WOLL Magazin 2022.2 Sommer
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<strong>Sommer</strong> 2022<br />
20<br />
Sauerland<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Schwerpunkt in dieser Ausgabe:<br />
NACHHALTIGES<br />
SAUERLAND<br />
Ausgabe für<br />
Brilon, Marsberg,<br />
Willingen und<br />
Diemelsee<br />
20 SEITEN SPEZIAL:<br />
Starker Wirtschaftsstandort<br />
Brilon<br />
Ritterschlag in Brilon-Scharfenberg:<br />
Sauerland-Schlaraffenland<br />
Sportliches Marsberg:<br />
Triathletin Johanna Geise<br />
Jüdische Geschichte in Brilon und Umgebung<br />
Begegung mit der Erinnerung<br />
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<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von
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IM EIGENEN ZUHAUSE<br />
Britta Melgert<br />
sabrinity<br />
„Das richtige Bett muss nicht<br />
das teuerste sein.“<br />
(Inge Wiese)<br />
Für jeden Rücken das passende Bett finden - bei Becker Matratzen<br />
R<br />
und ein Drittel des<br />
Lebens verbringt der<br />
Mensch im Bett. Schlaf<br />
soll entspannen, stärken und sogar<br />
heilen. Doch Viele wachen morgens<br />
mit Schmerzen auf. Meist ist der<br />
Rücken das Problem. Die Ursache<br />
ist oft das falsche Bett. Bei Becker<br />
Matratzen in Brilon finden die Geplagten<br />
kompetente Unterstützung<br />
bei der Optimierung ihres Schlafkomforts.<br />
„Das richtige Bett zu finden ist eine<br />
Expertenaufgabe“, erklärt Inge Wiese,<br />
die Geschäftsführerin des Briloner<br />
Familienunternehmens. „Das perfekte<br />
Zusammenspiel von Matratze, Lattenrost,<br />
Deckbett und Kissen kann wahre<br />
Wunder bewirken. Einen Berater zu<br />
finden, der viel Erfahrung, Fachwissen<br />
und Geduld in sich vereint, ist für viele<br />
unserer Kunden Gold wert.“<br />
Jeder Körper hat eigene<br />
Bedürfnisse<br />
Etliche Trends hat Inge Wiese kommen<br />
und gehen sehen. „Cleveres<br />
Marketing lässt Menschen heutzutage<br />
glauben, es gäbe die eine Matratze, die<br />
für Jeden die richtige ist. Wie soll das<br />
Katharina und Inge Wiese<br />
denn funktionieren? Jeder Körper ist<br />
anders und hat eigene Bedürfnisse.“<br />
Tochter Katharina fügt vergleichend<br />
hinzu: „Man geht ja auch nicht ins<br />
Schuhgeschäft und kauft irgendeinen<br />
Sportschuh, der gleichzeitig auf<br />
Wandern, Fußball und Jogging passt.<br />
Genauso ist es beim Bett. Die zarte<br />
Angestellte mit sitzender Tätigkeit<br />
benötigt für den gesunden Schlaf eine<br />
andere Unterlage als der breitschultrige,<br />
sauerländische Naturbursche.“<br />
Optimierung im Liegen<br />
Und so erleben Kunden bei Matratzen<br />
Becker die Unterschiede im Liegen.<br />
„Unser geschultes Auge erkennt schnell,<br />
ob der Körper optimal ausgerichtet<br />
ist oder ob beispielweise der<br />
Lattenrost anders eingestellt werden<br />
muss“, erklärt die Chefin. „Manchmal<br />
hilft sogar schon ein kleines,<br />
zusätzliches Kissen, damit sich der<br />
Körper entspannen kann. Das richtige<br />
Bett muss nicht das teuerste sein.<br />
Oft ist den Menschen mit umgerechnet<br />
wenigen Cent pro Nacht entscheidend<br />
geholfen auf dem Weg zum<br />
absoluten Lieblingsplatz im eigenen<br />
Zuhause.“ ■<br />
Becker-Matratzen<br />
Am Hängeberg 2 . 59929 Brilon<br />
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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
seit wir Menschen erkannt haben, dass alle Rohstoffe und Energievorräte auszugehen<br />
drohen, wenn wir sie so unüberlegt wie zuvor nutzen, hat eine Sensibilisierung<br />
begonnen. Wir sorgen uns z. B. um verschwindende Wälder und den<br />
auch daraus resultierenden Klimawandel. Die Begriffe „Geregelte Ressourcen-<br />
Nutzung“ und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Wer jetzt denkt, dass das ganz<br />
neue Handlungsprinzipien sind, irrt. Schon vor mehr als 300 Jahren hat Hans<br />
Carl von Carlowitz den Begriff „nachhaltig“ geprägt. Vorrangig ging es ihm um<br />
die Forstwirtschaft, doch das Handlungsprinzip der Ressourcennutzung bezieht<br />
noch wesentlich mehr Bereiche ein. Nachhaltig können alte Apfelsorten sein, ein<br />
Tiny- und sogar ein Autohaus. Von vielen, mir bisher nicht bewussten Facetten<br />
der Nachhaltigkeit hat der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Stadt Arnsberg, Sebastian<br />
Witte, berichtet. Sie werden erstaunt sein, wenn Sie in unserem <strong>Magazin</strong> darüber<br />
lesen. Den ausführlichen Bericht finden Sie auch auf unserer Internetseite<br />
https://www.imsauerland.de/informationen/blog/.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Nachhaltigkeit ist auch die Triebfeder, weshalb wir Ihnen vierteljährlich unsere<br />
Beiträge präsentieren, denn wir wollen in Ihnen die Verbundenheit mit unserer<br />
Heimat, mit den tollen Menschen, die hier leben und den wunderbaren Geschichten,<br />
die hier passieren und passiert sind, wecken und erhalten. In dieser<br />
Ausgabe erfahren Sie von Jubiläen, Sportlern und Künstlern, einer Frau, die sich<br />
speziell um ihre Heimatstadt kümmert und einem Ehepaar, das ein Waisenhaus<br />
in Myanmar unterstützt. Wir zeigen Ihnen einen wunderbaren Blick auf und von<br />
der Burgruine Hachen und noch ganz viel mehr.<br />
Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihr<br />
Paul Senske<br />
Kontakt:<br />
www.woll-magazin.de<br />
redaktion-woll@axo-media.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 3
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4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
20<br />
39<br />
54<br />
Ab Seite 86: Starker Wirtschaftsstandort Brilon<br />
06 St. Franziskus-Hospital Winterberg<br />
07 Der <strong>WOLL</strong>änder<br />
08 Künstlerin Dorothea Bach<br />
11 Veltins „Helles Pülleken“<br />
12 Aqua Olsberg<br />
14 Eishockey im Sauerland<br />
16 Willingens Bürgermeister Thomas Trachte<br />
17 Caritas: Heimat-Helden<br />
18 Ritterschlag bei den Schlaraffen<br />
20 Burgruine Hachen<br />
22 CREO<br />
24 Hasse Chehört<br />
Spezial: Nachhaltiges Sauerland<br />
25 Das Prinzip Nachhaltigkeit<br />
26 Nachhaltigkeitsbeauftragter der Stadt Arnsberg<br />
28 Autohaus Witteler<br />
30 Naturparkschulen<br />
32 Bionik - der Natur abgeschaut<br />
34 Leben im Tiny House<br />
36 20 Jahre Firma Schüttler<br />
38 Alte Obstsorten in Sundern-Weninghausen<br />
40 Jüdisches Leben in Sauerländer Dörfern<br />
43 ROSE Handwerk<br />
44 Die Warstein-Lippstadt-Bahn<br />
45 25 Jahre LH Security<br />
48 Hüstener Formel Fahrer<br />
50 Der Mensch dahinter: Marie-Theres Schennen<br />
52 SC-Neheim-Legende Uli Dohmann<br />
54 Josefsheim<br />
55 Der Buiterling: Homeoffice<br />
56 Waisenhausprojekt in Myanmar<br />
58 Triathletin Johanna Geise<br />
60 Dirigent Thiemo Kraas<br />
62 Matricula<br />
64 Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg<br />
66 Robert geht wandern<br />
68 Impressum<br />
70 750 Jahre Freienohl<br />
74 1250 Jahre Obermarsberg<br />
75 950 Jahre Nuttlar<br />
77 Krankenhaus Maria Hilf<br />
78 Künstler Sliwiok<br />
80 Radsportler Maximilian Rados<br />
82 Radsport - Deutsche Meisterschaft im Sauerland<br />
84 Caritasverband Interview<br />
86 Wirtschaftsstandort Brilon<br />
88 Tourismus Brilon<br />
90 Grafik Handel<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 5
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WENN IHNEN ETWAS AUF DIE NERVEN GEHT,…<br />
Christel Zidi<br />
Raphael Sprenger<br />
...sollten Sie sich im St. Franziskus-Hospital in Winterberg<br />
behandeln lassen. Natürlich nicht, wenn es<br />
sich um das Gezeter einer nervigen Kollegin oder<br />
den nicht eingehaltenen Zeitplan der Bahn geht.<br />
Wer als Patient in die neurologische Abteilung kommt,<br />
nennt eher Symptome wie Bewegungs- und Gedächtnisstörungen,<br />
Schwindel oder Kopfschmerzen. All diesen Krankheitsbildern<br />
können - müssen aber nicht - schwerwiegende<br />
Ursachen zu Grunde liegen. Um das abzuklären, sind die<br />
Patienten bei den Spezialisten der Winterberger Neurologie<br />
bestens aufgehoben. Aber auch bei akuten<br />
und chirurgischen Notfällen wie Herzinfarkt,<br />
Schlaganfall oder bei Arbeitsunfällen<br />
stehen die Neurologen mit<br />
ihrem Spezialwissen und modernsten<br />
Geräten an der Seite der Patienten.<br />
Zunächst erfolgt eine genaue Patientenbefragung,<br />
die sogenannte<br />
Anamnese. Die Anamnese – also die<br />
Befragung des Patienten nach Symptomen,<br />
Vorerkrankungen, Medikamenten<br />
etc. – stellt das Fundament der<br />
weiteren, sorgfältigen Untersuchungen dar.<br />
Schließlich ist es das Ziel, unnötige Untersuchungen<br />
zu vermeiden und die zu Grunde liegende Erkrankung<br />
schnellstmöglich und exakt zu lokalisieren. Neurologen wie<br />
Dr. Thorsten Okulla, Leitender Arzt der Neurologie am St.<br />
Franziskus-Hospital, beschäftigen sich mit dem Aufbau,<br />
der Funktion und den Erkrankungen des Nervensystems.<br />
Das Spektrum an Krankheiten ist breit gefächert. Unter anderem<br />
gehören Anfallskrankheiten,<br />
Multiple Sklerose, Parkinson,<br />
Demenzerkrankungen sowie<br />
Entzündungen und<br />
Tumore des Gehirns<br />
und des Rückenmarks<br />
dazu. In der<br />
neurologischen<br />
Abteilung des St.<br />
Franziskus Hospitals können Laboruntersuchungen vor<br />
Ort durchgeführt werden. Der Geschäftsführer des Gesundheitszentrum-Winterberg,<br />
Dennis Figlus ist auch stolz<br />
darauf, dass im Hospital moderne, diagnostische Medizingeräte<br />
zur Verfügung stehen, wie z. B. das EEG, EMG, CT<br />
sowie spezielle Ultraschallgeräte. Diese dienen der bestmöglichen<br />
und direkten medizinischen Versorgung des Patienten.<br />
Ebenso stehen moderne, diagnostische Medizingeräte<br />
zur Verfügung, wie z. B. das EEG, EMG, CT sowie spezielle<br />
Ultraschallgeräte. Diese dienen der bestmöglichen und<br />
direkten medizinischen Versorgung des Patienten. Nach<br />
den gründlichen Untersuchungen und der individuellen<br />
Behandlung, ist eine möglichst<br />
vollständige Genesung das Ziel der Neurologen,<br />
getreu dem Motto des Krankenhauses:<br />
„Ihre Gesundheit ist unsere<br />
Aufgabe“. Dazu arbeiten sie eng<br />
mit verschiedenen therapeutischen<br />
Berufsgruppen zusammen: Ergotherapie,<br />
Logopädie, Physiotherapie und<br />
die Neuropsychologie.<br />
“Die ganzheitliche Betrachtung der Patienten<br />
steht im Mittelpunkt der Versorgung”,<br />
erfahren wir von Dr. Thorsten Okulla,<br />
Leitender Arzt der Neurologie am St. Franziskus-<br />
Hospital. “Sollten während der Therapie andere Symptome<br />
auftreten, werden hausinterne Konsultationen dazu<br />
genutzt, schnellstmöglich die Ursache zu finden und die<br />
bestmögliche medizinische Versorgung noch während des<br />
Aufenthalts zu ermöglichen.”<br />
Im St. Franziskus Hospital in Winterberg wird also alles<br />
dafür getan, dass Sie bald wieder „Nerven wie Drahtseile“<br />
haben. ■<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022<br />
Sektionsleiter Dr. Thorsten Okulla und Dennis Figlus,<br />
Geschäftsführer Gesundheitszentrum Winterberg
DER <strong>WOLL</strong>änder<br />
Wieso in die Ferne schweifen, …<br />
Sonja Nürnberger<br />
Thea Rother<br />
… wenn das Gute liegt so nah? Nach zwei Pandemie-<strong>Sommer</strong>n<br />
wollen nun wirklich alle in den Urlaub – am besten<br />
mit dem Flugzeug und so weit weg wie möglich? Von wegen!<br />
Der <strong>WOLL</strong>änder bleibt gern daheim. Denn wieso wegfahren,<br />
wenn man doch dort wohnt, wo andere Urlaub machen?<br />
Wer will sich schon freiwillig auf ein winziges Handtuch<br />
beinahe Haut an Haut mit irgendeinem Fremden an<br />
den Strand legen, hinter sich Hotelbunker und vor sich ins<br />
Wasser pullernde Kinder? Im Hotel ein Buffet, an dem es<br />
kein Mettbrötchen und schon gar keine dicken Sauerländer<br />
gibt. Ganz zu schweigen von der Bierauswahl an der Bar …<br />
Der <strong>WOLL</strong>änder weiß, wie Urlaub geht – für wenig Geld<br />
und ohne Anreise. Sonne und zumindest Wasser gibt’s<br />
schließlich auch in den heimischen Gefilden:<br />
Schnell sind ein paar Leute zusammengetrommelt, ein Treckermotor<br />
springt an und kurz darauf kommt einer mit<br />
vollbeladenem Anhänger um die Ecke getuckert. Alle packen<br />
an, schon sind die Strohballen abgeladen und auf der<br />
Wiese platziert. Eine große Plane drüber, ein paar Backsteine<br />
zum Beschweren und dann: „Wasser marsch!“ Eine<br />
weitere Plane wird am Hang platziert und mit Autoreifen<br />
fixiert – perfekt!<br />
Während der Pool sich langsam mit Wasser füllt und die<br />
erste Proberutsche absolviert wird, werden die ersten Kästen<br />
kühles Bier angeschleppt, die Flaschen geöffnet und der<br />
Inhalt in Eimer gefüllt. Lange Strohhalme rein, Badehosen<br />
und Bikinis an und der sauerländische Ballermann ist startklar.<br />
Rein geht’s ins kühle Nass – der Urlaub kann beginnen!<br />
Was will man mehr, woll?! ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 7
Eine Künstlerin, nicht nur an der Harfe<br />
DOROTHEA<br />
BACH<br />
M<br />
it einer Harfe verbinden wir automatisch<br />
Begriffe wie Engel und Harmonie. Das<br />
Instrument ist allerdings den meisten Menschen<br />
nicht wirklich bekannt, und eine Harfenspielerin<br />
findet sich nicht unbedingt in jedem Bekanntenkreis.<br />
Die 1988 in Leipzig geborene Dorothea Bach unterrichtet Harfe<br />
an der Musikschule des Hochsauerlandkreises. Stolz erzählt<br />
sie von den ca. 5.000 Musikschülern in zwölf Städten und Gemeinden,<br />
darunter ihre 13 Harfenschüler/innen. „Ja, es gibt auch<br />
männliche Harfenschüler, nicht nur Kinder und Jugendliche, son-<br />
Sabina Butz<br />
Tom Linke<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
