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Alpsommer & Viehscheid 2022

Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit

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www.edition-allgaeu.com<br />

Allgäuer Lebensart,<br />

<strong>2022</strong><br />

Tradition und Freizeit<br />

Kuhle Geschichten<br />

Menschen,<br />

Tiere, Traditionen<br />

5,– EURO


Im Herzen des schönen Allgäus brauen wir seit<br />

150 Jahren die Schäffler Bierspezialitäten.<br />

Klein aber fein und traditionsbewusst –<br />

dafür steht der gute Name Schäffler Bräu.<br />

Unser Brauwasser aus eigener Quelle wird belebt nach Johann Grander<br />

Brauerei Schäffl er · Hanspeter Graßl KG · Hauptstr. 17 · 87547 Missen · Tel. 08320 920-0 · www.schaeffl er-braeu.de · facebook.com/schaeffl erbraeu


WER LEBT DENN DA?<br />

DIE BEWOHNER DER ALPEN<br />

Noch vor dem kalendarischen Sommerbeginn am 21. Juni zieht es<br />

Mensch und Tier hoch in die Berge, um dort die nächsten 100 Tage zu<br />

verbringen. Doch wer denkt, dass nur gehörnte Huftiere und jeweils ein<br />

Älpler die warmen Tage droben verbringen, der irrt. Zu ihnen gesellen<br />

sich noch andere Bewohner.<br />

OHNE IHN GEHT NICHTS<br />

Er liebt das Leben am Berg,<br />

fühlt sich umgeben von<br />

Gipfeln, Alpwiesen und<br />

Braunvieh am wohlsten<br />

und scheut harte Arbeit<br />

nicht. Der Älpler, den<br />

man ruhigen Gewissens<br />

auch als Hirten bezeichnen<br />

darf, bewirtschaftet nicht<br />

nur die Alpe während der<br />

Sommermonate, er<br />

kümmert sich auch um<br />

das Vieh – melkt es und<br />

versorgt kleinere<br />

Wehwehchen. Doch auch<br />

vor und nach dem<br />

Bergsommer gibt es für<br />

ihn einiges zu tun. So<br />

müssen im Frühjahr Zäune<br />

gezogen und die Alpe fit für die Saison gemacht<br />

werden. Ist diese vorüber und das Vieh zurück<br />

im Tal, widmet er sich der Weidepflege, zer- und<br />

verteilt die Kuhfladen (damit an den Stellen im<br />

nächsten Jahr wieder Gras wächst) und macht<br />

sein Zuhause auf Zeit winterfest. Je nachdem,<br />

wie viele Tiere versorgt werden müssen, gibt es<br />

oft auch mehr als einen Hirten auf der Alpe.<br />

MACHER GOLDENER<br />

KÖSTLICHKEITEN<br />

So manchem Älpler reicht seine »normale«<br />

Arbeit am Berg nicht aus – anders ist es nicht<br />

zu erklären, dass einige von ihnen die Kühe<br />

nicht nur von der Weide in den Stall treiben, sie<br />

melken und anschließend wieder hinausbegleiten,<br />

sondern zusätzlich die gewonnene<br />

Milch in der alpeigenen Käsküche zu Käse und<br />

Butter verarbeiteten. Einen<br />

solch geschäftigen Hirten<br />

nennt man Senn. Es kommt<br />

allerdings auch vor, dass<br />

sich der Älpler diese<br />

anstrengende und<br />

zeitraubende Arbeit<br />

ersparen möchte. Soll<br />

dennoch Käse auf der Alpe<br />

produziert werden, kommt<br />

ein Senn auf die Alpe, der<br />

kein Hirte ist, von morgens<br />

bis abends nichts anderes<br />

als Milchprodukte im Kopf<br />

hat und sich auch nur um<br />

deren Herstellung kümmert.<br />

FRÜH ÜBT SICH,<br />

WER ÄLPLER WERDEN WILL<br />

Sechs Wochen frei, einfach mal gar nichts<br />

machen außer mit den Freunden chillen und<br />

sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen: So<br />

verbringen vermutlich die meisten Schüler ihre<br />

Sommerferien. Doch Jahr für Jahr zieht es über<br />

100 junge Leute in die Berge. Dort oben<br />

verdienen sie sich als Junghirten ihre Sporen<br />

und packen ordentlich mit an – Weicheier<br />

dürfen sie nicht sein. Frühaufstehen und hart<br />

arbeiten, natürlich im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten, sind dann<br />

an der Tagesordnung. Belohnt<br />

werden sie nicht nur mit jeder<br />

Menge guter Geschichten, die<br />

sie drunten im Tal erzählen<br />

können, sondern auch mit<br />

Erfahrung und dem Hirtenlohn,<br />

einer Art Taschengeld.<br />

DIE BRAUNEN SCHÖNHEITEN<br />

Illustrationen: Ramona Alger<br />

Es ist gewissermaßen das Markenzeichen<br />

des Allgäus und von den<br />

Alpweiden im Sommer nicht wegzudenken:<br />

das Braunvieh. Mit seinen großen<br />

Augen, dem glänzenden braunen Fell und<br />

einem mit Hörnern geschmückten Kopf ziert es<br />

die Bergwiesen und genießt das Leben an der<br />

frischen Luft. Mit seiner Anwesenheit veschö-<br />

nert es nicht nur die Landschaft, es gibt auch<br />

die Milch für den leckeren Bergkäse, den der<br />

Senn produziert. Allerdings gibt es auch Alpen,<br />

auf denen das Vieh nicht gemolken wird – das<br />

liegt daran, dass die braunen Schönheiten jung<br />

sind und noch keine Milch geben. Dafür sind<br />

die sogenannten Schumpen besonders nett<br />

anzusehen.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

3


INHALT<br />

26<br />

14<br />

34<br />

56<br />

ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

14 Der Traum von der Alpe<br />

Leben zwischen Käse und Kühen<br />

18 Was für eine Käserei<br />

Wir versuchen uns als Senner<br />

38 Hier geht’s bergab<br />

<strong>Viehscheid</strong>termine<br />

62 Ende des <strong>Alpsommer</strong>s<br />

»Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg«<br />

68 7 auf einen Streich<br />

Das Alpdorf Balderschwang<br />

HANDWERK<br />

HISTORIE & BRAUCHTUM<br />

32 Der »Adlerkönig«<br />

Ein Mann mit zweifelhaftem Ruf<br />

54 Das Karrenlaufen<br />

Von einer lang vergessenen Sitte<br />

NATUR<br />

34 Fliegende Farbtupfer<br />

Schmetterlinge im Allgäu<br />

50 Beim Alpkönig<br />

Neu gestalteter Carl-Hirnbein-Weg<br />

66 Kuhrioses<br />

7 Fakten zu Kühen<br />

26 Schritt für Schritt<br />

Das Schmieden einer Schelle<br />

46 Gelbes Glück<br />

160 Jahre Käserei Baldauf<br />

56 Der Hütmôlar<br />

Kunst, die unter die Haut geht<br />

4<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />

70<br />

FREIZEIT<br />

6 Sommer im Allgäu<br />

Hier kann man was erleben<br />

24 Das Allgäu für daheim<br />

Herrliche Aussichten garantiert<br />

44 Flüssiges Gold<br />

Der Schluck zum Glück<br />

53 Bergkäsepuffer<br />

Urlaub auf dem Teller<br />

70 Feste feiern<br />

Buntes Treiben in der Region<br />

74 Besuch beim Strumpfar<br />

Lebensalltag anno dazumal<br />

78 So a Sauweatr!<br />

Schlechtwettertipps<br />

80 Lesegeschichte<br />

Frühjahrsputz mit Fräulein Mutz<br />

82 Das Buch ruft<br />

Zeit zum Schmökern<br />

46<br />

Fotos: Volker Wille, Joshua Riedisser, Dominik Ultes, Baldauf Käse, Familie Sontheim; Illustration: Ramona Alger<br />

während ich diese Zeilen schreibe, ist<br />

mein Bürofenster weit geöffnet und ich<br />

höre von draußen den Klang von Kuhschellen.<br />

Das ist das untrügliche Zeichen<br />

dafür, dass der <strong>Alpsommer</strong> begonnen hat.<br />

Nun sieht man auf den Allgäuer Wiesen,<br />

ob nun im Tal oder am Berg, wieder die<br />

braunen Schönheiten, die stets ein Accessoire<br />

um den Hals tragen: die Schelle. Wie genau das metallene<br />

Schmuckstück hergestellt wird, hat mir der Schmied Franz Hiller<br />

aus Obermaiselstein gezeigt. In mehreren Stunden schweißtreibender<br />

Handarbeit fertigt er aus einem flachen Blech eine<br />

gewölbte Schelle. Aber er war nicht der Einzige, der mich in seine<br />

heiligen Hallen eingeladen hat. Auch Daniel Bensmann, in der<br />

Region bekannt als Hütmôlar, öffnete mir die Tür. Der Tätowierer<br />

aus Bad Hindelang verziert seit einem Jahrzehnt die Haut<br />

seiner Kunden, doch das allein reichte dem kreativen Allgäuer<br />

nicht – also fing er an, auf Tierhäuten zu malen. Seitdem erschafft<br />

er auf den ungewöhnlichen Leinwänden Kunst, die unter die<br />

Haut geht.<br />

Mein nächster Ausflug für dieses Magazin führte mich zu Gundula<br />

Sontheim. Die gelernte Bankkauffrau erfüllte sich vor ein<br />

paar Jahren den Traum von der eigenen Alpe in der Nähe von<br />

Maierhöfen. Dort stellt sie seit 2014 leckeren Käse nach traditioneller<br />

Art her, den sie den Besuchern ihres Traumhauses nur<br />

allzu gerne serviert. Wesentlich länger produziert das Unternehmen<br />

Baldauf Käse die goldenen Köstlichkeiten. Die Allgäuer<br />

Firma feiert in diesem Jahr ihr 160-jähriges Jubiläum. Grund<br />

genug für meine Kollegin Lisa Hartmann, einmal bei der familiengeführten<br />

Käserei vorbeizuschauen und hinter die Kulissen zu<br />

blicken. Nachdem wir von den Profis mehr über die Herstellung<br />

der gelben Laibe erfahren habe, wollten wir es auch unbedingt<br />

ausprobieren. Also schnappten wir uns noch zwei Kollegen und<br />

los ging der Selbstversuch in der Büroküche. Wie der ausgegangen<br />

ist, lesen Sie ein paar Seiten weiter.<br />

Darüber hinaus finden Sie in dem Magazin eine große Übersicht<br />

der <strong>Viehscheid</strong>termine in der Region. Zum Redaktionsschluss<br />

zeigte sich die Mehrheit der Organisatoren überaus positiv gestimmt,<br />

dass Zuschauer das Heimkommen von Mensch und Tier<br />

am Ende des <strong>Alpsommer</strong>s live verfolgen können. Auch zahlreiche<br />

Kinder- und Heimatfeste sind für die kommenden Monate geplant<br />

– wir haben die wichtigsten für Sie zusammengestellt.<br />

Weiterhin finden Sie auf den nachfolgenden Seiten Ausflugstipps<br />

für gutes und schlechtes Wetter, kuriose Fakten über Kühe, eine<br />

bildschöne Geschichte über fliegende Farbtupfer, einen Rezepttipp<br />

und vieles mehr.<br />

Damit verabschiede ich mich und wünsche Ihnen viel Spaß beim<br />

Lesen. Genießen Sie den <strong>Alpsommer</strong>, den <strong>Viehscheid</strong> und die<br />

Region mit all ihren wunderbaren Facetten. <br />

<br />

Ihre Claudia Schöwe<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

5


FREIZEIT<br />

SOMMER IM ALLGÄU<br />

HIER KANN MAN WAS ERLEBEN<br />

DES ALLGÄUS FÜNFTE JAHRESZEIT<br />

Seit über 70 Jahren präsentiert sich die Allgäuer<br />

Festwoche als Dreiklang aus Wirtschaftsmesse,<br />

Kulturtage und Heimatfest.<br />

Somit sind die Tage vom 13. bis zum 21. August<br />

ein Erlebnis für Jung und Alt. Tagsüber<br />

locken zahlreiche Aussteller aus der Region<br />

mit einer bunten Mischung. Zwar wird es<br />

dieses Jahr weniger Stände geben, dennoch<br />

ist sicherlich für jeden etwas dabei. Auch<br />

kulturell hat die Festwoche einiges zu bieten:<br />

Den Auftakt macht die Veranstaltungsreihe<br />

»Kultur im Residenzhof«, die vom 5. bis zum<br />

9. August traditionell vor der Allgäuer Festwoche<br />

stattfindet. Neben einem Gemein-<br />

schaftskonzert des Musikvereins St. Mang<br />

und der Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt<br />

wird es eine Residenzhofserenade<br />

mit »Novas Brass« sowie Berthold Schick<br />

und seinen »Allgäu 6« geben. Die 80er-Show,<br />

das Improtheater »Die WendeJacken« und<br />

»Losamol und Freunde« runden das Programm<br />

ab. Auf dem Festwochengelände<br />

selbst bietet die Bühne im nördlichen Stadtpark<br />

Platz für 2500 Gäste. Für die Besucher<br />

wird es täglich bis circa 23 Uhr eine Fülle an<br />

Angeboten geben. Auch für das leibliche<br />

Wohl ist den ganzen Tag über gesorgt.<br />

www.festwoche.com<br />

Foto: Kempten Messe- und Veranstaltungs-Betrieb<br />

DIE BIO-HEUMILCH-KÄSEREI<br />

Foto: Käsküche Isny/Marco Mehl<br />

Willkommen in der Käsküche Isny: Im<br />

Familienbetrieb von Monita und Alexander<br />

Diet entsteht feinster Bio-Käse aus regionaler<br />

Heumilch. Und das auf höchstem Niveau,<br />

qualitativ und menschlich. Hier ist das Käsen<br />

noch richtige Handarbeit. Wer den Profis bei<br />

ihrem Handwerk über die Schulter schauen<br />

möchte, kann dies in der Schaukäserei tun.<br />

Und kann dann im eigenen Hofladen das feine<br />

Gold des Allgäus gleich verkosten und natürlich<br />

auch erwerben. Monita, Alexander und<br />

ihr gesamtes Team vertreten ein ganzheitliches<br />

Konzept, und das setzt auf Qualität und<br />

Regionalität. Das beginnt bei echter Bio-Milch<br />

von horntragenden Kühen und geht bis zum<br />

fairen Umgang untereinander und mit ihren<br />

Lieferanten. Diese wertschätzende Lebenshaltung<br />

spiegelt sich in jedem einzelnen ihrer<br />

Produkte wider. Die Hart- und Schnittkäsesorten<br />

sind sicher die Herzstücke der Biosennerei.<br />

Da ist zum Beispiel der Isnyer Ur-<br />

Bergkäse. Der Älteste im Sortiment darf<br />

mindestens zwölf Monate lang in Ruhe reifen<br />

und besticht dann mit seinen feinen Salzkristallen,<br />

die eine langanhaltende Würze und<br />

Kraft garantieren. Oder der Adelegger, der wie<br />

früher auf der Alpe Adelegg hergestellt wurde<br />

und mit sechs Kilo einer der größeren Gesellen<br />

ist. Umhüllt mit einem blumigen<br />

Blütenmantel ist der Isnyer Blütenzauber nicht<br />

nur optisch ein wahrer Genuss. Wer ein wenig<br />

mehr Würze genießen möchte, greift eher zu<br />

dem Kollegen, der in schwarzem Pfeffer und<br />

Zitronenschale gebettet ist. Oder darf es vielleicht<br />

doch eher ein rahmiger Schnittkäse mit<br />

feinen Gewürzen wie Chili, Bockshornklee,<br />

Schwarzkümmel oder grünem Pfeffer sein?<br />

Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Neben<br />

den Käsesorten aus Bio-Heumilch gibt es auch<br />

zahlreiche weitere Pro dukte im Sortiment, wie<br />

Joghurt, Butter, Sahne, frisches Obst und Gemüse<br />

und sogar Kosmetik-Artikel. Natürlich<br />

alles in Bio-Qualität. Mittlerweile bekommt<br />

man die Spezialitäten der Käsküche nicht nur<br />

in Isny, sondern auch im zweiten Hofladen, in<br />

Haselburg bei Leutkirch.<br />

www.kaeskueche-isny.de<br />

6<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


EIN ECHTER VOLLTREFFER<br />

Bogenschießen ist hervorragend geeignet,<br />

um Stress abzubauen und sich auf das<br />

Wesentliche zu konzentrieren. Wer sich<br />

davon überzeugen möchte, der kann einen<br />

Bogenkurs auf dem Bogenübungsplatz am<br />

Ortsrand von Bolsterlang buchen. Dabei<br />

werden die Grundkenntnisse des intuitiven<br />

Bogenschießens und das Schießen auf Zielscheiben<br />

vermittelt. Die Anfängerkurse sind<br />

auch für Kinder ab sechs Jahren geeignet.<br />

Wer einen einstündigen Grundkurs absolviert<br />

hat, der kann im nächsten Schritt<br />

den Talparcours testen und auf 3D-Ziele aus<br />

Schaumstoff schießen. Fortgeschrittene können<br />

ihr Können auf dem 1. Allgäuer Alpenparcours<br />

an der Hörnerbahn bei 32 3D-Zielen<br />

unter Beweis stellen. Die einstündigen<br />

Anfängerkurse auf dem Übungsplatz finden<br />

nach Anmeldung jeden Dienstag, Mittwoch<br />

und Donnerstag zwischen 13.30 und 15 Uhr<br />

sowie jeden Samstag und Sonntag zwischen<br />

9.30 und 13.30 Uhr statt. Die Kurse für Fortgeschrittene<br />

am 3D-Talparcours finden jeden<br />

Freitag, Samstag und Sonntag um 14 Uhr<br />

statt. Anmeldungen zu den Kursen in der<br />

Gästeinformation von Bolsterlang unter Tel.<br />

08326/8314.<br />

www.bolsterlang.de<br />

Foto: Tourismus Hörnerdörfer/F. Kjer<br />

NEUN TAGE KULTUR<br />

EIN MUSS FÜR<br />

KLETTERMAXE<br />

Foto: Theaterfestival Isny/Matthias Hagmann<br />

Nach zwei Jahren Pause findet vom 29. Juli bis zum 6. August wieder<br />

das Theaterfestival Isny statt. Gleich am Eröffnungswochenende beehren<br />

mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern aus´m Biermoos gute<br />

alte Bekannte das Isnyer Theaterfestival (30. Juli). Einen Tag später<br />

verwandeln Philipp Hochmair und seine Band »Die Elektrohand<br />

Gottes« Schillers berühmte Balladen in ein exzessives Rockkonzert.<br />

Mit dem Programmschwerpunkt »Cirque Nouveau« möchten die<br />

Festivalmacher das neue Veranstaltungszelt mit größerer Bühne und<br />

großzügiger Manege auskosten und feiern: Geladen sind namhafte<br />

Kompagnien aus aller Herren Länder – mit »Common Ground« ist<br />

am 4. August beispielsweise ein außergewöhnliches Zirkusprojekt<br />

mit gesellschaftlichem Tiefgang zu Gast im Zelt. Musikalisch gibt es<br />

dieses Jahr im Rahmen von zwei Doppelkonzerten ordentlich was<br />

auf die Ohren und auch der legendäre Poetry Slam findet wieder statt.<br />

Des Weiteren werden in einem umfangreichen Workshop-Programm<br />

über 40 Kurse angeboten: Ob Tanz, Gesang, Schauspiel und Percussion,<br />

Karikatur-Zeichnen, Portraitfotografie u. v. m. – da wird jeder<br />

fündig. Der Vorverkauf startete am 1. Juni. Das gesamte Programm<br />

ist zu finden unter:<br />

www.theaterfestival-isny.de<br />

Foto: Stadt Immenstadt<br />

Seine Grenzen ausloten, ohne sich dabei in<br />

Gefahr zu begeben – das kann man am Großen<br />

Alpsee in Immenstadt. Direkt neben dem<br />

Naturparkzentrum Nagelfluhkette reizt ein<br />

Himmelpfad, der »Skytrail«, Groß und Klein,<br />

die eigene Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

auszuprobieren. Auf drei Stockwerken bis hinauf<br />

in eine Höhe von elf Metern gibt es über<br />

40 verschiedene Möglichkeiten, sich auf Seilen,<br />

wackeligen Trittstufen, Schwebebalken,<br />

Flachleitern und in Netzen fortzubewegen. Das<br />

erfordert Mut und<br />

Geschicklichkeit. Es<br />

bietet aber auch jede<br />

Menge Spaß und<br />

Nervenkitzel. In Verbindung<br />

mit dem<br />

großen Skytrail gibt<br />

es auch eine kleine<br />

Anlage. Die ist speziell<br />

für Kinder bis<br />

etwa 1,2 Meter Größe. Hier können die Eltern<br />

neben ihren Sprösslingen hergehen und ihnen<br />

Mut zusprechen oder ihre Euphorie etwas<br />

bremsen. So kann sich die ganze Familie spielend<br />

auf kommende Bergtouren vorbereiten.<br />

www.alpseeskytrail.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

7


FREIZEIT<br />

EINBLICK IN DIE WELT<br />

DER UR-JÄGER<br />

Bereits in der Mittelsteinzeit, die im Alpenraum<br />

vor rund 10.000 Jahren begann, lebten Menschen<br />

im Allgäu. Sie zogen als Jäger und<br />

Sammler durch die Wälder und schlugen an<br />

geeigneten Stellen – wie etwa im Bolgental<br />

– ihre Lager auf. Damit man sich besser vorstellen<br />

kann, wie die Lebensrealität der Menschen<br />

damals aussah, wie sie jagten und<br />

arbeiteten, ist an der Mittelstation der Hörnerbahn<br />

wieder das Steinzeitdorf aufgebaut. Zelte<br />

und Feuerstellen, ein<br />

Steinzeitbohrer und<br />

ein Platz zum Ledergerben<br />

geben einen<br />

Einblick in den Alltag<br />

unserer Vor-Vor-Vorfahren.<br />

Außerdem<br />

führt ein Abenteuerweg<br />

durch das angrenzende<br />

Wäldchen,<br />

in dem Knobel-Bandolinos,<br />

ein »ur zeit liches« Musikinstrument und<br />

ein Steinzeit-M emo für Abwechslung sorgen.<br />

Und man kann sich an einer »Ausgrabungsstätte«<br />

als Indiana Jones versuchen. Das Steinzeitdorf<br />

an der Hörnerbahn ist während der<br />

Sommersaison durchgehend zugänglich und<br />

kostet keinen Eintritt.<br />

www.bolsterlang.de<br />

Foto: Tourismus Hörnerdörfer/F. Kjer<br />

EINE SAGENHAFTE HÖHLE<br />

Wer an heißen Tagen eine Abkühlung sucht, aber nicht in den nächsten<br />

See oder Fluss springen mag, der kann sich auf die abenteuerliche<br />

Reise den Drachenrachen hinab begeben. Und nein, man muss keine<br />

Angst haben, dass es einem wie Pinocchio mit dem Wal ergeht: Die<br />

Rachenreise bezeichnet lediglich die 180 Stufen, die in die Sturmannshöhle<br />

führen. Die einzig begehbar Spalthöhle im Allgäu liegt am Ende<br />

des Sagenweges. Dieser führt durch den naheliegenden Wald, wo auf<br />

Schautafeln die Sagen und Mythen rund um Obermaiselstein erzählt<br />

und dargestellt werden. Ist man schließlich an der Höhle angelangt<br />

und wagt sich in ihre Tiefen, erwarten einen kühle vier bis acht Grad<br />

Celsius und so manch nachtaktiver Höhlenbewohner, der tagsüber<br />

lieber gemütlich an der Wand abhängt. Eine Erkundungstour der<br />

Spalthöhle ist nur im Rahmen einer Führung möglich, doch bei dieser<br />

erfährt man auch so manch Interessantes über die Vergangenheit<br />

der Höhle. Und wer weiß: Vielleicht findet auch endlich jemand den<br />

sagenumwobenen Schatz der Sturmannshöhle.<br />

www.hoernerdoerfer.de<br />

Foto: Ramona Alger<br />

Anzeige<br />

Urlaubsglück und Heimatgefühl<br />

Wer Urlaub im Hörnerdorf Ofterschwang macht, tut dies mit allen Sinnen.<br />

Saftige grüne Bergwiesen und schmucke Bauernhäuser prägen den Ort. Kuhschellen spielen<br />

ein harmonisches Lied und klingen von den Hängen. Der Duft zahlreicher Blumen und<br />

Bergkräuter hängt in der Luft. Eine sanfte Brise weht ihn ins Tal.<br />

Würziger Bergkäse entfaltet sein kräftiges und abwechslungsreiches Aroma und schmilzt<br />

auf der Zunge. Bei einer deftigen Brotzeit nach einer schönen Wanderung in einer unserer<br />

zahlreichen Hütten schmeckt er besonders gut. Spürbar sind die Kraft und die Freiheit,<br />

dafür stehen unsere Gipfel.<br />

Für all das steht Ofterschwang. Alle diese Eindrücke sind erlebbar bei zahlreichen Unternehmungen,<br />

ob zu Fuß, mit dem Rad, bequem mit der Bergbahn oder bei einer gemütlichen Einkehr. Ofterschwang ist<br />

so vielseitig und vielfältig wie die Wünsche seiner Gäste. Finden Sie ein Stückchen Heimat in Ihrem Urlaub.<br />

www.hoernerdoerfer.de/ofterschwang<br />

8<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


SO SCHMECKT DER (ALP-)SOMMER<br />

Foto: Pixabay<br />

Das Hochtal von Gunzesried, ein idyllisches<br />

Seitental des Illertals, liegt mitten im Herzen<br />

des Naturparks Nagelfluhkette und ist immer<br />

einen Ausflug wert. Doch gerade im Sommer<br />

– genauer gesagt in den Wochen vom 1. Juni<br />

bis zum 30. September – zeigt sich das Tal<br />

von seiner schönsten Seite und heißt jeden<br />

herzlich willkommen, egal, ob nur für ein<br />

paar Stunden oder mehrere Tage. Den sogenannten<br />

Käse-Kräuter-Sommer sollte man<br />

sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen,<br />

genauso wenig wie die leckeren Köstlichkeiten,<br />

die während der Wochen angeboten<br />

werden. Es locken beispielsweise geführte<br />

Wanderungen, verschiedene Wellness- und<br />

Kneippangeboten, Kräuter- und Kreativworkshops<br />

sowie lukullische Erfahrungen.<br />

Bei der Fülle an Möglichkeiten fällt die Entscheidung<br />

wahrlich schwer.<br />

www.blaichach.de<br />

DEM GRÜNTEN AUF DEN GRUND GEHEN<br />

Nicht nur irgendeinen Berg erforschen und<br />

von innen sehen, sondern den »Wächter des<br />

Allgäus«, kann man in Burgberg. Genauer gesagt<br />

in der »Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten«.<br />

Doch bevor es in den Berg hineingeht,<br />

haben Besucher die Möglichkeit, im Museumsdorf<br />

mehr über die Geologie des Berges, den<br />

Bergbau und die Schmiedekunst zu erfahren.<br />

Letzteres kann in der Schauschmiede sogar<br />

hautnah erlebt werden. Danach ist es Zeit, dem<br />

Grünten auf den Grund zu gehen: Bei einer<br />

etwa zweistündigen Rundwanderung gibt es<br />

allerhand Wissenswertes über den Andreas-<br />

Tagebau sowie die Theresien- und die Anna-<br />

Grube. Ein Hinweis für Letztere: Hier ist<br />

Schwindelfreiheit gefragt, denn am Ende wartet<br />

nicht der Grubengrund, sondern ein Podest<br />

über einem zehn Meter tiefen Abgrund. Wer<br />

danach müde Beine hat und keinen Schritt<br />

mehr gehen mag, der kann im »Erzgrubenbähnle«<br />

Platz nehmen. Das fährt vom Parkplatz<br />

Steinbruch über den Dorfplatz zum<br />

Museumsdorf und weiter zur Erzgruben-Erlebniswelt<br />

– und natürlich auch wieder zurück.<br />

www.erzgruben.de<br />

Foto: Gabriele Fischer<br />

Anzeige<br />

WIR MACHEN KÄSE.<br />

Und zwar guten!<br />

Ofterschwang<br />

Käsereiführung:<br />

Jeden Dienstag, 10.30 Uhr<br />

oder nach Vereinbarung.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo–Do von 8 bis 11.30 Uhr<br />

und von 17.30 bis 19 Uhr<br />

Fr/Sa von 8 bis 11.30 Uhr<br />

und von 16 bis 19 Uhr<br />

So/Feiertag: 16 bis 19 Uhr<br />

So erreichen Sie uns:<br />

An der B 19 von Sonthofen Richtung Oberstdorf<br />

biegen Sie am „Alten Berg“ rechts ab nach Tiefenberg<br />

und erreichen nach ca. 2 km Schweineberg.<br />

SENNEREI SCHWEINEBERG<br />

Schweineberg 18<br />

D-87527 Ofterschwang<br />

Tel. (08321) 3363<br />

Fax 676164<br />

www.allgaeuer-bergkaese.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

9


FREIZEIT<br />

GÄMSEN UND MEHR BEOBACHTEN<br />

Foto: Pixabay<br />

Sie sind echte Kletterkünstler und springen<br />

leichtfüßig über Stock und Stein – da erblasst<br />

jeder Bergsteiger vor Neid. Wirklich oft bekommt<br />

man die Felsentänzer auf ihren Wanderungen<br />

allerdings nicht zu sehen. Wer sich<br />

aber an ihrem Anblick erfreuen und die<br />

sprunghaften Tiere in ihrer natürlichen Umgebung<br />

beobachten will, der kann immer<br />

dienstags an einer geführten Tour vom Zentrum<br />

Naturerlebnis Alpin am Riedbergpass<br />

teilnehmen. Alles was es dafür braucht ist<br />

eine Anmeldung spätestens einen Tag vorher<br />

in der Gästeinformation Obermaiselstein<br />

sowie entsprechende Kleidung und eine Brotzeit.<br />

Darüber hinaus bietet das Zentrum auch<br />

Wanderungen an, bei denen man entweder<br />

die Alpendohle, das Murmeltier, den Steinadler<br />

oder den Steinbock beobachten kann.<br />

Hat man an jeder der fünf Touren teilgenommen,<br />

kann man stolz sagen: Ich habe<br />

die Allgäu Big-Five gesehen.<br />

www.hoernerdoerfer.de<br />

RÖMISCHE GESCHICHTE ERLEBEN<br />

Als größter Römerpark im süddeutschen Raum gibt der Archäologische<br />

Park Cambodunum (APC) unterhaltsam und aufschlussreich<br />

Einblicke in das zivile Leben der Menschen vor 2000 Jahren. Nun<br />

geht die Fortentwicklung des APC in die nächste Runde und widmet<br />

sich einer der bedeutendsten römischen Kultstätten im heutigen<br />

Bayern – dem Gallorömischen Tempelbezirk. Seit Kurzem werden<br />

hier Tempelbauten, Kult und Religion der Antike in einer neuen<br />

Dauerausstellung mit dem Titel »Um Gottes Willen: Die Tempel von<br />

Cambodunum – neu entdeckt« modern präsentiert. Die interaktive<br />

Ausstellung erlaubt Einblicke in die spannende Glaubenswelt des<br />

damaligen Cambodunum und zeigt auf unterhaltsame Weise auf, wie<br />

die Archäologie aus Funden Erkenntnisse gewinnt. In fünf Ausstellungsbereichen<br />

mit zahlreichen Originalobjekten, Lebensbildern<br />

und Aktivstationen für alle Sinne lernen die Besucherinnen und<br />

Besucher den Tempelbezirk neu kennen. Mit taktilem Leitsystem<br />

und weiteren inklusiven Elementen schreitet der APC bei seiner<br />

neuen Dauerausstellung außerdem voran auf dem Weg zu mehr<br />

Barrierefreiheit.<br />

www.apc-kempten.de<br />

Foto: Claudia Schöwe<br />

Anzeige<br />

geschenk-ideen<br />

D-87535 Obermaiselstein • Achweg 4 (an der Pass straße) • gartenmoebel-zierbrunnen.de • • Telefon 08326 / 3 54 76<br />

