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— KOLUMNE—<br />
Mama Mata<br />
Wenn man <strong>Glücksburg</strong> aus einer anderen<br />
Perspektive kennenlernen möchte,<br />
sollte man ein paar Tage in der Gastronomie<br />
arbeiten. Das sagt mein Frauchen. Davon<br />
abgesehen, dass ich in der Küche als Hündin<br />
unerwünscht bin und lieber im Hochsommer in<br />
der Bucht von Schwennau bade oder dort Zeit<br />
auf dem SUP verbringe, wäre ich eine tierisch<br />
gute Kellnerin. Lasst mich das mal an ein paar<br />
Beispielen erklären: Ich bin keineswegs gehfaul,<br />
die gut 20.000 Schritte am Ende des Tages sind<br />
für mich nicht der Rede wert. Ich liebe es, Stöckchen<br />
(oder ein Geheimtipp für Hunde: Zapfen, so<br />
klein und rund, mit einem haps sind die im Mund)<br />
wiederzubringen und freudig vor den Füßen von<br />
meinem Frauchen abzulegen. Speisen servieren<br />
im Minutentakt und dabei freundlich lächeln?<br />
Für mich kein Problem. Auch Retouren oder ein<br />
Gruß an die Küche würde ich mit Begeisterung<br />
entgegennehmen. Kurz mal vom Teller kosten,<br />
bevor die Speise serviert wird? Nein, ich bin kein<br />
Freund von Leckerlis und bin es auch nie gewesen.<br />
Wenn Menschen mich mit Essen bestechen<br />
wollen, dann sehe ich das äußerst skeptisch.<br />
Mein Frauchen sagt, ich bin krüsch. Wenn die<br />
Stimmung mal schlecht wird und der Gast nicht<br />
zufrieden ist, nehme ich jede Schuld auf mich,<br />
schließlich will ich gefallen. Wenn ich so viel<br />
GLÜCKSBURG LAUT MATA<br />
Trinkgeld wie den Satz „Mata ist ein feiner Hund“<br />
erhalten würde.... halleluja. Aber ich schweife ab.<br />
„Die Arbeit in der Gastronomie ist kein Zuckerschlecken“,<br />
sagt mein Frauchen immer wieder,<br />
die vor zehn Jahren im Strandhotel gejobbt hat.<br />
Die Arbeit ist unberechenbar und nie weiß man,<br />
was als nächstes kommt. Ein Phänomen: Erst<br />
ist gar nichts los und dann strömen von jetzt auf<br />
gleich Menschenscharen ins Lokal. Aber man<br />
lernt auch die schönen Seiten unserer Stadt zu<br />
schätzen. Immer schön: Die Sonnenuntergänge<br />
direkt über der Förde lassen die Arbeit erträglich<br />
werden. In manchen Fällen können Gäste auch<br />
mal unhöflich und sehr unangenehm werden, in<br />
einigen Fällen fungieren sie aber auch als Augenöffner.<br />
So auch bei meinem Frauchen. „Wissen<br />
Sie eigentlich, wie schön sie hier leben?“, fragte<br />
sie ein Tourist eines sonnigen Tages während der<br />
Arbeit. Nein, wusste sie nicht.<br />
Den Strand vor der Tür, eine Stadt, die quasi eingebettet<br />
im Wald liegt — man muss es sich immer<br />
wieder vor Augen führen, wie schön wir hier<br />
leben. Nein, ich möchte keine Großstadthündin<br />
sein. Ich möchte jeden Morgen hier aufwachen,<br />
mich recken und strecken, die frische Luft am<br />
Morgen und die Sonnenuntergänge am Abend<br />
inhalieren und unsere <strong>Glücksburg</strong>er Kulinarik<br />
erleben.<br />
Illustration: Nathalie Kotthoff, Alfie‘s Greetings<br />
<strong>Glücksburg</strong> <strong>Living</strong> 82