dern auch Erwachsene lieben es, dieses wunderbare Instrument<br />
zu spielen, und ich unterrichte mit Leidenschaft und<br />
großer Freude.“ Neben ihrer Lehrtätigkeit gibt es noch weitere<br />
künstlerische Tätigkeiten in ihrem Leben: Als studierte<br />
Musikerin mit Diplom und Masterabschluss gibt sie auch<br />
Konzerte, gern mit ihrem Ehemann, dem Konzertpianisten<br />
Marcos Kopf, Leiter des HSK Sinfonie- und Jugendsinfonieorchersters<br />
und stellvertretendem Leiter<br />
der Musikschule HSK. Als Schauspielerin<br />
arbeitet sie genauso gern wie für<br />
die Bühnenmusik, in der Regie, an<br />
Performances und Projekten.<br />
Den künstlerischen Ansatz im<br />
Auge behalten<br />
Wie diese zierliche, quicklebendige<br />
und Ideen sprühende Frau<br />
und Mutter von drei Kindern<br />
zwischen ein und sechs Jahren<br />
das alles schafft, wird mit einem<br />
Lächeln quittiert: „Ich liebe meine<br />
Unterrichtstätigkeit und versuche<br />
dabei immer, den künstlerischen Ansatz im Auge zu behalten.<br />
Dabei greift eins in das andere. So ist zum Beispiel die<br />
Bühnenmusik das Bindeglied zwischen Musik und Schauspiel.<br />
Eine Performance vereint Kreativität, Spontaneität,<br />
Individualität und Schauspielerei, die auch gern das Publikum<br />
mit einbezieht. Diese gemeinsamen Konzepte sind mir<br />
eine Herzensangelegenheit und erfüllen mich. Dazu bietet<br />
die Musikschule HSK Workshops an: fünf Termine, einmal<br />
monatlich vier Stunden mit anschließender<br />
Präsentation in der Öffentlichkeit, wie zum<br />
Beispiel der Alten Synagoge in Meschede. Es<br />
macht mich sehr glücklich, dass das Publikum<br />
sich offen und spontan eingebracht hat.“<br />
Die Harfe kommt dabei<br />
nie zu kurz<br />
„Meine Haupttätigkeit ist derzeit allerdings<br />
der Harfenunterricht, der sich hier im HSK<br />
inzwischen schon richtig etabliert hat.“<br />
Dazu muss man wissen, dass dieses Saitenund<br />
Zupfinstrument seit mehr als 5.000 Jahren<br />
aus mesopotamischen und ägyptischen<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 9
Abbildungen bekannt ist. Aus Irland und Schottland kennen<br />
wir seit dem 15. Jahrhundert die ältesten europäischen<br />
Harfen.<br />
Heute stehen Einstiegsinstrumente wie die Hakenharfe ab<br />
einem Preis im niedrigen vierstelligen Bereich zur Verfügung.<br />
Viele Musikhändler bieten Mietkauf oder Leih-Harfen<br />
an. Für eine Doppelpedalkonzertharfe liegen die Kosten<br />
im Bereich eines Mittelklassewagens.<br />
In Meschede konnte 2021 mit der großzügigen Unterstützung<br />
des Mescheder Ehepaares Annegret und<br />
Hans-Richard Meininghaus die hiesige Musikschule<br />
eine vollwertige Konzert-Doppelpedalharfe erwerben,<br />
die den Orchestern nun zur Verfügung steht.<br />
Je länger, desto besser! Es gibt ein paar einzigartige Vorteile,<br />
die nur die Harfe bieten kann: „Die Töne sind sofort<br />
da, man kann also direkt spielen. Die Harmonie ist<br />
voreingestellt, man kann nicht schief spielen. Harfe lernen<br />
kann man ab dem Kindergartenalter und ohne Altersbegrenzung.“<br />
Vielleicht hat jemand ja gerade sein Interesse am Harfespielen<br />
entdeckt? Ganz nebenbei: Den zauberhaften<br />
und berührenden Harfenklang einfach nur<br />
anzuhören, ist in jedem Fall ein großer<br />
Genuss. ■<br />
Das kann sonst kein Instrument<br />
Dorothea Bach hat mit acht Jahren ihren<br />
ersten Harfenunterricht bekommen. Seitdem<br />
vergeht kaum ein Tag, an dem sie<br />
nicht spielt. Die Geläufigkeit der Finger<br />
muss konstant trainiert werden,<br />
auch wenn es nur ein paar<br />
Minuten sind. Natürlich gilt:<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Advertorial<br />
„HELLES<br />
PÜLLEKEN“<br />
vermittelt Leichtigkeit<br />
und Lebensfreude<br />
Seit zwei Jahren sogt das helle Pülleken<br />
für Begeisterung im Sauerland<br />
und darüber hinaus. Mit der kleinen,<br />
charmanten Flasche<br />
und dem humorvollen<br />
Etikett ist das Pülleken<br />
schon für seine sympathische<br />
Leichtigkeit<br />
bekannt und erfreut sich<br />
großem Erfolg. Das untergärig<br />
eingebraute Bier,<br />
das nur mild gehopft ist,<br />
entfaltet seine Blume<br />
über den stimmigen Aromahopfen,<br />
erweist sich als vollmundig<br />
und erhält seinen bierigen<br />
Charakter über Spezialmalze, wie<br />
dem Wiener Malz. Dabei besitzt es<br />
eine angenehme Spritzigkeit, ist kristallklar<br />
und überzeugt mit einer satten<br />
goldenen Farbe und einer weichen,<br />
schneeweißen Schaumkrone. Das<br />
unkomplizierte, mild-süffige Helle<br />
mit dem humorvollen Charakter verbreitet<br />
gute Laune und Lebensfreude.<br />
„Mit dem ‚Hellen Pülleken‘ ist es unseren<br />
Braumeistern gelungen, eine genussfreudig<br />
süffige Vollmundigkeit zu<br />
erreichen“, so Dr. Volker Kuhl.<br />
Die handliche Flasche erinnert an<br />
die Werbemotive aus den siebziger<br />
Jahren, die das damalige Lebensgefühl<br />
einer neuen, sympathischen<br />
Leichtigkeit vermitteln. Mit dem humorvollen<br />
Trio von<br />
Harlekin und seinen<br />
Mitstreitern prägt es auf dem<br />
Etikett den unverwechselbaren Sorten-<br />
und Produktcharakter. Es vermittelt<br />
die volkstümlich, humorvolle<br />
Harlekin-Szenerie, die von den<br />
Abenteuern des Till Eulenspiegels<br />
motiviert wird und verbreitet gute<br />
Laune. Der Name „Helles Pülleken“<br />
entstammt der westfälisch regionalen<br />
Mundart und ist die Verkleinerungsform<br />
des weithin bekannten Alltagsbegriffs<br />
„Pulle“, der die traditionelle<br />
Glasflasche meint. „Mit dem ‚Hellen<br />
Pülleken‘ besinnt sich die Brauerei<br />
C. & A. Veltins auf die bierige Kultivierung<br />
traditioneller Bodenständigkeit,<br />
Ehrlichkeit und Brauertradition“,<br />
so Dr. Volker Kuhl.<br />
Das Pülleken besticht durch eine<br />
satte gelb-goldene Farbaura und ein<br />
kristallklares Aussehen. Hopfige und<br />
blumige Aromen und eine hauchzarte<br />
Hefenote sind auf Anhieb zu erkennen<br />
und runden den ersten Eindruck<br />
des Bieres ab. Der Geschmackseindruck<br />
ist mild und süffig und zugleich<br />
spritzig bei einem Alkoholgehalt von<br />
5,2 % vol. Das Pülleken ist Geschmack<br />
und Lebensfreude zugleich und wurde<br />
somit schnell zum Sympathieträger<br />
für den unbeschwerten Biergenuss.<br />
Das Pülleken weckt spontane Lust<br />
auf Geselligkeit und vermittelt dieses<br />
Gefühl von Leichtigkeit und guter<br />
Laune. ■<br />
Brauerei C.& A. VELTINS<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 11
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BADEFREUNDE AUFGEPASST:<br />
ES GEHT BALD WIEDER LOS!<br />
Christel Zidi<br />
Vanessa Schulte<br />
Seit dem Brand im Oktober letzten Jahres ist viel passiert im Inneren des „Aqua Olsberg“. Hauptsächlich<br />
Aufräum- Säuberungs- und Rückbauarbeiten. Demnächst wird es an den Wiederaufbau gehen. Badleiter<br />
Johannes Butterweck hat für uns einen Blick zurückgeworfen, über den Stand der Dinge berichtet und uns<br />
verraten, wie es mit den Planungen aussieht.<br />
Ein Blick auf die Uhr im Bereich des<br />
Solebeckens: 18.40 Uhr. Etwas verwundert<br />
geht unser Blick in Richtung<br />
Badleiter und prompt kommt die<br />
Erklärung: „Genau zu diesem Zeitpunkt<br />
– am 13.10.2021 um 18.40 Uhr<br />
ist es passiert.“ „Es“ – das war der<br />
Kurzschluss, der einen verheerenden<br />
Brand im Saunabereich des Aqua<br />
Olsberg auslöste und auch andere Bereiche<br />
in Mitleidenschaft zog.<br />
Badleiter Johannes Butterweck kann<br />
sich noch gut an diesen Abend erinnern.<br />
Über sein Handy bekam er die<br />
Nachricht und war innerhalb weniger<br />
Minuten vor Ort. Es war ein Schock<br />
für ihn, für seine Mitarbeiter, für<br />
die Olsberger und alle Aqua-Fans.<br />
Die Ursache für den Brand war ein<br />
technischer Defekt in einer Saunakabine<br />
- obwohl diese noch kurz zuvor<br />
gewartet und überprüft wurde. 90<br />
Gäste waren zu diesem Zeitpunkt im<br />
Bad, alle konnten zum Glück rechtzeitig<br />
evakuiert werden. Doch wegen<br />
des vielen Holzes in der Sauna-Anlage<br />
dauerten die Löscharbeiten sehr<br />
lange.<br />
Das Ausmaß der Zerstörung<br />
Die Flammen zerstörten den Saunabereich,<br />
der bis auf den Estrich zurückgebaut<br />
werden musste. Rauch<br />
und Ruß zogen sich durch alle Lüftungen<br />
und Öffnungen, hinterließen<br />
auch in anderen Räumen Schäden.<br />
Das erschwerte die Arbeit und ließ die<br />
Aufräum- und Reinigungsarbeiten<br />
sehr lange dauern. Noch Monate später<br />
ist in manchen Bereichen ein leichter<br />
Rauchgeruch wahrzunehmen.<br />
Anders als Küche, Verwaltung und<br />
Solebereich, blieb der Eingangsbereich<br />
verschont. Dagegen war der<br />
technische Bereich – das Herzstück<br />
eines Schwimmbades – sehr stark betroffen:<br />
„Es hat lange gedauert, bis<br />
wir das einigermaßen wieder zum<br />
Laufen bekommen haben. Die Reinigungsarbeiten<br />
wurden sofort in<br />
Angriff genommen. Aber gerade im<br />
Technikbereich gibt es viele Ecken<br />
und Winkel, die beim Putzen nur<br />
schwer erreichbar sind. Also mussten<br />
die Teile ausgebaut, gereinigt und<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Badleiter Johannes Butterweck<br />
wieder eingebaut werden. Überall war<br />
das nicht möglich, denn dort, wo Isolierung<br />
mit verbaut war, z. B. in den<br />
Decken, musste alles entsorgt und<br />
entfernt werden.<br />
Immer wieder traten dabei neue Schadensfälle<br />
zutage. Eine Tatsache, die<br />
es auch dem Versicherungsgutachter<br />
nicht leicht machte, dass gesamte<br />
Schadensmaß festzustellen. Die von<br />
der Versicherung beauftragte Spezialfirma<br />
war von November bis Mitte<br />
Mai im Einsatz, zeit- und stellenweise<br />
mit bis zu 30 Leuten.<br />
Reinigungs- und Rückbauarbeiten<br />
sind soweit abgeschlossen. Langsam<br />
kann es an die Renovierungsarbeiten<br />
gehen – und damit auch an den Wiederaufbau?<br />
Dazu Johannes Butterweck:<br />
„Die entscheidende Frage ist:<br />
Bauen wir jetzt 1:1 wieder auf, quasi<br />
mit dem Stand vom 2008 oder nutzen<br />
wir jetzt die Chance, die uns geboten<br />
wird, um das Bad für die nächsten<br />
Jahre ordentlich aufzustellen?“<br />
Pläne und Wiederaufbau<br />
Mit einem Architekturbüro, das sich<br />
auf Bäder spezialisiert hat, ist man im<br />
Gespräch und in der Planung. Aber:<br />
„Der Schaden muss erst mal feststehen.<br />
Erst dann können die Planungen<br />
beginnen. Und dann geht es um die<br />
Finanzierung. Das ist natürlich auch<br />
eine politische Entscheidung. Wollen<br />
wir noch mehr Geld in die Hand<br />
nehmen, um uns völlig neu aufzustellen?<br />
Uns vielleicht auch energetisch<br />
neu aufstellen? Gerade in einer Zeit,<br />
in der die Gaskosten ins Unermessliche<br />
steigen. Auch sind Fördermittel<br />
in Aussicht gestellt, die letztlich auch<br />
den Stadthaushalt entlasten.“<br />
All diese Planungen dauern ihre Zeit<br />
und müssen mit unterschiedlichen<br />
Gremien abgestimmt werden. Sobald<br />
das abgeschlossen ist, kann der Wiederaufbau<br />
beginnen<br />
Ob also das Aqua Olsberg wie Phönix<br />
aus der Asche neu auferstehen wird,<br />
moderner und schöner als zuvor, „ist<br />
natürlich eine Kostenfrage“, gibt<br />
Johannes Butterweck zu bedenken.<br />
Sicher ist, dass der Neubau mit einigen<br />
baulichen und technischen Verbesserungen<br />
verbunden sein wird.<br />
Aber wie weit man alles umsetzen<br />
kann, bleibt zum gegenwärtigen<br />
Stand noch abzuwarten.“ Bei seinem<br />
angefügten „Aber man wird sehen“<br />
schwingt Hoffnung mit. Sobald die<br />
Entscheidungen getroffen sind, wird<br />
die Öffentlichkeit natürlich umgehend<br />
informiert.<br />
Eines interessiert derzeit jeden Olsberger<br />
rasend: Wann geht es wieder<br />
los? Wann geht das Aqua Olsberg<br />
– endlich - wieder an den Start? Da<br />
kann Badleiter Johannes Butterweck<br />
mit guten Nachrichten aufwarten:<br />
„Höchstwahrscheinlich noch vor den<br />
<strong>Sommer</strong>ferien werden das Freibad<br />
und das 25-m-Becken wieder in Betrieb<br />
gehen. Wir legen verstärkt Wert<br />
darauf, dass es wieder mit dem Schulund<br />
Vereinsschwimmen losgeht.<br />
Auch Kinderschwimmkurse werden<br />
bald wieder möglich sein. Mit dem<br />
Herzstück, dem Solebereich mit dem<br />
warmen Salzwasser, und dem Saunabereich<br />
wird es allerdings noch etwas<br />
dauern.<br />
Das sieht doch gar nicht so schlecht<br />
aus. Auch die Mitarbeiter des Aqua,<br />
die „den ganzen Weg mitgegangen<br />
sind und stets Gewehr bei Fuß standen,<br />
wenn etwas zu tun war“, freuen<br />
sich mit Badleiter Johannes Butterweck<br />
schon auf die (Teil-) Wiederöffnung<br />
des Aqua Olsberg. ■<br />
Stadt Olsberg -AquaOlsberg-<br />
Bigger Platz 6<br />
59939 Olsberg<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 13
Julius Kolossa<br />
Tom Linke<br />
Eishockey seit 63 Jahren im Sauerland<br />
346 TORE IN<br />
416 SPIELEN<br />
Jörg Schauhoff<br />
„W<br />
ir wollten aufs Eis“, fasst Jörg<br />
Schauhoff zusammen, was ihn und<br />
seine Freunde im Jahr 1958 antrieb,<br />
sich seinerzeit nicht dem Fußball- oder Turnverein im<br />
heimischen Deilinghofen anzuschließen, sondern vielmehr<br />
Eishockey bei den Kanadiern spielen zu lernen.<br />
Diese waren dort nach Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
am Rande des Dorfes stationiert<br />
und übten in ihrer Freizeit ihr Hobby,<br />
den Eishockey, auf einer eigens<br />
dafür angelegten Eisfläche<br />
auf dem Kasernengelände aus.<br />
„Und von dem, was da abging,<br />
waren wir fasziniert.“<br />
Diese Begeisterung ist dem<br />
inzwischen 78-Jährigen nach<br />
wie vor anzumerken. Viel<br />
