Ausgabe 03/2022 (53 MB)
| Weiterwachsen: Coverinterview mit Karina Schunker| Zu Tisch mit … Jenni Wenkel | Kommentare von unter anderem Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Otmar Lahodynsky, Georg Flödl, Louis Obrowsky, Martin Prunbauer, Alexander Passer, Stefan Schleicher, Martina Maly-Gärtner, Mikis Waschl, Henrik von Bothmer | Exklusiv im Interview Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath | RoundTable: Digitalisierung im Facility Management | RoundTable: Dach, Fenster, Beschattung und Fassade| Kolumnen von Jasmin Soravia, Wolfgang Fessl, Anita Körbler | Real Circle – Gesundheitsimmobilien | Über den Terrand: Der Gin und sein Tonic |
| Weiterwachsen: Coverinterview mit Karina Schunker| Zu Tisch mit … Jenni Wenkel
| Kommentare von unter anderem Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Otmar Lahodynsky, Georg Flödl, Louis Obrowsky, Martin Prunbauer, Alexander Passer, Stefan Schleicher, Martina Maly-Gärtner, Mikis Waschl, Henrik von Bothmer | Exklusiv im Interview Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath | RoundTable: Digitalisierung im Facility Management | RoundTable: Dach, Fenster, Beschattung und Fassade| Kolumnen von Jasmin Soravia, Wolfgang Fessl, Anita Körbler | Real Circle – Gesundheitsimmobilien | Über den Terrand: Der Gin und sein Tonic |
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Weiterwachsen<br />
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Karina Schunker<br />
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04 ImmoFokus
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
05
ImmoFokus.Rubrik<br />
14<br />
Wohnen im Alter<br />
Luxuriöse Alterssitze<br />
Weiterwachsen<br />
38<br />
COVERINTERVIEW<br />
MIT KARINA SCHUNKER<br />
INHALT<br />
Rubriken<br />
AUSGABE<br />
Positionen & Meinungen<br />
08 VOM HERAUSGEBER<br />
10 EDITORIAL<br />
178 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
14 BILDERSTRECKE LUXUSALTERSSITZE<br />
30 START-UP<br />
32 TOP DEAL<br />
33 PROBLEMLÖSER<br />
34 IMMOBILIE IM FOKUS<br />
35 AUFSTEIGER<br />
38 COVERINTERVIEW MIT ...<br />
Karina Schunker<br />
50 ZU TISCH MIT ...<br />
Jenni Wenkel<br />
56 WEIN UND IMMOBILIEN<br />
58 DER NATO-AMTSSITZ IN BRÜSSEL<br />
Kommentar von Otmar Lahodynsky<br />
60 LIVESTYLEALLERGENE<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
61 DIE BOTSCHAFT HÖR ICH WOHL …<br />
Kommentar von Georg Flödl<br />
62 WIE WERDEN IMMOBILIEN WERTHALTIG?<br />
Kommentar von Stefan Schleicher<br />
63 KLIMASCHUTZ JETZT ENDLICH!<br />
Kommentar von Alexander Passer<br />
64 VOX FEMINA<br />
Kommentar von Martina Maly-Gärtner<br />
65 DIGITALISIERUNG IM FM<br />
Kommentar von Mikis Waschl<br />
66 BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
67 ANREIZE SCHAFFEN!<br />
Kommentar von Michael Pisecky<br />
68 KEIN SCHERZ<br />
Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />
70 DER MARKETER<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
72 EIGENTUM BENÖTIGT RENDITE<br />
Kommentar von Louis Obrowsky<br />
74 ZIELSCHEIBE MITTELSTAND<br />
Kommentar von Martin Prunbauer<br />
76 INSEL DER SELIGEN?<br />
Kommentar von Wolfgang Fessl<br />
ImFokus:<br />
Gesundheitsimmobilien<br />
88 REAL CIRCLE<br />
Gesundheitsimmobilien<br />
94 STEIGENDER BEDARF<br />
Kommentar von Jasmin Soravia<br />
96 BLICK AUF DIE ASSETKLASSE<br />
Stabile Renditen und Sicherheit<br />
100 DIE GOLDENE GENERATION<br />
Kommentar von Henrik von Bothmer<br />
Fotos: Tertianum, Christian Meixner, Caroline Minjolie, Adobe Stock<br />
06 ImmoFokus
88<br />
Der 26. Real Circle<br />
Gesundheitsimmobilien<br />
118<br />
Über den Tellerrand<br />
Gin und Tonic aus Österreich<br />
50<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Jenni Wenkel<br />
<strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
101 INVESTMENTMARKT <strong>2022</strong><br />
Kommentar von Markus Mendel<br />
102 FRECH GESAGT<br />
Kolumne von Anita Körbler<br />
118 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Der Gin und sein Tonic<br />
123 IMMO FUTURELAB<br />
Blueprint<br />
106 VORWORT<br />
Thomas Malloth<br />
108 DAS CO 2<br />
KOSTAUFG?<br />
Magdalena Weißmann<br />
110 INFLATION<br />
Franz Gschiegl<br />
114 PATIENT ZERO?<br />
Christian Janisch<br />
116 ILLMITZER GESPRÄCHE <strong>2022</strong><br />
Das Programm<br />
126 RECYCLING-BAUSTOFFE 2<strong>03</strong>0<br />
128 DIE NULL EMISSIONSTHERME<br />
130 ÖSTERREICH IST ZU KLEIN<br />
Interview mit Silvia Schmitten-Walgenbach<br />
134 DAS TRIUMVIRAT<br />
Interview mit Alexander Bosak,<br />
Matthias Grosse und Maximilian Rath<br />
138 HOMEOFFICE FÜR MAKLER<br />
140 ROUND TABLE<br />
Digitalisierung im Facility Management<br />
146 DIALOGFORUM BAU<br />
Abriss nur als Ultima Ratio<br />
152 ROUND TABLE<br />
Dach, Fenster, Beschattung und Fassade<br />
156 MINERALWOLLE IN DER VERGABE<br />
Kommentar von Berthold Hofbauer<br />
157 RECHTSSICHER DÄMMEN<br />
Kommentar von David Suchanek<br />
158 COPA REAL <strong>2022</strong><br />
166 30 JAHRE EHL<br />
168 EVENTS<br />
175 BUCHTIPPS<br />
176 OBSERVER<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
07
Falsche<br />
Signale!<br />
„Sind auf einmal die<br />
CO2-Emissionen durch<br />
die Verfeuerung von<br />
Braunkohle kein<br />
Problem mehr?“<br />
E<br />
ergieministerin Leonore Gewessler<br />
berichtet von Plänen, das derzeit<br />
stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach<br />
in der Steiermark so umzurüsten,<br />
dass dort im Notfall wieder aus Kohle Strom<br />
und Wärme erzeugt werden kann. Mellach,<br />
gelegen südlich von Graz, war das letzte Kohlekraftwerk<br />
Österreichs. Im Frühjahr 2020 wurde<br />
dort zum letzten Mal aus Kohle Strom erzeugt.<br />
Ziel sei es, die Abhängigkeit von Russland zu<br />
verringern, um nicht erpressbar zu sein, sagte<br />
die Ministerin. Sie betonte aber gleichzeitig, dass<br />
dies „für Österreich Jahre dauern“ könne. Auch<br />
in Deutschland wird überlegt, Strom wieder<br />
vermehrt mit Kohle- statt mit Graskraftwerken<br />
zu erzeugen.<br />
abgedreht. Damals wurde vor allem das CO2-<br />
Argument ins Treffen geführt, von der Reduzierung<br />
der Abhängigkeit von fossilem und<br />
russischem Gas war damals noch keine Rede.<br />
Vielleicht wäre das für das Hochfahren des<br />
Fernheizkraftwerks Mellach notwendige Kapital<br />
in gezielten Förderungen besser eingesetzt.<br />
Nachdem Leonore Gewessler den (genehmigten)<br />
Lobautunnel einer neuerlichen Überprüfung<br />
unterzogen hat, stellt sich natürlich auch<br />
die Frage, ob dies auch bei Mellach passieren<br />
wird. Braucht’s da vielleicht eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung?<br />
Man fragt sich: Sind auf einmal die höheren<br />
CO2-Emissionen durch die Verfeuerung der<br />
Braunkohle kein Problem mehr? Der Immobilienwirtschaft<br />
wurden erst vor einigen Wochen<br />
in einem Handstreich die Gasheizungen<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
08 ImmoFokus
Wir leben<br />
Immobilien.<br />
30 Jahre.<br />
Vertrauen. Kompetenz.<br />
Leidenschaft. Und immer<br />
gerne für unsere Kunden da.<br />
ehl.at
Endlich<br />
Sommer … oder?<br />
„Ganz im Zeichen<br />
der Assetklasse<br />
Gesundheitsimmobilien:<br />
unsere Sommerausgabe.“<br />
N<br />
aturgemäß freuen wir uns alle<br />
auf den Sommer, verbinden wir<br />
doch damit Sonne, im Gastgarten<br />
sitzen, Urlaub und viele andere<br />
angenehme Gefühle. Was dabei etwas stört, sind<br />
die Wetterkapriolen, Stürme und sintflutartigen<br />
Regenfälle. Was uns die Natur damit sagen will:<br />
Es ist fünf nach zwölf. ESG, EU-Taxonomie und<br />
ein in Aussicht gestelltes Aus für Autos mit<br />
Verbrennungsmotor schwirren immer noch zu<br />
sehr als Begriffe herum. Es braucht Taten. Allen<br />
voran von der Bau- und Immobilienwirtschaft.<br />
Und es braucht Alternativen, vor allem bei den<br />
Heizsystemen. Die Endverbraucher schauen mit<br />
Entsetzen auf die Kosten. Galoppierende Gaspreise,<br />
95 Prozent Steigerung bei der Fernwärme (diese<br />
wird zu 60 Prozent mit Gas beheizt) etc. Jetzt, da<br />
es kein billiges Gas mehr gibt, will auch der<br />
Endverbraucher raus aus Öl und Gas. Damit<br />
wären wir wieder bei ESG und der EU-Taxonomie<br />
und der nächsten Frage: Wer baut die Alternativen<br />
ein? Arbeitskräfte, die wir nicht haben?<br />
Doch damit zum nächsten Thema, das uns beschäftigt:<br />
die Gesundheit und in unserem Fall<br />
die Gesundheitsimmobilien.<br />
dem Coverinterview mit EHL-Shootingstar<br />
Karina Schunker. Sie spricht über Expansion,<br />
Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr<br />
Geschäftsführung und private Ziele. Beim 26.<br />
Real Circle wurde mit Immobilienexperten<br />
die Assetklasse Gesundheitsimmobilien aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln diskutiert und in<br />
einer weiteren Geschichte von Investmentseite<br />
betrachtet. Bei zwei Round Tables zu den Themen<br />
Facility Management und Dach, Fassade,<br />
Fenster debattierten die eingeladenen Gäste<br />
über aktuelle Themen, Herausforderungen<br />
und Nachhaltigkeit. Beim Blick über den<br />
Tellerrand haben wir uns mit Gin, hergestellt<br />
in Österreich, auseinandergesetzt und festgestellt,<br />
Gin boomt nicht nur bei den Genießern,<br />
sondern auch bei den Herstellern. Jedenfalls ist<br />
er ein herrliches Sommergetränk mit unzähligen<br />
Facetten.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme<br />
Lektüre und einen wunderschönen<br />
Sommer.<br />
Herzlichst<br />
Gesundheitsimmobilien<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> haben wir den Schwerpunkt<br />
Gesundheitsimmobilien gewählt. Warum?<br />
Weil es eine spannende Assetklasse ist und<br />
uns das Thema irgendwann selbst betreffen<br />
wird. Ins Heft steigen wir mit einer Fotostrecke<br />
über Luxusalterssitze ein. Weiter geht es mit<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
Foto: Adobe Stock<br />
10 ImmoFokus
Digital<br />
Spezialisiert auf Digitalisierung in der Immobilienbranche<br />
Bernadette Fellner | Senior Manager<br />
Assurance<br />
Spezialisiert auf die Prüfung von Immobilienunternehmen<br />
Marius Richter | Partner<br />
Legal<br />
Spezialisiert auf Immobilienrecht<br />
Karl Koller | Partner - PwC Legal<br />
Advisory<br />
Spezialisiert auf Immobilienberatung<br />
Peter Fischer | Director<br />
Tax<br />
Spezialisiert auf Immobilienrecht<br />
Franz Rittsteuer | Director<br />
Karl Koller<br />
Peter Fischer<br />
Bernadette Fellner Marius Richter Franz Rittsteuer<br />
Dedicated to Real Estate,<br />
focused on solutions.<br />
www.pwc.at/real-estate<br />
„PwC“ bezeichnet das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein selbstständiges Rechtssubjekt.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter pwc.com/structure.
Unternehmen & Projekte<br />
14<br />
BILDSTRECKE LUXUSALTERSSITZE<br />
Best-Ager, Master-<br />
Consumer, Silver-Surfer,<br />
Generation 50Plus – viele<br />
Unternehmen haben<br />
längst ältere Menschen<br />
als eigene Zielgruppe<br />
erkannt. Der Bedarf an<br />
Wohnraum für ältere<br />
Menschen steigt und<br />
damit die Nachfrage. Ein<br />
Blick auf das Angebot im<br />
Premiumbereich zeigt,<br />
wo luxuriös gealtert<br />
werden kann.<br />
33<br />
PROBLEMLÖSER: NEVISQ<br />
NevisQ entwickelt unter der Marke<br />
nevisCura Sensorlösungen mit dem Fokus<br />
auf Sturzprävention, Sturzerkennung<br />
und Sturzanalyse, die die Lebens- und<br />
Arbeitssituation der Menschen im Pflegesektor<br />
erheblich verbessern.<br />
34<br />
IMMOBILIE IM FOKUS: OWP 12<br />
Drees & Sommer zeigt mit seinem selbst<br />
genutzten Bürogebäude in den Oberen<br />
Waldplätzen 12 in Stuttgart (OWP12), wie<br />
innovative Technologien ideal kombiniert<br />
werden können. Im neuen Bürogebäude<br />
werden Zukunftstechnologien der Baubranche<br />
selbst erprobt und vorgelebt, um sie künftig<br />
für Kunden zu realisieren.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
12 ImmoFokus
Unternehmen & Projekte<br />
Luxuriöses<br />
Wohnen im Alter<br />
14 ImmoFokus<br />
Foto: Tertianum Premium Group
Zielgruppe Senioren. Best-Ager, Master-Consumer, Silver-Surfer, Generation 50Plus viele Unternehmen<br />
haben längst ältere Menschen als eigene Zielgruppe erkannt und definieren diese liebevoll als „Menschen mit<br />
Lebenserfahrung“. Dabei ermöglicht genau diese Lebenserfahrung, knallhart kompromisslose Entscheidungen<br />
zu treffen. Mit steigendem Bedarf an Wohnraum für ältere Menschen steigt auch die Nachfrage. Das Angebot im<br />
Premiumbereich hingegen hinkt hinterher: ein Wachstumsmarkt.<br />
Autor: Amelie Miller<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
15
Unternehmen & Projekte<br />
BESTE AUSSICHT<br />
Nur wenige Minuten von Luzern entfernt, mitten im Grünen zwischen See und<br />
Bergen, befindet sich die Seniorenresidenz Sonnmatt. Im November 1999 wurde<br />
die Residenz nach eineinhalb Jahren Bauzeit eröffnet. Die Pläne für den zeitgenössischen<br />
Bau stammen vom Architekturbüro Scheitlin-Syfrig und Partner mit Sitz<br />
in Luzern. Heute beherbergt die Residenz Sonnmatt insgesamt 33 Ein-Zimmer-<br />
Apartments zwischen 79 und 106 Quadratmetern mit Rundblick ins Alpenpanorama.<br />
Neben einem umfassenden Serviceangebot punktet die Residenz mit einer<br />
24-Stunden-Präsenz von Arzt und Pflege im Haus. Zudem können die Bewohner<br />
alle Angebote des angrenzenden Kurhotels frei nutzen, wie zum Beispiel die Wellnesszone.<br />
Sonnmatt Luzern wurde 1908 als Kurhotel gegründet und im Jugendstil<br />
erbaut. Das Hotel wurde 2005 stilgerecht renoviert und verfügt über jeden nur<br />
erdenklichen Komfort der Vier-Sterne-Kategorie.<br />
Standort: Luzern, Schweiz<br />
Betreiber: keine Angabe<br />
Preise: 2½-Zimmer-Apartment mit 79 Quadratmetern<br />
und 15 Quadratmetern Balkon ab CHF 6.050<br />
www.sonnmatt.ch<br />
Fotos: Judith Stadler und André Uster<br />
16 ImmoFokus
Fotos: Tertianum, Christian Meixner, Caroline Minjolie<br />
DOLCE VITA AM ZÜRICHSEE<br />
Ein mediterranes Lebensgefühl verspricht die Parkresidenz Meilen in bester Lage zwischen<br />
Zürichsee und Pfannenstiel. Nicht nur die Aussicht auf viele herrliche Sonnenstunden und den<br />
See fördern dieses Versprechen, sondern auch die Farbakzente sowohl im Inneren als auch<br />
am Äußeren des Gebäudes. So verleiht die Fassade aus hellem Sirkwitzer Sandstein dem<br />
Haus an der Zürcher Goldküste eine ganz besondere Ausstrahlung. Im Inneren ist eine von<br />
Konrad Knebel inspirierte Wandmalerei nur einer vieler Farbtupfer, die im Zuge der Sanierung<br />
2021 umgesetzt wurden. Neben <strong>53</strong> Apartments und 27 Pflegezimmern, davon acht Pflegesuiten,<br />
bietet die Residenz unter anderem einen privaten Weinkeller zu jedem Apartment sowie<br />
ein umfassendes Wellness- und Sportangebot, das auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.<br />
Standort: Meilen, Schweiz<br />
Betreiber: Tertianum AG<br />
Preise: Ab CHF 6.850 für eine Person pro Monat<br />
www.tertianum.ch<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
17
Unternehmen & Projekte<br />
KOSMOPOLITISCHES FLAIR<br />
First-Class-Pflege dafür steht auch die Seniorenresidenz der Tertianum Premium Group im<br />
Münchener Glockenbachviertel. Neben einem großen Garten und einer Dachterrasse beherbergt<br />
das pastellfarbene Wohnhaus in unmittelbarer Nähe des Gärtnerplatzes 106 Wohnungen und<br />
20 Einzelpflegeapartments. Auch diese Pflegeimmobilie bietet wie die beiden Häuser in Berlin<br />
und Konstanz einen Fünf-Sterne-Service für ihre Bewohner. So sorgt der Zwei-Sterne-Koch Tim<br />
Raue mit einer modern interpretierten französischen Küche für das leibliche Wohl. Zahlreiche<br />
Kulturveranstaltungen sowie ein eigener Spabereich inklusive Schwimmbad und Physiotherapie<br />
runden das Angebot ab.<br />
Standort: München, Deutschland<br />
Betreiber: Tertianum Premium Group<br />
Preise: Zwei-Zimmer-Wohnung mit 56 Quadratmeter ab 5.490 Euro pro Monat<br />
www.tertianum-muenchen.de<br />
18 ImmoFokus
Fotos: Tertianum Premium Group<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
19
Unternehmen & Projekte<br />
20 ImmoFokus
Fotos: Tertianum Premium Group<br />
ZUHAUSE AM BODENSEE<br />
Mitten in der Konstanzer Altstadt unmittelbar am<br />
Bodensee befindet sich die Tertianum Premium<br />
Residenz in Konstanz mit 83 Wohnungen und 23<br />
Einzelpflegeapartments. Die Wohnungen verfügen über<br />
zwei bis vier Zimmer und eine Wohnfläche von 44 bis<br />
132 Quadratmetern. Die Einzelpflegeapartments sind<br />
jeweils bis zu circa 30 Quadratmeter groß. Für den<br />
Fünf-Sterne-Service vor Ort sorgen rund 87 Mitarbeiter,<br />
wobei das Angebot zahlreiche Annehmlichkeiten bietet:<br />
angefangen von modern interpretierter französischer<br />
Küche bis hin zum Concierge- und Post-Service sowie<br />
zahlreichen Kulturveranstaltungen vor Ort. 2020 wurde<br />
die Residenz Konstanz zum Haus des Jahres gekürt<br />
und zählt damit zu den besten Häusern der Premium<br />
Residenzen.<br />
Standort: Konstanz, Deutschland<br />
Betreiber: Tertianum Premium Group<br />
Preise: Zwei-Zimmer-Wohnung mit<br />
<strong>53</strong> Quadratmetern inklusive Terrasse<br />
ab 3.700 Euro<br />
www.tertianum-konstanz.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
21
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: Tertianum Premium Group<br />
URBAN UND SELBSTBESTIMMT LEBEN<br />
Bei Kerzenschein und französischer Haute Cuisine vis-à-vis<br />
dem KaDeWe in Berlin dinieren? Nein, es handelt sich<br />
keineswegs um ein nobles Hotelrestauraunt, sondern um<br />
die Premium Residenz der Tertianum Premium Group mit<br />
Hauptsitz in Berlin. Hier können Senioren wie im Fünf-Sterne-Hotel<br />
residieren. Dafür sorgen nicht nur ein Conciergeund<br />
Room-Service sowie ein hauseigenes Schwimmbad<br />
inklusive Spa, sondern auch die zeitlos elegante Architektur<br />
des Hauses mit lichtdurchfluteten Wintergärten und offenen<br />
Loggien. Die Residenz in zentraler Innenstadtlage verfügt<br />
über 78 Wohnungen und 25 Einzelpflegeapartments<br />
mit jeweils bis zu 156 Quadratmetern Wohnfläche. Neben<br />
betreutem Wohnen inklusive ambulantem Pflegedienst<br />
beherbergt das Haus einen stationären Pflegewohnbereich.<br />
Standort: Berlin, Deutschland<br />
Betreiber: Tertianum Premium Group<br />
Preise: Möblierte Zwei-Zimmer-Wohnung mit circa<br />
70 Quadratmetern ab 4.950 Euro<br />
www.tertianum-berlin.de<br />
22 ImmoFokus
Fotos: Vamed Care gemeinnützige Betriebs-GmbH<br />
BESTENS UMSORGT<br />
Genießen, während man bestens umsorgt<br />
wird? Das bietet der Rundumservice in der<br />
Vitality Residenz Veldidenapark umgeben<br />
von der atemberaubenden Bergkulisse in<br />
Innsbruck. Die Gesundheitseinrichtung der<br />
Vamed in Tirol verfügt über 109 größtenteils<br />
neu sanierte Apartments sowie ein Restaurant,<br />
das Café Veldidena mit Terrasse,<br />
einen Clubraum, eine Bibliothek und eine<br />
Weinstube. Darüber hinaus gibt es im Haus<br />
einen eigenen Physiotherapeuten sowie<br />
eine Arztordination. Zusätzliche Services,<br />
die den Bewohnern das Leben erleichtern,<br />
unterstützen bei der Bewältigung des<br />
Alltags: zum Beispiel Verwaltungshilfen im<br />
Behördenverkehr, Therapien und Krankentransporte,<br />
kulturelle Veranstaltungen,<br />
Ausflüge und Konzerte oder Maniküre und<br />
Pediküre im Haus.<br />
Standort: Innsbruck, Österreich<br />
Betreiber: Vamed Care<br />
Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit<br />
25 Quadratmetern<br />
ab 1.802 Euro pro Monat<br />
www.innsbruck.vitalityresidenz.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
23
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: Bettina Futter, www.detailsinn.at, Mischa Nawrata<br />
24 ImmoFokus
DER WOHLFÜHLFAKTOR<br />
In der Seniorenresidenz im Herzen Wiens, genau<br />
genommen in der Josefstadt, wird der Wohlfühlfaktor<br />
groß geschrieben. Ein Punkt, der bereits bei<br />
der Planung des Gebäudes und dessen Infrastruktur<br />
eine entscheidende Rolle spielte: barrierefreie Wegstrecken,<br />
eine hauseigene Gartenanlage, Bibliothek,<br />
Restaurant, Mehrzweckraum und Therapie- und<br />
Bewegungsraum sind selbstverständlich. Jedes<br />
einzelne der 57 Apartments mit Wohnflächen von<br />
40 bis 1<strong>03</strong> Quadratmetern kann individuell nach<br />
den Wünschen der Bewohner gestaltet werden.<br />
Unterstrichen wird das Ambiente eines Fünf-Sterne-<br />
Hotels in der Residenz durch einen ganztägigen<br />
Concierge-Service.<br />
Standort: Wien, Österreich<br />
Betreiber: Residenz Josefstadt GmbH<br />
Preise: Zwei Zimmer ohne Balkon mit<br />
40 Quadratmetern<br />
ab 2.670 Euro pro Monat<br />
www.residenz-josefstadt.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
25
Unternehmen & Projekte<br />
NEUES WOHNGEFÜHL<br />
Selbstständig und unabhängig wohnen, mit<br />
dem sicheren Gefühl, jederzeit Unterstützung<br />
zu bekommen, wenn nötig ¬ das verspricht<br />
die Kursana Residenz am Tivoli in unmittelbarer<br />
Nähe des Schlossparks Schönbrunn. Wer<br />
nicht in Schönbrunn flanieren will, kann dies<br />
in der hauseigenen rund 17.000 Quadratmeter<br />
großen Grünanlage mit Teich tun. Das Angebot<br />
der Seniorenresidenz umfasst aber auch die<br />
Möglichkeit, betreutes Wohnen mit Hilfestellungen<br />
und intensive Betreuung in der Pflege in<br />
Anspruch zu nehmen. Neben einem Reinigungs-,<br />
Wäsche- und Einkaufsservice bietet die<br />
Residenz ein abwechslungsreiches kulturelles<br />
Veranstaltungsprogramm sowie kreative<br />
Freizeit-Aktivtäten.<br />
Standort: Wien, Österreich<br />
Betreiber: Kursana<br />
Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit circa<br />
28 Quadratmetern<br />
ab 2.519 Euro pro Monat<br />
www.kursana.at<br />
Fotos: Kursana, Bildagentur Zolles KG/Christian Hofer<br />
26 ImmoFokus
MIT BLICK AUF DEN KALHLENBERG<br />
Die Park Residenz Wien Döbling des Fonds der<br />
Wiener Kaufmannschaft besticht mit einem<br />
traumhaften Blick auf die Wiener Hausberge<br />
und die Stadt. Über 400 Senioren finden in der<br />
Seniorenresidenz inmitten einer 17.000 Quadratmeter<br />
großen Parkanlage im grünen Herzen<br />
des Döblinger Cottageviertels ein Zuhause<br />
und das auch für befristete Aufenthalte, etwa<br />
nach Spitalaufenthalten, um danach wieder in<br />
die eigenen vier Wände zurückzukehren. Die<br />
Residenz beherbergt 282 Einzel- und Doppelapartments<br />
und Luxuswohnungen zwischen 30<br />
und 80 Quadratmetern mit Balkonen, Terrassen<br />
und Wintergärten. Neben der Naturnähe spielt<br />
auch das Miteinander eine große Rolle. Platz<br />
für einen entspannten Plausch bietet das hauseigene<br />
Café, das auch für externe Besucher<br />
zugänglich ist.<br />
Standort: Wien, Österreich<br />
Betreiber: Fonds der Wiener Kaufmannschaft<br />
Preise: Ein-Zimmer-Apartment mit circa<br />
30 Quadratmetern<br />
ab 1.858 Euro im Monat<br />
www.park-residenz.at<br />
Fotos: Fonds der Wiener Kaufmannschaft<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
27
Advertorial<br />
Fotos: ROBIN CONSULT Moni Fellner/Lepsi, Wien Mitte<br />
Kontakt<br />
Tel.: +43 1 890 72 51-0<br />
E-mail: centermanagement@wienmitte.at<br />
Facebook: www.facebook.com/WIENMITTE.TheMall<br />
Instagram: www.instagram.com/wienmittethemall/<br />
YouTube: www.youtube.com/user/WIENMITTETheMall<br />
www.wienmitte-themall.at<br />
Honig für den guten Zweck fließt in WIEN MITTE The Mall, wenn<br />
280.000 neue Bienen zu Gunsten der Stiftung Kindertraum ausschwärmen.<br />
WIEN MITTE The Mall<br />
ist Vorreiter beim Thema<br />
Nachhaltigkeit<br />
Vorbildlich. WIEN MITTE The Mall setzte weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Nach der Errichtung des<br />
„BürgerInnen-Solarkraftwerks“, der mit 3100m² größten innerstädtische Photovoltaik-Anlage Wiens, und einer<br />
hochmodernen E-Tankstelle wird am Dach nun sogar Stadthonig produziert.<br />
S<br />
eit der Eröffnung 2012 setzt WIEN<br />
MITTE The Mall auf zukunftsorientierte<br />
Lösungen, die schadstofffrei,<br />
klimafreundlich und nachhaltig sind.<br />
„Unser ,BürgerInnen-Solarkraftwerk` am Dach<br />
der Mall versorgt nicht nur bis zu 130 Haushalte<br />
sondern auch 10 E-Ladestationen am Parkdeck<br />
mit sauberem Strom. 130 Tonnen CO2 können<br />
so im Jahr eingespart werden. Dank einer Leistung<br />
von 11 KW garantiert die Tankstelle nicht nur<br />
schnelle Ladezeiten, sie ist auch via Wien<br />
Energie-Ladekarte bzw. App komfortabel zu<br />
bedienen“, so Roland Pinz, Managing Director<br />
CC Real. CC Real ist ein international tätiges<br />
Unternehmen, das alle integrierten Dienstleistungen<br />
im Bereich Bau, Immobilienentwicklung<br />
und -management mit Fokus auf Shopping<br />
Center anbietet. Der Fokus liegt primär auf Asset<br />
Management, Projektentwicklung, Projektleitung,<br />
Centermanagement, Revitalisierung und Vermietung<br />
von Einkaufscentern. Neben WIEN<br />
MITTE The Mall betreibt CC Real das Center West<br />
in Graz sowie die Millennium City in Wien.<br />
280.000 neue „Bewohner“ sammeln<br />
Honig am Dach für kranke Kids<br />
Die neueste Innovation in Sachen Nachhaltigkeit<br />
sind vier Bienenstöcke mit 280.000<br />
Insekten, die am Dach des größten, innerstädtischen<br />
Einkaufzentrums Honig zur Erfüllung<br />
28 ImmoFokus
Über CC Real<br />
Seit 2015 ist CC Real für das Center Management von WIEN MITTE The Mall<br />
verantwortlich. Das 2006 gegründete Unternehmen CC Real mit Hauptsitz im<br />
Wiener Millennium Tower und 180 Mitarbeitern in mehreren Ländern, ist ein<br />
Investor und Betreiber von Gewerbeimmobilien mit verwalteten Assets von<br />
2,7 Milliarden Euro und einem dynamischen und ständig wachsenden Portfolio.<br />
CC Real bietet ein Full-Service-Paket aus umfassenden INVESTMENT- (Transaktions-,<br />
Fonds- und Portfoliomanagement, einschließlich eigener AIFM-<br />
Gesellschaft) und REAL ESTATE MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,<br />
Facility-, Construction-Management, Leasing) Dienstleistungen an. Darüber hinaus<br />
verfügt das Unternehmen über nachgewiesene Erfahrung bei Co-Investitionen<br />
in europäische Vermögenswerte mit internationalen institutionellen Investoren<br />
sowie mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich CC Real zudem mit 50 Prozent am<br />
Non-Banking Debt Fund Manager Madigan Capital (Sydney, Australien) beteiligt.<br />
der Herzenswünsche schwerkranker Kinder<br />
sammeln. Erwartet werden ca. 160 kg Honig,<br />
der direkt in The Mall verkauft wird. Der Erlös<br />
geht an die Stiftung Kindertraum, die schwerkranken<br />
Kindern und Kindern mit Handicap<br />
Herzenswünsche erfüllt. Der so gewonnene<br />
Stadthonig ist nicht nur nachhaltig, sondern<br />
auch gesund. „Parks, Dachterrassen, Alleen,<br />
große und kleine Gärten mit Blumen sind ein<br />
Paradies für meine Völker. Es war auch für<br />
mich als Imker eine erstaunliche Entdeckung,<br />
wie gut dieser Stadthonig schmeckt und wieviel<br />
Nektar die Bienen an so einem urbanen<br />
Standort sammeln können. Da in der Stadt<br />
weniger Insektizide zum Einsatz kommen, ist<br />
der Stadthonig auch gesund!“, freut sich Imker<br />
Thomas Zelenka schon auf die süße Ernte.<br />
Gastronomie wird weiter ausgebaut<br />
Viel Neues gab es in den letzten Monaten<br />
auch im Food-Courts. So nützt „Fat Monk“ die<br />
hohe Frequenz der Verkehrsdrehscheibe im<br />
Herzen der Stadt, um die Besucher mit Bowls<br />
zu verwöhnen. Eine enorme Auswahl an<br />
Bubble-Teas findet sich bei TEEAMO, wo man<br />
individuellen Milk Tea, Fruit Tea, Soda, Pure<br />
Tea oder Smoothie mixen lassen kann. Viele<br />
der bereits bestehenden Betriebe setzen auf ein<br />
Refreshment. So erstrahlen der Asia-Spezialist<br />
„Sternzeichen“ oder die beliebte RAUCH Juice<br />
Bar im Foodcourt des Einkaufszentrums auf<br />
Ebene 1 in neuem Glanz. Roland Pinz: „Im<br />
Herbst werden wir unsere Besucher mit einem<br />
neuen Gastrokonzepten überraschen. Zwei<br />
neue Shopkonzepte sind ebenfalls in Planung.<br />
Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.“<br />
Factbox<br />
Daten und Fakten<br />
∙ 30.000 m 2 Geschäftsflächen<br />
∙ 70.000 m 2 Büroflächen<br />
∙ ca. 60 Shops<br />
∙ 470 Auto-Stellplätze<br />
(täglich ab 17:00 Uhr und am Wochenende<br />
nur 2,50 Euro pro Stunde)<br />
∙ E-Tankstelle auf Deck 5 mit 10<br />
Schnelladern der WIEN ENERGIE<br />
Architektur von WIEN MITTE THE Mall:<br />
Büro Neumann + Steiner und<br />
Ortner & Ortner<br />
Kernöffnungszeiten der Shops:<br />
Mo - Fr 09:00 - 20:00 Uhr<br />
Sa 09:00 - 18:00 Uhr<br />
Interspar:<br />
Mo - Fr 08:00 – 20:00 Uhr<br />
Sa 08:00 – 18:00 Uhr<br />
10 Wallboxen auf Parkdeck 5 sorgen für kurze Ladezeiten<br />
v.li.: Johannes Stadler, David Berger von Wien Energie und Centermanager Florian Richter<br />
Interspar-pronto:<br />
Mo - So 06:00 – 23:00 Uhr<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
29
Start-Up<br />
ImFokus<br />
Gründung<br />
Das PropTech Animus wurde 2014 in<br />
Ratingen bei Düsseldorf gegründet mit<br />
der Idee, durch digitale Unterstützung<br />
lebenswerte Immobilien zu erschaffen.<br />
Ihre Mission: Das Wohnen und Arbeiten<br />
in Immobilien zu einem neuen Erlebnis<br />
machen – durch digitale Services, automatisierten<br />
Datenfluss, moderne Kommunikation<br />
und soziale Gemeinschaft.<br />
Gründer<br />
Das Start-up hat seine Wurzeln in der<br />
Projektentwicklung und wurde von<br />
Dr. Thomas Götzen (Co-CEO) und Dr.<br />
Chris Richter (Co-CEO) gegründet.<br />
Beide sind nach wie vor Geschäftsführer<br />
des Unternehmens.<br />
Quartiersapp<br />
vernetzt urbane<br />
Lebensräume<br />
Voll digitalisiert. Mit der App von Animus wird Leben und Arbeiten mittels<br />
einer B2B2C-Software verknüpft und Verwaltungsprozesse vereinfacht.<br />
Animus ist ein PropTech aus Ratingen,<br />
das mit seiner Quartiersapp dafür<br />
sorgt, dass urbane Lebensräume<br />
digital vernetzt, nachbarschaftlich,<br />
komfortabel und nachhaltig werden. Aus einem<br />
Stadtquartier entsteht so ein digitales Ökosystem<br />
rund um die Immobilie. Das junge Unternehmen<br />
Animus hat sich auf die Fahnen geschrieben, die<br />
Immobilienwirtschaft zu revolutionieren. Mit<br />
ihrer Quartierssoftware richten sie sich an Entwickler,<br />
Verwalter, Eigentümer und Betreiber<br />
moderner, hochwertiger Quartiere. Verwaltungsprozesse<br />
werden optimiert, digitale Kommunikation<br />
ermöglicht und spürbarer Mehrwert für<br />
die Bewohner durch die Anbindung von quartiersnahen<br />
Services geschaffen. Der Fokus liegt<br />
auf innovativen Wohn- und Mixed-Quartieren in<br />
urbaner Lage mit Service- und Community-Aspekt.<br />
Eine App, viele Möglichkeiten<br />
Die Software umfasst die vier Module Verwal-<br />
tung, Social, Services und Urban Living. Der<br />
Bereich Verwaltung sichert einen reibungslosen<br />
Informations- und Datenfluss zwischen<br />
Verwalter und Nutzer. Hier können wichtige<br />
Dokumente digital verwaltet und Beanstandungen<br />
schnell und effizient abgewickelt werden.<br />
Ebenso fördert die App die Gemeinschaft<br />
im Quartier: Nutzer können miteinander über<br />
einen Chat in Kontakt treten oder im Homefeed<br />
Beiträge veröffentlichen. Für eine gesteigerte<br />
Lebensqualität sorgt ein umfangreiches<br />
Serviceangebot, das über die App buchbar ist.<br />
Möglich sind z. B. ein Wäscheservice oder die<br />
Abbildung von Informationen zum ÖPNV.<br />
Im Bereich Urban Living werden zukunftsweisende<br />
Themen adressiert. Nutzer können<br />
Smart-Home-Elemente direkt über die App<br />
steuern oder E-Mobilitätsangebote buchen.<br />
Zudem liefert die App wichtige Daten für Projektentwickler<br />
oder Eigentümer und generiert<br />
Insights für zukünftige Projekte. <br />
Marktvolumen<br />
Animus hat über 50 Kunden im DACH-<br />
Raum, die insgesamt über 150 Immobilien<br />
mit der Software ausgestattet haben.<br />
Die Meinung des Profis<br />
Die Digitalisierung macht auch vor<br />
klassischen B2B/B2C Themen in einem<br />
Wohnquartier nicht halt. Ob eine weitere<br />
Kommunikations-App hier tatsächlich<br />
den großen Nutzen bringt, muss das Entwicklerteam<br />
aber erst unter Beweis stellen.<br />
Die Lösung, die die meisten Extrameilen<br />
geht, und sich letzten Endes durchsetzt<br />
wird uns allen eine große Hilfe sein.<br />
IDEE<br />
GESCHÄFTSMODELL<br />
TIMING<br />
Mitarbeiter<br />
30<br />
Nicolas Oberlik,<br />
PicMyPlace<br />
Foto: Animus, EyeCandy<br />
30 ImmoFokus
Raum und<br />
Wirklichkeit<br />
Wir haben Gegenwart und Zukunft von<br />
Architektur, Bauen und Wohnen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ oder<br />
jederzeit unter:<br />
DiePresse.com/immobilien<br />
Winter 2021<br />
31
ImmoFokus.Rubrik<br />
Top Deal<br />
ImFokus<br />
Xior kauft<br />
Studentenheim-Portfolio<br />
um eine Milliarde Euro<br />
Landmark. Mit dem Deal kräftigt der belgische Bestandshalter von<br />
Studentenheimen die Marktführerschaft in Kontinentaleuropa.<br />
A<br />
ufsehenerregende Immobilientransaktionen<br />
hat es in den vergangenen<br />
Wochen in Europa nicht<br />
viele gegeben. Die Zinswende lässt<br />
grüßen. Zur Veranschaulichung: In Deutschland<br />
hat Savills im Mai weniger als hundert Transaktionen<br />
gezählt – wie zuletzt im März 2011. Vor<br />
allem große Portfoliodeals wären zurückgegangen,<br />
so die Experten des Immobiliendienstleisters.<br />
Wie immer gibt es jedoch Ausnahmen: Xior<br />
Student Housing hat sich von seinen ambitionierten<br />
Expansionsplänen nicht abbringen lassen<br />
und ein knapp eine Milliarde schweres Portfolio<br />
mit Studentenheimen in Deutschland, Polen,<br />
Dänemark und Schweden erworben.<br />
Konkret setzt sich das Portfolio aus<br />
insgesamt elf hochwertigen Studentenheimen<br />
mit 5.341 Einheiten<br />
in Top-Studentenstädten der vier<br />
Länder zusammen. Davon sind<br />
acht mit 3.635 Wohnungen und<br />
einer Gesamtauslastung von 97<br />
Prozent in Deutschland, Dänemark<br />
und Polen bereits in Betrieb. Drei<br />
weitere mit 1.706 Einheiten werden<br />
gerade in Deutschland, Dänemark<br />
und Schweden entwickelt. Die Anfangsrendite<br />
soll bei 5,21 Prozent<br />
liegen. Bei den Verkäufern handelt<br />
es sich um die Basecamp Group,<br />
einem europaweiten Betreiber<br />
und Entwickler von Studentenheimen, dem<br />
European Student Housing Fund I und dem<br />
European Student Housing Fund II. Betrieben<br />
werden die Häuser weiterhin von Basecamp.<br />
Marktführerschaft ausgebaut<br />
Der Deal bedeutet für Xior den Markteintritt in<br />
Deutschland, Dänemark und Schweden und<br />
nachfolgend die uneingeschränkte Marktführerschaft<br />
bei Studentenheimen in Kontinentaleuropa.<br />
Damit umfasst das Portfolio des belgischen<br />
Bestandshalters 26.526 Einheiten in 43<br />
Top-Universitätsstädten in acht Ländern. Der<br />
Zielmarkt soll sich auf 8,5 Millionen Studenten<br />
belaufen. Die Wachstums-Story von Xior<br />
CHART: Basecamp-Portfolio<br />
STATUS: Objekt Land Einheiten<br />
Potsdam Deutschland 263<br />
Leipzig Deutschland 385<br />
Lodz I Polen 487<br />
In Betrieb<br />
Lodz II Polen 631<br />
Kattowitz Polen 733<br />
South Campus (Kopenhagen) Dänemark 350<br />
Lyngby Student Dänemark 639<br />
Lyngby Residential Dänemark 147<br />
Aarhus Dänemark 663<br />
In Entwicklung Malmö Schweden 583<br />
Aachen BlueGate Deutschland 460<br />
Gesamt 5.341<br />
Quelle: Xior Student Housing<br />
ist mit der Transaktion nicht vorbei, wie CEO<br />
Christian Teunissen erklärt. Er sei davon überzeugt,<br />
dass die Zusammenarbeit mit Basecamp<br />
erfolgreich verlaufen und sein Unternehmen<br />
auf das „nächste Level“ bringen werde.<br />
Xior machte den Deal auf Basis einer weitverbreiteten<br />
Unterversorgung an Studentenheimen<br />
in Deutschland, Polen und den nordischen<br />
Ländern aus. Vor allem Deutschland sei mit 2,9<br />
Millionen Studenten ein hochattraktiver Markt.<br />
Im vergangenen Jahrzehnt ist dort der Anteil<br />
internationaler Studierender auf 60 Prozent<br />
angestiegen. Dahinter stünden hochqualitative<br />
Curricula, ein steigendes Angebot an englischsprachigen<br />
Studiengängen sowie<br />
nicht zuletzt Studiengebührenfreiheit,<br />
so Xior. Der polnische Markt,<br />
der sich noch in einer frühen Entwicklungsphase<br />
befinde, soll hohes<br />
Wachstumspotenzial aufweisen.<br />
In den nordischen Ländern gebe<br />
es wiederum bei der Qualität des<br />
Angebots Luft nach oben.<br />
Dass die erworbenen Studentenheime<br />
ESG-Anforderungen entsprechen,<br />
versteht sich in Zeiten<br />
wie diesen von selbst: Sie wurden<br />
mit der BREEAM-Zertifizierung<br />
„Sehr gut“ oder vergleichbaren<br />
Standards ausgezeichnet.<br />
Foto: Xior<br />
32 ImmoFokus
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Christian<br />
Kind<br />
Mitgründer und Geschäftsführer<br />
nevisQ<br />
1. DAS PROBLEM<br />
Laut der letzten offiziellen Pflegestatistik von 2019 gibt es mittlerweile<br />
4,1 Millionen pflegebedürftige Personen in Deutschland, davon werden<br />
818.317 Menschen vollstationär betreut – Tendenz steigend.<br />
Demgegenüber steht der Fachkräftemangel, der Pflegeeinrichtungen<br />
neben den hohen Krankenständen jeden Tag vor neue Herausforderungen<br />
stellt. Den Spagat zwischen einer leistungsstarken, sicheren Pflege und<br />
einer wirtschaftlichen Organisation zu schaffen, ist für die meisten<br />
Einrichtungen eine herausfordernde Aufgabe.<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen<br />
liegt in der Pflege. Aus diesem Grund<br />
unterstützt nevisQ Pflege- und Gesundheitseinrichtungen<br />
dabei, die Pflege mithilfe von intelligenten<br />
Technologien effektiver und effizienter zu gestalten.<br />
Unter der Marke nevisCura entwickeln sie seit 2016<br />
Sensorlösungen mit dem Fokus auf Sturzprävention,<br />
Sturzerkennung und Sturzanalyse, die die Lebensund<br />
Arbeitssituation der Menschen im Pflegesektor<br />
erheblich verbessern. Die technischen Assistenzsysteme<br />
wurden dabei speziell für Pflegeeinrichtungen<br />
entwickelt, um ihnen eine kostengünstige und<br />
effiziente Lösung für mehr Entlastung und Sicherheit<br />
bieten zu können. Das Feedback aus zahlreichen<br />
Pilotprojekten mit langjährigen Kunden ist dabei immer<br />
wieder in die Weiterentwicklung eingeflossen,<br />
um sicherzugehen, dass die Lösungen Pflegekräfte<br />
im Alltag unterstützten und sie nachhaltig entlasten.<br />
50<br />
DIE ZAHL<br />
50 Prozent der<br />
Heimbewohner stürzen<br />
einmal im Jahr,<br />
30 Prozent sogar<br />
mehrmals. Jedes Jahr<br />
erleiden 4 Prozent<br />
der Bewohner<br />
Knochenbrüche nach<br />
einem Sturz. Stürze sind<br />
traumatische Situationen<br />
für ältere Menschen,<br />
insbesondere wenn<br />
keine direkte<br />
Hilfe erfolgt.<br />
Fotos: nevisQ<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|2021<br />
33
Immobilie<br />
ImFokus<br />
7.500<br />
Bei der Errichtung von zukunftsfähigen Gebäuden<br />
müssen auf Themen wie Klimawandel,<br />
Rohstoffknappheit und zurückgehende<br />
Biodiversität Antworten gefunden werden.<br />
Drees & Sommer zeigt mit seinem selbst<br />
genutzten Bürogebäude in den Oberen Waldplätzen<br />
12 in Stuttgart (OWP12), wie innovative<br />
Technologien ideal kombiniert werden<br />
können. Im neuen Bürogebäude werden auf<br />
7.500 Quadratmetern Zukunftstechnologien<br />
der Baubranche selbst erprobt und vorgelebt,<br />
um sie künftig für Kunden zu realisieren.<br />
Fotos: Drees & Sommer OWP12<br />
7<br />
Das neue Headquarter<br />
beherbergt auf zwei<br />
Untergeschossen,<br />
dem Erdgeschoss,<br />
auf drei Obergeschossen<br />
und dem<br />
Dachgeschoss viele<br />
Büromodule, mehrere<br />
Konferenzräume,<br />
eine Caféteria, eine<br />
Kantine sowie eine<br />
Tiefgarage.<br />
22.000.000<br />
Die Errichtung des Customized Smart Buildings hat 22 Millionen Euro<br />
gekostet. Besonderer Fokus lag auf Nachhaltigkeit, einem geringen<br />
Abfallaufkommen, einer „Cradle to Cradle®“-Konzeption und der Prüfung<br />
aller Baustoffe auf Herkunft, Recyclingfähigkeit oder Trennbarkeit.<br />
2<br />
Durch den Einsatz von<br />
vormodularisierten Bauelementen<br />
und erstmalige<br />
Verknüpfung der digitalen<br />
Planungsmethoden<br />
LCM digital und BIM<br />
(Level 2) konnte<br />
die Effizienz auf der<br />
Baustelle gesteigert<br />
werden. Die Bauzeit<br />
betrug genau zwei<br />
Jahre.<br />
100<br />
Eine rund 100 Quadratmeter große<br />
Fläche an der Außenfassade bietet<br />
Platz für heimische Pflanzen. Dies<br />
wirkt sich positiv auf Faktoren wie<br />
Mikroklima und Biodiversität aus.<br />
250<br />
Das OWP12 ist ein Plusenergiehaus.<br />
Die hybride<br />
Energieversorgung erfolgt<br />
aus Erd- und Luftwärmepumpen<br />
sowie Photovoltaik<br />
auf Dach und Fassade. Die<br />
Photovoltaikanlage erzeugt<br />
250 kWp.<br />
200<br />
Im OWP12 finden 200<br />
Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.<br />
Diese können per App<br />
reserviert beziehungsweise<br />
gebucht werden. In den<br />
kleinen Büroeinheiten kann<br />
die Raumtemperatur per App<br />
vorab eingestellt werden.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
34
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Herr der Dächer<br />
Top Job. Alexander Rössler verantwortet bei der Immofinanz die<br />
operative Umsetzung der neuen Marke On Top Living.<br />
1 1998<br />
Nach dem Abschluss seines Studiums der<br />
Rechtswissenschaften an der Universität Wien<br />
und eines <strong>MB</strong>A an der Johannes Kepler Universität<br />
Linz sowie ersten beruflichen Erfahrungen<br />
als Konzipient in einer Wiener Anwaltskanzlei<br />
und als Kundenbetreuer bei der GiroCredit<br />
Bank wird Rössler Vorstand und später CEO<br />
der S-Tourismusfonds Management, einer auf<br />
Eigenmittelfinanzierungen im Tourismus spezialisierten<br />
Tochter der Erste Group.<br />
2 2001<br />
Der gebürtige Wiener wird darüber hinaus CEO<br />
der S-Tourismus Services und ist unter anderem<br />
für Restrukturierungen für Landesbanken<br />
und Sparkassen im Erste Bank Konzern sowie<br />
die Restrukturierung und Durchführung von<br />
Hotel-Verkaufsprozessen zuständig.<br />
5 2020<br />
Rössler startet als selbständiger Rechtsanwalt in der Kanzlei Felfernig & Graschitz und<br />
deckt dabei unter anderem die Bereiche Immobilientransaktionen und -development,<br />
Insolvenzrecht und Sanierungen und ausgewählte Fragen des Zivilrechts ab.<br />
Mit September übernimmt Rössler die Rolle des Head of Group Development bei der<br />
Immofinanz. Damit verantwortet er abgesehen vom Aus- und Umbau der Stop Shop-<br />
Fachmärkte die Entwicklung sämtlicher neuer Development-Projekte beziehungsweise<br />
das laufende Refurbishment der Bestandsobjekte im Konzern und ist maßgeblich für<br />
die weitere Stärkung der Portfolioqualität und für die Kooperation mit anderen Entwicklern<br />
zuständig.<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
3 2010<br />
Rössler wechselt in den Vorstand der Falkensteiner Michaeler Tourism Group, wo er das<br />
operative Geschäft des Konzerns einschließlich Budgetierung, Reporting und Controlling<br />
verantwortet, ebenso wie die operative Führung der eigenen und gemanagten Hotelbetriebe<br />
und die Entwicklung neuer Immobilienprojekte im In- und Ausland.<br />
Foto: Immofinanz<br />
4 2013<br />
Als Restructuring Manager Corporate & Real Estate verantwortet Rössler den Abbau<br />
großvolumiger Non-performing loans sowie die Restrukturierung von problematischen<br />
Geschäftskunden bei der Erste Group. Daneben beschäftigt er sich mit der Thematik und<br />
dem Roll-out von Finanzierungen mittels sogenannter Pay-per-Use-Kredite als zukunftsorientiertes<br />
Finanzierungsvehikel.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 02|<strong>2022</strong><br />
35
Positionen & Meinungen<br />
38<br />
COVERINTERVIEW<br />
Karina Schunker, Geschäftsführerin der<br />
EHL Wohnen erzählt im Coverinterview<br />
über Expansion, Entwicklungen am<br />
Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung<br />
und private Ziele. Sie freut sich über die<br />
Marktentwicklungen im Bereich Wohnen und<br />
möchte ihr Team weiter verstärken.<br />
56<br />
WEIN UND IMMOBILIEN<br />
teamneunzehn setzt auf eine umfassende<br />
Betreuung von Vermittlung bis<br />
Hausverwaltung. Warum das für ein<br />
nachhaltiges Wachstum gesorgt hat,<br />
erzählen die Geschäftsführer Markus<br />
Ringsmuth und Kevin Dzieza bei ein<br />
paar guten Achterln vom Weingut Hagn,<br />
Domaines Kilger und Schwertführerinnen.<br />
50<br />
ZU TISCH MIT ...<br />
Beim Lunch im<br />
Restaurant Hansen<br />
spricht Jenni Wenkel über<br />
ihren Wechsel zur Union<br />
Investment, welche<br />
Herausforderungen<br />
auf sie warten, wie sie<br />
dort ihre Kompetenzen<br />
einbringen kann,<br />
über das Thema<br />
Nachhaltigkeit und<br />
warum sie ihr Gemüse<br />
selber anbaut.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
36 ImmoFokus
SIEMENSSTRASSE 89 1210 WIEN<br />
WWW.TWENTYONE.IMMO<br />
48° 16' 15.052"<br />
CENTRAL HUB<br />
„1010 IST COOL,<br />
ABER TWENTY ONE<br />
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EIN PROJEKT VON BONDI CONSULT
Positionen & Meinungen<br />
Weiterwachsen<br />
Ambitioniert. Karina Schunker im Coverinterview über Expansion,<br />
Entwicklungen am Wohnungsmarkt, ein Jahr Geschäftsführung und private Ziele.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Wie ist die momentane Lage am<br />
Immobilienmarkt?<br />
Karina Schunker: Der Immobilienmarkt<br />
ist sehr vielfältig, weshalb die Frage nicht<br />
pauschal beantwortet werden kann. Aber für<br />
den Wohnimmobilienbereich ist die Lage, egal<br />
ob Miete oder Eigentum, jedenfalls erfreulich.<br />
Wir haben in den vergangenen beiden Jahren<br />
nicht trotz, sondern wegen der Pandemie eine<br />
starke Nachfrage von Menschen registriert,<br />
die ihre Wohnsituation optimieren wollen.<br />
Eine Wohnung muss nämlich veränderten<br />
und neuen Anforderungen gerecht werden –<br />
Wohnen, Arbeiten und Freizeit verschmelzen<br />
immer mehr. Daher wird uns beispielsweise<br />
das Thema Homeoffice weiterhin begleiten,<br />
weshalb die Nachfrage nach Wohnungen mit<br />
einem zusätzlichen Zimmer zum Arbeiten gestiegen<br />
ist. Natürlich, wer mehr Zeit zu Hause<br />
verbringt, wünscht sich mehr Wohnraum und<br />
auch die private Freifläche hat einen großen<br />
Stellenwert wie nie zuvor.<br />
Hat sich der Markt verändert?<br />
Der Markt verändert sich ständig. Was besonders<br />
auffällt, ist, dass viele neue Wohnprojekte,<br />
die auch ursprünglich für den Einzelverkauf<br />
vorgesehen waren, als Pakete an institutionelle<br />
Investoren verkauft werden. Daher entfällt ein<br />
unerwartet hoher Teil der Wohnungen, die<br />
während der letzten starken Baujahre entstanden<br />
sind, auf den Mietbereich. Für Mietwohnungssuchende<br />
ist das ein großer Vorteil, da<br />
ein besonders vielfältiges und großes Wohnungsangebot<br />
zur Auswahl steht. Ob das noch<br />
lange so anhält, ist abzuwarten, da wir durch<br />
die steigenden Herstellungskosten verstärkt<br />
registrieren, dass Bauträger beim Baustart<br />
zurückhaltender sind. Außerdem sind die<br />
Baubewilligungszahlen seit Pandemiebeginn<br />
rückläufig. Ich rechne daher damit, dass sich<br />
das Angebot in den nächsten Jahren wieder<br />
deutlich verknappen wird.<br />
Gibt es bereits Projekte, die aufgrund der<br />
Marktsituation nicht umgesetzt werden?<br />
Abgesagt werden Projekte, die in einem<br />
bereits fortgeschrittenen Planungsstadium<br />
sind, nicht so schnell. Was es aber sehr wohl<br />
und gar nicht so wenig gibt, sind Verzögerungen.<br />
Diese sind schon allein deswegen<br />
„Die Nachfrage und die<br />
Preisentwicklung bei<br />
Vorsorgewohnungen<br />
korrelieren immer mit der<br />
Situation bei eigengenutzten<br />
Eigentumswohnungen.“<br />
Karina Schunker,<br />
EHL Wohnen<br />
unvermeidlich, weil es nicht mehr leicht<br />
ist, seitens der Bauunternehmen Preise zu<br />
bekommen, mit denen ein Entwickler positiv<br />
kalkulieren kann. In einigen Fällen müssen<br />
38 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
39
Positionen & Meinungen<br />
deutlich mehr Bauausschreibungen, zum<br />
Teil mit mehreren Runden gemacht werden.<br />
Dazu kommt, dass immer öfter Angebote mit<br />
Preisänderungsklauseln vorgelegt werden,<br />
und falls doch noch Fixpreise vereinbart werden,<br />
bleibt die Verunsicherung, ob am Ende<br />
alle vertraglichen Bedingungen eingehalten<br />
werden können. Unter diesen Umständen ist<br />
es wenig verwunderlich, dass es den einen<br />
