Alpsommer & Viehscheid 2022
Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit
Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit
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www.edition-allgaeu.com<br />
Allgäuer Lebensart,<br />
<strong>2022</strong><br />
Tradition und Freizeit<br />
Kuhle Geschichten<br />
Menschen,<br />
Tiere, Traditionen<br />
5,– EURO
Im Herzen des schönen Allgäus brauen wir seit<br />
150 Jahren die Schäffler Bierspezialitäten.<br />
Klein aber fein und traditionsbewusst –<br />
dafür steht der gute Name Schäffler Bräu.<br />
Unser Brauwasser aus eigener Quelle wird belebt nach Johann Grander<br />
Brauerei Schäffl er · Hanspeter Graßl KG · Hauptstr. 17 · 87547 Missen · Tel. 08320 920-0 · www.schaeffl er-braeu.de · facebook.com/schaeffl erbraeu
WER LEBT DENN DA?<br />
DIE BEWOHNER DER ALPEN<br />
Noch vor dem kalendarischen Sommerbeginn am 21. Juni zieht es<br />
Mensch und Tier hoch in die Berge, um dort die nächsten 100 Tage zu<br />
verbringen. Doch wer denkt, dass nur gehörnte Huftiere und jeweils ein<br />
Älpler die warmen Tage droben verbringen, der irrt. Zu ihnen gesellen<br />
sich noch andere Bewohner.<br />
OHNE IHN GEHT NICHTS<br />
Er liebt das Leben am Berg,<br />
fühlt sich umgeben von<br />
Gipfeln, Alpwiesen und<br />
Braunvieh am wohlsten<br />
und scheut harte Arbeit<br />
nicht. Der Älpler, den<br />
man ruhigen Gewissens<br />
auch als Hirten bezeichnen<br />
darf, bewirtschaftet nicht<br />
nur die Alpe während der<br />
Sommermonate, er<br />
kümmert sich auch um<br />
das Vieh – melkt es und<br />
versorgt kleinere<br />
Wehwehchen. Doch auch<br />
vor und nach dem<br />
Bergsommer gibt es für<br />
ihn einiges zu tun. So<br />
müssen im Frühjahr Zäune<br />
gezogen und die Alpe fit für die Saison gemacht<br />
werden. Ist diese vorüber und das Vieh zurück<br />
im Tal, widmet er sich der Weidepflege, zer- und<br />
verteilt die Kuhfladen (damit an den Stellen im<br />
nächsten Jahr wieder Gras wächst) und macht<br />
sein Zuhause auf Zeit winterfest. Je nachdem,<br />
wie viele Tiere versorgt werden müssen, gibt es<br />
oft auch mehr als einen Hirten auf der Alpe.<br />
MACHER GOLDENER<br />
KÖSTLICHKEITEN<br />
So manchem Älpler reicht seine »normale«<br />
Arbeit am Berg nicht aus – anders ist es nicht<br />
zu erklären, dass einige von ihnen die Kühe<br />
nicht nur von der Weide in den Stall treiben, sie<br />
melken und anschließend wieder hinausbegleiten,<br />
sondern zusätzlich die gewonnene<br />
Milch in der alpeigenen Käsküche zu Käse und<br />
Butter verarbeiteten. Einen<br />
solch geschäftigen Hirten<br />
nennt man Senn. Es kommt<br />
allerdings auch vor, dass<br />
sich der Älpler diese<br />
anstrengende und<br />
zeitraubende Arbeit<br />
ersparen möchte. Soll<br />
dennoch Käse auf der Alpe<br />
produziert werden, kommt<br />
ein Senn auf die Alpe, der<br />
kein Hirte ist, von morgens<br />
bis abends nichts anderes<br />
als Milchprodukte im Kopf<br />
hat und sich auch nur um<br />
deren Herstellung kümmert.<br />
FRÜH ÜBT SICH,<br />
WER ÄLPLER WERDEN WILL<br />
Sechs Wochen frei, einfach mal gar nichts<br />
machen außer mit den Freunden chillen und<br />
sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen: So<br />
verbringen vermutlich die meisten Schüler ihre<br />
Sommerferien. Doch Jahr für Jahr zieht es über<br />
100 junge Leute in die Berge. Dort oben<br />
verdienen sie sich als Junghirten ihre Sporen<br />
und packen ordentlich mit an – Weicheier<br />
dürfen sie nicht sein. Frühaufstehen und hart<br />
arbeiten, natürlich im Rahmen<br />
ihrer Möglichkeiten, sind dann<br />
an der Tagesordnung. Belohnt<br />
werden sie nicht nur mit jeder<br />
Menge guter Geschichten, die<br />
sie drunten im Tal erzählen<br />
können, sondern auch mit<br />
Erfahrung und dem Hirtenlohn,<br />
einer Art Taschengeld.<br />
DIE BRAUNEN SCHÖNHEITEN<br />
Illustrationen: Ramona Alger<br />
Es ist gewissermaßen das Markenzeichen<br />
des Allgäus und von den<br />
Alpweiden im Sommer nicht wegzudenken:<br />
das Braunvieh. Mit seinen großen<br />
Augen, dem glänzenden braunen Fell und<br />
einem mit Hörnern geschmückten Kopf ziert es<br />
die Bergwiesen und genießt das Leben an der<br />
frischen Luft. Mit seiner Anwesenheit veschö-<br />
nert es nicht nur die Landschaft, es gibt auch<br />
die Milch für den leckeren Bergkäse, den der<br />
Senn produziert. Allerdings gibt es auch Alpen,<br />
auf denen das Vieh nicht gemolken wird – das<br />
liegt daran, dass die braunen Schönheiten jung<br />
sind und noch keine Milch geben. Dafür sind<br />
die sogenannten Schumpen besonders nett<br />
anzusehen.<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
3
INHALT<br />
26<br />
14<br />
34<br />
56<br />
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
14 Der Traum von der Alpe<br />
Leben zwischen Käse und Kühen<br />
18 Was für eine Käserei<br />
Wir versuchen uns als Senner<br />
38 Hier geht’s bergab<br />
<strong>Viehscheid</strong>termine<br />
62 Ende des <strong>Alpsommer</strong>s<br />
»Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg«<br />
68 7 auf einen Streich<br />
Das Alpdorf Balderschwang<br />
HANDWERK<br />
HISTORIE & BRAUCHTUM<br />
32 Der »Adlerkönig«<br />
Ein Mann mit zweifelhaftem Ruf<br />
54 Das Karrenlaufen<br />
Von einer lang vergessenen Sitte<br />
NATUR<br />
34 Fliegende Farbtupfer<br />
Schmetterlinge im Allgäu<br />
50 Beim Alpkönig<br />
Neu gestalteter Carl-Hirnbein-Weg<br />
66 Kuhrioses<br />
7 Fakten zu Kühen<br />
26 Schritt für Schritt<br />
Das Schmieden einer Schelle<br />
46 Gelbes Glück<br />
160 Jahre Käserei Baldauf<br />
56 Der Hütmôlar<br />
Kunst, die unter die Haut geht<br />
4<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
EDITORIAL<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />
70<br />
FREIZEIT<br />
6 Sommer im Allgäu<br />
Hier kann man was erleben<br />
24 Das Allgäu für daheim<br />
Herrliche Aussichten garantiert<br />
44 Flüssiges Gold<br />
Der Schluck zum Glück<br />
53 Bergkäsepuffer<br />
Urlaub auf dem Teller<br />
70 Feste feiern<br />
Buntes Treiben in der Region<br />
74 Besuch beim Strumpfar<br />
Lebensalltag anno dazumal<br />
78 So a Sauweatr!<br />
Schlechtwettertipps<br />
80 Lesegeschichte<br />
Frühjahrsputz mit Fräulein Mutz<br />
82 Das Buch ruft<br />
Zeit zum Schmökern<br />
46<br />
Fotos: Volker Wille, Joshua Riedisser, Dominik Ultes, Baldauf Käse, Familie Sontheim; Illustration: Ramona Alger<br />
während ich diese Zeilen schreibe, ist<br />
mein Bürofenster weit geöffnet und ich<br />
höre von draußen den Klang von Kuhschellen.<br />
Das ist das untrügliche Zeichen<br />
dafür, dass der <strong>Alpsommer</strong> begonnen hat.<br />
Nun sieht man auf den Allgäuer Wiesen,<br />
ob nun im Tal oder am Berg, wieder die<br />
braunen Schönheiten, die stets ein Accessoire<br />
um den Hals tragen: die Schelle. Wie genau das metallene<br />
Schmuckstück hergestellt wird, hat mir der Schmied Franz Hiller<br />
aus Obermaiselstein gezeigt. In mehreren Stunden schweißtreibender<br />
Handarbeit fertigt er aus einem flachen Blech eine<br />
gewölbte Schelle. Aber er war nicht der Einzige, der mich in seine<br />
heiligen Hallen eingeladen hat. Auch Daniel Bensmann, in der<br />
Region bekannt als Hütmôlar, öffnete mir die Tür. Der Tätowierer<br />
aus Bad Hindelang verziert seit einem Jahrzehnt die Haut<br />
seiner Kunden, doch das allein reichte dem kreativen Allgäuer<br />
nicht – also fing er an, auf Tierhäuten zu malen. Seitdem erschafft<br />
er auf den ungewöhnlichen Leinwänden Kunst, die unter die<br />
Haut geht.<br />
Mein nächster Ausflug für dieses Magazin führte mich zu Gundula<br />
Sontheim. Die gelernte Bankkauffrau erfüllte sich vor ein<br />
paar Jahren den Traum von der eigenen Alpe in der Nähe von<br />
Maierhöfen. Dort stellt sie seit 2014 leckeren Käse nach traditioneller<br />
Art her, den sie den Besuchern ihres Traumhauses nur<br />
allzu gerne serviert. Wesentlich länger produziert das Unternehmen<br />
Baldauf Käse die goldenen Köstlichkeiten. Die Allgäuer<br />
Firma feiert in diesem Jahr ihr 160-jähriges Jubiläum. Grund<br />
genug für meine Kollegin Lisa Hartmann, einmal bei der familiengeführten<br />
Käserei vorbeizuschauen und hinter die Kulissen zu<br />
blicken. Nachdem wir von den Profis mehr über die Herstellung<br />
der gelben Laibe erfahren habe, wollten wir es auch unbedingt<br />
ausprobieren. Also schnappten wir uns noch zwei Kollegen und<br />
los ging der Selbstversuch in der Büroküche. Wie der ausgegangen<br />
ist, lesen Sie ein paar Seiten weiter.<br />
Darüber hinaus finden Sie in dem Magazin eine große Übersicht<br />
der <strong>Viehscheid</strong>termine in der Region. Zum Redaktionsschluss<br />
zeigte sich die Mehrheit der Organisatoren überaus positiv gestimmt,<br />
dass Zuschauer das Heimkommen von Mensch und Tier<br />
am Ende des <strong>Alpsommer</strong>s live verfolgen können. Auch zahlreiche<br />
Kinder- und Heimatfeste sind für die kommenden Monate geplant<br />
– wir haben die wichtigsten für Sie zusammengestellt.<br />
Weiterhin finden Sie auf den nachfolgenden Seiten Ausflugstipps<br />
für gutes und schlechtes Wetter, kuriose Fakten über Kühe, eine<br />
bildschöne Geschichte über fliegende Farbtupfer, einen Rezepttipp<br />
und vieles mehr.<br />
Damit verabschiede ich mich und wünsche Ihnen viel Spaß beim<br />
Lesen. Genießen Sie den <strong>Alpsommer</strong>, den <strong>Viehscheid</strong> und die<br />
Region mit all ihren wunderbaren Facetten. <br />
<br />
Ihre Claudia Schöwe<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
5
FREIZEIT<br />
SOMMER IM ALLGÄU<br />
HIER KANN MAN WAS ERLEBEN<br />
DES ALLGÄUS FÜNFTE JAHRESZEIT<br />
Seit über 70 Jahren präsentiert sich die Allgäuer<br />
Festwoche als Dreiklang aus Wirtschaftsmesse,<br />
Kulturtage und Heimatfest.<br />
Somit sind die Tage vom 13. bis zum 21. August<br />
ein Erlebnis für Jung und Alt. Tagsüber<br />
locken zahlreiche Aussteller aus der Region<br />
mit einer bunten Mischung. Zwar wird es<br />
dieses Jahr weniger Stände geben, dennoch<br />
ist sicherlich für jeden etwas dabei. Auch<br />
kulturell hat die Festwoche einiges zu bieten:<br />
Den Auftakt macht die Veranstaltungsreihe<br />
»Kultur im Residenzhof«, die vom 5. bis zum<br />
9. August traditionell vor der Allgäuer Festwoche<br />
stattfindet. Neben einem Gemein-<br />
schaftskonzert des Musikvereins St. Mang<br />
und der Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt<br />
wird es eine Residenzhofserenade<br />
mit »Novas Brass« sowie Berthold Schick<br />
und seinen »Allgäu 6« geben. Die 80er-Show,<br />
das Improtheater »Die WendeJacken« und<br />
»Losamol und Freunde« runden das Programm<br />
ab. Auf dem Festwochengelände<br />
selbst bietet die Bühne im nördlichen Stadtpark<br />
Platz für 2500 Gäste. Für die Besucher<br />
wird es täglich bis circa 23 Uhr eine Fülle an<br />
Angeboten geben. Auch für das leibliche<br />
Wohl ist den ganzen Tag über gesorgt.<br />
www.festwoche.com<br />
Foto: Kempten Messe- und Veranstaltungs-Betrieb<br />
DIE BIO-HEUMILCH-KÄSEREI<br />
Foto: Käsküche Isny/Marco Mehl<br />
Willkommen in der Käsküche Isny: Im<br />
Familienbetrieb von Monita und Alexander<br />
Diet entsteht feinster Bio-Käse aus regionaler<br />
Heumilch. Und das auf höchstem Niveau,<br />
qualitativ und menschlich. Hier ist das Käsen<br />
noch richtige Handarbeit. Wer den Profis bei<br />
ihrem Handwerk über die Schulter schauen<br />
möchte, kann dies in der Schaukäserei tun.<br />
Und kann dann im eigenen Hofladen das feine<br />
Gold des Allgäus gleich verkosten und natürlich<br />
auch erwerben. Monita, Alexander und<br />
ihr gesamtes Team vertreten ein ganzheitliches<br />
Konzept, und das setzt auf Qualität und<br />
Regionalität. Das beginnt bei echter Bio-Milch<br />
von horntragenden Kühen und geht bis zum<br />
fairen Umgang untereinander und mit ihren<br />
Lieferanten. Diese wertschätzende Lebenshaltung<br />
spiegelt sich in jedem einzelnen ihrer<br />
Produkte wider. Die Hart- und Schnittkäsesorten<br />
sind sicher die Herzstücke der Biosennerei.<br />
Da ist zum Beispiel der Isnyer Ur-<br />
Bergkäse. Der Älteste im Sortiment darf<br />
mindestens zwölf Monate lang in Ruhe reifen<br />
und besticht dann mit seinen feinen Salzkristallen,<br />
die eine langanhaltende Würze und<br />
Kraft garantieren. Oder der Adelegger, der wie<br />
früher auf der Alpe Adelegg hergestellt wurde<br />
und mit sechs Kilo einer der größeren Gesellen<br />
ist. Umhüllt mit einem blumigen<br />
Blütenmantel ist der Isnyer Blütenzauber nicht<br />
nur optisch ein wahrer Genuss. Wer ein wenig<br />
mehr Würze genießen möchte, greift eher zu<br />
dem Kollegen, der in schwarzem Pfeffer und<br />
Zitronenschale gebettet ist. Oder darf es vielleicht<br />
doch eher ein rahmiger Schnittkäse mit<br />
feinen Gewürzen wie Chili, Bockshornklee,<br />
Schwarzkümmel oder grünem Pfeffer sein?<br />
Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Neben<br />
den Käsesorten aus Bio-Heumilch gibt es auch<br />
zahlreiche weitere Pro dukte im Sortiment, wie<br />
Joghurt, Butter, Sahne, frisches Obst und Gemüse<br />
und sogar Kosmetik-Artikel. Natürlich<br />
alles in Bio-Qualität. Mittlerweile bekommt<br />
man die Spezialitäten der Käsküche nicht nur<br />
in Isny, sondern auch im zweiten Hofladen, in<br />
Haselburg bei Leutkirch.<br />
www.kaeskueche-isny.de<br />
6<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
EIN ECHTER VOLLTREFFER<br />
Bogenschießen ist hervorragend geeignet,<br />
um Stress abzubauen und sich auf das<br />
Wesentliche zu konzentrieren. Wer sich<br />
davon überzeugen möchte, der kann einen<br />
Bogenkurs auf dem Bogenübungsplatz am<br />
Ortsrand von Bolsterlang buchen. Dabei<br />
werden die Grundkenntnisse des intuitiven<br />
Bogenschießens und das Schießen auf Zielscheiben<br />
vermittelt. Die Anfängerkurse sind<br />
auch für Kinder ab sechs Jahren geeignet.<br />
Wer einen einstündigen Grundkurs absolviert<br />
hat, der kann im nächsten Schritt<br />
den Talparcours testen und auf 3D-Ziele aus<br />
Schaumstoff schießen. Fortgeschrittene können<br />
ihr Können auf dem 1. Allgäuer Alpenparcours<br />
an der Hörnerbahn bei 32 3D-Zielen<br />
unter Beweis stellen. Die einstündigen<br />
Anfängerkurse auf dem Übungsplatz finden<br />
nach Anmeldung jeden Dienstag, Mittwoch<br />
und Donnerstag zwischen 13.30 und 15 Uhr<br />
sowie jeden Samstag und Sonntag zwischen<br />
9.30 und 13.30 Uhr statt. Die Kurse für Fortgeschrittene<br />
am 3D-Talparcours finden jeden<br />
Freitag, Samstag und Sonntag um 14 Uhr<br />
statt. Anmeldungen zu den Kursen in der<br />
Gästeinformation von Bolsterlang unter Tel.<br />
08326/8314.<br />
www.bolsterlang.de<br />
Foto: Tourismus Hörnerdörfer/F. Kjer<br />
NEUN TAGE KULTUR<br />
EIN MUSS FÜR<br />
KLETTERMAXE<br />
Foto: Theaterfestival Isny/Matthias Hagmann<br />
Nach zwei Jahren Pause findet vom 29. Juli bis zum 6. August wieder<br />
das Theaterfestival Isny statt. Gleich am Eröffnungswochenende beehren<br />
mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern aus´m Biermoos gute<br />
alte Bekannte das Isnyer Theaterfestival (30. Juli). Einen Tag später<br />
verwandeln Philipp Hochmair und seine Band »Die Elektrohand<br />
Gottes« Schillers berühmte Balladen in ein exzessives Rockkonzert.<br />
Mit dem Programmschwerpunkt »Cirque Nouveau« möchten die<br />
Festivalmacher das neue Veranstaltungszelt mit größerer Bühne und<br />
großzügiger Manege auskosten und feiern: Geladen sind namhafte<br />
Kompagnien aus aller Herren Länder – mit »Common Ground« ist<br />
am 4. August beispielsweise ein außergewöhnliches Zirkusprojekt<br />
mit gesellschaftlichem Tiefgang zu Gast im Zelt. Musikalisch gibt es<br />
dieses Jahr im Rahmen von zwei Doppelkonzerten ordentlich was<br />
auf die Ohren und auch der legendäre Poetry Slam findet wieder statt.<br />
Des Weiteren werden in einem umfangreichen Workshop-Programm<br />
über 40 Kurse angeboten: Ob Tanz, Gesang, Schauspiel und Percussion,<br />
Karikatur-Zeichnen, Portraitfotografie u. v. m. – da wird jeder<br />
fündig. Der Vorverkauf startete am 1. Juni. Das gesamte Programm<br />
ist zu finden unter:<br />
www.theaterfestival-isny.de<br />
Foto: Stadt Immenstadt<br />
Seine Grenzen ausloten, ohne sich dabei in<br />
Gefahr zu begeben – das kann man am Großen<br />
Alpsee in Immenstadt. Direkt neben dem<br />
Naturparkzentrum Nagelfluhkette reizt ein<br />
Himmelpfad, der »Skytrail«, Groß und Klein,<br />
die eigene Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
auszuprobieren. Auf drei Stockwerken bis hinauf<br />
in eine Höhe von elf Metern gibt es über<br />
40 verschiedene Möglichkeiten, sich auf Seilen,<br />
wackeligen Trittstufen, Schwebebalken,<br />
Flachleitern und in Netzen fortzubewegen. Das<br />
erfordert Mut und<br />
Geschicklichkeit. Es<br />
bietet aber auch jede<br />
Menge Spaß und<br />
Nervenkitzel. In Verbindung<br />
mit dem<br />
großen Skytrail gibt<br />
es auch eine kleine<br />
Anlage. Die ist speziell<br />
für Kinder bis<br />
etwa 1,2 Meter Größe. Hier können die Eltern<br />
neben ihren Sprösslingen hergehen und ihnen<br />
Mut zusprechen oder ihre Euphorie etwas<br />
bremsen. So kann sich die ganze Familie spielend<br />
auf kommende Bergtouren vorbereiten.<br />
www.alpseeskytrail.de<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
7
FREIZEIT<br />
EINBLICK IN DIE WELT<br />
DER UR-JÄGER<br />
Bereits in der Mittelsteinzeit, die im Alpenraum<br />
vor rund 10.000 Jahren begann, lebten Menschen<br />
im Allgäu. Sie zogen als Jäger und<br />
Sammler durch die Wälder und schlugen an<br />
geeigneten Stellen – wie etwa im Bolgental<br />
– ihre Lager auf. Damit man sich besser vorstellen<br />
kann, wie die Lebensrealität der Menschen<br />
damals aussah, wie sie jagten und<br />
arbeiteten, ist an der Mittelstation der Hörnerbahn<br />
wieder das Steinzeitdorf aufgebaut. Zelte<br />
und Feuerstellen, ein<br />
Steinzeitbohrer und<br />
ein Platz zum Ledergerben<br />
geben einen<br />
Einblick in den Alltag<br />
unserer Vor-Vor-Vorfahren.<br />
Außerdem<br />
führt ein Abenteuerweg<br />
durch das angrenzende<br />
Wäldchen,<br />
in dem Knobel-Bandolinos,<br />
ein »ur zeit liches« Musikinstrument und<br />
ein Steinzeit-M emo für Abwechslung sorgen.<br />
Und man kann sich an einer »Ausgrabungsstätte«<br />
als Indiana Jones versuchen. Das Steinzeitdorf<br />
an der Hörnerbahn ist während der<br />
Sommersaison durchgehend zugänglich und<br />
kostet keinen Eintritt.<br />
www.bolsterlang.de<br />
Foto: Tourismus Hörnerdörfer/F. Kjer<br />
EINE SAGENHAFTE HÖHLE<br />
Wer an heißen Tagen eine Abkühlung sucht, aber nicht in den nächsten<br />
See oder Fluss springen mag, der kann sich auf die abenteuerliche<br />
Reise den Drachenrachen hinab begeben. Und nein, man muss keine<br />
Angst haben, dass es einem wie Pinocchio mit dem Wal ergeht: Die<br />
Rachenreise bezeichnet lediglich die 180 Stufen, die in die Sturmannshöhle<br />
führen. Die einzig begehbar Spalthöhle im Allgäu liegt am Ende<br />
des Sagenweges. Dieser führt durch den naheliegenden Wald, wo auf<br />
Schautafeln die Sagen und Mythen rund um Obermaiselstein erzählt<br />
und dargestellt werden. Ist man schließlich an der Höhle angelangt<br />
und wagt sich in ihre Tiefen, erwarten einen kühle vier bis acht Grad<br />
Celsius und so manch nachtaktiver Höhlenbewohner, der tagsüber<br />
lieber gemütlich an der Wand abhängt. Eine Erkundungstour der<br />
Spalthöhle ist nur im Rahmen einer Führung möglich, doch bei dieser<br />
erfährt man auch so manch Interessantes über die Vergangenheit<br />
der Höhle. Und wer weiß: Vielleicht findet auch endlich jemand den<br />
sagenumwobenen Schatz der Sturmannshöhle.<br />
www.hoernerdoerfer.de<br />
Foto: Ramona Alger<br />
Anzeige<br />
Urlaubsglück und Heimatgefühl<br />
Wer Urlaub im Hörnerdorf Ofterschwang macht, tut dies mit allen Sinnen.<br />
Saftige grüne Bergwiesen und schmucke Bauernhäuser prägen den Ort. Kuhschellen spielen<br />
ein harmonisches Lied und klingen von den Hängen. Der Duft zahlreicher Blumen und<br />
Bergkräuter hängt in der Luft. Eine sanfte Brise weht ihn ins Tal.<br />
Würziger Bergkäse entfaltet sein kräftiges und abwechslungsreiches Aroma und schmilzt<br />
auf der Zunge. Bei einer deftigen Brotzeit nach einer schönen Wanderung in einer unserer<br />
zahlreichen Hütten schmeckt er besonders gut. Spürbar sind die Kraft und die Freiheit,<br />
dafür stehen unsere Gipfel.<br />
Für all das steht Ofterschwang. Alle diese Eindrücke sind erlebbar bei zahlreichen Unternehmungen,<br />
ob zu Fuß, mit dem Rad, bequem mit der Bergbahn oder bei einer gemütlichen Einkehr. Ofterschwang ist<br />
so vielseitig und vielfältig wie die Wünsche seiner Gäste. Finden Sie ein Stückchen Heimat in Ihrem Urlaub.<br />
www.hoernerdoerfer.de/ofterschwang<br />
8<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
SO SCHMECKT DER (ALP-)SOMMER<br />
Foto: Pixabay<br />
Das Hochtal von Gunzesried, ein idyllisches<br />
Seitental des Illertals, liegt mitten im Herzen<br />
des Naturparks Nagelfluhkette und ist immer<br />
einen Ausflug wert. Doch gerade im Sommer<br />
– genauer gesagt in den Wochen vom 1. Juni<br />
bis zum 30. September – zeigt sich das Tal<br />
von seiner schönsten Seite und heißt jeden<br />
herzlich willkommen, egal, ob nur für ein<br />
paar Stunden oder mehrere Tage. Den sogenannten<br />
Käse-Kräuter-Sommer sollte man<br />
sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen,<br />
genauso wenig wie die leckeren Köstlichkeiten,<br />
die während der Wochen angeboten<br />
werden. Es locken beispielsweise geführte<br />
Wanderungen, verschiedene Wellness- und<br />
Kneippangeboten, Kräuter- und Kreativworkshops<br />
sowie lukullische Erfahrungen.<br />
Bei der Fülle an Möglichkeiten fällt die Entscheidung<br />
wahrlich schwer.<br />
www.blaichach.de<br />
DEM GRÜNTEN AUF DEN GRUND GEHEN<br />
Nicht nur irgendeinen Berg erforschen und<br />
von innen sehen, sondern den »Wächter des<br />
Allgäus«, kann man in Burgberg. Genauer gesagt<br />
in der »Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten«.<br />
Doch bevor es in den Berg hineingeht,<br />
haben Besucher die Möglichkeit, im Museumsdorf<br />
mehr über die Geologie des Berges, den<br />
Bergbau und die Schmiedekunst zu erfahren.<br />
Letzteres kann in der Schauschmiede sogar<br />
hautnah erlebt werden. Danach ist es Zeit, dem<br />
Grünten auf den Grund zu gehen: Bei einer<br />
etwa zweistündigen Rundwanderung gibt es<br />
allerhand Wissenswertes über den Andreas-<br />
Tagebau sowie die Theresien- und die Anna-<br />
Grube. Ein Hinweis für Letztere: Hier ist<br />
Schwindelfreiheit gefragt, denn am Ende wartet<br />
nicht der Grubengrund, sondern ein Podest<br />
über einem zehn Meter tiefen Abgrund. Wer<br />
danach müde Beine hat und keinen Schritt<br />
mehr gehen mag, der kann im »Erzgrubenbähnle«<br />
Platz nehmen. Das fährt vom Parkplatz<br />
Steinbruch über den Dorfplatz zum<br />
Museumsdorf und weiter zur Erzgruben-Erlebniswelt<br />
– und natürlich auch wieder zurück.<br />
www.erzgruben.de<br />
Foto: Gabriele Fischer<br />
Anzeige<br />
WIR MACHEN KÄSE.<br />
Und zwar guten!<br />
Ofterschwang<br />
Käsereiführung:<br />
Jeden Dienstag, 10.30 Uhr<br />
oder nach Vereinbarung.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo–Do von 8 bis 11.30 Uhr<br />
und von 17.30 bis 19 Uhr<br />
Fr/Sa von 8 bis 11.30 Uhr<br />
und von 16 bis 19 Uhr<br />
So/Feiertag: 16 bis 19 Uhr<br />
So erreichen Sie uns:<br />
An der B 19 von Sonthofen Richtung Oberstdorf<br />
biegen Sie am „Alten Berg“ rechts ab nach Tiefenberg<br />
und erreichen nach ca. 2 km Schweineberg.<br />
SENNEREI SCHWEINEBERG<br />
Schweineberg 18<br />
D-87527 Ofterschwang<br />
Tel. (08321) 3363<br />
Fax 676164<br />
www.allgaeuer-bergkaese.de<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
9
FREIZEIT<br />
GÄMSEN UND MEHR BEOBACHTEN<br />
Foto: Pixabay<br />
Sie sind echte Kletterkünstler und springen<br />
leichtfüßig über Stock und Stein – da erblasst<br />
jeder Bergsteiger vor Neid. Wirklich oft bekommt<br />
man die Felsentänzer auf ihren Wanderungen<br />
allerdings nicht zu sehen. Wer sich<br />
aber an ihrem Anblick erfreuen und die<br />
sprunghaften Tiere in ihrer natürlichen Umgebung<br />
beobachten will, der kann immer<br />
dienstags an einer geführten Tour vom Zentrum<br />
Naturerlebnis Alpin am Riedbergpass<br />
teilnehmen. Alles was es dafür braucht ist<br />
eine Anmeldung spätestens einen Tag vorher<br />
in der Gästeinformation Obermaiselstein<br />
sowie entsprechende Kleidung und eine Brotzeit.<br />
Darüber hinaus bietet das Zentrum auch<br />
Wanderungen an, bei denen man entweder<br />
die Alpendohle, das Murmeltier, den Steinadler<br />
oder den Steinbock beobachten kann.<br />
Hat man an jeder der fünf Touren teilgenommen,<br />
kann man stolz sagen: Ich habe<br />
die Allgäu Big-Five gesehen.<br />
www.hoernerdoerfer.de<br />
RÖMISCHE GESCHICHTE ERLEBEN<br />