10<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


MITMACHEN UND GEWINNEN!<br />

Foto: Ramona Alger<br />

ZAUBERHAFTE GLASKUNST<br />

Das historische Glasmacherdorf Schmidsfelden ist einer der interessantesten<br />

Anziehungspunkte im Allgäu. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />

prägte die Glasmacherei das Leben der Menschen in der<br />

Adelegg. Die Glashütte und einige Nebengebäude sind in Schmidsfelden<br />

ebenso wie viele Arbeiterhäuschen erhalten geblieben. Diese<br />

werden von einer bunten Dorfgemeinschaft bewohnt. In der imposanten<br />

Glashütte zeigt Glasmacher Stefan Michaelis seine Kunst. Auch<br />

einen Glasladen, in dem die zerbrechlichen Kunstwerke gekauft<br />

werden können, sowie eine Naturschutzstation und ein Bistro gibt es<br />

hier. Ein stimmungsvoller Höhepunkt ist das Glashüttenfest, das<br />

immer im Herbst gefeiert wird – so es denn die Situation zulässt.<br />

www.schmidsfelden.net<br />

Anzeige<br />

Wollten Sie schon immer mal eine Kuh besitzen,<br />

aber eine echte war Ihnen dann doch<br />

zu groß? Dann ist das Ihre Chance. Zusammen<br />

mit der Nebelhorn Holzschnitzerei aus Oberstdorf<br />

verlosen wir eine aus Holz geschnitzte<br />

Allgäuer Kuh im Wert von über 80 Euro. Das<br />

regionale Unternehmen ist bereits seit 1931<br />

in Familienbesitz und fertigt seitdem Holzschnitzereien<br />

aller Art. Mittlerweile führt Holzbildhauermeister<br />

Michael Ohmayer, Enkel des<br />

Firmengründers, den Betrieb in der südlichsten<br />

Gemeinde Deutschlands und setzt die Tradition<br />

fort.<br />

Für <strong>Alpsommer</strong> & <strong>Viehscheid</strong> schnitzte er eine<br />

Kuh aus Ahornholz. Das zehn Zentimeter<br />

große Kunstwerk ist zweifarbig coloriert und<br />

hat eine goldene Schelle um den Hals. Damit<br />

findet es bedeutend leichter Platz in den heimischen<br />

vier Wänden als ein ausgewachsenes<br />

Braunvieh. Wenn Sie nun der Kuh ein neues<br />

Zuhause geben wollen, dann müssen Sie uns<br />

nur eine Postkarte schicken.<br />

WEIL MÜCKEN SCHNELLER SIND, ALS MAN DENKT<br />

Stechende und beißende Plagegeister können<br />

einem die Bewegung an der frischen Luft gründlich<br />

vermiesen – deshalb sollte man schon<br />

vor der Tour an den Insektenschutz denken.<br />

»Ballistol Stichfrei« wirkt effektiv gegen Mücken<br />

und Zecken, speziell für Allergiker und Asthmatiker<br />

gibt es nun »Stichfrei Sensitiv«. Frei von<br />

ätherischen Ölen, Duft-, Farb-, Aroma- und<br />

Konservierungsstoffen schützt es die Haut bis<br />

zu sechs Stunden lang. Das<br />

Produkt ist sehr mild, im Duft<br />

kaum wahrnehmbar und<br />

hinterlässt ein angenehmes<br />

Hautgefühl. Das klassische Stichfrei Pumpspray<br />

kostet circa 7 Euro, die Sensitiv-Ausführung<br />

etwa 9 Euro. Erhältlich im gut sortierten Fachund<br />

Einzelhandel, in Apotheken sowie online.<br />

www.ballistol.de<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2<br />

87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Stichwort: Holzkuh<br />

Einsendeschluss ist der 30. September<br />

www.nebelhorn-holzschnitzerei.de<br />

Anzeige<br />

Hofmühle<br />

Museum für Technik<br />

Kunst und Kultur<br />

Das Museum Hofmühle steht für Handwerk und Industrie,<br />

für Kunst und Kultur im oberen Allgäu.<br />

Erleben Sie das Stadtmuseum als Ort der Innovation.<br />

Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag 14-17 Uhr<br />

An der Ach 14, 87509 Immenstadt<br />

www.museum-hofmuehle.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

11


FREIZEIT<br />

WO DIE BERGBAUERN LEBTEN<br />

Wo auf der großen, weiten Welt findet man<br />

einen Ort, der komplett unter Denkmalschutz<br />

steht? Das einstige Bergbauerndorf<br />

Gerstruben zählt heute vier Häuser und eine<br />

Kapelle, die zwischen 400 und 500 Jahre alt<br />

sind. Die noch bis zum 19. Jahrhundert von<br />

Bergbauernfamilien bewohnte Siedlung ist<br />

heute verlassen, wird jedoch instandgehalten<br />

und kann teilweise besichtigt werden: Von<br />

Oberstdorf führt ein rund zwölf Kilometer<br />

langer Wanderweg (hin und zurück) an der<br />

Trettach entlang bis zum Weiler Dietersberg.<br />

Dort beginnt die Gerstruber Steige, die hinauf<br />

zu der Ortschaft leitet. Statt dieser kann<br />

man im Sommer auch den Weg durch die<br />

schaurig-romantische Hölltobelschlucht nehmen,<br />

der jedoch Trittsicherheit voraussetzt.<br />

Nicht versäumen sollte man den Besuch im<br />

»Jakobe-Hüs«: In liebevoller Kleinarbeit<br />

wurde hier ein schmuckes Museum eingerichtet.<br />

Die restaurierten Stuben, die<br />

Küche, die Ställe, der Heuboden und die<br />

Tenne sind von Mai bis Oktober immer donnerstags<br />

von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Eine<br />

urige Einkehrmöglichkeit finden Wanderer<br />

im Berggasthof Gerstruben, der ebenfalls<br />

von Mai bis Oktober geöffnet ist.<br />

www.oberstdorf.de, www.gerstruben.de<br />

Foto: Pixabay<br />

EINE GANZ<br />

BESONDERE ALPE<br />

Auf 1300 Meter Höhe, mitten im Naturpark<br />

Nagelfluhkette, liegt die höchste Brennerei des<br />

Allgäus – die Kräuteralpe Hörmoos. Hier oben<br />

hat sich Michael Schneider, ausgebildeter<br />

Brenner und Edelbrandsommelier, seinen<br />

Traum verwirklicht und brennt nach alter Tradition<br />

die edelsten Tropfen der Region. Die<br />

Zutaten dafür bekommt er aus der direkten<br />

Nachbarschaft beziehungsweise aus dem<br />

eigenen Garten. In seine Brände kommt nur<br />

das, was dort oben wächst. Um den privat<br />

gehaltenen Kräutergarten haben er und seine<br />

Frau Gerda einen Schaugarten angelegt, an<br />

dem die Besucher sich erfreuen und wo sie<br />

mehr über die einzelnen Pflanzen lernen können.<br />

Wer die Destille besichtigen will, der hat<br />

immer montags um 13.30 Uhr die Möglichkeit<br />

dazu oder auf Anmeldung. Zu kaufen gibt es<br />

die himmlischen Tropfen natürlich auch: Der<br />

kleine Verkaufsstand vor der Alpe hat von<br />

Samstag bis Montag zwischen 14.30 und<br />

16.30 Uhr geöffnet. Direkt neben der Kräuteralpe<br />

liegt übrigens der Alpengasthof Hörmoos,<br />

in dem man gut einkehren und die Aussicht<br />

genießen kann.<br />

www.kraeuteralp.de<br />

Foto: Claudia Schöwe<br />

Foto: Archiv EDITION ALLGÄU<br />

KOMM INS LAND<br />

DER GAUKLER<br />

Alle drei Jahre verwandeln Straßenkünstler, Musikanten, Clowns,<br />

Akrobaten, Zauberer und Artisten das Zentrum Immenstadts in<br />

ein magisches Freilufttheater. Heuer ist es am 16. und 17. Juli so<br />

weit. Auf verschiedenen Bühnen sowie<br />

auf den Straßen und Wegen der Innenstadt<br />

begeistern die Akteure mit akrobatischen<br />

Aufführungen und humoristischen<br />

Darbietungen die großen und<br />

kleinen Besucher. Im besonderen Ambiente<br />

der historischen Altstadt lädt das<br />

Gauklerfestival zum Flanieren, Staunen<br />

und Träumen ein. Zur gemütlichen Atmosphäre<br />

der Veranstaltung gehört der<br />

traditionelle Alternative Markt mit<br />

einem vielfältigen Angebot an Produkten<br />

aus den Bereichen der Kunst und<br />

des Handwerks. Ausgewählte Aussteller<br />

präsentieren liebevoll selbst hergestellte<br />

Artikel und Accessoires wie Modeschmuck,<br />

Taschen aus verschiedenen Materialien,<br />

Holz- und Stahlgegenstände,<br />

Töpferfiguren, Musikinstrumente und<br />

vieles mehr.<br />

www.jahrmarktdertraeume.info<br />

12<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Anzeigen<br />

Foto: Thomas Niehörster<br />

DEN SPUREN DER<br />

MÖNCHE FOLGEN<br />

Die Käsekönner<br />

seit 1862!<br />

Die Kartause Buxheim, nicht weit von Memmingen entfernt, existiert<br />

seit mehreren Jahrhunderten – das zeigt sich auch in ihrer prachtvollen<br />

Ausstattung. Das barocke Chorgestühl von Ignaz Waibl ist weit<br />

über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt. Doch die Kartause hat<br />

noch mehr Sehenswertes zu bieten, wie etwa die Annakapelle aus der<br />

Zeit des Rokoko oder auch die Bibliothek. Und selbst der weiße<br />

Kreuzgang – den früher die Mönche durchquerten – ist mehr als<br />

einen Blick wert. Wer noch tiefer in das alltägliche Leben der Geistlichen<br />

eintauchen will, der kann einen Blick in die alten Mönchszellen<br />

werfen. Darüber hinaus locken ein Sakralmuseum sowie das<br />

Kartausenmuseum – bei letzterem sollte man sich Zeit nehmen, denn<br />

die Fülle an Informationen über die Kartause und den Kartäuserorden<br />

ist beeindruckend.<br />

www.kartause-buxheim.de<br />

Besuchen Sie uns!<br />

BALDAUFS KÄS- & WEINKELLER Goßholz<br />

BALDAUF KÄSELADEN Isny<br />

SENNEREI HOPFEN<br />

www.baldauf-kaese.de<br />

EINTAUCHEN IN ANNO DAZUMAL<br />

Willkommen<br />

in der Oberstdorfer<br />

Alpwelt!<br />

Ferienhaus Alpwelt<br />

Neubau - 5 hochwertige Wohnungen 2 bis 8 Personen<br />

96 bis 133 m2 - Zentrale, ruhige Lage am Fuggerpark<br />

Foto: Archiv EDITION ALLGÄU<br />

Urlaub in Wohlfühlatmosphäre<br />

Modern & liebevoll eingerichtet<br />

Sommerbergbahnticket kostenlos<br />

Aufzug, Tiefgaragenstellplatz<br />

E-Bike-/Autos Ladestation<br />

Sauna im Alpinen Lifestyle<br />

Skischrank & Skischuhtrockner<br />

Fußbodenheizung<br />

Magenta TV, Safe<br />

Fast drei Dutzend Gebäude aus vier Jahrhunderten lassen im Schwäbischen<br />

Bauernhofmuseum Illerbeuren Vergangenes wieder lebendig werden.<br />

Auf dem weitläufigen Museumsgelände können Besucher viel Interessantes<br />

zur ländlichen Kulturgeschichte zwischen Allgäu und Ries<br />

entdecken. Die eingerichteten Werkstätten vermitteln den Besuchern<br />

zudem Wissen über frühere Handwerke wie der Wagnerei, Küferei, Schuhmacherei<br />

und Bürstenbinderei. Zudem kann man in dem Freilichtmuseum<br />

etwas über alte Haustierrassen lernen, die auf der Außenanlage des<br />

Museums leben. Die Schafe, Pferde, Schweine, Kühe, Hühner und Gänse<br />

freuen sich über die kleinen und großen Besucher und kommen oft ganz<br />

nah heran.<br />

www.bauernhofmuseum.de<br />

Ferienhaus Alpwelt<br />

Fuggerstraße 14 | 87561 Oberstdorf<br />

Tel. +49 8322 7172 | info@bergwelt-ferienwohnungen.de<br />

www.alpwelt.de<br />

Barrierefreiheit<br />

geprüft<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

13


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

DER TRAUM VON DER ALPE<br />

LEBEN ZWISCHEN KÄSE UND KÜHEN<br />

Mitten in der sanften Hügellandschaft des Westallgäus, nicht weit entfernt<br />

von Maierhöfen, liegt die Bergwies Biokäserei. Hier produziert Gundula<br />

Sontheim feine Schmankerl aus Milch, die die Gäste in der hauseigenen<br />

Alp-Wirtschaft Butterblume verkosten dürfen. Damit erfüllte sich die<br />

Sennerin einen langgehegten Traum, den sie nun jeden Tag lebt.<br />

Es ist nur etwa eine Viertelstunde Fußweg<br />

vom Parkplatz unterhalb der Käserei<br />

und doch scheint es, als betrete<br />

man Schritt für Schritt eine andere Welt. Die<br />

Häuser weichen Streuobstbäumen und an<br />

die Stelle von Gehwegen treten saftig grüne<br />

Wiesen links und rechts des Weges. Schon<br />

bald erblickt man das hübsche Haus aus<br />

Holz, das nur auf einen zu warten scheint.<br />

Die liebevolle Dekoration und zahlreiche<br />

Sitzgelegenheiten im Außenbereich laden<br />

den Besucher ein, hier zu Verweilen und<br />

die herrliche Aussicht auf die umliegende<br />

Landschaft zu genießen.<br />

Doch auch wenn man sich von dem Blick nur<br />

schwer lösen kann, so sollte man es nicht versäumen,<br />

in das Brotzeitstüble zu gehen. Denn<br />

direkt nach dem Eingang bietet ein großes<br />

Fenster auf der linken Seite die Möglichkeit<br />

in die Käsküche zu gucken und mit etwas<br />

Glück kann man Gundula Sontheim bei der<br />

Arbeit zuschauen.<br />

BANK GEGEN KÄSKÜCHE GETAUSCHT<br />

Bereits seit neun Sommern produziert die<br />

ehemalige Bankkauffrau in der Bergwies Biokäserei<br />

goldene Köstlichkeiten und das mit<br />

viel Leidenschaft und Herzblut. Das Handwerk<br />

lernte sie von ihrem Mann Ludwig, der<br />

früher auf Schweizer Alpen als Senn arbei tete.<br />

Mit oben am Berg war oft auch Gundula<br />

Sontheim sowie die zwei Söhne, die damals<br />

noch in den Kinderschuhen steckten. Das<br />

Leben mitten in der Natur hat seine Spuren<br />

bei der Familie hinterlassen – das Alpfieber<br />

hatte sie gepackt.<br />

»Das hat uns nicht mehr losgelassen«, sagt<br />

sie rückblickend. Sie erzählt weiter, dass sie<br />

und ihr Mann immer mal wieder mit dem<br />

Gedanken einer eigenen Alpe gespielt hatten<br />

und dann plötzlich war die Chance zur Realisierung<br />

da. Nicht weit von ihrem Zuhause<br />

entfernt lag ein Grundstück nahezu brach.<br />

»Wir haben dem Besitzer unser Konzept mit<br />

der Alpe vorgeschlagen und schließlich das<br />

Grundstück für 55 Jahre auf Erbpacht bekommen«,<br />

erinnert sich die stolze Pächterin.<br />

Doch so einfach wie es klingt, war es natür-<br />

14<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Fotos: Familie Sontheim, Claudia Schöwe<br />

Das Brotzeitstüble lockt<br />

mit seiner gemütlichen<br />

Atmosphäre<br />

Im hauseigenen Käskeller<br />

lagern die goldenen<br />

Köstlichkeiten bis sie zum<br />

Verzehr reif sind<br />

lich nicht. Für die Erfüllung ihres Traumes<br />

mussten beispielsweise Auflagen erfüllt werden<br />

und Gundula Sontheim musste gar einen<br />

vierwöchigen Kurs an der Landwirtschaftsschule<br />

absolvieren. Doch das hat sie gern<br />

gemacht und als schließlich die Alphütte<br />

samt Käsküche sowie Gaststube stand, legte<br />

sie 2014 mit der Produktion der goldenen<br />

Köstlichkeiten los.<br />

NACH TRADITIONELLER ART<br />

Seitdem stellt sie von Anfang Mai bis September<br />

rund 1600 Laibe Käse in Handarbeit<br />

her, die sich die Besucher nur allzu gern<br />

schmecken lassen. Bis die allerdings in den<br />

Genuss kommen, vergehen rund sechs Wochen,<br />

denn die Käseherstellung ist ein langwieriger<br />

Prozess.<br />

Jeden Morgen steht die Sennerin aus Leidenschaft<br />

am modernen Kupferkessel, in dem<br />

sich rund 700 Liter Milch befinden – die eine<br />

Hälfte davon ist vom Melken am Vorabend,<br />

die andere vom Morgen. Die weiße Flüssigkeit<br />

wird langsam auf 32 Grad Celsius erwärmt,<br />

dann kommen Käsereikulturen und<br />

Lab hinzu. Letzteres ist ein Enzym aus dem<br />

Kälbermagen, das für die Eindickung der<br />

Milch sorgt, die bereits nach einer halben<br />

Stunde einsetzt. Nun greift Gundula Sontheim<br />

zur Käseharfe und zerteilt den Kesselinhalt<br />

gleichmäßig: »Das trennt die Molke<br />

von der Käsemasse«, erklärt sie. Da- <br />

INFO:<br />

Bergwies Biokäserei,<br />

Stockach 3, 88167 Maierhöfen<br />

www.bergwies-biokaeserei.de<br />

Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von<br />

14 bis 21 Uhr, Samstag von 12 bis 21 Uhr<br />

Außerhalb der Öffnungszeiten kann<br />

man den Käse sowie Erfrischungen an<br />

einer »Verpflegungsstation« neben der<br />

Alpe kaufen. Zudem gibt es den Bergwies-<br />

Käse im Bioladen in Isny sowie in den<br />

Dorfläden in Maierhöfen, Frauenzell<br />

und Stiefenhofen. Auch einige Kaufmarkt-<br />

Filialen haben ihn im Angebot.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

15


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

nach wird das Gemisch noch eine Weile gerührt<br />

– mit mechanischer Unterstützung –,<br />

bevor die Sennerin den Käsebruch mit einem<br />

großen Käsetuch aus dem Kupferkessel holt.<br />

Die Masse aus einzelnen kleinen Stückchen<br />

kommt in eine Edelstahlwanne. Hier wird sie<br />

für einige Minuten mit Gewichtssteinen beschwert,<br />

»damit sie wieder zusammenwächst.«<br />

Ist das Pressen beendet, kann die<br />

Masse in Würfel geschnitten werden, die<br />

dann wiederum in zylindrische Gefäße kommen:<br />

So wird aus einem eckigen Stück ein<br />

rundes. In eine Form passen etwa drei Laibe,<br />

die ebenfalls gepresst und mehrmals bis zum<br />

nächsten Tag gewendet werden – dabei fließt<br />

restliche Molke ab und der Käsebruch wächst<br />

zu einem jungen Käse heran.<br />

GUT GESCHMIERT IST HALB GEREIFT<br />

Am nächsten Morgen nimmt Gundula Sontheim<br />

die einzelnen Laibe – rund 16 an der<br />

Zahl – aus den Zylindern heraus und gönnt<br />

ihnen nach all dem Druck, der in den vergangenen<br />

Stunden auf ihnen lastete, ein entspanntes<br />

Salzbad. Etwa 24 Stunden verbleibt<br />

der junge Käse in der salzigen Flüssigkeit,<br />

bevor er sein Zuhause für die nächsten Wochen<br />

bezieht – ein Regal im Käskeller. Der ist<br />

bereits Anfang Mai gut gefüllt, denn zum Teil<br />

lagert hier noch der letzte Käse aus dem vorigen<br />

Jahr, der nun als erstes in der Alp-Wirtschaft<br />

serviert wird, so Ludwig Sontheim.<br />

Die »Alten« und die »Neuen« im Keller<br />

unterscheiden sich optisch stark voneinander<br />

– zumindest was die Farbe betrifft. Die frisch<br />

Eingezogenen kommen noch recht blass<br />

daher und können ihre milchige Herkunft<br />

nur schwer leugnen, die Alteingesessenen<br />

hingegen haben eine dunkelgelbe Farbe. Dieser<br />

Wandel ist dem Schmieren zu verdanken.<br />

»Jeden zweiten Tag wird der Käse aus dem<br />

Regal genommen, umgedreht und mittels<br />

einer Bürste mit Salzwasser abgewaschen«,<br />

erklärt der Käsermeister und fügt hinzu:<br />

»Dadurch, dass wir immer erst den alten<br />

Käse schmieren und dann den jungen, gehen<br />

die Bakterien, die für die Farbentwicklung<br />

und Reifung des Käses verantwortlich sind,<br />

vom alten auf den jungen über.« Nach rund<br />

sechs Wochen dieser intensiven Pflege kann<br />

die goldene Köstlichkeit dann ihre Reise<br />

Richtung Brotzeitstüble und von dort auf den<br />

Teller der Gäste antreten.<br />

Aber Gundula Sontheim produziert nicht nur<br />

Schnittkäse, sie stellt auch Butter sowie Backsteiner<br />

– einen echten Stinker, wie ihr Mann<br />

sagt – her. Zudem verfeinert sie ihre Laibe<br />

gerne mit Blüten- oder Kräutermischungen;<br />

manchmal landen auch Chili, Pfeffer oder<br />

Petersilie im Käse. Wichtig ist ihr dabei stets<br />

die Bioqualität der Zutaten, die an oder in ihre<br />

goldenen Köstlichkeiten kommen.<br />

NICHT NUR FÜR DEN SOMMER<br />

Damit ist sie nur konsequent, denn die insgesamt<br />

28 Kühe, die es sich den Sommer über<br />

auf den Wiesen rund um die Käserei gut gehen<br />

lassen, fressen auch nur das feinste Gras in<br />

exzellenter Qualität. Gleiches gilt auch für die<br />

Die Käseherstellung<br />

erfolgt traditionell: Mit<br />

einem Tuch wird der Käse<br />

aus dem Kessel geholt<br />

So wird eine runde Sache<br />

draus: Die käsige Masse<br />

kommt in Formen und<br />

verbleibt dort 24 Stunden<br />

16<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


anderen vierbeinigen Alpbewohner, die bei<br />

Gundula Sontheim und ihrem Mann ein tierisch<br />

gutes Leben führen. Neben vier Pferden<br />

gibt es Hasen, Hühner, eine Katze, Schafe<br />

sowie fünf Schweine, die sich die Molke, die<br />

beim Käsen anfällt, gut schmecken lassen.<br />

Im September endet der <strong>Alpsommer</strong> für die<br />

Kühe, die Sennerin und die Gäste. Und während<br />

erstere und letztere die Heimreise antreten,<br />

bleibt Gundula Sontheim einfach da.<br />

Denn sie hat ihr Herz an die Alpe verloren<br />

und sich entschieden mit ihrem Mann nicht<br />

nur vier, sondern zwölf Monate im Jahr in<br />

ihrem »Traumhaus« zu leben. Es verwundert<br />

nicht, dass sie diese Wahl getroffen hat, denn<br />

wer mit so viel Leidenschaft bei der Sache ist,<br />

der geht nicht einfach weg, wenn der Sommer<br />

vorbei ist. Außerdem muss der Käse weiter<br />

regelmäßig geschmiert werden, damit die Besucher<br />

im neuen Jahr leckere goldene Schmankerl<br />

probieren können, denen man bei jedem<br />

Bissen anmerkt, wie viel Handarbeit und<br />

Herzblut in ihnen steckt. Claudia Schöwe<br />

Gundula Sontheim und<br />

ihr Team bieten nicht nur<br />

Brotzeiten sondern auch<br />

leckere Kässpatzn an<br />

Der großzügige<br />

Außenbereich lädt zum<br />

Verweilen und Genießen<br />

der Aussicht ein<br />

Was für ein Kuhleben:<br />

Die braunen Schönheiten<br />

lassen es sich auf den<br />

Weiden gut gehen<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

17


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

WAS FÜR EINE KÄSEREI<br />

WIR VERSUCHEN UNS ALS SENNER<br />

Das Allgäu wird oft auch als Käseland bezeichnet und das kommt nicht von<br />

ungefähr, denn den goldenen Schmankerln kann man hier einfach nicht<br />

entrinnen. Bergkäse, Emmentaler und zahlreiche andere Sorten warten nur<br />

darauf, genossen zu werden. Viele von ihnen werden noch per Hand hergestellt.<br />

Meine Kollegen und ich wollten uns auch einmal daran probieren und<br />

verwandelten kurzerhand die Büroküche in eine Käsküche.<br />

18<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Außer Milch und etwas<br />

Naturjoghurt mussten<br />

wir nichts besorgen für<br />

unseren Versuch<br />

Vor mittlerweile sechseinhalb Jahren<br />

zog es mich aus dem Norden ins<br />

Allgäu: Seitdem war ich auf vielen<br />

Alpen und wenn es mich beruflich zu ihnen<br />

zog, dann durfte ich oft hinter die Kulissen<br />

schauen. So kam es mehr als einmal<br />

dazu, dass ich beim Käsmachen zuschauen<br />

durfte. Die traditionelle Herstellung beeindruckte<br />

mich und da ich Käse liebe – in<br />

jedweder Form – reifte in mir der Wunsch,<br />

dass ich das auch einmal ausprobieren<br />

wollte. Ich erzählte meinen Kollegen davon<br />

und so war die Idee geboren, dass wir uns<br />

zusammentun und uns gemeinsam als Senner<br />

versuchen wollen.<br />

In Ermangelung einer Herde Braunvieh, die<br />

uns mit der nötigen Milch versorgen würde,<br />

machte ich mich schlau, ob es nicht so etwas<br />

wie Käse-Sets für daheim gibt und siehe da:<br />

Ich wurde fündig. Georg Gründl, Eigentümer<br />

der Käseschule Allgäu in Oberstaufen, bietet<br />

genau so etwas an. Also kontaktierte ich ihn,<br />

erzählte ihm von meiner Idee und er war<br />

bereit, mir und meinen Kollegen zwei Sets<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

uns am Ende erwarten würde. Wer also<br />

denkt, dass er sich daheim einen leckeren<br />

Bergkäse machen kann, den muss ich an dieser<br />

Stelle enttäuschen.<br />

Aber zurück zu den Sets: In den Eimern befanden<br />

sich zwei runde Formen mit jeweils<br />

einem Pressedeckel, eine Flasche Lab, eine<br />

Packung Milchsäurekultur-Pulver sowie ein<br />

Thermometer. Und natürlich eine Anleitung<br />

beziehungsweise das Rezept für den Käse.<br />

Wir brauchten nur noch Milch, etwas Naturjoghurt,<br />

einen Kochtopf, einen Schneebesen,<br />

Das Lab musste mit<br />

etwas Wasser vermengt<br />

werden. Es sorgt dafür,<br />

dass die Milch eindickt<br />

ein Messer und einen Schöpflöffel. Als wir<br />

alle Zutaten und Utensilien zusammenhatten,<br />

teilt wir uns in zwei Teams auf: Das<br />

eine bildeten Lisa und ich, das andere Christian<br />

und Joshua.<br />

LASSET DAS KÄSEN BEGINNEN<br />

Zunächst mussten wir einige Tropfen Lab mit<br />

etwas Wasser verdünnen und das Ganze<br />

dann beiseitestellen. Danach füllten wir die<br />

Milch in die Kochtöpfe – bei mir und Lisa<br />

war das echt eine ganz knappe Ge- <br />

ERSTE LAGESONDIERUNG<br />

Nachdem diese bei uns im Verlag eingetroffen<br />

waren, nahmen wir – ich, Lisa,<br />

Christian und Joshua – sie erst einmal genau<br />

unter die Lupe. »Fetarella« stand auf den beiden<br />

Eimern und der Name verriet schon, was<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