oder anderen Entwickler gibt, der jetzt lieber<br />
auf bessere Zeiten wartet und ein Projekt für<br />
ein, zwei Jahre verschiebt.<br />
Für Private ändern sich ab Juli die Kreditbedingungen.<br />
Können sich Normalverdiener<br />
noch eine Eigentumswohnung leisten?<br />
Die Leistbarkeit großer Anschaffungen ist<br />
im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld mit<br />
Konjunktursorgen und hoher Inflation<br />
natürlich generell ein großes Thema, aber<br />
ich denke nicht, dass die Änderung der<br />
Kreditbedingungen eine wesentliche Zäsur<br />
darstellen wird. Bei den Personen, die sich für<br />
eine Eigentumswohnung interessieren, ist<br />
die Kapitalbeschaffung meist kein besonders<br />
großes Thema, da grundsätzlich viel Eigenkapital<br />
im Umlauf ist.<br />
Wie geht es mit den Preisen für<br />
Eigentum weiter?<br />
Die Preise haben vor allem im städtischen<br />
Raum eine starke Dynamik entwickelt und<br />
ich gehe von einem weiteren, wenn auch<br />
nicht steilen Aufwärtstrend bei Eigentumswohnungen<br />
aus. Und zwar deswegen, weil<br />
bei den meisten Investoren Sicherheit nach<br />
wie vor wichtiger ist als die Rendite. Schaut<br />
man sich das Umfeld an, das wenig attraktive<br />
Alternativveranlagungen etwa auf Anleihenoder<br />
Aktienmärkten, hohe Inflation sowie<br />
steigende Baukosten und Grundstückspreise<br />
bietet, dann kann man auch ganz objektiv<br />
festhalten, dass Immobilien nach wie vor eine<br />
hochinteressante Investmentklasse darstellen<br />
– auch wenn sich die Preise im Miet- und<br />
Eigentumsbereich unterschiedlich stark<br />
entwickeln.<br />
Sieht man wieder einen verstärkten<br />
Trend zur Miete?<br />
Die Nachfrage am Mietwohnungsmarkt ist<br />
stark und das hat mehrere Gründe. Zuerst<br />
einmal ganz klar finanzielle: Die Mieten sind<br />
bei Weitem nicht so stark gestiegen wie die<br />
Kaufpreise, daher gibt es viele Interessenten,<br />
die auch bewusst jetzt erst einmal mieten und<br />
dann weiterschauen, ob sie später Eigentum<br />
erwerben möchten. Und dann ist es der in volatilen<br />
Zeiten vielleicht noch stärkere Wunsch,<br />
flexibel zu bleiben. Wer nicht sicher ist, wie<br />
40 ImmoFokus
sich die berufliche Situation entwickelt, oder<br />
wer sich vielleicht auch örtlich verändern<br />
könnte, möchte sich ungern an eine Eigentumswohnung<br />
binden.<br />
Es wurden sehr viele Wohnungen fertiggestellt.<br />
Werden dadurch die Mieten sinken?<br />
Das nehmen wir derzeit nicht wahr. Wir<br />
haben letztes Jahr ca. 1100 Mietwohnungen<br />
vermittelt, davon auch zahlreiche Nachbezugswohnungen.<br />
Unabhängig von der Lage<br />
müssen wir die Preise der Vormieter nicht<br />
senken, um neue Mieter ansprechen zu<br />
können. Allenfalls beobachten wir, dass die<br />
Mieten nicht ganz so stark steigen werden<br />
wie die allgemeine Inflationsrate. Wir haben<br />
in den letzten zwei Jahren in Wien sehr viele<br />
Fertigstellungen verzeichnet, für heuer sind<br />
um die 19.000 Wohnungen, davon 60 Prozent<br />
freifinanzierte Miete, prognostiziert. Mietwohnungssuchende<br />
haben also eine sehr große<br />
und hochwertige Auswahl, aber die Mietpreise<br />
sinken nicht, sondern bewegen sich nur etwas<br />
zurückhaltender. In den nächsten Jahren<br />
erwarten wir ohnehin wieder deutlich weniger<br />
Fertigstellungen und dadurch wird sich auch<br />
das Angebot verknappen und der Preisauftrieb<br />
wieder etwas stärker werden.<br />
Dennoch gibt es Angebote wie den<br />
Verzicht auf die Mieterprovision oder<br />
eine Gratis-Miete.<br />
Diese Angebote gibt es bei großen Objekten,<br />
bei denen mit einem Schlag viele Wohnungen<br />
auf den Markt kommen. Da will man<br />
myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />
Eine Marke der IMMOFINANZ<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong> 41
Positionen & Meinungen<br />
natürlich für Wohnungssuchende einen<br />
besonderen Anreiz schaffen, um zugleich die<br />
Vermarktungszeit bis zur Vollverwertung zu<br />
verkürzen. Wir sehen nämlich, dass Wohnungssuchende<br />
das derzeit große Angebot<br />
nutzen und umfassend vergleichen, sodass<br />
wir mit Kunden oft mehrmals eine Wohnung<br />
besichtigen, bis sie sich definitiv entscheiden.<br />
Mit den angesprochenen Incentives kann die<br />
Vermarktung natürlich befeuert werden.<br />
Stichwort Vorsorgewohnungen: Wie ist die<br />
Nachfrage und wie entwickeln sie sich?<br />
Die Nachfrage und die Preisentwicklung bei<br />
Vorsorgewohnungen korrelieren immer sehr<br />
stark mit der Situation bei eigengenutzten<br />
Eigentumswohnungen. Da der Eigentumsmarkt<br />
knapper geworden ist, sehen wir hier<br />
auch Preissteigerungen. Auch zu den aktuellen<br />
Marktbedingungen sind sie für Anleger<br />
immer noch eine attraktive Anlageform, da<br />
sie den bestmöglichen Schutz gegen Inflation<br />
darstellen, den man derzeit finden kann.<br />
Wie sieht die Situation in den<br />
Bundesländern aus?<br />
In Graz wurde in den letzten Jahren sehr viel<br />
gebaut und große Objekte wurden fertiggestellt.<br />
Daraus hat sich kurzfristig ein Angebotsüberhang<br />
ergeben. Mittlerweile hat sich<br />
das aber wieder relativiert, sodass Angebot<br />
und Nachfrage wieder ausgeglichener sind. Es<br />
sind aber weitere größere Stadtentwicklungsgebiete<br />
wie beispielsweise das Brauquartier<br />
geplant, wo künftig wieder ein größeres<br />
Angebot verfügbar sein wird. Natürlich<br />
sind aber auch andere Landeshauptstädte<br />
für Investoren und Anleger sehr spannend,<br />
beispielsweise Linz und Innsbruck, die stärker<br />
in den Fokus rücken.<br />
Wir sind jetzt im „The Metropolitan“. Wie<br />
lange ist es schon in der Vermarktung?<br />
Seit letztem Spätsommer. Das Projekt liegt direkt<br />
beim Hauptbahnhof mit einem phänomenalen<br />
Ausblick und 19 Stockwerken, mit Blickachsen<br />
in alle vier Himmelsrichtungen, sodass<br />
sich Mieter ihre Aussicht aussuchen können.<br />
Abgerundet werden die hochwertig ausgestatteten<br />
Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen<br />
wie einem Co-Working-Bereich, Fitnessstudio<br />
und einer großzügigen Dachterrasse mit Blick<br />
zum Stephansdom. Also eine ideale Kombination<br />
aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit,<br />
was immer stärker nachgefragt wird. Perfekt<br />
ist natürlich auch die öffentliche Anbindung<br />
durch den Hauptbahnhof mit den S-, U- und<br />
42 ImmoFokus
Ihr schnellster Weg zur<br />
individuellen Bürolösung:<br />
myhive-offices.com<br />
myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />
Eine Marke der IMMOFINANZ<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
43
Positionen & Meinungen<br />
„Wir wollen noch digitaler werden und<br />
gehen demnächst mit einer<br />
Kundenserviceplattform online.“<br />
Straßenbahnen sowie Bushaltestellen. Mit<br />
dem nahegelegenen Schweizergarten oder<br />
Helmut-Zilk-Park ist hier also eine perfekte<br />
Kombination aus Nähe zum Stadtzentrum<br />
und zu Naherholungsräumen. Das Haus hat<br />
einiges zu bieten und ist mittlerweile trotz der<br />
beachtlichen Dimension – immerhin haben<br />
wir hier 360 Wohnungen – zum Großteil<br />
vermarktet.<br />
Welche Großprojekte sind derzeit noch in<br />
der Vermarktung?<br />
Wir dürfen bei der Vermarktung von tollen<br />
Projekten in unterschiedlichen Lagen unterstützen.<br />
Neben dem „The Metropolitan“ haben<br />
wir im 22. Bezirk bei der Großenzersdorfer<br />
Straße das Projekt „Der Ballon“ mit über 200<br />
Wohneinheiten in der Vermarktung. Hier<br />
sind neben Single- und Pärchenwohnungen<br />
auch Familienwohnungen bis zu 108 Quadratmeter<br />
Wohnfläche verfügbar. Oder auch im 11.<br />
Bezirk das Projekt „Wohngarten“ – ein Areal<br />
mit ca. 17.900 Quadratmetern und einem<br />
großzügig begrünten Innenhof als unmittelbare<br />
Naherholungsfläche. Dort wurden ca.<br />
680 Wohnungen errichtet, die zwischen 31<br />
und 80 Quadratmeter groß sind.<br />
Karina Schunker,<br />
EHL Wohnen<br />
das Anfang 2023 der Fall sein wird. Wir haben<br />
uns demnach bereits auf eine Umstellung gut<br />
vorbereiten können, indem wir verstärkt und<br />
etwas abgeändert unsere Serviceleistungen<br />
kommunizieren sowie unsere Maßnahmen an<br />
die Bedürfnisse des Auftraggebers anpassen<br />
müssen. Auf der anderen Seite bieten wir<br />
bereits einige Objekte ohne mieterseitige<br />
Provision an, dort bedarf es auch keiner<br />
Umstellung mehr.<br />
Wie empfinden Sie die Leerstandsabgabe?<br />
Auf der einen Seite sehe ich hier einen<br />
immensen Eingriff in die Eigentumsrechte.<br />
Auf der anderen Seite frage ich mich, wer<br />
tatsächlich davon betroffen sein wird. Es wird<br />
nämlich pauschal vermutet, dass Eigentümer<br />
ihre Wohnungen bewusst bestandsfrei halten.<br />
Ich kenne nämlich tatsächlich keinen Investor<br />
oder Anleger, der nicht höchst interessiert<br />
ist, seine Wohnung zu vermieten und einen<br />
etwaigen Leerstand so kurz wie möglich zu<br />
halten. Denn das ist immer ein wirtschaftliches<br />
Thema, da monatlich Betriebskosten zu bezahlen<br />
sind. Außerdem muss aus steuerlicher<br />
Sicht in den meisten Fällen schon aufgrund der<br />
Liebhaberei-Regelung vermietet werden.<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Samstags als<br />
Verkäuferin in<br />
einer Drogerie<br />
während der<br />
Schulzeit.<br />
Wenn Sie das Radio<br />
im Auto aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Meist eine eigene<br />
Playlist mit einer<br />
bunten Vielfalt aus<br />
Pop, Rap und<br />
Rock.<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
James Corden,<br />
denn Lachen ist<br />
gesund.<br />
Wie ist Ihre Meinung zum<br />
Bestellerprinzip?<br />
Es ist in den letzten Jahren immer wieder<br />
darüber gesprochen worden und damit<br />
war es keine große Überraschung, dass das<br />
Bestellerprinzip kommen wird. Die Frage war<br />
eigentlich nur wann, und jetzt wissen wir, dass<br />
Hat sich die Zeitdauer, bis etwas vermietet<br />
oder verkauft wird, verlängert oder<br />
verkürzt?<br />
Wie schon erwähnt, dauert es bei großen<br />
Projekten natürlich immer etwas länger, bis<br />
auch die letzte Wohnung verwertet ist. Bei<br />
Nachvermietungen ist immer unser Ziel,<br />
Ihr größtes Laster?<br />
Zu wenig<br />
Wasser zu<br />
trinken.<br />
44 ImmoFokus
WORDRAP MIT KARINA SCHUNKER<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Abendmensch<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt…<br />
Möglichst viele<br />
besondere<br />
Momente mit<br />
meinen Liebsten<br />
verbringen.<br />
Welches Buch liegt<br />
auf Ihrem Schreibtisch?<br />
Bestandsgebäude.<br />
Chancen und<br />
Herausforderungen<br />
der Zukunft.<br />
Lieblingshobby?<br />
Städte bereisen<br />
und Rätsel in<br />
Escape Rooms<br />
lösen.<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko in Kauf?<br />
Kommt immer<br />
auf die Situation<br />
drauf an, aber<br />
grundsätzlich<br />
ja.<br />
Meinen Kaffee trinke<br />
ich am liebsten…<br />
Obwohl ich<br />
Wienerin bin und<br />
es hier eine tolle<br />
Kaffeehauskultur<br />
gibt, trinke ich<br />
keinen Kaffee.<br />
Wenn Sie zehn Millionen<br />
Euro im Lotto gewinnen würden,<br />
was machen Sie damit?<br />
Karitative Organisationen<br />
unterstützen und in<br />
zukunftsweisende Projekte<br />
gegen den Klimawandel<br />
investieren.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
45
Positionen & Meinungen<br />
innerhalb der dreimonatigen Kündigungsfrist<br />
einen Nachmieter zu finden. Corona hat die<br />
Besichtigungsmöglichkeiten während der<br />
Kündigungsfrist leider etwas erschwert – da<br />
sind wir natürlich auf die Kooperation des<br />
Vormieters angewiesen. Im Eigentumsbereich<br />
hingegen ist das Angebot zurzeit sehr<br />
klein, weshalb sich die Vermarktungsdauer<br />
bei guten Projekten deutlich verkürzt hat.<br />
Die Themen Verdichten, Versiegeln,<br />
Flächenfraß sind Dauerbrenner. Wie ist<br />
Ihre Meinung dazu?<br />
Es braucht immer eine Ausgewogenheit.<br />
Einerseits müssen wir neuen Wohnraum<br />
schaffen, um den Bedarf an Wohnraum zu<br />
decken. Das ist durch die Bebauung von<br />
Greenfields möglich, aber noch wichtiger wäre<br />
andererseits die Aktivierung von Brownfields.<br />
In diesem Zusammenhang bedarf es einfach<br />
neuer grüner Konzepte, die das Thema Nachhaltigkeit<br />
mit einem langfristigen Nutzungsgedanken<br />
vereinen. Wenn beispielsweise<br />
Flächen neu bebaut und versiegelt werden,<br />
sollte gleichzeitig eine angemessene grüne<br />
Maßnahme gesetzt werden, wie beispielsweise<br />
eine Begrünung von Dächern.<br />
Ist Homeoffice noch Thema?<br />
Das Thema Homeoffice ist durch die Coronapandemie<br />
jedenfalls sehr groß geworden,<br />
jedoch sehen wir wieder einen deutlichen<br />
Rückgang bei der Anzahl der Wochentage.<br />
Der Trend und Wunsch nach hybriden und<br />
flexibleren Arbeitsmodellen ist aber deutlich<br />
spürbar. So verschmelzen die Themen Wohnen<br />
und Arbeiten immer mehr ineinander.<br />
Daher sind Projekte mit Co-Working-Spaces<br />
sehr attraktiv, aber auch ein zusätzliches<br />
Arbeitszimmer in der Wohnung ist weiterhin<br />
gefragt.<br />
Angeblich werden vermehrt AirBnB-<br />
Wohnungen zum Arbeiten angemietet …<br />
Das führe ich verstärkt auf den Trend<br />
„Workation“– sprich arbeiten und zugleich<br />
Urlaub machen – zurück. Je nach Möglichkeit<br />
und Arbeitsbereich haben wir nämlich in<br />
den letzten Monaten jedenfalls gelernt, wie<br />
ortsunabhängiges Arbeiten funktioniert.<br />
Daher ist es möglich, von jedem Ort oder jeder<br />
46 ImmoFokus
Energiequellen und raus aus fossilen Brennstoffen<br />
neue Bedeutung. Die besondere Herausforderung<br />
in der Zukunft wird dabei sein,<br />
Bestandsgebäude entsprechend auszurichten<br />
und damit auch zukunftsfit zu machen.<br />
Stadt aus zu arbeiten und nach getaner Arbeit<br />
die jeweilige Umgebung zu erkunden bzw.<br />
Urlaub zu machen.<br />
Wie sehen Sie die Auswirkungen<br />
des Ukraine-Kriegs auf den Wiener<br />
Immobilienmarkt?<br />
Das ist keine einfache Frage und erfordert<br />
einen Blick in die Glaskugel. Jedenfalls hofft<br />
man jeden Tag, dass sich die Situation wieder<br />
bessert und Friede einkehrt. Wir spüren natürlich<br />
den Zustrom von ukrainischen Menschen<br />
und helfen bei der Wohnungssuche, wo wir<br />
nur können. Andererseits sehen wir starke<br />
Auswirkungen im Immobiliensektor durch<br />
die steigenden Energiekosten, von denen jeder<br />
betroffen ist. Dadurch bekommen Themen<br />
wie Energieunabhängigkeit, erneuerbare<br />
Sind Wohnungen mit Gasheizungen<br />
schwerer zu vermieten?<br />
In Kundenterminen wird die Gesamtsituation<br />
vermehrt hinterfragt, auch wie ein Haus<br />
oder eine Wohnung beheizt wird. Dabei ist<br />
das Feedback durchwegs positiv, wenn es<br />
keine Gasheizung gibt bzw. falls doch mit Gas<br />
geheizt wird, wird deutlich öfter eine zukünftig<br />
notwendige Umrüstung bei der Miet- oder<br />
Kaufentscheidung zum Thema. Zurzeit fehlt<br />
es jedoch gerade im urbanen Raum wie<br />
Wien, vor allem bei Altbauobjekten, an einer<br />
gesamtheitlichen Lösung und Alternativen.<br />
Nicht überall sind ein Fernwärmeanschluss,<br />
Tiefenbohrungen oder die Installation einer<br />
Wärmepumpe möglich. Es fehlt hier noch an<br />
Lösungen. Zumindest bis dahin werden auch<br />
weiterhin Wohnungen mit Gasheizungen<br />
verkauft und vermietet werden.<br />
Die EHL nimmt derzeit viele Mitarbeiter<br />
auf. Wie ist die Wachstumsstrategie?<br />
Das Schöne ist, wir dürfen wachsen. Im<br />
Zentrum unserer Dienstleistungserbringung<br />
stehen immer der Mensch und seine Zufriedenheit.<br />
Wir arbeiten täglich daran, mit viel<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
47
Positionen & Meinungen<br />
„Mieter können<br />
derzeit aus<br />
einem großen<br />
Angebot wählen<br />
und sich das<br />
passende Objekt<br />
aussuchen.“<br />
Karina Schunker,<br />
EHL Wohnen<br />
Freude unsere Dienstleistungsqualität hochzuhalten<br />
und unsere Kunden ganz individuell<br />
zu betreuen. Wir reflektieren sehr viel, sind<br />
dynamisch und stellen unsere Prozesse um,<br />
wenn es bedeutet, ein noch besseres Service<br />
anbieten zu können. Sind nämlich unsere<br />
Kunden zufrieden, bin ich davon überzeugt,<br />
dass der Erfolg von selbst kommt.<br />
Insgesamt dürfen wir eine ganze Reihe von<br />
kleinen und großen Projekten sowie zahlreiche<br />
einzelne Wohnungen vermarkten – in<br />
Summe also eine sehr gute Auftragslage.<br />
Derzeit habe ich mit 21 Mitarbeitern ein<br />
schlagkräftiges Team, bin aber immer auf der<br />
Suche nach weiteren motivierten, engagierten<br />
Mitarbeitern. Auch Young Professionals sind<br />
bei uns herzlich willkommen.<br />
Sie sind jetzt ein Jahr Geschäftsführerin.<br />
Wie lautet Ihr Resümee?<br />
Ich konnte mit der Übernahme der Geschäftsführung<br />
meine große Leidenschaft<br />
für Immobilien noch stärker vertiefen.<br />
Mein Zuständigkeitsfeld ist gewachsen<br />
und damit ist mein Berufsalltag noch<br />
vielseitiger und interessanter geworden. Die<br />
größte Freude habe ich jedenfalls daran, in<br />
engem Austausch mit unseren Kunden und<br />
Geschäftspartnern zu sein und mit einem<br />
hoch motivierten Team gemeinsame Ziele<br />
zu verfolgen. Wir wollen uns stets verbessern,<br />
uns neu positionieren und dabei auch<br />
moderner, digitaler werden. Beispielsweise<br />
gehen wir demnächst mit einer Kundenserviceplattform<br />
online, mit der unsere Kunden<br />
schon während des Anmietungs- und Kaufprozesses<br />
mit Zusatzservices und Produkten<br />
rund um den Umzug begleitet werden. Von<br />
Umzugsfirmen und Versicherungsmaklern<br />
über Finanzierungsservices, Internetanbieter<br />
bis Küchen- und Möbelausstatter – wir haben<br />
hier für unsere Kunden ganz besondere<br />
Rabatte und Gutscheine mit den jeweiligen<br />
Unternehmen ausverhandeln können. Damit<br />
möchten wir unsere Dienstleistung optimal<br />
abrunden und Kunden noch intensiver bei<br />
der gesamten Umzugsplanung unterstützen.<br />
All das mitgestalten zu können, macht mir<br />
sehr viel Spaß, und ich darf diesen Sommer<br />
darauf anstoßen, bereits zehn Jahre ein Teil<br />
der EHL-Familie sein zu dürfen.<br />
Was sind Ihre Ziele für die nächsten fünf<br />
Jahre, sowohl beruflich als auch privat?<br />
Beruflich freue ich mich auf weiterhin<br />
spannende und erfolgreiche Jahre bei der EHL<br />
und darauf, gemeinsam mit herausragenden<br />
Kollegen ganz viel Neues zu gestalten. Ich<br />
komme wirklich tagtäglich mit sehr viel<br />
Freude zur Arbeit, was ja auch nicht selbstverständlich<br />
ist. Privat plane ich derzeit vor allem<br />
meine Hochzeit, die im kommenden Jahr<br />
stattfinden soll.<br />
48 ImmoFokus
Karina Schunker<br />
Karina Schunker startete ihre Karriere in der EHL-Gruppe vor zehn Jahren<br />
im Vertrieb von Miet- und Eigentumswohnungen. 2019 wurde ihr für<br />
EHL Wohnen die Prokura verliehen und übernahm die Bereichsleitung<br />
des Eigentums- und Vorsorgewohnungsvertriebs und im Juni 2021 die<br />
Geschäftsführung der EHL Wohnen.<br />
Schunker studierte berufsbegleitend an der FH Wien Immobilienwirtschaft<br />
und Immobilienmanagement und schloss dort auch ihr Masterstudium<br />
erfolgreich ab. Sie ist Member of the Royal Institution of Chartered<br />
Surveyors, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für<br />
Nachhaltige Immobilienwirtschaft sowie Mentorin an der FH Wien.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
49
Positionen & Meinungen<br />
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Jenni<br />
Wenkel<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
50 ImmoFokus
Herausforderung<br />
angenommen<br />
Karriereschritt. Im Interview spricht Jenni Wenkel über ihren<br />
Wechsel zur Union Investment, Nachhaltigkeit und warum sie ihr<br />
Gemüse selber anbaut.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
I<br />
m Hansen herrscht geschäftiges Treiben.<br />
Obwohl es bereits 14 Uhr ist, ist das<br />
Lokal gesteckt voll. Eine Duftwolke des<br />
Blumengeschäfts Lederleitner, mit dem<br />
sich das Restaurant das Untergeschoss der alten<br />
Börse teilt, hüllt uns bereits beim Betreten ein<br />
und mischt sich mit dem Geruch frisch gekochten<br />
Essens. Ein flinker Kellner huscht an uns<br />
vorbei, während uns ein weiterer begrüßt und<br />
zu unserem Tisch bringt. Schnell sind wir Teil<br />
der ungewohnten Geräuschkulisse. Jenni Wenkel<br />
ist hier Stammgast. „Das Hansen ist quasi<br />
meine Kantine“, zwinkert sie mir zu, die Speisekarte<br />
kennt sie auswendig.<br />
Nach 13 Jahren in unterschiedlichen Positionen<br />
in der ERSTE Bank Group, ist sie im September<br />
2021 als Vorstandsmitglied in die Union Investment<br />
Real Estate Austria gewechselt. Nach<br />
den ersten Monaten im neuen Job zieht sie ein<br />
positives Resümee: „Ich bin sehr froh, dass ich<br />
den Schritt gemacht habe, und fühle mich beruflich<br />
angekommen, der Job ist wie auf mich<br />
zugeschnitten.“ Auf ihrem Wunschzettel an<br />
die neue berufliche Herausforderung standen<br />
selbständiges Arbeiten, Entscheidungen treffen<br />
zu können und ein Team zu führen. Auch<br />
wollte sie weiter in Wien leben und arbeiten.<br />
Ihr deutscher Akzent ist auch nach 20 Jahren<br />
unüberhörbar. „Das ist auch was Schönes“,<br />
lacht die gebürtige Rheinländerin. „Ich kann<br />
jetzt weiter dieses korrekte, strenge und<br />
manchmal pingelige Deutsche mit dem österreichischen<br />
Entspannteren, Gemütlicheren<br />
verbinden.“ 2021 wurde sie von ihrem jetzigen<br />
Vorgesetzten angesprochen, ob sie nicht Teil<br />
des Teams werden wollte. „Und ich wollte“, so<br />
Wenkel. „Einige Kollegen in der Union Investment<br />
kenne ich seit zehn Jahren. Sie haben mir<br />
von Anfang an das Gefühl vermittelt, dass es<br />
Spaß macht, mit ihnen und für die Union Investment<br />
zu arbeiten. Schließlich sind manche<br />
Kollegen selber seit knapp 20 Jahren im Unternehmen.“<br />
Wenig Fluktuation, ein Mutterkonzern<br />
in Hamburg, ein Mega-Karriereschritt<br />
und die Sichtbarkeit des Vorstandspostens<br />
überzeugten sie schnell, wechseln zu wollen.<br />
Wir stoßen mit einem Gläschen Prosecco darauf<br />
an.<br />
Neue Aufgaben<br />
Unsere Vorspeise wird gebracht. Wenkel hat<br />
einen orientalischen Teller mit Hummus,<br />
Falafel, Oliven und Paprikadip bestellt, ich<br />
ein Rote-Rüben-Risotto. Während ich genüsslich<br />
mein Risotto esse, ist Wenkel mit dem<br />
Beantworten weiterer Fragen beschäftigt.<br />
„Seitens der Union Investment bin ich mit<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
51
Positionen & Meinungen<br />
„Wir haben uns<br />
mit allen Mietern<br />
gut einigen<br />
können.“<br />
Jenni Wenkel<br />
Union Investment Real Estate Austria<br />
Wenkel. „Aber das sind nicht meine Lorbeeren,<br />
das haben die Kollegen sehr gut gemanagt.“<br />
Im Vorstand hat sich ein neues, junges Team<br />
zusammengefunden. Die drei Vorstände sind<br />
letztes Jahr in diese Positionen gewechselt.<br />
„Ich betreue das Investment-Management,<br />
meine Kollegin Petia Zeiringer ist schon lange<br />
im Konzern und hat intern Karriere gemacht,<br />
sie ist für das Fondsmanagement zuständig.<br />
Stefan Süschetz, der auch einmal in der Erste<br />
Immobilien KAG war, hat das Risikomanagement<br />
über. Wir passen gut zusammen, und das<br />
erzeugt eine unglaubliche Dynamik.“<br />
zwei Aufgaben losgeschickt worden: einerseits<br />
deutlich mehr am Markt anzukaufen<br />
und zu investieren, aber auch die Union Investment<br />
in Österreich sichtbarer zu machen“,<br />
erklärt Wenkel ihre Doppelfunktion. „Ich bin<br />
Vorstand im immofonds 1 und damit direkt<br />
verantwortlich vor Ort, aber auch Investmentmanagerin<br />
für alle anderen Union-Investmentfonds,<br />
die hier in Österreich investieren.<br />
Das ist schon eine Bandbreite.“<br />
Zittern in der Pandemie<br />
Wie der immofonds 1 durch die Pandemie gekommen<br />
sei, will ich wissen. „Erstaunlich gut“,<br />
antwortet Wenkel. „Wir sind divers aufgestellt.<br />
Die große Sorge am Anfang der Pandemie waren<br />
die Büromieten und dass diese hinuntergehen,<br />
wenn Flächen zurückgegeben werden.<br />
Man hat von großen Veränderungen in der<br />
Bürolandschaft gesprochen und dass man in<br />
Zukunft nur noch 50 Prozent der Büros brauchen<br />
wird. Die große Sorge war da berechtigt,<br />
weil wir über 50 Prozent in Büros investiert<br />
sind. Gott sei Dank hat sich das Szenario nicht<br />
bewahrheitet. Es ist nicht eingetreten, dass wir<br />
weniger Flächenabsatz haben. Mittlerweile<br />
sind aber die Anforderungen an die Flächen<br />
andere. Auch wenn vermehrt im Homeoffice<br />
gearbeitet wird, so wird nicht weniger Fläche<br />
gebraucht, sie wird nur anders genutzt.“<br />
Die Union Investment ist auch in den Assetklassen<br />
Logistik, Retail, Fachmarkt, Wohnen und Hotel<br />
investiert. „Im immofonds 1 haben wir uns in<br />
der Pandemie in den Bereichen Hotel und Retail<br />
mit allen Mietern gut einigen können“, erzählt<br />
Nachdem die Union Investment Real Estate<br />
Austria AG ein Sonderkreditinstitut ist und<br />
wir FMA-zertifiziert sind, musste ich bei der<br />
FMA den Fit-&-Proper-Test machen“, lacht<br />
Wenkel „Ich habe schon lange nicht mehr so<br />
viel gelernt, aber das neue Wissen hat mich<br />
auch gereizt.“<br />
Die Dynamik des ESG<br />
Wenkel sieht derzeit eine starke Dynamik im<br />
Markt, die durch die EU-Taxonomie und ESG<br />
ausgelöst worden ist. „Es ist vergleichbar mit<br />
dem Bio-Trend, das hat vor 20 Jahren mit den<br />
Bio-Läden angefangen, und jetzt ist Bio in allen<br />
Supermärkten vertreten“, so Wenkel. „Jetzt<br />
heißt der Trend ESG, da stehen wir auch am<br />
Anfang, und wir müssen einen einheitlichen<br />
Standard finden, der fehlt noch.“<br />
Nachhaltigkeit<br />
„Wir sind seit letztem Juli auch Artikel-8-Fonds<br />
und unterstellen uns den Nachhaltigkeitskriterien“,<br />
so Wenkel weiter. „Ich glaube ernsthaft,<br />
52 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
<strong>53</strong>
Positionen & Meinungen<br />
Jenni Wenkel<br />
Studium der Architektur, Immobilienökonomie, Certified Real Estate<br />
Investment Analyst. Seit 1. September 2021 ist Jenni Wenkel Mitglied<br />
des Vorstandes der Union Investment Real Estate Austria AG und für das<br />
Investment Management des „immofonds 1“ und der weiteren Immobilienfonds<br />
von Union Investment in Österreich verantwortlich. Die gebürtige<br />
Rheinländerin lebt und arbeitet seit über 21 Jahren in Wien. Darüber<br />
hinaus ist sie Vorstandsvorsitzende der Royal Institution of Chartered<br />
Surveyors (RICS).<br />
Die Zukunft<br />
Während unsere Hauptspeisen serviert werden,<br />
frage ich, wo Wenkel die größte Dynamik<br />
sehe. Meine Interviewpartnerin hat ein Chorizo-Risotto<br />
bestellt, ich einen im Ganzen gebratenen<br />
Freiner-Biosaibling mit Petersilerdäpfeln<br />
und kleinem grünen Salat. „Vor dem<br />
Ukraine-Krieg hätte ich gesagt, dass es einen<br />
starken Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
gibt und auch bei der Verwendung von Plastik,<br />
beim Tierwohl, bei den Lieferwegen, und wie<br />
das alles zusammenhängt, weitergeht“, so<br />
Wenkel. „Das wird jetzt alles ausgebremst und<br />
überschattet, aber ich hoffe sehr, dass dieser<br />
Trend weitergeht.“ Die Vorständin selbst setzt<br />
auf Umweltschutz und Bio-Lebensmittel. „Ich<br />
habe ein Selbstversorgerbeet und baue mein<br />
Gemüse selber an“, verrät die begeisterte Hobbygärtnerin.<br />
„Das macht mir großen Spaß und<br />
erdet mich im wahrsten Sinne des Wortes.“<br />
dass wir um das Thema nicht herumkommen.<br />
Hätten wir, wie vorher erwähnt, einheitliche<br />
Standards, dann könnten wir als Branche<br />
am gleichen Strang ziehen.“ Das ESG-Thema<br />
treibt bereits erste Blüten. „Wir haben jetzt<br />
eine Immobilie verkauft, weil sie ESG-mäßig<br />
nicht weiter zu uns passt, gekauft hat sie ein<br />
Nachhaltigkeitsfonds“, so die Vorständin.<br />
„Das hat uns natürlich überrascht. Aber es hat<br />
jeder andere Kriterien, nach denen er kauft.“<br />
Wenkel ist auch RICS-Vorstandsvorsitzende.<br />
„Da diskutieren wir unter anderem, wie sich<br />
ESG-Kriterien auf die Bewertungen auswirken<br />
werden. Unsere erste Interpretation war, dass<br />
der Markt auseinanderfallen wird, und sich<br />
verschiedene Lager bilden. Für uns gesprochen<br />
können wir gar keine Objekte mit C-/- oder<br />
D-Rating ankaufen, sehen aber, dass es den<br />
privaten Investoren derzeit noch nicht wichtig<br />
ist. Sollte es aber, denn die Immobilie soll ja<br />
handelbar sein.“<br />
Doch zurück zu den Finanzen. Offene Immobilienfonds<br />
erzielen hierzulande Jahr für Jahr<br />
Rekordmittelzuflüsse. Warum die Beliebtheit?<br />
„Wir hatten in den letzten Jahren dieses konstant<br />
niedrige Zinsniveau“, antwortet Wenkel.<br />
„Damit waren die Fonds eine klassische Alternative<br />
zum Sparbuch.“ Interessant wird es,<br />
wenn die EZB in nächster Zeit die Zinsen anheben<br />
wird. „Dann wird sich zeigen, wie sich das<br />
auf die Mittelzuflüsse auswirken wird“, erzählt<br />
sie weiter. „In den letzten Jahren mussten wir<br />
Kontingentphasen einführen, weil wir nicht<br />
hinterherkamen, die Gelder gewinnbringend<br />
und wirtschaftlich sinnvoll zu veranlagen.“<br />
Hat es im Fonds gröbere Änderungen bei<br />
der Gewichtung der Assetklassen gegeben?<br />
Wurde vielleicht etwas Risiko rausgenommen?<br />
„Rausgenommen nicht“, so Wenkel.<br />
„Nachdem die Märkte immer überlasteter<br />
sind und immer mehr Privat-Institutionelle<br />
in die Märkte drängen, haben wir versucht,<br />
unsere Asset-Location zu erweitern. Die<br />
Union Investment achtet darauf, dass die<br />
54 ImmoFokus
Lokal<br />
„Die Kombination aus Asset- und<br />
Investmentmanagement verlangt<br />
nach Expertise und die kann ich<br />
miteinbringen.“<br />
Jenni Wenkel<br />
Union Investment Real Estate Austria<br />
DAS SAGT DER FALSTAFF<br />
Seit Jahren eine verlässliche Adresse für<br />
moderne Regionalküche mit internationalen<br />
Akzenten. Anita und Leo Doppler sind<br />
perfekte Gastgeber, und das Ambiente in<br />
der ehemaligen Börse ist ohnehin ein Traum.<br />
(86 Punkte, 2 Gabeln)<br />
DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />
Es gibt eine kleine, feine Auswahl an Speisen,<br />
Spezialität des Hauses sind die verschiedenen<br />
Risottos. Das Ambiente ist außergewöhnlich,<br />
durch die hohe Decke hallt es ein bisschen,<br />
und es hat einen entsprechenden Geräuschpegel.<br />
Alles in allem eine angenehme Stimmung<br />
und gutes Essen.<br />
Restaurant Hansen<br />
Wipplingerstraße 34 – 1010 Wien<br />
treuhändisch verwalteten Gelder optimal<br />
und risikoarm veranlagt werden. Ideal wäre<br />
die Core-Büroimmobilie, innerstädtisch und<br />
langfristig vermietet. Da es die aber immer<br />
seltener gibt, müssen wir uns breiter aufstellen.<br />
Derzeit sehen wir uns zum Beispiel die<br />
Assetklasse Seniorenimmobilien an.“<br />
Neue Assetklassen<br />
Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
ist es in Deutschland einfacher, in eine Seniorenimmobilie<br />
einzusteigen. „In Österreich<br />
ist es noch schwierig, ich bin aber fest davon<br />
überzeugt, dass immer mehr Projektentwickler<br />
sich auf das Thema setzen.“<br />
Beim Granny-Smith-Apfelsorbet mit Prosecco<br />
sprechen wir über das Thema Revitalisierung<br />
im Bestand, also selber sanieren statt<br />
rausdrehen. Das ist ein Thema, das immer<br />
mehr auf die Branche zukommt, vor allem<br />
unter der Prämisse, das Renditeniveau zu<br />
halten. „Die Punkte Manage-to-Green und<br />
Manage-to-Core sehe ich als herausfordernd<br />
und spannend. Mit dem Bestand zu arbeiten,<br />
die Kombination aus Asset- und Investmentmanagement<br />
verlangt nach Expertise,<br />
und die kann ich nach der Zeit in der Erste<br />
Bank miteinbringen“, so Wenkel. Ein heißes<br />
Thema, denn vor ein paar Jahren hätte jeder<br />
gesagt, die Renditen können nicht weiter<br />
runter gehen.<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag bis Freitag: 9 bis 23 Uhr<br />
(Küche bis 21.30 Uhr)<br />
Samstag: 9 bis 16 Uhr<br />
(Küche bis 15 Uhr)<br />
Sonn- und Feiertag geschlossen.<br />
www.hansen.co.at<br />
ImmoFokus Restaurantguide<br />
17<br />
PUNKTE<br />
Essen:<br />
Service:<br />
Weinkarte:<br />
Ambiente:<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
55
ImmoFokus.Rubrik<br />
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch bei einem Weinstreifzug im 44. Stock<br />
des Millennium-Towers mit den Geschäftsführern der teamneunzehn-Gruppe<br />
Markus Ringsmuth und Kevin Dzieza.<br />
Kunden wünschen<br />
sich Gesamtpakete<br />
Streben nach Erfolg. teamneunzehn setzt eine umfassende Betreuung von Vermittlung bis<br />
Hausverwaltung. Warum das für ein nachhaltiges Wachstum gesorgt hat, erzählen die Geschäftsführer<br />
bei ein paar guten Achterln.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
Pe rspektivenwechsel sind spannend,<br />
vor allem, wenn es sich um ein paar<br />
Stockwerke handelt. Und so brachte<br />
die „Reise“ vom 17. Stock des Millennium-Towers<br />
in den 44. nicht nur interessante<br />
Gesprächspartner, sondern auch besondere<br />
Ausblicke. Das Interview mit Weinverkostung<br />
im Büro von teamneunzehn durchzuführen,<br />
erwies sich als gute Idee mit neuen Rundumblicken<br />
in höchster Höhe bei strahlendem Sonnenschein.<br />
Als ersten Wein öffnen wir einen Weinviertel<br />
DAC Classic, 2021 vom Weingut Hagn.<br />
Der elegante, fruchtige Weißwein zeigt sich<br />
würzig in der Nase und am Gaumen, mit einem<br />
typischen „Veltlinerpfefferl“ und einem angenehmen<br />
Abgang mit animierender Säure und<br />
passt perfekt zum frühlingshaften Wetter.<br />
Auswirkungen des Bestellerprinzips<br />
Als erstes Thema drängt sich die Neueinführung<br />
des Bestellerprinzips auf. „Wie wird der<br />
Markt reagieren?“, will ich wissen. Markus<br />
Ringsmuth, Gesellschafter und Geschäftsführer<br />
von teamneunzehn geht von einem<br />
weiterführenden, guten Geschäft aus: „Wir<br />
haben uns auf die Situation gut vorbereitet“,<br />
erzählt er. „Kurzfristig werden wir das alle<br />
spüren, aber mittel- und langfristig wird der<br />
Vertrieb eine höhere Wertschätzung bekommen.“<br />
Teamneunzehn vermittelt jetzt schon<br />
viele institutionelle Objekte für den Mieter<br />
provisionsfrei.<br />
„Zukünftig ist es zu wenig, nur Vermittler<br />
sein zu wollen“, so Kevin Dzieza, Geschäftsführer<br />
von teamneunzehn. „Deswegen setzen<br />
wir verstärkt auf Beratung. Das sichert<br />
uns Folgegeschäfte mit den Abgebern.“<br />
Dzieza geht davon aus, dass viele versuchen<br />
werden, anfangs ihre Immobilie selbst<br />
zu vermarkten, und dann lernen werden,<br />
wie aufwändig das ist. „Es ist auch davon<br />
auszugehen, dass die Fluktuation höher<br />
wird, denn für viele Mieter war die bezahlte<br />
Maklerprovision ein Grund, länger in einer<br />
Wohnung zu bleiben.“<br />
Eine weitere Auswirkung des Bestellerprinzip<br />
wird sein, dass sich viele Anleger aus dem<br />
Vermietungsmarkt, der dem Mietrechtsgesetz<br />
(MRG) unterliegt, zurückziehen. „Es<br />
wird starke Portfolioumstrukturierungen<br />
geben“, so Ringsmuth. „Raus aus dem Altbau,<br />
rein in den Neubau.“<br />
Neue Projekte<br />
„Am Donaukai, ein Mietwohnprojekt mit<br />
über 400 Wohnungen, sind die Übergaben<br />
unserer Hausverwaltung nach erfolgreicher<br />
Vermietung an die ersten Mieter erfolgt, viele<br />
weitere spannende Projekte befinden sich bereits<br />
in den Startlöchern“, so Dzieza. „Bei der<br />
Seeoase Velm haben wir bereits den Großteil<br />
verkauft.“ Wasser und die Möglichkeit des<br />
Homeoffice zieht immer mehr Menschen aufs<br />
Land. In Grafenwörth entsteht ein privat angelegter<br />
See und Häuser auf Eigengrund. „300<br />
Lkw Aushub waren für den See notwendig.<br />
Jetzt entsteht dort ein sehr spannendes Projekt<br />
mit 207 Häusern. Vor allem im Frühjahr<br />
und Sommer wird der Verkauf dort boomen.“<br />
Derzeit wird der erste Bauabschnitt gebaut,<br />
insgesamt sind fünf geplant.<br />
Darauf stoßen wir mit einem Sauvignon<br />
blanc, 2021 Südsteiermark DAC von Domaines<br />
Kilger an. Bei diesem Wein haben Hans<br />
Kilger und Walter Polz im Zeichen des steirischen<br />
Weins ihre Kräfte gebündelt. Der Sauvignon<br />
blanc ist trocken, würzig, mit einer<br />
floralen Note und holzig im Abgang. Dabei<br />
erzählt Ringsmuth stolz über das Jahr 2021:<br />
56 ImmoFokus
Die Weine<br />
Weinviertel DAC Classic, 2021,<br />
Weingut Hagn<br />
www.hagn-weingut.at<br />
Sauvignon blanc, 2021,<br />
Südsteiermark DAC, Domaines Kilger<br />
www.domaines-kilger.com<br />
Rotgipfler Ried Saxerl, 2019,<br />
Die Schwertführerinnen<br />
www.dieschwertfuehrerinnen.at<br />
Top Sigrid, 2017,<br />
Die Schwertführerinnen<br />
www.dieschwertfuehrerinnen.at<br />
„Wir haben 2350 Objekte vermittelt, im<br />
freifanzierten Bereich ist das Marktrekord.<br />
Dieses Jahr wollen wir die 3000er-Marke<br />
knacken.“ Bei teamneunzehn setzt man auf<br />
gute Kundenbeziehungen und Stammkundenpflege.<br />
„Wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />
ist uns sehr wichtig“, so Dzieza. „Wir werden<br />
in Kauf- und Verkaufstransaktionen<br />
eingebunden und können unsere Expertise<br />
abgeben, wenn ein Projekt in Planung geht<br />
bzw. bei der technischen Planung für die<br />
Hausverwaltung.“ Dzieza sieht sich hierbei<br />
als Sparringspartner für den Kunden.<br />
Ausbau der Hausverwaltung<br />
Der nächste zu verkostende Wein ziert sich<br />
mit dem klingenden Namen „Die Schwertführerinnen“.<br />
Die Schwestern Kerstin und<br />
Sigrid Schwertführer aus Soos/Thermenregion<br />
geben dem Wein eine weibliche Note<br />
und betreiben auch einen Heurigen. Wir<br />
öffnen einen Rotgipfler Ried Saxerl, der sich<br />
im Glas strahlend Gelb, am Gaumen mineralisch<br />
und mit einer feinen Frucht nach<br />
reifen Äpfeln und Mango zeigt. Ringsmuth<br />
schwenkt zum Thema Hausverwaltung.<br />
„Wir konnten knapp 400.000 Quadratmeter<br />
dazugewinnen“, erzählt er. „Eine Million<br />
Quadratmeter haben wir in der aktiven Verwaltung,<br />
daher haben wir im 10. Stock des<br />
Millennium-Towers für unsere 50 Mitarbeiter<br />
noch eine Bürofläche dazu genommen.“<br />
Insgesamt sind derzeit 104 Mitarbeiter in der<br />
Gruppe beschäftigt. Froh ist man, mit Michaela<br />
Hofbauer (MRG-Abteilung) und Markus<br />
König (WEG-Abteilung) zwei sehr erfahrende<br />
leitende Immobilienmanager an Bord geholt<br />
zu haben. Neu ist auch der Einsatz der eigenen<br />
Teamneunzehn-Immobilien-App, um mehr<br />
Transparenz in der Immobilienverwaltung zu<br />
schaffen. Stolz sind die beiden Geschäftsführer<br />
auch auf den Teamgeist ihrer Mitarbeiter.<br />
„Fehler werden von allen gemeinsam ausgebessert,<br />
das schätzen unsere Kunden“, so<br />
Dzieza. Das Zusammenspiel wird auch beim<br />
Copa Real des ImmoFokus unter Beweis gestellt.<br />
„Da sind wir als Team wieder fix dabei<br />
und streben den Titel an.“<br />
Zum Ausklang öffnen wir einen Top Sigrid,<br />
2017, ebenfalls von Die Schwertführerinnen.<br />
Der Duft nach reifen Zwetschken und<br />
Kirschen erfreut bereits vor dem ersten<br />
Schluck. Im Glas präsentiert sich der Top<br />
Sigrid mit dunklen Beerenfarben und überzeugt<br />
mit einem kräftigen Körper und feiner<br />
Mineralik. „Ich glaube, dass die nächsten<br />
Jahre spannend werden“, so Ringsmuth.<br />
„Die EU-Richtlinien, ESG und Klimaziele,<br />
neue österreichische Gesetze und die starke<br />
Nachfrage nach Immobilien erzeugen Veränderung<br />
und neue Marktvoraussetzungen<br />
und verlangen Anpassung und Dynamik<br />
von den Playern. Vor allem da ein gewisser<br />
Veranlagungsdruck vorhanden ist.“<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
57
GEBÄUDE<br />
mit Geschichte -<br />
GESCHICHTEN<br />
über Gebäude<br />
(Folge 3)<br />
Zum Autor<br />
Otmar Lahodynsky war Journalist beim „profil“, EU-Korrespondent<br />
der „Presse“ und Außenpolitik-Chef beim<br />
„Kurier“. Er ist Ehrenpräsident der „Association of European<br />
Journalists“ (AEJ) und Dr-Karl-Renner-Preisträger.<br />
Der Nato-Amtssitz in Brüssel<br />
Das neue Hauptquartier der Nato in Brüssel ist groß genug für die Aufnahme neuer Mitglieder.<br />
Kommentar: Otmar Lahodynsky<br />
Errichtet als niedriger Plattenbau nach der Übersiedlung aus Paris 1967,<br />
entsprach das alte Hauptquartier der Nato in Brüssel längst nicht mehr<br />
den Anforderungen an ein modernes Bürogebäude. Zudem hatte sich die<br />
Zahl der Mitglieder des Nordatlantik-Paktes über die Jahrzehnte von 15<br />
auf 30 verdoppelt. Daher wurde gleich gegenüber nahe dem Flughafen<br />
Zaventem ein modernes Verwaltungszentrum gebaut und 2017 eröffnet.<br />
Das neue Gebäude beherbergt auf rund 245.000 Quadratmetern Büros<br />
für 4.000 Mitarbeiter und Diplomaten, ein Rechen- und Konferenzzentrum,<br />
Restaurants sowie Sport- und Freizeitanlagen. Über Sicherheitseinrichtungen<br />
wie Luftabwehr wird nichts verraten. Doch was bekannt ist,<br />
ist, dass es ausreichend Platz für Neuzugänge gibt. Seit dem Krieg Russlands<br />
gegen die Ukraine wollen auch die bislang neutralen Länder Finnland<br />
und Schweden dem westlichen Verteidigungsbündnis beitreten.<br />
Das US-amerikanische Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill<br />
LLP und die belgische Architektenvereinigung ASSAR Architects<br />
gewannen 20<strong>03</strong> den internationalen Wettbewerb für das neue Nato-<br />
Hauptquartier. Das Gebäude besteht aus ineinander verschränkten<br />
Bauteilen und soll so Kooperation symbolisieren. Die Baukosten betrugen<br />
750 Millionen Euro, die Gesamtkosten über 1,1 Milliarden Euro.<br />
Sie wurden von den Mitgliedsstaaten anteilig übernommen. Auch Österreich<br />
ist in dem Gebäude mit einer Vertretung präsent, da wir an der<br />
militärischen Kooperation, etwa im Rahmen der „Partnerschaft für den<br />
Frieden“, teilnehmen.<br />
Mein erster Besuch im alten Hauptquartier erfolgte im Jahr 1988, als<br />
noch die Sowjetunion, der langjährige Hauptgegner des Bündnisses,<br />
existierte. Ich fragte damals, wie viele der zu dieser Zeit 2.000 Beamten<br />
russisch beherrschten. Insgesamt fünf, hieß es, was mich damals doch<br />
erstaunte. Nach dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 ging<br />
alles sehr schnell. Eröffnet wurden Kooperationsbüros mit den alten<br />
Mitgliedern des aufgelösten „Warschauer Pakts“, die bald darauf Nato-<br />
Mitglieder wurden. Österreichs Außenminister Alois Mock besuchte die<br />
Nato erstmals 1991 mit großen Berührungsängsten: Das Treffen mit dem<br />
damaligen Nato-Chef Manfred Wörner fand nicht im Hauptquartier,<br />
sondern auf neutralem Boden in der bilateralen Botschaft Österreichs in<br />
Brüssel statt.<br />
Ende 1991 nahm ich an der historischen Pressekonferenz im alten Nato-<br />
Hauptquartier teil, bei der ein russischer Diplomat das Ende der Sowjetunion<br />
verkündete und einen Brief von Boris Jelzin verlas. Dieser nannte<br />
darin eine spätere Mitgliedschaft Russlands in der Nato ausdrücklich als<br />
Option. Es sollte anders kommen.<br />
Bei der Eröffnung des Gebäudes im Mai 2017 forderte der damalige<br />
US-Präsident Donald Trump bei seinem ersten Nato-Gipfel von allen<br />
Mitgliedsländern mehr Verteidigungsausgaben. Wladimir Putin beendete<br />
bald darauf die militärische Kooperation Russlands im Rahmen<br />
der „Partnerschaft für den Frieden“. Inzwischen herrscht zwischen<br />
Russland und der Nato wieder Eiszeit. Und das westliche Bündnis erlangte<br />
durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine wieder höchste<br />
Bedeutung.<br />
Fotos: Nato<br />
58 ImmoFokus
Advertorial<br />
Mieterinvestition<br />
Die Umsatzsteuer. Sie sollte nicht vergessen werden.<br />
Fotos: zhu difeng/AdobeStock, Michael Königshofer<br />
Abschlüsse von Mietverträgen inkludieren<br />
häufig auch Regelungen<br />
zu Mieterinvestitionen. Sind beide<br />
Parteien umsatzsteuerliche Unternehmer<br />
(zum Beispiel bei Vermietung, Geschäftslokal<br />
oder Büro), stellt sich die Frage, ob es durch<br />
die Mieterinvestition zu einem (zusätzlichen)<br />
Leistungsaustausch zwischen Mieter und Vermieter<br />
kommt.<br />
Ein Leistungsaustausch liegt jedenfalls vor,<br />
wenn der Mieter die Investition durchführt,<br />
um den Mietvertrag zu bekommen. Wird<br />
vereinbart, dass für die Mieterinvestition<br />
das monatliche Mietentgelt reduziert wird,<br />
so liegt ein tauschähnlicher Umsatz vor. Der<br />
Vermieter hat daher in die Bemessungsgrundlage<br />
nicht nur die in Geld vereinbarte<br />
Miete, sondern auch den anteiligen monatlichen<br />
Tauschwert einzubeziehen. Umgekehrt<br />
erbringt der Mieter an den Vermieter ebenfalls<br />
eine Leistung. Die Leistung des Mieters<br />
an den Vermieter wird im Regelfall mit Übertragung<br />
der Verfügungsmacht erbracht (zum<br />
Beispiel bei Beendigung des Mietverhältnis-<br />
www.leitnerleitner.com<br />
ses und Rückstellung des Mietobjekts samt<br />
der Mieterinvestition).<br />
Eigenverbrauch bei Zurücklassen<br />
von Gegenständen<br />
Aber auch wenn keine Verpflichtung vorliegt,<br />
kann ein umsatzsteuerlicher Tatbestand vorliegen.<br />
In einem kürzlich entschiedenen Fall<br />
hatte ein Restaurantbetreiber das Recht, aber<br />
nicht die Verpflichtung, bestimmte Investitionen<br />
durchzuführen (Bundesfinanzgericht<br />
(BFG) 17.1.<strong>2022</strong>, GZ RV/7101588/2015). Eine<br />
Reduktion der Miete oder eine Ablöse bei<br />
Beendigung des Mietvertrags waren nicht<br />
vereinbart. Der Mieter errichtete auf eigene<br />
Kosten einen Wintergarten und schaffte eine<br />
Buffetanlage und dazugehörige Maschinen<br />
(zum Beispiel einen Dunstabzug) an. Bei<br />
der (vorzeitigen) Beendigung des Mietvertrags<br />
sind die Gegenstände dann ohne<br />
Ablöse zurückgeblieben. Wäre eine Ablöse<br />
vereinbart gewesen, so wäre es zu einer umsatzsteuerpflichtigen<br />
Lieferung in Höhe des<br />
vereinbarten Entgelts (Ablöse) gekommen.<br />
Da die Gegenstände im vorliegenden Fall<br />
+43 1 718 98 90<br />
harald.galla@leitnerleitner.com<br />
A 1<strong>03</strong>0 Wien, Am Heumarkt 7<br />
unentgeltlich übergegangen sind, lag laut<br />
Bundesfinanzgericht ein Eigenverbrauch vor.<br />
Ein Eigenverbrauch liegt nicht nur bei Überführung<br />
ins Privatvermögen vor, sondern bei<br />
jeglicher Verwendung eines Gegenstands für<br />
Zwecke außerhalb des Unternehmens oder<br />
bei unentgeltlichen Zuwendungen für Zwecke<br />
des Unternehmens. Der Mieter musste<br />
daher nachträglich 20 Prozent Umsatzsteuer<br />
abführen. Die Bemessungsgrundlage sind die<br />
Selbstkosten zum Zeitpunkt des Eigenverbrauchs<br />
(das heißt in der Regel der Restwert).<br />
Um die grundsätzliche Neutralität der<br />
Umsatzsteuer zu erreichen, kann in einem<br />
solchen Fall nach Paragraph 12 Absatz 15<br />
des Umsatzsteuergesetzes die auf den Eigenverbrauch<br />
entfallende Umsatzsteuer dem<br />
Vermieter in Rechnung gestellt werden. Dieser<br />
hat nach den allgemeinen Regeln einen<br />
Vorsteuerabzug.<br />
Harald Galla,<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei<br />
LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert auf<br />
Immobilientransaktionen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
59
Zum Autor<br />
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />
und Gründungsvorsitzender der AREAMA - Austrian Real<br />
Estate Asset Management Association.<br />
Livestyle-Allergene<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
Ich habe quasi keine Unverträglichkeiten: ich bin gluten- und<br />
laktosetolerant, Nüsse und Sojaprodukte tun mir nichts- das Menü<br />
Nummer S23 mit scharfer Soße beim Chinesen um die Ecke schmeckt<br />
mir folgenlos.<br />
Alleinig bei zwei Ereignissen bekomme ich einen stark juckenden<br />
inneren Ausschlag: Volksmusik und politisch korrekte Rechthaberei.<br />
Umpapamusik muss nicht näher beschrieben werden. Wenn jedoch<br />
jeder woke Checker bei dem Versuch etwas Besonderes zu sein, seine<br />
Wortspende mit diversen flashy Hashtags versieht, um andere zu belehren,<br />
fehlt mir das Verständnis.<br />
Wo fängt Diskriminierung an?<br />
In der Identitätsdebatte wird manchen<br />
unterstellt, der Grad einer Diskriminierung<br />
träte an die Stelle des Leistungsprinzips,<br />
der darüber entscheiden solle,<br />
an welcher Stelle im Leben man landet.<br />
Es hat lange genug gedauert, bis die<br />