hat er zu erzählen über „seinen“<br />
Sport, für den er weitere<br />
17 Jugendlichen der Jahrgänge<br />
1942 und 1941 zur Gründung des<br />
„EC Deilinghofen“ am 28. Februar<br />
1959 im Gasthof Sonneborn motivierte.<br />
Trainiert wurde anfangs in Trikots, die ihnen von den<br />
Kanadiern zur Verfügung gestellt wurden. Diese waren<br />
auch ihre Trainer. „Anfangs waren wir richtig schlecht“,<br />
Schauhoff blickt auf die ersten Gehversuche zurück. Doch<br />
er und seine Jungs wollten besser werden und nahmen dafür<br />
viel in Kauf. So auch das Training an jedem Sonntag<br />
von 7 bis 9 Uhr bei den Kanadiern. „Dadurch haben wir<br />
viel gelernt, aber auch durch das Spielen auf zugefrorenen<br />
Teichen und auch Straßen bei uns in Deilinghofen.“<br />
„Anfangs waren wir richtig schlecht“<br />
Diese Trainingsmethoden gehören inzwischen der<br />
Vergangenheit an, denn 1971 wurde in Iserlohn<br />
eine eigene Eishockeyhalle gebaut.<br />
Ab dann gab es auch eigene Trikots.<br />
Und aus dem EC Deilinghofen ist<br />
seit 2020 der IEC Roosters geworden.<br />
Doch Jörg Schauhoff<br />
bleibt ECD-ler. Er wechselte<br />
schnell von der Außenbahn<br />
zum Mittelstürmer und war<br />
in seiner sportlichen Karriere<br />
mit 346 Toren in 416 Spielen<br />
erfolgreich, ein bis heute ungeschlagener<br />
Rekord beim ECD. Aus<br />
beruflichen Gründen hängte er 1976<br />
nach 16 Jahren die Eishockeyschuhe an<br />
den Nagel. Da spielte der ECD in der 2. Liga.<br />
„Durch Eishockey habe ich viel erlebt: die erste Saison<br />
bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Köln 1959/60<br />
mit dem 5. Platz, dann, 1961, in Frankfurt am Main, den<br />
2. Platz.“ Chronologisch führte Schauhoffs Weg von da<br />
an nach oben. 1961 wurde er in die Deutsche Jugendnationalmannschaft<br />
berufen und sah im selben Jahr<br />
bei einem Turnier in Adelboden in der Schweiz zum<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
ersten Mal die Alpen. „Dort haben wir zwei Freundschaftsspiele<br />
verloren, aber dafür viel an Erfahrung gewonnen.“<br />
Souvenir von der<br />
chinesischen Nationalmannschaft<br />
Er wurde so gut, dass er seit seiner Benennung ins<br />
ECD-Seniorenteam im Jahr 1962 zum Stammspieler<br />
mit der Rückennummer 5 und auch für viele Jahre<br />
Mannschaftskapitän wurde. „Wir Deilinghofener waren<br />
stark im Zweikampf“, denkt er gerne an die alten<br />
Zeiten zurück, in denen er mit seiner Mannschaft<br />
nicht nur Erfolge gegen deutsche, sondern auch gegen<br />
ausländische Mannschaften gefeiert wurden. „7:3 gewannen<br />
wir am 4. März gegen die Volksrepublik China.“<br />
Von dort nahm er einen Eishockeyschläger mit<br />
den Unterschriften der Spieler mit. Auch nach seiner<br />
aktiven Zeit prägte Schauhoff seinen Verein, als Nachwuchstrainer,<br />
sportlicher Leiter und Berater. Dass der<br />
sportliche Erfolg in all dieser Zeit nicht von ungefähr<br />
gekommen ist, sondern vielmehr hart erarbeitet wurde,<br />
stellt er fest: „Unser erstes Spiel gegen ein kanadisches<br />
Team fand am 8. März 1958 vor 120 Zuschauern<br />
in Deilinghofen statt - und ging mit 2:6 verloren.“<br />
Immerhin – die Neulinge schossen zwei Tore gegen<br />
erfahrene Sportler. Schauhoff selbst gehörte damals<br />
nicht zu den Torschützen. Doch er steigerte sich bis hin<br />
zum Leistungsträger. Honoriert wurde dies von seinem<br />
Verein mit Würdigungen im Eishockeymuseum<br />
in Hemer an der Nelkenstraße 5. „Dort bin ich im<br />
Türrahmen verewigt.“ ■<br />
Urlaub mit einem<br />
Fitnesstrainer und<br />
Küchenmeister<br />
• Drei Länder in 16 Tagen - sehen und erfahren<br />
• Fitnesstraining auf 700 Kilometern<br />
• Kulinarische Genüsse<br />
• Laufen für den guten Zweck<br />
Beim Urlaub mit Küchenmeister, Food-Coach und<br />
Extremsportler Martin Hengesbach ist dies alles<br />
möglich. Auf dem Alpe-Adria-Trail geht es durch<br />
Österreich, Slowenien und Italien.<br />
Mit seinem gemeinnützigen Verein<br />
„SocialXtremesport“ wird ein Kölner<br />
Therapiezentrum für extrem körperlich und geistig<br />
eingeschränkte Kinder unterstützt und in diesem<br />
Jahr auch speziell ein junges Mädchen aus Bad<br />
Berleburg.<br />
Besonderes Bonbon für die Teilnehmer:<br />
Vom Alpe-Adria-Trail wird ein sportlicher Reisebericht<br />
als Hochglanzmagazin entstehen.<br />
Plan Deinen Urlaub mit uns.<br />
Engagiere dich für den guten Zweck<br />
Detaillierte Informationen<br />
gibt es hier:<br />
Martin Hengesbach<br />
Oedackerweg ∙ 59872 Meschede<br />
E-Mail: mhengesbach@t-online.de<br />
Tel.: 0171-8377571<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 15
Gespräch mit Willingens<br />
Bürgermeister Thomas Trachte<br />
WILLINGEN<br />
– EINE BUNTE GEMEINDE<br />
Manfred Eigner<br />
S. Droste<br />
Der erste Gedanke zu Willingen: Sport und<br />
Tourismus. Im Winter der facettenreiche<br />
Ski-Sport, das Jahr über Mountainbiking,<br />
Wandern, Radfahren und vieles mehr. Ebenso fallen<br />
Clubreisen und Feiern oder das sonntägliche Shoppen<br />
in die Aufzählung. Doch damit ist Willingen sicher<br />
nicht umfassend beschrieben.<br />
<strong>WOLL</strong>: Bürgermeister Thomas Trachte, was möchten<br />
Sie spontan an dieser Beschreibung ergänzen?<br />
Thomas Trachte: Willingen (Upland) ist die Heimat vieler<br />
netter Menschen. Ganz wichtig ist mir, dass, wenn wir<br />
von Willingen sprechen, immer auch die neun umliegenden<br />
Orte mit dazugehören<br />
Was macht die Gemeinde Willingen aus Ihrer Sicht lebens-<br />
und liebenswert?<br />
Willingen ist eine attraktive, vielseitige und bunte Gemeinde.<br />
Jeder der neun Ortsteile hat seine besonderen Eigenheiten<br />
und Reize. Die Bevölkerung ist aufgeschlossen,<br />
es gibt ein sehr aktives Vereinsleben, die Wirtschaft ist innovativ<br />
und die örtliche Kommunalpolitik arbeitet effektiv<br />
und zielorientiert. Auf diese Weise ist ein Gemeinwesen<br />
entstanden, das den hier lebenden Menschen in sozialen,<br />
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen einiges<br />
zu bieten hat. Deswegen lebt man in unserer Gemeinde<br />
gerne, es wird viel geboten und es ist immer etwas los.<br />
Auch Willingen braucht Handwerk und Dienstleister.<br />
Welchen Anreiz bietet das Upland Fachkräften und ihren<br />
Familien, ihren Lebensmittelpunkt hier zu finden?<br />
Hier kann man an die Antwort zur vorherigen Frage anknüpfen.<br />
Auf der einen Seite verfügen wir über eine leistungsfähige<br />
Wirtschaft, in der Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />
in vielen verschiedenen Berufsfeldern angeboten<br />
werden. Auf der anderen Seite stimmt aber auch das soziale<br />
Umfeld. Beispiele dafür sind: Wir haben sehr gute<br />
Kinderbetreuungsangebote in den Kindertagesstätten, es<br />
gibt Schulangebote bis hin zur gymnasialen Oberstufe,<br />
wir haben viele Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche<br />
durch die touristische Infrastruktur sowie die vielen<br />
und sehr gut aufgestellten Vereine. Für die Familien gibt<br />
es Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, es gibt eine ordentliche<br />
gesundheitliche Grundversorgung, der Weg zu<br />
den Kleinstädten Korbach und Brilon ist nicht weit, für<br />
Senioren gibt es Angebote, wir leben in einer schönen Naturlandschaft<br />
und vieles mehr.<br />
Nichts ist so beständig wie die Veränderung. Worin<br />
sehen Sie die Möglichkeiten und Chancen für das zukünftige<br />
Willingen?<br />
Natürlich gibt es gute Entwicklungsmöglichkeiten im<br />
Tourismus und der gewerblichen Wirtschaft. Aber auch<br />
die zuvor genannten sozialen und gesellschaftlichen Themen<br />
gegeben. Beispielsweise wollen wir in der nahen Zukunft<br />
viel Energie in die Themen „Lebensqualität für<br />
Senioren“ und „Aufbau eines Gesundheitsnetzwerkes“<br />
stecken. Aber auch die Ausweisung von Wohnbauland für<br />
Familien und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum<br />
sind wichtige Arbeitsfelder, für die wir in Willingen gute<br />
Möglichkeiten sehen. Weitere Entwicklungsschwerpunkte<br />
werden die Themen Klima- und Naturschutz sein.<br />
Welche Ihnen besonders am Herzen liegende Sache<br />
würden Sie gerne an dieser Stelle einmal ansprechen?<br />
Mir war es bei meiner Arbeit als Bürgermeister immer<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Bürgermeister Thomas Trachte<br />
sehr wichtig, für das Wohl der Bürgerinnen<br />
und Bürger zu arbeiten<br />
und dabei auch sehr bürgernah<br />
zu sein. Ich würde mir für die<br />
Zukunft wünschen, auch weiterhin<br />
mit den Menschen in<br />
Kontakt zu stehen, zusammen<br />
zu arbeiten und gemeinsam die<br />
Zukunft zu gestalten. ■<br />
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Neues<br />
Kühlfahrzeug für<br />
Mescheder Tafel<br />
benötigt<br />
1.200 Personen werden mit<br />
Lebensmitteln unterstützt<br />
Lebensmittel retten, Menschen helfen: Nach diesem Prinzip<br />
arbeitet die Mescheder Tafel und benötigt dringend ein neues<br />
Kühlfahrzeug. Einer der zwei bestehenden Tafel-Transporter<br />
ist sehr reparaturanfällig und muss ersetzt werden, damit die<br />
Lebensmittelqualität auf dem Weg zur Tafel erhalten<br />
bleibt. Denn ehrenamtliche Mitarbeitende holen<br />
die Spenden von Lebensmittelgeschäften<br />
im Raum Bestwig, Eslohe, Meschede und<br />
Schmallenberg ab und bringen sie zum Mescheder<br />
Ladenlokal im Ittmecker Weg. Dort<br />
sortiert das ehrenamtliche Team die Lebensmittel,<br />
lagert sie und verteilt sie an zwei festen<br />
Öffnungstagen pro Woche.<br />
Werden Sie Heimatheld des Caritasverbandes<br />
Meschede e.V. und unterstützen Sie die Mescheder<br />
Tafel mit einer Spende für das neue Fahrzeug, das rund 45<br />
000 Euro kostet. Als eines der größten Sozialprojekte in der<br />
Region unterstützt die Tafel aktuell rund 500 Familien, also<br />
rund 1.200 Personen, aus dem Zuständigkeitsbereich Eslohe,<br />
Bestwig, Meschede und Schmallenberg – darunter sind<br />
auch einige Geflüchtete aus der Ukraine. Gleichzeitig<br />
wird Nachhaltigkeit gefördert, denn dank<br />
der Tafel werden weniger Lebensmittel verschwendet.<br />
Mehr dazu bei Stefanie Badelt vom Caritasverband<br />
Meschede unter<br />
0291/9021181 oder<br />
s.badelt@caritas-meschede.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 17
Dreifacher Ritterschlag im S(a)uerland<br />
EIN ABEND IM SCHLARAFFENLAND<br />
Sabina Butz<br />
sabrinity<br />
Procedere für den Abend in<br />
Schlaraffia ist fest geregelt: Ein Ritter<br />
„Das<br />
führt als Pate einen mitgliedswilligen<br />
Mann ein, der eine Prüfungszeit absolvieren muss,<br />
bevor er durch allgemeine Abstimmung (Kugelung)<br />
als Knappe aufgenommen wird. Eine Zeit als Junker<br />
schließt sich an, bevor als Höhepunkt der Ritterschlag<br />
und die Nennung des Ritternamens erfolgen können.<br />
Den Standeserhöhungen zum Junker bzw. Ritter gehen<br />
jeweils „Hochnotpeinliche Prüfungen“ durch den Ritter<br />
Schulrat voran. Hört sich an, als ob wir im Archiv<br />
eines Ritterordens auf die Aufnahmeregelungen gestoßen<br />
wären, uns also im Mittelalter belesen hätten.<br />
Stimmt aber nicht: Wir schreiben das Jahr 2022 und<br />
befinden uns in Scharfenberg (Brilon), wo wir der Zeremonie<br />
der Schlaraffen beim Ritterschlag von Torben<br />
Jegotka, Heinrich Kraft und Josef Berkenkopf (Bild<br />
S.2 unten v.l.) beiwohnen dürfen.<br />
Das hohe Reich im Sauerland<br />
Sie sippen (treffen sich) seit 1986 in den Winterungen<br />
(Wintermonate von Anfang Oktober bis Ende<br />
April) in der sogenannten Alberichsburg in Scharfenberg<br />
einmal wöchentlich. Derzeit sind sie 34 Sassen<br />
(Mitglieder) inclusive der drei neuen Ritter.<br />
Insgesamt gibt es weltweit ca. 270 aktive Reyche mit ca.<br />
10.000 Sassen (Mitgliedern). Die ersten Schlaraffen gründeten<br />
sich 1859 in Prag. Die ausschließlich männlichen<br />
Sassen müssen nicht deutsche Staatsbürger sein, aber die<br />
Vereinssprache ist weltweit deutsch, wobei es eine ganze<br />
Reihe schlaraffischer Wortschöpfungen gibt, die zu beachten<br />
sind: Begrüßt wird mit „Lulu“, Missfallen wird mit<br />
„Ulul ausgedrückt. Die Schwiegermutter heißt Burgschreck<br />
und die Freundin oder Lebensgefährtin wird als „Burgwonne“<br />
bezeichnet, um nur ein paar Beispiele zu nennen.<br />
Gespannt folgen die Rittter...<br />
... dem schlaraffischen Protokoll<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Kunst, Freundschaft und Humor<br />
„In arte voluptas“ (in der Kunst liegt das Vergnügen) lautet<br />
der schlaraffische Leitspruch. Freundschaft, Kunst<br />
und Humor prägen das Miteinander der Schlaraffen.<br />
Das signalisiert auch das Wappentier der Schlaraffen:<br />
der Uhu, der als Sinnbild für pfiffige Weisheit bei allen<br />
Schlaraffen hoch angesehen ist. In seinem Namen leben<br />
die Schlaraffen spielerisch ihre Werte: Toleranz, individuelle<br />
Anerkennung, Wertschätzung und Freundschaft aus.<br />
Josef Berkenkopf formuliert es so: „In unserem Spiel<br />
setzen wir uns humoristisch und selbstironisch mit vorgeschlagenen<br />
Themen auseinander, wobei geschäftliche,<br />
politische oder religiöse Themen nicht zugelassen<br />
sind.“ Wichtig ist der humorvolle Austausch, das Spielen<br />
mit Worten, die Sprache als „Waffe“. Respektvoller<br />
Umgang ist Grundvoraussetzung, was schon die Anrede<br />
„Ihr“ verdeutlicht. Polemisieren ist ausdrücklich verpönt.<br />
Das Ritual des Ritterschlags<br />
Am 5. Tag des Ostermonds a.U. 163 (eigener Kalender<br />
der Schlaraffen seit 1859; a.U. = anno Uhui) dürfen wir<br />
dem feierlichen Ritterschlag von drei Junkern beiwohnen.<br />
Im ersten, protokollarischen Teil der Sippung fungiert der<br />
Oberschlaraffe Ritter Wesentlich vom Warenberge (profan<br />