19


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

Zu der Milch und dem<br />

Milchsäurekultur-Pulver<br />

musste noch etwas<br />

Joghurt mit in den Topf<br />

Beim Rühren behielt Lisa<br />

stets die Temperatur im<br />

Blick und schaute lieber<br />

einmal zu viel als zu<br />

wenig auf die Skala<br />

Fotos: Ramona Alger<br />

KURSE ZUM KÄSEN<br />

Wer sich am Käsen probieren möchte, es aber<br />

nicht allein daheim tun will, der kann an einem<br />

Kurs teilnehmen. Nachfolgend haben wir einige<br />

Anbieter für Sie herausgesucht.<br />

- Käseschule Allgäu, Kirchdorfer Str. 7,<br />

87534 Oberstaufen, www.kaeseschule.de<br />

- Oberstdorf Resort, An der Breitach 7,<br />

87538 Fischen, www.oberstdorf-resort.de<br />

- Hofgut Ratzenberg, Sedanstraße 55,<br />

88161 Lindenberg im Allgäu,<br />

www.ratzenberg.de<br />

- Käseschule Lauben, Alemannenweg 26,<br />

87493 Lauben, www.kaese-selber.de<br />

schichte. Ich empfehle den größten heimischen<br />

Topf zu verwenden. Zu der weißen<br />

Flüssigkeit gesellten sich dann ein paar Löffel<br />

Joghurt sowie zwei bis drei Messerspitzen des<br />

Milchsäurekultur-Pulvers. Als alles da war,<br />

wo es hingehörte, mussten wir das Gemisch<br />

unter stetem Rühren auf 35 bis 37 Grad Celsius<br />

erwärmen. Anstatt eines Kochlöffels benutzten<br />

wir das Thermometer, denn so hatte<br />

man die Temperatur immer im Blick.<br />

Also rührte und rührte ich und wunderte<br />

mich, warum die Flüssigkeit in meinem Topf<br />

nicht wärmer wurde. Tja … Christian hatte<br />

nur die Herdplatte angemacht, die er und<br />

Joshua brauchten. Da hat man einmal Vertrauen<br />

in die Kollegen und schon hintergehen<br />

sie einen. So kam es natürlich, dass die<br />

Herren der Schöpfung ihre Temperatur<br />

schneller erreicht hatten als wir, aber Käsen<br />

ist ein Marathon und kein Sprint. Zumindest<br />

braucht man etwas Ausdauer.<br />

Ob man nun mit unlauteren Mitteln arbeitet<br />

oder nicht: Wenn das Gemisch im Topf<br />

warm genug ist, muss man den Topf von der<br />

Herdplatte nehmen, das verdünnte Lab<br />

dazugeben, und das Ganze dann gut verrühren.<br />

Anschließend heißt es: Deckel drauf<br />

und warten. Eine halbe Stunde muss man<br />

der Masse nun geben – Zeit für uns, unserer<br />

eigentlichen Tätigkeit nachzugehen, doch<br />

die Gedanken waren stets beim Käse. Würde<br />

er fest werden? Würden die männlichen Kollegen<br />

einen neuen Manipulationsversuch<br />

starten?<br />

20<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Dank des Labs hatte die Milch<br />

nach einer Weile eine Konsistenz<br />

wie Wackelpudding<br />

TUT ÜBERMUT GUT?<br />

Nach bangen 30 Minuten kehrten wir an die<br />

Töpfe zurück und tippten die weiße Masse<br />

vorsichtig mit einem Messer an. Sie schien<br />

die Konsistenz von Wackelpudding angenommen<br />

zu haben – ein gutes Zeichen,<br />

denn es zeigt, dass das Lab die Milch eingedickt<br />

hat. In der Anleitung stand, dass man<br />

nun noch einmal 15 bis 20 Minuten warten<br />

soll, doch für Christian gab es kein Halten<br />

mehr: Er zückte den Schneebesen und zerteilte<br />

seinen und Joshuas Topfinhalt. Mit<br />

jeder Bewegung konnte man sehen, wie sich<br />

der Käse von der Molke trennte und kleine<br />

Würfel entstanden. Als er sein Werk betrachtete,<br />

wirkte er äußerst zufrieden und<br />

auch Joshua nickte zustimmend, als er ihm<br />

über die Schulter schaute.<br />

Kurz nachdem er mit seiner vorschnellen Aktion<br />

fertig war, griffen auch Lisa und ich zum<br />

Schneebesen und zerteilten unsere Masse.<br />

Und was soll ich sagen: Man sah auf den ersten<br />

Blick keinen Unterschied zum »Männer-<br />

Käse«, doch vielleicht würde sich Christian<br />

Übermut nach hinten hinaus rächen.<br />

DEN KÄSE IN FORM BRINGEN<br />

Während wir noch fleißig kleine Käsewürfel<br />

in der Größe einer Haselnuss produzierten,<br />

erwärmten die Jungs ihr Gemisch schon wieder.<br />

Sie entschieden sich für eine Wunschtemperatur<br />

von 40 bis 42 Grad Celsius, da sie<br />

einen festeren Käse haben wollten. Als die<br />

erreicht war, nahm Joschua den Schöpflöffel<br />

und füllte das Bruch-Molke-Gemisch in die<br />

runden Formen, die über Hunderte kleine<br />

Löcher verfügt. Durch diese floss die Molke<br />

stetig ab – es ist also ratsam, die Käseformen<br />

in die Spüle zu stellen. Nach etwa fünf Minuten<br />

mussten die beiden dann nur noch den<br />

Pressdeckel auf die weiße, mittlerweile halbfeste<br />

Masse legen, die von der Konsistenz<br />

bereits an Mozzarella erinnerte.<br />

Als sie damit fertig waren, fingen wir gerade<br />

erst an, unser Gemisch aus dem Topf zu<br />

heben. Da wir uns strikt an die Anleitung<br />

hielten, konnten wir den Vorsprung der<br />

Jungs nicht mehr aufholen. Aber sei es drum.<br />

Als schließlich auch unsere Pressdeckel in<br />

den Formen lagen, beschwerten wir sie mit<br />

einem Gewicht. Wir alle nahmen dafür die<br />

Milchflaschen, die wir mit ein wenig Wasser<br />

schwerer gemacht hatten. Es würde sich aber<br />

beispielsweise auch eine Konservendose<br />

super eignen. Durch den Druck von oben<br />

floss weitere Molke ab.<br />

<br />

Mit dem Schöpflöffel<br />

konnten wir ohne<br />

Probleme den Käsebruch<br />

in die Formen bringen<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

21


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

Am nächsten Tag war<br />

der Fetarella fertig und<br />

konnte endlich seine<br />

Form verlassen<br />

Zum Abschluss mussten<br />

die Laibe nur noch mit<br />

Salz eingerieben werden<br />

WENDEN, WENDEN, WENDEN<br />

Nach einer Viertelstunde nahmen wir den<br />

Käse wieder aus den Formen, drehten ihn um<br />

und packten ihn wieder zurück. Man merkte<br />

bereits da, dass er wieder ein kleines bisschen<br />

fester geworden war.<br />

Während ich mich an eine Pannacotta mit<br />

einem Tick zu viel Gelatine erinnert fühlte,<br />

stellte Joshua die Assoziation zu Tofu her. Da<br />

der Käse in den folgenden Stunden noch dreimal<br />

gewendet werden musste, entschloss ich<br />

mich, meine Arbeit mit heimzunehmen.<br />

Sogar die Jungs vertrauten mir ihre Laibe an.<br />

An dieser Stelle möchte ich kurz sagen, dass<br />

es ratsam ist, mit dem Käsen am Vormittag<br />

zu beginnen, denn bis zum letzten Wenden<br />

und dem endgültigen Abnehmen der Gewichte<br />

vergehen gut und gerne zehn Stunden.<br />

Als ich spätabends die Milchflaschen vom<br />

Pressdeckel nahm und den Laiben nun ihre<br />

Nachtruhe gönnte, fiel mir auf, dass immer<br />

noch Molke abfloss.<br />

Am nächsten Morgen nahm ich den Käse<br />

dann wieder mit zur Arbeit, denn nun stand<br />

der letzte Schritt an: Die Laibe mussten mit<br />

jeweils einem Teelöffel Salz eingerieben werden.<br />

Auch diese Aufgabe wurde mir zu teil,<br />

wobei mich Joshua und Christian argwöhnisch<br />

beobachteten. Der weiße Käse war<br />

noch einmal fester geworden und hatte nun<br />

eine vergleichbare Konsistenz wie Feta. Wir<br />

entschieden uns, den vier Laiben danach<br />

noch ein wenig Zeit für die Reifung zu geben,<br />

bevor wir ihn probierten. Das war auch kein<br />

Problem, denn im Kühlschrank sind sie anderthalb<br />

bis zwei Wochen haltbar.<br />

Nach ein paar Tagen starteten wir dann den<br />

Geschmackstest und was soll ich sagen:<br />

Trotz Christian Vorpreschen gab es keinen<br />

Unterschied und hätten wir nicht gewusst,<br />

welche Laibe von ihm und Joshua waren, so<br />

hätten wir es unmöglich feststellen können.<br />

Geschmacklich kamen alle vier eher mild<br />

daher – wie Mozzarella beziehungsweise<br />

Feta aus Kuhmilch. Jeder von uns nahm danach<br />

seinen Fetarella mit heim und dank<br />

der Rezepte in der Anleitung wussten wir<br />

auch gleich, was wir mit unserem eigens hergestellten<br />

Käse Leckeres zu Essen zaubern<br />

würden. <br />

Claudia Schöwe<br />

22<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Anzeigen<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

23


FREIZEIT<br />

DAS ALLGÄU FÜR DAHEIM<br />

HERRLICHE AUSSICHTEN GARANTIERT<br />

Das Allgäu hat viel zu bieten – das zeigen die drei Bildkalender der<br />

EDITION ALLGÄU eindrucksvoll. Imposante Berglandschaften, blühende<br />

Wiesen, malerische Ortschaften oder das Braunvieh: So facettenreich die<br />

Region ist, so vielfältig ist die Motivauswahl in den Kalendern. Da ist für<br />

jeden etwas dabei, der die natürliche Schönheit des Allgäus schätzt.<br />

Jahr für Jahr arbeitet der Verlag mit<br />

zahlreichen regionalen Fotografen zusammen,<br />

um neben einer riesigen Motivauswahl<br />

auch höchste Qualitätsansprüche<br />

erzielen zu können. Dass das gelingt,<br />

zeigen die drei beliebten Kalender für das<br />

Jahr 2023, die durch ihre besondere Bildauswahl<br />

glänzen. Da kann man es kaum erwarten,<br />

dass der Monat vorbei ist und man<br />

umblättern darf.<br />

DIE DREI NEUEN<br />

Wahrlich imposant kommt der Panorama-<br />

Kalender »Allgäuer Ansichten« im XXL-Format<br />

daher, der heuer bereits zum zwölften<br />

Mal erscheint und unsere schöne Landschaft<br />

auf einer Länge von einem Meter zeigt. Diese<br />

besondere Produktion ermöglicht der Fotograf<br />

Siegfried Bruckmeier, der sich auf extragroße<br />

Motive spezialisiert hat. Hier wird<br />

nicht mit technischen Tricks im Studio gewerkelt<br />

– die Motive sind sorgsam ausgewählt<br />

und zum Teil mehrfach besucht<br />

worden, bis die richtige Stimmung vor die<br />

Linse kam. »Mein Anliegen ist, von der noch<br />

vorhandenen Natur so viel wie möglich für<br />

unsere Nachkommen zu konservieren«, so<br />

Bruckmeier. Wie gut ihm das gelingt, zeigen<br />

seine handverlesenen Aufnahmen des Allgäus<br />

im neuen Panorama-Kalender.<br />

Der unangefochtene Klassiker unter unseren<br />

Kalendern ist allerdings der Allgäu-Kalender.<br />

Bereits seit 2010 besticht er durch seine abwechslungsreichen,<br />

farbintensiven Aufnahmen.<br />

Zahlreiche Fotografen begeben<br />

sich dafür in der Region auf die Suche nach<br />

dem einen Motiv, an dem der Blick hängen<br />

bleibt. Ob Allgäuer Seen in atmosphärischen<br />

Lichtstimmungen, markante Gipfel und der<br />

atemberaubende Ausblick von ihnen oder<br />

stille Orte zum Verweilen – die beeindruckenden<br />

Landschaftsaufnahmen zeugen<br />

jeden Monat aufs Neue vom Facettenreichtum<br />

des Allgäus, an dem man sich nicht<br />

satt sehen kann.<br />

Der dritte im Bunde ist der Kuh-Kalender,<br />

der mittlerweile Kultstatus erreicht hat, und<br />

zwar über die Grenzen der Region hinaus.<br />

24<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Verwunderlich ist es nicht, denn die Bilder<br />

der braunen Schönheiten machen jeden zum<br />

Kuh-Liebhaber. Die ausgesuchten Motive<br />

zeigen schmusendes Jungvieh, Kühe in<br />

blütenreichen Wiesen oder hoch oben am<br />

Berg. Wer sich ein Stück Allgäu-Idylle ins<br />

Wohnzimmer hängen und das Braunvieh im<br />

Jahresverlauf sehen möchte, der sollte sich<br />

den Kalender nicht entgehen lassen.<br />

DIE IMMERWÄHRENDEN<br />

Darüber hinaus haben wir noch zwei weitere<br />

Jahresbegleiter im Angebot, die zeitlos<br />

sind. Da wäre zum einen der Kalender »Das<br />

Allgäu, wie es früher war«. Er zeigt Holzstiche<br />

bekannter Allgäuer Städte wie Lindau,<br />

Kempten und Kaufbeuren, aber auch Sehenswürdigkeiten<br />

wie das bekannte Märchenschloss<br />

Neuschwanstein und versetzt den<br />

Betrachter in eine andere Zeit. Das zweite<br />

immerwährende Schmuckstück zeigt eine<br />

ganz andere Auswahl schwarz-weißer Motive.<br />

In »Hopfen und Malz – Gott erhalt´s«<br />

dreht sich alles um des Deutschen liebstes<br />

Getränk: das Bier. Der Kalender überzeugt<br />

durch historische Kupferstiche, die Szenen<br />

aus Allgäuer Wirtschaften abbilden, sowie<br />

durch Weisheiten und Sprüche zum Thema<br />

Bier. Ein Muss für alle Freunde des flüssigen<br />

Goldes.<br />

Alle Kalender sind im Buchhandel erhältlich<br />

oder online unter www.edition-allgaeu.com<br />

Fotos: Siegfried Bruckmeier, Leo Schindzielorz, Reinhard Scholl<br />

»Allgäuer Ansichten 2023« (Panorama-Kalender):<br />

13 Blätter mit Allgäu-Panoramen, 100 x 34 Zentimeter,<br />

ISBN 978-3-95805-099-0; Preis 32,80 Euro<br />

»Kuh-Kalender 2023«: 13 Blätter mit Allgäuer<br />

Kuh-Motiven, 42 x 30 Zentimeter,<br />

ISBN 978-3-95805-097-6; Preis 17,80 Euro<br />

»Das Allgäu, wie es früher war«: 13 Blätter mit<br />

historischen Holzstichen, 42 x 30 Zentimeter,<br />

ISBN 978-3-95805-042-6; Preis 14,80 Euro<br />

»Allgäu 2023«: 13 Blätter mit Allgäu-Motiven,<br />

42 x 30 Zentimeter, ISBN 978-3-95805-098-3;<br />

Preis 17,80 Euro<br />

»Hopfen und Malz – Gott erhalt´s«: 13 Blätter mit<br />

historischen Kupferstichen, 42 x 30 Zentimeter,<br />

ISBN 978-3-95805-016-7; Preis 14,80 Euro<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

25


HANDWERK<br />

26<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


SCHRITT FÜR SCHRITT<br />

DAS SCHMIEDEN EINER SCHELLE<br />

Sie gehören einfach zum Allgäu und sorgen für die musikalische Untermalung<br />

der Region: die Kuhschellen. Ihre Herstellung in Handarbeit dauert<br />

mehrere Stunden und ist schweißtreibend – dafür sorgt nicht nur die offene<br />

Feuerstelle, in der das Blech erhitzt wird. Was alles getan werden muss, damit<br />

aus einem flachen Blech eine gewölbte Schelle wird, hat uns der Schmied<br />

Franz Hiller aus Obermaiselstein gezeigt.<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

27


HANDWERK<br />

2<br />

Bild 1 –6: Wenn das Feuer in der Esse brennt, ist es Zeit,<br />

die zwei vorgeschnittenen Blechformen für die Schelle zu<br />

holen. Zunächst wird eine von ihnen in das Feuer gelegt.<br />

Wenn sie rundherum glüht, legt der Schmied sie in die<br />

Presse (Bild 4). Danach bearbeitet er das Blech mit dem<br />

Hammer auf dem Amboss weiter. Dieser Vorgang (Esse,<br />

Presse, Amboss) wird etwa viermal wiederholt, bis das<br />

Blech die typische Schellenform hat (Bild 6). Danach wird<br />

mit dem zweiten Blech genauso verfahren<br />

1<br />

3<br />

7<br />

28<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


4<br />

5<br />

6<br />

8<br />

Bild 7–9: Sind die Bleche in Form gebracht,<br />

werden sie an den Rändern abgeflext, sodass<br />

sie etwa gleich groß sind und aneinander<br />

passen. Dann werden sie zusammengeschweißt.<br />

Anschließend glättet der Schmied die Schweißnähte<br />

mit der Flex<br />

9<br />

DER SCHELLENSCHMIED<br />

Franz Hiller ist Schmied aus Leidenschaft und hat seine eigene<br />

Schmiede samt Verkaufsfläche in Obermaiselstein. Hier finden<br />

sich zahlreiche Dinge: von der Kässpatznpfanne über mittelalterliche<br />

Waffen hin zu Besteck, Scheren und anderen Küchenutensilien.<br />

Vor zwei Jahren suchte er eine neue Herausforderung<br />

und schmiedete am Karfreitag seine allererste<br />

Kuhschelle, und weil ihm das so viel Freude bereitet hat, hat<br />

er seitdem nicht mehr damit aufgehört. Seine Begeisterung<br />

für sein Handwerk ist ansteckend – davon kann man sich auf<br />

den zahlreichen Mittelaltermärkten in der Region und Österreich<br />

überzeugen, auf denen er vor Publikum das harte Eisen<br />

wie zarte Butter verformt und mit gezielten Schlägen kleine<br />

schmiedeeiserne Kunstwerke schafft. Dabei hat er stets ein<br />

offenes Ohr für Fragen und erklärt Interessierten gerne sein<br />

Handwerk. Gleiches gilt auch, wenn man in seiner Schmiede<br />

vorbeischaut, die er freitags ab Mittag sowie am Samstag für<br />

Besucher öffnet.<br />

Info:<br />

Franz Hiller – Mittelalterschmiede<br />

Am Auwald 6, 87538 Obermaiselstein<br />

www.schmiede-design.com<br />

<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

29


HANDWERK<br />

Bild 10–11: Aus einem Stück glühenden Stahls<br />

wird die Hafte gefertigt, an der später der<br />

Schellenriemen befestigt wird. Die Hafte wird<br />

ebenfalls angeschweißt. Gleiches geschieht mit<br />

der Halterung im Schelleninneren, die den Kallen<br />

trägt. Der sorgt für den prägnanten Sound<br />

10<br />

12<br />

13 14 16<br />

15<br />

Bild 12–16: Der Kallen wird unter dem<br />

Lufthammer geschmiedet. Ein Muster (Bild 13)<br />

dient der Sicherheit. Hat der Stahl die<br />

richtige Stärke, wird er auf dem Amboss<br />

gebogen und mit einem Stück Gummi<br />

versehen – das reduziert Nebengeräusche.<br />

Nachdem der Kallen an der inneren Hafte<br />

angebracht wurde, folgt die Klangprobe<br />

Fotos: Ramona Alger, Joshua Riedisser<br />

30<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


GLOCKE ODER SCHELLE<br />

11<br />

Beide läuten, beide sind an den Hälsen von Kühen zu<br />

sehen und dennoch dürfen sie nicht miteinander verwechselt<br />

werden: Der wohl wesentlichste Unterschied<br />

zwischen Glocken und Schellen ist die Art der Herstellung.<br />

Erstere wird in Form gegossen und besteht<br />

aus einer Messing-Legierung, letztere wird aus einem<br />

Stück Stahlblech gehämmert oder gestanzt, das dann<br />

gebogen und geschweißt – früher genietet – wird.<br />

Innen haben beide eine Hafte, an der der Kallen befestigt<br />

wird. Die Schelle hat außen ebenfalls eine Hafte,<br />

die Glocke wiederum einen Zapfen: An beiden wird<br />

jeweils der Lederriemen befestigt.<br />

Schellen sind wesentlich widerstandsfähiger als Glocken.<br />

Wenn sie einen Schlag abbekommen und sich<br />

verformen, so klingen sie immer noch. Hat die Glocke<br />

jedoch einen Riss, verstummt sie. Claudia Schöwe<br />

Wachgeküsst<br />

von der Natur<br />

ENTSPANNTE GENUSSMOMENTE IN<br />

DEN ALLGÄUER HOCHALPEN<br />

Entdecken Sie die Facetten des Allgäus in<br />

herzlicher Wohlfühl-Atmosphäre im familiengeführten<br />

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Endlose Möglichkeiten für einen aktiven, als<br />

auch entspannten Urlaub, inmitten intakter<br />

Natur, erwarten Sie bei uns.<br />

DER GESCHMACK DER NATUR<br />

Wir legen sehr viel Wert auf regionale<br />

Produkte als Grundlage unserer Küche. Die<br />

von uns liebevoll angebauten Kräuter aus<br />

dem eigenen Garten, sowie die Wiederentdeckung<br />

gesammelter Wildkräuter, dient<br />

uns als Basis für raffinierte Gerichte mit viel<br />

Aroma und intensivem Geschmack.<br />

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Freitag - Dienstag von 11:00 - 22:00 Uhr<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

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HISTORIE & BRAUCHTUM<br />

Der berühmte »Adlerkönig«<br />

nach erfolgreicher Jagd mit<br />

seiner Beute über der Schulter<br />

DER »ADLERKÖNIG«<br />

EIN MANN MIT ZWEIFELHAFTEM RUF<br />

Der Adler wird nicht umsonst »König der Lüfte« genannt. Majestätisch fliegt<br />

er am Himmel entlang und glücklich ist derjenige, der einen in freier Wildbahn<br />

zu Gesicht bekommt. Sie sind selten geworden, die Adler in Deutschland,<br />

weil früher systematisch auf sie Jagd gemacht wurde. Besonders erfolgreich<br />

dabei war der Oberjäger Leo Dorn.<br />

Bereits vor Jahrhunderten begann die<br />

– heute unvorstellbare – Jagd auf die<br />

Adler, denn die Menschen fingen<br />

früh an, den imposanten Vogel nicht nur<br />

als »König der Lüfte« zu sehen, sondern<br />

auch als Jagdkonkurrenten und Feind der<br />

Nutztiere. So kam es dazu, dass die Adler in<br />

Europa geschossen oder mit Fangeisen und<br />

Giftködern getötet wurden. Manche Jäger<br />

waren mehr oder weniger erfolgreich, doch<br />

einem konnte keiner das Wasser reichen –<br />

Oberjäger Leo Dorn, Leibjäger des beliebten<br />

Prinzregenten Luitpold von Bayern.<br />

VOM WAGHALSIGEN LAUSBUB …<br />

Er wurde am 16. Januar 1836 als Sohn des<br />

Jägers und Jagdverwalters Ignaz Dorn und<br />

dessen Frau Genovefa geboren. Ein sanftes,<br />

braves Bürschchen war der junge Leo anscheinend<br />

nicht und einer Rauferei ging er<br />

selten aus dem Wege, so schrieb ein Chronist<br />

über ihn. Schon als 15-Jähriger holte er,<br />

an einem Seil hängend, die Jungvögel aus<br />

einem Adlerhorst. Bei einer solchen waghalsigen<br />

Aktion im Juli 1851 im Oytal fanden<br />

sich rund 1500 Zuschauer ein. Die<br />

Sache entwickelte sich zu einem richtigen<br />

Volksfest mit Wurstbuden und Musik. Leo<br />

Dorn und auch andere Burschen nahmen<br />

solche Klettertouren mehrmals vor, unter<br />

anderen auch im Rohrmooser Tal und im<br />

oberen Ostrachtal. Heute sind solche Aktionen<br />

nicht mehr denkbar und man kann sich<br />

das Spektakel kaum vorstellen.<br />

… ZUM LEIBJÄGER DES PRINZREGENTEN<br />

Im Jahr 1851 übernahm Prinz Luitpold von<br />

Bayern die Oberstdorfer und die Hindelang-<br />

Hintersteiner Jagd. Sechs Jahre später trat<br />

Leo Dorn als Jagdgehilfe – anfangs nur als<br />

Treiber – in die Dienste von Prinz Luitpold,<br />

des späteren Prinzregenten, ein.<br />

Vor seiner Anstellung sollen einige Berater<br />

des Regenten »die Hände über dem Kopf<br />

zusammengeschlagen haben«, weil man es<br />

wagte, »den rauflustigsten Burschen weit<br />

und breit« für solch einen königlichen Posten<br />

in Betracht zu ziehen. »Macht gar<br />

nichts«, tröstete sie Graf Quadt, ein Jagdfreund<br />

des Prinzregenten: »Der Kerl hat<br />

zwar den Teufel im Leib, aber gerade solche<br />

Leute brauchen wir.«<br />

32<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Bei Prinz Luitpold machte der junge Leo<br />

Dorn Karriere, wurde 1881 zum Oberjäger<br />

und Jagdverwalter ernannt und mit der<br />

Hege des Rotwildes im Revier um Hindelang-Hinterstein<br />

betraut. Die Jagdgebiete<br />

waren nach der Aufhebung der Adelsprivilegien<br />

im Zuge der Revolution von<br />

1848 leergeschossen. Als Leo Dorn seinen<br />

Dienst beim Prinzen antrat, beschrieb er<br />

seinem Jagdherrn den Wildbestand als<br />

trostlos. An der neun Stunden langen Grenze<br />

zum benachbarten Tirol scheuten sich<br />

die Tiroler Wildschützen nicht, am helllichten<br />

Tage regelrechte Treibjagden auf<br />

Gämsen abzuhalten.<br />

ter 1912 seinen letzten Adler auf einem<br />

Misthaufen in Hindelang. Wie viel Wahrheit<br />

dahinter steckt, kann man heute nicht mehr<br />

sagen, aber es erzählt sich gut.<br />

So oder so: Leo Dorn ist bis heute im Gedächtnis<br />

der Allgäuer und auch wenn man<br />

mittlerweile nicht mehr auf die Idee kommen<br />

würde, Jagd auf den König der Lüfte<br />

zu machen, so sprechen alle nur wohlwollend<br />

über den »Adlerkönig«, der seine<br />

letzte Ruhestätte auf dem Hindelanger<br />

Friedhof fand, wo bis heute eine Gedenktafel<br />

an ihn erinnert.<br />

Thomas Niehörster/Claudia Schöwe<br />

BESCHÜTZER DES WILDES VOR RÄUBERN<br />

Prinz Luitpold hatte in Anbetracht dieser<br />

höchst unerfreulichen Situation aus dem<br />

Forstenrieder Park bei München 17 Stück<br />

Rotwild in sein Ostrachtaler Jagdrevier gebracht.<br />

Dieser Wildbestand musste aufgebaut<br />

und vor Eingriffen geschützt werden,<br />

was unter anderem Leo Dorns Aufgabe als<br />

Heger war. Mit dieser Vorgabe im Rücken<br />

ging Dorn nicht nur streng gegen Wilderer<br />

vor, sondern genauso gegen das Raubwild,<br />

das verantwortlich für die ständigen Verluste<br />

an Jungtieren des Wildes und der<br />

Bauern war. Zu diesen Räubern zählte man<br />

vor allem die Adler, die es aus damaliger<br />

Sicht als schädlich zu bekämpfen galt. Den<br />

Titel »Adlerkönig« bekam Leo Dorn 1860<br />

beim Abschuss seines 50. Adlers. Vom<br />

Prinzregenten persönlich wurde ihm zudem<br />

das silberne Verdienstkreuz vom Orden des<br />

Heiligen Michael verliehen. Am ersten<br />

Weihnachtstag, dem 25. Dezember 1906,<br />

erlegte Leo Dorn seinen 75. Adler.<br />

Oben: Leo Dorn (rechts<br />

im Bild) zusammen mit<br />

Prinz Luitpold von Bayern<br />

(4. v. l.) und anderen<br />

Teilnehmern einer<br />

Jagdgesellschaft<br />

Rechts: Romantik nach<br />

Jägerart: Der Leibjäger<br />

des Prinzregenten<br />

bringt seiner Frau seinen<br />

75. erlegten Steinadler<br />

ER IST ZUM MYTHOS GEWORDEN<br />

Zwei Jahre später beendete er seine aktive<br />

Laufbahn als Oberjäger des Prinzregenten<br />

Luitpold von Bayern – ein Beinleiden zwang<br />

ihn in den Ruhestand. Doch der verlief gar<br />

nicht so ruhig, wie man denken mag: Mehrere<br />

Quellen besagen, dass der »Adlerkönig«<br />

bis zu seinem Tod am 5. November<br />

1915 noch weitere Tiere erlegt<br />

hat. Während manch Aufzeichnung<br />

von nur einem<br />

spricht, heißt es in anderen<br />

wiederum, dass es<br />

noch 25 waren und er<br />

die Hundert vollgemacht<br />

hat. Angeblich<br />

schoss er im Win-<br />

Fotos: Archiv Thomas Finkel, Thomas Niehörster/Ursus Verlag, Pixabay<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

33


NATUR<br />

FLIEGENDE FARBTUPFER<br />

SCHMETTERLINGE IM ALLGÄU<br />

In Frühjahr und Sommer halten die Farben wieder Einzug ins Land. Berge und Täler<br />

sind mit bunten Kleidern überzogen, und das nicht nur aufgrund von Blumen und<br />

anderen Pflanzen – auch in der Tierwelt geht es farbenfroh zu. So verschönern zum<br />

Beispiel Schmetterlinge als schillernde Farbtupfer die Allgäuer Lüfte. Wir stellen ein<br />

paar der fliegenden Edelsteine, wie die Falter auch manchmal genannt werden, vor.<br />