Als größter Römerpark im süddeutschen Raum gibt der Archäologische<br />
Park Cambodunum (APC) unterhaltsam und aufschlussreich<br />
Einblicke in das zivile Leben der Menschen vor 2000 Jahren. Nun<br />
geht die Fortentwicklung des APC in die nächste Runde und widmet<br />
sich einer der bedeutendsten römischen Kultstätten im heutigen<br />
Bayern – dem Gallorömischen Tempelbezirk. Seit Kurzem werden<br />
hier Tempelbauten, Kult und Religion der Antike in einer neuen<br />
Dauerausstellung mit dem Titel »Um Gottes Willen: Die Tempel von<br />
Cambodunum – neu entdeckt« modern präsentiert. Die interaktive<br />
Ausstellung erlaubt Einblicke in die spannende Glaubenswelt des<br />
damaligen Cambodunum und zeigt auf unterhaltsame Weise auf, wie<br />
die Archäologie aus Funden Erkenntnisse gewinnt. In fünf Ausstellungsbereichen<br />
mit zahlreichen Originalobjekten, Lebensbildern<br />
und Aktivstationen für alle Sinne lernen die Besucherinnen und<br />
Besucher den Tempelbezirk neu kennen. Mit taktilem Leitsystem<br />
und weiteren inklusiven Elementen schreitet der APC bei seiner<br />
neuen Dauerausstellung außerdem voran auf dem Weg zu mehr<br />
Barrierefreiheit.<br />
www.apc-kempten.de<br />
Foto: Claudia Schöwe<br />
Anzeige<br />
geschenk-ideen<br />
D-87535 Obermaiselstein • Achweg 4 (an der Pass straße) • gartenmoebel-zierbrunnen.de • • Telefon 08326 / 3 54 76<br />
10<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
MITMACHEN UND GEWINNEN!<br />
Foto: Ramona Alger<br />
ZAUBERHAFTE GLASKUNST<br />
Das historische Glasmacherdorf Schmidsfelden ist einer der interessantesten<br />
Anziehungspunkte im Allgäu. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />
prägte die Glasmacherei das Leben der Menschen in der<br />
Adelegg. Die Glashütte und einige Nebengebäude sind in Schmidsfelden<br />
ebenso wie viele Arbeiterhäuschen erhalten geblieben. Diese<br />
werden von einer bunten Dorfgemeinschaft bewohnt. In der imposanten<br />
Glashütte zeigt Glasmacher Stefan Michaelis seine Kunst. Auch<br />
einen Glasladen, in dem die zerbrechlichen Kunstwerke gekauft<br />
werden können, sowie eine Naturschutzstation und ein Bistro gibt es<br />
hier. Ein stimmungsvoller Höhepunkt ist das Glashüttenfest, das<br />
immer im Herbst gefeiert wird – so es denn die Situation zulässt.<br />
www.schmidsfelden.net<br />
Anzeige<br />
Wollten Sie schon immer mal eine Kuh besitzen,<br />
aber eine echte war Ihnen dann doch<br />
zu groß? Dann ist das Ihre Chance. Zusammen<br />
mit der Nebelhorn Holzschnitzerei aus Oberstdorf<br />
verlosen wir eine aus Holz geschnitzte<br />
Allgäuer Kuh im Wert von über 80 Euro. Das<br />
regionale Unternehmen ist bereits seit 1931<br />
in Familienbesitz und fertigt seitdem Holzschnitzereien<br />
aller Art. Mittlerweile führt Holzbildhauermeister<br />
Michael Ohmayer, Enkel des<br />
Firmengründers, den Betrieb in der südlichsten<br />
Gemeinde Deutschlands und setzt die Tradition<br />
fort.<br />
Für <strong>Alpsommer</strong> & <strong>Viehscheid</strong> schnitzte er eine<br />
Kuh aus Ahornholz. Das zehn Zentimeter<br />
große Kunstwerk ist zweifarbig coloriert und<br />
hat eine goldene Schelle um den Hals. Damit<br />
findet es bedeutend leichter Platz in den heimischen<br />
vier Wänden als ein ausgewachsenes<br />
Braunvieh. Wenn Sie nun der Kuh ein neues<br />
Zuhause geben wollen, dann müssen Sie uns<br />
nur eine Postkarte schicken.<br />
WEIL MÜCKEN SCHNELLER SIND, ALS MAN DENKT<br />
Stechende und beißende Plagegeister können<br />
einem die Bewegung an der frischen Luft gründlich<br />
vermiesen – deshalb sollte man schon<br />
vor der Tour an den Insektenschutz denken.<br />
»Ballistol Stichfrei« wirkt effektiv gegen Mücken<br />
und Zecken, speziell für Allergiker und Asthmatiker<br />
gibt es nun »Stichfrei Sensitiv«. Frei von<br />
ätherischen Ölen, Duft-, Farb-, Aroma- und<br />
Konservierungsstoffen schützt es die Haut bis<br />
zu sechs Stunden lang. Das<br />
Produkt ist sehr mild, im Duft<br />
kaum wahrnehmbar und<br />
hinterlässt ein angenehmes<br />
Hautgefühl. Das klassische Stichfrei Pumpspray<br />
kostet circa 7 Euro, die Sensitiv-Ausführung<br />
etwa 9 Euro. Erhältlich im gut sortierten Fachund<br />
Einzelhandel, in Apotheken sowie online.<br />
www.ballistol.de<br />
EDITION ALLGÄU<br />
Lachener Weg 2<br />
87509 Immenstadt-Werdenstein<br />
Stichwort: Holzkuh<br />
Einsendeschluss ist der 30. September<br />
www.nebelhorn-holzschnitzerei.de<br />
Anzeige<br />
Hofmühle<br />
Museum für Technik<br />
Kunst und Kultur<br />
Das Museum Hofmühle steht für Handwerk und Industrie,<br />
für Kunst und Kultur im oberen Allgäu.<br />
Erleben Sie das Stadtmuseum als Ort der Innovation.<br />
Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag 14-17 Uhr<br />
An der Ach 14, 87509 Immenstadt<br />
www.museum-hofmuehle.de<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
11
FREIZEIT<br />
WO DIE BERGBAUERN LEBTEN<br />
Wo auf der großen, weiten Welt findet man<br />
einen Ort, der komplett unter Denkmalschutz<br />
steht? Das einstige Bergbauerndorf<br />
Gerstruben zählt heute vier Häuser und eine<br />
Kapelle, die zwischen 400 und 500 Jahre alt<br />
sind. Die noch bis zum 19. Jahrhundert von<br />
Bergbauernfamilien bewohnte Siedlung ist<br />
heute verlassen, wird jedoch instandgehalten<br />
und kann teilweise besichtigt werden: Von<br />
Oberstdorf führt ein rund zwölf Kilometer<br />
langer Wanderweg (hin und zurück) an der<br />
Trettach entlang bis zum Weiler Dietersberg.<br />
Dort beginnt die Gerstruber Steige, die hinauf<br />
zu der Ortschaft leitet. Statt dieser kann<br />
man im Sommer auch den Weg durch die<br />
schaurig-romantische Hölltobelschlucht nehmen,<br />
der jedoch Trittsicherheit voraussetzt.<br />
Nicht versäumen sollte man den Besuch im<br />
»Jakobe-Hüs«: In liebevoller Kleinarbeit<br />
wurde hier ein schmuckes Museum eingerichtet.<br />
Die restaurierten Stuben, die<br />
Küche, die Ställe, der Heuboden und die<br />
Tenne sind von Mai bis Oktober immer donnerstags<br />
von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Eine<br />
urige Einkehrmöglichkeit finden Wanderer<br />
im Berggasthof Gerstruben, der ebenfalls<br />
von Mai bis Oktober geöffnet ist.<br />
www.oberstdorf.de, www.gerstruben.de<br />
Foto: Pixabay<br />
EINE GANZ<br />
BESONDERE ALPE<br />
Auf 1300 Meter Höhe, mitten im Naturpark<br />
Nagelfluhkette, liegt die höchste Brennerei des<br />
Allgäus – die Kräuteralpe Hörmoos. Hier oben<br />
hat sich Michael Schneider, ausgebildeter<br />
Brenner und Edelbrandsommelier, seinen<br />
Traum verwirklicht und brennt nach alter Tradition<br />
die edelsten Tropfen der Region. Die<br />
Zutaten dafür bekommt er aus der direkten<br />
Nachbarschaft beziehungsweise aus dem<br />
eigenen Garten. In seine Brände kommt nur<br />
das, was dort oben wächst. Um den privat<br />
gehaltenen Kräutergarten haben er und seine<br />
Frau Gerda einen Schaugarten angelegt, an<br />
dem die Besucher sich erfreuen und wo sie<br />
mehr über die einzelnen Pflanzen lernen können.<br />
Wer die Destille besichtigen will, der hat<br />
immer montags um 13.30 Uhr die Möglichkeit<br />
dazu oder auf Anmeldung. Zu kaufen gibt es<br />
die himmlischen Tropfen natürlich auch: Der<br />
kleine Verkaufsstand vor der Alpe hat von<br />
Samstag bis Montag zwischen 14.30 und<br />
16.30 Uhr geöffnet. Direkt neben der Kräuteralpe<br />
liegt übrigens der Alpengasthof Hörmoos,<br />
in dem man gut einkehren und die Aussicht<br />
genießen kann.<br />
www.kraeuteralp.de<br />
Foto: Claudia Schöwe<br />
Foto: Archiv EDITION ALLGÄU<br />
KOMM INS LAND<br />
DER GAUKLER<br />
Alle drei Jahre verwandeln Straßenkünstler, Musikanten, Clowns,<br />
Akrobaten, Zauberer und Artisten das Zentrum Immenstadts in<br />
ein magisches Freilufttheater. Heuer ist es am 16. und 17. Juli so<br />
weit. Auf verschiedenen Bühnen sowie<br />
auf den Straßen und Wegen der Innenstadt<br />
begeistern die Akteure mit akrobatischen<br />
Aufführungen und humoristischen<br />
Darbietungen die großen und<br />
kleinen Besucher. Im besonderen Ambiente<br />
der historischen Altstadt lädt das<br />
Gauklerfestival zum Flanieren, Staunen<br />
und Träumen ein. Zur gemütlichen Atmosphäre<br />
der Veranstaltung gehört der<br />
traditionelle Alternative Markt mit<br />
einem vielfältigen Angebot an Produkten<br />
aus den Bereichen der Kunst und<br />
des Handwerks. Ausgewählte Aussteller<br />
präsentieren liebevoll selbst hergestellte<br />
Artikel und Accessoires wie Modeschmuck,<br />
Taschen aus verschiedenen Materialien,<br />
Holz- und Stahlgegenstände,<br />
Töpferfiguren, Musikinstrumente und<br />
vieles mehr.<br />
www.jahrmarktdertraeume.info<br />
12<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Anzeigen<br />
Foto: Thomas Niehörster<br />
DEN SPUREN DER<br />
MÖNCHE FOLGEN<br />
Die Käsekönner<br />
seit 1862!<br />
Die Kartause Buxheim, nicht weit von Memmingen entfernt, existiert<br />
seit mehreren Jahrhunderten – das zeigt sich auch in ihrer prachtvollen<br />
Ausstattung. Das barocke Chorgestühl von Ignaz Waibl ist weit<br />
über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt. Doch die Kartause hat<br />
noch mehr Sehenswertes zu bieten, wie etwa die Annakapelle aus der<br />
Zeit des Rokoko oder auch die Bibliothek. Und selbst der weiße<br />
Kreuzgang – den früher die Mönche durchquerten – ist mehr als<br />
einen Blick wert. Wer noch tiefer in das alltägliche Leben der Geistlichen<br />
eintauchen will, der kann einen Blick in die alten Mönchszellen<br />
werfen. Darüber hinaus locken ein Sakralmuseum sowie das<br />
Kartausenmuseum – bei letzterem sollte man sich Zeit nehmen, denn<br />
die Fülle an Informationen über die Kartause und den Kartäuserorden<br />
ist beeindruckend.<br />
www.kartause-buxheim.de<br />
Besuchen Sie uns!<br />
BALDAUFS KÄS- & WEINKELLER Goßholz<br />
BALDAUF KÄSELADEN Isny<br />
SENNEREI HOPFEN<br />
www.baldauf-kaese.de<br />
EINTAUCHEN IN ANNO DAZUMAL<br />
Willkommen<br />
in der Oberstdorfer<br />
Alpwelt!<br />
Ferienhaus Alpwelt<br />
Neubau - 5 hochwertige Wohnungen 2 bis 8 Personen<br />
96 bis 133 m2 - Zentrale, ruhige Lage am Fuggerpark<br />
Foto: Archiv EDITION ALLGÄU<br />
Urlaub in Wohlfühlatmosphäre<br />
Modern & liebevoll eingerichtet<br />
Sommerbergbahnticket kostenlos<br />
Aufzug, Tiefgaragenstellplatz<br />
E-Bike-/Autos Ladestation<br />
Sauna im Alpinen Lifestyle<br />
Skischrank & Skischuhtrockner<br />
Fußbodenheizung<br />
Magenta TV, Safe<br />
Fast drei Dutzend Gebäude aus vier Jahrhunderten lassen im Schwäbischen<br />
Bauernhofmuseum Illerbeuren Vergangenes wieder lebendig werden.<br />
Auf dem weitläufigen Museumsgelände können Besucher viel Interessantes<br />
zur ländlichen Kulturgeschichte zwischen Allgäu und Ries<br />
entdecken. Die eingerichteten Werkstätten vermitteln den Besuchern<br />
zudem Wissen über frühere Handwerke wie der Wagnerei, Küferei, Schuhmacherei<br />
und Bürstenbinderei. Zudem kann man in dem Freilichtmuseum<br />
etwas über alte Haustierrassen lernen, die auf der Außenanlage des<br />
Museums leben. Die Schafe, Pferde, Schweine, Kühe, Hühner und Gänse<br />
freuen sich über die kleinen und großen Besucher und kommen oft ganz<br />
nah heran.<br />
www.bauernhofmuseum.de<br />
Ferienhaus Alpwelt<br />
Fuggerstraße 14 | 87561 Oberstdorf<br />
Tel. +49 8322 7172 | info@bergwelt-ferienwohnungen.de<br />
www.alpwelt.de<br />
Barrierefreiheit<br />
geprüft<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
13
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
DER TRAUM VON DER ALPE<br />
LEBEN ZWISCHEN KÄSE UND KÜHEN<br />
Mitten in der sanften Hügellandschaft des Westallgäus, nicht weit entfernt<br />
von Maierhöfen, liegt die Bergwies Biokäserei. Hier produziert Gundula<br />
Sontheim feine Schmankerl aus Milch, die die Gäste in der hauseigenen<br />
Alp-Wirtschaft Butterblume verkosten dürfen. Damit erfüllte sich die<br />
Sennerin einen langgehegten Traum, den sie nun jeden Tag lebt.<br />
Es ist nur etwa eine Viertelstunde Fußweg<br />
vom Parkplatz unterhalb der Käserei<br />
und doch scheint es, als betrete<br />
man Schritt für Schritt eine andere Welt. Die<br />
Häuser weichen Streuobstbäumen und an<br />
die Stelle von Gehwegen treten saftig grüne<br />
Wiesen links und rechts des Weges. Schon<br />
bald erblickt man das hübsche Haus aus<br />
Holz, das nur auf einen zu warten scheint.<br />
Die liebevolle Dekoration und zahlreiche<br />
Sitzgelegenheiten im Außenbereich laden<br />
den Besucher ein, hier zu Verweilen und<br />
die herrliche Aussicht auf die umliegende<br />
Landschaft zu genießen.<br />
Doch auch wenn man sich von dem Blick nur<br />
schwer lösen kann, so sollte man es nicht versäumen,<br />
in das Brotzeitstüble zu gehen. Denn<br />
direkt nach dem Eingang bietet ein großes<br />
Fenster auf der linken Seite die Möglichkeit<br />
in die Käsküche zu gucken und mit etwas<br />
Glück kann man Gundula Sontheim bei der<br />
Arbeit zuschauen.<br />
BANK GEGEN KÄSKÜCHE GETAUSCHT<br />
Bereits seit neun Sommern produziert die<br />
ehemalige Bankkauffrau in der Bergwies Biokäserei<br />
goldene Köstlichkeiten und das mit<br />
viel Leidenschaft und Herzblut. Das Handwerk<br />
lernte sie von ihrem Mann Ludwig, der<br />
früher auf Schweizer Alpen als Senn arbei tete.<br />
Mit oben am Berg war oft auch Gundula<br />
Sontheim sowie die zwei Söhne, die damals<br />
noch in den Kinderschuhen steckten. Das<br />
Leben mitten in der Natur hat seine Spuren<br />
bei der Familie hinterlassen – das Alpfieber<br />
hatte sie gepackt.<br />
»Das hat uns nicht mehr losgelassen«, sagt<br />
sie rückblickend. Sie erzählt weiter, dass sie<br />
und ihr Mann immer mal wieder mit dem<br />
Gedanken einer eigenen Alpe gespielt hatten<br />
und dann plötzlich war die Chance zur Realisierung<br />
da. Nicht weit von ihrem Zuhause<br />
entfernt lag ein Grundstück nahezu brach.<br />
»Wir haben dem Besitzer unser Konzept mit<br />
der Alpe vorgeschlagen und schließlich das<br />
Grundstück für 55 Jahre auf Erbpacht bekommen«,<br />
erinnert sich die stolze Pächterin.<br />
Doch so einfach wie es klingt, war es natür-<br />
14<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Fotos: Familie Sontheim, Claudia Schöwe<br />
Das Brotzeitstüble lockt<br />
mit seiner gemütlichen<br />
Atmosphäre<br />
Im hauseigenen Käskeller<br />
lagern die goldenen<br />
Köstlichkeiten bis sie zum<br />
Verzehr reif sind<br />
lich nicht. Für die Erfüllung ihres Traumes<br />
mussten beispielsweise Auflagen erfüllt werden<br />
und Gundula Sontheim musste gar einen<br />
vierwöchigen Kurs an der Landwirtschaftsschule<br />
absolvieren. Doch das hat sie gern<br />
gemacht und als schließlich die Alphütte<br />
samt Käsküche sowie Gaststube stand, legte<br />
sie 2014 mit der Produktion der goldenen<br />
Köstlichkeiten los.<br />
NACH TRADITIONELLER ART<br />
Seitdem stellt sie von Anfang Mai bis September<br />
rund 1600 Laibe Käse in Handarbeit<br />
her, die sich die Besucher nur allzu gern<br />
schmecken lassen. Bis die allerdings in den<br />
Genuss kommen, vergehen rund sechs Wochen,<br />
denn die Käseherstellung ist ein langwieriger<br />
Prozess.<br />
Jeden Morgen steht die Sennerin aus Leidenschaft<br />
am modernen Kupferkessel, in dem<br />
sich rund 700 Liter Milch befinden – die eine<br />
Hälfte davon ist vom Melken am Vorabend,<br />
die andere vom Morgen. Die weiße Flüssigkeit<br />
wird langsam auf 32 Grad Celsius erwärmt,<br />
dann kommen Käsereikulturen und<br />
Lab hinzu. Letzteres ist ein Enzym aus dem<br />
Kälbermagen, das für die Eindickung der<br />
Milch sorgt, die bereits nach einer halben<br />
Stunde einsetzt. Nun greift Gundula Sontheim<br />
zur Käseharfe und zerteilt den Kesselinhalt<br />
gleichmäßig: »Das trennt die Molke<br />
von der Käsemasse«, erklärt sie. Da- <br />
INFO:<br />
Bergwies Biokäserei,<br />
Stockach 3, 88167 Maierhöfen<br />
www.bergwies-biokaeserei.de<br />
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von<br />
14 bis 21 Uhr, Samstag von 12 bis 21 Uhr<br />
Außerhalb der Öffnungszeiten kann<br />
man den Käse sowie Erfrischungen an<br />
einer »Verpflegungsstation« neben der<br />
Alpe kaufen. Zudem gibt es den Bergwies-<br />
Käse im Bioladen in Isny sowie in den<br />
Dorfläden in Maierhöfen, Frauenzell<br />
und Stiefenhofen. Auch einige Kaufmarkt-<br />
Filialen haben ihn im Angebot.<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
15
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
nach wird das Gemisch noch eine Weile gerührt<br />
– mit mechanischer Unterstützung –,<br />
bevor die Sennerin den Käsebruch mit einem<br />
großen Käsetuch aus dem Kupferkessel holt.<br />
Die Masse aus einzelnen kleinen Stückchen<br />
kommt in eine Edelstahlwanne. Hier wird sie<br />
für einige Minuten mit Gewichtssteinen beschwert,<br />
»damit sie wieder zusammenwächst.«<br />
Ist das Pressen beendet, kann die<br />
Masse in Würfel geschnitten werden, die<br />
dann wiederum in zylindrische Gefäße kommen:<br />
So wird aus einem eckigen Stück ein<br />
rundes. In eine Form passen etwa drei Laibe,<br />
die ebenfalls gepresst und mehrmals bis zum<br />
nächsten Tag gewendet werden – dabei fließt<br />
restliche Molke ab und der Käsebruch wächst<br />
zu einem jungen Käse heran.<br />
GUT GESCHMIERT IST HALB GEREIFT<br />
Am nächsten Morgen nimmt Gundula Sontheim<br />
die einzelnen Laibe – rund 16 an der<br />
Zahl – aus den Zylindern heraus und gönnt<br />
ihnen nach all dem Druck, der in den vergangenen<br />
Stunden auf ihnen lastete, ein entspanntes<br />
Salzbad. Etwa 24 Stunden verbleibt<br />
der junge Käse in der salzigen Flüssigkeit,<br />
bevor er sein Zuhause für die nächsten Wochen<br />
bezieht – ein Regal im Käskeller. Der ist<br />
bereits Anfang Mai gut gefüllt, denn zum Teil<br />
lagert hier noch der letzte Käse aus dem vorigen<br />
Jahr, der nun als erstes in der Alp-Wirtschaft<br />
serviert wird, so Ludwig Sontheim.<br />
Die »Alten« und die »Neuen« im Keller<br />
unterscheiden sich optisch stark voneinander<br />
– zumindest was die Farbe betrifft. Die frisch<br />
Eingezogenen kommen noch recht blass<br />
daher und können ihre milchige Herkunft<br />
nur schwer leugnen, die Alteingesessenen<br />
hingegen haben eine dunkelgelbe Farbe. Dieser<br />
Wandel ist dem Schmieren zu verdanken.<br />
»Jeden zweiten Tag wird der Käse aus dem<br />
Regal genommen, umgedreht und mittels<br />
einer Bürste mit Salzwasser abgewaschen«,<br />
erklärt der Käsermeister und fügt hinzu:<br />
»Dadurch, dass wir immer erst den alten<br />
Käse schmieren und dann den jungen, gehen<br />
die Bakterien, die für die Farbentwicklung<br />
und Reifung des Käses verantwortlich sind,<br />
vom alten auf den jungen über.« Nach rund<br />
sechs Wochen dieser intensiven Pflege kann<br />
die goldene Köstlichkeit dann ihre Reise<br />
Richtung Brotzeitstüble und von dort auf den<br />
Teller der Gäste antreten.<br />
Aber Gundula Sontheim produziert nicht nur<br />
Schnittkäse, sie stellt auch Butter sowie Backsteiner<br />
– einen echten Stinker, wie ihr Mann<br />
sagt – her. Zudem verfeinert sie ihre Laibe<br />
gerne mit Blüten- oder Kräutermischungen;<br />
manchmal landen auch Chili, Pfeffer oder<br />
Petersilie im Käse. Wichtig ist ihr dabei stets<br />
die Bioqualität der Zutaten, die an oder in ihre<br />
goldenen Köstlichkeiten kommen.<br />
NICHT NUR FÜR DEN SOMMER<br />
Damit ist sie nur konsequent, denn die insgesamt<br />
28 Kühe, die es sich den Sommer über<br />
auf den Wiesen rund um die Käserei gut gehen<br />
lassen, fressen auch nur das feinste Gras in<br />
exzellenter Qualität. Gleiches gilt auch für die<br />
Die Käseherstellung<br />
erfolgt traditionell: Mit<br />
einem Tuch wird der Käse<br />
aus dem Kessel geholt<br />
So wird eine runde Sache<br />
draus: Die käsige Masse<br />
kommt in Formen und<br />
verbleibt dort 24 Stunden<br />
16<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
anderen vierbeinigen Alpbewohner, die bei<br />
Gundula Sontheim und ihrem Mann ein tierisch<br />
gutes Leben führen. Neben vier Pferden<br />
gibt es Hasen, Hühner, eine Katze, Schafe<br />
sowie fünf Schweine, die sich die Molke, die<br />
beim Käsen anfällt, gut schmecken lassen.<br />
Im September endet der <strong>Alpsommer</strong> für die<br />
Kühe, die Sennerin und die Gäste. Und während<br />
erstere und letztere die Heimreise antreten,<br />
bleibt Gundula Sontheim einfach da.<br />
Denn sie hat ihr Herz an die Alpe verloren<br />
und sich entschieden mit ihrem Mann nicht<br />
nur vier, sondern zwölf Monate im Jahr in<br />
ihrem »Traumhaus« zu leben. Es verwundert<br />
nicht, dass sie diese Wahl getroffen hat, denn<br />
wer mit so viel Leidenschaft bei der Sache ist,<br />
der geht nicht einfach weg, wenn der Sommer<br />
vorbei ist. Außerdem muss der Käse weiter<br />
regelmäßig geschmiert werden, damit die Besucher<br />
im neuen Jahr leckere goldene Schmankerl<br />
probieren können, denen man bei jedem<br />
Bissen anmerkt, wie viel Handarbeit und<br />
Herzblut in ihnen steckt. Claudia Schöwe<br />
Gundula Sontheim und<br />
ihr Team bieten nicht nur<br />
Brotzeiten sondern auch<br />
leckere Kässpatzn an<br />
Der großzügige<br />
Außenbereich lädt zum<br />
Verweilen und Genießen<br />
der Aussicht ein<br />
Was für ein Kuhleben:<br />
Die braunen Schönheiten<br />
lassen es sich auf den<br />
Weiden gut gehen<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
17
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
WAS FÜR EINE KÄSEREI<br />
WIR VERSUCHEN UNS ALS SENNER<br />
Das Allgäu wird oft auch als Käseland bezeichnet und das kommt nicht von<br />
ungefähr, denn den goldenen Schmankerln kann man hier einfach nicht<br />
entrinnen. Bergkäse, Emmentaler und zahlreiche andere Sorten warten nur<br />
darauf, genossen zu werden. Viele von ihnen werden noch per Hand hergestellt.<br />
Meine Kollegen und ich wollten uns auch einmal daran probieren und<br />
verwandelten kurzerhand die Büroküche in eine Käsküche.<br />
18<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Außer Milch und etwas<br />
Naturjoghurt mussten<br />
wir nichts besorgen für<br />
unseren Versuch<br />
Vor mittlerweile sechseinhalb Jahren<br />
zog es mich aus dem Norden ins<br />
Allgäu: Seitdem war ich auf vielen<br />
Alpen und wenn es mich beruflich zu ihnen<br />
zog, dann durfte ich oft hinter die Kulissen<br />
schauen. So kam es mehr als einmal<br />
dazu, dass ich beim Käsmachen zuschauen<br />
durfte. Die traditionelle Herstellung beeindruckte<br />
mich und da ich Käse liebe – in<br />
jedweder Form – reifte in mir der Wunsch,<br />
dass ich das auch einmal ausprobieren<br />
wollte. Ich erzählte meinen Kollegen davon<br />
und so war die Idee geboren, dass wir uns<br />
zusammentun und uns gemeinsam als Senner<br />
versuchen wollen.<br />
In Ermangelung einer Herde Braunvieh, die<br />
uns mit der nötigen Milch versorgen würde,<br />
machte ich mich schlau, ob es nicht so etwas<br />
wie Käse-Sets für daheim gibt und siehe da:<br />
Ich wurde fündig. Georg Gründl, Eigentümer<br />
der Käseschule Allgäu in Oberstaufen, bietet<br />
genau so etwas an. Also kontaktierte ich ihn,<br />
erzählte ihm von meiner Idee und er war<br />
bereit, mir und meinen Kollegen zwei Sets<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
uns am Ende erwarten würde. Wer also<br />
denkt, dass er sich daheim einen leckeren<br />
Bergkäse machen kann, den muss ich an dieser<br />
Stelle enttäuschen.<br />
Aber zurück zu den Sets: In den Eimern befanden<br />
sich zwei runde Formen mit jeweils<br />
einem Pressedeckel, eine Flasche Lab, eine<br />
Packung Milchsäurekultur-Pulver sowie ein<br />
Thermometer. Und natürlich eine Anleitung<br />
beziehungsweise das Rezept für den Käse.<br />
Wir brauchten nur noch Milch, etwas Naturjoghurt,<br />
einen Kochtopf, einen Schneebesen,<br />
Das Lab musste mit<br />
etwas Wasser vermengt<br />
werden. Es sorgt dafür,<br />
dass die Milch eindickt<br />
ein Messer und einen Schöpflöffel. Als wir<br />
alle Zutaten und Utensilien zusammenhatten,<br />
teilt wir uns in zwei Teams auf: Das<br />
eine bildeten Lisa und ich, das andere Christian<br />
und Joshua.<br />
LASSET DAS KÄSEN BEGINNEN<br />
Zunächst mussten wir einige Tropfen Lab mit<br />
etwas Wasser verdünnen und das Ganze<br />
dann beiseitestellen. Danach füllten wir die<br />
Milch in die Kochtöpfe – bei mir und Lisa<br />
war das echt eine ganz knappe Ge- <br />
ERSTE LAGESONDIERUNG<br />
Nachdem diese bei uns im Verlag eingetroffen<br />
waren, nahmen wir – ich, Lisa,<br />
Christian und Joshua – sie erst einmal genau<br />
unter die Lupe. »Fetarella« stand auf den beiden<br />
Eimern und der Name verriet schon, was<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
19
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
Zu der Milch und dem<br />
Milchsäurekultur-Pulver<br />
musste noch etwas<br />
Joghurt mit in den Topf<br />
Beim Rühren behielt Lisa<br />
stets die Temperatur im<br />
