon bald umgebaut oder sogar rückgebaut werden müssen, wenn<br />

sie diese zukunftsfähigen Perspektiven nicht erfüllen.<br />

Foto: AdobeStock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

62


Zum Autor<br />

Alexander Passer ist Professor für nachhaltiges Bauen und<br />

Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats der TU Graz und<br />

ist im Vorstand des Climate Change Centre Austria (CCCA).<br />

Klimaschutz jetzt endlich!<br />

Kommentar: Alexander Passer<br />

Der erste Teil des neuen IPCC-Berichts (AR6) zeigte mehr als deutlich,<br />

dass es den Klimawandel gibt und dass er menschengemacht ist. Der<br />

zweite Teil führt uns die Folgen drastisch vor Augen. Der jüngste dritte<br />

Teil des Berichts zeigt uns auf, was wir tun können und müssen, um die<br />

Klimakrise zu vermeiden. Wir kennen die Mittel und Wege, haben das<br />

Wissen sowie die notwendigen Technologien, um die von uns gesteckten<br />

und vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Doch selbst vor einer<br />

drohenden Versorgungskrise werden die Weichen nicht eindeutig und<br />

unausweichlich in die richtige Richtung gestellt.<br />

Foto: Lunghammer, Adobe Stock<br />

Die Bau- und Immobilienwirtschaft gilt als großer Einzelverursacher<br />

von Treibhausgasen und hat somit großes Potenzial im Kampf gegen<br />

die Klimakrise. Die wissenschaftliche Forderung seit Jahren ist: keine<br />

fossilen Energieträger im Neubau und Bestand (jedenfalls beim ohnehin<br />

anstehenden Tausch von Heizungen), idealerweise gleich in Kombination<br />

mit einer bestmöglichen thermischen Sanierung.<br />

Maßnahmenbündelung<br />

Für das 1,5-Grad-Ziel von Paris müssen die globalen Treibhausgasemissionen<br />

(und damit auch die in Österreich) bis 2<strong>03</strong>0 um ca. 45 Prozent<br />

unter das Niveau von 2019 und bis 2050 um ca. 90 Prozent sinken. Hier<br />

braucht es dringend eine Bündelung aller erforderlichen Maßnahmen in<br />

Neubau und Sanierung, um diesen Zielen näherzukommen, geschweige<br />

denn sie zu erreichen.<br />

Um die Dekarbonisierung im Gebäudesektor voranzutreiben, wurde von<br />

der Europäischen Kommission ein gemeinsamer europäischer Ansatz<br />

zur Bewertung der Umweltverträglichkeit von Gebäuden über deren Lebenszyklus<br />

entwickelt. Hierzu wurde das Bewertungssystem Level(s) als<br />

EU-einheitlicher Berichtsrahmen für Büro- und Wohngebäude entwickelt.<br />

Level(s) ist Teil der übergeordneten europäischen Strategie. So legt<br />

es den Fokus auf die Themenfelder Umwelt, Gesundheit und Wohlbe-<br />

finden sowie Kosten, Wert und Risiko. Die Nachhaltigkeitsperformance<br />

zu sechs zentralen umweltpolitischen Makrozielen wird mit nur neun<br />

Kernindikatoren für Gebäude messbar.<br />

Thema Lebenszyklus<br />

Last but not least, Level(s) wird die (neue) Grundlage im Rahmen der<br />

Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />

(EPBD). Im Entwurf ist festgelegt, dass neue Gebäude ab 2<strong>03</strong>0<br />

Nullemissionsgebäude sein müssen; neue öffentliche Gebäude müssen<br />

ab 2027 emissionsfrei sein. Das Lebenszyklus-Treibhauspotenzial muss<br />

dann im Einklang mit dem Level(s)-Rahmen berechnet werden. Eine<br />

spannende Aufgabe, auf die man sich besser jetzt schon vorbereiten<br />

sollte. Denn im EU-Klimaschutzplan ist dargelegt, dass die Richtlinie ein<br />

wichtiges Rechtsinstrument zur Verwirklichung der Dekarbonisierungsziele<br />

für 2<strong>03</strong>0 und 2050 ist. Gebäudezertifizierungen und -deklarationen<br />

können schon heute den Planungsprozess unterstützen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

63


ImmoFokus.Rubrik<br />

Zum Autor<br />

Martina Maly-Gärtner ist COO, Member of the Board bei UBM AG.<br />

Sie verantwortet den Hotelbereich, Human Resources sowie Versicherungen<br />

und ist Mitglied im Salon Real, dem Verein von Frauen in<br />

Führungspositionen der österreichischen Immobilienwirtschaft.<br />

Der Zahn der Zeit<br />

Kommentar: Martina Maly-Gärtner<br />

Der üppig gefüllte Korb mit knackigem Obst zur freien Entnahme?<br />

Längst schon Standard. Ein Firmenauto, gerne auch elektrobetrieben?<br />

Maximiertes Einkommen? Muss nicht sein. Die neue Generation strebt<br />

nach Jobs mit einem hohen Grad an Selbstbestimmung sowie einer gesunden<br />

Work-Life-Balance. Und: die Arbeit soll sinnstiftend sein, sie soll<br />

einen „Purpose“ bieten.<br />

Wie wir in den letzten Monaten beim Recruiting feststellen durften,<br />

trifft dieser „Purpose“ auf dem Arbeitsmarkt exakt den Zahn der Zeit.<br />

Junge Menschen suchen eine sinnhafte Tätigkeit, mit der sie aktiv einen<br />

Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Auf der Payroll eines glaubwürdig<br />

auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmens können sie diesen<br />

„Purpose“ finden.<br />

Die Personalabteilungen stellt die Arbeitswelt 4.0 vor völlig<br />

neue Herausforderungen. Im sogenannten „War for<br />

talents“, dem Wettbewerb um die besten (Nachwuchs-)Köpfe<br />

am Arbeitsmarkt, ist mehr<br />

denn je eine konsequente und konsistente<br />

Unternehmensstrategie gefragt. Im digitalen<br />

Zeitalter muss diese auch klar<br />

und zeitgemäß kommuniziert werden.<br />

Das Zauberwort heißt „Employer<br />

Branding“, die Positionierung<br />

eines Unternehmens als attraktiver<br />

Arbeitgeber, nach außen wie nach<br />

innen. UBM Development tut dies<br />

primär über Social-Media-Kanäle<br />

wie LinkedIn oder Instagram, um<br />

auch tatsächlich die richtige Zielgruppe<br />

am richtigen Ort zu treffen.<br />

green. smart. and more.<br />

UBM hat ihre Konzernstrategie in der Folge<br />

der Pandemie kompromisslos auf „green. smart.<br />

and more.“ ausgerichtet: auf die Entwicklung nachhaltiger,<br />

intelligenter und ästhetisch anspruchsvoller Immobilien.<br />

Nachhaltigkeit darf keine Modeerscheinung, sondern eine<br />

Haltung eines Unternehmens sein. Und diese Haltung gibt den Jobs bei<br />

der UBM Sinn, ökologisch wie letztlich auch ökonomisch.<br />

Community statt Work from home<br />

Wir glauben aber nicht nur daran, dass ein Unternehmen<br />

sinnstiftende Jobs offerieren muss, um<br />

im „War for talents“ letztlich siegreich sein<br />

zu können. Sondern wir wollen unseren<br />

Kolleginnen und Kollegen auch Gemeinschaft<br />

bieten. Die Pandemie hat<br />

durch die schier endlosen Lockdowns<br />

und monatelangen Home-Office-<br />

Zeiten die Mitarbeiter voneinander<br />

entfremdet. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

und manchmal wohl<br />

auch die Loyalität gegenüber dem<br />

Arbeitgeber gingen zumindest teilweise<br />

verloren.<br />

Das muss nicht so sein. Die UBM tritt<br />

dem entgegen, indem sie versucht, eine<br />

„Community“ zu schaffen, die menschliche<br />

Interaktion und kreativen Spirit fördert.<br />

Räumlich haben wir weite Teile des Büros zu<br />

attraktiven Arbeitsbereichen mit offenen Büros und<br />

gemütlichen Gemeinschaftsflächen umgestaltet. Auch die<br />

Gemeinschaftsterrasse wurde neu geplant, trendig möbliert und mit<br />

einem mächtigen Griller bestückt. Insofern könnte das „and more.“ unseres<br />

Firmenclaims auch als „inspirierend“ gedeutet werden.<br />

Fotos: Adobe Stock, U<strong>MB</strong><br />

64 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Mikis Waschl ist Unternehmer im Bereich der Digitalisierung<br />

der Bau- und Immobilienwirtschaft, Vizepräsident der IFMA<br />

Austria und Working Group Chair für BIM im Facility Management<br />

bei buildingSMART Austria.<br />

Digitalisierung im Facility Management<br />

Kommentar: Mikis Waschl<br />

Foto: Kkhoss, Adobe Stock<br />

Aufgepasst: It´s crunch time! Nach teilweise<br />

opulenter Beobachtungs- und Evaluierungszeit<br />

scheint es nun schnell zu gehen. Nach den vielbesungenen<br />

Möglichkeiten und Potenzialen<br />

der Digitalisierung wurden diese nun um Notwendigkeiten<br />

ergänzt, wie beispielsweise um<br />

steigenden Kostendruck und das Thema ESG (Environment,<br />

Social, Governance). Der Rahmen der<br />

Betrachtung hat sich dadurch erweitert. Hieß es<br />

lange „ohne Daten kein (Computer-Aided) Facility<br />

Management (CAFM)“, wird dies nun ergänzt<br />

um „ohne Daten keine Nachhaltigkeit“.<br />

ESG hat sich in Windeseile zu einem maßgeblichen<br />

Digitalisierungstreiber im Facility Management<br />

entwickelt. Die Fülle und Vielseitigkeit der<br />

Anforderungen ist mit Excel nicht zu bewältigen,<br />

schnell geborene Proptechs einerseits und etablierte<br />

CAFM-Systeme andererseits bekommen dadurch einen völlig<br />

anderen Stellenwert. Sie bilden die Klammer, um die Fülle der (Daten-)<br />

Anforderungen für ESG zu sammeln, zu aggregieren und zu berichten.<br />

E von ESG<br />

Insbesondere das E von ESG ist dabei eng mit der Gebäudeausstattung<br />

verbunden. Gebäudeautomation, Smart Meter oder Sensorik beziehungsweise<br />

das Internet der Dinge (IoT) stellen in diesem Kontext eine<br />

wesentliche Datenquelle dar.<br />

Weniger „laut“, aber nicht minder konsequent findet auch die Methodik<br />

Building Information Modeling (BIM) im Facility Management Verbreitung.<br />

Naheliegend ist, dass man mit Daten und Informationen (beispielsweise<br />

aus einem Gebäudemodell) effizienter,<br />

nachhaltiger und transparenter wirtschaften<br />

kann als ohne Daten. Seit begonnen wurde, die<br />

Frage zu stellen, wie hoch dieser Kostenvorteil ist<br />

und in welchen Bereichen er sich einstellt, ist die<br />

Innovationskraft in der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle<br />

und -prozesse deutlich gestiegen.<br />

Optimierung<br />

Kürzlich wurde von den Fachverbänden FMA<br />

(Facility Management Austria) und IFMA Austria<br />

(International Facility Management Association<br />

Austria) gemeinsam mit der Plattform für<br />

digitale Innovationen der Bau- und Immobilienwirtschaft<br />

„Digital Findet Stadt“ eine Umfrage<br />

zu den „Anforderungen an den digitalen Immobilienlebenszyklus<br />

Planen, Bauen und Betreiben<br />

aus Sicht des Gebäudebetriebes“ durchgeführt.<br />

Die Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sahen<br />

neben Kosten/Nutzen-Betrachtungen und fehlenden Ressourcen auch<br />

den Aspekt fehlender Daten beziehungsweise Standards und fehlendes<br />

Bewusstsein und spezifisches Know-how als größte Hürden. Die<br />

Optimierung der Maßnahmenplanung und des Auftragsmanagements<br />

wurde mit großem Abstand als größte Chance gesehen, gefolgt von der<br />

Verbesserung der Bau- und Gebäudedokumentation und des Ressourcenverbrauchs<br />

beziehungsweise Energiemanagements.<br />

Nützlich für alle Interessierten: Bald veröffentlichen FMA und IFMA<br />

Austria das Leitdokument „Digitalisierung für das Facility Management“,<br />

ein Nachschlagewerk zu den vielfältigen und weitreichenden<br />

Aspekte eines Digitalisierungsprojekts. www.ifma.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

65


Die bewegte<br />

ImmoWirtschaft<br />

Regelmäßige Kolumne<br />

über Fakten und Inhalte, die<br />

verändern und prägen.<br />

#31<br />

Reisen „nach“ Corona<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Ich war letzte Woche mit meiner jungen Familie in Florenz. Nach der<br />

Coronakrise war die Vorfreude riesig. Endlich wieder Toskana, endlich<br />

wieder mit der gesamten Familie fliegen und endlich wieder gemeinsam<br />

Urlaub ohne Maske, ohne Einschränkungen. Gleich vorweg: die Tage waren<br />

anstrengend, erholsam und ich würde es jedes Mal wieder machen.<br />

Es hat sich aber gleichzeitig gezeigt, dass Urlaub auch etwas mit Routine<br />

zu tun hat, und diese haben wir über die letzten Monate seit 2020 gänzlich<br />

verloren. Dies begann beim Einpacken und änderte sich nicht bei der<br />

Vorbereitung beziehungsweise der Anreise. Doch es hat einfach gut getan,<br />

endlich wieder schulfreie Zeit gemeinsam nicht zu Hause, sondern<br />

unter Menschen zu verleben. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder Lust<br />

an Neuem haben und offen für andere Kulturen und Lebensweisen sind.<br />

Diesen Tatendrang haben wir in vollen Zügen genießen können. Schön<br />

war es, wie die Kinder dies genossen haben. Sie haben es wie Schwämme<br />

aufgesogen und spielerisch verstanden, warum es so wichtig ist, Sprachen<br />

zu lernen. In anderen Ländern ist Deutsch einfach nicht genug und<br />

auch Englisch ist immer nur die zweitbeste Wahl. So richtig ins Reden<br />

sind wir in Florenz mit Italienisch gekommen, und die Herzen fliegen einem<br />

zu, wenn das ernsthafte Interesse am anderen wahrgenommen und<br />

die Sprache so recht und schlecht gesprochen wird. Aber das Bemühen<br />

wird geschätzt und gewürdigt.<br />

Die wenigen Tage, in Wahrheit sollten wir besser von Stunden sprechen,<br />

haben kulinarisch gezeigt, wie einzigartig Italien ist: fast jedes Lokal ist<br />

einen Besuch wert, guten Kaffee gibt es an jeder Ecke und das Leben<br />

spielt sich im öffentlichen Raum ab. Wir haben es genossen: Endlich<br />

wieder italienisch zu essen, Nudeln, deren Geschmack mir noch im<br />

Traum unterkommen wird, und als krönenden Abschluss ein Steak, für<br />

das Florenz berühmt ist, und das ich vor allem mit meinem ältesten Sohn<br />

genossen habe.<br />

Corona: vorher versus nachher?<br />

Eine Frage hat mich auf dem Kurzurlaub auch noch beschäftigt: Ist nach<br />

Corona alles besser oder zumindest wieder so, wie es vorher war? Ich wäre<br />

gespannt, wie Sie diese Frage beantworten. Ich für meinen Teil bin zum<br />

Entschluss gekommen, die Chance des Stillstandes, des Lockdowns,<br />

des Neustarts ist eindeutig verpasst worden. In dem Hotel, in dem ich<br />

immer gerne abgestiegen bin, ist eindeutig erkennbar, dass die CapEx<br />

heruntergefahren waren. Statt die Zeit ohne Gäste für notwendige Reparaturen<br />

zu nutzen, war der Pool ausgelassen und das Haus in einem<br />

durchaus tristen Zustand, an dem der Investitionskostenrückstau<br />

deutlich erkennbar ist. Dank der Lockerungen sind die Gäste aber jetzt<br />

da, das Hotel, wie ich vor Ort erfahren habe, seit Wochen ausgebucht<br />

– Reservierungen gibt es bis über den Sommer hinaus. Das Geschäft<br />

brummt und alle sind hungrig aufs Leben, aufs Reisen, auf das Schöne,<br />

und viele sind offensichtlich bereit, Geld dafür auszugeben. Haben die<br />

Verantwortlichen damit nicht gerechnet? War eine schnelle Erholung<br />

nicht eingeplant? Dieses Hotel ist in bester Lage, trägt eine internationale<br />

Marke und hat die einmalige Chance verpasst. Jetzt zu reparieren,<br />

heißt, Gäste zu verärgern beziehungsweise auf Umsatz zu verzichten.<br />

Nicht zu investieren, verärgert die Kunden aber noch mehr. Zumindest<br />

ich werde nicht mehr kommen. Gleiche Erfahrungen haben wir<br />

bei so manchem Lokal machen dürfen. Dort waren wir aber dank dem<br />

Essen und dem Alkohol in der Beurteilung großzügiger. In Summe<br />

ist es nach Corona noch nicht wie früher, wie ein Erlebnis am Flughafen<br />

eindrücklich zeigte: Beim Gate vom Flughafen Toscana (Florenz)<br />

mussten wir erneut unsere Reisepässe abgeben. Unsere Tickets wurden<br />

abgerissen, was ich seit Jahren nicht mehr erlebt habe, und dieses<br />

Prozedere dauerte ewig. Die zuständige Person war völlig überfordert<br />

und ich hatte den Eindruck, sie rechnete einfach nicht mit Gästen,<br />

die an diesem Tag wegfliegen wollten. Die gesamte Abfertigung aller<br />

Passagiere dauerte derart lange, dass wir mehr als eine halbe Stunde<br />

Zeit verloren haben, und unser Pilot die Zeit nicht mehr zur Gänze<br />

aufholen konnte. Der Höhepunkt war aber die Ansage, dass wir für<br />

den Transfer-Bus zum Flugzeug erstmals wieder eine Maske tragen<br />

müssen. Nach langem Suchen haben wir eine gefunden und durften<br />

diese für eine Fahrt von wenigen Minuten und einigen hundert Metern<br />

bis zum Flugzeug am Rollfeld direkt vor dem Terminal aufsetzen.<br />

Was für ein Schildbürgerstreich und was für Verwirrungen, die sich<br />

hoffentlich bald auflösen werden.<br />

Fotos: Gottfried Poessl<br />

66 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und<br />

Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und<br />

Vermögenstreuhänder.<br />

Nicht regulieren, sondern Anreize schaffen!<br />

Kommentar: Michael Pisecky<br />

Mietervertreter in Sachen Mieten und<br />

Wohnkosten zu verstehen, ist schwer.<br />

Wobei es schon damit beginnt, ob sie<br />

wirklich die Konsumenten vertreten.<br />

Da stehen die Forderungen im<br />

Raum, das Bestellerprinzip als Beitrag<br />

zur Kostensenkung einzuführen,<br />

die gesetzliche Anpassung der<br />

Kategorie- und Richtwertmieten<br />

nicht durchzuführen, den Lagezuschlag<br />

beziehungsweise dessen Reste<br />

im Richtwertsystem abzuschaffen und<br />

am besten überhaupt für den gesamten<br />

Mietwohnungsbereich gesetzlich die Preise<br />

zu regeln.<br />

Wenn wir also dann den Wünschen der Mietervertreter entsprechend<br />

das preislich geregelte Einheitswohnen erreicht hätten, wer vergibt<br />

dann die Wohnungen nach welchen Kriterien und, vor allem, wer schafft<br />

dann das ausreichende Angebot und wer stemmt die eigentliche Herausforderung,<br />

die vor uns steht, nämlich die enormen Investitionen, die<br />

erforderlich sind, damit wir auch im Immobilienbereich die Umweltziele<br />

erreichen?<br />

Kritik an der Vergabe im sozialen Wohnbau<br />

Wie die Vergabe im sozialen Wohnbau, also im durchgängig mit öffentlichen<br />

Mitteln gebauten Bereich funktioniert, soll nicht Vorbild sein.<br />

Zum Beispiel müssen Menschen in Wien schon mindestens zwei Jahre<br />

an einer Adresse gewohnt haben, um einen Vormerkschein für sozialen<br />

Wohnbau zu erhalten. Immerhin werden 15 Prozent der Wohnungen<br />

von Wiener Wohnen an sehr einkommensschwache, das heißt im unteren<br />

Einkommensquartil befindliche Personen vergeben. Mehr als 50<br />

Prozent dieser Personen leben jedoch im gewerblichen, privaten Wohnbau.<br />

Ein anderes Beispiel ist, dass ausbezahlte, ehemals wohnbaugeförderte<br />

Wohnungen, die überwiegend von gemeinnützigen Bauvereinigungen<br />

errichtet werden, zwar preisgeregelt und wirklich sehr günstig<br />

sind, es aber der Bauvereinigung obliegt, an wen sie diese sehr günstigen<br />

Mietwohnungen vergibt.<br />

Die Forderungen der Mietervertretungen treffen nahezu ohne Einkommenskorrelation<br />

vor allem Personen, die bereits privilegiert wohnen. Das<br />

gefährdet die Planbarkeit seitens der Vermieter und damit die Investitionsbereitschaft.<br />

Es verhindert den gewerblichen Neubau. Es führt zu einem<br />

Ansteigen von Befristungen wegen steigender Rechtsunsicherheit.<br />

Es führt zu einer laufenden Verschlechterung des Bestands an mehrgeschossigen<br />

Wohnhäusern. Es wird ein größerer Teil der Wohnungen<br />

leistbar sein, aber irgendwann nicht mehr beheizbar. Preisregelungen<br />

per Region, Alter, Stichtagsdaten und andere Kriterien können nicht<br />

treffsicher sein und lösen nicht die Probleme für einkommensschwache<br />

Gruppen in der Bevölkerung. Wir brauchen eine Subjetförderung, um<br />

sozial ins Schwarze zu treffen. Die günstigen Wohnungen bekommen<br />

bisher nämlich eher die mittleren und höheren Einkommensbezieher.<br />

Aktuelle Forderungen helfen den Mietern nicht<br />

Ausstattung, Lage, vor allem aber der ökologische Zustand von Wohnung,<br />

Haus und Wärmequelle sollte preisbildend und investitionsfördernd<br />

sein. Dazu brauchen wir neue Rahmenbedingungen, und nicht<br />

mehr Regulierungen.<br />

Wir haben ein weltweit beachtetes System der dualen Wohnungswirtschaft:<br />

den sozialen und den gewerblichen Wohnbau. Das System<br />

funktioniert gut und trägt zur Lebensqualität in unserem Land bei. Es<br />

sollte uns aber nicht davon abhalten, im sozialen Wohnbau treffsicherer<br />

zu werden und den gewerblichen Bereich weniger zu regulieren. Wir<br />

brauchen alle im Boot, um die Herausforderungen, die vielfältig auf uns<br />

zukommen, zu meistern.<br />

Foto: AdobeStock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

67


Zum Autor<br />

Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />

Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />

Kein Scherz<br />

Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />

Aber das liegt nicht an Chatskandalen oder an der besagten Nacht auf<br />

Ibiza. Es liegt schlicht und ergreifend an dem täglichen Blödsinn, der – Sie<br />

entschuldigen – verzapft wird um uns Weiß für Schwarz zu verkaufen.<br />

Reform gefordert<br />

Und ausgerechnet jetzt, in einer Zeit, in der unsere Politik nur mehr oberflächlich,<br />

kurzsichtig und populistisch agiert, ausgerechnet jetzt steht<br />

eine Reform des österreichischen Mietrechts in ihren Startlöchern. Dass<br />

ich, als einer, der seit Jahrzehnten eine solche Reform einfordert, gerade<br />

jetzt eine solche wirklich nicht will, sollte auch Ihnen einen Denkanstoß<br />

zu dem aktuellen Unzustand der österreichischen Volksvertreter geben.<br />

Aber ich kann leider nicht anders. Täglich ist vom systematischen<br />

Marktversagen am Immobilienmarkt die Rede, immer wieder werden<br />

Leerstandsabgaben und Mietpreisregulierungen gefordert, ob es nun<br />

Sinn macht oder nicht.<br />

Mit vernünftigen Argumenten, auch gegenüber Meinungsbildnern, ist<br />

man erstens alleine und zweitens fällt es schwer, damit durch die jahrzehntelang<br />

aufgebauten falschen Meinungen durchzudringen.<br />

Während in der durch einen Angriffskrieg zutiefst erschütterten<br />

Ukraine ein Komiker zu politischen Höchstleistungen aufläuft, passiert<br />

bei uns täglich aufs Neue genau das Gegenteil.<br />

Als am Sonntag zu bester Lesezeit der jüngste Altkanzler unserer Geschichte<br />

mit einem exklusiven Interview einen Einblick in sein neues<br />

Leben und seine zukünftigen politischen Pläne gab, hielt ich kurz inne,<br />

aber blätterte mit einer traurigen Gewissheit weiter: Ich glaube ihm und<br />

allen anderen österreichischen Politikerinnen und Politikern genau gar<br />

nichts mehr.<br />

Hausverstand wäre gefragt<br />

Dabei würde ein einziger Blick über den eingefleischten Tellerrand, vielleicht<br />

eine Stunde Recherche, genügen, um die alten Denkmuster einmal<br />

neu zu überdenken. Man könnte sich zum Beispiel die tatsächliche<br />

Situation am Immobilienmarkt genauer ansehen, statt – getrieben durch<br />

Schlagzeilen, dass Wohnen nicht mehr leistbar ist – gleich mit Begriffen<br />

wie Marktversagen um sich zu werfen.<br />

In Wien zum Beispiel gibt es derzeit rund 900.000 Mietwohnungen.<br />

43 Prozent aller Wienerinnen und Wiener wohnen in rund 200.000<br />

Gemeindewohnungen und in gemeinnützig erbauten Mietwohnungen,<br />

also in Genossenschaftswohnungen. Ein Drittel aller Wienerinnen und<br />

Wiener mietet am privaten Wiener Wohnungsmarkt. 50 Prozent der<br />

Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />

68 ImmoFokus


| MT12-02G |<br />

Medien- und Steuerungstechnik<br />

auf einer Plattform:<br />

mit PC-based Control<br />

Beleuchtung<br />

Ärmsten in Wien mieten – wegen diverser Zugangshürden<br />

-privat. Das Meridianjahreseinkommen in Wien liegt<br />

bei rund 21.500 Euro netto, eine Person mit bis zu 49.000<br />

Euro Nettojahreseinkommen hat das Recht, eine Gemeindewohnung<br />

zu bekommen. Dafür bekommen Menschen,<br />

die weniger als 997 Euro netto im Monat verdienen, keine<br />

Wohnbeihilfe. Wohnbeihilfe kann auch nur beantragt werden,<br />

wenn eine Wohnung bereits bewohnt wird.<br />

Control<br />

Panel<br />

Audio<br />

Fassade<br />

Heizung,<br />

Lüftung,<br />

Klima<br />

Im Wiener Wohnungsanzeiger, in dem freie oder freiwerdende<br />

Gemeindewohnungen zu finden sind, wird eine<br />

45 Quadratmeter große Ein-Zimmer Wohnung mit 3500<br />

Euro Ablöse und 460 Euro Bruttomiete inseriert, allerdings<br />

inklusive eines Heizwärmebedarfes von 226 HWB – ein<br />

solcher ist in Frankreich zukünftig sogar verboten! Im<br />

gegenüberliegenden, privat vermieteten, topsanierten<br />

Erstbezugsaltbau kostet eine nur 42 Quadratmeter große<br />

Wohnung, die dafür aber 1,5 Zimmer hat, 590,00 Euro – zu<br />

einem Heizwärmebedarf von weniger als 40 HWB!<br />

Nur ein kleiner Blick über den Rand zeigt, dass es beim<br />

Thema Wohn- und Wohnbaupolitik um so vieles geht,<br />

doch übrig bleiben wird eine medial gut zu verkaufende<br />

Robin-Hood-Mietrechtsreform gegen eine vermeintlich<br />

geldgierige Branche, statt der Versuch, echte Probleme,<br />

soziale wie ökologische, mutig anzugehen.<br />

Wir als Branche haben schon viele solcher Konzepte ausgearbeitet.<br />

Immer auch mit dem umsichtigen Blick für sozialen<br />

Ausgleich und ökologische Nachhaltigkeit, natürlich<br />

unter der Prämisse, unternehmerisch sorgfältig und wirtschaftlich<br />

sinnvoll zu handeln.<br />

Und ja, wir sind gegen Preisregulierungen am privaten Wohnungsmarkt,<br />

weil dieser nämlich bestens funktioniert. Die<br />

Mieten werden, angesichts des Überangebots, in Wien im<br />

Neubau in den nächsten Jahren weiter nach unten gehen.<br />

Gerätemanagement<br />

Video<br />

Mediensteuerung<br />

Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme<br />

ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und<br />

industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia,<br />

Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und<br />

integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware<br />

TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle<br />

Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation<br />

bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und<br />

Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt<br />

die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung<br />

aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die<br />

Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.<br />

Scannen und die<br />

Beckhoff-Highlights<br />

für die AV- und<br />

Medientechnik<br />

entdecken<br />

IoT<br />

Aber von langfristigen, weitsichtigen Lösungen profitieren<br />

Komiker nun einmal nicht. Nur vom Applaus in der aktuellen<br />

Show.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

69


Präsent, um gefunden zu werden<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Marketer dürfen seit der endgültigen Etablierung von Marketing in<br />

den 60er Jahren die Entscheidung zwischen Kontinuität und Werbedruck<br />

treffen. Seitdem mich Marketing begeistert, beschäftigt auch<br />

mich diese Fragestellung und ich frage oft Partner, Werbeagenturen und<br />

Experten, wie sie dieses Verhältnis einschätzen. Die Antworten sind so<br />

vielfältig wie das Leben: Sehen die einen einzig in der Kontinuität, sprich<br />

der regelmäßigen Präsenz der Werbebotschaften, das Geheimnis für den<br />

langfristigen Erfolg, schwören andere auf möglichst geballte Aktivitäten<br />

über alle Kanäle, um einen maximalen Werbedruck zu erzeugen und die<br />

Zielgruppe auch tatsächlich mehrmals gleichzeitig zu erreichen. Patentrezepte<br />

dürfte noch keiner erfunden haben, und wie man beim Erfolg<br />

von unterschiedlichen Marken sieht, sind auch durchaus unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen zielführend.<br />

Kontinuität versus Werbedruck<br />

Ich habe für mich nach Jahrzehnten in der Praxis die Entscheidung getroffen,<br />

dass Kontinuität wichtiger als Werbedruck ist, und es für fast<br />

alle Marken gilt, laufend präsent zu sein. Dies ist insbesondere auf den<br />

Social Media-Kanälen sinnvoll und notwendig. Ein Facebook-Auftritt<br />

ohne laufende Postings ist einfach undenkbar und eine permanente<br />

Interaktion mit der Community ist das Fundament der täglichen Arbeit.<br />

In Abwägung der Möglichkeiten ist es aber darüber hinaus mehr als<br />

sinnvoll, Aktivitäten zu bündeln und zu konzentrieren. Ich vertrete den<br />

Ansatz, sich zu fokussieren und Schwerpunkte zu setzen, bei denen mit<br />

voller Kraft die Zielgruppen zu erreichen sind, bevor das Jahresbudget<br />

fürs Marketing in vielen kleinen Blöcken ausgegeben wird und zum Teil<br />

damit verpufft. Meine Gedanken ausformuliert, ist mir selber bewusst,<br />

dass auch in meiner Brust zwei Seelen wohnen und der Konflikt Kontinuität<br />

versus Werbedruck nicht schlüssig aufgelöst ist.<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Lassen Sie mich das Problem mit folgenden Empfehlungen angehen:<br />

• Kontinuität ist King: Wenn es das Budget ermöglicht, ist Kontinuität<br />

zu wählen. Unternehmen Sie alles, um möglichst regelmäßig bei Ihren<br />

Kunden präsent zu sein und sich immer wieder in Erinnerung zu rufen.<br />

• Schwerpunkte setzen: Planen Sie das Jahr mit Schwerpunkten und<br />

konzentrieren Sie alles Geld darauf, das Sie nicht für die Kontinuität<br />

brauchen. Abhängig von Ihren Möglichkeiten setzen Sie einen oder<br />

mehrere Schwerpunkte pro Jahr. Bei diesen Schwerpunkten gilt es,<br />

die Zielgruppen über möglichst viele Kanäle zu erreichen.<br />

• Kreativität siegt: Langweilen Sie nicht mit einer faden Werbung. Seien<br />

Sie kreativ und überraschen Sie Ihre Kunden. Gute Ideen sind gefragt,<br />

und diese kosten oftmals nicht mehr als schlechte.<br />

• Guerilla-Marketing: Oftmals hilft es, unorthodoxe Ideen umzusetzen<br />

und auf überraschende Ideen zu bauen; beispielsweise können Sie mit<br />

Gegengeschäften den Werbedruck erhöhen und mehr Werbeleistung<br />

in Anspruch nehmen, als wenn Sie die Gegenleistungen nur mit Geld<br />

eingekauft hätten. Diese Aktivitäten sind jedoch nicht immer planbar<br />

und es gilt, offen für Neues zu sein und auch einmal etwas auszuprobieren,<br />

was nicht funktionieren könnte.<br />

• Hausaufgaben erledigen: Wie in dieser Kolumne in den letzten Jahren<br />

ausgeführt, ist die Einrichtung eines Newsrooms notwendig und<br />

laufende Medienarbeit ein Muss. Hier nur Schwerpunkte zu setzen, ist<br />

einfach unvorstellbar.<br />

• Immobilien nutzen: Beim Immobilienmarketing haben wir spezielle<br />

Chancen, und diese nicht zu nutzen, wäre eine Schande. So<br />

kann ich in keiner Weise nachvollziehen, warum es immer noch<br />

Bauträger beziehungsweise Makler gibt, die nicht auf Baustellenmarketing<br />

setzen. Es ist nichts einfacher, als bei der jeweiligen<br />

Immobilie, die es zu bewerben gilt, präsent zu sein. Nichts funktioniert<br />

besser und fast immer kommen (Teil-)Zielgruppen an unseren<br />

Immobilien vorbei.<br />

Eine finale Antwort auf eine der entscheidenden Fragen konnte ich<br />

Ihnen leider doch nicht geben, aber vielleicht den einen oder anderen<br />

Gedanken. Bleiben Sie interessiert und erfolgreich.<br />

70 ImmoFokus


Event<br />

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71 ImmoFokus<br />

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Zum Autor<br />

Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />

Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />

Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />

Eigentum benötigt Rendite<br />

Kommentar: Louis Obrowsky<br />

Die Folgen<br />

Was passiert aber, wenn diese Eingriffe vorgenommen werden? Institutionelle<br />

Vermieter – dazu zählen unter anderem Versicherungen, Pensions-<br />

und Vorsorgekassen sowie offene Immobilienfonds – veranlagen in<br />

Immobilien nicht zum Selbstzweck, sondern halten diese treuhändig für<br />

und managen diese im Interesse ihrer Kunden. Diese Kunden sind bei den<br />

genannten Institutionen die sprichwörtlichen kleinen Leute, deren Abfertigungen<br />

aufgrund gesetzlicher Vorgaben veranlagt werden, oder jene, die<br />

für ihre private Zusatzpension vorsorgen. Es ist also ein Treuhandauftrag<br />

einer Anlagegemeinschaft. Das Pensionskassengesetz zum Beispiel sagt<br />

auch ganz präzise: Die Pensionskasse hat die Pensionskassengeschäfte im<br />

Interesse der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten zu führen und<br />

hierbei insbesondere auf die Sicherheit, Rentabilität und auf den Bedarf<br />

an flüssigen Mitteln sowie auf eine angemessene Mischung und Streuung<br />

der Vermögenswerte Bedacht zu nehmen.<br />

Betrachten wir das Inflationsmilderungsgesetz: bereits dreimal wurde<br />

in den letzten Jahren die Indexierung von Richtwertmieten ausgesetzt.<br />

Diese stellt aber nicht ein „Körberlgeld“ für Immobilieninvestoren und<br />

Eigentümer dar, sondern ist eine gesetzlich geregelte Indexanpassung der<br />

Mieten, die alle zwei Jahre erfolgen und unter anderem Instandhaltung<br />

und Sanierung ermöglichen soll. Das Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen<br />

Indexanpassungen ¬ Immobilienbesitzer sollen im Sinne der<br />

„Solidarität“ auf Einkünfte verzichten ¬ schädigen jenes Klientel, welches<br />

Politiker und sonstige Institutionen zu unterstützen vorgeben. Der Immobilieneigentümer<br />

braucht eine gewisse Mindest-Rendite, um seinen Verpflichtungen<br />

nachkommen zu können, ebenso wie die öffentliche Hand,<br />

die ohne Wimpernzucken jährlich valorisiert und Gebühren für Wasser,<br />

Müllabfuhr et cetera ohne zu zögern anhebt, mit dem Argument, dass<br />

alles teurer werde. Dem Immobilieneigentümer wird dies aber, wie oben<br />

beschrieben, immer wieder durch rechtspolitisch bedenkliche gesetzliche<br />

Eingriffe verwehrt.<br />

Wichtige Einkünfte<br />

Das Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen Indexanpassungen, wonach<br />

Immobilienbesitzer auf Einkünfte verzichten sollen, schädigt in Wahrheit<br />

und hindert rechtschaffene Marktteilnehmer daran, gesetzliche Vorgaben<br />

zu erfüllen. Die durch gesetzliche Eingriffe bedingte geringere Rendite<br />

wird dann zum Vorwurf erhoben und der Kapitalmarkt per se schlechtgeredet.<br />

Vergessen wird auch nicht, dass es die Immobilieninvestoren sind,<br />

die das österreichische Bau- und Baunebengewerbe maßgeblich beauftragen.<br />

Wenn es aber weniger Einkünfte gibt, von denen ein beträchtlicher<br />

Teil reinvestiert wird, gibt es auch weniger Sanierungen. Das schlägt sich<br />

wiederum negativ auf den Arbeitsmarkt nieder.<br />

Wir stehen am Ende eines langen Zinssenkungszyklus, in Zukunft ist wohl<br />

mit tendenziell höheren Zinsen zu rechnen. Davon werden auch Kapitalisierungszinssätze<br />

und damit die Bewertung von Immobilien betroffen<br />

sein. Ein kontinuierlicher realer Werterhalt der Mieteinkünfte kann diese<br />

Schwankungen zumindest teilweise ausgleichen. Wird dieser durch politische<br />

Intervention sabotiert, wird dies den von institutionellen Immobilieninvestoren<br />

vertretenen Kleinanlegern nicht zum Vorteil gereichen.<br />

Die Politik wird dann wieder mit dem Finger auf die Immobilienbranche<br />

zeigen, hat jedoch in Wahrheit das Dilemma selbst zu verantworten.<br />

Foto: AdobeStock<br />

72 ImmoFokus


ADVERTORIAL<br />

Um den historischen<br />

Charakter des Gebäudes<br />

zu bewahren, wurde<br />

behutsam restauriert<br />

und adaptiert.<br />

Der Glanz der Monarchie<br />

kehrt zurück nach Prag<br />

Zurück in die Zukunft.<br />

Das jüngst eröffnete Andaz Prague gleicht einer Schatztruhe, gefüllt mit Mythen<br />

und Legenden. Ein wahres Schmuckstück mit Geschichte ist aber auch das Gebäude selbst.<br />

© CRISTINA GARCÍA LEE, WOOW<br />

E<br />

in Rundgang durch das Andaz Prague<br />

gleicht einer Entdeckungsreise. Immer<br />

wieder begegnen einem auf den Fluren<br />

und in den Zimmern ein Löwenkopf oder ein<br />

Schwert, die gleichsam aus den Wänden wachsen.<br />

All das ist eine Reminiszenz an die Geschichte<br />

Prags, die wie kaum eine andere Stadt<br />

Europas von Mythen und Legenden geprägt ist.<br />

Das im März eröffnete Hotel bringt aber auch<br />

den Glanz der Monarchie zurück in die tschechische<br />

Hauptstadt – eine Ära, in der Prag das<br />

intellektuelle und industrielle Zentrum Österreich-Ungarns<br />

war. In nur zweieinhalb Jahren<br />

verwandelte der Immobilienentwickler UBM Development<br />

ein neoklassizistisches Palais in ein<br />

Lifestyle-Luxury-Hotel der Marke „Andaz“. Das<br />

vom Hotelgiganten Hyatt betriebene exklusive<br />

Fünf-Sterne-Haus liegt im historischen Zentrum<br />

von Prag direkt am Heuwaagsplatz (Senovážné<br />

náměstí) und bietet 152 Zimmer, 24 Suiten und<br />

fünf Konferenzräume. Die Marke „Andaz“ steht<br />

als designbetontes Hotel „für das Unkonventionelle,<br />

das Überraschende, das Außergewöhnliche“,<br />

so Hotel-Direktorin Doris Hecht.<br />

Geschichte und Kultur<br />

Den Gästen stehen statt einer herkömmlichen<br />

Lobby drei gemütliche „Wohnzimmer“ zur Verfügung,<br />

die jeweils ein anderes Thema umsetzen:<br />

eine Bibliothek, die Bezug auf die bekannte<br />

Kloster-Bibliothek Strahov nimmt. Ein weiteres<br />

Zimmer spielt mit der Glasbläser-Kunst Tschechiens,<br />

die den Gast auch schon beim Eintritt<br />

in das Hotel in Form einer Glas-Installation<br />

von der Decke begrüßt. Und der dritte Raum ist<br />

den Alchimisten gewidmet, die im Auftrag von<br />

Kaiser Rudolf II. nach Prag geholt wurden, um<br />

aus verschiedenen Metallen „künstlich“ Gold<br />

herzustellen. Kurz: ein Haus als Spiegelbild von<br />

Geschichte und Kultur.<br />

Ein wichtiger Bestandteil im Gesamtkonzept<br />

war ein Food & Beverage-Angebot, das auch die<br />

lokale Bevölkerung ansprechen soll. Im von der<br />

Straße separat zugänglichen Restaurant „ZEM“,<br />

das die Design-Handschrift von Blue Sky Hospitality<br />

trägt, wird die traditionelle tschechische<br />

Küche modern interpretiert, und in der Bar<br />

„MEZ“ gibt es neben exquisiten Cocktails unter<br />

anderem auch das „Pioneer“-Bier aus der lokalen<br />

Braue rei Žatec. Ein perfekter Ort zum Entspannen<br />

ist das „Klára Rott“-Spa, das mit Produkten<br />

der tschechischen Bio-Kosmetikmarke Klára<br />

Rott verwöhnt.<br />

Das Gebäude selbst ist ein freistehender Komplex<br />

mit zwei Innenhöfen, der zwei Straßen und einen<br />

Platz prägt. Und das Hotel hat eine imposante<br />

Historie. Errichtet wurde es 1912 bis 1916 für<br />

die „Versicherung der Zuckerindustrie“, damals<br />

eine überaus bedeutende und profitable Branche,<br />

und daher auch bekannt als „Zuckerpalast“.<br />

Das Gebäude hat als „Zuckerpalast“<br />

eine imposante Historie.<br />

Die Zuckerbarone hatten einen Stellenwert,<br />

der dem der heutigen Internet- und Digital-<br />

Unternehmer entsprach. Später waren erst das<br />

Ernährungsministerium, dann die tschechische<br />

Postsparkasse in dem Gebäude untergebracht.<br />

An Letztere erinnern etwa „Tresortüren“ in den<br />

Badezimmern. Seit 1993 steht das Gebäude teilweise<br />

unter Denkmalschutz.<br />

Marmor und Wintergärten<br />

Die Umgestaltung des historischen Gebäudes<br />

war durchaus eine Herausforderung. Die Fassade<br />

und die Marmor-Treppenhäuser mussten<br />

erhalten bleiben, die Innenhöfe in das Hotel einbezogen<br />

werden. So kommt es, dass einige Eckzimmer<br />

eigene kleine Wintergärten haben, was<br />

in Prag schon etwas Besonderes darstellt. Die<br />

originalen Fenster wurden behutsam restauriert,<br />

um den historischen Charakter des Gebäudes zu<br />

erhalten. Auch in den Konferenzräumen ist die<br />

alte Holzvertäfelung weitgehend erhalten.<br />

Das Andaz Prague ist aber auch ein sichtbares<br />

Zeichen für das geänderte Verständnis von<br />

Tourismus und Reisen. Viele Jahrzehnte waren<br />

Sicherheit, Sauberkeit und Bequemlichkeit die<br />

zentralen Bedürfnisse von Touristen. Mittlerweile<br />

sind aus Touristen Entdecker geworden,<br />

die nicht in gesichts- und geschichtslosen<br />

Nächtigungsbetrieben absteigen wollen, sondern<br />

authentische Erlebnisse und Erfahrungen<br />

suchen und sich auf die jeweilige Stadt einlassen<br />

wollen. Insofern müssten die Gäste das Hotel für<br />

Entdeckungsreisen gar nicht verlassen – was<br />

dann aber auch wieder schade wäre, weil Prag<br />

derart viel zu bieten hat.