34<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Beginnen wir mit A<br />

wie Admiral. Dieser<br />

Schmetterling schwingt<br />

sich in luftige Höhen bis hin zu<br />

2500 Metern auf und das mit einer<br />

Flügelspannweite von gerade einmal nur<br />

50 bis 65 Millimetern. Sein Verbreitungsgebiet<br />

umfasst fast alle Kontinente und er<br />

ist wenig wählerisch, was seine Umgebung<br />

angeht: Vom Wald über Wiesen bis hin zu<br />

Siedlungen finden die Admirale überall ein<br />

Zuhause. Dabei führen sie häufig ein Nomadendasein,<br />

so flogen sie zum Beispiel im<br />

Winter früher bis nach Italien in wärmere<br />

Der Silbergrüne Bläuling hat einen<br />

behaarten Körper. Am Abend sind oft<br />

mehrere Falter zusammen mit zugeklappten<br />

Flügeln an Grashalmen zu beobachten<br />

– in sogenannten Schlafgemeinschaften<br />

Gefilde. In Zeiten des Klimawandels<br />

kommt es aber<br />

mittlerweile auch durchaus<br />

vor, dass sie zum Überwintern<br />

hier im Allgäu bleiben, da zieht es<br />

sie zum Teil eher im Sommer in nördlichere<br />

Gegenden. Die Raupen des Admirals<br />

kann man stets in der Nähe von Brennnesseln<br />

beobachten – hier legt das Schmetterlingsweibchen<br />

nämlich seine Eier ab, aus<br />

denen sieben Tage später die »Schmetterlingskinder«<br />

zur Welt kommen, die sich<br />

dann an den grünen Pflanzen so richtig satt<br />

fressen. Hier verpuppen sie sich auch, bevor<br />

nach vierzehn Tagen neue »fertige« Admirale<br />

die Erde bevölkern. Sie laben sich dann<br />

am Nektar von Pflanzen wie dem Wasserdost<br />

oder der Fetthenne, im Herbst auch an<br />

Fallobst und Efeublüten. Um ihr Revier zu<br />

verteidigen, liefern sich die Männchen der<br />

braunschwarzen Falter mit dem so auffälligen<br />

rotweißen Muster zum Teil regelrechte<br />

Verfolgungsflüge; um die Weibchen zu »erwischen«,<br />

betreiben sie sogenanntes Hilltopping,<br />

das heißt, sie halten sich an höher<br />

gelegenen Orten wie Hügeln oder Dächern<br />

auf und warten dort auf ihre Angebeteten.<br />

STÄRKENDE RUHEPAUSEN<br />

Anders als der Admiral begibt sich der<br />

Zitronenfalter nicht auf Wanderschaft – sondern<br />

gönnt sich gleich zwei Schläfchen im<br />

Jahr. Indem er am Anfang des Winters überschüssige<br />

Körperflüssigkeiten ausscheidet<br />

und Glyzerin als eigenes Frostschutzmittel<br />

einlagert, kann dieser Schmetterling nahezu<br />

ungeschützt in den hiesigen Gefilden bei<br />

Temperaturen bis zu 20 Minusgraden überwintern.<br />

Er verschläft die kalten Tage einfach.<br />

Ab März sind die Falter dann wieder aktiv,<br />

schon bald darauf kommt es zur Paarung –<br />

die gut und gern bis zu drei Stunden dauern<br />

kann. Rund 100 Eier legt das Weibchen später<br />

auf Faulbäumen ab. Die Raupen schlüpfen,<br />

verpuppen sich und Ende Juni bis Anfang<br />

August gibt es neue Falter –Männchen<br />

in strahlend gelbem und Weibchen in<br />

einem weißlich-grünen Kleid. Im<br />

Gegensatz zum Frühjahr sind<br />

diese Schmetterlinge im<br />

Sommer recht heikel: Sie<br />

naschen dann hauptsächlich<br />

von den<br />

Pflanzen, die rot<br />

oder violett blühen,<br />

zum Beispiel<br />

von Sommerflieder<br />

oder Kratzdisteln. Und<br />

weil das Herumfliegen und<br />

Fressen ganz schön anstrengend<br />

ist, werden nach zwei Wochen auch schon<br />

wieder die Füße hochgelegt beziehungsweise<br />

die Flügel zusammengeklappt – der Zitronenfalter<br />

hält bis zum frühen Herbst einen<br />

Sommerschlaf.<br />

EIN ALTER BEKANNTER<br />

Ein anderer Schmetterling schlägt hingegen<br />

regelmäßig seine Augen auf – die auf seinen<br />

Flügeln nämlich: Das Tagpfauenauge, das zur<br />

Familie der Edelfalter gehört, besitzt <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

35


NATUR<br />

auf seinen rostroten<br />

»Flatterhilfen«<br />

vier<br />

schwarz-blaugelbe<br />

Farbtupfer<br />

in Augenform, die<br />

zur Abschreckung von Feinden dienen sollen.<br />

Klappt der Falter seine Flügel zusammen<br />

kann man aber nur noch die graubraunen<br />

Tarnfarben der Unterseiten sehen. Diese<br />

Schmetterlinge gehören zu den häufigsten<br />

Faltern in der hiesigen Umgebung und halten<br />

sich gerne in der Nähe von Wäldern, aber<br />

auch in Parks und Gärten auf; sie kommen<br />

dabei von Europa bis nach Japan vor. Zur<br />

Paarungszeit kann man am Waldrand beobachten,<br />

wie die männlichen Tiere nach<br />

einem festen Terminplan auf Brautschau<br />

gehen: Vormittags wird sich an einigen von<br />

über 200 Pflanzen gestärkt, deren Nektar sich<br />

die Tagpfauenaugen neben Obst schmecken<br />

lassen (darunter Huflattich, Löwenzahn und<br />

Klee), und nachmittags fliegen die Falter am<br />

Wald entlang – etwa alle 20 bis 50 Meter beginnt<br />

dabei ein neues Revier – um vorbeikommende<br />

Damen zu beglücken. In steilem<br />

Spiralflug wird mit Rivalen ausgefochten, wer<br />

als erster zum Zug kommt. Um »sich schön<br />

zu machen«, verwenden die Tagpfauenaugen<br />

ihr erstes Beinpaar, das verkümmert ist, als<br />

Putzpfoten. In Bezug auf diese Falter hat der<br />

Klimawandel ausnahmsweise auch mal einen<br />

positiven Nebeneffekt: So dürfen wir uns<br />

über zwei Schmetterlingsgenerationen im<br />

Jahr freuen, die erste fliegt ab circa Juni, die<br />

zweite überwiegend ab September/Oktober.<br />

IMPOSANTE ERSCHEINUNG<br />

Von ganz anderer Form und Farbe wie das<br />

Tagpfauenauge, aber genauso sehr beeindruckend,<br />

ist der Schwalbenschwanz.<br />

Sein Name bezieht sich auf<br />

die spitz zulaufenden Flügel,<br />

die eine Spannweite<br />

von bis zu acht Zentimeter<br />

erreichen können und gelb und<br />

schwarz mit etwas Rot und Blau gefärbt<br />

sind. In Mitteleuropa ist der Schwalbenschwanz<br />

einer der größten Schmetterlinge.<br />

War er früher gefährdet, so gibt es dank geringerer<br />

Ausbringung von Umweltgiften seit<br />

einigen Jahren wieder mehr von den eindrucksvollen<br />

Faltern. Aus diesem Grund<br />

wurde das Tier 2006 auch zum Schmetterling<br />

des Jahres gewählt. In segelndem und flatterndem<br />

Flug bevölkert der Schwalbenschwanz<br />

offenes Gelände wie Wiesen mit<br />

Den Kaisermantel kann man von Juni bis<br />

September in den Lüften beobachten. Um sich<br />

gegenseitig anzulocken, verströmen Männchen<br />

und Weibchen dieser Schmetterlingsart aus<br />

sogenannten Duftschuppen einen Lockstoff. Der<br />

Kaisermantel ist Schmetterling des Jahres <strong>2022</strong><br />

vielfältiger Flora oder auch Gärten. Auch er<br />

betreibt zur Paarungszeit Hilltopping, man<br />

kann ihn – und sie – dann beispielsweise auf<br />

südlichen Bergkuppen entdecken. Um den<br />

perfekten Platz zum Ablegen<br />

ihrer Eier zu finden (am<br />

besten geeignet sind hierfür<br />

sogenannte Doldenblütler),<br />

legen die Weibchen<br />

der Generation aus dem Frühling<br />

große Strecken zurück. Genau wie<br />

die ausgewachsenen Falter warten<br />

auch die Raupen mit einem besonderen<br />

Erscheinungsbild auf: Ihr<br />

grüner Körper wird von schwarzen Querstreifen<br />

geziert, die von roten Punkten unterbrochen<br />

werden, außerdem besitzen sie eine<br />

orange gefärbte Nackengabel, aus der sie Abwehrstoffe<br />

gegen Feinde absondern können.<br />

KLEIN, ABER FEIN<br />

Auch die Raupen eines viel kleineren<br />

Schmetterlings, des Silbergrünen Bläulings,<br />

scheiden bestimmte Stoffe aus – was ihnen<br />

eine gewinnbringende Gemeinschaft mit<br />

Ameisen beschert. Denn die zuckerhaltige<br />

Lösung, die die Raupen aus sogenannten abdominalen<br />

Drüsen absondern, ist für die<br />

schwarzen Krabbeltiere ein wahrer Leckerbissen.<br />

Als Dank für das süße Mahl beschützen<br />

die Ameisen die »Schmetterlingskinder«<br />

vor Feinden.<br />

Die Raupen selbst sind, was Nahrung angeht,<br />

ganz schön heikel: So fressen sie fast ausschließlich<br />

Hufeisenklee, nur in einigen Gebieten<br />

kommt auch noch die Bunte Kronwicke<br />

auf ihren Speiseplan. Im Juni<br />

verpuppen sich die Raupen und Mitte Juli<br />

schlüpfen die neuen Flattermänner und<br />

-frauen – die auch ausgewachsen sehr beschaulich<br />

bleiben: So bringen sie es gerade<br />

mal auf eine Flügelspannweite von nur 30 bis<br />

35 Millimetern. Der Silbergrüne Bläuling<br />

kommt nur in Europa vor und benötigt zum<br />

Leben basische Böden. In Regionen mit eben<br />

solchen findet man ihn auf kurzrasigem<br />

36<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


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Fotos: Dominik Ultes, Volker Wille, Walter Eberl/pixelio.de<br />

Der Trauermantel hält<br />

sich hauptsächlich in<br />

offenen Laubwäldern<br />

sowie in Obstgärten<br />

und Alleen auf<br />

Der Lebensraum des<br />

Kleinen Fuchses<br />

erstreckt sich bis zu<br />

einer Höhe von 3500<br />

Metern. Zur Paarungszeit<br />

verfolgt das<br />

Männchen die Dame<br />

und trommelt mit seinen<br />

Fühlern auf ihre Flügel<br />

Sennerei Hittisau<br />

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In unserem Verkaufsladen<br />

finden Sie ein vielfältiges Sortiment<br />

an regionalen Köstlichkeiten!<br />

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Käse & Butter rund um die Uhr<br />

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Magerrasen. Derartige<br />

Arten von Rasen beherbergen<br />

eine große Fülle an –<br />

häufig seltenen – Blumen und<br />

Insekten. Das Vorkommen des<br />

Silbergrünen Bläulings ist also ein<br />

wichtiger Hinweis auf solch einen intakten<br />

Lebensraum – ist dieser Schmetterling doch<br />

einer der ersten, der bei Veränderung der<br />

guten Bedingungen die Umgebung verlässt.<br />

Seine große Bedeutung für den Biotop- und<br />

Artenschutz verschaffte dem kleinen<br />

Schmetterling, den man sogar bis in luftigen<br />

Höhen von 2000 Metern entdecken kann,<br />

sogar den Titel »Insekt des Jahres 2015«.<br />

Doch egal, ob mit einem besonderen Titel<br />

ausgezeichnet oder nicht: Wunderschöne<br />

Schmetterlinge, von denen wir aus Platzgründen<br />

hier leider nur eine kleine Auswahl<br />

vorstellen konnten, gehören auf jeden Fall<br />

zum Allgäuer Sommer dazu – und machen<br />

die herrlichen Wiesen in der Region noch<br />

ein wenig bunter. Lisa Hartmann<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

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RUBRIK<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


RUBRIK<br />

22<br />

VIEHSCHEIDORTE<br />

UND TERMINE<br />

8<br />

1 OBERSTAUFEN 9. SEPTEMBER<br />

2 BAD HINDELANG 10. SEPTEMBER<br />

13<br />

3 JUNGHOLZ (TANNHEIMER TAL) 10. SEPTEMBER<br />

4 PFRONTEN-HEITLERN 10. SEPTEMBER<br />

14<br />

11<br />

1<br />

5 SEEG 10. SEPTEMBER<br />

6 OBERSTDORF 13. SEPTEMBER<br />

7 RETTENBERG-KRANZEGG 15. SEPTEMBER<br />

8 BALDERSCHWANG 16. SEPTEMBER<br />

9 GRÄN/HALDENSEE (TANNHEIMER TAL) 16. SEPTEMBER<br />

10 NESSELWANG 16. SEPTEMBER<br />

11 THALKIRCHDORF 16. SEPTEMBER<br />

26<br />

18<br />

12 EISENBERG-ZELL 17. SEPTEMBER<br />

13 GUNZESRIED 17. SEPTEMBER<br />

14 IMMENSTADT 17. SEPTEMBER<br />

15 PFRONTEN-RÖFLEUTEN 17. SEPTEMBER<br />

16 RETTENBERG-UNTERMAISELSTEIN 17. SEPTEMBER<br />

17 SCHWANGAU 17. SEPTEMBER<br />

18 WEITNAU/WENGEN 17. SEPTEMBER<br />

19 WERTACH 17. SEPTEMBER<br />

20 NESSELWÄNGLE (TANNHEIMER TAL) 18. SEPTEMBER<br />

21 BOLSTERLANG 19. SEPTEMBER<br />

22 RIEZLERN (KLEINWALSERTAL) 19. SEPTEMBER<br />

23 HASLACH AM GRÜNTENSEE 24. SEPTEMBER<br />

24 HALDENWANG 24. SEPTEMBER<br />

25 OBERMAISELSTEIN 24. SEPTEMBER<br />

26 MEMHÖLZ 3. OKTOBER<br />

27 OBERSTDORF-SCHÖLLANG K.A.<br />

28 SCHATTWALD (TANNHEIMER TAL) K.A.<br />

29 TANNHEIM (TANNHEIMER TAL) K.A.<br />

<strong>2022</strong><br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

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ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

HIER GEHT’S BERGAB<br />

VIEHSCHEIDTERMINE<br />

Im Herbst sind Gäste und Einheimische jedes Jahr gespannt, denn es<br />

findet ein ganz besonderes Ereignis im Allgäu statt: der <strong>Viehscheid</strong>.<br />

Festlich geschmückt werden Hunderte Rinder ins Tal getrieben und<br />

das Ganze natürlich kräftig gefeiert. Wir geben eine Übersicht über die<br />

<strong>Viehscheid</strong>e der Region.<br />

LIEBE LESER,<br />

leider ist es aufgrund der Corona-Situation<br />

auch in diesem Jahr möglich, dass einige Veranstalter<br />

ihren <strong>Viehscheid</strong> nach dem Erscheinungstermin<br />

unseres Magazins absagen<br />

oder das Programm ändern. Um ganz sicher<br />

zu gehen, möchten wir Sie bitten, sich vorab<br />

bei den Gemeinden zu informieren, ob und in<br />

welcher Form der <strong>Viehscheid</strong>, den sie besuchen<br />

möchten, stattfindet. Vielen Dank!<br />

40<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


FREITAG, 9. SEPTEMBER<br />

OBERSTAUFEN<br />

8.30 Uhr, Scheidplatz in Höfen (Abzweigung<br />

nach Steibis), ca. 1000 Tiere<br />

- Mehr als 160 Alpen bilden um Oberstaufen<br />

auf 3823 Hektar das größte zusammenhängende<br />

Alpgebiet Bayerns<br />

- Bergsommerausklang mit großer Schellenverlosung<br />

ab 14 Uhr<br />

- ab 19 Uhr Live-Musik und Festzeltbetrieb<br />

bis 2 Uhr morgens<br />

SAMSTAG, 10. SEPTEMBER<br />

BAD HINDELANG<br />

8.30 Uhr, <strong>Viehscheid</strong>platz auf der Aach (nahe<br />

der Hornbahn), ca. 1000 Tiere<br />

- Die Alpen Hasenegg, Stierbach, Kühbach,<br />

Erzberg und Platte treiben ihr Vieh ins Tal<br />

- großer Krämermarkt und Festzelt<br />

JUNGHOLZ IM TANNHEIMER TAL (A)<br />

ab 9 Uhr, Festzelt beim Feuerwehrhaus,<br />

ca. 100 Tiere<br />

- musikalische Unterhaltung im Festzelt<br />

- Für Speis und Trank wird gesorgt<br />

PFRONTEN-HEITLERN<br />

9 Uhr, Zentralschulweg 2–4 in Pfronten,<br />

ca. 400 Tiere<br />

- Sieben Pfrontener Alpen treiben ihr Vieh<br />

nach 100 Tagen Bergsommer ins Tal, mit<br />

dabei sind etwa 15 Kranzrinder<br />

- Ein Festumzug mit über 1000 Teilnehmern<br />

am Freitagabend läutet das <strong>Viehscheid</strong>-Wochenende<br />

ein<br />

- großer Krämermarkt und Festzelt<br />

SEEG<br />

ca. 13 Uhr, Festplatz in der Hitzlerieder<br />

Straße, ca. 70 Tiere<br />

- Bewirtung im Hüttendorf am Festplatz ab<br />

11 Uhr<br />

- gemütliches Beisammensein bei Blasmusik,<br />

die Harmoniemusik Seeg spielt auf<br />

- Für das leibliche Wohl ist gesorgt<br />

- Eintritt frei<br />

DIENSTAG, 13. SEPTEMBER<br />

OBERSTDORF<br />

9.30 Uhr, Scheidplatz im Ried (Renksteg),<br />

ca. 950 Tiere<br />

- Herden von den Galtalpen Bierenwang,<br />

Taufersberg, Haldenwang, Rappenalpe und<br />

Biberalpe<br />

- ab 9 Uhr Kutschfahrten vom Megèver Platz<br />

zum Renksteg<br />

DONNERSTAG, 15. SEPTEMBER<br />

RETTENBERG-KRANZEGG<br />

9 Uhr, <strong>Viehscheid</strong>platz, ca. 270 Tiere<br />

- einziger <strong>Viehscheid</strong> mit drei Kuhherden<br />

und einer Schafherde<br />

- Krämermarkt vom <strong>Viehscheid</strong>platz ins Dorf<br />

- um 14.30 Uhr Schellenübergabe an die Hirten<br />

durch Spender, große Schellenverlosung<br />

an die Besucher<br />

- ab 17.30 Uhr Festzeltmusik<br />

FREITAG, 16. SEPTEMBER<br />

BALDERSCHWANG<br />

10 Uhr, Parkplatz am Feuerwehrhaus,<br />

ca. 120 Tiere<br />

- Für das leibliche Wohl sorgt die Freiwillige<br />

Feuerwehr<br />

- kein Festzelt, aber trotzdem Feier auf dem<br />

Scheidplatz<br />

GRÄN/HALDENSEE<br />

IM TANNHEIMER TAL (A)<br />

ab 11 Uhr, Liftparkplatz Schachenlift,<br />

ca. 200 Tiere<br />

- musikalische Unterhaltung<br />

- Für Verköstigung wird gesorgt<br />

NESSELWANG<br />

10 Uhr, Talstation der Alpspitzbahn,<br />

ca. 100 Tiere<br />

- Musik, Tanz und Unterhaltung beim <strong>Viehscheid</strong>-Hoigarte<br />

im Festzelt<br />

- Umrahmung durch Brauchtums abend,<br />

Umzug, Bieranstich sowie Nesselwanger<br />

Herbstfest<br />

Foto: Dominik Ultes<br />

<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

41


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

THALKIRCHDORF<br />

9 Uhr, Festplatz Thalkirchdorf, ca. 800 Tiere<br />

- ab 10 Uhr Unterhaltung mit der Musikkapelle<br />

Thalkirchdorf<br />

- Um 14.30 Uhr gibt es die traditionelle<br />

Schellen verlosung<br />

- Bustransfer ab 19 Uhr vom Festplatz zum<br />

Oberstaufener Bahnhof<br />

- ab 20 Uhr Tanz und Stimmung mit Live-<br />

Band (Eintritt an der Abendkasse)<br />

SAMSTAG, 17. SEPTEMBER<br />

EISENBERG-ZELL<br />

10 Uhr, Eisenberg – Ortsteil Zell, ca. 80 Tiere<br />

- Almabtrieb von der Schlossbergalm nach Zell<br />

- Unterhaltung mit Musikkapelle und Alphornbläsern<br />

GUNZESRIED<br />

9 Uhr, Scheidplatz, ca. 1700 Tiere<br />

- Das Vieh kommt in 14 Herden von insgesamt<br />

19 Alpen zurück ins Tal – der <strong>Viehscheid</strong><br />

ist einer der größten Alpabtriebe der<br />

Region<br />

- Essen, Trinken, musikalische Unterhaltung<br />

und Schellenverlosung im großen Festzelt<br />

- Krämermarkt mit regionalen Produkten<br />

rund um das Festzelt<br />

IMMENSTADT IM ALLGÄU<br />

9 Uhr, Viehmarktplatz, ca. 800 Tiere<br />

- einziger städtischer <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- Bereits am Freitagabend wird in Immenstadt<br />

unter dem Motto »g‘scheid feiern« der <strong>Viehscheid</strong><br />

eingeläutet<br />

- Abtriebstrecke: Steigbachtal, Gottesackerstraße,<br />

Bräu hausstraße, Bahnhofstraße,<br />

Rothenfelsstraße, Viehmarktplatz<br />

- Unterhaltung auf dem Scheidplatz und im<br />

Festzelt mit Krämermarkt, Scheidschellenwürfeln<br />

am Nachmittag und Musik<br />

PFRONTEN-RÖFLEUTEN<br />

ab 10 Uhr, beim Forsthaus an der Peter-Heel-<br />

Straße, ca. 160 Tiere<br />

- Findet immer eine Woche nach dem »großen«<br />

<strong>Viehscheid</strong> in Pfronten-Heitlern statt<br />

- Rinder von der Röfleuter Alpe<br />

RETTENBERG-UNTERMAISELSTEIN<br />

morgens, Untermaiselstein, ca. 300 Tiere<br />

- kleiner, traditioneller <strong>Viehscheid</strong> von drei<br />

Alpen<br />

- Die Landjugend Untermaiselstein sorgt für<br />

Speis und Trank<br />

SCHWANGAU<br />

12.30 Uhr, Ortsteil Hohenschwangau,<br />

ca. 200 Tiere<br />

- Das Vieh von der Alpe Jägerhütte und der<br />

Altenberger Alm zieht zu Füßen der Königsschlösser<br />

in den Schwanseepark ein<br />

- traditioneller <strong>Viehscheid</strong> ohne Krämermarkt<br />

und Festzelt, die Bauern feiern ganz für sich<br />

die Heimkehr ihres Viehs gemütlich mit<br />

einer Brotzeit und einem kühlen Bier<br />

WEITNAU/WENGEN<br />

Ab 12.30 Uhr, Dorfhalle in Wengen,<br />

ca. 120–140 Tiere<br />

- Rinder von der Alpe Wenger Egg<br />

- immer am dritten Samstag im September<br />

- ab 10 Uhr Bauernmarkt<br />

WERTACH<br />

9 Uhr, Scheidplatz, ca. 700 Tiere<br />

- einer der ältesten und traditionsreichsten<br />

<strong>Viehscheid</strong>e der Region<br />

- Rinder von den Alpen Sorg I und II,<br />

Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp, Untere<br />

Reuterwanne, Untere Bichler-Alpe<br />

- Umrahmung durch Herbstfest mit Krämermarkt,<br />

Alphornblasen und Maibaumversteigerung<br />

sowie Ausstellung »Wertacher<br />

Alpen« in der Tourist-Info Wertach (am<br />

Scheidtag von 8–17 Uhr geöffnet)<br />

- ab 19.30 Uhr Scheidausklang mit Livemusik<br />

SONNTAG, 18. SEPTEMBER<br />

NESSELWÄNGLE IM TANNHEIMER TAL (A)<br />

ab 11 Uhr, Feuerwehrhalle, ca. 100 Tiere<br />

- musikalische Unterhaltung<br />

- Für Speis und Trank ist gesorgt<br />

MONTAG, 19. SEPTEMBER<br />

BOLSTERLANG<br />

9.00 Uhr, Dorflift-Parkplatz zwischen Bolsterlang<br />

und Sonderdorf, ca. 550 Tiere<br />

- Es wird kein Festzelt geben, für das leibliche<br />

Wohl ist aber gesorgt<br />

- Vieh der drei Bolsterlanger Galtalpen: die<br />

Alpe Hinteregg, die Alpe Zunkleiten und<br />

die Alpe Bolgen<br />

RIEZLERN IM KLEINWALSERTAL (A)<br />

8.15 Uhr, Scheidplatz bei der Breitachbrücke,<br />

ca. 700 Tiere<br />

- Rinder von vier Alpen im Kleinwalsertal<br />

- Die ersten Alpen erreichen um ca. 7.30 Uhr<br />

die Ortschaft Baad und ziehen dann entlang<br />

der Bundesstraße bis Riezlern<br />

SAMSTAG, 24. SEPTEMBER<br />

HASLACH AM GRÜNTENSEE<br />

11 Uhr, Feuerwehrhaus Haslach,<br />

ca. 100 Tiere<br />

- Organisiert vom Pfeifenclub Haslach e. V.<br />

- Hier werden die Schumpen durchs Festzelt<br />

getrieben<br />

- Dazu gibt es Essen, Trinken und musikalische<br />

Unterhaltung<br />

HALDENWANG<br />

10 Uhr, Scheidplatz am westlichen Ortsrand<br />

(Neubaugebiet), ca. 100 Tiere<br />

- Die Rinder kommen von der einzigen Alpe<br />

in Haldenwang – der Alpe Berg<br />

- Der traditionelle Abtrieb und <strong>Viehscheid</strong><br />

erfolgt nur bei guter Witterung<br />

- Örtliche Vereine sorgen für Bewirtung<br />

Illustrationen: Ramona Alger<br />

42<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


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OBERMAISELSTEIN<br />

ab ca. 9 Uhr, Obermaiselstein, ca. 1200 Tiere<br />

- einer der größten und bekanntesten <strong>Viehscheid</strong>e<br />

im Allgäu<br />

- Rinder von elf Alpen<br />

- Zum Redaktionsschluss stand noch keine<br />

nähere Planung fest<br />

ETIkETTEn unD banDErolEn<br />

...............................<br />

FacH- unD Pr-zEITScHrIFTEn<br />

...............................<br />

GEScHäFTS- unD WErbEDruck<br />

...............................<br />

bücHEr unD broScHü rEn<br />

MONTAG, 3. OKTOBER<br />

MEMHÖLZ<br />

11 Uhr, Memhölz, ca. 40 Tiere<br />

- immer am 3. Oktober und damit der letzte<br />

<strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />

- Die Musikkapelle Memhölz und Alphornbläser<br />

sorgen für die Bewirtung und musikalische<br />

Unterhaltung<br />

Änderungen möglich,<br />

alle Angaben ohne Gewähr<br />

Folgende <strong>Viehscheid</strong>-Termine standen bei<br />

Redaktionsschluss im Juni noch nicht fest. Wir<br />

bitten Sie, sich bezüglich Datum und Programm<br />

selbst zu informieren, wenn Sie den <strong>Viehscheid</strong><br />

in einem der aufgelisteten Orte besuchen<br />

möchten.<br />

OBERSTDORF-SCHÖLLANG<br />

SCHATTWALD IM TANNHEIMER TAL (A)<br />

IN TOPFORM<br />

GEHT´S<br />

SCHNELLER<br />

NACH OBEN.<br />

TANNHEIM IM TANNHEIMER TAL (A)<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

43<br />

01_Eigenanzeige_HD_90x270mm.indd 1 15.05.18 15:32


FREIZEIT<br />

FLÜSSIGES GOLD<br />

DER SCHLUCK ZUM GLÜCK<br />

Das Allgäu ist für vieles bekannt: für seine Berge, für leckere Kässpatzn und<br />

natürlich für Bier. Gerade von letzterem gibt es in der Region gefühlt so viele<br />