Ständegesellschaft des Mittelalters<br />
überwunden war und die Erkenntnis<br />
kam, dass es völlig egal ist, wo man herkommt,<br />
welche Hautfarbe man hat oder<br />
welchem Geschlecht jemand zugehörig<br />
ist. Und das ist gut so. Kompliziert wird<br />
es oft in Detail: Letztens, als ich im Zoo<br />
bei den Erdmännchen vorbeigekommen<br />
bin, habe ich mich gefragt, ob die<br />
Beschilderung des Geheges nicht die<br />
Gefühle der Erdweibchen verletzt. Oder<br />
die des süßen Erdmännchens, das eigentlich<br />
lieber ein Pinguin-Weibchen<br />
wäre.<br />
Hippe Randgruppenzugehörigkeit?<br />
Mittlerweile erliegen einige bei der Identitätsfindung der Versuchung,<br />
sich einer besonderen Randgruppe zuzuordnen: Ich beispielsweise<br />
könnte da vielleicht den einen oder anderen Joker ziehen, da selbst,<br />
möglicherweise zwei in Wien als diskriminiert empfundene Gruppen<br />
zugehörig: Migrationshintergrund. Zwar nur EU-Bürger, aber immerhin.<br />
Wobei das Land der Verlierer von Cordoba wiederum einen Punktabzug<br />
bedeuten könnte. Und „alter weißer Mann“. Kein Witz. Was? Zählt nicht?<br />
Unfair? Fragen Sie mal die noch älteren Herren der Schöpfung. Ständig<br />
kommen blöde Witze über Boomer von eigentlich ahnungslosen Rotzlöffeln<br />
- vereinzelt leider sogar von den eigenen, um dann zusehen zu<br />
dürfen, wie andere gefühlt vorgereiht<br />
an einem vorbeiziehen. Was hat der normale,<br />
in Wien eingeborene weiße Mann<br />
noch für Möglichkeiten? Er könnte sich<br />
als Indigener auf die Menschenrechtskonventionen<br />
berufen. Eher nicht, aber<br />
ein interessanter Gedanke ist das schon.<br />
Im nächsten Leben werde ich Förster,<br />
ein Job ohne Menschen: Im Wald sind<br />
Bäume, die stehen fest verwurzelt,<br />
laufen nicht weg, wenn ich sie brauche<br />
und widersprechen nicht. Wenn ich sie<br />
umarme, geben sie mir positive Energie<br />
und kein Covid. Die Luft ist gut und<br />
das manchmal vorbeiziehende Wildschwein<br />
ist eine Bereicherung. Zurzeit<br />
habe ich eher mit Menschen zu tun, die<br />
blöd rumstehen, wenn ich sie nicht gebrauchen<br />
kann und weglaufen, wenn es<br />
was zu tun gibt. Eine Wildsau ist öfters<br />
auch dabei.<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
60
Zum Autor<br />
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />
Die Botschaft hör ich wohl…<br />
Kommentar: Georg Flödl<br />
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Dennoch – der Weg von der Idee<br />
zur Umsetzung ist noch weit. Das zeigt sich nicht nur, wenn konkrete<br />
Projekte für die Umrüstung von Heizsystemen im großen Wiener Althausbestand<br />
diskutiert werden. Auch die Asset-Management--Umfrage,<br />
die der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft gemeinsam<br />
mit RICS Austria, Areama und dem Beratungsunternehmen Drees und<br />
Sommer jährlich durchführt, hinterlässt einen gemischten<br />
Eindruck.<br />
Erste Auswirkungen erkennbar<br />
Und dennoch: Erstmalig ist auch am Markt zu beobachten, dass die Auswirkungen<br />
der ESG-Kriterien und der Taxonomie-Verordnung wahrnehmbar<br />
sind. Bislang war der Tenor der Immobiliensachverständigen<br />
vor allem, dass, solange diese Maßnahmen am Markt nicht eingepreist<br />
werden, sie als Sachverständiger keine andere Aussage treffen können ¬<br />
ganz nach dem Motto: „Ich bilde nur den Markt ab, ich mache<br />
den Markt nicht.“<br />
Fotos: Stephan Huger, Adobe Stock<br />
Alibi-Handlungen<br />
Peter Fischer von PricewaterhouseCoopers,<br />
ein engagierter Vertreter der Sustainability-<br />
Thematik, konnte und wollte seine Enttäuschung<br />
darüber anlässlich der jüngsten<br />
Präsentation der Studienergebnisse nicht<br />
verbergen. Der Eindruck, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen<br />
bisweilen zu Alibi-<br />
Aktionen degradiert werden, ist nicht<br />
von der Hand zu weisen. Eine eindeutige<br />
Bewegung gibt es hin zu zwingenden<br />
Mindeststandards für Nachhaltigkeit.<br />
Immerhin für rund die Hälfte der Portfolios<br />
sind verpflichtende Mindeststandards für die<br />
Nachhaltigkeit bei Ankauf oder Betrieb definiert.<br />
Im Vorjahr war dies lediglich bei 40 Prozent der Fall.<br />
Dieses Ergebnis steht aber nach wie vor im Gegensatz<br />
zum Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und deutet weiter auf den<br />
Nachholbedarf in der Branche hin. Bei den Mindeststandards selbst<br />
dominiert klima:aktiv, die Klimaschutzinitiative des österreichischen<br />
Klimaschutzministeriums, gefolgt von unternehmensinternen Standards.<br />
Erstaunlich ist auch, dass etliche Studienteilnehmer schon ein<br />
Überengagement beim Thema Nachhaltigkeit erkennen…<br />
Seit so manche große Bank in ihren internen<br />
Kreditvergabe-Prozessen bei der Projektprüfung<br />
von Bauträgern auch einen Sustainability-Officer<br />
mit Vetorecht in den jeweiligen<br />
Gremien installiert hat, ist Bewegung in<br />
die Sache gekommen. Es wird aber nicht<br />
ausreichen, zentnerschwere Nachhaltigkeitsberichte<br />
zu produzieren, die anstatt<br />
auf Hochglanzpapier nun auf edlem<br />
Öko-Papier daherkommen.<br />
Wesentlich wird sein, messbare Kriterien<br />
zu identifizieren, über die ein Konsens der<br />
Marktteilnehmer besteht. So warten wir alle<br />
noch auf eine Reihe von verbindlichen Dokumenten,<br />
Rechtsakten und Gesetzesvorhaben auf europäischer<br />
und nationaler Ebene, die den weiteren Weg<br />
verbindlich aufzeigen. Allein die Diskussion um das Erneuerbare-Wärme-Gesetz<br />
in Österreich zeigt, dass es offensichtlich mühsam<br />
ist, einen Kompromiss, ja, vielleicht sogar einen für viele Stakeholder<br />
sinnvollen Konsens zu schaffen. Wenn zum x-ten Mal vorbereitende Dokumente<br />
groß im auflagenstärksten kleinformatigen Medium zu finden<br />
sind, ist das Ziel offenbar noch lange nicht erreicht.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
61
Zum Autor<br />
Stefan Schleicher ist Professor am Wegener Center für Klima<br />
und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz. Er begleitet seit Jahren die österreichische und internationale<br />
Energie- und Klimapolitik.<br />
Wie werden Immobilien werthaltig?<br />
Kommentar: Stefan Schleicher<br />
2.<br />
Werthaltigkeit: Was sie bei einer Immobilie bedeutet, hängt sehr von<br />
den Interessen der Eigentümer ab. Worst Case ist ein Investor, der seine<br />
Rendite aus billigem Bauen und teurem Verkaufen an den nächsten Eigentümer<br />
schöpft. Dessen Rendite wiederum resultiert aus hohen Mieten<br />
und – wie in vielen Großstädten sichtbar – einem erneuten Verkauf der<br />
Immobilie schon nach wenigen Jahren an den nächsten Eigentümer, der<br />
oftmals allein an der Lage der Immobilie ein Interesse hat. Nach dem Abriss<br />
des Baubestandes wiederholt sich dieser Eigentümer-Zyklus.<br />
Noch ist dieser unter vielen Aspekten destruktive Umgang mit Immobilien<br />
bei uns eher eine Ausnahme. Die Entdeckung von Innovationen, die einen<br />
anderen Umgang mit Immobilien sichtbar machen, der ihnen mehr Werthaltigkeit<br />
verleiht, lohnt sich aber. Darüber gibt das internationale Forschungsprojekt<br />
ReConstruct Orientierung (www.rethinkconstruction.net).<br />
1.<br />
Multifunktionales Design von Bauten.<br />
Nicht zuletzt die Lockdowns der Covid-Pandemie machten darauf aufmerksam,<br />
dass die Grenzen der bisherigen Baustrukturen verwischen.<br />
Wohnungen sollten auf einmal auch die Funktion eines Home-Offices<br />
erfüllen, waren dazu aber meist nicht ausreichend vorbereitet. Künftig<br />
sollten sich Wohnungen nicht nur den Arbeitsbedingungen, sondern<br />
auch den Lebensabschnitten der nutzenden Personen besser anpassen,<br />
von den Phasen Single über Partnerschaften mit Kindern bis zu den Herausforderungen<br />
einer Aging Society.<br />
Aktive Rolle von Bauten im Energiesystem.<br />
Derzeit geltende Rollen von Energie in Gebäuden beschränken sich<br />
weitgehend auf ein passives Verhalten mit Empfehlungen für eine hohe<br />
thermische Qualität bei der Gebäudehülle und einem Energiebezug aus<br />
erneuerbaren Quellen. Radikal innovativ ist die Erkenntnis, dass Gebäude<br />
eine aktive Rolle in einem lokalisierten Energiesystem übernehmen können.<br />
Unter der Bezeichnung von Energy Hubs ergänzen sich Gebäude hinsichtlich<br />
der Verwendung und Bereitstellung von erneuerbarer Energie<br />
über Sonne, Wind und Geothermie.<br />
3.<br />
Integration von mit Gebäuden verbundenen Abläufen.<br />
Die Integration ist eine Erweiterung des multifunktionalen Designs einzelner<br />
Gebäude auf einen Komplex solcher Gebäude, erkennbar unter<br />
den Bezeichnungen „Quartiere“ und „Areale“. In diesen findet sich in<br />
fußläufiger Distanz von Kinderbetreuung bis zum Golfklub und von der<br />
Elementarpädagogik bis zu universitären Forschungseinrichtungen die<br />
Infrastruktur für die täglichen Abläufe. Mit der Technologie von 3D-Printing<br />
könnten außerdem viele Produkte in kurzen geografischen Distanzen<br />
bereitgestellt werden.<br />
Wegen ihres Verlustes an Werthaltigkeit werden heute gebaute Immobilien<br />
schon bald umgebaut oder sogar rückgebaut werden müssen, wenn<br />
sie diese zukunftsfähigen Perspektiven nicht erfüllen.<br />
Foto: AdobeStock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
62
Zum Autor<br />
Alexander Passer ist Professor für nachhaltiges Bauen und<br />
Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats der TU Graz und<br />
ist im Vorstand des Climate Change Centre Austria (CCCA).<br />
Klimaschutz jetzt endlich!<br />
Kommentar: Alexander Passer<br />
Der erste Teil des neuen IPCC-Berichts (AR6) zeigte mehr als deutlich,<br />
dass es den Klimawandel gibt und dass er menschengemacht ist. Der<br />
zweite Teil führt uns die Folgen drastisch vor Augen. Der jüngste dritte<br />
Teil des Berichts zeigt uns auf, was wir tun können und müssen, um die<br />
Klimakrise zu vermeiden. Wir kennen die Mittel und Wege, haben das<br />
Wissen sowie die notwendigen Technologien, um die von uns gesteckten<br />
und vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Doch selbst vor einer<br />
drohenden Versorgungskrise werden die Weichen nicht eindeutig und<br />
unausweichlich in die richtige Richtung gestellt.<br />
Foto: Lunghammer, Adobe Stock<br />
Die Bau- und Immobilienwirtschaft gilt als großer Einzelverursacher<br />
von Treibhausgasen und hat somit großes Potenzial im Kampf gegen<br />
die Klimakrise. Die wissenschaftliche Forderung seit Jahren ist: keine<br />
fossilen Energieträger im Neubau und Bestand (jedenfalls beim ohnehin<br />
anstehenden Tausch von Heizungen), idealerweise gleich in Kombination<br />
mit einer bestmöglichen thermischen Sanierung.<br />
Maßnahmenbündelung<br />
Für das 1,5-Grad-Ziel von Paris müssen die globalen Treibhausgasemissionen<br />
(und damit auch die in Österreich) bis 2<strong>03</strong>0 um ca. 45 Prozent<br />
unter das Niveau von 2019 und bis 2050 um ca. 90 Prozent sinken. Hier<br />
braucht es dringend eine Bündelung aller erforderlichen Maßnahmen in<br />
Neubau und Sanierung, um diesen Zielen näherzukommen, geschweige<br />
denn sie zu erreichen.<br />
Um die Dekarbonisierung im Gebäudesektor voranzutreiben, wurde von<br />
der Europäischen Kommission ein gemeinsamer europäischer Ansatz<br />
zur Bewertung der Umweltverträglichkeit von Gebäuden über deren Lebenszyklus<br />
entwickelt. Hierzu wurde das Bewertungssystem Level(s) als<br />
EU-einheitlicher Berichtsrahmen für Büro- und Wohngebäude entwickelt.<br />
Level(s) ist Teil der übergeordneten europäischen Strategie. So legt<br />
es den Fokus auf die Themenfelder Umwelt, Gesundheit und Wohlbe-<br />
finden sowie Kosten, Wert und Risiko. Die Nachhaltigkeitsperformance<br />
zu sechs zentralen umweltpolitischen Makrozielen wird mit nur neun<br />
Kernindikatoren für Gebäude messbar.<br />
Thema Lebenszyklus<br />
Last but not least, Level(s) wird die (neue) Grundlage im Rahmen der<br />
Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />
(EPBD). Im Entwurf ist festgelegt, dass neue Gebäude ab 2<strong>03</strong>0<br />
Nullemissionsgebäude sein müssen; neue öffentliche Gebäude müssen<br />
ab 2027 emissionsfrei sein. Das Lebenszyklus-Treibhauspotenzial muss<br />
dann im Einklang mit dem Level(s)-Rahmen berechnet werden. Eine<br />
spannende Aufgabe, auf die man sich besser jetzt schon vorbereiten<br />
sollte. Denn im EU-Klimaschutzplan ist dargelegt, dass die Richtlinie ein<br />
wichtiges Rechtsinstrument zur Verwirklichung der Dekarbonisierungsziele<br />
für 2<strong>03</strong>0 und 2050 ist. Gebäudezertifizierungen und -deklarationen<br />
können schon heute den Planungsprozess unterstützen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
63
ImmoFokus.Rubrik<br />
Zum Autor<br />
Martina Maly-Gärtner ist COO, Member of the Board bei UBM AG.<br />
Sie verantwortet den Hotelbereich, Human Resources sowie Versicherungen<br />
und ist Mitglied im Salon Real, dem Verein von Frauen in<br />
Führungspositionen der österreichischen Immobilienwirtschaft.<br />
Der Zahn der Zeit<br />
Kommentar: Martina Maly-Gärtner<br />
Der üppig gefüllte Korb mit knackigem Obst zur freien Entnahme?<br />
Längst schon Standard. Ein Firmenauto, gerne auch elektrobetrieben?<br />
Maximiertes Einkommen? Muss nicht sein. Die neue Generation strebt<br />
nach Jobs mit einem hohen Grad an Selbstbestimmung sowie einer gesunden<br />
Work-Life-Balance. Und: die Arbeit soll sinnstiftend sein, sie soll<br />
einen „Purpose“ bieten.<br />
Wie wir in den letzten Monaten beim Recruiting feststellen durften,<br />
trifft dieser „Purpose“ auf dem Arbeitsmarkt exakt den Zahn der Zeit.<br />
Junge Menschen suchen eine sinnhafte Tätigkeit, mit der sie aktiv einen<br />
Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Auf der Payroll eines glaubwürdig<br />
auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmens können sie diesen<br />
„Purpose“ finden.<br />
Die Personalabteilungen stellt die Arbeitswelt 4.0 vor völlig<br />
neue Herausforderungen. Im sogenannten „War for<br />
talents“, dem Wettbewerb um die besten (Nachwuchs-)Köpfe<br />
am Arbeitsmarkt, ist mehr<br />
denn je eine konsequente und konsistente<br />
Unternehmensstrategie gefragt. Im digitalen<br />
Zeitalter muss diese auch klar<br />
und zeitgemäß kommuniziert werden.<br />
Das Zauberwort heißt „Employer<br />
Branding“, die Positionierung<br />
eines Unternehmens als attraktiver<br />
Arbeitgeber, nach außen wie nach<br />
innen. UBM Development tut dies<br />
primär über Social-Media-Kanäle<br />
wie LinkedIn oder Instagram, um<br />
auch tatsächlich die richtige Zielgruppe<br />
am richtigen Ort zu treffen.<br />
green. smart. and more.<br />
UBM hat ihre Konzernstrategie in der Folge<br />
der Pandemie kompromisslos auf „green. smart.<br />
and more.“ ausgerichtet: auf die Entwicklung nachhaltiger,<br />
intelligenter und ästhetisch anspruchsvoller Immobilien.<br />
Nachhaltigkeit darf keine Modeerscheinung, sondern eine<br />
Haltung eines Unternehmens sein. Und diese Haltung gibt den Jobs bei<br />
der UBM Sinn, ökologisch wie letztlich auch ökonomisch.<br />
Community statt Work from home<br />
Wir glauben aber nicht nur daran, dass ein Unternehmen<br />
sinnstiftende Jobs offerieren muss, um<br />
im „War for talents“ letztlich siegreich sein<br />
zu können. Sondern wir wollen unseren<br />
Kolleginnen und Kollegen auch Gemeinschaft<br />
bieten. Die Pandemie hat<br />
durch die schier endlosen Lockdowns<br />
und monatelangen Home-Office-<br />
Zeiten die Mitarbeiter voneinander<br />
entfremdet. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und manchmal wohl<br />
auch die Loyalität gegenüber dem<br />
Arbeitgeber gingen zumindest teilweise<br />
verloren.<br />
Das muss nicht so sein. Die UBM tritt<br />
dem entgegen, indem sie versucht, eine<br />
„Community“ zu schaffen, die menschliche<br />
Interaktion und kreativen Spirit fördert.<br />
Räumlich haben wir weite Teile des Büros zu<br />
attraktiven Arbeitsbereichen mit offenen Büros und<br />
gemütlichen Gemeinschaftsflächen umgestaltet. Auch die<br />
Gemeinschaftsterrasse wurde neu geplant, trendig möbliert und mit<br />
einem mächtigen Griller bestückt. Insofern könnte das „and more.“ unseres<br />
Firmenclaims auch als „inspirierend“ gedeutet werden.<br />
Fotos: Adobe Stock, U<strong>MB</strong><br />
64 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Mikis Waschl ist Unternehmer im Bereich der Digitalisierung<br />
der Bau- und Immobilienwirtschaft, Vizepräsident der IFMA<br />
Austria und Working Group Chair für BIM im Facility Management<br />
bei buildingSMART Austria.<br />
Digitalisierung im Facility Management<br />
Kommentar: Mikis Waschl<br />
Foto: Kkhoss, Adobe Stock<br />
Aufgepasst: It´s crunch time! Nach teilweise<br />
opulenter Beobachtungs- und Evaluierungszeit<br />
scheint es nun schnell zu gehen. Nach den vielbesungenen<br />
Möglichkeiten und Potenzialen<br />
der Digitalisierung wurden diese nun um Notwendigkeiten<br />
ergänzt, wie beispielsweise um<br />
steigenden Kostendruck und das Thema ESG (Environment,<br />
Social, Governance). Der Rahmen der<br />
Betrachtung hat sich dadurch erweitert. Hieß es<br />
lange „ohne Daten kein (Computer-Aided) Facility<br />
Management (CAFM)“, wird dies nun ergänzt<br />
um „ohne Daten keine Nachhaltigkeit“.<br />
ESG hat sich in Windeseile zu einem maßgeblichen<br />
Digitalisierungstreiber im Facility Management<br />
entwickelt. Die Fülle und Vielseitigkeit der<br />
Anforderungen ist mit Excel nicht zu bewältigen,<br />
schnell geborene Proptechs einerseits und etablierte<br />
CAFM-Systeme andererseits bekommen dadurch einen völlig<br />
anderen Stellenwert. Sie bilden die Klammer, um die Fülle der (Daten-)<br />
Anforderungen für ESG zu sammeln, zu aggregieren und zu berichten.<br />
E von ESG<br />
Insbesondere das E von ESG ist dabei eng mit der Gebäudeausstattung<br />
verbunden. Gebäudeautomation, Smart Meter oder Sensorik beziehungsweise<br />
das Internet der Dinge (IoT) stellen in diesem Kontext eine<br />
wesentliche Datenquelle dar.<br />
Weniger „laut“, aber nicht minder konsequent findet auch die Methodik<br />
Building Information Modeling (BIM) im Facility Management Verbreitung.<br />
Naheliegend ist, dass man mit Daten und Informationen (beispielsweise<br />
aus einem Gebäudemodell) effizienter,<br />
nachhaltiger und transparenter wirtschaften<br />
kann als ohne Daten. Seit begonnen wurde, die<br />
Frage zu stellen, wie hoch dieser Kostenvorteil ist<br />
und in welchen Bereichen er sich einstellt, ist die<br />
Innovationskraft in der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle<br />
und -prozesse deutlich gestiegen.<br />
Optimierung<br />
Kürzlich wurde von den Fachverbänden FMA<br />
(Facility Management Austria) und IFMA Austria<br />
(International Facility Management Association<br />
Austria) gemeinsam mit der Plattform für<br />
digitale Innovationen der Bau- und Immobilienwirtschaft<br />
„Digital Findet Stadt“ eine Umfrage<br />
zu den „Anforderungen an den digitalen Immobilienlebenszyklus<br />
Planen, Bauen und Betreiben<br />
aus Sicht des Gebäudebetriebes“ durchgeführt.<br />
Die Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sahen<br />
neben Kosten/Nutzen-Betrachtungen und fehlenden Ressourcen auch<br />
den Aspekt fehlender Daten beziehungsweise Standards und fehlendes<br />
Bewusstsein und spezifisches Know-how als größte Hürden. Die<br />
Optimierung der Maßnahmenplanung und des Auftragsmanagements<br />
wurde mit großem Abstand als größte Chance gesehen, gefolgt von der<br />
Verbesserung der Bau- und Gebäudedokumentation und des Ressourcenverbrauchs<br />
beziehungsweise Energiemanagements.<br />
Nützlich für alle Interessierten: Bald veröffentlichen FMA und IFMA<br />
Austria das Leitdokument „Digitalisierung für das Facility Management“,<br />
ein Nachschlagewerk zu den vielfältigen und weitreichenden<br />
Aspekte eines Digitalisierungsprojekts. www.ifma.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
65
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne<br />
über Fakten und Inhalte, die<br />
verändern und prägen.<br />
#31<br />
Reisen „nach“ Corona<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Ich war letzte Woche mit meiner jungen Familie in Florenz. Nach der<br />
Coronakrise war die Vorfreude riesig. Endlich wieder Toskana, endlich<br />
wieder mit der gesamten Familie fliegen und endlich wieder gemeinsam<br />
Urlaub ohne Maske, ohne Einschränkungen. Gleich vorweg: die Tage waren<br />
anstrengend, erholsam und ich würde es jedes Mal wieder machen.<br />
Es hat sich aber gleichzeitig gezeigt, dass Urlaub auch etwas mit Routine<br />
zu tun hat, und diese haben wir über die letzten Monate seit 2020 gänzlich<br />
verloren. Dies begann beim Einpacken und änderte sich nicht bei der<br />
Vorbereitung beziehungsweise der Anreise. Doch es hat einfach gut getan,<br />
endlich wieder schulfreie Zeit gemeinsam nicht zu Hause, sondern<br />
unter Menschen zu verleben. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder Lust<br />
an Neuem haben und offen für andere Kulturen und Lebensweisen sind.<br />
Diesen Tatendrang haben wir in vollen Zügen genießen können. Schön<br />
war es, wie die Kinder dies genossen haben. Sie haben es wie Schwämme<br />
aufgesogen und spielerisch verstanden, warum es so wichtig ist, Sprachen<br />
zu lernen. In anderen Ländern ist Deutsch einfach nicht genug und<br />
auch Englisch ist immer nur die zweitbeste Wahl. So richtig ins Reden<br />
sind wir in Florenz mit Italienisch gekommen, und die Herzen fliegen einem<br />
zu, wenn das ernsthafte Interesse am anderen wahrgenommen und<br />
die Sprache so recht und schlecht gesprochen wird. Aber das Bemühen<br />
wird geschätzt und gewürdigt.<br />
Die wenigen Tage, in Wahrheit sollten wir besser von Stunden sprechen,<br />
haben kulinarisch gezeigt, wie einzigartig Italien ist: fast jedes Lokal ist<br />
einen Besuch wert, guten Kaffee gibt es an jeder Ecke und das Leben<br />
spielt sich im öffentlichen Raum ab. Wir haben es genossen: Endlich<br />
wieder italienisch zu essen, Nudeln, deren Geschmack mir noch im<br />
Traum unterkommen wird, und als krönenden Abschluss ein Steak, für<br />
das Florenz berühmt ist, und das ich vor allem mit meinem ältesten Sohn<br />
genossen habe.<br />
Corona: vorher versus nachher?<br />
Eine Frage hat mich auf dem Kurzurlaub auch noch beschäftigt: Ist nach<br />
Corona alles besser oder zumindest wieder so, wie es vorher war? Ich wäre<br />
gespannt, wie Sie diese Frage beantworten. Ich für meinen Teil bin zum<br />
Entschluss gekommen, die Chance des Stillstandes, des Lockdowns,<br />
des Neustarts ist eindeutig verpasst worden. In dem Hotel, in dem ich<br />
immer gerne abgestiegen bin, ist eindeutig erkennbar, dass die CapEx<br />
heruntergefahren waren. Statt die Zeit ohne Gäste für notwendige Reparaturen<br />
zu nutzen, war der Pool ausgelassen und das Haus in einem<br />
durchaus tristen Zustand, an dem der Investitionskostenrückstau<br />
deutlich erkennbar ist. Dank der Lockerungen sind die Gäste aber jetzt<br />
da, das Hotel, wie ich vor Ort erfahren habe, seit Wochen ausgebucht<br />
– Reservierungen gibt es bis über den Sommer hinaus. Das Geschäft<br />
brummt und alle sind hungrig aufs Leben, aufs Reisen, auf das Schöne,<br />
und viele sind offensichtlich bereit, Geld dafür auszugeben. Haben die<br />
Verantwortlichen damit nicht gerechnet? War eine schnelle Erholung<br />
nicht eingeplant? Dieses Hotel ist in bester Lage, trägt eine internationale<br />
Marke und hat die einmalige Chance verpasst. Jetzt zu reparieren,<br />
heißt, Gäste zu verärgern beziehungsweise auf Umsatz zu verzichten.<br />
Nicht zu investieren, verärgert die Kunden aber noch mehr. Zumindest<br />
ich werde nicht mehr kommen. Gleiche Erfahrungen haben wir<br />
bei so manchem Lokal machen dürfen. Dort waren wir aber dank dem<br />
Essen und dem Alkohol in der Beurteilung großzügiger. In Summe<br />
ist es nach Corona noch nicht wie früher, wie ein Erlebnis am Flughafen<br />
eindrücklich zeigte: Beim Gate vom Flughafen Toscana (Florenz)<br />
mussten wir erneut unsere Reisepässe abgeben. Unsere Tickets wurden<br />
abgerissen, was ich seit Jahren nicht mehr erlebt habe, und dieses<br />
Prozedere dauerte ewig. Die zuständige Person war völlig überfordert<br />
und ich hatte den Eindruck, sie rechnete einfach nicht mit Gästen,<br />
die an diesem Tag wegfliegen wollten. Die gesamte Abfertigung aller<br />
Passagiere dauerte derart lange, dass wir mehr als eine halbe Stunde<br />
Zeit verloren haben, und unser Pilot die Zeit nicht mehr zur Gänze<br />
aufholen konnte. Der Höhepunkt war aber die Ansage, dass wir für<br />
den Transfer-Bus zum Flugzeug erstmals wieder eine Maske tragen<br />
müssen. Nach langem Suchen haben wir eine gefunden und durften<br />
diese für eine Fahrt von wenigen Minuten und einigen hundert Metern<br />
bis zum Flugzeug am Rollfeld direkt vor dem Terminal aufsetzen.<br />
Was für ein Schildbürgerstreich und was für Verwirrungen, die sich<br />
hoffentlich bald auflösen werden.<br />
Fotos: Gottfried Poessl<br />
66 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und<br />
Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und<br />
Vermögenstreuhänder.<br />
Nicht regulieren, sondern Anreize schaffen!<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Mietervertreter in Sachen Mieten und<br />
Wohnkosten zu verstehen, ist schwer.<br />
Wobei es schon damit beginnt, ob sie<br />
wirklich die Konsumenten vertreten.<br />
Da stehen die Forderungen im<br />
Raum, das Bestellerprinzip als Beitrag<br />
zur Kostensenkung einzuführen,<br />
die gesetzliche Anpassung der<br />
Kategorie- und Richtwertmieten<br />
nicht durchzuführen, den Lagezuschlag<br />
beziehungsweise dessen Reste<br />
im Richtwertsystem abzuschaffen und<br />
am besten überhaupt für den gesamten<br />
Mietwohnungsbereich gesetzlich die Preise<br />
zu regeln.<br />
Wenn wir also dann den Wünschen der Mietervertreter entsprechend<br />
das preislich geregelte Einheitswohnen erreicht hätten, wer vergibt<br />
dann die Wohnungen nach welchen Kriterien und, vor allem, wer schafft<br />
dann das ausreichende Angebot und wer stemmt die eigentliche Herausforderung,<br />
die vor uns steht, nämlich die enormen Investitionen, die<br />
erforderlich sind, damit wir auch im Immobilienbereich die Umweltziele<br />
erreichen?<br />
Kritik an der Vergabe im sozialen Wohnbau<br />
Wie die Vergabe im sozialen Wohnbau, also im durchgängig mit öffentlichen<br />
Mitteln gebauten Bereich funktioniert, soll nicht Vorbild sein.<br />
Zum Beispiel müssen Menschen in Wien schon mindestens zwei Jahre<br />
an einer Adresse gewohnt haben, um einen Vormerkschein für sozialen<br />
Wohnbau zu erhalten. Immerhin werden 15 Prozent der Wohnungen<br />
von Wiener Wohnen an sehr einkommensschwache, das heißt im unteren<br />
Einkommensquartil befindliche Personen vergeben. Mehr als 50<br />
Prozent dieser Personen leben jedoch im gewerblichen, privaten Wohnbau.<br />
Ein anderes Beispiel ist, dass ausbezahlte, ehemals wohnbaugeförderte<br />
Wohnungen, die überwiegend von gemeinnützigen Bauvereinigungen<br />
errichtet werden, zwar preisgeregelt und wirklich sehr günstig<br />
sind, es aber der Bauvereinigung obliegt, an wen sie diese sehr günstigen<br />
Mietwohnungen vergibt.<br />
Die Forderungen der Mietervertretungen treffen nahezu ohne Einkommenskorrelation<br />
vor allem Personen, die bereits privilegiert wohnen. Das<br />
gefährdet die Planbarkeit seitens der Vermieter und damit die Investitionsbereitschaft.<br />
Es verhindert den gewerblichen Neubau. Es führt zu einem<br />
Ansteigen von Befristungen wegen steigender Rechtsunsicherheit.<br />
Es führt zu einer laufenden Verschlechterung des Bestands an mehrgeschossigen<br />
Wohnhäusern. Es wird ein größerer Teil der Wohnungen<br />
leistbar sein, aber irgendwann nicht mehr beheizbar. Preisregelungen<br />
per Region, Alter, Stichtagsdaten und andere Kriterien können nicht<br />
treffsicher sein und lösen nicht die Probleme für einkommensschwache<br />
Gruppen in der Bevölkerung. Wir brauchen eine Subjetförderung, um<br />
sozial ins Schwarze zu treffen. Die günstigen Wohnungen bekommen<br />
bisher nämlich eher die mittleren und höheren Einkommensbezieher.<br />
Aktuelle Forderungen helfen den Mietern nicht<br />
Ausstattung, Lage, vor allem aber der ökologische Zustand von Wohnung,<br />
Haus und Wärmequelle sollte preisbildend und investitionsfördernd<br />
sein. Dazu brauchen wir neue Rahmenbedingungen, und nicht<br />
mehr Regulierungen.<br />
Wir haben ein weltweit beachtetes System der dualen Wohnungswirtschaft:<br />
den sozialen und den gewerblichen Wohnbau. Das System<br />
funktioniert gut und trägt zur Lebensqualität in unserem Land bei. Es<br />
sollte uns aber nicht davon abhalten, im sozialen Wohnbau treffsicherer<br />
zu werden und den gewerblichen Bereich weniger zu regulieren. Wir<br />
brauchen alle im Boot, um die Herausforderungen, die vielfältig auf uns<br />
zukommen, zu meistern.<br />
Foto: AdobeStock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
67
Zum Autor<br />
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />
Kein Scherz<br />
Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />
Aber das liegt nicht an Chatskandalen oder an der besagten Nacht auf<br />
Ibiza. Es liegt schlicht und ergreifend an dem täglichen Blödsinn, der – Sie<br />
entschuldigen – verzapft wird um uns Weiß für Schwarz zu verkaufen.<br />
Reform gefordert<br />
Und ausgerechnet jetzt, in einer Zeit, in der unsere Politik nur mehr oberflächlich,<br />
kurzsichtig und populistisch agiert, ausgerechnet jetzt steht<br />
eine Reform des österreichischen Mietrechts in ihren Startlöchern. Dass<br />
ich, als einer, der seit Jahrzehnten eine solche Reform einfordert, gerade<br />
jetzt eine solche wirklich nicht will, sollte auch Ihnen einen Denkanstoß<br />
zu dem aktuellen Unzustand der österreichischen Volksvertreter geben.<br />
Aber ich kann leider nicht anders. Täglich ist vom systematischen<br />
Marktversagen am Immobilienmarkt die Rede, immer wieder werden<br />
Leerstandsabgaben und Mietpreisregulierungen gefordert, ob es nun<br />
Sinn macht oder nicht.<br />
Mit vernünftigen Argumenten, auch gegenüber Meinungsbildnern, ist<br />
man erstens alleine und zweitens fällt es schwer, damit durch die jahrzehntelang<br />
aufgebauten falschen Meinungen durchzudringen.<br />
Während in der durch einen Angriffskrieg zutiefst erschütterten<br />
Ukraine ein Komiker zu politischen Höchstleistungen aufläuft, passiert<br />
bei uns täglich aufs Neue genau das Gegenteil.<br />
Als am Sonntag zu bester Lesezeit der jüngste Altkanzler unserer Geschichte<br />
mit einem exklusiven Interview einen Einblick in sein neues<br />
Leben und seine zukünftigen politischen Pläne gab, hielt ich kurz inne,<br />
aber blätterte mit einer traurigen Gewissheit weiter: Ich glaube ihm und<br />
allen anderen österreichischen Politikerinnen und Politikern genau gar<br />
nichts mehr.<br />
Hausverstand wäre gefragt<br />
Dabei würde ein einziger Blick über den eingefleischten Tellerrand, vielleicht<br />
eine Stunde Recherche, genügen, um die alten Denkmuster einmal<br />
neu zu überdenken. Man könnte sich zum Beispiel die tatsächliche<br />
Situation am Immobilienmarkt genauer ansehen, statt – getrieben durch<br />
Schlagzeilen, dass Wohnen nicht mehr leistbar ist – gleich mit Begriffen<br />
wie Marktversagen um sich zu werfen.<br />
In Wien zum Beispiel gibt es derzeit rund 900.000 Mietwohnungen.<br />
43 Prozent aller Wienerinnen und Wiener wohnen in rund 200.000<br />
Gemeindewohnungen und in gemeinnützig erbauten Mietwohnungen,<br />
also in Genossenschaftswohnungen. Ein Drittel aller Wienerinnen und<br />
Wiener mietet am privaten Wiener Wohnungsmarkt. 50 Prozent der<br />
Fotos: Sebastian Philipp, Adobe Stock<br />
68 ImmoFokus
| MT12-02G |<br />
Medien- und Steuerungstechnik<br />
auf einer Plattform:<br />
mit PC-based Control<br />
Beleuchtung<br />
Ärmsten in Wien mieten – wegen diverser Zugangshürden<br />
-privat. Das Meridianjahreseinkommen in Wien liegt<br />
bei rund 21.500 Euro netto, eine Person mit bis zu 49.000<br />
Euro Nettojahreseinkommen hat das Recht, eine Gemeindewohnung<br />
zu bekommen. Dafür bekommen Menschen,<br />
die weniger als 997 Euro netto im Monat verdienen, keine<br />
Wohnbeihilfe. Wohnbeihilfe kann auch nur beantragt werden,<br />
wenn eine Wohnung bereits bewohnt wird.<br />
Control<br />
Panel<br />
Audio<br />
Fassade<br />
Heizung,<br />
Lüftung,<br />
Klima<br />
Im Wiener Wohnungsanzeiger, in dem freie oder freiwerdende<br />
Gemeindewohnungen zu finden sind, wird eine<br />
45 Quadratmeter große Ein-Zimmer Wohnung mit 3500<br />
Euro Ablöse und 460 Euro Bruttomiete inseriert, allerdings<br />
inklusive eines Heizwärmebedarfes von 226 HWB – ein<br />
solcher ist in Frankreich zukünftig sogar verboten! Im<br />
gegenüberliegenden, privat vermieteten, topsanierten<br />
Erstbezugsaltbau kostet eine nur 42 Quadratmeter große<br />
Wohnung, die dafür aber 1,5 Zimmer hat, 590,00 Euro – zu<br />
einem Heizwärmebedarf von weniger als 40 HWB!<br />
Nur ein kleiner Blick über den Rand zeigt, dass es beim<br />
Thema Wohn- und Wohnbaupolitik um so vieles geht,<br />
doch übrig bleiben wird eine medial gut zu verkaufende<br />
Robin-Hood-Mietrechtsreform gegen eine vermeintlich<br />
geldgierige Branche, statt der Versuch, echte Probleme,<br />
soziale wie ökologische, mutig anzugehen.<br />
Wir als Branche haben schon viele solcher Konzepte ausgearbeitet.<br />
Immer auch mit dem umsichtigen Blick für sozialen<br />
Ausgleich und ökologische Nachhaltigkeit, natürlich<br />
unter der Prämisse, unternehmerisch sorgfältig und wirtschaftlich<br />
sinnvoll zu handeln.<br />
Und ja, wir sind gegen Preisregulierungen am privaten Wohnungsmarkt,<br />
weil dieser nämlich bestens funktioniert. Die<br />
Mieten werden, angesichts des Überangebots, in Wien im<br />
Neubau in den nächsten Jahren weiter nach unten gehen.<br />
Gerätemanagement<br />
Video<br />
Mediensteuerung<br />
Medientechnik neu gedacht: Als Spezialist für PC-basierte Steuerungssysteme<br />
ermöglicht es Beckhoff mit einem umfassenden und<br />
industrieerprobten Automatisierungsbaukasten, Multimedia,<br />
Gebäudeautomation sowie Entertainmentkonzepte vernetzt und<br />
integriert umzusetzen. Mit der modularen Steuerungssoftware<br />
TwinCAT und direkter Cloud- und IoT-Anbindung werden alle<br />
Gewerke von der A/V-Technik über die Gebäudeautomation<br />
bis hin zu Digital Signage Control, Device Management und<br />
Condition Monitoring, auf einer Plattform kombiniert. Hinzu kommt<br />
die maximale Skalierbarkeit aller Komponenten und die Unterstützung<br />
aller gängigen Kommunikationsstandards. So schafft Beckhoff die<br />
Grundlage für neue mediale und architektonische Erlebniswelten.<br />
Scannen und die<br />
Beckhoff-Highlights<br />
für die AV- und<br />
Medientechnik<br />
entdecken<br />
IoT<br />
Aber von langfristigen, weitsichtigen Lösungen profitieren<br />
Komiker nun einmal nicht. Nur vom Applaus in der aktuellen<br />
Show.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
69
Präsent, um gefunden zu werden<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Marketer dürfen seit der endgültigen Etablierung von Marketing in<br />
den 60er Jahren die Entscheidung zwischen Kontinuität und Werbedruck<br />
treffen. Seitdem mich Marketing begeistert, beschäftigt auch<br />
mich diese Fragestellung und ich frage oft Partner, Werbeagenturen und<br />
Experten, wie sie dieses Verhältnis einschätzen. Die Antworten sind so<br />
vielfältig wie das Leben: Sehen die einen einzig in der Kontinuität, sprich<br />
der regelmäßigen Präsenz der Werbebotschaften, das Geheimnis für den<br />
langfristigen Erfolg, schwören andere auf möglichst geballte Aktivitäten<br />
über alle Kanäle, um einen maximalen Werbedruck zu erzeugen und die<br />
Zielgruppe auch tatsächlich mehrmals gleichzeitig zu erreichen. Patentrezepte<br />
dürfte noch keiner erfunden haben, und wie man beim Erfolg<br />
von unterschiedlichen Marken sieht, sind auch durchaus unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen zielführend.<br />
Kontinuität versus Werbedruck<br />
Ich habe für mich nach Jahrzehnten in der Praxis die Entscheidung getroffen,<br />
dass Kontinuität wichtiger als Werbedruck ist, und es für fast<br />
alle Marken gilt, laufend präsent zu sein. Dies ist insbesondere auf den<br />
Social Media-Kanälen sinnvoll und notwendig. Ein Facebook-Auftritt<br />
ohne laufende Postings ist einfach undenkbar und eine permanente<br />
Interaktion mit der Community ist das Fundament der täglichen Arbeit.<br />
In Abwägung der Möglichkeiten ist es aber darüber hinaus mehr als<br />
sinnvoll, Aktivitäten zu bündeln und zu konzentrieren. Ich vertrete den<br />
Ansatz, sich zu fokussieren und Schwerpunkte zu setzen, bei denen mit<br />
voller Kraft die Zielgruppen zu erreichen sind, bevor das Jahresbudget<br />
fürs Marketing in vielen kleinen Blöcken ausgegeben wird und zum Teil<br />
damit verpufft. Meine Gedanken ausformuliert, ist mir selber bewusst,<br />
dass auch in meiner Brust zwei Seelen wohnen und der Konflikt Kontinuität<br />
versus Werbedruck nicht schlüssig aufgelöst ist.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Lassen Sie mich das Problem mit folgenden Empfehlungen angehen:<br />
• Kontinuität ist King: Wenn es das Budget ermöglicht, ist Kontinuität<br />
zu wählen. Unternehmen Sie alles, um möglichst regelmäßig bei Ihren<br />
Kunden präsent zu sein und sich immer wieder in Erinnerung zu rufen.<br />
• Schwerpunkte setzen: Planen Sie das Jahr mit Schwerpunkten und<br />
konzentrieren Sie alles Geld darauf, das Sie nicht für die Kontinuität<br />
brauchen. Abhängig von Ihren Möglichkeiten setzen Sie einen oder<br />
mehrere Schwerpunkte pro Jahr. Bei diesen Schwerpunkten gilt es,<br />
die Zielgruppen über möglichst viele Kanäle zu erreichen.<br />
• Kreativität siegt: Langweilen Sie nicht mit einer faden Werbung. Seien<br />
Sie kreativ und überraschen Sie Ihre Kunden. Gute Ideen sind gefragt,<br />
und diese kosten oftmals nicht mehr als schlechte.<br />
• Guerilla-Marketing: Oftmals hilft es, unorthodoxe Ideen umzusetzen<br />
und auf überraschende Ideen zu bauen; beispielsweise können Sie mit<br />
Gegengeschäften den Werbedruck erhöhen und mehr Werbeleistung<br />
in Anspruch nehmen, als wenn Sie die Gegenleistungen nur mit Geld<br />
eingekauft hätten. Diese Aktivitäten sind jedoch nicht immer planbar<br />
und es gilt, offen für Neues zu sein und auch einmal etwas auszuprobieren,<br />
was nicht funktionieren könnte.<br />
• Hausaufgaben erledigen: Wie in dieser Kolumne in den letzten Jahren<br />
ausgeführt, ist die Einrichtung eines Newsrooms notwendig und<br />
laufende Medienarbeit ein Muss. Hier nur Schwerpunkte zu setzen, ist<br />
einfach unvorstellbar.<br />
• Immobilien nutzen: Beim Immobilienmarketing haben wir spezielle<br />
Chancen, und diese nicht zu nutzen, wäre eine Schande. So<br />
kann ich in keiner Weise nachvollziehen, warum es immer noch<br />
Bauträger beziehungsweise Makler gibt, die nicht auf Baustellenmarketing<br />
setzen. Es ist nichts einfacher, als bei der jeweiligen<br />
Immobilie, die es zu bewerben gilt, präsent zu sein. Nichts funktioniert<br />
besser und fast immer kommen (Teil-)Zielgruppen an unseren<br />
Immobilien vorbei.<br />
Eine finale Antwort auf eine der entscheidenden Fragen konnte ich<br />
Ihnen leider doch nicht geben, aber vielleicht den einen oder anderen<br />
Gedanken. Bleiben Sie interessiert und erfolgreich.<br />
70 ImmoFokus
Event<br />
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Wochenausklang jeden Freitag um 7 nach 7.<br />
71 ImmoFokus<br />
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Zum Autor<br />
Louis Obrowsky ist Präsident des Verbandes der Institutionellen<br />
Immobilieninvestoren und Geschäftsführer der LLB<br />
Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />
Eigentum benötigt Rendite<br />
Kommentar: Louis Obrowsky<br />
Die Folgen<br />
Was passiert aber, wenn diese Eingriffe vorgenommen werden? Institutionelle<br />
Vermieter – dazu zählen unter anderem Versicherungen, Pensions-<br />
und Vorsorgekassen sowie offene Immobilienfonds – veranlagen in<br />
Immobilien nicht zum Selbstzweck, sondern halten diese treuhändig für<br />
und managen diese im Interesse ihrer Kunden. Diese Kunden sind bei den<br />
genannten Institutionen die sprichwörtlichen kleinen Leute, deren Abfertigungen<br />
aufgrund gesetzlicher Vorgaben veranlagt werden, oder jene, die<br />
für ihre private Zusatzpension vorsorgen. Es ist also ein Treuhandauftrag<br />
einer Anlagegemeinschaft. Das Pensionskassengesetz zum Beispiel sagt<br />
auch ganz präzise: Die Pensionskasse hat die Pensionskassengeschäfte im<br />
Interesse der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten zu führen und<br />
hierbei insbesondere auf die Sicherheit, Rentabilität und auf den Bedarf<br />
an flüssigen Mitteln sowie auf eine angemessene Mischung und Streuung<br />
der Vermögenswerte Bedacht zu nehmen.<br />
Betrachten wir das Inflationsmilderungsgesetz: bereits dreimal wurde<br />
in den letzten Jahren die Indexierung von Richtwertmieten ausgesetzt.<br />
Diese stellt aber nicht ein „Körberlgeld“ für Immobilieninvestoren und<br />
Eigentümer dar, sondern ist eine gesetzlich geregelte Indexanpassung der<br />
Mieten, die alle zwei Jahre erfolgen und unter anderem Instandhaltung<br />
und Sanierung ermöglichen soll. Das Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen<br />
Indexanpassungen ¬ Immobilienbesitzer sollen im Sinne der<br />
„Solidarität“ auf Einkünfte verzichten ¬ schädigen jenes Klientel, welches<br />
Politiker und sonstige Institutionen zu unterstützen vorgeben. Der Immobilieneigentümer<br />
braucht eine gewisse Mindest-Rendite, um seinen Verpflichtungen<br />
nachkommen zu können, ebenso wie die öffentliche Hand,<br />
die ohne Wimpernzucken jährlich valorisiert und Gebühren für Wasser,<br />
Müllabfuhr et cetera ohne zu zögern anhebt, mit dem Argument, dass<br />
alles teurer werde. Dem Immobilieneigentümer wird dies aber, wie oben<br />
beschrieben, immer wieder durch rechtspolitisch bedenkliche gesetzliche<br />
Eingriffe verwehrt.<br />
Wichtige Einkünfte<br />
Das Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen Indexanpassungen, wonach<br />
Immobilienbesitzer auf Einkünfte verzichten sollen, schädigt in Wahrheit<br />
und hindert rechtschaffene Marktteilnehmer daran, gesetzliche Vorgaben<br />
zu erfüllen. Die durch gesetzliche Eingriffe bedingte geringere Rendite<br />
wird dann zum Vorwurf erhoben und der Kapitalmarkt per se schlechtgeredet.<br />
Vergessen wird auch nicht, dass es die Immobilieninvestoren sind,<br />
die das österreichische Bau- und Baunebengewerbe maßgeblich beauftragen.<br />
Wenn es aber weniger Einkünfte gibt, von denen ein beträchtlicher<br />
Teil reinvestiert wird, gibt es auch weniger Sanierungen. Das schlägt sich<br />
wiederum negativ auf den Arbeitsmarkt nieder.<br />
Wir stehen am Ende eines langen Zinssenkungszyklus, in Zukunft ist wohl<br />
mit tendenziell höheren Zinsen zu rechnen. Davon werden auch Kapitalisierungszinssätze<br />
und damit die Bewertung von Immobilien betroffen<br />
sein. Ein kontinuierlicher realer Werterhalt der Mieteinkünfte kann diese<br />
Schwankungen zumindest teilweise ausgleichen. Wird dieser durch politische<br />
Intervention sabotiert, wird dies den von institutionellen Immobilieninvestoren<br />
vertretenen Kleinanlegern nicht zum Vorteil gereichen.<br />
Die Politik wird dann wieder mit dem Finger auf die Immobilienbranche<br />
zeigen, hat jedoch in Wahrheit das Dilemma selbst zu verantworten.<br />
Foto: AdobeStock<br />
72 ImmoFokus
ADVERTORIAL<br />
Um den historischen<br />
Charakter des Gebäudes<br />
zu bewahren, wurde<br />
behutsam restauriert<br />
und adaptiert.<br />
Der Glanz der Monarchie<br />
kehrt zurück nach Prag<br />
Zurück in die Zukunft.<br />
Das jüngst eröffnete Andaz Prague gleicht einer Schatztruhe, gefüllt mit Mythen<br />
und Legenden. Ein wahres Schmuckstück mit Geschichte ist aber auch das Gebäude selbst.<br />
© CRISTINA GARCÍA LEE, WOOW<br />
E<br />
in Rundgang durch das Andaz Prague<br />
gleicht einer Entdeckungsreise. Immer<br />
wieder begegnen einem auf den Fluren<br />
und in den Zimmern ein Löwenkopf oder ein<br />
Schwert, die gleichsam aus den Wänden wachsen.<br />
All das ist eine Reminiszenz an die Geschichte<br />
Prags, die wie kaum eine andere Stadt<br />
Europas von Mythen und Legenden geprägt ist.<br />
Das im März eröffnete Hotel bringt aber auch<br />
den Glanz der Monarchie zurück in die tschechische<br />
Hauptstadt – eine Ära, in der Prag das<br />
intellektuelle und industrielle Zentrum Österreich-Ungarns<br />
war. In nur zweieinhalb Jahren<br />
verwandelte der Immobilienentwickler UBM Development<br />
ein neoklassizistisches Palais in ein<br />
Lifestyle-Luxury-Hotel der Marke „Andaz“. Das<br />
vom Hotelgiganten Hyatt betriebene exklusive<br />
Fünf-Sterne-Haus liegt im historischen Zentrum<br />
von Prag direkt am Heuwaagsplatz (Senovážné<br />
náměstí) und bietet 152 Zimmer, 24 Suiten und<br />
fünf Konferenzräume. Die Marke „Andaz“ steht<br />
als designbetontes Hotel „für das Unkonventionelle,<br />
das Überraschende, das Außergewöhnliche“,<br />
so Hotel-Direktorin Doris Hecht.<br />
Geschichte und Kultur<br />
Den Gästen stehen statt einer herkömmlichen<br />
Lobby drei gemütliche „Wohnzimmer“ zur Verfügung,<br />
die jeweils ein anderes Thema umsetzen:<br />
eine Bibliothek, die Bezug auf die bekannte<br />
Kloster-Bibliothek Strahov nimmt. Ein weiteres<br />
Zimmer spielt mit der Glasbläser-Kunst Tschechiens,<br />
die den Gast auch schon beim Eintritt<br />
in das Hotel in Form einer Glas-Installation<br />
von der Decke begrüßt. Und der dritte Raum ist<br />
den Alchimisten gewidmet, die im Auftrag von<br />
Kaiser Rudolf II. nach Prag geholt wurden, um<br />
aus verschiedenen Metallen „künstlich“ Gold<br />
herzustellen. Kurz: ein Haus als Spiegelbild von<br />
Geschichte und Kultur.<br />
Ein wichtiger Bestandteil im Gesamtkonzept<br />
war ein Food & Beverage-Angebot, das auch die<br />
lokale Bevölkerung ansprechen soll. Im von der<br />
Straße separat zugänglichen Restaurant „ZEM“,<br />
das die Design-Handschrift von Blue Sky Hospitality<br />
trägt, wird die traditionelle tschechische<br />
Küche modern interpretiert, und in der Bar<br />
„MEZ“ gibt es neben exquisiten Cocktails unter<br />
anderem auch das „Pioneer“-Bier aus der lokalen<br />
Braue rei Žatec. Ein perfekter Ort zum Entspannen<br />
ist das „Klára Rott“-Spa, das mit Produkten<br />
der tschechischen Bio-Kosmetikmarke Klára<br />
Rott verwöhnt.<br />
Das Gebäude selbst ist ein freistehender Komplex<br />
mit zwei Innenhöfen, der zwei Straßen und einen<br />
Platz prägt. Und das Hotel hat eine imposante<br />
Historie. Errichtet wurde es 1912 bis 1916 für<br />
die „Versicherung der Zuckerindustrie“, damals<br />
eine überaus bedeutende und profitable Branche,<br />
und daher auch bekannt als „Zuckerpalast“.<br />
Das Gebäude hat als „Zuckerpalast“<br />
eine imposante Historie.<br />
Die Zuckerbarone hatten einen Stellenwert,<br />
der dem der heutigen Internet- und Digital-<br />
Unternehmer entsprach. Später waren erst das<br />
Ernährungsministerium, dann die tschechische<br />
Postsparkasse in dem Gebäude untergebracht.<br />
An Letztere erinnern etwa „Tresortüren“ in den<br />
Badezimmern. Seit 1993 steht das Gebäude teilweise<br />
unter Denkmalschutz.<br />
Marmor und Wintergärten<br />
Die Umgestaltung des historischen Gebäudes<br />
war durchaus eine Herausforderung. Die Fassade<br />
und die Marmor-Treppenhäuser mussten<br />
erhalten bleiben, die Innenhöfe in das Hotel einbezogen<br />
werden. So kommt es, dass einige Eckzimmer<br />
eigene kleine Wintergärten haben, was<br />
in Prag schon etwas Besonderes darstellt. Die<br />
originalen Fenster wurden behutsam restauriert,<br />
um den historischen Charakter des Gebäudes zu<br />
erhalten. Auch in den Konferenzräumen ist die<br />
alte Holzvertäfelung weitgehend erhalten.<br />
Das Andaz Prague ist aber auch ein sichtbares<br />
Zeichen für das geänderte Verständnis von<br />
Tourismus und Reisen. Viele Jahrzehnte waren<br />
Sicherheit, Sauberkeit und Bequemlichkeit die<br />
zentralen Bedürfnisse von Touristen. Mittlerweile<br />
sind aus Touristen Entdecker geworden,<br />
die nicht in gesichts- und geschichtslosen<br />
Nächtigungsbetrieben absteigen wollen, sondern<br />
authentische Erlebnisse und Erfahrungen<br />
suchen und sich auf die jeweilige Stadt einlassen<br />
wollen. Insofern müssten die Gäste das Hotel für<br />
Entdeckungsreisen gar nicht verlassen – was<br />
dann aber auch wieder schade wäre, weil Prag<br />
derart viel zu bieten hat.