Zum Autor<br />

Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />

Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020<br />

Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im<br />

Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />

Zielscheibe Mittelstand<br />

Kommentar: Martin Prunbauer<br />

Die Diskussionen rund um eine Besteuerung von Leerstand und<br />

Zweitwohnsitzen reißen nicht ab. Einige Bundesländer haben bereits<br />

entsprechende Landesgesetze beschlossen beziehungsweise sind solche<br />

in Umsetzung begriffen. Stimmen werden laut, sogar eine Änderung der<br />

Kompetenzverteilung der österreichischen Bundesverfassung durchzuführen,<br />

um höhere (Leerstands-)Steuern lukrieren zu können. Es gibt<br />

keine Definition des Leerstandes; deshalb ist es den Legisten des Landes<br />

praktisch nicht möglich, Regelungen zu formulieren.<br />

Gebrochene Versprechen<br />

Das politische Versprechen „Keine neuen Steuern“ scheint bei Landespolitikern<br />

vergessen. Es gibt viele Gründe, warum eine Wohnung unbenützt<br />

ist. Diese reichen von einem Mieterwechsel, aufwendigen Umbauten und<br />

Sanierungen bis zu einer längeren<br />

Abwesenheit aus beruflichen Gründen.<br />

Eine Wohnung steht auch dann<br />

leer, wenn jemand in ein Altersheim<br />

zieht und sich die Türe offenhalten<br />

möchte, wieder in die eigene Wohnung<br />

zurückzukehren, oder einen<br />

längeren Spitalsaufenthalt hat beziehungsweise<br />

ein Auslandssemester im<br />

Studium absolviert.<br />

Mangels Definition von Leerstand<br />

können auch die kolportierten Zahlen<br />

über leerstehende Wohnungen<br />

keine seriöse Grundlage abgeben.<br />

Abgesehen davon ist mit einem<br />

enormen bürokratischen und zeitlichen<br />

Aufwand zu rechnen. Dies<br />

stellte auch das Finanzministerium<br />

fest. Die vom Ministerium ins Treffen<br />

geführten Indizien ohne Beweiskraft – etwa anhand einer Stromrechnung<br />

– sagen nichts über die reale Situation eines Leerstandes aus.<br />

Showpolitik und Geldbeschaffung<br />

Leerstandsbesteuerung ist reine Showpolitik und Geldbeschaffung. Wer<br />

sich eine Wohnung – auch als Ferienwohnsitz – über viele Jahre mühsam<br />

erspart hat, also nicht vermögend ist, und berechtigte Gründe hat, diese<br />

nicht ständig zu benützen, den trifft die Steuer mit aller Wucht, denn so<br />

viele Ausnahmen lassen sich nicht in ein Gesetz gießen. Hatte die Politik<br />

noch vor Jahren Eigentum als Sicherheit im Alter propagiert, wird<br />

es jetzt mit Füßen getreten, anstatt dort anzusetzen, wo die Probleme<br />

liegen: Eine eklatante Fehlbelegung im sozialen Wohnbau und der massive<br />

mieterbedingte Leerstand durch Horten von günstigen Wohnungen<br />

für den Opernbesuch, Liederabende<br />

oder die Enkelkinder. Diese Punkte<br />

bleiben aber undiskutiert.<br />

Die österreichische Bundesverfassung<br />

ist ein wohldurchdachtes und<br />

mit äußerster Sorgsamkeit erstelltes<br />

Regelwerk, das man aus Gründen von<br />

Showpolitik nicht zum Spielball von<br />

Anlassgesetzgebung machen darf.<br />

Leerstand kann viele Gründe haben<br />

und dessen Besteuerung ist ein unzulässiger<br />

Eingriff ins Eigentum. Getroffen<br />

werden nicht diejenigen, die<br />

spekulativ leer stehen lassen, sondern<br />

der Mittelstand.<br />

Letztlich muss es jedem Eigentümer<br />

überlassen sein, was er mit seinem<br />

Eigentum macht.<br />

Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />

74 ImmoFokus


Advertorial<br />

Nachhaltiger und<br />

lebenswerter Holzwohnbau<br />

Weiter gedacht. Trotz derzeit hoher Rohstoffpreise setzt DIE WOHNKOMPANIE auf nachhaltigen Holzwohnbau.<br />

Dabei orientiert sie sich nicht an der Pflicht, sondern fokussiert auf die Kür.<br />

Foto: DIE WOHNKOMPANIE<br />

G<br />

rößere Projekte in Holzbauweise:<br />

wie kann man sie umsetzen?<br />

Dieser Aufgabenstellung hat sich<br />

DIE WOHNKOMPANIE gewidmet.<br />

Nun sind ihre beiden ersten Projekte<br />

in der Klederinger Straße in 1100 Wien und in<br />

der Ketzergasse in 1230 Wien bereits in der<br />

Umsetzung beziehungsweise in der finalen<br />

Planungsphase. Roland Pichler, Geschäftsführer<br />

von DIE WOHNKOMPANIE: „Mit unseren<br />

beiden Projekten nehmen wir in Österreich<br />

sicher eine Vorreiterrolle ein. Der Baustart von<br />

TI<strong>MB</strong>ER*LAA in Wien Favoriten ist bereits im<br />

Frühjahr erfolgt. Daraus lassen sich schon jetzt<br />

viele Schlüsse für weitere Projekte ziehen.”<br />

Eine wesentliche Erkenntnis des Wohnbauträgers:<br />

Holzwohnbau ist noch viel stärker von<br />

schwankenden Rohstoffpreisen abhängig als<br />

herkömmliche Bauweisen. Aber auch damit<br />

lässt sich arbeiten. „Wir haben Partner und<br />

Lieferanten, die an unsere Projekte glauben<br />

langfristige Partnerschaften sind die Grundlage,<br />

gemeinsam auch in schwierigen Zeiten<br />

Lösungen zu finden, die für alle Projektbeteiligten<br />

annehmbar sind”, so Roland Pichler weiter.<br />

Für DIE WOHNKOMPANIE liegt der Fokus in<br />

der Schaffung von nachhaltigem und dennoch<br />

leistbarem Wohnraum. Pichler erklärt: „Holzwohnbau,<br />

besonders der Vollholzwohnbau, ist<br />

für die zukünftigen Bewohner und Bewohnerinnen<br />

in der Anschaffung etwas teurer. In der<br />

langfristigen Betrachtung amortisiert sich aber<br />

der höhere Anschaffungspreis durch die im<br />

Lebenszyklus der Immobilie durchgerechnet<br />

niedrigeren Betriebskosten.”<br />

Nachhaltigkeit<br />

Beim Wohnprojekt TI<strong>MB</strong>ER*LAA bestehen alle<br />

Wände und Decken aus Vollholzelementen.<br />

Damit ist dieses Projekt nicht nur nachhaltig,<br />

Roland Pichler,<br />

Geschäftsführer<br />

sondern setzt auch Maßstäbe beim positiven<br />

Wohngefühl für die zukünftigen Bewohner<br />

und Bewohnerinnen inklusive einer hervorragenden<br />

Raumakustik. Die 38 freifinanzierten<br />

Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit<br />

großzügigen Freiflächen werden mittels Luftwärmepumpen<br />

beheizt und mit Warmwasser<br />

versorgt, Photovoltaik-Anlagen optimieren<br />

den erforderlichen Stromverbrauch. Die Fertigstellung<br />

im zehnten Bezirk ist für das zweite<br />

Quartal 2023 vorgesehen.<br />

Hoher Vorfertigkeitsgrad<br />

Roland Pichler schildert die Vorteile des Projekts:<br />

„Alleine durch die Konstruktionsweise<br />

mit einem hohen Grad an Vorfertigung entstehen<br />

viele positive Effekte: Durch die Herstellung<br />

in einem Werk ist die Passgenauigkeit<br />

deutlich besser, zudem ist die Standfestigkeit<br />

der Holzwände selbst durch die Konstruktionsart<br />

deutlich höher. Das bringt einige Vorteile<br />

mit sich: Zunächst einmal wird der Verkehr<br />

rund um die Baustelle deutlich reduziert, was<br />

für die Anrainer eine geringere Lärm- und<br />

Staubbelastung bedeutet. Zusätzlich leisten<br />

wir auch damit einen Beitrag zu einem gerin-<br />

geren CO2-Ausstoß nicht nur durch die geringere<br />

Anzahl an Fahrzeugen, sondern auch<br />

beim Maschinenbetrieb vor Ort.”<br />

In der Ketzergasse in Wien Liesing setzt<br />

DIE WOHNKOMPANIE ab dem dritten Quartal<br />

<strong>2022</strong> bereits ein weiteres Projekt mit 38 Einheiten<br />

in Holzbauweise um. „Bei diesem Bauvorhaben<br />

gehen wir noch einen Schritt weiter“,<br />

kündigt Pichler an, „Neben der Holzbauweise<br />

und der hochmodernen Energieversorgung soll<br />

eine Fassadenbegrünung und Grauwassernutzung<br />

zum Einsatz kommen. Das Projekt wird<br />

außerdem während der gesamten Bauphase<br />

von einem Chemiker begleitet, um sicherzustellen,<br />

dass die Bewohner und Bewohnerinnen<br />

ein schadstoffarmes Zuhause erhalten.”<br />

Über DIE WOHNKOMPANIE<br />

DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt<br />

als inhabergeführter, unabhängiger<br />

Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume.<br />

Der Fokus liegt dabei in der<br />

Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger<br />

Wohnbauprojekte.<br />

Als Tochterunternehmen der Zech Group<br />

– eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen<br />

Deutschlands – steht<br />

DIE WOHNKOMPANIE für umfassende<br />

Kompetenz im Wohnungsbau, einzigartige<br />

Expertise und sichere Bonität.<br />

www.wohnkompanie.at<br />

www.zech-group.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong> | <strong>2022</strong><br />

75


ImmoFokus.Rubrik<br />

Bewertung<br />

ImFokus<br />

Insel der<br />

Seligen?<br />

Nachgedacht. Nach den sinnlosen Aggressionen an der<br />

osteuropäischen Außengrenze ist man geneigt, Österreich<br />

weiterhin als ein sicheres Land mit hohem Wohlfühlfaktor zu<br />

betrachten.<br />

Kolumne: Wolfgang M. Fessl<br />

D<br />

ie letzte Pressekonferenz der Regierung<br />

zum Bestellerprinzip wirft<br />

auf diese Annahme ein anderes<br />

Licht. Ich kann dem Bestellerprinzip<br />

durchaus viel abgewinnen aber deswegen<br />

gleich eine ganze Branche zu diskreditieren, ist<br />

auch ein starkes Stück. Und wie tun sich andere<br />

Länder in Europa mit ihren Regierungen?<br />

Da gibt es zum Beispiel Länder, in denen die<br />

Parteienfinanzierung nicht auf Spenden oder<br />

Mitgliedsbeiträgen basiert, sondern sich die<br />

jeweils regierenden Parteien das Geld aus den<br />

Steuertöpfen selbst zuteilen, ohne Kontrolle<br />

von außen. Auch die Besetzung von Aufsichtsratsposten<br />

des staatlichen Rundfunks mit<br />

Mitgliedern der aktuellen Regierungsparteien<br />

passiert nicht nur in totalitären Regimen. Es<br />

ist auch schon vorgekommen, dass ein Parlamentspräsident<br />

(gegen den aktuell wegen<br />

Amtsmissbrauch ermittelt wird) eine Untersuchung<br />

gegen die eigene Fraktion geleitet hat.<br />

Dann gibt es Länder, in denen die Korruptionsanfälligkeit<br />

von Regierungsmitgliedern<br />

besonders hoch sein dürfte und in denen seit<br />

76 ImmoFokus


Wolfgang M. Fessl<br />

Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über<br />

mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl<br />

ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder<br />

(Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert<br />

nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).<br />

dem Jahr 2000 mehr als ein Drittel der Minister<br />

Gegenstand von Ermittlungen der örtlichen<br />

Staatsanwaltschaft waren, nämlich exakt 32<br />

von 89 Regierungsmitgliedern.<br />

Das kann andernorts dann auch so weit gehen,<br />

dass hohe Beamte in der Justiz die eigene<br />

Staatsanwaltschaft (nämlich jene für Korruption<br />

zuständige) überwachen lassen möchten.<br />

Anderswo wurden im letzten Jahr nicht weniger<br />

als drei Kanzler und drei Gesundheitsminister<br />

verbraucht.<br />

Besonders in Zeiten der Pandemie, in der man<br />

der Gesellschaft einen drastischen Lockdown<br />

auferlegt hat, konnte sich ein Land dadurch<br />

profilieren, dass sich die Regierungsspitze in<br />

entlegenen Bergtälern feiern ließ, während<br />

man dem gewöhnlichen Volk die öffentlichen<br />

Grünflächen versperrte.<br />

Andernorts hatte der Arbeitsminister während<br />

der Corona-Krise sogar Zeit, sein Studium<br />

voranzutreiben und seine Doktorarbeit zu<br />

schreiben. Als Entschuldigungsgrund könnte<br />

nur gelten, dass die Arbeit gekauft war und<br />

er daher recht wenig Aufwand damit gehabt<br />

haben dürfte.<br />

Es gibt auch Länder, in denen der Kanzler offen<br />

im Fernsehen zugibt, das man sich dessen<br />

bewusst ist, dass die jüngsten Entschlüsse der<br />

Legislative in krassem Widerspruch zur Verfassung<br />

stehen, man dies aber als Spitzfindigkeit<br />

betrachte und man davon ausgehe, dass<br />

die Rüge des Verfassungsgerichtes ohnehin<br />

länger dauert als die Gültigkeit des Gesetzes.<br />

Nein, ich spreche hier nicht von einer Diktatur.<br />

In einigen Ländern spielt der Postenschacher<br />

eine große Rolle, da kann es schon passieren,<br />

dass ein kleiner Vermögensberater die staatliche<br />

Gesellschaft für Glücksspiel (Umsatz 1,2<br />

Milliarden Euro) leiten soll. Oder dass ein eigenes<br />

Ressort für Daseinsvorsorge geschaffen<br />

wird, bei welchem der örtliche Rechnungshof<br />

jedoch keine Aktivitäten feststellen kann. Einmal<br />

ist es vorgekommen, dass ein Finanzbeamter,<br />

der für den Vorstand der größten staatlichen<br />

Beteiligungsgesellschaft (diese verwaltet<br />

fast 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes)<br />

kandidiert hat, nicht nur die Stellenausschreibung<br />

auf seine Person zugeschnitten hat, sondern<br />

– wie sich nachträglich herausgestellt hat<br />

– nicht einmal sein Mobiltelefon richtig bedienen<br />

konnte. Vor allem mit der Löschfunktion<br />

soll er so seine Probleme gehabt haben.<br />

Es gab auch schon Politiker, die, schon bevor<br />

sie Regierungsmitglied wurden, konkrete Vorstellungen<br />

hinsichtlich ihrer zukünftigen Korruption<br />

hatten und versucht haben, Teile der<br />

Infrastruktur, wie zum Beispiel ganze Tageszeitungen,<br />

zu verkaufen. Es soll auch Länder<br />

geben, in denen die jeweilige Regierung nicht<br />

von Meinungsumfragen abhängig ist, sondern<br />

solche Umfragen – inklusive einem günstigen<br />

Ergebnis selbst gestaltet.<br />

All das würde ich gerne im Ausland verortet sehen,<br />

dem ist aber nicht so. Sind das wirklich jene<br />

Leute, die über andere Berufe urteilen? Leben<br />

wir wirklich auf einer Insel der Seligen?<br />

www.cerhahempel.com<br />

CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs mit<br />

integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit fast 100 Jahren steht der Anspruch<br />

höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

77


ImFokus<br />

80<br />

REAL CIRCLE<br />

Beim 26. Real Circle stand auf Einladung<br />

von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG,<br />

IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus<br />

ein Thema auf dem Programm, das zuletzt<br />

unter deutschen Investoren einen Boom<br />

verzeichnet hat: Gesundheitsimmobilien.<br />

118<br />

ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Seit Gin als Trendgetränk immer mehr<br />

trinkfreudige Anhänger findet, versuchen<br />

zahlreiche heimische Hersteller<br />

dem Wacholderschnaps feinste<br />

Geschmacksnuancen abzuringen. Beim<br />

Brennen des perfekten Gins mischen auch<br />

immer mehr Frauen mit. Und Tonic-Hersteller<br />

ziehen mit.<br />

158<br />

COPA REAL<br />

Beim Fußballevent der<br />

Immobilienbranche,<br />

organisiert vom<br />

ImmoFokus, traten<br />

17 Teams gegeneinander<br />

an. Als Sieger konnte<br />

sich die Örag durchsetzen.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

78 ImmoFokus


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ImFokus<br />

Real Circle<br />

#26<br />

Nischeninvestment<br />

mit Potenzial<br />

Newcomer-Assetklasse. Beim 26. Real Circle stand auf Einladung von ERSTE BANK,<br />

ERSTE Immobilien KAG, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus ein Thema<br />

auf dem Programm, das zuletzt vor allem in Deutschland unter Investoren<br />

einen Boom verzeichnet hat: Gesundheitsimmobilien.<br />

Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Amelie Miller, Rudolf Oezelt und Charles Steiner<br />

W<br />

ährend sich Gesundheitsimmobilien,<br />

zu denen auch<br />

Seniorenimmobilien gezählt<br />

werden, am deutschen Investmentmarkt<br />

in den letzten Jahren zu einer<br />

gefragten Assetklasse entwickelt haben, was von<br />

hohen Transaktionsvolumina unterstrichen wird,<br />

feiern sie in Österreich bestenfalls ein Nischendasein.<br />

Allerdings auch mit einigen Ausreißer-<br />

Jahren, wie zuletzt 2020, als allein in Pflegeimmobilien<br />

anstatt der üblichen plus/minus 30<br />

Millionen Euro pro Jahr aufgrund eines Portfolioverkaufs<br />

130 Millionen Euro investiert wurden<br />

(siehe dazu Artikel auf Seite 124).<br />

Anders als beim Real Circle normalerweise<br />

üblich, wurde diesmal nicht an jedem Tisch<br />

ein anderer Aspekt des Themas des Abends<br />

behandelt, sondern alle Teilnehmer mehr oder<br />

weniger mit denselben Fragen konfrontiert.<br />

Da Gesundheitsimmobilien beziehungsweise<br />

Seniorenimmobilien ein Fall für Spezialisten<br />

sind und hierzulande bislang auch von den<br />

meisten Fachmedien eher stiefmütterlich behandelt<br />

wurden, ging es beim 26. Real Circle<br />

darum, grundlegenden Fragen auf den Grund<br />

zu gehen. Dazu gehört unter anderem, wie viel<br />

Potenzial diese Immobilieninvestments wirklich<br />

haben, wieso sie nach wie vor eher nicht<br />

im Anlegerfokus stehen und ob sie vielleicht<br />

vom sich anbahnenden ESG-Boom „wachgeküsst“<br />

werden.<br />

So viel darf bereits jetzt gesagt werden: Auch<br />

wenn viele Teilnehmer im Vorfeld nicht müde<br />

wurden zu betonen, dass sie nicht viel Erfahrung<br />

mit der Assetklasse gemacht hätten, so lieferten<br />

sie dennoch überaus interessanten Input.<br />

Stabile Renditen<br />

Bei der Bank Gutmann verfügt man über einige<br />

Erfahrung mit Investments in Pflege- und<br />

Seniorenimmobilien. Vor mehr als 20 Jahren<br />

hat man erstmals einen entsprechenden Fonds<br />

aufgelegt. In Kürze soll ein weiterer folgen.<br />

„Aus unserer Erfahrung, haben gut geführte<br />

Seniorenimmobilien seit 2005 auch in Krisen<br />

immer stabile Erträge geliefert“, sagt Kurt Hafenscher<br />

von der Bank Gutmann. Investiert sei<br />

man zu fast 95 Prozent in Deutschland und die<br />

Vorgehensweise sehr ähnlich: Man investiert<br />

in qualitativ hochwertige und gut geführte<br />

Objekte, um diese zu halten beziehungsweise<br />

nach einer gewissen Haltedauer wieder am<br />

Markt zu platzieren. Bei zwei Fonds ist das<br />

bereits erfolgt und eine IRR (Internal Rate of<br />

Return) von mehr als acht Prozent konnte realisiert<br />

werden.<br />

„Gut geführte<br />

Seniorenimmobilien haben<br />

seit 2005 auch in Krisen<br />

immer stabile Erträge<br />

geliefert.“<br />

Kurt Hafenscher,<br />

Bank Gutmann<br />

80 ImmoFokus


Gute und stabile langfristige Renditen sind<br />

auch nach Einschätzung von Harald Galla<br />

von LeitnerLeitner der Grund dafür, dass Klienten<br />

der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei,<br />

wie eben deutsche Investoren<br />

aus dem Fondsbereich, versuchen, auch<br />

in Österreich geeignete Objekte zu finden.<br />

„So verschieden die Rahmenbedingungen in<br />

„Ich sehe auch in Österreich einen<br />

Markt für private Investoren abseits des<br />

Angebots der öffentlichen Hand“<br />

Harald Galla,<br />

LeiterLeitner<br />

beiden Ländern auch sein mögen, sehe ich<br />

durchaus auch hierzulande einen Markt für<br />

private Investoren abseits des breiten Angebots<br />

der öffentlichen Hand“, sagt der Steuerberater<br />

und Wirtschaftsprüfer und führt<br />

als Beispiel Häuser an, die über das normale<br />

Angebot hinaus einen gewissen Luxus bieten<br />

würden.<br />

„Alleine schon aufgrund der demographischen<br />

Entwicklung ist der Bedarf an Seniorenimmobilien<br />

gegeben beziehungsweise weiter<br />

im Steigen begriffen“, bringt es Peter Vcelouch<br />

von Cerha Hempel Rechtsanwälte auf den<br />

Punkt. Selbst im Zuge der Corona-Pandemie<br />

in den letzten zwei Jahren habe die Nachfrage<br />

weiter angehalten und ältere Menschen wären<br />

weiterhin aufgenommen worden. Allerdings<br />

könnte gerade im aktuellen von hoher Inflation<br />

geprägten Umfeld die Frage der Leistbarkeit<br />

für weite Bevölkerungskreise zum Thema werden,<br />

räumt der Rechtsanwalt ein. „Alles, was<br />

in Richtung echte Pflegebedürftigkeit geht, ist<br />

für viele Menschen ohne die Unterstützung der<br />

öffentlichen Hand nicht zu finanzieren.“<br />

Treiber ESG<br />

Christoph Gutknecht von der United Benefits<br />

Holding glaubt, dass mit der zunehmenden<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

81


ImFokus<br />

„Im aktuellen Umfeld<br />

könnte die Frage der<br />

Leistbarkeit für viele zum<br />

Thema werden.“<br />

Peter Vcelouch,<br />

Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />

„Mit der zunehmenden<br />

Bedeutung von ESG<br />

könnten Pflegeimmobilien<br />

einen weiteren Boost<br />

erfahren.“<br />

Christoph Gutknecht,<br />

United Benefits Holding<br />

„Ich bin optimistisch,<br />

dass das Thema<br />

Pflegeimmobilien künftig an<br />

Professionalität gewinnen<br />

wird.“<br />

Marvin Stallinger,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

Bedeutung von ESG, Pflegeimmobilien einen<br />

weiteren Boost erfahren könnten. Denn grundsätzlich<br />

sei es bei Immobilienprojekten relativ<br />

leicht, das Kriterium Umwelt beziehungsweise<br />

Ökologie abzudecken. Anders schaut die Ausgangslage<br />

beim „S“, sprich dem Sozialen aus.<br />

„Die Beimengung von solchen Objekten würde<br />

sich daher positiv auf das Nachhaltigkeits-<br />

Reporting der Investoren auswirken, die das<br />

auch benötigen“, hält Gutknecht fest.<br />

„Ich bin optimistisch, dass das Thema Pflegeimmobilien<br />

künftig mehr und mehr an Professionalität<br />

gewinnen und auch das Angebot an<br />

Objekten zunehmen wird“, so Marvin Stallinger<br />

von der ERSTE Immobilien KAG, die 2020 für<br />

ihren nachhaltig orientierten Immobilienfonds<br />

eine Seniorenresidenz im Ortskern von Fischamend<br />

gekauft hat. Auch habe die Pandemie<br />

gezeigt, dass sich die allgemeine Wertschätzung<br />

von Pflegearbeit in der Gesellschaft deutlich<br />

verbessert habe. Nichtsdestotrotz waren sich<br />

die Diskutanten auf Tisch E einig, dass der Personalmangel<br />

ein Problem bleiben würde, für<br />

das dringend Lösungen benötigen werden. Klar<br />

sei, dass nur ein ganzheitliches Konzept von<br />

Erfolg gekrönt sein werde, so der Grundtenor.<br />

Unterschiedliche Pflegesysteme<br />

Dass es in Deutschland im Gegensatz zu Österreich<br />

einen relevanten Markt für Seniorenimmobilien<br />

gibt beziehungsweise ein größeres<br />

Angebot an Investmentmöglichkeiten, liegt<br />

auf der Hand: Laut Hafenscher macht allein<br />

der Marktanteil der kommunalen Betreiber<br />

hierzulande rund 40 Prozent aus. In Deutschland<br />

hingegen vier Prozent. Zudem sei der<br />

österreichische Markt aufgrund der Rahmenbedingungen<br />

ungleich politischer als der Deutsche.<br />

Dazu kommen völlig unterschiedliche<br />

Finanzierungssysteme der Pflege: Während in<br />

Österreich bekanntlich der Pflegeregress abgeschafft<br />

wurde, ist in Deutschland verpflichtend<br />

Pflegeversicherung abzuschließen. „Reicht das<br />

nicht aus, so greift der Staat ein“, spricht Hafenscher<br />

von einer Mindestabsicherung.<br />

„Ich befürchte, da wird man sich bei den Menschen<br />

nicht besonders beliebt machen, wenn<br />

man ihnen zusätzlich zur Sozialversicherungspflicht<br />

vorschreibt, wie in Deutschland ihr<br />

ganzes Leben lang in eine Pflegeversicherung<br />

einzuzahlen“, so Vcelouch zur Frage, wieso die<br />

Politik in Österreich seit Jahrzehnten einen großen<br />

Bogen um das Thema macht und bislang<br />

verabsäumt hat, entsprechende Gesetze und<br />

rechtliche Regelungen in die Wege zu leiten.<br />

Mehr Nachfrage<br />

Wolfgang Fessl von Reinberg & Partner hat in<br />

der jüngeren Vergangenheit die Erfahrung gemacht,<br />

dass die Nachfrage nach der Bewertung<br />

82 ImmoFokus


„Wir werden auch bei uns große<br />

Healthcare-Deals jenseits der<br />

Seniorenobjekte sehen. “<br />

Gernot Ressler,<br />

EY Österreich<br />

von Gesundheitsimmobilien massiv gestiegen<br />

ist. „Schließlich reden wir vom Prinzip her von<br />

Betreiberimmobilien mit einer gesicherten<br />

Nachfrage“, erklärt er den Hintergrund. „Im<br />

Gegensatz zu Hotels.“ Dass Gesundheitsimmobilien<br />

kein Nischenprodukt mehr sind und die<br />

„Die Nachfrage nach der Bewertung<br />

von Gesundheitsimmobilien ist massiv<br />

gestiegen“<br />

Wolfgang M. Fessl,<br />

Reinberg & Partner<br />

Assetklasse bei Investoren angekommen ist,<br />

sieht man auch bei den Renditen. Vor einigen<br />

Jahren wären mit Pflegeheimen noch um die<br />

sechs bis 6,5 Prozent zu lukrieren gewesen.<br />

Heute ist man auf dem Renditeniveau von<br />

Wohnimmobilien angekommen.<br />

Auch Gernot Ressler von EY hat in den letzten<br />

Jahren einige Transaktionen von Pflegeheimen<br />

mit mehr oder weniger betreutem Wohnen<br />

beobachtet. „Dabei hat es sich um kleinere,<br />

strukturierte Einheiten in den Bundesländern<br />

gehandelt. Sprich Portfolios, die auf den<br />

Tischen von internationalen Investoren<br />

gelandet sind. Diese Fonds aus Übersee investieren<br />

beispielsweise an der US-Ostküste in<br />

Luxus-Altersheime,“, berichtet er. Ganz große<br />

Healthcare-Deals, „jenseits der Seniorenobjekte“,<br />

wie in anderen Ländern üblich, habe er<br />

dagegen nicht erlebt. Nachsatz: „Das wird aber<br />

früher oder später wahrscheinlich auch bei uns<br />

kommen.“<br />

Bei Arnold Immobilien unterteilt man Healthcare<br />

in Kliniken, Ärztezentren, Senior Living<br />

und Pflegeimmobilien, erklärt Marcel Weber.<br />

Zu Letzteren zählt der Leiter der Abteilung<br />

Hospitality-Pflegeheime beziehungsweise Altersheime,<br />

in denen alle Pflegestufen abgehandelt<br />

würden, die vom Senior Living nicht abgedeckt<br />

werden. Was die Renditen betrifft, sieht<br />

er Senior Living auf demselben Niveau wie<br />

Wohnen. Mit klassischen Pflegeheimen wären<br />

in Österreich mehr als vier Prozent drinnen.<br />

„Aber die Tendenz geht wie in Deutschland<br />

Richtung 3,8 Prozent“, sagt er. Die meisten<br />

Deals wären wiederum im Bereich betreutes<br />

Wohnen auszumachen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

83


ImFokus<br />

„Mit Pflegeheimen sind in<br />

Österreich mehr als vier<br />

Prozent Rendite drinnen.“<br />

Marcel Weber, Arnold Immobilien<br />

3,8 bis 4,3 Prozent Rendite<br />

Laut Alexander Kornfeld hat man sich bei der<br />

ERSTE Immobilien KAG in letzter Zeit viele<br />

Pflegeheime in Österreich angeschaut. „Und<br />

zwar nicht nur Bestandsobjekte, sondern auch<br />

neue Projekte“, sagt er. Je nach Standort und<br />

Betreibervertrag – die meisten wären auf 25<br />

Jahre abgeschlossen, einige auch auf 30 Jahre<br />

mit namhaften und bonitätsstarken Betreibern<br />

– würden die derzeitigen Angebots-Renditen<br />

bei 3,8 bis 4,3 Prozent liegen. „Es ist uns dabei<br />

auch ganz wichtig, dass die Wirtschaftlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit des Betreiberkonzepts<br />

(inkl. öffentliche Bzuschussung) gesichert ist“,<br />

erklärt er.<br />

„Ohne öffentliche<br />

Zuschüsse<br />

könnten stationäre<br />

Pflegeeinrichtungen nicht<br />

überleben.“<br />

Alexander Kornfeld,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

„Das Gebot der<br />

Stunde ist nicht nur<br />

neu zu bauen,<br />

sondern auch<br />

umzunutzen.“<br />

Matthias Prichzi,<br />

Turner & Townsend<br />

„Beim Bauen wird sich die Entwicklung wahrscheinlich<br />

in Richtung eines systematisierten<br />

und elementierten Bauens bewegen“, meint<br />

Matthias Prichzi von Turner & Townsend.<br />

Dafür würden sich Gesundheitsimmobilien<br />

sehr gut eignen, weil man schöne Raster, Zimmer<br />

und daher auch einen entsprechenden<br />

Vervielfältigungsgrad verwirklichen könne.<br />

Auf der anderen Seite sei es mit Hinblick auf<br />

das Thema ESG ein Gebot der Stunde, nicht<br />

nur neu zu bauen, sondern auch umzunutzen.<br />

Beispielsweise könnte man so manches Hotel<br />

gut in ein Pflegeheim verwandeln. Eventuell<br />

sei das auch bei Bürogebäuden möglich. Letztlich<br />

wären Pflegeimmobilien jedenfalls auch<br />

aus ESG-Überlegungen – vor allem, was das „S“<br />

betreffe – ein wichtiges Thema.<br />

Auch Andreas Hawlik von Hawlik Gerginski<br />

Architekten kann sich vorstellen, dass Hotels<br />

für Senior Living umgenutzt werden. Grundsätzlich<br />

wären die baulichen Anforderungen<br />

84 ImmoFokus


echt ähnlich. Natürlich komme es darauf an,<br />

wie das betreffende Objekt organisiert sein<br />

soll und in welchen Abteilungsgrößen man<br />

denke. „Es werden sicher Umbaumaßnahmen<br />

erforderlich sein, um Gruppen beziehungsweise<br />

Stationen schaffen zu können“, so der<br />

Architekt.<br />

Architekt Hawlik plädiert jedenfalls dafür,<br />

geclusterte Projekte zu entwickeln – sprich<br />

kleinere Einheiten, die aber von einer gemeinsamen<br />

zentralen Infrastruktur und einer Zentrale<br />

für den Betreiber profitieren. So würden<br />

für die Bewohner nicht einfach nur große<br />

Kästen entstehen, sondern eine familiäre<br />

Umgebung. Wichtig sei auch, dass sich diese<br />

Einheiten in Zentrumsnähe befänden. „Ich<br />

denke, dass Ortskerne im städtischen Umfeld<br />

eine gute Lage wären“, so Hawlik. Vielleicht<br />

sei das auch eine Chance für Ortskerne, die<br />

sich auf der wirtschaftlichen Seite mit Handel<br />

und ähnlichen Dingen schwertäten, aber viel-<br />

leicht mit einer Pflegeimmobilie wieder Leben<br />

bekommen könnten.<br />

Begrenztes Angebot<br />

„Viele Institutionelle halten in Österreich nach<br />

Pflege- oder Healthcare-Immobilien Ausschau,<br />

stoßen jedoch auf ein sehr begrenztes Angebot“,<br />

so Weber. Wäre das Angebot da, so wäre<br />

„Es ist vorstellbar, dass Hotels für<br />

Senior Living umgenutzt werden.“<br />

Andreas Hawlik,<br />

Hawlik Gerginski Architekten<br />

auch das Transaktionsvolumen viel höher. In<br />

Deutschland würden sich Investoren Städte ab<br />

hunderttausend Einwohner anschauen. „Wie<br />

viele größere Städte haben wir dagegen in Österreich,<br />

in denen sich betreutes Wohnen für<br />

Institutionelle wirklich lohnen würde? Ganz<br />

zu schweigen von der kleinteiligen Ticketgröße“,<br />

so der Investmentexperte. Ein weiterer<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

85


ImFokus<br />

Hemmschuh sei die Tatsache, dass Betreiber<br />

hierzulande zwar gerne den Betrieb von Objekten<br />

übernehmen, aber keine Pachtverträge<br />

eingehen wollen. „Das ist für Institutionelle<br />

meist nicht interessant.“<br />

„Bei all der Euphorie für stationäre Pflegeeinrichtungen<br />

darf man nicht vergessen, dass<br />

diese ohne öffentliche Zuschüsse nicht überleben<br />

können“, spricht Kornfeld die Realität an.<br />

Deswegen gebe es auch in den Bundesländern,<br />

die ja in Österreich für die einschlägige Gesetzgebung<br />

verantwortlich wären, Tendenzen, verstärkt<br />

auf die mobile Pflege umzuschwenken.<br />

„Beim Generationenwohnen ist die<br />

räumliche Durchmischung der verschiedenen<br />

Altersgruppen oft nicht<br />

gewünscht.“<br />

Walter Eichinger,<br />

Silver Living<br />

Für Fessl wird bei Gesundheits- und Pflegeimmobilien<br />

gerne auf ein Thema vergessen, das<br />

eigentlich von zentraler Bedeutung sei: das<br />

Problem, geeignetes Personal zu finden. Er<br />

beruft sich auf einschlägige Studien, wie etwa<br />

vom IFO-Institut für Wirtschaftsforschung, die<br />

in den kommenden Jahrzehnten eine Lücke<br />

von zehntausenden Pflegekräften ausmachen.<br />

„Es gibt kaum gute Ideen, wie diese Lücke ge-<br />

schlossen werden könnte“, so Fessl. Nachsatz<br />

des Experten: „Ich warte darauf, dass da endlich<br />

angesetzt wird.“<br />

Schwellen-Assetklasse?<br />

Was es für Walter Eichinger von Silver Living<br />

schwer macht, Gesundheits- beziehungsweise<br />

Sozialimmobilien als eigene Assetklasse zu<br />

bezeichnen, ist das geringe Transaktionsvolumen.<br />

„Wenn man sehr positiv denken möchte,<br />

könnte man von einer Schwellen-Assetklasse<br />

sprechen, die vielleicht auf längere Sicht zu einer<br />

eigenen Assetklasse werden könnte“, sagt<br />

er. Treffender sei die Bezeichnung Serviceim-<br />

86 ImmoFokus


„In anderen Ländern sind<br />

Gesundheitsimmobilien<br />

seit vielen Jahren eine klar<br />

definierte Assetklasse.“<br />

Andreas Millonig,<br />

IMMOunited<br />

„Im Vergleich zu anderen<br />

Ländern ist unser<br />

Sozialsystem dermaßen<br />

gut, dass eigentlich jeder<br />

versorgt ist.“<br />

Peter Fischer,<br />

PwC Österreich<br />

„Für Pflegeimmobilien<br />

ist unglaublich viel<br />

Spezialwissen gefragt.“<br />

Johannes Endl,<br />

ÖRAG<br />

mobilie. „Solche Objekte ¬ und die Bandbreite,<br />

die darunterfällt, ist sehr groß ¬ benötigen zur<br />

Umsetzung immer einen dritten Partner mit<br />

an Bord – sprich einen Betreiber oder eine betreuende<br />

Organisation“, so Eichinger.<br />

Andreas Millonig von IMMOunited hat nach<br />

eigenen Angaben im Vorfeld des Real Circle<br />

noch einmal nachgeschaut, ob es zuletzt nennenswerte<br />

Transaktionen im Bereich Healthcare-Immobilien<br />

gegeben hat. „Es ist so wenig,<br />

dass wir das nicht einmal explizit erfassen“,<br />

hält er fest und gibt zu, dass ihn dies etwas<br />

verwundert hat. Denn es sei ja bekannt, dass es<br />

Länder gebe, wie zum Beispiel die USA, in denen<br />

das Thema präsenter sei, beziehungsweise<br />

Gesundheitsimmobilien seit vieln Jahren eine<br />

klar definierte Assetklasse wären und die<br />

Betreuung von älteren Menschen seitens der<br />

Anbieter als Service gelebt werde.<br />

Spezialwissen gefragt<br />

Peter Fischer von PricewaterhouseCoopers<br />

(PwC) spricht im Falle von Seniorenwohnen,<br />

betreutem Wohnen und Alten- und Pflegeheimen<br />

von einem „hochspezialisierten Gewerbe,<br />

das sich hinter dem Mantel der Immobilie verbirgt“.<br />

„Von anderen Immobilienklassen grenzen<br />

sich solche Objekte völlig ab, weil sie einerseits<br />

stark abhängig von Förderungen sind und<br />

andererseits Spezialwissen beziehungsweise<br />

Spezialpersonal voraussetzen“, erklärt Fischer.<br />

Nachsatz: „In Österreich kann man aus einem<br />

bestimmten Grund nicht von einer Assetklasse<br />

sprechen: Im Vergleich zu anderen Ländern ist<br />

unser Sozialsystem dermaßen gut, dass eigentlich<br />

jeder versorgt ist.“<br />

„Für Pflegeimmobilien ist unglaublich viel<br />

Spezialwissen gefragt“, sagt auch Johannes<br />

Endel von der ÖRAG. Die meisten Investoren,<br />

mit denen er über das Thema Gespräche<br />

geführt habe, hätten dies schlichtweg nicht<br />

gehabt – etwa, was Themen wie Förderungen,<br />

einschlägige Technik oder die Abhängigkeit<br />

von Betreibern betrifft. Sehr wohl räumt er ein,<br />

dass neue Ideen im Bereich altersgerechten<br />

Wohnens gefragt wären. Denn viele Woh-<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