Marken wie die Alpen Gipfel haben. Wir haben für Sie ein paar Brauereien<br />

zusammengestellt, die garantiert jeden Bierliebhaber glücklich machen.<br />

3<br />

9<br />

RETTENBERG: BERNARDIBRÄU, EN-<br />

1<br />

G ELBRÄU, PRIVAT-BRAUEREI ZÖTLER<br />

Aller guten Dinge sind drei – das ist die Devise<br />

des Brauereidorfes Rettenberg. Als wäre das nicht<br />

schon genug, befindet sich mit BernardiBräu die<br />

höchstgelegene Privatbrauerei Deutschlands in<br />

dem kleinen Ort. Und die Brauerei Zötler setzt<br />

noch einen oben drauf: Sie ist die älteste Familienbrauerei<br />

der Welt. Doch Engelbräu braucht sich<br />

dahinter nicht zu verstecken, denn auch diese<br />

Brauerei kann auf über 350 Jahre Brautradition<br />

zurückblicken. Alle drei Brauereien können übrigens<br />

besichtigt werden.<br />

Kammeregger Weg 7, 87549 Rettenberg,<br />

www.bernardibraeu.de<br />

Burgberger Straße 17, 87549 Rettenberg,<br />

www.engelbraeu.de<br />

Grüntenstraße 2, 87549 Rettenberg,<br />

www.zoetler.de<br />

2<br />

ISNY: BRAUEREI STOLZ<br />

Die Privatbrauerei ist mit ihren knapp<br />

über 100 Jahren noch recht jung, doch deswegen<br />

nicht weniger gut. Zudem konnte sie sich gegen<br />

13 andere Brauereien durchsetzen und ist heute<br />

die einzige ihrer Art in Isny. Insgesamt hat die<br />

Brauerei Stolz zehn verschiedene Biere im Angebot,<br />

inklusive Radler. Zudem werden in dem<br />

Familienunternehmen auch alkoholfreie Getränke<br />

wie Limonaden hergestellt.<br />

Rotenbacher Weg 2, 88316 Isny im Allgäu,<br />

www.allgäuer-stolz.de<br />

MECKATZ: MECKATZER LÖWENBRÄU<br />

3<br />

Wenn bei uns jemand vom Allgäuer<br />

Sonntagsbier redet, dann wissen die Einheimischen,<br />

was gemeint ist: das Meckatzer<br />

Weiss-Gold. Das einzigartige, harmonische Bier<br />

wird nach dem traditionellen Zweimaischverfahren<br />

gebraut und kalt gereift. Doch auch die anderen<br />

flüssigen Goldkreationen aus der Brauerei<br />

können sich schmecken lassen – das erfährt man<br />

nicht nur beim Besuch des Getränkehändlers um<br />

die Ecke, sondern auch bei einer Brauereibesichtigung.<br />

Meckatz 10, 88178 Heimenkirch,<br />

www.meckatzer.de<br />

4<br />

SONTHOFEN: DER HIRSCHBRÄU<br />

Man kann wirklich nicht sagen, wie viele<br />

Liter oder Sorten Bier die Brauerei in den über<br />

350 Jahren seit ihrer Gründung produziert hat,<br />

doch eines ist klar: Angestaubt schmeckt der<br />

Gerstensaft aus Sonthofen keinesfalls. Und damit<br />

sind nicht nur die Dauerbrenner wie das Allgäuer<br />

Hüttenbier und der helle beziehungsweise dunkle<br />

Hirsch gemeint, sondern auch die Craft-Biere, mit<br />

denen alte Rezepte neu interpretiert werden. Also<br />

auf geht´s mit leeren Taschen in den Bräumarkt<br />

der Brauerei und mit vollen wieder heraus.<br />

Grüntenstraße 7, 87527 Sonthofen,<br />

www.hirschbraeu.de<br />

5<br />

MISSEN: SCHÄFFLER BRÄU<br />

Bereits seit über 150 Jahren wird das Ortsbild<br />

von Missen von der Familienbrauerei geprägt.<br />

Damit der Laden und das Bier am Laufen bleiben,<br />

überlegt sich die Eigentümerfamilie Graßl ständig<br />

etwas neues, wie beispielsweise das recht junge<br />

Helle oder das unfiltrierte Kellerpils. Aber nicht<br />

nur die zwölf Braukreationen sind einen Schluck<br />

wert, sondern auch der vielen bekannte Bierlikör<br />

und sein stärkerer Bruder, der Bierbrand. Wer sich<br />

das Geschmackserlebnis nicht entgehen lassen<br />

will, der sollte an einer Führung durch die<br />

Produktionsstätte teilnehmen.<br />

Hauptstraße 17, 87547 Missen-Wilhams,<br />

www.schaeffler-braeu.de<br />

6<br />

KEMPTEN: ALLGÄUER BRAUHAUS<br />

Bereits vor 628 Jahren berichteten Urkunden<br />

über eine Stiftsbrauerei in der Stadt und<br />

aus eben dieser ging vor über 100 Jahren das<br />

Allgäuer Brauhaus hervor – damit gilt die Brauerei<br />

als eine der ältesten ganz Deutschlands. Die<br />

jahrhundertealte Tradition wird bis heute gelebt:<br />

nicht nur mit den Klassikern, wie der Alt Kemptener<br />

Weißen, sondern auch mit den zahlreichen<br />

anderen Hopfenkreationen wie dem Allgäuer<br />

Büble Bier. Wer die Köstlichkeiten in einem urigen<br />

Ambiente probieren will, der sollte in der original<br />

Brauereiausschänke Zum Stift in Kempten oder<br />

deren Biergarten einkehren.<br />

Königstraße 8, 87435 Kempten,<br />

www.allgaeuer-brauhaus.de<br />

Stiftsplatz 1, 87439 Kempten,<br />

www.zum-stift.de<br />

NESSELWANG: BRAU-MANUFACTUR<br />

7<br />

ALLGAEU<br />

Nicht weit von den Königsschlössern Neuschwanstein<br />

und Hohenschwangau entfernt, mitten im<br />

Ostallgäu, befindet sich die Brau-Manufactur, in<br />

der spannende Biere mit einem ganz eigenen<br />

Charakter hergestellt werden. Zu diesen gehören<br />

etwa vier bayerisch-königliche Biere, vier Nesselwanger<br />

Biere sowie sechs Craft-Bier-Kreationen<br />

mit dem Namen Braukatz, die ganz neue<br />

Geschmackswelten eröffnen. Wer mehr erfahren<br />

und vom flüssigen Brot kosten will, der sollte sich<br />

eine Besichtigung oder gar einen Braukurs nicht<br />

entgehen lassen.<br />

Hauptstraße 25, 87484 Nesselwang,<br />

www.brau-manufactur-allgaeu.de<br />

8<br />

MEMMINGEN: MEMMINGER BRAUEREI<br />

Sie ist nicht die älteste Brauerei im Allgäu,<br />

doch sie zählt zu den bedeutendsten der Region<br />

44<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


8<br />

Anzeigen<br />

6<br />

2<br />

7<br />

5<br />

1<br />

4<br />

und ist unter den Top 100 der größten Bierproduktionsstätten<br />

Deutschlands. Seit 1886 stellt<br />

die Brauerei goldene Köstlichkeiten her und überrascht<br />

mittlerweile mit der Fülle des Angebots:<br />

Ganze 18 Bier- und Biermischprodukte verlassen<br />

die Sudkessel und Tanks des Memminger Unternehmens.<br />

Von der Vielfalt der Hopfenkreationen<br />

kann man sich im Brauereiverkauf selbst überzeugen<br />

und sein Tragerl füllen.<br />

Dr. Karl Lenz Straße 68, 87700 Memmingen,<br />

www.memminger-brauerei.de<br />

LEUTKIRCH: BRAUEREI CLEMENS<br />

9<br />

HÄRLE<br />

Bier von hier gibt es auch in dieser Brauerei, die<br />

seit 1897 aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe<br />

prickelnde Gaumenfreuden fabriziert. In den letzten<br />

123 Jahren haben vier Generationen der<br />

Familie Härle mit Leidenschaft und Qualitätsanspruch<br />

die Brauerei zu einer der erfolgreichsten<br />

im Allgäu und in Oberschwaben gemacht. Heutzutage<br />

werden in dem alten Gebäude 15 verschiedene<br />

Sorten Bier und zwei Biermischgetränke<br />

hergestellt. Für alle, die es gerne ohne<br />

Alkohol mögen: Das regional bekannte Erfrischungsgetränk<br />

SeeZüngle entsteht auch hier<br />

– davon kann sich jeder bei einer Besichtigung<br />

überzeugen.<br />

Am Hopfengarten 5, 88299 Leutkirch im Allgäu,<br />

www.haerle.de<br />

Urlaubsziel<br />

Bogenschießen in Bolsterlang<br />

• Bogenkurse für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

• Bogenübungsplatz im Dorf mit Zielscheiben und<br />

überdachtem Abschuss<br />

• 3-D-Parcours im Tal mit 10 Stationen<br />

• 3-D-Parcours am Berg mit 32 Stationen<br />

Gästeinformation Bolsterlang<br />

Rathausweg 4 I 87538 Bolsterlang I Tel. 08326 8314<br />

bolsterlang@hoernerdoerfer.de I www.bolsterlang.de<br />

Leben wie in der Steinzeit<br />

BEWEGENDE<br />

NATUR –<br />

GESCHÜTZTE<br />

LEBENSVIELFALT<br />

• Steinzeitbohrer • Abenteuerweg • Ausgrabungsstätte<br />

• Gerbstation • Klanghölzer • Steinzeit Memo<br />

An der Mittelstation der Hörnerbahn Bolsterlang.<br />

Im Sommer täglich geöffnet.<br />

Mehr Informationen: www.hoernerdoerfer.de/steinzeitdorf<br />

Fotos: Pixabay<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

45


RUBRIK HANDWERK<br />

Käselieferung anno dazumal.<br />

Was heute mit modernen<br />

Verkehrsmitteln seinen Weg<br />

in die Welt findet, wurde<br />

früher noch mit dem<br />

Pferdefuhrwerk ausgefahren<br />

GELBES GLÜCK<br />

160 JAHRE KÄSEREI BALDAUF<br />

<strong>2022</strong> ist für die Käserei Baldauf aus Goßholz/Lindenberg ein besonderes Jahr: Sie feiert<br />

ihr sage und schreibe 160-jähriges Bestehen. Die Firma kann auf eine bewegte<br />

Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf sie immer offen war für Innovation und<br />

während der sie sich stets weiterentwickelt hat. Heute verbindet der Betrieb Traditionelles<br />

mit Modernem und freut sich, das Jubiläum mit diversen Aktionen zu feiern.<br />

Die Sennerei in Hopfen<br />

besteht schon seit mehr als<br />

100 Jahren. Noch heute<br />

sieht das Gebäude nahezu<br />

gleich aus wie damals<br />

46<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


RUBRIK<br />

Die Zentrale in Goßholz kommt farbenfroh<br />

daher, die bunte Bildsprache wird auch für<br />

die Produkte verwendet. Hier und in Hopfen<br />

läuft die Produktion klimaneutral ab<br />

Gründer der Firma Baldauf war Martin<br />

Baldauf – und der war eigentlich<br />

Hutfabrikant. Doch als der Huthandel<br />

in den 1860er-Jahren im Allgäu immer<br />

schwieriger wurde, erkannte er, dass es Zeit<br />

war, neue Wege zu gehen. Im Allgäu hatte<br />

gerade der Wandel vom Flachsanbau hin<br />

zur Milchwirtschaft stattgefunden und so<br />

stieg Martin Baldauf in den Handel mit<br />

Käse ein. Im Jahr 1862 war es soweit: Er<br />

gründete die Firma mit seinem Namen.<br />

Das Geschäft florierte und so wagten Martins<br />

Söhne Hans und Martin II. später den<br />

nächsten Schritt: Sie begannen 1885 mit der<br />

Eigenproduktion von Allgäuer Emmentaler.<br />

1903 wurde die Sennerei in Hopfen gebaut<br />

– neben der Zentrale in Goßholz ist sie die<br />

zweite Produktionsstätte, in der noch heute<br />

der Baldauf-Käse hergestellt wird. »Wir sind<br />

vom ersten Tag an Pächter in Hopfen«, freut<br />

sich die Marketingleiterin der Firma, Franziska<br />

Gockel. »Es wurde damals ein Vertrag<br />

mit der Sennereigenossenschaft Hopfen geschlossen<br />

und deren Milch geht noch heute<br />

ausschließlich an die Gebrüder Baldauf.«<br />

WECHSELVOLLE GESCHICHTE<br />

Die Firma wuchs stetig, einige schlimme<br />

Schicksalsschläge wie schwere Krankheiten<br />

und zwei Weltkriege mussten überstanden<br />

werden. Schon früh wurde die Marke Baldauf<br />

international bekannt, bereits in den 1920er-<br />

Jahren wurde der Käse in verschiedene europäische<br />

Länder und bis in die USA exportiert.<br />

In der Nachkriegszeit führte die Industrialisierung<br />

vielerorts zur Subventionierung von<br />

Großsennereien und zur Abkehr von traditionellen<br />

Herstellungsmethoden – aber gerade<br />

an denen wollte man bei Baldauf weiter<br />

festhalten. Es musste also eine neue Idee her!<br />

Und die kam von Herbert Baldauf, der die<br />

Firma ab dem Jahr 1972 leitete: Er begann,<br />

statt Emmentaler den Baldauf-Alpkäse zu<br />

produzieren, einen Käse vergleichbar mit<br />

dem französischen Comté. Diese sehr bedeutende<br />

Veränderung wurde als erstes in<br />

Hopfen umgesetzt. »Es war schon ein wirklich<br />

mutiger Schritt von Herbert und seiner<br />

Frau Eva, auf eine komplett neue Käsesorte<br />

umzusteigen, weil sich der Emmentaler vom<br />

Preis her nicht mehr gerechnet hat«, meint<br />

Franziska Gockel. Außerdem wurde damals<br />

begonnen, das ganze Jahr über Alpkäse<br />

in den Talkäsereien zu produzieren.<br />

Und beide Strategien hatten zum<br />

Glück Erfolg – Anfang der<br />

1980er-Jahre ging es der Firma<br />

wieder gut.<br />

1991 kam der sogenannte<br />

Hochalp Käse zum Sortiment<br />

hinzu, Lagerkapazitäten<br />

wurden erweitert und<br />

schließlich kaufte Herbert<br />

Baldauf, innovationsfreudig wie<br />

die Familie war, als erster Allgäuer einen vollautomatischen<br />

Pflegeroboter. Im Laufe der<br />

Jahre wurde die Palette an Baldauf-Käse um<br />

viele leckere Variationen, zum Beispiel den<br />

Bauern-, den Gartenkräuter- oder den Wildblumenkäse,<br />

erweitert. Heute kann man sich<br />

über 20 verschiedene Baldauf-Hart- und<br />

Schnittkäsesorten schmecken lassen, davon<br />

werden einige mit leckeren Zutaten verfeinert<br />

und von Hand mit unterschiedlichsten<br />

Kräutern versehen.<br />

NEUE VISIONEN<br />

Mittlerweile in der fünften Generation übernahm<br />

Georg Baldauf im Jahr 2012 den


RUBRIK HANDWERK<br />

Fotos: Baldauf Käse, Kay Blaschke, Lisa Hartmann<br />

Käse so weit das Auge reicht. In den<br />

Reifekellern entwickeln die Laibe ihren<br />

charakteristischen Geschmack. Dreimal<br />

wöchentlich wendet ein Roboter den<br />

Käse und bürstet ihn mit Salzwasser ab<br />

Georg Baldauf führt die Firma mit<br />

Leidenschaft und möchte sie auch<br />

in Zukunft in puncto Qualität und<br />

Nachhaltigkeit noch weiter voranbringen<br />

KOMM VORBEI!<br />

Die Welt des Käses kennenlernen –<br />

bei einer Sennereiführung an einem<br />

der folgenden Termine in Hopfen:<br />

Freitag, 22. Juli <strong>2022</strong><br />

Freitag, 12. August <strong>2022</strong><br />

Freitag, 2. September <strong>2022</strong><br />

jeweils um 17 Uhr<br />

Anmeldung unter www.baldauf-kaese.de/<br />

aktuelles/160-jahre-baldauf<br />

Betrieb und die Firma machte sich sozusagen<br />

endgültig auf in die Zukunft. Dem Sinn<br />

der Baldaufs für Innovation bei gleichzeitiger<br />

Verwurzelung in der Tradition wird<br />

dabei stets treu geblieben, für Georg Baldauf<br />

»ist Tradition etwas Lebendiges, das Fortschritt<br />

nicht ausschließt«.<br />

Er hat die Käserei auf verschiedenen Ebenen<br />

erneuert: Der Betrieb wurde neu organisiert,<br />

Logistik und Verwaltung neu gebaut,<br />

der Firmenauftritt überarbeitet, ein Onlineshop<br />

eingerichtet, ja, sogar ein eigenes<br />

Print- und Onlinemagazin zum Thema Käse<br />

wurde ins Leben gerufen.<br />

Ein ganz besonderer Schritt war die Eröffnung<br />

der ersten, eigenen Sennerei in<br />

Goßholz vor zwei Jahren, waren doch alle<br />

Produktionsstandorte seit 1862 gepachtet<br />

gewesen. In der neuen Produktionsstätte<br />

wird die Baldauf-Philosophie sichtbar:<br />

Nicht die Maximierung der Produktionsleistung,<br />

sondern die Steigerung von Qualität<br />

bei einem gleichzeitig respektvollen Umgang<br />

mit der Natur.<br />

»Käsen ist ein sehr energieintensiver Prozess«,<br />

erklärt die Marketingleiterin und fügt<br />

hinzu: »Aber die neue Sennerei ist so konzipiert,<br />

dass man möglichst viel Energie<br />

recyceln und auf diese Art und Weise sehr<br />

energie- und ressourcensparend produzieren<br />

kann.« Es wird zu 100 Prozent auf fossile<br />

Brennstoffe verzichtet und seit Anfang<br />

des Jahres ist die Sennerei sogar zertifiziert<br />

klimaneutral, bis 2027 soll der Standort in<br />

Goßholz zur Null-Emissions-Sennerei ausgebaut<br />

werden.<br />

NATURNAHES HANDWERK<br />

Produziert wird dabei nach traditioneller<br />

Handwerkskunst, es wird stets mit einem<br />

naturbelassenen Fettgehalt gekäst. Und die<br />

produzierte Menge an Käse kann sich sehen<br />

lassen: 1600 Tonnen werden pro Jahr gefertigt,<br />

in den Reifekellern lagern um die<br />

60.000 Laibe. Um feinste Geschmacksnuancen<br />

zu bekommen, wird sogar in einem<br />

eigenen Labor nach Milchsäurebakterien geforscht,<br />

die man – neben dem Lab – der Milch<br />

bei der Käseproduktion beimengen muss. Die<br />

Bakterienkulturen sind verantwortlich für<br />

den Geschmack, das Aroma, die Textur und<br />

die Konsistenz des Käses. »Selbst Kulturen<br />

züchten, das macht heute fast niemand<br />

mehr«, meint Franziska Gockel. »Die meisten<br />

Käsereien verwenden Industriekulturen, die<br />

aber dann nicht diese geschmackliche Vielfalt<br />

ermöglichen können.«<br />

Zum Käsen wird bei Baldauf seit jeher ausschließlich<br />

tagesfrische Allgäuer Heumilch<br />

verwendet. Und da bei der Firma bereits seit<br />

den Anfängen eine »ressourcenschonende,<br />

artgerechte Wirtschaftsweise und Respekt vor<br />

der Allgäuer Heimat« im Mittelpunkt stehen,<br />

unterstützt die Käserei die hiesigen Milchbauern<br />

aktiv bei der Umsetzung von nachhaltiger<br />

und naturnaher Landwirtschaft sowie<br />

bei der Steigerung des Tierwohls – unter<br />

anderem durch die Förderung kuhgebun-<br />

48<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


dener Kälberaufzucht und die Garantie eines<br />

stabilen, hohen Milchpreises. »Uns ist eine<br />

Partnerschaft auf Augenhöhe mit den Landwirten<br />

wichtig«, betont die Marketingleiterin,<br />

»denn der Käse fängt beim Bauern an.«<br />

ZAHLREICHE JUBILÄUMSAKTIONEN<br />

In diesem Sinne soll in Zukunft auch das Bio-<br />

Angebot des Betriebs erweitert werden. Die<br />

Käserei Baldauf ist bereits Bioland-zertifiziert<br />

und bietet aktuell neben Produkten aus konventioneller<br />

Milch schon ein eigenes Bio-<br />

Sortiment an, das anlässlich der 160-Jahr-<br />

Feier überarbeitet wird. So hat die »Bio<br />

Wildblume« eine verfeinerte Rezeptur bekommen<br />

und die Reifezeit der Bio-Laibe<br />

wird um 30 Prozent erhöht. Apropos Reifezeit:<br />

Für das Jubiläum wurde sogar ein eigener<br />

Käse entwickelt, der, in Anspielung auf<br />

die 160 Jahre, ganze 16 Monate reift.<br />

Kaufen kann man die Baldauf-Produkte in<br />

den Läden, die die Firma in Goßholz, Hopfen<br />

und Isny betreibt, an den Käsetheken verschiedener<br />

Supermärkte wie zum Beispiel bei<br />

Edeka oder Rewe sowie über einen umfangreichen<br />

Onlineshop.<br />

Gebührend gefeiert wird die so lange Geschichte<br />

des Familienunternehmens von der<br />

kleinen Firma bis hin zum mittelständischen<br />

Betrieb mit rund 100 Mitarbeitern dieses Jahr<br />

bei diversen Aktionen und Veranstaltungen.<br />

So locken zum Beispiel von Oktober bis Dezember<br />

sogenannte Kässpätzlewochen mit<br />

Verkauf vor dem Laden in Goßholz, deren<br />

Erlös für Kinder gespendet wird. Am 16. Juli<br />

findet ein Sennereifest in Hopfen statt und<br />

noch bis September werden dort monatlich<br />

Sennereiführungen angeboten. So kann sich<br />

jeder selbst ein Bild machen – nicht nur vom<br />

spannenden Vorgang des Käsens, sondern<br />

auch von der sehr langen Geschichte dieser<br />

traditionsreichen Firma. Lisa Hartmann<br />

EI-EI-EIDELTRAUD<br />

Zutaten:<br />

1 Scheibe Dinkel-Vollkornbrot (Kastenbrot)<br />

30 g Baldauf Gartenkräuterkäse,<br />

grob gehobelt<br />

1 TL Baldauf Butter<br />

1 Bio-Ei<br />

30 g Frischkäse<br />

40 g Avocado<br />

1 kleine Schalotte<br />

1 Handvoll Rucola<br />

2 EL Granatapfelkerne<br />

Zitronensaft, Chiliflocken<br />

Salz & Pfeffer, Kresse zum Dekorieren<br />

Zubereitung:<br />

Avocado zerdrücken und mit klein geschnittener<br />

Schalotte, Chiliflocken, Zitronensaft, Salz und<br />

Pfeffer zu einer Creme vermengen. Brotscheibe<br />

in folgender Reihenfolge belegen: Frischkäse,<br />

Gartenkräuterkäse, Avocadocreme und dann<br />

Rucola. Spiegelei mit Baldauf Butter in einer<br />

Pfanne braten und auf das Brot legen. Mit der<br />

Kresse und den Granatapfelkernen dekorieren.<br />

Anzeige<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

49


NATUR<br />

BEIM ALPKÖNIG<br />

NEU GESTALTETER CARL-HIRNBEIN-WEG<br />

»Allgäu-Pionier«, »Notwender«, »Alpkönig« – schon seine Beinamen verraten,<br />

dass Carl Hirnbein ein bedeutender Allgäuer war. Im 19. Jahrhundert verhalf er der<br />

verarmten Region zu neuem Glück und brachte sie auch in Sachen »Tourismus«<br />

voran. Ein Erlebniswanderweg zwischen Weitnau und Missen-Wilhams widmet<br />

sich seinem Wirken, 2021 wurde der Carl-Hirnbein-Weg komplett neu gestaltet.<br />

Von 1807 bis 1871 lebte Carl Hirnbein<br />

hier im Allgäu, und zwar genau in<br />

den zwei Orten, die der Erlebniswanderweg<br />

miteinander verbindet: in Weitnau<br />

und Missen-Wilhams. Maßgeblich geprägt<br />

hat er, der früher der reichste Mann der<br />

Gegend war und einen großen Alpflächenbesitz<br />

sein Eigen nennen durfte, das gesamte<br />

Allgäu: Denn die Region, in der früher vor<br />

allem der Flachsanbau und die Leinenverarbeitung<br />

florierten, sah sich in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Erfindung<br />

des mechanischen Webstuhls und<br />

die zunehmende Verarbeitung von Baumwolle<br />

der Gefahr der Verarmung ausgesetzt.<br />

In dieser Zeit begann Hirnbein Weichkäse,<br />

nämlich Romadur und Limburger, zu produzieren,<br />

wofür viele Liter Milch vonnöten<br />

waren. Dies hatte zur Folge, dass die Milchwirtschaft<br />

im Allgäu einen Aufschwung erlebte,<br />

was die Region erneut zum Blühen<br />

brachte. Die Gegend wandelte sich vom<br />

»blauen Allgäu«, dem der Flachs seine<br />

Farbe verlieh, ins »grüne Allgäu«, das von<br />

den saftigen grünen Wiesen charakterisiert<br />

wird, die man für die Milchwirtschaft benötigt.<br />

Des Weiteren war Carl Hirnbein auch<br />

wegweisend in Sachen »Tourismus«, baute<br />

er doch 1851 das Grüntenhaus, das noch<br />

heute existiert, für die Gäste der Region. Er<br />

war somit für zwei Bereiche – Milchwirtschaft<br />

und Fremdenverkehr – maßgebend,<br />

die im Allgäu bis in die heutige Zeit eine<br />

sehr wichtige Rolle spielen.<br />

THEMENWEG IN NEUEM GEWAND<br />

Kein Wunder also, dass man irgendwann beschloss<br />

diesem wichtigen Mann einen<br />

Themenweg zu widmen. Vor circa 20 Jahren<br />

50<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Oben: Entlang des Weges<br />

bieten sich immer wieder<br />

herrliche Ausblicke über<br />

die Allgäuer Landschaft<br />

Links: An interaktiven<br />

Stationen gibt es<br />

einiges zu lernen<br />

Rundum erneuert wartet der<br />

Carl-Hirnbein-Weg zwischen<br />

Weitnau und Missen-<br />

Wilhams darauf, von großen<br />

und kleinen Besuchern<br />

entdeckt zu werden<br />

Attraktionen wie<br />

Steine-Schleif-Stationen<br />

machen den Carl-<br />

Hirnbein-Weg auch<br />

für Kinder interessant<br />

wurde der ursprüngliche Carl-Hirnbein-Weg<br />

eingerichtet. Doch nach etwa zwei Jahrzehnten<br />

war es an der Zeit, den Wanderweg<br />

rundum zu erneuern. Eine Bürger-Projektgruppe,<br />

die Teil der Alpen-Modellregion<br />

Weitnau/Missen war, einem kommunalem<br />

Förderprogramm der Ländlichen Entwicklung<br />

Bayern, befasste sich schließlich<br />

mit der Erneuerung. Mit vielen helfenden<br />

Händen wurde diese 2021 umgesetzt und<br />

seitdem lockt der Carl-Hirnbein-Weg die Besucher<br />

mit neuen Attraktionen.<br />

Auf dem knapp sieben Kilometer langen<br />

Wanderweg lernt man an 40 Infostationen<br />

viel Interessantes über den Allgäu-Pionier<br />

sowie über die Historie, Kultur, Pflanzen und<br />

Tiere der Region. Die Stationen sind bewusst<br />

oft spielerisch und interaktiv gestaltet; bezogen<br />

auf die Geschichte werden drei Zeitstufen<br />

thematisiert: Es wird beschrieben, wie<br />

die Leute vor Carl Hirnbein im Allgäu lebten,<br />

dann wie der Alpkönig die Region veränderte<br />

und schließlich wie sich die Situation hier im<br />

Allgäu heute darstellt. Bunte Würfel auf<br />

Informationstafeln helfen einem zu erkennen,<br />

in welchem Abschnitt man sich gerade<br />

befindet. Zwei Audiostationen <br />

BUCHTIPP ZU LEO HIEMERS BUCH »CARL HIRNBEIN<br />

(1807-1871) – DER ALLGÄU-PIONIER«:<br />

In seiner Biografie über Carl Hirnbein stellt Leo<br />

Hiemer drei zentrale Begriffe in den Mittelpunkt:<br />

Käse, Freiheit, Fremdenverkehr. Der<br />

Autor und bekannte Film- und Fernsehregisseur<br />

fühlt einer Reihe von Hirnbein-Sagen<br />

auf den Zahn und rückt nebenbei auch manch<br />

liebgewordenes Klischee zurecht. Auf der Basis<br />

intensiver Recherchearbeit berichtet er von<br />

Hirnbeins Wirken, das auch politisch geprägt<br />

war. So war Carl Hirnbein unter anderem Landtagsabgeordneter<br />

und errichtete als Tourismus-Pionier<br />

das Grüntenhaus nicht nur, um<br />

Fremde ins Land zu locken, sondern auch, um<br />

liberale Freunde von nah und fern zu versammeln.<br />

Das Buch, das mit zahlreichen Fotos<br />

und Illustrationen sowie Anmerkungen<br />

und auch einem<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

ausgestattet ist,<br />

gibt nicht nur einen Einblick<br />

ins Allgäu des 19. Jahrhunderts, sondern informiert<br />

auch umfassend über den aktuellen<br />

Stand der Hirnbein-Forschung. Gleichzeitig ist<br />

es eine spannende und detailreiche Lektüre<br />

für den Leser.<br />

Leo Hiemer, Hardcover, 136 Seiten,<br />

ISBN 978-3-931951-70-2, Preis 19,80 Euro,<br />

beziehbar über die Edition Allgäu, Bestell-<br />

Nummer 046, www.edition-allgaeu.com<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

51


NATUR<br />

Zahlreiche Informationsstationen und auch ein<br />

Kräutergarten säumen den Weg<br />

Auf dem neu gestalteten Carl-Hirnbein-Weg kann<br />

man, hier sogar an einer extra dafür konzipierten<br />

Station, einen Blick in vergangene Zeiten werfen<br />

machen Geschichte sogar hörbar. In einem<br />

Kräutergarten, an dem der Weg vorbeiführt,<br />

kann man über 100 unterschiedliche Kräuter<br />

und Heilpflanzen entdecken und auch die<br />

eine oder andere Beerensorte naschen. Man<br />

wandert durch wunderschöne Wälder und<br />

über idyllische Wiesen; immer wieder bieten<br />

sich herrliche Ausblicke über die Landschaft,<br />

zum Beispiel von der »Hirnbeinbuche« aus,<br />

von der aus man über das Missener Tal sehen<br />

kann. Müde Füße kann man in einer Kneippanlage<br />

kühlen.<br />

ATTRAKTIONEN FÜR DIE KLEINEN<br />

Auch für Kinder ist einiges geboten auf dem<br />

neuen Carl-Hirnbein-Weg: So wurde extra<br />

die kleine Maus Käsimir, die im Haus der<br />

Hirnbeins lebt, als Begleiter auf dem Weg<br />

konzipiert. In »Käsimirs Spielhütte« werden<br />

Jung und Alt zu Brettspielen eingeladen, auch<br />

Steine-Schleif-Stationen und zwei Spielplätze<br />

machen den Weg für Kinder zu einem Abenteuer:<br />

Im Kinderwald können die Kleinen<br />

beispielsweise an einer großen Kletterspinne<br />

emporkraxeln oder ihre Trittfestigkeit auf<br />

einer wackelnden Tobelbrücke auf die Probe<br />

stellen, am Spielplatz am Trettenbach warten<br />

verschiedene Attraktionen wie Riesenstühle<br />

und ein Stelzenparcours darauf, entdeckt zu<br />

werden, der kleine Bach lädt zum Spielen ein.<br />

Der neue Carl-Hirnbein-Weg wird so zum<br />

Highlight für Klein und Groß. Er kann übrigens<br />

entweder von Weitnau über Wilhams<br />

nach Missen oder umgekehrt erwandert werden.<br />

Der Weg ist dabei nicht durchgängig<br />

kinderwagengeeignet, deshalb sind extra Ausweichstrecken<br />

eingerichtet. Und wem der<br />

ganze Weg zu lang ist, der kann kürzere Varianten<br />

wählen. Parken kann man in Weitnau<br />

auf dem Parkplatz im Widdumbereich, in<br />

Missen-Wilhams am Freibad, die Startpunkte<br />

der Wanderung sind in Weitnau der Gasthof<br />

»Zum Goldenen Adler« und in Missen-Wilhams<br />

die Freizeitanlage. Wer nach dem Weg<br />

immer noch nicht genug hat und noch mehr<br />

Geschichtliches lernen will, dem sei das »Carl-<br />

Hirnbein-Museum« in Missen-Wilhams empfohlen<br />

sowie das »Hohenegg Museum« im<br />

historischen Amtshaus in Weitnau. Alles in<br />

allem bieten sich rund um Carl Hirnbeins<br />

Heimatorte also diverse Möglichkeiten in die<br />

Geschichte einzutauchen und auf einem modern<br />

gestalteten Erlebniswanderweg nicht nur<br />

auf den Spuren eines Allgäu-Pioniers unterwegs<br />

zu sein, sondern dabei selbst zum Allgäu-Entdecker<br />

zu werden. Lisa Hartmann<br />

Fotos: hochkant GmbH<br />

52<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


FREIZEIT<br />

BERGKÄSEPUFFER<br />

URLAUB AUF DEM TELLER<br />

Reiberdatschi kennt und liebt im Allgäu jedes Kind und auch Erwachsene lassen sich die<br />

köstlichen Puffer aus Kartoffeln gerne schmecken. Doch warum immer beim Gewohnten<br />

bleiben? Die gebratenen Taler lassen sich nämlich auch aus Bergkäse herstellen – das sorgt<br />

in Verbindung mit dem Frühlingsblüten-Salat für ein ganz neues Geschmackserlebnis.<br />