Zum Autor<br />
Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020<br />
Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im<br />
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />
Zielscheibe Mittelstand<br />
Kommentar: Martin Prunbauer<br />
Die Diskussionen rund um eine Besteuerung von Leerstand und<br />
Zweitwohnsitzen reißen nicht ab. Einige Bundesländer haben bereits<br />
entsprechende Landesgesetze beschlossen beziehungsweise sind solche<br />
in Umsetzung begriffen. Stimmen werden laut, sogar eine Änderung der<br />
Kompetenzverteilung der österreichischen Bundesverfassung durchzuführen,<br />
um höhere (Leerstands-)Steuern lukrieren zu können. Es gibt<br />
keine Definition des Leerstandes; deshalb ist es den Legisten des Landes<br />
praktisch nicht möglich, Regelungen zu formulieren.<br />
Gebrochene Versprechen<br />
Das politische Versprechen „Keine neuen Steuern“ scheint bei Landespolitikern<br />
vergessen. Es gibt viele Gründe, warum eine Wohnung unbenützt<br />
ist. Diese reichen von einem Mieterwechsel, aufwendigen Umbauten und<br />
Sanierungen bis zu einer längeren<br />
Abwesenheit aus beruflichen Gründen.<br />
Eine Wohnung steht auch dann<br />
leer, wenn jemand in ein Altersheim<br />
zieht und sich die Türe offenhalten<br />
möchte, wieder in die eigene Wohnung<br />
zurückzukehren, oder einen<br />
längeren Spitalsaufenthalt hat beziehungsweise<br />
ein Auslandssemester im<br />
Studium absolviert.<br />
Mangels Definition von Leerstand<br />
können auch die kolportierten Zahlen<br />
über leerstehende Wohnungen<br />
keine seriöse Grundlage abgeben.<br />
Abgesehen davon ist mit einem<br />
enormen bürokratischen und zeitlichen<br />
Aufwand zu rechnen. Dies<br />
stellte auch das Finanzministerium<br />
fest. Die vom Ministerium ins Treffen<br />
geführten Indizien ohne Beweiskraft – etwa anhand einer Stromrechnung<br />
– sagen nichts über die reale Situation eines Leerstandes aus.<br />
Showpolitik und Geldbeschaffung<br />
Leerstandsbesteuerung ist reine Showpolitik und Geldbeschaffung. Wer<br />
sich eine Wohnung – auch als Ferienwohnsitz – über viele Jahre mühsam<br />
erspart hat, also nicht vermögend ist, und berechtigte Gründe hat, diese<br />
nicht ständig zu benützen, den trifft die Steuer mit aller Wucht, denn so<br />
viele Ausnahmen lassen sich nicht in ein Gesetz gießen. Hatte die Politik<br />
noch vor Jahren Eigentum als Sicherheit im Alter propagiert, wird<br />
es jetzt mit Füßen getreten, anstatt dort anzusetzen, wo die Probleme<br />
liegen: Eine eklatante Fehlbelegung im sozialen Wohnbau und der massive<br />
mieterbedingte Leerstand durch Horten von günstigen Wohnungen<br />
für den Opernbesuch, Liederabende<br />
oder die Enkelkinder. Diese Punkte<br />
bleiben aber undiskutiert.<br />
Die österreichische Bundesverfassung<br />
ist ein wohldurchdachtes und<br />
mit äußerster Sorgsamkeit erstelltes<br />
Regelwerk, das man aus Gründen von<br />
Showpolitik nicht zum Spielball von<br />
Anlassgesetzgebung machen darf.<br />
Leerstand kann viele Gründe haben<br />
und dessen Besteuerung ist ein unzulässiger<br />
Eingriff ins Eigentum. Getroffen<br />
werden nicht diejenigen, die<br />
spekulativ leer stehen lassen, sondern<br />
der Mittelstand.<br />
Letztlich muss es jedem Eigentümer<br />
überlassen sein, was er mit seinem<br />
Eigentum macht.<br />
Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />
74 ImmoFokus
Advertorial<br />
Nachhaltiger und<br />
lebenswerter Holzwohnbau<br />
Weiter gedacht. Trotz derzeit hoher Rohstoffpreise setzt DIE WOHNKOMPANIE auf nachhaltigen Holzwohnbau.<br />
Dabei orientiert sie sich nicht an der Pflicht, sondern fokussiert auf die Kür.<br />
Foto: DIE WOHNKOMPANIE<br />
G<br />
rößere Projekte in Holzbauweise:<br />
wie kann man sie umsetzen?<br />
Dieser Aufgabenstellung hat sich<br />
DIE WOHNKOMPANIE gewidmet.<br />
Nun sind ihre beiden ersten Projekte<br />
in der Klederinger Straße in 1100 Wien und in<br />
der Ketzergasse in 1230 Wien bereits in der<br />
Umsetzung beziehungsweise in der finalen<br />
Planungsphase. Roland Pichler, Geschäftsführer<br />
von DIE WOHNKOMPANIE: „Mit unseren<br />
beiden Projekten nehmen wir in Österreich<br />
sicher eine Vorreiterrolle ein. Der Baustart von<br />
TI<strong>MB</strong>ER*LAA in Wien Favoriten ist bereits im<br />
Frühjahr erfolgt. Daraus lassen sich schon jetzt<br />
viele Schlüsse für weitere Projekte ziehen.”<br />
Eine wesentliche Erkenntnis des Wohnbauträgers:<br />
Holzwohnbau ist noch viel stärker von<br />
schwankenden Rohstoffpreisen abhängig als<br />
herkömmliche Bauweisen. Aber auch damit<br />
lässt sich arbeiten. „Wir haben Partner und<br />
Lieferanten, die an unsere Projekte glauben<br />
langfristige Partnerschaften sind die Grundlage,<br />
gemeinsam auch in schwierigen Zeiten<br />
Lösungen zu finden, die für alle Projektbeteiligten<br />
annehmbar sind”, so Roland Pichler weiter.<br />
Für DIE WOHNKOMPANIE liegt der Fokus in<br />
der Schaffung von nachhaltigem und dennoch<br />
leistbarem Wohnraum. Pichler erklärt: „Holzwohnbau,<br />
besonders der Vollholzwohnbau, ist<br />
für die zukünftigen Bewohner und Bewohnerinnen<br />
in der Anschaffung etwas teurer. In der<br />
langfristigen Betrachtung amortisiert sich aber<br />
der höhere Anschaffungspreis durch die im<br />
Lebenszyklus der Immobilie durchgerechnet<br />
niedrigeren Betriebskosten.”<br />
Nachhaltigkeit<br />
Beim Wohnprojekt TI<strong>MB</strong>ER*LAA bestehen alle<br />
Wände und Decken aus Vollholzelementen.<br />
Damit ist dieses Projekt nicht nur nachhaltig,<br />
Roland Pichler,<br />
Geschäftsführer<br />
sondern setzt auch Maßstäbe beim positiven<br />
Wohngefühl für die zukünftigen Bewohner<br />
und Bewohnerinnen inklusive einer hervorragenden<br />
Raumakustik. Die 38 freifinanzierten<br />
Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit<br />
großzügigen Freiflächen werden mittels Luftwärmepumpen<br />
beheizt und mit Warmwasser<br />
versorgt, Photovoltaik-Anlagen optimieren<br />
den erforderlichen Stromverbrauch. Die Fertigstellung<br />
im zehnten Bezirk ist für das zweite<br />
Quartal 2023 vorgesehen.<br />
Hoher Vorfertigkeitsgrad<br />
Roland Pichler schildert die Vorteile des Projekts:<br />
„Alleine durch die Konstruktionsweise<br />
mit einem hohen Grad an Vorfertigung entstehen<br />
viele positive Effekte: Durch die Herstellung<br />
in einem Werk ist die Passgenauigkeit<br />
deutlich besser, zudem ist die Standfestigkeit<br />
der Holzwände selbst durch die Konstruktionsart<br />
deutlich höher. Das bringt einige Vorteile<br />
mit sich: Zunächst einmal wird der Verkehr<br />
rund um die Baustelle deutlich reduziert, was<br />
für die Anrainer eine geringere Lärm- und<br />
Staubbelastung bedeutet. Zusätzlich leisten<br />
wir auch damit einen Beitrag zu einem gerin-<br />
geren CO2-Ausstoß nicht nur durch die geringere<br />
Anzahl an Fahrzeugen, sondern auch<br />
beim Maschinenbetrieb vor Ort.”<br />
In der Ketzergasse in Wien Liesing setzt<br />
DIE WOHNKOMPANIE ab dem dritten Quartal<br />
<strong>2022</strong> bereits ein weiteres Projekt mit 38 Einheiten<br />
in Holzbauweise um. „Bei diesem Bauvorhaben<br />
gehen wir noch einen Schritt weiter“,<br />
kündigt Pichler an, „Neben der Holzbauweise<br />
und der hochmodernen Energieversorgung soll<br />
eine Fassadenbegrünung und Grauwassernutzung<br />
zum Einsatz kommen. Das Projekt wird<br />
außerdem während der gesamten Bauphase<br />
von einem Chemiker begleitet, um sicherzustellen,<br />
dass die Bewohner und Bewohnerinnen<br />
ein schadstoffarmes Zuhause erhalten.”<br />
Über DIE WOHNKOMPANIE<br />
DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt<br />
als inhabergeführter, unabhängiger<br />
Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume.<br />
Der Fokus liegt dabei in der<br />
Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger<br />
Wohnbauprojekte.<br />
Als Tochterunternehmen der Zech Group<br />
– eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen<br />
Deutschlands – steht<br />
DIE WOHNKOMPANIE für umfassende<br />
Kompetenz im Wohnungsbau, einzigartige<br />
Expertise und sichere Bonität.<br />
www.wohnkompanie.at<br />
www.zech-group.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong> | <strong>2022</strong><br />
75
ImmoFokus.Rubrik<br />
Bewertung<br />
ImFokus<br />
Insel der<br />
Seligen?<br />
Nachgedacht. Nach den sinnlosen Aggressionen an der<br />
osteuropäischen Außengrenze ist man geneigt, Österreich<br />
weiterhin als ein sicheres Land mit hohem Wohlfühlfaktor zu<br />
betrachten.<br />
Kolumne: Wolfgang M. Fessl<br />
D<br />
ie letzte Pressekonferenz der Regierung<br />
zum Bestellerprinzip wirft<br />
auf diese Annahme ein anderes<br />
Licht. Ich kann dem Bestellerprinzip<br />
durchaus viel abgewinnen aber deswegen<br />
gleich eine ganze Branche zu diskreditieren, ist<br />
auch ein starkes Stück. Und wie tun sich andere<br />
Länder in Europa mit ihren Regierungen?<br />
Da gibt es zum Beispiel Länder, in denen die<br />
Parteienfinanzierung nicht auf Spenden oder<br />
Mitgliedsbeiträgen basiert, sondern sich die<br />
jeweils regierenden Parteien das Geld aus den<br />
Steuertöpfen selbst zuteilen, ohne Kontrolle<br />
von außen. Auch die Besetzung von Aufsichtsratsposten<br />
des staatlichen Rundfunks mit<br />
Mitgliedern der aktuellen Regierungsparteien<br />
passiert nicht nur in totalitären Regimen. Es<br />
ist auch schon vorgekommen, dass ein Parlamentspräsident<br />
(gegen den aktuell wegen<br />
Amtsmissbrauch ermittelt wird) eine Untersuchung<br />
gegen die eigene Fraktion geleitet hat.<br />
Dann gibt es Länder, in denen die Korruptionsanfälligkeit<br />
von Regierungsmitgliedern<br />
besonders hoch sein dürfte und in denen seit<br />
76 ImmoFokus
Wolfgang M. Fessl<br />
Wolfgang M. Fessl ist Geschäftsführer bei Reinberg & Partner. Insgesamt verfügt er über<br />
mehr als 20 Jahre Erfahrung im nationalen und internationalen Immobiliengeschäft. Fessl<br />
ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder<br />
(Makler), Member der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), zertifiziert<br />
nach CIS Immozert und Recognised European Valuer (REV).<br />
dem Jahr 2000 mehr als ein Drittel der Minister<br />
Gegenstand von Ermittlungen der örtlichen<br />
Staatsanwaltschaft waren, nämlich exakt 32<br />
von 89 Regierungsmitgliedern.<br />
Das kann andernorts dann auch so weit gehen,<br />
dass hohe Beamte in der Justiz die eigene<br />
Staatsanwaltschaft (nämlich jene für Korruption<br />
zuständige) überwachen lassen möchten.<br />
Anderswo wurden im letzten Jahr nicht weniger<br />
als drei Kanzler und drei Gesundheitsminister<br />
verbraucht.<br />
Besonders in Zeiten der Pandemie, in der man<br />
der Gesellschaft einen drastischen Lockdown<br />
auferlegt hat, konnte sich ein Land dadurch<br />
profilieren, dass sich die Regierungsspitze in<br />
entlegenen Bergtälern feiern ließ, während<br />
man dem gewöhnlichen Volk die öffentlichen<br />
Grünflächen versperrte.<br />
Andernorts hatte der Arbeitsminister während<br />
der Corona-Krise sogar Zeit, sein Studium<br />
voranzutreiben und seine Doktorarbeit zu<br />
schreiben. Als Entschuldigungsgrund könnte<br />
nur gelten, dass die Arbeit gekauft war und<br />
er daher recht wenig Aufwand damit gehabt<br />
haben dürfte.<br />
Es gibt auch Länder, in denen der Kanzler offen<br />
im Fernsehen zugibt, das man sich dessen<br />
bewusst ist, dass die jüngsten Entschlüsse der<br />
Legislative in krassem Widerspruch zur Verfassung<br />
stehen, man dies aber als Spitzfindigkeit<br />
betrachte und man davon ausgehe, dass<br />
die Rüge des Verfassungsgerichtes ohnehin<br />
länger dauert als die Gültigkeit des Gesetzes.<br />
Nein, ich spreche hier nicht von einer Diktatur.<br />
In einigen Ländern spielt der Postenschacher<br />
eine große Rolle, da kann es schon passieren,<br />
dass ein kleiner Vermögensberater die staatliche<br />
Gesellschaft für Glücksspiel (Umsatz 1,2<br />
Milliarden Euro) leiten soll. Oder dass ein eigenes<br />
Ressort für Daseinsvorsorge geschaffen<br />
wird, bei welchem der örtliche Rechnungshof<br />
jedoch keine Aktivitäten feststellen kann. Einmal<br />
ist es vorgekommen, dass ein Finanzbeamter,<br />
der für den Vorstand der größten staatlichen<br />
Beteiligungsgesellschaft (diese verwaltet<br />
fast 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes)<br />
kandidiert hat, nicht nur die Stellenausschreibung<br />
auf seine Person zugeschnitten hat, sondern<br />
– wie sich nachträglich herausgestellt hat<br />
– nicht einmal sein Mobiltelefon richtig bedienen<br />
konnte. Vor allem mit der Löschfunktion<br />
soll er so seine Probleme gehabt haben.<br />
Es gab auch schon Politiker, die, schon bevor<br />
sie Regierungsmitglied wurden, konkrete Vorstellungen<br />
hinsichtlich ihrer zukünftigen Korruption<br />
hatten und versucht haben, Teile der<br />
Infrastruktur, wie zum Beispiel ganze Tageszeitungen,<br />
zu verkaufen. Es soll auch Länder<br />
geben, in denen die jeweilige Regierung nicht<br />
von Meinungsumfragen abhängig ist, sondern<br />
solche Umfragen – inklusive einem günstigen<br />
Ergebnis selbst gestaltet.<br />
All das würde ich gerne im Ausland verortet sehen,<br />
dem ist aber nicht so. Sind das wirklich jene<br />
Leute, die über andere Berufe urteilen? Leben<br />
wir wirklich auf einer Insel der Seligen?<br />
www.cerhahempel.com<br />
CERHA HEMPEL ist eine der führenden Rechtsanwaltskanzleien Österreichs mit<br />
integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa. Seit fast 100 Jahren steht der Anspruch<br />
höchster Qualität im Mittelpunkt unserer Beratung.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
77
ImFokus<br />
80<br />
REAL CIRCLE<br />
Beim 26. Real Circle stand auf Einladung<br />
von ERSTE BANK, ERSTE Immobilien KAG,<br />
IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus<br />
ein Thema auf dem Programm, das zuletzt<br />
unter deutschen Investoren einen Boom<br />
verzeichnet hat: Gesundheitsimmobilien.<br />
118<br />
ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Seit Gin als Trendgetränk immer mehr<br />
trinkfreudige Anhänger findet, versuchen<br />
zahlreiche heimische Hersteller<br />
dem Wacholderschnaps feinste<br />
Geschmacksnuancen abzuringen. Beim<br />
Brennen des perfekten Gins mischen auch<br />
immer mehr Frauen mit. Und Tonic-Hersteller<br />
ziehen mit.<br />
158<br />
COPA REAL<br />
Beim Fußballevent der<br />
Immobilienbranche,<br />
organisiert vom<br />
ImmoFokus, traten<br />
17 Teams gegeneinander<br />
an. Als Sieger konnte<br />
sich die Örag durchsetzen.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
78 ImmoFokus
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ImFokus<br />
Real Circle<br />
#26<br />
Nischeninvestment<br />
mit Potenzial<br />
Newcomer-Assetklasse. Beim 26. Real Circle stand auf Einladung von ERSTE BANK,<br />
ERSTE Immobilien KAG, IMMOunited, PwC Österreich und ImmoFokus ein Thema<br />
auf dem Programm, das zuletzt vor allem in Deutschland unter Investoren<br />
einen Boom verzeichnet hat: Gesundheitsimmobilien.<br />
Autoren: Patrick Baldia, Gerhard Fritz, Lisa Grüner, Amelie Miller, Rudolf Oezelt und Charles Steiner<br />
W<br />
ährend sich Gesundheitsimmobilien,<br />
zu denen auch<br />
Seniorenimmobilien gezählt<br />
werden, am deutschen Investmentmarkt<br />
in den letzten Jahren zu einer<br />
gefragten Assetklasse entwickelt haben, was von<br />
hohen Transaktionsvolumina unterstrichen wird,<br />
feiern sie in Österreich bestenfalls ein Nischendasein.<br />
Allerdings auch mit einigen Ausreißer-<br />
Jahren, wie zuletzt 2020, als allein in Pflegeimmobilien<br />
anstatt der üblichen plus/minus 30<br />
Millionen Euro pro Jahr aufgrund eines Portfolioverkaufs<br />
130 Millionen Euro investiert wurden<br />
(siehe dazu Artikel auf Seite 124).<br />
Anders als beim Real Circle normalerweise<br />
üblich, wurde diesmal nicht an jedem Tisch<br />
ein anderer Aspekt des Themas des Abends<br />
behandelt, sondern alle Teilnehmer mehr oder<br />
weniger mit denselben Fragen konfrontiert.<br />
Da Gesundheitsimmobilien beziehungsweise<br />
Seniorenimmobilien ein Fall für Spezialisten<br />
sind und hierzulande bislang auch von den<br />
meisten Fachmedien eher stiefmütterlich behandelt<br />
wurden, ging es beim 26. Real Circle<br />
darum, grundlegenden Fragen auf den Grund<br />
zu gehen. Dazu gehört unter anderem, wie viel<br />
Potenzial diese Immobilieninvestments wirklich<br />
haben, wieso sie nach wie vor eher nicht<br />
im Anlegerfokus stehen und ob sie vielleicht<br />
vom sich anbahnenden ESG-Boom „wachgeküsst“<br />
werden.<br />
So viel darf bereits jetzt gesagt werden: Auch<br />
wenn viele Teilnehmer im Vorfeld nicht müde<br />
wurden zu betonen, dass sie nicht viel Erfahrung<br />
mit der Assetklasse gemacht hätten, so lieferten<br />
sie dennoch überaus interessanten Input.<br />
Stabile Renditen<br />
Bei der Bank Gutmann verfügt man über einige<br />
Erfahrung mit Investments in Pflege- und<br />
Seniorenimmobilien. Vor mehr als 20 Jahren<br />
hat man erstmals einen entsprechenden Fonds<br />
aufgelegt. In Kürze soll ein weiterer folgen.<br />
„Aus unserer Erfahrung, haben gut geführte<br />
Seniorenimmobilien seit 2005 auch in Krisen<br />
immer stabile Erträge geliefert“, sagt Kurt Hafenscher<br />
von der Bank Gutmann. Investiert sei<br />
man zu fast 95 Prozent in Deutschland und die<br />
Vorgehensweise sehr ähnlich: Man investiert<br />
in qualitativ hochwertige und gut geführte<br />
Objekte, um diese zu halten beziehungsweise<br />
nach einer gewissen Haltedauer wieder am<br />
Markt zu platzieren. Bei zwei Fonds ist das<br />
bereits erfolgt und eine IRR (Internal Rate of<br />
Return) von mehr als acht Prozent konnte realisiert<br />
werden.<br />
„Gut geführte<br />
Seniorenimmobilien haben<br />
seit 2005 auch in Krisen<br />
immer stabile Erträge<br />
geliefert.“<br />
Kurt Hafenscher,<br />
Bank Gutmann<br />
80 ImmoFokus
Gute und stabile langfristige Renditen sind<br />
auch nach Einschätzung von Harald Galla<br />
von LeitnerLeitner der Grund dafür, dass Klienten<br />
der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei,<br />
wie eben deutsche Investoren<br />
aus dem Fondsbereich, versuchen, auch<br />
in Österreich geeignete Objekte zu finden.<br />
„So verschieden die Rahmenbedingungen in<br />
„Ich sehe auch in Österreich einen<br />
Markt für private Investoren abseits des<br />
Angebots der öffentlichen Hand“<br />
Harald Galla,<br />
LeiterLeitner<br />
beiden Ländern auch sein mögen, sehe ich<br />
durchaus auch hierzulande einen Markt für<br />
private Investoren abseits des breiten Angebots<br />
der öffentlichen Hand“, sagt der Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer und führt<br />
als Beispiel Häuser an, die über das normale<br />
Angebot hinaus einen gewissen Luxus bieten<br />
würden.<br />
„Alleine schon aufgrund der demographischen<br />
Entwicklung ist der Bedarf an Seniorenimmobilien<br />
gegeben beziehungsweise weiter<br />
im Steigen begriffen“, bringt es Peter Vcelouch<br />
von Cerha Hempel Rechtsanwälte auf den<br />
Punkt. Selbst im Zuge der Corona-Pandemie<br />
in den letzten zwei Jahren habe die Nachfrage<br />
weiter angehalten und ältere Menschen wären<br />
weiterhin aufgenommen worden. Allerdings<br />
könnte gerade im aktuellen von hoher Inflation<br />
geprägten Umfeld die Frage der Leistbarkeit<br />
für weite Bevölkerungskreise zum Thema werden,<br />
räumt der Rechtsanwalt ein. „Alles, was<br />
in Richtung echte Pflegebedürftigkeit geht, ist<br />
für viele Menschen ohne die Unterstützung der<br />
öffentlichen Hand nicht zu finanzieren.“<br />
Treiber ESG<br />
Christoph Gutknecht von der United Benefits<br />
Holding glaubt, dass mit der zunehmenden<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
81
ImFokus<br />
„Im aktuellen Umfeld<br />
könnte die Frage der<br />
Leistbarkeit für viele zum<br />
Thema werden.“<br />
Peter Vcelouch,<br />
Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />
„Mit der zunehmenden<br />
Bedeutung von ESG<br />
könnten Pflegeimmobilien<br />
einen weiteren Boost<br />
erfahren.“<br />
Christoph Gutknecht,<br />
United Benefits Holding<br />
„Ich bin optimistisch,<br />
dass das Thema<br />
Pflegeimmobilien künftig an<br />
Professionalität gewinnen<br />
wird.“<br />
Marvin Stallinger,<br />
ERSTE Immobilien KAG<br />
Bedeutung von ESG, Pflegeimmobilien einen<br />
weiteren Boost erfahren könnten. Denn grundsätzlich<br />
sei es bei Immobilienprojekten relativ<br />
leicht, das Kriterium Umwelt beziehungsweise<br />
Ökologie abzudecken. Anders schaut die Ausgangslage<br />
beim „S“, sprich dem Sozialen aus.<br />
„Die Beimengung von solchen Objekten würde<br />
sich daher positiv auf das Nachhaltigkeits-<br />
Reporting der Investoren auswirken, die das<br />
auch benötigen“, hält Gutknecht fest.<br />
„Ich bin optimistisch, dass das Thema Pflegeimmobilien<br />
künftig mehr und mehr an Professionalität<br />
gewinnen und auch das Angebot an<br />
Objekten zunehmen wird“, so Marvin Stallinger<br />
von der ERSTE Immobilien KAG, die 2020 für<br />
ihren nachhaltig orientierten Immobilienfonds<br />
eine Seniorenresidenz im Ortskern von Fischamend<br />
gekauft hat. Auch habe die Pandemie<br />
gezeigt, dass sich die allgemeine Wertschätzung<br />
von Pflegearbeit in der Gesellschaft deutlich<br />
verbessert habe. Nichtsdestotrotz waren sich<br />
die Diskutanten auf Tisch E einig, dass der Personalmangel<br />
ein Problem bleiben würde, für<br />
das dringend Lösungen benötigen werden. Klar<br />
sei, dass nur ein ganzheitliches Konzept von<br />
Erfolg gekrönt sein werde, so der Grundtenor.<br />
Unterschiedliche Pflegesysteme<br />
Dass es in Deutschland im Gegensatz zu Österreich<br />
einen relevanten Markt für Seniorenimmobilien<br />
gibt beziehungsweise ein größeres<br />
Angebot an Investmentmöglichkeiten, liegt<br />
auf der Hand: Laut Hafenscher macht allein<br />
der Marktanteil der kommunalen Betreiber<br />
hierzulande rund 40 Prozent aus. In Deutschland<br />
hingegen vier Prozent. Zudem sei der<br />
österreichische Markt aufgrund der Rahmenbedingungen<br />
ungleich politischer als der Deutsche.<br />
Dazu kommen völlig unterschiedliche<br />
Finanzierungssysteme der Pflege: Während in<br />
Österreich bekanntlich der Pflegeregress abgeschafft<br />
wurde, ist in Deutschland verpflichtend<br />
Pflegeversicherung abzuschließen. „Reicht das<br />
nicht aus, so greift der Staat ein“, spricht Hafenscher<br />
von einer Mindestabsicherung.<br />
„Ich befürchte, da wird man sich bei den Menschen<br />
nicht besonders beliebt machen, wenn<br />
man ihnen zusätzlich zur Sozialversicherungspflicht<br />
vorschreibt, wie in Deutschland ihr<br />
ganzes Leben lang in eine Pflegeversicherung<br />
einzuzahlen“, so Vcelouch zur Frage, wieso die<br />
Politik in Österreich seit Jahrzehnten einen großen<br />
Bogen um das Thema macht und bislang<br />
verabsäumt hat, entsprechende Gesetze und<br />
rechtliche Regelungen in die Wege zu leiten.<br />
Mehr Nachfrage<br />
Wolfgang Fessl von Reinberg & Partner hat in<br />
der jüngeren Vergangenheit die Erfahrung gemacht,<br />
dass die Nachfrage nach der Bewertung<br />
82 ImmoFokus
„Wir werden auch bei uns große<br />
Healthcare-Deals jenseits der<br />
Seniorenobjekte sehen. “<br />
Gernot Ressler,<br />
EY Österreich<br />
von Gesundheitsimmobilien massiv gestiegen<br />
ist. „Schließlich reden wir vom Prinzip her von<br />
Betreiberimmobilien mit einer gesicherten<br />
Nachfrage“, erklärt er den Hintergrund. „Im<br />
Gegensatz zu Hotels.“ Dass Gesundheitsimmobilien<br />
kein Nischenprodukt mehr sind und die<br />
„Die Nachfrage nach der Bewertung<br />
von Gesundheitsimmobilien ist massiv<br />
gestiegen“<br />
Wolfgang M. Fessl,<br />
Reinberg & Partner<br />
Assetklasse bei Investoren angekommen ist,<br />
sieht man auch bei den Renditen. Vor einigen<br />
Jahren wären mit Pflegeheimen noch um die<br />
sechs bis 6,5 Prozent zu lukrieren gewesen.<br />
Heute ist man auf dem Renditeniveau von<br />
Wohnimmobilien angekommen.<br />
Auch Gernot Ressler von EY hat in den letzten<br />
Jahren einige Transaktionen von Pflegeheimen<br />
mit mehr oder weniger betreutem Wohnen<br />
beobachtet. „Dabei hat es sich um kleinere,<br />
strukturierte Einheiten in den Bundesländern<br />
gehandelt. Sprich Portfolios, die auf den<br />
Tischen von internationalen Investoren<br />
gelandet sind. Diese Fonds aus Übersee investieren<br />
beispielsweise an der US-Ostküste in<br />
Luxus-Altersheime,“, berichtet er. Ganz große<br />
Healthcare-Deals, „jenseits der Seniorenobjekte“,<br />
wie in anderen Ländern üblich, habe er<br />
dagegen nicht erlebt. Nachsatz: „Das wird aber<br />
früher oder später wahrscheinlich auch bei uns<br />
kommen.“<br />
Bei Arnold Immobilien unterteilt man Healthcare<br />
in Kliniken, Ärztezentren, Senior Living<br />
und Pflegeimmobilien, erklärt Marcel Weber.<br />
Zu Letzteren zählt der Leiter der Abteilung<br />
Hospitality-Pflegeheime beziehungsweise Altersheime,<br />
in denen alle Pflegestufen abgehandelt<br />
würden, die vom Senior Living nicht abgedeckt<br />
werden. Was die Renditen betrifft, sieht<br />
er Senior Living auf demselben Niveau wie<br />
Wohnen. Mit klassischen Pflegeheimen wären<br />
in Österreich mehr als vier Prozent drinnen.<br />
„Aber die Tendenz geht wie in Deutschland<br />
Richtung 3,8 Prozent“, sagt er. Die meisten<br />
Deals wären wiederum im Bereich betreutes<br />
Wohnen auszumachen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
83
ImFokus<br />
„Mit Pflegeheimen sind in<br />
Österreich mehr als vier<br />
Prozent Rendite drinnen.“<br />
Marcel Weber, Arnold Immobilien<br />
3,8 bis 4,3 Prozent Rendite<br />
Laut Alexander Kornfeld hat man sich bei der<br />
ERSTE Immobilien KAG in letzter Zeit viele<br />
Pflegeheime in Österreich angeschaut. „Und<br />
zwar nicht nur Bestandsobjekte, sondern auch<br />
neue Projekte“, sagt er. Je nach Standort und<br />
Betreibervertrag – die meisten wären auf 25<br />
Jahre abgeschlossen, einige auch auf 30 Jahre<br />
mit namhaften und bonitätsstarken Betreibern<br />
– würden die derzeitigen Angebots-Renditen<br />
bei 3,8 bis 4,3 Prozent liegen. „Es ist uns dabei<br />
auch ganz wichtig, dass die Wirtschaftlichkeit<br />
und Nachhaltigkeit des Betreiberkonzepts<br />
(inkl. öffentliche Bzuschussung) gesichert ist“,<br />
erklärt er.<br />
„Ohne öffentliche<br />
Zuschüsse<br />
könnten stationäre<br />
Pflegeeinrichtungen nicht<br />
überleben.“<br />
Alexander Kornfeld,<br />
ERSTE Immobilien KAG<br />
„Das Gebot der<br />
Stunde ist nicht nur<br />
neu zu bauen,<br />
sondern auch<br />
umzunutzen.“<br />
Matthias Prichzi,<br />
Turner & Townsend<br />
„Beim Bauen wird sich die Entwicklung wahrscheinlich<br />
in Richtung eines systematisierten<br />
und elementierten Bauens bewegen“, meint<br />
Matthias Prichzi von Turner & Townsend.<br />
Dafür würden sich Gesundheitsimmobilien<br />
sehr gut eignen, weil man schöne Raster, Zimmer<br />
und daher auch einen entsprechenden<br />
Vervielfältigungsgrad verwirklichen könne.<br />
Auf der anderen Seite sei es mit Hinblick auf<br />
das Thema ESG ein Gebot der Stunde, nicht<br />
nur neu zu bauen, sondern auch umzunutzen.<br />
Beispielsweise könnte man so manches Hotel<br />
gut in ein Pflegeheim verwandeln. Eventuell<br />
sei das auch bei Bürogebäuden möglich. Letztlich<br />
wären Pflegeimmobilien jedenfalls auch<br />
aus ESG-Überlegungen – vor allem, was das „S“<br />
betreffe – ein wichtiges Thema.<br />
Auch Andreas Hawlik von Hawlik Gerginski<br />
Architekten kann sich vorstellen, dass Hotels<br />
für Senior Living umgenutzt werden. Grundsätzlich<br />
wären die baulichen Anforderungen<br />
84 ImmoFokus
echt ähnlich. Natürlich komme es darauf an,<br />
wie das betreffende Objekt organisiert sein<br />
soll und in welchen Abteilungsgrößen man<br />
denke. „Es werden sicher Umbaumaßnahmen<br />
erforderlich sein, um Gruppen beziehungsweise<br />
Stationen schaffen zu können“, so der<br />
Architekt.<br />
Architekt Hawlik plädiert jedenfalls dafür,<br />
geclusterte Projekte zu entwickeln – sprich<br />
kleinere Einheiten, die aber von einer gemeinsamen<br />
zentralen Infrastruktur und einer Zentrale<br />
für den Betreiber profitieren. So würden<br />
für die Bewohner nicht einfach nur große<br />
Kästen entstehen, sondern eine familiäre<br />
Umgebung. Wichtig sei auch, dass sich diese<br />
Einheiten in Zentrumsnähe befänden. „Ich<br />
denke, dass Ortskerne im städtischen Umfeld<br />
eine gute Lage wären“, so Hawlik. Vielleicht<br />
sei das auch eine Chance für Ortskerne, die<br />
sich auf der wirtschaftlichen Seite mit Handel<br />
und ähnlichen Dingen schwertäten, aber viel-<br />
leicht mit einer Pflegeimmobilie wieder Leben<br />
bekommen könnten.<br />
Begrenztes Angebot<br />
„Viele Institutionelle halten in Österreich nach<br />
Pflege- oder Healthcare-Immobilien Ausschau,<br />
stoßen jedoch auf ein sehr begrenztes Angebot“,<br />
so Weber. Wäre das Angebot da, so wäre<br />
„Es ist vorstellbar, dass Hotels für<br />
Senior Living umgenutzt werden.“<br />
Andreas Hawlik,<br />
Hawlik Gerginski Architekten<br />
auch das Transaktionsvolumen viel höher. In<br />
Deutschland würden sich Investoren Städte ab<br />
hunderttausend Einwohner anschauen. „Wie<br />
viele größere Städte haben wir dagegen in Österreich,<br />
in denen sich betreutes Wohnen für<br />
Institutionelle wirklich lohnen würde? Ganz<br />
zu schweigen von der kleinteiligen Ticketgröße“,<br />
so der Investmentexperte. Ein weiterer<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
85
ImFokus<br />
Hemmschuh sei die Tatsache, dass Betreiber<br />
hierzulande zwar gerne den Betrieb von Objekten<br />
übernehmen, aber keine Pachtverträge<br />
eingehen wollen. „Das ist für Institutionelle<br />
meist nicht interessant.“<br />
„Bei all der Euphorie für stationäre Pflegeeinrichtungen<br />
darf man nicht vergessen, dass<br />
diese ohne öffentliche Zuschüsse nicht überleben<br />
können“, spricht Kornfeld die Realität an.<br />
Deswegen gebe es auch in den Bundesländern,<br />
die ja in Österreich für die einschlägige Gesetzgebung<br />
verantwortlich wären, Tendenzen, verstärkt<br />
auf die mobile Pflege umzuschwenken.<br />
„Beim Generationenwohnen ist die<br />
räumliche Durchmischung der verschiedenen<br />
Altersgruppen oft nicht<br />
gewünscht.“<br />
Walter Eichinger,<br />
Silver Living<br />
Für Fessl wird bei Gesundheits- und Pflegeimmobilien<br />
gerne auf ein Thema vergessen, das<br />
eigentlich von zentraler Bedeutung sei: das<br />
Problem, geeignetes Personal zu finden. Er<br />
beruft sich auf einschlägige Studien, wie etwa<br />
vom IFO-Institut für Wirtschaftsforschung, die<br />
in den kommenden Jahrzehnten eine Lücke<br />
von zehntausenden Pflegekräften ausmachen.<br />
„Es gibt kaum gute Ideen, wie diese Lücke ge-<br />
schlossen werden könnte“, so Fessl. Nachsatz<br />
des Experten: „Ich warte darauf, dass da endlich<br />
angesetzt wird.“<br />
Schwellen-Assetklasse?<br />
Was es für Walter Eichinger von Silver Living<br />
schwer macht, Gesundheits- beziehungsweise<br />
Sozialimmobilien als eigene Assetklasse zu<br />
bezeichnen, ist das geringe Transaktionsvolumen.<br />
„Wenn man sehr positiv denken möchte,<br />
könnte man von einer Schwellen-Assetklasse<br />
sprechen, die vielleicht auf längere Sicht zu einer<br />
eigenen Assetklasse werden könnte“, sagt<br />
er. Treffender sei die Bezeichnung Serviceim-<br />
86 ImmoFokus
„In anderen Ländern sind<br />
Gesundheitsimmobilien<br />
seit vielen Jahren eine klar<br />
definierte Assetklasse.“<br />
Andreas Millonig,<br />
IMMOunited<br />
„Im Vergleich zu anderen<br />
Ländern ist unser<br />
Sozialsystem dermaßen<br />
gut, dass eigentlich jeder<br />
versorgt ist.“<br />
Peter Fischer,<br />
PwC Österreich<br />
„Für Pflegeimmobilien<br />
ist unglaublich viel<br />
Spezialwissen gefragt.“<br />
Johannes Endl,<br />
ÖRAG<br />
mobilie. „Solche Objekte ¬ und die Bandbreite,<br />
die darunterfällt, ist sehr groß ¬ benötigen zur<br />
Umsetzung immer einen dritten Partner mit<br />
an Bord – sprich einen Betreiber oder eine betreuende<br />
Organisation“, so Eichinger.<br />
Andreas Millonig von IMMOunited hat nach<br />
eigenen Angaben im Vorfeld des Real Circle<br />
noch einmal nachgeschaut, ob es zuletzt nennenswerte<br />
Transaktionen im Bereich Healthcare-Immobilien<br />
gegeben hat. „Es ist so wenig,<br />
dass wir das nicht einmal explizit erfassen“,<br />
hält er fest und gibt zu, dass ihn dies etwas<br />
verwundert hat. Denn es sei ja bekannt, dass es<br />
Länder gebe, wie zum Beispiel die USA, in denen<br />
das Thema präsenter sei, beziehungsweise<br />
Gesundheitsimmobilien seit vieln Jahren eine<br />
klar definierte Assetklasse wären und die<br />
Betreuung von älteren Menschen seitens der<br />
Anbieter als Service gelebt werde.<br />
Spezialwissen gefragt<br />
Peter Fischer von PricewaterhouseCoopers<br />
(PwC) spricht im Falle von Seniorenwohnen,<br />
betreutem Wohnen und Alten- und Pflegeheimen<br />
von einem „hochspezialisierten Gewerbe,<br />
das sich hinter dem Mantel der Immobilie verbirgt“.<br />
„Von anderen Immobilienklassen grenzen<br />
sich solche Objekte völlig ab, weil sie einerseits<br />
stark abhängig von Förderungen sind und<br />
andererseits Spezialwissen beziehungsweise<br />
Spezialpersonal voraussetzen“, erklärt Fischer.<br />
Nachsatz: „In Österreich kann man aus einem<br />
bestimmten Grund nicht von einer Assetklasse<br />
sprechen: Im Vergleich zu anderen Ländern ist<br />
unser Sozialsystem dermaßen gut, dass eigentlich<br />
jeder versorgt ist.“<br />
„Für Pflegeimmobilien ist unglaublich viel<br />
Spezialwissen gefragt“, sagt auch Johannes<br />
Endel von der ÖRAG. Die meisten Investoren,<br />
mit denen er über das Thema Gespräche<br />
geführt habe, hätten dies schlichtweg nicht<br />
gehabt – etwa, was Themen wie Förderungen,<br />
einschlägige Technik oder die Abhängigkeit<br />
von Betreibern betrifft. Sehr wohl räumt er ein,<br />
dass neue Ideen im Bereich altersgerechten<br />
Wohnens gefragt wären. Denn viele Woh-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
87
ImFokus<br />
nungen, vor allem in Altbauten, wären für die<br />
Bedürfnisse älterer Menschen einfach nicht<br />
zugeschnitten. Ganz zu schweigen vom durch<br />
die demographische Entwicklung getriebenen<br />
erhöhten Bedarf an Pflegeimmobilien.<br />
Alternative Wohnkonzepte<br />
„In den letzten Jahren ist es ein paar Mal vorgekommen,<br />
dass man uns auf alternative Wohnkonzepte<br />
angesprochen hat, wie zum Beispiel<br />
kleine Wohnungen neben mehreren größeren<br />
zu realisieren, um dort später einmal bei Bedarf<br />
Pflegekräfte unterbringen zu können“, berichtet<br />
Evgeni Gerginski von Hawlik Gerginski<br />
Architekten. Persönlich würde er durchaus<br />
vermehrt solche Projekte begrüßen, bei denen<br />
ältere Menschen so lange wie möglich in ihren<br />
Wohnungen bleiben könnten, beziehungsweise<br />
dort betreut werden. „Diese Dezentrali-<br />
„Begrüßenswert wären mehr Projekte<br />
bei denen ältere Menschen so lange wie<br />
möglich in ihren Wohnungen bleiben<br />
könnten.“<br />
Evgeni Gerginski,<br />
Hawlik Gerginski Architekten<br />
88 ImmoFokus
sierung halte ich für den besseren Zugang als<br />
am Stadtrand vier-, fünf- oder sechsgeschossige<br />
Altenheime zu bauen“, so Gerginski.<br />
So schön manche Hybridmodelle auch wirken<br />
mögen, die in Österreich realisiert wurden und<br />
die sich beispielsweise aus Betreutem Wohnen<br />
und Pflege zusammensetzen ¬ die Erfahrung<br />
habe gezeigt, dass viele nicht funktionieren,<br />
weil das Land schlichtweg zu klein für einen<br />
kostendeckenden Betrieb sei, meint Eichinger.<br />
In Deutschland schaue das schon anders aus.<br />
Beim Generationenwohnen gebe es in Österreich<br />
hingegen andere Möglichkeiten, auch<br />
wenn es besonders wichtig wäre, mit einem<br />
guten Architekten zusammenzuarbeiten.<br />
„Denn oft ist eine räumliche Durchmischung<br />
der verschiedenen Altersgruppen einfach<br />
nicht gewünscht“, berichtet Eichinger aus seinem<br />
Erfahrungsschatz. Mit Silver Living habe<br />
er einige solcher Modelle für Tirol konzipiert,<br />
die einfach nicht Fuß gefasst hätten.<br />
„Was wir machen müssen ist, uns in der Architektur<br />
eine gewisse Flexibilität zu geben“,<br />
regt Fischer an. Noch wichtiger sei es jedoch,<br />
ganz offen mit dem Thema Älterwerden umzugehen.<br />
Auch er berichtet von spannenden<br />
Healthcare-Konzepten wie Reha-Kliniken oder<br />
Ärztezentren. „Assetklassen, in denen der<br />
Fokus auf Gesundheit liegt, können durchaus<br />
interessant sein“, hält der PwC-Experte fest<br />
und verweist im selben Atemzug auf bestehende<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen, die<br />
die Realisierung von einschlägigen Projekten<br />
erschweren würden. Für Endel bedarf es insgesamt<br />
eines Masterplans seitens der Politik<br />
– auch, um dem Problem des Pflegekraftmangels<br />
entgegenzutreten: „Wenn hier nicht<br />
rechtzeitig begonnen wird, werden wir sehr<br />
bald nicht genügend Pflegekräfte haben.“<br />
Neue Lösungen benötigt<br />
Kein Zweifel bestand für die Experten bei<br />
dem von Charles Steiner moderierten Tisch<br />
hinsichtlich der Frage, ob die 24-Stunden-<br />
Betreuung pflegebedürftiger Menschen in<br />
ihren Wohnungen überhaupt leistbar bleiben<br />
würde. Für Petra Grell-Kunzinger, Gründerin<br />
der Pflegeplattform miazorgo, ist die Leistbarkeit<br />
aktuell noch aus nur einem Grund der Fall:<br />
„Die Eins-zu-eins-Betreuung funktioniert deshalb,<br />
weil wir Menschen aus osteuropäischen<br />
Ländern beschäftigen, deren Gehaltsgefüge<br />
noch unter dem unseren liegt.“ Künftig müssten<br />
also neue Lösungen für die Betreuung zu<br />
Hause gefunden werden, wie etwa die einer<br />
Grätzelbetreuung.<br />
„Künftig müssen neue<br />
Lösungen für die<br />
24-Stunden-Betreuung<br />
gefunden werden.“<br />
Petra Grell-Kunzinger,<br />
miazorgo<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
89
ImFokus<br />
Auch Michael Priebsch, Leiter der Abteilung<br />
Großvolumiger Wohnbau bei der ERSTE<br />
BANK, hält die 24-Stunden-Pflege nicht für<br />
langfristig leistbar und spricht sich daher<br />
ebenfalls für eine Versorgung im Grätzel aus,<br />
um sicherzustellen, dass die Menschen möglichst<br />
lange selbstbestimmt leben können. „Ich<br />
glaube, dass hier der Verbund beziehungsweise<br />
die Gemeinschaft eine entscheidende<br />
Rolle spielen werden, weshalb Generationenwohnen<br />
beziehungsweise Generationenhäuser<br />
an Bedeutung gewinnen werden.“<br />
Insgesamt sei in diesem Zusammenhang mehr<br />
Mut gefragt, was die Entwicklung solcher Immobilien<br />
betrifft. Zwar gebe es auch in Österreich<br />
Generationen-Wohnprojekte, diese wären<br />
allerdings bisher nur Einzelfälle. In Deutschland<br />
geschehe da deutlich mehr – sprich einschlägige<br />
Baugruppen oder Bauherrenmodelle<br />
stoßen auf mehr Nachfrage – und das auch,<br />
weil mehr gefördert werde. Allerdings gibt sich<br />
Priebsch optimistisch, dass sich der Status Quo<br />
ändern wird: „Ich sehe auf meinem Tisch schon<br />
„Private Initiativen im<br />
Pflegebereich müssen<br />
einzigartig sein.“<br />
Michael Priebsch,<br />
ERSTE BANK<br />
viel Marktbewegung beziehungsweise mache<br />
zu dem Thema viele Gedanken aus.“<br />
Vermehrt Kundenanfragen<br />
„Bei solchen Wohnkonzepten sind andere Länder,<br />
wie etwa die Niederlande oder Deutschland,<br />
schon viel weiter, da gibt es sehr schöne<br />
Projekte beziehungsweise Wohnungen“, sagt<br />
auch Gerald Kerbl, Partner und Steuerberater<br />
bei TPA. Er sei seit 20 Jahren im Immobilienbereich<br />
tätig und Gesundheitsimmobilien wären<br />
bis vor kurzem alles andere als eine gefragte<br />
Assetklasse gewesen. Aktuell merke man<br />
jedoch schön langsam, dass zu dem Thema<br />
vermehrt Anfragen von Kunden (Developern<br />
sowie Investoren, wie internationale Fonds)<br />
kommen würden“, so Kerbl.<br />
Die Experten waren sich jedenfalls einig, dass<br />
hinsichtlich der Wohnformen in verschiedenen<br />
Lebensabschnitten nicht in starren Kategorien<br />
gedacht werden sollte – sprich, dass von<br />
der Studenten- in die Familienwohnung und in<br />
weiterer Folge über die Zwei- und Ein-Perso-<br />
90 ImmoFokus
„Bis vor kurzem waren<br />
Gesundheitsimmobilien<br />
nicht die gefragteste<br />
Assetklasse.“<br />
Gerald Kerbl,<br />
TPA<br />
„In Deutschland wurde das<br />
Errichten und Betreiben von<br />
Pflegeheimen an die private<br />
Hand ausgelagert.“<br />
Martin Scheiber,<br />
Bank Gutmann<br />
„Die Abschaffung des<br />
Pflegeregresses hat<br />
sich massiv auf die<br />
Finanzierbarkeit der Pflege<br />
ausgewirkt.“<br />
Harald Kopertz,<br />
AURIS Immo Solutions<br />
nen-Wohnung ins Pflegeheim gezogen wird.<br />
Da würden sich die Grenzen mehr und mehr<br />
verschieben. So oder so stehe jedenfalls fest:<br />
Bedingt durch die demographische Entwicklung<br />
müsse in den nächsten zehn, 15 beziehungsweise<br />
20 Jahren massiv gebaut werden,<br />
um den Bedarf an Pflegeplätzen zu decken.<br />
Deutschland: Mehr Planungssicherheit<br />
„In Deutschland hat der Gesetzgeber gesagt,<br />
dass das Errichten und Betreiben von Pflegeheimen<br />
nicht Aufgabe des Staates ist, und hat<br />
das an die private Hand ausgelagert“, erklärt<br />
Martin Scheiber von der Bank Gutmann. Die<br />
heimische Privatbank investiert seit mehr als 15<br />
Jahren erfolgreich in Pflegeheime sowie auch<br />
in Betreutes Wohnen, und zwar überwiegend<br />
in Deutschland, wo sich rund 95 Prozent der<br />
Assets befinden. Dort sei auch die Planungssicherheit<br />
um einiges größer – und vor allem<br />
wären weniger politische Risiken gegeben.<br />
In Österreich erschwert neben der ohnehin<br />
schon weit verbreiteten Skepsis gegenüber<br />
privaten Aktivitäten im Pflegebereich die<br />
Gesetzeslage die Situation für institutionelle<br />
Anleger. So bedürfen etwa neue Projekte<br />
des Sanktus der jeweiligen Gemeinde beziehungsweise<br />
des Bürgermeisters. Dennoch<br />
sehen Experten Platz für private Initiativen.<br />
„Diese müssen allerdings einzigartig sein“,<br />
hält Priebsch fest. Ein Beispiel: ein Kärntner<br />
Demenzzentrum, das ein Fonds der Bank<br />
Gutmann gekauft hat. „Bei solchen Nischen<br />
ist es fast nicht möglich, ein Konkurrenzangebot<br />
aufzubauen“, bringt es Scheiber auf den<br />
Punkt.<br />
Mehrgenerationen-Wohnen Lösung?<br />
Eine Folge des demographischen Wandels ist,<br />
dass die Pflege zu Hause, die früher im Familienverband<br />
erfolgte, heute zunehmend von der<br />
Gesellschaft erledigt werden muss. Daher plant<br />
Harald Kopertz von Auris Immo Solutions, in<br />
Purkersdorf ein Projekt für Mehrgenerationen-<br />
Wohnen zu realisieren. „Jeder soll dort einbringen,<br />
was er am besten kann: Ältere passen<br />
beispielsweise auf die Kinder auf und Jüngere<br />
gehen für alle einkaufen“, sagt er. Das würde<br />
die älteren Menschen jung und fit halten und<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
91
ImFokus<br />
„Im Sinne der<br />
Nachhaltigkeit muss der<br />
Fokus künftig auf der<br />
Nachnutzung von alten<br />
Strukturen liegen.“<br />
Daniel Thum,<br />
ERSTE Immobilien KAG<br />
das Gefühl verstärken, in der Gesellschaft noch<br />
eine Funktion zu haben.<br />
Daniel Thum von der ERSTE Immobilien KAG<br />
bekräftigt, dass bei solchen Projekten sehr auf<br />
die soziale Durchmischung geachtet werden<br />
muss – sprich: von Kindergärten über Schulen<br />
bis hin zu betreutem Wohnen müsse alles<br />
Platz finden. Für ihn steht jedenfalls fest, dass<br />
einerseits die demographische Entwicklung<br />
und andererseits der Mangel an Produkten, die<br />
nachhaltig Rendite abwerfen, die Assetklasse<br />
Healthcare durchaus interessant machen. „Dabei<br />
ist aber privates Kapital gefragt, da die öffentliche<br />
Hand den Bedarf an Pflegeimmobilien<br />
langfristig nicht finanzieren kann“, so Thum.<br />
Mehr private Investments<br />
Für mehr private Investments im Pflegebereich<br />
plädiert auch Franz Pöltl von EHL<br />
Immobilien. Um dies zu forcieren, und<br />
damit letztlich auch die Produktion von<br />
Pflegeheimen zu steigern, wären allerdings<br />
einige Maßnahmen notwendig. Dazu zählt<br />
der Immobilieninvestment-Experte vor allem<br />
die Vereinheitlichung der Gesetzeslage<br />
– bekanntlich gelten in Österreich neun unterschiedliche<br />
regulatorische Rahmenbedingungen.<br />
Förderlich für private Investitionen<br />
wäre auch, wenn die öffentliche Hand die<br />
Betreiber von Pflegeimmobilien besser unterstützt.<br />
„Diese verfügen oft nicht über eine<br />
kapitalmarktfähige Bonität“, hält Pöltl fest<br />
und verweist auf die wichtige Rolle der Zuzahlungsvereinbarungen<br />
durch die Länder.<br />
„Die Betreiber von<br />
Pflegeimmobilien<br />
verfügen oft nicht über<br />
eine kapitalmarktfähige<br />
Bonität.“<br />
Franz Pöltl,<br />
EHL Investment Consulting<br />
Als gebürtige Steirerin kann Anita Körbler von<br />
trovato noch immer große Unterschiede zwischen<br />
Stadt und Land feststellen. Früher habe<br />
es am Land die Seniorenresidenzen gegeben,<br />
die vor allem für diejenigen gedacht waren, die<br />
keine Kinder hatten, die sie einmal versorgen<br />
würden. Für sie sei das Angebot heute breit ge-<br />
92 ImmoFokus
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
fächert. Typisch für die heutigen Senioren sei,<br />
dass diese sehr fit und rüstig wären und oft das<br />
halbe Jahr auf Reisen. „Viele ältere Menschen<br />
wollen nicht mehr alleine wohnen, daher gibt<br />
es heute überraschend viele Anfragen für<br />
Alters-WGs“, sagt Körbler. Vor allem seit der<br />
Coronakrise sei vielen die soziale Einbettung<br />
wichtiger geworden.<br />
Tabuthema Pflege<br />
Für Körbler ist es bedeutend, über das Tabuthema<br />
Pflege hinwegzudenken, da es nicht<br />
mit einem speziellen Alter verbunden sei.<br />
„Man muss klar zwischen Seniorenbedürfnissen<br />
und Pflegebedürfnissen<br />
unterscheiden.“<br />
Anita Körbler,<br />
trovato<br />
„Man muss klar zwischen Seniorenbedürfnissen<br />
und Pflegebedürfnissen unterscheiden“,<br />
meint sie. Auch Pöltl betont, dass der Aspekt<br />
der Pflege beim Seniorenwohnen meist erst in<br />
den letzten Lebensjahren wirklich wichtig sei.<br />
„Die überwiegende Zeit sollte ein seniorengerechtes<br />
Leben mit diversen Freizeit- und Gesundheitsdienstleistungen<br />
im Fokus stehen“,<br />
sagt er. Derselben Meinung ist auch Kopertz:<br />
„Die Frage ist, ob man pflegebedürftige Menschen<br />
dann nicht lieber in ihren Quartieren<br />
pflegen soll“, stellt er in den Raum. Schließlich<br />
gebe es genügend mobile Pflegedienste. Er beklagt<br />
in diesem Zusammenhang die Abschaffung<br />
des Pflegeregresses. „Das hat sich massiv<br />
auf die Finanzierbarkeit der Pflege ausgewirkt,<br />
die in Österreich vor allem in der Hand gemeinnütziger<br />
Betreiber liegt.“<br />
Was den Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen<br />
betrifft, sind für Kopertz die hohen Grundstücks-<br />
und Baukosten wenig hilfreiche,<br />
ebenso wie die steigenden Ansprüche älterer<br />
Menschen. Früher hätte ein Bett Investitionskosten<br />
von weniger als 100.000 Euro<br />
verursacht, heute sei von 150.000 bis 170.00<br />
Euro die Rede. Ein Problem in diesem Zusammenhang:<br />
Als Spezialimmobilie sei eine Alternativnutzung<br />
von Pflegeheimen sowie eine<br />
Umnutzung anderer Immobilien zu Pflegeeinrichtungen<br />
so gut wie nie möglich. ERSTE<br />
Immobilien KAG-Experte Thum hat hingegen<br />
gute Erfahrungen mit der Umrüstung von<br />
Büro- beziehungsweise Verwaltungsobjekten<br />
zu Pflegeimmobilien gemacht. Vor allem aus<br />
Gründen der Nachhaltigkeit sei das zu begrüßen.<br />
„Um gute Lösungen zu finden, müssen<br />
sich Projektentwickler und Architekten<br />
anstrengen. Das ist jedoch nicht immer der<br />
einfache Weg, aber in Zukunft der gefragtere“,<br />
bringt es Thum auf den Punkt.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
93
ImFokus<br />
Zum Autor<br />
Jasmin Soravia ist seit 2019 Vorsitzende des Urban Land<br />
Institut Austria. Sie ist Geschäftsführerin bei der Kollitsch &<br />
Soravia Immobilien, Beirat im Advisory Board GRÜNSTATT-<br />
GRAU und Vorstand beim Travel Industry Club Austria.<br />
Steigender Bedarf an Gesundheitsimmobilien<br />
Kommentar: Jasmin Soravia<br />
In Österreich nimmt der Anteil an älteren Personen weiter zu.<br />
Aufgrund des damit verbundenen Bedarfs an medizinischen und<br />
Pflegedienstleistungen steigt auch die Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien,<br />
was sich bereits seit Jahren deutlich abzeichnet. Damit<br />
folgt diese Entwicklung auch einem starken internationalen Trend.<br />
Zudem bieten in Österreich Primärversorgungszentren vor allem<br />
in ländlichen Bereichen einen Lösungsansatz zur Sicherung einer<br />
flächendeckenden medizinischen Versorgung und werden entsprechend<br />
gefördert. Insgesamt sind Healthcare-Investments damit auf<br />
lange Sicht empfehlenswert.<br />
Die Bandbreite bei Gesundheitsimmobilien ist groß und reicht von Alten-<br />
und Pflegeheimen und betreutem Wohnen bis zu medizinischen<br />
Gemeinschaftspraxen, interdisziplinären Primärversorgungszentren,<br />
Rehabilitationszentren und Kliniken. Die Abbildung 1 zeigt die Prognose<br />
für die Zunahme an älteren und pflegebedürftigen Personen bis<br />
2<strong>03</strong>0, wobei auch darüber hinaus bis zum Jahr 2050 mit steigenden<br />
Zahlen zu rechnen ist. Damit erweist sich der Bedarf an Pflegeimmobilien<br />
in der Zukunft als besonders hoch – wie auch die Bereitschaft<br />
von Investoren zu Healthcare-Investments. Auch für die großen<br />
Immobilien-Investoren wie beispielsweise Fonds sind die Healthcare-<br />
Investments nicht mehr wegzudenken: In den letzten Emerging<br />
Trends notierten die Healthcare-Immobilien bereits auf Platz 5 der<br />
Top-Investment-Assets. In einer Umfrage zeigten sich 92 Prozent der<br />
befragten Experten davon überzeugt, dass Healthcare ein langfristig<br />
wichtiger Faktor bleiben wird (PWC <strong>2022</strong>, S. 14).<br />
Dennoch ist Österreich bis dato nicht im Fokus von größeren Investoren.<br />
Dazu sind die Projekte hierzulande tendenziell zu klein. Interessante<br />
Projekte werden am ehesten in Wien in Angriff genommen.<br />
Dazu kommt, dass bei Pflegeimmobilien die Bundesländer eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Deshalb ist es für Bauträger oft schwierig,<br />
auf eigene Initiative solche Immobilien zu entwickeln. Ausländische<br />
Investoren werden oft gänzlich abgeschreckt. Doch viele Aspekte<br />
sprechen für diese Projekte.<br />
Vorteile bei der Lage können genutzt werden<br />
Während bei Wohn- und Gewerbeimmobilien in guten Lagen weiterhin<br />
mit steigenden Preisen für die Grundstücke zu rechnen ist,<br />
können vor allem Pflegeimmobilien auch in bislang weniger stark<br />
genutzten Lagen entwickelt werden. Ein weiteres vorteilhaftes Lagekriterium<br />
ist die Verfügbarkeit von Personal: Auch hier ist bei einer<br />
entsprechenden Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Vergleich<br />
mit dem Wohnbau ein weiter Umkreis rund um Ballungsgebiete und<br />
Städte möglich. Damit ergibt sich ein erheblich größerer Suchradius.<br />
Zudem sollte die Auswahl eines Standorts mit dem bestehenden Angebot<br />
an Gesundheitseinrichtungen abgestimmt werden. Insgesamt<br />
zeigt sich jedoch, dass es bei Pflegeimmobilien erheblich leichter ist,<br />
erschwingliches Bauland zu erwerben – vor allem auch, wenn die regionalen<br />
Vertreter der Kommunen Interesse zeigen. Dafür spricht nicht<br />
nur der nachhaltig steigende Bedarf an diesen Einrichtungen. Auch<br />
die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Gemeinde ist ein Thema, das<br />
für erfolgreiche Kooperationen mit Projektentwicklern sorgen sollte.<br />
Angesichts des langfristigen Bedarfs und der positiven Effekte sollten<br />
diese Kooperationen also entsprechend gefördert werden.<br />
Primärversorgungszentren als attraktive<br />
Alternative zum Gemeindearzt<br />
Vor allem am Land zeigen sich immer mehr Lücken in der Gesundheitsversorgung,<br />
hauptsächlich bei Hausärzten. Aktuell gehen viele<br />
Mediziner der Babyboomer-Generation in Pension und verschärfen<br />
das Problem mittelfristig. Jedoch gilt es auch hier, dieses Problem<br />
langfristig zu lösen. Der wichtigste Ansatz dabei ist, die Attraktivität<br />
des Berufs für junge Ärzte und Ärztinnen zu steigern. Einen wichtigen<br />
94 ImmoFokus
Quelle: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz<br />
Beitrag dafür können Primärversorgungszentren leisten, in denen<br />
mehrere Ärzte mit Therapeuten zusammenarbeiten. Dadurch wird<br />
der hohe Arbeitsdruck der Landärzte deutlich gemindert. Das sorgt für<br />
physische und psychische Entlastung beim gesamten medizinischen<br />
Personal. Zudem wird die medizinische Betreuung der Menschen im<br />
Sinne eines „One-Stop-Shops“ erheblich verbessert.<br />