Blick und schaute lieber<br />
einmal zu viel als zu<br />
wenig auf die Skala<br />
Fotos: Ramona Alger<br />
KURSE ZUM KÄSEN<br />
Wer sich am Käsen probieren möchte, es aber<br />
nicht allein daheim tun will, der kann an einem<br />
Kurs teilnehmen. Nachfolgend haben wir einige<br />
Anbieter für Sie herausgesucht.<br />
- Käseschule Allgäu, Kirchdorfer Str. 7,<br />
87534 Oberstaufen, www.kaeseschule.de<br />
- Oberstdorf Resort, An der Breitach 7,<br />
87538 Fischen, www.oberstdorf-resort.de<br />
- Hofgut Ratzenberg, Sedanstraße 55,<br />
88161 Lindenberg im Allgäu,<br />
www.ratzenberg.de<br />
- Käseschule Lauben, Alemannenweg 26,<br />
87493 Lauben, www.kaese-selber.de<br />
schichte. Ich empfehle den größten heimischen<br />
Topf zu verwenden. Zu der weißen<br />
Flüssigkeit gesellten sich dann ein paar Löffel<br />
Joghurt sowie zwei bis drei Messerspitzen des<br />
Milchsäurekultur-Pulvers. Als alles da war,<br />
wo es hingehörte, mussten wir das Gemisch<br />
unter stetem Rühren auf 35 bis 37 Grad Celsius<br />
erwärmen. Anstatt eines Kochlöffels benutzten<br />
wir das Thermometer, denn so hatte<br />
man die Temperatur immer im Blick.<br />
Also rührte und rührte ich und wunderte<br />
mich, warum die Flüssigkeit in meinem Topf<br />
nicht wärmer wurde. Tja … Christian hatte<br />
nur die Herdplatte angemacht, die er und<br />
Joshua brauchten. Da hat man einmal Vertrauen<br />
in die Kollegen und schon hintergehen<br />
sie einen. So kam es natürlich, dass die<br />
Herren der Schöpfung ihre Temperatur<br />
schneller erreicht hatten als wir, aber Käsen<br />
ist ein Marathon und kein Sprint. Zumindest<br />
braucht man etwas Ausdauer.<br />
Ob man nun mit unlauteren Mitteln arbeitet<br />
oder nicht: Wenn das Gemisch im Topf<br />
warm genug ist, muss man den Topf von der<br />
Herdplatte nehmen, das verdünnte Lab<br />
dazugeben, und das Ganze dann gut verrühren.<br />
Anschließend heißt es: Deckel drauf<br />
und warten. Eine halbe Stunde muss man<br />
der Masse nun geben – Zeit für uns, unserer<br />
eigentlichen Tätigkeit nachzugehen, doch<br />
die Gedanken waren stets beim Käse. Würde<br />
er fest werden? Würden die männlichen Kollegen<br />
einen neuen Manipulationsversuch<br />
starten?<br />
20<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Dank des Labs hatte die Milch<br />
nach einer Weile eine Konsistenz<br />
wie Wackelpudding<br />
TUT ÜBERMUT GUT?<br />
Nach bangen 30 Minuten kehrten wir an die<br />
Töpfe zurück und tippten die weiße Masse<br />
vorsichtig mit einem Messer an. Sie schien<br />
die Konsistenz von Wackelpudding angenommen<br />
zu haben – ein gutes Zeichen,<br />
denn es zeigt, dass das Lab die Milch eingedickt<br />
hat. In der Anleitung stand, dass man<br />
nun noch einmal 15 bis 20 Minuten warten<br />
soll, doch für Christian gab es kein Halten<br />
mehr: Er zückte den Schneebesen und zerteilte<br />
seinen und Joshuas Topfinhalt. Mit<br />
jeder Bewegung konnte man sehen, wie sich<br />
der Käse von der Molke trennte und kleine<br />
Würfel entstanden. Als er sein Werk betrachtete,<br />
wirkte er äußerst zufrieden und<br />
auch Joshua nickte zustimmend, als er ihm<br />
über die Schulter schaute.<br />
Kurz nachdem er mit seiner vorschnellen Aktion<br />
fertig war, griffen auch Lisa und ich zum<br />
Schneebesen und zerteilten unsere Masse.<br />
Und was soll ich sagen: Man sah auf den ersten<br />
Blick keinen Unterschied zum »Männer-<br />
Käse«, doch vielleicht würde sich Christian<br />
Übermut nach hinten hinaus rächen.<br />
DEN KÄSE IN FORM BRINGEN<br />
Während wir noch fleißig kleine Käsewürfel<br />
in der Größe einer Haselnuss produzierten,<br />
erwärmten die Jungs ihr Gemisch schon wieder.<br />
Sie entschieden sich für eine Wunschtemperatur<br />
von 40 bis 42 Grad Celsius, da sie<br />
einen festeren Käse haben wollten. Als die<br />
erreicht war, nahm Joschua den Schöpflöffel<br />
und füllte das Bruch-Molke-Gemisch in die<br />
runden Formen, die über Hunderte kleine<br />
Löcher verfügt. Durch diese floss die Molke<br />
stetig ab – es ist also ratsam, die Käseformen<br />
in die Spüle zu stellen. Nach etwa fünf Minuten<br />
mussten die beiden dann nur noch den<br />
Pressdeckel auf die weiße, mittlerweile halbfeste<br />
Masse legen, die von der Konsistenz<br />
bereits an Mozzarella erinnerte.<br />
Als sie damit fertig waren, fingen wir gerade<br />
erst an, unser Gemisch aus dem Topf zu<br />
heben. Da wir uns strikt an die Anleitung<br />
hielten, konnten wir den Vorsprung der<br />
Jungs nicht mehr aufholen. Aber sei es drum.<br />
Als schließlich auch unsere Pressdeckel in<br />
den Formen lagen, beschwerten wir sie mit<br />
einem Gewicht. Wir alle nahmen dafür die<br />
Milchflaschen, die wir mit ein wenig Wasser<br />
schwerer gemacht hatten. Es würde sich aber<br />
beispielsweise auch eine Konservendose<br />
super eignen. Durch den Druck von oben<br />
floss weitere Molke ab.<br />
<br />
Mit dem Schöpflöffel<br />
konnten wir ohne<br />
Probleme den Käsebruch<br />
in die Formen bringen<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
21
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
Am nächsten Tag war<br />
der Fetarella fertig und<br />
konnte endlich seine<br />
Form verlassen<br />
Zum Abschluss mussten<br />
die Laibe nur noch mit<br />
Salz eingerieben werden<br />
WENDEN, WENDEN, WENDEN<br />
Nach einer Viertelstunde nahmen wir den<br />
Käse wieder aus den Formen, drehten ihn um<br />
und packten ihn wieder zurück. Man merkte<br />
bereits da, dass er wieder ein kleines bisschen<br />
fester geworden war.<br />
Während ich mich an eine Pannacotta mit<br />
einem Tick zu viel Gelatine erinnert fühlte,<br />
stellte Joshua die Assoziation zu Tofu her. Da<br />
der Käse in den folgenden Stunden noch dreimal<br />
gewendet werden musste, entschloss ich<br />
mich, meine Arbeit mit heimzunehmen.<br />
Sogar die Jungs vertrauten mir ihre Laibe an.<br />
An dieser Stelle möchte ich kurz sagen, dass<br />
es ratsam ist, mit dem Käsen am Vormittag<br />
zu beginnen, denn bis zum letzten Wenden<br />
und dem endgültigen Abnehmen der Gewichte<br />
vergehen gut und gerne zehn Stunden.<br />
Als ich spätabends die Milchflaschen vom<br />
Pressdeckel nahm und den Laiben nun ihre<br />
Nachtruhe gönnte, fiel mir auf, dass immer<br />
noch Molke abfloss.<br />
Am nächsten Morgen nahm ich den Käse<br />
dann wieder mit zur Arbeit, denn nun stand<br />
der letzte Schritt an: Die Laibe mussten mit<br />
jeweils einem Teelöffel Salz eingerieben werden.<br />
Auch diese Aufgabe wurde mir zu teil,<br />
wobei mich Joshua und Christian argwöhnisch<br />
beobachteten. Der weiße Käse war<br />
noch einmal fester geworden und hatte nun<br />
eine vergleichbare Konsistenz wie Feta. Wir<br />
entschieden uns, den vier Laiben danach<br />
noch ein wenig Zeit für die Reifung zu geben,<br />
bevor wir ihn probierten. Das war auch kein<br />
Problem, denn im Kühlschrank sind sie anderthalb<br />
bis zwei Wochen haltbar.<br />
Nach ein paar Tagen starteten wir dann den<br />
Geschmackstest und was soll ich sagen:<br />
Trotz Christian Vorpreschen gab es keinen<br />
Unterschied und hätten wir nicht gewusst,<br />
welche Laibe von ihm und Joshua waren, so<br />
hätten wir es unmöglich feststellen können.<br />
Geschmacklich kamen alle vier eher mild<br />
daher – wie Mozzarella beziehungsweise<br />
Feta aus Kuhmilch. Jeder von uns nahm danach<br />
seinen Fetarella mit heim und dank<br />
der Rezepte in der Anleitung wussten wir<br />
auch gleich, was wir mit unserem eigens hergestellten<br />
Käse Leckeres zu Essen zaubern<br />
würden. <br />
Claudia Schöwe<br />
22<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Anzeigen<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
23
FREIZEIT<br />
DAS ALLGÄU FÜR DAHEIM<br />
HERRLICHE AUSSICHTEN GARANTIERT<br />
Das Allgäu hat viel zu bieten – das zeigen die drei Bildkalender der<br />
EDITION ALLGÄU eindrucksvoll. Imposante Berglandschaften, blühende<br />
Wiesen, malerische Ortschaften oder das Braunvieh: So facettenreich die<br />
Region ist, so vielfältig ist die Motivauswahl in den Kalendern. Da ist für<br />
jeden etwas dabei, der die natürliche Schönheit des Allgäus schätzt.<br />
Jahr für Jahr arbeitet der Verlag mit<br />
zahlreichen regionalen Fotografen zusammen,<br />
um neben einer riesigen Motivauswahl<br />
auch höchste Qualitätsansprüche<br />
erzielen zu können. Dass das gelingt,<br />
zeigen die drei beliebten Kalender für das<br />
Jahr 2023, die durch ihre besondere Bildauswahl<br />
glänzen. Da kann man es kaum erwarten,<br />
dass der Monat vorbei ist und man<br />
umblättern darf.<br />
DIE DREI NEUEN<br />
Wahrlich imposant kommt der Panorama-<br />
Kalender »Allgäuer Ansichten« im XXL-Format<br />
daher, der heuer bereits zum zwölften<br />
Mal erscheint und unsere schöne Landschaft<br />
auf einer Länge von einem Meter zeigt. Diese<br />
besondere Produktion ermöglicht der Fotograf<br />
Siegfried Bruckmeier, der sich auf extragroße<br />
Motive spezialisiert hat. Hier wird<br />
nicht mit technischen Tricks im Studio gewerkelt<br />
– die Motive sind sorgsam ausgewählt<br />
und zum Teil mehrfach besucht<br />
worden, bis die richtige Stimmung vor die<br />
Linse kam. »Mein Anliegen ist, von der noch<br />
vorhandenen Natur so viel wie möglich für<br />
unsere Nachkommen zu konservieren«, so<br />
Bruckmeier. Wie gut ihm das gelingt, zeigen<br />
seine handverlesenen Aufnahmen des Allgäus<br />
im neuen Panorama-Kalender.<br />
Der unangefochtene Klassiker unter unseren<br />
Kalendern ist allerdings der Allgäu-Kalender.<br />
Bereits seit 2010 besticht er durch seine abwechslungsreichen,<br />
farbintensiven Aufnahmen.<br />
Zahlreiche Fotografen begeben<br />
sich dafür in der Region auf die Suche nach<br />
dem einen Motiv, an dem der Blick hängen<br />
bleibt. Ob Allgäuer Seen in atmosphärischen<br />
Lichtstimmungen, markante Gipfel und der<br />
atemberaubende Ausblick von ihnen oder<br />
stille Orte zum Verweilen – die beeindruckenden<br />
Landschaftsaufnahmen zeugen<br />
jeden Monat aufs Neue vom Facettenreichtum<br />
des Allgäus, an dem man sich nicht<br />
satt sehen kann.<br />
Der dritte im Bunde ist der Kuh-Kalender,<br />
der mittlerweile Kultstatus erreicht hat, und<br />
zwar über die Grenzen der Region hinaus.<br />
24<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Verwunderlich ist es nicht, denn die Bilder<br />
der braunen Schönheiten machen jeden zum<br />
Kuh-Liebhaber. Die ausgesuchten Motive<br />
zeigen schmusendes Jungvieh, Kühe in<br />
blütenreichen Wiesen oder hoch oben am<br />
Berg. Wer sich ein Stück Allgäu-Idylle ins<br />
Wohnzimmer hängen und das Braunvieh im<br />
Jahresverlauf sehen möchte, der sollte sich<br />
den Kalender nicht entgehen lassen.<br />
DIE IMMERWÄHRENDEN<br />
Darüber hinaus haben wir noch zwei weitere<br />
Jahresbegleiter im Angebot, die zeitlos<br />
sind. Da wäre zum einen der Kalender »Das<br />
Allgäu, wie es früher war«. Er zeigt Holzstiche<br />
bekannter Allgäuer Städte wie Lindau,<br />
Kempten und Kaufbeuren, aber auch Sehenswürdigkeiten<br />
wie das bekannte Märchenschloss<br />
Neuschwanstein und versetzt den<br />
Betrachter in eine andere Zeit. Das zweite<br />
immerwährende Schmuckstück zeigt eine<br />
ganz andere Auswahl schwarz-weißer Motive.<br />
In »Hopfen und Malz – Gott erhalt´s«<br />
dreht sich alles um des Deutschen liebstes<br />
Getränk: das Bier. Der Kalender überzeugt<br />
durch historische Kupferstiche, die Szenen<br />
aus Allgäuer Wirtschaften abbilden, sowie<br />
durch Weisheiten und Sprüche zum Thema<br />
Bier. Ein Muss für alle Freunde des flüssigen<br />
Goldes.<br />
Alle Kalender sind im Buchhandel erhältlich<br />
oder online unter www.edition-allgaeu.com<br />
Fotos: Siegfried Bruckmeier, Leo Schindzielorz, Reinhard Scholl<br />
»Allgäuer Ansichten 2023« (Panorama-Kalender):<br />
13 Blätter mit Allgäu-Panoramen, 100 x 34 Zentimeter,<br />
ISBN 978-3-95805-099-0; Preis 32,80 Euro<br />
»Kuh-Kalender 2023«: 13 Blätter mit Allgäuer<br />
Kuh-Motiven, 42 x 30 Zentimeter,<br />
ISBN 978-3-95805-097-6; Preis 17,80 Euro<br />
»Das Allgäu, wie es früher war«: 13 Blätter mit<br />
historischen Holzstichen, 42 x 30 Zentimeter,<br />
ISBN 978-3-95805-042-6; Preis 14,80 Euro<br />
»Allgäu 2023«: 13 Blätter mit Allgäu-Motiven,<br />
42 x 30 Zentimeter, ISBN 978-3-95805-098-3;<br />
Preis 17,80 Euro<br />
»Hopfen und Malz – Gott erhalt´s«: 13 Blätter mit<br />
historischen Kupferstichen, 42 x 30 Zentimeter,<br />
ISBN 978-3-95805-016-7; Preis 14,80 Euro<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
25
HANDWERK<br />
26<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
SCHRITT FÜR SCHRITT<br />
DAS SCHMIEDEN EINER SCHELLE<br />
Sie gehören einfach zum Allgäu und sorgen für die musikalische Untermalung<br />
der Region: die Kuhschellen. Ihre Herstellung in Handarbeit dauert<br />
mehrere Stunden und ist schweißtreibend – dafür sorgt nicht nur die offene<br />
Feuerstelle, in der das Blech erhitzt wird. Was alles getan werden muss, damit<br />
aus einem flachen Blech eine gewölbte Schelle wird, hat uns der Schmied<br />
Franz Hiller aus Obermaiselstein gezeigt.<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
27
HANDWERK<br />
2<br />
Bild 1 –6: Wenn das Feuer in der Esse brennt, ist es Zeit,<br />
die zwei vorgeschnittenen Blechformen für die Schelle zu<br />
holen. Zunächst wird eine von ihnen in das Feuer gelegt.<br />
Wenn sie rundherum glüht, legt der Schmied sie in die<br />
Presse (Bild 4). Danach bearbeitet er das Blech mit dem<br />
Hammer auf dem Amboss weiter. Dieser Vorgang (Esse,<br />
Presse, Amboss) wird etwa viermal wiederholt, bis das<br />
Blech die typische Schellenform hat (Bild 6). Danach wird<br />
mit dem zweiten Blech genauso verfahren<br />
1<br />
3<br />
7<br />
28<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
4<br />
5<br />
6<br />
8<br />
Bild 7–9: Sind die Bleche in Form gebracht,<br />
werden sie an den Rändern abgeflext, sodass<br />
sie etwa gleich groß sind und aneinander<br />
passen. Dann werden sie zusammengeschweißt.<br />
Anschließend glättet der Schmied die Schweißnähte<br />
mit der Flex<br />
9<br />
DER SCHELLENSCHMIED<br />
Franz Hiller ist Schmied aus Leidenschaft und hat seine eigene<br />
Schmiede samt Verkaufsfläche in Obermaiselstein. Hier finden<br />
sich zahlreiche Dinge: von der Kässpatznpfanne über mittelalterliche<br />
Waffen hin zu Besteck, Scheren und anderen Küchenutensilien.<br />
Vor zwei Jahren suchte er eine neue Herausforderung<br />
und schmiedete am Karfreitag seine allererste<br />
Kuhschelle, und weil ihm das so viel Freude bereitet hat, hat<br />
er seitdem nicht mehr damit aufgehört. Seine Begeisterung<br />
für sein Handwerk ist ansteckend – davon kann man sich auf<br />
den zahlreichen Mittelaltermärkten in der Region und Österreich<br />
überzeugen, auf denen er vor Publikum das harte Eisen<br />
wie zarte Butter verformt und mit gezielten Schlägen kleine<br />
schmiedeeiserne Kunstwerke schafft. Dabei hat er stets ein<br />
offenes Ohr für Fragen und erklärt Interessierten gerne sein<br />
Handwerk. Gleiches gilt auch, wenn man in seiner Schmiede<br />
vorbeischaut, die er freitags ab Mittag sowie am Samstag für<br />
Besucher öffnet.<br />
Info:<br />
Franz Hiller – Mittelalterschmiede<br />
Am Auwald 6, 87538 Obermaiselstein<br />
www.schmiede-design.com<br />
<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
29
HANDWERK<br />
Bild 10–11: Aus einem Stück glühenden Stahls<br />
wird die Hafte gefertigt, an der später der<br />
Schellenriemen befestigt wird. Die Hafte wird<br />
ebenfalls angeschweißt. Gleiches geschieht mit<br />
der Halterung im Schelleninneren, die den Kallen<br />
trägt. Der sorgt für den prägnanten Sound<br />
10<br />
12<br />
13 14 16<br />
15<br />
Bild 12–16: Der Kallen wird unter dem<br />
Lufthammer geschmiedet. Ein Muster (Bild 13)<br />
dient der Sicherheit. Hat der Stahl die<br />
richtige Stärke, wird er auf dem Amboss<br />
gebogen und mit einem Stück Gummi<br />
versehen – das reduziert Nebengeräusche.<br />
Nachdem der Kallen an der inneren Hafte<br />
angebracht wurde, folgt die Klangprobe<br />
Fotos: Ramona Alger, Joshua Riedisser<br />
30<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
GLOCKE ODER SCHELLE<br />
11<br />
Beide läuten, beide sind an den Hälsen von Kühen zu<br />
sehen und dennoch dürfen sie nicht miteinander verwechselt<br />
werden: Der wohl wesentlichste Unterschied<br />
zwischen Glocken und Schellen ist die Art der Herstellung.<br />
Erstere wird in Form gegossen und besteht<br />
aus einer Messing-Legierung, letztere wird aus einem<br />
Stück Stahlblech gehämmert oder gestanzt, das dann<br />
gebogen und geschweißt – früher genietet – wird.<br />
Innen haben beide eine Hafte, an der der Kallen befestigt<br />
wird. Die Schelle hat außen ebenfalls eine Hafte,<br />
die Glocke wiederum einen Zapfen: An beiden wird<br />
jeweils der Lederriemen befestigt.<br />
Schellen sind wesentlich widerstandsfähiger als Glocken.<br />
Wenn sie einen Schlag abbekommen und sich<br />
verformen, so klingen sie immer noch. Hat die Glocke<br />
jedoch einen Riss, verstummt sie. Claudia Schöwe<br />
Wachgeküsst<br />
von der Natur<br />
ENTSPANNTE GENUSSMOMENTE IN<br />
DEN ALLGÄUER HOCHALPEN<br />
Entdecken Sie die Facetten des Allgäus in<br />
herzlicher Wohlfühl-Atmosphäre im familiengeführten<br />
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Wir legen sehr viel Wert auf regionale<br />
Produkte als Grundlage unserer Küche. Die<br />
von uns liebevoll angebauten Kräuter aus<br />
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Küche abends: nach telefonischer<br />
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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
31<br />
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HISTORIE & BRAUCHTUM<br />
Der berühmte »Adlerkönig«<br />
nach erfolgreicher Jagd mit<br />
seiner Beute über der Schulter<br />
DER »ADLERKÖNIG«<br />
EIN MANN MIT ZWEIFELHAFTEM RUF<br />
Der Adler wird nicht umsonst »König der Lüfte« genannt. Majestätisch fliegt<br />
er am Himmel entlang und glücklich ist derjenige, der einen in freier Wildbahn<br />
zu Gesicht bekommt. Sie sind selten geworden, die Adler in Deutschland,<br />
weil früher systematisch auf sie Jagd gemacht wurde. Besonders erfolgreich<br />
dabei war der Oberjäger Leo Dorn.<br />
Bereits vor Jahrhunderten begann die<br />
– heute unvorstellbare – Jagd auf die<br />
Adler, denn die Menschen fingen<br />
früh an, den imposanten Vogel nicht nur<br />
als »König der Lüfte« zu sehen, sondern<br />
auch als Jagdkonkurrenten und Feind der<br />
Nutztiere. So kam es dazu, dass die Adler in<br />
Europa geschossen oder mit Fangeisen und<br />
Giftködern getötet wurden. Manche Jäger<br />
waren mehr oder weniger erfolgreich, doch<br />
einem konnte keiner das Wasser reichen –<br />
Oberjäger Leo Dorn, Leibjäger des beliebten<br />
Prinzregenten Luitpold von Bayern.<br />
VOM WAGHALSIGEN LAUSBUB …<br />
Er wurde am 16. Januar 1836 als Sohn des<br />
Jägers und Jagdverwalters Ignaz Dorn und<br />
dessen Frau Genovefa geboren. Ein sanftes,<br />
braves Bürschchen war der junge Leo anscheinend<br />
nicht und einer Rauferei ging er<br />
selten aus dem Wege, so schrieb ein Chronist<br />
über ihn. Schon als 15-Jähriger holte er,<br />
an einem Seil hängend, die Jungvögel aus<br />
einem Adlerhorst. Bei einer solchen waghalsigen<br />
Aktion im Juli 1851 im Oytal fanden<br />
sich rund 1500 Zuschauer ein. Die<br />
Sache entwickelte sich zu einem richtigen<br />
Volksfest mit Wurstbuden und Musik. Leo<br />
Dorn und auch andere Burschen nahmen<br />
solche Klettertouren mehrmals vor, unter<br />
anderen auch im Rohrmooser Tal und im<br />
oberen Ostrachtal. Heute sind solche Aktionen<br />
nicht mehr denkbar und man kann sich<br />
das Spektakel kaum vorstellen.<br />
… ZUM LEIBJÄGER DES PRINZREGENTEN<br />
Im Jahr 1851 übernahm Prinz Luitpold von<br />
Bayern die Oberstdorfer und die Hindelang-<br />
Hintersteiner Jagd. Sechs Jahre später trat<br />
Leo Dorn als Jagdgehilfe – anfangs nur als<br />
Treiber – in die Dienste von Prinz Luitpold,<br />
des späteren Prinzregenten, ein.<br />
Vor seiner Anstellung sollen einige Berater<br />
des Regenten »die Hände über dem Kopf<br />
zusammengeschlagen haben«, weil man es<br />
wagte, »den rauflustigsten Burschen weit<br />
und breit« für solch einen königlichen Posten<br />
in Betracht zu ziehen. »Macht gar<br />
nichts«, tröstete sie Graf Quadt, ein Jagdfreund<br />
des Prinzregenten: »Der Kerl hat<br />
zwar den Teufel im Leib, aber gerade solche<br />
Leute brauchen wir.«<br />
32<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Bei Prinz Luitpold machte der junge Leo<br />
Dorn Karriere, wurde 1881 zum Oberjäger<br />
und Jagdverwalter ernannt und mit der<br />
Hege des Rotwildes im Revier um Hindelang-Hinterstein<br />
betraut. Die Jagdgebiete<br />
waren nach der Aufhebung der Adelsprivilegien<br />
im Zuge der Revolution von<br />
1848 leergeschossen. Als Leo Dorn seinen<br />
Dienst beim Prinzen antrat, beschrieb er<br />
seinem Jagdherrn den Wildbestand als<br />
trostlos. An der neun Stunden langen Grenze<br />
zum benachbarten Tirol scheuten sich<br />
die Tiroler Wildschützen nicht, am helllichten<br />
Tage regelrechte Treibjagden auf<br />
Gämsen abzuhalten.<br />
ter 1912 seinen letzten Adler auf einem<br />
Misthaufen in Hindelang. Wie viel Wahrheit<br />
dahinter steckt, kann man heute nicht mehr<br />
sagen, aber es erzählt sich gut.<br />
So oder so: Leo Dorn ist bis heute im Gedächtnis<br />
der Allgäuer und auch wenn man<br />
mittlerweile nicht mehr auf die Idee kommen<br />
würde, Jagd auf den König der Lüfte<br />
zu machen, so sprechen alle nur wohlwollend<br />
über den »Adlerkönig«, der seine<br />
letzte Ruhestätte auf dem Hindelanger<br />
Friedhof fand, wo bis heute eine Gedenktafel<br />
an ihn erinnert.<br />
Thomas Niehörster/Claudia Schöwe<br />
BESCHÜTZER DES WILDES VOR RÄUBERN<br />
Prinz Luitpold hatte in Anbetracht dieser<br />
höchst unerfreulichen Situation aus dem<br />
Forstenrieder Park bei München 17 Stück<br />
Rotwild in sein Ostrachtaler Jagdrevier gebracht.<br />
Dieser Wildbestand musste aufgebaut<br />
und vor Eingriffen geschützt werden,<br />
was unter anderem Leo Dorns Aufgabe als<br />
Heger war. Mit dieser Vorgabe im Rücken<br />
ging Dorn nicht nur streng gegen Wilderer<br />
vor, sondern genauso gegen das Raubwild,<br />
das verantwortlich für die ständigen Verluste<br />
an Jungtieren des Wildes und der<br />
Bauern war. Zu diesen Räubern zählte man<br />
vor allem die Adler, die es aus damaliger<br />
Sicht als schädlich zu bekämpfen galt. Den<br />
Titel »Adlerkönig« bekam Leo Dorn 1860<br />
beim Abschuss seines 50. Adlers. Vom<br />
Prinzregenten persönlich wurde ihm zudem<br />
das silberne Verdienstkreuz vom Orden des<br />
Heiligen Michael verliehen. Am ersten<br />
Weihnachtstag, dem 25. Dezember 1906,<br />
erlegte Leo Dorn seinen 75. Adler.<br />
Oben: Leo Dorn (rechts<br />
im Bild) zusammen mit<br />
Prinz Luitpold von Bayern<br />
(4. v. l.) und anderen<br />
Teilnehmern einer<br />
Jagdgesellschaft<br />
Rechts: Romantik nach<br />
Jägerart: Der Leibjäger<br />
des Prinzregenten<br />
bringt seiner Frau seinen<br />
75. erlegten Steinadler<br />
ER IST ZUM MYTHOS GEWORDEN<br />
Zwei Jahre später beendete er seine aktive<br />
Laufbahn als Oberjäger des Prinzregenten<br />
Luitpold von Bayern – ein Beinleiden zwang<br />
ihn in den Ruhestand. Doch der verlief gar<br />
nicht so ruhig, wie man denken mag: Mehrere<br />
Quellen besagen, dass der »Adlerkönig«<br />
bis zu seinem Tod am 5. November<br />
1915 noch weitere Tiere erlegt<br />
hat. Während manch Aufzeichnung<br />
von nur einem<br />
spricht, heißt es in anderen<br />
wiederum, dass es<br />
noch 25 waren und er<br />
die Hundert vollgemacht<br />
hat. Angeblich<br />
schoss er im Win-<br />
Fotos: Archiv Thomas Finkel, Thomas Niehörster/Ursus Verlag, Pixabay<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
33
NATUR<br />
FLIEGENDE FARBTUPFER<br />
SCHMETTERLINGE IM ALLGÄU<br />
In Frühjahr und Sommer halten die Farben wieder Einzug ins Land. Berge und Täler<br />
sind mit bunten Kleidern überzogen, und das nicht nur aufgrund von Blumen und<br />
anderen Pflanzen – auch in der Tierwelt geht es farbenfroh zu. So verschönern zum<br />
Beispiel Schmetterlinge als schillernde Farbtupfer die Allgäuer Lüfte. Wir stellen ein<br />
paar der fliegenden Edelsteine, wie die Falter auch manchmal genannt werden, vor.<br />
34<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Beginnen wir mit A<br />
wie Admiral. Dieser<br />
Schmetterling schwingt<br />
sich in luftige Höhen bis hin zu<br />
2500 Metern auf und das mit einer<br />
Flügelspannweite von gerade einmal nur<br />
50 bis 65 Millimetern. Sein Verbreitungsgebiet<br />
umfasst fast alle Kontinente und er<br />
ist wenig wählerisch, was seine Umgebung<br />
angeht: Vom Wald über Wiesen bis hin zu<br />