ZUTATENLISTE<br />

(FÜR 4 PERSONEN)<br />

Für die Puffer und den Salat:<br />

1 Schalotte<br />

100 ml Rapsöl<br />

3 TL Weißwein<br />

3 TL Weißweinessig<br />

1 EL Löwenzahnblüten-Sirup<br />

150 g gemischte Kräutersalate und<br />

essbare Frühlingsblüten<br />

120 g Allgäuer Bergkäse<br />

3 Eier<br />

Muskat, Salz, Pfeffer<br />

Für den Dip:<br />

40 g ganze geschälte Mandeln<br />

½ Knoblauchzehe<br />

1 ½ Bunde Petersilie<br />

1 EL Brühe<br />

2 El Rapsöl<br />

1 TL grober Senf<br />

150 g Joghurt<br />

Salz, Pfeffer<br />

ZEITANGABEN<br />

Zubereitungszeit: 30 Minuten<br />

Garzeit: 15 Minuten<br />

ZUBEREITUNG:<br />

1. Die Mandeln in einer Pfanne ohne Fett rösten,<br />

bis sie goldbraun sind. Knoblauch schälen,<br />

hacken und zu den Mandeln geben.<br />

Einmal umrühren, dann sofort aus der<br />

Pfanne nehmen. Petersilie zupfen und mit<br />

den Mandeln, Knoblauch, Salz, Pfeffer,<br />

Brühe und Öl fein pürieren. Senf unterrühren<br />

und abschmecken.<br />

2. Schalotte schälen, fein würfeln und mit<br />

einem Teelöffel Öl und einer Prise Salz etwa<br />

zwei Minuten in der Pfanne dünsten. Mit<br />

Weißwein ablöschen und einkochen. Dann<br />

Weißweinessig, Löwenzahnblüten-Sirup<br />

und 60 Milliliter Rapsöl dazugeben und gut<br />

verrühren. Die Soße mit Salz und Pfeffer<br />

abschmecken. Salat waschen und trockenschleudern.<br />

3. Den Bergkäse fein reiben und mit den Eiern<br />

verquirlen. Die Masse mit Salz und Muskat<br />

abschmecken. Zwei große beschichtete<br />

Pfannen mit Öl erhitzen. Mit einem Esslöffel<br />

kleine Puffer in die Pfanne geben und<br />

je zwei bis drei Minuten von beiden Seiten<br />

goldbraun anbraten. Danach auf Küchenpapier<br />

abtropfen lassen. Kräutersalat mit<br />

der Schalottensoße marinieren und mit den<br />

Bergkäsepuffern anrichten. Den Joghurt<br />

cremig rühren und einen Esslöffel davon in<br />

ein Schüsselchen geben. Dann einen Teelöffel<br />

Petersiliencreme darauf anrichten, mit<br />

einer Gabel marmorieren.<br />

4. Hinweis: Löwenzahnblüten-Sirup kann<br />

man leicht selbst machen. Man sollte so<br />

viele Löwenzahnblüten sammeln, dass<br />

man damit ein 500 Milliliter fassendes<br />

Gefäß locker füllen kann – nicht pressen.<br />

Die Blüten waschen, schleudern und grob<br />

hacken. Zwei Zitronen waschen und in<br />

Scheiben schneiden. Mit den Blüten und<br />

500 Milliliter Wasser aufkochen, danach<br />

20 Minuten bei schwacher Hitze ziehen<br />

lassen. Vom Herd nehmen und abkühlen<br />

lassen. Nach etwa 15 Minuten durch ein<br />

feuchtes Passiertuch abgießen. Den Sud<br />

mit 500 Gramm Zucker bei mittlerer Hitze<br />

dickflüssig einkochen. In heiß gespülte<br />

Gläser füllen, sofort verschließen und kühl<br />

und dunkel lagern.<br />

Foto und Quelle: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft e. V.<br />

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HISTORIE & BRAUCHTUM<br />

54<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


DAS KARRENLAUFEN<br />

VON EINER LANG VERGESSENEN SITTE<br />

Illustration: Archiv EDITION ALLGÄU<br />

Es war einmal ein Liebespaar, das kam<br />

sich nicht so nah … Wenn früher ein<br />

fescher Bursche ein Auge auf ein hübsches<br />

Mädchen geworfen hatte und sie die<br />

ihrigen auch nicht von ihm lassen konnte,<br />

dann gingen sie nicht etwa zusammen etwas<br />

essen, wie man das heute so macht. Vielmehr<br />

besuchte er sie daheim in ihrer Wohnstube<br />

und in der Gegenwart ihrer Eltern,<br />

die mit Argusaugen wachten. Zeit zu zweit:<br />

Fehlanzeige. Aber nicht immer ging es so<br />

harmlos zu. Oft duldeten die Angehörigen<br />

dergleichen »Lieberei« nicht und dann hatte<br />

der Bursche keine andere Wahl, als nächtlich<br />

den Gang zum Kämmerlein seiner Angebeteten<br />

zu wagen. Der war nicht ganz ungefährlich,<br />

besonders, wenn die Holde aus<br />

einem anderen Dorf stammte. Da konnte<br />

der Heimweg zu einer sehr brenzligen Angelegenheit<br />

werden. Wenn der »Fremde«<br />

entdeckt wurde, war eine Tracht Prügel<br />

noch das geringste Übel, das er fürchten<br />

musste. Spielte aber auch Eifersucht eine<br />

Rolle oder trat gar der erschwerende Umstand<br />

ein, dass der Beischlaf vollzogen worden<br />

war, so reichten Schläge nicht mehr aus.<br />

Da war es dann Zeit für das Karrenlaufen:<br />

Der liebestolle Bursche wurde geschnappt<br />

und in einen Schubkarren ohne Boden gestellt.<br />

Man zwang ihn, das Brummen eines<br />

Zugtieres von sich zu geben und kutschierte<br />

ihn so durch das Dorf. Bei jedem Brunnen,<br />

an dem der Verspottete vorbei kam, musste<br />

er aus dem Viehtrog trinken. An der Grenze<br />

der Markung angelangt, schickte man den<br />

Burschen mit zerschundenen Schienbeinen<br />

und gedemütigt nach Hause. Augen auf bei<br />

der Partnerwahl galt also auch schon anno<br />

dazumal. <br />

Claudia Schöwe<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

55


HANDWERK<br />

DER HÜTMÔLAR<br />

KUNST, DIE UNTER DIE HAUT GEHT<br />

Hütmôlar nennt er sich und das ist er im zweifachen Sinne:<br />

Daniel Bensmann betreibt seit über einem Jahrzehnt erfolgreich ein Tattoo-Studio<br />

in Bad Hindelang, begrüßt dort Kunden aus der ganzen Welt. Doch das allein<br />

befriedigte seinen kreativen Geist nicht und so fing er an, auf Tierhäuten zu malen.<br />

56<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

57


HANDWERK<br />

Wer Daniel Bensmann in seinen heiligen<br />

Hallen besuchen möchte, der<br />

kommt an seiner Kunst nicht vorbei<br />

– im wahrsten Sinne des Wortes. Denn<br />

der Weg zu seinem Atelier führt durch eine<br />

Galerie, in der seine gemalten Werke kunstvoll<br />

in Szene gesetzt wurden. Hier kann man<br />

einen ersten Eindruck von dem gewinnen,<br />

was der gebürtige Hindelanger schafft. Es<br />

fällt nicht schwer, mit den Augen an den bemalten<br />

Tierhäuten hängenzubleiben, doch<br />

man muss sich von ihnen lösen, um mehr<br />

über sie, ihren Herstellungsprozess und die<br />

Hände, die sie erschaffen haben, zu erfahren.<br />

Der Hütmôlar ist ein unaufgeregter junger<br />

Mann. Mit ruhiger Stimme und wachem<br />

Blick erzählt er gerne über seine Hautmalerei,<br />

mit der er großen Erfolg hat. Man hört seine<br />

Leidenschaft und Begeisterung für das, was<br />

er tut, aus jeder Silbe heraus.<br />

EIN KLEINER UMWEG<br />

Das Malen begleitet ihn seit Kindheitstagen,<br />

genauso die Haut: Sein Vater Klaus Bensmann<br />

ist gelernter Gerber und heute ein erfolgreicher<br />

Lederschneider, der seine Werkstatt<br />

direkt neben dem Atelier und der Galerie<br />

seines Sohnes hat. »Seit ich ein Kind war, bin<br />

ich bei meinem Papa in der Werkstatt gewesen<br />

und habe ihm geholfen. Dort habe ich<br />

auch angefangen, Leder zu punzieren und<br />

mich am leather carving auszuprobieren – das<br />

hat mir richtig gut gefallen«, sagt der 32-Jährige.<br />

Dennoch ist er nicht in das Familiengeschäft<br />

eingestiegen, weil er für sich nicht<br />

genug Möglichkeiten gesehen hat, sich zu<br />

verwirklichen.<br />

Nach seinem Realschulabschluss absolvierte<br />

er eine Lehre in einer ortsansässigen Schlosserei,<br />

die er erfolgreich abschloss – er wurde<br />

sogar Innungssieger. Doch sein Leben lang<br />

als Metallbauer zu arbeiten, war keine Vorstellung,<br />

die Daniel Bensmann reizte, wie er<br />

selbst sagt. Sein innerer Drang, sich kreativ<br />

auszuleben, war immer noch da.<br />

»Während der Ausbildung kam<br />

ich jeden Abend heim und habe<br />

Gitarre gespielt oder gezeichnet«,<br />

erinnert er sich. In der gleichen Zeit hat er<br />

sich viel mit dem Tätowieren beschäftigt und<br />

bekam von einem bekannten Tattoo-Künstler<br />

Wissen und Tipps vermittelt. »Und dann<br />

bin ich da so reingerutscht«, sagt er lächelnd,<br />

als könne er selbst nicht fassen, was dann<br />

alles passiert ist.<br />

ERFOLG ALS TÄTOWIERER<br />

Mit 20 Jahren eröffnete er sein erstes eigenes<br />

Tattoo-Studio in seinem Heimatort Bad<br />

Hindelang. Er ist bewusst dort geblieben und<br />

nicht weggegangen, etwa nach München<br />

oder Berlin. Die Entscheidung war richtig,<br />

denn von Anfang an hatte er Kunden und<br />

mit der Zeit wurde er immer erfolgreicher.<br />

»Nach anderthalb Jahren war ich in den ersten<br />

internationalen Magazinen, wurde auf<br />

Conventions eingeladen und dann war es<br />

ein Selbstläufer. Ich habe außer<br />

guter Arbeit<br />

58<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

In der Galerie vor seinem<br />

Atelier hängen Kunstwerke in<br />

unterschiedlichen Größen und mit<br />

verschiedenen Motiven


nichts machen müssen«, resümiert er die<br />

Zeit und wirkt dabei bescheiden und dankbar<br />

zugleich.<br />

Im Jahr 2013 bezog er zusammen mit seinem<br />

Vater die Räumlichkeiten, in denen er bis<br />

heute arbeitet. Zu der Zeit war er bereits ein<br />

Jahr im Voraus ausgebucht und hatte Kunden<br />

auf der ganzen Welt, die ein Kunstwerk des<br />

Allgäuers auf ihrer Haut tragen wollten. Man<br />

könnte nun meinen, dass er seine Kreativität,<br />

die wie ein Feuer in ihm lodert, in seiner täglichen<br />

Arbeit ausleben konnte. Doch da irrt<br />

man. Die Malerei hat ihn nicht losgelassen<br />

und so griff er abends immer noch zu Pinsel<br />

und Zeichenstift. »Ich war beim Tätowieren<br />

an einem Punkt, an dem ich gesagt habe: Ich<br />

bin gut und ich kann noch besser werden,<br />

schneller werden, aber die Sprünge sind viel<br />

kleiner geworden. Außerdem werde ich das<br />

automatisch, indem ich das jeden Tag mache.<br />

Aber jetzt will ich mehr malen«, fasst er seinen<br />

damaligen Gedanken in Worte.<br />

Im Atelier von Daniel Bensmann<br />

warten die präparierten Tierhäute<br />

auf ihren Einsatz<br />

ZU SCHADE FÜR DIE TONNE<br />

Parallel zu dem Entschluss ist er 2016 zur Jagd<br />

gekommen und gehört seitdem der Jagdgenossenschaft<br />

Bad Hindelang an. Die von<br />

den Waidmännern erlegten Tiere werden in<br />

der Regel an Metzger verkauft und von denen<br />

wollte Daniel Bensmann wissen, was mit den<br />

Tierfellen passiert. »Für mich ist neben dem<br />

Fleisch die Haut immer das Wertvollste an<br />

dem Tier, weil ich dank meines Vaters wusste,<br />

was man daraus machen kann«, sagt er. Es<br />

hat ihn geärgert als er erfahren hat, dass die<br />

Metzger die Tierfelle aus betriebswirtschaftlichen<br />

Gründen einfach in den Müll werfen.<br />

Das wollte er ändern und so entschloss er<br />

sich, die von ihm erlegten Wildtiere der Jagdgenossenschaft<br />

abzukaufen.<br />

»Es war aber immer noch die Frage: Was<br />

mache ich mit den Häuten?«, so der Künstler.<br />

Dann fiel ihm ein, dass die Menschheit,<br />

seit sie verstanden hat, Haut zu konservieren,<br />

sie benutzt, um darauf zu schreiben<br />

und zu malen. Und was die Menschen vor<br />

Tausenden Jahren schon konnten, das wollte<br />

Daniel Bensmann auch ausprobieren.<br />

MIT EINFACHSTEN MITTELN<br />

Doch ihm genügte nicht allein die Vorstellung,<br />

auf den präparierten Häuten zu<br />

malen, er wollte seine ungewöhnlichen Leinwände<br />

auch selbst herstellen – das macht er<br />

bis heute. Nachdem er die Haut vorsichtig von<br />

Reh, Rehbock, Gams oder Hirsch abgezogen<br />

hat, wird sie auf der Fleischseite ge- <br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

59


HANDWERK<br />

salzen und kurz gelagert, damit das Mineral<br />

Feuchtigkeit ziehen kann, die dann abläuft.<br />

Anschließend wird die Haut ausgeschlagen,<br />

mit einer Kalkmilch-Lösung (einem Gemisch<br />

aus Kalk und Wasser) bestrichen und<br />

vier bis fünf Tage lang mit Quellwasser<br />

durchgespült. »Das sorgt dafür, dass sich die<br />

Haare samt Wurzeln lösen«, erklärt er. Danach<br />

wird die Haut auf einen Holzrahmen<br />

gespannt und an warmen Tagen in der Sonne<br />

getrocknet – so wird sie konserviert und ist<br />

im Endeffekt für immer haltbar.<br />

»Ich finde es spannend, dass man so etwas<br />

mit eher einfachen Mitteln herstellen kann<br />

und das einfach niemand mehr weiß«, sagt<br />

der Hautmaler. Seinen fertigen »Leinwänden«<br />

sieht man die Handarbeit an, auch, dass das<br />

Produkt mal ein Tier war: Kleine Löcher an<br />

den Seiten vom Spannen auf den Holzrahmen,<br />

Löcher vom Projektil, Hämatome<br />

und Zeckennarben sorgen dafür. Für den<br />

Künstler sind das allerdings keine Beschädigungen<br />

– vielmehr machen die vermeintlichen<br />

Makel das Ganze für ihn noch<br />

interessanter. Oft baut er sie auch in seine<br />

Motive mit ein.<br />

Die Fleischseite der ungewöhnlichen<br />

Leinwände erstrahlt in hellem Weiß<br />

(oben). Gut zu erkennen ist das Loch<br />

vom Projektil sowie kleine schwarze<br />

Punkte – Narben von Zecken<br />

Fotos: Joshua Riedisser<br />

GEMALTE EMOTIONEN<br />

Doch nicht nur bei der Herstellung setzt er<br />

auf Handarbeit und verwendet so wenig Produkte<br />

wie möglich. Seine Tusche rührt er<br />

selbst mit Kohle und Wasser an, sie bringt er<br />

wiederum mit einfachsten Mitteln – seinen<br />

Händen, Lumpen und Pinseln – auf die Haut.<br />

»Das Einfachste zu nehmen und damit das<br />

Einfachste zu machen, ist für mich die beste<br />

Idee gewesen«, fasst er seine Herangehensweise<br />

zusammen.<br />

Einfach sind seine Hautmalereien aber<br />

keineswegs – sie sind komplex, lebensnah,<br />

wecken Gefühle im Betrachter, vielleicht<br />

auch Sehnsüchte. Man möchte in die gleiche<br />

Richtung schauen wie der alte Mann mit<br />

dem wettergegerbten Gesicht – will sehen,<br />

was er sieht. Man kann sich bildlich vorstellen,<br />

wie er oben in den Bergen vor einer<br />

Hütte steht und seinen Blick in die Ferne<br />

schweifen lässt. Jedoch gibt es diesen Mann<br />

nicht, er ist keine reale Person, sondern ein<br />

Produkt dessen, was Daniel Bensmann<br />

wahrnimmt. »Alles, was ich sehe und höre,<br />

inspiriert mich – die Menschen, die Tiere,<br />

die Landschaft«, erklärt er.<br />

Im Gegensatz zum Tätowieren, wo er oft mit<br />

Fotos arbeitet, kann er beim Malen die Dinge<br />

so darstellen, wie er sie sieht und die Emotionen<br />

auf die Haut übertragen, die er fühlt,<br />

60<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


wenn er malt. Für ihn sind<br />

besonders alte Männer<br />

ein gutes Motiv und Medium,<br />

um viele Emotionen,<br />

die er hat, ins Bild zu packen:<br />

»Ich kann sie darin einfach<br />

besser ausdrücken als in<br />

dem Gesicht einer alten<br />

Frau. Was der Betrachter<br />

dann darin sieht, ist seine<br />

Sache.«<br />

Neben alten Charakterköpfen<br />

verewigt der<br />

kreative Allgäuer auch<br />

Adler, Gäm sen, Braunvieh<br />

und Hütten sowie<br />

Menschen bei der Arbeit am<br />

Berg auf den Häuten. Allen Motiven<br />

merkt man den Bezug des<br />

Künstlers zu seiner Heimatregion an und<br />

jeder, der die Landschaft um Bad Hindelang<br />

kennt und schätzt, hat sofort einen Bezug<br />

zu der ungewöhnlichen Malerei des 32-Jährigen.<br />

HETZEN LÄSST ER SICH NICHT<br />

Da verwundert es nicht, dass Daniel Bensmann<br />

als Hütmôlar so erfolgreich ist. Nach<br />

den ersten Versuchen 2016 hatte er bereits<br />

zwei Jahre später eine Einzelausstellung im<br />

Kurhaus Bad Hindelang, gefolgt von einer<br />

weiteren kleinen Ausstellung im Frühling des<br />

nächsten Jahres sowie einer großen Ende<br />

2019 mit den drei Kunstschaffenden Christoph<br />

Finkel, Amrei Müller und Nina Schmidbauer.<br />

Das öffentliche Zeigen seiner Werke<br />

bescherte ihm viel Aufmerksamkeit – auch<br />

überregional. Zahlreiche Zeitungen und<br />

sogar das Fernsehen berichteten seitdem<br />

über den Maler und seine Kunst, die unter<br />

die Haut geht. Interessenten melden sich,<br />

weil sie eines seiner Werke kaufen wollen.<br />

Das alles ehrt ihn und er freut sich darüber,<br />

doch hetzen lässt er sich davon nicht: »Ich<br />

male nicht nach Nachfrage. Ich male, wenn<br />

ich male und die Kunden kommen, wenn sie<br />

kommen.«<br />

Es ist diese ruhige und gelassene Art, die Daniel<br />

Bensmann und seine Kunst so faszinierend<br />

macht. Er wollte einfach immer nur<br />

kreativ sein, sich ausleben, Neues probieren<br />

– er wollte damit kein Geld verdienen und<br />

diese Einstellung hat sicherlich zum Erfolg<br />

beigetragen. <br />

Claudia Schöwe<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

61


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

Angeführt vom<br />

prächtigen Kranzrind wird<br />

das Vieh beim Alpabtrieb<br />

durchs Dorf getrieben<br />

ENDE DES ALPSOMMERS<br />

»PFRONTAR VIEHSCHEID-DÄG«<br />

Das Geläut hunderter Schellen, das Trampeln unzähliger Tiere, fröhliche<br />

Volksmusik und der Duft leckerer Speisen in der Luft – <strong>Viehscheid</strong><br />

hat etwas magisches. In Pfronten werden ihm gleich zwei Wochen im<br />

Jahr gewidmet, mit einem bunten Rahmenprogramm, bei dem man in<br />

Allgäuer Brauchtum und Kultur eintauchen kann.<br />

62<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Fotos: Pfronten Tourismus/E. Reiter, Pfronten Tourismus/M. Lukaszewski, Pfronten, Alexander Keck/Agentur Schmid & Keck<br />

<strong>Alpsommer</strong>, 100 Tage lang – was herrlich<br />

klingt, ist für einen großen Teil<br />

des Allgäuer Viehs jedes Jahr idyllische<br />

Wirklichkeit. Im Sommer werden die<br />

Rinder auf die Alpen der Allgäuer Berge<br />

getrieben, wo sie sich die nächsten Monate<br />

auf saftigen, nährstoffreichen Wiesen satt<br />

fressen und die frische Bergluft genießen<br />

können. Das garantiert, dass sie später eine<br />

qualitativ hochwertige Milch geben, gleichzeitig<br />

sind sie auf den Weiden auch als<br />

»Landschaftspfleger« aktiv. Doch irgendwann<br />

geht es natürlich wieder zurück in<br />

den heimischen Stall … und dieses Ereignis<br />

wird im Allgäu kräftig gefeiert – mit dem<br />

<strong>Viehscheid</strong>. Am Tag des Alpabtriebs treiben<br />

die Hirten die Tiere, die mit Zugschellen<br />

ausgestattet werden, über viele Höhenmeter<br />

hinab ins Tal – kein ganz einfaches Unterfangen.<br />

Angeführt werden die Herden von<br />

den sogenannten Kranzrindern: Haben alle<br />

Tiere den Sommer auf dem Berg heil überstanden,<br />

sind einige der Rinder festlich geschmückt,<br />

sie tragen eine wunderschöne,<br />

aufwendig gestaltete Krone aus Blumen auf<br />

dem Kopf. Auch die Hirten haben ihr Feiertagsgewand<br />

angelegt.<br />

HIGHLIGHT DES JAHRES<br />

Es ist mehr als beeindruckend, wenn das<br />

Vieh durchs Dorf getrieben wird, der Boden<br />

vom Trampeln der Tiere vibriert und<br />

die Luft vom lauten Geläut der Schellen<br />

erfüllt ist – steht man als begeisterter Zuschauer<br />

am Straßenrand, spürt man, man<br />

ist mittendrin im Allgäuer Brauchtum. Ziel<br />

der Herden ist der Scheidplatz: Hier wird<br />

das Vieh geschieden, das heißt die<br />

einzelnen Tiere werden wieder<br />

ihren Besitzern übergeben, die<br />

sie dann nach Hause auf den<br />

Hof bringen. Und selbstverständlich<br />

darf ein ordentliches<br />

Fest, mit dem<br />

die Ankunft der Hirten<br />

und Tiere im Tal gewürdigt<br />

wird, nicht<br />

fehlen. In vielen<br />

Orten im Allgäu ist<br />

der <strong>Viehscheid</strong> das<br />

Ereignis des Jahres.<br />

Und in einem<br />

kann man davon<br />

wirklich gar nicht genug<br />

bekommen: In der 13<br />

Dörfer zählenden Gemeinde<br />

Pfronten finden seit 2009 jedes Jahr<br />

die »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg« statt, die<br />

sage und schreibe zwei Wochen dauern.<br />

DIE KLEINE UND DIE GROSSE VIEHSCHEID<br />

Die letzten zwei Jahre mussten die »Pfrontar<br />

<strong>Viehscheid</strong>-Däg« coronabedingt abgesagt<br />

werden, wie genau das Ereignis <strong>2022</strong> aussehen<br />

wird, stand zum Redaktionsschluss leider<br />

noch nicht fest, als Termin ist aber der<br />

3. bis 18. September <strong>2022</strong> geplant. Die Veranstaltenden<br />

hoffen wieder auf »Normalbetrieb«<br />

und ein tolles Programm, so wie es<br />

die letzten Jahre umgesetzt wurde, weshalb<br />

wir hier beschreiben möchten, was man bei<br />

den »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg« normalerweise<br />

so alles erleben kann.<br />

Ein <strong>Viehscheid</strong> an sich findet in Pfronten<br />

gleich zweimal statt – oder besser gesagt eine<br />

<strong>Viehscheid</strong>. In Pfronten sagt man nämlich<br />

im Gegensatz zu anderen Orten im Allgäu<br />

»die« und nicht »der« <strong>Viehscheid</strong>. Der erste,<br />

der »große«, Alpabtrieb ist in Pfron ten-<br />

Heitlern jedes Jahr am zweiten Sams tag im<br />

September, der dieses Jahr somit auf den<br />

10. September fällt. Eingeläutet wird er von<br />

einem großen Festumzug einen Tag<br />

vorher, an dem circa 1000 Teilnehmer<br />

der Pfrontener Vereine und<br />

<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

63


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

ein Brauerei-Festgespann beteiligt sind. Auf<br />

das tolle Ereignis am nächsten Tag kann man<br />

sich danach beim Pfrontener Unterhaltungsabend<br />

einstimmen. Beim <strong>Viehscheid</strong> am<br />

Samstag, dem größten Ostallgäuer Alpabtrieb,<br />

werden dann mehr als 400 Rinder<br />

von sieben Pfrontener Alpen aus dem Achund<br />

dem Vilstal ins Dorf getrieben. Mit dabei<br />

sind um die 15 Kranzrinder, die die letzten<br />

Meter von der Pfrontener Harmoniemusik<br />

begleitet werden. Man kann das Spektakel<br />

vom Straßenrand aus miterleben, über einen<br />

Krämermarkt schlendern und vom Vormittag<br />

bis in die späten Abendstunden wird<br />

im Festzelt kräftig gefeiert. Außerdem werden<br />

auch Ehrenpreise an die Alphirten verliehen.<br />

Der zweite <strong>Viehscheid</strong> ist sehr viel<br />

kleiner und findet in Pfronten-Röfleuten statt<br />

und zwar immer eine Woche nach dem großen<br />

Alpabtrieb. Hier werden etwa 160 Tiere<br />

von der Röfleuter Alpe herab getrieben, auch<br />

das wird mit Hirtenehrung, Musik, Speis und<br />

Trank zelebriert.<br />

ZWEI WOCHEN »VOLLES PROGRAMM«<br />

Rund um diese beiden <strong>Viehscheid</strong>e gibt es<br />

in Pfronten ein zweiwöchiges Programm,<br />

das sich sehen lassen kann: So laden »offene<br />

Werkstätten« ein, das Allgäuer Handwerk<br />

hautnah mitzuerleben, in der Vergangenheit<br />

konnte man beispielsweise beim<br />

Schmieden einer Schelle, beim Binden<br />

einer Krone für das Kranzrind oder beim<br />

Dengeln einer Sense zusehen. Und auch<br />

man selbst kann aktiv werden, 2019 wurde<br />

zum Beispiel die Möglichkeit geboten einen<br />

eigenen Haferlschuh anzufertigen. Man<br />

konnte eine Käserei besichtigen oder eine<br />

Brauerei, in der extra ein »<strong>Viehscheid</strong>bier«<br />

hergestellt wird. Bei einer Ortswanderung<br />

konnte man Pfronten »früher und heute«<br />

erleben, bei verschiedenen Ausstellungen<br />

diverse Kunstobjekte bestaunen. Allgäuer<br />

Kultur wurde einem beim »Jodeln zum<br />

Schnuppern«, einem Erzählabend oder bei<br />

Theateraufführungen nähergebracht. Und<br />

auch sportlich konnte man sich bisher bei<br />

den »<strong>Viehscheid</strong>-Däg« betätigen – sei es bei<br />

einer Wanderung ins Moor oder auf Allgäuer<br />

Berggipfel, beim Outdoor Gym oder<br />

Bogenschießen.<br />

Sogar mit hoheitlichem Besuch können die<br />

»Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg« aufwarten, es ist<br />

nämlich auch die Pfrontener Bergwiesenkönigin<br />

mit von der Partie, die dieses Jahr<br />

die elfte »ihrer Art« ist und Lisa I. heißt.<br />

Damit man den <strong>Viehscheid</strong> auch »mit nach<br />

Bei den »Pfrontar<br />

<strong>Viehscheid</strong>-Däg« kann<br />

man Handwerkern bei<br />

der Arbeit zusehen, wie<br />

hier bei der Herstellung<br />

von sogenannten<br />

Hoinzen, auf denen<br />

Heu getrocknet wird<br />

Viele Aktionen warten<br />

auf die Besucher und<br />

man kann auch selbst<br />

aktiv werden, zum<br />

Beispiel beim Binden<br />

eines Heukranzes<br />

Die <strong>Viehscheid</strong>-Produkte<br />

mit jährlich wechselndem<br />

Motiv sind tolle<br />

Erinnerungsstücke<br />

Hause nehmen« kann, gibt es außerdem<br />

immer spezielle <strong>Viehscheid</strong>artikel, die in<br />

limitierter Auflage herausgebracht werden<br />

und jedes Jahr ein neues Motiv tragen. Vom<br />

Steinzeugkrug über Miniaturschellen und<br />

Brotzeitbretter bis hin zu T-Shirts ist für<br />

alle <strong>Viehscheid</strong>-Fans etwas dabei. Es heißt<br />

also Daumen drücken, dass man auch dieses<br />

Jahr bei den »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg«<br />

die »Vielfalt der heimischen Alp- und Berglandwirtschaft«<br />

in vollem Umfang genießen<br />

und das Heimkommen des Viehs mit allem<br />

Drum und Dran gebührend feiern kann –<br />

auch wenn die Tiere selbst vielleicht lieber<br />

noch ein wenig länger in den schönen Bergen<br />

geblieben wären. Lisa Hartmann<br />

64<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


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NATUR<br />

KUHRIOSES<br />

7 FAKTEN ZU KÜHEN<br />

Eine regionale Volksweisheit besagt, dass es im Allgäu mehr Kühe als<br />

Menschen gibt und obwohl die Vierbeiner anscheinend in der Überzahl<br />

sind, wissen die meisten Zweibeiner recht wenig über die gehörnten<br />

Schönheiten, die das Bild des <strong>Alpsommer</strong>s prägen. Zeit, ein paar Dinge<br />

klarzustellen und mehr über die Rindviecher zu erfahren.<br />

1. SIE SIND UNS ÜBERLEGEN<br />

Kühe haben fast einen vollständigen 360-Grad-<br />

Rundumblick – davon können wir Menschen nur<br />

träumen. Somit nehmen sie nahezu alles wahr, was<br />

sich in ihrer Nähe abspielt. Einziges Manko: Die Huftiere<br />

haben leider eine Rot-Grün-Schwäche. Zudem<br />

ist ihr Geruchssinn sehr ausgeprägt, was es ihnen<br />

ermöglicht Düfte aus bis zu zehn Kilometern Entfernung<br />

zu riechen. Auch ihr Gehörsinn ist besser als<br />

der von uns Zweibeinern, denn Rinder können sehr<br />

hohe und tiefe Frequenzen hören, die wir Menschen<br />

nicht wahrnehmen.<br />

2. BESTE FREUNDE FÜR IMMER<br />

Die Rindviecher sind wahrlich keine Einzelgänger<br />

und auf den Weiden sieht man sie auch immer in<br />

Herden. Jedoch haben Kühe innerhalb ihrer Gruppe<br />

einen besten Freund, mit dem sie am liebsten ihre<br />

Fotos: pexels, Pixabay<br />

Zeit verbringen – es lässt sich halt nicht mit jedem<br />

gleich gut grasen und abhängen. Oft kann man beobachten,<br />

wie sich zwei Rinder gegenseitig ablecken:<br />

Das stärkt die Beziehung zwischen ihnen und entspannt.<br />

Trennt man die tierischen Freunde, so ist der<br />

Kummer auf beiden Seiten groß. Darüber hinaus<br />

können die gehörnten Viecher bis zu 70 ihrer<br />

Herdenkameraden erkennen.<br />

3. EIN GANZ NORMALER TAG<br />

Die 24 Stunden eines Tages muss man erstmal rumbringen,<br />

allerdings sind Kühe da wenig einfallsreich,<br />

sondern folgen eher dem Motto: »Same procedure<br />

as every day!« Da die Tiere es lieben zu ruhen, verbringen<br />

sie damit über den Tag verteilt durchschnittlich<br />

zwölf Stunden. Etwa ebenso lange widmen sie<br />

sich auch dem Grasen. Kein Wunder, denn die 50 bis<br />

100 Kilogramm sattes Grün pro Tag verputzt man<br />

halt nicht nebenbei. Haben sie zwischendurch noch<br />

ein paar freie Minuten, trinken sie eine ganze Badewanne<br />

voll Wasser und produzieren erstaunliche 200<br />

Liter Sabber.<br />

4. SIE MUHT NUR IN DEUTSCHLAND<br />

Eigentlich sollte es einen nicht verwundern, es erstaunt<br />

aber doch: Kühe in unterschiedlichen Ländern<br />

sprechen unterschiedliche Sprachen – sozusagen.<br />

66<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


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Nur in Deutschland macht die Kuh »Muh«. In England<br />

lässt sie ein »Moo« erklingen und in Spanien<br />

ruft sie »Muuuu«. Während das noch ähnlich zu dem<br />

uns vertrauten Geräusch klingt, werden andere Rindviecher<br />

in Europa ganz verrückt. Die niederländischen<br />

machen »Boeh«, die norwegischen »Bø« und die<br />

ungarischen »Bú«. Und die Finnen unter den Huftieren<br />

beginnen gar mit einem Vokal und machen<br />

»Ammuu«. Da versteh einer die Kühe.<br />

5. MEHR MILCH MIT MOZART<br />

Mit Pop, Rock und Soul können Rinder nicht viel<br />

anfangen. Sie mögen es anscheinend anspruchsvoller,<br />

denn eine US-Studie ergab, dass Kühe mehr<br />

Milch geben, wenn sie klassische Musik zu hören<br />

bekommen. Um satte 7,5 Prozent stieg<br />

ihre Leistung. Eine andere Studie<br />

ergab zudem, dass die Damen<br />

mehr weißes Gold produzieren,<br />

die einen Namen<br />

haben und nicht einfach<br />

nur eine Nummer<br />

sind. Das beweist<br />

mal wieder, dass die<br />

gehörnten Tiere weit<br />

mehr mitbekommen,<br />

als man denkt.<br />

6. DIE SACHE MIT DEN TREPPEN<br />

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die imposanten<br />

Hornträger Treppen zwar rauf- aber nicht<br />

runtersteigen können. Warum sie überhaupt eines<br />

davon tun sollten, sei mal außen vor gelassen. Jedoch<br />

stimmt das Gerücht. Stufen erklimmen ist für<br />

Kühe kein Problem, aber das war es dann auch<br />

schon. Da sie ihre Knie nicht optimal beugen können,<br />

fällt ihnen der Abstieg schwer. Erschwerend<br />

kommt noch hinzu, dass Rinder unter Höhenangst<br />

leiden – ja auch die in unserer Region.<br />

7. KÜHE ALS KOMPASSNADEL<br />

Ist man mal auf einer Weide unterwegs und weiß<br />

nicht, wo Norden oder Süden ist, dann sollte man<br />

sich die grasenden Huftiere einmal genauer<br />

anschauen. Denn Rinder<br />

sind quasi wie Magneten und<br />

richten sich draußen am<br />

liebsten nord-südlich nach<br />

dem Magnetfeld der Erde<br />

aus – wie Kompassnadeln.<br />

Daher rührt es auch, dass<br />

meistens alle Kühe in eine<br />

Richtung grasen. Allerdings<br />

tun sie das nur, wenn keine<br />

Hochspannungsleitungen in der<br />

Nähe sind, denn die stören den natürlichen<br />

Magnetsinn der Tiere.<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

67


ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />

Der kleine Ort liegt in<br />

einem Hochtal der<br />

Allgäuer Alpen und<br />

ist über den Riedbergpass<br />

zu erreichen<br />

7 AUF EINEN STREICH<br />

DAS ALPDORF BALDERSCHWANG<br />

Auf 1044 Metern über dem Meer, in einem Hochtal der Allgäuer Alpen, liegt<br />

das beschauliche Dörfchen. Hier – mitten im Naturpark Nagelfluhkette – wird<br />

seit Jahrhunderten auf den umliegenden Alpen Käse hergestellt. Heutzutage<br />

produzieren noch sieben Sennalpen die goldenen Köstlichkeiten nach traditioneller<br />