So ist es auch das Ziel des Bundes, bis 2023 zumindest 75 Primärversorgungseinheiten<br />
(PVE) zu schaffen. Daraus resultiert ein erheblicher<br />
Bedarf an Neubau, da laut dem Dachverband der Sozialversicherungsträger<br />
aktuell bundesweit erst 36 PVEs in Betrieb sind – in Tirol und<br />
Vorarlberg gibt es sogar noch keine einzige dieser Einrichtungen.<br />
Für Investoren und Entwickler bedeutet dieser Umstand, dass die<br />
öffentliche Hand erheblich an neuen Projekten interessiert ist und<br />
jegliche Initiative aktiv unterstützen wird ¬ und das zusätzlich zur<br />
neuen Projektförderung von bis zu 200.000 Euro, die seit März <strong>2022</strong><br />
in Kraft ist.<br />
Quellen: Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (2019): Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Österreich. Wien: Gesundheit Österreich GmbH.<br />
Bundesministerium für Arbeit , Soziales und Konsumentenschutz (<strong>2022</strong>): Projektförderung PVE<br />
Förderungsrichtlinie für den österreichischen Aufbau- und Resilienzplan gemäß VO 2021/241. Wien: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und<br />
Konsumentenschutz; Sektion VII, Gruppe B, Abteilung 5.<br />
Dachverband der Sozialversicherungsträger (2020): Teambasierte Primärversorgung. URL: https://www.sv-primaerversorgung.at/<br />
PWC – PricewaterhouseCoopers (<strong>2022</strong>): Emerging Trends in Real Estate. London: Urban Land Institute.<br />
Riedel, M. (2021): Ausbau der Pflege aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Policy Brief Nr. 2/2021. Wien: Institut für Höhere Studien.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
95
ImFokus<br />
Stabile Renditen<br />
bei hoher<br />
Investitionssicherheit<br />
Gesundheitsimmobilien. Während die Assetklasse in Deutschland seit einigen Jahren heiß begehrt ist,<br />
führt sie am österreichischen Investmentmarkt noch ein Schattendasein. Nach und nach genießt sie<br />
aber immer mehr Aufmerksamkeit.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
G<br />
esundheitsimmobilien haben sich<br />
in Deutschland in den letzten<br />
Jahren zu einer relevanten Assetklasse<br />
gemausert. Vor allem seit<br />
Mitte der Zehnerjahre, als innerhalb von kurzer<br />
Zeit zuerst die Zwei- und dann die Drei-Milliarden-<br />
Euro-Grenze geknackt wurde, hat das Investoreninteresse<br />
sichtlich zugenommen. Auch die<br />
Pandemie konnte diesen Trend nicht aufhalten:<br />
Sowohl 2020 als auch 2021 wurden mit 3,4 beziehungsweise<br />
3,76 Milliarden Euro neue Rekord-<br />
Transaktionsvolumen erzielt. Und dass im ersten<br />
Quartal <strong>2022</strong> mit 600 Millionen Euro um fast<br />
ein Drittel weniger investiert wurde als im Startquartal<br />
2021, ist nur dem Produktmangel und<br />
nicht einem Nachfragerückgang geschuldet.<br />
Szenenwechsel nach Österreich. Laut CBRE<br />
wurden im Vorjahr hierzulande rund 75<br />
Millionen Euro in Healthcare-Immobilien<br />
investiert. Streng genommen handelte es sich<br />
ausschließlich um Pflege- und Seniorenheime.<br />
Den Besitzer wechselten unter anderem ein<br />
„Wir sehen eine sehr gute<br />
und professionelle Nachfrage<br />
nach heimischen Pflegeimmobilien<br />
– auch seitens<br />
internationaler Anleger.“<br />
Georg Fichtinger,<br />
CBRE<br />
Pflegeheim in Maria Lanzendorf und ein weiteres<br />
in Pernegg an der Mur sowie zwei Seniorenzentren<br />
in Seeboden am Millstätter See und<br />
in Purkersdorf bei Wien. Auch in Deutschland<br />
sind Pflegeheime im langjährigen Durchschnitt<br />
die dominante Sub-Assetklasse unter<br />
den Gesundheitsimmobilien, wenngleich der<br />
Transaktionskuchen dort breiter gefächert ist<br />
und betreutes Wohnen, Ärztehäuser sowie Kliniken<br />
und Reha-Kliniken eine vergleichsweise<br />
größere Rolle spielen.<br />
Seit Anfang <strong>2022</strong> wurde im heimischen<br />
Healthcare-Sektor noch keine Transaktion<br />
verzeichnet, so CBRE. Wie aus dem Bericht<br />
„Pflegeimmobilien in Österreich“ des Immobiliendienstleisters<br />
hervorgeht, wurden seit 2015<br />
jährlich um die 30 Millionen Euro in Pflegeobjekte<br />
investiert. 2018 waren es sogar nur sechs<br />
Millionen Euro. Mit Investitionsvolumina<br />
von rund 85 beziehungsweise 130 Millionen<br />
Euro stechen nur 2016 und 2020 hervor. Das<br />
allerdings nur wegen zweier großer Portfolio-<br />
Fotos: CBRE, Adobe Stock<br />
96 ImmoFokus
Deals. „Pflegeimmobilien sind in Österreich<br />
noch eine totale Nische“, bringt es Georg<br />
Fichtinger, Head of Investment Properties bei<br />
CBRE Österreich, auf den Punkt.<br />
Interesse steigt<br />
Selbst wenn Gesundheits- beziehungsweise<br />
Pflegeimmobilien noch Nischeninvestments<br />
sind, so ist es für Experten nicht zu leugnen,<br />
dass das Interesse an der Assetklasse zuletzt<br />
merklich zugenommen hat. „Wir sehen eine<br />
sehr gute und professionelle Nachfrage nach<br />
heimischen Pflegeimmobilien – auch seitens<br />
internationaler Anleger“, berichtet Fichtinger.<br />
Vor allem letztere würden sich nach größeren<br />
Tickets von 15 Millionen Euro oder mehr<br />
umsehen, die hierzulande noch schwerer zu<br />
finden wären als solche um die zehn Millionen<br />
Euro. Aber auch insgesamt ist das Angebot an<br />
einschlägigen Immobilien nicht umfangreich<br />
und für Franz Pöltl, Geschäftsführer EHL Investment<br />
Consulting, der Grund für die normalerweise<br />
überschaubaren Investmentumsätze.<br />
Was vor allem Pflegeimmobilien so attraktiv<br />
macht, liegt auf der Hand. Es sind die zu lukrierenden<br />
sicheren und stabilen Renditen<br />
bei gleichzeitig hoher Investitionssicherheit.<br />
Dahinter steht der maßgebliche Treiber für<br />
das mittel- und langfristige Wachstum der<br />
dominanten Sub-Assetklasse unter den Gesundheitsimmobilien:<br />
die demographische<br />
Entwicklung beziehungsweise die sukzessive<br />
steigende Lebenserwartung der Bevölkerung.<br />
„Pflege ist ein Thema, das uns früher oder später<br />
alle beschäftigen wird“, hält Fichtinger fest.<br />
Laut Prognosen der Statistik Austria wird die<br />
österreichische Gesamtbevölkerung zwischen<br />
2020 und 2<strong>03</strong>0 um drei Prozent wachsen, die<br />
Altersgruppe der ab 80-Jährigen hingegen um<br />
30 Prozent. Über den Betrachtungszeitraum<br />
2020 bis 2040 soll letztere sogar um fast 65<br />
Prozent ansteigen (Gesamtbevölkerung: plus<br />
sechs Prozent). 2040 soll sich der Anteil der ab<br />
80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung dann<br />
auf knapp zehn Prozent belaufen.<br />
Mit der steigenden Lebenserwartung wird auch<br />
die Zahl der Pflegebedürftigen zunehmen und<br />
damit in weiterer Folge auch der Bedarf an<br />
stationären Pflegeplätzen. In diesem Zusammenhang<br />
spielt sicherlich auch der Anstieg der<br />
Ein-Personen-Haushalte oder die zunehmende<br />
Vollzeit-Berufstätigkeit unter Frauen eine Rolle,<br />
die noch großteils für die Pflege von Angehörigen<br />
im häuslichen Bereich verantwortlich sind.<br />
Schätzungen zufolge werden in Österreich bis<br />
2<strong>03</strong>0 rund 30.000 zusätzliche Pflegeplätze benötigt,<br />
bis 2040 sogar 63.000. Allein bis 2<strong>03</strong>0<br />
würden – bei einer durchschnittlichen Zahl von<br />
86 Plätzen je Objekt – nicht weniger als 350 Pflegeheime<br />
benötigt, um diesen Bedarf zu decken,<br />
heißt es im CBRE-Report.<br />
Hohe Auslastung<br />
Für die konstant hohe Auslastung von 90 bis<br />
95 Prozent in stationären Pflegeheimen, und<br />
damit auch für Investitionssicherheit, sorgt in<br />
Österreich auch das Fördersystem. Mithilfe der<br />
Einnahmen aus dem laufenden Betrieb sowie<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
97
ImFokus<br />
Renditenentwicklungen<br />
5,25<br />
5,00<br />
5,25<br />
5,00<br />
4,25<br />
4,25<br />
3,45<br />
3,20<br />
3,00<br />
3,45<br />
3,20<br />
3,00<br />
„Dass es in Österreich<br />
neun unterschiedliche<br />
regulatorische Rahmenbedingungen<br />
gibt, stellt für viele<br />
Investoren durchaus eine<br />
Herausforderung dar.“<br />
Franz Pöltl,<br />
EHL Investment Consulting<br />
öffentlichen Förderungen begleichen die Betreiber<br />
die Pachtzahlungen an die Eigentümer.<br />
Im Falle einer Insolvenz würde entweder ein<br />
anderer Betreiber einspringen oder das Land<br />
beziehungsweise die Gemeinde übernehmen.<br />
Die Pflegebedürftigen zahlen die Heimkosten<br />
wiederum mithilfe ihrer Pensionen (bis zu<br />
80 Prozent), sonstigen Einkommen und dem<br />
staatlichen Pflegegeld. Sollte das nicht ausreichen,<br />
kommt der Staat für den fehlenden<br />
Betrag auf.<br />
Für Pöltl sind auch gewisse Herausforderungen,<br />
die mit Investments in Pflegeimmobilien<br />
verbunden sind, nicht zu leugnen. Dazu zählt<br />
sicherlich, dass die Pflege in Österreich Ländersache<br />
ist, was neun unterschiedliche regulatorische<br />
Rahmenbedingungen bedeutet.<br />
„Eine weitere Herausforderung für viele Investoren<br />
ist, dass die Betreiber oft bonitätsmäßig<br />
schwer zu beurteilen sind und es noch wenig<br />
etablierte Ketten mit starkem Rating, wie beispielsweise<br />
im Hotelbereich, gibt“, erklärt der<br />
EHL-Experte. Ein weiteres Problem, das sich<br />
in Zukunft noch verschärfen könnte: akuter<br />
Personalmangel.<br />
Zu den relevanten Playern im Bereich Seniorenimmobilien<br />
im deutschsprachigen Raum hat<br />
sich in den letzten Jahren die Bank Gutmann<br />
entwickelt. Die Wiener Privatbank hat die Assetklasse<br />
2005 für sich entdeckt und seitdem<br />
ein Transaktionsvolumen von mehr als einer<br />
Milliarde Euro bewegt. Aktuell werden für<br />
institutionelle Investoren und Family Offices<br />
drei Gesellschaften verwaltet, die in Österreich<br />
und Deutschland Pflegeimmobilien halten. Ein<br />
weiterer ausfinanzierter Alternative Investment<br />
Fonds (Startkapital: 50 Millionen Euro)<br />
mit Seniorenimmobilien, betreutem Wohnen<br />
und Schwerpunkt Deutschland startet im Juli.<br />
Intensive Diskussionen<br />
„Als wir 2005 begonnen haben, war nicht allen<br />
institutionellen Anlegern klar, dass Pflegeeinrichtungen<br />
gute Investments sind, die sich<br />
sehr gut als Ergänzung für ein Portfolio mit<br />
anderen Immobilienarten eignen“, so Adolf<br />
Hengstschläger, CFO der Bank Gutmann. Er<br />
erinnert sich an „sehr intensive“ Diskussionen<br />
im Aufsichtsrat darüber, ob diese Investments<br />
Sinn machen. Mit der Zeit sei dann das Vertrauen<br />
gestiegen und die dahinterstehende<br />
Systematik besser verstanden worden. „Überzeugungsarbeit“<br />
dürften wohl auch die guten<br />
Renditen geleistet haben. Diese lagen laut<br />
Hengstschläger im Durchschnitt um 400 Basispunkte<br />
über jenen von Anleihen. Pflegeimmobilien<br />
hätten aber auch aus einem weiteren<br />
Grund an Bedeutung gewonnen: der Tatsache,<br />
Fotos: EHL. Bank Gutmann , Adobe Stock<br />
98 ImmoFokus
Investmentmarkt in Mio. Euro<br />
130<br />
„Pflegeheime haben auch<br />
an Bedeutung gewonnen,<br />
weil nachhaltige und<br />
soziale Investments einen<br />
immer größeren Stellenwert<br />
einnehmen.“<br />
Adolf Hengstschläger,<br />
Bank Gutmann<br />
42<br />
83<br />
32<br />
34<br />
28<br />
6<br />
dass nachhaltige und soziale Investments einen<br />
immer größeren Stellenwert einnehmen.<br />
Wie groß muss ein Objekt mindestens sein,<br />
damit es sich rechnet? Für Hengstschläger ist<br />
das immer etwas von der Lage abhängig. „Aber<br />
die Erfahrung der letzten 16 Jahre hat gezeigt,<br />
dass die Untergrenze bei rund 80 Betten liegt“,<br />
erklärt er. Die meisten klassischen Pflegeeinrichtungen<br />
hätten 100 bis 120 Betten. Und<br />
im städtischen Raum wären die Kapazitäten<br />
teilweise noch größer. In einigen Großstädten<br />
im deutschsprachigen Raum gehe es auch<br />
in Richtung 200 Betten und mehr. Nachsatz<br />
von Hengstschläger: „In solchen Fällen muss<br />
man darauf achten, dass so ein Haus nicht nur<br />
in betriebswirtschaftlicher, sondern auch in<br />
menschlicher und atmosphärischer Hinsicht<br />
attraktiv wirkt.“<br />
2015 2016 2017 2018 2019 2020 Juli 2021<br />
*<br />
Hintergrund<br />
* Zahl der Pflegeheim-Transaktionen für das Gesamtjahr 2021 nicht verfügbar.<br />
Aktuell gibt es laut der CBRE-Studie „Pflegeimmobilien in Österreich“ in der<br />
Alpenrepublik mehr als 900 Pflegeheime mit knapp 80.000 Betten. Davon<br />
werden 38 Prozent von der öffentlichen Hand, 32 Prozent von gemeinnützigen<br />
Vereinen und Organisationen und 30 Prozent von privaten Betreibern geführt.<br />
Die meisten Pflegeheime gibt es in Ostösterreich, wo auch der Pflegebedarf<br />
am größten ist und in den kommenden 20 Jahren am schnellsten wachsen wird.<br />
Laut der CBRE-Analyse werden 2<strong>03</strong>0 in ganz Österreich um rund 30.000 Pflegebetten<br />
mehr benötigt als heute, im Jahr 2040 dann rund 63.000. Für die Sub-<br />
Assetklasse Pflegeimmobilien sprechen die sicheren und stabilen Renditen von<br />
rund fünf Prozent bei hoher Investitionssicherheit. Die Auslastung liegt konstant<br />
bei 90 bis 95 Prozent.<br />
Kennzahlenvergleich zwischen den Regionen<br />
Ostregion Südregion Region Nordwest Westregion Österreich<br />
Pflegeheime/100.000 Einwohner | 2021 7,4 14,5 10,3 12,9 10,2<br />
Pflegebetten/100.000 Einwohner | 2021 780 1.150 830 800 870<br />
Zusätzlich benötigte Pflegebetten<br />
bis 2<strong>03</strong>0 | bis 2040<br />
11.800 | 24.300 8.000 |16.500 6.600 | 13.700 3.600 | 7.500 30.000 | 62.000<br />
Wachstum der Bevölkerung ab 80 Jahren<br />
2020 – 2<strong>03</strong>0 | 2020 – 2040<br />
32 % | 74 % 25 % | 60 % 29 % | 70 % 35 % | 72 % 30 % | 64 %<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
99
Zum Autor<br />
Henrik von Bothmer ist Functional Head of Investment Management<br />
Healthcare bei Union Investment Real Estate. Er ist studierter Wirtschaftsjurist<br />
sowie gelernter Immobilienkaufmann und verfügt über mehr als 20<br />
Jahre Berufserfahrung, mehr als zehn Jahre davon bei Union Investment.<br />
Die goldene Generation<br />
Kommentar: Henrik von Bothmer<br />
Die Asset-Klasse Senior-Living rückt immer stärker in den Fokus von<br />
Immobilien-Investoren. Warum liegt liegt auf der Hand - die Bevölkerung<br />
altert zunehmend. Allein in Deutschland leben laut Statistischem<br />
Bundesamt aktuell rund 18,3 Millionen Menschen, die 65 Jahre oder<br />
älter sind. Die Senioren kommen damit auf einen Anteil von rund 22<br />
Prozent an der deutschen Gesamtbevölkerung. In Österreich liegt ihr<br />
Anteil bei 19,5 Prozent. Tendenz steigend: Laut Prognose wird ihr Anteil<br />
im Jahr 2<strong>03</strong>0 in Deutschland bereits bei 29 Prozent zur verorten sein, in<br />
Österreich bei 23 Prozent. Zusätzliche Dynamik in den demografischen<br />
Wandel bringt die steigende Lebenserwartung. Allein bis 2<strong>03</strong>0 wird sie<br />
sich um zehn Jahre erhöhen. Auch die Zahl der Haushalte mit Mobilitätseinschränkungen<br />
steigt dementsprechend deutlich: In Deutschland<br />
beispielsweise wächst sie laut Institut Wohnen und Umwelt (IWU) bis<br />
zum Jahr 2<strong>03</strong>5 um 25 Prozent auf 3,7 Millionen Menschen an.<br />
ziehen. Die kommende Generation der Ruheständler ist wohlhabend.<br />
Doch auch hier ist das Angebot knapp, insbesondere im gehobenen<br />
Segment: In Deutschland gibt es laut Terragon, einem auf den Bau von<br />
Seniorenwohnungen spezialisierten Unternehmen, rund 30.000 Servicewohneinheiten<br />
im gehobenen Segment. Nach seiner Schätzung<br />
werden jedoch noch 80.000 bis 90.000 weitere Einheiten benötigt.<br />
Bei Anlegern bleiben diese Entwicklungen nicht unbemerkt. Sie diversifizieren<br />
ihre Immobilienportfolios mit der Asset-Klasse Senior Living,<br />
um sie so noch besser gegen künftige Krisen abzusichern. Zumal die Renditen<br />
auch in schwierigen Zeiten wie diesen vergleichsweise attraktiv<br />
sind: Analysen von Savills zufolge liegen die Spitzenrenditen für selbst<br />
vermietete Senior-Living-Immobilien zwischen 3,5 und fünf Prozent.<br />
Die Folgen?<br />
Allein im Segment des barrierefreien Wohnens entsteht eine Versorgungslücke<br />
von rund zwei Millionen Wohnungen im Jahr 2<strong>03</strong>5, haben die<br />
Experten des IWU berechnet. Hinzu kommt, dass die große Mehrheit der<br />
älteren Menschen ihren Lebensabend selbstbestimmt in den eigenen vier<br />
Wänden verbringen und im Falle des Falles durch Pflegedienstleistungen<br />
unterstützt werden möchte. Auch dafür wird passender Wohnraum benötigt.<br />
Angesichts der Knappheit ist es nicht weiter erstaunlich, dass sich<br />
diese Asset-Klasse während der Corona-Pandemie als recht stabil erwiesen<br />
hat, ¬ zumal die aktuelle Gemengelage aus Zinserhöhungen und steigenden<br />
Baukosten die Angebotsseite noch zusätzlich unter Druck setzt.<br />
Nachfrage nach Servicewohnungen<br />
Laut einer Studie des Entwicklers Pantera können sich zudem 54 Prozent<br />
der Deutschen vorstellen, in höherem Alter in eine Servicewohnung zu<br />
Foto: Adobe Stock<br />
100 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Markus Mendel ist Geschäftsführer der EHL Investment<br />
Consulting und in dieser Funktion ganzheitlich für den<br />
Bereich Investment/Capital Markets verantwortlich.<br />
Investmentmarkt <strong>2022</strong> – Starke Nachfrage<br />
bei Trendinvestments Gesundheitsimmobilien<br />
Kommentar: Markus Mendel<br />
Foto: AdobeStock<br />
Sowohl vergangenes Jahr als auch im ersten<br />
Quartal <strong>2022</strong> verzeichnete der österreichische<br />
Immobilieninvestmentmarkt ein hohes Transaktionsgeschehen<br />
und eine starke Nachfrage<br />
seitens privater und institutioneller Investoren.<br />
Trotz der Nachwirkungen der Pandemie und<br />
der Ukrainekrise ist das Interesse der Investoren<br />
an österreichischen Immobilien ungebrochen.<br />
Neben der stetig wachsenden Nachfrage<br />
in den Top-Segmenten Wohnen, Büro und<br />
Logistik entsteht auch ein immer stärkeres<br />
Interesse der Investoren im Segment der sogenannten<br />
„Gesundheitsimmobilien“. Dazu<br />
zählen unter anderem Pflegeheime, betreutes<br />
und betreubares Wohnen sowie Ärztehäuser.<br />
Fehlendes Angebot<br />
Die stetig wachsende Nachfrage in diesem Bereich von Seiten privater<br />
Investoren und Family Offices, als auch insbesondere von institutioneller<br />
Seite, übersteigt das vorhandene Angebot seit Monaten bei<br />
Weitem. Eine Entspannung ist nicht in Sicht.<br />
Die hohen Baulandpreise und die signifikant gestiegenen Baukosten<br />
führen dazu, dass die Neubauaktivität weiterhin auf einem äußerst<br />
geringen Niveau liegt. Die gestiegene Nachfrage kann somit trotz des<br />
verfügbaren Kapitals für diese Assetklasse und der gesellschaftlichen<br />
Nachfrage von Seiten der Nutzer nicht befriedigt werden.<br />
Die fundamentale Nachfrage nach Gesundheitsimmobilien führt jedoch<br />
auch dazu, dass in neuen Entwicklungsprojekten diese Nutzung<br />
in einem immer stärkeren Ausmaß bedacht wird. Neue, hochwertige<br />
und integrative Konzepte entstehen oftmals<br />
in gemischt genutzten Immobilienentwicklungen,<br />
die dem Wunsch einer wachsenden<br />
Zahl älterer Menschen nach einem flexiblen<br />
Serviceangebot und einer gewissen Betreuung<br />
entgegenkommen.<br />
Nachfrage nach Dienstleistung<br />
Der fortschreitende demographische Wandel<br />
sowie das stark gewachsene Gesundheitsbewusstsein<br />
auch der jüngeren Bevölkerung<br />
beflügeln die Nachfrage nach Dienstleistungen<br />
und Serviceangeboten im Gesundheitswesen<br />
zusätzlich. Das führt zu deutlichen Umsatzsteigerungen<br />
und einer fortschreitenden Professionalisierung<br />
und Institutionalisierung dieses<br />
Bereichs.<br />
Mit der steigenden Anzahl professioneller Betreiber und der Langfristigkeit<br />
der in diesem Segment abgeschlossenen Verträge sowie der<br />
daraus resultierenden sicheren Cashflows nehmen die Vorbehalte von<br />
Investoren gegenüber den Betreibern zunehmend ab, und das trotz<br />
der oft nicht final einschätzbaren Bonität von Seiten der Investoren.<br />
Gesundheitsimmobilien haben sich dadurch mittlerweile einen festen Platz<br />
im Portfolio-Mix einer steigenden Zahl von Käufern gesichert. Das Interesse<br />
auf Investorenseite wird demzufolge nicht nur anhalten, sondern mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit weiter zunehmen. Aufgrund des begrenzten Neubauvolumens<br />
spricht jedoch vieles dafür, dass die Angebotsseite das Nadelöhr<br />
bleiben wird. Das wird folglich zu sinkenden Renditen führen, die auch das<br />
gewachsene Vertrauen der Anleger reflektieren.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
101
ImmoFokus.Rubrik<br />
Frech<br />
gesagt<br />
„... Gesundheit!<br />
Zum Nachdenken. Solange alles funktioniert, wird sie als Selbstverständlichkeit gesehen. Erst wenn sie<br />
schwindet, wird sie als höchstes Gut empfunden. Warum nur gehen wir so leichtfertig mit ihr um?<br />
Kolumne: Anita Körbler<br />
A<br />
uch den härtesten Kalibern unter<br />
uns haben die zwei vergangenen<br />
Jahre gezeigt, dass alles nichts<br />
ist, wenn eine Krankheit oder in<br />
dem Fall eine Pandemie uns eiskalt erwischt und<br />
wir erkennen, dass Attribute wie Arbeit, Erfolg<br />
und Ruhm verschwindend geringwertig erscheinen,<br />
wenn die Gesundheit plötzlich geht.<br />
Zeit, um das Gesundheitslevel unserer Branche,<br />
die sich als (noch) krisenresistent entpuppt<br />
hat und sich scheinbar im ständigen<br />
Wachstumsmodus befindet, einmal näher zu<br />
betrachten: Wo „krankt“ es in unseren Systemen,<br />
wo sehen wir akuten Bedarf an entsprechender<br />
Medikation?<br />
Vorsorgen ist preiswerter als Heilen<br />
Der Boom in Richtung Neubau erwies sich in<br />
den vergangenen Jahren als anhaltend. Der<br />
reale Zeitpunkt der schlüsselfertigen Übergabe<br />
eines Objekts allerdings entspricht wie erste<br />
Auswertungen für 2021/<strong>2022</strong> belegen – immer<br />
seltener dem geplanten.<br />
Neben der schon länger bekannten Schwierigkeit,<br />
qualifizierte Fachkräfte zu finden, kommen<br />
nun die enormen Kostenerhöhungen für<br />
Rohstoffe und Energie geballt hinzu. Das wird<br />
die Wohnraumkosten nicht unbedingt senken.<br />
Zudem wird der Platz für Neubau in großen<br />
Ballungszentren nicht nur teurer, sondern<br />
gleichzeitig immer knapper. Höchste Zeit also,<br />
sich vermehrt dem Bestand zu widmen, was ja<br />
in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich<br />
realisiert worden ist ¬ etwa mit dem Ausbau<br />
von Dachgeschoßen.<br />
Rund um Umnutzungen, Sanierungen oder<br />
Nachverdichtungen werden dem Eigentümer<br />
nachhaltige Anreizsysteme geboten, um<br />
sinnvoll in seinen Bestand zu investieren.<br />
Allerdings wird er dafür längerfristig etwas<br />
erhalten müssen. Die jüngsten Diskussionen<br />
hinsichtlich brisanter Themen wie Mietbremse<br />
oder Leerstandsrate sehe ich hier eher als<br />
Schwächung der Attraktivität einer raschen<br />
Umsetzung.<br />
Künftig werden wir wohl auch „gesündere“<br />
Konzepte in der Projektentwicklung finden<br />
spätestens mit der Umsetzung der Kriterien,<br />
welche die EU-Taxonomie-Verordnung enthält.<br />
Cradle to Cradle bleibt somit nicht nur<br />
ein moderner Begriff unserer Zeit. Die konsequente<br />
Kreislauffähigkeit wird vielmehr im<br />
Rahmen von qualifizierten Zertifizierungen<br />
auch durchgängig gelebt.<br />
Jeder Wert hat seinen Preis<br />
Wie heißt es so treffend: der Gesunde hat<br />
tausend Wünsche, der Kranke nur einen. In<br />
meinen Teenagerjahren habe ich aus nächster<br />
Nähe mitbekommen wie ein Mensch sich<br />
fühlt, der in seiner Arbeit aufgeht, diese allerdings<br />
quasi von heute auf morgen nicht mehr<br />
ausführen kann, weil sich ein unangenehmer<br />
Zeitgenosse namens Krebs genau seine Zellen<br />
ausgesucht hat, um sich dort recht hartnäckig<br />
anzusiedeln. Die Verzweiflung über den Gesundheitszustand<br />
gepaart mit dem Gefühl der<br />
Nutzlosigkeit, der Hilfsbedürftigkeit und darüber<br />
hinaus die Welle des Mitleids der Umgebung,<br />
obwohl man ja eigentlich so normal wie<br />
möglich weiterleben möchte – mit all dem gilt<br />
es erstmal, fertig zu werden. Da sind nicht nur<br />
Familienmitglieder und Freunde gefordert,<br />
auch ein starkes Netz im Kollegenkreis und<br />
die Unterstützung des Arbeitgebers kann in so<br />
einem Fall zumindest vieles erleichtern.<br />
Leben neuere Generationen heute von Haus<br />
aus gesünder, weil sie natürlich mit voller<br />
Fotos: REMG/trovato GmbH<br />
102 ImmoFokus
Ganz frech gesagt:<br />
Erst die Arbeit UND das Vergnügen: Wir dürfen<br />
hoffentlich noch lange unserer Passion nachgehen.<br />
Gestalten wir diese Zeit doch gemeinsam mit<br />
unseren Arbeitgebern, Kunden und Mitarbeitern so<br />
gesundheitsfördernd wie möglich.<br />
Anita Körbler<br />
trovato.immo<br />
Wucht mitbekommen haben, wohin eine ungenügende Achtsamkeit ihre Eltern<br />
teilweise geführt hat? Die Arbeitsweise und der Lebensstil meiner Altersklasse<br />
stellen sich gerade jetzt als nicht unbedingt die gesündesten heraus. Ich<br />
bin meinem wissbegierigen Wesen, dem resilienten Geist und meinem belastungsfähigen<br />
Körper sehr dankbar, welches Leistungsausmaß ich erbringen<br />
kann. Gleichzeitig darf man auch gewisse Zeichen nicht übersehen. Denn<br />
egal, ob es sich um physische oder psychische Beschwerden handelt: Je eher<br />
man sich selbst erlaubt, diese wahrzunehmen, desto rascher kann (re-)agiert<br />
werden, um das Leben langfristig energiereich und freudig zu gestalten.<br />
Anita Körbler<br />
Managing Partner trovato.immo<br />
Anita Körbler ist ideenreiche Branchenkennerin<br />
und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf<br />
langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen<br />
sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich<br />
(PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte<br />
sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />
und Public Communications, zeichnete jahrelang<br />
für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich<br />
der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der<br />
Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der<br />
Immobilienbranche.<br />
Und hilft es nicht auch einem Unternehmen, wenn Mitarbeiter achtsam mit<br />
ihrer Gesundheit, ihrer Ernährung und ihrer Lebensweise umgehen? Verstehen<br />
erfolgreiche Betriebe es besser, ihre Mitarbeiter entsprechend zu fördern<br />
und so gemeinsam an den Unternehmenszielen zu arbeiten?<br />
Wie wir wissen, stellen Personalaufwendungen einen großen Bestandteil der<br />
Unternehmenskosten dar. Insofern gilt es hier, sinnvoll in Vorsorgeprozesse<br />
zu investieren und gemeinsam mit dem Mitarbeiter, beispielsweise hinsichtlich<br />
einer bewussteren Wahrnehmung des Verhältnisses Workload zu<br />
Arbeitszeit, bestmöglich einen Weg zu einer langfristigen, gesunden Zusammenarbeit<br />
zu finden. Das scheint besser zu sein, als mit langen Ausfallszeiten<br />
zu jonglieren und im schlimmsten Fall auf die Leistung großartiger, talentierter<br />
Mitarbeiter vorzeitig verzichten zu müssen.<br />
Hard Facts wie Arbeitsplatz-Optimierung rund um die Behaglichkeit treffen<br />
auf immer signifikanter werdendes empathisches Führungsverhalten sowie<br />
die Fähigkeit, optimale Team-Gruppierungen zusammenzustellen. Je nach<br />
Archetyp-Muster der operierenden Führungskräfte werden sich manche Unternehmen<br />
früher, manche später umorientieren.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
1<strong>03</strong>
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Illmitzer<br />
Gespräche<br />
Creating the Future now<br />
31. August - 02. September <strong>2022</strong><br />
Inflation<br />
Gekommen um zu bleiben<br />
Illmitzer Gespräche<br />
31. August - 02. September <strong>2022</strong><br />
CO2KostAufG<br />
Verteilung der Kosten für CO2<br />
Frühling 2021<br />
105
ImmoFokus.Rubrik<br />
Verdammt nochmal -<br />
Jetzt!!!<br />
Farbe bekennen. Während der letzten Jahre ertappe ich mich aber dabei,<br />
auf einmal klarer zu werden, stringenter, dort und da auch unbeugsamer.<br />
Autor: Thomas Malloth<br />
Z<br />
eit meines bisherigen, nunmehr annähernd 60 Jahre<br />
dauernden Lebens wurde mir immer wieder, wohin<br />
ich auch gestellt wurde oder mich gestellt habe, vorgeworfen,<br />
ich würde immer den Mittelweg gehen, zu<br />
konsensorientiert sein, keine Entscheidungen treffen.<br />
Nun, das entspricht meinem Sternzeichen – der Waage. Für mich sind<br />
Dissonanzen, negativ aufgeladene Situationen, furchtbar und ich versuche,<br />
ihnen aus dem Weg zu gehen. Während der letzten Jahre ertappe<br />
ich mich aber dabei, auf einmal klarer zu werden, stringenter, dort und<br />
da auch unbeugsamer. Ist es das Älterwerden oder sind es die Umstände,<br />
die uns veranlassen müssen deutlicher zu werden, Farbe zu bekennen,<br />
das Gerede auszulassen zugunsten nicht des kleinsten gemeinsamen<br />
Nenners, sondern der unabdingbaren Lösung?<br />
Coca Cola erzeugt pro Jahr 88 Milliarden Einwegflaschen ¬ nicht Millionen,<br />
Milliarden! In den Ozeanen befinden sich aktuell 275 Millionen<br />
Tonnen Plastik. Es gibt eine „Plastikinsel“ so groß wie Frankreich und wir<br />
können Plastikweichmacher bereits im menschlichen Blut nachweisen.<br />
In Österreich sind 600.000 Menschen übergewichtig, 24 Prozent der<br />
sieben- bis 14-jährigen krankhaft adipös, und das Zuckerkarussel dreht<br />
sich weiter. Fünf bis sieben Bauern geben täglich ihre Betriebe auf. Die<br />
Selbstmordrate im landwirtschaftlichen Bereich ist vor allem in Schwellenländern<br />
signifikant erhöht, drei Prozent der bäuerlichen Betriebe bewirtschaften<br />
in Europa 50 Prozent des Ackerlandes, und es gibt Betriebe<br />
mit bis zu 50.000 Tieren.<br />
Seit 1970 sind 88 Prozent der großen Süßwassertiere ausgestorben,<br />
40 Prozent der Insekten werden in den kommenden Jahrzehnten<br />
aussterben. Die Frage der natürlichen Bestäubung – und damit des<br />
Erhalts der menschlichen Nahrungskette – steht unmittelbar vor der<br />
Türe. Es wird nicht möglich sein, Roboter zu schaffen, die die Bienenarbeit<br />
übernehmen.<br />
30 bis 40 Prozent der Treibhausgasemissionen werden in Gebäuden<br />
verursacht, zwei Drittel der CO2-Menge geht auf das Konto der Verbrennung<br />
fossiler Brennstoffe.<br />
Fotos: REMG, Adobe Stock<br />
106
Das ist keine Jammer-Litanei, das ist der Befund.<br />
Und vor diesem Befund erdreisten sich tatsächlich Politiker, weiteren<br />
Straßen, weiteren Flughäfen, einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft<br />
das Wort zu reden. Das einzige was wir hören, ist, dass das<br />
Wirtschaftswachstum nicht mehr so stark ist wie früher. Nie, exakt nie,<br />
hören wir, dass es Formen des alternativen Wachstums gibt: Umdenken,<br />
Umplanen, anderes anbauen, die Fruchtfolge ändern, diversifizieren.<br />
Wirtschaftswachstum im bislang gekannten Sinn ist keine Alternative.<br />
Ich wiederhole: Verdammt nochmal – jetzt! Kettet euch an wie damals in<br />
Hainburg, glaubt nicht an die Schlagkraft irgendeines – politisch-wirtschaftlichen<br />
– Systems, glaubt euren eigenen Sinnen, wenn ihr hinunter<br />
zum See fahrt und die Schilfinseln mangels Wasser aus dem Schlamm<br />
herauswachsen, die Lacken längst gestorben sind und der Schilfgürtel<br />
das Wasser verdeckt.<br />
Ein namhafter Wissenschaftler hat vor wenigen Tagen zu mir gesagt:<br />
„Wissen sie, wenn wir das 1,5- bis Zwei-Grad-Ziel nicht erreichen, und<br />
die Chance ist sehr gering, dann ist es ziemlich egal, was wir weiter tun!“<br />
Warum ist der Ort, an dem ich lebe – Illmitz, das Herz des Seewinkels und<br />
des Unesco-Weltkulturerbes – so einzigartig? Früher hätten wir gesagt:<br />
„Wegen der Fauna und Flora, des pannonischen Klimas, des Weines“,<br />
heute bleibt übrig: „Weil es ein Ort ist an dem wir ¬ vor vielen anderen<br />
Orten ¬ die Auswirkungen unseres (Nicht-)Tuns fußfrei beobachten<br />
können.“<br />
Ich zitiere Paragraph 1 des Bundesverfassungsgesetzes zur Nachhaltigkeit:<br />
„Die Republik Österreich…bekennt sich zum Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen, um auch zukünftigen<br />
Generationen bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten.“<br />
Verdammt noch mal – JETZT!<br />
Ihr Thomas Malloth<br />
P.S. Lesen sie das Buch „Das leise Sterben“ von Martin Grassberger, aus<br />
diesem habe ich viel an Datenmaterial und Anregungen übernommen.<br />
Und kommen Sie zu den Illmitzer Gesprächen, Martin Grassberger wird<br />
auch da sein.<br />
Prof. Mag. Thomas N. Malloth, FRICS<br />
... ist Jurist und hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung,<br />
Immobilienconsulting, Immobilienverwaltung, und -vermarktung und<br />
auf die Projektentwicklung, v.a. im dichten städtischen Raum, spezialisiert.<br />
Er ist ständiges Mitglied des Bundesdenkmalbeirates und<br />
Lehrbeauftragter an 7 Universitäten. Im November 2016 wurde Prof.<br />
Malloth in den Vorstand des österreichischen Chapters der Royal<br />
Institution of Chartered Surveyors berufen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
107
ImmoFokus.Rubrik<br />
Das CO2KostAufG ?<br />
Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetze. Ab 2023 sollen Vermieter am CO2-Preis von fossilen<br />
Brennstoffen wie Öl und Gas beteiligt werden. Geplant ist eine Aufteilung zwischen Mietern und<br />
Vermietern, Basis hierfür sind die CO2-Emissionen der Gebäude.<br />
Autor: Magdalena Weißmann<br />
S<br />
eit<br />
2021 wird in Deutschland ein Preis für die Emission<br />
von Kohlendioxid (CO2) erhoben, um diese klimaschädlichen<br />
Emissionen zu senken. Bisher können<br />
Vermieter diese Kosten vollständig an ihre Mieter weitergeben.<br />
Doch was bedeutet das genau?<br />
a. Allgemeines<br />
Ziel des Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetzes (CO2KostAufG) ist<br />
es, die aufgrund der Kostenbelastung des CO2-Preises bestehenden<br />
Bestrebungen und Energieeinsparungen in die Praxis umzusetzen. Die<br />
Anreize betreffen hinsichtlich Mietern ein energieeffizientes Verhalten,<br />
währenddessen Gebäudeeigentümer dazu bewegt werden sollen, in<br />
klimaschonende Heizungssysteme und energetische Sanierungen zu<br />
investieren.<br />
Die Verteilung der Kosten für CO2 erfolgt je nach energetischer Qualität<br />
des Gebäudes, also dem Ausstoß pro Quadratmeter Mietfläche. Somit<br />
soll eine Aufteilung in jene Bereiche, die Vermieter beziehungsweise<br />
Mieter tatsächlich beeinflussen können, erfolgen und eine langfristige<br />
Reduktion von Emissionen und somit ein Beitrag zum Klimaschutz erreicht<br />
werden.<br />
b. Wohngebäude<br />
Derzeit geplant ist ein Stufenmodell mit zehn Abstufungen, anhand<br />
derer sich der von den Vermietern zu tragende Anteil reduziert. Bei<br />
Mietwohnungen mit einem Ausstoß von über 52 Kilogramm CO2/<br />
Quadratmeter pro Jahr – und somit einer sehr schlechten Energiebilanz<br />
– sollen Mieter zehn Prozent und Vermieter 90 Prozent der CO2-Kosten<br />
tragen. Im Gegensatz dazu sollen bei sehr energieeffizienten Gebäuden –<br />
beispielsweise solchen mit dem Energiestandard E55, die nur 55 Prozent<br />
der Energie von Standardgebäuden verbrauchen – die Mieter weiterhin<br />
alleine für die Kosten aufkommen.<br />
Auch die Heizkostenabrechnung spielt bezüglich der Frage, in welche<br />
Stufe ein Objekt einzuordnen ist, eine Rolle. Um hinsichtlich der Erhebung<br />
von Energiebilanz und CO2-Ausstoß ungebührliche finanzielle<br />
Belastungen für die Vermieter zu vermeiden, wird derzeit geprüft, ob das<br />
vorgeschlagene Modell auf die in den Energieausweisen vorhandenen Daten<br />
umgestellt werden kann. In Zukunft sollen Energieversorger die Informationen<br />
und Daten zum CO2-Austoß einholen und ausweisen müssen.<br />
c. Nichtwohngebäude<br />
Handelt es sich um Gebäude mit Geschäftslokalen und Büroräumlichkeiten,<br />
soll es zur Anwendung einer 50-50-Regelung kommen. Vermie-<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
108
tern und Mietern steht es jedoch frei, vertraglich andere Aufteilungen<br />
vorzusehen. Doch auch in diesem Bereich ist die Umsetzung eines Stufenmodells<br />
bis Ende 2025 geplant.<br />
d. Ausnahmen<br />
Stehen staatliche Vorgaben einer energetischen Sanierung entgegen<br />
beziehungsweise schränken sie diese zumindest erheblich ein, müssen<br />
sich Vermieter in geringerem Umfang beziehungsweise gar nicht am<br />
CO2-Preis beteiligen. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Vorgaben<br />
durch den Denkmalschutz oder die Lage in sogenannten Milieuschutzgebieten,<br />
die strengere Anforderungen hinsichtlich Änderungen an das<br />
Erscheinungsbild stellen.<br />
e. Hintergründe und Kritik<br />
Nach noch geltender Rechtslage müssen allein die Mieter für den CO2-<br />
Preis aufkommen. Nachdem die große Koalition der letzten Legislaturperiode<br />
betreffend der Aufteilung des CO2-Preises keine Einigung<br />
erzielen konnte, vereinbarten die Ampel-Parteien diese bereits im Koalitionsvertrag.<br />
Die Reaktionen der Verbände sind gemischt: Obwohl der Großteil dem<br />
Stufenmodell zwar grundsätzlich positiv gegenübersteht, wird die Aussetzung<br />
der CO2-Abgabe für mindestens ein Jahr gefordert. Grund dafür<br />
seien die explodierenden Preise und der mit der Umsetzung verbundene<br />
Bedarf an Beratung.<br />
Gegner kritisieren das Stufenmodell aufgrund der bürokratischen Hindernisse<br />
und zweifeln an der Lenkungswirkung. Zudem wird in Frage<br />
gestellt, ob den Mietern somit ein Anreiz für die Reduzierung des Energieverbrauchs<br />
entzogen wird und Vermieter keinen Einfluss mehr auf<br />
dieses Verhalten haben könnten.<br />
f. Ausblick<br />
Das Bundeskabinett beschloss am 25. Mai. <strong>2022</strong> den Gesetzesentwurf<br />
zum Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG), die Verabschiedung<br />
im Bundestag ist noch ausständig.<br />
Univ. Ass. Mag.a Magdalena Weißmann, LL.M.<br />
Magdalena Weißmann studierte Rechtswissenschaften und absolvierte<br />
den postgradualen Universitätslehrgang Wohn- und Immobilienrecht<br />
an der Universität Wien. Seit 2018 ist sie Universitätsassistentin am<br />
Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung<br />
und engagiert sich im Bereich der Nachhaltigkeit.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
109
ImmoFokus.Rubrik<br />
Inflation, Stagflation,<br />
Zinswende und<br />
die Nachhaltigkeit<br />
Inflation. Gekommen um zubleiben. Als Schreckgespenst,<br />
wird uns die Inflation wohl noch länger in Schach halten.<br />
Autor: Franz Gschiegl<br />
N<br />
ach Jahren und sogar Jahrzehnten niedrigster bis<br />
negativer Raten klettern die Preise seit dem Jahreswechsel,<br />
und extrem beschleunigt seit dem Krieg in<br />
der Ukraine, raketenartig nach oben. Verteuerungen<br />
um acht, neun und mehr Prozent werden uns<br />
noch etliche Monate begleiten, die Erhöhungen betreffen ja nicht nur den<br />
Energiebereich, sondern generell die meisten Rohstoffe. Allein dadurch<br />
ergeben sich zeitverzögert Zweitrundeneffekte, die uns alle treffen. Die<br />
im Jahresvergleich um über 30 Prozent höheren Produzentenpreise<br />
im EU-Raum sind ein Vorlaufindikator. Die großen Supermarktketten<br />
werden wohl den Großteil der Erhöhungen weitergeben, da sie natürlich<br />
auch betriebswirtschaftlich denken. Die Konsumenten weichen bereits<br />
auf Billigprodukte und günstigere Eigenmarken bei ihren Einkäufen aus.<br />
Klar, ohne Energie, Lebensmittel und deren Transport sowie damit auch<br />
der Mobilität werden wir nicht auskommen.<br />
Bedingt durch den „Basiseffekt“ (die Inflationsraten werden in erster<br />
Linie im Zwölfmonatsvergleich angegeben, die aktuell hohen Werte<br />
werden dann als „Basis“ für 2023 genommen) sind zwar im nächsten<br />
Jahr deutlich niedrigere Inflationswerte zu erhoffen, der „Sockel“ der<br />
aktuellen Preisauftriebe bleibt aber erhalten – außer es käme zu extremen<br />
Preiseinbrüchen und damit zu einer sehr negativen Inflation, also<br />
einer Deflation. Wird der „Aufschrei“ vieler Medien und in erster Linie<br />
der Gewerkschaften nach einem „Preisausgleich“, in erster Linie durch<br />
Lohnerhöhungen, gehört und umgesetzt, beginnt sich die „Preis-Lohn-<br />
Spirale“ zu drehen. Die jetzt (noch) gut laufende Wirtschaft wird wohl<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
110
Lohnerhöhungen genehmigen und versuchen, diese in ihren Preisen<br />
wieder weiterzugeben – solange die Konsumenten das akzeptieren.<br />
Hier kommt es natürlich auf die Marktmacht und damit auch Preisfestsetzungsmacht<br />
eines Unternehmens an.<br />
Gestiegenes Risiko einer Stagflation<br />
Kühlt sich die Konjunktur ab, womit zu rechnen ist (die Vereinigten Staaten<br />
weisen bereits für das erste Quartal <strong>2022</strong> negative Zahlen aus), bleibt<br />
gleichzeitig aber die Inflation hoch, sprechen wir von einer „Stagflation“.<br />
Diese Stagflation ist wirtschaftspolitisch eher schwer in den Griff zu bekommen.<br />
Um Sozialkonflikte zu vermeiden, gilt es dann, besonders dem<br />
Arbeitsmarkt Aufmerksamkeit zu schenken. Eine geringere Beschäftigtenrate<br />
reduziert automatisch den Privatkonsum.<br />
Bitter wird es auch dann, wenn die Forderungen nach Lohn- und Gehaltserhöhungen<br />
nur zum Teil oder gar nicht erfüllt werden können ¬ dann<br />
droht uns ein Kaufkraft- und Wohlstandsverlust. Der deutsche Bundesfinanzminister<br />
Christian Lindner sprach bereits im Mai mit der Aussage<br />
„…wir werden alle ärmer“ die Problematik direkt an und wies darauf hin,<br />
dass der Staat nicht alles auffangen kann. Unsere Regierung gibt sich<br />
da noch zögerlich hinsichtlich derartiger Statements. Aktuell profitiert<br />
die österreichische Wirtschaft noch von den Aufholeffekten nach den<br />
Lockdowns, aber mit den Preiserhöhungen auf breiter Front wird unsere<br />
Wirtschaft bald eine langsamere Gangart einschlagen. Eine Rezession<br />
(definitionsgemäß mindestens zwei aufeinanderfolgende negative Quartale<br />
des Bruttonationalproduktes) ist nicht mehr auszuschließen.<br />
Zinswende als „Heilmittel“?<br />
Während bekanntlich die USA und andere Nationen bereits Zinserhöhungen<br />
vorgenommen haben, ist die EZB (die Europäische Zentralbank)<br />
noch zögerlich. Erste Schritte wurden für Juli angekündigt,<br />
weitere werden wohl folgen müssen. Stärkere Zinsanstiege sind wohl<br />
nicht zu erwarten, da die EZB die schwierige Aufgabe hat, die nötige<br />
Balance zu finden, um auf die Inflation zu reagieren, aber andererseits<br />
nicht schwer verschuldete Staaten in Schwierigkeiten zu versetzen.<br />
Dies bedeutet, dass wir als Konsumenten vorerst noch länger auf höhere<br />
(Sparbuch-)Zinsen warten müssen und daher nun sichtlich an<br />
Kaufkraft verlieren. Da spricht man dann von negativen Realzinsen,<br />
eben wenn die Zinsen unter der Inflation liegen und die Kaufkraft rasch<br />
dahinschmilzt. Davon sind etwa 300 Milliarden Euro, die in Österreich<br />
auf Sparbüchern, Girokonten oder bar gehortet werden, betroffen.<br />
Profiteure davon sind die meisten Schuldner, und vor allem der Staat<br />
als größter Kreditnehmer. Eine für den Fiskus sehr angenehme Art der<br />
Entschuldung („financial repression“ genannt), wenn man bedenkt,<br />
dass auch unsere Republik langlaufende Anleihen mit null oder geringsten<br />
Zinsen aufgelegt hat.<br />
Auf der Kreditseite kommen die Zinsen jedoch schon in Bewegung,<br />
daher sollte man bei bestehenden Krediten mit variabler Verzinsung<br />
versuchen, noch auf fixe Sätze umzusteigen, und bei Neuabschlüssen<br />
sowieso. Damit bleiben negative Überraschungen fern und die periodischen<br />
Rückzahlungen sind fixiert.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
111
ImmoFokus.Rubrik<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
112
Immobilienpreise am Zenit?<br />
Die Immobilienpreise dürften auch ihren Zenit anpeilen oder demnächst<br />
überschritten haben, einerseits im Neubau aufgrund von Kostensteigerungen<br />
im Ausmaß von 20 bis 30 Prozent, andererseits auch<br />
im Bestand, wo die zumeist indexierten, also der Inflationsrate angepassten<br />
Mieten entsprechend steigen und die Mieter ohnehin an dem<br />
erwähnten Wohlstandsverlust leiden. Auch die Finanzierungen werden<br />
schwieriger werden.<br />
Preise zu fixieren (auf beiden Seiten), wo es geht, ist die Devise in Inflationszeiten.<br />
In der Baubranche ist das aktuell eher ein Wunschdenken.<br />
Energiewende als Profiteur<br />
Die extrem gestiegenen Energiepreise haben nun doch bereits zu einer<br />
geringeren Nachfrage geführt. Nur die höchsten Einkommensschichten<br />
sind da wohl lediglich gering berührt. Unbeliebte und daher immer wieder<br />
aufgeschobene Maßnahmen seitens der Regierung und Politik sind<br />
nun ausgeblieben, das Korrektiv der Märkte wirkt. Sparmaßnahmen<br />
und großzügige Förderungen alternativer Energieanlagen tragen das<br />
Übrige bei.<br />
Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel nimmt zu, auch wenn das<br />
Sitzplatzthema in den Zügen für Schlagzeilen sorgte.<br />
Im Supermarkt beschränkt zwar der Griff zu preiswerteren Produkten<br />
die Wachstumsraten der Bioprodukte, aber beispielsweise eine Reduktion<br />
des Fleischkonsums hilft der persönlichen Brieftasche wie auch der<br />
Gesundheit.<br />
Herr und Frau Österreicher konsumieren im Durchschnitt nahezu das<br />
Dreifache der von der WHO vorgeschlagenen Fleischmenge. Insbesondere<br />
Rindfleisch und Milch(produkte) sind ein ausgewiesener „CO2-<br />
Schädling“, umso mehr, wenn man noch die für den Futtermittelanbau<br />
benötigte Fläche und die Importe, etwa von Futtersoja, berücksichtigt.<br />
Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte der Blick auf saisonale und regionale<br />
Produkte geschärft werden, insbesondere in den Sommermonaten, in<br />
denen heimische Agrargüter ausreichend geerntet werden können.<br />
In Summe gilt es wohl für uns, auf den persönlichen „Footprint“ zu achten<br />
und diesen zu reduzieren, ohne gleich wegen eines möglichen Verzichtes<br />
eine Abwehrhaltung einzunehmen. Gelingt es dann, sowohl <strong>Ausgabe</strong>n als<br />
auch CO2 zu reduzieren, darf man mit Recht auf sich stolz sein.<br />
Mag. Dr. Franz Gschiegl<br />
Seit über 40 Jahren Börsen-, Finanz- und Wirtschaftsexperte mit Vorstandspositionen<br />
in der ERSTE-Group. Ständiger Autor im Wirtschaftsmagazin<br />
„GEWINN“. Co-Autor zahlreicher Fachbücher. Jüngst in Alterspension<br />
als konzessionierter Unternehmensberater aktiv. Von Beginn<br />
an im Vorstand des „Nachhaltigkeitsforums Illmitz“ für die Bereiche<br />
Finanzen und Wirtschaft zuständig. Sein Ziel: In unserem „Thinktank“<br />
mitwirken um „etwas zu bewegen“ und einen nachhaltigen „positiven<br />
Footprint“ zu hinterlassen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
113
ImmoFokus.Rubrik<br />
Patient Zero?<br />
Inflation. Keine Sorge, liebe Leser, es kommt jetzt kein Artikel<br />
über die Covid-Pandemie, ich ersuche Sie also, vorerst weiterzulesen.<br />
Autor: Christian Janisch<br />
I<br />
ch<br />
werde nämlich nur den Begriff des Patient Zero bewusst<br />
entführen, und ihn mit den klimatischen Veränderungen<br />
im Pannonischen Raum in Verbindung bringen, wie Sie<br />
erkennen werden. Ich darf Sie daher einladen, mir bei dieser<br />
„Entführung“ zu folgen.<br />
Klimatologen haben bereits vor Jahrzehnten vorausgesagt beziehungsweise<br />
vielmehr wissenschaftlich belegt, dass der Großraum rund um den<br />
Neusiedler See die Folgen der Erderhitzung als erste Region in Österreich<br />
und sogar in ganz Zentraleuropa knallhart zu spüren bekommen wird.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass eine Steppenlandschaft grundsätzlich klimatologisch<br />
äußerst labil ist, führen Veränderungen von Temperatur und<br />
Niederschlag rasch zu gravierenden Veränderungen in Fauna und Flora.<br />
Nun, die Wissenschaft hat recht behalten und Sie können mittlerweile<br />
die dramatische Situation rund um den Neusiedler See in sämtlichen<br />
Medien mitverfolgen.<br />
Fieberhaft laufen Bemühungen, der Lage Herr zu werden – von Wasserzuleitungen<br />
zum See und vor allem im Seewinkel ist zu lesen. Auch werden<br />
schon die ersten Sündenböcke für den Wassermangel in der Region<br />
ausgemacht – die Bewässerung in der Land- und Weinwirtschaft wird<br />
bereits ins Visier genommen, dies aber eher emotional als fachlich belegt.<br />
Hier taucht dann wieder das Synonym des Patient Zero auf – niemand<br />
von den Entscheidungsträgern weiß so recht, wo man anfangen soll.<br />
Fakt scheint zu sein, dass es trotz aller Bestrebungen unserer technologiegetriebenen<br />
Generation aber nicht gelingen wird, die negativen<br />
Auswirkungen des Temperaturanstieges zur Gänze zu verhindern beziehungsweise<br />
mit in Wahrheit noch gar nicht bekannten Maßnahmen zu<br />
kompensieren.<br />
Die Menschen werden also nicht darum herumkommen, sich an die<br />
neuen Situationen ganz einfach auch anzupassen, wenn sie in diesem<br />
Lebensraum weiterhin bleiben und leben wollen.<br />
Anpassen bedeutet aber auch, dass unter Umständen der eine oder andere<br />
Landstrich in eine kritische Schieflage kommen wird, und größere<br />
Transformationen nicht ausbleiben können.<br />
Viele von uns haben bereits in der Arbeitswelt eine große Transformation<br />
erlebt, die vor kurzem noch vor allem bei der älteren Generation,<br />
zu der ich mich zähle, für denkunmöglich gehalten wurde – das mobile<br />
Arbeiten.<br />
Klar, noch weiß auch die Wissenschaft zu wenig über die langfristigen<br />
Effekte dieser neuen Arbeitsform, aber vieles deutet darauf hin, dass die<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
114
Angst vor dem Homeoffice, bei wohl dosierter Anwendung, eher unbegründet<br />
war.<br />
Lassen Sie mich nach dem Abstecher zum mobilen Arbeiten nunmehr<br />
den Bogen in eine in Österreich doch noch neue Wohnwelt spannen,<br />
nämlich in die Welt des mobilen Wohnens.<br />
Vor kurzem wurde im ORF über eine jüngere Dame berichtet, die aus<br />
privaten Gründen ihre Wohnung verlassen hat und kurzerhand in ihr<br />
Wohnmobil übersiedelt ist. Die Dame, die definitiv keine Aussteigerin<br />
im klassischen Sinne ist, berichtete über ein vollkommen neues und positives<br />
Lebensgefühl, das sie erfahren hat.<br />
Ich möchte da jetzt nicht so weit gehen und das Übersiedeln in ein<br />
Wohnmobil als die kommende Lebensform bezeichnen, aber ein mobiles<br />
Wohnen wird in Anbetracht der klimatischen Veränderungen in<br />
Teilen der Welt möglicherweise künftig erforderlich sein. Ich denke,<br />
dass wir uns davor absolut nicht fürchten müssen, auch wenn es selbstverständlich<br />
um gravierende Veränderungen geht.<br />
Für die Immobilienwelt bedeutet das, dass es zu einer echten Angebotsentwicklung<br />
kommen wird, die weit über die Schaffung romantischer<br />
Abenteuer hinausgeht ¬ denn die Nachfrage für mobiles Wohnen wird<br />
es definitiv geben.<br />
Auch für Grundstückseigentümer wird sich mit Sicherheit ein neues<br />
Geschäftsfeld auftun. Gute und womöglich autarke Standorte für mobile<br />
Wohneinheiten werden gefragt sein.<br />
Ich darf Ihnen trotz meiner Zugehörigkeit zur älteren Generation zum<br />
Schluss noch mitteilen, dass ich mich vor diesen möglicherweise anstehenden<br />
Veränderungen eigentlich nicht fürchte.<br />
Stv. Dir. Christian Janisch<br />
Groß geworden bin ich in einer Zeit, als das Lebensmotto lautete,<br />
„macht euch die Welt untertan“ – und genauso hat dann auch meine<br />
Generation ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt mit Vollgas gelebt.<br />
In der Immobilienwelt war Nachhaltigkeit nicht im Entferntesten ein<br />
Thema – in Wahrheit ist sie es auch heute noch immer nicht wirklich.<br />
Auch ich habe bis dato nicht viel zu einer besseren Welt beigetragen<br />
– ich befürchte, dass ich mit meinen 57 Jahren meinen persönlichen<br />
Earth Overshoot Day schon längst überschritten habe. Ich ersuche<br />
die junge Generation vor allem für die letzten 30 Jahre um Entschuldigung,<br />
denn so lange wissen wir ehrlicherweise, dass wir so nicht<br />
weiterleben dürfen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
115
ImmoFokus.Rubrik<br />
Das Programm<br />
„Komm wir brechen morgen aus und dann stellen wir uns gegen den Wind.“ – singt Konstantin<br />
Wecker und so wollen wir es auch mit den 3. Illmitzer Gesprächen halten. Wir müssen uns jenen<br />
entgegenstellen, die meinen „Das wird schon!“, jenen die sagen „Das sehen wir uns an!“ und vor allem<br />
jenen die meinen „Das kann nicht funktionieren!“ Lassen Sie uns wieder drei Tage anders denken,<br />
anders reden und dann anders handeln.<br />
Mittwoch, 31. 08. <strong>2022</strong><br />
17:00 Come Together<br />
17:15 Prof. Mag. Thomas Malloth, FRICS<br />
Ziele und Ablauf<br />
18:30 FH-Prof. Dr. Markus Scholz, Gerhard Weißgrab<br />
Ethik der Nachhaltigkeit<br />
20:00 Treffpunkt am See<br />
Musik Steve Haider - Abendessen<br />
Donnerstag, 01. 09. <strong>2022</strong><br />
09:00 Prof. Mag. Thomas Malloth, FRICS<br />
Ziele und Ablauf<br />
14:00 DI Dr. Harald Frey<br />
Von A nach B, aber wie?<br />
09:45 BM Eleonore Gewessler, BA<br />