Willi Morgenroth). Nach der Schmuspause übernimmt<br />
Ritter Singmantau der Liederklau (profan Rolf Klein) die<br />
Funktion und zelebriert nach dem strengen Regelwerk aus<br />
„Spiegel und Ceremoniale“ die Ritterschläge. Angeredet<br />
werden fungierenden Oberschlaraffen mit „Herrlichkeit“.<br />
Ihm zur Seite steht der Ceremonienmeister, Ritter<br />
Herrschaftszeiten (profan: Herbert Knappstein), und der<br />
Herold, Ritter Atzefechs (profan: Hans-Jürgen Stappert).<br />
Beeindruckend sind nicht nur die musikalische Unter-<br />
malung durch<br />
Tamtam und<br />
Fanfare, sondern<br />
das Spalier der<br />
Schwerter kreuzenden<br />
Ritter. Das<br />
Entzünden der blauen<br />
Kerze der Freundschaft<br />
während jeder Sippung<br />
ist symbolträchtig und spricht<br />
für sich selbst. Nach vielen Lulu-Rufen<br />
und ritualisierten Anweisungen werden die neuen<br />
Ritter eingekleidet und mit neuen Namen benannt: Josef<br />
Berkenkopf als Ritter „Riegelius Ex“, der filigrane<br />
Pfortenöffner, Torben Jegotka als Ritter „Reinherz“, der<br />
Stiepeler Zwergenspross und Heinrich Kraft als Ritter<br />
„Klabunderix“ von Halse und Wende. Die Jung-Ritter<br />
bedanken sich musikalisch mit einer Schlaraffenversion<br />
von „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Ein Gänsehauterlebnis,<br />
welches neben dem Carl Valentin Motto: „Die<br />
Dinge nicht so ernst nehmen, wie sie sind“ das Anliegen<br />
der Schlaraffen, im fröhlichen Spiel den Alltag zu verarbeiten,<br />
besonders eindrucksvoll zum Ausdruck bringt. ■<br />
Sonnenschutz Innen und Außen<br />
vom Fachmann Wir beraten Sie gerne.<br />
34431 Marsberg-Bredelar - Sauerlandstr. 85<br />
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Die drei Junker<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 19
Von Kaiserenkeln, der Königin von Polen<br />
der Prinzessin von Kiew und anderen Adligen<br />
EIN<br />
MAJESTÄTISCHER<br />
AUSBLICK<br />
Christel Zidi<br />
Martin Richter<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
vb-sauerland.de<br />
Gut möglich, dass an dieser Stelle, hier am Ehrendenkmal<br />
vor der Burgruine Hachen, einst eine adlige Kinderschar<br />
Fangen und Verstecken spielte und sich anschließend im<br />
kühlen Wasser der Röhr erfrischte. Damals, vor rund eintausend<br />
Jahren.<br />
Ezzo, der Sohn des Pfalzgrafen von Lothringen war der erste Besitzer<br />
der Burg Hachen. Mit zahlreichen, teils weit verzweigten Grafschaften<br />
und Vogteien ausgestattet, war ihm die standesgemäße Versorgung seiner<br />
Ehefrau Mathilde möglich, der Tochter Kaiser Otto II.<br />
Die jüngste Tochter des Kaisers sollte eigentlich Äbtissin des damals<br />
sehr bedeutenden Stiftes Essen werden. Ebenso wie ihre beiden älteren<br />
Schwestern, die mangels standesgemäßer Partner ebenfalls diesen Weg<br />
einschlugen.<br />
Doch es kam anders. Mathilde heiratete den – rangniedrigeren – Ezzo<br />
von Lothringen. Man erzählt sich, dass Mathildes Bruder, der junge<br />
Otto III. Ezzo die Erfüllung eines Wunsches versprochen hatte, wenn<br />
dieser ihn im Schach besiege – und genau das gelang dem Pfalzgrafensohn.<br />
Ob er sich wohl schon zuvor in die junge Mathilde verliebt hatte? Berichtet<br />
wurde, dass die Äbtissin des Essener Stift sich zunächst weigerte,<br />
Mathilde, die designierte Äbtissin, herauszugeben. Ihre Mutter Theophanu,<br />
eine angeheiratete Nichte des byzantinischen Kaiserhauses, sah<br />
das anders und stimmte der Hochzeit zu. Schließlich war die Pfalzgrafen-Familie<br />
weder unbedeutend noch unvermögend. Hinzu kam, dass<br />
durch zahlreiche Schenkungen ein angemessener Lebensstandard der<br />
Kaisertochter sichergestellt werden konnte.<br />
Man erzählt sich, dass die Ehe zwischen Mathilde und dem zwanzig<br />
Jahre älteren Ezzo recht glücklich und mit zehn Kindern gesegnet war.<br />
Die Burg Hachen war nur eines von vielen Besitztümern des Paares.<br />
Dass deren Kinderschar auch mal hier im Sauerland gespielt hat, ist<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Eines der Kinder war Richeza,die spätere Ehefrau Mieszkos II. und<br />
damit Königin von Polen. Sie lebte nach dem Tode ihres Mannes (ab<br />
1036) auf den Gütern ihrer väterlichen Familie, der Ezzonen. Aus dieser<br />
Ehe stammten drei Kinder: Sohn Kasimir, der später zurück nach<br />
Polen ging und Maria Dobronega Wladimirowna, die Prinzessin von<br />
Kiew, heiratete. Tochter Gertrud wurde mit dem Großfürsten von<br />
Kiew verheiratet. Und das dritte Kind, Richeza, nach ihrer Mutter benannt,<br />
heiratete den späteren ungarischen König Béla.<br />
Die Burg Hachen war nicht der ständige Aufenthaltsort des Hochadels,<br />
aber bestimmt ein gern angepeiltes und erholungsreiches Reiseziel.<br />
Schon der Großvater Mathildes hielt sich gern im Sauerland auf,<br />
besonders in Meschede, wo noch heute ein Platz nach ihm benannt ist:<br />
der Kaiser-Otto-Platz. ■<br />
Einfach<br />
Danke für<br />
150 Jahre!<br />
Gemeinsam was erreichen.<br />
Jetzt und für<br />
eine gute Zukunft.<br />
„Was einer nicht schafft, das schaffen viele!“<br />
aus diesem Gedanken heraus legten Mescheder<br />
Bürger am 24. Januar 1872 den Grundstein für<br />
unsere heutige Volksbank Sauerland eG. Dieser<br />
Kern des genossenschaftlichen Prinzips bildet<br />
bis heute das Fundament unserer Bank. Wir sind<br />
dankbar und stolz, dass wir für viele Sauerländer<br />
über Generationen „meine Bank“ waren und<br />
sind. Für dieses Vertrauen bedanken wir uns<br />
ganz herzlich. Zuversichtlich schauen wir nach<br />
vorne und sagen: Morgen kann kommen.<br />
Quelle: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 21
Anzeige<br />
creo – Dein Baufachmarkt<br />
verändert sich für Dich<br />
Creo<br />
S<br />
eit nun vier Jahren ist creo ein fester Bestandteil<br />
der Sunderaner Einkaufswelt und bietet ein<br />
großes Repertoire an hochwertigen Produkten aus<br />
dem gesamten Baumarktsortiment. Und genau hier liegt<br />
der Anspruch von Marktleiter Jendrick Otto – bewusst<br />
auf qualitative Produkte zu setzen und stets die Auswahl<br />
so zu verändern, dass sie dem Kunden und aktuellen<br />
Trends gerecht wird.<br />
Da sich creo gerne selbst als den „etwas anderen Baumarkt“<br />
bezeichnet, liegt es auf der Hand, dass bestimmte<br />
Bereiche hier zu den Kernkompetenzen zählen. So zum<br />
Beispiel alles, was sich um die Themen Terrassengestaltung<br />
und Grillgenuss dreht.<br />
Aus diesem Grund wurde und wird in diesem Jahr einiges<br />
im Markt in Sundern verändert. Im vorderen Bereich ist<br />
eine ca. 100 qm große Fläche entstanden, die das Zuhause<br />
draußen schöner werden lässt.<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Böden und Sichtschutz für den Wohlfühlfaktor<br />
Gemütlich wird es im heimischen Garten erst mit dem<br />
richtigen Untergrund. Auf der neuen Fläche finden sich<br />
unter anderem WPC Böden und Steinplatten in verschiedenen<br />
Ausführungen für den Außenbereich. Hier<br />
entdeckt jeder den passenden Boden für seine Terrasse<br />
und kann sich von fachkundigen Beratern helfen lassen.<br />
Diese haben natürlich immer ein paar hilfreiche Tipps auf<br />
Lager. Zusätzlich gibt es, durch eine Auswahl namhafter<br />
Hersteller wie TraumGarten, OSMO und FelixClercx,<br />
unterschiedlichste Möglichkeiten sich mehr Privatsphäre<br />
durch den richtigen Sichtschutz zu ermöglichen. Die<br />
Zaun-Baukasten-Systeme ermöglichen eine große Vielfalt<br />
an pflegeleichten Materialien, anspruchsvollen Designelementen<br />
sowie unterschiedlichen Formen. Das individuelle<br />
Maß an Sichtbarkeit zu finden, liegt in der eigenen Hand.<br />
WPC, HPL, Aluminium und Glas bieten ungeahnte<br />
Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Grillherzen schlagen höher<br />
Aber auch die Weber® Ausstellung, die bereits seit der<br />
Eröffnung 2008 ein Teil von creo ist, hat einen neuen Platz<br />
gefunden. Zunächst in der Mitte zu finden gewesen, ist das<br />
gesamte Sortiment mit auf die neue Fläche im Eingangsbereich<br />
gezogen. Jede:r Grillliebhaber:in findet hier das<br />
richtige Modell – ob Holzkohle, Gas, Elektro oder Pellet.<br />
Auch der Bereich „Räuchern“ findet nun besondere Aufmerksamkeit.<br />
Sie können an den verschiedenen Chunks<br />
und Chips riechen, die sich sowohl für das intensiv-süßliche<br />
Whiskey-Aroma als auch für ein perfektes Raucharoma<br />
eignen. Hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet.<br />
Grillen ist schon jetzt nicht mehr nur ein <strong>Sommer</strong>trend,<br />
sondern ein Ganzjahres-Event.<br />
Apropos Event: In diesem Jahr finden nach der Corona-Pause<br />
endlich wieder Weber® Grillkurse bei creo statt.<br />
Der erste „Steak, Burger & More“ wurde im Mai bereits<br />
erfolgreich vom Grillmeister des Vertrauens durchgeführt<br />
und das Team ist gespannt auf die kommenden Kurse mit<br />
neuen Gesichtern – Es sind noch Plätze frei!<br />
Aber auch DIY-Projekte, Umbauarbeiten, Garten arbeiten<br />
und Co. lassen sich weiterhin mit der Hilfe des Baufachmarktes<br />
verwirklichen. Die freundlichen Mitarbeiter<br />
helfen gerne weiter und unterstützen, soweit es möglich<br />
ist.<br />
Es bleibt spannend, was sich noch alles verändern wird.<br />
Eins ist aber schon jetzt klar: Stillstand gibt es bei creo<br />
nicht! – Bis zum Jahresende wird sich noch einiges tun und<br />
die Sortimente anhand der Kundenwünsche angepasst und<br />
optimiert. ■<br />
wir freuen uns auf deinen besuch!<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mo - Fr 08:00 - 18:30 Uhr<br />
Sa 08:00 - 16:00 Uhr<br />
In den Röhrwiesen 8<br />
59846 Sundern<br />
Tel. 0 29 33 / 909 35 - 00<br />
www.creo-sundern.de<br />
info@creo-sundern.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 23
Hasse<br />
chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
dat schon chehört, Lisbeth?“<br />
„Ja wat denn, Fine?“<br />
„Hasse<br />
„Da hinten in dat alte Haus vonne Kaulmanns<br />
is ne junge Familie reinjezogen und jetzt kommt et:<br />
die leben nachhaltich! Kannste dir sowat vorstellen?“<br />
„Jau, der Friedel war schon da und hat erst mal jeguckt, wat<br />
die so machen.“<br />
„Sach nur. Und wat machen die denn andert als wir?“<br />
„Na, die machen vielet selber, z. B. Putzmittel, Zahnpaste<br />
„Stricken geht immer, auch<br />
im <strong>Sommer</strong>, auf dem<br />
Weg in die Ferien, im<br />
Schwimmbad, auf dem<br />
Balkon, der Terrasse, am<br />
Pool, im Garten, am Stausee,<br />
der Parkbank, dem<br />
Beifahrersitz, dem Rücksitz,<br />
auf dem Sofa etc. “<br />
Ideen und Garne für große<br />
und kleine Projekte warten<br />
bei Ihrer Woll Diva.<br />
Ich freue mich<br />
auf Ihren Besuch!<br />
Änderung der Öffnungszeiten<br />
während des <strong>Sommer</strong>s von Ende<br />
Juni Beginn der <strong>Sommer</strong>ferien bis<br />
Ende September.<br />
Wollgeschäft<br />
Astrid Puppe<br />
Lange Wende 82<br />
59755 Arnsberg<br />
0176 / 50 71 73 02<br />
info@woll-diva.de<br />
www.woll-diva.com<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag<br />
Ruhetag<br />
Dienstag - Freitag<br />
10:00-13:00 Uhr І 14:30-17:30 Uhr<br />
Samstag<br />
10:00-13:00 Uhr<br />
und so nen Jedöns, woll?“<br />
„Neee, dat kann man selber machen?“<br />
„Jau. Und die leben so, dat allet, wat se brauchen, auch für<br />
künftige Jenerationen widda nachwachsen kann, woll? Also<br />
so nen ökologisches und ökonomisches Handeln nennt man<br />
dat.“<br />
„Dat haste abba nich vonnem Friedel. Dat haste sicher jegoogelt.“<br />
„Haste recht. Abba nur, weil der Friedel jesacht hat, ich soll<br />
auch ma gucken, wo ich wat einspare und de Waschmittel<br />
ma selber machen. Und dat findeste im Internet, woll?“<br />
„Haste Töne! Und wat macht der Friedel so für nen nachhaltiges<br />
Jedöns?“<br />
„Der Friedel sacht, er muss dat allet planen.“<br />
„Ich hoffe, der hat noch nich mit meinem Otto jesprochen.<br />
Weil da mache ich abba nich mit.“<br />
„Sollste sehen, dat Thema is bei dem Friedel auch janz schnell<br />
Jeschichte, weißte.“<br />
„Warum dat denn?“<br />
„Weil ich jetzt janz doll am Düngen im Chatten bin, damit<br />
de Möhren und der Salat noch besser und reichhaltiger<br />
wachsen tun.“<br />
„Ja und? Dat is doch dat, wat er will, odda?“<br />
„Ne. Janz sicha nich bei Jemüse. Da issa imma froh, wenn de<br />
Schnecken dat wegfuttern und er et nich aufn Teller kricht.“<br />
„Sach nur. Und wie machste ihm jetzt de selbstjemachte Zahnpaste<br />
madich?“<br />
„Da mische ich ihm wat in de Schlemmkreide, dat ihm<br />
schlecht wird.“<br />
„Und wat? Kann man dat auch joogeln?“<br />
„Man kann allet joogeln, woll?“ ■<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Werte schaffen – auch für spätere Generationen<br />
PRINZIP<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
SEIT MINDESTENS<br />
300 JAHREN<br />
Christel Zidi<br />
AdobeStock_23177340<br />
B<br />
ei der Rodung von Wäldern müsse man „bedenken<br />
[...] wo ihre Nachkommen Holz hernehmen<br />
sollen“ – diesen Satz findet man in<br />
dem Buch „Sylvicultura oeconomica“ (1713), einem<br />
Werk zur Forstwirtschaft von Hans Carl von Carlowitz.<br />
(1645-1714).<br />
Zwar hat von Carlowitz die Nachhaltigkeit nicht erfunden,<br />
aber den Begriff „nachhaltend“ deutlich formuliert.<br />
Schon in jungen Jahren kam er mit dem französischen<br />
Finanzminister Jean Baptiste Colbert in Kontakt und<br />
er las das für Furore sorgende Buch des englischen Gartenplaners<br />
John Evelyn. Beide waren schon Mitte des<br />
17. Jahrhundert über die Holzknappheit besorgt.<br />
Von der Verehrung der Bäume und Wälder als Heiligtümer,<br />
wie sie noch bei den Germanen üblich war, war zu<br />
Beginn des 17. Jahrhundert kaum noch etwas zu spüren.<br />