Art. Und auch sonst pflegt und lebt man Brauchtum in Balderschwang.<br />

Wer aus Zucker ist, der sollte vielleicht<br />

auf einen Besuch in Balderschwang<br />

verzichten, denn jährliche<br />

Niederschlagsmengen von 2000 Litern<br />

pro Quadratmeter oder mehr sind keine<br />

Seltenheit. Doch das nasse Gut von oben<br />

macht den Einheimischen und Kühen des<br />

kleinen Örtchens nichts aus – sie sind eben<br />

daran gewöhnt und wissen, dass es Wasser<br />

braucht, um so eine atemberaubende<br />

Natur vielfalt zu schaffen.<br />

Denn die tiefgrünen Bergwälder und die<br />

blühenden Alpwiesen im Sommer sind es,<br />

die Balderschwang zu einem ganz besonderen<br />

Plätzchen auf der Erde machen.<br />

Wer einmal in dieser herrlichen Landschaft<br />

stand, der versteht, warum es Jahr für Jahr<br />

Tausende Besucher in das Dorf zieht, das nur<br />

etwa 350 Einwohner hat.<br />

TRADITION DES KÄSENS<br />

Der erste ganzjährige Bewohner Balderschwangs<br />

war ein klösterlicher Alpverwalter<br />

aus Weingarten – das war 1684. Im Laufe der<br />

nächsten Jahrzehnte zog es mehr und mehr<br />

Menschen in die abgelegene Gegend und mit<br />

ihnen begann die Käseproduktion, die bis<br />

heute Bestand hat. Um das Jahr 1800 gab es<br />

16 Familien in dem kleinen Dorf, die jährlich<br />

an die 1400 Tonnen der goldenen Köstlichkeit<br />

herstellten.<br />

Heute, über 200 Jahre später, gibt es in<br />

Balderschwang nur noch drei landwirtschaftliche<br />

Betriebe, die das ganze Jahr über<br />

Käse herstellen. Und so verwundert es auch<br />

nicht, dass die jährliche Produktionsmenge<br />

auf 300 Tonnen gesunken ist. Dennoch ist es<br />

schön zu sehen, dass die altbewährte Tradition<br />

des Käsens weiterlebt und auch in Zukunft<br />

Bestand haben wird. Außerdem kommen<br />

zu den drei eben erwähnten Betrieben<br />

noch vier weitere hinzu, die zumindest in<br />

den Sommermonaten käsige Schmankerl in<br />

Handarbeit herstellen. So kommt Balderschwang<br />

summa summarum auf sieben<br />

Sennalpen und das ist für so ein kleines Dörfchen<br />

doch wahrlich eine gute Bilanz.<br />

BEWAHRER DES BRAUCHTUMS<br />

Aber nicht nur die Käseherstellungen in luftigen<br />

Höhen liegt den Einwohnern am Herzen,<br />

sondern auch die Brauchtumspflege. Ein<br />

gutes Beispiel dafür ist die Alphorniade, die<br />

jedes Jahr an einem Wochenende Ende Mai/<br />

Anfang Juni stattfindet. In den drei Tagen<br />

schallen die Klänge der Alphörner von den<br />

Gipfeln bis ins Tal und sorgen für eine ganz<br />

besondere Stimmung. Zu der Veranstaltung<br />

kommen Alphornbläser aus ganz Deutschland,<br />

die gemeinsam ihr Können unter Beweis<br />

stellen und traditionelle Lieder zum<br />

Besten geben.<br />

Auch der örtliche Heimat- und Trachtenverein<br />

ist ein Brauchtumswahrer. Über das<br />

ganze Jahr verteilt führt er zahlreiche Veranstaltungen<br />

durch, zu denen alle herzlich<br />

eingeladen sind. Sei es das Maibaumfest, das<br />

Johannisfeuer, Heimatabende oder – und der<br />

darf natürlich nicht fehlen – der <strong>Viehscheid</strong>,<br />

der am 16. September stattfindet. An dem<br />

Tag wird im kleinen Rahmen mit nur rund<br />

120 Stück Vieh in der Ortsmitte beim Parkplatz<br />

vom Feuerwehrhaus gefeiert. Für das<br />

leibliche Wohl aller Beteiligten wird gesorgt<br />

und auch wenn es kein Festzelt geben wird,<br />

so können sich alle Besucher auf eine zünftige<br />

Feier freuen.<br />

Wer es lieber ruhiger angehen lassen möchte,<br />

für den hat Balderschwang seine atemberaubende<br />

Natur im Angebot. Zahlreiche<br />

Wanderwege locken zu allen vier Jahreszeiten<br />

und laden dazu ein, das Hochtal auf Schusters<br />

Rappen zu erkunden. Was man sich auf<br />

keinen Fall entgehen lassen sollte ist ein Abstecher<br />

zur Alten Eibe von Balderschwang.<br />

Die befindet sich etwa einen Kilometer nordöstlich<br />

vom Ortskern auf einer Alpwiese. Ihr<br />

68<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


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Auch nach dem<br />

Auf vier der sieben Sennalpen Balderschwangs können<br />

die käsigen Leckereien direkt vor Ort verköstigt werden<br />

Die Alpe Oberbalderschwang<br />

lockt Besucher<br />

mit einer grandiosen<br />

Aussicht auf die<br />

umliegenden Berge<br />

Fotos: Ramona Alger, Volker Wille, Archiv EDITION ALLGÄU<br />

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Alter wird auf 800 bis 1500 Jahre geschätzt<br />

und im Laufe ihres Lebens wurde ihr Stamm<br />

in zwei Teile geteilt. Doch das scheint den<br />

betagten Baum nicht zu stören, denn jedes<br />

Jahr trägt er reichlich Früchte.<br />

Nicht weit von der eingezäunten Eibe entfernt<br />

steht eine Bank, auf der man es sich<br />

gemütlich machen, den Blick über das kleine<br />

Alpdorf schweifen lassen und vielleicht ein<br />

Stück des vor Ort hergestellten Käses genießen<br />

kann. <br />

Claudia Schöwe<br />

HIER WIRD KÄSE PRODUZIERT<br />

- Alpe Berg: keine Einkehrmöglichkeit, Sennereibesichtigung möglich,<br />

www.alpeberg.de<br />

- Höfle Alp: Allgäuer Sennalpkäse und weitere Köstlichkeiten können<br />

vor Ort gekauft werden, www.hoeflealp-balderschwang.de<br />

- Lenzen Alpe: Einkehrmöglichkeit, www.hoernerdoerfer.de<br />

- Piesenalpe: Einkehrmöglichkeit, www.meinbalderschwang.de<br />

- Alpe Oberbalderschwang: Einkehrmöglichkeit, Sennereibesichtigung<br />

möglich, www.sennalpen.de<br />

- Alpe Unterbalderschwang: keine Einkehrmöglichkeit, Sennereibesichtigung<br />

möglich, www.hoernerdoerfer.de<br />

- Alpe Spicherhalde: Einkehrmöglichkeit, Sennereibesichtigung<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

69


FREIZEIT<br />

FESTE FEIERN<br />

BUNTES TREIBEN IN DER REGION<br />

Im Allgäu ist eigentlich immer was los, aber im Juli jagt eine<br />

Veranstaltung die nächste: Kinder-, Heimat- und Stadtfeste gibt es in<br />

nahezu jedem Ort und jedes einzelne hat seinen ganz eigenen Charme.<br />

Da hat man wahrlich die Qual der Wahl. Damit die Entscheidung<br />

leichter fällt, stellen wir nachfolgend die wichtigsten Feste kurz vor.<br />

KINDER- UND HEIMATFEST ISNY: 8.–11. JULI<br />

Es heißt, das viertägige Fest im württembergischen Allgäu sei eines der<br />

schönsten ganz Süddeutschlands – so schreibt es die Stadt zumindest<br />

auf ihrer Homepage. In der Zeit von Freitag bis Montag ist gefühlt ganz<br />

Isny auf den Beinen:<br />

Egal ob Kind<br />

oder Ewachsener;<br />

dazu gesellen sich<br />

zahlreiche Gäste<br />

aus nah und fern.<br />

Jeder einzelne der<br />

Besucher ist allerdings<br />

bedeutend<br />

jünger als die Veranstaltung,<br />

denn<br />

deren erste Nennung<br />

findet sich<br />

im Jahr 1620. Von<br />

damals bis heute wurde das Kinderfest immer größer und entwickelte<br />

sich im Laufe der Zeit von einem Schüler- hin zum Stadtfest. Der absolute<br />

Höhepunkt ist der Festumzug am Sonntagnachmittag. An ihm<br />

nehmen bis zu 2000 Kinder und Erwachsene, mehrere Musikkapellen<br />

sowie Dutzende Reiter und Pferdegespanne teil. Angeführt werden sie<br />

von Herolden hoch zu Ross.<br />

www.isny-kinderfest.de<br />

TÄNZELFEST KAUFBEUREN: 14.–25. JULI<br />

Wer Einblick in die Kaufbeurer Seele gewinnen und ein besonderes<br />

geschichtliches Spektakel erleben will, sollte sich das Kaufbeurer Tänzelfest<br />

nicht entgehen lassen. Beim ältesten historischen Kinderfest in Bayern<br />

reisen die Bürger<br />

der ehemaligen Freien<br />

Reichsstadt über eine<br />

Woche lang durch<br />

1000 Jahre ihrer Geschichte.<br />

Zu Beginn<br />

der Veranstaltung, die<br />

auf den letzten Ritt<br />

Kaiser Maximilians I.<br />

zurückgeht, gibt es am<br />

14. Juli wie immer eine<br />

70<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


unte Eröffnungsfeier. Weitere Höhepunkte sind die beiden Festumzüge,<br />

bei denen über 1600 Kinder in historischen Gewändern, mehrere Festwägen<br />

und zahlreiche Reiter die Stadtgeschichte von der Karolinger- bis<br />

zur Biedermeierzeit nachspielen. Dieses Schauspiel beeindruckt Einheimische<br />

und Gäste gleichermaßen Jahr für Jahr aus Neue. Im Jahr 2020<br />

wurde das Tänzelfest sogar in die Liste des Immateriellen Kulturerbes<br />

der UNESCO aufgenommen.<br />

www.taenzelfest.de<br />

STADT- UND KINDERFEST LINDENBERG: 16. JULI<br />

Es mag zwar nur einen Tag dauern, dennoch ist das Stadt- und Kinderfest<br />

des Höhenluftkurortes im Westallgäu ein gesetzter und beliebter Termin<br />

im Kalender der Einwohner und Besucher. Immer an einem Samstag Mitte<br />

Juli erwacht die Stadt ganz früh und startet in einen Tag mit einem<br />

bunten Rahmenprogramm: Da gibt es Mitmachangebote für Kinder,<br />

zahlreiche Aktionen der örtlichen Vereine, viel Musik in der ganzen Stadt,<br />

kulinarische Leckerbissen und vieles mehr. Das rege Treiben erstreckt sich<br />

über den ganzen Ort, sodass ihm keiner entkommen kann. Da bleibt nur<br />

zu hoffen, dass die Sonnenstadt ihrem Namen alle Ehre macht, denn<br />

gefeiert wird nur bei gutem Wetter.<br />

www.lindenberg.de<br />

KINDER- UND HEIMATFEST LEUTKIRCH: 16.–19. JULI<br />

Das Kinderfest in der<br />

ehemaligen Reichsstadt<br />

kann auf eine über<br />

200-jährige Geschichte<br />

zurückblicken. Gefeiert<br />

wurde es erstmals am<br />

20. September 1808<br />

mit einem Gottesdienst,<br />

Umzug, Spielen und geselligem<br />

Beisammensein.<br />

Heute gehört es zu<br />

den traditionsreichsten Heimatfesten der Region und lockt Einheimische,<br />

Weggezogene und Besucher vier Tage lang auf die Wilhelmshöhe. Hier<br />

finden sich nicht nur die Festwiese und das Festzelt, sondern auch ein<br />

Rummelplatz. Höhepunkt ist seit jeher der große farbenprächtige Festumzug<br />

der Leutkircher Schulen und Musikkapellen am Dienstag. Am<br />

selben Tag findet abends der traditionelle Ausklang auf der Wilhelmshöhe<br />

statt. Über die Dauer des Kinderfestes wird heuer wieder ein abwechslungsreiches<br />

Programm geplant, an dem besonders die Kleinen<br />

ihre Freude haben werden.<br />

www.kinderfest-leutkirch.de<br />

ALTSTADTFEST MIT KINDERTAG KEMPTEN: 16. JULI<br />

Wenn es zwischen dem St.-Mang-Platz und dem Rathausplatz ab 11 Uhr<br />

lauter wird, dann weiß jeder: In der Römerstadt wird wieder gefeiert.<br />

Neben der Festwoche ist das Altstadtfest mit Kindertag sicherlich einer<br />

der Höhepunkte im Sommer in Kempten. Kaum verwunderlich, wenn<br />

man einen Blick auf das Programm wirf: Für Musikbegeisterte spielen<br />

zahlreiche Bands auf, es gibt Bühnendarbietungen, Informationsstände<br />

und und und … Für die kleinen Kemptner und Besucher gibt es natürlich<br />

auch viele Attraktionen, die Kinderaugen zum Leuchten bringen und das<br />

Altstadtfest zu einem place to be für Familien machen. Abschluss und<br />

gleichzeitiger Höhepunkt ist ein Live-Konzert am Abend.<br />

www.kempten.de<br />

KINDERFEST UND FISCHERTAG MEMMINGEN: 21. JULI/23. JULI<br />

Das Kinderfest geht mit seiner über 440 Jahre alten Tradition auf den<br />

Brauch des Schulspaziergangs im Frühjahr zurück. Heute gibt es zum<br />

Schuljahresende gemeinsame Gottesdienste sowie Gesang und Tanz auf<br />

dem Marktplatz. Am Nachmittag ziehen die Kinder in einem Festumzug<br />

zur Spielwiese auf dem<br />

Stadiongelände. Zwei<br />

Tage später findet der<br />

traditionelle Fischertag<br />

statt. Bereits seit Jahrhunderten<br />

fließt der<br />

Stadtbach durch Mem-<br />

<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

71


FREIZEIT<br />

mingen und musste einmal im Jahr gereinigt werden. Bevor das Wasser<br />

allerdings abgelassen wurde, wurden alle Forellen aus dem Bach gefischt.<br />

Diese Aufgabe haben die Gesellen der verschiedenen Handwerkerzünfte<br />

übernommen. Heute muss man keiner Zunft mehr angehören, um in den<br />

Stadtbach jucken zu dürfen.<br />

www.memmingen.de<br />

WANGENER KINDER- UND HEIMATFEST: 21.–24. JULI<br />

Bereits seit 190 Jahren veranstaltet Wangen ein Fest für die jungen Einwohner<br />

der Stadt. Unter dem Namen »Kleines Kinderfest« ist erstmals<br />

1832 eine Eintragung in den<br />

Geschichtsbüchern der Stadt<br />

zu finden. Von Donnerstag bis<br />

Sonntag gibt es für die Kinder<br />

zahlreiche sportliche Aktivitäten,<br />

die Bürger über 18 dürfen<br />

sich auf Stimmung im Festzelt<br />

freuen. Das Adlerschießen<br />

– es wird natürlich nicht auf<br />

echte Raubvögel gezielt – wird<br />

einmal für Schüler und Jugendliche<br />

und einmal für Erwachsene<br />

angeboten. Am Freitagabend<br />

beginnt um 17 Uhr das Altstadtfest,<br />

das bis in die Nacht<br />

geht. Samstagmorgen folgt um 10 Uhr ein bunter Festzug durch die<br />

Altstadt. Den Abschluss der viertägigen Sause bildet ein großes Feuerwerk<br />

am Sonntagabend.<br />

www.kinderfest-wangen.de<br />

WALLENSTEINTAGE MEMMINGEN: 24.–31. JULI<br />

Nur alle vier Jahre findet in der kreisfreien Stadt ein Großereignis statt:<br />

die Wallensteintage. Unter dem Motto »Wallenstein 1630 in Memmingen<br />

– Bürger der Stadt spielen ihre<br />

Geschichte« lassen über 4000<br />

Mitwirkende historisch getreu<br />

die Ereignisse aus dem Jahr<br />

wieder Realität werden, in dem<br />

der berühmte böhmische Feldherr<br />

in Memmingen weilte –<br />

da fühlen sich Besucher und<br />

Einheimische wie Zeitreisende.<br />

Das bunte Programm bietet<br />

neben einem authentischen<br />

Lagerleben auch abenteuerliche<br />

Reiterspiele, mittelalterliche<br />

Umzüge und historische<br />

Gottesdienste. Zudem kann<br />

man altes Handwerk hautnah<br />

erleben und sich an kulinarischen Köstlichkeiten satt essen. Höhe punkte<br />

der Woche sind der Ein- und der Auszug Wallensteins, der von zahlreichen<br />

Gruppen begleitet wird.<br />

www.wallenstein-mm.de<br />

LINDAUER KINDERFEST: 27. JULI<br />

Immer am letzten Mittwoch vor den bayerischen Sommerferien feiert die<br />

Stadt am Bodensee ihr traditionelles Kinderfest, das seinen Ursprung in<br />

der Mitte des 17. Jahrhunderts hat. So früh das erste Fest in der Ge schichte<br />

gefeiert wurde, so früh beginnt es heute: Bereits um 6 Uhr morgens werden<br />

die Einwohner von Böllerschüssen und Kinderfesttrommlern geweckt.<br />

Nachdem die Schüler der ersten bis sechsten Klasse an Gottesdiensten in<br />

ihren Stadtteilen teilgenommen haben, folgt ein großer Festzug über die<br />

Insel, an dem etwa 2000 mit Fahnen und Blumenkränzen geschmückte<br />

Kinder teilnehmen. Daran anschließend beginnt das bunte Treiben auf<br />

dem Festplatz, bei dem vor allem den Schülern ein abwechslungsreiches<br />

Programm bis zum Abend geboten wird.<br />

www.stadtlindau.de<br />

Fotos: Volker Wille, Archiv EDITION ALLGÄU<br />

72<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


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morgen<br />

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FREIZEIT<br />

BESUCH BEIM STRUMPFAR<br />

LEBENSALLTAG ANNO DAZUMAL<br />

Auf der Staufner Buind am Ortsrand von Oberstaufen steht eines der<br />

schönsten Bauernhäuser des Allgäus. Früher wurden in ihm Strümpfe<br />

hergestellt, heute beherbergt das alte Gebäude das Heimatmuseum mit<br />

über 400 Ausstellungsstücken. Auf insgesamt drei Geschossen können<br />

Besucher durch vier Jahrhunderte bäuerlicher Lebensrealität wandeln.<br />

74<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Das Heimatmuseum<br />

»beim Strumpfar«<br />

befindet sich in einem<br />

über 200 Jahre alten<br />

Bauernhaus, das einst<br />

von Strumpfwirkern<br />

bewohnt wurde<br />

Als Buind betrachtet der Allgäuer eine<br />

große Wiese vor seinem Haus, die<br />

zumeist mit Obstbäumen bestanden<br />

ist. Durch die Staufner Buind, eine rund<br />

16.000 Quadratmeter große Wiesenfläche,<br />

nur wenige Gehminuten hinter dem Oberstaufner<br />

Bahnhof gelegen, fließt dazu ein<br />

kleiner Bach, der einen Teich speist.<br />

In dieser malerischen Umgebung steht das<br />

örtliche Heimatmuseum »beim Strumpfar«,<br />

ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das<br />

sich im Originalzustand befindet. Als der<br />

Heimatdienst Oberstaufen das Haus von seiner<br />

letzten Besitzerin, Maria Schädler, geschenkt<br />

bekam, wurde es mit Unterstützung<br />

der Marktgemeinde, zahlreicher Fördergelder<br />

und vieler Spender aufwendig renoviert,<br />

um darin das Heimatmuseum unterzubringen.<br />

ES GIBT VIEL ZU SEHEN<br />

Früher lebten und arbeiteten hier die<br />

»Strumpfwirker«, deren Arbeitsstätte im ursprünglichen<br />

Zustand erhalten ist. In der<br />

Wirkstube finden sich Arbeitsgeräte wie eine<br />

Zwirnmühle, ein Spinnrad, eine Wollhaspel<br />

und der mächtige Strumpfwirkerstuhl, auf<br />

dem Strümpfe in Teilen hergestellt und später<br />

von fleißigen Händen zusammengenäht<br />

wurden. Im Erdgeschoss ist ein Verkaufsladen<br />

zu bewundern, in dem bis 1923 noch<br />

Wollstrümpfe verkauft wurden.<br />

Doch nicht nur der Alltag der Strumpfar wird<br />

in dem alten Haus wieder lebendig: Das<br />

Heimatmuseum ist voll mit Schätzen aus<br />

dem Leben der Oberstaufner und alter Dorfgeschichte.<br />

Und was man an den Wänden<br />

und in den Vitrinen nicht unter unterbringen<br />

konnte, fand Heimat in mit Glas abgedeckten<br />

Schubladen in den Unterschränken – eine<br />

sonst nicht oft gesehene Aufbewahrung für<br />

Münzen, Orden, Schreibutensilien und tausend<br />

andere Kleinigkeiten. Ebenfalls ausgestellt<br />

ist die umfangreiche Sammlung der<br />

Medaillen, Ehrenzeichen und Pokale von<br />

Heidi Biebl, der Oberstaufner Skirennläuferin<br />

und Goldmedaillen-Gewinnerin von<br />

Squaw Valley im Jahr 1960.<br />

GESCHICHTE AUF DREI ETAGEN<br />

Direkt im Eingangsbereich des Museums<br />

liegt die ehemalige Küche, wie es in den<br />

meisten alten Bauernhäusern üblich war.<br />

Daneben finden sich zum einen der Wohnraum<br />

mit Kachelofen und Gütsche – wie der<br />

Allgäuer zum Sofa sagt – und zum anderen<br />

der Gaden, das Elternschlafzimmer samt<br />

Bett und Schrank. Eine Besonderheit des<br />

Hauses sind die sogenannten Ruckar-Fenster,<br />

die ein Schiebefenster in einem Teil<br />

eines Fensterflügels haben, wie Georg Wagner,<br />

Vorsitzender des örtlichen Heimatdienstes<br />

anmerkt. Sie befinden sich im gesamten<br />

Erdgeschoss und wurden von Albert<br />

Wechs, Kreisheimatpfleger und Zimmermeister<br />

aus Hinterstein, gefertigt und<br />

durchweg mit altem Glas versehen. Dank<br />

der Ruckar-Fenster konnte man sich früher<br />

mit einer Person vor dem Haus unterhalten,<br />

ohne gleich den gesamten Fensterflügel öffnen<br />

zu müssen.<br />

Eine Etage tiefer, in den großen Kellerräumen,<br />

die sich über die gesamte Hausfläche<br />

ausdehnen, sind eine Bergkäserei, eine <br />

Einst lebten und<br />

arbeiteten in dem<br />

Museum die Strumpfwirker.<br />

Der mächtige<br />

Strumpfwirkerstuhl zeugt<br />

von ihrem Tun<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Der Vorsitzende des<br />

Heimatdienstes, Georg<br />

Wagner, deutet auf die<br />

Jahreszahl 1798 – das<br />

Errichtungsdatum<br />

des Hauses<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

75


FREIZEIT<br />

Küferwerkstatt und eine Schnapsbrennerei<br />

für Enzian und Obstler untergebracht –<br />

sämtlich noch funktionstüchtig. Dass es im<br />

untersten Geschoss nicht feucht ist und müffelt<br />

wie bei vielen anderen Kellern, ist einer<br />

Thermoheizung zu verdanken, die die Temperatur<br />

im gesamten Haus regelt.<br />

Im Obergeschoss des Museums trifft der Besucher<br />

auf ein hübsch eingerichtetes Biedermeier-Zimmer<br />

mit einem Kaffeeservice,<br />

einer Sammlung von Musikinstrumenten,<br />

einem Näh- und Schneidertisch von 1934<br />

sowie einer Strohhut-Nähmaschine. Anfang<br />

der 1920er-Jahre verdiente manche Oberstaufer<br />

Familie ihren Lebensunterhalt mit<br />

dieser Kopfbedeckung, die gerade in Mode<br />

kam. Eine Sattlerwerkstatt und eine Seilerei<br />

ergänzen die Ausstellung.<br />

IM KAMPF MIT DER PLATZNOT<br />

In einem alten Bauernhaus gibt es zwar<br />

vielerlei Zimmer und Kemenaten, die jedoch<br />

von der Größe her für den Umfang einer<br />

Sammlung nicht immer geeignet sind. Da hat<br />

man sich bei der großen wie exzellenten<br />

Sammlungen des Strumpfar-Hauses beholfen,<br />

indem man sie – sinnvoll aufgeteilt<br />

– auf allen Ebenen des Museums verteilt hat.<br />

Das betrifft besonders die Gruppen sakraler<br />

Gegenstände, die aus Beständen gläubiger<br />

Oberstaufner Familien stammen. »Sie werden<br />

wie die Ausstellung unserer vielen historischen<br />

Krippen gar nicht selten von den<br />

Gebern besucht. Und wenn da einmal etwas<br />

umgefallen ist, muss es gleich wieder gerichtet<br />

werden!«, merkt Wagner dazu an.<br />

Dieselbe Platznot gilt für eine große Puppensammlung,<br />

die manchem Puppenmuseum<br />

zur Ehre gereichen würde.<br />

Auf der ehemaligen Tenne und dem Heuboden<br />

hat sich eine Reihe von Wagen aller<br />

Art versammelt, darunter ein Leichenwagen,<br />

eine Feuerwehrspritze und verschiedene<br />

Kinderwagen. Prunkstück ist ein sogenannter<br />

Hochzeitswagen, ein Leiterwagen, der das<br />

Hochzeitspaar begleitete und auf dem zum<br />

Bestaunen durch die Nachbarn das Haushaltsgut<br />

des Brautpaars aufgebockt war. In<br />

diesem Teil des Museums befindet sich<br />

außerdem eine umfangreiche historische<br />

Zimmermanns werkstatt. Die hervorragend<br />

gearbeiteten Modelle eines Sägewerks, einer<br />

Lokomotive, von Dampfmaschinen und optischen<br />

Geräten stammen vom Mächlar Rudi<br />

Heim. Wo angebracht, gibt es im Heimatmuseum<br />

Hinweise auf oder Ausstellungsstücke<br />

zur Historie des Ortes.<br />

MEHR ZU SEHEN AUF DER BUIND<br />

Wem es nicht reicht, durch ein altes Haus zu<br />

streifen, der kann noch einen Abstecher zur<br />

Alpe Vögelsberg machen, die – zusammen<br />

mit dem Kohler-Haus – unter der Ägide<br />

Georg Wagners zur Ergänzung der Anlage<br />

auf der Buind hinzugekauft wurde. Die Alpe<br />

wurde 1775 im sogenannten gestrickten<br />

Blockhausstil errichtet und stand ehemals im<br />

Staufer Ortsteil Döbelisried. Sie wurde 1998<br />

vom Heimatdienst Balken für Balken, Latte<br />

für Latte und Brett für Brett demontiert,<br />

dabei jeweils mit einer Nummer versehen,<br />

katalogisiert und für den späteren Wiederaufbau<br />

eingelagert. Nachdem 2012 die Finanzierung<br />

durch die Marktgemeinde, zugesagte<br />

Eigenleistung des Heimatdienstes und großzügige<br />

Spenden gesichert war, konnte der<br />

Wiederaufbau erfolgen. Anhand des Katalogs<br />

original wieder aufgebaut, ist die Alpe Vögelsberg<br />

heute ein schmucker Begegnungsort<br />

für Kunst, Kultur und dank der darin eingerichteten<br />

Museumsgaststätte »Wirtschaft<br />

beim Strumpfar« ein Ort Allgäuer Gastfreundschaft.<br />

Zurzeit sind in ihr zudem historische<br />

Landmaschinen ausgestellt.<br />

Darüber hinaus wird auf einer Sonderfläche<br />

eine umfangreiche Ausstellung von Skulpturen<br />

aus dem Nachlass der bedeutenden Bildhauer<br />

Fidelis Bentele (1905–1987) und seines<br />

Adoptivsohns Georg Bentele-Ücker (1931–<br />

2014) gezeigt. Beide Künstler lebten bis zu<br />

ihrem Tod in Oberstaufen. Die Exponate sind<br />

Teil einer fast 1200 Werke umfassenden<br />

Schenkung der Familie Henninger-Bentele-<br />

Ücker an die Gemeinde.<br />

Das noch eingelagerte Kohler-Haus soll bald<br />

wieder zum Leben erweckt werden. Der<br />

76<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Anzeigen<br />

Ebenfalls auf der Staufner<br />

Buind steht die Alpe<br />

Vögelsberg, die nicht nur<br />

Ausstellungsstücke,<br />

sondern auch eine<br />

Wirtschaft beherbergt<br />

wildfang-design.net<br />

Ladenverkauf • Kässtüble<br />

Käseversand • Steibinger Eis<br />

Montag–Donnerstag:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

16.00 – 19.00 Uhr<br />

Freitag–Samstag:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

15.00 – 19.00 Uhr<br />

Sonntag, Feiertage:<br />

15.00 – 19.00 Uhr<br />

2. Nov.-23. Dez.:<br />

7.30 – 11.30 Uhr<br />

17.00 – 19.00 Uhr<br />

Im Dorf 12 • 87534<br />

Oberstaufen-Steibis<br />

Tel. 08386-8156<br />

berg-kaese.de<br />

Ganz links: Im<br />

Obergeschoss kann<br />

man ein originalgetreu<br />

eingerichtetes<br />

Biedermeier-Zimmer<br />

bestaunen<br />

natürlich genießen über dem Hopfensee<br />

• Panorama-Sonnenlage<br />

• Frische Bio-Küche<br />

• Bio-Brunch-Buffet<br />

sonntags mit Reservierung<br />

• Geschenk-Gutscheine<br />

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innen & außen zum Relaxen<br />