Was bisher geschah und werden soll<br />
15:00 DI Christian Sailer (angefragt)<br />
War´s das mit dem See?<br />
10:15 RiverWatch<br />
Die Lebensadern der Erde<br />
11:15 Mag. Werner Gruber,<br />
Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr. Wolfgang Kromp<br />
ATOM - Nein, danke! - oder - Ja, bitte!<br />
Pause<br />
16:00 Bürgermeister*innen - Forum<br />
Moderation: Arch. DIin Dr.in Renate Hammer, MAS<br />
Pause<br />
Pause<br />
13:00 DI Dr. Peter Holzer<br />
Raus aus Öl und Gas<br />
Pause<br />
17:45 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />
Energiegemeinschaften ein neuer Weg<br />
19:30 Empfang in der Pusztascheune, Apetlonerstraße 6<br />
Abendessen und geselliges Beisammensein<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
116
Freitag, 02. 09. <strong>2022</strong><br />
09:30 LH Mag. Hans Peter Doskozil<br />
Keynote<br />
11:00 Politiker*Innen im Talk<br />
Abg.z.NR Maximilian Köllner, MA,<br />
DI Dr. Stefan Gara,<br />
LAbg. Mag.a Regina Petrik,<br />
Abg.z.NR Johann Singer<br />
Pause<br />
Anmeldung:<br />
www.illmitzer-gespraeche.at<br />
14.30 Dr. Volker Busch<br />
Entscheidungsprozesse des Menschen<br />
in digitalen Zeiten<br />
15.30 Biologische Station - Nationalparkzentrum<br />
Einblicke und Exkursion<br />
17.30 DI Dr. Harald Frey<br />
Abschlussnote und Zusammenfassung<br />
12.30 Univ. Prof. Mag. Dr. Dr. Martin Grassberger<br />
Das leise Sterben<br />
Samstag, <strong>03</strong>. 09. <strong>2022</strong><br />
10.00 Anschlussprogramm<br />
Es besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau im Seewinkel zu erfahren. Namhafte Winzer*innen führen durch ihre Weingärten<br />
und Weinkeller und werden Ihnen bei dem einen oder anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels, das Terroir und die Vinifikation<br />
näherbringen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
117
Über den Tellerrand<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
Der Gin und sein Tonic<br />
Gelebte Leidenschaft. Seit der Gin als Trendgetränk immer mehr trinkfreudige Anhänger findet, versuchen<br />
zahlreiche heimische Hersteller dem Wacholderschnaps feinste Geschmacksnuancen abzuringen. Beim<br />
Brennen des perfekten Gins mischen auch immer mehr Frauen mit. Und Tonic-Hersteller ziehen mit.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
W<br />
ie kommt man auf die Schnapsidee,<br />
selbst einen Gin zu<br />
kreieren? Einerseits die pure<br />
Lust am Genuss, andererseits<br />
die Selbstverwirklichung, die Erfüllung eines<br />
langgehegten Traums oder Zeit und Zufall. So<br />
ist es nicht verwunderlich, dass während der<br />
Lockdowns eifrig experimentiert und kreiert<br />
wurde. Natürlich dominiert beim Gin ganz<br />
klassisch der Wacholder, bei der Auswahl der<br />
Botanicals, also der Gewürze, fängt die persönliche<br />
Handschrift der Hersteller an. Hier gibt es<br />
die unterschiedlichsten Ansätze: Die einen<br />
sammeln, was sie auf ihrem Grundstück oder in<br />
der Natur finden, die anderen haben eine Geschichte<br />
im Kopf, die sie mit ihrem Gin erzählen möchten<br />
– sei es von Reisen, Erlebnissen, Liebe oder Landschaften.<br />
Eines haben alle Hersteller gemeinsam:<br />
Monatelanges Experimentieren und Tüfteln, bis<br />
sie „ihren“ Gin kreiert haben.<br />
Der Großteil von ihnen ist in einer völlig<br />
anderen Branche tätig und erzeugt den Gin<br />
„nebenher“. Wobei genau in dieses „Nebenher“<br />
viel Liebe und Herzblut hineingesteckt<br />
wird. Produziert wird in kleinen Chargen,<br />
Flaschendesign und Vermarktung sind hochprofessionell,<br />
die meisten Flaschen gehen im<br />
Bekanntenkreis weg, der Rest verkauft sich<br />
über Direktvermarktung oder über die Website.<br />
Viele der Hersteller reichen auch regelmäßig<br />
bei Bewerben ein, und da heimsen die<br />
Gins made in Austria eine Medaille nach der<br />
anderen ein.<br />
Wie man bei dieser Fülle seinen Lieblings-Gin<br />
findet? Durch Kosten und Gustieren direkt<br />
bei den Herstellern, bei Verkostungen oder<br />
bei Veranstaltungen wie dem Vienna Gin<br />
Festival, dem Ginmarkt-Festival in Wien oder<br />
bei anderen Gin-Festivals. Bleibt nur noch<br />
die Frage nach dem Tonic zu klären: Welches<br />
Tonic passt zu welchem Gin? Natürlich hat<br />
jeder Hersteller so seinen Favoriten, den er<br />
empfiehlt, doch viel mehr gilt es die Frage zu<br />
beantworten, wie man seinen Gin trinken<br />
will: lieblich, fruchtig oder herb? Dementsprechend<br />
wählt man das Tonic dazu aus. Auch<br />
hier gibt es bereits Produkte aus Österreich,<br />
wie die Tonics von Franz von Durst, Organics<br />
by Red Bull oder Tonic Water Classic Dry von<br />
1404 sowie den Sirup Stonic der Winzerin Birgit<br />
Wiederstein.<br />
Wer will, kann seinem Gin Tonic noch seine<br />
persönliche Note geben – mit Beeren, Gurken,<br />
Rosmarin, Zitrone, Pfeffer und Nelken und<br />
vielem mehr. Auch hier gilt es: Sich damit<br />
auseinandersetzen, experimentieren und kosten,<br />
denn genau das macht das Gin-Trinken so<br />
besonders.<br />
118 ImmoFokus
Blue Orange<br />
Foto: Blue Orange<br />
Wolfgang Dielacher und Markus Haase wurden quasi über Nacht zu Gin-Herstellern, nachdem sie bei<br />
einer geselligen Runde meinten, den ausgeschenkten Gin leicht toppen zu können. „Logo und Name<br />
waren schnell gefunden, ‚Die Zwoa mim Vogel‘“, lacht Haase. „Herausfordernd war, in der Kürze ein<br />
hoch qualitatives Produkt ohne Abstriche in einer ansprechenden Flasche zu einem moderaten Preis zu<br />
kreieren.“ Das Spiel aus Wacholder und Orange in Verbindung mit der blauen Farbe kommt gut an, und so<br />
stehen sie aktuell bei sechs Gin-Sorten, die von einer unabhängigen Jury wie Destillata mehrfach prämiert<br />
wurden. Der Orange Blue Gin spielt mit dem Farbwechseleffekt in Verbindung mit einem Tonic, was für<br />
einen netten Showeffekt sorgt.<br />
www.diezwoa.at<br />
Drytun Gin<br />
Foto: Drytun Gin<br />
Ernst Wallner, ein bekennender Gin-Trinker, wollte seinen eigenen Gin nach seinen Wünschen und<br />
Vorstellungen schaffen. „Ich hatte im Frühjahr 2014 eine Idee mit einem klaren Ziel“, so Wallner. Es<br />
folgten zwei Jahre intensiver Arbeit. Heute verleihen insgesamt 17 handverlesene „Botanicals“ sowie<br />
die speziell entwickelte Mazerationstechnik seinem Drytun Gin eine unvergleichliche Komplexität, Qualität<br />
und Eigenständigkeit mit einer vorrangigen Wacholdernote und einem dezenten, erfrischenden<br />
Zitrusaroma. „Einmal was zu schaffen, ist möglicherweise Glück“, plaudert Wallner aus dem Nähkästchen.<br />
„Ein Naturprodukt reproduzierbar herzustellen, ist Können.“ Wallners Drytun Gin soll Sonne, Meer,<br />
Erholung und Entspannung vermitteln und Urlaubsfeeling suggerieren.<br />
www.drytungin.com<br />
father & son<br />
Foto: father & son<br />
Friedrich Csörgits wollte mit seinem Gin father & son eine mediterrane Note erreichen. „Das Meer, der Sommer,<br />
die Sonne waren unser Leitgedanke“, so Csörgits, der den Gin gemeinsam mit seinem Sohn produziert.<br />
„Wir haben daher die ersten Proben mit Zitrone und Orangenzesten versucht, letztendlich haben wir uns<br />
jedoch für Cymbogon Citratus entschieden, besser bekannt als Lemongrass.“ Wichtig war Vater und Sohn<br />
der puristische Ansatz. „Wir wollten nicht, dass mit zu vielen Botanicals die beiden Hauptnoten Wacholder<br />
und Zitrus verloren gehen.“ So sind neben Wacholder nur fünf weitere Botanicals im father & son und geben<br />
ihm so die einzigartige Note. Welche vier weiteren Botanicals neben Lemongrass noch vorhanden sind,<br />
bleibt natürlich ein Geheimnis. Father & son wird im Niedertemperaturdestillationsverfahren unter Vakuum<br />
produziert, also bei 38 Grad statt den üblichen 83 Grad. Damit bleiben Aromen, Fruchtgeschmack und Inhaltsstoffe<br />
auch bei den sensibelsten Früchten nahezu vollständig erhalten.<br />
www.fathersongin.com<br />
GRANAT Dry Gin<br />
Foto: Liquet<br />
„Bei einer Gin-Verkostung in Melk stach mir ein technisches kupfernes Gestell ins Auge“, erzählt Nicolas Brugger,<br />
Hersteller von GRANAT Dry Gin. „Ich analysierte deren Funktionalität und war sogleich fasziniert vom<br />
Zusammenspiel dieses relativ einfachen physikalischen und chemischen Prinzips, welches Alkohol in den verschiedensten<br />
Geschmacksrichtungen entstehen lässt.“ Keine drei Tage später stand eine voll funktionsfähige<br />
Miniatur-Destille mitten in seinem Studentenzimmer. „Mit großer Neugierde begann ich, mit unterschiedlichen<br />
Gewürzen und Früchten zu experimentieren, und je mehr ich das Potenzial für die vielfältigsten Kreationen<br />
erkannte und geschmacklich erleben durfte, umso größer wurde meine Begeisterung für diese Welt<br />
der Essenzen“, so Brugger. Das Rezept für den Granat-Gin entstand in unzähligen täglichen Versuchen an der<br />
Mini-Destille mit der namensgebenden Hauptnote Granatapfel. Jeder einzelnen Flasche ist ein Granat-Stein<br />
aus dem Radentheiner Museumsbergstollen, dem Granatium, beigefügt, wo der Gin drei Monate reifen darf.<br />
www.liquet.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
119
Über den Tellerrand<br />
Herzbergland Dry Gin<br />
Foto: Schreinlechner<br />
1404 Manufacturing ist nicht nur der Name des Unternehmens und der Markenname des Gins, sondern verweist<br />
auf den Geburtstag der ersten Gin-Rezeptur. „Manufaktur verspricht, dass heute wie am ersten Tag<br />
viel Handarbeit mit der Herstellung verbunden ist“, erklärt Alexander Krauser. „Von der sorgfältigen Auswahl<br />
bester Zutaten, die ausschließlich pflanzlichen Ursprungs sind, bis zum schonenden Destillationsvorgang, der<br />
die feinen Aromen der Gewürzmischung erhält.“ Die ausgewählten Kräuter werden in den obersteirischen<br />
Bergen und Almen gesammelt und ergeben pfeffrige und süß-herbe Noten, harmonisch verbunden mit einem<br />
feinen Bouquet aus frischen Zitrusfrüchten und aromatischem Wacholder. „Da trifft zuerst das wunderbare<br />
Aroma der Wacholderbeeren ein, schon verspürt die Zunge das Zitrusaroma und wird langsam auf das Bouquet<br />
der pfeffrigen Noten, das den Alpenkräutern entspringt, gelenkt“, schwärmt Krauser. 1404 Manufacturing<br />
hat mittlerweile eine umfangreiche Produktpalette herausgebracht: vier verschiedene Gin-Sorten, Tonic Water,<br />
Gin Tonic ready2drink in smarten Gläsern und eine SimSalaGin-Box mit Gin, Tonic und Botanicals.<br />
www.gin1404.at<br />
„M“<br />
Foto: Weingut Malloth<br />
Bei so manchem spielte die Corona-Pandemie, aber auch der Zufall die Glücksfee. „Während der Lockdowns<br />
habe ich mich aber auch intensiv mit den Gräsern und Kräutern rund um unseren Hof auseinandergesetzt<br />
und konnte feststellen, dass es in den Wiesen viel interessante Pflanzen gibt, die sich zum<br />
Ansetzen von Spirituosen eignen“, erklärt Thomas Malloth, Winzer und Hersteller des „M“-Gins. „So<br />
haben wir begonnen, uns mit Gin auseinanderzusetzen.“ Er verwendet ausschließlich Kräuter aus den<br />
Wiesen des Seewinkels bis hin zur Wurzel des Schilfs, Salbei und Lavendel. Trifft sein dunkelblauer Gin<br />
auf das Tonic, dann färbt er um und wird rosa. Trotz der Spielerei ist der Gin herb und ein wenig streng.<br />
„Der Lavendel fängt ihn ein, er ist im Abgang lang und entspricht damit genau dem, was ich unter Gin<br />
verstehe, kein Likör, kein gekünsteltes Aroma, sondern eine klare Aussage von Wacholder.“<br />
www.haider-malloth.at<br />
Mattari<br />
Foto: Mattari Gin<br />
Auch Michael Madreiter träumte den Traum eines eigenen Gins. Und so folgten lange Nächte des Tüftelns<br />
und Abschmeckens, um gemeinsam mit seiner Frau Sandra einen neuen und innovativen Gin namens<br />
Mattari zu kreieren. Da die beiden im Naturresort Puradies arbeiten, stand eines fest: Er muss bio sein und<br />
die drei Länder Italien, die Niederlande und Österreich widerspiegeln. „Von der Wurzel bis zum Blatt sind<br />
die verwendeten Botanicals alle zu 100 Prozent bio und nur in diesen drei Ländern zu finden“, verrät Michael<br />
Madreiter. „Die sanfte Wacholder-Note umschmeichelt den Gaumen und lässt Raum für die Frische<br />
der Bio-Amalfi-Zitrone, die man nicht nur schmeckt, sondern auch riecht, und die im Abgang anhält.“ Die<br />
Wurzel- und Erdtöne stehen sanft im Hintergrund und runden den Mattari-Gin ab.<br />
www.mattari.at<br />
Pannonia Spirits Dry Gin<br />
Foto: Pannonia Spirits<br />
Auch bei den Jungen trifft das Gin-Machen deren Geschmack. „Die Idee entstand noch in der Oberstufe, in<br />
der ich gemeinsam mit meinem jetzigen Geschäftspartner Grundlagen über das Führen von Unternehmen<br />
gelernt habe“, erzählt Nicolas Ernst. „Im Zuge dieser Ausbildung haben wir beide ein Semester im Ausland<br />
verbracht. Co-Gründer Jakob Schappelwein hatte als Gastfamilie die Inhaber von „The Newfundland Destillery“<br />
– der größten und renommiertesten Destillerie in Neufundland. Dort wurde das Interesse für Spirituosen<br />
und deren Herstellung geweckt.“ Zurück in Österreich ging es sofort ans Werk: „Die ersten Anfänge und<br />
Tests fanden noch in den landwirtschaftlichen Betrieben unserer Großeltern statt.“ 2020 gründeten sie ihre<br />
Gesellschaft, ein Jahr später wurde der Pannonia Spirits Dry Gin herausgebracht – ein klassischer Dry Gin mit<br />
dominanten Wacholdernoten, fruchtigen Nuancen von Orange und Zitrone und Neudörfler Holunderbeere.<br />
www.pannonia-spirits.at<br />
120 ImmoFokus
purest Sail Gin<br />
Foto: Steinhorn Gin Foto: Sail Gin<br />
„Wir wollten ein Getränk, das unser Gefühl beim Segeln wiedergibt“, schwärmt Michael Potutschnig, der<br />
seine Leidenschaft fürs Segeln in einen Gin gesteckt hat. „Unser Sail Gin wird ausschließlich mit biologisch<br />
und fair gehandelten Rohstoffen hergestellt und plastikfrei verpackt. Der Naturkork ist mit dem ‚Ginstek‘<br />
verknotet, der mit natürlichem Hanfseil aus einer kleinen regionalen Seilerei von einer sozialen, gemeinnützigen<br />
Einrichtung geknüpft wird.“ Auf den Etiketten sind unterschiedliche Koordinaten abgebildet, die<br />
zu verschiedenen Orten der Inspiration führen. Der Geruch des Gins ist wie eine Reise durch die Alpen bis<br />
zum Mittelmeer. „Ein ausgeprägtes Wacholderaroma bildet den alpinen Ausgangspunkt“, so Potutschnig.<br />
„Über mediterrane Zitrusaromen und Rosmarin gelangt man bis zum Mittelmeer, wo man eintaucht in eine<br />
frische Brise aus Minze und einen Hauch Gurke.“<br />
www.SAILGIN.at<br />
Steinhorn Gin<br />
„Wir entstammen einer Familie, die seit vielen Generationen am niederösterreichischen Wagram Wein und<br />
Spirituosen produziert“, erzählt Johannes Steiner. „Aus Ausgleich zu unseren Jobs im digitalen Marketing und<br />
bei Softwareprojekten wollten wir etwas Handwerkliches machen.“ So begannen sie am am eigenen Gin zu<br />
tüfteln, der eine durchgängig starke Wacholdercharakteristik aufweist. In der Nase sind Zitrusnoten spürbar,<br />
am Gaumen zeichnet ihn eine vielschichtige, ausgewogene Struktur aus. „Bei 44 Alkoholprozenten bleibt<br />
Steinhorn Gin auch im kräftigen Finish durch seine hohe Qualität angenehm mild“, so Steiner. „Wir haben<br />
an diesem Geschmack lange gearbeitet, neben Wacholder und klassischen Botanicals haben wir auch Kräuter<br />
aus der Region und aus unserem eigenen Garten eingearbeitet. So kommen die Zitrusnoten nicht von<br />
Zitrusfrüchten, sondern von Zitronenmelisse, die direkt neben der Steiner Bros. Distillery prächtig gedeiht.“<br />
www.steiner.store<br />
Wien Gin<br />
Foto: Wien Gin<br />
„Wir, drei Freunde, hatten uns entschlossen, unsere Liebe zur Stadt Wien auf eine ganz spezielle Art<br />
und Weise der Öffentlichkeit näherzubringen“, verrät Flo Koller. „Unser Leitsatz sagt sehr selbstbewusst<br />
schon alles aus: Wir sind Wiener Kesselbrüder. In der Laborbrennerei entstand über langjähriges<br />
Experimentieren unser Wien Gin, welcher durch seine Holundernote und seine exzellente Fruchtnote<br />
den typischen Wacholderbeeren-Geschmack positiv unterstützt.“ Die drei wollten von Beginn an einen<br />
Gin von Genießern für Genießer machen, nichts Überkanditeltes, kein übertriebenes Design, eine einfache<br />
Flasche und qualitative Rohstoffe. Der Gin wurde mehrfach eingereicht und konnte einige Awards<br />
abräumen. Nach dem WienGin und dem KlimtGin kam als Nächstes eine florale Edition, der Violet<br />
WienGin auf den Markt – mit Veilchen und Rosen als Hommage an den Wiener Prater.<br />
www.wiengin.at<br />
5020 London Dry Gin<br />
Foto: 5020 London Dry Gin<br />
„Ein Bekannter hat behauptet, ich könne das nicht“, lacht Stephan Koudelka. „Was soll ich sagen, challenge accepted.“<br />
Es folgten drei Jahre geprägt von schlaflosen Nächten, Recherche und viel trial and error. „Gin-Herstellung<br />
war für mich völliges Neuland.“ Koudelka wollte einen London Dry Gin herstellen. Dieser darf nur aus natürlichen<br />
Zutaten hergestellt, und nach dem Destillieren darf nichts mehr verändert werden, außer der Herabsetzung auf<br />
Trinkstärke. Nach vielen Brennvorgängen war es Ende 2017 endlich soweit, und der 5020 wurde im Freundeskreis<br />
präsentiert. „Er kam sehr gut an, und damit war das Thema Gin-Herstellung für mich erledigt“, so Koudelka. Als die<br />
erste Charge ausverkauft war und immer wieder Nachfragen kamen, produzierte er die nächste. Seit April 2020<br />
produziert er seinen Gin in einem kleinen Shop im Herzen der Salzburger Altstadt.<br />
www.5020-gin.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
121
Über den Tellerrand<br />
Gin aus Frauenhand<br />
Geschmackserlebnisse voller Raffinesse. Immer mehr österreichische Brennerinnen stürmen die männliche<br />
Bastion der Gin-Herstellung. Sie geben ihren Gins eine weibliche Note, verwenden Frauenkräuter und regionale<br />
Botenicals, sie tüfteln und experimentieren und haben Spaß daran, ihre Kreativität auszuleben.<br />
Foto: catch a coffee<br />
Catch a Coffee<br />
„Im Sommer 2018 lernte ich die damals 22-jährige Helen Stewart in Pitlochry kennen und erhielt zum ersten Mal Einblick in<br />
die Erzeugung der Spirituose“, erzählt Alexandra Ghuneim, die Gründerin von HabibiDryGin. „Zu diesem Zeitpunkt hatte<br />
die leidenschaftliche junge Schottin schon ihr eigenes Gin-Label.“ Zuhause beschloss sie, keine ausgetretenen Gin-Wege<br />
zu gehen, sondern ihren eigenen Pfad zu verfolgen. „Wichtig waren mir Passion, Emotion und das Verewigen besonderer<br />
Momente“, so Ghuneim. „Bei mir geht es um eine Erinnerung, ein Bild, ein Gefühl, ein Geruch, der bei mir abgespeichert ist.<br />
Wie in einer Kommode mit unzähligen Schubladen.“ Diese Schubladen führten zu mittlerweile zehn verschiedenen Gins. „Ich<br />
verkaufe keinen Gin, sondern Gefühle, Sehnsucht, vielleicht sogar Hedonismus, Exklusivität und vor allem hohe Qualität“,<br />
schmunzelt Ghuneim. Mit einem HabibiDryGin erhält man ein handgefertigtes Produkt ohne maschinelle Erzeugung. Und<br />
„Catch a Coffee“? „Bei diesem Gin ist es der genussvolle Moment, den mein Mann beim ersten Espresso auf italienischem<br />
Boden verspürt, an der Raststation „Autogrill“ in Campiolo“, verrät Ghuneim. „Die ist vielen Wienern bekannt.“ Getrunken<br />
wird Catch a Coffee pur oder in der noch heißen benutzten Kaffeetasse oder mit Kaffee.<br />
https://habibidrygin.business.site<br />
Die Ginin<br />
Foto: Die Ginin<br />
Helene Kreidl ist Edelbrand-Sommelière und eine von 4000 Schnapsbrennern in Tirol. Die Idee, Gin zu machen, kam ihr in den Sinn<br />
und ließ sie nicht mehr los. Mit ihrer Tochter besuchte sie einen Brennkurs. Nach drei Tagen Lernen, Testen, Probieren und Kosten<br />
war sie beeindruckt, wie viel Kreativität in die Gin-Herstellung fließt. Damit war es fix: Es war an der Zeit, einen weiblichen Gin zu<br />
kreieren. „Wacholderbeeren, Gewürze, Zitronen, Orangen und viele weibliche Kräuter wie Lavendel, Frauenmantel, Augentrost,<br />
Quendel, Spitzwegerich, Erika, Minze und Sternanis mussten da hinein“, erzählt Kreidl, die 2016 die Ginin als Marke schützen ließ.<br />
Das Etikett spiegelt sie selbst wider: „Dirndl, Hut und viel gute Laune.“ Mittlerweile gibt es auch eine antialkoholische Ginin, eine<br />
handgeschöpfte Gin-Schokolade und ein männliches Pendant, den Gin-Bua.<br />
Auf Facebook vertreten<br />
Gini bezaubernd<br />
Foto: Gini bezaubernd<br />
Die „Weiberwirtschaft“ der Wiederstein-Frauen in Göttlesbrunn produziert Weine, aber auch Gin. „Meine Gins sind mit 36 Botanicals<br />
ausgestattet“, erzählt Mutter Grete Wiederstein. „Wie im Orchester spielt die zarte Veilchenwurz die Triangel neben dem<br />
trommelnden Wacholder, und genau diese Unterschiedlichkeit braucht es, um zu beeindrucken. Die Bestandteile sind über viele<br />
Jahre miteinander abgestimmt worden, und in der Feineinstellung liegt das Geheimnis guter Gins.“ Die Tochter Birgit Wiederstein<br />
ist Winzerin. Sie hat das passende Tonic zum Gin kreiert. „Wir fanden, dass alle herkömmlichen Tonics aromatisiert und viel zu süß<br />
schmecken“, erzählt sie. „Irgendwie metallisch, bitter mit einem langen Süßeschweif. Das hat uns gestört, und wir wollten einen<br />
perfekten Filler für unsere Gins.“ Bis zum fertigen Rezept brauchte es ungefähr ein halbes Jahr, das Feintuning nahm nochmal 12<br />
Monate in Anspruch. Das Stonic wird als Sirup in 0,375-Liter-Flaschen verkauft und ist komplett aus echten natürlichen Rohstoffen<br />
hergestellt, die Säure stammt aus dem hauseigenen Verjus, die Bitterkeit von der Chinarinde.<br />
www.wiederstein.at<br />
122 ImmoFokus
Gin Jeannie<br />
Foto: Gin Jeanie<br />
„Meine Freunde nennen mich Jeannie, und irgendwann im Zuge eines feuchtfröhlichen Abends lief der Bowie-Song ‚The Jean Genie‘“,<br />
plaudert Sabine Zorn aus dem Nähkästchen. „Nach dem vierten Gin Tonic wollte ich meinen eigenen Gin Jeannie.“ Für Zorn war<br />
klar, ihr Gin musste Glam-Rock-Flair und etwas Rock ’n’ Roll haben. „Mit einem knallbunten Blitz von David Bowie, der einfährt wie<br />
der Inhalt der Flasche, wenn man 0,5 Liter nicht sensibel portioniert“, lacht Zorn. Gin Jeannie vereint drei Faktoren, erstens die preisgekrönte<br />
Qualität der Distillery Krauss, einer feinen Manufaktur in der Weststeiermark, die den Gin nach Zorns Vorgaben herstellt,<br />
zweitens den Verve von Zorn und drittens ihren Spitzname Jeannie. Was nach einer Schnapsidee klang, wurde wirklich eine. Gin<br />
Jeannie schmeckt mild und kompakt, nach erfrischenden Wacholderbeeren, mit Zitrusnoten und floralen Anklängen. Gemischt werden<br />
kann er mit Tonic, Schilerol, Holunderblütensaft, Champagner und vielem mehr. Hier kann man der Fantasie freien Lauf lassen.<br />
www.ginjeannie.at<br />
Gin Rose<br />
Foto: Brennerin<br />
Rosi Huber hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und brennt an einem wunderschönen Platz am Attersee in Weyregg<br />
gehaltvolle Destillate und setzt Liköre an. Neu im Sortiment ist ihr Gin Rose. „Ich trinke im Sommer gerne einen guten<br />
Sundowner“, erzählt sie, „da bin ich auf die Idee gekommen, einen Gin zu kreieren, der mir schmeckt.“ Herausgekommen<br />
ist ihr Gin Rose, der bei Falstaff mit 93 Punkten bewertet wurde. „Der Sieger hatte 94, das bringt Freude“, so Huber. Die<br />
Kopfnoten beim Gin Rose sind neben Wacholderbeeren Rosen, im Abgang kommt rosa Pfeffer. „Idealerweise wird er mit<br />
einem Fever Tree und ein paar Himbeeren genossen“, empfiehlt die Brennerin. „Das Tonic darf nicht zu bitter sein.“<br />
www.brennerin.at<br />
LoRe BlueVelvet Gin<br />
Foto: LoRe Blue Velvet<br />
In der LoRe Cocktailmanufaktur|Destillerie werden über 60 verschiedene Sorten Edelbrände, Liköre und nun auch Gin produziert.<br />
„Wir lieben es, mit unseren Produkten leckere Mixgetränke zu zaubern“, schwärmt Regina Priglinger-Simader. „Gin<br />
ist eine wichtige Zutat in ganz vielen Cocktails.“ In ihr neues Produkt hat sie viel Zeit und Geduld gesteckt. „Gin verändert<br />
sich in den Wochen nach der Destillation stark“, so die Gin-Macherin. „Manche Botanicals werden intensiver, manche runder.“<br />
Der BlueVelvet Gin ist ein natürlich gefärbter Farbwechsel-Gin. Die blitzblaue Farbe dieses Gins entsteht durch Mazeration<br />
mit Schmetterlingsblüten. Die Farbpigmente dieser Blüten oxidieren, sobald sie mit Säure wie zum Beispiel einem Tonic in<br />
Verbindung kommen, und ändern ihre Farbe in einen rosa-violetten Ton. Die Wacholderbeere steht stark im Vordergrund,<br />
abgerundet wird der Gin, neben zahlreichen weiteren Botanicals, mit Koriander und Granit-Lavendel. Getrunken wird er mit<br />
einem neutralen Tonic oder auch Grapefruitlimonade.<br />
www.lore-schnaps.at<br />
Foto: Tschauner Gin<br />
Österreichische Tonics:<br />
Tschauner Tschin<br />
Franz von Durst Tonic, www.franzvondurst.at<br />
Organics by Red Bull Tonic Water, www.redbull.com<br />
Stonic Sirup, www.wiederstein.at<br />
Tonic Water Classic Dry, www.gin1404.at<br />
„Da ich seit Jahren Gin sammle und immer wieder verkoste, spiele ich schon lange mit der Idee, auch einmal einen Gin selbst zu<br />
kreieren“, erzählt Monika Erb, Geschäftsführerin von Basiskultur Wien und der Tschauner Bühne. Heute wird der Tschauner Tschin<br />
mit Wiener Kräutern und der „hochprozentigen“ Expertise von Frau Horvath und Herrn Kantor von der jinmanufaktur im 18. Bezirk<br />
hergestellt. Klar, duftig mit zart rauchiger und eleganter Zitrusnote der Bergamotte zeigt sich der Tschauner Tschin typisch würzig.<br />
Getrunken wird er pur, Gurke und ein bisschen Pfeffer passen auch gut. Der Tschauner Tschin ist beim Verein Freund!nnen der<br />
Tschauner Bühne für eine Spende zu erstehen und trägt zum Erhalt der Tschauner Bühne bei. Das macht ihn zu einem beliebten<br />
Geschenk und Produkt zum Mit-nach-Hause-Nehmen.<br />
www.tschauner.at<br />
Verkostungsmessen:<br />
Ginmarkt – Das Festival<br />
www.ginmarkt-festival.at<br />
Vienna Gin Festival<br />
www.viennaginfestival.at<br />
Fotos: Franz von Durst, ORGANICS by Red Bull, Stonic Sirup, 1404 Gin<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
123
ImFokus<br />
Wir brauchen Allianzen<br />
IMMO FutureLab <strong>2022</strong>. Beim Innovationskongress IMMO FutureLab diskutierten Experten aus der<br />
Immobilienwirtschaft die Funktionsweise von Kooperationsprinzipien.<br />
„Kooperationen sind für<br />
die Zukunft der Immobilienwirtschaft<br />
notwendig.“<br />
Peter Engert,<br />
ÖGNI<br />
Immobilienprojekte aufgrund fehlerhafter Planung<br />
oder unterschiedlicher Zielausrichtung der Stakeholder<br />
ins Schwanken. Aus diesen Gründen<br />
sind Allianzen aus Immobilienprojekten nicht<br />
mehr wegzudenken. Unter dem Veranstaltungsthema<br />
„Allianzen – Zusammen Stärken für die<br />
Zukunft der Immobilienwirtschaft entwickeln“<br />
fanden sich daher rund 100 Branchenexperten<br />
und zwölf Speaker zusammen, um diesem wichtigen<br />
Thema auf den Grund zu gehen.<br />
Grundsätze erfolgreicher Kooperationen<br />
„Kooperationen sind für die Zukunft der<br />
Immobilienwirtschaft notwendig, um die<br />
Herausforderungen der Nachhaltigkeit bewältigen<br />
zu können. Um jedoch eine Allianz<br />
nachhaltig gestalten zu können, müssen wir in<br />
erster Linie nach drei Grundsätzen vorgehen:<br />
Fairness, Win-win und langfristiges Denken“,<br />
leitet Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI<br />
(Österreichische Gesellschaft für nachhaltige<br />
Immobilienwirtschaft) ins Thema.<br />
„Der Klimawandel braucht<br />
eine ganzheitliche Betrachtung<br />
und neue Lösungen.“<br />
Herbert Hetzel,<br />
Beyond Carbon Energy<br />
„Allianzen sind wichtig<br />
für unser persönliches<br />
Wohlbefinden.“<br />
Wolfgang Kradischnig,<br />
DELTA<br />
Z<br />
unehmende Baukosten, hohe Energiepreise<br />
und eine steigende Inflation<br />
sind nur ein paar der aktuellen Herausforderungen,<br />
denen sich die<br />
Wirtschaft und insbesondere die Immobilienwirtschaft<br />
in den kommenden Jahren stellen<br />
muss. Nicht erst seit den jüngsten Krisen kommen<br />
„Allianzen sind nicht nur wichtig, um unsere<br />
Ziele zu erreichen, sondern auch für unser<br />
persönliches Wohlbefinden“, so Wolfgang<br />
Kradischnig, Geschäftsführer der DELTA.<br />
„Funktionierende Partnerschaften verbessern<br />
die Schlafqualität, senken die Ausschüttung<br />
des Stress- und Alterungsbotenstoffes und<br />
erhöhen obendrein die Erfolgsaussichten ganz<br />
wesentlich. Ich denke, das sind Argumente<br />
genug für ein Ja zu Allianzbildungen.“<br />
Herausforderungen bewältigen<br />
Neue Technologien und Digitalisierung sowie<br />
steigende rechtliche Vorgaben erhöhen jährlich<br />
die Komplexität bei der Entwicklung von<br />
Immobilienprojekten. Viele Keynote-Speaker<br />
kamen daher aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen der Branche, um dem Publikum das<br />
Allianzprinzip näherzubringen. So erklärte<br />
„ESG spielt für<br />
Kooperationen eine<br />
wesentliche Rolle.“<br />
Karin Fuhrmann,<br />
TPA Steuerberatung<br />
zum Beispiel Karin Fuhrmann, Partnerin bei<br />
TPA Steuerberatung, welche Rolle ESG für<br />
Kooperationen spielt und welche neuen Allianzen<br />
im Finanzierungsbereich es gibt.<br />
Speaker Herbert Hetzel, CEO von Beyond Carbon<br />
Energy, ist davon überzeugt, dass nur eine<br />
124 ImmoFokus
„Digitalisierung und E-Mobilität im<br />
Mietwohnhaus werden zunehmend<br />
zum Thema.“<br />
Dominik Wegmayer,<br />
PAYUCA<br />
ganzheitliche Betrachtung des Immobiliendevelopment die Chance<br />
bietet, für Nutzer und Developer eine CO2-freie Wärme- und Kälteversorgung<br />
preisgleich zu traditionellen Energieversorgungssystemen<br />
anzubieten. „Der Klimawandel erfordert neue Lösungen“, so Hetzel,<br />
„Lösungen, die weder in alten Strukturen entstehen können noch allein<br />
zu bewerkstelligen sind.“<br />
Prozesse nachhaltig gestalten<br />
Das Thema Nachhaltigkeit betrifft jedoch nicht nur umweltschonende<br />
Praktiken. Mithilfe von Allianzen können auch interne Prozesse<br />
nachhaltiger gestaltet werden, weswegen Kevin Soemmer, Leiter des<br />
Baumanagements bei WINEGG, sich unter anderem dem Thema der<br />
Allianzen innerhalb des eigenen Unternehmens annahm. Er ist der<br />
Meinung, dass schnelle Entscheidungswege und eine gezielte Vernetzung<br />
von Abteilungen Projektlaufzeiten maßgeblich verkürzen<br />
können und diese Allianzen somit entscheidend zur Entwicklung von<br />
nachhaltigen Lebensräumen beitragen.<br />
Best-Practice-Beispiel<br />
Gerald Beck, Geschäftsführer der UBM Development Österreich, lieferte<br />
mit dem Leopoldsquartier ein Best-Practice-Beispiel, wie man<br />
Allianzen am besten umsetzen kann. Weiters wurde der Aspekt der<br />
Digitalisierung in den Vordergrund gerückt: Dominik Wegmayer, Co-<br />
Founder und Co-CEO von PAYUCA, mit der Keynote „Digitalisierung<br />
und E-Mobilität im Mietwohnhaus“, Julia Wawrik, Geschäftsführerin<br />
von puck, über die Werthaltung bzw. -steigerung von Immobilien<br />
durch Smart Building und Multi-Chanel-Kommunikationssystemen<br />
und Markus Bittner, Geschäftsführer von Neotwin, über den Mehrwert<br />
offener Plattformen für das Building Lifecycle Management.<br />
Bernd Troppmann, Sales Director Building Solutions Stora Enso, erzählte<br />
über Holzbaukonzepte und wie sie durch Allianzen ermöglicht<br />
werden, und Rechtsanwalt Bernhard Marold (HSP.law) gab über die<br />
Abstimmung zwischen öffentlich-rechtlicher Projektentwicklung und<br />
zivilrechtlicher Umsetzung Auskunft. Alexander Redlein, Professor<br />
für Real Estate und Facility Management an der TU Wien, beleuchtete<br />
abschließend, was man von einer Partnerschaft mit einer Universität<br />
erwarten kann, sowie die „Dos and Don’ts“ in einer Partnerschaft.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
125
ImFokus<br />
Recycling-Baustoffe 2<strong>03</strong>0<br />
Kreislaufwirtschaft. Der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft zeigt den Wert der Recyclingwirtschaft<br />
im Baubereich, denn mit mehr als zwei Drittel aller Abfälle ist das Potenzial im Bauwesen groß.<br />
Transportentfernungen von Primärrohstoffen<br />
und Recyclingbaustoffen ein Vorteil von 30<br />
Prozent für das Recycling zum Tragen kommt.<br />
I<br />
m Rahmen der IFAT, einer der größten<br />
Umweltmessen Europas, veranstaltete<br />
die European Quality Recycling Association<br />
(EQAR) und der Österreichische<br />
Baustoff-Recycling Verband Anfang Juni einen<br />
Baustoffrecycling-Kongress zum Thema „Recycling-Baustoffe<br />
2<strong>03</strong>0“. Betont wurde dabei der<br />
Zusammenhang zwischen Klimaschonung und<br />
Recycling. Über zehn Prozent der mineralischen<br />
Rohstoffe können durch Recycling ersetzt werden.<br />
Bei einem mobilen Recycling vor Ort werden<br />
einerseits Transporte, andererseits Energie bei<br />
der Baustoffproduktion eingespart. Gerade der<br />
EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft zeigt<br />
den Wert der Recyclingwirtschaft im Baubereich<br />
auf, denn mehr als zwei Drittel aller Abfälle<br />
stammen aus dem Bauwesen.<br />
Nachhaltige Beschaffung<br />
„Durch den Ministerratsbeschluss wurde 2021<br />
für den Bund verpflichtend ein Kriterienkatalog<br />
für den Beschaffungsvorgang mit besonderer<br />
Berücksichtigung der Nachhaltigkeit<br />
beschlossen“, so Christian Öhler, nationaler<br />
Experte im Klimaministerium Österreich.<br />
„Ein Paradigmenwechsel erfolgt vom Billigstbieter-<br />
zum Bestbieterprinzip.“ Paragraf 20<br />
Absatz 5 Bundesvergabegesetz fordert, dass<br />
im Vergabeverfahren auf die Umweltgerechtigkeit<br />
der Leistung Bedacht zu nehmen ist.<br />
Für den Hoch- und Tiefbau gibt es verpflichtende<br />
ökologische und zusätzlich optionale<br />
ökologische Kriterien: So wird beispielsweise<br />
ein Anteil an rezyklierter Gesteinskörnung an<br />
der gesamten für die Betonherstellung verwendeten<br />
Gesteinskörnung mit zehn Prozent<br />
vorgeschrieben. Optional wird ein Zuschlagkriterium<br />
für den Transport empfohlen: Über<br />
eine Formel werden dabei Recyclingbaustoffe<br />
bevorzugt, da deren Transportwege mit dem<br />
Abminderungsfaktor 0,7 versehen werden<br />
können; das bedeutet, dass bei vergleichbaren<br />
Armin Grieder, Leiter Fachstelle Ingenieurwesen,<br />
Amt für Hochbauten der Stadt Zürich<br />
(AHB), stellt die hohen Recyclingquoten in<br />
der Ausschreibungspraxis der Stadt Zürich<br />
vor: Betonrecycling habe einen besonderen<br />
Stellenwert, seit November 2021 legt<br />
die neue SIA-Norm „Beton mit rezyklierten<br />
Gesteinskörnungen“ Konkretes fest. Eigene<br />
Recyclingbetonklassen werden dort beschrieben.<br />
Wenngleich der Recyclinganteil keinen<br />
großen Gewinn bei Treibhausgasemissionen<br />
bringt, kann bei Zement eine Reduktion von 30<br />
Prozent an Treibhausgasemissionen erreicht<br />
werden. In der Ausschreibungspraxis der Stadt<br />
wird Folgendes vorgeschrieben: „Bauteile<br />
aus Beton sind gemäß Vorgabe des Amtes für<br />
Hochbauten der Stadt Zürich in Recyclingbeton<br />
(mindestens RC-C, wo technisch möglich<br />
RC-M) mit Zement CEM III/B zu erstellen.“<br />
Seit 2002 sind sämtliche Bauten des AHB aus<br />
Recyclingbeton (Anm.: i. d. R. 25 % Anteil an<br />
Recyclinggranulat) hergestellt.<br />
Altes Thema Asbest<br />
Christine Buddenbohm, Vertreterin der deutschen<br />
Baustoff-Recycling-Wirtschaft und<br />
Geschäftsführerin des Zentralverbands des<br />
Deutschen Baugewerbes, stellt das Thema „Asbestfreiheit“<br />
aufgrund eines neuen Entwurfs<br />
des LAGA-Merkblatts 23 vor: Ein „Abschneidekriterium“<br />
mit 0,01M-Prozent für Asbestkonzentration<br />
wird darin vorgeschlagen – unter<br />
dieser Grenze wird ein Abfall als „asbestfrei“<br />
angesehen. Weiters wird für Deutschland ein<br />
Stichtag – der 31.10.1993 – vorgesehen. Bis<br />
dahin errichtete Bauten werden als potenziell<br />
asbesthaltig angesehen; Bauunternehmer<br />
müssen Bauherren bei diesen Bauten im Falle<br />
Foto: BRV Martin Car<br />
126 ImmoFokus
des Abbruchs auf die Asbesterkundungspflicht<br />
verweisen. Dies ist auch für das Recycling<br />
wichtig – Betreiber von Baustoffrecyclinganlagen<br />
haben bei Anlieferung die Asbestfreiheit<br />
zu überprüfen, eine entsprechende Dokumentation<br />
dazu bietet das LAGA-Merkblatt an.<br />
Best Cases<br />
Aus der Schweiz wurde ein Beispiel für eine<br />
bestmögliche Verwertung von Sekundärrohstoffen<br />
im Beton gezeigt: Beste Aufbereitungsgüte<br />
(hohe Eingangsqualität, Absiebung<br />
Unterkorn, Siebungen und Windsichtung), ein<br />
Minimieren (z. B. des Zementeinsatzes) und<br />
eine hohe Qualitätssicherung sind Voraussetzung<br />
dafür, dass Beton mit einem Anteil an<br />
Recyclingmaterial bis 70 Prozent in der Praxis<br />
möglich ist.<br />
Michael Wistuba von der TU Braunschweig<br />
zeigt die Möglichkeit der mehrmaligen<br />
Verwendung von Asphalt auf: Ein D-A-CH-<br />
Forschungsprojekt geht auf die Alterung des<br />
Bitumens ein – durch Rejuvenatoren, die Teil<br />
des Forschungsprojekts sind, soll eine Umkehr<br />
der Alterung geschehen, d. h., es ist möglich,<br />
Asphalte trotz „spröder“ Bindemittel mehrfach<br />
einer Verwertung zuzuführen und damit eine<br />
längere Lebensdauer zu ermöglichen – dies ist<br />
eine wichtige Basis für <strong>53</strong> Millionen Tonnen<br />
Altasphalt, die jährlich in Europa anfallen.<br />
Angelika Mettke von der TU Brandenburg<br />
stellte den Link zum Klimaschutz her: 839 Millionen<br />
Tonnen Bau- und Abbruchabfälle fielen<br />
2018 in der EU an. Ihre Studien zeigten, dass für<br />
die Trockenaufbereitung 19,6 MJ/t (mit Windsichtung<br />
29,3 MJ/t), für die Nassaufbereitung<br />
21,1 MJ/t notwendig sind. Im Vergleich mit<br />
der Produktion von Gesteinskörnungen zeigt<br />
sich, dass bei Recycling eine Einsparung zu<br />
erwarten ist. 1.000 Tonnen Recyclingbaustoffe<br />
sparen 36 Quadratmeter Abbaufläche an Rohstoffquellen<br />
– am Beispiel Deutschlands sind<br />
das jährlich 2,7 Quadratkilometer Fläche! Die<br />
neuesten Berechnungen zeigen, dass das bislang<br />
qualitativ schon öfters aufgezeigte Potenzial<br />
nun quantifiziert wurde und Einsparungen<br />
im zweistelligen Prozentbereich an Treibhausgasen<br />
zu erzielen sind.<br />
Neue Bauprodukteverordnung<br />
Ein weiteres Thema des EQAR-Kongresses<br />
war die Novelle der Bauprodukteverordnung.<br />
Diese wird derzeit aufgrund der Vorgaben des<br />
EU-Green-Deals (COM [2019] 640) und der<br />
gewünschten stärkeren Berücksichtigung des<br />
Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft (COM<br />
[2020] 98 final) überarbeitet. Der Entwurf enthält<br />
daher folgende recyclingrelevante Forderungen:<br />
Produkte sind so herzustellen, dass Klimaverträglichkeit<br />
dem Stand der Technik entspricht,<br />
also Rezyklate und rezyklierbare Materialien<br />
zu bevorzugen sind, auf leichte Reparierbarkeit<br />
von Produkten zu achten ist und Produkte<br />
so zu gestalten sind, dass Wiederverwendung<br />
und Recycling erleichtert werden. Besonderer<br />
Wert wird auf Wiederverwendung oder Recyclingfähigkeit<br />
von Baustoffen, Bauteilen und<br />
Bauwerken gelegt.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
127
ImFokus<br />
Ziel:<br />
Null-Emissions-Therme<br />
Grüne Zukunft. Die Alpentherme Gastein hat mit umfassenden Investitionen<br />
den Weg in Richtung klimaneutrale Therme geebnet.<br />
I<br />
nteressant ist die Entwicklung, die die<br />
Alpentherme Gastein in Bad Hofgastein<br />
in ihrer ein halbes Jahrhundert andauernden<br />
Geschichte durchgemacht hat:<br />
1972 als Thermalhallenbad eröffnet, wurde sie<br />
über die Jahre um ein Kur- und Gesundheitszentrum<br />
erweitert und gehört heute zweifellos zu<br />
den modernsten Thermen- und Freizeit-Anlagen<br />
Europas. Das wird nicht zuletzt von einer jährlichen<br />
Besucherzahl von fast 450.000 Gästen in<br />
der Alpentherme sowie 300.000 Therapien pro<br />
Jahr unterstrichen. Mit den im Vorjehrabgeschlossenen<br />
Arbeiten darf sich das Haus nun auch als<br />
State-of-the-Art-Projekt in Sachen Energieeffizienz<br />
und Klimaneutralität bezeichnen.<br />
Konkret wurden für insgesamt 1,7 Millionen<br />
Euro unter anderem die gesamte Heizungshydraulik<br />
und die Schwimmbadlüftungen<br />
adaptiert sowie das Heizregister vergrößert.<br />
Durch die Anpassung der Systemhydraulik ist<br />
es nun möglich, einen großen Teil der benötigten<br />
Wärmeenergie mittels Niedertemperatur-<br />
Wärmepumpen zu erzeugen. Dadurch werden<br />
zurückgewonnene thermische Energiequellen<br />
genutzt und die Energieerzeugungskosten<br />
reduziert. Nicht schlecht: Bereits jetzt spart die<br />
Alpentherme durch das Investitionsprogramm<br />
pro Jahr 82.000 Euro an Kosten und reduziert<br />
den CO2-Austoß um fast 370 Tonnen.<br />
Vorreiter-Therme<br />
„Als nachhaltiges Unternehmen möchten<br />
wir auch in Sachen Energieeffizienz Vorreiter<br />
sein mit dem großen Ziel der Null-Emissions-<br />
Therme“, sagt Klaus Lemmerer, Geschäftsführer<br />
der Alpentherme Gastein, und gibt<br />
gleichzeitig die weitere Marschrichtung vor.<br />
Dass sein Haus nun zu den Vorzeigebetrieben<br />
punkto Energieeffizienz, Ressourcenschonung<br />
und Klimaneutralität zählt, liegt aber<br />
zweifellos auch an den in den letzten Jahren<br />
vorgenommenen technischen Optimierungsmaßnahmen,<br />
an denen auch Siemens Smart<br />
Infrastructure, ein Gesamtanbieter von Nachhaltigkeitsprojekten<br />
und Energieeffizienzlösungen,<br />
mitgewirkt hat.<br />
Die Alpentherme Gastein bietet ihren Besuchern<br />
insgesamt sechs Themenwelten: darunter<br />
die Family World mit mehreren Rutschen<br />
und Strömungskanälen, in der der Badespaß<br />
im Vordergrund steht, die Sauna World mit<br />
ihren zwölf Saunakammern, bei denen Erholung<br />
und Entspannung angesagt sind, und die<br />
Frauen vorbehaltene Ladies World. Dazu kommen<br />
noch Sports und Beauty World sowie das<br />
Gesundheitszentrum, in dem Thermalwasser<br />
als natürliches Heilmittel eingesetzt wird –<br />
ganz zu schweigen von zwei Thermalwasser-<br />
Badeseen mit einer gemeinsamen Wasserfläche<br />
von fast 1.700 Quadratmetern.<br />
Zum beliebten Ziel für Touristen und Einheimische<br />
machen die Alpentherme Gastein anhaltende<br />
Investitionen. Allein zwischen 2008<br />
und 2021 wurden mehr als 12 Millionen Euro<br />
in eine Eventsauna und neue Saunakammern,<br />
die Modernisierung und Erweiterung des Kurzentrums,<br />
die beiden Thermalwasser-Badeseen,<br />
eine Vierbahnen-Rutsche sowie Kleinkinder-<br />
Außenbecken investiert. „Der intensive Markenprozess<br />
aus dem Jahr 2019 lieferte wichtige<br />
Erkenntnisse zum Status quo und für zukünftige<br />
Investitionen“, erklärt Lemmerer und<br />
verweist auf den neuen Bewegungspark, der im<br />
Mai eröffnet wurde. Dabei handelt es sich um<br />
ein Therapiesetting im Freien, ergänzt durch<br />
Fotos: Alpentherme Gastein<br />
128 ImmoFokus
eine wetterfeste Dachterrasse für Kraft- und Motoriktraining.<br />
Der Kostenpunkt: 150.000 Euro.<br />
Wärmepumpe nutzt Ökostrom<br />
In das Projekt „Grüne Therme“ sind darüber<br />
hinaus seit 2020 bislang 1,7 Millionen Euro<br />
geflossen. Schon bald soll nämlich die Therme<br />
Gastein wie geplant als „Null-Emissions-<br />
Therme“ funktionieren. So soll eine mit<br />
Ökostrom betriebene Wärmepumpe die gesamte<br />
Wärmeversorgung sicherstellen – und<br />
das Ganze CO2-neutral durch Nutzung des<br />
Thermalwassers, wohlgemerkt. Laut Siemens<br />
Smart Infrastructure werden die gebäudetechnischen<br />
Prozesse in der Alpentherme künftig<br />
mit Desigo CC visualisiert und optimiert. Dabei<br />
handele es sich um das technologische Rückgrat<br />
für smarte Gebäudeinfrastruktur, das die<br />
Kommunikation der verschiedenen Energieerzeuger<br />
mit einer offenen, leistungsfähigen<br />
und stets aktuellen Plattform ermöglicht. Das<br />
würde Komfort, Effizienz, Resilienz und Sicherheit<br />
erhöhen.<br />
Künftig werden die Energieverbräuche und<br />
Betriebssituationen zur laufenden Optimierung<br />
und Leistungssteigerung der technischen<br />
Anlagen hinsichtlich Funktion und Energieeffizienz<br />
mit dem Siemens Navigator abgebildet<br />
und ausgewertet. Dieser kombiniert verschiedene<br />
Anlagen- und Wartungsinformationen<br />
mit Leistungsdaten, um unnötige Energieverbräuche<br />
auszumachen und zu beheben. Die<br />
im gerade erfolgten Modernisierungsschritt<br />
realisierten Lösungen sollen nun weiter optimiert<br />
werden, um das Ziel zu erreichen, die<br />
erste „Null-Emissions-Therme“ Österreichs zu<br />
werden. „Am Puls der Zeit. Da wollen wir sein<br />
und natürlich bleiben“, sagt Alpentherme-<br />
Geschäftsführer Lemmerer.<br />
Factbox<br />
Mit rund 160 ganzjährig beschäftigten<br />
Mitarbeitern ist die Therme Gastein in Bad<br />
Hofgastein ein wichtiger Infrastrukturbetrieb<br />
in der Tourismus- und Gesundheitsregion<br />
Gastein. Pro Jahr zählt sie 450.000<br />
Besucher und 300.000 durchgeführte<br />
Therapien. Das Haus, das eine Fläche von<br />
36.000 Quadratmetern einnimmt, bietet in<br />
sechs Themenwelten ein breites Angebot<br />
rund um die Themen Kur und Therapie,<br />
Sport und Fitness sowie Beauty und Massagen.<br />
In sechs Gesundheits- und Erlebniswelten<br />
finden sich unter anderem 15 Saunakammern,<br />
zehn Wasserbecken und zwei<br />
Thermalwasser-Badeseen. Künftig soll die<br />
Therme Gastein zur „Null-Emissions-Therme“<br />
werden.<br />
Bauchgefühl ist gut.<br />
Unsere Marktberichte sind besser.<br />
„Dynamische Zeiten bedeuten Veränderung und Ungewissheit. Unsere Marktberichte -<br />
erstellt von unserem hauseigenen Researchteam - geben Ihnen seit mehr als<br />
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Dr. Eugen OTTO<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong> 129<br />
OTTO Immobilien GmbH • Riemergasse 8, 1010 Wien • +43 1 512 77 77 • office@otto.at
ImFokus<br />
„Österreich ist zu klein für<br />
unser Geschäftsmodell“<br />
Macherin. Silvia Schmitten-Walgenbach, CEO der CA Immo, über ihre Pläne mit dem<br />
Immobilienkonzern, Risiken für das Geschäftsmodell sowie den Unmut vieler Aktionäre über<br />
das Auftreten des Mehrheitsaktionärs Starwood.<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
Wie haben Sie die ersten Wochen und<br />
Monate seit Ihrem Dienstantritt“ bei der<br />
CA Immo erlebt?<br />
Silvia Schmitten-Walgenbach: Anfang Jänner<br />
hat Corona meine Pläne, möglichst viele<br />
Mitarbeiter persönlich zu treffen und die<br />
Immobilien und Entwicklungsprojekte zu<br />
besichtigen, stark beeinflusst. Erst in den<br />
folgenden Monaten hatte ich die Möglichkeit,<br />
mir vor Ort ein Bild des Portfolios zu machen.<br />
Es ist das eine, die Gebäude auf Bildern zu<br />
sehen, aber erst bei der Besichtigung und<br />
dem Gespräch mit den Nutzern wurde mir<br />
die Qualität im Detail bewusst. Die kleinen<br />
Dinge machen wie so oft den Unterschied.<br />
Gleichzeitig waren die vergangenen Monate<br />
natürlich überschattet von der fundamentalen<br />
Veränderung der wirtschaftlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen. Hier sind vor<br />
allem die steigende Inflation, das veränderte<br />
Finanzierungsumfeld und die geopolitischen<br />
Verschiebungen mit Einfluss auf Lieferketten<br />
und Investorenverhalten zu nennen. Summa<br />
summarum waren es sehr interessante, aber<br />
auch intensive erste Monate.<br />
Welche „Fußabdrücke“ wollen Sie im<br />
Unternehmen hinterlassen beziehungsweise<br />
welche persönliche Note wollen Sie<br />
einbringen?<br />
Mir ist ein kollegiales, kooperatives Miteinander,<br />
bei dem die Mitarbeiter über alle<br />
Hierarchieebenen und Abteilungsgrenzen<br />
hinweg Verantwortung übernehmen,<br />
wichtig; eine inklusive Unternehmenskultur,<br />
die abgestimmte und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
fördert, bei der Ideen, Wissen und<br />
Können des Einzelnen eingesetzt werden.<br />
Ich denke es ist heute wichtiger denn je, alle<br />
Sichtweisen einzubeziehen und als Team<br />
über die gesamte Wertschöpfungskette auf<br />
die neuen und schwierigeren Rahmenbedingungen<br />
zu reagieren. Dabei sollten wir eines<br />
nicht vergessen: unsere Kunden, die Nutzer<br />
unserer Immobilien, in den Mittelpunkt zu<br />
stellen.<br />
„Wir sind schon seit langem ein<br />
internationales Unternehmen, das<br />
an der Wiener Börse notiert und das<br />
Headquarter in Wien hat.“<br />
Silvia Schmitten-Walgenbach,<br />
CA Immo<br />
Etwas Anderes: Was sind die großen<br />
geschäftlichen Ziele beziehungsweise<br />
Meilensteine für die kommenden Jahre?<br />
Wir haben unseren Geschäftsbericht 2021 mit<br />
dem Titel „Die Zukunft beginnt, wo Menschen<br />
heute ins Morgen investieren“ überschrieben<br />
– das langfristige Ziel sind zukunftsfähige<br />
Immobilien. Neben der Erfüllung breiter<br />
ESG-Kriterien, vor allem Nachhaltigkeitsanforderungen,<br />
bedeutet das auch, dass sie<br />
einen positiven Beitrag für alle Stakeholder<br />
leisten: Die Mitarbeiter, Investoren, Geschäftspartner<br />
und die Gesellschaft beziehungsweise<br />
Community. Wir wollen Partner für die<br />
Unternehmen sein, die den Anspruch haben,<br />
ihren Mitarbeitern Arbeitsflächen in den<br />
besten Immobilien anzubieten.<br />
130 ImmoFokus
Fotos: CA Immo<br />
Silvia Schmitten-Walgenbach<br />
Die studierte Betriebswirtin ist seit erstem Jänner CEO der CA Immo. Davor<br />
war sie seit Juni 2014 bei der Barclays Bank Europe als Chief Operating Officer<br />
für die Aktivitäten in Deutschland, den Niederlanden und Schweden zuständig.<br />
Von 2010 bis Mitte 2014 war die Deutsche in der Geschäftsführung der Morgan<br />
Stanley Real Estate Investment und verantwortete die Abwicklung des<br />
Immobilienfondsgeschäfts der Kapitalanlagegesellschaft. Zwischen 2005 und<br />
2009 leitete sie wiederum den Bereich Immobilienstrategie bei der Dresdner<br />
Bank als Teil der Allianz-Gruppe, bis sie in die Geschäftsführung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI)/Aberdeen Property Investors<br />
Holding berufen wurde.<br />
Ihr von Analysten gelobtes „widerstandsfähiges<br />
Geschäftsmodell“ hat sich bislang<br />
in der Pandemie bewährt. Allerdings<br />
verschärft sich mit dem Krieg in der<br />
Ukraine das Umfeld merklich. Wie gehen<br />
Sie mit Inflation sowie steigenden Zinsen,<br />
Bau- und Finanzierungskosten um? Sind<br />
Sie darauf vorbereitet?<br />
In der Tat hat sich das Umfeld seit meinem<br />
Amtsantritt fundamental verändert – für<br />
unsere Branche und das gesamte Wirtschaftssystem.<br />
Rund 96 Prozent aller unserer<br />
Finanzierungsverbindlichkeiten sind derzeit<br />
in Form von Fixzinsvereinbarungen und<br />
Hedging gegen steigende Zinsen abgesichert.<br />
Und wir sehen auch bei aktuellen Finanzierungsaktivitäten,<br />
dass die Kapitalgeber die<br />
Qualität unserer Immobilien schätzen und<br />
uns weiterhin gerne finanzieren.<br />
Unsere laufenden Bauprojekte sind größtenteils<br />
durch frühzeitige Auftragsvergabe<br />
und Verträge, die noch in einem günstigeren<br />
Marktumfeld abgeschlossen wurden,<br />
abgesichert. Aber natürlich spüren wir Preisanstiege<br />
und Lieferengpässe im Bau. Von<br />
Vorteil ist dabei für uns, dass wir mit unserer<br />
Tochtergesellschaft Omnicon schon sehr<br />
lange und gut am Markt positioniert sind.<br />
Dadurch haben wir das direkte Feedback von<br />
der Baustelle auch von mehreren Projekten<br />
und können selbst bei kleineren Einzelmengen<br />
Skaleneffekte und lange etablierte<br />
Kundenbeziehungen nutzen.<br />
Insgesamt ist erkennbar, dass vor allem<br />
hochwertige Büroflächen eher steigende<br />
Mieten und stabile Werte verzeichnen als<br />
Class-B-Gebäude. Daher sehen wir uns mit<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
131
ImFokus<br />
„Wir prüfen in Rumänien<br />
alle strategischen Optionen – aber<br />
nicht um jeden Preis<br />
und vor allem ohne Zeitdruck.“<br />
unserem Fokus auf hochwertige Büros in<br />
guten Lagen gut positioniert.<br />
Welche anderen Risiken für Ihr<br />
Geschäftsmodell machen Sie aus –<br />
etwa eine längere Rezession?<br />
Natürlich ist eine längere Rezession oder<br />
Stagflation ein Risiko für Büroanbieter und<br />
das allgemeine Wirtschaftsgeschehen, da sich<br />
ein Rückgang der Konjunktur immer auch<br />
auf den Arbeitsmarkt und die Investitions-<br />
Silvia Schmitten-Walgenbach,<br />
CA Immo<br />
tätigkeit von Unternehmen auswirkt. Wir<br />
gehen allerdings aus heutiger Sicht davon<br />
aus, dass sich dadurch der aktuelle Trend<br />
hin zu höherer Qualität bei den Büroflächen<br />
noch weiter verstärkt. Denn während der<br />
Pandemie und aktuell ändert sich der Ansatz<br />
der Unternehmen bei den Büroflächen ¬<br />
mit „Work from Home“ oder jetzt „Work<br />
from Anywhere“ werden Immobilien in<br />
verkehrsgünstiger Lage, Flächenzuschnitte<br />
sowie flexible Nutzungsmöglichkeiten immer<br />
wichtiger. Die Arbeitsflächen werden als<br />
zentraler Ort der kultur- und identitätsstiftenden<br />
Zusammenarbeit eingerichtet, der<br />
einzelne Mitarbeiter hat oft keinen festen<br />
„eigenen“ Arbeitsplatz mehr. Dadurch werden<br />
Mitarbeitereinstellungen und -entlassungen<br />
keine sofortige einseitige Wirkung auf die<br />
Mietflächen mehr haben.<br />
Neben den traditionellen Key Risk-Indikatoren<br />
wie beispielsweise Lage, Vermietungsgrad und<br />