87


ImFokus<br />

nungen, vor allem in Altbauten, wären für die<br />

Bedürfnisse älterer Menschen einfach nicht<br />

zugeschnitten. Ganz zu schweigen vom durch<br />

die demographische Entwicklung getriebenen<br />

erhöhten Bedarf an Pflegeimmobilien.<br />

Alternative Wohnkonzepte<br />

„In den letzten Jahren ist es ein paar Mal vorgekommen,<br />

dass man uns auf alternative Wohnkonzepte<br />

angesprochen hat, wie zum Beispiel<br />

kleine Wohnungen neben mehreren größeren<br />

zu realisieren, um dort später einmal bei Bedarf<br />

Pflegekräfte unterbringen zu können“, berichtet<br />

Evgeni Gerginski von Hawlik Gerginski<br />

Architekten. Persönlich würde er durchaus<br />

vermehrt solche Projekte begrüßen, bei denen<br />

ältere Menschen so lange wie möglich in ihren<br />

Wohnungen bleiben könnten, beziehungsweise<br />

dort betreut werden. „Diese Dezentrali-<br />

„Begrüßenswert wären mehr Projekte<br />

bei denen ältere Menschen so lange wie<br />

möglich in ihren Wohnungen bleiben<br />

könnten.“<br />

Evgeni Gerginski,<br />

Hawlik Gerginski Architekten<br />

88 ImmoFokus


sierung halte ich für den besseren Zugang als<br />

am Stadtrand vier-, fünf- oder sechsgeschossige<br />

Altenheime zu bauen“, so Gerginski.<br />

So schön manche Hybridmodelle auch wirken<br />

mögen, die in Österreich realisiert wurden und<br />

die sich beispielsweise aus Betreutem Wohnen<br />

und Pflege zusammensetzen ¬ die Erfahrung<br />

habe gezeigt, dass viele nicht funktionieren,<br />

weil das Land schlichtweg zu klein für einen<br />

kostendeckenden Betrieb sei, meint Eichinger.<br />

In Deutschland schaue das schon anders aus.<br />

Beim Generationenwohnen gebe es in Österreich<br />

hingegen andere Möglichkeiten, auch<br />

wenn es besonders wichtig wäre, mit einem<br />

guten Architekten zusammenzuarbeiten.<br />

„Denn oft ist eine räumliche Durchmischung<br />

der verschiedenen Altersgruppen einfach<br />

nicht gewünscht“, berichtet Eichinger aus seinem<br />

Erfahrungsschatz. Mit Silver Living habe<br />

er einige solcher Modelle für Tirol konzipiert,<br />

die einfach nicht Fuß gefasst hätten.<br />

„Was wir machen müssen ist, uns in der Architektur<br />

eine gewisse Flexibilität zu geben“,<br />

regt Fischer an. Noch wichtiger sei es jedoch,<br />

ganz offen mit dem Thema Älterwerden umzugehen.<br />

Auch er berichtet von spannenden<br />

Healthcare-Konzepten wie Reha-Kliniken oder<br />

Ärztezentren. „Assetklassen, in denen der<br />

Fokus auf Gesundheit liegt, können durchaus<br />

interessant sein“, hält der PwC-Experte fest<br />

und verweist im selben Atemzug auf bestehende<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen, die<br />

die Realisierung von einschlägigen Projekten<br />

erschweren würden. Für Endel bedarf es insgesamt<br />

eines Masterplans seitens der Politik<br />

– auch, um dem Problem des Pflegekraftmangels<br />

entgegenzutreten: „Wenn hier nicht<br />

rechtzeitig begonnen wird, werden wir sehr<br />

bald nicht genügend Pflegekräfte haben.“<br />

Neue Lösungen benötigt<br />

Kein Zweifel bestand für die Experten bei<br />

dem von Charles Steiner moderierten Tisch<br />

hinsichtlich der Frage, ob die 24-Stunden-<br />

Betreuung pflegebedürftiger Menschen in<br />

ihren Wohnungen überhaupt leistbar bleiben<br />

würde. Für Petra Grell-Kunzinger, Gründerin<br />

der Pflegeplattform miazorgo, ist die Leistbarkeit<br />

aktuell noch aus nur einem Grund der Fall:<br />

„Die Eins-zu-eins-Betreuung funktioniert deshalb,<br />

weil wir Menschen aus osteuropäischen<br />

Ländern beschäftigen, deren Gehaltsgefüge<br />

noch unter dem unseren liegt.“ Künftig müssten<br />

also neue Lösungen für die Betreuung zu<br />

Hause gefunden werden, wie etwa die einer<br />

Grätzelbetreuung.<br />

„Künftig müssen neue<br />

Lösungen für die<br />

24-Stunden-Betreuung<br />

gefunden werden.“<br />

Petra Grell-Kunzinger,<br />

miazorgo<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

89


ImFokus<br />

Auch Michael Priebsch, Leiter der Abteilung<br />

Großvolumiger Wohnbau bei der ERSTE<br />

BANK, hält die 24-Stunden-Pflege nicht für<br />

langfristig leistbar und spricht sich daher<br />

ebenfalls für eine Versorgung im Grätzel aus,<br />

um sicherzustellen, dass die Menschen möglichst<br />

lange selbstbestimmt leben können. „Ich<br />

glaube, dass hier der Verbund beziehungsweise<br />

die Gemeinschaft eine entscheidende<br />

Rolle spielen werden, weshalb Generationenwohnen<br />

beziehungsweise Generationenhäuser<br />

an Bedeutung gewinnen werden.“<br />

Insgesamt sei in diesem Zusammenhang mehr<br />

Mut gefragt, was die Entwicklung solcher Immobilien<br />

betrifft. Zwar gebe es auch in Österreich<br />

Generationen-Wohnprojekte, diese wären<br />

allerdings bisher nur Einzelfälle. In Deutschland<br />

geschehe da deutlich mehr – sprich einschlägige<br />

Baugruppen oder Bauherrenmodelle<br />

stoßen auf mehr Nachfrage – und das auch,<br />

weil mehr gefördert werde. Allerdings gibt sich<br />

Priebsch optimistisch, dass sich der Status Quo<br />

ändern wird: „Ich sehe auf meinem Tisch schon<br />

„Private Initiativen im<br />

Pflegebereich müssen<br />

einzigartig sein.“<br />

Michael Priebsch,<br />

ERSTE BANK<br />

viel Marktbewegung beziehungsweise mache<br />

zu dem Thema viele Gedanken aus.“<br />

Vermehrt Kundenanfragen<br />

„Bei solchen Wohnkonzepten sind andere Länder,<br />

wie etwa die Niederlande oder Deutschland,<br />

schon viel weiter, da gibt es sehr schöne<br />

Projekte beziehungsweise Wohnungen“, sagt<br />

auch Gerald Kerbl, Partner und Steuerberater<br />

bei TPA. Er sei seit 20 Jahren im Immobilienbereich<br />

tätig und Gesundheitsimmobilien wären<br />

bis vor kurzem alles andere als eine gefragte<br />

Assetklasse gewesen. Aktuell merke man<br />

jedoch schön langsam, dass zu dem Thema<br />

vermehrt Anfragen von Kunden (Developern<br />

sowie Investoren, wie internationale Fonds)<br />

kommen würden“, so Kerbl.<br />

Die Experten waren sich jedenfalls einig, dass<br />

hinsichtlich der Wohnformen in verschiedenen<br />

Lebensabschnitten nicht in starren Kategorien<br />

gedacht werden sollte – sprich, dass von<br />

der Studenten- in die Familienwohnung und in<br />

weiterer Folge über die Zwei- und Ein-Perso-<br />

90 ImmoFokus


„Bis vor kurzem waren<br />

Gesundheitsimmobilien<br />

nicht die gefragteste<br />

Assetklasse.“<br />

Gerald Kerbl,<br />

TPA<br />

„In Deutschland wurde das<br />

Errichten und Betreiben von<br />

Pflegeheimen an die private<br />

Hand ausgelagert.“<br />

Martin Scheiber,<br />

Bank Gutmann<br />

„Die Abschaffung des<br />

Pflegeregresses hat<br />

sich massiv auf die<br />

Finanzierbarkeit der Pflege<br />

ausgewirkt.“<br />

Harald Kopertz,<br />

AURIS Immo Solutions<br />

nen-Wohnung ins Pflegeheim gezogen wird.<br />

Da würden sich die Grenzen mehr und mehr<br />

verschieben. So oder so stehe jedenfalls fest:<br />

Bedingt durch die demographische Entwicklung<br />

müsse in den nächsten zehn, 15 beziehungsweise<br />

20 Jahren massiv gebaut werden,<br />

um den Bedarf an Pflegeplätzen zu decken.<br />

Deutschland: Mehr Planungssicherheit<br />

„In Deutschland hat der Gesetzgeber gesagt,<br />

dass das Errichten und Betreiben von Pflegeheimen<br />

nicht Aufgabe des Staates ist, und hat<br />

das an die private Hand ausgelagert“, erklärt<br />

Martin Scheiber von der Bank Gutmann. Die<br />

heimische Privatbank investiert seit mehr als 15<br />

Jahren erfolgreich in Pflegeheime sowie auch<br />

in Betreutes Wohnen, und zwar überwiegend<br />

in Deutschland, wo sich rund 95 Prozent der<br />

Assets befinden. Dort sei auch die Planungssicherheit<br />

um einiges größer – und vor allem<br />

wären weniger politische Risiken gegeben.<br />

In Österreich erschwert neben der ohnehin<br />

schon weit verbreiteten Skepsis gegenüber<br />

privaten Aktivitäten im Pflegebereich die<br />

Gesetzeslage die Situation für institutionelle<br />

Anleger. So bedürfen etwa neue Projekte<br />

des Sanktus der jeweiligen Gemeinde beziehungsweise<br />

des Bürgermeisters. Dennoch<br />

sehen Experten Platz für private Initiativen.<br />

„Diese müssen allerdings einzigartig sein“,<br />

hält Priebsch fest. Ein Beispiel: ein Kärntner<br />

Demenzzentrum, das ein Fonds der Bank<br />

Gutmann gekauft hat. „Bei solchen Nischen<br />

ist es fast nicht möglich, ein Konkurrenzangebot<br />

aufzubauen“, bringt es Scheiber auf den<br />

Punkt.<br />

Mehrgenerationen-Wohnen Lösung?<br />

Eine Folge des demographischen Wandels ist,<br />

dass die Pflege zu Hause, die früher im Familienverband<br />

erfolgte, heute zunehmend von der<br />

Gesellschaft erledigt werden muss. Daher plant<br />

Harald Kopertz von Auris Immo Solutions, in<br />

Purkersdorf ein Projekt für Mehrgenerationen-<br />

Wohnen zu realisieren. „Jeder soll dort einbringen,<br />

was er am besten kann: Ältere passen<br />

beispielsweise auf die Kinder auf und Jüngere<br />

gehen für alle einkaufen“, sagt er. Das würde<br />

die älteren Menschen jung und fit halten und<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

91


ImFokus<br />

„Im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit muss der<br />

Fokus künftig auf der<br />

Nachnutzung von alten<br />

Strukturen liegen.“<br />

Daniel Thum,<br />

ERSTE Immobilien KAG<br />

das Gefühl verstärken, in der Gesellschaft noch<br />

eine Funktion zu haben.<br />

Daniel Thum von der ERSTE Immobilien KAG<br />

bekräftigt, dass bei solchen Projekten sehr auf<br />

die soziale Durchmischung geachtet werden<br />

muss – sprich: von Kindergärten über Schulen<br />

bis hin zu betreutem Wohnen müsse alles<br />

Platz finden. Für ihn steht jedenfalls fest, dass<br />

einerseits die demographische Entwicklung<br />

und andererseits der Mangel an Produkten, die<br />

nachhaltig Rendite abwerfen, die Assetklasse<br />

Healthcare durchaus interessant machen. „Dabei<br />

ist aber privates Kapital gefragt, da die öffentliche<br />

Hand den Bedarf an Pflegeimmobilien<br />

langfristig nicht finanzieren kann“, so Thum.<br />

Mehr private Investments<br />

Für mehr private Investments im Pflegebereich<br />

plädiert auch Franz Pöltl von EHL<br />

Immobilien. Um dies zu forcieren, und<br />

damit letztlich auch die Produktion von<br />

Pflegeheimen zu steigern, wären allerdings<br />

einige Maßnahmen notwendig. Dazu zählt<br />

der Immobilieninvestment-Experte vor allem<br />

die Vereinheitlichung der Gesetzeslage<br />

– bekanntlich gelten in Österreich neun unterschiedliche<br />

regulatorische Rahmenbedingungen.<br />

Förderlich für private Investitionen<br />

wäre auch, wenn die öffentliche Hand die<br />

Betreiber von Pflegeimmobilien besser unterstützt.<br />

„Diese verfügen oft nicht über eine<br />

kapitalmarktfähige Bonität“, hält Pöltl fest<br />

und verweist auf die wichtige Rolle der Zuzahlungsvereinbarungen<br />

durch die Länder.<br />

„Die Betreiber von<br />

Pflegeimmobilien<br />

verfügen oft nicht über<br />

eine kapitalmarktfähige<br />

Bonität.“<br />

Franz Pöltl,<br />

EHL Investment Consulting<br />

Als gebürtige Steirerin kann Anita Körbler von<br />

trovato noch immer große Unterschiede zwischen<br />

Stadt und Land feststellen. Früher habe<br />

es am Land die Seniorenresidenzen gegeben,<br />

die vor allem für diejenigen gedacht waren, die<br />

keine Kinder hatten, die sie einmal versorgen<br />

würden. Für sie sei das Angebot heute breit ge-<br />

92 ImmoFokus


Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

fächert. Typisch für die heutigen Senioren sei,<br />

dass diese sehr fit und rüstig wären und oft das<br />

halbe Jahr auf Reisen. „Viele ältere Menschen<br />

wollen nicht mehr alleine wohnen, daher gibt<br />

es heute überraschend viele Anfragen für<br />

Alters-WGs“, sagt Körbler. Vor allem seit der<br />

Coronakrise sei vielen die soziale Einbettung<br />

wichtiger geworden.<br />

Tabuthema Pflege<br />

Für Körbler ist es bedeutend, über das Tabuthema<br />

Pflege hinwegzudenken, da es nicht<br />

mit einem speziellen Alter verbunden sei.<br />

„Man muss klar zwischen Seniorenbedürfnissen<br />

und Pflegebedürfnissen<br />

unterscheiden.“<br />

Anita Körbler,<br />

trovato<br />

„Man muss klar zwischen Seniorenbedürfnissen<br />

und Pflegebedürfnissen unterscheiden“,<br />

meint sie. Auch Pöltl betont, dass der Aspekt<br />

der Pflege beim Seniorenwohnen meist erst in<br />

den letzten Lebensjahren wirklich wichtig sei.<br />

„Die überwiegende Zeit sollte ein seniorengerechtes<br />

Leben mit diversen Freizeit- und Gesundheitsdienstleistungen<br />

im Fokus stehen“,<br />

sagt er. Derselben Meinung ist auch Kopertz:<br />

„Die Frage ist, ob man pflegebedürftige Menschen<br />

dann nicht lieber in ihren Quartieren<br />

pflegen soll“, stellt er in den Raum. Schließlich<br />

gebe es genügend mobile Pflegedienste. Er beklagt<br />

in diesem Zusammenhang die Abschaffung<br />

des Pflegeregresses. „Das hat sich massiv<br />

auf die Finanzierbarkeit der Pflege ausgewirkt,<br />

die in Österreich vor allem in der Hand gemeinnütziger<br />

Betreiber liegt.“<br />

Was den Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen<br />

betrifft, sind für Kopertz die hohen Grundstücks-<br />

und Baukosten wenig hilfreiche,<br />

ebenso wie die steigenden Ansprüche älterer<br />

Menschen. Früher hätte ein Bett Investitionskosten<br />

von weniger als 100.000 Euro<br />

verursacht, heute sei von 150.000 bis 170.00<br />

Euro die Rede. Ein Problem in diesem Zusammenhang:<br />

Als Spezialimmobilie sei eine Alternativnutzung<br />

von Pflegeheimen sowie eine<br />

Umnutzung anderer Immobilien zu Pflegeeinrichtungen<br />

so gut wie nie möglich. ERSTE<br />

Immobilien KAG-Experte Thum hat hingegen<br />

gute Erfahrungen mit der Umrüstung von<br />

Büro- beziehungsweise Verwaltungsobjekten<br />

zu Pflegeimmobilien gemacht. Vor allem aus<br />

Gründen der Nachhaltigkeit sei das zu begrüßen.<br />

„Um gute Lösungen zu finden, müssen<br />

sich Projektentwickler und Architekten<br />

anstrengen. Das ist jedoch nicht immer der<br />

einfache Weg, aber in Zukunft der gefragtere“,<br />

bringt es Thum auf den Punkt.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

93


ImFokus<br />

Zum Autor<br />

Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land<br />

Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />

Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />

GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />

Steigender Bedarf an Gesundheitsimmobilien<br />

Kommentar: Jasmin Soravia<br />

In Österreich nimmt der Anteil an älteren Personen weiter zu.<br />

Aufgrund des damit verbundenen Bedarfs an medizinischen und<br />

Pflegedienstleistungen steigt auch die Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien,<br />

was sich bereits seit Jahren deutlich abzeichnet. Damit<br />

folgt diese Entwicklung auch einem starken internationalen Trend.<br />

Zudem bieten in Österreich Primärversorgungszentren vor allem<br />

in ländlichen Bereichen einen Lösungsansatz zur Sicherung einer<br />

flächendeckenden medizinischen Versorgung und werden entsprechend<br />

gefördert. Insgesamt sind Healthcare-Investments damit auf<br />

lange Sicht empfehlenswert.<br />

Die Bandbreite bei Gesundheitsimmobilien ist groß und reicht von Alten-<br />

und Pflegeheimen und betreutem Wohnen bis zu medizinischen<br />

Gemeinschaftspraxen, interdisziplinären Primärversorgungszentren,<br />

Rehabilitationszentren und Kliniken. Die Abbildung 1 zeigt die Prognose<br />

für die Zunahme an älteren und pflegebedürftigen Personen bis<br />

2<strong>03</strong>0, wobei auch darüber hinaus bis zum Jahr 2050 mit steigenden<br />

Zahlen zu rechnen ist. Damit erweist sich der Bedarf an Pflegeimmobilien<br />

in der Zukunft als besonders hoch – wie auch die Bereitschaft<br />

von Investoren zu Healthcare-Investments. Auch für die großen<br />

Immobilien-Investoren wie beispielsweise Fonds sind die Healthcare-<br />

Investments nicht mehr wegzudenken: In den letzten Emerging<br />

Trends notierten die Healthcare-Immobilien bereits auf Platz 5 der<br />

Top-Investment-Assets. In einer Umfrage zeigten sich 92 Prozent der<br />

befragten Experten davon überzeugt, dass Healthcare ein langfristig<br />

wichtiger Faktor bleiben wird (PWC <strong>2022</strong>, S. 14).<br />

Dennoch ist Österreich bis dato nicht im Fokus von größeren Investoren.<br />

Dazu sind die Projekte hierzulande tendenziell zu klein. Interessante<br />

Projekte werden am ehesten in Wien in Angriff genommen.<br />

Dazu kommt, dass bei Pflegeimmobilien die Bundesländer eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Deshalb ist es für Bauträger oft schwierig,<br />

auf eigene Initiative solche Immobilien zu entwickeln. Ausländische<br />

Investoren werden oft gänzlich abgeschreckt. Doch viele Aspekte<br />

sprechen für diese Projekte.<br />

Vorteile bei der Lage können genutzt werden<br />

Während bei Wohn- und Gewerbeimmobilien in guten Lagen weiterhin<br />

mit steigenden Preisen für die Grundstücke zu rechnen ist,<br />

können vor allem Pflegeimmobilien auch in bislang weniger stark<br />

genutzten Lagen entwickelt werden. Ein weiteres vorteilhaftes Lagekriterium<br />

ist die Verfügbarkeit von Personal: Auch hier ist bei einer<br />

entsprechenden Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Vergleich<br />

mit dem Wohnbau ein weiter Umkreis rund um Ballungsgebiete und<br />

Städte möglich. Damit ergibt sich ein erheblich größerer Suchradius.<br />

Zudem sollte die Auswahl eines Standorts mit dem bestehenden Angebot<br />

an Gesundheitseinrichtungen abgestimmt werden. Insgesamt<br />

zeigt sich jedoch, dass es bei Pflegeimmobilien erheblich leichter ist,<br />

erschwingliches Bauland zu erwerben – vor allem auch, wenn die regionalen<br />

Vertreter der Kommunen Interesse zeigen. Dafür spricht nicht<br />

nur der nachhaltig steigende Bedarf an diesen Einrichtungen. Auch<br />

die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Gemeinde ist ein Thema, das<br />

für erfolgreiche Kooperationen mit Projektentwicklern sorgen sollte.<br />

Angesichts des langfristigen Bedarfs und der positiven Effekte sollten<br />

diese Kooperationen also entsprechend gefördert werden.<br />

Primärversorgungszentren als attraktive<br />

Alternative zum Gemeindearzt<br />

Vor allem am Land zeigen sich immer mehr Lücken in der Gesundheitsversorgung,<br />

hauptsächlich bei Hausärzten. Aktuell gehen viele<br />

Mediziner der Babyboomer-Generation in Pension und verschärfen<br />

das Problem mittelfristig. Jedoch gilt es auch hier, dieses Problem<br />

langfristig zu lösen. Der wichtigste Ansatz dabei ist, die Attraktivität<br />

des Berufs für junge Ärzte und Ärztinnen zu steigern. Einen wichtigen<br />

94 ImmoFokus


Quelle: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz<br />

Beitrag dafür können Primärversorgungszentren leisten, in denen<br />

mehrere Ärzte mit Therapeuten zusammenarbeiten. Dadurch wird<br />

der hohe Arbeitsdruck der Landärzte deutlich gemindert. Das sorgt für<br />

physische und psychische Entlastung beim gesamten medizinischen<br />

Personal. Zudem wird die medizinische Betreuung der Menschen im<br />

Sinne eines „One-Stop-Shops“ erheblich verbessert.<br />

So ist es auch das Ziel des Bundes, bis 2023 zumindest 75 Primärversorgungseinheiten<br />

(PVE) zu schaffen. Daraus resultiert ein erheblicher<br />

Bedarf an Neubau, da laut dem Dachverband der Sozialversicherungsträger<br />

aktuell bundesweit erst 36 PVEs in Betrieb sind – in Tirol und<br />

Vorarlberg gibt es sogar noch keine einzige dieser Einrichtungen.<br />

Für Investoren und Entwickler bedeutet dieser Umstand, dass die<br />

öffentliche Hand erheblich an neuen Projekten interessiert ist und<br />

jegliche Initiative aktiv unterstützen wird ¬ und das zusätzlich zur<br />

neuen Projektförderung von bis zu 200.000 Euro, die seit März <strong>2022</strong><br />

in Kraft ist.<br />

Quellen: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (2019): Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Österreich. Wien: Gesundheit Österreich GmbH.<br />

Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (<strong>2022</strong>): Projektförderung PVE<br />

Förderungsrichtlinie für den österreichischen Aufbau- und Resilienzplan gemäß VO 2021/241. Wien: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und<br />

Konsumentenschutz; Sektion VII, Gruppe B, Abteilung 5.<br />

Dachverband der Sozialversicherungsträger (2020): Teambasierte Primärversorgung. URL: https://www.sv-primaerversorgung.at/<br />

PWC – PricewaterhouseCoopers (<strong>2022</strong>): Emerging Trends in Real Estate. London: Urban Land Institute.<br />

Riedel, M. (2021): Ausbau der Pflege aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Policy Brief Nr. 2/2021. Wien: Institut für Höhere Studien.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

95


ImFokus<br />

Stabile Renditen<br />

bei hoher<br />

Investitionssicherheit<br />

Gesundheitsimmobilien. Während die Assetklasse in Deutschland seit einigen Jahren heiß begehrt ist,<br />

führt sie am österreichischen Investmentmarkt noch ein Schattendasein. Nach und nach genießt sie<br />

aber immer mehr Aufmerksamkeit.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

G<br />

esundheitsimmobilien haben sich<br />

in Deutschland in den letzten<br />

Jahren zu einer relevanten Assetklasse<br />

gemausert. Vor allem seit<br />

Mitte der Zehnerjahre, als innerhalb von kurzer<br />

Zeit zuerst die Zwei- und dann die Drei-Milliarden-<br />

Euro-Grenze geknackt wurde, hat das Investoreninteresse<br />

sichtlich zugenommen. Auch die<br />

Pandemie konnte diesen Trend nicht aufhalten:<br />

Sowohl 2020 als auch 2021 wurden mit 3,4 beziehungsweise<br />

3,76 Milliarden Euro neue Rekord-<br />

Transaktionsvolumen erzielt. Und dass im ersten<br />

Quartal <strong>2022</strong> mit 600 Millionen Euro um fast<br />

ein Drittel weniger investiert wurde als im Startquartal<br />

2021, ist nur dem Produktmangel und<br />

nicht einem Nachfragerückgang geschuldet.<br />

Szenenwechsel nach Österreich. Laut CBRE<br />

wurden im Vorjahr hierzulande rund 75<br />

Millionen Euro in Healthcare-Immobilien<br />

investiert. Streng genommen handelte es sich<br />

ausschließlich um Pflege- und Seniorenheime.<br />

Den Besitzer wechselten unter anderem ein<br />

„Wir sehen eine sehr gute<br />

und professionelle Nachfrage<br />

nach heimischen Pflegeimmobilien<br />

– auch seitens<br />

internationaler Anleger.“<br />

Georg Fichtinger,<br />

CBRE<br />

Pflegeheim in Maria Lanzendorf und ein weiteres<br />

in Pernegg an der Mur sowie zwei Seniorenzentren<br />

in Seeboden am Millstätter See und<br />

in Purkersdorf bei Wien. Auch in Deutschland<br />

sind Pflegeheime im langjährigen Durchschnitt<br />

die dominante Sub-Assetklasse unter<br />

den Gesundheitsimmobilien, wenngleich der<br />

Transaktionskuchen dort breiter gefächert ist<br />

und betreutes Wohnen, Ärztehäuser sowie Kliniken<br />

und Reha-Kliniken eine vergleichsweise<br />

größere Rolle spielen.<br />

Seit Anfang <strong>2022</strong> wurde im heimischen<br />

Healthcare-Sektor noch keine Transaktion<br />

verzeichnet, so CBRE. Wie aus dem Bericht<br />

„Pflegeimmobilien in Österreich“ des Immobiliendienstleisters<br />

hervorgeht, wurden seit 2015<br />

jährlich um die 30 Millionen Euro in Pflegeobjekte<br />

investiert. 2018 waren es sogar nur sechs<br />

Millionen Euro. Mit Investitionsvolumina<br />

von rund 85 beziehungsweise 130 Millionen<br />

Euro stechen nur 2016 und 2020 hervor. Das<br />

allerdings nur wegen zweier großer Portfolio-<br />

Fotos: CBRE, Adobe Stock<br />

96 ImmoFokus


Deals. „Pflegeimmobilien sind in Österreich<br />

noch eine totale Nische“, bringt es Georg<br />

Fichtinger, Head of Investment Properties bei<br />

CBRE Österreich, auf den Punkt.<br />

Interesse steigt<br />

Selbst wenn Gesundheits- beziehungsweise<br />

Pflegeimmobilien noch Nischeninvestments<br />

sind, so ist es für Experten nicht zu leugnen,<br />

dass das Interesse an der Assetklasse zuletzt<br />

merklich zugenommen hat. „Wir sehen eine<br />

sehr gute und professionelle Nachfrage nach<br />

heimischen Pflegeimmobilien – auch seitens<br />

internationaler Anleger“, berichtet Fichtinger.<br />

Vor allem letztere würden sich nach größeren<br />

Tickets von 15 Millionen Euro oder mehr<br />

umsehen, die hierzulande noch schwerer zu<br />

finden wären als solche um die zehn Millionen<br />

Euro. Aber auch insgesamt ist das Angebot an<br />

einschlägigen Immobilien nicht umfangreich<br />

und für Franz Pöltl, Geschäftsführer EHL Investment<br />

Consulting, der Grund für die normalerweise<br />

überschaubaren Investmentumsätze.<br />

Was vor allem Pflegeimmobilien so attraktiv<br />

macht, liegt auf der Hand. Es sind die zu lukrierenden<br />

sicheren und stabilen Renditen<br />

bei gleichzeitig hoher Investitionssicherheit.<br />

Dahinter steht der maßgebliche Treiber für<br />

das mittel- und langfristige Wachstum der<br />

dominanten Sub-Assetklasse unter den Gesundheitsimmobilien:<br />

die demographische<br />

Entwicklung beziehungsweise die sukzessive<br />

steigende Lebenserwartung der Bevölkerung.<br />

„Pflege ist ein Thema, das uns früher oder später<br />

alle beschäftigen wird“, hält Fichtinger fest.<br />

Laut Prognosen der Statistik Austria wird die<br />

österreichische Gesamtbevölkerung zwischen<br />

2020 und 2<strong>03</strong>0 um drei Prozent wachsen, die<br />

Altersgruppe der ab 80-Jährigen hingegen um<br />

30 Prozent. Über den Betrachtungszeitraum<br />

2020 bis 2040 soll letztere sogar um fast 65<br />

Prozent ansteigen (Gesamtbevölkerung: plus<br />

sechs Prozent). 2040 soll sich der Anteil der ab<br />

80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung dann<br />

auf knapp zehn Prozent belaufen.<br />

Mit der steigenden Lebenserwartung wird auch<br />

die Zahl der Pflegebedürftigen zunehmen und<br />

damit in weiterer Folge auch der Bedarf an<br />

stationären Pflegeplätzen. In diesem Zusammenhang<br />

spielt sicherlich auch der Anstieg der<br />

Ein-Personen-Haushalte oder die zunehmende<br />

Vollzeit-Berufstätigkeit unter Frauen eine Rolle,<br />

die noch großteils für die Pflege von Angehörigen<br />

im häuslichen Bereich verantwortlich sind.<br />

Schätzungen zufolge werden in Österreich bis<br />

2<strong>03</strong>0 rund 30.000 zusätzliche Pflegeplätze benötigt,<br />

bis 2040 sogar 63.000. Allein bis 2<strong>03</strong>0<br />

würden – bei einer durchschnittlichen Zahl von<br />

86 Plätzen je Objekt – nicht weniger als 350 Pflegeheime<br />

benötigt, um diesen Bedarf zu decken,<br />

heißt es im CBRE-Report.<br />

Hohe Auslastung<br />

Für die konstant hohe Auslastung von 90 bis<br />

95 Prozent in stationären Pflegeheimen, und<br />

damit auch für Investitionssicherheit, sorgt in<br />

Österreich auch das Fördersystem. Mithilfe der<br />

Einnahmen aus dem laufenden Betrieb sowie<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

97


ImFokus<br />

Renditenentwicklungen<br />

5,25<br />

5,00<br />

5,25<br />

5,00<br />

4,25<br />

4,25<br />

3,45<br />

3,20<br />

3,00<br />

3,45<br />

3,20<br />

3,00<br />

„Dass es in Österreich<br />

neun unterschiedliche<br />

regulatorische Rahmenbedingungen<br />

gibt, stellt für viele<br />

Investoren durchaus eine<br />

Herausforderung dar.“<br />

Franz Pöltl,<br />

EHL Investment Consulting<br />

öffentlichen Förderungen begleichen die Betreiber<br />

die Pachtzahlungen an die Eigentümer.<br />

Im Falle einer Insolvenz würde entweder ein<br />

anderer Betreiber einspringen oder das Land<br />

beziehungsweise die Gemeinde übernehmen.<br />

Die Pflegebedürftigen zahlen die Heimkosten<br />

wiederum mithilfe ihrer Pensionen (bis zu<br />

80 Prozent), sonstigen Einkommen und dem<br />

staatlichen Pflegegeld. Sollte das nicht ausreichen,<br />

kommt der Staat für den fehlenden<br />

Betrag auf.<br />

Für Pöltl sind auch gewisse Herausforderungen,<br />

die mit Investments in Pflegeimmobilien<br />

verbunden sind, nicht zu leugnen. Dazu zählt<br />

sicherlich, dass die Pflege in Österreich Ländersache<br />

ist, was neun unterschiedliche regulatorische<br />

Rahmenbedingungen bedeutet.<br />

„Eine weitere Herausforderung für viele Investoren<br />

ist, dass die Betreiber oft bonitätsmäßig<br />

schwer zu beurteilen sind und es noch wenig<br />

etablierte Ketten mit starkem Rating, wie beispielsweise<br />

im Hotelbereich, gibt“, erklärt der<br />

EHL-Experte. Ein weiteres Problem, das sich<br />

in Zukunft noch verschärfen könnte: akuter<br />

Personalmangel.<br />

Zu den relevanten Playern im Bereich Seniorenimmobilien<br />

im deutschsprachigen Raum hat<br />

sich in den letzten Jahren die Bank Gutmann<br />

entwickelt. Die Wiener Privatbank hat die Assetklasse<br />

2005 für sich entdeckt und seitdem<br />

ein Transaktionsvolumen von mehr als einer<br />

Milliarde Euro bewegt. Aktuell werden für<br />

institutionelle Investoren und Family Offices<br />

drei Gesellschaften verwaltet, die in Österreich<br />

und Deutschland Pflegeimmobilien halten. Ein<br />

weiterer ausfinanzierter Alternative Investment<br />

Fonds (Startkapital: 50 Millionen Euro)<br />

mit Seniorenimmobilien, betreutem Wohnen<br />

und Schwerpunkt Deutschland startet im Juli.<br />

Intensive Diskussionen<br />

„Als wir 2005 begonnen haben, war nicht allen<br />

institutionellen Anlegern klar, dass Pflegeeinrichtungen<br />

gute Investments sind, die sich<br />

sehr gut als Ergänzung für ein Portfolio mit<br />

anderen Immobilienarten eignen“, so Adolf<br />

Hengstschläger, CFO der Bank Gutmann. Er<br />

erinnert sich an „sehr intensive“ Diskussionen<br />

im Aufsichtsrat darüber, ob diese Investments<br />

Sinn machen. Mit der Zeit sei dann das Vertrauen<br />

gestiegen und die dahinterstehende<br />

Systematik besser verstanden worden. „Überzeugungsarbeit“<br />

dürften wohl auch die guten<br />

Renditen geleistet haben. Diese lagen laut<br />

Hengstschläger im Durchschnitt um 400 Basispunkte<br />

über jenen von Anleihen. Pflegeimmobilien<br />

hätten aber auch aus einem weiteren<br />

Grund an Bedeutung gewonnen: der Tatsache,<br />

Fotos: EHL. Bank Gutmann , Adobe Stock<br />

98 ImmoFokus


Investmentmarkt in Mio. Euro<br />

130<br />

„Pflegeheime haben auch<br />

an Bedeutung gewonnen,<br />

weil nachhaltige und<br />

soziale Investments einen<br />

immer größeren Stellenwert<br />

einnehmen.“<br />

Adolf Hengstschläger,<br />

Bank Gutmann<br />

42<br />

83<br />

32<br />

34<br />

28<br />

6<br />

dass nachhaltige und soziale Investments einen<br />

immer größeren Stellenwert einnehmen.<br />

Wie groß muss ein Objekt mindestens sein,<br />

damit es sich rechnet? Für Hengstschläger ist<br />

das immer etwas von der Lage abhängig. „Aber<br />

die Erfahrung der letzten 16 Jahre hat gezeigt,<br />

dass die Untergrenze bei rund 80 Betten liegt“,<br />

erklärt er. Die meisten klassischen Pflegeeinrichtungen<br />

hätten 100 bis 120 Betten. Und<br />

im städtischen Raum wären die Kapazitäten<br />

teilweise noch größer. In einigen Großstädten<br />

im deutschsprachigen Raum gehe es auch<br />

in Richtung 200 Betten und mehr. Nachsatz<br />

von Hengstschläger: „In solchen Fällen muss<br />

man darauf achten, dass so ein Haus nicht nur<br />

in betriebswirtschaftlicher, sondern auch in<br />

menschlicher und atmosphärischer Hinsicht<br />

attraktiv wirkt.“<br />

2015 2016 2017 2018 2019 2020 Juli 2021<br />

*<br />

Hintergrund<br />

* Zahl der Pflegeheim-Transaktionen für das Gesamtjahr 2021 nicht verfügbar.<br />

Aktuell gibt es laut der CBRE-Studie „Pflegeimmobilien in Österreich“ in der<br />

Alpenrepublik mehr als 900 Pflegeheime mit knapp 80.000 Betten. Davon<br />

werden 38 Prozent von der öffentlichen Hand, 32 Prozent von gemeinnützigen<br />

Vereinen und Organisationen und 30 Prozent von privaten Betreibern geführt.<br />

Die meisten Pflegeheime gibt es in Ostösterreich, wo auch der Pflegebedarf<br />

am größten ist und in den kommenden 20 Jahren am schnellsten wachsen wird.<br />

Laut der CBRE-Analyse werden 2<strong>03</strong>0 in ganz Österreich um rund 30.000 Pflegebetten<br />

mehr benötigt als heute, im Jahr 2040 dann rund 63.000. Für die Sub-<br />

Assetklasse Pflegeimmobilien sprechen die sicheren und stabilen Renditen von<br />

rund fünf Prozent bei hoher Investitionssicherheit. Die Auslastung liegt konstant<br />

bei 90 bis 95 Prozent.<br />

Kennzahlenvergleich zwischen den Regionen<br />

Ostregion Südregion Region Nordwest Westregion Österreich<br />

Pflegeheime/100.000 Einwohner | 2021 7,4 14,5 10,3 12,9 10,2<br />

Pflegebetten/100.000 Einwohner | 2021 780 1.150 830 800 870<br />

Zusätzlich benötigte Pflegebetten<br />

bis 2<strong>03</strong>0 | bis 2040<br />

11.800 | 24.300 8.000 |16.500 6.600 | 13.700 3.600 | 7.500 30.000 | 62.000<br />

Wachstum der Bevölkerung ab 80 Jahren<br />

2020 – 2<strong>03</strong>0 | 2020 – 2040<br />

32 % | 74 % 25 % | 60 % 29 % | 70 % 35 % | 72 % 30 % | 64 %<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

99


Zum Autor<br />

Henrik von Bothmer ist Functional Head of Investment Management<br />

Healthcare bei Union Investment Real Estate. Er ist studierter Wirtschaftsjurist<br />

sowie gelernter Immobilienkaufmann und verfügt über mehr als 20<br />

Jahre Berufserfahrung, mehr als zehn Jahre davon bei Union Investment.<br />

Die goldene Generation<br />

Kommentar: Henrik von Bothmer<br />

Die Asset-Klasse Senior-Living rückt immer stärker in den Fokus von<br />

Immobilien-Investoren. Warum liegt liegt auf der Hand - die Bevölkerung<br />

altert zunehmend. Allein in Deutschland leben laut Statistischem<br />

Bundesamt aktuell rund 18,3 Millionen Menschen, die 65 Jahre oder<br />

älter sind. Die Senioren kommen damit auf einen Anteil von rund 22<br />

Prozent an der deutschen Gesamtbevölkerung. In Österreich liegt ihr<br />

Anteil bei 19,5 Prozent. Tendenz steigend: Laut Prognose wird ihr Anteil<br />

im Jahr 2<strong>03</strong>0 in Deutschland bereits bei 29 Prozent zur verorten sein, in<br />

Österreich bei 23 Prozent. Zusätzliche Dynamik in den demografischen<br />

Wandel bringt die steigende Lebenserwartung. Allein bis 2<strong>03</strong>0 wird sie<br />

sich um zehn Jahre erhöhen. Auch die Zahl der Haushalte mit Mobilitätseinschränkungen<br />

steigt dementsprechend deutlich: In Deutschland<br />

beispielsweise wächst sie laut Institut Wohnen und Umwelt (IWU) bis<br />

zum Jahr 2<strong>03</strong>5 um 25 Prozent auf 3,7 Millionen Menschen an.<br />

ziehen. Die kommende Generation der Ruheständler ist wohlhabend.<br />

Doch auch hier ist das Angebot knapp, insbesondere im gehobenen<br />

Segment: In Deutschland gibt es laut Terragon, einem auf den Bau von<br />

Seniorenwohnungen spezialisierten Unternehmen, rund 30.000 Servicewohneinheiten<br />

im gehobenen Segment. Nach seiner Schätzung<br />

werden jedoch noch 80.000 bis 90.000 weitere Einheiten benötigt.<br />

Bei Anlegern bleiben diese Entwicklungen nicht unbemerkt. Sie diversifizieren<br />

ihre Immobilienportfolios mit der Asset-Klasse Senior Living,<br />

um sie so noch besser gegen künftige Krisen abzusichern. Zumal die Renditen<br />

auch in schwierigen Zeiten wie diesen vergleichsweise attraktiv<br />

sind: Analysen von Savills zufolge liegen die Spitzenrenditen für selbst<br />

vermietete Senior-Living-Immobilien zwischen 3,5 und fünf Prozent.<br />

Die Folgen?<br />

Allein im Segment des barrierefreien Wohnens entsteht eine Versorgungslücke<br />

von rund zwei Millionen Wohnungen im Jahr 2<strong>03</strong>5, haben die<br />

Experten des IWU berechnet. Hinzu kommt, dass die große Mehrheit der<br />

älteren Menschen ihren Lebensabend selbstbestimmt in den eigenen vier<br />

Wänden verbringen und im Falle des Falles durch Pflegedienstleistungen<br />

unterstützt werden möchte. Auch dafür wird passender Wohnraum benötigt.<br />

Angesichts der Knappheit ist es nicht weiter erstaunlich, dass sich<br />

diese Asset-Klasse während der Corona-Pandemie als recht stabil erwiesen<br />

hat, ¬ zumal die aktuelle Gemengelage aus Zinserhöhungen und steigenden<br />

Baukosten die Angebotsseite noch zusätzlich unter Druck setzt.<br />

Nachfrage nach Servicewohnungen<br />

Laut einer Studie des Entwicklers Pantera können sich zudem 54 Prozent<br />

der Deutschen vorstellen, in höherem Alter in eine Servicewohnung zu<br />

Foto: Adobe Stock<br />

100 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Markus Mendel ist Geschäftsführer der EHL Investment<br />

Consulting und in dieser Funktion ganzheitlich für den<br />

Bereich Investment/Capital Markets verantwortlich.<br />

Investmentmarkt <strong>2022</strong> – Starke Nachfrage<br />

bei Trendinvestments Gesundheitsimmobilien<br />

Kommentar: Markus Mendel<br />

Foto: AdobeStock<br />

Sowohl vergangenes Jahr als auch im ersten<br />

Quartal <strong>2022</strong> verzeichnete der österreichische<br />

Immobilieninvestmentmarkt ein hohes Transaktionsgeschehen<br />

und eine starke Nachfrage<br />

seitens privater und institutioneller Investoren.<br />

Trotz der Nachwirkungen der Pandemie und<br />

der Ukrainekrise ist das Interesse der Investoren<br />

an österreichischen Immobilien ungebrochen.<br />

Neben der stetig wachsenden Nachfrage<br />

in den Top-Segmenten Wohnen, Büro und<br />

Logistik entsteht auch ein immer stärkeres<br />

Interesse der Investoren im Segment der sogenannten<br />

„Gesundheitsimmobilien“. Dazu<br />

zählen unter anderem Pflegeheime, betreutes<br />

und betreubares Wohnen sowie Ärztehäuser.<br />

Fehlendes Angebot<br />

Die stetig wachsende Nachfrage in diesem Bereich von Seiten privater<br />

Investoren und Family Offices, als auch insbesondere von institutioneller<br />

Seite, übersteigt das vorhandene Angebot seit Monaten bei<br />

Weitem. Eine Entspannung ist nicht in Sicht.<br />

Die hohen Baulandpreise und die signifikant gestiegenen Baukosten<br />

führen dazu, dass die Neubauaktivität weiterhin auf einem äußerst<br />

geringen Niveau liegt. Die gestiegene Nachfrage kann somit trotz des<br />

verfügbaren Kapitals für diese Assetklasse und der gesellschaftlichen<br />

Nachfrage von Seiten der Nutzer nicht befriedigt werden.<br />

Die fundamentale Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien führt jedoch<br />

auch dazu, dass in neuen Entwicklungsprojekten diese Nutzung<br />

in einem immer stärkeren Ausmaß bedacht wird. Neue, hochwertige<br />

und integrative Konzepte entstehen oftmals<br />

in gemischt genutzten Immobilienentwicklungen,<br />

die dem Wunsch einer wachsenden<br />

Zahl älterer Menschen nach einem flexiblen<br />

Serviceangebot und einer gewissen Betreuung<br />

entgegenkommen.<br />

Nachfrage nach Dienstleistung<br />

Der fortschreitende demographische Wandel<br />

sowie das stark gewachsene Gesundheitsbewusstsein<br />

auch der jüngeren Bevölkerung<br />

beflügeln die Nachfrage nach Dienstleistungen<br />

und Serviceangeboten im Gesundheitswesen<br />

zusätzlich. Das führt zu deutlichen Umsatzsteigerungen<br />

und einer fortschreitenden Professionalisierung<br />

und Institutionalisierung dieses<br />

Bereichs.<br />

Mit der steigenden Anzahl professioneller Betreiber und der Langfristigkeit<br />

der in diesem Segment abgeschlossenen Verträge sowie der<br />

daraus resultierenden sicheren Cashflows nehmen die Vorbehalte von<br />

Investoren gegenüber den Betreibern zunehmend ab, und das trotz<br />

der oft nicht final einschätzbaren Bonität von Seiten der Investoren.<br />

Gesundheitsimmobilien haben sich dadurch mittlerweile einen festen Platz<br />

im Portfolio-Mix einer steigenden Zahl von Käufern gesichert. Das Interesse<br />

auf Investorenseite wird demzufolge nicht nur anhalten, sondern mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit weiter zunehmen. Aufgrund des begrenzten Neubauvolumens<br />

spricht jedoch vieles dafür, dass die Angebotsseite das Nadelöhr<br />

bleiben wird. Das wird folglich zu sinkenden Renditen führen, die auch das<br />

gewachsene Vertrauen der Anleger reflektieren.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

101


ImmoFokus.Rubrik<br />

Frech<br />

gesagt<br />

„... Gesundheit!<br />

Zum Nachdenken. Solange alles funktioniert, wird sie als Selbstverständlichkeit gesehen. Erst wenn sie<br />

schwindet, wird sie als höchstes Gut empfunden. Warum nur gehen wir so leichtfertig mit ihr um?<br />

Kolumne: Anita Körbler<br />

A<br />

uch den härtesten Kalibern unter<br />

uns haben die zwei vergangenen<br />

Jahre gezeigt, dass alles nichts<br />

ist, wenn eine Krankheit oder in<br />

dem Fall eine Pandemie uns eiskalt erwischt und<br />

wir erkennen, dass Attribute wie Arbeit, Erfolg<br />

und Ruhm verschwindend geringwertig erscheinen,<br />

wenn die Gesundheit plötzlich geht.<br />

Zeit, um das Gesundheitslevel unserer Branche,<br />

die sich als (noch) krisenresistent entpuppt<br />

hat und sich scheinbar im ständigen<br />

Wachstumsmodus befindet, einmal näher zu<br />

betrachten: Wo „krankt“ es in unseren Systemen,<br />

wo sehen wir akuten Bedarf an entsprechender<br />

Medikation?<br />

Vorsorgen ist preiswerter als Heilen<br />

Der Boom in Richtung Neubau erwies sich in<br />

den vergangenen Jahren als anhaltend. Der<br />

reale Zeitpunkt der schlüsselfertigen Übergabe<br />

eines Objekts allerdings entspricht wie erste<br />

Auswertungen für 2021/<strong>2022</strong> belegen – immer<br />

seltener dem geplanten.<br />

Neben der schon länger bekannten Schwierigkeit,<br />

qualifizierte Fachkräfte zu finden, kommen<br />

nun die enormen Kostenerhöhungen für<br />

Rohstoffe und Energie geballt hinzu. Das wird<br />

die Wohnraumkosten nicht unbedingt senken.<br />

Zudem wird der Platz für Neubau in großen<br />

Ballungszentren nicht nur teurer, sondern<br />

gleichzeitig immer knapper. Höchste Zeit also,<br />

sich vermehrt dem Bestand zu widmen, was ja<br />

in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich<br />

realisiert worden ist ¬ etwa mit dem Ausbau<br />

von Dachgeschoßen.<br />

Rund um Umnutzungen, Sanierungen oder<br />

Nachverdichtungen werden dem Eigentümer<br />

nachhaltige Anreizsysteme geboten, um<br />

sinnvoll in seinen Bestand zu investieren.<br />

Allerdings wird er dafür längerfristig etwas<br />

erhalten müssen. Die jüngsten Diskussionen<br />

hinsichtlich brisanter Themen wie Mietbremse<br />

oder Leerstandsrate sehe ich hier eher als<br />

Schwächung der Attraktivität einer raschen<br />

Umsetzung.<br />

Künftig werden wir wohl auch „gesündere“<br />

Konzepte in der Projektentwicklung finden<br />

spätestens mit der Umsetzung der Kriterien,<br />

welche die EU-Taxonomie-Verordnung enthält.<br />

Cradle to Cradle bleibt somit nicht nur<br />

ein moderner Begriff unserer Zeit. Die konsequente<br />

Kreislauffähigkeit wird vielmehr im<br />

Rahmen von qualifizierten Zertifizierungen<br />

auch durchgängig gelebt.<br />

Jeder Wert hat seinen Preis<br />

Wie heißt es so treffend: der Gesunde hat<br />

tausend Wünsche, der Kranke nur einen. In<br />

meinen Teenagerjahren habe ich aus nächster<br />

Nähe mitbekommen wie ein Mensch sich<br />

fühlt, der in seiner Arbeit aufgeht, diese allerdings<br />

quasi von heute auf morgen nicht mehr<br />

ausführen kann, weil sich ein unangenehmer<br />

Zeitgenosse namens Krebs genau seine Zellen<br />

ausgesucht hat, um sich dort recht hartnäckig<br />

anzusiedeln. Die Verzweiflung über den Gesundheitszustand<br />

gepaart mit dem Gefühl der<br />

Nutzlosigkeit, der Hilfsbedürftigkeit und darüber<br />

hinaus die Welle des Mitleids der Umgebung,<br />

obwohl man ja eigentlich so normal wie<br />

möglich weiterleben möchte – mit all dem gilt<br />

es erstmal, fertig zu werden. Da sind nicht nur<br />

Familienmitglieder und Freunde gefordert,<br />

auch ein starkes Netz im Kollegenkreis und<br />

die Unterstützung des Arbeitgebers kann in so<br />

einem Fall zumindest vieles erleichtern.<br />

Leben neuere Generationen heute von Haus<br />

aus gesünder, weil sie natürlich mit voller<br />

Fotos: REMG/trovato GmbH<br />

102 ImmoFokus


Ganz frech gesagt:<br />

Erst die Arbeit UND das Vergnügen: Wir dürfen<br />

hoffentlich noch lange unserer Passion nachgehen.<br />

Gestalten wir diese Zeit doch gemeinsam mit<br />

unseren Arbeitgebern, Kunden und Mitarbeitern so<br />

gesundheitsfördernd wie möglich.<br />

Anita Körbler<br />

trovato.immo<br />

Wucht mitbekommen haben, wohin eine ungenügende Achtsamkeit ihre Eltern<br />

teilweise geführt hat? Die Arbeitsweise und der Lebensstil meiner Altersklasse<br />

stellen sich gerade jetzt als nicht unbedingt die gesündesten heraus. Ich<br />

bin meinem wissbegierigen Wesen, dem resilienten Geist und meinem belastungsfähigen<br />