Im Gegenteil: Rücksichtslos wurden Bäume gefällt und<br />
Wälder gerodet. Von Carlowitz, Oberberghauptmann<br />
am kursächsischen Oberbergamt in Freiberg (Sachsen),<br />
war einer der Ersten, der die Ausbeutung der Wälder kritisierte.<br />
In seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ forderte<br />
er, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden<br />
sollte, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen<br />
kann. Dadurch wird dafür gesorgt, dass der<br />
Wald für die künftige Nutzung zur Verfügung steht und<br />
auf Dauer seinen Wert behält.<br />
Hans Carl von Carlowitz, der aus einem altem sächsischen<br />
Adelsgeschlecht stammte, forderte, dass man<br />
„Verschwendung und Verderbung desselben, so viel wie<br />
möglich verhüte“. Zur Verdeutlichung führte er das alte<br />
Sprichwort an: „Man soll keine alten Kleider wegwerfen,<br />
bis man neue hat.“ Also nicht erst Lücken schaffen und<br />
dann erst auffüllen.<br />
Von Carlowitz´ Prinzip wurde nicht nur zum zentralen<br />
Grundsatz der Forstwirtschaft in Deutschland, sondern<br />
auch zum Prinzip des nachhaltigen Umgangs mit Rohstoffen<br />
überhaupt. ■<br />
Das Wort nachhaltend stammt aus dem<br />
Verb nachhalten, was bedeutet, dass etwas<br />
für längere Zeit anhält oder bestehen bleibt.<br />
Das Substantiv hierzu ist das mittlerweile<br />
veraltete Wort Nachhalt, also etwas, dass<br />
zurückgehalten bzw. für schlechte Zeiten<br />
aufbewahrt wird. Das Wort Rückhalt hat<br />
heutzutage diese Bedeutung übernommen.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 25
Nachhaltigkeits- und Klimabeauftragter<br />
Sebastian Marcel Witte<br />
NACHHALTIGKEIT IST NICHT (NUR)<br />
VERZICHT, SONDERN MACHT SPASS<br />
UND BRINGT GROSSEN MEHRWERT<br />
Paul Senske<br />
Vanessa Schulte & Stadt Arnsberg<br />
Es<br />
ist ein langwieriger,<br />
aber lohnender und<br />
spannender Prozess:<br />
Arnsberg hat sich auf den Weg zu einer<br />
widerstandsfähigen (resilienten)<br />
und global nachhaltigen Kommune<br />
gemacht und ist eine der bundesweiten<br />
Vorreiterinnen der von den Vereinten<br />
Nationen 2015 beschlossenen<br />
Agenda 2030. „Wir leisten damit<br />
einen Beitrag für die Umsetzung<br />
der globalen Nachhaltigkeitsziele,<br />
der Sustainable Development Goals<br />
sowie nationaler und regionaler<br />
Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler<br />
Ebene“, erklärt Sebastian Marcel<br />
Witte. „Es ist ein Gemeinschaftswerk.<br />
Wir müssen die Menschen davon<br />
überzeugen, dass Nachhaltigkeit<br />
nicht (nur) Verzicht ist, sondern auch<br />
Spaß macht, der Stadtgesellschaft,<br />
der Region und jedem etwas persönlich<br />
bringt.“<br />
Witte ist Nachhaltigkeits- und Klimabeauftragter<br />
der Stadt, arbeitet im<br />
Team des Zukunfts- und Strategiebüros<br />
Nachhaltigkeit und begann seine<br />
Tätigkeit vor zehn Jahren als Klimaschutzmanager<br />
in Arnsberg. Der Diplom-Ingenieur<br />
für Raumplanung arbeitet<br />
mit seinem Team, das demnächst<br />
auf vier Personen aufgestockt wird, mit<br />
Nachdruck und voller Überzeugung an<br />
der 2018 vom Rat beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Drei + eine Säule als Handlungs-<br />
Maßstab<br />
Der 41-Jährige aus Arnsberg-Hüsten<br />
weiß, dass der Begriff Nachhaltigkeit<br />
„exakt“ schwer greifbar ist, aber<br />
viel mehr als nur Umwelt, Natur und<br />
Klima beinhaltet. „Nachhaltigkeit hat<br />
drei Säulen als Handlungs-Maßstab:<br />
Ökologie, Ökonomie (Wirtschaft) und<br />
Soziales. In diesen drei Dimensionen<br />
bewegen wir uns. Die ‚starke’ Nachhaltigkeit<br />
stellt den Umweltgedanken voran.“<br />
So sollen bei jeder Entscheidung<br />
alle drei Aspekte berücksichtigt werden<br />
(integrierte besser integrierende Nachhaltigkeit).<br />
Die Ziele sollen aus verschiedenen<br />
Perspektiven beleuchtet werden.<br />
Die Ziele der Agenda 2030 und der 17<br />
globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs)<br />
sind hier Richtschnur.<br />
Für Witte gibt es darüber hinaus „de<br />
facto“ eine vierte Säule: „Beteiligung &<br />
Kultur: Wie können wir die Menschen<br />
mitnehmen und die gesellschaftliche<br />
Bewegung schaffen? Wie können wir<br />
ihnen vermitteln, dass Nachhaltigkeit<br />
Spaß macht, einfach ist, dem Einzelnen<br />
etwas bringt und viel mehr als nur<br />
‚Verzicht’ bedeutet?“ Witte spricht in<br />
diesem Zusammenhang von „Drehmomenten“<br />
oder „Schwungrädern“ wie<br />
Sharing Economy, Kreislaufwirtschaft,<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Bauen mit nachhaltigen Rohstoffen<br />
oder Digitalisierung, die vermittelt<br />
werden müssen. „Jeder kann zudem<br />
etwas mit kleinen Schritten im Alltag<br />
machen. Wenn ‚weniger genug ist’: Verzicht<br />
ist gut, wenn er einem persönlich<br />
etwas bringt. Carsharing und Foodsharing<br />
sind Beispiele für „Nutzen statt<br />
Besitzen“. Es gehe dabei auch um eine<br />
neue „Kultur der Nachhaltigkeit“.<br />
Gemeinwohl im Großen und im<br />
Kleinen<br />
Nachhaltigkeit zielt, so Witte, im Endeffekt<br />
auf das Gemeinwohl, im Kleinen<br />
und im Großen, in Arnsberg auf eine<br />
Gemeinwohlstadt. Dazu gehöre im Bereich<br />
der sozialen Nachhaltigkeit auch<br />
die Frage der Armutsbekämpfung, der<br />
Inklusion oder der Umgang mit Geflüchteten.<br />
Oder beim Thema Wirtschaft:<br />
„Geht es eigentlich nur um<br />
wirtschaftliches Wachstum? Sind immaterielle<br />
Werte wie Zufriedenheit und<br />
Lebensqualität der Beschäftigten nicht<br />
ebenso viel oder gar mehr wert?“ Mit<br />
diesen Fragen, der Gemeinwohlbilanzierung,<br />
beschäftigen sich das Strategiebüro<br />
und zehn Firmen/Verbände.<br />
Arnsberg ist in Sachen Nachhaltigkeit<br />
ambitioniert unterwegs, im Großen<br />
und im Kleinen, Schritt für Schritt.<br />
Das gilt auch für eigene Maßnahmen,<br />
zum Beispiel beim künftigen Ziel der<br />
klimaneutralen Stadtverwaltung. Auch<br />
wird an einer klimaneutralen Gesamtstadt<br />
gearbeitet. Noch in diesem Jahr<br />
wird es mit der Arnsberger Roadmap<br />
konkrete Zielerreichungspfade geben.<br />
Das Thema Wald spielt - neben einem<br />
nachhaltigem Gebäudebestand, Mobilität<br />
und Energie - eine bedeutende Rolle.<br />
#klimafit heißt ein jährlicher Kurs<br />
von VHS Arnsberg-Sundern, der Verbraucherzentrale<br />
NRW und der Stadt<br />
Arnsberg. „Wir bilden hier die Multiplikatoren<br />
für den Klimaschutz aus. ”<br />
Das Zukunfts- und Strategiebüro will<br />
zudem über die Stadtgrenzen hinausgehen.<br />
Geplant ist mit den Nachbarstädten,<br />
allen voran Sundern, gemeinsam<br />
zu agieren, z. B. beim „STADTRA-<br />
DELN“, der „Fair Trade Stadt“ oder<br />
dem Projekt „Oekoprofit“ für einheimische<br />
Unternehmen.<br />
Vernetzungen<br />
Seit 2012 arbeitet Arnsberg im klimanetzwerk.südwestfalen.<br />
Neben Arnsberg<br />
organisieren der Kreis Siegen-<br />
Wittgenstein und der Märkische Kreis<br />
sowie die Städte Iserlohn, Lüdenscheid<br />
dieses Netzwerk. Mit den Partnerstädten<br />
Alba Julia und Olesno arbeitet<br />
die Stadt in Sachen Klimaschutz<br />
und Smart City zusammen. In diesem<br />
Jahr ist ein Eurocamp, auch zum Thema<br />
Nachhaltigkeit, mit Jugendlichen<br />
beider Partnerstädte geplant. Sogar in<br />
den USA ist Arnsberg im Projekt Climate-smart<br />
Municipalities mit anderen<br />
NRW-Städten unterwegs. Mit dem<br />
Ort Warren (Minnesota) besteht eine<br />
Kooperation. Unter dem Leitbild „Eine<br />
Welt“ denkt Witte auch an eine künftige<br />
Zusammenarbeit mit Städten aus<br />
Schwellen- oder Entwicklungsländern,<br />
beispielsweise in Klimapatenschaften.<br />
Bürgermeister Ralf Paul Bittner<br />
beim Schlabberkappes<br />
Fair-Trade, Vision Hochschule und<br />
Schlabberkappes<br />
Konkretes nächstes Projekt: Arnsberg<br />
soll eine Fair-Trade-Stadt werden<br />
- wie Sundern. Eine Idee, mehr schon<br />
eine Vision, ist die Initialisierung einer<br />
Hochschule für nachhaltige Entwicklung<br />
in Arnsberg. „Unternehmen,<br />
Institutionen und Akteur:innen aus<br />
der Region stehen hinter der Idee von<br />
Bürgermeister Ralf Paul Bittner, ein<br />
Konzept wird bald erarbeitet“, betont<br />
Witte. „Als Schwerpunkte bieten sich<br />
Wald- und Forstwirtschaft, das zukunftsfähige,<br />
nachhaltige Bauen oder<br />
Nachhaltigkeit in Unternehmen an.<br />
Denn natürlich umtreibt uns hier die<br />
Frage, wo die Fachkräfte für die Energiewende<br />
herkommen sollen“.<br />
Das Nachhaltigkeitsfestival „Schlabberkappes“<br />
in Alt-Arnsberg und insbesondere<br />
der “Markt der Möglichkeiten“<br />
gelten als Leistungsschau und<br />
Plattform zum Netzwerken. Leitbild ist<br />
auch hier: Nachhaltigkeit soll Spaß vermitteln<br />
und Glück bringen. Deswegen<br />
stehen das Lernen, das Genießen und<br />
vor allem das selber Machen und Erleben<br />
im Vordergrund. ■<br />
Weiter lesen…<br />
http://www.imsauerland.<br />
de/informationen/blog<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 27
Anzeige<br />
DIE IN VIELE RICHTUNGEN GEHT<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Nachhaltigkeit beginnt bei<br />
der Firma Witteler in<br />
Brilon mit der Ausbildung<br />
und endet – eigentlich gar nicht. Ein<br />
fortwährendes Thema für den Firmeninhaber:<br />
„Nachhaltigkeit geht nicht<br />
nur in eine Richtung. Sie besteht auch<br />
darin, dass wir viele Mitarbeiter haben,<br />
die schon sehr lange im Unternehmen<br />
tätig sind. Manche sogar schon 50 Jahre<br />
und länger.“ Den Hauptgrund für<br />
die lange Firmenzugehörigkeit sieht<br />
Paul Witteler in der Identifikation<br />
mit dem Unternehmen: „Die Mitarbeiter<br />
haben ihre Ausbildungs- und<br />
Aufstiegsmöglichkeit genutzt und ihre<br />
Erfüllung in dem gesehen, was sie tun<br />
und machen.“ Berufsanfängern werden<br />
die gleichen Perspektiven geboten.<br />
Der Ausbildungsanteil ist mit über 50<br />
Azubis sehr hoch. „Besonders wichtig<br />
ist uns, dass wir ein hohes Qualitätsniveau<br />
erreichen“, so Witteler. Deshalb<br />
wird auch dafür gesorgt, dass stets genügend<br />
Arbeitsplätze zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Bei Witteler stimmt das Betriebsklima<br />
- und auch das Mikroklima. 1995<br />
wurden die ersten Gründächer errichtet.<br />
„Uns war klar, dass wir durch Bauten<br />
Flächen versiegeln; aber wir wollten<br />
das Thema dann auch wieder entzerren.<br />
Gründach besitzt gleich mehrere<br />
Vorteile: Es hat eine längere Prognose<br />
in Sachen Haltbarbarkeit, verhindert<br />
Hitzestau unterm Dach und schafft<br />
ein Mikroklima. Zudem bietet es Lebensraum<br />
für Insekten und Vögel.“<br />
Der Schauraum des Autohauses wurde<br />
bewusst nach Süden ausgerichtet, vor<br />
dem Gebäude 60 Jahre alte amerikanische<br />
Roteichen angepflanzt, die in der<br />
dunklen Jahreszeit viel Licht durchlassen.<br />
Wenn im Winter kurzwellige<br />
Sonnenstrahlen flach durch die großflächigen<br />
Fensterflächen fallen, wird<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Neue und alte Schätze<br />
Wie der Ladevorgang funktioniert, können sich Interessierte direkt erklären<br />
lassen und dabei Infos für die private Umsetzung mitnehmen. Paul Witteler, Wolfgang Litzke, Gerhard Arens, Werner Koch<br />
das Gebäudeinnere erwärmt. Im <strong>Sommer</strong><br />
schützt das Blattwerk der Eichen<br />
vor zu viel Sonneneinstrahlung, quasi<br />
als natürliche „Beschattungsanlage“.<br />
Von der passiven Solarenergienutzung<br />
zur aktiven: Auf einigen Dächern wird<br />
Photovoltaik zur Energieumwandlung<br />
eingesetzt. Auch Regenwasser wird<br />
genutzt: In einem Teich wird es als<br />
Löschwasser gesammelt, aufgefangen<br />
in Zisternen für die LKW- und PKW-<br />
Waschanlagen verwendet.<br />
Firmenchef Witteler weiß, dass man<br />
sich nicht immer auf Bewährtem ausruhen<br />
kann: „Manchmal muss man<br />
sich auch auf neue Themen einstellen,<br />
ohne gleich jedem Trend nachzurennen.<br />
Dabei ist es wichtig, seine<br />
Ressourcen nicht überzustrapazieren.“<br />
Seine Investitionen haben ihm – neben<br />
anderen Vorteilen - auch Einsparungen<br />
gebracht. Die letzte größere<br />
Anschaffung in Sachen Klimatechnik<br />
war ein Blockheizkraftwerk.<br />
Alle Neuerungen werden, nach Möglichkeit,<br />
nach und nach auch an<br />
den anderen Standorten in Brilon,<br />
Meschede, Korbach, Frankenberg und<br />
Vöhl umgesetzt.<br />
E-Fahrzeuge wurden bei Witteler<br />
schon früh angeboten, parallel dazu<br />
die entsprechende Ladeinfrastruktur<br />
aufgebaut: „Das gehört für uns einfach<br />
dazu, sonst ist die Sache nicht rund.“<br />
Wie der Ladevorgang funktioniert,<br />
können sich Interessierte direkt erklären<br />
lassen und auch Infos für die private<br />
Umsetzung mitnehmen.<br />
Nicht nur die neuesten Fahrzeugmodelle<br />
findet man im Autohaus, wie den<br />
definitiv „atemberaubend eleganten“<br />
EQS, auch Oldtimer, die im schönsten<br />
Glanz erstrahlen. Wer solch ein altes<br />
Schätzchen besitzt, kann dies bei Bedarf<br />
hier reparieren lassen. Überhaupt<br />
ist die Erfüllung von Kundenwünschen,<br />
und damit die Schaffung von<br />
langfristigen Kundenbindungen, ein<br />
wichtiges Thema – und ein weiterer<br />
Aspekt der Nachhaltigkeit.<br />
Im Autohaus Witteler ist nicht nur der<br />
Blick auf das Dach interessant, auch<br />
der auf den Boden: Der pflegeleichte<br />
„Bodenbelag“ aus Kopfsteinpflaster<br />
stammt aus abgerissenen Dortmunder<br />
Kasernen. Ressourcen-Nutzung par<br />
excellence. ■<br />
Bewirb<br />
dich hier!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 29
Erleben – Lernen – Nachhaltig handeln<br />
FRÜH ÜBT SICH´S –<br />
AUCH IN SACHEN NACHHALTIGKEIT<br />