Siedlungen finden die Admirale überall ein<br />
Zuhause. Dabei führen sie häufig ein Nomadendasein,<br />
so flogen sie zum Beispiel im<br />
Winter früher bis nach Italien in wärmere<br />
Der Silbergrüne Bläuling hat einen<br />
behaarten Körper. Am Abend sind oft<br />
mehrere Falter zusammen mit zugeklappten<br />
Flügeln an Grashalmen zu beobachten<br />
– in sogenannten Schlafgemeinschaften<br />
Gefilde. In Zeiten des Klimawandels<br />
kommt es aber<br />
mittlerweile auch durchaus<br />
vor, dass sie zum Überwintern<br />
hier im Allgäu bleiben, da zieht es<br />
sie zum Teil eher im Sommer in nördlichere<br />
Gegenden. Die Raupen des Admirals<br />
kann man stets in der Nähe von Brennnesseln<br />
beobachten – hier legt das Schmetterlingsweibchen<br />
nämlich seine Eier ab, aus<br />
denen sieben Tage später die »Schmetterlingskinder«<br />
zur Welt kommen, die sich<br />
dann an den grünen Pflanzen so richtig satt<br />
fressen. Hier verpuppen sie sich auch, bevor<br />
nach vierzehn Tagen neue »fertige« Admirale<br />
die Erde bevölkern. Sie laben sich dann<br />
am Nektar von Pflanzen wie dem Wasserdost<br />
oder der Fetthenne, im Herbst auch an<br />
Fallobst und Efeublüten. Um ihr Revier zu<br />
verteidigen, liefern sich die Männchen der<br />
braunschwarzen Falter mit dem so auffälligen<br />
rotweißen Muster zum Teil regelrechte<br />
Verfolgungsflüge; um die Weibchen zu »erwischen«,<br />
betreiben sie sogenanntes Hilltopping,<br />
das heißt, sie halten sich an höher<br />
gelegenen Orten wie Hügeln oder Dächern<br />
auf und warten dort auf ihre Angebeteten.<br />
STÄRKENDE RUHEPAUSEN<br />
Anders als der Admiral begibt sich der<br />
Zitronenfalter nicht auf Wanderschaft – sondern<br />
gönnt sich gleich zwei Schläfchen im<br />
Jahr. Indem er am Anfang des Winters überschüssige<br />
Körperflüssigkeiten ausscheidet<br />
und Glyzerin als eigenes Frostschutzmittel<br />
einlagert, kann dieser Schmetterling nahezu<br />
ungeschützt in den hiesigen Gefilden bei<br />
Temperaturen bis zu 20 Minusgraden überwintern.<br />
Er verschläft die kalten Tage einfach.<br />
Ab März sind die Falter dann wieder aktiv,<br />
schon bald darauf kommt es zur Paarung –<br />
die gut und gern bis zu drei Stunden dauern<br />
kann. Rund 100 Eier legt das Weibchen später<br />
auf Faulbäumen ab. Die Raupen schlüpfen,<br />
verpuppen sich und Ende Juni bis Anfang<br />
August gibt es neue Falter –Männchen<br />
in strahlend gelbem und Weibchen in<br />
einem weißlich-grünen Kleid. Im<br />
Gegensatz zum Frühjahr sind<br />
diese Schmetterlinge im<br />
Sommer recht heikel: Sie<br />
naschen dann hauptsächlich<br />
von den<br />
Pflanzen, die rot<br />
oder violett blühen,<br />
zum Beispiel<br />
von Sommerflieder<br />
oder Kratzdisteln. Und<br />
weil das Herumfliegen und<br />
Fressen ganz schön anstrengend<br />
ist, werden nach zwei Wochen auch schon<br />
wieder die Füße hochgelegt beziehungsweise<br />
die Flügel zusammengeklappt – der Zitronenfalter<br />
hält bis zum frühen Herbst einen<br />
Sommerschlaf.<br />
EIN ALTER BEKANNTER<br />
Ein anderer Schmetterling schlägt hingegen<br />
regelmäßig seine Augen auf – die auf seinen<br />
Flügeln nämlich: Das Tagpfauenauge, das zur<br />
Familie der Edelfalter gehört, besitzt <br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
35
NATUR<br />
auf seinen rostroten<br />
»Flatterhilfen«<br />
vier<br />
schwarz-blaugelbe<br />
Farbtupfer<br />
in Augenform, die<br />
zur Abschreckung von Feinden dienen sollen.<br />
Klappt der Falter seine Flügel zusammen<br />
kann man aber nur noch die graubraunen<br />
Tarnfarben der Unterseiten sehen. Diese<br />
Schmetterlinge gehören zu den häufigsten<br />
Faltern in der hiesigen Umgebung und halten<br />
sich gerne in der Nähe von Wäldern, aber<br />
auch in Parks und Gärten auf; sie kommen<br />
dabei von Europa bis nach Japan vor. Zur<br />
Paarungszeit kann man am Waldrand beobachten,<br />
wie die männlichen Tiere nach<br />
einem festen Terminplan auf Brautschau<br />
gehen: Vormittags wird sich an einigen von<br />
über 200 Pflanzen gestärkt, deren Nektar sich<br />
die Tagpfauenaugen neben Obst schmecken<br />
lassen (darunter Huflattich, Löwenzahn und<br />
Klee), und nachmittags fliegen die Falter am<br />
Wald entlang – etwa alle 20 bis 50 Meter beginnt<br />
dabei ein neues Revier – um vorbeikommende<br />
Damen zu beglücken. In steilem<br />
Spiralflug wird mit Rivalen ausgefochten, wer<br />
als erster zum Zug kommt. Um »sich schön<br />
zu machen«, verwenden die Tagpfauenaugen<br />
ihr erstes Beinpaar, das verkümmert ist, als<br />
Putzpfoten. In Bezug auf diese Falter hat der<br />
Klimawandel ausnahmsweise auch mal einen<br />
positiven Nebeneffekt: So dürfen wir uns<br />
über zwei Schmetterlingsgenerationen im<br />
Jahr freuen, die erste fliegt ab circa Juni, die<br />
zweite überwiegend ab September/Oktober.<br />
IMPOSANTE ERSCHEINUNG<br />
Von ganz anderer Form und Farbe wie das<br />
Tagpfauenauge, aber genauso sehr beeindruckend,<br />
ist der Schwalbenschwanz.<br />
Sein Name bezieht sich auf<br />
die spitz zulaufenden Flügel,<br />
die eine Spannweite<br />
von bis zu acht Zentimeter<br />
erreichen können und gelb und<br />
schwarz mit etwas Rot und Blau gefärbt<br />
sind. In Mitteleuropa ist der Schwalbenschwanz<br />
einer der größten Schmetterlinge.<br />
War er früher gefährdet, so gibt es dank geringerer<br />
Ausbringung von Umweltgiften seit<br />
einigen Jahren wieder mehr von den eindrucksvollen<br />
Faltern. Aus diesem Grund<br />
wurde das Tier 2006 auch zum Schmetterling<br />
des Jahres gewählt. In segelndem und flatterndem<br />
Flug bevölkert der Schwalbenschwanz<br />
offenes Gelände wie Wiesen mit<br />
Den Kaisermantel kann man von Juni bis<br />
September in den Lüften beobachten. Um sich<br />
gegenseitig anzulocken, verströmen Männchen<br />
und Weibchen dieser Schmetterlingsart aus<br />
sogenannten Duftschuppen einen Lockstoff. Der<br />
Kaisermantel ist Schmetterling des Jahres <strong>2022</strong><br />
vielfältiger Flora oder auch Gärten. Auch er<br />
betreibt zur Paarungszeit Hilltopping, man<br />
kann ihn – und sie – dann beispielsweise auf<br />
südlichen Bergkuppen entdecken. Um den<br />
perfekten Platz zum Ablegen<br />
ihrer Eier zu finden (am<br />
besten geeignet sind hierfür<br />
sogenannte Doldenblütler),<br />
legen die Weibchen<br />
der Generation aus dem Frühling<br />
große Strecken zurück. Genau wie<br />
die ausgewachsenen Falter warten<br />
auch die Raupen mit einem besonderen<br />
Erscheinungsbild auf: Ihr<br />
grüner Körper wird von schwarzen Querstreifen<br />
geziert, die von roten Punkten unterbrochen<br />
werden, außerdem besitzen sie eine<br />
orange gefärbte Nackengabel, aus der sie Abwehrstoffe<br />
gegen Feinde absondern können.<br />
KLEIN, ABER FEIN<br />
Auch die Raupen eines viel kleineren<br />
Schmetterlings, des Silbergrünen Bläulings,<br />
scheiden bestimmte Stoffe aus – was ihnen<br />
eine gewinnbringende Gemeinschaft mit<br />
Ameisen beschert. Denn die zuckerhaltige<br />
Lösung, die die Raupen aus sogenannten abdominalen<br />
Drüsen absondern, ist für die<br />
schwarzen Krabbeltiere ein wahrer Leckerbissen.<br />
Als Dank für das süße Mahl beschützen<br />
die Ameisen die »Schmetterlingskinder«<br />
vor Feinden.<br />
Die Raupen selbst sind, was Nahrung angeht,<br />
ganz schön heikel: So fressen sie fast ausschließlich<br />
Hufeisenklee, nur in einigen Gebieten<br />
kommt auch noch die Bunte Kronwicke<br />
auf ihren Speiseplan. Im Juni<br />
verpuppen sich die Raupen und Mitte Juli<br />
schlüpfen die neuen Flattermänner und<br />
-frauen – die auch ausgewachsen sehr beschaulich<br />
bleiben: So bringen sie es gerade<br />
mal auf eine Flügelspannweite von nur 30 bis<br />
35 Millimetern. Der Silbergrüne Bläuling<br />
kommt nur in Europa vor und benötigt zum<br />
Leben basische Böden. In Regionen mit eben<br />
solchen findet man ihn auf kurzrasigem<br />
36<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
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Der Trauermantel hält<br />
sich hauptsächlich in<br />
offenen Laubwäldern<br />
sowie in Obstgärten<br />
und Alleen auf<br />
Der Lebensraum des<br />
Kleinen Fuchses<br />
erstreckt sich bis zu<br />
einer Höhe von 3500<br />
Metern. Zur Paarungszeit<br />
verfolgt das<br />
Männchen die Dame<br />
und trommelt mit seinen<br />
Fühlern auf ihre Flügel<br />
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Arten von Rasen beherbergen<br />
eine große Fülle an –<br />
häufig seltenen – Blumen und<br />
Insekten. Das Vorkommen des<br />
Silbergrünen Bläulings ist also ein<br />
wichtiger Hinweis auf solch einen intakten<br />
Lebensraum – ist dieser Schmetterling doch<br />
einer der ersten, der bei Veränderung der<br />
guten Bedingungen die Umgebung verlässt.<br />
Seine große Bedeutung für den Biotop- und<br />
Artenschutz verschaffte dem kleinen<br />
Schmetterling, den man sogar bis in luftigen<br />
Höhen von 2000 Metern entdecken kann,<br />
sogar den Titel »Insekt des Jahres 2015«.<br />
Doch egal, ob mit einem besonderen Titel<br />
ausgezeichnet oder nicht: Wunderschöne<br />
Schmetterlinge, von denen wir aus Platzgründen<br />
hier leider nur eine kleine Auswahl<br />
vorstellen konnten, gehören auf jeden Fall<br />
zum Allgäuer Sommer dazu – und machen<br />
die herrlichen Wiesen in der Region noch<br />
ein wenig bunter. Lisa Hartmann<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
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RUBRIK<br />
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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
RUBRIK<br />
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VIEHSCHEIDORTE<br />
UND TERMINE<br />
8<br />
1 OBERSTAUFEN 9. SEPTEMBER<br />
2 BAD HINDELANG 10. SEPTEMBER<br />
13<br />
3 JUNGHOLZ (TANNHEIMER TAL) 10. SEPTEMBER<br />
4 PFRONTEN-HEITLERN 10. SEPTEMBER<br />
14<br />
11<br />
1<br />
5 SEEG 10. SEPTEMBER<br />
6 OBERSTDORF 13. SEPTEMBER<br />
7 RETTENBERG-KRANZEGG 15. SEPTEMBER<br />
8 BALDERSCHWANG 16. SEPTEMBER<br />
9 GRÄN/HALDENSEE (TANNHEIMER TAL) 16. SEPTEMBER<br />
10 NESSELWANG 16. SEPTEMBER<br />
11 THALKIRCHDORF 16. SEPTEMBER<br />
26<br />
18<br />
12 EISENBERG-ZELL 17. SEPTEMBER<br />
13 GUNZESRIED 17. SEPTEMBER<br />
14 IMMENSTADT 17. SEPTEMBER<br />
15 PFRONTEN-RÖFLEUTEN 17. SEPTEMBER<br />
16 RETTENBERG-UNTERMAISELSTEIN 17. SEPTEMBER<br />
17 SCHWANGAU 17. SEPTEMBER<br />
18 WEITNAU/WENGEN 17. SEPTEMBER<br />
19 WERTACH 17. SEPTEMBER<br />
20 NESSELWÄNGLE (TANNHEIMER TAL) 18. SEPTEMBER<br />
21 BOLSTERLANG 19. SEPTEMBER<br />
22 RIEZLERN (KLEINWALSERTAL) 19. SEPTEMBER<br />
23 HASLACH AM GRÜNTENSEE 24. SEPTEMBER<br />
24 HALDENWANG 24. SEPTEMBER<br />
25 OBERMAISELSTEIN 24. SEPTEMBER<br />
26 MEMHÖLZ 3. OKTOBER<br />
27 OBERSTDORF-SCHÖLLANG K.A.<br />
28 SCHATTWALD (TANNHEIMER TAL) K.A.<br />
29 TANNHEIM (TANNHEIMER TAL) K.A.<br />
<strong>2022</strong><br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
39
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
HIER GEHT’S BERGAB<br />
VIEHSCHEIDTERMINE<br />
Im Herbst sind Gäste und Einheimische jedes Jahr gespannt, denn es<br />
findet ein ganz besonderes Ereignis im Allgäu statt: der <strong>Viehscheid</strong>.<br />
Festlich geschmückt werden Hunderte Rinder ins Tal getrieben und<br />
das Ganze natürlich kräftig gefeiert. Wir geben eine Übersicht über die<br />
<strong>Viehscheid</strong>e der Region.<br />
LIEBE LESER,<br />
leider ist es aufgrund der Corona-Situation<br />
auch in diesem Jahr möglich, dass einige Veranstalter<br />
ihren <strong>Viehscheid</strong> nach dem Erscheinungstermin<br />
unseres Magazins absagen<br />
oder das Programm ändern. Um ganz sicher<br />
zu gehen, möchten wir Sie bitten, sich vorab<br />
bei den Gemeinden zu informieren, ob und in<br />
welcher Form der <strong>Viehscheid</strong>, den sie besuchen<br />
möchten, stattfindet. Vielen Dank!<br />
40<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
FREITAG, 9. SEPTEMBER<br />
OBERSTAUFEN<br />
8.30 Uhr, Scheidplatz in Höfen (Abzweigung<br />
nach Steibis), ca. 1000 Tiere<br />
- Mehr als 160 Alpen bilden um Oberstaufen<br />
auf 3823 Hektar das größte zusammenhängende<br />
Alpgebiet Bayerns<br />
- Bergsommerausklang mit großer Schellenverlosung<br />
ab 14 Uhr<br />
- ab 19 Uhr Live-Musik und Festzeltbetrieb<br />
bis 2 Uhr morgens<br />
SAMSTAG, 10. SEPTEMBER<br />
BAD HINDELANG<br />
8.30 Uhr, <strong>Viehscheid</strong>platz auf der Aach (nahe<br />
der Hornbahn), ca. 1000 Tiere<br />
- Die Alpen Hasenegg, Stierbach, Kühbach,<br />
Erzberg und Platte treiben ihr Vieh ins Tal<br />
- großer Krämermarkt und Festzelt<br />
JUNGHOLZ IM TANNHEIMER TAL (A)<br />
ab 9 Uhr, Festzelt beim Feuerwehrhaus,<br />
ca. 100 Tiere<br />
- musikalische Unterhaltung im Festzelt<br />
- Für Speis und Trank wird gesorgt<br />
PFRONTEN-HEITLERN<br />
9 Uhr, Zentralschulweg 2–4 in Pfronten,<br />
ca. 400 Tiere<br />
- Sieben Pfrontener Alpen treiben ihr Vieh<br />
nach 100 Tagen Bergsommer ins Tal, mit<br />
dabei sind etwa 15 Kranzrinder<br />
- Ein Festumzug mit über 1000 Teilnehmern<br />
am Freitagabend läutet das <strong>Viehscheid</strong>-Wochenende<br />
ein<br />
- großer Krämermarkt und Festzelt<br />
SEEG<br />
ca. 13 Uhr, Festplatz in der Hitzlerieder<br />
Straße, ca. 70 Tiere<br />
- Bewirtung im Hüttendorf am Festplatz ab<br />
11 Uhr<br />
- gemütliches Beisammensein bei Blasmusik,<br />
die Harmoniemusik Seeg spielt auf<br />
- Für das leibliche Wohl ist gesorgt<br />
- Eintritt frei<br />
DIENSTAG, 13. SEPTEMBER<br />
OBERSTDORF<br />
9.30 Uhr, Scheidplatz im Ried (Renksteg),<br />
ca. 950 Tiere<br />
- Herden von den Galtalpen Bierenwang,<br />
Taufersberg, Haldenwang, Rappenalpe und<br />
Biberalpe<br />
- ab 9 Uhr Kutschfahrten vom Megèver Platz<br />
zum Renksteg<br />
DONNERSTAG, 15. SEPTEMBER<br />
RETTENBERG-KRANZEGG<br />
9 Uhr, <strong>Viehscheid</strong>platz, ca. 270 Tiere<br />
- einziger <strong>Viehscheid</strong> mit drei Kuhherden<br />
und einer Schafherde<br />
- Krämermarkt vom <strong>Viehscheid</strong>platz ins Dorf<br />
- um 14.30 Uhr Schellenübergabe an die Hirten<br />
durch Spender, große Schellenverlosung<br />
an die Besucher<br />
- ab 17.30 Uhr Festzeltmusik<br />
FREITAG, 16. SEPTEMBER<br />
BALDERSCHWANG<br />
10 Uhr, Parkplatz am Feuerwehrhaus,<br />
ca. 120 Tiere<br />
- Für das leibliche Wohl sorgt die Freiwillige<br />
Feuerwehr<br />
- kein Festzelt, aber trotzdem Feier auf dem<br />
Scheidplatz<br />
GRÄN/HALDENSEE<br />
IM TANNHEIMER TAL (A)<br />
ab 11 Uhr, Liftparkplatz Schachenlift,<br />
ca. 200 Tiere<br />
- musikalische Unterhaltung<br />
- Für Verköstigung wird gesorgt<br />
NESSELWANG<br />
10 Uhr, Talstation der Alpspitzbahn,<br />
ca. 100 Tiere<br />
- Musik, Tanz und Unterhaltung beim <strong>Viehscheid</strong>-Hoigarte<br />
im Festzelt<br />
- Umrahmung durch Brauchtums abend,<br />
Umzug, Bieranstich sowie Nesselwanger<br />
Herbstfest<br />
Foto: Dominik Ultes<br />
<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
41
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
THALKIRCHDORF<br />
9 Uhr, Festplatz Thalkirchdorf, ca. 800 Tiere<br />
- ab 10 Uhr Unterhaltung mit der Musikkapelle<br />
Thalkirchdorf<br />
- Um 14.30 Uhr gibt es die traditionelle<br />
Schellen verlosung<br />
- Bustransfer ab 19 Uhr vom Festplatz zum<br />
Oberstaufener Bahnhof<br />
- ab 20 Uhr Tanz und Stimmung mit Live-<br />
Band (Eintritt an der Abendkasse)<br />
SAMSTAG, 17. SEPTEMBER<br />
EISENBERG-ZELL<br />
10 Uhr, Eisenberg – Ortsteil Zell, ca. 80 Tiere<br />
- Almabtrieb von der Schlossbergalm nach Zell<br />
- Unterhaltung mit Musikkapelle und Alphornbläsern<br />
GUNZESRIED<br />
9 Uhr, Scheidplatz, ca. 1700 Tiere<br />
- Das Vieh kommt in 14 Herden von insgesamt<br />
19 Alpen zurück ins Tal – der <strong>Viehscheid</strong><br />
ist einer der größten Alpabtriebe der<br />
Region<br />
- Essen, Trinken, musikalische Unterhaltung<br />
und Schellenverlosung im großen Festzelt<br />
- Krämermarkt mit regionalen Produkten<br />
rund um das Festzelt<br />
IMMENSTADT IM ALLGÄU<br />
9 Uhr, Viehmarktplatz, ca. 800 Tiere<br />
- einziger städtischer <strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />
- Bereits am Freitagabend wird in Immenstadt<br />
unter dem Motto »g‘scheid feiern« der <strong>Viehscheid</strong><br />
eingeläutet<br />
- Abtriebstrecke: Steigbachtal, Gottesackerstraße,<br />
Bräu hausstraße, Bahnhofstraße,<br />
Rothenfelsstraße, Viehmarktplatz<br />
- Unterhaltung auf dem Scheidplatz und im<br />
Festzelt mit Krämermarkt, Scheidschellenwürfeln<br />
am Nachmittag und Musik<br />
PFRONTEN-RÖFLEUTEN<br />
ab 10 Uhr, beim Forsthaus an der Peter-Heel-<br />
Straße, ca. 160 Tiere<br />
- Findet immer eine Woche nach dem »großen«<br />
<strong>Viehscheid</strong> in Pfronten-Heitlern statt<br />
- Rinder von der Röfleuter Alpe<br />
RETTENBERG-UNTERMAISELSTEIN<br />
morgens, Untermaiselstein, ca. 300 Tiere<br />
- kleiner, traditioneller <strong>Viehscheid</strong> von drei<br />
Alpen<br />
- Die Landjugend Untermaiselstein sorgt für<br />
Speis und Trank<br />
SCHWANGAU<br />
12.30 Uhr, Ortsteil Hohenschwangau,<br />
ca. 200 Tiere<br />
- Das Vieh von der Alpe Jägerhütte und der<br />
Altenberger Alm zieht zu Füßen der Königsschlösser<br />
in den Schwanseepark ein<br />
- traditioneller <strong>Viehscheid</strong> ohne Krämermarkt<br />
und Festzelt, die Bauern feiern ganz für sich<br />
die Heimkehr ihres Viehs gemütlich mit<br />
einer Brotzeit und einem kühlen Bier<br />
WEITNAU/WENGEN<br />
Ab 12.30 Uhr, Dorfhalle in Wengen,<br />
ca. 120–140 Tiere<br />
- Rinder von der Alpe Wenger Egg<br />
- immer am dritten Samstag im September<br />
- ab 10 Uhr Bauernmarkt<br />
WERTACH<br />
9 Uhr, Scheidplatz, ca. 700 Tiere<br />
- einer der ältesten und traditionsreichsten<br />
<strong>Viehscheid</strong>e der Region<br />
- Rinder von den Alpen Sorg I und II,<br />
Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp, Untere<br />
Reuterwanne, Untere Bichler-Alpe<br />
- Umrahmung durch Herbstfest mit Krämermarkt,<br />
Alphornblasen und Maibaumversteigerung<br />
sowie Ausstellung »Wertacher<br />
Alpen« in der Tourist-Info Wertach (am<br />
Scheidtag von 8–17 Uhr geöffnet)<br />
- ab 19.30 Uhr Scheidausklang mit Livemusik<br />
SONNTAG, 18. SEPTEMBER<br />
NESSELWÄNGLE IM TANNHEIMER TAL (A)<br />
ab 11 Uhr, Feuerwehrhalle, ca. 100 Tiere<br />
- musikalische Unterhaltung<br />
- Für Speis und Trank ist gesorgt<br />
MONTAG, 19. SEPTEMBER<br />
BOLSTERLANG<br />
9.00 Uhr, Dorflift-Parkplatz zwischen Bolsterlang<br />
und Sonderdorf, ca. 550 Tiere<br />
- Es wird kein Festzelt geben, für das leibliche<br />
Wohl ist aber gesorgt<br />
- Vieh der drei Bolsterlanger Galtalpen: die<br />
Alpe Hinteregg, die Alpe Zunkleiten und<br />
die Alpe Bolgen<br />
RIEZLERN IM KLEINWALSERTAL (A)<br />
8.15 Uhr, Scheidplatz bei der Breitachbrücke,<br />
ca. 700 Tiere<br />
- Rinder von vier Alpen im Kleinwalsertal<br />
- Die ersten Alpen erreichen um ca. 7.30 Uhr<br />
die Ortschaft Baad und ziehen dann entlang<br />
der Bundesstraße bis Riezlern<br />
SAMSTAG, 24. SEPTEMBER<br />
HASLACH AM GRÜNTENSEE<br />
11 Uhr, Feuerwehrhaus Haslach,<br />
ca. 100 Tiere<br />
- Organisiert vom Pfeifenclub Haslach e. V.<br />
- Hier werden die Schumpen durchs Festzelt<br />
getrieben<br />
- Dazu gibt es Essen, Trinken und musikalische<br />
Unterhaltung<br />
HALDENWANG<br />
10 Uhr, Scheidplatz am westlichen Ortsrand<br />
(Neubaugebiet), ca. 100 Tiere<br />
- Die Rinder kommen von der einzigen Alpe<br />
in Haldenwang – der Alpe Berg<br />
- Der traditionelle Abtrieb und <strong>Viehscheid</strong><br />
erfolgt nur bei guter Witterung<br />
- Örtliche Vereine sorgen für Bewirtung<br />
Illustrationen: Ramona Alger<br />
42<br />
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ab ca. 9 Uhr, Obermaiselstein, ca. 1200 Tiere<br />
- einer der größten und bekanntesten <strong>Viehscheid</strong>e<br />
im Allgäu<br />
- Rinder von elf Alpen<br />
- Zum Redaktionsschluss stand noch keine<br />
nähere Planung fest<br />
ETIkETTEn unD banDErolEn<br />
...............................<br />
FacH- unD Pr-zEITScHrIFTEn<br />
...............................<br />
GEScHäFTS- unD WErbEDruck<br />
...............................<br />
bücHEr unD broScHü rEn<br />
MONTAG, 3. OKTOBER<br />
MEMHÖLZ<br />
11 Uhr, Memhölz, ca. 40 Tiere<br />
- immer am 3. Oktober und damit der letzte<br />
<strong>Viehscheid</strong> im Allgäu<br />
- Die Musikkapelle Memhölz und Alphornbläser<br />
sorgen für die Bewirtung und musikalische<br />
Unterhaltung<br />
Änderungen möglich,<br />
alle Angaben ohne Gewähr<br />
Folgende <strong>Viehscheid</strong>-Termine standen bei<br />
Redaktionsschluss im Juni noch nicht fest. Wir<br />
bitten Sie, sich bezüglich Datum und Programm<br />
selbst zu informieren, wenn Sie den <strong>Viehscheid</strong><br />
in einem der aufgelisteten Orte besuchen<br />
möchten.<br />
OBERSTDORF-SCHÖLLANG<br />
SCHATTWALD IM TANNHEIMER TAL (A)<br />
IN TOPFORM<br />
GEHT´S<br />
SCHNELLER<br />
NACH OBEN.<br />
TANNHEIM IM TANNHEIMER TAL (A)<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
43<br />
01_Eigenanzeige_HD_90x270mm.indd 1 15.05.18 15:32
FREIZEIT<br />
FLÜSSIGES GOLD<br />
DER SCHLUCK ZUM GLÜCK<br />
Das Allgäu ist für vieles bekannt: für seine Berge, für leckere Kässpatzn und<br />
natürlich für Bier. Gerade von letzterem gibt es in der Region gefühlt so viele<br />
Marken wie die Alpen Gipfel haben. Wir haben für Sie ein paar Brauereien<br />
zusammengestellt, die garantiert jeden Bierliebhaber glücklich machen.<br />
3<br />
9<br />
RETTENBERG: BERNARDIBRÄU, EN-<br />
1<br />
G ELBRÄU, PRIVAT-BRAUEREI ZÖTLER<br />
Aller guten Dinge sind drei – das ist die Devise<br />
des Brauereidorfes Rettenberg. Als wäre das nicht<br />
schon genug, befindet sich mit BernardiBräu die<br />
höchstgelegene Privatbrauerei Deutschlands in<br />
dem kleinen Ort. Und die Brauerei Zötler setzt<br />
noch einen oben drauf: Sie ist die älteste Familienbrauerei<br />
der Welt. Doch Engelbräu braucht sich<br />
dahinter nicht zu verstecken, denn auch diese<br />
Brauerei kann auf über 350 Jahre Brautradition<br />
zurückblicken. Alle drei Brauereien können übrigens<br />
besichtigt werden.<br />
Kammeregger Weg 7, 87549 Rettenberg,<br />
www.bernardibraeu.de<br />
Burgberger Straße 17, 87549 Rettenberg,<br />
www.engelbraeu.de<br />
Grüntenstraße 2, 87549 Rettenberg,<br />
www.zoetler.de<br />
2<br />
ISNY: BRAUEREI STOLZ<br />
Die Privatbrauerei ist mit ihren knapp<br />
über 100 Jahren noch recht jung, doch deswegen<br />
nicht weniger gut. Zudem konnte sie sich gegen<br />
13 andere Brauereien durchsetzen und ist heute<br />
die einzige ihrer Art in Isny. Insgesamt hat die<br />
Brauerei Stolz zehn verschiedene Biere im Angebot,<br />
inklusive Radler. Zudem werden in dem<br />
Familienunternehmen auch alkoholfreie Getränke<br />
wie Limonaden hergestellt.<br />
Rotenbacher Weg 2, 88316 Isny im Allgäu,<br />
www.allgäuer-stolz.de<br />
MECKATZ: MECKATZER LÖWENBRÄU<br />
3<br />
Wenn bei uns jemand vom Allgäuer<br />
Sonntagsbier redet, dann wissen die Einheimischen,<br />
was gemeint ist: das Meckatzer<br />
Weiss-Gold. Das einzigartige, harmonische Bier<br />
wird nach dem traditionellen Zweimaischverfahren<br />
gebraut und kalt gereift. Doch auch die anderen<br />
flüssigen Goldkreationen aus der Brauerei<br />
können sich schmecken lassen – das erfährt man<br />
nicht nur beim Besuch des Getränkehändlers um<br />
die Ecke, sondern auch bei einer Brauereibesichtigung.<br />
Meckatz 10, 88178 Heimenkirch,<br />
www.meckatzer.de<br />
4<br />
SONTHOFEN: DER HIRSCHBRÄU<br />
Man kann wirklich nicht sagen, wie viele<br />
Liter oder Sorten Bier die Brauerei in den über<br />
350 Jahren seit ihrer Gründung produziert hat,<br />
doch eines ist klar: Angestaubt schmeckt der<br />
Gerstensaft aus Sonthofen keinesfalls. Und damit<br />
sind nicht nur die Dauerbrenner wie das Allgäuer<br />
Hüttenbier und der helle beziehungsweise dunkle<br />
Hirsch gemeint, sondern auch die Craft-Biere, mit<br />
denen alte Rezepte neu interpretiert werden. Also<br />
auf geht´s mit leeren Taschen in den Bräumarkt<br />
der Brauerei und mit vollen wieder heraus.<br />
Grüntenstraße 7, 87527 Sonthofen,<br />
www.hirschbraeu.de<br />
5<br />
MISSEN: SCHÄFFLER BRÄU<br />
Bereits seit über 150 Jahren wird das Ortsbild<br />
von Missen von der Familienbrauerei geprägt.<br />
Damit der Laden und das Bier am Laufen bleiben,<br />
überlegt sich die Eigentümerfamilie Graßl ständig<br />
etwas neues, wie beispielsweise das recht junge<br />
Helle oder das unfiltrierte Kellerpils. Aber nicht<br />
nur die zwölf Braukreationen sind einen Schluck<br />
wert, sondern auch der vielen bekannte Bierlikör<br />
und sein stärkerer Bruder, der Bierbrand. Wer sich<br />
das Geschmackserlebnis nicht entgehen lassen<br />
will, der sollte an einer Führung durch die<br />
Produktionsstätte teilnehmen.<br />