Mietniveau finden zunehmend auch nachhaltigkeitsrelevante<br />
Faktoren wie Klimawandel<br />
und die daraus entstehenden Risiken und<br />
neue regulatorische Vorgaben Berücksichtigung.<br />
Auf Konzernebene sind gute Bonität<br />
und konservativer Verschuldungsgrad, also<br />
eine in Summe stabile Bilanz, wichtig, um für<br />
die sich aktuell verändernden Rahmenbedingungen<br />
gut gerüstet zu sein.<br />
Gibt es Neues aus Rumänien zu berichten?<br />
Sie prüfen dort ja alle strategischen<br />
Optionen inklusive einem totalen Exit der<br />
CA Immo. Täuscht der Eindruck, dass es<br />
stark nach Letzterem ausschaut?<br />
132 ImmoFokus
Wir prüfen in Rumänien alle strategischen<br />
Optionen, einschließlich eines Verkaufs einzelner<br />
Gebäude, eines Teils oder des gesamten<br />
Portfolios inklusive des lokalen Management-<br />
Teams – aber nicht um jeden Preis und vor<br />
allem ohne Zeitdruck. Ein breit aufgestellter<br />
Vermarktungsprozess läuft und wir sehen<br />
erfreulicherweise starkes Interesse von guten,<br />
bonitätsstarken Investoren.<br />
Sie haben kürzlich Ihre erste Hauptversammlung<br />
als CEO der CA Immo erlebt.<br />
Wie waren Ihre Eindrücke beziehungsweise<br />
geht es in der Generaldebatte<br />
hierzulande wirklich emotionaler zu als in<br />
Deutschland? Sehen Sie im Kontakt mit<br />
Mitarbeitern gewisse landesspezifische<br />
Eigenheiten?<br />
Leider war meine erste Hauptversammlung<br />
virtuell und lässt sich daher schwer mit den<br />
Hauptversammlungen in Präsenz vergleichen,<br />
die ich früher besucht habe. Grundsätzlich<br />
konnte ich jedoch keine großen<br />
landestypischen Unterschiede feststellen<br />
– obwohl die CA Immo ja ein internationales<br />
Unternehmen ist, mit Investoren und Mitarbeitern<br />
aus vielen europäischen Ländern und<br />
auch aus den USA.<br />
Bleiben wir bei der Hauptversammlung.<br />
Dort war es unschwer zu erkennen, dass<br />
viele mit dem Auftreten von Mehrheitsaktionär<br />
Starwood – Stichwort:<br />
Sonderausschüttung und deren Folgen<br />
wie Rating-Herabstufung, Kursschwäche<br />
und Dividenden-Ausfall – nicht gerade<br />
glücklich sind. Auch ein Squeeze-Out<br />
wird befürchtet. Ist das ein realistisches<br />
Szenario?<br />
Wir können das zukünftige Verhalten<br />
unseres Kernaktionärs nicht vorhersagen.<br />
Aber ein Squeeze-Out ist erst ab 90 Prozent<br />
Beteiligung möglich, und diese Schwelle hat<br />
der Mehrheitsaktionär Starwood noch nicht<br />
erreicht.<br />
Immer wieder ist von verschiedenen<br />
Seiten zu hören, dass die CA Immo kein<br />
österreichisches Unternehmen mehr sei.<br />
Was entgegnen Sie diesen Stimmen?<br />
Die CA Immo hat 1999 begonnen, international<br />
zu investieren und ein europäisches<br />
Portfolio aufzubauen. Diese regionale<br />
Diversifizierung hat unser Wachstum und<br />
die erfolgreiche Entwicklung erst ermöglicht<br />
– Österreich ist einfach ein zu kleiner<br />
Markt für ein Unternehmen mit unserem<br />
Geschäftsmodell. Somit sind wir schon seit<br />
langem ein internationales Unternehmen,<br />
das an der Wiener Börse notiert und das<br />
Headquarter in Wien hat. Unsere internationale<br />
Ausrichtung ist die Basis für unseren<br />
Erfolg.<br />
Die Die erste erste Adresse Adresse<br />
für<br />
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Betreutes für<br />
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Wohnen.<br />
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Marktführer<br />
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Wir sind<br />
Ihr Experte<br />
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Seniorenimmobilien<br />
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Betreutes Wohnen von von Silver Living steht für für eine eine zukunftssichere<br />
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Assetklasse. Neben dem dem demografischen Wandel sorgt unser<br />
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bewährtes Konzept für für den den betriebswirtschaftlichen Erfolg.<br />
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Sie Sie profitieren von von unserer langjährigen Expertise und und fundiertem<br />
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Know-How in in Konzeption, Umsetzung und und Betrieb von von Betreuten<br />
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Wohnanlagen. Darüber hinaus bieten wir wir Ihnen ein ein umfassendes<br />
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Serviceangebot aus aus einer Hand. Nachhaltigkeit durch Vorbeugung<br />
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der der Landversiegelung runden unser Consultingangebot ab. ab.<br />
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www.silver-living.com<br />
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<strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
133<br />
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ImFokus<br />
Das Triumvirat<br />
Im Gespräch. Alexander Bosak, Matthias Grosse und Maximilian Rath starten jetzt mit<br />
Exploreal Future durch. Das Ziel ist, rund um die Exploreal neue Produkte zu entwickeln.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Drei Profis, ein Ziel: Wie wurden die<br />
Aufgaben verteilt?<br />
Alexander Bosak: Ganz klar! Ich bin für die<br />
Marke Exploreal - die zukünftig alle Produkte<br />
umfasst - und die Bereiche Kunden, Vertrieb<br />
und Customer Care zuständig. Gemeinsam<br />
mit Matthias Grosse, dessen Hauptkompetenz<br />
in der Produktkonzeption liegt, kümmern<br />
wir uns um die Produktweiterentwicklung.<br />
Maximilian Rath verstärkt unsere Kompetenz<br />
im Bereich Technologie. Will man uns Funktionen<br />
zuschreiben, dann bin ich der Chief<br />
Marketing Officer (CMO), Matthias Grosse der<br />
Chief Product Officer (CPO) und Maximilian<br />
Rath der Chief Technical Officer (CTO). Wobei<br />
sich Maximilian nicht nur um die Programmierung<br />
kümmert, sondern um das gesamte<br />
Framework. Aus dieser Kompetenzbündelung<br />
ist die Exploreal Future entstanden.<br />
… um neue Produkte zu entwickeln?<br />
Bosak: Um neue Produkte zu konzipieren und<br />
zur Marktfähigkeit zu bringen. Maximilian<br />
Rath bringt gleich zum Start zwei Produkte<br />
seines Unternehmens ein. Einzelkämpfer<br />
gehören der Vergangenheit an - im 21. Jahrhundert<br />
geht es um Kooperation. Wir sprühen<br />
vor Ideen und sind stolz auf das, was Matthias<br />
und ich zu zweit in vier Jahren erreicht haben.<br />
Jetzt haben wir gespürt, dass wir uns verstärken<br />
und noch besser Aufstellen müssen, um<br />
das nächste Level zu erreichen. Dieser Schritt<br />
muss aber wohlüberlegt sein.<br />
Kernprodukt ist die Bauträgerdatenbank.<br />
War von Anfang an geplant, die Bauträgerdatenbank<br />
von Wien aus über das gesamte<br />
Bundesgebiet auszurollen?<br />
Matthias Grosse: Aufgrund der Größe des<br />
Marktes war es ein logischer Schritt, in Wien<br />
zu beginnen. Die Datenbank ist von Beginn an<br />
auf großes Interesse gestoßen und die Nach-<br />
134 ImmoFokus
frage nach Daten aus dem Wiener Umland war<br />
seitens der Projektentwickler gleich da. Ohne<br />
Übertreibung kann man sagen: Das Angebot<br />
hat voll eingeschlagen. Geholfen hat auch die<br />
Kooperation mit der Wirtschaftskammer.<br />
Die Entscheidung, die Datenbank auf ganz<br />
Österreich auszurollen, war schnell getroffen,<br />
und auch die, dass wir uns ausschließlich darauf<br />
konzentrieren.<br />
Was sind die Hauptpunkte für den Erfolg?<br />
Bosak: Neben dem Produktdesign vor allem<br />
Datenqualität, Vollständigkeit und Zuverlässigkeit.<br />
Wir haben angekündigte Terminpläne<br />
immer eingehalten. Das schafft Vertrauen.<br />
Aber jetzt ist für uns der logische Schritt, dass<br />
wir die Bauträgerdatenbank hin zu einer Immobiliendatenbank<br />
entwickeln und in Zukunft<br />
auch zusätzliche Produkte anbieten werden.<br />
Zum Beispiel?<br />
Bosak: Wir werden Informationen bereitstellen,<br />
die unsere Kunden tagein- tagaus brauchen,<br />
also alle Daten rund um die Immobilien,<br />
Eigentümerdaten wie zum Beispiel Grundbuchsdaten,<br />
Einpreisung - und ganz wichtig<br />
– Vergleichswerte. Wir wollen und werden als<br />
Vollanbieter von Immobiliendaten wahrgenommen<br />
werden.<br />
Ein ambitioniertes Programm, das nur mit<br />
hohem Programmieraufwand und Einsatz<br />
von Künstlicher Intelligenz realisierbar ist.<br />
Daher auch die Kooperation mit Maximilian<br />
Rath?<br />
Grosse: Auch noch so intelligente Programme<br />
können keine Kaufverträge auslesen. Da müssen<br />
Menschen ran. Unsere Research-Abteilung<br />
ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Aktuell ist ein<br />
30-köpfiges Inhouse-Team mit Recherchen beschäftigt.<br />
Jedes Projekt wird von diesem Team<br />
wöchentlich aktualisiert. Das kostet Zeit und<br />
Geld, macht aber auch die Qualität aus. Sich nur<br />
auf den Bauträger zu verlassen, ist zu wenig,<br />
das macht die eigene Recherche unerlässlich.<br />
Bosak: Noch einmal kurz zur Ausrollung der<br />
Bauträgerbank zurück.: Seitdem wir in ganz Österreich<br />
vertreten sind, wissen auch die Banken<br />
unser Angebot zu schätzen, aber unsere Hauptzielgruppe<br />
sind und bleiben die Bauträger.<br />
Grosse: Im Juni kommt mit dem Exploreal<br />
Classic Plus eine um zahlreiche Features erweiterte<br />
Bauträgerdatenbank auf den Markt. Die<br />
Bauträgerdatenbank wie wir sie kennen wird<br />
dann unter Exploreal Classic firmieren.<br />
Welche Features verstecken sich<br />
hinter dem Plus?<br />
Grosse: Projektübergreifende statistische Auswertungen<br />
– und das auf Knopfdruck. Nicht<br />
nur für das Bundesland und Bezirksebene.<br />
Es geht immer weiter runter auf<br />
Mikrolagen?<br />
Bosak: Bis auf Grätzelebene können Auswertungen<br />
zur Pipeline, zu Preistrends und<br />
Einpreisungen, zum Wohnungsmix sowie<br />
Zielgruppenanalysen abgerufen werden.<br />
Wie viele Datenpunkte<br />
werden pro Projekt abgefragt?<br />
Bosak: Hunderte. In Summe werden 28 Quellen<br />
herangezogen. Das geht nicht nur vom<br />
Schreibtisch aus. Nicht alle Informationen sind<br />
im Internet zu finden. Auf den Maklerseiten<br />
finden sich zwar viele Projekte – manchmal<br />
aber auch mit widersprüchlichen Angaben.<br />
Da ist dann die Projektwebsite – sofern es eine<br />
gibt – das Maß aller Dinge. In Wien lassen sich<br />
die Projekte mit dem Fahrrad abfahren, – in<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
135
ImFokus<br />
und anbieten zu können. Produkte, die ineinandergreifen.<br />
den Bundesländern ist das schon bedeutend<br />
schwieriger.<br />
Grosse: Mittlerweile haben wir 3.500<br />
Seiten auf unserem Radar, die von unserem<br />
wöchentlichen Monitoring erfasst werden.<br />
Erkennt das System Änderungen, wird eine<br />
automatische Meldung an die Research-<br />
Abteilung erstellt. Da kommen dann wieder<br />
unsere Mitarbeiter ins Spiel, die erheben,<br />
was sich geändert hat, und in Folge diese<br />
Änderungen händisch in die Datenbank eintragen.<br />
Bosak: Da gibt es keinen Algorithmus, keinen<br />
Hokus-Pokus, wie manche vielleicht<br />
glauben. Keine Künstliche Intelligenz und<br />
ich weiß nicht was alles andere noch. Bei<br />
uns sorgen intelligente Mitarbeiter für die<br />
Top-Qualität unserer Daten. Oft lässt sich die<br />
Wohnnutzfläche nur aus einem Plan auslesen<br />
– da ist Spitzfindigkeit gefragt.<br />
Grosse: Ganz zu schweigen vom Grundkostenanteil.<br />
Dieser kann oft nur durch Vergleiche<br />
oder Einsicht in den historischen Grundbuchauszug<br />
ermittelt werden.<br />
Bosak: Die Datenqualität, ist in Wahrheit das<br />
Entscheidende. Die Applikation kann noch<br />
so toll sein, wenn die Qualität der Daten nicht<br />
stimmt, ist die ganze Anwendung ohne Nutzen.<br />
Das Angebot richtet sich aktuell nur an<br />
Profis, also nicht an den Endkonsumenten?<br />
Bosak: Genau so ist es und wird auch so bleiben.<br />
Unser Fokus liegt auf professionellen Anwendern<br />
– für die wir unsere Produktpalette<br />
erweitern wollen.<br />
Grosse: Auch bisher gab es Weiterentwicklungen<br />
mit zusätzlichen Features für unsere<br />
Kunden, die wir unseren Kunden kostenfrei<br />
zur Verfügung gestellt haben. Exploreal Plus<br />
ist im Kern die um Statistik-Features erweiterte<br />
Basis-Version.<br />
Bosak: Dahinter steckt aber viel, viel Arbeit.<br />
Jeder, der einmal mit Statistiken gearbeitet hat,<br />
weiß,: Statistik ist die Nagelprobe für die Daten<br />
und dort zeigt sich, wie gut die Daten wirklich<br />
sind.<br />
Grosse: Aber jetzt sind wir so weit, dass wir<br />
uns trauen, unseren Kunden mit der Plus-Version<br />
ein mächtiges Tool in die Hand zu geben,<br />
mit dem er selbst Statistiken generieren kann<br />
- direkt aus der Datenbank. Durch die Kooperation<br />
mit Maximilian Rath sind wir nun in der<br />
Lage, auch noch weitere Produkte entwickeln<br />
Rath: Was uns verbindet, ist der hohe Anspruch<br />
an die Konzeption der Produkte, daran,<br />
wie sie funktionieren und wie sie miteinander<br />
funktionieren. Das ist auf der technischen<br />
Ebene genauso eine Herausforderung, wie<br />
konzeptionell. Wie greift denn das ineinander?<br />
Wie kann das schneller funktionieren,<br />
wie kann es gut aussehen und für den User<br />
Sinn machen? Wir bringen unter anderem eine<br />
Grundstückskarte ins Portfolio ein. In Exploreal<br />
wird diese Search heißen. Über dieses Tool<br />
können Grundbuchsauszüge und Eigentümerdaten<br />
herausgezogen werden. Dazu kommen<br />
Flächenwidmungspläne, soweit diese von den<br />
Gemeinden eingemeldet wurden.<br />
In Zukunft wird man über Exploreal Search<br />
Zugriff auf sämtliche öffentliche Karten haben,<br />
die in einem Tool miteinander verknüpft werden,<br />
und über umfangreiche Filtermöglichkeiten<br />
aus dem Grundbuch, speziell genutzt werden<br />
können. Der wesentlichste Unterschied<br />
zwischen Exploreal und der Rath IT, ist, dass<br />
wir als Technologieunternehmen keine Daten<br />
erfassen. Wir greifen auf Daten zu, die von Kooperationspartnern<br />
wie dem ZT Datenforum<br />
oder Exploreal oder öffentlichen Anbieten zur<br />
Verfügung gestellt wird. Unser Fokus liegt auf<br />
der Funktionsebene von Applikationen.<br />
Bosak: Durch die Verbindung dieser beiden<br />
Welten entsteht Mehrwert für unsere Kunden.<br />
Grosse: Aktuell entwickeln wir gemeinsam<br />
Exploreal Smart. Ein Wohnungseinpreisungstool<br />
unter Heranziehung unserer Daten sowie<br />
sämtlicher Kaufvertragsdaten vom ZT Datenforum.<br />
Ziel ist also, alle Daten einer Immobilie<br />
zu erfassen …<br />
Grosse: Genau darum geht es. Von Bauträgerdaten,<br />
Angebotsdaten für Neubauwohnungen,<br />
über Verkaufsdaten – bis hin zu denen für die<br />
aufgerufenen Mieten. Mit all diesen Daten<br />
136 ImmoFokus
wird es mit Exploreal Smart möglich sein, auf<br />
möglichst einfache Art und Weise Einpreisungen<br />
vorzunehmen. Adresse eingeben – und auf<br />
einen Klick werden durch schlaue Filter – relevante<br />
Daten angezeigt.<br />
Ein Produkt, das auf den Makler als abzielt?<br />
Bosak: Das wird ein massentaugliches Produkt<br />
für Makler. Der Makler kann rasch, validierte<br />
Einpreisungen vornehmen und seinen<br />
Endkunden zur Verfügung stellen.<br />
Alexander Bosak<br />
Wann wird das Tool zur Verfügung stehen?<br />
Bosak: Das Einpreisungstool wird im Herbst<br />
zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, im<br />
September in den Probemodus zu gehen, um<br />
mit dem Ausrollen im vierten Quartal beginnen<br />
zu können.<br />
Grosse: Generell ist dieses Tool für Makler,<br />
die auf der Suche nach Vergleichswerten sind,<br />
interessant. Aktuell ist das sehr mühsam.<br />
Bosak: Unsere DNA besteht aus Vergleichswerten.<br />
Wir sind aktuell die einzigen am Markt,<br />
die die Gegenwart, die Zukunft und die Vergangenheit<br />
abbilden. Wir wissen, was aktuell am<br />
Markt, ist, – wie es sich verkauft und was demnächst<br />
auf den Markt kommt. Die Herausforderung,<br />
auf die wir uns sehr freuen, ist die Verzahnung<br />
der Angebote. Stand-Alone-Produkte<br />
werden zu einem Ganzen zusammengefügt.<br />
Hier kommt wieder Maximilian ins Spiel.<br />
Matthias Grosse<br />
Rath: Integration ist mein Stichwort. Den Kunden<br />
ein umfassendes Tool anzubieten, aus dem<br />
er Module auswählen kann. Technisch-inhaltlich<br />
gibt es eine große Schnittmenge mit vielen<br />
Ähnlichkeiten. Da ist es naheliegend, dass man<br />
da vom einen ins andere hineinwechseln kann,<br />
schnell, und unkompliziert. Daraus ergibt sich<br />
ein wahnsinnig hoher Gesamtnutzen, der auf<br />
der Strecke bleibt, wenn man das nicht macht.<br />
Bosak: Auf den Punkt gebracht: Wir bieten<br />
eine Datenbank von Immobilien-Experten für<br />
Immobilien-Profis, die damit rascher, besser<br />
und fundierter entscheiden können.<br />
Maximilian Rath<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
137
ImFokus<br />
Home-Office für Makler<br />
Rentabel. Eine intelligente, webbasierte Immobiliensoftware lohnt sich vor allem für Immobilienmakler, die<br />
viel unterwegs sind. Nun spielt sie auch bei den Angestellten im Backoffice ihre Vorteile aus, die vermehrt in<br />
ihren eigenen vier Wänden arbeiten.<br />
Autor: Heimo Rollett<br />
W<br />
er vordenkt und vorsorgt,<br />
hat oft einen ordentlichen<br />
Mehraufwand – im Falle des<br />
Falles allerdings auch einen<br />
riesigen Vorteil. Beispiel: Die Maklersoftware<br />
onOffice enterprise. Sie wurde von Anfang an<br />
als webbasierte Software entwickelt. Was damals<br />
noch als Neuland galt, etablierte sich in den<br />
kommenden Jahren und ist heutzutage kaum<br />
noch wegzudenken. Gerade die Angestellten,<br />
die viel unterwegs waren und mobil arbeiten<br />
wollten, lernten die Vorzüge einer Online-Software<br />
schnell kennen. Sie wurden in die Lage versetzt,<br />
überall auf Kunden-und Objektdaten zugreifen<br />
zu können, um beispielsweise möglichst schnell<br />
zu reagieren, eingegangene E-Mails und Interessentenanfragen<br />
rasch beantworten zu können.<br />
Diese Möglichkeiten wurden in Folge ständig<br />
erweitert und perfektioniert, etwa mit einer App,<br />
die auch das Arbeiten am Smartphone ermöglicht,<br />
oder mit der Synchronisation von Terminen, die<br />
unmittelbar auf allen Geräten angezeigt werden.<br />
normalerweise im Büro verrichten, können<br />
sie zumeist 1:1 vom heimischen Arbeitsplatz<br />
aus bewerkstelligen. Ebenso wie viele andere<br />
Branchen erkennen derzeit auch Maklerunternehmen,<br />
dass Home-Office in vielen Fällen<br />
einfacher umsetzbar ist als gedacht.<br />
Nicht wenige Skeptiker, die einer Büropräsenz<br />
lange Zeit den Vorzug gaben, wurden durch<br />
die Coronakrise eines Besseren belehrt, meint<br />
zusätzliche Tablets und Smartphones für die<br />
Innendienst-Angestellten in den zurückliegenden<br />
Monaten nicht ohne waren.<br />
Der Geschäftsführer der Schürrer & Fleischer<br />
Immobilien, die 140 Mitarbeiter in zehn Filialen<br />
beschäftigt, ergänzt: „Wir setzen seit einigen<br />
Jahren auf den Prozessmanager von onOffice.<br />
Er hat uns geholfen, nahezu reibungslos unser<br />
gesamtes Personal von heute auf morgen ins<br />
„Ich war lange Zeit kein Fürsprecher von Home-Office. Ich dachte<br />
immer, dass viele Mitarbeiter eher eine enge Führung<br />
benötigen. Nun weiß ich, dass dem nicht so ist. Wenn sie<br />
motiviert sind und Spaß an der Arbeit haben, ist es egal,<br />
wo sie tätig sind.“<br />
Peter Schürrer,<br />
Mitglied des Immobilienverbandes IVD<br />
Der Fall tritt ein<br />
So, und dann ist es soweit, und eine saudumme<br />
Situation tritt ein – Sie wissen schon, das mit<br />
dem Coronavirus … Den Vorteil einer durchdachten<br />
Software lernen gerade in dieser Zeit<br />
auch die Angestellten aus dem Backoffice zu<br />
schätzen. Sie konnten und können auch danach<br />
problemlos im Home-Office oder mobil<br />
tätig sein, ohne dass hierfür technische Anpassungen<br />
nötig sind. Die Tätigkeiten, die sie<br />
etwa Peter Schürrer aus Deutschland. Schürrer<br />
ist Mitglied des Immobilienverbandes IVD<br />
und onOffice enterprise-Anwender: „Ich war<br />
lange Zeit kein Fürsprecher von Home-Office.<br />
Ich dachte immer, dass viele Mitarbeiter eher<br />
eine enge Führung benötigen. Nun weiß ich,<br />
dass dem nicht so ist. Wenn sie motiviert sind<br />
und Spaß an der Arbeit haben, ist es egal, wo<br />
sie tätig sind.“ Wenngleich der Immobilienprofi<br />
nicht verhehlt, dass die Investitionen in<br />
Home-Office zu schicken, ohne dass Abläufe<br />
und Produktivität litten.“ onOffice-Geschäftsführer<br />
Stefan Mantl unterstützt diese Aussage:<br />
„Unternehmen, die bereits vor der Coronakrise<br />
klare betriebliche Abläufe hatten, die in<br />
der Software hinterlegt sind, und bei denen<br />
jeder Mitarbeiter genau weiß, was er wann<br />
zu tun hat, taten sich mit der Umstellung der<br />
gesamten Belegschaft auf Homeoftice leicht.“<br />
Bei der Aufnahme eines neuen Objekts wird<br />
138 ImmoFokus
eispielsweise mithilfe des Prozessmanagers<br />
klar definiert, wer sich jeweils um fehlende<br />
Unterlagen, die Aufbereitung der Grundrisse,<br />
Objektfotos, 360°-Panoramatouren, den Energieausweis<br />
und Exposétexte kümmert. Dank<br />
dieses Automatismus, der klare Arbeitsschritte<br />
und Verantwortlichkeiten vorgibt, müssen nur<br />
selten Rückfragen an Kollegen gestellt werden.<br />
Zudem ist ersichtlich, an welcher Stelle das Projekt<br />
steht und wo es eventuell hakt, etwa weil<br />
ein Grundbuchauszug auf sich warten lässt.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
Auch bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter<br />
ist dieser selbsterklärende Prozessmanager<br />
eine große Hilfe. Gibt es dennoch Rückfragen,<br />
können die Mitarbeiter auf einen eigenen<br />
Messenger der Software zurückgreifen und<br />
darüber kommunizieren. Der Vorteil: Die<br />
Kommunikation ist unmittelbarer und wird in<br />
der Regel schneller übertragen als eine E-Mail.<br />
Telefonverbindung mit einem Klick<br />
Die Spezialsoftware, deren Firmensitz in Wien<br />
liegt, unterstützt außerdem Internet-Telefonie<br />
(Voice over IP, kurz VoIP), die ebenfalls einen<br />
großen Mehrwert beim mobilen Arbeiten<br />
bietet. Internettelefonie bedeutet, dass mobil<br />
arbeitende Angestellte über das Internet<br />
telefonieren. Zwei große Vorteile sind damit<br />
verbunden: Beim Telefonieren wird die Bürotelefonnummer<br />
übertragen, nicht die Handyoder<br />
private Telefonnummer. Das wirkt<br />
gegenüber den Maklerkunden professionell.<br />
Zweitens wird die Telefonrechnung des privaten<br />
Festnetzanschlusses der Angestellten nicht<br />
belastet. Gleichzeitig sind damit weitere praktische<br />
Vorteile verknüpft: Bei eingehenden<br />
Telefonaten erkennt die Software den Anrufer<br />
und öffnet seine Kontaktdaten am Bildschirm.<br />
Auch umgekehrt, aus der Software heraus, ist<br />
damit eine Arbeitserleichterung verbunden.<br />
Die Nutzer können über die Kundendaten<br />
durch Klicken auf einen Button eine Internet-<br />
Telefonverbindung aufbauen. Gleichzeitig<br />
öffnet sich ein Aktivitäten-Fenster, in dem<br />
anschließend eine Gesprächsnotiz eingetragen<br />
werden kann.<br />
Hilfreich für Angestellte im Home-Office sind<br />
die Erklärvideos mit dem Titel „OnOffice effizient<br />
nutzen“. Gerade wer noch nicht lange<br />
mit der Software arbeitet oder neue Aufgaben<br />
übernommen hat, kann sich hier schnell informieren<br />
und muss sich nicht an erfahrene<br />
Kollegen wenden. Die bei YouTube hochgeladenen<br />
Videos erläutern zum Beispiel Tools wie<br />
die Adressvervollständigung, geben Tipps für<br />
die effiziente Suche nach E-Mails oder erklären<br />
den Anfragenmanager, der automatisiert eingehende<br />
Exposé-Anfragen bearbeitet.<br />
Über das Erfolgscockpit von onOffice enterprise<br />
können Führungskräfte den Workflow auf einem<br />
Blick prüfen, vorausgesetzt sie verwenden<br />
den Prozessmanager. Auf diese Weise erhält<br />
die Firmenleitung Kennzahlen und Statistiken<br />
zur Effizienz: Auf Umsatzschwankungen und<br />
Kostentreiber kann frühzeitig reagiert werden.<br />
Mitarbeiter lassen sich besser gemäß ihren<br />
Stärken und Schwächen einsetzen. Insbesondere<br />
wenn der Großteil der Mitarbeitenden seit<br />
Wochen nicht im Büro ist, kurze Abstimmungen<br />
in der Küche oder am Kaffeeautomaten<br />
wegfallen, wird so ein Überblick über die wichtigsten<br />
Unternehmenskennzahlen aufrechterhalten.<br />
Auftragsvolumen und Produktivität<br />
der Angestellten im Home-Office sind über die<br />
Distanz hinweg ersichtlich.<br />
Neuentwicklungen, die als Folge der<br />
Corona-Erfahrungen entstanden<br />
Selbstredend blieben die Softwareentwickler<br />
auch während der Pandemie nicht untätig und<br />
schufen neue Anwendungen, die insbesondere<br />
den wichtigen Erstkontakt mit Verkäufern und<br />
Kaufinteressenten, aber auch die Kommunikation<br />
innerhalb der eigenen Belegschaft vereinfachen.<br />
Mit ReadyToMeet lassen sich Videokonferenzen<br />
mit wenigen Klicks organisieren<br />
Die entsprechenden Einladungen können mit<br />
onOffice enterprise per E-Mail oder Messenger<br />
verschickt werden. Dabei unterstützt die Technik<br />
alle gängigen Anwendungen wie Google<br />
Meet oder GoTo-Meeting. Für welche davon<br />
sich das Maklerbüro entscheidet, sollte von<br />
seinen Prioritäten abhängen. Manche Meeting-Anwendungen<br />
laufen über den Browser,<br />
für andere muss man sich eine kleine Datei<br />
herunterladen. Wieder andere Anbieter ermöglichen<br />
es, gemeinsam in Dokumenten zu<br />
arbeiten. Schließlich unterscheiden sich auch<br />
die Abo-Laufzeiten und Preise bei den einzelnen<br />
Videokonferenz-Systemen.<br />
Dass den Technikern auch in den nächsten<br />
Monaten die Ideen und Verbesserungen nicht<br />
ausgehen, dafür sorgt alleine schon, dass auch<br />
die über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
von onOffice selbst jeden Tag mit der Software<br />
arbeiten und auch in ihrem Unternehmen nahezu<br />
alle seit Monaten im Home-Office sind.<br />
Durch die praktische Anwendung ergeben sich<br />
oft Verbesserungen und Vereinfachungen,<br />
von denen alle Nutzer profitieren.<br />
Nicht zuletzt, weil seit über einem Jahr nahezu<br />
keine Branchenevents als Präsenzveranstaltung<br />
stattfinden, hat das Unternehmen außerdem<br />
verschiedene virtuelle Formate entwickelt,<br />
um über Neuentwicklungen, Tipps & Tricks<br />
sowie Branchenneuigkeiten zu informieren.<br />
Dazu zählt der monatlich stattfindende „immo.<br />
Talk“ sowie die „web.Con“ in der Anwender<br />
und Experten einmal im Quartal über Innovationen,<br />
neue Gesetze und mehr berichten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
139
ImFokus<br />
Digitalisierung im<br />
Facility Management<br />
nicht mehr wegzudenken<br />
Round Table. In einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde sprechen Dirk Christophel (COO Simacek<br />
Facility Management), Michael Freitag (Geschäftsführer Sodexo Service Solutions Austria), Ingo Hörnecke<br />
(Betriebsleiter Reiwag), Michael Lackner (Geschäftsführer Dr. Sasse Gruppe) und Werner Moldaschl<br />
(Geschäftsführer Wisag) über die digitale Transformation im Facility Management.<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
Wie weit fortgeschritten ist die Digitalisierung<br />
in der Facility Managementbranche?<br />
Michael Freitag: Im kaufmännischen Bereich,<br />
wie etwa beim Reporting, wo es unter anderem<br />
darum geht, Kosteneinsparpotenziale offenzulegen,<br />
ist die Digitalisierung weit vorangeschritten.<br />
Da bringen digitale Tools einen wirklichen<br />
Wettbewerbsvorteil - auch gegenüber dem<br />
Kunden, dem man beispielsweise aufzeigen<br />
kann, wie er den Lebenszyklus eines Gebäudes<br />
optimieren kann. Bei den Facility Management-<br />
Dienstleistungen an sich steht der Mitarbeiter<br />
nach wie vor im Vordergrund. Auch wenn<br />
Themen wie Robotik im Kommen sind.<br />
Dirk Christophel: Da muss man zwischen<br />
technischem und infrastrukturellem Facility<br />
Management unterscheiden. Im technischen<br />
Facility Management, wo etwa Gebäudeautomationslösungen<br />
betreut werden, ist die<br />
Digitalisierung viel weiter fortgeschritten.<br />
Auch weil dort digitale Tools leichter eingesetzt<br />
werden können. Im infrastrukturellen<br />
Bereich ist hingegen eine gewisse Ambivalenz<br />
auszumachen. Einerseits möchten Kunden<br />
Optionen aufgezeigt bekommen und wissen,<br />
„Der größte Verhinderer<br />
des Datenaustausches ist die<br />
Datenschutzverordnung.“<br />
Dirk Christophel,<br />
Simacek Facility Management<br />
was wir mit den gesammelten Daten machen<br />
können. Andererseits ist unser Eindruck, dass<br />
sie sich nicht ganz durchringen können, mit<br />
uns gemeinsam das Potenzial digitaler Tools<br />
auszuschöpfen.<br />
Ingo Hörnecke: Die Digitalisierung ist in unserer<br />
Branche nicht mehr wegzudenken. Dabei<br />
spielen drei Faktoren eine Rolle. Einer davon<br />
ist Optimierung. Vom Markt kann man sich<br />
am besten absetzen, indem man die Qualität<br />
verbessert. Dazu muss man seine Kosten unter<br />
Kontrolle haben und auch wissen, wo man ansetzen<br />
kann, um diese zu reduzieren. Das geht<br />
wiederum nur über das Sammeln von Daten<br />
und deren Analyse. Und je länger die Baseline<br />
der Daten, umso mehr sprechen die Daten Ihre<br />
Sprache. Der zweite Faktor ist Kommunikation.<br />
Da sollte man nicht zwischen interner<br />
und externer Kommunikation unterscheiden.<br />
Digitale Tools helfen hier, schneller und vor<br />
allem transparenter zu kommunizieren. Der<br />
dritte Faktor ist Transparenz. Ihm wird noch<br />
nicht so viel Beachtung geschenkt. Hier geht<br />
es um Themen wie unter anderem digitalisierte<br />
Zeiterfassung oder Wartungsprotokolle.<br />
140 ImmoFokus
„Die Mitarbeiter-Fluktuation<br />
ist aktuell auch im<br />
Reinigungsbereich enorm.“<br />
Ingo Hörnecke,<br />
Reiwag<br />
Dass die Pandemie den digitalen Transformationsprozess<br />
zusätzlich beschleunigt<br />
hat, ist aus vielen Branchen zu hören. Gilt<br />
das auch für das Facility Management?<br />
Michael Lackner: Ja, die Pandemie war in<br />
unserer Branche sicherlich ein Treiber, der die<br />
Digitalisierung um einige Jahre vorangebracht<br />
hat. Was den Status quo der Transformation<br />
betrifft, muss man zwischen den einzelnen<br />
Anbietern und den Kunden unterscheiden.<br />
Intern schreitet die Digitalisierung unserer<br />
Prozesse rasant voran. Wenn es aber um den<br />
digitalen Roll-out bei unseren Kunden geht,<br />
gibt es bestimmt noch Aufholbedarf. Es wird<br />
künftig noch vieles geben, was wir uns jetzt<br />
noch gar nicht vorstellen können.<br />
Werner Moldaschl: Wir haben vor allem<br />
gemerkt, dass im Zuge der Pandemie die<br />
Akzeptanz für die Digitalisierung wesentlich<br />
gestiegen ist. Die mittlerweile weit verbreitete<br />
Kommunikation über Videokonferenzen ist<br />
hier nur ein Beispiel. Allerdings ist es nicht<br />
immer so einfach, die Mitarbeiter von den<br />
Vorteilen, die die Nutzung digitaler Tools für<br />
sie bringt, zu überzeugen und etwa Reinigungsmitarbeitern,<br />
die gewohnt sind, Zettel<br />
auszufüllen, Tablets in die Hand zu drücken.<br />
Das ist nicht nur eine altersspezifische Frage.<br />
Am Ende des Tages gilt es natürlich, sowohl<br />
Kunden als auch Mitarbeiter so weit zu bringen,<br />
sich für die Möglichkeiten und Vorteile<br />
digitaler Tools zu öffnen.<br />
Immer öfter kommen im infrastrukturellen<br />
Facility Management Roboter zum<br />
Einsatz. Werden sie früher oder später<br />
den Menschen ersetzen?<br />
Christophel: Ich glaube, dass Roboter in der<br />
Reinigung noch sehr lange nicht in der Lage<br />
sein werden, menschliche Arbeitskräfte zu<br />
ersetzen. Das Einsatzgebiet ist einfach zu<br />
klein, als dass man von großem Optimierungsbeziehungsweise<br />
Einsparpotenzial sprechen<br />
könnte, da wir nicht so viele große Flächen<br />
haben. Aber sehr wohl können Roboter zur<br />
Qualitätssteigerung und Effizienzverbesserung<br />
beitragen. Im Bürobereich sehe ich das<br />
im Übrigen genauso.<br />
Hörnecke: Wir sehen die Robotik – und wir<br />
als Reiwag haben zu dem Thema aufgrund<br />
unserer Beteiligung an Lionsbot, einem<br />
Hersteller von Reinigungsrobotern aus<br />
Singapur, eine besondere Beziehung – nicht<br />
als Möglichkeit, um Mitarbeiter zu ersetzen.<br />
Sie soll sie vielmehr dabei unterstützen, die<br />
Qualität zu verbessern. Die Roboter können<br />
von langwierigen und monotonen Aufgaben<br />
entbinden. Währenddessen können die<br />
Mitarbeiter andere, wertvolle Dinge erledigen,<br />
um die Qualität der Dienstleistung zu steigern.<br />
Dazu gehört etwa, die Ecken und Kanten zu<br />
reinigen, was Roboter nach dem aktuellen<br />
Stand der Konstruktion noch nicht können.<br />
Lackner: Auch die Dr. Sasse Gruppe setzt<br />
bereits Roboter von Lionsbot und anderen<br />
Herstellern ein. Drei davon sind beispielsweise<br />
auf einem bekannten Flughafen in England im<br />
Einsatz. Und zwar tagtäglich. Früher wurden<br />
die Flächen händisch vielleicht zwei, drei Mal<br />
pro Woche gereinigt. Aber jetzt hat man die<br />
Roboter und setzt sie auch ein, was natürlich<br />
die Qualität verbessert. Die Kollegen in England<br />
gehen sogar noch einen Schritt weiter:<br />
Am betreffenden Flughafen ist in der Nacht<br />
nur ein Terminal aktiv. Die anderen werden<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
141
ImFokus<br />
„Bei den Facility<br />
Management<br />
Dienstleistungen, steht der<br />
Mitarbeiter nach wie vor im<br />
Vordergrund.“<br />
Michael Freitag,<br />
SSS Austria<br />
geschlossen und das Licht wird abgedreht. Die<br />
Roboter reinigen also im Dunkeln. Und zwar<br />
4.000 bis 5.000 Quadratmeter. Ein Mensch<br />
könnte das nicht. Reinigungsroboter schaffen<br />
also bereits jetzt Mehrwert.<br />
Den Fachkräftemangel werden<br />
Roboter aber trotzdem so schnell<br />
nicht lösen können?<br />
Moldaschl: Ich glaube, es wird mit der<br />
Digitalisierung bei uns so sein wie auch in<br />
anderen Branchen: Mitarbeiter mit keiner<br />
oder nur einer einfachen Ausbildung, die nicht<br />
dazulernen wollen, werden ersetzt werden.<br />
Wer sich dagegen fortbilden möchte, etwa im<br />
Bereich Gebäudetechnik und Digitalisierung,<br />
wird sehr wahrscheinlich einen sicheren<br />
Arbeitsplatz haben und beispielsweise an der<br />
Gebäudeleittechnik und Anlagen - auch von<br />
zu Hause aus - steuern.<br />
Freitag: Man darf nicht vergessen, dass es<br />
alleine schon aufgrund der demographischen<br />
Entwicklung beziehungsweise der alternden<br />
Bevölkerung immer schwieriger werden<br />
wird, geeignete Arbeitskräfte zu finden.<br />
Da helfen digitale Lösungen, vor allem im<br />
Verwaltungsbereich. Aktuell, glaube ich,<br />
würde es grundsätzlich genug Fachkräfte<br />
geben, allerdings muss man sich als attraktiver<br />
Arbeitgeber präsentieren. Man muss gut<br />
bezahlen und insgesamt ein schönes Package<br />
schnüren, das der Zielgruppe entspricht, weil<br />
künftige Generationen andere Anforderungen<br />
an uns als ihre Arbeitgeber haben werden als<br />
die, die heute für uns arbeiten.<br />
Also wird es höherer Löhne bedürfen?<br />
Christophel: Wir befinden uns zweifellos<br />
in einer schwierigen Situation. Einerseits<br />
ist natürlich auch in unserer Branche der<br />
Schrei nach mehr Gehalt groß. Andererseits<br />
können wir nicht einfach die Löhne, und<br />
damit auch die Preise, anheben. Schließlich<br />
befinden wir uns in einem hart umkämpften<br />
Wettbewerbsmarkt. Wichtig wäre es, dass<br />
der Kunde Verständnis zeigt und einsieht,<br />
dass er, wenn er entsprechende Qualität<br />
haben möchte, dafür auch angemessen<br />
bezahlen muss.<br />
Womit wir uns als Branche im Zusammenhang<br />
mit dem Fachkräftemangel ein Eigentor<br />
schießen, ist unsere Positionierung, unser<br />
Image. Leider ist es nach wie vor so, dass sich<br />
jede Firma, die einen VW Caddy mit drei Besen<br />
und etwas Werkzeug im Kofferraum besitzt,<br />
als Facility Management-Dienstleister oder sogar<br />
als Facility Management-Serviceprovider<br />
bezeichnet. Das erleichtert die Suche nach<br />
Mitarbeitern nicht gerade.<br />
Lackner: Im War for Talent müssen wir in der<br />
Facility Management Branche aktiver sein und<br />
uns attraktiver präsentieren. Es geht wie bei<br />
allemm um Information und die richtige Kommunikation.<br />
Damit unsere Nachwuchstalente<br />
wissen, dass wir einen sicheren Arbeitsplatz<br />
bieten und sie sogar in der Reinigung digitale<br />
Apps steuern dürfen oder mit Robotern arbeiten<br />
können. Ein ganz wichtiges Thema sind für<br />
uns Lehrlinge. Wenn bei uns Mitarbeiter einen<br />
Lehrabschluss haben, dann haben sie den in<br />
der Regel nicht über den ersten Bildungsweg<br />
gemacht, sondern wir Arbeitgeber haben dafür<br />
gesorgt und sie dabei unterstützt. Gerade die<br />
Lehre lässt junge Menschen den ersten Schritt<br />
in eine Branche machen. Auch beim Thema<br />
Lehrlinge müssen wir uns am Arbeitsmarkt<br />
attraktiver präsentieren. Ich glaube, dass wir<br />
da über die Grenzen der eigenen Unternehmen<br />
hinaus zusammenarbeiten sollten, um Ideen<br />
zu entwickeln.<br />
Christophel: Das sehe ich genauso. In<br />
Deutschland hat der Branchenverband<br />
GEFMA (für: „German Facility Management<br />
Association“) mit den Möglichmachern vor<br />
einigen Jahren eine Initiative gegründet, um<br />
die Branche bei potenziellen Mitarbeitern und<br />
Kunden bekannter zu machen. Die war sehr<br />
breit gefasst und wurde von vielen Dienstleistern<br />
unterstützt. In Österreich gibt es, was<br />
das Image der Branche betrifft, noch sehr<br />
viel zu tun, um vor allem von potenziellen<br />
Arbeitskräften positiver gesehen zu werden.<br />
142 ImmoFokus
„Im War for Talent<br />
müssen wir als<br />
Branche aktiver sein<br />
und uns besser<br />
präsentieren.“<br />
Michael Lackner,<br />
Dr. Sasse Gruppe<br />
Ich würde hierzulande sehr gerne einen Weg<br />
mitgestalten, um dieses Image auf ein neues<br />
Level zu heben.<br />
Hörnecke: Vom Fachkräftemangel ist nicht<br />
nur das Facility Management betroffen ist,<br />
sondern viele anderen Branchen auch. Egal,<br />
ob Empfangsdienste, Sicherheitsmitarbeiter<br />
oder Hotel- und Gastronomiemitarbeiter – die<br />
Leute wollen einfach viele Jobs nicht mehr<br />
machen. Gleichzeitig sagen aber auch viele<br />
Firmen: „Ich will mir den ganzen Aufwand<br />
der Ressourcenbeschaffung einfach nicht<br />
mehr antun.“ Denn die Fluktuation ist aktuell<br />
enorm. Das trifft unter anderem auch auf den<br />
Reinigungsbereich zu.<br />
Wie reagieren Sie darauf ?<br />
Hörnecke: Wir sehen uns als Firma, die<br />
breiter aufgestellt ist als andere. So müssen<br />
wir auch in die Zukunft gehen. Wir sind<br />
nicht nur eine Reinigungsfirma. Wir sind ein<br />
Dienstleistungsbetrieb, der mit der Zeit und<br />
neuen Anforderungen wächst. Wir wollen<br />
uns, basierend auf unseren bestehenden<br />
Fähigkeiten und Erfahrungen, aber auch<br />
durch Digitalisierung, Innovation und Lernen<br />
weiterentwickeln. Wir müssen uns vor Augen<br />
halten, dass wir uns gerade mitten in einem<br />
Veränderungsprozess befinden und die<br />
Chance haben, uns breiter aufzustellen.<br />
Lackner: Man darf auch nicht vergessen, dass<br />
wir aufgrund der Digitalisierung um Mitarbeiter<br />
kämpfen, die in unserer Branche früher<br />
gar nicht tätig waren, wie IT-Spezialisten oder<br />
Projektleiter, die sich mit digitalen Prozessen<br />
auseinandersetzen. Auch Mitarbeiter für die<br />
Verwaltung, Buchhalter oder Finanzbuchhalter,<br />
die derzeit auch jeder zu suchen scheint,<br />
haben sich rar gemacht. In gewisser Weise<br />
verschärft die Digitalisierung also auch den<br />
Personalmangel.<br />
Lassen Sie uns wieder näher an das Thema<br />
Digitalisierung rücken. Sind ergebnisorientierte<br />
Verträge, bei denen der Fokus<br />
auf dem Ergebnis liegt und nicht auf dem<br />
Abarbeiten einzelner Leistungen, wirklich<br />
die bessere Basis für die<br />
Implementierung digitaler Services?<br />
Freitag: Das wäre tatsächlich der Fall. Wir<br />
sehen das bei unseren internationalen<br />
Verträgen, die um Welten weiter sind als die<br />
auf nationaler Ebene. Da geht es beispielsweise<br />
darum, Inflation zu kompensieren, Kosten kontrollierbar<br />
und den Kunden am Ende des Tages<br />
wettbewerbsfähiger zu machen. Das Schlüsselargument,<br />
das man dem Kunden bieten kann,<br />
ist insgesamt Transparenz. Insgesamt gibt es<br />
in dem Zusammenhang am österreichischen<br />
Markt noch viel Luft nach oben.<br />
Christophel: Ich bin überzeugt, dass sich der<br />
Markt stärker in Richtung Output-orientierter<br />
Dienstleistung entwickeln wird. Bei den<br />
Bestandskunden ist das aber noch nicht auszumachen.<br />
Viele denken sich möglicherweise,<br />
dass sie bislang ganz gut mit leistungsorientierten<br />
Verträgen gefahren sind, ein Vertrauensverhältnis<br />
zum Dienstleister aufgebaut<br />
haben, dass die Zusammenarbeit funktioniert<br />
und letztlich auch die Qualität passt. Bei<br />
neuen Kunden erkennt man aber gerade<br />
Digitalisiert statt kompliziert.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
143
ImFokus<br />
Moldaschl: Auch, wenn es die Verträge hergegeben<br />
hätten, dass wir die volle Pauschale<br />
verrechnen, haben wir das nicht gemacht. Wir<br />
haben gesagt: Der Kunde verdient nichts, da<br />
kann er uns auch nicht alles zahlen. Wir haben<br />
jedenfalls einen sehr schönen Mittelweg<br />
gefunden. Und jetzt, wo diese Kunden wieder<br />
zwischen 85 und hundert Prozent ausgelastet<br />
sind, danken sie es uns. Das gegenseitige<br />
Vertrauen ist durch die Pandemie jedenfalls<br />
gestiegen, daher will der Großteil der Kunden<br />
auch weiterhin mit uns arbeiten.<br />
bei internationalen Unternehmen, dass das<br />
Top-Down-Prinzip wesentlich präsenter ist. Für<br />
die Anbieter bedeutet das, dass man sich am<br />
Wettbewerbsmarkt nur dann behaupten wird<br />
können, wenn man entsprechendes Datenmaterial<br />
zur Verfügung hat, das man entweder<br />
selbst generiert oder vom Kunden bekommen<br />
hat. Ansonsten wäre das ein Blindflug.<br />
Lackner: Weil wir über War for Talent gesprochen<br />
haben: Damit sich der Kunde wohlfühlt<br />
(beziehungsweise die Mitarbeiter unseres<br />
Kunden) ist es wichtig, ein ergebnisorientiertes<br />
Vertragsverhältnis zu schaffen. Langfristig<br />
wird es sich auch in diese Richtung bewegen.<br />
Es wird aber noch dauern, man erkennt aber<br />
sehr wohl schon einen globalen Trend bei<br />
internationalen Kunden, die ergebnisorientierte<br />
Arbeitserfassung anzuwenden.<br />
Es geht hier also um<br />
Überzeugungsarbeit beim Kunden?<br />
Moldaschl: Das Mindset der Kunden muss auf<br />
jeden Fall geändert werden. In vielen Fällen<br />
arbeiten wir mit unseren Kunden, die überwiegend<br />
im Hotelbereich tätig sind, seit vielen<br />
Jahren zusammen. Mit manchen seit fast<br />
zwei Jahrzehnten. Da hat sich mittlerweile ein<br />
partnerschaftliches Verhältnis entwickelt. In<br />
der Pandemie war es so, dass wir in Österreich<br />
gemeinsam ein Notprogramm entwickelt<br />
haben. Nachdem keiner wusste, wie lange der<br />
„Als Cyberangriff-<br />
Betroffener, bin ich mir nicht<br />
sicher, ob eine gemeinsame<br />
Cloud eine gute Idee ist.“<br />
Werner Moldaschl,<br />
Wisag<br />
Lockdown dauern wird, haben viele Hotels<br />
den Betrieb runtergefahren, aber nur so weit,<br />
dass er schnell wieder hochgefahren werden<br />
kann. Die Anlagen konnten also nicht alle<br />
abgedreht werden. Eine Grundbetreuung war<br />
notwendig. Die Frage war nur: Was gehört<br />
dazu?<br />
Wie sind Sie vorgegangen?<br />
Muss man ESG und Digitalisierung<br />
gemeinsam denken?<br />
Freitag: Die Digitalisierung erleichtert<br />
natürlich, den Kunden Daten zur Verfügung<br />
zu stellen. Wir arbeiten etwa schon seit Jahren<br />
mit Cloud-Lösungen, die wir mit Microsoftund<br />
IBM-Programmen abdecken, ebenso wie<br />
mit Supply-Chain-Programmen, wo auch die<br />
ESG-Komponente drinnen ist. Da wird etwa<br />
abgefragt, woher ein eingesetztes Produkt<br />
kommt, wie ethisch die Lieferkette ausgerichtet<br />
ist und so weiter. Bei den Kunden sehen<br />
wir, dass einige beim Thema ESG weiter sind<br />
als andere, weil sie Erfahrung mit konzerninternen<br />
Audits haben. Sie ziehen mit und<br />
fragen uns schon heute nach einschlägigen<br />
Daten. Für den Großteil der Kunden gilt das<br />
freilich nicht.<br />
Hörnecke: Wir sehen bei unseren Kunden aus<br />
dem US-amerikanischen Raum, dass sie im<br />
ESG-Bereich mit ganz anderen Auflagen in<br />
der Datenbereitstellung arbeiten. Also ist das<br />
auch für uns ein Muss. Dabei kommt es einem<br />
oft so vor, als ob monatlich etwas dazukommt,<br />
was in den Berichten angegeben werden<br />
muss: Risk Assessment, Method Statements,<br />
Energieparameter und vieles mehr. Trotzdem<br />
können wir nicht sagen: „Nein, das machen<br />
wir nicht, das wird in Österreich nicht<br />
verlangt.“ Dem Kunden ist das egal, er muss<br />
diese Informationen bei seinen Quality-Audits<br />
liefern.<br />
Lackner: Die Frage, die wir uns bereits vor<br />
vielen Jahren gestellt haben, ist, wie man es als<br />
Facility Management-Unternehmen schafft,<br />
CO2-neutral zu werden. Bei der Reinigung<br />
werden Materialien verbraucht und Verpackungen<br />
verwendet, das ist keine Frage. Ein<br />
weiterer und viel größerer „Posten“ in der CO2-<br />
144 ImmoFokus
Bilanz ist aber, wie der Mitarbeiter aus seinem<br />
privaten Umfeld zum Arbeitsplatz kommt.<br />
Das können wir nur bedingt beeinflussen, wie<br />
etwa mit Jahreskarten für die öffentlichen<br />
Verkehrsbetriebe oder E-Fahrzeugen als<br />
Dienstwagen.<br />
Moldaschl: Ich kann da nur an meine<br />
Vorredner anschließen: Teile der aus ESG<br />
abzuleitenden Maßnahmen werden durch die<br />
Digitalisierung unterstützt, es macht daher<br />
Sinn, die Themen gemeinsam zu denken. Da<br />
die meisten großen Immobilieneigentümer<br />
internationale Konzerne sind, wird uns gar<br />
nichts anderes übrigbleiben, als bei dieser<br />
Entwicklung mitzuziehen und sie auch<br />
eigenständig weiter voranzutreiben. Sofern<br />
wir diese Kunden behalten wollen.<br />
Nicht nur in der Facility Management-<br />
Branche wird häufig beklagt, dass<br />
zwar Unmengen an Daten gesammelt,<br />
diese aber nicht richtig genutzt<br />
beziehungsweise geteilt werden …<br />
Freitag: Das Sammeln von Daten ist natürlich<br />
aufgrund der Datenschutzgesetze ein sehr<br />
heikles Thema. In der Vergangenheit haben<br />
etwa die Auftraggeber oft vergessen, bei<br />
Ausschreibungen in die Verträge hineinzuschreiben,<br />
dass man die Daten in einem für<br />
andere CFM- oder ERP-Programme kompatiblen<br />
Format liefern muss. Davon waren wir<br />
betroffen, wie viele andere auch. Wir mussten<br />
von null beginnen und die Daten nochmals<br />
neu sammeln, was natürlich mit hohen Kosten<br />
verbunden war. Um das Problem zu lösen,<br />
müssten am Ende des Tages auch die Anbieter<br />
der diversen Soft- und Hardware-Lösungen<br />
mit ins Boot geholt werden.<br />
Christophel: Wichtig wäre es, im Vertrag<br />
festzuhalten, wer die Datenhoheit hat und<br />
in welcher Form die Daten zur Verfügung<br />
stehen müssen. Das könnte vertraglich<br />
sicherlich schnell gelöst werden. Und<br />
einschlägige technische Lösungen gibt es<br />
ohnehin zuhauf. Der größte Verhinderer des<br />
Datenaustausches ist die Datenschutzverordnung.<br />
Geht es beispielsweise in Richtung<br />
der Mitarbeiter und deren Verhalten bei der<br />
Arbeit, können wir Daten nur eingeschränkt<br />
auswerten und nutzen, ganz zu schweigen<br />
von der Weitergabe.<br />
Wäre eine eigene Cloud für das<br />
Facility Management wünschenswert?<br />
Christophel: Da wäre ich absolut dafür, weil<br />
das unsere Arbeit um einiges erleichtern<br />
würde. Die Frage ist nur: Wie wird diese Cloud<br />
aufgesetzt werden? Wir kennen ja alle die<br />
Problematik der Cybersicherheit. Eine Cloud<br />
müsste hundertprozentig sicher sein.<br />
Hörnecke: Ich habe hier einen etwas anderen<br />
Zugang: Ich glaube man sollte zuerst einmal<br />
im Vertrag festhalten, welche Parameter<br />
relevant sind beziehungsweise was überhaupt<br />
gemessen werden soll – auch, um<br />
nicht Unmengen an nicht benötigten Daten<br />
sammeln zu müssen. Die Amerikaner arbeiten<br />
mit KPI, also Schlüsselindizes, anhand derer<br />
festgestellt werden kann, ob die vertraglich<br />
geregelten Anforderungen des Kunden<br />
erledigt wurden. Gleichzeitig muss im Vertrag<br />
auch geregelt werden, wie der Kunde zu den<br />
Daten kommt. Und ich gebe Herrn Christophel<br />
Recht, dass da die Datenschutzgesetze noch<br />
sehr statisch aufgesetzt sind.<br />
Moldaschl: Als Betroffener vom Thema<br />
Cyberangriffe bin ich mir nicht so sicher,<br />
ob eine gemeinsame Cloud wirklich so eine<br />
gute Idee ist. Hundertprozentige Sicherheit<br />
gibt es da ja nicht, was wir – wie unzählige<br />
andere Betroffene – erst lernen mussten. Das<br />
zweite Thema, das mich beschäftigt: Wenn<br />
man Daten anderen zur Verfügung stellt oder<br />
teilt, dann müssen sie auch klar definiert sein.<br />
Jeder, der darauf zugreift, muss wissen, was<br />
sie aussagen. Sonst haben sie keinen Wert.<br />
Als Gegner von Datenfriedhöfen bin ich auch<br />
dafür, dass nur jene Daten gesammelt werden,<br />
die auch wirklich benötigt werden. <br />
Zwischen den Zahlen lesen.<br />
www.tpa-group.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
145
ImFokus<br />
Abriss nur<br />
als Ultima Ratio<br />
Schwarz-Weiß-Denken nicht erlaubt. Wie gehen wir mit dem<br />
Gebäudebestand um, der nicht kreislauffähig gebaut wurde? Welche<br />
Hürden und Hebel bewegen nachhaltiges Sanieren? Diesen und weiteren<br />
Fragen ging das Expertenpanel beim dritten Virtuellen Baustammtisch<br />
von Austrian Standards nach.<br />
K<br />
reislaufwirtschaft ist im Bausektor<br />
ein Schlüsselelement für den klimaschonenden<br />
Ressourcenverbrauch.<br />
Mittlerweile sollte die<br />
Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit schon in<br />
die Planungsphase von Neubauten einfließen.<br />
Auch das Abfallaufkommen kann mit geschlossenen<br />
Baustoff- und Baumaterialkreisläufen<br />
verringert werden. Fünf Experten gingen unter<br />
anderem der Frage nach, wie mit dem Gebäudebestand<br />
umgegangen werden soll, der nicht<br />
kreislauffähig geplant und gebaut wurde.<br />
Diesmal am Podium des dritten virtuelle<br />
Baustammtisch: Peter Bauer, stellvertretender<br />
Vorsitzender Sektion Ingenieurkonsulenten<br />
der Kammer der ZiviltechnikerInnen für<br />
Wien, Niederösterreich und Burgenland, Georg<br />
Hofmann, Experte für Digitalisierung &<br />
Regulative, DoTank Circular City, Stadt Wien,<br />
Armin Knotzer, Projektleiter bei AEE INTEC,<br />
„Zwischen Sanierung,<br />
Rückbau oder Abriss<br />
gibt es jede Menge<br />
Graubereiche.“<br />
Peter Bauer,<br />
Kammer der ZiviltechnikerInnen<br />
für Wien, Niederösterreich<br />
und Burgenland<br />
Vorstand renowave.at, Thomas Pipp, Fachreferent<br />
der Österreichische Bundesbahnen (ÖBB),<br />
und Franz Schwendemann, Teamleiter OFM<br />
Gebäudedaten & -zustände, Bundesimmobiliengesellschaft<br />
(BIG).<br />
Abriss ist die Ultima Ratio<br />
In diesem Punkt ist sich das Panel sofort einig:<br />
Beim nachhaltigen Planen, Bauen und Sanieren<br />
gibt es nicht nur schwarz und weiß, richtig<br />
und falsch. Wir müssen die Grauzonen nutzen.<br />
146 ImmoFokus
Einigkeit herrscht auch darüber, dass der Abriss<br />
letzte Wahl sein sollte.<br />
So betont etwa Peter Bauer: „Zwischen Sanierung,<br />
Rückbau oder Abriss gibt es jede Menge<br />
Graubereiche, zum Beispiel die Adaptierung<br />
der Flächen in jeder Schattierung von sanft bis<br />
radikal. Die Umnutzung ist aus meiner Sicht<br />
sehr wichtig und ich glaube, dass sich das Feld<br />
Nachhaltigkeit in dieser gesamten Bandbreite<br />
aufspannt.“ Im direkten Vergleich sei die Sanierung<br />
in der Regel nachhaltiger als jeder Abriss.<br />
„Wir stehen tagtäglich vor dem Entscheidungsdilemma:<br />
Sanierung oder Rückbau“,<br />
berichtet Franz Schwendemann aus der Praxis.<br />
„Dabei sind drei Faktoren zu bedenken: Der<br />
kulturhistorische Wert – ist er hoch, wird ein<br />
Rückbau nicht stattfinden. Die Sanierung ist<br />
aber auch auf stabile Gebäudestrukturen angewiesen.<br />
Ein sehr wesentlicher Faktor ist zudem<br />
die Möglichkeit einer Umnutzung. Ich denke,<br />
wir am Podium sind uns einig, dass nach der<br />
Sanierung ein Umbau oder wenigstens Rückbau<br />
das Ziel sein sollte und der Abriss nur die<br />
„Es ist auch eine Frage der<br />
Kostenwahrheit.“<br />
Franz Schwendemann,<br />
Bundesimmobiliengesellschaft BIG<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
147
ImFokus<br />
Ultima Ratio ist. Das ist aber auch eine Frage<br />