Körper sehr dankbar, welches Leistungsausmaß ich erbringen<br />

kann. Gleichzeitig darf man auch gewisse Zeichen nicht übersehen. Denn<br />

egal, ob es sich um physische oder psychische Beschwerden handelt: Je eher<br />

man sich selbst erlaubt, diese wahrzunehmen, desto rascher kann (re-)agiert<br />

werden, um das Leben langfristig energiereich und freudig zu gestalten.<br />

Anita Körbler<br />

Managing Partner trovato.immo<br />

Anita Körbler ist ideenreiche Branchenkennerin<br />

und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />

langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />

sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />

(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />

sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />

und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />

für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />

Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />

der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />

Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />

Immobilienbranche.<br />

Und hilft es nicht auch einem Unternehmen, wenn Mitarbeiter achtsam mit<br />

ihrer Gesundheit, ihrer Ernährung und ihrer Lebensweise umgehen? Verstehen<br />

erfolgreiche Betriebe es besser, ihre Mitarbeiter entsprechend zu fördern<br />

und so gemeinsam an den Unternehmenszielen zu arbeiten?<br />

Wie wir wissen, stellen Personalaufwendungen einen großen Bestandteil der<br />

Unternehmenskosten dar. Insofern gilt es hier, sinnvoll in Vorsorgeprozesse<br />

zu investieren und gemeinsam mit dem Mitarbeiter, beispielsweise hinsichtlich<br />

einer bewussteren Wahrnehmung des Verhältnisses Workload zu<br />

Arbeitszeit, bestmöglich einen Weg zu einer langfristigen, gesunden Zusammenarbeit<br />

zu finden. Das scheint besser zu sein, als mit langen Ausfallszeiten<br />

zu jonglieren und im schlimmsten Fall auf die Leistung großartiger, talentierter<br />

Mitarbeiter vorzeitig verzichten zu müssen.<br />

Hard Facts wie Arbeitsplatz-Optimierung rund um die Behaglichkeit treffen<br />

auf immer signifikanter werdendes empathisches Führungsverhalten sowie<br />

die Fähigkeit, optimale Team-Gruppierungen zusammenzustellen. Je nach<br />

Archetyp-Muster der operierenden Führungskräfte werden sich manche Unternehmen<br />

früher, manche später umorientieren.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

1<strong>03</strong>


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Illmitzer<br />

Gespräche<br />

Creating the Future now<br />

31. August - 02. September <strong>2022</strong><br />

Inflation<br />

Gekommen um zu bleiben<br />

Illmitzer Gespräche<br />

31. August - 02. September <strong>2022</strong><br />

CO2KostAufG<br />

Verteilung der Kosten für CO2<br />

Frühling 2021<br />

105


ImmoFokus.Rubrik<br />

Verdammt nochmal -<br />

Jetzt!!!<br />

Farbe bekennen. Während der letzten Jahre ertappe ich mich aber dabei,<br />

auf einmal klarer zu werden, stringenter, dort und da auch unbeugsamer.<br />

Autor: Thomas Malloth<br />

Z<br />

eit meines bisherigen, nunmehr annähernd 60 Jahre<br />

dauernden Lebens wurde mir immer wieder, wohin<br />

ich auch gestellt wurde oder mich gestellt habe, vorgeworfen,<br />

ich würde immer den Mittelweg gehen, zu<br />

konsensorientiert sein, keine Entscheidungen treffen.<br />

Nun, das entspricht meinem Sternzeichen – der Waage. Für mich sind<br />

Dissonanzen, negativ aufgeladene Situationen, furchtbar und ich versuche,<br />

ihnen aus dem Weg zu gehen. Während der letzten Jahre ertappe<br />

ich mich aber dabei, auf einmal klarer zu werden, stringenter, dort und<br />

da auch unbeugsamer. Ist es das Älterwerden oder sind es die Umstände,<br />

die uns veranlassen müssen deutlicher zu werden, Farbe zu bekennen,<br />

das Gerede auszulassen zugunsten nicht des kleinsten gemeinsamen<br />

Nenners, sondern der unabdingbaren Lösung?<br />

Coca Cola erzeugt pro Jahr 88 Milliarden Einwegflaschen ¬ nicht Millionen,<br />

Milliarden! In den Ozeanen befinden sich aktuell 275 Millionen<br />

Tonnen Plastik. Es gibt eine „Plastikinsel“ so groß wie Frankreich und wir<br />

können Plastikweichmacher bereits im menschlichen Blut nachweisen.<br />

In Österreich sind 600.000 Menschen übergewichtig, 24 Prozent der<br />

sieben- bis 14-jährigen krankhaft adipös, und das Zuckerkarussel dreht<br />

sich weiter. Fünf bis sieben Bauern geben täglich ihre Betriebe auf. Die<br />

Selbstmordrate im landwirtschaftlichen Bereich ist vor allem in Schwellenländern<br />

signifikant erhöht, drei Prozent der bäuerlichen Betriebe bewirtschaften<br />

in Europa 50 Prozent des Ackerlandes, und es gibt Betriebe<br />

mit bis zu 50.000 Tieren.<br />

Seit 1970 sind 88 Prozent der großen Süßwassertiere ausgestorben,<br />

40 Prozent der Insekten werden in den kommenden Jahrzehnten<br />

aussterben. Die Frage der natürlichen Bestäubung – und damit des<br />

Erhalts der menschlichen Nahrungskette – steht unmittelbar vor der<br />

Türe. Es wird nicht möglich sein, Roboter zu schaffen, die die Bienenarbeit<br />

übernehmen.<br />

30 bis 40 Prozent der Treibhausgasemissionen werden in Gebäuden<br />

verursacht, zwei Drittel der CO2-Menge geht auf das Konto der Verbrennung<br />

fossiler Brennstoffe.<br />

Fotos: REMG, Adobe Stock<br />

106


Das ist keine Jammer-Litanei, das ist der Befund.<br />

Und vor diesem Befund erdreisten sich tatsächlich Politiker, weiteren<br />

Straßen, weiteren Flughäfen, einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft<br />

das Wort zu reden. Das einzige was wir hören, ist, dass das<br />

Wirtschaftswachstum nicht mehr so stark ist wie früher. Nie, exakt nie,<br />

hören wir, dass es Formen des alternativen Wachstums gibt: Umdenken,<br />

Umplanen, anderes anbauen, die Fruchtfolge ändern, diversifizieren.<br />

Wirtschaftswachstum im bislang gekannten Sinn ist keine Alternative.<br />

Ich wiederhole: Verdammt nochmal – jetzt! Kettet euch an wie damals in<br />

Hainburg, glaubt nicht an die Schlagkraft irgendeines – politisch-wirtschaftlichen<br />

– Systems, glaubt euren eigenen Sinnen, wenn ihr hinunter<br />

zum See fahrt und die Schilfinseln mangels Wasser aus dem Schlamm<br />

herauswachsen, die Lacken längst gestorben sind und der Schilfgürtel<br />

das Wasser verdeckt.<br />

Ein namhafter Wissenschaftler hat vor wenigen Tagen zu mir gesagt:<br />

„Wissen sie, wenn wir das 1,5- bis Zwei-Grad-Ziel nicht erreichen, und<br />

die Chance ist sehr gering, dann ist es ziemlich egal, was wir weiter tun!“<br />

Warum ist der Ort, an dem ich lebe – Illmitz, das Herz des Seewinkels und<br />

des Unesco-Weltkulturerbes – so einzigartig? Früher hätten wir gesagt:<br />

„Wegen der Fauna und Flora, des pannonischen Klimas, des Weines“,<br />

heute bleibt übrig: „Weil es ein Ort ist an dem wir ¬ vor vielen anderen<br />

Orten ¬ die Auswirkungen unseres (Nicht-)Tuns fußfrei beobachten<br />

können.“<br />

Ich zitiere Paragraph 1 des Bundesverfassungsgesetzes zur Nachhaltigkeit:<br />

„Die Republik Österreich…bekennt sich zum Prinzip der Nachhaltigkeit<br />

bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen, um auch zukünftigen<br />

Generationen bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten.“<br />

Verdammt noch mal – JETZT!<br />

Ihr Thomas Malloth<br />

P.S. Lesen sie das Buch „Das leise Sterben“ von Martin Grassberger, aus<br />

diesem habe ich viel an Datenmaterial und Anregungen übernommen.<br />

Und kommen Sie zu den Illmitzer Gesprächen, Martin Grassberger wird<br />

auch da sein.<br />

Prof. Mag. Thomas N. Malloth, FRICS<br />

... ist Jurist und hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung,<br />

Immobilienconsulting, Immobilienverwaltung, und -vermarktung und<br />

auf die Projektentwicklung, v.a. im dichten städtischen Raum, spezialisiert.<br />

Er ist ständiges Mitglied des Bundesdenkmalbeirates und<br />

Lehrbeauftragter an 7 Universitäten. Im November 2016 wurde Prof.<br />

Malloth in den Vorstand des österreichischen Chapters der Royal<br />

Institution of Chartered Surveyors berufen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

107


ImmoFokus.Rubrik<br />

Das CO2KostAufG ?<br />

Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetze. Ab 2023 sollen Vermieter am CO2-Preis von fossilen<br />

Brennstoffen wie Öl und Gas beteiligt werden. Geplant ist eine Aufteilung zwischen Mietern und<br />

Vermietern, Basis hierfür sind die CO2-Emissionen der Gebäude.<br />

Autor: Magdalena Weißmann<br />

S<br />

eit<br />

2021 wird in Deutschland ein Preis für die Emission<br />

von Kohlendioxid (CO2) erhoben, um diese klimaschädlichen<br />

Emissionen zu senken. Bisher können<br />

Vermieter diese Kosten vollständig an ihre Mieter weitergeben.<br />

Doch was bedeutet das genau?<br />

a. Allgemeines<br />

Ziel des Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetzes (CO2KostAufG) ist<br />

es, die aufgrund der Kostenbelastung des CO2-Preises bestehenden<br />

Bestrebungen und Energieeinsparungen in die Praxis umzusetzen. Die<br />

Anreize betreffen hinsichtlich Mietern ein energieeffizientes Verhalten,<br />

währenddessen Gebäudeeigentümer dazu bewegt werden sollen, in<br />

klimaschonende Heizungssysteme und energetische Sanierungen zu<br />

investieren.<br />

Die Verteilung der Kosten für CO2 erfolgt je nach energetischer Qualität<br />

des Gebäudes, also dem Ausstoß pro Quadratmeter Mietfläche. Somit<br />

soll eine Aufteilung in jene Bereiche, die Vermieter beziehungsweise<br />

Mieter tatsächlich beeinflussen können, erfolgen und eine langfristige<br />

Reduktion von Emissionen und somit ein Beitrag zum Klimaschutz erreicht<br />

werden.<br />

b. Wohngebäude<br />

Derzeit geplant ist ein Stufenmodell mit zehn Abstufungen, anhand<br />

derer sich der von den Vermietern zu tragende Anteil reduziert. Bei<br />

Mietwohnungen mit einem Ausstoß von über 52 Kilogramm CO2/<br />

Quadratmeter pro Jahr – und somit einer sehr schlechten Energiebilanz<br />

– sollen Mieter zehn Prozent und Vermieter 90 Prozent der CO2-Kosten<br />

tragen. Im Gegensatz dazu sollen bei sehr energieeffizienten Gebäuden –<br />

beispielsweise solchen mit dem Energiestandard E55, die nur 55 Prozent<br />

der Energie von Standardgebäuden verbrauchen – die Mieter weiterhin<br />

alleine für die Kosten aufkommen.<br />

Auch die Heizkostenabrechnung spielt bezüglich der Frage, in welche<br />

Stufe ein Objekt einzuordnen ist, eine Rolle. Um hinsichtlich der Erhebung<br />

von Energiebilanz und CO2-Ausstoß ungebührliche finanzielle<br />

Belastungen für die Vermieter zu vermeiden, wird derzeit geprüft, ob das<br />

vorgeschlagene Modell auf die in den Energieausweisen vorhandenen Daten<br />

umgestellt werden kann. In Zukunft sollen Energieversorger die Informationen<br />

und Daten zum CO2-Austoß einholen und ausweisen müssen.<br />

c. Nichtwohngebäude<br />

Handelt es sich um Gebäude mit Geschäftslokalen und Büroräumlichkeiten,<br />

soll es zur Anwendung einer 50-50-Regelung kommen. Vermie-<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

108


tern und Mietern steht es jedoch frei, vertraglich andere Aufteilungen<br />

vorzusehen. Doch auch in diesem Bereich ist die Umsetzung eines Stufenmodells<br />

bis Ende 2025 geplant.<br />

d. Ausnahmen<br />

Stehen staatliche Vorgaben einer energetischen Sanierung entgegen<br />

beziehungsweise schränken sie diese zumindest erheblich ein, müssen<br />

sich Vermieter in geringerem Umfang beziehungsweise gar nicht am<br />

CO2-Preis beteiligen. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Vorgaben<br />

durch den Denkmalschutz oder die Lage in sogenannten Milieuschutzgebieten,<br />

die strengere Anforderungen hinsichtlich Änderungen an das<br />

Erscheinungsbild stellen.<br />

e. Hintergründe und Kritik<br />

Nach noch geltender Rechtslage müssen allein die Mieter für den CO2-<br />

Preis aufkommen. Nachdem die große Koalition der letzten Legislaturperiode<br />

betreffend der Aufteilung des CO2-Preises keine Einigung<br />

erzielen konnte, vereinbarten die Ampel-Parteien diese bereits im Koalitionsvertrag.<br />

Die Reaktionen der Verbände sind gemischt: Obwohl der Großteil dem<br />

Stufenmodell zwar grundsätzlich positiv gegenübersteht, wird die Aussetzung<br />

der CO2-Abgabe für mindestens ein Jahr gefordert. Grund dafür<br />

seien die explodierenden Preise und der mit der Umsetzung verbundene<br />

Bedarf an Beratung.<br />

Gegner kritisieren das Stufenmodell aufgrund der bürokratischen Hindernisse<br />

und zweifeln an der Lenkungswirkung. Zudem wird in Frage<br />

gestellt, ob den Mietern somit ein Anreiz für die Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

entzogen wird und Vermieter keinen Einfluss mehr auf<br />

dieses Verhalten haben könnten.<br />

f. Ausblick<br />

Das Bundeskabinett beschloss am 25. Mai. <strong>2022</strong> den Gesetzesentwurf<br />

zum Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG), die Verabschiedung<br />

im Bundestag ist noch ausständig.<br />

Univ. Ass. Mag.a Magdalena Weißmann, LL.M.<br />

Magdalena Weißmann studierte Rechtswissenschaften und absolvierte<br />

den postgradualen Universitätslehrgang Wohn- und Immobilienrecht<br />

an der Universität Wien. Seit 2018 ist sie Universitätsassistentin am<br />

Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung<br />

und engagiert sich im Bereich der Nachhaltigkeit.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

109


ImmoFokus.Rubrik<br />

Inflation, Stagflation,<br />

Zinswende und<br />

die Nachhaltigkeit<br />

Inflation. Gekommen um zubleiben. Als Schreckgespenst,<br />

wird uns die Inflation wohl noch länger in Schach halten.<br />

Autor: Franz Gschiegl<br />

N<br />

ach Jahren und sogar Jahrzehnten niedrigster bis<br />

negativer Raten klettern die Preise seit dem Jahreswechsel,<br />

und extrem beschleunigt seit dem Krieg in<br />

der Ukraine, raketenartig nach oben. Verteuerungen<br />

um acht, neun und mehr Prozent werden uns<br />

noch etliche Monate begleiten, die Erhöhungen betreffen ja nicht nur den<br />

Energiebereich, sondern generell die meisten Rohstoffe. Allein dadurch<br />

ergeben sich zeitverzögert Zweitrundeneffekte, die uns alle treffen. Die<br />

im Jahresvergleich um über 30 Prozent höheren Produzentenpreise<br />

im EU-Raum sind ein Vorlaufindikator. Die großen Supermarktketten<br />

werden wohl den Großteil der Erhöhungen weitergeben, da sie natürlich<br />

auch betriebswirtschaftlich denken. Die Konsumenten weichen bereits<br />

auf Billigprodukte und günstigere Eigenmarken bei ihren Einkäufen aus.<br />

Klar, ohne Energie, Lebensmittel und deren Transport sowie damit auch<br />

der Mobilität werden wir nicht auskommen.<br />

Bedingt durch den „Basiseffekt“ (die Inflationsraten werden in erster<br />

Linie im Zwölfmonatsvergleich angegeben, die aktuell hohen Werte<br />

werden dann als „Basis“ für 2023 genommen) sind zwar im nächsten<br />

Jahr deutlich niedrigere Inflationswerte zu erhoffen, der „Sockel“ der<br />

aktuellen Preisauftriebe bleibt aber erhalten – außer es käme zu extremen<br />

Preiseinbrüchen und damit zu einer sehr negativen Inflation, also<br />

einer Deflation. Wird der „Aufschrei“ vieler Medien und in erster Linie<br />

der Gewerkschaften nach einem „Preisausgleich“, in erster Linie durch<br />

Lohnerhöhungen, gehört und umgesetzt, beginnt sich die „Preis-Lohn-<br />

Spirale“ zu drehen. Die jetzt (noch) gut laufende Wirtschaft wird wohl<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

110


Lohnerhöhungen genehmigen und versuchen, diese in ihren Preisen<br />

wieder weiterzugeben – solange die Konsumenten das akzeptieren.<br />

Hier kommt es natürlich auf die Marktmacht und damit auch Preisfestsetzungsmacht<br />

eines Unternehmens an.<br />

Gestiegenes Risiko einer Stagflation<br />

Kühlt sich die Konjunktur ab, womit zu rechnen ist (die Vereinigten Staaten<br />

weisen bereits für das erste Quartal <strong>2022</strong> negative Zahlen aus), bleibt<br />

gleichzeitig aber die Inflation hoch, sprechen wir von einer „Stagflation“.<br />

Diese Stagflation ist wirtschaftspolitisch eher schwer in den Griff zu bekommen.<br />

Um Sozialkonflikte zu vermeiden, gilt es dann, besonders dem<br />

Arbeitsmarkt Aufmerksamkeit zu schenken. Eine geringere Beschäftigtenrate<br />

reduziert automatisch den Privatkonsum.<br />

Bitter wird es auch dann, wenn die Forderungen nach Lohn- und Gehaltserhöhungen<br />

nur zum Teil oder gar nicht erfüllt werden können ¬ dann<br />

droht uns ein Kaufkraft- und Wohlstandsverlust. Der deutsche Bundesfinanzminister<br />

Christian Lindner sprach bereits im Mai mit der Aussage<br />

„…wir werden alle ärmer“ die Problematik direkt an und wies darauf hin,<br />

dass der Staat nicht alles auffangen kann. Unsere Regierung gibt sich<br />

da noch zögerlich hinsichtlich derartiger Statements. Aktuell profitiert<br />

die österreichische Wirtschaft noch von den Aufholeffekten nach den<br />

Lockdowns, aber mit den Preiserhöhungen auf breiter Front wird unsere<br />

Wirtschaft bald eine langsamere Gangart einschlagen. Eine Rezession<br />

(definitionsgemäß mindestens zwei aufeinanderfolgende negative Quartale<br />

des Bruttonationalproduktes) ist nicht mehr auszuschließen.<br />

Zinswende als „Heilmittel“?<br />

Während bekanntlich die USA und andere Nationen bereits Zinserhöhungen<br />

vorgenommen haben, ist die EZB (die Europäische Zentralbank)<br />

noch zögerlich. Erste Schritte wurden für Juli angekündigt,<br />

weitere werden wohl folgen müssen. Stärkere Zinsanstiege sind wohl<br />

nicht zu erwarten, da die EZB die schwierige Aufgabe hat, die nötige<br />

Balance zu finden, um auf die Inflation zu reagieren, aber andererseits<br />

nicht schwer verschuldete Staaten in Schwierigkeiten zu versetzen.<br />

Dies bedeutet, dass wir als Konsumenten vorerst noch länger auf höhere<br />

(Sparbuch-)Zinsen warten müssen und daher nun sichtlich an<br />

Kaufkraft verlieren. Da spricht man dann von negativen Realzinsen,<br />

eben wenn die Zinsen unter der Inflation liegen und die Kaufkraft rasch<br />

dahinschmilzt. Davon sind etwa 300 Milliarden Euro, die in Österreich<br />

auf Sparbüchern, Girokonten oder bar gehortet werden, betroffen.<br />

Profiteure davon sind die meisten Schuldner, und vor allem der Staat<br />

als größter Kreditnehmer. Eine für den Fiskus sehr angenehme Art der<br />

Entschuldung („financial repression“ genannt), wenn man bedenkt,<br />

dass auch unsere Republik langlaufende Anleihen mit null oder geringsten<br />

Zinsen aufgelegt hat.<br />

Auf der Kreditseite kommen die Zinsen jedoch schon in Bewegung,<br />

daher sollte man bei bestehenden Krediten mit variabler Verzinsung<br />

versuchen, noch auf fixe Sätze umzusteigen, und bei Neuabschlüssen<br />

sowieso. Damit bleiben negative Überraschungen fern und die periodischen<br />

Rückzahlungen sind fixiert.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

111


ImmoFokus.Rubrik<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

112


Immobilienpreise am Zenit?<br />

Die Immobilienpreise dürften auch ihren Zenit anpeilen oder demnächst<br />

überschritten haben, einerseits im Neubau aufgrund von Kostensteigerungen<br />

im Ausmaß von 20 bis 30 Prozent, andererseits auch<br />

im Bestand, wo die zumeist indexierten, also der Inflationsrate angepassten<br />

Mieten entsprechend steigen und die Mieter ohnehin an dem<br />

erwähnten Wohlstandsverlust leiden. Auch die Finanzierungen werden<br />

schwieriger werden.<br />

Preise zu fixieren (auf beiden Seiten), wo es geht, ist die Devise in Inflationszeiten.<br />

In der Baubranche ist das aktuell eher ein Wunschdenken.<br />

Energiewende als Profiteur<br />

Die extrem gestiegenen Energiepreise haben nun doch bereits zu einer<br />

geringeren Nachfrage geführt. Nur die höchsten Einkommensschichten<br />

sind da wohl lediglich gering berührt. Unbeliebte und daher immer wieder<br />

aufgeschobene Maßnahmen seitens der Regierung und Politik sind<br />

nun ausgeblieben, das Korrektiv der Märkte wirkt. Sparmaßnahmen<br />

und großzügige Förderungen alternativer Energieanlagen tragen das<br />

Übrige bei.<br />

Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel nimmt zu, auch wenn das<br />

Sitzplatzthema in den Zügen für Schlagzeilen sorgte.<br />

Im Supermarkt beschränkt zwar der Griff zu preiswerteren Produkten<br />

die Wachstumsraten der Bioprodukte, aber beispielsweise eine Reduktion<br />

des Fleischkonsums hilft der persönlichen Brieftasche wie auch der<br />

Gesundheit.<br />

Herr und Frau Österreicher konsumieren im Durchschnitt nahezu das<br />

Dreifache der von der WHO vorgeschlagenen Fleischmenge. Insbesondere<br />

Rindfleisch und Milch(produkte) sind ein ausgewiesener „CO2-<br />

Schädling“, umso mehr, wenn man noch die für den Futtermittelanbau<br />

benötigte Fläche und die Importe, etwa von Futtersoja, berücksichtigt.<br />

Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte der Blick auf saisonale und regionale<br />

Produkte geschärft werden, insbesondere in den Sommermonaten, in<br />

denen heimische Agrargüter ausreichend geerntet werden können.<br />

In Summe gilt es wohl für uns, auf den persönlichen „Footprint“ zu achten<br />

und diesen zu reduzieren, ohne gleich wegen eines möglichen Verzichtes<br />

eine Abwehrhaltung einzunehmen. Gelingt es dann, sowohl <strong>Ausgabe</strong>n als<br />

auch CO2 zu reduzieren, darf man mit Recht auf sich stolz sein.<br />

Mag. Dr. Franz Gschiegl<br />

Seit über 40 Jahren Börsen-, Finanz- und Wirtschaftsexperte mit Vorstandspositionen<br />

in der ERSTE-Group. Ständiger Autor im Wirtschaftsmagazin<br />

„GEWINN“. Co-Autor zahlreicher Fachbücher. Jüngst in Alterspension<br />

als konzessionierter Unternehmensberater aktiv. Von Beginn<br />

an im Vorstand des „Nachhaltigkeitsforums Illmitz“ für die Bereiche<br />

Finanzen und Wirtschaft zuständig. Sein Ziel: In unserem „Thinktank“<br />

mitwirken um „etwas zu bewegen“ und einen nachhaltigen „positiven<br />

Footprint“ zu hinterlassen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

113


ImmoFokus.Rubrik<br />

Patient Zero?<br />

Inflation. Keine Sorge, liebe Leser, es kommt jetzt kein Artikel<br />

über die Covid-Pandemie, ich ersuche Sie also, vorerst weiterzulesen.<br />

Autor: Christian Janisch<br />

I<br />

ch<br />

werde nämlich nur den Begriff des Patient Zero bewusst<br />

entführen, und ihn mit den klimatischen Veränderungen<br />

im Pannonischen Raum in Verbindung bringen, wie Sie<br />

erkennen werden. Ich darf Sie daher einladen, mir bei dieser<br />

„Entführung“ zu folgen.<br />

Klimatologen haben bereits vor Jahrzehnten vorausgesagt beziehungsweise<br />

vielmehr wissenschaftlich belegt, dass der Großraum rund um den<br />

Neusiedler See die Folgen der Erderhitzung als erste Region in Österreich<br />

und sogar in ganz Zentraleuropa knallhart zu spüren bekommen wird.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass eine Steppenlandschaft grundsätzlich klimatologisch<br />

äußerst labil ist, führen Veränderungen von Temperatur und<br />

Niederschlag rasch zu gravierenden Veränderungen in Fauna und Flora.<br />

Nun, die Wissenschaft hat recht behalten und Sie können mittlerweile<br />

die dramatische Situation rund um den Neusiedler See in sämtlichen<br />

Medien mitverfolgen.<br />

Fieberhaft laufen Bemühungen, der Lage Herr zu werden – von Wasserzuleitungen<br />

zum See und vor allem im Seewinkel ist zu lesen. Auch werden<br />

schon die ersten Sündenböcke für den Wassermangel in der Region<br />

ausgemacht – die Bewässerung in der Land- und Weinwirtschaft wird<br />

bereits ins Visier genommen, dies aber eher emotional als fachlich belegt.<br />

Hier taucht dann wieder das Synonym des Patient Zero auf – niemand<br />

von den Entscheidungsträgern weiß so recht, wo man anfangen soll.<br />

Fakt scheint zu sein, dass es trotz aller Bestrebungen unserer technologiegetriebenen<br />

Generation aber nicht gelingen wird, die negativen<br />

Auswirkungen des Temperaturanstieges zur Gänze zu verhindern beziehungsweise<br />

mit in Wahrheit noch gar nicht bekannten Maßnahmen zu<br />

kompensieren.<br />

Die Menschen werden also nicht darum herumkommen, sich an die<br />

neuen Situationen ganz einfach auch anzupassen, wenn sie in diesem<br />

Lebensraum weiterhin bleiben und leben wollen.<br />

Anpassen bedeutet aber auch, dass unter Umständen der eine oder andere<br />

Landstrich in eine kritische Schieflage kommen wird, und größere<br />

Transformationen nicht ausbleiben können.<br />

Viele von uns haben bereits in der Arbeitswelt eine große Transformation<br />

erlebt, die vor kurzem noch vor allem bei der älteren Generation,<br />

zu der ich mich zähle, für denkunmöglich gehalten wurde – das mobile<br />

Arbeiten.<br />

Klar, noch weiß auch die Wissenschaft zu wenig über die langfristigen<br />

Effekte dieser neuen Arbeitsform, aber vieles deutet darauf hin, dass die<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

114


Angst vor dem Homeoffice, bei wohl dosierter Anwendung, eher unbegründet<br />

war.<br />

Lassen Sie mich nach dem Abstecher zum mobilen Arbeiten nunmehr<br />

den Bogen in eine in Österreich doch noch neue Wohnwelt spannen,<br />

nämlich in die Welt des mobilen Wohnens.<br />

Vor kurzem wurde im ORF über eine jüngere Dame berichtet, die aus<br />

privaten Gründen ihre Wohnung verlassen hat und kurzerhand in ihr<br />

Wohnmobil übersiedelt ist. Die Dame, die definitiv keine Aussteigerin<br />

im klassischen Sinne ist, berichtete über ein vollkommen neues und positives<br />

Lebensgefühl, das sie erfahren hat.<br />

Ich möchte da jetzt nicht so weit gehen und das Übersiedeln in ein<br />

Wohnmobil als die kommende Lebensform bezeichnen, aber ein mobiles<br />

Wohnen wird in Anbetracht der klimatischen Veränderungen in<br />

Teilen der Welt möglicherweise künftig erforderlich sein. Ich denke,<br />

dass wir uns davor absolut nicht fürchten müssen, auch wenn es selbstverständlich<br />

um gravierende Veränderungen geht.<br />

Für die Immobilienwelt bedeutet das, dass es zu einer echten Angebotsentwicklung<br />

kommen wird, die weit über die Schaffung romantischer<br />

Abenteuer hinausgeht ¬ denn die Nachfrage für mobiles Wohnen wird<br />

es definitiv geben.<br />

Auch für Grundstückseigentümer wird sich mit Sicherheit ein neues<br />

Geschäftsfeld auftun. Gute und womöglich autarke Standorte für mobile<br />

Wohneinheiten werden gefragt sein.<br />

Ich darf Ihnen trotz meiner Zugehörigkeit zur älteren Generation zum<br />

Schluss noch mitteilen, dass ich mich vor diesen möglicherweise anstehenden<br />

Veränderungen eigentlich nicht fürchte.<br />

Stv. Dir. Christian Janisch<br />

Groß geworden bin ich in einer Zeit, als das Lebensmotto lautete,<br />

„macht euch die Welt untertan“ – und genauso hat dann auch meine<br />

Generation ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt mit Vollgas gelebt.<br />

In der Immobilienwelt war Nachhaltigkeit nicht im Entferntesten ein<br />

Thema – in Wahrheit ist sie es auch heute noch immer nicht wirklich.<br />

Auch ich habe bis dato nicht viel zu einer besseren Welt beigetragen<br />

– ich befürchte, dass ich mit meinen 57 Jahren meinen persönlichen<br />

Earth Overshoot Day schon längst überschritten habe. Ich ersuche<br />

die junge Generation vor allem für die letzten 30 Jahre um Entschuldigung,<br />

denn so lange wissen wir ehrlicherweise, dass wir so nicht<br />

weiterleben dürfen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

115


ImmoFokus.Rubrik<br />

Das Programm<br />

„Komm wir brechen morgen aus und dann stellen wir uns gegen den Wind.“ – singt Konstantin<br />

Wecker und so wollen wir es auch mit den 3. Illmitzer Gesprächen halten. Wir müssen uns jenen<br />

entgegenstellen, die meinen „Das wird schon!“, jenen die sagen „Das sehen wir uns an!“ und vor allem<br />

jenen die meinen „Das kann nicht funktionieren!“ Lassen Sie uns wieder drei Tage anders denken,<br />

anders reden und dann anders handeln.<br />

Mittwoch, 31. 08. <strong>2022</strong><br />

17:00 Come Together<br />

17:15 Prof. Mag. Thomas Malloth, FRICS<br />

Ziele und Ablauf<br />

18:30 FH-Prof. Dr. Markus Scholz, Gerhard Weißgrab<br />

Ethik der Nachhaltigkeit<br />

20:00 Treffpunkt am See<br />

Musik Steve Haider - Abendessen<br />

Donnerstag, 01. 09. <strong>2022</strong><br />

09:00 Prof. Mag. Thomas Malloth, FRICS<br />

Ziele und Ablauf<br />

14:00 DI Dr. Harald Frey<br />

Von A nach B, aber wie?<br />

09:45 BM Eleonore Gewessler, BA<br />

Was bisher geschah und werden soll<br />

15:00 DI Christian Sailer (angefragt)<br />

War´s das mit dem See?<br />

10:15 RiverWatch<br />

Die Lebensadern der Erde<br />

11:15 Mag. Werner Gruber,<br />

Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr. Wolfgang Kromp<br />

ATOM - Nein, danke! - oder - Ja, bitte!<br />

Pause<br />

16:00 Bürgermeister*innen - Forum<br />

Moderation: Arch. DIin Dr.in Renate Hammer, MAS<br />

Pause<br />

Pause<br />

13:00 DI Dr. Peter Holzer<br />

Raus aus Öl und Gas<br />

Pause<br />

17:45 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />

Energiegemeinschaften ein neuer Weg<br />

19:30 Empfang in der Pusztascheune, Apetlonerstraße 6<br />

Abendessen und geselliges Beisammensein<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

116


Freitag, 02. 09. <strong>2022</strong><br />

09:30 LH Mag. Hans Peter Doskozil<br />

Keynote<br />

11:00 Politiker*Innen im Talk<br />

Abg.z.NR Maximilian Köllner, MA,<br />

DI Dr. Stefan Gara,<br />

LAbg. Mag.a Regina Petrik,<br />

Abg.z.NR Johann Singer<br />

Pause<br />

Anmeldung:<br />

www.illmitzer-gespraeche.at<br />

14.30 Dr. Volker Busch<br />

Entscheidungsprozesse des Menschen<br />

in digitalen Zeiten<br />

15.30 Biologische Station - Nationalparkzentrum<br />

Einblicke und Exkursion<br />

17.30 DI Dr. Harald Frey<br />

Abschlussnote und Zusammenfassung<br />

12.30 Univ. Prof. Mag. Dr. Dr. Martin Grassberger<br />

Das leise Sterben<br />

Samstag, <strong>03</strong>. 09. <strong>2022</strong><br />

10.00 Anschlussprogramm<br />

Es besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau im Seewinkel zu erfahren. Namhafte Winzer*innen führen durch ihre Weingärten<br />

und Weinkeller und werden Ihnen bei dem einen oder anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels, das Terroir und die Vinifikation<br />

näherbringen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

117


Über den Tellerrand<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

Der Gin und sein Tonic<br />

Gelebte Leidenschaft. Seit der Gin als Trendgetränk immer mehr trinkfreudige Anhänger findet, versuchen<br />

zahlreiche heimische Hersteller dem Wacholderschnaps feinste Geschmacksnuancen abzuringen. Beim<br />

Brennen des perfekten Gins mischen auch immer mehr Frauen mit. Und Tonic-Hersteller ziehen mit.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

W<br />

ie kommt man auf die Schnapsidee,<br />

selbst einen Gin zu<br />

kreieren? Einerseits die pure<br />

Lust am Genuss, andererseits<br />

die Selbstverwirklichung, die Erfüllung eines<br />

langgehegten Traums oder Zeit und Zufall. So<br />

ist es nicht verwunderlich, dass während der<br />

Lockdowns eifrig experimentiert und kreiert<br />

wurde. Natürlich dominiert beim Gin ganz<br />

klassisch der Wacholder, bei der Auswahl der<br />

Botanicals, also der Gewürze, fängt die persönliche<br />

Handschrift der Hersteller an. Hier gibt es<br />

die unterschiedlichsten Ansätze: Die einen<br />

sammeln, was sie auf ihrem Grundstück oder in<br />

der Natur finden, die anderen haben eine Geschichte<br />

im Kopf, die sie mit ihrem Gin erzählen möchten<br />

– sei es von Reisen, Erlebnissen, Liebe oder Landschaften.<br />

Eines haben alle Hersteller gemeinsam:<br />

Monatelanges Experimentieren und Tüfteln, bis<br />

sie „ihren“ Gin kreiert haben.<br />

Der Großteil von ihnen ist in einer völlig<br />

anderen Branche tätig und erzeugt den Gin<br />

„nebenher“. Wobei genau in dieses „Nebenher“<br />

viel Liebe und Herzblut hineingesteckt<br />

wird. Produziert wird in kleinen Chargen,<br />

Flaschendesign und Vermarktung sind hochprofessionell,<br />

die meisten Flaschen gehen im<br />

Bekanntenkreis weg, der Rest verkauft sich<br />

über Direktvermarktung oder über die Website.<br />

Viele der Hersteller reichen auch regelmäßig<br />

bei Bewerben ein, und da heimsen die<br />

Gins made in Austria eine Medaille nach der<br />

anderen ein.<br />

Wie man bei dieser Fülle seinen Lieblings-Gin<br />

findet? Durch Kosten und Gustieren direkt<br />

bei den Herstellern, bei Verkostungen oder<br />

bei Veranstaltungen wie dem Vienna Gin<br />

Festival, dem Ginmarkt-Festival in Wien oder<br />

bei anderen Gin-Festivals. Bleibt nur noch<br />

die Frage nach dem Tonic zu klären: Welches<br />

Tonic passt zu welchem Gin? Natürlich hat<br />

jeder Hersteller so seinen Favoriten, den er<br />

empfiehlt, doch viel mehr gilt es die Frage zu<br />

beantworten, wie man seinen Gin trinken<br />

will: lieblich, fruchtig oder herb? Dementsprechend<br />

wählt man das Tonic dazu aus. Auch<br />

hier gibt es bereits Produkte aus Österreich,<br />

wie die Tonics von Franz von Durst, Organics<br />

by Red Bull oder Tonic Water Classic Dry von<br />

1404 sowie den Sirup Stonic der Winzerin Birgit<br />

Wiederstein.<br />

Wer will, kann seinem Gin Tonic noch seine<br />

persönliche Note geben – mit Beeren, Gurken,<br />

Rosmarin, Zitrone, Pfeffer und Nelken und<br />

vielem mehr. Auch hier gilt es: Sich damit<br />

auseinandersetzen, experimentieren und kosten,<br />

denn genau das macht das Gin-Trinken so<br />

besonders.<br />

118 ImmoFokus


Blue Orange<br />

Foto: Blue Orange<br />

Wolfgang Dielacher und Markus Haase wurden quasi über Nacht zu Gin-Herstellern, nachdem sie bei<br />

einer geselligen Runde meinten, den ausgeschenkten Gin leicht toppen zu können. „Logo und Name<br />

waren schnell gefunden, ‚Die Zwoa mim Vogel‘“, lacht Haase. „Herausfordernd war, in der Kürze ein<br />

hoch qualitatives Produkt ohne Abstriche in einer ansprechenden Flasche zu einem moderaten Preis zu<br />

kreieren.“ Das Spiel aus Wacholder und Orange in Verbindung mit der blauen Farbe kommt gut an, und so<br />

stehen sie aktuell bei sechs Gin-Sorten, die von einer unabhängigen Jury wie Destillata mehrfach prämiert<br />

wurden. Der Orange Blue Gin spielt mit dem Farbwechseleffekt in Verbindung mit einem Tonic, was für<br />

einen netten Showeffekt sorgt.<br />

www.diezwoa.at<br />

Drytun Gin<br />

Foto: Drytun Gin<br />

Ernst Wallner, ein bekennender Gin-Trinker, wollte seinen eigenen Gin nach seinen Wünschen und<br />

Vorstellungen schaffen. „Ich hatte im Frühjahr 2014 eine Idee mit einem klaren Ziel“, so Wallner. Es<br />

folgten zwei Jahre intensiver Arbeit. Heute verleihen insgesamt 17 handverlesene „Botanicals“ sowie<br />

die speziell entwickelte Mazerationstechnik seinem Drytun Gin eine unvergleichliche Komplexität, Qualität<br />

und Eigenständigkeit mit einer vorrangigen Wacholdernote und einem dezenten, erfrischenden<br />

Zitrusaroma. „Einmal was zu schaffen, ist möglicherweise Glück“, plaudert Wallner aus dem Nähkästchen.<br />

„Ein Naturprodukt reproduzierbar herzustellen, ist Können.“ Wallners Drytun Gin soll Sonne, Meer,<br />

Erholung und Entspannung vermitteln und Urlaubsfeeling suggerieren.<br />

www.drytungin.com<br />

father & son<br />

Foto: father & son<br />

Friedrich Csörgits wollte mit seinem Gin father & son eine mediterrane Note erreichen. „Das Meer, der Sommer,<br />

die Sonne waren unser Leitgedanke“, so Csörgits, der den Gin gemeinsam mit seinem Sohn produziert.<br />

„Wir haben daher die ersten Proben mit Zitrone und Orangenzesten versucht, letztendlich haben wir uns<br />

jedoch für Cymbogon Citratus entschieden, besser bekannt als Lemongrass.“ Wichtig war Vater und Sohn<br />

der puristische Ansatz. „Wir wollten nicht, dass mit zu vielen Botanicals die beiden Hauptnoten Wacholder<br />

und Zitrus verloren gehen.“ So sind neben Wacholder nur fünf weitere Botanicals im father & son und geben<br />

ihm so die einzigartige Note. Welche vier weiteren Botanicals neben Lemongrass noch vorhanden sind,<br />

bleibt natürlich ein Geheimnis. Father & son wird im Niedertemperaturdestillationsverfahren unter Vakuum<br />

produziert, also bei 38 Grad statt den üblichen 83 Grad. Damit bleiben Aromen, Fruchtgeschmack und Inhaltsstoffe<br />

auch bei den sensibelsten Früchten nahezu vollständig erhalten.<br />

www.fathersongin.com<br />

GRANAT Dry Gin<br />

Foto: Liquet<br />

„Bei einer Gin-Verkostung in Melk stach mir ein technisches kupfernes Gestell ins Auge“, erzählt Nicolas Brugger,<br />

Hersteller von GRANAT Dry Gin. „Ich analysierte deren Funktionalität und war sogleich fasziniert vom<br />

Zusammenspiel dieses relativ einfachen physikalischen und chemischen Prinzips, welches Alkohol in den verschiedensten<br />

Geschmacksrichtungen entstehen lässt.“ Keine drei Tage später stand eine voll funktionsfähige<br />

Miniatur-Destille mitten in seinem Studentenzimmer. „Mit großer Neugierde begann ich, mit unterschiedlichen<br />

Gewürzen und Früchten zu experimentieren, und je mehr ich das Potenzial für die vielfältigsten Kreationen<br />

erkannte und geschmacklich erleben durfte, umso größer wurde meine Begeisterung für diese Welt<br />

der Essenzen“, so Brugger. Das Rezept für den Granat-Gin entstand in unzähligen täglichen Versuchen an der<br />