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87629 Füssen – Hopfen am See / Allgäu · Q 08362 / 9103-0 · www.eggensberger.de<br />

Heimatdienst Oberstaufen plant darin ein<br />

Handwerker-Museum mit acht historischen<br />

Original-Werkstätten, die überwiegend aus<br />

Oberstaufen stammen, und einem »Tante-<br />

Emma-Laden« aus Oberreute. Hinzu kommt<br />

noch der Bestand aus einer Bad Hindelanger<br />

Nagelschmiede. »Das alles haben wir eingelagert«,<br />

sagt Georg Wagner, der 1993 bei<br />

der Demontage des Kohler-Hauses die Aufsicht<br />

führte. Die Bodenplatte ist bereits gegossen,<br />

sodass noch in diesem Jahr mit dem<br />

ersten Abschnitt des Wiederaufbaus begonnen<br />

werden kann.<br />

Und nach dem Willen des Vorsitzenden des<br />

Heimatdienstes soll das Museum auch danach<br />

weiterwachsen. Es soll Stein um Stein<br />

ein kleines Dorf aus Staufner Häusern entstehen,<br />

die über die vergangenen Jahre abgetragen<br />

wurden. Thomas Niehörster<br />

B<br />

Links: Wer die Utensilien<br />

zur Weichkäseherstellung<br />

sehen möchte,<br />

der muss sich in den<br />

Keller begeben<br />

KARTAUSE BUXHEIM<br />

DEUTSCHES<br />

KARTAUSENMUSEUM<br />

Besuchen Sie das besterhaltene<br />

ehemalige Kartäuserkloster<br />

Deutschlands, die drei barocken<br />

Kirchen der Gebrüder Zimmermann,<br />

das weltberühmte hochbarocke<br />

Chorgestühl, sowie das Kartausenmuseum<br />

und das Sakralmuseum<br />

www.kartause-buxheim.de<br />

&<br />

INFO:<br />

1. April – 1. November<br />

Di – So 10 – 17 Uhr geöffnet<br />

Führungen nach Vereinbarung<br />

An der Kartause 15, 87740 Buxheim<br />

Tel. 08331 / 61804<br />

info@heimatdienst-buxheim.de<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

77


FREIZEIT<br />

SO A SAUWEATR!<br />

SCHLECHTWETTERTIPPS<br />

Ok, die Witterung ist miserabel, aber lassen Sie sich davon nicht<br />

die Laune verhageln: Es gibt trotzdem etliche Möglichkeiten,<br />

einen schönen Urlaubstag zu erleben – mit einem Dach über<br />

dem Kopf. Wir haben da ein paar Ideen für Sie.<br />

Foto: David Matthiessen<br />

WELLNESS-WELT<br />

Noch ganz neu und ziemlich heiß: die Therme<br />

Lindau. Sie gilt als das größte Bäder-Ensemble am<br />

Bodensee, liegt sogar direkt am Seeufer und lockt<br />

Gäste nicht nur mit einem unverstellten Blick auf<br />

die Alpen. Die Therme bietet mit zahlreichen<br />

Wasserattraktionen und ganzen zwölf Saunen,<br />

davon zwei als Textil-Wellnessangebot, die mit<br />

Abstand größte Saunaanlage im Vierländereck.<br />

Jung oder alt, topfit oder untrainiert, davon hat<br />

jeder was: Ein Sport- und Familienbad mit 25-Meter-Becken,<br />

Wildbach, Rutsche, Lehrschwimmbecken<br />

und Kleinkinderbereich sorgt für Wasserspaß.<br />

Fitnessstudio und Spa machen das Angebot<br />

rund. Neu gestaltet präsentiert sich das Strandbad<br />

mit einem weithin einmaligen 50-Meter-Olympiabecken,<br />

mit Beachvolleyball- und Kinderspielplatz<br />

– für den Fall, dass es zwischendrin mal aufklart.<br />

www.therme-lindau.com<br />

PERFEKTE ILLUSIONEN<br />

Es thront hoch über der Altstadt Füssens: das Hohe<br />

Schloss, einer der bedeutendsten Profanbauten<br />

der deutschen Spätgotik. Einst Sommerresidenz<br />

der Fürstbischöfe von Augsburg, beherbergt es<br />

heute ein Museum mit der Filialgalerie der Bayerischen<br />

Staatsgemäldesammlungen und der Städtischen<br />

Galerie. Im Schlosshof sind einzigartige<br />

dreidimensionale Illusionsmalereien zu entdecken.<br />

Vom Wehrgang aus geht es in den Torturm und<br />

dort bis ins sechste Stockwerk hinauf – mit tollem<br />

Blick auf die Stadt und das Umland. Auch der Uhrturm<br />

lässt sich besteigen. In der Filialgalerie der<br />

Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bieten<br />

spätgotische Tafelbilder und Skulpturen einen<br />

Überblick über die Kunst des 15. und des 16. Jahrhunderts<br />

im Allgäu sowie in Bayerisch-Schwaben.<br />

Prachtstück des Museums: der »Rittersaal« mit<br />

seiner Kassettendecke. Die Städtische Gemäldegalerie<br />

thematisiert die Bilder- und Gedankenwelt<br />

des 19. Jahrhunderts, etwa anhand des Gemäldes<br />

»Die Wache« von Carl Spitzweg.<br />

www.hohesschloss.fuessen.de<br />

Foto: Füssen Tourismus und Marketing/Gerhard Eisenschink<br />

TOBEN OHNE ENDE<br />

Indoorspielplätze sind eine tolle Erfindung, sie<br />

haben schon viele Schlechtwettertage mit Kindern<br />

gerettet – denn deren Energielevel schert sich<br />

meist nicht um Regen und Co., die müssen sich<br />

auspowern. Im 4000 Quadratmeter großen »Lina<br />

Laune Land« in Waltenhofen warten viele Attraktionen<br />

auf den Nachwuchs. Der springt durch eine<br />

Welt aus Trampolinen, hangelt sich durch das<br />

Kletterlabyrinth und den Kinder-Tiefseilgarten.<br />

Zwischendurch geht’s mit einem Affenzahn auf<br />

einer der vielen Rutschen hinunter – auch richtig<br />

steile. Für die Jüngsten gibt es einen Kleinkinderbereich<br />

mit Bällebad inklusive Rutsche und Hüpfburg.<br />

Die (erwachsenen) Begleitpersonen können<br />

im Gastronomiebereich bei Latte Macchiato, Pizza<br />

und mehr »verschnaufen«, also zu Atem kommen,<br />

und neue Energie tanken. Tickets am besten vorab<br />

online buchen!<br />

www.linalauneland.de<br />

Hinweis: Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch unbedingt auf den<br />

Webseiten der vorgestellten Anbieter über die aktuellen Öffnungszeiten!<br />

Foto: Kilian Hörmann<br />

78<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


WAHRGEWORDENES MÄRCHEN<br />

Es dürfte kaum ein Kind geben, dessen Mund nicht<br />

vor Staunen offen stehen bleibt beim Besuch des<br />

»Kutschenmuseums«. Auch zahlreiche Erwachsene<br />

zählen zu seinen Fans und kommen immer wieder.<br />

Denn auch, wenn hier zwar unter anderem tatsächlich<br />

historische Kutschen zu sehen sind, so<br />

handelt es sich um kein Museum im klassischen<br />

Sinne – sondern um die Fantasiewelt von Martin<br />

Weber. Der hat sie hier, im idyllischen Hinterstein,<br />

über Jahrzehnte in liebevoller Kleinarbeit und mit<br />

kreativer Schaffenskraft, die ihresgleichen sucht,<br />

aufgebaut. Der Hauptkritikpunkt an der Anlage<br />

– die laienhafte Präsentation der teils kitschigen<br />

Exponate, darunter nicht nur Kutschen, sondern<br />

auch Puppen, ausgestopfte Tiere, Möbel und<br />

Dekogegenstände, untermalt von Licht- und<br />

HOCHSPANNUNG<br />

Das Elektrotechnische Museum in Leutkirch hat<br />

eine Fläche von 400 Quadratmetern und umfasst<br />

circa 1000 Elektrogeräte, 700 davon funktionsfähig.<br />

Bei einer Führung, die rund 2,5 Stunden<br />

dauert und auch für Einzelpersonen angeboten<br />

wird, werden circa 70 Geräte vorgeführt. Seit drei<br />

Jahren umfasst das Museum zudem ein kleines<br />

Kino mit mehreren Vorführmaschinen. Der Elektrotechnisches<br />

Museum Leutkirch e. V. unterstützt den<br />

Museumsleiter und Initiator des Museums Manfred<br />

Stör, der seit 51 Jahren Elektrogeräte sammelt und<br />

repariert, sie und ihre Funktionen zu präsentieren<br />

und Wissenswertes zu ihnen zu erzählen weiß:<br />

Etwa vom Waschen von Hand über die erste Handwaschmaschine<br />

bis zur vollautomatischen Maschine.<br />

Das weckt bei vielen Erinnerungen an die Kindheit<br />

und der Nachwuchs staunt, mit welchen<br />

Foto: Elektrotechnisches Museum Foto: Archiv EDITION ALLGÄU<br />

Soundeffekten – macht gleichsam ihren größten<br />

Zauber aus. Es ist eine lebendig gewordene<br />

Märchenwelt, die sich mit Worten nicht beschreiben<br />

lässt. Achtung: Bis zum Museum sind<br />

etwa 15 Minuten zu Fuß zurückzulegen.<br />

www.facebook.com/Kutschenmuseum-<br />

Hinterstein-2105516456397200<br />

Geräten Oma und Opa einst hantierten. Zum<br />

25-jährigen Jubiläum 2023 soll eine extra Kinderabteilung<br />

fertiggestellt sein. Wer sich durch das<br />

Elektrotechnische Museum führen lassen möchte,<br />

macht unter Tel. 0179/9831287 einen Termin aus.<br />

www.etm-leutkirch.de<br />

JUWEL DES ROKOKO<br />

Sie gilt als eine der berühmtesten und prachtvollsten<br />

Rokokokirchen der Welt: die Wieskirche<br />

bei Steingaden. Seit 1983 ist sie sogar UNESCO-<br />

Welterbestätte. Im Zentrum des Gotteshauses<br />

befindet sich die Figur des Gegeißelten Heilandes.<br />

Die Geschichte dahinter: Am 14. Juni 1738<br />

soll die Bäuerin Maria Lory Tränen in den Augen<br />

einer Figur gesehen haben, die den leidenden<br />

Jesus an der Geißelsäule darstellt. Dieses »Tränenwunder«<br />

war der Anfang für die Wallfahrt zum<br />

Gegeißelten Heiland auf der Wies bei Steingaden.<br />

Von 1745 bis 1754 wurde von Dominikus Zimmermann<br />

dafür ein Gotteshaus geschaffen, das von<br />

Rokokoarchitektur in allerhöchster Vollendung<br />

bestimmt wird. Rund eine Million Besucher aus<br />

der ganzen Welt sehen sich das jedes Jahr an,<br />

darunter nicht nur Wallfahrer. Die Wieskirche<br />

lädt Gläubige wie Kulturinteressierte ein zum<br />

Schauen, zum Staunen, zum Beten, zum Besuch<br />

der Gottesdienste und der Konzerte und nicht<br />

zuletzt zur stillen Einkehr. Vor Anreise empfiehlt<br />

sich ein Blick auf die Besuchsregelungen auf der<br />

Website.<br />

www.wieskirche.de<br />

Foto: Mattis – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

79


FREIZEIT<br />

LESEGESCHICHTE<br />

FRÜHJAHRSPUTZ MIT FRÄULEIN MUTZ<br />

Man erzählt sich, im Allgäu lebten einst die wilden Fräulein in den Bergen.<br />

Sie waren gutmütig und fleißig und halfen denen, die ihre Hilfe brauchten.<br />

Aber wer sagt eigentlich, dass es diese Frauen gar nicht mehr gibt?<br />

Fräulein Mutz! Wir brauchen einen<br />

Zauberspruch! Schnell!« Das Fräulein,<br />

das eigentlich Ahudlamutz hieß, aber<br />

von allen »Fräulein Mutz« gerufen wurde,<br />

blickte von ihrer Stickerei auf, als das Stimmengewirr<br />

vor ihrer Höhle lauter wurde.<br />

Sie erhob sich und eilte nach draußen. Dort<br />

hatten sich mehrere Bergtiere versammelt:<br />

Vier flatternde Bergdohlen, Familie Murmel<br />

und zwei Gämsen. Zwischen ihnen erklang<br />

ein leises Husten. Fräulein Mutz, die feine<br />

Ohren hatte, blickte sich um. Da teilte sich<br />

auch schon die Menge und Herr Steinbock<br />

trabte auf sie zu. Auf seinem Rücken lag,<br />

gekrümmt und mit zuckender Nase, der<br />

jüngste Nachwuchs von Familie Schneehase.<br />

Mama Schneehase hoppelte aufgeregt<br />

nebenher. Fräulein Mutz erkannte gleich,<br />

dass etwas nicht stimmte.<br />

»Ich weiß nicht, was passiert ist«, rief Mama<br />

Schneehase. »Eben hat er noch an einer Semmel<br />

gemümmelt, als er plötzlich nicht mehr<br />

richtig Luft bekam!« Eine Ahnung überfiel<br />

Fräulein Mutz. Sie hob den winzigen Kopf<br />

des Hasen an und blickte ihm ins Mäulchen<br />

hinein. Schnell fand sie, was ihn so quälte –<br />

um einen seiner Hasenzähne hatte sich ein<br />

langes, glitzerndes Ding gewickelt, das ihn<br />

im Hals kratzte. Sehr vorsichtig zog Fräulein<br />

Mutz die Frischhaltefolie heraus. Das Häschen<br />

zappelte und wand sich, doch schließlich<br />

war es von dem Plagegeist befreit.<br />

Fräulein Mutz blickte streng in die Runde.<br />

»Wie oft habe ich euch gesagt, dass ihr die<br />

Sachen, die die Menschen liegen lassen, nicht<br />

anrühren sollt?« Mama Schneehase wurde<br />

rot. »Ich wollte schon schimpfen, aber du<br />

weißt ja, die Kinder …« Frau Murmel eilte<br />

ihr zu Hilfe: »Es liegt mittlerweile so viel auf<br />

den Bergwiesen herum, das die Jungen neugierig<br />

macht – da kann man gar nicht alles<br />

im Auge behalten.« Zustimmendes Gemurmel<br />

ertönte.<br />

Fräulein Mutz seufzte. »Ihr habt ja recht. In<br />

den letzten Jahren ist es schlimm geworden.<br />

80<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Illustrationen: Ramona Alger<br />

Was den Menschen nicht schmeckt, lassen<br />

sie liegen.« »Das ist nicht das Schlimmste«,<br />

schaltete sich eine der Gämsen ein, »Essen<br />

verrottet schnell, wenn es nicht in dieses eklige<br />

Plastik gewickelt ist. Aber Glasflaschen?<br />

Kürzlich bin ich beim Felsenklettern beinahe<br />

auf einer ausgerutscht – da gab‘s ein großes<br />

Geschepper und alles war voller Scherben.«<br />

»Und diese Stinkestummel, die die Menschen<br />

anzünden und daran nuckeln«, ereiferte sich<br />

eine der Bergdohlen. »Ganz in der Nähe<br />

haben wir unser Nest, quasi unser Kinderzimmer<br />

– die Küken können bei dem Gestank<br />

nicht schlafen.«<br />

Fräulein Mutz war sprachlos. Jedes Tier hatte<br />

eine andere Beschwerde, wenn es um die<br />

Hinterlassenschaften der Menschen ging. Die<br />

meisten Bergsteiger seien zwar anständig,<br />

und nähmen ihren Müll wieder mit. Aber<br />

nun, da immer mehr Leute auf die Berge<br />

stiegen, stieg auch die Zahl derer, die zwar<br />

behaupteten, die Landschaft sei so schön,<br />

denen es aber offensichtlich egal war, ob das<br />

auch so blieb.<br />

Als Herr Murmel erzählte, dass er und seine<br />

Familie sich kürzlich einen Tag lang in ihrer<br />

Höhle versteckten, weil es draußen plötzlich<br />

nach Raubtier roch, nur, um schließlich<br />

genau vor ihrer Haustür einen Hundehaufen<br />

vorzufinden, war das Maß voll. So konnte das<br />

nicht weitergehen, beschloss Fräulein Mutz.<br />

Sie selber mochte die meisten Menschen –<br />

manchmal verkleidete sie sich sogar und stieg<br />

ins Tal hinab, um ein wenig Zeit mit ihnen<br />

zu verbringen. Aber die Bergtiere lagen ihr<br />

noch mehr am Herzen, schließlich wohnte<br />

sie schon seit vielen Jahrhunderten mit ihnen<br />

zusammen.<br />

Das wilde Fräulein Ahudlamutz beschloss<br />

also, seit langer Zeit einmal wieder ihre<br />

Zauberkräfte einzusetzen. Das tat sie selten,<br />

denn es war sehr, sehr anstrengend. Aber<br />

offenbar lernten die Menschen es nicht anders.<br />

Fräulein Mutz fragte die Tiere, was diese<br />

denn für eine angebrachte Lektion hielten.<br />

»Lass es Scherben regnen, wenn sie uns besuchen<br />

wollen«, rief die verärgerte Gämse.<br />

»Du Dumbatz«, entgegnete die andere, »da<br />

steigen wir doch selbst hinein.« »Oder mach,<br />

dass die Berghütten alle so riechen wie unser<br />

Kinderzimmer«, fiel der jetzt bereits stinkigen<br />

Bergdohle ein. »Aber damit würde ich ja<br />

alle Menschen bestrafen, auch die braven«,<br />

wandte Fräulein Mutz ein. Und prinzipiell<br />

gefiel es ihr ja, wenn die Menschen in die<br />

Berge kamen und sich über die saubere Luft,<br />

die bunten Wiesen und die herrliche Aussicht<br />

freuten. Das wilde Bergvolk teilte gerne.<br />

Schließlich räusperte sich der Steinbock, der,<br />

obwohl er den kleinen Hasen hierher getragen<br />

hatte, bis jetzt kein Wort gesagt hatte.<br />

Er war alt, das sah man an seinen prachtvollen<br />

Hörnern, und mit einer großen Weisheit<br />

gesegnet. Nun machte er einen Vorschlag.<br />

Er sprach langsam und bedacht. Seine<br />

Idee jedoch brachte die meisten Bergtiere<br />

schnell zum Nicken und die kleinen Murmeltiere<br />

sogar zum Kichern. Fräulein Mutz<br />

machte er nachdenklich. Das würde ein<br />

ziemlich aufwendiger Zauber werden. Aber<br />

wenn er funktionierte, würde im Gegensatz<br />

zum kleinen Hasen niemand zu Schaden<br />

kommen und einige Menschen hoffentlich<br />

zurück auf den rechten Weg finden. Also<br />

nickte sie bedächtig, schickte die Tiere zurück<br />

in ihr hoffentlich bald wieder müllfreies<br />

Zuhause und bereitete alles vor …<br />

Eine Woche später erklang irgendwo im Tal<br />

ein Schrei. Die Frau war eben von einer Bergtour<br />

zurückgekommen und wollte sich in der<br />

Küche ein gutes Abendessen zubereiten,<br />

denn ihre Brotzeit hatte ihr nicht geschmeckt.<br />

Aus der Küche schlug ihr jedoch ein ekelhafter<br />

Geruch entgegen: Kein Wunder, denn<br />

auf ihrem Küchentisch lagen angebissene<br />

Semmeln, die in etwa so appetitlich rochen,<br />

wie man es von einer Mahlzeit nach sechs<br />

Stunden in der prallen Bergsonne eben erwarten<br />

konnte. Das war aber nicht die einzige<br />

Überraschung, die die Gipfelstürmer heute<br />

in ihren Behausungen erwartete. Menschen<br />

fanden plötzlich ihre benutzten Taschentücher<br />

an den unmöglichsten Plätzen in ihrer<br />

Wohnung, leere Flaschen stapelten sich in<br />

Vorgärten … Ein junger Mann fand sogar ein<br />

Häufchen Zigarettenstummel direkt auf seinem<br />

Bett! Am meisten ärgerte sich jedoch<br />

ein älterer Herr, der mit seinem Hund eben<br />

von einer ausgiebigen Wanderung zurückkam:<br />

Sein erster Schritt in den Flur führte<br />

ihn nämlich mitten in eine übelriechende<br />

Überraschung, auf die er gut hätte verzichten<br />

können.<br />

Die Bergtiere hingegen freuten sich seit langer<br />

Zeit wieder über saubere Wiesen und<br />

Wälder. Und sie hofften, dass die Menschen<br />

nun begriffen, wie unschön es war, wenn der<br />

Müll sich in ihrem eigenen Zuhause statt<br />

dem der Tiere stapelte. Sie würden Fräulein<br />

Mutz im nächsten Jahr ausführlich vom Erfolg<br />

dieses gelungenen Streichs berichten<br />

– sobald diese aus ihrem tiefen Schlaf erwachte.<br />

Wie gesagt, so ein Zauber strengt<br />

ganz schön an. Aber was tut man nicht alles<br />

für seine Freunde?<br />

Viola Elgaß<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />

81


FREIZEIT<br />

DAS BUCH RUFT<br />

ZEIT ZUM SCHMÖKERN<br />

So vielfältig unsere Region ist, so vielfältig sind die Bücher darüber.<br />

In dem einen jagt man einen Mörder, in dem anderen lernt man<br />

potenzielle neue Lieblingsplätze kennen und in dem nächsten kann<br />

man sich an kuriosen Geschichten erfreuen. Mit unseren Buchtipps<br />

kommt jeder gut durch den <strong>Alpsommer</strong>.<br />

IMPRESSUM<br />

VERLAG & HERAUSGEBER:<br />

Verlag HEPHAISTOS<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2<br />

87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. +49(0)8379/728016<br />

Fax +49(0)8379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

www.edition-allgaeu.com<br />

REDAKTION:<br />

Claudia Schöwe (v. i. S. d. P.), Ilka Schöning,<br />

Lisa Hartmann, Thomas Niehörster, Viola Elgaß<br />

TOD ZUM VIEHSCHEID<br />

Eine Leiche bei einer<br />

Berghütte in den Allgäuer<br />

Alpen stellt<br />

Hauptkommissar Florian<br />

Forster vor ein<br />

Rätsel. Als kurz vor<br />

dem <strong>Viehscheid</strong> in<br />

Oberstdorf dann auch<br />

noch eine Kuh verschwindet,<br />

scheint klar<br />

zu sein, dass ein Streit<br />

zweier Landwirte eskaliert<br />

ist. Musste wegen eines preisgekrönten<br />

Braunviehs ein Mensch sterben? Oder steckt ein<br />

ganz anderes Motiv hinter dem Mord? Auch in<br />

seinem eigenen Umfeld werden Geheimnisse gelüftet,<br />

von denen Hauptkommissar Forster am<br />

liebsten niemals erfahren hätte. In ihrem fünften<br />

Allgäu-Krimi kombiniert die Autorin interessante<br />

Einblicke in das Brauchtum rund um den <strong>Viehscheid</strong><br />

mit einer komplexen Kriminalhandlung um<br />

Tradition und Familienbande.<br />

Von Mia C. Brunner, Paperback, 313 Seiten,<br />

ISBN 978-3-8392-0084-1, Preis 14 Euro,<br />

Gmeiner Verlag<br />

111 ORTE IM ALLGÄU, DIE MAN<br />

GESEHEN HABEN MUSS<br />

Eine Burg, die auch ein Orden<br />

sein sollte, der eine Eliteschmiede<br />

war, wo Hardy Krüger<br />

erzogen wurde. Ein Hotel<br />

mit einem Museum, in dem<br />

die Sauna in einem Ei ist. Ein<br />

Museum voller Kutschen, verwinkelt<br />

und verwunschen,<br />

kauziger geht es nimmer. Ein Gedenkstein, der<br />

aussieht wie ein Grabstein. Ein Bahnhof, der für<br />

Bürgersinn steht. Tote Bäume und edel gekleidete<br />

Gerippe, Huren und Hexen, Second-Hand-Hermeline<br />

und abgekupferte Brunnen – das Allgäu, Land<br />

des Stinkekäses und der Plüschohrenkühe. Und<br />

der Einkaufszentren. Es sind ungewöhnliche, skurrile<br />

Geschichten, die Cornelia Ziegler hier aus dem<br />

Hut zaubert, in einer wunderbaren Sprache und<br />

mit viel Augenzwinkern.<br />

Von Cornelia Ziegler, Broschur, 240 Seiten,<br />

ISBN 978-3-7408-1278-2, Preis 16,95 Euro,<br />

emons Verlag<br />

NICHT ALLES AUS DEM ALLGÄU<br />

IST KÄSE<br />

Vom Pfarrer bloßgestellt,<br />

später in<br />

dessen Rolle geschlüpft,<br />

von einer<br />

Adeligen verstoßen,<br />

von der Bundeswehr<br />

vergessen, im Auto<br />

mit einem Frauenmörder<br />

unterwegs,<br />

über die Alpen gewandert,<br />

einer rheinischen Frohnatur die Augen<br />

verdreht, beim Firmpaten von Franz Josef Strauß<br />

einquartiert, einem echten Königspaar begegnet,<br />

fast zum V-Mann avanciert, mit einem Umweltpreis<br />

ausgezeichnet sowie als spitzzüngiger Leserbriefschreiber<br />

bekannt, gefürchtet, wenn nicht<br />

gar berüchtigt geworden. Von solchen und noch<br />

vielen anderen Begegnungen und Ereignissen<br />

handeln die Anekdoten und Geschichten dieses<br />

Buches. Alle beschreiben wahre Begebenheiten<br />

aus dem Leben von Helmut Schneider. Es sind<br />

zumeist kuriose Geschichten, aber eben Geschichten,<br />

die ein Leben halt so schreibt.<br />

Von Helmut Schneider, Softcover, 300 Seiten,<br />

ISBN 978-3-931951-77-1, Preis 12,80 Euro,<br />

EDITION ALLGÄU, Best.-Nr. 048<br />

LAYOUT:<br />

Ramona Alger, Joshua Riedisser<br />

TITELFOTO:<br />

Ramona Alger<br />

ANZEIGENBERATUNG UND -VERKAUF:<br />

Christian Vu: Tel. +49(0)8379/728016<br />

christian.vu@heimat-allgaeu.info<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/2015<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und<br />

Vervielfältigung, egal in welchem Medium<br />

– auch auszugsweise –, bedürfen der vorherigen<br />

Genehmigung des Verlages. Gekennzeichnete<br />

Beiträge stellen die Meinung des Verfassers,<br />

nicht des Verlages dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Fotos, Besprechungsexemplare<br />

usw. wird keine Garantie übernommen.<br />

HAFTUNGSAUSSCHLUSS:<br />

Die Redaktion hat Wanderungen, Rezepte und<br />

Anleitungen nach bestem Wissen und Gewissen<br />

ausgewählt. Die Redaktion übernimmt keine<br />

Haftung für Nachteile oder Schäden, die durch<br />

Fehlinformation oder Fehlinterpretation entstehen.<br />

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Deutschland: Sparkasse Allgäu<br />

IBAN: DE10 7335 0000 0515 9111 88<br />

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Österreich: Raiffeisenbank Innsbruck<br />

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DRUCKEREI:<br />

HOLZMANN DRUCK<br />

Gewerbestraße 2<br />

86825 Bad Wörishofen<br />

<strong>Alpsommer</strong> & <strong>Viehscheid</strong> erscheint<br />

jährlich in der EDITION ALLGÄU.<br />

Bestellungen möglich<br />

unter info@heimat-allgaeu.info<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>


Allgäuer<br />

Bier

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