Helmut Gaida<br />
Naturpark Sauerland Rothaargebirge & Petra Dorenkamp/Nikolausschule Rüthen<br />
In<br />
Sachen Nachhaltigkeit können Erwachsene<br />
oft eher von ihren Kindern und Enkelkindern<br />
lernen, als dies umgekehrt der Fall ist.<br />
Das kann auch Dirk Zimmermann vom Naturpark<br />
Sauerland Rothaargebirge unterstreichen, der als<br />
Regionalmanager für den Hochsauerlandkreis zuständig<br />
ist: „Früher durften Kinder oft über die Farbe des neuen<br />
Autos mitentscheiden. Heute weisen sie mit konkreten<br />
Beispielen auf ihre Zukunftssorgen in Bezug auf Umweltprobleme<br />
hin. Sie bringen damit ihre Eltern und Großeltern<br />
zum Nachdenken und damit letztendlich zum<br />
nachhaltigen Handeln“, sagt Zimmermann und weist<br />
damit auf den lange unterschätzten Einfluss der Kinder<br />
im Elternhaus hin.<br />
2015 wurde der Verein Naturpark Sauerland Rothaargebirge<br />
gegründet, der räumlich die drei alten Naturparke Ebbegebirge,<br />
Rothaargebirge und Homert vereint. „Die Arbeit unseres<br />
Vereins basiert auf vier gleichrangigen Säulen als Kern des<br />
nachhaltigen Denkens: Naturschutz, Erholung, Regionalentwicklung<br />
und Umweltbildung“, erklärt Dirk Zimmermann.<br />
Umweltbildung wird innerhalb des Naturparks umgesetzt<br />
durch Lehrpfade, Erlebnisführungen (zum Beispiel mit Rangern),<br />
Besucherzentren und auch durch Naturpark-Schulen<br />
und Kitas.<br />
Früh übt sich´s – auch in Sachen Nachhaltigkeit<br />
Naturpark-Schulen sind ein Beitrag zur Bildung der nachhaltigen<br />
Entwicklung (BNE). Am Kooperationsprojekt Naturpark-Schule<br />
sind als Partner Naturpark, Schule und Schulträger/Gemeinde<br />
beteiligt. Wichtig ist zudem die Kooperation<br />
mit außerschulischen Partnern. Das kann das Forstamt oder<br />
ein Museum sein. Auch Handwerker, Künstler, Landwirte,<br />
Ranger und Stadtführer kommen in Frage sowie Vereine und<br />
interessierte Privatleute.<br />
Im Sauerland und Upland haben sich bereits einige Schulen<br />
als „Naturpark-Schule“ zertifiziert. Beispielsweise die Niko-<br />
Meschede<br />
Rebell 2a<br />
✆ 0291 908 35 53<br />
0291 908 35 54<br />
Schmallenberg<br />
Oststraße 4<br />
✆ 02972 5157<br />
Winterberg<br />
Neue Mitte<br />
✆ 02981 9299840<br />
Online Bestellungen unter www.wortreich-sauerland.de<br />
Arnsberg<br />
Clemens-August- Str. 5<br />
✆ 02931 3800<br />
Wanderkarten, Wanderführer,<br />
Tourentipps und<br />
Ratgeber, Reiseführer<br />
und Urlaubslektüren...<br />
...und vieles mehr<br />
gibt´s im WortReich!<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
lausschule in Rüthen Schule (mit Standort in Kallenhardt).<br />
Hier hat sich die Grundschule dazu verpflichtet, das Thema<br />
Naturpark mit dem Lehrplan zu verknüpfen, z. B. durch<br />
Projekttage und Wanderungen. Seitens des Naturparks (hier<br />
Arnsberger Wald) wird Lernmaterial zur Verfügung gestellt<br />
und bei Exkursionen und an Projekttagen zusätzlich unterstützt.<br />
Schulleiterin Astrid Falkenstein dazu: „Der Schutz<br />
unserer Natur, Kultur und Umwelt ist ein ganz wichtiges<br />
Thema unserer Zeit - vielleicht sogar das Wichtigste. Unsere<br />
Unterrichtsprojekte sollen dazu beitragen, dass an unserer<br />
Schule - frei nach Albert Einstein - Lernen Erleben ist. Denn:<br />
Alles andere ist Information.“<br />
Auch die Graf-Gottfried-Schule in Neheim ist dabei. Diese<br />
veranstaltet z. B. jedes Jahr im September die „Zu-Fußzur-Schule-Aktion“,<br />
an der die ganze Schule teilnimmt. Die<br />
Kinder treffen sich an den bekannten Sammelpunkten und<br />
gehen von dort gemeinsam zur Schule. Besonders schön und<br />
passend zum Thema Nachhaltigkeit sind die Mottos der Diemeltalschule<br />
Usseln („Gemeinsam unsere Welt begreifen“)<br />
und der Grundschule in Giershagen („Ich behandle Dich so,<br />
wie gern behandelt werden möchte“), die damit schon ihre<br />
nachhaltige Einstellung zum Ausdruck bringen. Beide Schulen<br />
gehören zum Naturpark Diemelsee.<br />
Ebenfalls zertifiziert im Sauerland bzw. Upland sind folgende<br />
Schulen: die Egge-Diemelschule in Marsberg-Westheim, die<br />
Mittelpunktschule in Diemelsee-Adorf, die Kardinal-von-<br />
Galen-Schule in Eslohe die Grundschule in Fredeburg und<br />
die Städt. Kath. Grundschule in Hallenberg.<br />
Die besondere Bedeutung von Umwelt und nachhaltiger<br />
Entwicklung ist eines von zahlreichen Kriterien, die auch<br />
schon Naturpark-Kitas erfüllen müssen. Im Hochsauerland<br />
hat sich dazu als Erste die DRK-Kindertageseinrichtung in<br />
Olsberg Assinghausen zertifiziert. Für ihre Exkursionen sind<br />
die kleinen „Asker“ gut ausgerüstet. „Entdecker-Westen“, die<br />
unter anderem mit Lupe, Kompass, Karte und Becherlupe<br />
ausgestattet sind.<br />
Der Grundstock für Rückkehrer<br />
Die Förderung des regionalen Bewusstseins ist für das Naturpark-Team<br />
ein Aspekt seiner Arbeit „Dahinter steht, neben<br />
der Sensibilisierung für die Natur- und Umwelt, der Gedanke,<br />
die Kinder nachhaltig an ihre Heimat „zu binden“, macht<br />
Dirk Zimmermann klar, „Nicht ihre Heimat nach dem Studium<br />
für immer zu verlassen, sondern aufgrund schöner Erinnerungen<br />
eine Rückkehr in Betracht zu ziehen.“ ■<br />
Schmallenberger...<br />
und Rüthener Schüler<br />
im Naturpark<br />
In Deutschland gibt es 104 Naturparke. Sie<br />
gehören dem Dachverband VDN (Verband<br />
Deutscher Naturparke) an. Der Leitsatz des VDN<br />
ist: “Natur und Landschaft sind nur zusammen<br />
mit den Menschen zu schützen und zu erhalten!”<br />
• Fensterbankbleche<br />
• Mauerabdeckungen<br />
• Dachabschlussprofile<br />
Garagen und Flachdächer<br />
• Sonderabkantungen<br />
nach Wunsch<br />
• Aluminium versch.<br />
Stärken und Farben<br />
• Kupfer-, Zinkblech<br />
und verzinktes Stahlblech<br />
Möhnestraße 117a · 59755 Arnsberg<br />
Tel. 0 29 32/42 94 88 · Fax 0 29 32/42 94 89<br />
www.hartmann-abkanttechnik.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 31
Schön und anhänglich: Kletten<br />
Ausstellung im Landschaftsinformationszentrum (Liz) in Möhnesee-<br />
Günne informiert über der Natur entlehnte Erfindungen<br />
Matthias Koprek<br />
W<br />
er durch die heimischen Felder, Wälder und Wiesen streift, der kennt das Phänomen: Kletten bleiben an<br />
der Kleidung haften. Diese Beobachtung machte auch der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral (1907 -<br />
1990), der vor allem im Fell seines Hundes immer wieder die stachelig-runden Früchte der Großen Klette<br />
entfernen musste. Um hinter das Geheimnis des Klebemechanismus zu kommen, schaute er sich die Klettfrüchte unter<br />
dem Mikroskop genauer an. Dabei entdeckte er winzige elastische Häkchen, die selbst dann nicht kaputtgehen, wenn<br />
man sie mit mehr oder weniger Gewalt von der Kleidung oder aus dem Fell löst.<br />
Was für die Klette die perfekte Technik ist, um ihre Samen<br />
in einem großen Radius zu verbreiten, ist heute das wohl bekannteste<br />
und erfolgreichste Produkt der Bionik. Dabei handelt<br />
es sich um eine noch verhältnismäßig junge Disziplin der<br />
Wissenschaften, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, technische<br />
Herausforderungen mithilfe von Phänomenen aus der<br />
Natur zu lösen. Dabei machen sich Bioniker die vielfältigen<br />
biologischen Prozesse und Strukturen zunutze, die von Mutter<br />
Natur in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung erprobt<br />
und optimiert wurden.<br />
Biologie + Technik = Bionik<br />
Heute wimmelt unser Alltag vor Erfindungen, die ihre<br />
Vorbilder in der Natur haben. So haben wir es beispielsweise<br />
der Fledermaus zu verdanken, dass Einparkhilfen<br />
uns akustisch davor warnen, wenn uns ein Hindernis gefährlich<br />
nahekommt. So wie das Säugetier Ultraschallwellen<br />
ausstößt, um im Dunkeln nicht gegen Hindernisse<br />
zu fliegen und Insekten zu jagen, messen auch die Ultraschallsensoren<br />
in der Stoßstange von Autos, wie weit ein<br />
Objekt noch entfernt ist. Die Zeitspanne zwischen dem<br />
Versenden und Empfangen der Wellen lässt eine präzise<br />
Entfernungsmessung zu.<br />
Bionik-Ausstellung informiert über<br />
regionale Beispiele<br />
Das sogenannte Geweih der männlichen Hirschkäfer<br />
diente als Vorbild für die heute in jedem Werkzeugkasten<br />
allgegenwärtige Greifzange. Ziegelsteine und andere<br />
Bauelemente sind den sehr leichten und dennoch enorm<br />
stabilen Bienenwaben nachempfunden. Orthopädische<br />
Schrauben wurden mit dem Blick auf Bäume entwickelt,<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
„Uns ist es generell wichtig, immer einen<br />
Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen der<br />
Vereinten Nationen herzustellen“<br />
(Liz-Leiterin Kerstin Heim-Zülsdorf)<br />
die an möglichen Bruchstellen beim Wachsen schon vorsorglich<br />
zusätzliches Material anlagern, um Spannungskräfte<br />
auszugleichen. Ameisen sind echte Organisationstalente,<br />
die für den Transport immer den kürzesten Weg<br />
finden. Das half dabei, Logistik- und Kommunikationsprozesse<br />
zu optimieren.<br />
Über all diese und viele weitere der Natur entlehnten Erfindungen<br />
informiert die Bionik-Ausstellung im Landschaftsinformationszentrum<br />
(Liz) in Möhnesee-Günne.<br />
„Wir haben uns vor allem auf die Erfindungen fokussiert,<br />
die ein Stück weit mit Pflanzen und Tieren aus dem Wald<br />
zu tun haben. Dadurch sollen die Besucher einen Eindruck<br />
davon bekommen, was die heimischen Errungenschaften<br />
der Natur sind und was man daraus gemacht<br />
hat“, sagt Waldpädagogin Nicola Rätsch. Aber auch der<br />
Blick über den eigenen Tellerrand wird gewagt. Schließlich<br />
gibt es mit den Blättern der Lotuspflanze, die dank<br />
noppenartiger Struktur eine selbstreinigende Oberfläche<br />
besitzen, und der Geckofüße, die es dem Tier dank feiner<br />
Härchen ermöglichen, selbst senkrechte glatte Flächen<br />
emporzulaufen, auch prominente Bionik-Beispiele aus der<br />
exotischen Flora und Fauna.<br />
Bionik trägt zur Erreichung der<br />
Nachhaltigkeitsziele bei<br />
„Uns ist es generell wichtig, immer einen Bezug zu den<br />
Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen herzustellen.<br />
In der Bionik-Ausstellung informieren wir besonders<br />
über hochwertige Bildung, Industrie, Innovation und Infrastruktur,<br />
nachhaltigeren Konsum und nachhaltige Produktion<br />
sowie das Leben an Land“, erklärt Liz-Leiterin<br />
Kerstin Heim-Zülsdorf.<br />
Neben der Ausstellung hat das Liz sieben verschiedene Bildungsprogramme<br />
zum Thema Bionik entwickelt, die von<br />
den Kita-Kindern bis hin zu Senioren auf verschiedene<br />
Zielgruppen abgestimmt sind und jederzeit auf Anfrage<br />
gebucht werden können. Den Kleinsten wird die Bionik<br />
unter anderem mit dem Hund von Georges de Mestral<br />
nähergebracht, woraus bereits vor 70 Jahren der Erfindung<br />
des Klettverschlusses resultierte. Sein Unternehmen, das<br />
Waldpädagogin Nicola Rätsch<br />
nach der Patentanmeldung 1951 im Jahr 1959 den ersten<br />
Klettverschluss auf den Markt brachte, ist bis heute Weltmarktführer.<br />
Dank des Pilzkopfes ist der Klettverschluss<br />
längst weiterentwickelt und überzeugt mit noch stärkerer<br />
Haftung. Das macht die Verschlusstechnik tauglich für<br />
viele weitere Anwendungsbereiche. ■<br />
WIRTSCHAFTSPRÜFER STEUERBERATER RECHTSANWÄLTE<br />
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Fachanwältin für Familienrecht<br />
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Fachanwalt für Handels- und<br />
Gesellschaftsrecht<br />
59555 Lippstadt<br />
Blumenstr. 10<br />
02941/9755-0<br />
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Hachtorstr. 45<br />
02952/9746-0<br />
www.bhwsr.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 33
Matthias Koprek<br />
Wenn das Eigenheim am Haken hängt<br />
LEBEN IM TINY HOUSE<br />
Als ihr Haus im November des vergangenen Jahres<br />
endlich ankam, war gefühlt das halbe Dorf<br />
auf den Beinen. Ein Haus, das am Haken eines<br />
Krans schwebt, hat Drewer in seiner rund 800-jährigen<br />
Geschichte schließlich auch noch nicht gesehen. Dabei<br />
dauerte das Spektakel gerade einmal ein paar Stunden.<br />
Der kleine, dörflich anmutende Stadtteil von Rüthen<br />
versprüht genau das ländliche Flair, das sich Silke und<br />
Dirk Birnbaum gewünscht haben.<br />
„Man braucht nicht viel,<br />
um glücklich zu sein.“<br />
(Silke Birnbaum)<br />
„Es war schon immer mein Traum, ein eigenes Haus mit<br />
Pool zu haben“, erzählt der 52-Jährige. „Ein normales Haus<br />
– Stein auf Stein – kann man sich als normaler Bürger heute<br />
gar nicht mehr leisten. Es sei denn man buckelt, buckelt,<br />
buckelt. Und das wollte ich nicht.“ Aus Zufall ist Dirk im<br />
Internet auf Häuser in Modulbauweise und so auf die heute<br />
ziemlich trendigen Tiny Houses gestoßen. Das Konzept hat<br />
beide begeistert – nicht zuletzt, weil es eine bezahlbare Möglichkeit<br />
darstellt, sich den Traum vom Haus zu erfüllen.<br />
„Wir wollten uns von Ballast befreien“<br />
Vor allem aber passt das Tiny House in das Lebenskonzept<br />
des Paares, das seit 17 Jahren verheiratet ist. „Wir wollten<br />
raus aus der Stadt, einfach mehr Ruhe haben“, erzählt<br />
Silke. Beiden ist es wichtig, bewusst und nachhaltig zu le-<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
„Ich kaufe kein Duschgel mehr,<br />
ich mache schon lange alles nur mit<br />
Kernseife.“ (Dirk Birnbaum)<br />
ben. Dazu gehört es auch, sich von Dingen zu befreien, die<br />
man nicht braucht. Und das musste sie auch. Denn im Tiny<br />
House gibt es – abgesehen von der Küche und dem Schlafzimmer<br />
– keine Schränke. „Wir haben uns von zwei Drittel<br />