Mini-Destille mit der namensgebenden Hauptnote Granatapfel. Jeder einzelnen Flasche ist ein Granat-Stein<br />

aus dem Radentheiner Museumsbergstollen, dem Granatium, beigefügt, wo der Gin drei Monate reifen darf.<br />

www.liquet.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

119


Über den Tellerrand<br />

Herzbergland Dry Gin<br />

Foto: Schreinlechner<br />

1404 Manufacturing ist nicht nur der Name des Unternehmens und der Markenname des Gins, sondern verweist<br />

auf den Geburtstag der ersten Gin-Rezeptur. „Manufaktur verspricht, dass heute wie am ersten Tag<br />

viel Handarbeit mit der Herstellung verbunden ist“, erklärt Alexander Krauser. „Von der sorgfältigen Auswahl<br />

bester Zutaten, die ausschließlich pflanzlichen Ursprungs sind, bis zum schonenden Destillationsvorgang, der<br />

die feinen Aromen der Gewürzmischung erhält.“ Die ausgewählten Kräuter werden in den obersteirischen<br />

Bergen und Almen gesammelt und ergeben pfeffrige und süß-herbe Noten, harmonisch verbunden mit einem<br />

feinen Bouquet aus frischen Zitrusfrüchten und aromatischem Wacholder. „Da trifft zuerst das wunderbare<br />

Aroma der Wacholderbeeren ein, schon verspürt die Zunge das Zitrusaroma und wird langsam auf das Bouquet<br />

der pfeffrigen Noten, das den Alpenkräutern entspringt, gelenkt“, schwärmt Krauser. 1404 Manufacturing<br />

hat mittlerweile eine umfangreiche Produktpalette herausgebracht: vier verschiedene Gin-Sorten, Tonic Water,<br />

Gin Tonic ready2drink in smarten Gläsern und eine SimSalaGin-Box mit Gin, Tonic und Botanicals.<br />

www.gin1404.at<br />

„M“<br />

Foto: Weingut Malloth<br />

Bei so manchem spielte die Corona-Pandemie, aber auch der Zufall die Glücksfee. „Während der Lockdowns<br />

habe ich mich aber auch intensiv mit den Gräsern und Kräutern rund um unseren Hof auseinandergesetzt<br />

und konnte feststellen, dass es in den Wiesen viel interessante Pflanzen gibt, die sich zum<br />

Ansetzen von Spirituosen eignen“, erklärt Thomas Malloth, Winzer und Hersteller des „M“-Gins. „So<br />

haben wir begonnen, uns mit Gin auseinanderzusetzen.“ Er verwendet ausschließlich Kräuter aus den<br />

Wiesen des Seewinkels bis hin zur Wurzel des Schilfs, Salbei und Lavendel. Trifft sein dunkelblauer Gin<br />

auf das Tonic, dann färbt er um und wird rosa. Trotz der Spielerei ist der Gin herb und ein wenig streng.<br />

„Der Lavendel fängt ihn ein, er ist im Abgang lang und entspricht damit genau dem, was ich unter Gin<br />

verstehe, kein Likör, kein gekünsteltes Aroma, sondern eine klare Aussage von Wacholder.“<br />

www.haider-malloth.at<br />

Mattari<br />

Foto: Mattari Gin<br />

Auch Michael Madreiter träumte den Traum eines eigenen Gins. Und so folgten lange Nächte des Tüftelns<br />

und Abschmeckens, um gemeinsam mit seiner Frau Sandra einen neuen und innovativen Gin namens<br />

Mattari zu kreieren. Da die beiden im Naturresort Puradies arbeiten, stand eines fest: Er muss bio sein und<br />

die drei Länder Italien, die Niederlande und Österreich widerspiegeln. „Von der Wurzel bis zum Blatt sind<br />

die verwendeten Botanicals alle zu 100 Prozent bio und nur in diesen drei Ländern zu finden“, verrät Michael<br />

Madreiter. „Die sanfte Wacholder-Note umschmeichelt den Gaumen und lässt Raum für die Frische<br />

der Bio-Amalfi-Zitrone, die man nicht nur schmeckt, sondern auch riecht, und die im Abgang anhält.“ Die<br />

Wurzel- und Erdtöne stehen sanft im Hintergrund und runden den Mattari-Gin ab.<br />

www.mattari.at<br />

Pannonia Spirits Dry Gin<br />

Foto: Pannonia Spirits<br />

Auch bei den Jungen trifft das Gin-Machen deren Geschmack. „Die Idee entstand noch in der Oberstufe, in<br />

der ich gemeinsam mit meinem jetzigen Geschäftspartner Grundlagen über das Führen von Unternehmen<br />

gelernt habe“, erzählt Nicolas Ernst. „Im Zuge dieser Ausbildung haben wir beide ein Semester im Ausland<br />

verbracht. Co-Gründer Jakob Schappelwein hatte als Gastfamilie die Inhaber von „The Newfundland Destillery“<br />

– der größten und renommiertesten Destillerie in Neufundland. Dort wurde das Interesse für Spirituosen<br />

und deren Herstellung geweckt.“ Zurück in Österreich ging es sofort ans Werk: „Die ersten Anfänge und<br />

Tests fanden noch in den landwirtschaftlichen Betrieben unserer Großeltern statt.“ 2020 gründeten sie ihre<br />

Gesellschaft, ein Jahr später wurde der Pannonia Spirits Dry Gin herausgebracht – ein klassischer Dry Gin mit<br />

dominanten Wacholdernoten, fruchtigen Nuancen von Orange und Zitrone und Neudörfler Holunderbeere.<br />

www.pannonia-spirits.at<br />

120 ImmoFokus


purest Sail Gin<br />

Foto: Steinhorn Gin Foto: Sail Gin<br />

„Wir wollten ein Getränk, das unser Gefühl beim Segeln wiedergibt“, schwärmt Michael Potutschnig, der<br />

seine Leidenschaft fürs Segeln in einen Gin gesteckt hat. „Unser Sail Gin wird ausschließlich mit biologisch<br />

und fair gehandelten Rohstoffen hergestellt und plastikfrei verpackt. Der Naturkork ist mit dem ‚Ginstek‘<br />

verknotet, der mit natürlichem Hanfseil aus einer kleinen regionalen Seilerei von einer sozialen, gemeinnützigen<br />

Einrichtung geknüpft wird.“ Auf den Etiketten sind unterschiedliche Koordinaten abgebildet, die<br />

zu verschiedenen Orten der Inspiration führen. Der Geruch des Gins ist wie eine Reise durch die Alpen bis<br />

zum Mittelmeer. „Ein ausgeprägtes Wacholderaroma bildet den alpinen Ausgangspunkt“, so Potutschnig.<br />

„Über mediterrane Zitrusaromen und Rosmarin gelangt man bis zum Mittelmeer, wo man eintaucht in eine<br />

frische Brise aus Minze und einen Hauch Gurke.“<br />

www.SAILGIN.at<br />

Steinhorn Gin<br />

„Wir entstammen einer Familie, die seit vielen Generationen am niederösterreichischen Wagram Wein und<br />

Spirituosen produziert“, erzählt Johannes Steiner. „Aus Ausgleich zu unseren Jobs im digitalen Marketing und<br />

bei Softwareprojekten wollten wir etwas Handwerkliches machen.“ So begannen sie am am eigenen Gin zu<br />

tüfteln, der eine durchgängig starke Wacholdercharakteristik aufweist. In der Nase sind Zitrusnoten spürbar,<br />

am Gaumen zeichnet ihn eine vielschichtige, ausgewogene Struktur aus. „Bei 44 Alkoholprozenten bleibt<br />

Steinhorn Gin auch im kräftigen Finish durch seine hohe Qualität angenehm mild“, so Steiner. „Wir haben<br />

an diesem Geschmack lange gearbeitet, neben Wacholder und klassischen Botanicals haben wir auch Kräuter<br />

aus der Region und aus unserem eigenen Garten eingearbeitet. So kommen die Zitrusnoten nicht von<br />

Zitrusfrüchten, sondern von Zitronenmelisse, die direkt neben der Steiner Bros. Distillery prächtig gedeiht.“<br />

www.steiner.store<br />

Wien Gin<br />

Foto: Wien Gin<br />

„Wir, drei Freunde, hatten uns entschlossen, unsere Liebe zur Stadt Wien auf eine ganz spezielle Art<br />

und Weise der Öffentlichkeit näherzubringen“, verrät Flo Koller. „Unser Leitsatz sagt sehr selbstbewusst<br />

schon alles aus: Wir sind Wiener Kesselbrüder. In der Laborbrennerei entstand über langjähriges<br />

Experimentieren unser Wien Gin, welcher durch seine Holundernote und seine exzellente Fruchtnote<br />

den typischen Wacholderbeeren-Geschmack positiv unterstützt.“ Die drei wollten von Beginn an einen<br />

Gin von Genießern für Genießer machen, nichts Überkanditeltes, kein übertriebenes Design, eine einfache<br />

Flasche und qualitative Rohstoffe. Der Gin wurde mehrfach eingereicht und konnte einige Awards<br />

abräumen. Nach dem WienGin und dem KlimtGin kam als Nächstes eine florale Edition, der Violet<br />

WienGin auf den Markt – mit Veilchen und Rosen als Hommage an den Wiener Prater.<br />

www.wiengin.at<br />

5020 London Dry Gin<br />

Foto: 5020 London Dry Gin<br />

„Ein Bekannter hat behauptet, ich könne das nicht“, lacht Stephan Koudelka. „Was soll ich sagen, challenge accepted.“<br />

Es folgten drei Jahre geprägt von schlaflosen Nächten, Recherche und viel trial and error. „Gin-Herstellung<br />

war für mich völliges Neuland.“ Koudelka wollte einen London Dry Gin herstellen. Dieser darf nur aus natürlichen<br />

Zutaten hergestellt, und nach dem Destillieren darf nichts mehr verändert werden, außer der Herabsetzung auf<br />

Trinkstärke. Nach vielen Brennvorgängen war es Ende 2017 endlich soweit, und der 5020 wurde im Freundeskreis<br />

präsentiert. „Er kam sehr gut an, und damit war das Thema Gin-Herstellung für mich erledigt“, so Koudelka. Als die<br />

erste Charge ausverkauft war und immer wieder Nachfragen kamen, produzierte er die nächste. Seit April 2020<br />

produziert er seinen Gin in einem kleinen Shop im Herzen der Salzburger Altstadt.<br />

www.5020-gin.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

121


Über den Tellerrand<br />

Gin aus Frauenhand<br />

Geschmackserlebnisse voller Raffinesse. Immer mehr österreichische Brennerinnen stürmen die männliche<br />

Bastion der Gin-Herstellung. Sie geben ihren Gins eine weibliche Note, verwenden Frauenkräuter und regionale<br />

Botenicals, sie tüfteln und experimentieren und haben Spaß daran, ihre Kreativität auszuleben.<br />

Foto: catch a coffee<br />

Catch a Coffee<br />

„Im Sommer 2018 lernte ich die damals 22-jährige Helen Stewart in Pitlochry kennen und erhielt zum ersten Mal Einblick in<br />

die Erzeugung der Spirituose“, erzählt Alexandra Ghuneim, die Gründerin von HabibiDryGin. „Zu diesem Zeitpunkt hatte<br />

die leidenschaftliche junge Schottin schon ihr eigenes Gin-Label.“ Zuhause beschloss sie, keine ausgetretenen Gin-Wege<br />

zu gehen, sondern ihren eigenen Pfad zu verfolgen. „Wichtig waren mir Passion, Emotion und das Verewigen besonderer<br />

Momente“, so Ghuneim. „Bei mir geht es um eine Erinnerung, ein Bild, ein Gefühl, ein Geruch, der bei mir abgespeichert ist.<br />

Wie in einer Kommode mit unzähligen Schubladen.“ Diese Schubladen führten zu mittlerweile zehn verschiedenen Gins. „Ich<br />

verkaufe keinen Gin, sondern Gefühle, Sehnsucht, vielleicht sogar Hedonismus, Exklusivität und vor allem hohe Qualität“,<br />

schmunzelt Ghuneim. Mit einem HabibiDryGin erhält man ein handgefertigtes Produkt ohne maschinelle Erzeugung. Und<br />

„Catch a Coffee“? „Bei diesem Gin ist es der genussvolle Moment, den mein Mann beim ersten Espresso auf italienischem<br />

Boden verspürt, an der Raststation „Autogrill“ in Campiolo“, verrät Ghuneim. „Die ist vielen Wienern bekannt.“ Getrunken<br />

wird Catch a Coffee pur oder in der noch heißen benutzten Kaffeetasse oder mit Kaffee.<br />

https://habibidrygin.business.site<br />

Die Ginin<br />

Foto: Die Ginin<br />

Helene Kreidl ist Edelbrand-Sommelière und eine von 4000 Schnapsbrennern in Tirol. Die Idee, Gin zu machen, kam ihr in den Sinn<br />

und ließ sie nicht mehr los. Mit ihrer Tochter besuchte sie einen Brennkurs. Nach drei Tagen Lernen, Testen, Probieren und Kosten<br />

war sie beeindruckt, wie viel Kreativität in die Gin-Herstellung fließt. Damit war es fix: Es war an der Zeit, einen weiblichen Gin zu<br />

kreieren. „Wacholderbeeren, Gewürze, Zitronen, Orangen und viele weibliche Kräuter wie Lavendel, Frauenmantel, Augentrost,<br />

Quendel, Spitzwegerich, Erika, Minze und Sternanis mussten da hinein“, erzählt Kreidl, die 2016 die Ginin als Marke schützen ließ.<br />

Das Etikett spiegelt sie selbst wider: „Dirndl, Hut und viel gute Laune.“ Mittlerweile gibt es auch eine antialkoholische Ginin, eine<br />

handgeschöpfte Gin-Schokolade und ein männliches Pendant, den Gin-Bua.<br />

Auf Facebook vertreten<br />

Gini bezaubernd<br />

Foto: Gini bezaubernd<br />

Die „Weiberwirtschaft“ der Wiederstein-Frauen in Göttlesbrunn produziert Weine, aber auch Gin. „Meine Gins sind mit 36 Botanicals<br />

ausgestattet“, erzählt Mutter Grete Wiederstein. „Wie im Orchester spielt die zarte Veilchenwurz die Triangel neben dem<br />

trommelnden Wacholder, und genau diese Unterschiedlichkeit braucht es, um zu beeindrucken. Die Bestandteile sind über viele<br />

Jahre miteinander abgestimmt worden, und in der Feineinstellung liegt das Geheimnis guter Gins.“ Die Tochter Birgit Wiederstein<br />

ist Winzerin. Sie hat das passende Tonic zum Gin kreiert. „Wir fanden, dass alle herkömmlichen Tonics aromatisiert und viel zu süß<br />

schmecken“, erzählt sie. „Irgendwie metallisch, bitter mit einem langen Süßeschweif. Das hat uns gestört, und wir wollten einen<br />

perfekten Filler für unsere Gins.“ Bis zum fertigen Rezept brauchte es ungefähr ein halbes Jahr, das Feintuning nahm nochmal 12<br />

Monate in Anspruch. Das Stonic wird als Sirup in 0,375-Liter-Flaschen verkauft und ist komplett aus echten natürlichen Rohstoffen<br />

hergestellt, die Säure stammt aus dem hauseigenen Verjus, die Bitterkeit von der Chinarinde.<br />

www.wiederstein.at<br />

122 ImmoFokus


Gin Jeannie<br />

Foto: Gin Jeanie<br />

„Meine Freunde nennen mich Jeannie, und irgendwann im Zuge eines feuchtfröhlichen Abends lief der Bowie-Song ‚The Jean Genie‘“,<br />

plaudert Sabine Zorn aus dem Nähkästchen. „Nach dem vierten Gin Tonic wollte ich meinen eigenen Gin Jeannie.“ Für Zorn war<br />

klar, ihr Gin musste Glam-Rock-Flair und etwas Rock ’n’ Roll haben. „Mit einem knallbunten Blitz von David Bowie, der einfährt wie<br />

der Inhalt der Flasche, wenn man 0,5 Liter nicht sensibel portioniert“, lacht Zorn. Gin Jeannie vereint drei Faktoren, erstens die preisgekrönte<br />

Qualität der Distillery Krauss, einer feinen Manufaktur in der Weststeiermark, die den Gin nach Zorns Vorgaben herstellt,<br />

zweitens den Verve von Zorn und drittens ihren Spitzname Jeannie. Was nach einer Schnapsidee klang, wurde wirklich eine. Gin<br />

Jeannie schmeckt mild und kompakt, nach erfrischenden Wacholderbeeren, mit Zitrusnoten und floralen Anklängen. Gemischt werden<br />

kann er mit Tonic, Schilerol, Holunderblütensaft, Champagner und vielem mehr. Hier kann man der Fantasie freien Lauf lassen.<br />

www.ginjeannie.at<br />

Gin Rose<br />

Foto: Brennerin<br />

Rosi Huber hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und brennt an einem wunderschönen Platz am Attersee in Weyregg<br />

gehaltvolle Destillate und setzt Liköre an. Neu im Sortiment ist ihr Gin Rose. „Ich trinke im Sommer gerne einen guten<br />

Sundowner“, erzählt sie, „da bin ich auf die Idee gekommen, einen Gin zu kreieren, der mir schmeckt.“ Herausgekommen<br />

ist ihr Gin Rose, der bei Falstaff mit 93 Punkten bewertet wurde. „Der Sieger hatte 94, das bringt Freude“, so Huber. Die<br />

Kopfnoten beim Gin Rose sind neben Wacholderbeeren Rosen, im Abgang kommt rosa Pfeffer. „Idealerweise wird er mit<br />

einem Fever Tree und ein paar Himbeeren genossen“, empfiehlt die Brennerin. „Das Tonic darf nicht zu bitter sein.“<br />

www.brennerin.at<br />

LoRe BlueVelvet Gin<br />

Foto: LoRe Blue Velvet<br />

In der LoRe Cocktailmanufaktur|Destillerie werden über 60 verschiedene Sorten Edelbrände, Liköre und nun auch Gin produziert.<br />

„Wir lieben es, mit unseren Produkten leckere Mixgetränke zu zaubern“, schwärmt Regina Priglinger-Simader. „Gin<br />

ist eine wichtige Zutat in ganz vielen Cocktails.“ In ihr neues Produkt hat sie viel Zeit und Geduld gesteckt. „Gin verändert<br />

sich in den Wochen nach der Destillation stark“, so die Gin-Macherin. „Manche Botanicals werden intensiver, manche runder.“<br />

Der BlueVelvet Gin ist ein natürlich gefärbter Farbwechsel-Gin. Die blitzblaue Farbe dieses Gins entsteht durch Mazeration<br />

mit Schmetterlingsblüten. Die Farbpigmente dieser Blüten oxidieren, sobald sie mit Säure wie zum Beispiel einem Tonic in<br />

Verbindung kommen, und ändern ihre Farbe in einen rosa-violetten Ton. Die Wacholderbeere steht stark im Vordergrund,<br />

abgerundet wird der Gin, neben zahlreichen weiteren Botanicals, mit Koriander und Granit-Lavendel. Getrunken wird er mit<br />

einem neutralen Tonic oder auch Grapefruitlimonade.<br />

www.lore-schnaps.at<br />

Foto: Tschauner Gin<br />

Österreichische Tonics:<br />

Tschauner Tschin<br />

Franz von Durst Tonic, www.franzvondurst.at<br />

Organics by Red Bull Tonic Water, www.redbull.com<br />

Stonic Sirup, www.wiederstein.at<br />

Tonic Water Classic Dry, www.gin1404.at<br />

„Da ich seit Jahren Gin sammle und immer wieder verkoste, spiele ich schon lange mit der Idee, auch einmal einen Gin selbst zu<br />

kreieren“, erzählt Monika Erb, Geschäftsführerin von Basiskultur Wien und der Tschauner Bühne. Heute wird der Tschauner Tschin<br />

mit Wiener Kräutern und der „hochprozentigen“ Expertise von Frau Horvath und Herrn Kantor von der jinmanufaktur im 18. Bezirk<br />

hergestellt. Klar, duftig mit zart rauchiger und eleganter Zitrusnote der Bergamotte zeigt sich der Tschauner Tschin typisch würzig.<br />

Getrunken wird er pur, Gurke und ein bisschen Pfeffer passen auch gut. Der Tschauner Tschin ist beim Verein Freund!nnen der<br />

Tschauner Bühne für eine Spende zu erstehen und trägt zum Erhalt der Tschauner Bühne bei. Das macht ihn zu einem beliebten<br />

Geschenk und Produkt zum Mit-nach-Hause-Nehmen.<br />

www.tschauner.at<br />

Verkostungsmessen:<br />

Ginmarkt – Das Festival<br />

www.ginmarkt-festival.at<br />

Vienna Gin Festival<br />

www.viennaginfestival.at<br />

Fotos: Franz von Durst, ORGANICS by Red Bull, Stonic Sirup, 1404 Gin<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

123


ImFokus<br />

Wir brauchen Allianzen<br />

IMMO FutureLab <strong>2022</strong>. Beim Innovationskongress IMMO FutureLab diskutierten Experten aus der<br />

Immobilienwirtschaft die Funktionsweise von Kooperationsprinzipien.<br />

„Kooperationen sind für<br />

die Zukunft der Immobilienwirtschaft<br />

notwendig.“<br />

Peter Engert,<br />

ÖGNI<br />

Immobilienprojekte aufgrund fehlerhafter Planung<br />

oder unterschiedlicher Zielausrichtung der Stakeholder<br />

ins Schwanken. Aus diesen Gründen<br />

sind Allianzen aus Immobilienprojekten nicht<br />

mehr wegzudenken. Unter dem Veranstaltungsthema<br />

„Allianzen – Zusammen Stärken für die<br />

Zukunft der Immobilienwirtschaft entwickeln“<br />

fanden sich daher rund 100 Branchenexperten<br />

und zwölf Speaker zusammen, um diesem wichtigen<br />

Thema auf den Grund zu gehen.<br />

Grundsätze erfolgreicher Kooperationen<br />

„Kooperationen sind für die Zukunft der<br />

Immobilienwirtschaft notwendig, um die<br />

Herausforderungen der Nachhaltigkeit bewältigen<br />

zu können. Um jedoch eine Allianz<br />

nachhaltig gestalten zu können, müssen wir in<br />

erster Linie nach drei Grundsätzen vorgehen:<br />

Fairness, Win-win und langfristiges Denken“,<br />

leitet Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI<br />

(Österreichische Gesellschaft für nachhaltige<br />

Immobilienwirtschaft) ins Thema.<br />

„Der Klimawandel braucht<br />

eine ganzheitliche Betrachtung<br />

und neue Lösungen.“<br />

Herbert Hetzel,<br />

Beyond Carbon Energy<br />

„Allianzen sind wichtig<br />

für unser persönliches<br />

Wohlbefinden.“<br />

Wolfgang Kradischnig,<br />

DELTA<br />

Z<br />

unehmende Baukosten, hohe Energiepreise<br />

und eine steigende Inflation<br />

sind nur ein paar der aktuellen Herausforderungen,<br />

denen sich die<br />

Wirtschaft und insbesondere die Immobilienwirtschaft<br />

in den kommenden Jahren stellen<br />

muss. Nicht erst seit den jüngsten Krisen kommen<br />

„Allianzen sind nicht nur wichtig, um unsere<br />

Ziele zu erreichen, sondern auch für unser<br />

persönliches Wohlbefinden“, so Wolfgang<br />

Kradischnig, Geschäftsführer der DELTA.<br />

„Funktionierende Partnerschaften verbessern<br />

die Schlafqualität, senken die Ausschüttung<br />

des Stress- und Alterungsbotenstoffes und<br />

erhöhen obendrein die Erfolgsaussichten ganz<br />

wesentlich. Ich denke, das sind Argumente<br />

genug für ein Ja zu Allianzbildungen.“<br />

Herausforderungen bewältigen<br />

Neue Technologien und Digitalisierung sowie<br />

steigende rechtliche Vorgaben erhöhen jährlich<br />

die Komplexität bei der Entwicklung von<br />

Immobilienprojekten. Viele Keynote-Speaker<br />

kamen daher aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen der Branche, um dem Publikum das<br />

Allianzprinzip näherzubringen. So erklärte<br />

„ESG spielt für<br />

Kooperationen eine<br />

wesentliche Rolle.“<br />

Karin Fuhrmann,<br />

TPA Steuerberatung<br />

zum Beispiel Karin Fuhrmann, Partnerin bei<br />

TPA Steuerberatung, welche Rolle ESG für<br />

Kooperationen spielt und welche neuen Allianzen<br />

im Finanzierungsbereich es gibt.<br />

Speaker Herbert Hetzel, CEO von Beyond Carbon<br />

Energy, ist davon überzeugt, dass nur eine<br />

124 ImmoFokus


„Digitalisierung und E-Mobilität im<br />

Mietwohnhaus werden zunehmend<br />

zum Thema.“<br />

Dominik Wegmayer,<br />

PAYUCA<br />

ganzheitliche Betrachtung des Immobiliendevelopment die Chance<br />

bietet, für Nutzer und Developer eine CO2-freie Wärme- und Kälteversorgung<br />

preisgleich zu traditionellen Energieversorgungssystemen<br />

anzubieten. „Der Klimawandel erfordert neue Lösungen“, so Hetzel,<br />

„Lösungen, die weder in alten Strukturen entstehen können noch allein<br />

zu bewerkstelligen sind.“<br />

Prozesse nachhaltig gestalten<br />

Das Thema Nachhaltigkeit betrifft jedoch nicht nur umweltschonende<br />

Praktiken. Mithilfe von Allianzen können auch interne Prozesse<br />

nachhaltiger gestaltet werden, weswegen Kevin Soemmer, Leiter des<br />

Baumanagements bei WINEGG, sich unter anderem dem Thema der<br />

Allianzen innerhalb des eigenen Unternehmens annahm. Er ist der<br />

Meinung, dass schnelle Entscheidungswege und eine gezielte Vernetzung<br />

von Abteilungen Projektlaufzeiten maßgeblich verkürzen<br />

können und diese Allianzen somit entscheidend zur Entwicklung von<br />

nachhaltigen Lebensräumen beitragen.<br />

Best-Practice-Beispiel<br />

Gerald Beck, Geschäftsführer der UBM Development Österreich, lieferte<br />

mit dem Leopoldsquartier ein Best-Practice-Beispiel, wie man<br />

Allianzen am besten umsetzen kann. Weiters wurde der Aspekt der<br />

Digitalisierung in den Vordergrund gerückt: Dominik Wegmayer, Co-<br />

Founder und Co-CEO von PAYUCA, mit der Keynote „Digitalisierung<br />

und E-Mobilität im Mietwohnhaus“, Julia Wawrik, Geschäftsführerin<br />

von puck, über die Werthaltung bzw. -steigerung von Immobilien<br />

durch Smart Building und Multi-Chanel-Kommunikationssystemen<br />

und Markus Bittner, Geschäftsführer von Neotwin, über den Mehrwert<br />

offener Plattformen für das Building Lifecycle Management.<br />

Bernd Troppmann, Sales Director Building Solutions Stora Enso, erzählte<br />

über Holzbaukonzepte und wie sie durch Allianzen ermöglicht<br />

werden, und Rechtsanwalt Bernhard Marold (HSP.law) gab über die<br />

Abstimmung zwischen öffentlich-rechtlicher Projektentwicklung und<br />

zivilrechtlicher Umsetzung Auskunft. Alexander Redlein, Professor<br />

für Real Estate und Facility Management an der TU Wien, beleuchtete<br />

abschließend, was man von einer Partnerschaft mit einer Universität<br />

erwarten kann, sowie die „Dos and Don’ts“ in einer Partnerschaft.<br />

Aufzüge bewegen<br />

uns alle<br />

... so sicher und zuverlässig wie nie<br />

zuvor. Denn KONE überwacht Aufzüge<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

125


ImFokus<br />

Recycling-Baustoffe 2<strong>03</strong>0<br />

Kreislaufwirtschaft. Der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft zeigt den Wert der Recyclingwirtschaft<br />

im Baubereich, denn mit mehr als zwei Drittel aller Abfälle ist das Potenzial im Bauwesen groß.<br />

Transportentfernungen von Primärrohstoffen<br />

und Recyclingbaustoffen ein Vorteil von 30<br />

Prozent für das Recycling zum Tragen kommt.<br />

I<br />

m Rahmen der IFAT, einer der größten<br />

Umweltmessen Europas, veranstaltete<br />

die European Quality Recycling Association<br />

(EQAR) und der Österreichische<br />

Baustoff-Recycling Verband Anfang Juni einen<br />

Baustoffrecycling-Kongress zum Thema „Recycling-Baustoffe<br />

2<strong>03</strong>0“. Betont wurde dabei der<br />

Zusammenhang zwischen Klimaschonung und<br />

Recycling. Über zehn Prozent der mineralischen<br />

Rohstoffe können durch Recycling ersetzt werden.<br />

Bei einem mobilen Recycling vor Ort werden<br />

einerseits Transporte, andererseits Energie bei<br />

der Baustoffproduktion eingespart. Gerade der<br />

EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft zeigt<br />

den Wert der Recyclingwirtschaft im Baubereich<br />

auf, denn mehr als zwei Drittel aller Abfälle<br />

stammen aus dem Bauwesen.<br />

Nachhaltige Beschaffung<br />

„Durch den Ministerratsbeschluss wurde 2021<br />

für den Bund verpflichtend ein Kriterienkatalog<br />

für den Beschaffungsvorgang mit besonderer<br />

Berücksichtigung der Nachhaltigkeit<br />

beschlossen“, so Christian Öhler, nationaler<br />

Experte im Klimaministerium Österreich.<br />

„Ein Paradigmenwechsel erfolgt vom Billigstbieter-<br />

zum Bestbieterprinzip.“ Paragraf 20<br />

Absatz 5 Bundesvergabegesetz fordert, dass<br />

im Vergabeverfahren auf die Umweltgerechtigkeit<br />

der Leistung Bedacht zu nehmen ist.<br />

Für den Hoch- und Tiefbau gibt es verpflichtende<br />

ökologische und zusätzlich optionale<br />

ökologische Kriterien: So wird beispielsweise<br />

ein Anteil an rezyklierter Gesteinskörnung an<br />

der gesamten für die Betonherstellung verwendeten<br />

Gesteinskörnung mit zehn Prozent<br />

vorgeschrieben. Optional wird ein Zuschlagkriterium<br />

für den Transport empfohlen: Über<br />

eine Formel werden dabei Recyclingbaustoffe<br />

bevorzugt, da deren Transportwege mit dem<br />

Abminderungsfaktor 0,7 versehen werden<br />

können; das bedeutet, dass bei vergleichbaren<br />

Armin Grieder, Leiter Fachstelle Ingenieurwesen,<br />

Amt für Hochbauten der Stadt Zürich<br />

(AHB), stellt die hohen Recyclingquoten in<br />

der Ausschreibungspraxis der Stadt Zürich<br />

vor: Betonrecycling habe einen besonderen<br />

Stellenwert, seit November 2021 legt<br />

die neue SIA-Norm „Beton mit rezyklierten<br />

Gesteinskörnungen“ Konkretes fest. Eigene<br />

Recyclingbetonklassen werden dort beschrieben.<br />

Wenngleich der Recyclinganteil keinen<br />

großen Gewinn bei Treibhausgasemissionen<br />

bringt, kann bei Zement eine Reduktion von 30<br />

Prozent an Treibhausgasemissionen erreicht<br />

werden. In der Ausschreibungspraxis der Stadt<br />

wird Folgendes vorgeschrieben: „Bauteile<br />

aus Beton sind gemäß Vorgabe des Amtes für<br />

Hochbauten der Stadt Zürich in Recyclingbeton<br />

(mindestens RC-C, wo technisch möglich<br />

RC-M) mit Zement CEM III/B zu erstellen.“<br />

Seit 2002 sind sämtliche Bauten des AHB aus<br />

Recyclingbeton (Anm.: i. d. R. 25 % Anteil an<br />

Recyclinggranulat) hergestellt.<br />

Altes Thema Asbest<br />

Christine Buddenbohm, Vertreterin der deutschen<br />

Baustoff-Recycling-Wirtschaft und<br />

Geschäftsführerin des Zentralverbands des<br />

Deutschen Baugewerbes, stellt das Thema „Asbestfreiheit“<br />

aufgrund eines neuen Entwurfs<br />

des LAGA-Merkblatts 23 vor: Ein „Abschneidekriterium“<br />

mit 0,01M-Prozent für Asbestkonzentration<br />

wird darin vorgeschlagen – unter<br />

dieser Grenze wird ein Abfall als „asbestfrei“<br />

angesehen. Weiters wird für Deutschland ein<br />

Stichtag – der 31.10.1993 – vorgesehen. Bis<br />

dahin errichtete Bauten werden als potenziell<br />

asbesthaltig angesehen; Bauunternehmer<br />

müssen Bauherren bei diesen Bauten im Falle<br />

Foto: BRV Martin Car<br />

126 ImmoFokus


des Abbruchs auf die Asbesterkundungspflicht<br />

verweisen. Dies ist auch für das Recycling<br />

wichtig – Betreiber von Baustoffrecyclinganlagen<br />

haben bei Anlieferung die Asbestfreiheit<br />

zu überprüfen, eine entsprechende Dokumentation<br />

dazu bietet das LAGA-Merkblatt an.<br />

Best Cases<br />

Aus der Schweiz wurde ein Beispiel für eine<br />

bestmögliche Verwertung von Sekundärrohstoffen<br />

im Beton gezeigt: Beste Aufbereitungsgüte<br />

(hohe Eingangsqualität, Absiebung<br />

Unterkorn, Siebungen und Windsichtung), ein<br />

Minimieren (z. B. des Zementeinsatzes) und<br />

eine hohe Qualitätssicherung sind Voraussetzung<br />

dafür, dass Beton mit einem Anteil an<br />

Recyclingmaterial bis 70 Prozent in der Praxis<br />

möglich ist.<br />

Michael Wistuba von der TU Braunschweig<br />

zeigt die Möglichkeit der mehrmaligen<br />

Verwendung von Asphalt auf: Ein D-A-CH-<br />

Forschungsprojekt geht auf die Alterung des<br />

Bitumens ein – durch Rejuvenatoren, die Teil<br />

des Forschungsprojekts sind, soll eine Umkehr<br />

der Alterung geschehen, d. h., es ist möglich,<br />

Asphalte trotz „spröder“ Bindemittel mehrfach<br />

einer Verwertung zuzuführen und damit eine<br />

längere Lebensdauer zu ermöglichen – dies ist<br />

eine wichtige Basis für <strong>53</strong> Millionen Tonnen<br />

Altasphalt, die jährlich in Europa anfallen.<br />

Angelika Mettke von der TU Brandenburg<br />

stellte den Link zum Klimaschutz her: 839 Millionen<br />

Tonnen Bau- und Abbruchabfälle fielen<br />

2018 in der EU an. Ihre Studien zeigten, dass für<br />

die Trockenaufbereitung 19,6 MJ/t (mit Windsichtung<br />

29,3 MJ/t), für die Nassaufbereitung<br />

21,1 MJ/t notwendig sind. Im Vergleich mit<br />

der Produktion von Gesteinskörnungen zeigt<br />

sich, dass bei Recycling eine Einsparung zu<br />

erwarten ist. 1.000 Tonnen Recyclingbaustoffe<br />

sparen 36 Quadratmeter Abbaufläche an Rohstoffquellen<br />

– am Beispiel Deutschlands sind<br />

das jährlich 2,7 Quadratkilometer Fläche! Die<br />

neuesten Berechnungen zeigen, dass das bislang<br />

qualitativ schon öfters aufgezeigte Potenzial<br />

nun quantifiziert wurde und Einsparungen<br />

im zweistelligen Prozentbereich an Treibhausgasen<br />

zu erzielen sind.<br />

Neue Bauprodukteverordnung<br />

Ein weiteres Thema des EQAR-Kongresses<br />

war die Novelle der Bauprodukteverordnung.<br />

Diese wird derzeit aufgrund der Vorgaben des<br />

EU-Green-Deals (COM [2019] 640) und der<br />

gewünschten stärkeren Berücksichtigung des<br />

Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft (COM<br />

[2020] 98 final) überarbeitet. Der Entwurf enthält<br />

daher folgende recyclingrelevante Forderungen:<br />

Produkte sind so herzustellen, dass Klimaverträglichkeit<br />

dem Stand der Technik entspricht,<br />

also Rezyklate und rezyklierbare Materialien<br />

zu bevorzugen sind, auf leichte Reparierbarkeit<br />

von Produkten zu achten ist und Produkte<br />

so zu gestalten sind, dass Wiederverwendung<br />

und Recycling erleichtert werden. Besonderer<br />

Wert wird auf Wiederverwendung oder Recyclingfähigkeit<br />

von Baustoffen, Bauteilen und<br />

Bauwerken gelegt.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

127


ImFokus<br />

Ziel:<br />

Null-Emissions-Therme<br />

Grüne Zukunft. Die Alpentherme Gastein hat mit umfassenden Investitionen<br />

den Weg in Richtung klimaneutrale Therme geebnet.<br />

I<br />

nteressant ist die Entwicklung, die die<br />

Alpentherme Gastein in Bad Hofgastein<br />

in ihrer ein halbes Jahrhundert andauernden<br />

Geschichte durchgemacht hat:<br />

1972 als Thermalhallenbad eröffnet, wurde sie<br />

über die Jahre um ein Kur- und Gesundheitszentrum<br />

erweitert und gehört heute zweifellos zu<br />

den modernsten Thermen- und Freizeit-Anlagen<br />

Europas. Das wird nicht zuletzt von einer jährlichen<br />

Besucherzahl von fast 450.000 Gästen in<br />

der Alpentherme sowie 300.000 Therapien pro<br />

Jahr unterstrichen. Mit den im Vorjehrabgeschlossenen<br />

Arbeiten darf sich das Haus nun auch als<br />

State-of-the-Art-Projekt in Sachen Energieeffizienz<br />

und Klimaneutralität bezeichnen.<br />

Konkret wurden für insgesamt 1,7 Millionen<br />

Euro unter anderem die gesamte Heizungshydraulik<br />

und die Schwimmbadlüftungen<br />

adaptiert sowie das Heizregister vergrößert.<br />

Durch die Anpassung der Systemhydraulik ist<br />

es nun möglich, einen großen Teil der benötigten<br />

Wärmeenergie mittels Niedertemperatur-<br />

Wärmepumpen zu erzeugen. Dadurch werden<br />

zurückgewonnene thermische Energiequellen<br />

genutzt und die Energieerzeugungskosten<br />

reduziert. Nicht schlecht: Bereits jetzt spart die<br />

Alpentherme durch das Investitionsprogramm<br />

pro Jahr 82.000 Euro an Kosten und reduziert<br />

den CO2-Austoß um fast 370 Tonnen.<br />

Vorreiter-Therme<br />

„Als nachhaltiges Unternehmen möchten<br />

wir auch in Sachen Energieeffizienz Vorreiter<br />

sein mit dem großen Ziel der Null-Emissions-<br />

Therme“, sagt Klaus Lemmerer, Geschäftsführer<br />

der Alpentherme Gastein, und gibt<br />

gleichzeitig die weitere Marschrichtung vor.<br />

Dass sein Haus nun zu den Vorzeigebetrieben<br />

punkto Energieeffizienz, Ressourcenschonung<br />

und Klimaneutralität zählt, liegt aber<br />

zweifellos auch an den in den letzten Jahren<br />

vorgenommenen technischen Optimierungsmaßnahmen,<br />

an denen auch Siemens Smart<br />

Infrastructure, ein Gesamtanbieter von Nachhaltigkeitsprojekten<br />

und Energieeffizienzlösungen,<br />

mitgewirkt hat.<br />

Die Alpentherme Gastein bietet ihren Besuchern<br />

insgesamt sechs Themenwelten: darunter<br />

die Family World mit mehreren Rutschen<br />

und Strömungskanälen, in der der Badespaß<br />

im Vordergrund steht, die Sauna World mit<br />

ihren zwölf Saunakammern, bei denen Erholung<br />

und Entspannung angesagt sind, und die<br />

Frauen vorbehaltene Ladies World. Dazu kommen<br />

noch Sports und Beauty World sowie das<br />

Gesundheitszentrum, in dem Thermalwasser<br />

als natürliches Heilmittel eingesetzt wird –<br />

ganz zu schweigen von zwei Thermalwasser-<br />

Badeseen mit einer gemeinsamen Wasserfläche<br />

von fast 1.700 Quadratmetern.<br />

Zum beliebten Ziel für Touristen und Einheimische<br />

machen die Alpentherme Gastein anhaltende<br />

Investitionen. Allein zwischen 2008<br />

und 2021 wurden mehr als 12 Millionen Euro<br />

in eine Eventsauna und neue Saunakammern,<br />

die Modernisierung und Erweiterung des Kurzentrums,<br />

die beiden Thermalwasser-Badeseen,<br />

eine Vierbahnen-Rutsche sowie Kleinkinder-<br />

Außenbecken investiert. „Der intensive Markenprozess<br />

aus dem Jahr 2019 lieferte wichtige<br />

Erkenntnisse zum Status quo und für zukünftige<br />

Investitionen“, erklärt Lemmerer und<br />

verweist auf den neuen Bewegungspark, der im<br />

Mai eröffnet wurde. Dabei handelt es sich um<br />

ein Therapiesetting im Freien, ergänzt durch<br />

Fotos: Alpentherme Gastein<br />

128 ImmoFokus


eine wetterfeste Dachterrasse für Kraft- und Motoriktraining.<br />

Der Kostenpunkt: 150.000 Euro.<br />

Wärmepumpe nutzt Ökostrom<br />

In das Projekt „Grüne Therme“ sind darüber<br />

hinaus seit 2020 bislang 1,7 Millionen Euro<br />

geflossen. Schon bald soll nämlich die Therme<br />

Gastein wie geplant als „Null-Emissions-<br />

Therme“ funktionieren. So soll eine mit<br />

Ökostrom betriebene Wärmepumpe die gesamte<br />

Wärmeversorgung sicherstellen – und<br />

das Ganze CO2-neutral durch Nutzung des<br />

Thermalwassers, wohlgemerkt. Laut Siemens<br />

Smart Infrastructure werden die gebäudetechnischen<br />

Prozesse in der Alpentherme künftig<br />

mit Desigo CC visualisiert und optimiert. Dabei<br />

handele es sich um das technologische Rückgrat<br />

für smarte Gebäudeinfrastruktur, das die<br />

Kommunikation der verschiedenen Energieerzeuger<br />

mit einer offenen, leistungsfähigen<br />

und stets aktuellen Plattform ermöglicht. Das<br />

würde Komfort, Effizienz, Resilienz und Sicherheit<br />

erhöhen.<br />

Künftig werden die Energieverbräuche und<br />

Betriebssituationen zur laufenden Optimierung<br />

und Leistungssteigerung der technischen<br />

Anlagen hinsichtlich Funktion und Energieeffizienz<br />

mit dem Siemens Navigator abgebildet<br />

und ausgewertet. Dieser kombiniert verschiedene<br />

Anlagen- und Wartungsinformationen<br />

mit Leistungsdaten, um unnötige Energieverbräuche<br />

auszumachen und zu beheben. Die<br />

im gerade erfolgten Modernisierungsschritt<br />

realisierten Lösungen sollen nun weiter optimiert<br />

werden, um das Ziel zu erreichen, die<br />

erste „Null-Emissions-Therme“ Österreichs zu<br />

werden. „Am Puls der Zeit. Da wollen wir sein<br />

und natürlich bleiben“, sagt Alpentherme-<br />

Geschäftsführer Lemmerer.<br />

Factbox<br />

Mit rund 160 ganzjährig beschäftigten<br />

Mitarbeitern ist die Therme Gastein in Bad<br />

Hofgastein ein wichtiger Infrastrukturbetrieb<br />

in der Tourismus- und Gesundheitsregion<br />

Gastein. Pro Jahr zählt sie 450.000<br />

Besucher und 300.000 durchgeführte<br />

Therapien. Das Haus, das eine Fläche von<br />

36.000 Quadratmetern einnimmt, bietet in<br />

sechs Themenwelten ein breites Angebot<br />

rund um die Themen Kur und Therapie,<br />

Sport und Fitness sowie Beauty und Massagen.<br />

In sechs Gesundheits- und Erlebniswelten<br />

finden sich unter anderem 15 Saunakammern,<br />

zehn Wasserbecken und zwei<br />

Thermalwasser-Badeseen. Künftig soll die<br />

Therme Gastein zur „Null-Emissions-Therme“<br />

werden.<br />

Bauchgefühl ist gut.<br />

Unsere Marktberichte sind besser.<br />

„Dynamische Zeiten bedeuten Veränderung und Ungewissheit. Unsere Marktberichte -<br />

erstellt von unserem hauseigenen Researchteam - geben Ihnen seit mehr als<br />

20 Jahren verlässliche Orientierung, mit fundierten Analysen und einer großen<br />

Portion Marktkenntnis. Für uns eine Selbstverständlichkeit, für Sie eine zuverlässige<br />

Unterstützung für Ihr Bauchgefühl. Vor allem in dynamischen Zeiten.“<br />

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Dr. Eugen OTTO<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong> 129<br />

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ImFokus<br />

„Österreich ist zu klein für<br />

unser Geschäftsmodell“<br />

Macherin. Silvia Schmitten-Walgenbach, CEO der CA Immo, über ihre Pläne mit dem<br />