Hauptstraße 17, 87547 Missen-Wilhams,<br />
www.schaeffler-braeu.de<br />
6<br />
KEMPTEN: ALLGÄUER BRAUHAUS<br />
Bereits vor 628 Jahren berichteten Urkunden<br />
über eine Stiftsbrauerei in der Stadt und<br />
aus eben dieser ging vor über 100 Jahren das<br />
Allgäuer Brauhaus hervor – damit gilt die Brauerei<br />
als eine der ältesten ganz Deutschlands. Die<br />
jahrhundertealte Tradition wird bis heute gelebt:<br />
nicht nur mit den Klassikern, wie der Alt Kemptener<br />
Weißen, sondern auch mit den zahlreichen<br />
anderen Hopfenkreationen wie dem Allgäuer<br />
Büble Bier. Wer die Köstlichkeiten in einem urigen<br />
Ambiente probieren will, der sollte in der original<br />
Brauereiausschänke Zum Stift in Kempten oder<br />
deren Biergarten einkehren.<br />
Königstraße 8, 87435 Kempten,<br />
www.allgaeuer-brauhaus.de<br />
Stiftsplatz 1, 87439 Kempten,<br />
www.zum-stift.de<br />
NESSELWANG: BRAU-MANUFACTUR<br />
7<br />
ALLGAEU<br />
Nicht weit von den Königsschlössern Neuschwanstein<br />
und Hohenschwangau entfernt, mitten im<br />
Ostallgäu, befindet sich die Brau-Manufactur, in<br />
der spannende Biere mit einem ganz eigenen<br />
Charakter hergestellt werden. Zu diesen gehören<br />
etwa vier bayerisch-königliche Biere, vier Nesselwanger<br />
Biere sowie sechs Craft-Bier-Kreationen<br />
mit dem Namen Braukatz, die ganz neue<br />
Geschmackswelten eröffnen. Wer mehr erfahren<br />
und vom flüssigen Brot kosten will, der sollte sich<br />
eine Besichtigung oder gar einen Braukurs nicht<br />
entgehen lassen.<br />
Hauptstraße 25, 87484 Nesselwang,<br />
www.brau-manufactur-allgaeu.de<br />
8<br />
MEMMINGEN: MEMMINGER BRAUEREI<br />
Sie ist nicht die älteste Brauerei im Allgäu,<br />
doch sie zählt zu den bedeutendsten der Region<br />
44<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
8<br />
Anzeigen<br />
6<br />
2<br />
7<br />
5<br />
1<br />
4<br />
und ist unter den Top 100 der größten Bierproduktionsstätten<br />
Deutschlands. Seit 1886 stellt<br />
die Brauerei goldene Köstlichkeiten her und überrascht<br />
mittlerweile mit der Fülle des Angebots:<br />
Ganze 18 Bier- und Biermischprodukte verlassen<br />
die Sudkessel und Tanks des Memminger Unternehmens.<br />
Von der Vielfalt der Hopfenkreationen<br />
kann man sich im Brauereiverkauf selbst überzeugen<br />
und sein Tragerl füllen.<br />
Dr. Karl Lenz Straße 68, 87700 Memmingen,<br />
www.memminger-brauerei.de<br />
LEUTKIRCH: BRAUEREI CLEMENS<br />
9<br />
HÄRLE<br />
Bier von hier gibt es auch in dieser Brauerei, die<br />
seit 1897 aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe<br />
prickelnde Gaumenfreuden fabriziert. In den letzten<br />
123 Jahren haben vier Generationen der<br />
Familie Härle mit Leidenschaft und Qualitätsanspruch<br />
die Brauerei zu einer der erfolgreichsten<br />
im Allgäu und in Oberschwaben gemacht. Heutzutage<br />
werden in dem alten Gebäude 15 verschiedene<br />
Sorten Bier und zwei Biermischgetränke<br />
hergestellt. Für alle, die es gerne ohne<br />
Alkohol mögen: Das regional bekannte Erfrischungsgetränk<br />
SeeZüngle entsteht auch hier<br />
– davon kann sich jeder bei einer Besichtigung<br />
überzeugen.<br />
Am Hopfengarten 5, 88299 Leutkirch im Allgäu,<br />
www.haerle.de<br />
Urlaubsziel<br />
Bogenschießen in Bolsterlang<br />
• Bogenkurse für Anfänger und Fortgeschrittene<br />
• Bogenübungsplatz im Dorf mit Zielscheiben und<br />
überdachtem Abschuss<br />
• 3-D-Parcours im Tal mit 10 Stationen<br />
• 3-D-Parcours am Berg mit 32 Stationen<br />
Gästeinformation Bolsterlang<br />
Rathausweg 4 I 87538 Bolsterlang I Tel. 08326 8314<br />
bolsterlang@hoernerdoerfer.de I www.bolsterlang.de<br />
Leben wie in der Steinzeit<br />
BEWEGENDE<br />
NATUR –<br />
GESCHÜTZTE<br />
LEBENSVIELFALT<br />
• Steinzeitbohrer • Abenteuerweg • Ausgrabungsstätte<br />
• Gerbstation • Klanghölzer • Steinzeit Memo<br />
An der Mittelstation der Hörnerbahn Bolsterlang.<br />
Im Sommer täglich geöffnet.<br />
Mehr Informationen: www.hoernerdoerfer.de/steinzeitdorf<br />
Fotos: Pixabay<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
45
RUBRIK HANDWERK<br />
Käselieferung anno dazumal.<br />
Was heute mit modernen<br />
Verkehrsmitteln seinen Weg<br />
in die Welt findet, wurde<br />
früher noch mit dem<br />
Pferdefuhrwerk ausgefahren<br />
GELBES GLÜCK<br />
160 JAHRE KÄSEREI BALDAUF<br />
<strong>2022</strong> ist für die Käserei Baldauf aus Goßholz/Lindenberg ein besonderes Jahr: Sie feiert<br />
ihr sage und schreibe 160-jähriges Bestehen. Die Firma kann auf eine bewegte<br />
Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf sie immer offen war für Innovation und<br />
während der sie sich stets weiterentwickelt hat. Heute verbindet der Betrieb Traditionelles<br />
mit Modernem und freut sich, das Jubiläum mit diversen Aktionen zu feiern.<br />
Die Sennerei in Hopfen<br />
besteht schon seit mehr als<br />
100 Jahren. Noch heute<br />
sieht das Gebäude nahezu<br />
gleich aus wie damals<br />
46<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
RUBRIK<br />
Die Zentrale in Goßholz kommt farbenfroh<br />
daher, die bunte Bildsprache wird auch für<br />
die Produkte verwendet. Hier und in Hopfen<br />
läuft die Produktion klimaneutral ab<br />
Gründer der Firma Baldauf war Martin<br />
Baldauf – und der war eigentlich<br />
Hutfabrikant. Doch als der Huthandel<br />
in den 1860er-Jahren im Allgäu immer<br />
schwieriger wurde, erkannte er, dass es Zeit<br />
war, neue Wege zu gehen. Im Allgäu hatte<br />
gerade der Wandel vom Flachsanbau hin<br />
zur Milchwirtschaft stattgefunden und so<br />
stieg Martin Baldauf in den Handel mit<br />
Käse ein. Im Jahr 1862 war es soweit: Er<br />
gründete die Firma mit seinem Namen.<br />
Das Geschäft florierte und so wagten Martins<br />
Söhne Hans und Martin II. später den<br />
nächsten Schritt: Sie begannen 1885 mit der<br />
Eigenproduktion von Allgäuer Emmentaler.<br />
1903 wurde die Sennerei in Hopfen gebaut<br />
– neben der Zentrale in Goßholz ist sie die<br />
zweite Produktionsstätte, in der noch heute<br />
der Baldauf-Käse hergestellt wird. »Wir sind<br />
vom ersten Tag an Pächter in Hopfen«, freut<br />
sich die Marketingleiterin der Firma, Franziska<br />
Gockel. »Es wurde damals ein Vertrag<br />
mit der Sennereigenossenschaft Hopfen geschlossen<br />
und deren Milch geht noch heute<br />
ausschließlich an die Gebrüder Baldauf.«<br />
WECHSELVOLLE GESCHICHTE<br />
Die Firma wuchs stetig, einige schlimme<br />
Schicksalsschläge wie schwere Krankheiten<br />
und zwei Weltkriege mussten überstanden<br />
werden. Schon früh wurde die Marke Baldauf<br />
international bekannt, bereits in den 1920er-<br />
Jahren wurde der Käse in verschiedene europäische<br />
Länder und bis in die USA exportiert.<br />
In der Nachkriegszeit führte die Industrialisierung<br />
vielerorts zur Subventionierung von<br />
Großsennereien und zur Abkehr von traditionellen<br />
Herstellungsmethoden – aber gerade<br />
an denen wollte man bei Baldauf weiter<br />
festhalten. Es musste also eine neue Idee her!<br />
Und die kam von Herbert Baldauf, der die<br />
Firma ab dem Jahr 1972 leitete: Er begann,<br />
statt Emmentaler den Baldauf-Alpkäse zu<br />
produzieren, einen Käse vergleichbar mit<br />
dem französischen Comté. Diese sehr bedeutende<br />
Veränderung wurde als erstes in<br />
Hopfen umgesetzt. »Es war schon ein wirklich<br />
mutiger Schritt von Herbert und seiner<br />
Frau Eva, auf eine komplett neue Käsesorte<br />
umzusteigen, weil sich der Emmentaler vom<br />
Preis her nicht mehr gerechnet hat«, meint<br />
Franziska Gockel. Außerdem wurde damals<br />
begonnen, das ganze Jahr über Alpkäse<br />
in den Talkäsereien zu produzieren.<br />
Und beide Strategien hatten zum<br />
Glück Erfolg – Anfang der<br />
1980er-Jahre ging es der Firma<br />
wieder gut.<br />
1991 kam der sogenannte<br />
Hochalp Käse zum Sortiment<br />
hinzu, Lagerkapazitäten<br />
wurden erweitert und<br />
schließlich kaufte Herbert<br />
Baldauf, innovationsfreudig wie<br />
die Familie war, als erster Allgäuer einen vollautomatischen<br />
Pflegeroboter. Im Laufe der<br />
Jahre wurde die Palette an Baldauf-Käse um<br />
viele leckere Variationen, zum Beispiel den<br />
Bauern-, den Gartenkräuter- oder den Wildblumenkäse,<br />
erweitert. Heute kann man sich<br />
über 20 verschiedene Baldauf-Hart- und<br />
Schnittkäsesorten schmecken lassen, davon<br />
werden einige mit leckeren Zutaten verfeinert<br />
und von Hand mit unterschiedlichsten<br />
Kräutern versehen.<br />
NEUE VISIONEN<br />
Mittlerweile in der fünften Generation übernahm<br />
Georg Baldauf im Jahr 2012 den
RUBRIK HANDWERK<br />
Fotos: Baldauf Käse, Kay Blaschke, Lisa Hartmann<br />
Käse so weit das Auge reicht. In den<br />
Reifekellern entwickeln die Laibe ihren<br />
charakteristischen Geschmack. Dreimal<br />
wöchentlich wendet ein Roboter den<br />
Käse und bürstet ihn mit Salzwasser ab<br />
Georg Baldauf führt die Firma mit<br />
Leidenschaft und möchte sie auch<br />
in Zukunft in puncto Qualität und<br />
Nachhaltigkeit noch weiter voranbringen<br />
KOMM VORBEI!<br />
Die Welt des Käses kennenlernen –<br />
bei einer Sennereiführung an einem<br />
der folgenden Termine in Hopfen:<br />
Freitag, 22. Juli <strong>2022</strong><br />
Freitag, 12. August <strong>2022</strong><br />
Freitag, 2. September <strong>2022</strong><br />
jeweils um 17 Uhr<br />
Anmeldung unter www.baldauf-kaese.de/<br />
aktuelles/160-jahre-baldauf<br />
Betrieb und die Firma machte sich sozusagen<br />
endgültig auf in die Zukunft. Dem Sinn<br />
der Baldaufs für Innovation bei gleichzeitiger<br />
Verwurzelung in der Tradition wird<br />
dabei stets treu geblieben, für Georg Baldauf<br />
»ist Tradition etwas Lebendiges, das Fortschritt<br />
nicht ausschließt«.<br />
Er hat die Käserei auf verschiedenen Ebenen<br />
erneuert: Der Betrieb wurde neu organisiert,<br />
Logistik und Verwaltung neu gebaut,<br />
der Firmenauftritt überarbeitet, ein Onlineshop<br />
eingerichtet, ja, sogar ein eigenes<br />
Print- und Onlinemagazin zum Thema Käse<br />
wurde ins Leben gerufen.<br />
Ein ganz besonderer Schritt war die Eröffnung<br />
der ersten, eigenen Sennerei in<br />
Goßholz vor zwei Jahren, waren doch alle<br />
Produktionsstandorte seit 1862 gepachtet<br />
gewesen. In der neuen Produktionsstätte<br />
wird die Baldauf-Philosophie sichtbar:<br />
Nicht die Maximierung der Produktionsleistung,<br />
sondern die Steigerung von Qualität<br />
bei einem gleichzeitig respektvollen Umgang<br />
mit der Natur.<br />
»Käsen ist ein sehr energieintensiver Prozess«,<br />
erklärt die Marketingleiterin und fügt<br />
hinzu: »Aber die neue Sennerei ist so konzipiert,<br />
dass man möglichst viel Energie<br />
recyceln und auf diese Art und Weise sehr<br />
energie- und ressourcensparend produzieren<br />
kann.« Es wird zu 100 Prozent auf fossile<br />
Brennstoffe verzichtet und seit Anfang<br />
des Jahres ist die Sennerei sogar zertifiziert<br />
klimaneutral, bis 2027 soll der Standort in<br />
Goßholz zur Null-Emissions-Sennerei ausgebaut<br />
werden.<br />
NATURNAHES HANDWERK<br />
Produziert wird dabei nach traditioneller<br />
Handwerkskunst, es wird stets mit einem<br />
naturbelassenen Fettgehalt gekäst. Und die<br />
produzierte Menge an Käse kann sich sehen<br />
lassen: 1600 Tonnen werden pro Jahr gefertigt,<br />
in den Reifekellern lagern um die<br />
60.000 Laibe. Um feinste Geschmacksnuancen<br />
zu bekommen, wird sogar in einem<br />
eigenen Labor nach Milchsäurebakterien geforscht,<br />
die man – neben dem Lab – der Milch<br />
bei der Käseproduktion beimengen muss. Die<br />
Bakterienkulturen sind verantwortlich für<br />
den Geschmack, das Aroma, die Textur und<br />
die Konsistenz des Käses. »Selbst Kulturen<br />
züchten, das macht heute fast niemand<br />
mehr«, meint Franziska Gockel. »Die meisten<br />
Käsereien verwenden Industriekulturen, die<br />
aber dann nicht diese geschmackliche Vielfalt<br />
ermöglichen können.«<br />
Zum Käsen wird bei Baldauf seit jeher ausschließlich<br />
tagesfrische Allgäuer Heumilch<br />
verwendet. Und da bei der Firma bereits seit<br />
den Anfängen eine »ressourcenschonende,<br />
artgerechte Wirtschaftsweise und Respekt vor<br />
der Allgäuer Heimat« im Mittelpunkt stehen,<br />
unterstützt die Käserei die hiesigen Milchbauern<br />
aktiv bei der Umsetzung von nachhaltiger<br />
und naturnaher Landwirtschaft sowie<br />
bei der Steigerung des Tierwohls – unter<br />
anderem durch die Förderung kuhgebun-<br />
48<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
dener Kälberaufzucht und die Garantie eines<br />
stabilen, hohen Milchpreises. »Uns ist eine<br />
Partnerschaft auf Augenhöhe mit den Landwirten<br />
wichtig«, betont die Marketingleiterin,<br />
»denn der Käse fängt beim Bauern an.«<br />
ZAHLREICHE JUBILÄUMSAKTIONEN<br />
In diesem Sinne soll in Zukunft auch das Bio-<br />
Angebot des Betriebs erweitert werden. Die<br />
Käserei Baldauf ist bereits Bioland-zertifiziert<br />
und bietet aktuell neben Produkten aus konventioneller<br />
Milch schon ein eigenes Bio-<br />
Sortiment an, das anlässlich der 160-Jahr-<br />
Feier überarbeitet wird. So hat die »Bio<br />
Wildblume« eine verfeinerte Rezeptur bekommen<br />
und die Reifezeit der Bio-Laibe<br />
wird um 30 Prozent erhöht. Apropos Reifezeit:<br />
Für das Jubiläum wurde sogar ein eigener<br />
Käse entwickelt, der, in Anspielung auf<br />
die 160 Jahre, ganze 16 Monate reift.<br />
Kaufen kann man die Baldauf-Produkte in<br />
den Läden, die die Firma in Goßholz, Hopfen<br />
und Isny betreibt, an den Käsetheken verschiedener<br />
Supermärkte wie zum Beispiel bei<br />
Edeka oder Rewe sowie über einen umfangreichen<br />
Onlineshop.<br />
Gebührend gefeiert wird die so lange Geschichte<br />
des Familienunternehmens von der<br />
kleinen Firma bis hin zum mittelständischen<br />
Betrieb mit rund 100 Mitarbeitern dieses Jahr<br />
bei diversen Aktionen und Veranstaltungen.<br />
So locken zum Beispiel von Oktober bis Dezember<br />
sogenannte Kässpätzlewochen mit<br />
Verkauf vor dem Laden in Goßholz, deren<br />
Erlös für Kinder gespendet wird. Am 16. Juli<br />
findet ein Sennereifest in Hopfen statt und<br />
noch bis September werden dort monatlich<br />
Sennereiführungen angeboten. So kann sich<br />
jeder selbst ein Bild machen – nicht nur vom<br />
spannenden Vorgang des Käsens, sondern<br />
auch von der sehr langen Geschichte dieser<br />
traditionsreichen Firma. Lisa Hartmann<br />
EI-EI-EIDELTRAUD<br />
Zutaten:<br />
1 Scheibe Dinkel-Vollkornbrot (Kastenbrot)<br />
30 g Baldauf Gartenkräuterkäse,<br />
grob gehobelt<br />
1 TL Baldauf Butter<br />
1 Bio-Ei<br />
30 g Frischkäse<br />
40 g Avocado<br />
1 kleine Schalotte<br />
1 Handvoll Rucola<br />
2 EL Granatapfelkerne<br />
Zitronensaft, Chiliflocken<br />
Salz & Pfeffer, Kresse zum Dekorieren<br />
Zubereitung:<br />
Avocado zerdrücken und mit klein geschnittener<br />
Schalotte, Chiliflocken, Zitronensaft, Salz und<br />
Pfeffer zu einer Creme vermengen. Brotscheibe<br />
in folgender Reihenfolge belegen: Frischkäse,<br />
Gartenkräuterkäse, Avocadocreme und dann<br />
Rucola. Spiegelei mit Baldauf Butter in einer<br />
Pfanne braten und auf das Brot legen. Mit der<br />
Kresse und den Granatapfelkernen dekorieren.<br />
Anzeige<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
49
NATUR<br />
BEIM ALPKÖNIG<br />
NEU GESTALTETER CARL-HIRNBEIN-WEG<br />
»Allgäu-Pionier«, »Notwender«, »Alpkönig« – schon seine Beinamen verraten,<br />
dass Carl Hirnbein ein bedeutender Allgäuer war. Im 19. Jahrhundert verhalf er der<br />
verarmten Region zu neuem Glück und brachte sie auch in Sachen »Tourismus«<br />
voran. Ein Erlebniswanderweg zwischen Weitnau und Missen-Wilhams widmet<br />
sich seinem Wirken, 2021 wurde der Carl-Hirnbein-Weg komplett neu gestaltet.<br />
Von 1807 bis 1871 lebte Carl Hirnbein<br />
hier im Allgäu, und zwar genau in<br />
den zwei Orten, die der Erlebniswanderweg<br />
miteinander verbindet: in Weitnau<br />
und Missen-Wilhams. Maßgeblich geprägt<br />
hat er, der früher der reichste Mann der<br />
Gegend war und einen großen Alpflächenbesitz<br />
sein Eigen nennen durfte, das gesamte<br />
Allgäu: Denn die Region, in der früher vor<br />
allem der Flachsanbau und die Leinenverarbeitung<br />
florierten, sah sich in der ersten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Erfindung<br />
des mechanischen Webstuhls und<br />
die zunehmende Verarbeitung von Baumwolle<br />
der Gefahr der Verarmung ausgesetzt.<br />
In dieser Zeit begann Hirnbein Weichkäse,<br />
nämlich Romadur und Limburger, zu produzieren,<br />
wofür viele Liter Milch vonnöten<br />
waren. Dies hatte zur Folge, dass die Milchwirtschaft<br />
im Allgäu einen Aufschwung erlebte,<br />
was die Region erneut zum Blühen<br />
brachte. Die Gegend wandelte sich vom<br />
»blauen Allgäu«, dem der Flachs seine<br />
Farbe verlieh, ins »grüne Allgäu«, das von<br />
den saftigen grünen Wiesen charakterisiert<br />
wird, die man für die Milchwirtschaft benötigt.<br />
Des Weiteren war Carl Hirnbein auch<br />
wegweisend in Sachen »Tourismus«, baute<br />
er doch 1851 das Grüntenhaus, das noch<br />
heute existiert, für die Gäste der Region. Er<br />
war somit für zwei Bereiche – Milchwirtschaft<br />
und Fremdenverkehr – maßgebend,<br />
die im Allgäu bis in die heutige Zeit eine<br />
sehr wichtige Rolle spielen.<br />
THEMENWEG IN NEUEM GEWAND<br />
Kein Wunder also, dass man irgendwann beschloss<br />
diesem wichtigen Mann einen<br />
Themenweg zu widmen. Vor circa 20 Jahren<br />
50<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Oben: Entlang des Weges<br />
bieten sich immer wieder<br />
herrliche Ausblicke über<br />
die Allgäuer Landschaft<br />
Links: An interaktiven<br />
Stationen gibt es<br />
einiges zu lernen<br />
Rundum erneuert wartet der<br />
Carl-Hirnbein-Weg zwischen<br />
Weitnau und Missen-<br />
Wilhams darauf, von großen<br />
und kleinen Besuchern<br />
entdeckt zu werden<br />
Attraktionen wie<br />
Steine-Schleif-Stationen<br />
machen den Carl-<br />
Hirnbein-Weg auch<br />
für Kinder interessant<br />
wurde der ursprüngliche Carl-Hirnbein-Weg<br />
eingerichtet. Doch nach etwa zwei Jahrzehnten<br />
war es an der Zeit, den Wanderweg<br />
rundum zu erneuern. Eine Bürger-Projektgruppe,<br />
die Teil der Alpen-Modellregion<br />
Weitnau/Missen war, einem kommunalem<br />
Förderprogramm der Ländlichen Entwicklung<br />
Bayern, befasste sich schließlich<br />
mit der Erneuerung. Mit vielen helfenden<br />
Händen wurde diese 2021 umgesetzt und<br />
seitdem lockt der Carl-Hirnbein-Weg die Besucher<br />
mit neuen Attraktionen.<br />
Auf dem knapp sieben Kilometer langen<br />
Wanderweg lernt man an 40 Infostationen<br />
viel Interessantes über den Allgäu-Pionier<br />
sowie über die Historie, Kultur, Pflanzen und<br />
Tiere der Region. Die Stationen sind bewusst<br />
oft spielerisch und interaktiv gestaltet; bezogen<br />
auf die Geschichte werden drei Zeitstufen<br />
thematisiert: Es wird beschrieben, wie<br />
die Leute vor Carl Hirnbein im Allgäu lebten,<br />
dann wie der Alpkönig die Region veränderte<br />
und schließlich wie sich die Situation hier im<br />
Allgäu heute darstellt. Bunte Würfel auf<br />
Informationstafeln helfen einem zu erkennen,<br />
in welchem Abschnitt man sich gerade<br />
befindet. Zwei Audiostationen <br />
BUCHTIPP ZU LEO HIEMERS BUCH »CARL HIRNBEIN<br />
(1807-1871) – DER ALLGÄU-PIONIER«:<br />
In seiner Biografie über Carl Hirnbein stellt Leo<br />
Hiemer drei zentrale Begriffe in den Mittelpunkt:<br />
Käse, Freiheit, Fremdenverkehr. Der<br />
Autor und bekannte Film- und Fernsehregisseur<br />
fühlt einer Reihe von Hirnbein-Sagen<br />
auf den Zahn und rückt nebenbei auch manch<br />
liebgewordenes Klischee zurecht. Auf der Basis<br />
intensiver Recherchearbeit berichtet er von<br />
Hirnbeins Wirken, das auch politisch geprägt<br />
war. So war Carl Hirnbein unter anderem Landtagsabgeordneter<br />
und errichtete als Tourismus-Pionier<br />
das Grüntenhaus nicht nur, um<br />
Fremde ins Land zu locken, sondern auch, um<br />
liberale Freunde von nah und fern zu versammeln.<br />
Das Buch, das mit zahlreichen Fotos<br />
und Illustrationen sowie Anmerkungen<br />
und auch einem<br />
Quellen- und Literaturverzeichnis<br />
ausgestattet ist,<br />
gibt nicht nur einen Einblick<br />
ins Allgäu des 19. Jahrhunderts, sondern informiert<br />
auch umfassend über den aktuellen<br />
Stand der Hirnbein-Forschung. Gleichzeitig ist<br />
es eine spannende und detailreiche Lektüre<br />
für den Leser.<br />
Leo Hiemer, Hardcover, 136 Seiten,<br />
ISBN 978-3-931951-70-2, Preis 19,80 Euro,<br />
beziehbar über die Edition Allgäu, Bestell-<br />
Nummer 046, www.edition-allgaeu.com<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
51
NATUR<br />
Zahlreiche Informationsstationen und auch ein<br />
Kräutergarten säumen den Weg<br />
Auf dem neu gestalteten Carl-Hirnbein-Weg kann<br />
man, hier sogar an einer extra dafür konzipierten<br />
Station, einen Blick in vergangene Zeiten werfen<br />
machen Geschichte sogar hörbar. In einem<br />
Kräutergarten, an dem der Weg vorbeiführt,<br />
kann man über 100 unterschiedliche Kräuter<br />
und Heilpflanzen entdecken und auch die<br />
eine oder andere Beerensorte naschen. Man<br />
wandert durch wunderschöne Wälder und<br />
über idyllische Wiesen; immer wieder bieten<br />
sich herrliche Ausblicke über die Landschaft,<br />
zum Beispiel von der »Hirnbeinbuche« aus,<br />
von der aus man über das Missener Tal sehen<br />
kann. Müde Füße kann man in einer Kneippanlage<br />
kühlen.<br />
ATTRAKTIONEN FÜR DIE KLEINEN<br />
Auch für Kinder ist einiges geboten auf dem<br />
neuen Carl-Hirnbein-Weg: So wurde extra<br />
die kleine Maus Käsimir, die im Haus der<br />
Hirnbeins lebt, als Begleiter auf dem Weg<br />
konzipiert. In »Käsimirs Spielhütte« werden<br />
Jung und Alt zu Brettspielen eingeladen, auch<br />
Steine-Schleif-Stationen und zwei Spielplätze<br />
machen den Weg für Kinder zu einem Abenteuer:<br />
Im Kinderwald können die Kleinen<br />
beispielsweise an einer großen Kletterspinne<br />
emporkraxeln oder ihre Trittfestigkeit auf<br />
einer wackelnden Tobelbrücke auf die Probe<br />
stellen, am Spielplatz am Trettenbach warten<br />
verschiedene Attraktionen wie Riesenstühle<br />
und ein Stelzenparcours darauf, entdeckt zu<br />
werden, der kleine Bach lädt zum Spielen ein.<br />
Der neue Carl-Hirnbein-Weg wird so zum<br />
Highlight für Klein und Groß. Er kann übrigens<br />
entweder von Weitnau über Wilhams<br />
nach Missen oder umgekehrt erwandert werden.<br />
Der Weg ist dabei nicht durchgängig<br />
kinderwagengeeignet, deshalb sind extra Ausweichstrecken<br />
eingerichtet. Und wem der<br />
ganze Weg zu lang ist, der kann kürzere Varianten<br />
wählen. Parken kann man in Weitnau<br />
auf dem Parkplatz im Widdumbereich, in<br />
Missen-Wilhams am Freibad, die Startpunkte<br />
der Wanderung sind in Weitnau der Gasthof<br />
»Zum Goldenen Adler« und in Missen-Wilhams<br />
die Freizeitanlage. Wer nach dem Weg<br />
immer noch nicht genug hat und noch mehr<br />
Geschichtliches lernen will, dem sei das »Carl-<br />
Hirnbein-Museum« in Missen-Wilhams empfohlen<br />
sowie das »Hohenegg Museum« im<br />
historischen Amtshaus in Weitnau. Alles in<br />
allem bieten sich rund um Carl Hirnbeins<br />
Heimatorte also diverse Möglichkeiten in die<br />
Geschichte einzutauchen und auf einem modern<br />
gestalteten Erlebniswanderweg nicht nur<br />
auf den Spuren eines Allgäu-Pioniers unterwegs<br />
zu sein, sondern dabei selbst zum Allgäu-Entdecker<br />
zu werden. Lisa Hartmann<br />
Fotos: hochkant GmbH<br />
52<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
FREIZEIT<br />
BERGKÄSEPUFFER<br />
URLAUB AUF DEM TELLER<br />
Reiberdatschi kennt und liebt im Allgäu jedes Kind und auch Erwachsene lassen sich die<br />
köstlichen Puffer aus Kartoffeln gerne schmecken. Doch warum immer beim Gewohnten<br />
bleiben? Die gebratenen Taler lassen sich nämlich auch aus Bergkäse herstellen – das sorgt<br />
in Verbindung mit dem Frühlingsblüten-Salat für ein ganz neues Geschmackserlebnis.<br />
ZUTATENLISTE<br />
(FÜR 4 PERSONEN)<br />
Für die Puffer und den Salat:<br />
1 Schalotte<br />
100 ml Rapsöl<br />
3 TL Weißwein<br />
3 TL Weißweinessig<br />
1 EL Löwenzahnblüten-Sirup<br />
150 g gemischte Kräutersalate und<br />
essbare Frühlingsblüten<br />
120 g Allgäuer Bergkäse<br />
3 Eier<br />
Muskat, Salz, Pfeffer<br />
Für den Dip:<br />
40 g ganze geschälte Mandeln<br />
½ Knoblauchzehe<br />
1 ½ Bunde Petersilie<br />
1 EL Brühe<br />
2 El Rapsöl<br />
1 TL grober Senf<br />
150 g Joghurt<br />
Salz, Pfeffer<br />
ZEITANGABEN<br />
Zubereitungszeit: 30 Minuten<br />
Garzeit: 15 Minuten<br />
ZUBEREITUNG:<br />
1. Die Mandeln in einer Pfanne ohne Fett rösten,<br />
bis sie goldbraun sind. Knoblauch schälen,<br />
hacken und zu den Mandeln geben.<br />
Einmal umrühren, dann sofort aus der<br />