unseres Eigentums getrennt. Und trotzdem haben wir uns<br />
beim Anblick der Umzugskartons gefragt, wo das alles noch<br />
hin soll. Also wurde im Haus weiter aussortiert“, sagt Silke.<br />
„Dabei gab es schon einige Diskussionen“, gibt Dirk zu, der<br />
sich schweren Herzens von seinen Oldtimerteilen trennen<br />
musste.<br />
Dabei ist ihr Tiny House gar nicht so tiny. Es besteht aus<br />
zwei länglichen Modulen mit jeweils etwa knapp 10 mal 4<br />
Metern, die L-förmig angeordnet sind. Während der Wohnraum<br />
mit Küche und Wohnzimmer sehr offen gestaltet ist,<br />
wurde der nach Osten verlaufende Trakt in ein Bad mit<br />
Badewanne und zwei Schlafzimmer aufgeteilt. So hat die<br />
Pflegetochter, die jedes zweite Wochenende zu Besuch ist,<br />
sogar ein eigenes Zimmer. Im ausgesprochen hellen Haupttrakt,<br />
mit der großen Fensterfront zum Garten hin, haben<br />
am nördlichen Ende sogar noch ein Vorratsraum und eine<br />
Gästetoilette Platz. Die geschickte Aufteilung trägt dazu<br />
bei, dass man niemals das Gefühl hat in einem Schlauch<br />
oder auf beengtem Raum zu wohnen.<br />
Standort des Hauses richtet sich nach seinen<br />
Bewohnern, nicht umgekehrt<br />
Dass das Mobilheim der Birnbaums zu den eher geräumigeren<br />
zählt, hat auch damit zu tun, dass es nicht wie viele<br />
andere Tiny-Häuser auf einem Anhänger gebaut wurde.<br />
Der setzt nicht nur Grenzen, was die Größe, sondern auch<br />
was das Gewicht angeht. Trotzdem lässt sich das Haus der<br />
beiden bei Bedarf versetzen: „Wenn wir später mal wollen,<br />
können wir es theoretisch wieder an den Haken hängen<br />
und zur Nordsee bringen, wo wir jedes Jahr Urlaub machen“,<br />
sagt Dirk.<br />
Bei der Planung haben der Monteur und die Sozialarbeiterin<br />
Wert auf Energieeffizienz gelegt. Denn auch das gehört<br />
für sie zum Nachhaltigkeitsgedanken. Das mit Holz<br />
verschalte Stahlgestell verfügt über eine stärkere Dämmung<br />
als standardmäßig vorgesehen. Außerdem sind alle Fenster<br />
Silke und Dirk Birnbaum<br />
dreifach verglast. Irgendwann soll auch mal eine Solaranlage<br />
aufs Dach, um die eigene Unabhängigkeit auszubauen.<br />
Dank elektrischer Fußbodenheizung muss kein wertvoller<br />
Raum an die Heizkörper verschenkt werden. Wobei die<br />
Fußbodenheizung nur selten in Betrieb ist. Der kleine Ofen<br />
im Wohnraum heizt das Haus schnell auf und erzeugt eine<br />
viel romantischere Wärme.<br />
„Wir ziehen unsere Klamotten wirklich an,<br />
bis sie kaputt sind.“<br />
Die nachhaltige Lebensweise der Birnbaums zeigt sich auf<br />
vielen Gebieten. So versuchen beide schon seit langem den<br />
Müll zu reduzieren, indem sie beispielsweise ihre eigenen<br />
Behälter und Taschen zum Einkaufen mitnehmen.<br />
„Wir haben gern auf Dinge verzichtet, weil das<br />
Leben im Tiny House mit Garten für uns viel<br />
mehr wert ist als in der Wohnung mit Balkon.“<br />
(Silke Birnbaum)<br />
Sie backen ihr Brot selbst und machen eigenen Joghurt.<br />
Jetzt aber wollen sie das Thema Nachhaltigkeit noch mal<br />
auf ein ganz neues Level heben. Wenn die letzten Arbeiten<br />
am Haus fertig sind, werden sie sich dem Garten widmen.<br />
In den Hochbeeten soll idealerweise all das wachsen, was<br />
ihr Zwei-Personen-Haushalt an Gemüse und Kräutern über<br />
das Jahr benötigt – natürlich in Bio-Qualität. „Je weniger<br />
wir zukaufen müssen, desto besser“, sagt Silke. Und auch<br />
Dirks Traum wird in Erfüllung gehen. Es ist nur eine Frage<br />
der Zeit, bis der ovale Pool bestellt wird. Unmittelbar an<br />
die hölzerne Terrasse soll er angrenzen, damit man von hier<br />
direkt ins kühle Nass springen kann. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 35
Anzeige<br />
Das motivierte und erfahrene Team von Firma Schüttler<br />
JUBILÄUM VON FIRMA SCHÜTTLER IN RAMSBECK:<br />
20 JAHRE ZUFRIEDENE KUNDEN<br />
Hier schlägt das Herz fürs SHK-Handwerk<br />
W<br />
ir Sauerländer haben<br />
ein gutes Gespür dafür,<br />
wenn jemand direkt frei<br />
von der Seele spricht. Und so stellen<br />
wir von <strong>WOLL</strong> beim Besuch der Firma<br />
Schüttler in Ramsbeck schnell<br />
fest: Hier schlägt das Herz fürs<br />
SHK-Handwerk im Sauerland!<br />
Aber fangen wir von vorne an: Exakt<br />
zu Neujahr, am 1. Januar 2002, gründete<br />
Christoph Schüttler seinen eigenen<br />
Handwerksbetrieb. “Das war ein<br />
riesiger Schritt für mich, nachdem ich<br />
lange als angestellter Meister gearbeitet<br />
hatte”, verrät uns der sympathische<br />
Chef von sieben Mitarbeitern und<br />
ergänzt: “Am Ende war das die goldrichtige<br />
Entscheidung. Immerhin<br />
konnte ich bereits nach kurzer Zeit<br />
schon die ersten Mitarbeiter einstellen.”<br />
Familienbetrieb mit<br />
gesicherter Nachfolge<br />
Aus der kleinen Selbstständigkeit<br />
ist inzwischen ein prosperierendes<br />
Familienunternehmen geworden.<br />
Ehefrau Barbara Schüttler bildete<br />
sich zur geprüften Fachwirtin für<br />
Betriebsführung im Handwerk weiter<br />
und kümmert sich seitdem um die<br />
kaufmännischen Angelegenheiten.<br />
Sohn Felix (25), seit 2020 Meister im<br />
SHK Handwerk, ist im Betrieb bereits<br />
eine echte Stütze und freut sich auch<br />
schon auf die Unternehmens nachfolge:<br />
“Auf jeden Fall möchte ich in spätestens<br />
vier Jahren die Firma übernehmen”,<br />
sagt der junge Mann selbstbewusst<br />
und Vater Christoph ergänzt:<br />
„Der Jugend gehört die Zukunft!” Bei<br />
Familie Schüttler wird Zusammenhalt<br />
großgeschrieben. Das merkt man auch<br />
daran, dass der zweite Sohn der Familie,<br />
Nachhaltig: Firma Schüttler ist Effizienzpartner<br />
von NIBE Wärmepumpen.<br />
Foto: NIBE Systemtechnik GmbH<br />
Christoph Schüttler hat sich am 1. Januar 2002<br />
selbstständig gemacht<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022<br />
Felix Schüttler, Meister im SHK Handwerk, freut<br />
sich schon auf die Unternehmensnachfolge
Schuettler_BB_A4 06.03.13 12:42 Seite 1<br />
CHRISTOPH SCHÜTTLER SANITÄR-HEIZUNG-KLIMA<br />
Auf'm Heidfeld 3 І 59909 Bestwig<br />
Telefon: 02905 1815<br />
www.christoph-schuettler-shk.de<br />
info@christoph-schuettler-shk.de<br />
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H E<br />
Moritz (22), als Automobilkaufmann<br />
zwar einen anderen beruflichen Weg<br />
einschlägt, sich aber dennoch z.B. bei<br />
der Pflege der Website einbringt und<br />
auch zu 100 % hinter der Firma steht.<br />
Ausbildung wichtig<br />
Zum Schüttler-Team gehören außerdem<br />
zwei weitere feste Mitarbeiter sowie<br />
zwei Auszubildende. “Spannenderweise<br />
haben wir keine Probleme, Nachwuchs<br />
zu finden”, sagt Christoph Schüttler.<br />
“Ich glaube das liegt daran, dass wir mit<br />
Felix einen sehr jungen Meister an Bord<br />
haben und trotz der Arbeit immer Platz<br />
für Spaß und ein gutes Miteinander<br />
da ist. Das zieht die jungen Leute an”,<br />
ist der Chef überzeugt. Felix ergänzt:<br />
“Spaß ist so wichtig für ein gutes<br />
Betriebsklima, das gehört bei uns einfach<br />
mit dazu und auch die Kunden<br />
spüren diesen tollen Teamgeist!”<br />
Technik, Qualifikation<br />
und Nachhaltigkeit<br />
Neben der Freude am Beruf ist außerdem<br />
Fleiß, Geschick und besonders<br />
Können gefragt. Der SHK Beruf ist<br />
mittlerweile technisch so anspruchsvoll<br />
geworden, dass regelmäßige Weiterbildungen<br />
unerlässlich sind. So hat<br />
Firma Schüttler etwa die Möglichkeit,<br />
Wärmepumpen des Herstellers NIBE<br />
als deren “Effizienzpartner” nicht nur<br />
zu installieren, sondern auch selbst<br />
in Betrieb zu nehmen. Und als Fachbetrieb<br />
für “Heizölverbrauchsanlagen”<br />
darf Firma Schüttler, und das ist eine<br />
Besonderheit in der Region, Recyclingkonzepte<br />
erstellen und alte Ölheizungen<br />
entsorgen. Dazu wird jedes zweite Jahr<br />
eine spezielle TÜV-Prüfung absolviert<br />
und die Mitarbeiter müssen zusätzlich<br />
alle drei Monate eine Fachschulung zu<br />
diesem Thema durchführen.<br />
Badsanierung und<br />
Barrierefreiheit<br />
Ein wichtiges Standbein für das<br />
innovative Handwerksunternehmen ist<br />
auch der Sanitärbereich. Besonders die<br />
Sanierung hin zu barrierearmen oder<br />
–freien Bädern ist ein echtes Steckenpferd<br />
von Firma Schüttler. “Das wird<br />
für viele Sauerländer immer wichtiger,<br />
schließlich möchte man möglichst<br />
lange in den eigenen vier Wänden<br />
leben”, sagt Barbara Schüttler und<br />
Sohn Felix ergänzt: “Im Bad haben wir<br />
als Handwerker immer ein besonders<br />
tolles Erfolgserlebnis - und zwar dann,<br />
wenn man “Vorher” und “Nachher”<br />
vergleicht. Wir sehen halt, was wir<br />
geschaffen haben!”<br />
Zukunft<br />
Die Firma Schüttler ist für die Zukunft<br />
bestens gerüstet: Technisch auf der<br />
Höhe der Zeit, dazu ein junges,<br />
motiviertes Team mit Nachwuchs im<br />
Rücken und eine gesicherte Unternehmensnachfolge.<br />
Das sind überragende<br />
Aussichten für Firma Schüttler - nicht<br />
nur für die kommenden 20 Jahre,<br />
sondern auch darüber hinaus. ■<br />
Gründung: 1. Januar 2002<br />
Mitarbeiter: 7<br />
Branche: SHK Handwerk<br />
Kunden: Überwiegend Privatkunden<br />
in Meschede, Bestwig, Olsberg und<br />
Umgebung<br />
Besonderheit:<br />
- Effizienzpartner NIBE Wärmepumpen<br />
- Fachbetrieb für Heizölverbrauchsanlagen<br />
- Barrierearme/-freie Badsanierungen<br />
- Flüssiggastank Aufstellung<br />
„Auch die Kunden spüren diesen tollen<br />
Teamgeist.“ (Felix Schüttler)<br />
Moderne Badezimmer für ein behagliches<br />
Zuhause. Foto: obs/ELEMENTS<br />
Der moderne Fuhrpark von Firma Schüttler
SCHATZKAMMER<br />
IN WENINGHAUSEN<br />
In Weninghausen entfaltet der Begriff „Nachhaltigkeit“ einen ganz<br />
besonderen Zauber: Hier sind längst vergessene und sogar schon<br />
gänzlich verschwunden geglaubte Apfelsorten wiederentdeckt worden.<br />
Und zwar weit über den Sauerländer Tellerrand hinaus.<br />
Verena Sen<br />
Tom Linke<br />
Z<br />
wischen Altenhellefeld und Westenfeld, mitten<br />
im „Alten Testament“, liegt Weninghausen.<br />
Fünf Höfe schmiegen sich hier seit Jahrhunderten<br />
ins schützende Tal. Herbert Bartetzko, selbst Einwohner<br />
von Weninghausen und Vorstand des BUND-HSK, erklärt,<br />
dass Äpfel ursprünglich vor ca. 10.000 Jahren aus<br />
Asien über die Seidenstraße und römische Handelswege<br />
ihren Weg nach Europa, und damit auch ins Sauerland,<br />
gefunden haben. Aus den Wildäpfeln entwickelten sich<br />
dann nach und nach verschiedene Kultursorten bis zu<br />
den heutigen Züchtungen.<br />
Kühlschränke und Lagerhallen sind auch in der Zeitgeschichte<br />
des Apfels vergleichsweise neu, und so galten bis weit in<br />
die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch ganz andere Apfel-<br />
Prioritäten: Die Früchte mussten vor allem haltbar, also gut<br />
lagerfähig sein. Die meisten alten Sorten waren erst um die<br />
Weihnachtszeit verzehrfähig, manche hielten sich gut bis ins<br />
Frühjahr. Während der mehrmonatigen Lagerzeit konnten sie<br />
in aller Ruhe ihre Fruchtaromen entfalten. Die Äpfel wurden<br />
hierzu im Keller auf Bretter gelegt, ohne sich zu berühren. Eine<br />
Stromversorgung oder andere zusätzliche Energie-Ressourcen<br />
waren damit überflüssig. Geschmacklich sind diese oft eher<br />
mürben Sorten dem modernen Gaumen leider nicht mehr<br />
sehr gefällig, da wir inzwischen vor allem auf Süße und auch<br />
auf den knackigen Biss geeicht sind. Darum sind viele der alten<br />
Sorten mit der Zeit nicht nur vom Speisetisch, sondern<br />
auch aus der Landschaft verschwunden. Außer in<br />
Weninghausen!<br />
Apfel-Sensationen im<br />
Alten Testament<br />
Vor 20 Jahren zog es den ehemaligen Diskothekenbesitzer<br />
Bartetzko aufs Land und er kaufte den alten Obstbaumhof<br />
im Ort. Nach ungefähr zwei Jahren bat ein Wissenschaftler<br />
der Universität Bielefeld, die Sorten der Apfelbäume untersuchen<br />
zu dürfen, da hier ungewöhnlich viele verschiedene<br />
alte Sorten auf einem Fleck zusammenstanden. Einige Bäume<br />
waren bereits umgefallen, was nach 100-150 Jahren Apfelbaumleben<br />
jedoch nicht ungewöhnlich sei, versichert der<br />
naturverbundene Privatier.<br />
Die wissenschaftliche Untersuchung brachte Erstaunliches<br />
zutage: Eines der Glanzstücke war der Edelborstorfer, die äl-<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Herbert Bartetzko<br />
teste erhaltene Apfelsorte,<br />
die schon vom Archivar<br />
Karls des Großen<br />
beschrieben wurde.<br />
„Von dieser Sorte vermutet<br />
man weniger<br />
als 30 Exemplare in<br />
ganz Deutschland“,<br />
berichtet Apfelkenner<br />
Bartetzko. Der „Neu“-<br />
Fund in Weninghausen<br />
war also von bundesweiter<br />
Tragweite. Und es läuft einem<br />
das Wasser im Munde zusammen,<br />
wenn man Bartetzkos Beschreibung des<br />
Apfels lauscht: „Der ist fantastisch fruchtig, kleine goldgelbe<br />
Früchte mit wunderbarem Aroma, honigähnlich. Der<br />
schmeckt schon vom Baum, ist aber auch gut lagerfähig“.<br />
Ontario im Sauerland<br />
Die Osnabrücker Stadtgärtnerei nahm daraufhin Kontakt<br />
mit Bartetzko auf, um diese besondere Sorte aus ihrem Dornröschenschlaf<br />
zu erwecken. Der engagierte Naturfreund half<br />
gerne mit, die Sorte über zahlreiche Edelreiser zu vermehren<br />
und zu erhalten.<br />
Mitten in der Corona-Zeit entstand dann die Idee, zusammen<br />
mit der Weninghauser Dorfgemeinschaft 100 Bäume<br />
alter Obstsorten entlang der Flurstückgrenzen rund um den<br />
kleinen Ort zu pflanzen. Hierfür wurden Mittel aus einem<br />
EU-Programm beantragt, und dann ging’s los: Neben Apfelbäumchen<br />
säumen nun z. B. auch Birnen und Pflaumen<br />
einen knappen Kilometer Wegesrand. Auch der kanadische<br />