Immobilienkonzern, Risiken für das Geschäftsmodell sowie den Unmut vieler Aktionäre über<br />

das Auftreten des Mehrheitsaktionärs Starwood.<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

Wie haben Sie die ersten Wochen und<br />

Monate seit Ihrem Dienstantritt“ bei der<br />

CA Immo erlebt?<br />

Silvia Schmitten-Walgenbach: Anfang Jänner<br />

hat Corona meine Pläne, möglichst viele<br />

Mitarbeiter persönlich zu treffen und die<br />

Immobilien und Entwicklungsprojekte zu<br />

besichtigen, stark beeinflusst. Erst in den<br />

folgenden Monaten hatte ich die Möglichkeit,<br />

mir vor Ort ein Bild des Portfolios zu machen.<br />

Es ist das eine, die Gebäude auf Bildern zu<br />

sehen, aber erst bei der Besichtigung und<br />

dem Gespräch mit den Nutzern wurde mir<br />

die Qualität im Detail bewusst. Die kleinen<br />

Dinge machen wie so oft den Unterschied.<br />

Gleichzeitig waren die vergangenen Monate<br />

natürlich überschattet von der fundamentalen<br />

Veränderung der wirtschaftlichen und politischen<br />

Rahmenbedingungen. Hier sind vor<br />

allem die steigende Inflation, das veränderte<br />

Finanzierungsumfeld und die geopolitischen<br />

Verschiebungen mit Einfluss auf Lieferketten<br />

und Investorenverhalten zu nennen. Summa<br />

summarum waren es sehr interessante, aber<br />

auch intensive erste Monate.<br />

Welche „Fußabdrücke“ wollen Sie im<br />

Unternehmen hinterlassen beziehungsweise<br />

welche persönliche Note wollen Sie<br />

einbringen?<br />

Mir ist ein kollegiales, kooperatives Miteinander,<br />

bei dem die Mitarbeiter über alle<br />

Hierarchieebenen und Abteilungsgrenzen<br />

hinweg Verantwortung übernehmen,<br />

wichtig; eine inklusive Unternehmenskultur,<br />

die abgestimmte und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

fördert, bei der Ideen, Wissen und<br />

Können des Einzelnen eingesetzt werden.<br />

Ich denke es ist heute wichtiger denn je, alle<br />

Sichtweisen einzubeziehen und als Team<br />

über die gesamte Wertschöpfungskette auf<br />

die neuen und schwierigeren Rahmenbedingungen<br />

zu reagieren. Dabei sollten wir eines<br />

nicht vergessen: unsere Kunden, die Nutzer<br />

unserer Immobilien, in den Mittelpunkt zu<br />

stellen.<br />

„Wir sind schon seit langem ein<br />

internationales Unternehmen, das<br />

an der Wiener Börse notiert und das<br />

Headquarter in Wien hat.“<br />

Silvia Schmitten-Walgenbach,<br />

CA Immo<br />

Etwas Anderes: Was sind die großen<br />

geschäftlichen Ziele beziehungsweise<br />

Meilensteine für die kommenden Jahre?<br />

Wir haben unseren Geschäftsbericht 2021 mit<br />

dem Titel „Die Zukunft beginnt, wo Menschen<br />

heute ins Morgen investieren“ überschrieben<br />

– das langfristige Ziel sind zukunftsfähige<br />

Immobilien. Neben der Erfüllung breiter<br />

ESG-Kriterien, vor allem Nachhaltigkeitsanforderungen,<br />

bedeutet das auch, dass sie<br />

einen positiven Beitrag für alle Stakeholder<br />

leisten: Die Mitarbeiter, Investoren, Geschäftspartner<br />

und die Gesellschaft beziehungsweise<br />

Community. Wir wollen Partner für die<br />

Unternehmen sein, die den Anspruch haben,<br />

ihren Mitarbeitern Arbeitsflächen in den<br />

besten Immobilien anzubieten.<br />

130 ImmoFokus


Fotos: CA Immo<br />

Silvia Schmitten-Walgenbach<br />

Die studierte Betriebswirtin ist seit erstem Jänner CEO der CA Immo. Davor<br />

war sie seit Juni 2014 bei der Barclays Bank Europe als Chief Operating Officer<br />

für die Aktivitäten in Deutschland, den Niederlanden und Schweden zuständig.<br />

Von 2010 bis Mitte 2014 war die Deutsche in der Geschäftsführung der Morgan<br />

Stanley Real Estate Investment und verantwortete die Abwicklung des<br />

Immobilienfondsgeschäfts der Kapitalanlagegesellschaft. Zwischen 2005 und<br />

2009 leitete sie wiederum den Bereich Immobilienstrategie bei der Dresdner<br />

Bank als Teil der Allianz-Gruppe, bis sie in die Geschäftsführung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI)/Aberdeen Property Investors<br />

Holding berufen wurde.<br />

Ihr von Analysten gelobtes „widerstandsfähiges<br />

Geschäftsmodell“ hat sich bislang<br />

in der Pandemie bewährt. Allerdings<br />

verschärft sich mit dem Krieg in der<br />

Ukraine das Umfeld merklich. Wie gehen<br />

Sie mit Inflation sowie steigenden Zinsen,<br />

Bau- und Finanzierungskosten um? Sind<br />

Sie darauf vorbereitet?<br />

In der Tat hat sich das Umfeld seit meinem<br />

Amtsantritt fundamental verändert – für<br />

unsere Branche und das gesamte Wirtschaftssystem.<br />

Rund 96 Prozent aller unserer<br />

Finanzierungsverbindlichkeiten sind derzeit<br />

in Form von Fixzinsvereinbarungen und<br />

Hedging gegen steigende Zinsen abgesichert.<br />

Und wir sehen auch bei aktuellen Finanzierungsaktivitäten,<br />

dass die Kapitalgeber die<br />

Qualität unserer Immobilien schätzen und<br />

uns weiterhin gerne finanzieren.<br />

Unsere laufenden Bauprojekte sind größtenteils<br />

durch frühzeitige Auftragsvergabe<br />

und Verträge, die noch in einem günstigeren<br />

Marktumfeld abgeschlossen wurden,<br />

abgesichert. Aber natürlich spüren wir Preisanstiege<br />

und Lieferengpässe im Bau. Von<br />

Vorteil ist dabei für uns, dass wir mit unserer<br />

Tochtergesellschaft Omnicon schon sehr<br />

lange und gut am Markt positioniert sind.<br />

Dadurch haben wir das direkte Feedback von<br />

der Baustelle auch von mehreren Projekten<br />

und können selbst bei kleineren Einzelmengen<br />

Skaleneffekte und lange etablierte<br />

Kundenbeziehungen nutzen.<br />

Insgesamt ist erkennbar, dass vor allem<br />

hochwertige Büroflächen eher steigende<br />

Mieten und stabile Werte verzeichnen als<br />

Class-B-Gebäude. Daher sehen wir uns mit<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

131


ImFokus<br />

„Wir prüfen in Rumänien<br />

alle strategischen Optionen – aber<br />

nicht um jeden Preis<br />

und vor allem ohne Zeitdruck.“<br />

unserem Fokus auf hochwertige Büros in<br />

guten Lagen gut positioniert.<br />

Welche anderen Risiken für Ihr<br />

Geschäftsmodell machen Sie aus –<br />

etwa eine längere Rezession?<br />

Natürlich ist eine längere Rezession oder<br />

Stagflation ein Risiko für Büroanbieter und<br />

das allgemeine Wirtschaftsgeschehen, da sich<br />

ein Rückgang der Konjunktur immer auch<br />

auf den Arbeitsmarkt und die Investitions-<br />

Silvia Schmitten-Walgenbach,<br />

CA Immo<br />

tätigkeit von Unternehmen auswirkt. Wir<br />

gehen allerdings aus heutiger Sicht davon<br />

aus, dass sich dadurch der aktuelle Trend<br />

hin zu höherer Qualität bei den Büroflächen<br />

noch weiter verstärkt. Denn während der<br />

Pandemie und aktuell ändert sich der Ansatz<br />

der Unternehmen bei den Büroflächen ¬<br />

mit „Work from Home“ oder jetzt „Work<br />

from Anywhere“ werden Immobilien in<br />

verkehrsgünstiger Lage, Flächenzuschnitte<br />

sowie flexible Nutzungsmöglichkeiten immer<br />

wichtiger. Die Arbeitsflächen werden als<br />

zentraler Ort der kultur- und identitätsstiftenden<br />

Zusammenarbeit eingerichtet, der<br />

einzelne Mitarbeiter hat oft keinen festen<br />

„eigenen“ Arbeitsplatz mehr. Dadurch werden<br />

Mitarbeitereinstellungen und -entlassungen<br />

keine sofortige einseitige Wirkung auf die<br />

Mietflächen mehr haben.<br />

Neben den traditionellen Key Risk-Indikatoren<br />

wie beispielsweise Lage, Vermietungsgrad und<br />

Mietniveau finden zunehmend auch nachhaltigkeitsrelevante<br />

Faktoren wie Klimawandel<br />

und die daraus entstehenden Risiken und<br />

neue regulatorische Vorgaben Berücksichtigung.<br />

Auf Konzernebene sind gute Bonität<br />

und konservativer Verschuldungsgrad, also<br />

eine in Summe stabile Bilanz, wichtig, um für<br />

die sich aktuell verändernden Rahmenbedingungen<br />

gut gerüstet zu sein.<br />

Gibt es Neues aus Rumänien zu berichten?<br />

Sie prüfen dort ja alle strategischen<br />

Optionen inklusive einem totalen Exit der<br />

CA Immo. Täuscht der Eindruck, dass es<br />

stark nach Letzterem ausschaut?<br />

132 ImmoFokus


Wir prüfen in Rumänien alle strategischen<br />

Optionen, einschließlich eines Verkaufs einzelner<br />

Gebäude, eines Teils oder des gesamten<br />

Portfolios inklusive des lokalen Management-<br />

Teams – aber nicht um jeden Preis und vor<br />

allem ohne Zeitdruck. Ein breit aufgestellter<br />

Vermarktungsprozess läuft und wir sehen<br />

erfreulicherweise starkes Interesse von guten,<br />

bonitätsstarken Investoren.<br />

Sie haben kürzlich Ihre erste Hauptversammlung<br />

als CEO der CA Immo erlebt.<br />

Wie waren Ihre Eindrücke beziehungsweise<br />

geht es in der Generaldebatte<br />

hierzulande wirklich emotionaler zu als in<br />

Deutschland? Sehen Sie im Kontakt mit<br />

Mitarbeitern gewisse landesspezifische<br />

Eigenheiten?<br />

Leider war meine erste Hauptversammlung<br />

virtuell und lässt sich daher schwer mit den<br />

Hauptversammlungen in Präsenz vergleichen,<br />

die ich früher besucht habe. Grundsätzlich<br />

konnte ich jedoch keine großen<br />

landestypischen Unterschiede feststellen<br />

– obwohl die CA Immo ja ein internationales<br />

Unternehmen ist, mit Investoren und Mitarbeitern<br />

aus vielen europäischen Ländern und<br />

auch aus den USA.<br />

Bleiben wir bei der Hauptversammlung.<br />

Dort war es unschwer zu erkennen, dass<br />

viele mit dem Auftreten von Mehrheitsaktionär<br />

Starwood – Stichwort:<br />

Sonderausschüttung und deren Folgen<br />

wie Rating-Herabstufung, Kursschwäche<br />

und Dividenden-Ausfall – nicht gerade<br />

glücklich sind. Auch ein Squeeze-Out<br />

wird befürchtet. Ist das ein realistisches<br />

Szenario?<br />

Wir können das zukünftige Verhalten<br />

unseres Kernaktionärs nicht vorhersagen.<br />

Aber ein Squeeze-Out ist erst ab 90 Prozent<br />

Beteiligung möglich, und diese Schwelle hat<br />

der Mehrheitsaktionär Starwood noch nicht<br />

erreicht.<br />

Immer wieder ist von verschiedenen<br />

Seiten zu hören, dass die CA Immo kein<br />

österreichisches Unternehmen mehr sei.<br />

Was entgegnen Sie diesen Stimmen?<br />

Die CA Immo hat 1999 begonnen, international<br />

zu investieren und ein europäisches<br />

Portfolio aufzubauen. Diese regionale<br />

Diversifizierung hat unser Wachstum und<br />

die erfolgreiche Entwicklung erst ermöglicht<br />

– Österreich ist einfach ein zu kleiner<br />

Markt für ein Unternehmen mit unserem<br />

Geschäftsmodell. Somit sind wir schon seit<br />

langem ein internationales Unternehmen,<br />

das an der Wiener Börse notiert und das<br />

Headquarter in Wien hat. Unsere internationale<br />

Ausrichtung ist die Basis für unseren<br />

Erfolg.<br />

Die Die erste erste Adresse Adresse<br />

für<br />

Die<br />

Betreutes für<br />

Die erste erste Adresse<br />

Wohnen.<br />

Adresse<br />

für Betreutes für Wohnen.<br />

Consulting<br />

Marktführer<br />

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Wir sind<br />

Ihr Experte<br />

für Betreutes Wohnen.<br />

Seniorenimmobilien<br />

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Betreutes Wohnen von von Silver Living steht für für eine eine zukunftssichere<br />

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Assetklasse. Neben dem dem demografischen Wandel sorgt unser<br />

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bewährtes Konzept für für den den betriebswirtschaftlichen Erfolg.<br />

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Sie Sie profitieren von von unserer langjährigen Expertise und und fundiertem<br />

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Know-How in in Konzeption, Umsetzung und und Betrieb von von Betreuten<br />

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Wohnanlagen. Darüber hinaus bieten wir wir Ihnen ein ein umfassendes<br />

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Serviceangebot aus aus einer Hand. Nachhaltigkeit durch Vorbeugung<br />

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der der Landversiegelung runden unser Consultingangebot ab. ab.<br />

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www.silver-living.com<br />

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Dipl. Dipl. Ing. Ing. Marina Woitek | Leitung | Consulting +43 +43 (0) (0) 50 50 323 32318 318 |<br />

<strong>Ausgabe</strong><br />

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<strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

133<br />

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ImFokus<br />

Das Triumvirat<br />

Im Gespräch. Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath starten jetzt mit<br />

Exploreal Future durch. Das Ziel ist, rund um die Exploreal neue Produkte zu entwickeln.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Drei Profis, ein Ziel: Wie wurden die<br />

Aufgaben verteilt?<br />

Alexander Bosak: Ganz klar! Ich bin für die<br />

Marke Exploreal - die zukünftig alle Produkte<br />

umfasst - und die Bereiche Kunden, Vertrieb<br />

und Customer Care zuständig. Gemeinsam<br />

mit Matthias Grosse, dessen Hauptkompetenz<br />

in der Produktkonzeption liegt, kümmern<br />

wir uns um die Produktweiterentwicklung.<br />

Maximilian Rath verstärkt unsere Kompetenz<br />

im Bereich Technologie. Will man uns Funktionen<br />

zuschreiben, dann bin ich der Chief<br />

Marketing Officer (CMO), Matthias Grosse der<br />

Chief Product Officer (CPO) und Maximilian<br />

Rath der Chief Technical Officer (CTO). Wobei<br />

sich Maximilian nicht nur um die Programmierung<br />

kümmert, sondern um das gesamte<br />

Framework. Aus dieser Kompetenzbündelung<br />

ist die Exploreal Future entstanden.<br />

… um neue Produkte zu entwickeln?<br />

Bosak: Um neue Produkte zu konzipieren und<br />

zur Marktfähigkeit zu bringen. Maximilian<br />

Rath bringt gleich zum Start zwei Produkte<br />

seines Unternehmens ein. Einzelkämpfer<br />

gehören der Vergangenheit an - im 21. Jahrhundert<br />

geht es um Kooperation. Wir sprühen<br />

vor Ideen und sind stolz auf das, was Matthias<br />

und ich zu zweit in vier Jahren erreicht haben.<br />

Jetzt haben wir gespürt, dass wir uns verstärken<br />

und noch besser Aufstellen müssen, um<br />

das nächste Level zu erreichen. Dieser Schritt<br />

muss aber wohlüberlegt sein.<br />

Kernprodukt ist die Bauträgerdatenbank.<br />

War von Anfang an geplant, die Bauträgerdatenbank<br />

von Wien aus über das gesamte<br />

Bundesgebiet auszurollen?<br />

Matthias Grosse: Aufgrund der Größe des<br />

Marktes war es ein logischer Schritt, in Wien<br />

zu beginnen. Die Datenbank ist von Beginn an<br />

auf großes Interesse gestoßen und die Nach-<br />

134 ImmoFokus


frage nach Daten aus dem Wiener Umland war<br />

seitens der Projektentwickler gleich da. Ohne<br />

Übertreibung kann man sagen: Das Angebot<br />

hat voll eingeschlagen. Geholfen hat auch die<br />

Kooperation mit der Wirtschaftskammer.<br />

Die Entscheidung, die Datenbank auf ganz<br />

Österreich auszurollen, war schnell getroffen,<br />

und auch die, dass wir uns ausschließlich darauf<br />

konzentrieren.<br />

Was sind die Hauptpunkte für den Erfolg?<br />

Bosak: Neben dem Produktdesign vor allem<br />

Datenqualität, Vollständigkeit und Zuverlässigkeit.<br />

Wir haben angekündigte Terminpläne<br />

immer eingehalten. Das schafft Vertrauen.<br />

Aber jetzt ist für uns der logische Schritt, dass<br />

wir die Bauträgerdatenbank hin zu einer Immobiliendatenbank<br />

entwickeln und in Zukunft<br />

auch zusätzliche Produkte anbieten werden.<br />

Zum Beispiel?<br />

Bosak: Wir werden Informationen bereitstellen,<br />

die unsere Kunden tagein- tagaus brauchen,<br />

also alle Daten rund um die Immobilien,<br />

Eigentümerdaten wie zum Beispiel Grundbuchsdaten,<br />

Einpreisung - und ganz wichtig<br />

– Vergleichswerte. Wir wollen und werden als<br />

Vollanbieter von Immobiliendaten wahrgenommen<br />

werden.<br />

Ein ambitioniertes Programm, das nur mit<br />

hohem Programmieraufwand und Einsatz<br />

von Künstlicher Intelligenz realisierbar ist.<br />

Daher auch die Kooperation mit Maximilian<br />

Rath?<br />

Grosse: Auch noch so intelligente Programme<br />

können keine Kaufverträge auslesen. Da müssen<br />

Menschen ran. Unsere Research-Abteilung<br />

ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Aktuell ist ein<br />

30-köpfiges Inhouse-Team mit Recherchen beschäftigt.<br />

Jedes Projekt wird von diesem Team<br />

wöchentlich aktualisiert. Das kostet Zeit und<br />

Geld, macht aber auch die Qualität aus. Sich nur<br />

auf den Bauträger zu verlassen, ist zu wenig,<br />

das macht die eigene Recherche unerlässlich.<br />

Bosak: Noch einmal kurz zur Ausrollung der<br />

Bauträgerbank zurück.: Seitdem wir in ganz Österreich<br />

vertreten sind, wissen auch die Banken<br />

unser Angebot zu schätzen, aber unsere Hauptzielgruppe<br />

sind und bleiben die Bauträger.<br />

Grosse: Im Juni kommt mit dem Exploreal<br />

Classic Plus eine um zahlreiche Features erweiterte<br />

Bauträgerdatenbank auf den Markt. Die<br />

Bauträgerdatenbank wie wir sie kennen wird<br />

dann unter Exploreal Classic firmieren.<br />

Welche Features verstecken sich<br />

hinter dem Plus?<br />

Grosse: Projektübergreifende statistische Auswertungen<br />

– und das auf Knopfdruck. Nicht<br />

nur für das Bundesland und Bezirksebene.<br />

Es geht immer weiter runter auf<br />

Mikrolagen?<br />

Bosak: Bis auf Grätzelebene können Auswertungen<br />

zur Pipeline, zu Preistrends und<br />

Einpreisungen, zum Wohnungsmix sowie<br />

Zielgruppenanalysen abgerufen werden.<br />

Wie viele Datenpunkte<br />

werden pro Projekt abgefragt?<br />

Bosak: Hunderte. In Summe werden 28 Quellen<br />

herangezogen. Das geht nicht nur vom<br />

Schreibtisch aus. Nicht alle Informationen sind<br />

im Internet zu finden. Auf den Maklerseiten<br />

finden sich zwar viele Projekte – manchmal<br />

aber auch mit widersprüchlichen Angaben.<br />

Da ist dann die Projektwebsite – sofern es eine<br />

gibt – das Maß aller Dinge. In Wien lassen sich<br />

die Projekte mit dem Fahrrad abfahren, – in<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

135


ImFokus<br />

und anbieten zu können. Produkte, die ineinandergreifen.<br />

den Bundesländern ist das schon bedeutend<br />

schwieriger.<br />

Grosse: Mittlerweile haben wir 3.500<br />

Seiten auf unserem Radar, die von unserem<br />

wöchentlichen Monitoring erfasst werden.<br />

Erkennt das System Änderungen, wird eine<br />

automatische Meldung an die Research-<br />

Abteilung erstellt. Da kommen dann wieder<br />

unsere Mitarbeiter ins Spiel, die erheben,<br />

was sich geändert hat, und in Folge diese<br />

Änderungen händisch in die Datenbank eintragen.<br />

Bosak: Da gibt es keinen Algorithmus, keinen<br />

Hokus-Pokus, wie manche vielleicht<br />

glauben. Keine Künstliche Intelligenz und<br />

ich weiß nicht was alles andere noch. Bei<br />

uns sorgen intelligente Mitarbeiter für die<br />

Top-Qualität unserer Daten. Oft lässt sich die<br />

Wohnnutzfläche nur aus einem Plan auslesen<br />

– da ist Spitzfindigkeit gefragt.<br />

Grosse: Ganz zu schweigen vom Grundkostenanteil.<br />

Dieser kann oft nur durch Vergleiche<br />

oder Einsicht in den historischen Grundbuchauszug<br />

ermittelt werden.<br />

Bosak: Die Datenqualität, ist in Wahrheit das<br />

Entscheidende. Die Applikation kann noch<br />

so toll sein, wenn die Qualität der Daten nicht<br />

stimmt, ist die ganze Anwendung ohne Nutzen.<br />

Das Angebot richtet sich aktuell nur an<br />

Profis, also nicht an den Endkonsumenten?<br />

Bosak: Genau so ist es und wird auch so bleiben.<br />

Unser Fokus liegt auf professionellen Anwendern<br />

– für die wir unsere Produktpalette<br />

erweitern wollen.<br />

Grosse: Auch bisher gab es Weiterentwicklungen<br />

mit zusätzlichen Features für unsere<br />

Kunden, die wir unseren Kunden kostenfrei<br />

zur Verfügung gestellt haben. Exploreal Plus<br />

ist im Kern die um Statistik-Features erweiterte<br />

Basis-Version.<br />

Bosak: Dahinter steckt aber viel, viel Arbeit.<br />

Jeder, der einmal mit Statistiken gearbeitet hat,<br />

weiß,: Statistik ist die Nagelprobe für die Daten<br />

und dort zeigt sich, wie gut die Daten wirklich<br />

sind.<br />

Grosse: Aber jetzt sind wir so weit, dass wir<br />

uns trauen, unseren Kunden mit der Plus-Version<br />

ein mächtiges Tool in die Hand zu geben,<br />

mit dem er selbst Statistiken generieren kann<br />

- direkt aus der Datenbank. Durch die Kooperation<br />

mit Maximilian Rath sind wir nun in der<br />

Lage, auch noch weitere Produkte entwickeln<br />

Rath: Was uns verbindet, ist der hohe Anspruch<br />

an die Konzeption der Produkte, daran,<br />

wie sie funktionieren und wie sie miteinander<br />

funktionieren. Das ist auf der technischen<br />

Ebene genauso eine Herausforderung, wie<br />

konzeptionell. Wie greift denn das ineinander?<br />

Wie kann das schneller funktionieren,<br />

wie kann es gut aussehen und für den User<br />

Sinn machen? Wir bringen unter anderem eine<br />

Grundstückskarte ins Portfolio ein. In Exploreal<br />

wird diese Search heißen. Über dieses Tool<br />

können Grundbuchsauszüge und Eigentümerdaten<br />

herausgezogen werden. Dazu kommen<br />

Flächenwidmungspläne, soweit diese von den<br />

Gemeinden eingemeldet wurden.<br />

In Zukunft wird man über Exploreal Search<br />

Zugriff auf sämtliche öffentliche Karten haben,<br />

die in einem Tool miteinander verknüpft werden,<br />

und über umfangreiche Filtermöglichkeiten<br />

aus dem Grundbuch, speziell genutzt werden<br />

können. Der wesentlichste Unterschied<br />

zwischen Exploreal und der Rath IT, ist, dass<br />

wir als Technologieunternehmen keine Daten<br />

erfassen. Wir greifen auf Daten zu, die von Kooperationspartnern<br />

wie dem ZT Datenforum<br />

oder Exploreal oder öffentlichen Anbieten zur<br />

Verfügung gestellt wird. Unser Fokus liegt auf<br />

der Funktionsebene von Applikationen.<br />

Bosak: Durch die Verbindung dieser beiden<br />

Welten entsteht Mehrwert für unsere Kunden.<br />

Grosse: Aktuell entwickeln wir gemeinsam<br />

Exploreal Smart. Ein Wohnungseinpreisungstool<br />

unter Heranziehung unserer Daten sowie<br />

sämtlicher Kaufvertragsdaten vom ZT Datenforum.<br />

Ziel ist also, alle Daten einer Immobilie<br />

zu erfassen …<br />

Grosse: Genau darum geht es. Von Bauträgerdaten,<br />

Angebotsdaten für Neubauwohnungen,<br />

über Verkaufsdaten – bis hin zu denen für die<br />

aufgerufenen Mieten. Mit all diesen Daten<br />

136 ImmoFokus


wird es mit Exploreal Smart möglich sein, auf<br />

möglichst einfache Art und Weise Einpreisungen<br />

vorzunehmen. Adresse eingeben – und auf<br />

einen Klick werden durch schlaue Filter – relevante<br />

Daten angezeigt.<br />

Ein Produkt, das auf den Makler als abzielt?<br />

Bosak: Das wird ein massentaugliches Produkt<br />

für Makler. Der Makler kann rasch, validierte<br />

Einpreisungen vornehmen und seinen<br />

Endkunden zur Verfügung stellen.<br />

Alexander Bosak<br />

Wann wird das Tool zur Verfügung stehen?<br />

Bosak: Das Einpreisungstool wird im Herbst<br />

zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, im<br />

September in den Probemodus zu gehen, um<br />

mit dem Ausrollen im vierten Quartal beginnen<br />

zu können.<br />

Grosse: Generell ist dieses Tool für Makler,<br />

die auf der Suche nach Vergleichswerten sind,<br />

interessant. Aktuell ist das sehr mühsam.<br />

Bosak: Unsere DNA besteht aus Vergleichswerten.<br />

Wir sind aktuell die einzigen am Markt,<br />

die die Gegenwart, die Zukunft und die Vergangenheit<br />

abbilden. Wir wissen, was aktuell am<br />

Markt, ist, – wie es sich verkauft und was demnächst<br />

auf den Markt kommt. Die Herausforderung,<br />

auf die wir uns sehr freuen, ist die Verzahnung<br />

der Angebote. Stand-Alone-Produkte<br />

werden zu einem Ganzen zusammengefügt.<br />

Hier kommt wieder Maximilian ins Spiel.<br />

Matthias Grosse<br />

Rath: Integration ist mein Stichwort. Den Kunden<br />

ein umfassendes Tool anzubieten, aus dem<br />

er Module auswählen kann. Technisch-inhaltlich<br />

gibt es eine große Schnittmenge mit vielen<br />

Ähnlichkeiten. Da ist es naheliegend, dass man<br />

da vom einen ins andere hineinwechseln kann,<br />

schnell, und unkompliziert. Daraus ergibt sich<br />

ein wahnsinnig hoher Gesamtnutzen, der auf<br />

der Strecke bleibt, wenn man das nicht macht.<br />

Bosak: Auf den Punkt gebracht: Wir bieten<br />

eine Datenbank von Immobilien-Experten für<br />

Immobilien-Profis, die damit rascher, besser<br />

und fundierter entscheiden können.<br />

Maximilian Rath<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

137


ImFokus<br />

Home-Office für Makler<br />

Rentabel. Eine intelligente, webbasierte Immobiliensoftware lohnt sich vor allem für Immobilienmakler, die<br />

viel unterwegs sind. Nun spielt sie auch bei den Angestellten im Backoffice ihre Vorteile aus, die vermehrt in<br />

ihren eigenen vier Wänden arbeiten.<br />

Autor: Heimo Rollett<br />

W<br />

er vordenkt und vorsorgt,<br />

hat oft einen ordentlichen<br />

Mehraufwand – im Falle des<br />

Falles allerdings auch einen<br />

riesigen Vorteil. Beispiel: Die Maklersoftware<br />

onOffice enterprise. Sie wurde von Anfang an<br />

als webbasierte Software entwickelt. Was damals<br />

noch als Neuland galt, etablierte sich in den<br />

kommenden Jahren und ist heutzutage kaum<br />

noch wegzudenken. Gerade die Angestellten,<br />

die viel unterwegs waren und mobil arbeiten<br />

wollten, lernten die Vorzüge einer Online-Software<br />

schnell kennen. Sie wurden in die Lage versetzt,<br />

überall auf Kunden-und Objektdaten zugreifen<br />

zu können, um beispielsweise möglichst schnell<br />

zu reagieren, eingegangene E-Mails und Interessentenanfragen<br />

rasch beantworten zu können.<br />

Diese Möglichkeiten wurden in Folge ständig<br />

erweitert und perfektioniert, etwa mit einer App,<br />

die auch das Arbeiten am Smartphone ermöglicht,<br />

oder mit der Synchronisation von Terminen, die<br />

unmittelbar auf allen Geräten angezeigt werden.<br />

normalerweise im Büro verrichten, können<br />

sie zumeist 1:1 vom heimischen Arbeitsplatz<br />

aus bewerkstelligen. Ebenso wie viele andere<br />

Branchen erkennen derzeit auch Maklerunternehmen,<br />

dass Home-Office in vielen Fällen<br />

einfacher umsetzbar ist als gedacht.<br />

Nicht wenige Skeptiker, die einer Büropräsenz<br />

lange Zeit den Vorzug gaben, wurden durch<br />

die Coronakrise eines Besseren belehrt, meint<br />

zusätzliche Tablets und Smartphones für die<br />

Innendienst-Angestellten in den zurückliegenden<br />

Monaten nicht ohne waren.<br />

Der Geschäftsführer der Schürrer & Fleischer<br />

Immobilien, die 140 Mitarbeiter in zehn Filialen<br />

beschäftigt, ergänzt: „Wir setzen seit einigen<br />

Jahren auf den Prozessmanager von onOffice.<br />

Er hat uns geholfen, nahezu reibungslos unser<br />

gesamtes Personal von heute auf morgen ins<br />

„Ich war lange Zeit kein Fürsprecher von Home-Office. Ich dachte<br />

immer, dass viele Mitarbeiter eher eine enge Führung<br />

benötigen. Nun weiß ich, dass dem nicht so ist. Wenn sie<br />

motiviert sind und Spaß an der Arbeit haben, ist es egal,<br />

wo sie tätig sind.“<br />

Peter Schürrer,<br />

Mitglied des Immobilienverbandes IVD<br />

Der Fall tritt ein<br />

So, und dann ist es soweit, und eine saudumme<br />

Situation tritt ein – Sie wissen schon, das mit<br />

dem Coronavirus … Den Vorteil einer durchdachten<br />

Software lernen gerade in dieser Zeit<br />

auch die Angestellten aus dem Backoffice zu<br />

schätzen. Sie konnten und können auch danach<br />

problemlos im Home-Office oder mobil<br />

tätig sein, ohne dass hierfür technische Anpassungen<br />

nötig sind. Die Tätigkeiten, die sie<br />

etwa Peter Schürrer aus Deutschland. Schürrer<br />

ist Mitglied des Immobilienverbandes IVD<br />

und onOffice enterprise-Anwender: „Ich war<br />

lange Zeit kein Fürsprecher von Home-Office.<br />

Ich dachte immer, dass viele Mitarbeiter eher<br />

eine enge Führung benötigen. Nun weiß ich,<br />

dass dem nicht so ist. Wenn sie motiviert sind<br />

und Spaß an der Arbeit haben, ist es egal, wo<br />

sie tätig sind.“ Wenngleich der Immobilienprofi<br />

nicht verhehlt, dass die Investitionen in<br />

Home-Office zu schicken, ohne dass Abläufe<br />

und Produktivität litten.“ onOffice-Geschäftsführer<br />

Stefan Mantl unterstützt diese Aussage:<br />

„Unternehmen, die bereits vor der Coronakrise<br />

klare betriebliche Abläufe hatten, die in<br />

der Software hinterlegt sind, und bei denen<br />

jeder Mitarbeiter genau weiß, was er wann<br />

zu tun hat, taten sich mit der Umstellung der<br />

gesamten Belegschaft auf Homeoftice leicht.“<br />

Bei der Aufnahme eines neuen Objekts wird<br />

138 ImmoFokus


eispielsweise mithilfe des Prozessmanagers<br />

klar definiert, wer sich jeweils um fehlende<br />

Unterlagen, die Aufbereitung der Grundrisse,<br />

Objektfotos, 360°-Panoramatouren, den Energieausweis<br />

und Exposétexte kümmert. Dank<br />

dieses Automatismus, der klare Arbeitsschritte<br />

und Verantwortlichkeiten vorgibt, müssen nur<br />

selten Rückfragen an Kollegen gestellt werden.<br />

Zudem ist ersichtlich, an welcher Stelle das Projekt<br />

steht und wo es eventuell hakt, etwa weil<br />

ein Grundbuchauszug auf sich warten lässt.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

Auch bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter<br />

ist dieser selbsterklärende Prozessmanager<br />

eine große Hilfe. Gibt es dennoch Rückfragen,<br />

können die Mitarbeiter auf einen eigenen<br />

Messenger der Software zurückgreifen und<br />

darüber kommunizieren. Der Vorteil: Die<br />

Kommunikation ist unmittelbarer und wird in<br />

der Regel schneller übertragen als eine E-Mail.<br />

Telefonverbindung mit einem Klick<br />

Die Spezialsoftware, deren Firmensitz in Wien<br />

liegt, unterstützt außerdem Internet-Telefonie<br />

(Voice over IP, kurz VoIP), die ebenfalls einen<br />

großen Mehrwert beim mobilen Arbeiten<br />

bietet. Internettelefonie bedeutet, dass mobil<br />

arbeitende Angestellte über das Internet<br />

telefonieren. Zwei große Vorteile sind damit<br />

verbunden: Beim Telefonieren wird die Bürotelefonnummer<br />

übertragen, nicht die Handyoder<br />

private Telefonnummer. Das wirkt<br />

gegenüber den Maklerkunden professionell.<br />

Zweitens wird die Telefonrechnung des privaten<br />

Festnetzanschlusses der Angestellten nicht<br />

belastet. Gleichzeitig sind damit weitere praktische<br />

Vorteile verknüpft: Bei eingehenden<br />

Telefonaten erkennt die Software den Anrufer<br />

und öffnet seine Kontaktdaten am Bildschirm.<br />

Auch umgekehrt, aus der Software heraus, ist<br />

damit eine Arbeitserleichterung verbunden.<br />

Die Nutzer können über die Kundendaten<br />

durch Klicken auf einen Button eine Internet-<br />

Telefonverbindung aufbauen. Gleichzeitig<br />

öffnet sich ein Aktivitäten-Fenster, in dem<br />

anschließend eine Gesprächsnotiz eingetragen<br />

werden kann.<br />

Hilfreich für Angestellte im Home-Office sind<br />

die Erklärvideos mit dem Titel „OnOffice effizient<br />

nutzen“. Gerade wer noch nicht lange<br />

mit der Software arbeitet oder neue Aufgaben<br />

übernommen hat, kann sich hier schnell informieren<br />

und muss sich nicht an erfahrene<br />

Kollegen wenden. Die bei YouTube hochgeladenen<br />

Videos erläutern zum Beispiel Tools wie<br />

die Adressvervollständigung, geben Tipps für<br />

die effiziente Suche nach E-Mails oder erklären<br />

den Anfragenmanager, der automatisiert eingehende<br />

Exposé-Anfragen bearbeitet.<br />

Über das Erfolgscockpit von onOffice enterprise<br />

können Führungskräfte den Workflow auf einem<br />

Blick prüfen, vorausgesetzt sie verwenden<br />

den Prozessmanager. Auf diese Weise erhält<br />

die Firmenleitung Kennzahlen und Statistiken<br />

zur Effizienz: Auf Umsatzschwankungen und<br />

Kostentreiber kann frühzeitig reagiert werden.<br />

Mitarbeiter lassen sich besser gemäß ihren<br />

Stärken und Schwächen einsetzen. Insbesondere<br />

wenn der Großteil der Mitarbeitenden seit<br />

Wochen nicht im Büro ist, kurze Abstimmungen<br />

in der Küche oder am Kaffeeautomaten<br />

wegfallen, wird so ein Überblick über die wichtigsten<br />

Unternehmenskennzahlen aufrechterhalten.<br />

Auftragsvolumen und Produktivität<br />

der Angestellten im Home-Office sind über die<br />

Distanz hinweg ersichtlich.<br />

Neuentwicklungen, die als Folge der<br />

Corona-Erfahrungen entstanden<br />

Selbstredend blieben die Softwareentwickler<br />

auch während der Pandemie nicht untätig und<br />

schufen neue Anwendungen, die insbesondere<br />

den wichtigen Erstkontakt mit Verkäufern und<br />

Kaufinteressenten, aber auch die Kommunikation<br />

innerhalb der eigenen Belegschaft vereinfachen.<br />

Mit ReadyToMeet lassen sich Videokonferenzen<br />

mit wenigen Klicks organisieren<br />

Die entsprechenden Einladungen können mit<br />

onOffice enterprise per E-Mail oder Messenger<br />

verschickt werden. Dabei unterstützt die Technik<br />

alle gängigen Anwendungen wie Google<br />

Meet oder GoTo-Meeting. Für welche davon<br />

sich das Maklerbüro entscheidet, sollte von<br />

seinen Prioritäten abhängen. Manche Meeting-Anwendungen<br />

laufen über den Browser,<br />

für andere muss man sich eine kleine Datei<br />

herunterladen. Wieder andere Anbieter ermöglichen<br />

es, gemeinsam in Dokumenten zu<br />

arbeiten. Schließlich unterscheiden sich auch<br />

die Abo-Laufzeiten und Preise bei den einzelnen<br />

Videokonferenz-Systemen.<br />

Dass den Technikern auch in den nächsten<br />

Monaten die Ideen und Verbesserungen nicht<br />

ausgehen, dafür sorgt alleine schon, dass auch<br />

die über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von onOffice selbst jeden Tag mit der Software<br />

arbeiten und auch in ihrem Unternehmen nahezu<br />

alle seit Monaten im Home-Office sind.<br />

Durch die praktische Anwendung ergeben sich<br />

oft Verbesserungen und Vereinfachungen,<br />

von denen alle Nutzer profitieren.<br />

Nicht zuletzt, weil seit über einem Jahr nahezu<br />

keine Branchenevents als Präsenzveranstaltung<br />

stattfinden, hat das Unternehmen außerdem<br />

verschiedene virtuelle Formate entwickelt,<br />

um über Neuentwicklungen, Tipps & Tricks<br />

sowie Branchenneuigkeiten zu informieren.<br />

Dazu zählt der monatlich stattfindende „immo.<br />

Talk“ sowie die „web.Con“ in der Anwender<br />

und Experten einmal im Quartal über Innovationen,<br />

neue Gesetze und mehr berichten.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

139


ImFokus<br />

Digitalisierung im<br />

Facility Management<br />

nicht mehr wegzudenken<br />

Round Table. In einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde sprechen Dirk Christophel (COO Simacek<br />

Facility Management), Michael Freitag (Geschäftsführer Sodexo Service Solutions Austria), Ingo Hörnecke<br />

(Betriebsleiter Reiwag), Michael Lackner (Geschäftsführer Dr. Sasse Gruppe) und Werner Moldaschl<br />

(Geschäftsführer Wisag) über die digitale Transformation im Facility Management.<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

Wie weit fortgeschritten ist die Digitalisierung<br />

in der Facility Managementbranche?<br />

Michael Freitag: Im kaufmännischen Bereich,<br />

wie etwa beim Reporting, wo es unter anderem<br />

darum geht, Kosteneinsparpotenziale offenzulegen,<br />

ist die Digitalisierung weit vorangeschritten.<br />

Da bringen digitale Tools einen wirklichen<br />

Wettbewerbsvorteil - auch gegenüber dem<br />

Kunden, dem man beispielsweise aufzeigen<br />

kann, wie er den Lebenszyklus eines Gebäudes<br />

optimieren kann. Bei den Facility Management-<br />

Dienstleistungen an sich steht der Mitarbeiter<br />

nach wie vor im Vordergrund. Auch wenn<br />

Themen wie Robotik im Kommen sind.<br />

Dirk Christophel: Da muss man zwischen<br />

technischem und infrastrukturellem Facility<br />

Management unterscheiden. Im technischen<br />

Facility Management, wo etwa Gebäudeautomationslösungen<br />

betreut werden, ist die<br />

Digitalisierung viel weiter fortgeschritten.<br />

Auch weil dort digitale Tools leichter eingesetzt<br />

werden können. Im infrastrukturellen<br />

Bereich ist hingegen eine gewisse Ambivalenz<br />

auszumachen. Einerseits möchten Kunden<br />

Optionen aufgezeigt bekommen und wissen,<br />

„Der größte Verhinderer<br />

des Datenaustausches ist die<br />

Datenschutzverordnung.“<br />

Dirk Christophel,<br />

Simacek Facility Management<br />

was wir mit den gesammelten Daten machen<br />

können. Andererseits ist unser Eindruck, dass<br />

sie sich nicht ganz durchringen können, mit<br />

uns gemeinsam das Potenzial digitaler Tools<br />

auszuschöpfen.<br />

Ingo Hörnecke: Die Digitalisierung ist in unserer<br />

Branche nicht mehr wegzudenken. Dabei<br />

spielen drei Faktoren eine Rolle. Einer davon<br />

ist Optimierung. Vom Markt kann man sich<br />

am besten absetzen, indem man die Qualität<br />

verbessert. Dazu muss man seine Kosten unter<br />

Kontrolle haben und auch wissen, wo man ansetzen<br />

kann, um diese zu reduzieren. Das geht<br />

wiederum nur über das Sammeln von Daten<br />

und deren Analyse. Und je länger die Baseline<br />

der Daten, umso mehr sprechen die Daten Ihre<br />

Sprache. Der zweite Faktor ist Kommunikation.<br />

Da sollte man nicht zwischen interner<br />

und externer Kommunikation unterscheiden.<br />

Digitale Tools helfen hier, schneller und vor<br />

allem transparenter zu kommunizieren. Der<br />

dritte Faktor ist Transparenz. Ihm wird noch<br />

nicht so viel Beachtung geschenkt. Hier geht<br />

es um Themen wie unter anderem digitalisierte<br />

Zeiterfassung oder Wartungsprotokolle.<br />

140 ImmoFokus


„Die Mitarbeiter-Fluktuation<br />

ist aktuell auch im<br />

Reinigungsbereich enorm.“<br />

Ingo Hörnecke,<br />

Reiwag<br />

Dass die Pandemie den digitalen Transformationsprozess<br />

zusätzlich beschleunigt<br />

hat, ist aus vielen Branchen zu hören. Gilt<br />

das auch für das Facility Management?<br />

Michael Lackner: Ja, die Pandemie war in<br />

unserer Branche sicherlich ein Treiber, der die<br />

Digitalisierung um einige Jahre vorangebracht<br />

hat. Was den Status quo der Transformation<br />

betrifft, muss man zwischen den einzelnen<br />

Anbietern und den Kunden unterscheiden.<br />

Intern schreitet die Digitalisierung unserer<br />

Prozesse rasant voran. Wenn es aber um den<br />

digitalen Roll-out bei unseren Kunden geht,<br />

gibt es bestimmt noch Aufholbedarf. Es wird<br />

künftig noch vieles geben, was wir uns jetzt<br />

noch gar nicht vorstellen können.<br />

Werner Moldaschl: Wir haben vor allem<br />

gemerkt, dass im Zuge der Pandemie die<br />

Akzeptanz für die Digitalisierung wesentlich<br />

gestiegen ist. Die mittlerweile weit verbreitete<br />

Kommunikation über Videokonferenzen ist<br />

hier nur ein Beispiel. Allerdings ist es nicht<br />

immer so einfach, die Mitarbeiter von den<br />

Vorteilen, die die Nutzung digitaler Tools für<br />

sie bringt, zu überzeugen und etwa Reinigungsmitarbeitern,<br />

die gewohnt sind, Zettel<br />

auszufüllen, Tablets in die Hand zu drücken.<br />

Das ist nicht nur eine altersspezifische Frage.<br />

Am Ende des Tages gilt es natürlich, sowohl<br />

Kunden als auch Mitarbeiter so weit zu bringen,<br />

sich für die Möglichkeiten und Vorteile<br />

digitaler Tools zu öffnen.<br />

Immer öfter kommen im infrastrukturellen<br />

Facility Management Roboter zum<br />

Einsatz. Werden sie früher oder später<br />

den Menschen ersetzen?<br />

Christophel: Ich glaube, dass Roboter in der<br />

Reinigung noch sehr lange nicht in der Lage<br />

sein werden, menschliche Arbeitskräfte zu<br />

ersetzen. Das Einsatzgebiet ist einfach zu<br />

klein, als dass man von großem Optimierungsbeziehungsweise<br />

Einsparpotenzial sprechen<br />

könnte, da wir nicht so viele große Flächen<br />

haben. Aber sehr wohl können Roboter zur<br />

Qualitätssteigerung und Effizienzverbesserung<br />

beitragen. Im Bürobereich sehe ich das<br />

im Übrigen genauso.<br />

Hörnecke: Wir sehen die Robotik – und wir<br />

als Reiwag haben zu dem Thema aufgrund<br />

unserer Beteiligung an Lionsbot, einem<br />

Hersteller von Reinigungsrobotern aus<br />

Singapur, eine besondere Beziehung – nicht<br />

als Möglichkeit, um Mitarbeiter zu ersetzen.<br />

Sie soll sie vielmehr dabei unterstützen, die<br />

Qualität zu verbessern. Die Roboter können<br />

von langwierigen und monotonen Aufgaben<br />

entbinden. Währenddessen können die<br />

Mitarbeiter andere, wertvolle Dinge erledigen,<br />

um die Qualität der Dienstleistung zu steigern.<br />

Dazu gehört etwa, die Ecken und Kanten zu<br />

reinigen, was Roboter nach dem aktuellen<br />

Stand der Konstruktion noch nicht können.<br />

Lackner: Auch die Dr. Sasse Gruppe setzt<br />

bereits Roboter von Lionsbot und anderen<br />

Herstellern ein. Drei davon sind beispielsweise<br />

auf einem bekannten Flughafen in England im<br />

Einsatz. Und zwar tagtäglich. Früher wurden<br />

die Flächen händisch vielleicht zwei, drei Mal<br />

pro Woche gereinigt. Aber jetzt hat man die<br />

Roboter und setzt sie auch ein, was natürlich<br />

die Qualität verbessert. Die Kollegen in England<br />

gehen sogar noch einen Schritt weiter:<br />

Am betreffenden Flughafen ist in der Nacht<br />

nur ein Terminal aktiv. Die anderen werden<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