Pfanne nehmen. Petersilie zupfen und mit<br />
den Mandeln, Knoblauch, Salz, Pfeffer,<br />
Brühe und Öl fein pürieren. Senf unterrühren<br />
und abschmecken.<br />
2. Schalotte schälen, fein würfeln und mit<br />
einem Teelöffel Öl und einer Prise Salz etwa<br />
zwei Minuten in der Pfanne dünsten. Mit<br />
Weißwein ablöschen und einkochen. Dann<br />
Weißweinessig, Löwenzahnblüten-Sirup<br />
und 60 Milliliter Rapsöl dazugeben und gut<br />
verrühren. Die Soße mit Salz und Pfeffer<br />
abschmecken. Salat waschen und trockenschleudern.<br />
3. Den Bergkäse fein reiben und mit den Eiern<br />
verquirlen. Die Masse mit Salz und Muskat<br />
abschmecken. Zwei große beschichtete<br />
Pfannen mit Öl erhitzen. Mit einem Esslöffel<br />
kleine Puffer in die Pfanne geben und<br />
je zwei bis drei Minuten von beiden Seiten<br />
goldbraun anbraten. Danach auf Küchenpapier<br />
abtropfen lassen. Kräutersalat mit<br />
der Schalottensoße marinieren und mit den<br />
Bergkäsepuffern anrichten. Den Joghurt<br />
cremig rühren und einen Esslöffel davon in<br />
ein Schüsselchen geben. Dann einen Teelöffel<br />
Petersiliencreme darauf anrichten, mit<br />
einer Gabel marmorieren.<br />
4. Hinweis: Löwenzahnblüten-Sirup kann<br />
man leicht selbst machen. Man sollte so<br />
viele Löwenzahnblüten sammeln, dass<br />
man damit ein 500 Milliliter fassendes<br />
Gefäß locker füllen kann – nicht pressen.<br />
Die Blüten waschen, schleudern und grob<br />
hacken. Zwei Zitronen waschen und in<br />
Scheiben schneiden. Mit den Blüten und<br />
500 Milliliter Wasser aufkochen, danach<br />
20 Minuten bei schwacher Hitze ziehen<br />
lassen. Vom Herd nehmen und abkühlen<br />
lassen. Nach etwa 15 Minuten durch ein<br />
feuchtes Passiertuch abgießen. Den Sud<br />
mit 500 Gramm Zucker bei mittlerer Hitze<br />
dickflüssig einkochen. In heiß gespülte<br />
Gläser füllen, sofort verschließen und kühl<br />
und dunkel lagern.<br />
Foto und Quelle: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft e. V.<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
53
HISTORIE & BRAUCHTUM<br />
54<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
DAS KARRENLAUFEN<br />
VON EINER LANG VERGESSENEN SITTE<br />
Illustration: Archiv EDITION ALLGÄU<br />
Es war einmal ein Liebespaar, das kam<br />
sich nicht so nah … Wenn früher ein<br />
fescher Bursche ein Auge auf ein hübsches<br />
Mädchen geworfen hatte und sie die<br />
ihrigen auch nicht von ihm lassen konnte,<br />
dann gingen sie nicht etwa zusammen etwas<br />
essen, wie man das heute so macht. Vielmehr<br />
besuchte er sie daheim in ihrer Wohnstube<br />
und in der Gegenwart ihrer Eltern,<br />
die mit Argusaugen wachten. Zeit zu zweit:<br />
Fehlanzeige. Aber nicht immer ging es so<br />
harmlos zu. Oft duldeten die Angehörigen<br />
dergleichen »Lieberei« nicht und dann hatte<br />
der Bursche keine andere Wahl, als nächtlich<br />
den Gang zum Kämmerlein seiner Angebeteten<br />
zu wagen. Der war nicht ganz ungefährlich,<br />
besonders, wenn die Holde aus<br />
einem anderen Dorf stammte. Da konnte<br />
der Heimweg zu einer sehr brenzligen Angelegenheit<br />
werden. Wenn der »Fremde«<br />
entdeckt wurde, war eine Tracht Prügel<br />
noch das geringste Übel, das er fürchten<br />
musste. Spielte aber auch Eifersucht eine<br />
Rolle oder trat gar der erschwerende Umstand<br />
ein, dass der Beischlaf vollzogen worden<br />
war, so reichten Schläge nicht mehr aus.<br />
Da war es dann Zeit für das Karrenlaufen:<br />
Der liebestolle Bursche wurde geschnappt<br />
und in einen Schubkarren ohne Boden gestellt.<br />
Man zwang ihn, das Brummen eines<br />
Zugtieres von sich zu geben und kutschierte<br />
ihn so durch das Dorf. Bei jedem Brunnen,<br />
an dem der Verspottete vorbei kam, musste<br />
er aus dem Viehtrog trinken. An der Grenze<br />
der Markung angelangt, schickte man den<br />
Burschen mit zerschundenen Schienbeinen<br />
und gedemütigt nach Hause. Augen auf bei<br />
der Partnerwahl galt also auch schon anno<br />
dazumal. <br />
Claudia Schöwe<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
55
HANDWERK<br />
DER HÜTMÔLAR<br />
KUNST, DIE UNTER DIE HAUT GEHT<br />
Hütmôlar nennt er sich und das ist er im zweifachen Sinne:<br />
Daniel Bensmann betreibt seit über einem Jahrzehnt erfolgreich ein Tattoo-Studio<br />
in Bad Hindelang, begrüßt dort Kunden aus der ganzen Welt. Doch das allein<br />
befriedigte seinen kreativen Geist nicht und so fing er an, auf Tierhäuten zu malen.<br />
56<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
57
HANDWERK<br />
Wer Daniel Bensmann in seinen heiligen<br />
Hallen besuchen möchte, der<br />
kommt an seiner Kunst nicht vorbei<br />
– im wahrsten Sinne des Wortes. Denn<br />
der Weg zu seinem Atelier führt durch eine<br />
Galerie, in der seine gemalten Werke kunstvoll<br />
in Szene gesetzt wurden. Hier kann man<br />
einen ersten Eindruck von dem gewinnen,<br />
was der gebürtige Hindelanger schafft. Es<br />
fällt nicht schwer, mit den Augen an den bemalten<br />
Tierhäuten hängenzubleiben, doch<br />
man muss sich von ihnen lösen, um mehr<br />
über sie, ihren Herstellungsprozess und die<br />
Hände, die sie erschaffen haben, zu erfahren.<br />
Der Hütmôlar ist ein unaufgeregter junger<br />
Mann. Mit ruhiger Stimme und wachem<br />
Blick erzählt er gerne über seine Hautmalerei,<br />
mit der er großen Erfolg hat. Man hört seine<br />
Leidenschaft und Begeisterung für das, was<br />
er tut, aus jeder Silbe heraus.<br />
EIN KLEINER UMWEG<br />
Das Malen begleitet ihn seit Kindheitstagen,<br />
genauso die Haut: Sein Vater Klaus Bensmann<br />
ist gelernter Gerber und heute ein erfolgreicher<br />
Lederschneider, der seine Werkstatt<br />
direkt neben dem Atelier und der Galerie<br />
seines Sohnes hat. »Seit ich ein Kind war, bin<br />
ich bei meinem Papa in der Werkstatt gewesen<br />
und habe ihm geholfen. Dort habe ich<br />
auch angefangen, Leder zu punzieren und<br />
mich am leather carving auszuprobieren – das<br />
hat mir richtig gut gefallen«, sagt der 32-Jährige.<br />
Dennoch ist er nicht in das Familiengeschäft<br />
eingestiegen, weil er für sich nicht<br />
genug Möglichkeiten gesehen hat, sich zu<br />
verwirklichen.<br />
Nach seinem Realschulabschluss absolvierte<br />
er eine Lehre in einer ortsansässigen Schlosserei,<br />
die er erfolgreich abschloss – er wurde<br />
sogar Innungssieger. Doch sein Leben lang<br />
als Metallbauer zu arbeiten, war keine Vorstellung,<br />
die Daniel Bensmann reizte, wie er<br />
selbst sagt. Sein innerer Drang, sich kreativ<br />
auszuleben, war immer noch da.<br />
»Während der Ausbildung kam<br />
ich jeden Abend heim und habe<br />
Gitarre gespielt oder gezeichnet«,<br />
erinnert er sich. In der gleichen Zeit hat er<br />
sich viel mit dem Tätowieren beschäftigt und<br />
bekam von einem bekannten Tattoo-Künstler<br />
Wissen und Tipps vermittelt. »Und dann<br />
bin ich da so reingerutscht«, sagt er lächelnd,<br />
als könne er selbst nicht fassen, was dann<br />
alles passiert ist.<br />
ERFOLG ALS TÄTOWIERER<br />
Mit 20 Jahren eröffnete er sein erstes eigenes<br />
Tattoo-Studio in seinem Heimatort Bad<br />
Hindelang. Er ist bewusst dort geblieben und<br />
nicht weggegangen, etwa nach München<br />
oder Berlin. Die Entscheidung war richtig,<br />
denn von Anfang an hatte er Kunden und<br />
mit der Zeit wurde er immer erfolgreicher.<br />
»Nach anderthalb Jahren war ich in den ersten<br />
internationalen Magazinen, wurde auf<br />
Conventions eingeladen und dann war es<br />
ein Selbstläufer. Ich habe außer<br />
guter Arbeit<br />
58<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
In der Galerie vor seinem<br />
Atelier hängen Kunstwerke in<br />
unterschiedlichen Größen und mit<br />
verschiedenen Motiven
nichts machen müssen«, resümiert er die<br />
Zeit und wirkt dabei bescheiden und dankbar<br />
zugleich.<br />
Im Jahr 2013 bezog er zusammen mit seinem<br />
Vater die Räumlichkeiten, in denen er bis<br />
heute arbeitet. Zu der Zeit war er bereits ein<br />
Jahr im Voraus ausgebucht und hatte Kunden<br />
auf der ganzen Welt, die ein Kunstwerk des<br />
Allgäuers auf ihrer Haut tragen wollten. Man<br />
könnte nun meinen, dass er seine Kreativität,<br />
die wie ein Feuer in ihm lodert, in seiner täglichen<br />
Arbeit ausleben konnte. Doch da irrt<br />
man. Die Malerei hat ihn nicht losgelassen<br />
und so griff er abends immer noch zu Pinsel<br />
und Zeichenstift. »Ich war beim Tätowieren<br />
an einem Punkt, an dem ich gesagt habe: Ich<br />
bin gut und ich kann noch besser werden,<br />
schneller werden, aber die Sprünge sind viel<br />
kleiner geworden. Außerdem werde ich das<br />
automatisch, indem ich das jeden Tag mache.<br />
Aber jetzt will ich mehr malen«, fasst er seinen<br />
damaligen Gedanken in Worte.<br />
Im Atelier von Daniel Bensmann<br />
warten die präparierten Tierhäute<br />
auf ihren Einsatz<br />
ZU SCHADE FÜR DIE TONNE<br />
Parallel zu dem Entschluss ist er 2016 zur Jagd<br />
gekommen und gehört seitdem der Jagdgenossenschaft<br />
Bad Hindelang an. Die von<br />
den Waidmännern erlegten Tiere werden in<br />
der Regel an Metzger verkauft und von denen<br />
wollte Daniel Bensmann wissen, was mit den<br />
Tierfellen passiert. »Für mich ist neben dem<br />
Fleisch die Haut immer das Wertvollste an<br />
dem Tier, weil ich dank meines Vaters wusste,<br />
was man daraus machen kann«, sagt er. Es<br />
hat ihn geärgert als er erfahren hat, dass die<br />
Metzger die Tierfelle aus betriebswirtschaftlichen<br />
Gründen einfach in den Müll werfen.<br />
Das wollte er ändern und so entschloss er<br />
sich, die von ihm erlegten Wildtiere der Jagdgenossenschaft<br />
abzukaufen.<br />
»Es war aber immer noch die Frage: Was<br />
mache ich mit den Häuten?«, so der Künstler.<br />
Dann fiel ihm ein, dass die Menschheit,<br />
seit sie verstanden hat, Haut zu konservieren,<br />
sie benutzt, um darauf zu schreiben<br />
und zu malen. Und was die Menschen vor<br />
Tausenden Jahren schon konnten, das wollte<br />
Daniel Bensmann auch ausprobieren.<br />
MIT EINFACHSTEN MITTELN<br />
Doch ihm genügte nicht allein die Vorstellung,<br />
auf den präparierten Häuten zu<br />
malen, er wollte seine ungewöhnlichen Leinwände<br />
auch selbst herstellen – das macht er<br />
bis heute. Nachdem er die Haut vorsichtig von<br />
Reh, Rehbock, Gams oder Hirsch abgezogen<br />
hat, wird sie auf der Fleischseite ge- <br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
59
HANDWERK<br />
salzen und kurz gelagert, damit das Mineral<br />
Feuchtigkeit ziehen kann, die dann abläuft.<br />
Anschließend wird die Haut ausgeschlagen,<br />
mit einer Kalkmilch-Lösung (einem Gemisch<br />
aus Kalk und Wasser) bestrichen und<br />
vier bis fünf Tage lang mit Quellwasser<br />
durchgespült. »Das sorgt dafür, dass sich die<br />
Haare samt Wurzeln lösen«, erklärt er. Danach<br />
wird die Haut auf einen Holzrahmen<br />
gespannt und an warmen Tagen in der Sonne<br />
getrocknet – so wird sie konserviert und ist<br />
im Endeffekt für immer haltbar.<br />
»Ich finde es spannend, dass man so etwas<br />
mit eher einfachen Mitteln herstellen kann<br />
und das einfach niemand mehr weiß«, sagt<br />
der Hautmaler. Seinen fertigen »Leinwänden«<br />
sieht man die Handarbeit an, auch, dass das<br />
Produkt mal ein Tier war: Kleine Löcher an<br />
den Seiten vom Spannen auf den Holzrahmen,<br />
Löcher vom Projektil, Hämatome<br />
und Zeckennarben sorgen dafür. Für den<br />
Künstler sind das allerdings keine Beschädigungen<br />
– vielmehr machen die vermeintlichen<br />
Makel das Ganze für ihn noch<br />
interessanter. Oft baut er sie auch in seine<br />
Motive mit ein.<br />
Die Fleischseite der ungewöhnlichen<br />
Leinwände erstrahlt in hellem Weiß<br />
(oben). Gut zu erkennen ist das Loch<br />
vom Projektil sowie kleine schwarze<br />
Punkte – Narben von Zecken<br />
Fotos: Joshua Riedisser<br />
GEMALTE EMOTIONEN<br />
Doch nicht nur bei der Herstellung setzt er<br />
auf Handarbeit und verwendet so wenig Produkte<br />
wie möglich. Seine Tusche rührt er<br />
selbst mit Kohle und Wasser an, sie bringt er<br />
wiederum mit einfachsten Mitteln – seinen<br />
Händen, Lumpen und Pinseln – auf die Haut.<br />
»Das Einfachste zu nehmen und damit das<br />
Einfachste zu machen, ist für mich die beste<br />
Idee gewesen«, fasst er seine Herangehensweise<br />
zusammen.<br />
Einfach sind seine Hautmalereien aber<br />
keineswegs – sie sind komplex, lebensnah,<br />
wecken Gefühle im Betrachter, vielleicht<br />
auch Sehnsüchte. Man möchte in die gleiche<br />
Richtung schauen wie der alte Mann mit<br />
dem wettergegerbten Gesicht – will sehen,<br />
was er sieht. Man kann sich bildlich vorstellen,<br />
wie er oben in den Bergen vor einer<br />
Hütte steht und seinen Blick in die Ferne<br />
schweifen lässt. Jedoch gibt es diesen Mann<br />
nicht, er ist keine reale Person, sondern ein<br />
Produkt dessen, was Daniel Bensmann<br />
wahrnimmt. »Alles, was ich sehe und höre,<br />
inspiriert mich – die Menschen, die Tiere,<br />
die Landschaft«, erklärt er.<br />
Im Gegensatz zum Tätowieren, wo er oft mit<br />
Fotos arbeitet, kann er beim Malen die Dinge<br />
so darstellen, wie er sie sieht und die Emotionen<br />
auf die Haut übertragen, die er fühlt,<br />
60<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
wenn er malt. Für ihn sind<br />
besonders alte Männer<br />
ein gutes Motiv und Medium,<br />
um viele Emotionen,<br />
die er hat, ins Bild zu packen:<br />
»Ich kann sie darin einfach<br />
besser ausdrücken als in<br />
dem Gesicht einer alten<br />
Frau. Was der Betrachter<br />
dann darin sieht, ist seine<br />
Sache.«<br />
Neben alten Charakterköpfen<br />
verewigt der<br />
kreative Allgäuer auch<br />
Adler, Gäm sen, Braunvieh<br />
und Hütten sowie<br />
Menschen bei der Arbeit am<br />
Berg auf den Häuten. Allen Motiven<br />
merkt man den Bezug des<br />
Künstlers zu seiner Heimatregion an und<br />
jeder, der die Landschaft um Bad Hindelang<br />
kennt und schätzt, hat sofort einen Bezug<br />
zu der ungewöhnlichen Malerei des 32-Jährigen.<br />
HETZEN LÄSST ER SICH NICHT<br />
Da verwundert es nicht, dass Daniel Bensmann<br />
als Hütmôlar so erfolgreich ist. Nach<br />
den ersten Versuchen 2016 hatte er bereits<br />
zwei Jahre später eine Einzelausstellung im<br />
Kurhaus Bad Hindelang, gefolgt von einer<br />
weiteren kleinen Ausstellung im Frühling des<br />
nächsten Jahres sowie einer großen Ende<br />
2019 mit den drei Kunstschaffenden Christoph<br />
Finkel, Amrei Müller und Nina Schmidbauer.<br />
Das öffentliche Zeigen seiner Werke<br />
bescherte ihm viel Aufmerksamkeit – auch<br />
überregional. Zahlreiche Zeitungen und<br />
sogar das Fernsehen berichteten seitdem<br />
über den Maler und seine Kunst, die unter<br />
die Haut geht. Interessenten melden sich,<br />
weil sie eines seiner Werke kaufen wollen.<br />
Das alles ehrt ihn und er freut sich darüber,<br />
doch hetzen lässt er sich davon nicht: »Ich<br />
male nicht nach Nachfrage. Ich male, wenn<br />
ich male und die Kunden kommen, wenn sie<br />
kommen.«<br />
Es ist diese ruhige und gelassene Art, die Daniel<br />
Bensmann und seine Kunst so faszinierend<br />
macht. Er wollte einfach immer nur<br />
kreativ sein, sich ausleben, Neues probieren<br />
– er wollte damit kein Geld verdienen und<br />
diese Einstellung hat sicherlich zum Erfolg<br />
beigetragen. <br />
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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
61
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
Angeführt vom<br />
prächtigen Kranzrind wird<br />
das Vieh beim Alpabtrieb<br />
durchs Dorf getrieben<br />
ENDE DES ALPSOMMERS<br />
»PFRONTAR VIEHSCHEID-DÄG«<br />
Das Geläut hunderter Schellen, das Trampeln unzähliger Tiere, fröhliche<br />
Volksmusik und der Duft leckerer Speisen in der Luft – <strong>Viehscheid</strong><br />
hat etwas magisches. In Pfronten werden ihm gleich zwei Wochen im<br />
Jahr gewidmet, mit einem bunten Rahmenprogramm, bei dem man in<br />
Allgäuer Brauchtum und Kultur eintauchen kann.<br />
62<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Fotos: Pfronten Tourismus/E. Reiter, Pfronten Tourismus/M. Lukaszewski, Pfronten, Alexander Keck/Agentur Schmid & Keck<br />
<strong>Alpsommer</strong>, 100 Tage lang – was herrlich<br />
klingt, ist für einen großen Teil<br />
des Allgäuer Viehs jedes Jahr idyllische<br />
Wirklichkeit. Im Sommer werden die<br />
Rinder auf die Alpen der Allgäuer Berge<br />
getrieben, wo sie sich die nächsten Monate<br />
auf saftigen, nährstoffreichen Wiesen satt<br />
fressen und die frische Bergluft genießen<br />
können. Das garantiert, dass sie später eine<br />
qualitativ hochwertige Milch geben, gleichzeitig<br />
sind sie auf den Weiden auch als<br />
»Landschaftspfleger« aktiv. Doch irgendwann<br />
geht es natürlich wieder zurück in<br />
den heimischen Stall … und dieses Ereignis<br />
wird im Allgäu kräftig gefeiert – mit dem<br />
<strong>Viehscheid</strong>. Am Tag des Alpabtriebs treiben<br />
die Hirten die Tiere, die mit Zugschellen<br />
ausgestattet werden, über viele Höhenmeter<br />
hinab ins Tal – kein ganz einfaches Unterfangen.<br />
Angeführt werden die Herden von<br />
den sogenannten Kranzrindern: Haben alle<br />
Tiere den Sommer auf dem Berg heil überstanden,<br />
sind einige der Rinder festlich geschmückt,<br />
sie tragen eine wunderschöne,<br />
aufwendig gestaltete Krone aus Blumen auf<br />
dem Kopf. Auch die Hirten haben ihr Feiertagsgewand<br />
angelegt.<br />
HIGHLIGHT DES JAHRES<br />
Es ist mehr als beeindruckend, wenn das<br />
Vieh durchs Dorf getrieben wird, der Boden<br />
vom Trampeln der Tiere vibriert und<br />
die Luft vom lauten Geläut der Schellen<br />
erfüllt ist – steht man als begeisterter Zuschauer<br />
am Straßenrand, spürt man, man<br />
ist mittendrin im Allgäuer Brauchtum. Ziel<br />
der Herden ist der Scheidplatz: Hier wird<br />
das Vieh geschieden, das heißt die<br />
einzelnen Tiere werden wieder<br />
ihren Besitzern übergeben, die<br />
sie dann nach Hause auf den<br />
Hof bringen. Und selbstverständlich<br />
darf ein ordentliches<br />
Fest, mit dem<br />
die Ankunft der Hirten<br />
und Tiere im Tal gewürdigt<br />
wird, nicht<br />
fehlen. In vielen<br />
Orten im Allgäu ist<br />
der <strong>Viehscheid</strong> das<br />
Ereignis des Jahres.<br />
Und in einem<br />
kann man davon<br />
wirklich gar nicht genug<br />
bekommen: In der 13<br />
Dörfer zählenden Gemeinde<br />
Pfronten finden seit 2009 jedes Jahr<br />
die »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg« statt, die<br />
sage und schreibe zwei Wochen dauern.<br />
DIE KLEINE UND DIE GROSSE VIEHSCHEID<br />
Die letzten zwei Jahre mussten die »Pfrontar<br />
<strong>Viehscheid</strong>-Däg« coronabedingt abgesagt<br />
werden, wie genau das Ereignis <strong>2022</strong> aussehen<br />
wird, stand zum Redaktionsschluss leider<br />
noch nicht fest, als Termin ist aber der<br />
3. bis 18. September <strong>2022</strong> geplant. Die Veranstaltenden<br />
hoffen wieder auf »Normalbetrieb«<br />
und ein tolles Programm, so wie es<br />
die letzten Jahre umgesetzt wurde, weshalb<br />
wir hier beschreiben möchten, was man bei<br />
den »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg« normalerweise<br />
so alles erleben kann.<br />
Ein <strong>Viehscheid</strong> an sich findet in Pfronten<br />
gleich zweimal statt – oder besser gesagt eine<br />
<strong>Viehscheid</strong>. In Pfronten sagt man nämlich<br />
im Gegensatz zu anderen Orten im Allgäu<br />
»die« und nicht »der« <strong>Viehscheid</strong>. Der erste,<br />
der »große«, Alpabtrieb ist in Pfron ten-<br />
Heitlern jedes Jahr am zweiten Sams tag im<br />
September, der dieses Jahr somit auf den<br />
10. September fällt. Eingeläutet wird er von<br />
einem großen Festumzug einen Tag<br />
vorher, an dem circa 1000 Teilnehmer<br />
der Pfrontener Vereine und<br />
<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
63
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
ein Brauerei-Festgespann beteiligt sind. Auf<br />
das tolle Ereignis am nächsten Tag kann man<br />
sich danach beim Pfrontener Unterhaltungsabend<br />
einstimmen. Beim <strong>Viehscheid</strong> am<br />
Samstag, dem größten Ostallgäuer Alpabtrieb,<br />
werden dann mehr als 400 Rinder<br />
von sieben Pfrontener Alpen aus dem Achund<br />
dem Vilstal ins Dorf getrieben. Mit dabei<br />
sind um die 15 Kranzrinder, die die letzten<br />
Meter von der Pfrontener Harmoniemusik<br />
begleitet werden. Man kann das Spektakel<br />
vom Straßenrand aus miterleben, über einen<br />
Krämermarkt schlendern und vom Vormittag<br />
bis in die späten Abendstunden wird<br />
im Festzelt kräftig gefeiert. Außerdem werden<br />
auch Ehrenpreise an die Alphirten verliehen.<br />
Der zweite <strong>Viehscheid</strong> ist sehr viel<br />
kleiner und findet in Pfronten-Röfleuten statt<br />
und zwar immer eine Woche nach dem großen<br />
Alpabtrieb. Hier werden etwa 160 Tiere<br />
von der Röfleuter Alpe herab getrieben, auch<br />
das wird mit Hirtenehrung, Musik, Speis und<br />
Trank zelebriert.<br />
ZWEI WOCHEN »VOLLES PROGRAMM«<br />
Rund um diese beiden <strong>Viehscheid</strong>e gibt es<br />
in Pfronten ein zweiwöchiges Programm,<br />
das sich sehen lassen kann: So laden »offene<br />
Werkstätten« ein, das Allgäuer Handwerk<br />
hautnah mitzuerleben, in der Vergangenheit<br />
konnte man beispielsweise beim<br />
Schmieden einer Schelle, beim Binden<br />
einer Krone für das Kranzrind oder beim<br />
Dengeln einer Sense zusehen. Und auch<br />
man selbst kann aktiv werden, 2019 wurde<br />
zum Beispiel die Möglichkeit geboten einen<br />
eigenen Haferlschuh anzufertigen. Man<br />
konnte eine Käserei besichtigen oder eine<br />
Brauerei, in der extra ein »<strong>Viehscheid</strong>bier«<br />
hergestellt wird. Bei einer Ortswanderung<br />
konnte man Pfronten »früher und heute«<br />
erleben, bei verschiedenen Ausstellungen<br />
diverse Kunstobjekte bestaunen. Allgäuer<br />
Kultur wurde einem beim »Jodeln zum<br />
Schnuppern«, einem Erzählabend oder bei<br />
Theateraufführungen nähergebracht. Und<br />
auch sportlich konnte man sich bisher bei<br />
den »<strong>Viehscheid</strong>-Däg« betätigen – sei es bei<br />
einer Wanderung ins Moor oder auf Allgäuer<br />
Berggipfel, beim Outdoor Gym oder<br />
Bogenschießen.<br />
Sogar mit hoheitlichem Besuch können die<br />
»Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg« aufwarten, es ist<br />
nämlich auch die Pfrontener Bergwiesenkönigin<br />
mit von der Partie, die dieses Jahr<br />
die elfte »ihrer Art« ist und Lisa I. heißt.<br />
Damit man den <strong>Viehscheid</strong> auch »mit nach<br />
Bei den »Pfrontar<br />
<strong>Viehscheid</strong>-Däg« kann<br />
man Handwerkern bei<br />
der Arbeit zusehen, wie<br />
hier bei der Herstellung<br />
von sogenannten<br />
Hoinzen, auf denen<br />
Heu getrocknet wird<br />
Viele Aktionen warten<br />
auf die Besucher und<br />
man kann auch selbst<br />
aktiv werden, zum<br />
Beispiel beim Binden<br />
eines Heukranzes<br />
Die <strong>Viehscheid</strong>-Produkte<br />
mit jährlich wechselndem<br />
Motiv sind tolle<br />
Erinnerungsstücke<br />
Hause nehmen« kann, gibt es außerdem<br />
immer spezielle <strong>Viehscheid</strong>artikel, die in<br />
limitierter Auflage herausgebracht werden<br />
und jedes Jahr ein neues Motiv tragen. Vom<br />
Steinzeugkrug über Miniaturschellen und<br />
Brotzeitbretter bis hin zu T-Shirts ist für<br />
alle <strong>Viehscheid</strong>-Fans etwas dabei. Es heißt<br />
also Daumen drücken, dass man auch dieses<br />
Jahr bei den »Pfrontar <strong>Viehscheid</strong>-Däg«<br />
die »Vielfalt der heimischen Alp- und Berglandwirtschaft«<br />
in vollem Umfang genießen<br />
und das Heimkommen des Viehs mit allem<br />
Drum und Dran gebührend feiern kann –<br />
auch wenn die Tiere selbst vielleicht lieber<br />
noch ein wenig länger in den schönen Bergen<br />
geblieben wären. Lisa Hartmann<br />
64<br />
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NATUR<br />
KUHRIOSES<br />
7 FAKTEN ZU KÜHEN<br />
Eine regionale Volksweisheit besagt, dass es im Allgäu mehr Kühe als<br />
Menschen gibt und obwohl die Vierbeiner anscheinend in der Überzahl<br />
sind, wissen die meisten Zweibeiner recht wenig über die gehörnten<br />
Schönheiten, die das Bild des <strong>Alpsommer</strong>s prägen. Zeit, ein paar Dinge<br />
klarzustellen und mehr über die Rindviecher zu erfahren.<br />
1. SIE SIND UNS ÜBERLEGEN<br />
Kühe haben fast einen vollständigen 360-Grad-<br />
Rundumblick – davon können wir Menschen nur<br />
träumen. Somit nehmen sie nahezu alles wahr, was<br />
sich in ihrer Nähe abspielt. Einziges Manko: Die Huftiere<br />
haben leider eine Rot-Grün-Schwäche. Zudem<br />
ist ihr Geruchssinn sehr ausgeprägt, was es ihnen<br />
ermöglicht Düfte aus bis zu zehn Kilometern Entfernung<br />
zu riechen. Auch ihr Gehörsinn ist besser als<br />