der Kostenwahrheit.“<br />
Jedes Gebäude ist eine Rohstoffquelle<br />
Für Bauer sind Bestandsgebäude wertvolle<br />
Rohstoffquellen: „Wir dürfen alte Gebäude<br />
nicht mehr als etwas Lästiges empfinden. Für<br />
ihre Errichtung wurde bereits viel CO2 ausgestoßen.<br />
Insofern tut es weh, wenn Stahlbetongebäude<br />
noch immer einfach abgerissen<br />
werden. Gründerzeithäuser sind zum Beispiel<br />
„Auch für den Bestand brauchen wir<br />
nachhaltige Materialien und neue<br />
Verbindungsstoffe statt Verklebungen,<br />
um in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.“<br />
Georg Hofmann,<br />
DoTank Circular City, Stadt Wien<br />
fantastische Gebäude, aber ihre Wärmedämmung<br />
ist nicht optimal. Hier gibt es nicht nur<br />
zwei Lösungen, null oder hundert. Auch in<br />
Bezug auf Behaglichkeit müssen wir die Grauzonen<br />
nutzen. Wenn ein Gebäude seit hundert<br />
Jahren bewohnt ist, braucht es dann wirklich<br />
unbedingt plötzlich einen modernen Schallschutz?“<br />
Traditionelle Holzverbindungen, die<br />
ohne Nägel auskommen, sind für Bauer ein<br />
weiterer Schritt am Weg in die Kreislaufwirtschaft.<br />
„Solche Technologien wurden leider<br />
aufgegeben, weil die handwerkliche Tradition<br />
aufgegeben wurde. Aber heutige Maschinen<br />
könnten das wieder, und zwar mit einer unglaublichen<br />
Präzision und Geschwindigkeit.<br />
Wir können sehr viel aus der Geschichte und<br />
von traditionellen Techniken lernen.“<br />
Georg Hofmann kann in diesem Punkt nur<br />
zustimmen: „Wenn wir sanieren, dann ist die<br />
Frage immer auch wie wir sanieren. Auch für<br />
den Bestand brauchen wir nachhaltige Materialien<br />
und neue Verbindungsstoffe statt Verklebungen,<br />
um in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.<br />
Wiederverwendung und zumindest<br />
die stoffliche Wiederverwertung müssen das<br />
Ziel jedes Bauprojekts sein. Das ist eine große<br />
Herausforderung, die einfacher zu meistern<br />
wäre, wenn wir genau wüssten, welche Massen<br />
und Materialien wo verbaut sind.“<br />
Problemzone Verbundmaterialien<br />
Hinter einer Bestandsaufnahme steckt großer<br />
Aufwand, weiß Franz Schwendemann. Derzeit<br />
sei die energetische Bewertung aller Gebäude<br />
im Bestand in Vorbereitung: „Das ist durchaus<br />
148 ImmoFokus
eine Anstrengung, sollte aber relativ zeitnah<br />
passieren können, um dann festzulegen, wo<br />
eine Nachrüstung nötig ist.“ Problemzonen<br />
sieht auch er bei den Verbundmaterialien in<br />
den Fassaden und Fenstern, bis hin zu Tragkonstruktionen.<br />
Um solche Bauteile sinnvoll<br />
im Materialkreislauf zu behalten, werde man<br />
noch „ein gewisses Gehirnschmalz“ benötigen.<br />
Ein Teil der Lösung sieht Schwendemann im<br />
Deponierungsverbot für bestimmte Baustoffe.<br />
Eine Verschärfung sei in den nächsten Jahren<br />
zu erwarten, wodurch der Kostendruck bei der<br />
Entsorgung steigen werde.<br />
Thomas Pipp teilt diese Meinung und ist sicher,<br />
dass es künftig viel mehr Initiativen im Sinne<br />
„Das Recyceln nachhaltiger<br />
Baustoffe wird neue<br />
Sparten in der Bauwirtschaft<br />
entstehen lassen – inklusive<br />
der Zertifizierungen dieser<br />
Baustoffe.“<br />
Thomas Pipp,<br />
Österreichische Bundesbahnen<br />
der Kreislaufwirtschaft geben werde. Nachhaltige<br />
Baustoffe und Teile zumindest zu recyceln<br />
und einem neuen Baustoff zuzuführen statt sie<br />
zu deponieren oder einzugraben, werde eine<br />
ganz neue Sparte der Bauwirtschaft entstehen<br />
lassen – inklusive der Zertifizierungen dieser<br />
Baustoffe.<br />
Kostenwahrheit und<br />
gemeinsames Mindset<br />
Für Armin Knotzer sind allerdings viele Bemühungen<br />
der Gegenwart nicht ausgereift:<br />
„Solange wir nicht wissen, in welchem Bestand<br />
wir welche Maßnahmen setzen wollen, und<br />
konkrete Ziele fehlen, sind viele Initiativen zumindest<br />
ineffizient. Es fehlt ein umfassender<br />
Rechnet sich.<br />
www.tpa-group.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
149
ImFokus<br />
Information<br />
Der 3. Virtuelle Baustammtisch fand am 4. Mai unter dem Titel „Rückbau oder Sanierung, was ist wirklich<br />
nachhaltiger?“ statt. Die Veranstaltung wurde von Austrian Standards durchgeführt – gemeinsam mit<br />
dem ImmoFokus und der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland.<br />
Plan, das Gesamtbild, und ich glaube, es fehlt<br />
der politische Wille.“ Georg Hofmann gibt zu<br />
bedenken, dass es eine sehr große Vielfalt an<br />
Bewertungsmatrizen und Bewertungssystemen<br />
gebe. „Deswegen ist es auch noch einmal<br />
wichtig, hier wirklich zielorientiert die tatsächlichen<br />
Kennzahlen zu evaluieren.“<br />
Knotzer sieht deutlichen Handlungsbedarf:<br />
„Da gibt es sicher Diskrepanzen, auch in der<br />
Methodik. Und ich gebe Ihnen völlig recht,<br />
aber ich denke, viel wichtiger sind Ziele, die<br />
man definieren muss. Dann wird man auch die<br />
Methoden finden. Man weiß ja gar nicht genau,<br />
warum gewisse Vorgaben und Kennzahlen,<br />
wie die in der EU-Taxonomieverordnung,<br />
überhaupt definiert wurden, wenn das große<br />
Ziel fehlt.“<br />
Peter Bauer ergänzt: „Um die Ziele zu erreichen,<br />
brauchen wir aber auch Lenkungsmittel.<br />
Ich hoffe sehr auf eine entsprechende<br />
Gesetzgebung inklusive Kostenwahrheit. Im<br />
Mietrechtsgesetz sind alle Kosten im Zusammenhang<br />
mit Energie einfach auf die Mieter<br />
zu wälzen. Nötig sind aber Modelle, die alle<br />
Kosten auch im Sinne der Umweltbelastung in<br />
die Lebenszyklusberechnung einkalkulieren<br />
und Auftraggeber motivieren, langfristig zu<br />
rechnen. Wir brauchen wirklich ein großes<br />
Gesamtbild mit wenigen, aussagekräftigen<br />
Kennzahlen, die uns Richtlinien vorgeben.<br />
Voraussetzung ist das Mindset, dass Nachhaltigkeit<br />
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />
ist, die wir gemeinsam erledigen müssen.“<br />
Sanierung bedeutet:<br />
Kompromisse finden<br />
Ein Stolperstein für die nachhaltige Sanierung<br />
oder Adaptierung sind auch immer wieder die<br />
technischen Möglichkeiten. „In Zeiten von<br />
Wohnraumknappheit möchte man verdichten.<br />
Wenn ein Dachgeschossausbau oder mehrere<br />
Geschosse aber aus technischen Gründen<br />
nicht von der vorhandenen Substanz getragen<br />
werden können, bleibt nur ein Rückbau. Gerade<br />
im Wohnungsbereich wird Verdichtung<br />
wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten<br />
150 ImmoFokus
„Es fehlt ein umfassender Plan,<br />
das Gesamtbild, und ich glaube,<br />
es fehlt der politische Wille.“<br />
Armin Knotzer,<br />
AEE INTEC, Vorstand renowave.at<br />
ein Riesenthema sein“, erklärt Schwendemann.<br />
Hoffmann ergänzt: „Nicht nur in den<br />
bestehenden Städten, sondern vor allem auch<br />
in den Stadterweiterungsgebieten.“<br />
Beim Thema nachhaltige Sanierung sei es<br />
deshalb sinnvoll, die Grauzonen auszunutzen<br />
und in Verhandlung zwischen Behörden und<br />
Partnern, wie Arbeitsinspektorat, Feuerwehr,<br />
Baupolizei und Denkmalschutz, sowie unter<br />
Wahrnehmung der Interessen von Mieterinnen<br />
und Mietern alle rechtlichen Möglichkeiten<br />
auszuloten, um die beste Lösung zu finden.<br />
Die Basis sei ein „für alle gerade noch tragbarer<br />
Kompromiss“, so Schwendemann. Dass gerade<br />
in solchen Grauzonen viele Haftungsfragen<br />
aufkommen können, sieht nicht nur Schwendemann<br />
als Hürde. Umso wichtiger sei die umfassende<br />
Expertenberatung bei jedem Projekt.<br />
Bewährtes schätzen,<br />
aber auch überdenken<br />
Abschließend steht für alle Diskutanten fest:<br />
Wenn wir nicht jetzt umdenken und in nachhaltige<br />
Gebäude investieren, werden spätestens<br />
die nächsten Generationen einen hohen Preis<br />
zahlen müssen. Was fehlt, sei eine gesicherte<br />
Datenlage über den Bestand und die Definition<br />
eines großen Gesamtziels. Um in eine kreislauffähige<br />
Wirtschaft zu gelangen, sind bewährte<br />
Technologien ebenso gefragt wie Innovationen.<br />
Letztlich werden wir nicht nur Kennzahlen und<br />
Berechnungsmodelle, sondern auch unsere Ansprüche<br />
überdenken müssen.<br />
Immobilien-Know-Wow!<br />
www.tpa-group.at<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
151
ImFokus<br />
Den Naturgewalten<br />
ausgesetzt<br />
Round Table. Drei Diskutanten tauschten sich zu den Themen Dach, Fenster, Beschattung und Fassade aus,<br />
den Gebäudeteilen, die jederzeit Sonne, Wind und Wetter trotzen müssen. Technische Neuerungen, ESG und<br />
Wartungsmöglichkeiten standen dabei im Vordergrund.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
152 ImmoFokus
„Die Lebensdauer von Fenstern und Sonnenschutz kann<br />
durch das Verwenden von Systemprodukten und<br />
regelmäßige Wartungen verlängert werden.“<br />
Stephan Messner,<br />
AluKönigStahl<br />
E<br />
SG wird immer mehr zum Thema“,<br />
so Stephan Messner, Prokurist von<br />
AluKönigStahl. „Deswegen sehen<br />
wir einen starken Trend in Richtung<br />
Energiegewinnung über die Fassade.“ Roland<br />
Pinz, Managing Director der CC Real, sieht das<br />
aus Facility-Management-Sicht: „Es macht Sinn,<br />
einen Teil der Fassade zur Energienutzung zu<br />
verwenden, aber nur, wenn die technischen<br />
Parameter ausgereift sind. Da muss man Acht<br />
geben, dass es nicht zum Green Washing kommt.<br />
Viele unserer Investoren fragen beispielsweise<br />
Grünstrom nach, aber Fakt ist, dass gar nicht so<br />
viel Grünstrom produziert werden kann, um den<br />
Bedarf zu decken. Also kauft man Zertifikate,<br />
z. B. aus Skandinavien ein, das geht am Sinn vorbei.“<br />
Messner hakt in das Thema ein. „Beim Neubau<br />
wird es sowohl den Einsatz von Grünstrom als<br />
auch den Zukauf von Zertifikaten geben, weil<br />
es hilft, die ESG-Kriterien zu erfüllen.“ Messner<br />
gibt zu bedenken, dass man nicht aus jedem<br />
Projekt ein ESG-konformes Projekt machen<br />
kann. Für ihn ist auch der Einsatz von Holz so<br />
ein Thema. „Ich sehe diesen schnellen Trend<br />
zum Holz auch ein wenig als Greenwashing,<br />
dennoch sieht man ganz klar, dass jeder, vom<br />
Auftraggeber bis zum Endkonsumenten, diesen<br />
Werkstoff gerne mag. Ressourcentechnisch<br />
ist und bleibt die Abholzung ein Problem.“<br />
Andreas Klotzner, Geschäftsführer von Valetta<br />
bringt einen weiteren Trend ins Rennen, den<br />
Textilsonnenschutz auf der Fassade. „Wenn<br />
die Sonne wieder freundlich lacht, dann<br />
wollen alle gleichzeitig einen Sonnenschutz.<br />
Und, keine Frage, ohne diesen heizen sich die<br />
Räume viel stärker auf. Die neuen Außenrollos<br />
aus Stoff sind schienengeführt und müssen alle<br />
Wetterkapriolen aushalten.“ Messner ergänzt,<br />
dass sich auch die Zippmarkisen derzeit großer<br />
Beliebtheit erfreuen. Es wird nachgefragt,<br />
aus welchem Material diese gefertigt werden.<br />
Klotzner ergänzt, dass diese aus Glasfaser gefertigt<br />
werden. Es entbrennt eine Diskussion<br />
über die Nachhaltigkeit des Materials, da es<br />
nicht verrottet. Es gilt bei der Entsorgung als<br />
Sondermüll und muss verbrannt werden.<br />
Klotzner ergänzt, dass auch schon spezielle recyclingfähige<br />
Gewebe auf den Markt kommen.<br />
Markisenstoffe halten 10 bis 20 Jahre, je nach<br />
Verarbeitung. Klotzner wirft ein, wie wichtig<br />
es wäre, die Bauherren in diesem Bereich zu<br />
schulen. „Eine Beschattung kann und sollte<br />
man warten, das erhöht ihre Lebensdauer. Leider<br />
ist die Beschattung so lange im Einsatz, bis<br />
sie kaputt ist.“ Er ergänzt, dass es früher üblich<br />
war, Teile auszutauschen, und dass dies bei Valetta<br />
immer noch möglich ist. Messner ergänzt,<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
1<strong>53</strong>
ImFokus<br />
dass teilweise die Motoren oft komplett ausgewechselt<br />
werden, obwohl diese mit einfachen<br />
Ersatzteilen wieder flott zu bekommen wären.<br />
Sonderfall Glasdächer<br />
Pinz bringt den Sonderfall Glasdächer ins Rennen.<br />
„Da ist die Beschattung einerseits durch<br />
die vermehrte Hitzeentwicklung eine besondere<br />
Notwendigkeit, andererseits auch eine<br />
große Herausforderung, denn dunkel will es<br />
niemand haben. Als Beispiel bringt er ein Objekt<br />
bei Wien Mitte: „Dort ist die Beschattung<br />
nicht energieeffizient, sie hält nur das Sonnenlicht<br />
ab. Nun suchen wir eine Lösung für unsere<br />
Glasdächer.“ Klotzner bringt als Beispiel<br />
die Beschattung der Glasdächer in der Linzer<br />
Pluscity. „Da wird die Luft zwischen Glasdach<br />
und Beschattung abgesaugt, weil sie sich dort<br />
am stärksten erhitzt.“ Zusätzlich wird sie beduftet,<br />
damit eine angenehme Atmosphäre<br />
erzeugt wird. Pinz bedauert, dass bei der Millennium<br />
City keine Außenabdeckungen möglich<br />
sind, da sie dem Wind und Düseneffekt zu<br />
stark ausgesetzt ist.<br />
„Da schon mehr Energie<br />
zum Kühlen als zum Heizen<br />
gebraucht wird, werden die<br />
Außenbeschattungen immer<br />
wichtiger.“<br />
Andreas Klotzner,<br />
Valetta<br />
Hauptaugenmerk Kühlung<br />
„Da schon mehr Energie zum Kühlen als zum<br />
Heizen gebraucht wird, werden die Außenbeschattungen<br />
immer wichtiger“, so Klotzner.<br />
Messner ergänzt, dass beim Neubau die Beschattung<br />
bereits fixer Bestandteil der Planung<br />
von Fenster- und Fassadenkonstruktionen ist.<br />
Generell muss man damit rechnen, dass die Betriebskosten<br />
bei älteren Projekten nach oben<br />
schießen. „Man muss zwischen Wohnen und<br />
Büro unterscheiden“, wirft Klotzner ein. „Wir<br />
haben es noch nicht geschafft, eine Anlage so<br />
zu programmieren, dass es für alle passt, da<br />
oft Frauen und Männer ein unterschiedliches<br />
Wärme-/Kälteempfinden haben.“ Auch die<br />
Abwärme durch Computer und Geräte wird<br />
immer mehr zum Thema, vor allem bei großen<br />
Büroflächen. Da gibt zu wenig die Möglichkeiten,<br />
die Zonen unterschiedlich zu heizen, viele<br />
stören sich auch an Deckenkühlungen und<br />
Lüftungsauslässen. „Der Trend geht wieder zu<br />
kleineren Büroräumen. Damit bekommt der<br />
Nutzer mehr Individualität bei z. B. der Temperatureinstellung“,<br />
so Messner. Klotzner ergänzt,<br />
dass das hybride Arbeiten die Nutzung<br />
der Büroflächen weiter verändern wird.<br />
Beschattung<br />
Die Diskutanten sind sich einig, dass vermehrt<br />
sommertauglich gebaut werden muss.<br />
Sonnen- und Sichtschutz sind zwar schon<br />
154 ImmoFokus
z. B. wenn dort Schäden auftreten. Ist das Gebäude<br />
außerhalb der Gewährleistung, stehen<br />
hohe Kosten für Wartung und Reparatur ins<br />
Haus.“ Messner ergänzt, dass speziell Fenstern<br />
in puncto Qualität häufig wenig Beachtung geschenkt<br />
wird und auch die Wartung dieser vernachlässigt<br />
wird. „Bei Fenstern ist es wichtig,<br />
diese ideal einzustellen, um sie leicht bedienen<br />
zu können und damit sie auch bauphysikalisch<br />
funktionieren.“ Klotzner wirft ein, wie wichtig<br />
es ist, sich zu überlegen, wo man die Fenster<br />
kauft, und sich zu fragen, woher bei Schäden<br />
Ersatzteile kommen. „Kauft man Fenster<br />
aus einer heimischen Produktion, bleibt die<br />
Wertschöpfung im Land, und man kann einzelne<br />
Teile immer wieder austauschen. Bei<br />
Produkten aus dem Ausland kann es sein, dass<br />
man weder Wartung noch Service erhält und<br />
schlussendlich teuer kauft.“<br />
Die Diskutanten einigen sich darauf, dass man<br />
umdenken muss und mit dem Investor, dem<br />
Planungsunternehmen, dem Facility Management,<br />
dem Beschattungsunternehmen und<br />
Fassadenbauer vorab an einem Tisch sitzen<br />
und die Themen der Wartung und Erhaltung<br />
besprechen sollte.<br />
„Ohne ESG-Zertifikate bekommt man im<br />
Officebereich keine internationalen Mieter eingemietet,<br />
da scheiden die Objekte bereits am Papier aus.“<br />
Roland Pinz,<br />
CC Real<br />
ESG-Kriterien<br />
Pinz meint, dass alles nur mehr in Richtung<br />
Zertifizierungen geht: „Die Banken haben das<br />
ESG-Thema in den Finanzierungen, und im<br />
Officebereich bekommt man ohne Zertifikate<br />
keine internationalen Mieter mehr ins Büro.<br />
Da scheiden die Objekte bereits am Papier aus,<br />
unabhängig von der Lage.“<br />
lange Standard, dennoch gibt es derzeit einen<br />
Paradigmenwechsel: Der Sonnenschutz wird<br />
schon standardmäßig mitgeplant. Auch hier<br />
zeigt sich der Trend zum modularen Bau, Systemprodukte<br />
werden immer wichtiger. Doch,<br />
so führen die Diskutanten an, muss man in<br />
der Planung früh wissen, was gewollt und gebraucht<br />
wird und dass man dem Nutzer nicht<br />
die volle Freiheit lassen darf, da das die Kosten<br />
hinauftreibt.<br />
Dach und Fenster<br />
„Fassade und Dach sind die Seele des Gebäudes“,<br />
so Pinz. „Aber auch die Schwachstelle,<br />
„Ein Gebäude soll ja nachhaltig genutzt werden<br />
können“, bestätigt Messner. „Es braucht<br />
kreislauffähige und ökologische Materialien,<br />
die man reparieren, reinigen und am Ende 1:1<br />
wiederverwerten kann.“ Klotzner ergänzt, dass<br />
Aluminium schon sehr lange recycelt wird. Für<br />
Messner wäre es wichtig, dass man mehr Effizienz<br />
in die Produkte bringt und Gebäude zum<br />
Materiallager werden. <br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
155
Zum Autor<br />
Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete<br />
sind Vergaberecht, Vergabe-Compliance und Nachhaltigkeitsrecht (insbesondere<br />
Green Public Procurement). Zudem ist er Herausgeber des Kommentars<br />
zum Vergaberecht „BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift „Nachhaltigkeitsrecht“.<br />
Zertifizierte Mineralwolle als Pflicht<br />
der nachhaltigen Vergabe<br />
Kommentar: Berthold Hofbauer<br />
Zunächst ist festzuhalten, dass nach der Grenzwerteverordnung<br />
„nichtfreigezeichnete“ Mineralwolle den normativ verankerten Verdacht<br />
innehat, krebserzeugendes Potenzial zu besitzen. Nur „freigezeichnete“<br />
Mineralwolleprodukte gelten gesetzlich als unschädliche<br />
Arbeitsstoffe; der „Freizeichnungsnachweis“ kann wiederum mittels<br />
Gütezeichen erbracht werden (zum Beispiel das RAL-Gütezeichen und<br />
das EUCEB-Markenzeichen). Die Verwendung nichtfreigezeichneter Mineralwolle<br />
steht somit im direkten Konflikt mit dem EU-Primärrecht, das<br />
potenzielle Schadstoffe auf ein Maß reduzieren möchte, das unschädlich<br />
für Mensch und Umwelt ist: das sogenannte Vorsorgeprinzip. Demnach<br />
ist im Ermessensfall (wenn also eine Wahlmöglichkeit besteht) immer<br />
einer Maßnahme der Vorzug zu geben, die dem Schutz der menschlichen<br />
Gesundheit und/oder der Umwelt förderlich ist.<br />
steht der Verwirklichung dieses wichtigen sozialpolitischen Aspekts<br />
diametral entgegen. Darüber hinaus hat die öffentliche Hand zwingend<br />
das aus dem Arbeitnehmerschutz stammende „Substitutionsgebot“ zu<br />
beachten, wonach krebserzeugende Arbeitsstoffe nicht verwendet werden<br />
dürfen, wenn mit vertretbarem Aufwand ein gleichwertiges Arbeitsergebnis<br />
mit nicht gefährlichen Arbeitsstoffen erreicht werden kann, ¬<br />
gegenständlich beispielsweise die Heranziehung von zertifizierter Mineralwolle<br />
anstelle von „nicht nichtfreigezeichneter“ Mineralwolle. Im<br />
Ergebnis ist der öffentliche Einkauf nicht freigezeichneter Mineralwolleprodukte<br />
mit einer sozialen Beschaffung („potenziell karzinogenen Gefahr“)<br />
und einer umweltgerechten Beschaffung („gefährlicher Abfall“)<br />
nicht in Einklang zu bringen beziehungsweise ist der Beschaffung von<br />
freigezeichneter Mineralwolle somit klar der Vorzug zu geben.<br />
Umweltgerechtheit der Leistung<br />
In vergaberechtlicher Hinsicht schlägt dieses Vorsorgeprinzip gleich<br />
mehrfach durch und verpflichtet den öffentlichen Auftraggeber im Ergebnis<br />
dazu, nur freigezeichnete Mineralwolleprodukte zuzulassen. So<br />
ist bei Ausschreibungen zwingend auf die „Umweltgerechtheit der Leistung“<br />
Bedacht zu nehmen. Nichtfreigezeichnete Mineralwolle ist jedoch<br />
als „gefährlicher Abfall“ iSd AVVO zu qualifizieren (potenzielle Gefahr<br />
für die Gesundheit und/oder die Umwelt), der ähnlich den Vorgaben für<br />
asbesthaltige Abfälle entsorgt und abgelagert werden muss. Darüber<br />
hinaus kann im Vergabeverfahren auch auf sozialpolitische Belange<br />
Bedacht genommen werden. Öffentliche Auftraggeber haben somit die<br />
gesetzliche Möglichkeit, im Rahmen der Auftragsvergabe auf ein weites<br />
Spektrum sozialer Anliegen Rücksicht zu nehmen. Ein derartiges soziales<br />
Anliegen ist zweifellos auch die Gewährleistung einer höchstmöglichen<br />
Sicherheit der Arbeitnehmer.<br />
Substitutionsgebot<br />
Die Verwendung von nichtfreigezeichneten Mineralwolleprodukten<br />
mit einer – gesetzlich verankerten – potenziellen karzinogenen Gefahr<br />
Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />
156 ImmoFokus
Zum Autor<br />
David Suchanek ist Partner bei der Niederhuber & Partner<br />
Rechtsanwälte und seit 12 Jahren im Bereich des Umweltrechts<br />
tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Produkt-<br />
und Abfallrecht sowie im Anlagenrecht.<br />
Rechtssicher Dämmen<br />
Kommentar: David Suchanek<br />
Vorliegender Beitrag zeigt zwei wichtige Aspekte im Hinblick auf<br />
Mineralwollen (Glas- und Steinwolle) auf, die es beim Einbau sowie bei<br />
einem künftigen Rückbau dieser Materialen für Bauherren und Baufirmen<br />
zu beachten gilt. Und eines kann schon vorweggenommen werden:<br />
Die Verwendung von Mineralwolle mit anerkannten Gütezeichen macht<br />
Bauen rechtssicherer.<br />
Zunächst ist ein Blick in das europäische Chemikalienrecht sowie das<br />
österreichische Arbeitnehmerschutzrecht geboten. Beide Regelungsregime<br />
stufen Mineralwolle grundsätzlich als Material ein, das unter dem<br />
Verdacht steht, krebserzeugendes Potential zu besitzen. Gleichzeitig<br />
normieren diese Regelungen aber auch Ausnahmen. Ist eine dieser Ausnahmen<br />
erfüllt, besteht der Verdacht auf krebserzeugendes Potential<br />
nicht. Mineralwolleprodukte, die mit dem RAL-Gütezeichen oder dem<br />
EUCEB-Markenzeichen gekennzeichnet sind, belegen, dass eine dieser<br />
Ausnahmen besteht und somit kein Verdacht auf krebserzeugendes<br />
Potential gegeben ist.<br />
Arbeitnehmerschutz<br />
Unabhängig davon, dass man als Bauherr wohl nur solche Produkte<br />
einbauen möchte, die nicht unter dem Verdacht stehen, krebserzeugendes<br />
Potential zu haben, gibt es auch eine Regelung, die dies<br />
verbietet: §42 des Arbeitnehmerschutzgesetzes in Verbindung mit<br />
§11 Grenzwerteverordnung 2021 normiert nämlich ein sogenanntes<br />
Substitutionsgebot. Konkret bedeutet das, dass Mineralwolleprodukte,<br />
die den Freibeweis, wie zum Beispiel durch eines der genannten<br />
Gütesiegel, nicht erbringen können, nicht von Arbeitnehmern<br />
eingebaut werden dürfen. Liegt keines der Gütezeichen vor, müsste<br />
ein aufwendiger Freibeweis angetreten werden, der wohl nur schwer<br />
erbracht werden kann. Diese Regelung ist an die ausführenden Bauunternehmen<br />
als Arbeitgeber adressiert, bei deren Nichteinhaltung<br />
Verwaltungsstrafen drohen.<br />
Abfallrechtliche Vorgaben<br />
Auch im Abfallrecht (wenn das Gebäude saniert oder rückgebaut wird)<br />
kommt es wieder darauf an, ob das ursprünglich eingebaute Mineralwolleprodukt<br />
eine der Ausnahmen erfüllt, also nicht dem Verdacht<br />
unterliegt, krebserzeugendes Potential zu haben. Anhang 2 Abfallverzeichnisverordnung<br />
2020 ordnet Abfälle von Mineralwollen, die mit<br />
dem RAL-Gütezeichen oder dem EUCEB-Markenzeichen gekennzeichnet<br />
sind, der nicht gefährlichen Abfallart SN31416 zu. Abfälle von Mineralwollen,<br />
die diesen Nachweis nicht erbringen können, unterliegen<br />
im Zweifel der Einstufung als gefährlicher Abfall und damit strengeren<br />
Anforderungen bei ihrer Entsorgung als nicht gefährlicher Abfall. Es<br />
liegt auf der Hand, dass die strengeren Vorgaben für gefährliche Abfälle<br />
zu höheren Entsorgungskosten führen können.<br />
Fotos: Michael Büchling, Adobe Stock<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
157
ImFokus<br />
158 ImmoFokus
Örag sichert sich<br />
Copa Real <strong>2022</strong><br />
Copa Real <strong>2022</strong>. In einem packenden Finale bezwang der diesjährige Champion<br />
Teamneunzehn in der Verlängerung mit 3:2. Vorjahressieger Buwog setzte sich im Spiel<br />
um Platz drei gegen Glorit mit 3:0 durch.<br />
Z<br />
wei Wochen vor dem Champions<br />
League Finale und wenige Tage vor<br />
dem Endspiel der Euro League wurde<br />
in der Westside Soccer Arena um<br />
den wichtigsten und prestigereichsten Fußballpokal<br />
der heimischen Immobilienbranche gespielt:<br />
den Copa Real. 17 Teams waren bei traumhaftem<br />
Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen<br />
in Wien-Penzing angetreten und schnell<br />
war klar, dass das hohe Niveau der Vorjahre heuer<br />
nochmals übertroffen werden sollte. Viele Mannschaften<br />
hatten sich akribisch vorbereitet, der<br />
Kreis der Favoriten war nicht kleiner geworden.<br />
Kurz: Es war angerichtet. Einem weiteren fußballerischen<br />
Highlight stand nichts im Wege.<br />
In der Gruppe A fegte Teamneunzehn durch<br />
die Vorrunde und ging in sieben von acht Spielen<br />
als Sieger vom Platz und das bei keiner einzigen<br />
Niederlage. Besonders erwähnenswert<br />
waren unter anderem ein 11:2 gegen Colliers,<br />
ein 8:1 gegen Wieninvest sowie ein 6:0 gegen<br />
Planradar. Ebenfalls in starker Form präsentierte<br />
sich Titelverteidiger Buwog, der die Vorrunde<br />
mit sechs Siegen, einem Unentschieden<br />
und einer Niederlage beendete. Letztere fiel<br />
denkbar knapp aus: Im ersten großen Highlight<br />
des Nachmittags musste sich das Team<br />
des Wohnbauspezialisten Teamneunzehn mit<br />
5:6 geschlagen geben. Davor zeigte man unter<br />
anderem Colliers (12:0), Wieninvest (10:3) und<br />
Auris (6:1) doch recht deutlich die Grenzen auf.<br />
Aber auch 3SI Immogroup, Otto Immobilien<br />
und TPA erhoben in Gruppe A sichtbaren Anspruch<br />
auf den Titel.<br />
Als absolut titelwürdig präsentierte sich in der<br />
Vorrunde in Gruppe B mit sieben Siegen in<br />
sieben Spielen die Örag, die erfreulicherweise<br />
von einer Frau verstärkt wurde. Diese erwies<br />
sich als alles andere als eine Lückenfüllerin<br />
und setzte immer wieder spielerische Akzente.<br />
Besondere Verstärkung holte sich im Übrigen<br />
auch die Wieninvest: Wenngleich Austria<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
159
ImFokus<br />
3SI IMMOGROUP 6B47 AON<br />
AURIS BUWOG CC REAL<br />
COLLIERS EHL EY<br />
GLORIT ÖRAG IMMOBILIEN OTTO IMMOBILIEN<br />
160 ImmoFokus
PLANRADAR<br />
SCHINDLER<br />
TEAMNEUNZEHN<br />
TPA<br />
WIENINVEST<br />
Wien-Legende und Jahrhunderttorschütze Felix<br />
Gasselich, wie er dem ImmoFokus im Interview<br />
verriet, mit seinem Auftritt alles andere<br />
als zufrieden war. Er gelobte, beim nächsten<br />
Mal mehr zu trainieren, woraus zu schließen<br />
war, dass er wohl einen längerfristigen Vertrag<br />
bei der Wieninvest unterschrieben hatte.<br />
Halbfinal-Ticket gebucht<br />
Neben der Örag waren in der Vorrunde in<br />
Gruppe B auch Glorit und 6B47 stark unterwegs.<br />
Sie mussten sich nur zwei Mal geschla-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
161
ImFokus<br />
gen geben – wenig überraschend verloren sie<br />
beide gegen die Örag. Während 6B47 mit 2:3<br />
verlor, bekam Glorit zwei Mal „eingeschenkt“.<br />
Im direkten Aufeinandertreffen behielt wiederum<br />
Glorit mit 1:0 die Oberhand. Im letzten<br />
Spiel der Vorrunde verlor der spätere Vierte<br />
etwas überraschend mit 2:4 gegen AON. Da<br />
auch 6B47 im letzten Spiel gegen die Örag<br />
als Verlierer vom Platz ging – konkret mit<br />
2:3 – war das Ticket ins Halbfinale dennoch<br />
gebucht.<br />
Im Anschluss ginge es um den Einzug ins<br />
Finale: Im Spiel des Ersten der Gruppe A<br />
gegen den Zweiten der Gruppe B setzte sich<br />
Teamneunzehn gegen Glorit klar mit 4:0<br />
durch. Im Parallelspiel beziehungsweise einer<br />
ersten Vorentscheidung schlug die Örag<br />
(Erster Gruppe B) die Buwog (Zweiter Gruppe<br />
A) mit 7:3. Das Team des Wohnbauspezialisten<br />
zeigte sich jedoch unmittelbar nach dem<br />
Abpfiff mit der Leistung des Unparteiischen<br />
alles andere als glücklich, und auch die Copa<br />
Real-Funktionäre mussten beschwichtigend<br />
eingreifen. Doch die Emotionen sollten sich<br />
rasch beruhigen und man räumte ein, gegen<br />
die Besseren verloren zu haben.<br />
Im Spiel um Platz drei setzte sich der Vorjahressieger<br />
Buwog gegen Glorit relativ klar mit<br />
162 ImmoFokus
TORSCHÜTZENKÖNIG EDI BRAHIMI (BUWOG)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
163
ImFokus<br />
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
164 ImmoFokus
3:0 durch. Als Final-würdig präsentierte<br />
sich das unmittelbar darauffolgende Aufeinandertreffen<br />
von Teamneunzehn und Örag.<br />
Lange Zeit sahen die „Grünen“ (Teamneunzehn)<br />
wie sichere Sieger aus, doch der Örag<br />
gelang kurz vor dem Ende der regulären<br />
Spielzeit noch der Ausgleich zum 2:2. In<br />
der Verlängerung krönten sich die „Dunkelblauen“<br />
dann zum verdienten Halter des<br />
Copa Real <strong>2022</strong>. Bester Torschütze wurde mit<br />
20 Treffern wie im Vorjahr Edi Brahimi.<br />
Markus Ringsmuth, Kapitän von Teamneunzehn,<br />
zeigte sich als fairer Verlierer,<br />
kündigte allerdings gleich nach dem Finale<br />
an, die „Mission Copa Real“ im kommenden<br />
Jahr nochmals in Angriff zu nehmen und vor<br />
allem die Trainingsintensität drastisch zu<br />
erhöhen.<br />
Aber auch die Ansage der Örag-Spieler lässt<br />
auf ein spannendes Folgeturnier hoffen: Man<br />
habe nicht nur vor, den Titel zu verteidigen,<br />
sondern wolle sich mit einem Zweitteam<br />
auch den zweiten Platz sichern. Ob diese<br />
Ankündigung dem einen oder anderen Siegerbier<br />
geschuldet war, sei an dieser Stelle<br />
dahingestellt. Ohnehin bleibt abzuwarten,<br />
ob auch die Turnierleitung bei diesem Vorhaben<br />
mitspielen wird.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
165
Event<br />
Viele Gastgeber: Das EHL-Kernteam im Schlosspark Schönbrunn<br />
30 Jahre EHL:<br />
Geburtstagsfest mit<br />
viel Prominenz in der<br />
Orangerie Schönbrunn<br />
B<br />
ei schönstem Frühsommerwetter<br />
fand die große 30-Jahres-Geburtstagsfeier<br />
der EHL Immobilien Gruppe,<br />
gegründet 1991, mit einem Jahr<br />
Verspätung in der Orangerie Schönbrunn statt.<br />
Vielleicht lag es an der einjährigen Vorfreude auf<br />
das Fest, vielleicht am traumhaften Wetter,<br />
möglicherweise daran, dass es eine gefühlte<br />
Ewigkeit kaum Gelegenheit zum Feiern gegeben<br />
hatte, aber jedenfalls herrschte einen langen Abend<br />
über beste Stimmung unter den mehr als 600<br />
Gästen aus Wirtschaft, Kunst und Kultur, die der<br />
Einladung von Michael Ehlmaier und seinem<br />
Team gefolgt waren. Für Unterhaltung war an<br />
dem von ORF-Journalistin Rosa Lyon moderierten<br />
Abend in der eleganten Orangerie des Schloss<br />
Schönbrunns jedenfalls reichlich gesorgt. Wer<br />
sich kurze Zeit von der von DJane Colette aufgelegten<br />
Musik losreißen konnte und bei der bestens<br />
frequentierten Fotobox bereits originelle Erinnerungsfotos<br />
hatte knipsen lassen, konnte sich<br />
bei einer Fiakerfahrt durch den Schlosspark in<br />
die Zeit der barocken Schlossfeste aus Kaisers<br />
Zeiten versetzen lassen. <br />
Hier geht‘s<br />
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www.immo-timeline.at<br />
166 ImmoFokus
EHL-Gäste bei Kutschenfahrt durch den Schlosspark<br />
Michael Ehlmaier, Robert Löw (LLB), Daniel Riedl (Vonovia/BUWOG),<br />
Karina Schunker (EHL Wohnen), Franz Pöltl (EHL Investment Consulting)<br />
Immobilenrechtsexperte<br />
Christoph Kothbauer, Anton<br />
Holzapfel (ÖVI), Andrea<br />
Dissauer (EHL Immobilien<br />
Management), Harald<br />
Kopertz (Auris), Markus<br />
Mendel (EHL Investment<br />
Consulting), Michael<br />
Ehlmaier, Franz Pöltl (EHL<br />
Investment Consulting),<br />
Dieter Wasserburger<br />
(REWE)<br />
Familie Ehlmaier beim Tortenanschnitt<br />
Herwig Schwarz (Strabag Real Estate), Hans-Peter Weiss<br />
(BIG), Christine Dornaus (Wiener Städtische), Michael und<br />
Manuela Ehlmaier, Josef Ostermayer (Imfarr)<br />
Franz Pöltl (EHL Investment Consulting), Ferdinand Spies (Art Invest), Astrid Grantner (EHL<br />
Immobilien Bewertung), Mark Leiter (Art Invest), Markus Mendel (EHL Investment Consulting)<br />
Fotos: EHL Immobilien<br />
Nemat und Nazli Farrokhnia (Imfarr), Peter Schaider sen.<br />
(Auhof Center/Riverside), Josef Ostermayer (Imfarr)<br />
Cathy Nimni mit<br />
Kulturmanager Daniel<br />
Serafin, Peter Ulm<br />
(allora Immobilien),<br />
Petra Teufelsdorfer,<br />
Rechtsanwalt Stefan Artner<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
167
Events & Awards<br />
Die Partys der<br />
Immobilien-Society<br />
AFULL HOUSE BEI DER<br />
ATTENSAM SUMMERTIME<br />
Attensam lud ins Strandrestaurant wake_up an der<br />
Neuen Donau. Auf der Speisekarte standen unter<br />
anderem Halloumi, Marinierter Tofu, Schweinssteak,<br />
Hühnerkeule oder Zanderfilet. Stimmungsvoller<br />
Auftakt der Attensam Summertime war die<br />
offizielle Eröffnung durch Geschäftsführer Oliver<br />
Attensam, der sich sehr freute, gemeinsam mit<br />
Kunden und Partnern den nahenden Sommer gebührlich<br />
einzuläuten.<br />
„Die Menschen haben nach zwei Jahren Pandemie<br />
das Bedürfnis, wieder unter die Leute zu kommen<br />
– es ist schön zu sehen, dass so viele Gäste unserer<br />
Einladung zur Summertime gefolgt sind: Die<br />
Möglichkeit, sich mit anderen aus der Immobilienbranche<br />
spontan auszutauschen, ob nun im Vier-<br />
Augen-Gespräch oder in einer größeren Runde mit<br />
Kollegen, haben viele genutzt“, so Oliver Attensam.<br />
168 ImmoFokus
LEYRER+GRAF<br />
CHARITY TURNIER<br />
Bei strahlendem Wetter und frühsommerlichen<br />
Temperaturen haben rund 70 Teilnehmer<br />
beim 2. Leyrer + Graf Charity Golfturnier<br />
vergangenen Samstag im Golfclub<br />
Weitra-Hausschachen teilgenommen. Der<br />
Gesamterlös von 10.000 Euro wurde an die<br />
St. Anna Kinderkrebsforschung gespendet.<br />
Eine besondere Herausforderung wartete<br />
auf die Teilnehmer am Loch 19, denn passend<br />
für ein Bauunternehmen, hatte man<br />
gegen eine kleine Spende drei Versuche in<br />
eine Mischmaschine zu chippen. Mit einem<br />
erfolgreichen Treffer nahm man an einer<br />
Tombola teil. Als kleine Erschwerniszulage<br />
mussten die Spieler den Golfhandschuh<br />
gegen Bauhandschuhe tauschen und einen<br />
Bauhelm aufsetzen.<br />
38 bewährte Namen<br />
als Garant für erfolgreiche Architektur.<br />
Amin Abdel-Kader, Andreas Ettmayer, Andreas Hawlik, Andreas Westhausser,<br />
Anna Arens-Hawlik, Bernhard Schnetz, Daniela Manolova, Evgeni Gerginski,<br />
Evgenia Shekerova, Fabian Siedl, Georg Denninger, Johann Peck, Johannes Newald,<br />
Josef Ulram, Julia Palyoova, Karin Rezar, Kenan Yildirim, Krisztina Adamy,<br />
Malina Malinova, Margarita Linkova, Mariana Borisova, Mariya Lecheva,<br />
Martin Sirakov, Manuel Wachter, Michael Pitsch, Miranda Grasberger,<br />
Natalia Scharaeva, Neda Zaghian, Nikolaus Gutscher, Radomir Racic,<br />
Rene Stadler, Serden Sürmeli, Sladjana Petrusic, Tuba Cetindag,<br />
Vanessa Werner, Viktoria Khoshobin, Yanaki Yordanov, Yoanna Pometkova<br />
eins und eins ist drei<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
169
Events & Awards<br />
AND THE WINNERS ARE …<br />
... hieß es am 14. Juni im Stöckl am Park, wo bei ausgezeichneter<br />
Stimmung und frühsommerlichem Wetter<br />
der Ausbildungspreis der FMA I IFMA Austria verliehen<br />
wurde.<br />
Bereits zum 19. Mal wurde der Preis in drei Kategorien<br />
an Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten, die in Bezug<br />
auf Wissenschaftlichkeit, Praxisrelevanz und Innovationsgrad<br />
herausragend sind, vergeben. Heuer wurde<br />
erstmals die Aufmerksamkeit auch auf Arbeiten, deren<br />
Themen eine direkte oder indirekte Auswirkung auf die<br />
„Nachhaltigkeitsbilanz“ von Gebäuden haben, gerichtet.<br />
Der Hauptpreis ging an Dominik Maierhofer, Absolvent<br />
der TU Graz, für seine Masterarbeit mit dem Titel<br />
„On the Environmental Sustainability of Buildings“ Im<br />
Anschluss an die Verleihung ging es in den Garten, wo<br />
das traditionelle Sommerfest wieder viel Raum für Austausch<br />
und angeregte Gespräche gab..<br />
Bei den Vorstandswahlen im Rahmen der ordentlichen<br />
Mitgliederversammlungen der FMA I IFMA Austria, die<br />
am Nachmittag stattfanden, wurde Mikis Waschl zum<br />
neuen Präsidenten der IFMA Austria gewählt. Gemeinsam<br />
mit Doris Bele, die als Vorstandsvorsitzende der<br />
FMA bestätigt wurde, werden die beiden wichtige Themen<br />
vorantreiben.<br />
170 ImmoFokus
PROPSTER.SOMMERFEST<br />
Der Sommer <strong>2022</strong> hat wieder das möglich gemacht,<br />
was lange Zeit nicht möglich war oder<br />
nur unter strikten Auflagen. Auch Propster hat<br />
es sich nicht nehmen lassen und endlich das<br />
lange geplante Kunden-Event von 2020 umgesetzt.<br />
Ort des Schauplatzes war wie schon<br />
2019 der Schauraum der Vola Vertriebs GmbH.<br />
Das zahlreiche Publikum eine interessierte<br />
Mischung aus Immobilienprojektentwicklern<br />
und Architekten sowie auch Kooperationspartnern,<br />
Investoren und Maklern. Gleich zu<br />
Beginn wurde ein Thema in Form einer Podiumsdiskussion<br />
vorgegeben, welches dann<br />
in diversen Konstellationen vertieft wurde.<br />
Moderiert wurde die Diskussion von Martin<br />
Szelgrad. Speaker waren, Kerstin Robausch -<br />
Head of Development und Prokuristin bei der<br />
Value One, Susanne Formanek- IBO Präsidentin,<br />
Willi Tuscher - Geschäftsführer von Vola<br />
und Propster CEO & Founder Milan Zahradnik.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
171
Events & Awards<br />
QUESTER-SPARGELFEST<br />
Nach einer zweijährigen, coronabedingten Pause fand am 10.<br />
Juni bereits zum 28. Mal das traditionelle Quester-Spargelfest<br />
statt. Zahlreich und gut gelaunt erschienen die Gäste aus der<br />
heimischen Baubranche. Das kulinarische Highlight: Spargel in<br />
vielen köstlichen Varianten.<br />
Am 10. Juni lud Baustoff- und Fliesenhändler Quester<br />
Kund:innen, Lieferant:innen und Freund:innen des Hauses zum<br />
jährlichen Branchentreff. Mehr als 400 Gäste erschienen beim<br />
Spargelbauern Mazzucato-Theuringer in Raasdorf und genossen<br />
die entspannte Atmosphäre. Barbara Bernsteiner, die im Vorjahr<br />
die Geschäftsführung bei Quester übernahm: „Es war schön, hier<br />
alle wieder persönlich begrüßen zu dürfen. Das Spargelfest hat<br />
eine besondere Tradition in der Branche und bietet die ideale Gelegenheit<br />
zum Austausch abseits der täglichen Arbeitsroutine.<br />
Wir freuen uns auch über den Besuch aus den Bundesländern,<br />
der bestätigt, wie besonders diese Veranstaltung ist.“<br />
CONNECTEN<br />
Unter dem Motto „Connect - good to be back“ lud Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda am 19. Mai zur Jubiläumsfeier auf der Rooftop-<br />
Terrasse des Justizcafés. Nach zwei Jahren Pandemie gab es mehr als genug Gründe für den Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda zu<br />
feiern: 50 Jahre am Büromarkt, 30 Jahre in der Planung und Beratung, 20 Jahre Lehrtätigkeit, 10 Jahre seit der Gründung der ersten internationalen<br />
Niederlassung in München und vieles mehr. „CONNECTED“ wurde von den beiden Geschäftsführern Andreas Gnesda und Oliver Bertram zum Motto<br />
des Abends erklärt. Connecten unter den Gästen konnten sich u.a. Gabriele Straka, Mitglied des Vorstandes der Brauunion, Architekt Markus Spiegelfeld,<br />
ZHS-Manager Jürgen Scheicher, RWA-Immobilienchef Karl Hofbauer, WKÖ-Personalchef Christoph Mandl, Aufsichtsrätin Christine Catasta,<br />
Firmenkundenchefin Michaela Rammel von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Digital-Unternehmer Lorenz Edtmayer, GF EHL Gewerbeimmobilien<br />
Stefan Wernhart, CBRE Manager Patrick Schild und Nationalratsabgeordnete Bettina Rausch.<br />
172 ImmoFokus
THE REAL 100<br />
Die Digital Real Estate Marketing Agentur enteco empfing<br />
zum 8. Mal bei #TheREAL100 bei blendendem Wetter<br />
100 Immobilienprofis. Das edle Event fand dieses Mal in<br />
den modernen Räumlichkeiten der Buwog Group statt.<br />
Die persönlich geladenen Gäste lauschten einer Keynote<br />
zum Thema „Die Gegenwart aus der Zukunft denken“ des<br />
renommierten Vordenkers Prof. Dr. René Schmidpeter<br />
um sich im Nachgang in entspannter Atmosphäre über<br />
gelebte Nachhaltigkeit austauschen.<br />
In seinem Vortrag sprach der Wirtschaftswissenschafter<br />
über die Risiken verpasster Nachhaltigkeit und die<br />
wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Chancen für<br />
Unternehmen, die sich heute bereits damit beschäftigen,<br />
welchen Effekt ihr Handeln morgen haben wird. „Nachhaltigkeit<br />
ist rentabler als kurzfristiges Profitstreben, nicht<br />
nur ökologisch und sozial, sondern auch wirtschaftlich!“<br />
so Schmidpeter, der eine Professur für Nachhaltiges Management<br />
an der UI München innehat, und spielt damit<br />
auf die Notwendigkeit des Umdenkens für Unternehmen<br />
an, Prozesse von hinten an zu denken.<br />
In der neuen Location, dem edlen Hauptsitz der BUWOG<br />
am Rathausplatz fanden sich geladene Top-Gäste der<br />
Immobilienbranche ein, gesehen wurden unter anderem<br />
Roland Schmid (RS Group/IMMOunited), Sascha Haimovici<br />
(Immocontract), Martina Hirsch (s REAL), Karina<br />
Schunker (EHL Wohnen), Roland Pichler (Die Wohnkompanie),<br />
Friedrich Csörgits und Sabina Berloffa (APROM<br />
Real Estate Group).<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
173
Events & Awards<br />
VIENNA AIRPORT BUSINESS NIGHT<br />
Über 300 interessierte Gäste aus den Bereichen Wirtschaft,<br />
Politik, Kultur und Gesellschaft verfolgten die<br />
spannenden Beiträge mit Statements der Flughafen<br />
Wien-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner, sowie<br />
von Wolfgang Scheibenpflug, Bereichsleiter des Immobilien-<br />
und Standortmanagements der Flughafen Wien<br />
AG. Mit großem Interesse verfolgten die Eventgäste den<br />
Vortrag von Stefan Karner (Ludwig Boltzmann-Institut<br />
für Kriegsfolgenforschung) zu den aktuellen Entwicklungen<br />
und möglichen geopolitischen Folgen des Ukraine-<br />
Krieges. Unter den zahlreichen Eventgästen dabei waren<br />
unter anderem: Spitzengastronom Toni Mörwald,<br />
Helmut Saller (Swatch Group), Gerhard Starsich (Münze<br />
Österreich), Annette Mann (Austrian Airlines), Roland<br />
Falb (Roland Berger), Daniel Serafin (Kulturmanager),<br />
Christian Pöttler (Echo Medienhaus), Marcin Kotlowski<br />
(WH Medien) und viele mehr.<br />
174 ImmoFokus
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
NEU!<br />
Florian Knotek<br />
172 Seiten<br />
ISBN: 9783707344974<br />
Linde Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 39,00<br />
Immobilienmaklerrecht kompakt<br />
Immobilienmakler sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Veräußerer oder Vermieter und Interessenten einer<br />
Immobilie oder eines Grundstücks. Sie haben zahlreiche Aufgaben und Funktionen. Dabei sind Aufgabenprofil<br />
und Tätigkeitsfeld weit gestreut und umfassen unter anderem die Vermittlung von Eigentumswohnungen,<br />
Geschäftsräumlichkeiten, klassischen Bestandverhältnissen oder andere auf Liegenschaften bezogene Rechte wie<br />
Pacht oder Fruchtgenuss. Ebenso breit gefächert sind auch die Rechte und Pflichten der Immobilienmakler, die sowohl<br />
Quereinsteiger als auch erfahrene Profis immer wieder mit Fragen konfrontieren. Dieser praktische Leitfaden geht<br />
unter anderem auf praxisrelevante Themen wie den Maklervertrag, Provisionsanspruch, Haftung und Rechtsfolgen<br />
und steuerrechtliche Grundlagen ein. Die jeweils geltenden Rechtsvorschriften werden gut strukturiert sowie einfach<br />
und verständlich aufgeschlüsselt, sodass alle Fragen sowohl praxisnah als auch rechtlich fundiert beantwortet werden.<br />
Auch auf die häufigsten Fallen und Fehler in der Praxis wird eingegangen. Zahlreiche Musterformulare runden das<br />
Gesamtpaket ab..<br />
627 Seiten<br />
ISBN: 9783707345452<br />
Linde Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 59,00<br />
Eveline Artmann, Thomas Bieber, Michael Mayrhofer,<br />
Niklas Schmidt, Michael Tumpel<br />
Crypto Assets<br />
Dieses Werk informiert über Kryptowerte aus rechtlicher<br />
und steuerrechtlicher Sicht. Neue Technologien führen<br />
immer auch zu neuen rechtlichen Fragestellungen. Dies<br />
gilt auch für die sogenannten „Crypto Assets“, in deren<br />
Kontext noch zahlreiche rechtliche Fragen ungeklärt sind<br />
und noch keine gefestigte Rechtsprechung existiert. In verschiedenen Bereichen gibt<br />
es daher Bestrebungen, „Crypto Assets“ fassbar zu machen und in das bestehende<br />
Normengefüge einzugliedern. So wurden im Zuge der ökosozialen Steuerreform <strong>2022</strong><br />
gesetzliche Regelungen für die Besteuerung von Kryptowährungen geschaffen, um<br />
diese an die Besteuerung von sonstigem Kapitalvermögen anzugleichen. Das Buch<br />
bietet eine spannende Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Materie und erörtert<br />
wesentliche Fragen im Zusammenhang mit „Crypto Assets“ aus unterschiedlichen<br />
rechtlichen Blickwinkeln. Der Themenbogen reicht dabei von der zivilrechtlichen<br />
Einstufung über gesellschafts- und aufsichtsrechtliche Fragestellungen bis hin zur<br />
steuerrechtlichen Behandlung und möglichen strafrechtlichen Risiken. Nutzen Sie das<br />
Expertenwissen und bleiben Sie auf dem Laufenden!<br />
576 Seiten<br />
ISBN: 9783707335798<br />
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€ 89,00<br />
Martin Koczy, Matthias Nödl<br />
Fachlexikon Begriffe<br />
im Bauprozess<br />
Das Lexikon bietet rund 2.000 juristische<br />
und technische Begriffe und Fachausdrücke,<br />
die für Juristen und Techniker in<br />
Zusammenhang mit dem Bauprozess relevant sind. Doch das durch<br />
zahlreiche Abbildungen und Skizzen ergänzte Nachschlagewerk beschränkt<br />
sich nicht nur auf die Auflistung und Auslegung von Begriffen<br />
des Bauprozesses. Vielmehr bringt es Juristen, Technikern und<br />
sonstigen Interessierten das praktische Verständnis von Fachtermini<br />
des Bauprozesses aus unterschiedlichen Blickwinkeln anhand von<br />
nützlichen Tipps für die tägliche Praxis und Verweisen auf Judikatur<br />
und Behördenpraxis näher. Ein leicht verständlicher, von erfahrenen<br />
Fachexperten aus Recht und Baupraxis verfasster Leitfaden, der in<br />
keiner Bibliothek fehlen darf!<br />
Herbert Gartner, Nikolaus Humpel, Johannes Stabentheiner, Andreas Vonkilch<br />
Wohnrecht <strong>2022</strong> – Band I + II<br />
Während die jährliche Gesetzesausgabe in Band 1 des „Wohnrechts“ in bewährter Form alle wichtigen<br />
Wohnrechtsgesetze (Stand 1. 1. <strong>2022</strong>) inklusive aller Neuerungen (Novellen, Entscheidungen, Literatur) bietet,<br />
komplettiert das Jahrbuch in Band 2 die <strong>Ausgabe</strong> mit umfassenden Informationen zum aktuellen Wohnrecht (MRG,<br />
WEG, WGG), Bauträgervertragsrecht sowie Immobiliensteuerrecht und Fachbeiträgen zu:<br />
• Die WEG-Novelle <strong>2022</strong>, das MPFLG und weitere erfolglose Normenkontrollanträge<br />
• Die Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen gegen den Bauträger im Wohnungseigentumsrecht<br />
• ÖNORM B1802-1, eine Überarbeitung der Überarbeitung<br />
760 Seiten<br />
ISBN: 9783214021429<br />
Manz Verlag | <strong>2022</strong><br />
€ 74,00<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
175
Branchen & Services<br />
Kritische Wahrnehmung<br />
der Immobilienbranche<br />
Emotionale Diskussion: Leerstandsabgaben, Bestellerprinzip und die verschärfenden Maßnahmen bei der<br />
Kreditvergabe sind Instrumente, die den Wohn- und Immobilienmarkt regulieren sollen.<br />
Im Netz werden sie emotional diskutiert.<br />
O<br />
bwohl das Angebot an neuen<br />
Wohnungen die Nachfrage übersteigt,<br />
gehen sowohl die Mieten<br />
als auch die Preise für Eigentum<br />
in Österreich nach oben. Leerstandsabgaben,<br />
Bestellerprinzip und die verschärfenden Maßnahmen<br />
bei der Kreditvergabe sind Instrumente,<br />
die den Wohn- und Immobilienmarkt regulieren<br />
sollen. Im Netz werden sie emotional diskutiert.<br />
Eine Bestandsaufnahme der Brand Intelligence<br />
Agentur „OBSERVER“.<br />
Die Branche beklagt sich schon seit längerem<br />
über steigende Baukosten (255 Clippings<br />
Print und Online) bei mangelnder Verfügbarkeit<br />
durch unterbrochene Lieferketten<br />
(93 Clippings Print und Online). Gleichzeitig<br />
werden auch steigende Zinsen in journalistischen<br />
Beiträgen thematisiert (142 Clippings<br />
Print und Online).<br />
Betrachtet man das Sentiment der österreichischen<br />
Bevölkerung zum Thema „Immobilien“<br />
auf Twitter, so wiederholt sich die<br />
Tendenz. 19,8 Prozent negative Ergebnisse<br />
stehen 10,1 Prozent positiven gegenüber. Im<br />
vergangenen Jahr war die Verteilung von<br />
positiven und negativen Resultaten noch<br />
sehr ausgeglichen. Dementsprechend berichten<br />
255 Print- und Onlineartikel im Laufe<br />
dieses Jahres von einer „Immobilienkrise“.<br />
Bei einem Medientypenverhältnis von zwei<br />
Dritteln Web- und einem Drittel Printergebnissen<br />
ist diese Thematik etwas unausgeglichen.<br />
Die berechnete potentielle Reichweite<br />
an Lesern der Krisenberichterstattung liegt<br />
bei etwa 400 Millionen. Das Zusammenfallen<br />
mehrerer Problematiken bewegt in dieser<br />
Sache jedenfalls die Bevölkerung und die Immobilienbranche<br />
seit Jahresbeginn.<br />
Gegenmaßnahmen und Lösungsansätze<br />
sind für eine nüchterne Debatte essenziell.<br />
Mit 1.900 Beiträgen stehen Online-Artikel<br />
zur Leerstandabgabe im medialen Fokus.<br />
An zweiter Stelle folgt die Berichterstattung<br />
zum Bestellerprinzip, welches seit Anfang<br />
des Jahres 725 Berichte und Posts im Netz<br />
generierte. Die Verschärfungskriterien bei<br />
Kreditvergabe stehen kurz vor der Umsetzung<br />
und sind auch medial mit 239 Berichten<br />
ein wichtiges Thema. Besonders negativ wird<br />
in der Online-Berichterstattung das Thema<br />
Leerstandsabgabe gesehen. Positiv hingegen<br />
finden viele Autoren und User sogar die verschärften<br />
Kriterien bei der Kreditvergabe. So<br />
könnten diese zu einer preislichen Entspannung<br />
beim Immobilienkauf führen.<br />
Um verschiedene Problematiken in der<br />
Immobilienbranche aufzulösen, werden unterschiedliche<br />
Maßnahmen gesetzt. Mit der<br />
Abschaffung der Maklerprovision für Mieterinnen<br />
und Mieter sollen diese unterstützt<br />
werden. Ins Visier genommen wird auch das<br />
Problem des Leerstands – Salzburg will schon<br />
bis Jahresende eine umstrittene Abgabe für<br />
nicht genutzten Wohnraum auf den Weg<br />
bringen.<br />
Sicherlich braucht es einen präzisen und<br />
nüchternen Blick auf Gegenwart und Zukunft<br />
sowie den Dialog über eine ehrliche<br />
und mutige Bestandsaufnahme, um die Problematiken<br />
zu entschärfen. Leerstandsabgaben,<br />
Bestellerprinzip und die Anpassung der<br />
Kreditvergabekriterien werden emotional<br />
diskutiert, und das wird voraussichtlich auch<br />
weiterhin so bleiben.<br />
*Die Medienresonanzanalyse über die<br />
Branchenkommunikation wird exklusiv von<br />
der Brand Intelligence Agentur „OBSERVER“<br />
zur Verfügung gestellt. In die Analyse fließen<br />
die Berichterstattungen der Print- und<br />
Onlinenewspaper, -magazine, Newsseiten, Radio<br />
und TV sowie Presseaussendungen in Österreich<br />
ein. Der Beobachtungszeitraum umfasst das erste<br />
Halbjahr <strong>2022</strong>.<br />
176 ImmoFokus
<strong>Ausgabe</strong> <strong>03</strong>|<strong>2022</strong><br />
177
ImmoFokus.Rubrik<br />
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Lesen Sie im ImmoFokus<br />
<strong>Ausgabe</strong> 04/<strong>2022</strong><br />
Office 2<strong>03</strong>0. New World of Work - Kaffehaus- statt<br />
Büroatmosphäre; EXPO - SnapShot Immobilienmarkt,<br />
Projekt-Pipeline Österreich; Die wichtigsten<br />
Marktteilnehmer – Die Etablierten & Newcomer<br />
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Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Grafik<br />
Sophie Frenzel<br />
Lektorat<br />
Dr. Melanie Knünz<br />
Michaela Hocek<br />
Ingeborg Morawetz, BA<br />
Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />
Mag. Michael Neubauer, Gerhard Fritz,<br />
Charles Steiner, sowie die Kommentatoren<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: September <strong>2022</strong><br />
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Sales & Relation<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer,<br />
Gabriel Alarcón - Rizar<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
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178 ImmoFokus
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