141


ImFokus<br />

„Bei den Facility<br />

Management<br />

Dienstleistungen, steht der<br />

Mitarbeiter nach wie vor im<br />

Vordergrund.“<br />

Michael Freitag,<br />

SSS Austria<br />

geschlossen und das Licht wird abgedreht. Die<br />

Roboter reinigen also im Dunkeln. Und zwar<br />

4.000 bis 5.000 Quadratmeter. Ein Mensch<br />

könnte das nicht. Reinigungsroboter schaffen<br />

also bereits jetzt Mehrwert.<br />

Den Fachkräftemangel werden<br />

Roboter aber trotzdem so schnell<br />

nicht lösen können?<br />

Moldaschl: Ich glaube, es wird mit der<br />

Digitalisierung bei uns so sein wie auch in<br />

anderen Branchen: Mitarbeiter mit keiner<br />

oder nur einer einfachen Ausbildung, die nicht<br />

dazulernen wollen, werden ersetzt werden.<br />

Wer sich dagegen fortbilden möchte, etwa im<br />

Bereich Gebäudetechnik und Digitalisierung,<br />

wird sehr wahrscheinlich einen sicheren<br />

Arbeitsplatz haben und beispielsweise an der<br />

Gebäudeleittechnik und Anlagen - auch von<br />

zu Hause aus - steuern.<br />

Freitag: Man darf nicht vergessen, dass es<br />

alleine schon aufgrund der demographischen<br />

Entwicklung beziehungsweise der alternden<br />

Bevölkerung immer schwieriger werden<br />

wird, geeignete Arbeitskräfte zu finden.<br />

Da helfen digitale Lösungen, vor allem im<br />

Verwaltungsbereich. Aktuell, glaube ich,<br />

würde es grundsätzlich genug Fachkräfte<br />

geben, allerdings muss man sich als attraktiver<br />

Arbeitgeber präsentieren. Man muss gut<br />

bezahlen und insgesamt ein schönes Package<br />

schnüren, das der Zielgruppe entspricht, weil<br />

künftige Generationen andere Anforderungen<br />

an uns als ihre Arbeitgeber haben werden als<br />

die, die heute für uns arbeiten.<br />

Also wird es höherer Löhne bedürfen?<br />

Christophel: Wir befinden uns zweifellos<br />

in einer schwierigen Situation. Einerseits<br />

ist natürlich auch in unserer Branche der<br />

Schrei nach mehr Gehalt groß. Andererseits<br />

können wir nicht einfach die Löhne, und<br />

damit auch die Preise, anheben. Schließlich<br />

befinden wir uns in einem hart umkämpften<br />

Wettbewerbsmarkt. Wichtig wäre es, dass<br />

der Kunde Verständnis zeigt und einsieht,<br />

dass er, wenn er entsprechende Qualität<br />

haben möchte, dafür auch angemessen<br />

bezahlen muss.<br />

Womit wir uns als Branche im Zusammenhang<br />

mit dem Fachkräftemangel ein Eigentor<br />

schießen, ist unsere Positionierung, unser<br />

Image. Leider ist es nach wie vor so, dass sich<br />

jede Firma, die einen VW Caddy mit drei Besen<br />

und etwas Werkzeug im Kofferraum besitzt,<br />

als Facility Management-Dienstleister oder sogar<br />

als Facility Management-Serviceprovider<br />

bezeichnet. Das erleichtert die Suche nach<br />

Mitarbeitern nicht gerade.<br />

Lackner: Im War for Talent müssen wir in der<br />

Facility Management Branche aktiver sein und<br />

uns attraktiver präsentieren. Es geht wie bei<br />

allemm um Information und die richtige Kommunikation.<br />

Damit unsere Nachwuchstalente<br />

wissen, dass wir einen sicheren Arbeitsplatz<br />

bieten und sie sogar in der Reinigung digitale<br />

Apps steuern dürfen oder mit Robotern arbeiten<br />

können. Ein ganz wichtiges Thema sind für<br />

uns Lehrlinge. Wenn bei uns Mitarbeiter einen<br />

Lehrabschluss haben, dann haben sie den in<br />

der Regel nicht über den ersten Bildungsweg<br />

gemacht, sondern wir Arbeitgeber haben dafür<br />

gesorgt und sie dabei unterstützt. Gerade die<br />

Lehre lässt junge Menschen den ersten Schritt<br />

in eine Branche machen. Auch beim Thema<br />

Lehrlinge müssen wir uns am Arbeitsmarkt<br />

attraktiver präsentieren. Ich glaube, dass wir<br />

da über die Grenzen der eigenen Unternehmen<br />

hinaus zusammenarbeiten sollten, um Ideen<br />

zu entwickeln.<br />

Christophel: Das sehe ich genauso. In<br />

Deutschland hat der Branchenverband<br />

GEFMA (für: „German Facility Management<br />

Association“) mit den Möglichmachern vor<br />

einigen Jahren eine Initiative gegründet, um<br />

die Branche bei potenziellen Mitarbeitern und<br />

Kunden bekannter zu machen. Die war sehr<br />

breit gefasst und wurde von vielen Dienstleistern<br />

unterstützt. In Österreich gibt es, was<br />

das Image der Branche betrifft, noch sehr<br />

viel zu tun, um vor allem von potenziellen<br />

Arbeitskräften positiver gesehen zu werden.<br />

142 ImmoFokus


„Im War for Talent<br />

müssen wir als<br />

Branche aktiver sein<br />

und uns besser<br />

präsentieren.“<br />

Michael Lackner,<br />

Dr. Sasse Gruppe<br />

Ich würde hierzulande sehr gerne einen Weg<br />

mitgestalten, um dieses Image auf ein neues<br />

Level zu heben.<br />

Hörnecke: Vom Fachkräftemangel ist nicht<br />

nur das Facility Management betroffen ist,<br />

sondern viele anderen Branchen auch. Egal,<br />

ob Empfangsdienste, Sicherheitsmitarbeiter<br />

oder Hotel- und Gastronomiemitarbeiter – die<br />

Leute wollen einfach viele Jobs nicht mehr<br />

machen. Gleichzeitig sagen aber auch viele<br />

Firmen: „Ich will mir den ganzen Aufwand<br />

der Ressourcenbeschaffung einfach nicht<br />

mehr antun.“ Denn die Fluktuation ist aktuell<br />

enorm. Das trifft unter anderem auch auf den<br />

Reinigungsbereich zu.<br />

Wie reagieren Sie darauf ?<br />

Hörnecke: Wir sehen uns als Firma, die<br />

breiter aufgestellt ist als andere. So müssen<br />

wir auch in die Zukunft gehen. Wir sind<br />

nicht nur eine Reinigungsfirma. Wir sind ein<br />

Dienstleistungsbetrieb, der mit der Zeit und<br />

neuen Anforderungen wächst. Wir wollen<br />

uns, basierend auf unseren bestehenden<br />

Fähigkeiten und Erfahrungen, aber auch<br />

durch Digitalisierung, Innovation und Lernen<br />

weiterentwickeln. Wir müssen uns vor Augen<br />

halten, dass wir uns gerade mitten in einem<br />

Veränderungsprozess befinden und die<br />

Chance haben, uns breiter aufzustellen.<br />

Lackner: Man darf auch nicht vergessen, dass<br />

wir aufgrund der Digitalisierung um Mitarbeiter<br />

kämpfen, die in unserer Branche früher<br />

gar nicht tätig waren, wie IT-Spezialisten oder<br />

Projektleiter, die sich mit digitalen Prozessen<br />

auseinandersetzen. Auch Mitarbeiter für die<br />

Verwaltung, Buchhalter oder Finanzbuchhalter,<br />

die derzeit auch jeder zu suchen scheint,<br />

haben sich rar gemacht. In gewisser Weise<br />

verschärft die Digitalisierung also auch den<br />

Personalmangel.<br />

Lassen Sie uns wieder näher an das Thema<br />

Digitalisierung rücken. Sind ergebnisorientierte<br />

Verträge, bei denen der Fokus<br />

auf dem Ergebnis liegt und nicht auf dem<br />

Abarbeiten einzelner Leistungen, wirklich<br />

die bessere Basis für die<br />

Implementierung digitaler Services?<br />

Freitag: Das wäre tatsächlich der Fall. Wir<br />

sehen das bei unseren internationalen<br />

Verträgen, die um Welten weiter sind als die<br />

auf nationaler Ebene. Da geht es beispielsweise<br />

darum, Inflation zu kompensieren, Kosten kontrollierbar<br />

und den Kunden am Ende des Tages<br />

wettbewerbsfähiger zu machen. Das Schlüsselargument,<br />

das man dem Kunden bieten kann,<br />

ist insgesamt Transparenz. Insgesamt gibt es<br />

in dem Zusammenhang am österreichischen<br />

Markt noch viel Luft nach oben.<br />

Christophel: Ich bin überzeugt, dass sich der<br />

Markt stärker in Richtung Output-orientierter<br />

Dienstleistung entwickeln wird. Bei den<br />

Bestandskunden ist das aber noch nicht auszumachen.<br />

Viele denken sich möglicherweise,<br />

dass sie bislang ganz gut mit leistungsorientierten<br />

Verträgen gefahren sind, ein Vertrauensverhältnis<br />

zum Dienstleister aufgebaut<br />

haben, dass die Zusammenarbeit funktioniert<br />

und letztlich auch die Qualität passt. Bei<br />

neuen Kunden erkennt man aber gerade<br />

Digitalisiert statt kompliziert.<br />

Organisieren und verwalten Sie alle Zahlen, Daten und Fakten<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

143


ImFokus<br />

Moldaschl: Auch, wenn es die Verträge hergegeben<br />

hätten, dass wir die volle Pauschale<br />

verrechnen, haben wir das nicht gemacht. Wir<br />

haben gesagt: Der Kunde verdient nichts, da<br />

kann er uns auch nicht alles zahlen. Wir haben<br />

jedenfalls einen sehr schönen Mittelweg<br />

gefunden. Und jetzt, wo diese Kunden wieder<br />

zwischen 85 und hundert Prozent ausgelastet<br />

sind, danken sie es uns. Das gegenseitige<br />

Vertrauen ist durch die Pandemie jedenfalls<br />

gestiegen, daher will der Großteil der Kunden<br />

auch weiterhin mit uns arbeiten.<br />

bei internationalen Unternehmen, dass das<br />

Top-Down-Prinzip wesentlich präsenter ist. Für<br />

die Anbieter bedeutet das, dass man sich am<br />

Wettbewerbsmarkt nur dann behaupten wird<br />

können, wenn man entsprechendes Datenmaterial<br />

zur Verfügung hat, das man entweder<br />

selbst generiert oder vom Kunden bekommen<br />

hat. Ansonsten wäre das ein Blindflug.<br />

Lackner: Weil wir über War for Talent gesprochen<br />

haben: Damit sich der Kunde wohlfühlt<br />

(beziehungsweise die Mitarbeiter unseres<br />

Kunden) ist es wichtig, ein ergebnisorientiertes<br />

Vertragsverhältnis zu schaffen. Langfristig<br />

wird es sich auch in diese Richtung bewegen.<br />

Es wird aber noch dauern, man erkennt aber<br />

sehr wohl schon einen globalen Trend bei<br />

internationalen Kunden, die ergebnisorientierte<br />

Arbeitserfassung anzuwenden.<br />

Es geht hier also um<br />

Überzeugungsarbeit beim Kunden?<br />

Moldaschl: Das Mindset der Kunden muss auf<br />

jeden Fall geändert werden. In vielen Fällen<br />

arbeiten wir mit unseren Kunden, die überwiegend<br />

im Hotelbereich tätig sind, seit vielen<br />

Jahren zusammen. Mit manchen seit fast<br />

zwei Jahrzehnten. Da hat sich mittlerweile ein<br />

partnerschaftliches Verhältnis entwickelt. In<br />

der Pandemie war es so, dass wir in Österreich<br />

gemeinsam ein Notprogramm entwickelt<br />

haben. Nachdem keiner wusste, wie lange der<br />

„Als Cyberangriff-<br />

Betroffener, bin ich mir nicht<br />

sicher, ob eine gemeinsame<br />

Cloud eine gute Idee ist.“<br />

Werner Moldaschl,<br />

Wisag<br />

Lockdown dauern wird, haben viele Hotels<br />

den Betrieb runtergefahren, aber nur so weit,<br />

dass er schnell wieder hochgefahren werden<br />

kann. Die Anlagen konnten also nicht alle<br />

abgedreht werden. Eine Grundbetreuung war<br />

notwendig. Die Frage war nur: Was gehört<br />

dazu?<br />

Wie sind Sie vorgegangen?<br />

Muss man ESG und Digitalisierung<br />

gemeinsam denken?<br />

Freitag: Die Digitalisierung erleichtert<br />

natürlich, den Kunden Daten zur Verfügung<br />

zu stellen. Wir arbeiten etwa schon seit Jahren<br />

mit Cloud-Lösungen, die wir mit Microsoftund<br />

IBM-Programmen abdecken, ebenso wie<br />

mit Supply-Chain-Programmen, wo auch die<br />

ESG-Komponente drinnen ist. Da wird etwa<br />

abgefragt, woher ein eingesetztes Produkt<br />

kommt, wie ethisch die Lieferkette ausgerichtet<br />

ist und so weiter. Bei den Kunden sehen<br />

wir, dass einige beim Thema ESG weiter sind<br />

als andere, weil sie Erfahrung mit konzerninternen<br />

Audits haben. Sie ziehen mit und<br />

fragen uns schon heute nach einschlägigen<br />

Daten. Für den Großteil der Kunden gilt das<br />

freilich nicht.<br />

Hörnecke: Wir sehen bei unseren Kunden aus<br />

dem US-amerikanischen Raum, dass sie im<br />

ESG-Bereich mit ganz anderen Auflagen in<br />

der Datenbereitstellung arbeiten. Also ist das<br />

auch für uns ein Muss. Dabei kommt es einem<br />

oft so vor, als ob monatlich etwas dazukommt,<br />

was in den Berichten angegeben werden<br />

muss: Risk Assessment, Method Statements,<br />

Energieparameter und vieles mehr. Trotzdem<br />

können wir nicht sagen: „Nein, das machen<br />

wir nicht, das wird in Österreich nicht<br />

verlangt.“ Dem Kunden ist das egal, er muss<br />

diese Informationen bei seinen Quality-Audits<br />

liefern.<br />

Lackner: Die Frage, die wir uns bereits vor<br />

vielen Jahren gestellt haben, ist, wie man es als<br />

Facility Management-Unternehmen schafft,<br />

CO2-neutral zu werden. Bei der Reinigung<br />

werden Materialien verbraucht und Verpackungen<br />

verwendet, das ist keine Frage. Ein<br />

weiterer und viel größerer „Posten“ in der CO2-<br />

144 ImmoFokus


Bilanz ist aber, wie der Mitarbeiter aus seinem<br />

privaten Umfeld zum Arbeitsplatz kommt.<br />

Das können wir nur bedingt beeinflussen, wie<br />

etwa mit Jahreskarten für die öffentlichen<br />

Verkehrsbetriebe oder E-Fahrzeugen als<br />

Dienstwagen.<br />

Moldaschl: Ich kann da nur an meine<br />

Vorredner anschließen: Teile der aus ESG<br />

abzuleitenden Maßnahmen werden durch die<br />

Digitalisierung unterstützt, es macht daher<br />

Sinn, die Themen gemeinsam zu denken. Da<br />

die meisten großen Immobilieneigentümer<br />

internationale Konzerne sind, wird uns gar<br />

nichts anderes übrigbleiben, als bei dieser<br />

Entwicklung mitzuziehen und sie auch<br />

eigenständig weiter voranzutreiben. Sofern<br />

wir diese Kunden behalten wollen.<br />

Nicht nur in der Facility Management-<br />

Branche wird häufig beklagt, dass<br />

zwar Unmengen an Daten gesammelt,<br />

diese aber nicht richtig genutzt<br />

beziehungsweise geteilt werden …<br />

Freitag: Das Sammeln von Daten ist natürlich<br />

aufgrund der Datenschutzgesetze ein sehr<br />

heikles Thema. In der Vergangenheit haben<br />

etwa die Auftraggeber oft vergessen, bei<br />

Ausschreibungen in die Verträge hineinzuschreiben,<br />

dass man die Daten in einem für<br />

andere CFM- oder ERP-Programme kompatiblen<br />

Format liefern muss. Davon waren wir<br />

betroffen, wie viele andere auch. Wir mussten<br />

von null beginnen und die Daten nochmals<br />

neu sammeln, was natürlich mit hohen Kosten<br />

verbunden war. Um das Problem zu lösen,<br />

müssten am Ende des Tages auch die Anbieter<br />

der diversen Soft- und Hardware-Lösungen<br />

mit ins Boot geholt werden.<br />

Christophel: Wichtig wäre es, im Vertrag<br />

festzuhalten, wer die Datenhoheit hat und<br />

in welcher Form die Daten zur Verfügung<br />

stehen müssen. Das könnte vertraglich<br />

sicherlich schnell gelöst werden. Und<br />

einschlägige technische Lösungen gibt es<br />

ohnehin zuhauf. Der größte Verhinderer des<br />

Datenaustausches ist die Datenschutzverordnung.<br />

Geht es beispielsweise in Richtung<br />

der Mitarbeiter und deren Verhalten bei der<br />

Arbeit, können wir Daten nur eingeschränkt<br />

auswerten und nutzen, ganz zu schweigen<br />

von der Weitergabe.<br />

Wäre eine eigene Cloud für das<br />

Facility Management wünschenswert?<br />

Christophel: Da wäre ich absolut dafür, weil<br />

das unsere Arbeit um einiges erleichtern<br />

würde. Die Frage ist nur: Wie wird diese Cloud<br />

aufgesetzt werden? Wir kennen ja alle die<br />

Problematik der Cybersicherheit. Eine Cloud<br />

müsste hundertprozentig sicher sein.<br />

Hörnecke: Ich habe hier einen etwas anderen<br />

Zugang: Ich glaube man sollte zuerst einmal<br />

im Vertrag festhalten, welche Parameter<br />

relevant sind beziehungsweise was überhaupt<br />

gemessen werden soll – auch, um<br />

nicht Unmengen an nicht benötigten Daten<br />

sammeln zu müssen. Die Amerikaner arbeiten<br />

mit KPI, also Schlüsselindizes, anhand derer<br />

festgestellt werden kann, ob die vertraglich<br />

geregelten Anforderungen des Kunden<br />

erledigt wurden. Gleichzeitig muss im Vertrag<br />

auch geregelt werden, wie der Kunde zu den<br />

Daten kommt. Und ich gebe Herrn Christophel<br />

Recht, dass da die Datenschutzgesetze noch<br />

sehr statisch aufgesetzt sind.<br />

Moldaschl: Als Betroffener vom Thema<br />

Cyberangriffe bin ich mir nicht so sicher,<br />

ob eine gemeinsame Cloud wirklich so eine<br />

gute Idee ist. Hundertprozentige Sicherheit<br />

gibt es da ja nicht, was wir – wie unzählige<br />

andere Betroffene – erst lernen mussten. Das<br />

zweite Thema, das mich beschäftigt: Wenn<br />

man Daten anderen zur Verfügung stellt oder<br />

teilt, dann müssen sie auch klar definiert sein.<br />

Jeder, der darauf zugreift, muss wissen, was<br />

sie aussagen. Sonst haben sie keinen Wert.<br />

Als Gegner von Datenfriedhöfen bin ich auch<br />

dafür, dass nur jene Daten gesammelt werden,<br />

die auch wirklich benötigt werden. <br />

Zwischen den Zahlen lesen.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

145


ImFokus<br />

Abriss nur<br />

als Ultima Ratio<br />

Schwarz-Weiß-Denken nicht erlaubt. Wie gehen wir mit dem<br />

Gebäudebestand um, der nicht kreislauffähig gebaut wurde? Welche<br />

Hürden und Hebel bewegen nachhaltiges Sanieren? Diesen und weiteren<br />

Fragen ging das Expertenpanel beim dritten Virtuellen Baustammtisch<br />

von Austrian Standards nach.<br />

K<br />

reislaufwirtschaft ist im Bausektor<br />

ein Schlüsselelement für den klimaschonenden<br />

Ressourcenverbrauch.<br />

Mittlerweile sollte die<br />

Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit schon in<br />

die Planungsphase von Neubauten einfließen.<br />

Auch das Abfallaufkommen kann mit geschlossenen<br />

Baustoff- und Baumaterialkreisläufen<br />

verringert werden. Fünf Experten gingen unter<br />

anderem der Frage nach, wie mit dem Gebäudebestand<br />

umgegangen werden soll, der nicht<br />

kreislauffähig geplant und gebaut wurde.<br />

Diesmal am Podium des dritten virtuelle<br />

Baustammtisch: Peter Bauer, stellvertretender<br />

Vorsitzender Sektion Ingenieurkonsulenten<br />

der Kammer der ZiviltechnikerInnen für<br />

Wien, Niederösterreich und Burgenland, Georg<br />

Hofmann, Experte für Digitalisierung &<br />

Regulative, DoTank Circular City, Stadt Wien,<br />

Armin Knotzer, Projektleiter bei AEE INTEC,<br />

„Zwischen Sanierung,<br />

Rückbau oder Abriss<br />

gibt es jede Menge<br />

Graubereiche.“<br />

Peter Bauer,<br />

Kammer der ZiviltechnikerInnen<br />

für Wien, Niederösterreich<br />

und Burgenland<br />

Vorstand renowave.at, Thomas Pipp, Fachreferent<br />

der Österreichische Bundesbahnen (ÖBB),<br />

und Franz Schwendemann, Teamleiter OFM<br />

Gebäudedaten & -zustände, Bundesimmobiliengesellschaft<br />

(BIG).<br />

Abriss ist die Ultima Ratio<br />

In diesem Punkt ist sich das Panel sofort einig:<br />

Beim nachhaltigen Planen, Bauen und Sanieren<br />

gibt es nicht nur schwarz und weiß, richtig<br />

und falsch. Wir müssen die Grauzonen nutzen.<br />

146 ImmoFokus


Einigkeit herrscht auch darüber, dass der Abriss<br />

letzte Wahl sein sollte.<br />

So betont etwa Peter Bauer: „Zwischen Sanierung,<br />

Rückbau oder Abriss gibt es jede Menge<br />

Graubereiche, zum Beispiel die Adaptierung<br />

der Flächen in jeder Schattierung von sanft bis<br />

radikal. Die Umnutzung ist aus meiner Sicht<br />

sehr wichtig und ich glaube, dass sich das Feld<br />

Nachhaltigkeit in dieser gesamten Bandbreite<br />

aufspannt.“ Im direkten Vergleich sei die Sanierung<br />

in der Regel nachhaltiger als jeder Abriss.<br />

„Wir stehen tagtäglich vor dem Entscheidungsdilemma:<br />

Sanierung oder Rückbau“,<br />

berichtet Franz Schwendemann aus der Praxis.<br />

„Dabei sind drei Faktoren zu bedenken: Der<br />

kulturhistorische Wert – ist er hoch, wird ein<br />

Rückbau nicht stattfinden. Die Sanierung ist<br />

aber auch auf stabile Gebäudestrukturen angewiesen.<br />

Ein sehr wesentlicher Faktor ist zudem<br />

die Möglichkeit einer Umnutzung. Ich denke,<br />

wir am Podium sind uns einig, dass nach der<br />

Sanierung ein Umbau oder wenigstens Rückbau<br />

das Ziel sein sollte und der Abriss nur die<br />

„Es ist auch eine Frage der<br />

Kostenwahrheit.“<br />

Franz Schwendemann,<br />

Bundesimmobiliengesellschaft BIG<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

147


ImFokus<br />

Ultima Ratio ist. Das ist aber auch eine Frage<br />

der Kostenwahrheit.“<br />

Jedes Gebäude ist eine Rohstoffquelle<br />

Für Bauer sind Bestandsgebäude wertvolle<br />

Rohstoffquellen: „Wir dürfen alte Gebäude<br />

nicht mehr als etwas Lästiges empfinden. Für<br />

ihre Errichtung wurde bereits viel CO2 ausgestoßen.<br />

Insofern tut es weh, wenn Stahlbetongebäude<br />

noch immer einfach abgerissen<br />

werden. Gründerzeithäuser sind zum Beispiel<br />

„Auch für den Bestand brauchen wir<br />

nachhaltige Materialien und neue<br />

Verbindungsstoffe statt Verklebungen,<br />

um in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.“<br />

Georg Hofmann,<br />

DoTank Circular City, Stadt Wien<br />

fantastische Gebäude, aber ihre Wärmedämmung<br />

ist nicht optimal. Hier gibt es nicht nur<br />

zwei Lösungen, null oder hundert. Auch in<br />

Bezug auf Behaglichkeit müssen wir die Grauzonen<br />

nutzen. Wenn ein Gebäude seit hundert<br />

Jahren bewohnt ist, braucht es dann wirklich<br />

unbedingt plötzlich einen modernen Schallschutz?“<br />

Traditionelle Holzverbindungen, die<br />

ohne Nägel auskommen, sind für Bauer ein<br />

weiterer Schritt am Weg in die Kreislaufwirtschaft.<br />

„Solche Technologien wurden leider<br />

aufgegeben, weil die handwerkliche Tradition<br />

aufgegeben wurde. Aber heutige Maschinen<br />

könnten das wieder, und zwar mit einer unglaublichen<br />

Präzision und Geschwindigkeit.<br />

Wir können sehr viel aus der Geschichte und<br />

von traditionellen Techniken lernen.“<br />

Georg Hofmann kann in diesem Punkt nur<br />

zustimmen: „Wenn wir sanieren, dann ist die<br />

Frage immer auch wie wir sanieren. Auch für<br />

den Bestand brauchen wir nachhaltige Materialien<br />

und neue Verbindungsstoffe statt Verklebungen,<br />

um in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.<br />

Wiederverwendung und zumindest<br />

die stoffliche Wiederverwertung müssen das<br />

Ziel jedes Bauprojekts sein. Das ist eine große<br />

Herausforderung, die einfacher zu meistern<br />

wäre, wenn wir genau wüssten, welche Massen<br />

und Materialien wo verbaut sind.“<br />

Problemzone Verbundmaterialien<br />

Hinter einer Bestandsaufnahme steckt großer<br />

Aufwand, weiß Franz Schwendemann. Derzeit<br />

sei die energetische Bewertung aller Gebäude<br />

im Bestand in Vorbereitung: „Das ist durchaus<br />

148 ImmoFokus


eine Anstrengung, sollte aber relativ zeitnah<br />

passieren können, um dann festzulegen, wo<br />

eine Nachrüstung nötig ist.“ Problemzonen<br />

sieht auch er bei den Verbundmaterialien in<br />

den Fassaden und Fenstern, bis hin zu Tragkonstruktionen.<br />

Um solche Bauteile sinnvoll<br />

im Materialkreislauf zu behalten, werde man<br />

noch „ein gewisses Gehirnschmalz“ benötigen.<br />

Ein Teil der Lösung sieht Schwendemann im<br />

Deponierungsverbot für bestimmte Baustoffe.<br />

Eine Verschärfung sei in den nächsten Jahren<br />

zu erwarten, wodurch der Kostendruck bei der<br />

Entsorgung steigen werde.<br />

Thomas Pipp teilt diese Meinung und ist sicher,<br />

dass es künftig viel mehr Initiativen im Sinne<br />

„Das Recyceln nachhaltiger<br />

Baustoffe wird neue<br />

Sparten in der Bauwirtschaft<br />

entstehen lassen – inklusive<br />

der Zertifizierungen dieser<br />

Baustoffe.“<br />

Thomas Pipp,<br />

Österreichische Bundesbahnen<br />

der Kreislaufwirtschaft geben werde. Nachhaltige<br />

Baustoffe und Teile zumindest zu recyceln<br />

und einem neuen Baustoff zuzuführen statt sie<br />

zu deponieren oder einzugraben, werde eine<br />

ganz neue Sparte der Bauwirtschaft entstehen<br />

lassen – inklusive der Zertifizierungen dieser<br />

Baustoffe.<br />

Kostenwahrheit und<br />

gemeinsames Mindset<br />

Für Armin Knotzer sind allerdings viele Bemühungen<br />

der Gegenwart nicht ausgereift:<br />

„Solange wir nicht wissen, in welchem Bestand<br />

wir welche Maßnahmen setzen wollen, und<br />

konkrete Ziele fehlen, sind viele Initiativen zumindest<br />

ineffizient. Es fehlt ein umfassender<br />

Rechnet sich.<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

149


ImFokus<br />

Information<br />

Der 3. Virtuelle Baustammtisch fand am 4. Mai unter dem Titel „Rückbau oder Sanierung, was ist wirklich<br />

nachhaltiger?“ statt. Die Veranstaltung wurde von Austrian Standards durchgeführt – gemeinsam mit<br />

dem ImmoFokus und der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland.<br />

Plan, das Gesamtbild, und ich glaube, es fehlt<br />

der politische Wille.“ Georg Hofmann gibt zu<br />

bedenken, dass es eine sehr große Vielfalt an<br />

Bewertungsmatrizen und Bewertungssystemen<br />

gebe. „Deswegen ist es auch noch einmal<br />

wichtig, hier wirklich zielorientiert die tatsächlichen<br />

Kennzahlen zu evaluieren.“<br />

Knotzer sieht deutlichen Handlungsbedarf:<br />

„Da gibt es sicher Diskrepanzen, auch in der<br />

Methodik. Und ich gebe Ihnen völlig recht,<br />

aber ich denke, viel wichtiger sind Ziele, die<br />

man definieren muss. Dann wird man auch die<br />

Methoden finden. Man weiß ja gar nicht genau,<br />

warum gewisse Vorgaben und Kennzahlen,<br />

wie die in der EU-Taxonomieverordnung,<br />

überhaupt definiert wurden, wenn das große<br />

Ziel fehlt.“<br />

Peter Bauer ergänzt: „Um die Ziele zu erreichen,<br />

brauchen wir aber auch Lenkungsmittel.<br />

Ich hoffe sehr auf eine entsprechende<br />

Gesetzgebung inklusive Kostenwahrheit. Im<br />

Mietrechtsgesetz sind alle Kosten im Zusammenhang<br />

mit Energie einfach auf die Mieter<br />

zu wälzen. Nötig sind aber Modelle, die alle<br />

Kosten auch im Sinne der Umweltbelastung in<br />

die Lebenszyklusberechnung einkalkulieren<br />

und Auftraggeber motivieren, langfristig zu<br />

rechnen. Wir brauchen wirklich ein großes<br />

Gesamtbild mit wenigen, aussagekräftigen<br />

Kennzahlen, die uns Richtlinien vorgeben.<br />

Voraussetzung ist das Mindset, dass Nachhaltigkeit<br />

eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

ist, die wir gemeinsam erledigen müssen.“<br />

Sanierung bedeutet:<br />

Kompromisse finden<br />

Ein Stolperstein für die nachhaltige Sanierung<br />

oder Adaptierung sind auch immer wieder die<br />

technischen Möglichkeiten. „In Zeiten von<br />

Wohnraumknappheit möchte man verdichten.<br />

Wenn ein Dachgeschossausbau oder mehrere<br />

Geschosse aber aus technischen Gründen<br />

nicht von der vorhandenen Substanz getragen<br />

werden können, bleibt nur ein Rückbau. Gerade<br />

im Wohnungsbereich wird Verdichtung<br />

wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten<br />

150 ImmoFokus


„Es fehlt ein umfassender Plan,<br />

das Gesamtbild, und ich glaube,<br />

es fehlt der politische Wille.“<br />

Armin Knotzer,<br />

AEE INTEC, Vorstand renowave.at<br />

ein Riesenthema sein“, erklärt Schwendemann.<br />

Hoffmann ergänzt: „Nicht nur in den<br />

bestehenden Städten, sondern vor allem auch<br />

in den Stadterweiterungsgebieten.“<br />

Beim Thema nachhaltige Sanierung sei es<br />

deshalb sinnvoll, die Grauzonen auszunutzen<br />

und in Verhandlung zwischen Behörden und<br />

Partnern, wie Arbeitsinspektorat, Feuerwehr,<br />

Baupolizei und Denkmalschutz, sowie unter<br />

Wahrnehmung der Interessen von Mieterinnen<br />

und Mietern alle rechtlichen Möglichkeiten<br />

auszuloten, um die beste Lösung zu finden.<br />

Die Basis sei ein „für alle gerade noch tragbarer<br />

Kompromiss“, so Schwendemann. Dass gerade<br />

in solchen Grauzonen viele Haftungsfragen<br />

aufkommen können, sieht nicht nur Schwendemann<br />

als Hürde. Umso wichtiger sei die umfassende<br />

Expertenberatung bei jedem Projekt.<br />

Bewährtes schätzen,<br />

aber auch überdenken<br />

Abschließend steht für alle Diskutanten fest:<br />

Wenn wir nicht jetzt umdenken und in nachhaltige<br />

Gebäude investieren, werden spätestens<br />

die nächsten Generationen einen hohen Preis<br />

zahlen müssen. Was fehlt, sei eine gesicherte<br />

Datenlage über den Bestand und die Definition<br />

eines großen Gesamtziels. Um in eine kreislauffähige<br />

Wirtschaft zu gelangen, sind bewährte<br />

Technologien ebenso gefragt wie Innovationen.<br />

Letztlich werden wir nicht nur Kennzahlen und<br />

Berechnungsmodelle, sondern auch unsere Ansprüche<br />

überdenken müssen.<br />

Immobilien-Know-Wow!<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

151


ImFokus<br />

Den Naturgewalten<br />

ausgesetzt<br />

Round Table. Drei Diskutanten tauschten sich zu den Themen Dach, Fenster, Beschattung und Fassade aus,<br />

den Gebäudeteilen, die jederzeit Sonne, Wind und Wetter trotzen müssen. Technische Neuerungen, ESG und<br />

Wartungsmöglichkeiten standen dabei im Vordergrund.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

152 ImmoFokus


„Die Lebensdauer von Fenstern und Sonnenschutz kann<br />

durch das Verwenden von Systemprodukten und<br />

regelmäßige Wartungen verlängert werden.“<br />

Stephan Messner,<br />

AluKönigStahl<br />

E<br />

SG wird immer mehr zum Thema“,<br />

so Stephan Messner, Prokurist von<br />

AluKönigStahl. „Deswegen sehen<br />

wir einen starken Trend in Richtung<br />

Energiegewinnung über die Fassade.“ Roland<br />

Pinz, Managing Director der CC Real, sieht das<br />

aus Facility-Management-Sicht: „Es macht Sinn,<br />

einen Teil der Fassade zur Energienutzung zu<br />

verwenden, aber nur, wenn die technischen<br />

Parameter ausgereift sind. Da muss man Acht<br />

geben, dass es nicht zum Green Washing kommt.<br />

Viele unserer Investoren fragen beispielsweise<br />

Grünstrom nach, aber Fakt ist, dass gar nicht so<br />

viel Grünstrom produziert werden kann, um den<br />

Bedarf zu decken. Also kauft man Zertifikate,<br />

z. B. aus Skandinavien ein, das geht am Sinn vorbei.“<br />

Messner hakt in das Thema ein. „Beim Neubau<br />

wird es sowohl den Einsatz von Grünstrom als<br />

auch den Zukauf von Zertifikaten geben, weil<br />

es hilft, die ESG-Kriterien zu erfüllen.“ Messner<br />

gibt zu bedenken, dass man nicht aus jedem<br />

Projekt ein ESG-konformes Projekt machen<br />

kann. Für ihn ist auch der Einsatz von Holz so<br />

ein Thema. „Ich sehe diesen schnellen Trend<br />

zum Holz auch ein wenig als Greenwashing,<br />

dennoch sieht man ganz klar, dass jeder, vom<br />

Auftraggeber bis zum Endkonsumenten, diesen<br />

Werkstoff gerne mag. Ressourcentechnisch<br />

ist und bleibt die Abholzung ein Problem.“<br />

Andreas Klotzner, Geschäftsführer von Valetta<br />

bringt einen weiteren Trend ins Rennen, den<br />

Textilsonnenschutz auf der Fassade. „Wenn<br />

die Sonne wieder freundlich lacht, dann<br />

wollen alle gleichzeitig einen Sonnenschutz.<br />

Und, keine Frage, ohne diesen heizen sich die<br />

Räume viel stärker auf. Die neuen Außenrollos<br />

aus Stoff sind schienengeführt und müssen alle<br />

Wetterkapriolen aushalten.“ Messner ergänzt,<br />

dass sich auch die Zippmarkisen derzeit großer<br />

Beliebtheit erfreuen. Es wird nachgefragt,<br />

aus welchem Material diese gefertigt werden.<br />

Klotzner ergänzt, dass diese aus Glasfaser gefertigt<br />

werden. Es entbrennt eine Diskussion<br />

über die Nachhaltigkeit des Materials, da es<br />

nicht verrottet. Es gilt bei der Entsorgung als<br />

Sondermüll und muss verbrannt werden.<br />

Klotzner ergänzt, dass auch schon spezielle recyclingfähige<br />

Gewebe auf den Markt kommen.<br />

Markisenstoffe halten 10 bis 20 Jahre, je nach<br />

Verarbeitung. Klotzner wirft ein, wie wichtig<br />

es wäre, die Bauherren in diesem Bereich zu<br />

schulen. „Eine Beschattung kann und sollte<br />

man warten, das erhöht ihre Lebensdauer. Leider<br />

ist die Beschattung so lange im Einsatz, bis<br />

sie kaputt ist.“ Er ergänzt, dass es früher üblich<br />

war, Teile auszutauschen, und dass dies bei Valetta<br />

immer noch möglich ist. Messner ergänzt,<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

1<strong>53</strong>


ImFokus<br />

dass teilweise die Motoren oft komplett ausgewechselt<br />

werden, obwohl diese mit einfachen<br />

Ersatzteilen wieder flott zu bekommen wären.<br />

Sonderfall Glasdächer<br />

Pinz bringt den Sonderfall Glasdächer ins Rennen.<br />

„Da ist die Beschattung einerseits durch<br />

die vermehrte Hitzeentwicklung eine besondere<br />

Notwendigkeit, andererseits auch eine<br />

große Herausforderung, denn dunkel will es<br />

niemand haben. Als Beispiel bringt er ein Objekt<br />

bei Wien Mitte: „Dort ist die Beschattung<br />

nicht energieeffizient, sie hält nur das Sonnenlicht<br />

ab. Nun suchen wir eine Lösung für unsere<br />

Glasdächer.“ Klotzner bringt als Beispiel<br />

die Beschattung der Glasdächer in der Linzer<br />

Pluscity. „Da wird die Luft zwischen Glasdach<br />

und Beschattung abgesaugt, weil sie sich dort<br />

am stärksten erhitzt.“ Zusätzlich wird sie beduftet,<br />

damit eine angenehme Atmosphäre<br />

erzeugt wird. Pinz bedauert, dass bei der Millennium<br />

City keine Außenabdeckungen möglich<br />

sind, da sie dem Wind und Düseneffekt zu<br />

stark ausgesetzt ist.<br />

„Da schon mehr Energie<br />

zum Kühlen als zum Heizen<br />

gebraucht wird, werden die<br />

Außenbeschattungen immer<br />

wichtiger.“<br />

Andreas Klotzner,<br />

Valetta<br />

Hauptaugenmerk Kühlung<br />

„Da schon mehr Energie zum Kühlen als zum<br />

Heizen gebraucht wird, werden die Außenbeschattungen<br />

immer wichtiger“, so Klotzner.<br />

Messner ergänzt, dass beim Neubau die Beschattung<br />

bereits fixer Bestandteil der Planung<br />

von Fenster- und Fassadenkonstruktionen ist.<br />

Generell muss man damit rechnen, dass die Betriebskosten<br />

bei älteren Projekten nach oben<br />

schießen. „Man muss zwischen Wohnen und<br />

Büro unterscheiden“, wirft Klotzner ein. „Wir<br />

haben es noch nicht geschafft, eine Anlage so<br />

zu programmieren, dass es für alle passt, da<br />

oft Frauen und Männer ein unterschiedliches<br />

Wärme-/Kälteempfinden haben.“ Auch die<br />

Abwärme durch Computer und Geräte wird<br />

immer mehr zum Thema, vor allem bei großen<br />

Büroflächen. Da gibt zu wenig die Möglichkeiten,<br />

die Zonen unterschiedlich zu heizen, viele<br />

stören sich auch an Deckenkühlungen und<br />

Lüftungsauslässen. „Der Trend geht wieder zu<br />

kleineren Büroräumen. Damit bekommt der<br />

Nutzer mehr Individualität bei z. B. der Temperatureinstellung“,<br />

so Messner. Klotzner ergänzt,<br />

dass das hybride Arbeiten die Nutzung<br />

der Büroflächen weiter verändern wird.<br />

Beschattung<br />

Die Diskutanten sind sich einig, dass vermehrt<br />

sommertauglich gebaut werden muss.<br />

Sonnen- und Sichtschutz sind zwar schon<br />

154 ImmoFokus


z. B. wenn dort Schäden auftreten. Ist das Gebäude<br />

außerhalb der Gewährleistung, stehen<br />

hohe Kosten für Wartung und Reparatur ins<br />

Haus.“ Messner ergänzt, dass speziell Fenstern<br />

in puncto Qualität häufig wenig Beachtung geschenkt<br />

wird und auch die Wartung dieser vernachlässigt<br />

wird. „Bei Fenstern ist es wichtig,<br />

diese ideal einzustellen, um sie leicht bedienen<br />

zu können und damit sie auch bauphysikalisch<br />

funktionieren.“ Klotzner wirft ein, wie wichtig<br />

es ist, sich zu überlegen, wo man die Fenster<br />

kauft, und sich zu fragen, woher bei Schäden<br />

Ersatzteile kommen. „Kauft man Fenster<br />

aus einer heimischen Produktion, bleibt die<br />

Wertschöpfung im Land, und man kann einzelne<br />

Teile immer wieder austauschen. Bei<br />

Produkten aus dem Ausland kann es sein, dass<br />

man weder Wartung noch Service erhält und<br />

schlussendlich teuer kauft.“<br />

Die Diskutanten einigen sich darauf, dass man<br />

umdenken muss und mit dem Investor, dem<br />

Planungsunternehmen, dem Facility Management,<br />

dem Beschattungsunternehmen und<br />

Fassadenbauer vorab an einem Tisch sitzen<br />

und die Themen der Wartung und Erhaltung<br />

besprechen sollte.<br />

„Ohne ESG-Zertifikate bekommt man im<br />

Officebereich keine internationalen Mieter eingemietet,<br />

da scheiden die Objekte bereits am Papier aus.“<br />

Roland Pinz,<br />

CC Real<br />

ESG-Kriterien<br />

Pinz meint, dass alles nur mehr in Richtung<br />

Zertifizierungen geht: „Die Banken haben das<br />

ESG-Thema in den Finanzierungen, und im<br />

Officebereich bekommt man ohne Zertifikate<br />

keine internationalen Mieter mehr ins Büro.<br />

Da scheiden die Objekte bereits am Papier aus,<br />

unabhängig von der Lage.“<br />

lange Standard, dennoch gibt es derzeit einen<br />

Paradigmenwechsel: Der Sonnenschutz wird<br />

schon standardmäßig mitgeplant. Auch hier<br />

zeigt sich der Trend zum modularen Bau, Systemprodukte<br />

werden immer wichtiger. Doch,<br />

so führen die Diskutanten an, muss man in<br />

der Planung früh wissen, was gewollt und gebraucht<br />

wird und dass man dem Nutzer nicht<br />

die volle Freiheit lassen darf, da das die Kosten<br />

hinauftreibt.<br />

Dach und Fenster<br />

„Fassade und Dach sind die Seele des Gebäudes“,<br />

so Pinz. „Aber auch die Schwachstelle,<br />

„Ein Gebäude soll ja nachhaltig genutzt werden<br />

können“, bestätigt Messner. „Es braucht<br />

kreislauffähige und ökologische Materialien,<br />

die man reparieren, reinigen und am Ende 1:1<br />

wiederverwerten kann.“ Klotzner ergänzt, dass<br />

Aluminium schon sehr lange recycelt wird. Für<br />

Messner wäre es wichtig, dass man mehr Effizienz<br />

in die Produkte bringt und Gebäude zum<br />

Materiallager werden. <br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

155


Zum Autor<br />

Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete<br />

sind Vergaberecht, Vergabe-Compliance und Nachhaltigkeitsrecht (insbesondere<br />