der von uns Zweibeinern, denn Rinder können sehr<br />
hohe und tiefe Frequenzen hören, die wir Menschen<br />
nicht wahrnehmen.<br />
2. BESTE FREUNDE FÜR IMMER<br />
Die Rindviecher sind wahrlich keine Einzelgänger<br />
und auf den Weiden sieht man sie auch immer in<br />
Herden. Jedoch haben Kühe innerhalb ihrer Gruppe<br />
einen besten Freund, mit dem sie am liebsten ihre<br />
Fotos: pexels, Pixabay<br />
Zeit verbringen – es lässt sich halt nicht mit jedem<br />
gleich gut grasen und abhängen. Oft kann man beobachten,<br />
wie sich zwei Rinder gegenseitig ablecken:<br />
Das stärkt die Beziehung zwischen ihnen und entspannt.<br />
Trennt man die tierischen Freunde, so ist der<br />
Kummer auf beiden Seiten groß. Darüber hinaus<br />
können die gehörnten Viecher bis zu 70 ihrer<br />
Herdenkameraden erkennen.<br />
3. EIN GANZ NORMALER TAG<br />
Die 24 Stunden eines Tages muss man erstmal rumbringen,<br />
allerdings sind Kühe da wenig einfallsreich,<br />
sondern folgen eher dem Motto: »Same procedure<br />
as every day!« Da die Tiere es lieben zu ruhen, verbringen<br />
sie damit über den Tag verteilt durchschnittlich<br />
zwölf Stunden. Etwa ebenso lange widmen sie<br />
sich auch dem Grasen. Kein Wunder, denn die 50 bis<br />
100 Kilogramm sattes Grün pro Tag verputzt man<br />
halt nicht nebenbei. Haben sie zwischendurch noch<br />
ein paar freie Minuten, trinken sie eine ganze Badewanne<br />
voll Wasser und produzieren erstaunliche 200<br />
Liter Sabber.<br />
4. SIE MUHT NUR IN DEUTSCHLAND<br />
Eigentlich sollte es einen nicht verwundern, es erstaunt<br />
aber doch: Kühe in unterschiedlichen Ländern<br />
sprechen unterschiedliche Sprachen – sozusagen.<br />
66<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
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Nur in Deutschland macht die Kuh »Muh«. In England<br />
lässt sie ein »Moo« erklingen und in Spanien<br />
ruft sie »Muuuu«. Während das noch ähnlich zu dem<br />
uns vertrauten Geräusch klingt, werden andere Rindviecher<br />
in Europa ganz verrückt. Die niederländischen<br />
machen »Boeh«, die norwegischen »Bø« und die<br />
ungarischen »Bú«. Und die Finnen unter den Huftieren<br />
beginnen gar mit einem Vokal und machen<br />
»Ammuu«. Da versteh einer die Kühe.<br />
5. MEHR MILCH MIT MOZART<br />
Mit Pop, Rock und Soul können Rinder nicht viel<br />
anfangen. Sie mögen es anscheinend anspruchsvoller,<br />
denn eine US-Studie ergab, dass Kühe mehr<br />
Milch geben, wenn sie klassische Musik zu hören<br />
bekommen. Um satte 7,5 Prozent stieg<br />
ihre Leistung. Eine andere Studie<br />
ergab zudem, dass die Damen<br />
mehr weißes Gold produzieren,<br />
die einen Namen<br />
haben und nicht einfach<br />
nur eine Nummer<br />
sind. Das beweist<br />
mal wieder, dass die<br />
gehörnten Tiere weit<br />
mehr mitbekommen,<br />
als man denkt.<br />
6. DIE SACHE MIT DEN TREPPEN<br />
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die imposanten<br />
Hornträger Treppen zwar rauf- aber nicht<br />
runtersteigen können. Warum sie überhaupt eines<br />
davon tun sollten, sei mal außen vor gelassen. Jedoch<br />
stimmt das Gerücht. Stufen erklimmen ist für<br />
Kühe kein Problem, aber das war es dann auch<br />
schon. Da sie ihre Knie nicht optimal beugen können,<br />
fällt ihnen der Abstieg schwer. Erschwerend<br />
kommt noch hinzu, dass Rinder unter Höhenangst<br />
leiden – ja auch die in unserer Region.<br />
7. KÜHE ALS KOMPASSNADEL<br />
Ist man mal auf einer Weide unterwegs und weiß<br />
nicht, wo Norden oder Süden ist, dann sollte man<br />
sich die grasenden Huftiere einmal genauer<br />
anschauen. Denn Rinder<br />
sind quasi wie Magneten und<br />
richten sich draußen am<br />
liebsten nord-südlich nach<br />
dem Magnetfeld der Erde<br />
aus – wie Kompassnadeln.<br />
Daher rührt es auch, dass<br />
meistens alle Kühe in eine<br />
Richtung grasen. Allerdings<br />
tun sie das nur, wenn keine<br />
Hochspannungsleitungen in der<br />
Nähe sind, denn die stören den natürlichen<br />
Magnetsinn der Tiere.<br />
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67
ALPSOMMER & VIEHSCHEID<br />
Der kleine Ort liegt in<br />
einem Hochtal der<br />
Allgäuer Alpen und<br />
ist über den Riedbergpass<br />
zu erreichen<br />
7 AUF EINEN STREICH<br />
DAS ALPDORF BALDERSCHWANG<br />
Auf 1044 Metern über dem Meer, in einem Hochtal der Allgäuer Alpen, liegt<br />
das beschauliche Dörfchen. Hier – mitten im Naturpark Nagelfluhkette – wird<br />
seit Jahrhunderten auf den umliegenden Alpen Käse hergestellt. Heutzutage<br />
produzieren noch sieben Sennalpen die goldenen Köstlichkeiten nach traditioneller<br />
Art. Und auch sonst pflegt und lebt man Brauchtum in Balderschwang.<br />
Wer aus Zucker ist, der sollte vielleicht<br />
auf einen Besuch in Balderschwang<br />
verzichten, denn jährliche<br />
Niederschlagsmengen von 2000 Litern<br />
pro Quadratmeter oder mehr sind keine<br />
Seltenheit. Doch das nasse Gut von oben<br />
macht den Einheimischen und Kühen des<br />
kleinen Örtchens nichts aus – sie sind eben<br />
daran gewöhnt und wissen, dass es Wasser<br />
braucht, um so eine atemberaubende<br />
Natur vielfalt zu schaffen.<br />
Denn die tiefgrünen Bergwälder und die<br />
blühenden Alpwiesen im Sommer sind es,<br />
die Balderschwang zu einem ganz besonderen<br />
Plätzchen auf der Erde machen.<br />
Wer einmal in dieser herrlichen Landschaft<br />
stand, der versteht, warum es Jahr für Jahr<br />
Tausende Besucher in das Dorf zieht, das nur<br />
etwa 350 Einwohner hat.<br />
TRADITION DES KÄSENS<br />
Der erste ganzjährige Bewohner Balderschwangs<br />
war ein klösterlicher Alpverwalter<br />
aus Weingarten – das war 1684. Im Laufe der<br />
nächsten Jahrzehnte zog es mehr und mehr<br />
Menschen in die abgelegene Gegend und mit<br />
ihnen begann die Käseproduktion, die bis<br />
heute Bestand hat. Um das Jahr 1800 gab es<br />
16 Familien in dem kleinen Dorf, die jährlich<br />
an die 1400 Tonnen der goldenen Köstlichkeit<br />
herstellten.<br />
Heute, über 200 Jahre später, gibt es in<br />
Balderschwang nur noch drei landwirtschaftliche<br />
Betriebe, die das ganze Jahr über<br />
Käse herstellen. Und so verwundert es auch<br />
nicht, dass die jährliche Produktionsmenge<br />
auf 300 Tonnen gesunken ist. Dennoch ist es<br />
schön zu sehen, dass die altbewährte Tradition<br />
des Käsens weiterlebt und auch in Zukunft<br />
Bestand haben wird. Außerdem kommen<br />
zu den drei eben erwähnten Betrieben<br />
noch vier weitere hinzu, die zumindest in<br />
den Sommermonaten käsige Schmankerl in<br />
Handarbeit herstellen. So kommt Balderschwang<br />
summa summarum auf sieben<br />
Sennalpen und das ist für so ein kleines Dörfchen<br />
doch wahrlich eine gute Bilanz.<br />
BEWAHRER DES BRAUCHTUMS<br />
Aber nicht nur die Käseherstellungen in luftigen<br />
Höhen liegt den Einwohnern am Herzen,<br />
sondern auch die Brauchtumspflege. Ein<br />
gutes Beispiel dafür ist die Alphorniade, die<br />
jedes Jahr an einem Wochenende Ende Mai/<br />
Anfang Juni stattfindet. In den drei Tagen<br />
schallen die Klänge der Alphörner von den<br />
Gipfeln bis ins Tal und sorgen für eine ganz<br />
besondere Stimmung. Zu der Veranstaltung<br />
kommen Alphornbläser aus ganz Deutschland,<br />
die gemeinsam ihr Können unter Beweis<br />
stellen und traditionelle Lieder zum<br />
Besten geben.<br />
Auch der örtliche Heimat- und Trachtenverein<br />
ist ein Brauchtumswahrer. Über das<br />
ganze Jahr verteilt führt er zahlreiche Veranstaltungen<br />
durch, zu denen alle herzlich<br />
eingeladen sind. Sei es das Maibaumfest, das<br />
Johannisfeuer, Heimatabende oder – und der<br />
darf natürlich nicht fehlen – der <strong>Viehscheid</strong>,<br />
der am 16. September stattfindet. An dem<br />
Tag wird im kleinen Rahmen mit nur rund<br />
120 Stück Vieh in der Ortsmitte beim Parkplatz<br />
vom Feuerwehrhaus gefeiert. Für das<br />
leibliche Wohl aller Beteiligten wird gesorgt<br />
und auch wenn es kein Festzelt geben wird,<br />
so können sich alle Besucher auf eine zünftige<br />
Feier freuen.<br />
Wer es lieber ruhiger angehen lassen möchte,<br />
für den hat Balderschwang seine atemberaubende<br />
Natur im Angebot. Zahlreiche<br />
Wanderwege locken zu allen vier Jahreszeiten<br />
und laden dazu ein, das Hochtal auf Schusters<br />
Rappen zu erkunden. Was man sich auf<br />
keinen Fall entgehen lassen sollte ist ein Abstecher<br />
zur Alten Eibe von Balderschwang.<br />
Die befindet sich etwa einen Kilometer nordöstlich<br />
vom Ortskern auf einer Alpwiese. Ihr<br />
68<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
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Auch nach dem<br />
Auf vier der sieben Sennalpen Balderschwangs können<br />
die käsigen Leckereien direkt vor Ort verköstigt werden<br />
Die Alpe Oberbalderschwang<br />
lockt Besucher<br />
mit einer grandiosen<br />
Aussicht auf die<br />
umliegenden Berge<br />
Fotos: Ramona Alger, Volker Wille, Archiv EDITION ALLGÄU<br />
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und im Laufe ihres Lebens wurde ihr Stamm<br />
in zwei Teile geteilt. Doch das scheint den<br />
betagten Baum nicht zu stören, denn jedes<br />
Jahr trägt er reichlich Früchte.<br />
Nicht weit von der eingezäunten Eibe entfernt<br />
steht eine Bank, auf der man es sich<br />
gemütlich machen, den Blick über das kleine<br />
Alpdorf schweifen lassen und vielleicht ein<br />
Stück des vor Ort hergestellten Käses genießen<br />
kann. <br />
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- Alpe Oberbalderschwang: Einkehrmöglichkeit, Sennereibesichtigung<br />
möglich, www.sennalpen.de<br />
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69
FREIZEIT<br />
FESTE FEIERN<br />
BUNTES TREIBEN IN DER REGION<br />
Im Allgäu ist eigentlich immer was los, aber im Juli jagt eine<br />
Veranstaltung die nächste: Kinder-, Heimat- und Stadtfeste gibt es in<br />
nahezu jedem Ort und jedes einzelne hat seinen ganz eigenen Charme.<br />
Da hat man wahrlich die Qual der Wahl. Damit die Entscheidung<br />
leichter fällt, stellen wir nachfolgend die wichtigsten Feste kurz vor.<br />
KINDER- UND HEIMATFEST ISNY: 8.–11. JULI<br />
Es heißt, das viertägige Fest im württembergischen Allgäu sei eines der<br />
schönsten ganz Süddeutschlands – so schreibt es die Stadt zumindest<br />
auf ihrer Homepage. In der Zeit von Freitag bis Montag ist gefühlt ganz<br />
Isny auf den Beinen:<br />
Egal ob Kind<br />
oder Ewachsener;<br />
dazu gesellen sich<br />
zahlreiche Gäste<br />
aus nah und fern.<br />
Jeder einzelne der<br />
Besucher ist allerdings<br />
bedeutend<br />
jünger als die Veranstaltung,<br />
denn<br />
deren erste Nennung<br />
findet sich<br />
im Jahr 1620. Von<br />
damals bis heute wurde das Kinderfest immer größer und entwickelte<br />
sich im Laufe der Zeit von einem Schüler- hin zum Stadtfest. Der absolute<br />
Höhepunkt ist der Festumzug am Sonntagnachmittag. An ihm<br />
nehmen bis zu 2000 Kinder und Erwachsene, mehrere Musikkapellen<br />
sowie Dutzende Reiter und Pferdegespanne teil. Angeführt werden sie<br />
von Herolden hoch zu Ross.<br />
www.isny-kinderfest.de<br />
TÄNZELFEST KAUFBEUREN: 14.–25. JULI<br />
Wer Einblick in die Kaufbeurer Seele gewinnen und ein besonderes<br />
geschichtliches Spektakel erleben will, sollte sich das Kaufbeurer Tänzelfest<br />
nicht entgehen lassen. Beim ältesten historischen Kinderfest in Bayern<br />
reisen die Bürger<br />
der ehemaligen Freien<br />
Reichsstadt über eine<br />
Woche lang durch<br />
1000 Jahre ihrer Geschichte.<br />
Zu Beginn<br />
der Veranstaltung, die<br />
auf den letzten Ritt<br />
Kaiser Maximilians I.<br />
zurückgeht, gibt es am<br />
14. Juli wie immer eine<br />
70<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
unte Eröffnungsfeier. Weitere Höhepunkte sind die beiden Festumzüge,<br />
bei denen über 1600 Kinder in historischen Gewändern, mehrere Festwägen<br />
und zahlreiche Reiter die Stadtgeschichte von der Karolinger- bis<br />
zur Biedermeierzeit nachspielen. Dieses Schauspiel beeindruckt Einheimische<br />
und Gäste gleichermaßen Jahr für Jahr aus Neue. Im Jahr 2020<br />
wurde das Tänzelfest sogar in die Liste des Immateriellen Kulturerbes<br />
der UNESCO aufgenommen.<br />
www.taenzelfest.de<br />
STADT- UND KINDERFEST LINDENBERG: 16. JULI<br />
Es mag zwar nur einen Tag dauern, dennoch ist das Stadt- und Kinderfest<br />
des Höhenluftkurortes im Westallgäu ein gesetzter und beliebter Termin<br />
im Kalender der Einwohner und Besucher. Immer an einem Samstag Mitte<br />
Juli erwacht die Stadt ganz früh und startet in einen Tag mit einem<br />
bunten Rahmenprogramm: Da gibt es Mitmachangebote für Kinder,<br />
zahlreiche Aktionen der örtlichen Vereine, viel Musik in der ganzen Stadt,<br />
kulinarische Leckerbissen und vieles mehr. Das rege Treiben erstreckt sich<br />
über den ganzen Ort, sodass ihm keiner entkommen kann. Da bleibt nur<br />
zu hoffen, dass die Sonnenstadt ihrem Namen alle Ehre macht, denn<br />
gefeiert wird nur bei gutem Wetter.<br />
www.lindenberg.de<br />
KINDER- UND HEIMATFEST LEUTKIRCH: 16.–19. JULI<br />
Das Kinderfest in der<br />
ehemaligen Reichsstadt<br />
kann auf eine über<br />
200-jährige Geschichte<br />
zurückblicken. Gefeiert<br />
wurde es erstmals am<br />
20. September 1808<br />
mit einem Gottesdienst,<br />
Umzug, Spielen und geselligem<br />
Beisammensein.<br />
Heute gehört es zu<br />
den traditionsreichsten Heimatfesten der Region und lockt Einheimische,<br />
Weggezogene und Besucher vier Tage lang auf die Wilhelmshöhe. Hier<br />
finden sich nicht nur die Festwiese und das Festzelt, sondern auch ein<br />
Rummelplatz. Höhepunkt ist seit jeher der große farbenprächtige Festumzug<br />
der Leutkircher Schulen und Musikkapellen am Dienstag. Am<br />
selben Tag findet abends der traditionelle Ausklang auf der Wilhelmshöhe<br />
statt. Über die Dauer des Kinderfestes wird heuer wieder ein abwechslungsreiches<br />
Programm geplant, an dem besonders die Kleinen<br />
ihre Freude haben werden.<br />
www.kinderfest-leutkirch.de<br />
ALTSTADTFEST MIT KINDERTAG KEMPTEN: 16. JULI<br />
Wenn es zwischen dem St.-Mang-Platz und dem Rathausplatz ab 11 Uhr<br />
lauter wird, dann weiß jeder: In der Römerstadt wird wieder gefeiert.<br />
Neben der Festwoche ist das Altstadtfest mit Kindertag sicherlich einer<br />
der Höhepunkte im Sommer in Kempten. Kaum verwunderlich, wenn<br />
man einen Blick auf das Programm wirf: Für Musikbegeisterte spielen<br />
zahlreiche Bands auf, es gibt Bühnendarbietungen, Informationsstände<br />
und und und … Für die kleinen Kemptner und Besucher gibt es natürlich<br />
auch viele Attraktionen, die Kinderaugen zum Leuchten bringen und das<br />
Altstadtfest zu einem place to be für Familien machen. Abschluss und<br />
gleichzeitiger Höhepunkt ist ein Live-Konzert am Abend.<br />
www.kempten.de<br />
KINDERFEST UND FISCHERTAG MEMMINGEN: 21. JULI/23. JULI<br />
Das Kinderfest geht mit seiner über 440 Jahre alten Tradition auf den<br />
Brauch des Schulspaziergangs im Frühjahr zurück. Heute gibt es zum<br />
Schuljahresende gemeinsame Gottesdienste sowie Gesang und Tanz auf<br />
dem Marktplatz. Am Nachmittag ziehen die Kinder in einem Festumzug<br />
zur Spielwiese auf dem<br />
Stadiongelände. Zwei<br />
Tage später findet der<br />
traditionelle Fischertag<br />
statt. Bereits seit Jahrhunderten<br />
fließt der<br />
Stadtbach durch Mem-<br />
<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
71
FREIZEIT<br />
mingen und musste einmal im Jahr gereinigt werden. Bevor das Wasser<br />
allerdings abgelassen wurde, wurden alle Forellen aus dem Bach gefischt.<br />
Diese Aufgabe haben die Gesellen der verschiedenen Handwerkerzünfte<br />
übernommen. Heute muss man keiner Zunft mehr angehören, um in den<br />
Stadtbach jucken zu dürfen.<br />
www.memmingen.de<br />
WANGENER KINDER- UND HEIMATFEST: 21.–24. JULI<br />
Bereits seit 190 Jahren veranstaltet Wangen ein Fest für die jungen Einwohner<br />
der Stadt. Unter dem Namen »Kleines Kinderfest« ist erstmals<br />
1832 eine Eintragung in den<br />
Geschichtsbüchern der Stadt<br />
zu finden. Von Donnerstag bis<br />
Sonntag gibt es für die Kinder<br />
zahlreiche sportliche Aktivitäten,<br />
die Bürger über 18 dürfen<br />
sich auf Stimmung im Festzelt<br />
freuen. Das Adlerschießen<br />
– es wird natürlich nicht auf<br />
echte Raubvögel gezielt – wird<br />
einmal für Schüler und Jugendliche<br />
und einmal für Erwachsene<br />
angeboten. Am Freitagabend<br />
beginnt um 17 Uhr das Altstadtfest,<br />
das bis in die Nacht<br />
geht. Samstagmorgen folgt um 10 Uhr ein bunter Festzug durch die<br />
Altstadt. Den Abschluss der viertägigen Sause bildet ein großes Feuerwerk<br />
am Sonntagabend.<br />
www.kinderfest-wangen.de<br />
WALLENSTEINTAGE MEMMINGEN: 24.–31. JULI<br />
Nur alle vier Jahre findet in der kreisfreien Stadt ein Großereignis statt:<br />
die Wallensteintage. Unter dem Motto »Wallenstein 1630 in Memmingen<br />
– Bürger der Stadt spielen ihre<br />
Geschichte« lassen über 4000<br />
Mitwirkende historisch getreu<br />
die Ereignisse aus dem Jahr<br />
wieder Realität werden, in dem<br />
der berühmte böhmische Feldherr<br />
in Memmingen weilte –<br />
da fühlen sich Besucher und<br />
Einheimische wie Zeitreisende.<br />
Das bunte Programm bietet<br />
neben einem authentischen<br />
Lagerleben auch abenteuerliche<br />
Reiterspiele, mittelalterliche<br />
Umzüge und historische<br />
Gottesdienste. Zudem kann<br />
man altes Handwerk hautnah<br />
erleben und sich an kulinarischen Köstlichkeiten satt essen. Höhe punkte<br />
der Woche sind der Ein- und der Auszug Wallensteins, der von zahlreichen<br />
Gruppen begleitet wird.<br />
www.wallenstein-mm.de<br />
LINDAUER KINDERFEST: 27. JULI<br />
Immer am letzten Mittwoch vor den bayerischen Sommerferien feiert die<br />
Stadt am Bodensee ihr traditionelles Kinderfest, das seinen Ursprung in<br />
der Mitte des 17. Jahrhunderts hat. So früh das erste Fest in der Ge schichte<br />
gefeiert wurde, so früh beginnt es heute: Bereits um 6 Uhr morgens werden<br />
die Einwohner von Böllerschüssen und Kinderfesttrommlern geweckt.<br />
Nachdem die Schüler der ersten bis sechsten Klasse an Gottesdiensten in<br />
ihren Stadtteilen teilgenommen haben, folgt ein großer Festzug über die<br />
Insel, an dem etwa 2000 mit Fahnen und Blumenkränzen geschmückte<br />
Kinder teilnehmen. Daran anschließend beginnt das bunte Treiben auf<br />
dem Festplatz, bei dem vor allem den Schülern ein abwechslungsreiches<br />
Programm bis zum Abend geboten wird.<br />
www.stadtlindau.de<br />
Fotos: Volker Wille, Archiv EDITION ALLGÄU<br />
72<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
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FREIZEIT<br />
BESUCH BEIM STRUMPFAR<br />
LEBENSALLTAG ANNO DAZUMAL<br />
Auf der Staufner Buind am Ortsrand von Oberstaufen steht eines der<br />
schönsten Bauernhäuser des Allgäus. Früher wurden in ihm Strümpfe<br />
hergestellt, heute beherbergt das alte Gebäude das Heimatmuseum mit<br />
über 400 Ausstellungsstücken. Auf insgesamt drei Geschossen können<br />
Besucher durch vier Jahrhunderte bäuerlicher Lebensrealität wandeln.<br />
74<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Das Heimatmuseum<br />
»beim Strumpfar«<br />
befindet sich in einem<br />
über 200 Jahre alten<br />
Bauernhaus, das einst<br />
von Strumpfwirkern<br />
bewohnt wurde<br />
Als Buind betrachtet der Allgäuer eine<br />
große Wiese vor seinem Haus, die<br />
zumeist mit Obstbäumen bestanden<br />
ist. Durch die Staufner Buind, eine rund<br />
16.000 Quadratmeter große Wiesenfläche,<br />
nur wenige Gehminuten hinter dem Oberstaufner<br />
Bahnhof gelegen, fließt dazu ein<br />
kleiner Bach, der einen Teich speist.<br />
In dieser malerischen Umgebung steht das<br />
örtliche Heimatmuseum »beim Strumpfar«,<br />
ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das<br />
sich im Originalzustand befindet. Als der<br />
Heimatdienst Oberstaufen das Haus von seiner<br />
letzten Besitzerin, Maria Schädler, geschenkt<br />
bekam, wurde es mit Unterstützung<br />
der Marktgemeinde, zahlreicher Fördergelder<br />
und vieler Spender aufwendig renoviert,<br />
um darin das Heimatmuseum unterzubringen.<br />
ES GIBT VIEL ZU SEHEN<br />
Früher lebten und arbeiteten hier die<br />
»Strumpfwirker«, deren Arbeitsstätte im ursprünglichen<br />
Zustand erhalten ist. In der<br />
Wirkstube finden sich Arbeitsgeräte wie eine<br />
Zwirnmühle, ein Spinnrad, eine Wollhaspel<br />
und der mächtige Strumpfwirkerstuhl, auf<br />
dem Strümpfe in Teilen hergestellt und später<br />
von fleißigen Händen zusammengenäht<br />
wurden. Im Erdgeschoss ist ein Verkaufsladen<br />
zu bewundern, in dem bis 1923 noch<br />
Wollstrümpfe verkauft wurden.<br />
Doch nicht nur der Alltag der Strumpfar wird<br />
in dem alten Haus wieder lebendig: Das<br />
Heimatmuseum ist voll mit Schätzen aus<br />
dem Leben der Oberstaufner und alter Dorfgeschichte.<br />
Und was man an den Wänden<br />
und in den Vitrinen nicht unter unterbringen<br />
konnte, fand Heimat in mit Glas abgedeckten<br />
Schubladen in den Unterschränken – eine<br />
sonst nicht oft gesehene Aufbewahrung für<br />
Münzen, Orden, Schreibutensilien und tausend<br />
andere Kleinigkeiten. Ebenfalls ausgestellt<br />
ist die umfangreiche Sammlung der<br />
Medaillen, Ehrenzeichen und Pokale von<br />
Heidi Biebl, der Oberstaufner Skirennläuferin<br />
und Goldmedaillen-Gewinnerin von<br />
Squaw Valley im Jahr 1960.<br />
GESCHICHTE AUF DREI ETAGEN<br />
Direkt im Eingangsbereich des Museums<br />
liegt die ehemalige Küche, wie es in den<br />
meisten alten Bauernhäusern üblich war.<br />
Daneben finden sich zum einen der Wohnraum<br />
mit Kachelofen und Gütsche – wie der<br />
Allgäuer zum Sofa sagt – und zum anderen<br />
der Gaden, das Elternschlafzimmer samt<br />
Bett und Schrank. Eine Besonderheit des<br />
Hauses sind die sogenannten Ruckar-Fenster,<br />
die ein Schiebefenster in einem Teil<br />
eines Fensterflügels haben, wie Georg Wagner,<br />
Vorsitzender des örtlichen Heimatdienstes<br />
anmerkt. Sie befinden sich im gesamten<br />
Erdgeschoss und wurden von Albert<br />
Wechs, Kreisheimatpfleger und Zimmermeister<br />
aus Hinterstein, gefertigt und<br />
durchweg mit altem Glas versehen. Dank<br />
der Ruckar-Fenster konnte man sich früher<br />
mit einer Person vor dem Haus unterhalten,<br />
ohne gleich den gesamten Fensterflügel öffnen<br />
zu müssen.<br />
Eine Etage tiefer, in den großen Kellerräumen,<br />
die sich über die gesamte Hausfläche<br />
ausdehnen, sind eine Bergkäserei, eine <br />
Einst lebten und<br />
arbeiteten in dem<br />
Museum die Strumpfwirker.<br />
Der mächtige<br />
Strumpfwirkerstuhl zeugt<br />
von ihrem Tun<br />
Fotos: Thomas Niehörster<br />
Der Vorsitzende des<br />
Heimatdienstes, Georg<br />
Wagner, deutet auf die<br />
Jahreszahl 1798 – das<br />
Errichtungsdatum<br />
des Hauses<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
75
FREIZEIT<br />
Küferwerkstatt und eine Schnapsbrennerei<br />
für Enzian und Obstler untergebracht –<br />
sämtlich noch funktionstüchtig. Dass es im<br />
untersten Geschoss nicht feucht ist und müffelt<br />
wie bei vielen anderen Kellern, ist einer<br />
Thermoheizung zu verdanken, die die Temperatur<br />
im gesamten Haus regelt.<br />
Im Obergeschoss des Museums trifft der Besucher<br />
auf ein hübsch eingerichtetes Biedermeier-Zimmer<br />
mit einem Kaffeeservice,<br />
einer Sammlung von Musikinstrumenten,<br />
einem Näh- und Schneidertisch von 1934<br />
sowie einer Strohhut-Nähmaschine. Anfang<br />
der 1920er-Jahre verdiente manche Oberstaufer<br />
Familie ihren Lebensunterhalt mit<br />
dieser Kopfbedeckung, die gerade in Mode<br />
kam. Eine Sattlerwerkstatt und eine Seilerei<br />
ergänzen die Ausstellung.<br />
IM KAMPF MIT DER PLATZNOT<br />
In einem alten Bauernhaus gibt es zwar<br />
vielerlei Zimmer und Kemenaten, die jedoch<br />
von der Größe her für den Umfang einer<br />
Sammlung nicht immer geeignet sind. Da hat<br />
man sich bei der großen wie exzellenten<br />
Sammlungen des Strumpfar-Hauses beholfen,<br />
indem man sie – sinnvoll aufgeteilt<br />
– auf allen Ebenen des Museums verteilt hat.<br />
Das betrifft besonders die Gruppen sakraler<br />
Gegenstände, die aus Beständen gläubiger<br />
Oberstaufner Familien stammen. »Sie werden<br />
wie die Ausstellung unserer vielen historischen<br />
Krippen gar nicht selten von den<br />
Gebern besucht. Und wenn da einmal etwas<br />
umgefallen ist, muss es gleich wieder gerichtet<br />
werden!«, merkt Wagner dazu an.<br />
Dieselbe Platznot gilt für eine große Puppensammlung,<br />
die manchem Puppenmuseum<br />
zur Ehre gereichen würde.<br />
Auf der ehemaligen Tenne und dem Heuboden<br />
hat sich eine Reihe von Wagen aller<br />
Art versammelt, darunter ein Leichenwagen,<br />
eine Feuerwehrspritze und verschiedene<br />
Kinderwagen. Prunkstück ist ein sogenannter<br />
Hochzeitswagen, ein Leiterwagen, der das<br />