Green Public Procurement). Zudem ist er Herausgeber des Kommentars<br />

zum Vergaberecht „BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift „Nachhaltigkeitsrecht“.<br />

Zertifizierte Mineralwolle als Pflicht<br />

der nachhaltigen Vergabe<br />

Kommentar: Berthold Hofbauer<br />

Zunächst ist festzuhalten, dass nach der Grenzwerteverordnung<br />

„nichtfreigezeichnete“ Mineralwolle den normativ verankerten Verdacht<br />

innehat, krebserzeugendes Potenzial zu besitzen. Nur „freigezeichnete“<br />

Mineralwolleprodukte gelten gesetzlich als unschädliche<br />

Arbeitsstoffe; der „Freizeichnungsnachweis“ kann wiederum mittels<br />

Gütezeichen erbracht werden (zum Beispiel das RAL-Gütezeichen und<br />

das EUCEB-Markenzeichen). Die Verwendung nichtfreigezeichneter Mineralwolle<br />

steht somit im direkten Konflikt mit dem EU-Primärrecht, das<br />

potenzielle Schadstoffe auf ein Maß reduzieren möchte, das unschädlich<br />

für Mensch und Umwelt ist: das sogenannte Vorsorgeprinzip. Demnach<br />

ist im Ermessensfall (wenn also eine Wahlmöglichkeit besteht) immer<br />

einer Maßnahme der Vorzug zu geben, die dem Schutz der menschlichen<br />

Gesundheit und/oder der Umwelt förderlich ist.<br />

steht der Verwirklichung dieses wichtigen sozialpolitischen Aspekts<br />

diametral entgegen. Darüber hinaus hat die öffentliche Hand zwingend<br />

das aus dem Arbeitnehmerschutz stammende „Substitutionsgebot“ zu<br />

beachten, wonach krebserzeugende Arbeitsstoffe nicht verwendet werden<br />

dürfen, wenn mit vertretbarem Aufwand ein gleichwertiges Arbeitsergebnis<br />

mit nicht gefährlichen Arbeitsstoffen erreicht werden kann, ¬<br />

gegenständlich beispielsweise die Heranziehung von zertifizierter Mineralwolle<br />

anstelle von „nicht nichtfreigezeichneter“ Mineralwolle. Im<br />

Ergebnis ist der öffentliche Einkauf nicht freigezeichneter Mineralwolleprodukte<br />

mit einer sozialen Beschaffung („potenziell karzinogenen Gefahr“)<br />

und einer umweltgerechten Beschaffung („gefährlicher Abfall“)<br />

nicht in Einklang zu bringen beziehungsweise ist der Beschaffung von<br />

freigezeichneter Mineralwolle somit klar der Vorzug zu geben.<br />

Umweltgerechtheit der Leistung<br />

In vergaberechtlicher Hinsicht schlägt dieses Vorsorgeprinzip gleich<br />

mehrfach durch und verpflichtet den öffentlichen Auftraggeber im Ergebnis<br />

dazu, nur freigezeichnete Mineralwolleprodukte zuzulassen. So<br />

ist bei Ausschreibungen zwingend auf die „Umweltgerechtheit der Leistung“<br />

Bedacht zu nehmen. Nichtfreigezeichnete Mineralwolle ist jedoch<br />

als „gefährlicher Abfall“ iSd AVVO zu qualifizieren (potenzielle Gefahr<br />

für die Gesundheit und/oder die Umwelt), der ähnlich den Vorgaben für<br />

asbesthaltige Abfälle entsorgt und abgelagert werden muss. Darüber<br />

hinaus kann im Vergabeverfahren auch auf sozialpolitische Belange<br />

Bedacht genommen werden. Öffentliche Auftraggeber haben somit die<br />

gesetzliche Möglichkeit, im Rahmen der Auftragsvergabe auf ein weites<br />

Spektrum sozialer Anliegen Rücksicht zu nehmen. Ein derartiges soziales<br />

Anliegen ist zweifellos auch die Gewährleistung einer höchstmöglichen<br />

Sicherheit der Arbeitnehmer.<br />

Substitutionsgebot<br />

Die Verwendung von nichtfreigezeichneten Mineralwolleprodukten<br />

mit einer – gesetzlich verankerten – potenziellen karzinogenen Gefahr<br />

Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />

156 ImmoFokus


Zum Autor<br />

David Suchanek ist Partner bei der Niederhuber & Partner<br />

Rechtsanwälte und seit 12 Jahren im Bereich des Umweltrechts<br />

tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Produkt-<br />

und Abfallrecht sowie im Anlagenrecht.<br />

Rechtssicher Dämmen<br />

Kommentar: David Suchanek<br />

Vorliegender Beitrag zeigt zwei wichtige Aspekte im Hinblick auf<br />

Mineralwollen (Glas- und Steinwolle) auf, die es beim Einbau sowie bei<br />

einem künftigen Rückbau dieser Materialen für Bauherren und Baufirmen<br />

zu beachten gilt. Und eines kann schon vorweggenommen werden:<br />

Die Verwendung von Mineralwolle mit anerkannten Gütezeichen macht<br />

Bauen rechtssicherer.<br />

Zunächst ist ein Blick in das europäische Chemikalienrecht sowie das<br />

österreichische Arbeitnehmerschutzrecht geboten. Beide Regelungsregime<br />

stufen Mineralwolle grundsätzlich als Material ein, das unter dem<br />

Verdacht steht, krebserzeugendes Potential zu besitzen. Gleichzeitig<br />

normieren diese Regelungen aber auch Ausnahmen. Ist eine dieser Ausnahmen<br />

erfüllt, besteht der Verdacht auf krebserzeugendes Potential<br />

nicht. Mineralwolleprodukte, die mit dem RAL-Gütezeichen oder dem<br />

EUCEB-Markenzeichen gekennzeichnet sind, belegen, dass eine dieser<br />

Ausnahmen besteht und somit kein Verdacht auf krebserzeugendes<br />

Potential gegeben ist.<br />

Arbeitnehmerschutz<br />

Unabhängig davon, dass man als Bauherr wohl nur solche Produkte<br />

einbauen möchte, die nicht unter dem Verdacht stehen, krebserzeugendes<br />

Potential zu haben, gibt es auch eine Regelung, die dies<br />

verbietet: §42 des Arbeitnehmerschutzgesetzes in Verbindung mit<br />

§11 Grenzwerteverordnung 2021 normiert nämlich ein sogenanntes<br />

Substitutionsgebot. Konkret bedeutet das, dass Mineralwolleprodukte,<br />

die den Freibeweis, wie zum Beispiel durch eines der genannten<br />

Gütesiegel, nicht erbringen können, nicht von Arbeitnehmern<br />

eingebaut werden dürfen. Liegt keines der Gütezeichen vor, müsste<br />

ein aufwendiger Freibeweis angetreten werden, der wohl nur schwer<br />

erbracht werden kann. Diese Regelung ist an die ausführenden Bauunternehmen<br />

als Arbeitgeber adressiert, bei deren Nichteinhaltung<br />

Verwaltungsstrafen drohen.<br />

Abfallrechtliche Vorgaben<br />

Auch im Abfallrecht (wenn das Gebäude saniert oder rückgebaut wird)<br />

kommt es wieder darauf an, ob das ursprünglich eingebaute Mineralwolleprodukt<br />

eine der Ausnahmen erfüllt, also nicht dem Verdacht<br />

unterliegt, krebserzeugendes Potential zu haben. Anhang 2 Abfallverzeichnisverordnung<br />

2020 ordnet Abfälle von Mineralwollen, die mit<br />

dem RAL-Gütezeichen oder dem EUCEB-Markenzeichen gekennzeichnet<br />

sind, der nicht gefährlichen Abfallart SN31416 zu. Abfälle von Mineralwollen,<br />

die diesen Nachweis nicht erbringen können, unterliegen<br />

im Zweifel der Einstufung als gefährlicher Abfall und damit strengeren<br />

Anforderungen bei ihrer Entsorgung als nicht gefährlicher Abfall. Es<br />

liegt auf der Hand, dass die strengeren Vorgaben für gefährliche Abfälle<br />

zu höheren Entsorgungskosten führen können.<br />

Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

157


ImFokus<br />

158 ImmoFokus


Örag sichert sich<br />

Copa Real <strong>2022</strong><br />

Copa Real <strong>2022</strong>. In einem packenden Finale bezwang der diesjährige Champion<br />

Teamneunzehn in der Verlängerung mit 3:2. Vorjahressieger Buwog setzte sich im Spiel<br />

um Platz drei gegen Glorit mit 3:0 durch.<br />

Z<br />

wei Wochen vor dem Champions<br />

League Finale und wenige Tage vor<br />

dem Endspiel der Euro League wurde<br />

in der Westside Soccer Arena um<br />

den wichtigsten und prestigereichsten Fußballpokal<br />

der heimischen Immobilienbranche gespielt:<br />

den Copa Real. 17 Teams waren bei traumhaftem<br />

Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen<br />

in Wien-Penzing angetreten und schnell<br />

war klar, dass das hohe Niveau der Vorjahre heuer<br />

nochmals übertroffen werden sollte. Viele Mannschaften<br />

hatten sich akribisch vorbereitet, der<br />

Kreis der Favoriten war nicht kleiner geworden.<br />

Kurz: Es war angerichtet. Einem weiteren fußballerischen<br />

Highlight stand nichts im Wege.<br />

In der Gruppe A fegte Teamneunzehn durch<br />

die Vorrunde und ging in sieben von acht Spielen<br />

als Sieger vom Platz und das bei keiner einzigen<br />

Niederlage. Besonders erwähnenswert<br />

waren unter anderem ein 11:2 gegen Colliers,<br />

ein 8:1 gegen Wieninvest sowie ein 6:0 gegen<br />

Planradar. Ebenfalls in starker Form präsentierte<br />

sich Titelverteidiger Buwog, der die Vorrunde<br />

mit sechs Siegen, einem Unentschieden<br />

und einer Niederlage beendete. Letztere fiel<br />

denkbar knapp aus: Im ersten großen Highlight<br />

des Nachmittags musste sich das Team<br />

des Wohnbauspezialisten Teamneunzehn mit<br />

5:6 geschlagen geben. Davor zeigte man unter<br />

anderem Colliers (12:0), Wieninvest (10:3) und<br />

Auris (6:1) doch recht deutlich die Grenzen auf.<br />

Aber auch 3SI Immogroup, Otto Immobilien<br />

und TPA erhoben in Gruppe A sichtbaren Anspruch<br />

auf den Titel.<br />

Als absolut titelwürdig präsentierte sich in der<br />

Vorrunde in Gruppe B mit sieben Siegen in<br />

sieben Spielen die Örag, die erfreulicherweise<br />

von einer Frau verstärkt wurde. Diese erwies<br />

sich als alles andere als eine Lückenfüllerin<br />

und setzte immer wieder spielerische Akzente.<br />

Besondere Verstärkung holte sich im Übrigen<br />

auch die Wieninvest: Wenngleich Austria<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

159


ImFokus<br />

3SI IMMOGROUP 6B47 AON<br />

AURIS BUWOG CC REAL<br />

COLLIERS EHL EY<br />

GLORIT ÖRAG IMMOBILIEN OTTO IMMOBILIEN<br />

160 ImmoFokus


PLANRADAR<br />

SCHINDLER<br />

TEAMNEUNZEHN<br />

TPA<br />

WIENINVEST<br />

Wien-Legende und Jahrhunderttorschütze Felix<br />

Gasselich, wie er dem ImmoFokus im Interview<br />

verriet, mit seinem Auftritt alles andere<br />

als zufrieden war. Er gelobte, beim nächsten<br />

Mal mehr zu trainieren, woraus zu schließen<br />

war, dass er wohl einen längerfristigen Vertrag<br />

bei der Wieninvest unterschrieben hatte.<br />

Halbfinal-Ticket gebucht<br />

Neben der Örag waren in der Vorrunde in<br />

Gruppe B auch Glorit und 6B47 stark unterwegs.<br />

Sie mussten sich nur zwei Mal geschla-<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

161


ImFokus<br />

gen geben – wenig überraschend verloren sie<br />

beide gegen die Örag. Während 6B47 mit 2:3<br />

verlor, bekam Glorit zwei Mal „eingeschenkt“.<br />

Im direkten Aufeinandertreffen behielt wiederum<br />

Glorit mit 1:0 die Oberhand. Im letzten<br />

Spiel der Vorrunde verlor der spätere Vierte<br />

etwas überraschend mit 2:4 gegen AON. Da<br />

auch 6B47 im letzten Spiel gegen die Örag<br />

als Verlierer vom Platz ging – konkret mit<br />

2:3 – war das Ticket ins Halbfinale dennoch<br />

gebucht.<br />

Im Anschluss ginge es um den Einzug ins<br />

Finale: Im Spiel des Ersten der Gruppe A<br />

gegen den Zweiten der Gruppe B setzte sich<br />

Teamneunzehn gegen Glorit klar mit 4:0<br />

durch. Im Parallelspiel beziehungsweise einer<br />

ersten Vorentscheidung schlug die Örag<br />

(Erster Gruppe B) die Buwog (Zweiter Gruppe<br />

A) mit 7:3. Das Team des Wohnbauspezialisten<br />

zeigte sich jedoch unmittelbar nach dem<br />

Abpfiff mit der Leistung des Unparteiischen<br />

alles andere als glücklich, und auch die Copa<br />

Real-Funktionäre mussten beschwichtigend<br />

eingreifen. Doch die Emotionen sollten sich<br />

rasch beruhigen und man räumte ein, gegen<br />

die Besseren verloren zu haben.<br />

Im Spiel um Platz drei setzte sich der Vorjahressieger<br />

Buwog gegen Glorit relativ klar mit<br />

162 ImmoFokus


TORSCHÜTZENKÖNIG EDI BRAHIMI (BUWOG)<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

163


ImFokus<br />

Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

164 ImmoFokus


3:0 durch. Als Final-würdig präsentierte<br />

sich das unmittelbar darauffolgende Aufeinandertreffen<br />

von Teamneunzehn und Örag.<br />

Lange Zeit sahen die „Grünen“ (Teamneunzehn)<br />

wie sichere Sieger aus, doch der Örag<br />

gelang kurz vor dem Ende der regulären<br />

Spielzeit noch der Ausgleich zum 2:2. In<br />

der Verlängerung krönten sich die „Dunkelblauen“<br />

dann zum verdienten Halter des<br />

Copa Real <strong>2022</strong>. Bester Torschütze wurde mit<br />

20 Treffern wie im Vorjahr Edi Brahimi.<br />

Markus Ringsmuth, Kapitän von Teamneunzehn,<br />

zeigte sich als fairer Verlierer,<br />

kündigte allerdings gleich nach dem Finale<br />

an, die „Mission Copa Real“ im kommenden<br />

Jahr nochmals in Angriff zu nehmen und vor<br />

allem die Trainingsintensität drastisch zu<br />

erhöhen.<br />

Aber auch die Ansage der Örag-Spieler lässt<br />

auf ein spannendes Folgeturnier hoffen: Man<br />

habe nicht nur vor, den Titel zu verteidigen,<br />

sondern wolle sich mit einem Zweitteam<br />

auch den zweiten Platz sichern. Ob diese<br />

Ankündigung dem einen oder anderen Siegerbier<br />

geschuldet war, sei an dieser Stelle<br />

dahingestellt. Ohnehin bleibt abzuwarten,<br />

ob auch die Turnierleitung bei diesem Vorhaben<br />

mitspielen wird.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

165


Event<br />

Viele Gastgeber: Das EHL-Kernteam im Schlosspark Schönbrunn<br />

30 Jahre EHL:<br />

Geburtstagsfest mit<br />

viel Prominenz in der<br />

Orangerie Schönbrunn<br />

B<br />

ei schönstem Frühsommerwetter<br />

fand die große 30-Jahres-Geburtstagsfeier<br />

der EHL Immobilien Gruppe,<br />

gegründet 1991, mit einem Jahr<br />

Verspätung in der Orangerie Schönbrunn statt.<br />

Vielleicht lag es an der einjährigen Vorfreude auf<br />

das Fest, vielleicht am traumhaften Wetter,<br />

möglicherweise daran, dass es eine gefühlte<br />

Ewigkeit kaum Gelegenheit zum Feiern gegeben<br />

hatte, aber jedenfalls herrschte einen langen Abend<br />

über beste Stimmung unter den mehr als 600<br />

Gästen aus Wirtschaft, Kunst und Kultur, die der<br />

Einladung von Michael Ehlmaier und seinem<br />

Team gefolgt waren. Für Unterhaltung war an<br />

dem von ORF-Journalistin Rosa Lyon moderierten<br />

Abend in der eleganten Orangerie des Schloss<br />

Schönbrunns jedenfalls reichlich gesorgt. Wer<br />

sich kurze Zeit von der von DJane Colette aufgelegten<br />

Musik losreißen konnte und bei der bestens<br />

frequentierten Fotobox bereits originelle Erinnerungsfotos<br />

hatte knipsen lassen, konnte sich<br />

bei einer Fiakerfahrt durch den Schlosspark in<br />

die Zeit der barocken Schlossfeste aus Kaisers<br />

Zeiten versetzen lassen. <br />

Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

166 ImmoFokus


EHL-Gäste bei Kutschenfahrt durch den Schlosspark<br />

Michael Ehlmaier, Robert Löw (LLB), Daniel Riedl (Vonovia/BUWOG),<br />

Karina Schunker (EHL Wohnen), Franz Pöltl (EHL Investment Consulting)<br />

Immobilenrechtsexperte<br />

Christoph Kothbauer, Anton<br />

Holzapfel (ÖVI), Andrea<br />

Dissauer (EHL Immobilien<br />

Management), Harald<br />

Kopertz (Auris), Markus<br />

Mendel (EHL Investment<br />

Consulting), Michael<br />

Ehlmaier, Franz Pöltl (EHL<br />

Investment Consulting),<br />

Dieter Wasserburger<br />

(REWE)<br />

Familie Ehlmaier beim Tortenanschnitt<br />

Herwig Schwarz (Strabag Real Estate), Hans-Peter Weiss<br />

(BIG), Christine Dornaus (Wiener Städtische), Michael und<br />

Manuela Ehlmaier, Josef Ostermayer (Imfarr)<br />

Franz Pöltl (EHL Investment Consulting), Ferdinand Spies (Art Invest), Astrid Grantner (EHL<br />

Immobilien Bewertung), Mark Leiter (Art Invest), Markus Mendel (EHL Investment Consulting)<br />

Fotos: EHL Immobilien<br />

Nemat und Nazli Farrokhnia (Imfarr), Peter Schaider sen.<br />

(Auhof Center/Riverside), Josef Ostermayer (Imfarr)<br />

Cathy Nimni mit<br />

Kulturmanager Daniel<br />

Serafin, Peter Ulm<br />

(allora Immobilien),<br />

Petra Teufelsdorfer,<br />

Rechtsanwalt Stefan Artner<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

167


Events & Awards<br />

Die Partys der<br />

Immobilien-Society<br />

AFULL HOUSE BEI DER<br />

ATTENSAM SUMMERTIME<br />

Attensam lud ins Strandrestaurant wake_up an der<br />

Neuen Donau. Auf der Speisekarte standen unter<br />

anderem Halloumi, Marinierter Tofu, Schweinssteak,<br />

Hühnerkeule oder Zanderfilet. Stimmungsvoller<br />

Auftakt der Attensam Summertime war die<br />

offizielle Eröffnung durch Geschäftsführer Oliver<br />

Attensam, der sich sehr freute, gemeinsam mit<br />

Kunden und Partnern den nahenden Sommer gebührlich<br />

einzuläuten.<br />

„Die Menschen haben nach zwei Jahren Pandemie<br />

das Bedürfnis, wieder unter die Leute zu kommen<br />

– es ist schön zu sehen, dass so viele Gäste unserer<br />

Einladung zur Summertime gefolgt sind: Die<br />

Möglichkeit, sich mit anderen aus der Immobilienbranche<br />

spontan auszutauschen, ob nun im Vier-<br />

Augen-Gespräch oder in einer größeren Runde mit<br />

Kollegen, haben viele genutzt“, so Oliver Attensam.<br />

168 ImmoFokus


LEYRER+GRAF<br />

CHARITY TURNIER<br />

Bei strahlendem Wetter und frühsommerlichen<br />

Temperaturen haben rund 70 Teilnehmer<br />

beim 2. Leyrer + Graf Charity Golfturnier<br />

vergangenen Samstag im Golfclub<br />

Weitra-Hausschachen teilgenommen. Der<br />

Gesamterlös von 10.000 Euro wurde an die<br />

St. Anna Kinderkrebsforschung gespendet.<br />

Eine besondere Herausforderung wartete<br />

auf die Teilnehmer am Loch 19, denn passend<br />

für ein Bauunternehmen, hatte man<br />

gegen eine kleine Spende drei Versuche in<br />

eine Mischmaschine zu chippen. Mit einem<br />

erfolgreichen Treffer nahm man an einer<br />

Tombola teil. Als kleine Erschwerniszulage<br />

mussten die Spieler den Golfhandschuh<br />

gegen Bauhandschuhe tauschen und einen<br />

Bauhelm aufsetzen.<br />

38 bewährte Namen<br />

als Garant für erfolgreiche Architektur.<br />

Amin Abdel-Kader, Andreas Ettmayer, Andreas Hawlik, Andreas Westhausser,<br />

Anna Arens-Hawlik, Bernhard Schnetz, Daniela Manolova, Evgeni Gerginski,<br />

Evgenia Shekerova, Fabian Siedl, Georg Denninger, Johann Peck, Johannes Newald,<br />

Josef Ulram, Julia Palyoova, Karin Rezar, Kenan Yildirim, Krisztina Adamy,<br />

Malina Malinova, Margarita Linkova, Mariana Borisova, Mariya Lecheva,<br />

Martin Sirakov, Manuel Wachter, Michael Pitsch, Miranda Grasberger,<br />

Natalia Scharaeva, Neda Zaghian, Nikolaus Gutscher, Radomir Racic,<br />

Rene Stadler, Serden Sürmeli, Sladjana Petrusic, Tuba Cetindag,<br />

Vanessa Werner, Viktoria Khoshobin, Yanaki Yordanov, Yoanna Pometkova<br />

eins und eins ist drei<br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

169


Events & Awards<br />

AND THE WINNERS ARE …<br />

... hieß es am 14. Juni im Stöckl am Park, wo bei ausgezeichneter<br />

Stimmung und frühsommerlichem Wetter<br />

der Ausbildungspreis der FMA I IFMA Austria verliehen<br />

wurde.<br />

Bereits zum 19. Mal wurde der Preis in drei Kategorien<br />

an Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten, die in Bezug<br />

auf Wissenschaftlichkeit, Praxisrelevanz und Innovationsgrad<br />

herausragend sind, vergeben. Heuer wurde<br />

erstmals die Aufmerksamkeit auch auf Arbeiten, deren<br />

Themen eine direkte oder indirekte Auswirkung auf die<br />

„Nachhaltigkeitsbilanz“ von Gebäuden haben, gerichtet.<br />

Der Hauptpreis ging an Dominik Maierhofer, Absolvent<br />

der TU Graz, für seine Masterarbeit mit dem Titel<br />

„On the Environmental Sustainability of Buildings“ Im<br />

Anschluss an die Verleihung ging es in den Garten, wo<br />

das traditionelle Sommerfest wieder viel Raum für Austausch<br />

und angeregte Gespräche gab..<br />

Bei den Vorstandswahlen im Rahmen der ordentlichen<br />

Mitgliederversammlungen der FMA I IFMA Austria, die<br />

am Nachmittag stattfanden, wurde Mikis Waschl zum<br />

neuen Präsidenten der IFMA Austria gewählt. Gemeinsam<br />

mit Doris Bele, die als Vorstandsvorsitzende der<br />

FMA bestätigt wurde, werden die beiden wichtige Themen<br />

vorantreiben.<br />

170 ImmoFokus


PROPSTER.SOMMERFEST<br />

Der Sommer <strong>2022</strong> hat wieder das möglich gemacht,<br />

was lange Zeit nicht möglich war oder<br />

nur unter strikten Auflagen. Auch Propster hat<br />

es sich nicht nehmen lassen und endlich das<br />

lange geplante Kunden-Event von 2020 umgesetzt.<br />

Ort des Schauplatzes war wie schon<br />

2019 der Schauraum der Vola Vertriebs GmbH.<br />

Das zahlreiche Publikum eine interessierte<br />

Mischung aus Immobilienprojektentwicklern<br />

und Architekten sowie auch Kooperationspartnern,<br />

Investoren und Maklern. Gleich zu<br />

Beginn wurde ein Thema in Form einer Podiumsdiskussion<br />

vorgegeben, welches dann<br />

in diversen Konstellationen vertieft wurde.<br />

Moderiert wurde die Diskussion von Martin<br />

Szelgrad. Speaker waren, Kerstin Robausch -<br />

Head of Development und Prokuristin bei der<br />

Value One, Susanne Formanek- IBO Präsidentin,<br />

Willi Tuscher - Geschäftsführer von Vola<br />

und Propster CEO & Founder Milan Zahradnik.<br />

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Innovationen fördern.<br />

Werte pflegen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

171


Events & Awards<br />

QUESTER-SPARGELFEST<br />

Nach einer zweijährigen, coronabedingten Pause fand am 10.<br />

Juni bereits zum 28. Mal das traditionelle Quester-Spargelfest<br />

statt. Zahlreich und gut gelaunt erschienen die Gäste aus der<br />

heimischen Baubranche. Das kulinarische Highlight: Spargel in<br />

vielen köstlichen Varianten.<br />

Am 10. Juni lud Baustoff- und Fliesenhändler Quester<br />

Kund:innen, Lieferant:innen und Freund:innen des Hauses zum<br />

jährlichen Branchentreff. Mehr als 400 Gäste erschienen beim<br />

Spargelbauern Mazzucato-Theuringer in Raasdorf und genossen<br />

die entspannte Atmosphäre. Barbara Bernsteiner, die im Vorjahr<br />

die Geschäftsführung bei Quester übernahm: „Es war schön, hier<br />

alle wieder persönlich begrüßen zu dürfen. Das Spargelfest hat<br />

eine besondere Tradition in der Branche und bietet die ideale Gelegenheit<br />

zum Austausch abseits der täglichen Arbeitsroutine.<br />

Wir freuen uns auch über den Besuch aus den Bundesländern,<br />

der bestätigt, wie besonders diese Veranstaltung ist.“<br />

CONNECTEN<br />

Unter dem Motto „Connect - good to be back“ lud Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda am 19. Mai zur Jubiläumsfeier auf der Rooftop-<br />

Terrasse des Justizcafés. Nach zwei Jahren Pandemie gab es mehr als genug Gründe für den Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda zu<br />

feiern: 50 Jahre am Büromarkt, 30 Jahre in der Planung und Beratung, 20 Jahre Lehrtätigkeit, 10 Jahre seit der Gründung der ersten internationalen<br />

Niederlassung in München und vieles mehr. „CONNECTED“ wurde von den beiden Geschäftsführern Andreas Gnesda und Oliver Bertram zum Motto<br />

des Abends erklärt. Connecten unter den Gästen konnten sich u.a. Gabriele Straka, Mitglied des Vorstandes der Brauunion, Architekt Markus Spiegelfeld,<br />

ZHS-Manager Jürgen Scheicher, RWA-Immobilienchef Karl Hofbauer, WKÖ-Personalchef Christoph Mandl, Aufsichtsrätin Christine Catasta,<br />

Firmenkundenchefin Michaela Rammel von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Digital-Unternehmer Lorenz Edtmayer, GF EHL Gewerbeimmobilien<br />

Stefan Wernhart, CBRE Manager Patrick Schild und Nationalratsabgeordnete Bettina Rausch.<br />

172 ImmoFokus


THE REAL 100<br />

Die Digital Real Estate Marketing Agentur enteco empfing<br />

zum 8. Mal bei #TheREAL100 bei blendendem Wetter<br />

100 Immobilienprofis. Das edle Event fand dieses Mal in<br />

den modernen Räumlichkeiten der Buwog Group statt.<br />

Die persönlich geladenen Gäste lauschten einer Keynote<br />

zum Thema „Die Gegenwart aus der Zukunft denken“ des<br />

renommierten Vordenkers Prof. Dr. René Schmidpeter<br />

um sich im Nachgang in entspannter Atmosphäre über<br />

gelebte Nachhaltigkeit austauschen.<br />

In seinem Vortrag sprach der Wirtschaftswissenschafter<br />

über die Risiken verpasster Nachhaltigkeit und die<br />

wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Chancen für<br />

Unternehmen, die sich heute bereits damit beschäftigen,<br />

welchen Effekt ihr Handeln morgen haben wird. „Nachhaltigkeit<br />

ist rentabler als kurzfristiges Profitstreben, nicht<br />

nur ökologisch und sozial, sondern auch wirtschaftlich!“<br />

so Schmidpeter, der eine Professur für Nachhaltiges Management<br />

an der UI München innehat, und spielt damit<br />

auf die Notwendigkeit des Umdenkens für Unternehmen<br />

an, Prozesse von hinten an zu denken.<br />

In der neuen Location, dem edlen Hauptsitz der BUWOG<br />

am Rathausplatz fanden sich geladene Top-Gäste der<br />

Immobilienbranche ein, gesehen wurden unter anderem<br />

Roland Schmid (RS Group/IMMOunited), Sascha Haimovici<br />

(Immocontract), Martina Hirsch (s REAL), Karina<br />

Schunker (EHL Wohnen), Roland Pichler (Die Wohnkompanie),<br />

Friedrich Csörgits und Sabina Berloffa (APROM<br />

Real Estate Group).<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

173


Events & Awards<br />

VIENNA AIRPORT BUSINESS NIGHT<br />

Über 300 interessierte Gäste aus den Bereichen Wirtschaft,<br />

Politik, Kultur und Gesellschaft verfolgten die<br />

spannenden Beiträge mit Statements der Flughafen<br />

Wien-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner, sowie<br />

von Wolfgang Scheibenpflug, Bereichsleiter des Immobilien-<br />

und Standortmanagements der Flughafen Wien<br />

AG. Mit großem Interesse verfolgten die Eventgäste den<br />

Vortrag von Stefan Karner (Ludwig Boltzmann-Institut<br />

für Kriegsfolgenforschung) zu den aktuellen Entwicklungen<br />

und möglichen geopolitischen Folgen des Ukraine-<br />

Krieges. Unter den zahlreichen Eventgästen dabei waren<br />

unter anderem: Spitzengastronom Toni Mörwald,<br />

Helmut Saller (Swatch Group), Gerhard Starsich (Münze<br />

Österreich), Annette Mann (Austrian Airlines), Roland<br />

Falb (Roland Berger), Daniel Serafin (Kulturmanager),<br />

Christian Pöttler (Echo Medienhaus), Marcin Kotlowski<br />

(WH Medien) und viele mehr.<br />

174 ImmoFokus


Buchtipps<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

NEU!<br />

Florian Knotek<br />

172 Seiten<br />

ISBN: 9783707344974<br />

Linde Verlag | <strong>2022</strong><br />

€ 39,00<br />

Immobilienmaklerrecht kompakt<br />

Immobilienmakler sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Veräußerer oder Vermieter und Interessenten einer<br />

Immobilie oder eines Grundstücks. Sie haben zahlreiche Aufgaben und Funktionen. Dabei sind Aufgabenprofil<br />

und Tätigkeitsfeld weit gestreut und umfassen unter anderem die Vermittlung von Eigentumswohnungen,<br />

Geschäftsräumlichkeiten, klassischen Bestandverhältnissen oder andere auf Liegenschaften bezogene Rechte wie<br />

Pacht oder Fruchtgenuss. Ebenso breit gefächert sind auch die Rechte und Pflichten der Immobilienmakler, die sowohl<br />

Quereinsteiger als auch erfahrene Profis immer wieder mit Fragen konfrontieren. Dieser praktische Leitfaden geht<br />

unter anderem auf praxisrelevante Themen wie den Maklervertrag, Provisionsanspruch, Haftung und Rechtsfolgen<br />

und steuerrechtliche Grundlagen ein. Die jeweils geltenden Rechtsvorschriften werden gut strukturiert sowie einfach<br />

und verständlich aufgeschlüsselt, sodass alle Fragen sowohl praxisnah als auch rechtlich fundiert beantwortet werden.<br />

Auch auf die häufigsten Fallen und Fehler in der Praxis wird eingegangen. Zahlreiche Musterformulare runden das<br />

Gesamtpaket ab..<br />

627 Seiten<br />

ISBN: 9783707345452<br />

Linde Verlag | <strong>2022</strong><br />

€ 59,00<br />

Eveline Artmann, Thomas Bieber, Michael Mayrhofer,<br />

Niklas Schmidt, Michael Tumpel<br />

Crypto Assets<br />

Dieses Werk informiert über Kryptowerte aus rechtlicher<br />

und steuerrechtlicher Sicht. Neue Technologien führen<br />

immer auch zu neuen rechtlichen Fragestellungen. Dies<br />

gilt auch für die sogenannten „Crypto Assets“, in deren<br />

Kontext noch zahlreiche rechtliche Fragen ungeklärt sind<br />

und noch keine gefestigte Rechtsprechung existiert. In verschiedenen Bereichen gibt<br />

es daher Bestrebungen, „Crypto Assets“ fassbar zu machen und in das bestehende<br />

Normengefüge einzugliedern. So wurden im Zuge der ökosozialen Steuerreform <strong>2022</strong><br />

gesetzliche Regelungen für die Besteuerung von Kryptowährungen geschaffen, um<br />

diese an die Besteuerung von sonstigem Kapitalvermögen anzugleichen. Das Buch<br />

bietet eine spannende Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Materie und erörtert<br />

wesentliche Fragen im Zusammenhang mit „Crypto Assets“ aus unterschiedlichen<br />

rechtlichen Blickwinkeln. Der Themenbogen reicht dabei von der zivilrechtlichen<br />

Einstufung über gesellschafts- und aufsichtsrechtliche Fragestellungen bis hin zur<br />

steuerrechtlichen Behandlung und möglichen strafrechtlichen Risiken. Nutzen Sie das<br />

Expertenwissen und bleiben Sie auf dem Laufenden!<br />

576 Seiten<br />

ISBN: 9783707335798<br />

Linde Verlag | <strong>2022</strong><br />

€ 89,00<br />

Martin Koczy, Matthias Nödl<br />

Fachlexikon Begriffe<br />

im Bauprozess<br />

Das Lexikon bietet rund 2.000 juristische<br />

und technische Begriffe und Fachausdrücke,<br />

die für Juristen und Techniker in<br />

Zusammenhang mit dem Bauprozess relevant sind. Doch das durch<br />

zahlreiche Abbildungen und Skizzen ergänzte Nachschlagewerk beschränkt<br />

sich nicht nur auf die Auflistung und Auslegung von Begriffen<br />

des Bauprozesses. Vielmehr bringt es Juristen, Technikern und<br />

sonstigen Interessierten das praktische Verständnis von Fachtermini<br />

des Bauprozesses aus unterschiedlichen Blickwinkeln anhand von<br />

nützlichen Tipps für die tägliche Praxis und Verweisen auf Judikatur<br />

und Behördenpraxis näher. Ein leicht verständlicher, von erfahrenen<br />

Fachexperten aus Recht und Baupraxis verfasster Leitfaden, der in<br />

keiner Bibliothek fehlen darf!<br />

Herbert Gartner, Nikolaus Humpel, Johannes Stabentheiner, Andreas Vonkilch<br />

Wohnrecht <strong>2022</strong> – Band I + II<br />

Während die jährliche Gesetzesausgabe in Band 1 des „Wohnrechts“ in bewährter Form alle wichtigen<br />

Wohnrechtsgesetze (Stand 1. 1. <strong>2022</strong>) inklusive aller Neuerungen (Novellen, Entscheidungen, Literatur) bietet,<br />

komplettiert das Jahrbuch in Band 2 die <strong>Ausgabe</strong> mit umfassenden Informationen zum aktuellen Wohnrecht (MRG,<br />

WEG, WGG), Bauträgervertragsrecht sowie Immobiliensteuerrecht und Fachbeiträgen zu:<br />

• Die WEG-Novelle <strong>2022</strong>, das MPFLG und weitere erfolglose Normenkontrollanträge<br />

• Die Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen gegen den Bauträger im Wohnungseigentumsrecht<br />

• ÖNORM B1802-1, eine Überarbeitung der Überarbeitung<br />

760 Seiten<br />

ISBN: 9783214021429<br />

Manz Verlag | <strong>2022</strong><br />

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

175


Branchen & Services<br />

Kritische Wahrnehmung<br />

der Immobilienbranche<br />

Emotionale Diskussion: Leerstandsabgaben, Bestellerprinzip und die verschärfenden Maßnahmen bei der<br />

Kreditvergabe sind Instrumente, die den Wohn- und Immobilienmarkt regulieren sollen.<br />

Im Netz werden sie emotional diskutiert.<br />

O<br />

bwohl das Angebot an neuen<br />

Wohnungen die Nachfrage übersteigt,<br />

gehen sowohl die Mieten<br />

als auch die Preise für Eigentum<br />

in Österreich nach oben. Leerstandsabgaben,<br />

Bestellerprinzip und die verschärfenden Maßnahmen<br />

bei der Kreditvergabe sind Instrumente,<br />

die den Wohn- und Immobilienmarkt regulieren<br />

sollen. Im Netz werden sie emotional diskutiert.<br />

Eine Bestandsaufnahme der Brand Intelligence<br />

Agentur „OBSERVER“.<br />

Die Branche beklagt sich schon seit längerem<br />

über steigende Baukosten (255 Clippings<br />

Print und Online) bei mangelnder Verfügbarkeit<br />

durch unterbrochene Lieferketten<br />

(93 Clippings Print und Online). Gleichzeitig<br />

werden auch steigende Zinsen in journalistischen<br />

Beiträgen thematisiert (142 Clippings<br />

Print und Online).<br />

Betrachtet man das Sentiment der österreichischen<br />

Bevölkerung zum Thema „Immobilien“<br />

auf Twitter, so wiederholt sich die<br />

Tendenz. 19,8 Prozent negative Ergebnisse<br />

stehen 10,1 Prozent positiven gegenüber. Im<br />

vergangenen Jahr war die Verteilung von<br />

positiven und negativen Resultaten noch<br />

sehr ausgeglichen. Dementsprechend berichten<br />

255 Print- und Onlineartikel im Laufe<br />

dieses Jahres von einer „Immobilienkrise“.<br />

Bei einem Medientypenverhältnis von zwei<br />

Dritteln Web- und einem Drittel Printergebnissen<br />

ist diese Thematik etwas unausgeglichen.<br />

Die berechnete potentielle Reichweite<br />

an Lesern der Krisenberichterstattung liegt<br />

bei etwa 400 Millionen. Das Zusammenfallen<br />

mehrerer Problematiken bewegt in dieser<br />

Sache jedenfalls die Bevölkerung und die Immobilienbranche<br />

seit Jahresbeginn.<br />

Gegenmaßnahmen und Lösungsansätze<br />

sind für eine nüchterne Debatte essenziell.<br />

Mit 1.900 Beiträgen stehen Online-Artikel<br />

zur Leerstandabgabe im medialen Fokus.<br />

An zweiter Stelle folgt die Berichterstattung<br />

zum Bestellerprinzip, welches seit Anfang<br />

des Jahres 725 Berichte und Posts im Netz<br />

generierte. Die Verschärfungskriterien bei<br />

Kreditvergabe stehen kurz vor der Umsetzung<br />

und sind auch medial mit 239 Berichten<br />

ein wichtiges Thema. Besonders negativ wird<br />

in der Online-Berichterstattung das Thema<br />

Leerstandsabgabe gesehen. Positiv hingegen<br />

finden viele Autoren und User sogar die verschärften<br />

Kriterien bei der Kreditvergabe. So<br />

könnten diese zu einer preislichen Entspannung<br />

beim Immobilienkauf führen.<br />

Um verschiedene Problematiken in der<br />

Immobilienbranche aufzulösen, werden unterschiedliche<br />

Maßnahmen gesetzt. Mit der<br />

Abschaffung der Maklerprovision für Mieterinnen<br />

und Mieter sollen diese unterstützt<br />

werden. Ins Visier genommen wird auch das<br />

Problem des Leerstands – Salzburg will schon<br />

bis Jahresende eine umstrittene Abgabe für<br />

nicht genutzten Wohnraum auf den Weg<br />

bringen.<br />

Sicherlich braucht es einen präzisen und<br />

nüchternen Blick auf Gegenwart und Zukunft<br />

sowie den Dialog über eine ehrliche<br />

und mutige Bestandsaufnahme, um die Problematiken<br />

zu entschärfen. Leerstandsabgaben,<br />

Bestellerprinzip und die Anpassung der<br />

Kreditvergabekriterien werden emotional<br />

diskutiert, und das wird voraussichtlich auch<br />

weiterhin so bleiben.<br />

*Die Medienresonanzanalyse über die<br />

Branchenkommunikation wird exklusiv von<br />

der Brand Intelligence Agentur „OBSERVER“<br />

zur Verfügung gestellt. In die Analyse fließen<br />

die Berichterstattungen der Print- und<br />

Onlinenewspaper, -magazine, Newsseiten, Radio<br />

und TV sowie Presseaussendungen in Österreich<br />

ein. Der Beobachtungszeitraum umfasst das erste<br />

Halbjahr <strong>2022</strong>.<br />

176 ImmoFokus


<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />

177


ImmoFokus.Rubrik<br />

IMPRESSUM<br />

Vorschau<br />

Lesen Sie im ImmoFokus<br />

<strong>Ausgabe</strong> 04/<strong>2022</strong><br />

Office 2<strong>03</strong>0. New World of Work - Kaffehaus- statt<br />

Büroatmosphäre; EXPO - SnapShot Immobilienmarkt,<br />

Projekt-Pipeline Österreich; Die wichtigsten<br />

Marktteilnehmer – Die Etablierten & Newcomer<br />

Interviews mit österreichischen Experten und<br />

internationalen Entscheidungsträgern<br />

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Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Lisa Grüner<br />

Grafik<br />

Sophie Frenzel<br />

Lektorat<br />

Dr. Melanie Knünz<br />

Michaela Hocek<br />

Ingeborg Morawetz, BA<br />

Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />

Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz,<br />

Charles Steiner, sowie die Kommentatoren<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: September <strong>2022</strong><br />

Täglich top informiert: www.immo-timeline.at<br />

Den ImmoFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />

Sales & Relation<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,<br />

Gabriel Alarcón - Rizar<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />

178 ImmoFokus


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