Hochzeitspaar begleitete und auf dem zum<br />
Bestaunen durch die Nachbarn das Haushaltsgut<br />
des Brautpaars aufgebockt war. In<br />
diesem Teil des Museums befindet sich<br />
außerdem eine umfangreiche historische<br />
Zimmermanns werkstatt. Die hervorragend<br />
gearbeiteten Modelle eines Sägewerks, einer<br />
Lokomotive, von Dampfmaschinen und optischen<br />
Geräten stammen vom Mächlar Rudi<br />
Heim. Wo angebracht, gibt es im Heimatmuseum<br />
Hinweise auf oder Ausstellungsstücke<br />
zur Historie des Ortes.<br />
MEHR ZU SEHEN AUF DER BUIND<br />
Wem es nicht reicht, durch ein altes Haus zu<br />
streifen, der kann noch einen Abstecher zur<br />
Alpe Vögelsberg machen, die – zusammen<br />
mit dem Kohler-Haus – unter der Ägide<br />
Georg Wagners zur Ergänzung der Anlage<br />
auf der Buind hinzugekauft wurde. Die Alpe<br />
wurde 1775 im sogenannten gestrickten<br />
Blockhausstil errichtet und stand ehemals im<br />
Staufer Ortsteil Döbelisried. Sie wurde 1998<br />
vom Heimatdienst Balken für Balken, Latte<br />
für Latte und Brett für Brett demontiert,<br />
dabei jeweils mit einer Nummer versehen,<br />
katalogisiert und für den späteren Wiederaufbau<br />
eingelagert. Nachdem 2012 die Finanzierung<br />
durch die Marktgemeinde, zugesagte<br />
Eigenleistung des Heimatdienstes und großzügige<br />
Spenden gesichert war, konnte der<br />
Wiederaufbau erfolgen. Anhand des Katalogs<br />
original wieder aufgebaut, ist die Alpe Vögelsberg<br />
heute ein schmucker Begegnungsort<br />
für Kunst, Kultur und dank der darin eingerichteten<br />
Museumsgaststätte »Wirtschaft<br />
beim Strumpfar« ein Ort Allgäuer Gastfreundschaft.<br />
Zurzeit sind in ihr zudem historische<br />
Landmaschinen ausgestellt.<br />
Darüber hinaus wird auf einer Sonderfläche<br />
eine umfangreiche Ausstellung von Skulpturen<br />
aus dem Nachlass der bedeutenden Bildhauer<br />
Fidelis Bentele (1905–1987) und seines<br />
Adoptivsohns Georg Bentele-Ücker (1931–<br />
2014) gezeigt. Beide Künstler lebten bis zu<br />
ihrem Tod in Oberstaufen. Die Exponate sind<br />
Teil einer fast 1200 Werke umfassenden<br />
Schenkung der Familie Henninger-Bentele-<br />
Ücker an die Gemeinde.<br />
Das noch eingelagerte Kohler-Haus soll bald<br />
wieder zum Leben erweckt werden. Der<br />
76<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Anzeigen<br />
Ebenfalls auf der Staufner<br />
Buind steht die Alpe<br />
Vögelsberg, die nicht nur<br />
Ausstellungsstücke,<br />
sondern auch eine<br />
Wirtschaft beherbergt<br />
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7.30 – 11.30 Uhr<br />
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15.00 – 19.00 Uhr<br />
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Obergeschoss kann<br />
man ein originalgetreu<br />
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Biedermeier-Zimmer<br />
bestaunen<br />
natürlich genießen über dem Hopfensee<br />
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Heimatdienst Oberstaufen plant darin ein<br />
Handwerker-Museum mit acht historischen<br />
Original-Werkstätten, die überwiegend aus<br />
Oberstaufen stammen, und einem »Tante-<br />
Emma-Laden« aus Oberreute. Hinzu kommt<br />
noch der Bestand aus einer Bad Hindelanger<br />
Nagelschmiede. »Das alles haben wir eingelagert«,<br />
sagt Georg Wagner, der 1993 bei<br />
der Demontage des Kohler-Hauses die Aufsicht<br />
führte. Die Bodenplatte ist bereits gegossen,<br />
sodass noch in diesem Jahr mit dem<br />
ersten Abschnitt des Wiederaufbaus begonnen<br />
werden kann.<br />
Und nach dem Willen des Vorsitzenden des<br />
Heimatdienstes soll das Museum auch danach<br />
weiterwachsen. Es soll Stein um Stein<br />
ein kleines Dorf aus Staufner Häusern entstehen,<br />
die über die vergangenen Jahre abgetragen<br />
wurden. Thomas Niehörster<br />
B<br />
Links: Wer die Utensilien<br />
zur Weichkäseherstellung<br />
sehen möchte,<br />
der muss sich in den<br />
Keller begeben<br />
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und das Sakralmuseum<br />
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1. April – 1. November<br />
Di – So 10 – 17 Uhr geöffnet<br />
Führungen nach Vereinbarung<br />
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Tel. 08331 / 61804<br />
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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
77
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SO A SAUWEATR!<br />
SCHLECHTWETTERTIPPS<br />
Ok, die Witterung ist miserabel, aber lassen Sie sich davon nicht<br />
die Laune verhageln: Es gibt trotzdem etliche Möglichkeiten,<br />
einen schönen Urlaubstag zu erleben – mit einem Dach über<br />
dem Kopf. Wir haben da ein paar Ideen für Sie.<br />
Foto: David Matthiessen<br />
WELLNESS-WELT<br />
Noch ganz neu und ziemlich heiß: die Therme<br />
Lindau. Sie gilt als das größte Bäder-Ensemble am<br />
Bodensee, liegt sogar direkt am Seeufer und lockt<br />
Gäste nicht nur mit einem unverstellten Blick auf<br />
die Alpen. Die Therme bietet mit zahlreichen<br />
Wasserattraktionen und ganzen zwölf Saunen,<br />
davon zwei als Textil-Wellnessangebot, die mit<br />
Abstand größte Saunaanlage im Vierländereck.<br />
Jung oder alt, topfit oder untrainiert, davon hat<br />
jeder was: Ein Sport- und Familienbad mit 25-Meter-Becken,<br />
Wildbach, Rutsche, Lehrschwimmbecken<br />
und Kleinkinderbereich sorgt für Wasserspaß.<br />
Fitnessstudio und Spa machen das Angebot<br />
rund. Neu gestaltet präsentiert sich das Strandbad<br />
mit einem weithin einmaligen 50-Meter-Olympiabecken,<br />
mit Beachvolleyball- und Kinderspielplatz<br />
– für den Fall, dass es zwischendrin mal aufklart.<br />
www.therme-lindau.com<br />
PERFEKTE ILLUSIONEN<br />
Es thront hoch über der Altstadt Füssens: das Hohe<br />
Schloss, einer der bedeutendsten Profanbauten<br />
der deutschen Spätgotik. Einst Sommerresidenz<br />
der Fürstbischöfe von Augsburg, beherbergt es<br />
heute ein Museum mit der Filialgalerie der Bayerischen<br />
Staatsgemäldesammlungen und der Städtischen<br />
Galerie. Im Schlosshof sind einzigartige<br />
dreidimensionale Illusionsmalereien zu entdecken.<br />
Vom Wehrgang aus geht es in den Torturm und<br />
dort bis ins sechste Stockwerk hinauf – mit tollem<br />
Blick auf die Stadt und das Umland. Auch der Uhrturm<br />
lässt sich besteigen. In der Filialgalerie der<br />
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bieten<br />
spätgotische Tafelbilder und Skulpturen einen<br />
Überblick über die Kunst des 15. und des 16. Jahrhunderts<br />
im Allgäu sowie in Bayerisch-Schwaben.<br />
Prachtstück des Museums: der »Rittersaal« mit<br />
seiner Kassettendecke. Die Städtische Gemäldegalerie<br />
thematisiert die Bilder- und Gedankenwelt<br />
des 19. Jahrhunderts, etwa anhand des Gemäldes<br />
»Die Wache« von Carl Spitzweg.<br />
www.hohesschloss.fuessen.de<br />
Foto: Füssen Tourismus und Marketing/Gerhard Eisenschink<br />
TOBEN OHNE ENDE<br />
Indoorspielplätze sind eine tolle Erfindung, sie<br />
haben schon viele Schlechtwettertage mit Kindern<br />
gerettet – denn deren Energielevel schert sich<br />
meist nicht um Regen und Co., die müssen sich<br />
auspowern. Im 4000 Quadratmeter großen »Lina<br />
Laune Land« in Waltenhofen warten viele Attraktionen<br />
auf den Nachwuchs. Der springt durch eine<br />
Welt aus Trampolinen, hangelt sich durch das<br />
Kletterlabyrinth und den Kinder-Tiefseilgarten.<br />
Zwischendurch geht’s mit einem Affenzahn auf<br />
einer der vielen Rutschen hinunter – auch richtig<br />
steile. Für die Jüngsten gibt es einen Kleinkinderbereich<br />
mit Bällebad inklusive Rutsche und Hüpfburg.<br />
Die (erwachsenen) Begleitpersonen können<br />
im Gastronomiebereich bei Latte Macchiato, Pizza<br />
und mehr »verschnaufen«, also zu Atem kommen,<br />
und neue Energie tanken. Tickets am besten vorab<br />
online buchen!<br />
www.linalauneland.de<br />
Hinweis: Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch unbedingt auf den<br />
Webseiten der vorgestellten Anbieter über die aktuellen Öffnungszeiten!<br />
Foto: Kilian Hörmann<br />
78<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
WAHRGEWORDENES MÄRCHEN<br />
Es dürfte kaum ein Kind geben, dessen Mund nicht<br />
vor Staunen offen stehen bleibt beim Besuch des<br />
»Kutschenmuseums«. Auch zahlreiche Erwachsene<br />
zählen zu seinen Fans und kommen immer wieder.<br />
Denn auch, wenn hier zwar unter anderem tatsächlich<br />
historische Kutschen zu sehen sind, so<br />
handelt es sich um kein Museum im klassischen<br />
Sinne – sondern um die Fantasiewelt von Martin<br />
Weber. Der hat sie hier, im idyllischen Hinterstein,<br />
über Jahrzehnte in liebevoller Kleinarbeit und mit<br />
kreativer Schaffenskraft, die ihresgleichen sucht,<br />
aufgebaut. Der Hauptkritikpunkt an der Anlage<br />
– die laienhafte Präsentation der teils kitschigen<br />
Exponate, darunter nicht nur Kutschen, sondern<br />
auch Puppen, ausgestopfte Tiere, Möbel und<br />
Dekogegenstände, untermalt von Licht- und<br />
HOCHSPANNUNG<br />
Das Elektrotechnische Museum in Leutkirch hat<br />
eine Fläche von 400 Quadratmetern und umfasst<br />
circa 1000 Elektrogeräte, 700 davon funktionsfähig.<br />
Bei einer Führung, die rund 2,5 Stunden<br />
dauert und auch für Einzelpersonen angeboten<br />
wird, werden circa 70 Geräte vorgeführt. Seit drei<br />
Jahren umfasst das Museum zudem ein kleines<br />
Kino mit mehreren Vorführmaschinen. Der Elektrotechnisches<br />
Museum Leutkirch e. V. unterstützt den<br />
Museumsleiter und Initiator des Museums Manfred<br />
Stör, der seit 51 Jahren Elektrogeräte sammelt und<br />
repariert, sie und ihre Funktionen zu präsentieren<br />
und Wissenswertes zu ihnen zu erzählen weiß:<br />
Etwa vom Waschen von Hand über die erste Handwaschmaschine<br />
bis zur vollautomatischen Maschine.<br />
Das weckt bei vielen Erinnerungen an die Kindheit<br />
und der Nachwuchs staunt, mit welchen<br />
Foto: Elektrotechnisches Museum Foto: Archiv EDITION ALLGÄU<br />
Soundeffekten – macht gleichsam ihren größten<br />
Zauber aus. Es ist eine lebendig gewordene<br />
Märchenwelt, die sich mit Worten nicht beschreiben<br />
lässt. Achtung: Bis zum Museum sind<br />
etwa 15 Minuten zu Fuß zurückzulegen.<br />
www.facebook.com/Kutschenmuseum-<br />
Hinterstein-2105516456397200<br />
Geräten Oma und Opa einst hantierten. Zum<br />
25-jährigen Jubiläum 2023 soll eine extra Kinderabteilung<br />
fertiggestellt sein. Wer sich durch das<br />
Elektrotechnische Museum führen lassen möchte,<br />
macht unter Tel. 0179/9831287 einen Termin aus.<br />
www.etm-leutkirch.de<br />
JUWEL DES ROKOKO<br />
Sie gilt als eine der berühmtesten und prachtvollsten<br />
Rokokokirchen der Welt: die Wieskirche<br />
bei Steingaden. Seit 1983 ist sie sogar UNESCO-<br />
Welterbestätte. Im Zentrum des Gotteshauses<br />
befindet sich die Figur des Gegeißelten Heilandes.<br />
Die Geschichte dahinter: Am 14. Juni 1738<br />
soll die Bäuerin Maria Lory Tränen in den Augen<br />
einer Figur gesehen haben, die den leidenden<br />
Jesus an der Geißelsäule darstellt. Dieses »Tränenwunder«<br />
war der Anfang für die Wallfahrt zum<br />
Gegeißelten Heiland auf der Wies bei Steingaden.<br />
Von 1745 bis 1754 wurde von Dominikus Zimmermann<br />
dafür ein Gotteshaus geschaffen, das von<br />
Rokokoarchitektur in allerhöchster Vollendung<br />
bestimmt wird. Rund eine Million Besucher aus<br />
der ganzen Welt sehen sich das jedes Jahr an,<br />
darunter nicht nur Wallfahrer. Die Wieskirche<br />
lädt Gläubige wie Kulturinteressierte ein zum<br />
Schauen, zum Staunen, zum Beten, zum Besuch<br />
der Gottesdienste und der Konzerte und nicht<br />
zuletzt zur stillen Einkehr. Vor Anreise empfiehlt<br />
sich ein Blick auf die Besuchsregelungen auf der<br />
Website.<br />
www.wieskirche.de<br />
Foto: Mattis – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia<br />
Anzeige<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
79
FREIZEIT<br />
LESEGESCHICHTE<br />
FRÜHJAHRSPUTZ MIT FRÄULEIN MUTZ<br />
Man erzählt sich, im Allgäu lebten einst die wilden Fräulein in den Bergen.<br />
Sie waren gutmütig und fleißig und halfen denen, die ihre Hilfe brauchten.<br />
Aber wer sagt eigentlich, dass es diese Frauen gar nicht mehr gibt?<br />
Fräulein Mutz! Wir brauchen einen<br />
Zauberspruch! Schnell!« Das Fräulein,<br />
das eigentlich Ahudlamutz hieß, aber<br />
von allen »Fräulein Mutz« gerufen wurde,<br />
blickte von ihrer Stickerei auf, als das Stimmengewirr<br />
vor ihrer Höhle lauter wurde.<br />
Sie erhob sich und eilte nach draußen. Dort<br />
hatten sich mehrere Bergtiere versammelt:<br />
Vier flatternde Bergdohlen, Familie Murmel<br />
und zwei Gämsen. Zwischen ihnen erklang<br />
ein leises Husten. Fräulein Mutz, die feine<br />
Ohren hatte, blickte sich um. Da teilte sich<br />
auch schon die Menge und Herr Steinbock<br />
trabte auf sie zu. Auf seinem Rücken lag,<br />
gekrümmt und mit zuckender Nase, der<br />
jüngste Nachwuchs von Familie Schneehase.<br />
Mama Schneehase hoppelte aufgeregt<br />
nebenher. Fräulein Mutz erkannte gleich,<br />
dass etwas nicht stimmte.<br />
»Ich weiß nicht, was passiert ist«, rief Mama<br />
Schneehase. »Eben hat er noch an einer Semmel<br />
gemümmelt, als er plötzlich nicht mehr<br />
richtig Luft bekam!« Eine Ahnung überfiel<br />
Fräulein Mutz. Sie hob den winzigen Kopf<br />
des Hasen an und blickte ihm ins Mäulchen<br />
hinein. Schnell fand sie, was ihn so quälte –<br />
um einen seiner Hasenzähne hatte sich ein<br />
langes, glitzerndes Ding gewickelt, das ihn<br />
im Hals kratzte. Sehr vorsichtig zog Fräulein<br />
Mutz die Frischhaltefolie heraus. Das Häschen<br />
zappelte und wand sich, doch schließlich<br />
war es von dem Plagegeist befreit.<br />
Fräulein Mutz blickte streng in die Runde.<br />
»Wie oft habe ich euch gesagt, dass ihr die<br />
Sachen, die die Menschen liegen lassen, nicht<br />
anrühren sollt?« Mama Schneehase wurde<br />
rot. »Ich wollte schon schimpfen, aber du<br />
weißt ja, die Kinder …« Frau Murmel eilte<br />
ihr zu Hilfe: »Es liegt mittlerweile so viel auf<br />
den Bergwiesen herum, das die Jungen neugierig<br />
macht – da kann man gar nicht alles<br />
im Auge behalten.« Zustimmendes Gemurmel<br />
ertönte.<br />
Fräulein Mutz seufzte. »Ihr habt ja recht. In<br />
den letzten Jahren ist es schlimm geworden.<br />
80<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Illustrationen: Ramona Alger<br />
Was den Menschen nicht schmeckt, lassen<br />
sie liegen.« »Das ist nicht das Schlimmste«,<br />
schaltete sich eine der Gämsen ein, »Essen<br />
verrottet schnell, wenn es nicht in dieses eklige<br />
Plastik gewickelt ist. Aber Glasflaschen?<br />
Kürzlich bin ich beim Felsenklettern beinahe<br />
auf einer ausgerutscht – da gab‘s ein großes<br />
Geschepper und alles war voller Scherben.«<br />
»Und diese Stinkestummel, die die Menschen<br />
anzünden und daran nuckeln«, ereiferte sich<br />
eine der Bergdohlen. »Ganz in der Nähe<br />
haben wir unser Nest, quasi unser Kinderzimmer<br />
– die Küken können bei dem Gestank<br />
nicht schlafen.«<br />
Fräulein Mutz war sprachlos. Jedes Tier hatte<br />
eine andere Beschwerde, wenn es um die<br />
Hinterlassenschaften der Menschen ging. Die<br />
meisten Bergsteiger seien zwar anständig,<br />
und nähmen ihren Müll wieder mit. Aber<br />
nun, da immer mehr Leute auf die Berge<br />
stiegen, stieg auch die Zahl derer, die zwar<br />
behaupteten, die Landschaft sei so schön,<br />
denen es aber offensichtlich egal war, ob das<br />
auch so blieb.<br />
Als Herr Murmel erzählte, dass er und seine<br />
Familie sich kürzlich einen Tag lang in ihrer<br />
Höhle versteckten, weil es draußen plötzlich<br />
nach Raubtier roch, nur, um schließlich<br />
genau vor ihrer Haustür einen Hundehaufen<br />
vorzufinden, war das Maß voll. So konnte das<br />
nicht weitergehen, beschloss Fräulein Mutz.<br />
Sie selber mochte die meisten Menschen –<br />
manchmal verkleidete sie sich sogar und stieg<br />
ins Tal hinab, um ein wenig Zeit mit ihnen<br />
zu verbringen. Aber die Bergtiere lagen ihr<br />
noch mehr am Herzen, schließlich wohnte<br />
sie schon seit vielen Jahrhunderten mit ihnen<br />
zusammen.<br />
Das wilde Fräulein Ahudlamutz beschloss<br />
also, seit langer Zeit einmal wieder ihre<br />
Zauberkräfte einzusetzen. Das tat sie selten,<br />
denn es war sehr, sehr anstrengend. Aber<br />
offenbar lernten die Menschen es nicht anders.<br />
Fräulein Mutz fragte die Tiere, was diese<br />
denn für eine angebrachte Lektion hielten.<br />
»Lass es Scherben regnen, wenn sie uns besuchen<br />
wollen«, rief die verärgerte Gämse.<br />
»Du Dumbatz«, entgegnete die andere, »da<br />
steigen wir doch selbst hinein.« »Oder mach,<br />
dass die Berghütten alle so riechen wie unser<br />
Kinderzimmer«, fiel der jetzt bereits stinkigen<br />
Bergdohle ein. »Aber damit würde ich ja<br />
alle Menschen bestrafen, auch die braven«,<br />
wandte Fräulein Mutz ein. Und prinzipiell<br />
gefiel es ihr ja, wenn die Menschen in die<br />
Berge kamen und sich über die saubere Luft,<br />
die bunten Wiesen und die herrliche Aussicht<br />
freuten. Das wilde Bergvolk teilte gerne.<br />
Schließlich räusperte sich der Steinbock, der,<br />
obwohl er den kleinen Hasen hierher getragen<br />
hatte, bis jetzt kein Wort gesagt hatte.<br />
Er war alt, das sah man an seinen prachtvollen<br />
Hörnern, und mit einer großen Weisheit<br />
gesegnet. Nun machte er einen Vorschlag.<br />
Er sprach langsam und bedacht. Seine<br />
Idee jedoch brachte die meisten Bergtiere<br />
schnell zum Nicken und die kleinen Murmeltiere<br />
sogar zum Kichern. Fräulein Mutz<br />
machte er nachdenklich. Das würde ein<br />
ziemlich aufwendiger Zauber werden. Aber<br />
wenn er funktionierte, würde im Gegensatz<br />
zum kleinen Hasen niemand zu Schaden<br />
kommen und einige Menschen hoffentlich<br />
zurück auf den rechten Weg finden. Also<br />
nickte sie bedächtig, schickte die Tiere zurück<br />
in ihr hoffentlich bald wieder müllfreies<br />
Zuhause und bereitete alles vor …<br />
Eine Woche später erklang irgendwo im Tal<br />
ein Schrei. Die Frau war eben von einer Bergtour<br />
zurückgekommen und wollte sich in der<br />
Küche ein gutes Abendessen zubereiten,<br />
denn ihre Brotzeit hatte ihr nicht geschmeckt.<br />
Aus der Küche schlug ihr jedoch ein ekelhafter<br />
Geruch entgegen: Kein Wunder, denn<br />
auf ihrem Küchentisch lagen angebissene<br />
Semmeln, die in etwa so appetitlich rochen,<br />
wie man es von einer Mahlzeit nach sechs<br />
Stunden in der prallen Bergsonne eben erwarten<br />
konnte. Das war aber nicht die einzige<br />
Überraschung, die die Gipfelstürmer heute<br />
in ihren Behausungen erwartete. Menschen<br />
fanden plötzlich ihre benutzten Taschentücher<br />
an den unmöglichsten Plätzen in ihrer<br />
Wohnung, leere Flaschen stapelten sich in<br />
Vorgärten … Ein junger Mann fand sogar ein<br />
Häufchen Zigarettenstummel direkt auf seinem<br />
Bett! Am meisten ärgerte sich jedoch<br />
ein älterer Herr, der mit seinem Hund eben<br />
von einer ausgiebigen Wanderung zurückkam:<br />
Sein erster Schritt in den Flur führte<br />
ihn nämlich mitten in eine übelriechende<br />
Überraschung, auf die er gut hätte verzichten<br />
können.<br />
Die Bergtiere hingegen freuten sich seit langer<br />
Zeit wieder über saubere Wiesen und<br />
Wälder. Und sie hofften, dass die Menschen<br />
nun begriffen, wie unschön es war, wenn der<br />
Müll sich in ihrem eigenen Zuhause statt<br />
dem der Tiere stapelte. Sie würden Fräulein<br />
Mutz im nächsten Jahr ausführlich vom Erfolg<br />
dieses gelungenen Streichs berichten<br />
– sobald diese aus ihrem tiefen Schlaf erwachte.<br />
Wie gesagt, so ein Zauber strengt<br />
ganz schön an. Aber was tut man nicht alles<br />
für seine Freunde?<br />
Viola Elgaß<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong><br />
81
FREIZEIT<br />
DAS BUCH RUFT<br />
ZEIT ZUM SCHMÖKERN<br />
So vielfältig unsere Region ist, so vielfältig sind die Bücher darüber.<br />
In dem einen jagt man einen Mörder, in dem anderen lernt man<br />
potenzielle neue Lieblingsplätze kennen und in dem nächsten kann<br />
man sich an kuriosen Geschichten erfreuen. Mit unseren Buchtipps<br />
kommt jeder gut durch den <strong>Alpsommer</strong>.<br />
IMPRESSUM<br />
VERLAG & HERAUSGEBER:<br />
Verlag HEPHAISTOS<br />
EDITION ALLGÄU<br />
Lachener Weg 2<br />
87509 Immenstadt-Werdenstein<br />
Tel. +49(0)8379/728016<br />
Fax +49(0)8379/728018<br />
info@heimat-allgaeu.info<br />
www.edition-allgaeu.com<br />
REDAKTION:<br />
Claudia Schöwe (v. i. S. d. P.), Ilka Schöning,<br />
Lisa Hartmann, Thomas Niehörster, Viola Elgaß<br />
TOD ZUM VIEHSCHEID<br />
Eine Leiche bei einer<br />
Berghütte in den Allgäuer<br />
Alpen stellt<br />
Hauptkommissar Florian<br />
Forster vor ein<br />
Rätsel. Als kurz vor<br />
dem <strong>Viehscheid</strong> in<br />
Oberstdorf dann auch<br />
noch eine Kuh verschwindet,<br />
scheint klar<br />
zu sein, dass ein Streit<br />
zweier Landwirte eskaliert<br />
ist. Musste wegen eines preisgekrönten<br />
Braunviehs ein Mensch sterben? Oder steckt ein<br />
ganz anderes Motiv hinter dem Mord? Auch in<br />
seinem eigenen Umfeld werden Geheimnisse gelüftet,<br />
von denen Hauptkommissar Forster am<br />
liebsten niemals erfahren hätte. In ihrem fünften<br />
Allgäu-Krimi kombiniert die Autorin interessante<br />
Einblicke in das Brauchtum rund um den <strong>Viehscheid</strong><br />
mit einer komplexen Kriminalhandlung um<br />
Tradition und Familienbande.<br />
Von Mia C. Brunner, Paperback, 313 Seiten,<br />
ISBN 978-3-8392-0084-1, Preis 14 Euro,<br />
Gmeiner Verlag<br />
111 ORTE IM ALLGÄU, DIE MAN<br />
GESEHEN HABEN MUSS<br />
Eine Burg, die auch ein Orden<br />
sein sollte, der eine Eliteschmiede<br />
war, wo Hardy Krüger<br />
erzogen wurde. Ein Hotel<br />
mit einem Museum, in dem<br />
die Sauna in einem Ei ist. Ein<br />
Museum voller Kutschen, verwinkelt<br />
und verwunschen,<br />
kauziger geht es nimmer. Ein Gedenkstein, der<br />
aussieht wie ein Grabstein. Ein Bahnhof, der für<br />
Bürgersinn steht. Tote Bäume und edel gekleidete<br />
Gerippe, Huren und Hexen, Second-Hand-Hermeline<br />
und abgekupferte Brunnen – das Allgäu, Land<br />
des Stinkekäses und der Plüschohrenkühe. Und<br />
der Einkaufszentren. Es sind ungewöhnliche, skurrile<br />
Geschichten, die Cornelia Ziegler hier aus dem<br />
Hut zaubert, in einer wunderbaren Sprache und<br />
mit viel Augenzwinkern.<br />
Von Cornelia Ziegler, Broschur, 240 Seiten,<br />
ISBN 978-3-7408-1278-2, Preis 16,95 Euro,<br />
emons Verlag<br />
NICHT ALLES AUS DEM ALLGÄU<br />
IST KÄSE<br />
Vom Pfarrer bloßgestellt,<br />
später in<br />
dessen Rolle geschlüpft,<br />
von einer<br />
Adeligen verstoßen,<br />
von der Bundeswehr<br />
vergessen, im Auto<br />
mit einem Frauenmörder<br />
unterwegs,<br />
über die Alpen gewandert,<br />
einer rheinischen Frohnatur die Augen<br />
verdreht, beim Firmpaten von Franz Josef Strauß<br />
einquartiert, einem echten Königspaar begegnet,<br />
fast zum V-Mann avanciert, mit einem Umweltpreis<br />
ausgezeichnet sowie als spitzzüngiger Leserbriefschreiber<br />
bekannt, gefürchtet, wenn nicht<br />
gar berüchtigt geworden. Von solchen und noch<br />
vielen anderen Begegnungen und Ereignissen<br />
handeln die Anekdoten und Geschichten dieses<br />
Buches. Alle beschreiben wahre Begebenheiten<br />
aus dem Leben von Helmut Schneider. Es sind<br />
zumeist kuriose Geschichten, aber eben Geschichten,<br />
die ein Leben halt so schreibt.<br />
Von Helmut Schneider, Softcover, 300 Seiten,<br />
ISBN 978-3-931951-77-1, Preis 12,80 Euro,<br />
EDITION ALLGÄU, Best.-Nr. 048<br />
LAYOUT:<br />
Ramona Alger, Joshua Riedisser<br />
TITELFOTO:<br />
Ramona Alger<br />
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Christian Vu: Tel. +49(0)8379/728016<br />
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gültige Anzeigenpreisliste: 1/2015<br />
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Vervielfältigung, egal in welchem Medium<br />
– auch auszugsweise –, bedürfen der vorherigen<br />
Genehmigung des Verlages. Gekennzeichnete<br />
Beiträge stellen die Meinung des Verfassers,<br />
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Die Redaktion hat Wanderungen, Rezepte und<br />
Anleitungen nach bestem Wissen und Gewissen<br />
ausgewählt. Die Redaktion übernimmt keine<br />
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Fehlinformation oder Fehlinterpretation entstehen.<br />
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HOLZMANN DRUCK<br />
Gewerbestraße 2<br />
86825 Bad Wörishofen<br />
<strong>Alpsommer</strong> & <strong>Viehscheid</strong> erscheint<br />
jährlich in der EDITION ALLGÄU.<br />
Bestellungen möglich<br />
unter info@heimat-allgaeu.info<br />
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82<br />
ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2022</strong>
Allgäuer<br />
Bier