Ontario fühlt sich dort wohl: „Der wurde vor 120 Jahren in<br />
Kanada gezüchtet und blüht erst Ende Mai. Der schmeckt<br />
sensationell, sehr fruchtig. Am Baum hängt er bis Ende November,<br />
bis März ist er gut haltbar. Das ist ein großer, oben<br />
rot gefärbter Apfel mit grüner Basis“, zeichnet Bartetzko ein<br />
weiteres, verlockendes Apfel-Portrait. ■<br />
Eine noch größere Sensation war die Bestimmung der Osnabrücker<br />
Renette – eine Sorte, die bereits als ausgestorben galt.<br />
NEU<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 39
Jüdische Familien in Sauerländer Dörfern<br />
BEGEGNUNG MIT DER ERINNERUNG<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
Auf dem jüdischen Friedhof in Madfeld können wir auch heute noch den<br />
Spuren des jüdischen Lebens im Ort begegnen.<br />
J<br />
eder Blick zurück<br />
in die Vergangenheit<br />
lässt uns mehr finden als<br />
wir erwarten. Traurige Schicksale berühren<br />
uns. Chroniken und Erzählungen<br />
der älteren Generation machen Erlebtes lebendig.<br />
Überlieferte Anekdoten lassen uns schmunzeln. Dies<br />
gilt auch für den Blick zurück auf das jüdische Leben in<br />
unseren Dörfern.<br />
Gebannt lausche ich, wenn mein Vater Geschichten von früher erzählt. Besonders<br />
berührend ist diese: „Ihr müsst hier weg“, beginnt er. „Das hat mein Vater, also dein<br />
Großvater, an jenem Abend seinem jüdischen Freund Ernst gesagt. Er hatte zufällig gehört, dass sein Name auf der Liste<br />
derer stand, die am nächsten Tag ’abgeholt’ werden sollten. ’Dann muss ich aber morgen erst zur Kasse, um Geld für die<br />
Reise abzuheben’, antwortete dieser. ‘Ihr müsst sofort weg. Noch heute Nacht, denn sie wollen euch schon morgen früh<br />
holen! ’ entgegnete mein Großvater. ’Hier hast du ein bisschen Geld von mir, aber du musst dich beeilen!’ Das hat er dann<br />
auch getan und konnte gerade noch rechtzeitig fliehen.“ Anderen gelang das nicht. Mehrfach wurden Juden abgeholt und<br />
meist nach Theresienstadt, später Auschwitz, deportiert. Wie die 66-jährige Madfelder Jüdin Fanny Goldschmidt, Mutter<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Fanny Goldschmidt (3.v.l.) überlebte die Judenverfolgung nicht. Ihr Sohn Ernst (ganz re.) konnte gerade noch rechtzeitig nach Amerika fliehen.<br />
(Quelle: „Hesse, Ursula: Jüdisches Leben in Brilon und Ortsteilen“)<br />
von oben erwähntem Ernst und von 14 weiteren Kindern.<br />
Auch der 24-jährige Oskar Eichengrün aus Beringhausen<br />
war einer von ihnen, Lilli Kronenberg (54) aus Giershagen<br />
und Albert Schönemann aus Helminghausen. Sie überlebten<br />
die Gräuel der Nazis nicht. Dies sind nur wenige Namen<br />
von Millionen, die dem Unrechtsregime zum Opfer<br />
fielen. Gerade noch wohnten sie im Dorf nur einige Häuser<br />
entfernt. Dann gequält und ermordet von Menschen,<br />
die selbst noch vor kurzem ein normales Leben als Vater,<br />
Sohn und Ehemann geführt hatten, bevor sie sich von der<br />
menschenverachtenden Ideologie vereinnahmen ließen…<br />
1943, als das Dorf offiziell „judenfrei“ war, ging eine nahezu<br />
250-jährige jüdische Geschichte in Madfeld zu Ende.<br />
Jüdisches Leben in Madfeld bleibt für immer<br />
ein Teil der Geschichte Madfelds<br />
So wie Beringhausen, Bontkirchen, Giershagen, Helminghausen,<br />
Messinghausen und Rösenbeck gehörte Madfeld<br />
zum 1847 gegründeten Synagogenbezirk Padberg. Bereits<br />
1704 lässt sich eine jüdische Familie in Madfeld nachweisen.<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit rund 100 jüdischen<br />
Mitbürgern der Höchststand erreicht. Eine beachtliche<br />
Gruppe, zumal die Gesamteinwohnerzahl Madfelds<br />
damals bei knapp 1.000 lag. Um sich am Ort niederlassen<br />
zu können, benötigte man einen Erlaubnisschein, den man<br />
nicht ohne weiteres bekam.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 41
Birgitt Rudolf, ehemalige Leiterin der Madfelder Volksschule,<br />
erklärt: „Viele der Juden waren Handelsleute, die<br />
über die Dörfer zogen, um dort ihre Waren anzubieten. Da<br />
sie in Hessen kein Bleiberecht hatten und es vor Sonnenuntergang<br />
wieder verlassen mussten, suchten sie sich Wohnorte<br />
nahe der hessischen Grenze.“<br />
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte sich in<br />
Madfeld eine jüdische Gemeinde gebildet. In dieser Zeit<br />
entstand auch der jüdische Friedhof. Gab es zunächst nur<br />
einen kleinen Betraum, so konnte 1858 in Madfeld eine eigene<br />
Synagoge eigeweiht werden. Sie war jedoch sehr klein<br />
und bescheiden.<br />
Sobald genügend jüdische Kinder zusammenkamen und sie<br />
es sich finanziell erlauben konnte, beauftragte die jüdische<br />
Gemeinde einen eigenen Lehrer. „In den alten Schulbüchern<br />
und Archiven lässt sich das nachlesen“, so Birgitt Rudolf.<br />
„Die Israeliten, wie es damals in den Klassenbüchern<br />
stand, wurden dann aus der regulären Schule ausgeschult<br />
und später wieder eingeschult, wenn sie keinen eigenen Lehrer<br />
mehr hatten. Das ging so manches Mal hin und her.“<br />
In ihren besten Kleidern gingen die Juden am Sabbat in<br />
die Synagoge. Der letzte Hundertjährige Madfelds, der „alte<br />
Schulz“, an den ich mich selbst noch gut erinnern kann<br />
(immer seine Eckstein-Zigaretten rauchend), soll sich als<br />
kleiner Junge ein paar Pfennige damit verdient haben, die<br />
Kerzen in der Synagoge zu den Gottesdiensten angezündet<br />
und später wieder gelöscht zu haben.<br />
Bereits in den 1930er Jahren war die Synagoge aber renovierungsbedürftig<br />
geworden. Beantragte Zuschüsse wurden<br />
nicht gewährt und die jüdische Gemeinschaft selbst konnte<br />
die erforderlichen Gelder nicht aufbringen. So diente sie<br />
nur noch als Strohlager, als sie am Abend der Reichspogromnacht,<br />
am 9. November 1938, angesteckt wurde.<br />
Männer aus Marsberg (aber auch einige Madfelder waren<br />
dabei) brannten sie nieder und randalierten mit Eisenstangen<br />
und Hämmern an jüdischen Häusern in Madfeld.<br />
Noch immer stehen einige Häuser, in denen früher jüdische<br />
Familien wohnten, in Madfeld. Wie auch über andere Häuser,<br />
wird zu ihnen die eine oder andere Anekdote von den<br />
Älteren zum Besten gegeben. Je nachdem, wer sie erzählt,<br />
mit mehr oder weniger Ausschmückungen und durchaus<br />
wechselnden Details. Vom Hörensagen eben…<br />
Geschichten, die man sich im Dorf erzählt…<br />
So wie die vom Juden in „Beilens altem Hause“. Es wird erzählt:<br />
„Die hatten einen Kolonialwarenladen und bekamen<br />
immer ein ganzes Fass voll Fische. Der jüdische Inhaber war<br />
recht klein und sobald das Fass fast leer war, musste er sich<br />
tief hineinbeugen, um an die letzten Fische zu kommen.<br />
Eines Tages verlor er dabei sein Gleichgewicht und steckte<br />
schwuppdiwupp und zur Belustigung aller kopfüber im<br />
Fass.“<br />
Recht deftige Streiche gab es im Dorfleben, von denen auch<br />
die Juden nicht verschont blieben. „Bei Röbbens im Hause<br />
wohnten Juden“, erinnert sich mein Vater an Erzählungen<br />
der Älteren. „Der Walter durfte eigentlich keinen Alkohol<br />
trinken. Vertragen konnte er ihn ohnehin nicht, aber er<br />
mochte so gerne einen… Einmal haben ihn ein paar Madfelder<br />
ganz schön ’abgefüllt’, sodass er richtig betrunken<br />
war. Den armen Mann haben sie dann in seiner eigenen<br />
Miste so tief eingegraben, dass nur noch Kopf und Kappe<br />
heraus guckten.“<br />
Vom Lärm vor der Tür aufgeweckt, soll sein Vater Salomon<br />
nach draußen gestürzt sein und dort den Schreck seines Lebens<br />
bekommen haben. Dann rief er wohl nach seiner Frau:<br />
„Rosa! Rosa! Unser Walter sein Kopf liegt auf der Miste!“<br />
Was früher als derber Streich angesehen wurde, zöge heute<br />
einige juristische Konsequenzen nach sich, und das nicht<br />
unbegründet…<br />
Neben Erzählungen und alten Dokumenten findet man<br />
heutzutage nur noch wenige Spuren jüdischen Lebens in<br />
Madfeld. Der jüdische Friedhof jedoch, dessen Geschichte<br />
bis ins 18.Jahrhundert zurückreicht, ist noch da und<br />
beheimatet jüdische Grabstätten mit teils deutscher, teils<br />
hebräischer Schrift. ■<br />
Wo einst die Madfelder<br />
Synagoge stand,<br />
erinnert heute dieses<br />
Schild im Rahmen des<br />
historischen Dorfrundgangs<br />
Alt und Jung an<br />
vergangene Zeiten.<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
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Die Gebirgsbahn zwischen Lippstadt und Warstein<br />
Johannes Glöckner<br />
WESTFÄLISCHER SEMMERING<br />
Es<br />
soll eine Gebirgsbahn zwischen Lippstadt<br />
und Warstein geben? Das klingt<br />
doch ein bisschen merkwürdig. Wo bitte<br />
sind in Lippstadt Berge und seit wann ist Warstein<br />
als Wintersportparadies im Sauerland bekannt? Was<br />
auf den ersten Blick unmöglich und unnötig erscheint,<br />
sieht beim zweiten Blick schon anders aus. Johannes<br />
Glöckner, Eisenbahnfotograf aus Leidenschaft hat<br />
mit der Kamera eingefangen, was der ungläubige Leser<br />
dieser Zeilen zunächst nicht glauben will. Dabei<br />
ist ein Bildband entstanden, der Lust machen möchte<br />
auf eine reizvolle Urlaubsregion mit einer grandiosen<br />
Eisenbahnstrecke. Bekannt geworden ist sie als Westfälischer<br />
Semmering.<br />
Diese Gebirgsstrecke über den Haarstrang verbindet die<br />
Bördelandschaft im Raum Soest/Lippstadt mit dem Möhnetal<br />
und dem Naturpark Arnsberger Wald. Der Bahnverkehr<br />
mit seinen langen Bier-, Kalkstein- und Holzzügen<br />
ist nicht weniger spektakulär als die Landschaft und garantiert<br />
außergewöhnliche Fotos. Dem Buch liegt deshalb<br />
ein Booklet mit den notwendigen Beschreibungen der<br />
Fotos sowie den Standortdaten mit QR-Code bei. Damit<br />
lassen sich die Motive nachempfinden und mit der eigenen<br />
Kreativität nachmachen.<br />
Dabei kann jeder jedes Motiv neu interpretieren. Wetter,<br />
Jahreszeiten, die Bestellung der Felder und die Zusammensetzung<br />
der Züge sind einem ständigen Wechsel<br />
unterzogen. Wer auf dem Haarstrang steht, wird jeden<br />
Tag anders erleben. Mal ist die Fernsicht so gut, dass man<br />
bis zum Teutoburger Wald und zum Ruhrgebiet schauen<br />
kann, mal hängen die Wolken so tief, dass die Flügel der<br />
Windräder kaum zu sehen sind.<br />
Der Schienenstrang über den Haarstrang hat beinahe etwas<br />
Künstlerisches. Das stählerne Band zeichnet Linien<br />
in die Landschaft, die Züge erinnern an Schlangen, die<br />
Windräder kreisen um gewaltige Wolken, das Wetter<br />
sorgt für ein Schauspiel, bei dem Täler und Berge die Kulisse<br />
bilden, so, als würde ein dramatisches Theaterstück<br />
aufgeführt. Mal stellt die Regie einen Bauern mit Traktor<br />
in die Landschaft, mal sind es ganz andere Accessoires, die<br />
für immer neue Stimmungen und Bilder sorgen.<br />
Als Eisenbahnfotograf und Naturliebhaber hat der Autor<br />
diese Region schätzen gelernt. Sie bietet Entspannung und<br />
Abwechslung zugleich, sie bietet vielfältige Fotomotive für<br />
jeden Geschmack. Aber Vorsicht, es gibt Szenerien, die<br />
einen nicht mehr loslassen, an denen man sich wahrlich<br />
abarbeiten kann. Der Betrachter ist einladen, an diesem<br />
Schauspiel teilzunehmen. (hh) ■<br />
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44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
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Glückwunsch.<br />
Wir gratulieren LH Security<br />
zum 25.Jubiläum und wünschen weiter viel Erfolg.<br />
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Wir gratulieren LH Security<br />
zum 25-jährigen Jubiläum.<br />
Ludger Hilgenhaus verbindet<br />
mit dem<br />
Wort „Feier“<br />
meist viel Arbeit. Denn<br />
es gibt in der näheren<br />
Umgebung kaum eine<br />
größere Veranstaltung,<br />
die ohne sein<br />
Team auskommt. Sei<br />
es das Schützenfest,<br />
das Stadtfest oder<br />
eine Musikveranstaltung.<br />
Die Anwesenheit<br />
seiner Sicherheitskräfte<br />
vermittelt ein Schutzgefühl,<br />
das man meist nur<br />
unbewusst wahrnimmt, sich aber umso<br />
mehr auf den eigentlichen Grund des Kommens, ein<br />
fröhliches Fest konzentrieren kann. In diesem Jahr<br />
haben seine 55 Mitarbeiter Grund für eine eigene<br />
Feier: Das 25-jährige Bestehen von LH Security.<br />
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Seine Leidenschaft für den Kampfsport entdeckte Ludger<br />
Hilgenhaus früh: Mit 15 Jahren erlernte er in der<br />
Sportschule in Velmede Nin-Jitsu und ich erwarb mit<br />
20 Jahren den schwarzen Gürtel 1. DAN erworben mit<br />
22 den 2. DAN<br />
Genau sein Metier – und das zeigte sich daran, dass<br />
er schon bald so einige Pokale gewann. Das mediale<br />
Interesse an seiner Person war groß in dieser Zeit. Doch<br />
zunächst machte er eine Ausbildung zum Kaufmann<br />
für Groß- und Außenhandel.<br />
In seiner Freizeit arbeitete er als Türsteher bei Veranstaltungen<br />
und für Diskos. Für größere Veranstaltungen<br />
brachte er gleich mehrere Leute mit. Irgendwann<br />
wurde daraus die Idee geboren, die Nebentätigkeit zum<br />
Hauptberuf zu machen und auch gleich in die Selbständigkeit<br />
zu gehen. Mit elf Leuten – überwiegend Aushilfskräfte<br />
– ging es 1997 los. Und was er macht, das<br />
macht er gründlich: LH Security ist von der Dekra im<br />
Qualitätsmanagement zertifiziert und zusätzlich DIN-<br />
Norm-qualifiziert, was Sicherheitsdienstleistung angeht.<br />
Der Aufgabenbereich ist breit gefächert: Objekt-,<br />
Personen-, Veranstaltungs- und Werkschutz, Detektei,<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Empfangsdienste und Pförtnertätigkeiten. Jüngst auch die Unterstützung<br />
bei Corona-Schutzmaßnahmen.<br />
Ganz ungefährlich sind diese Tätigkeiten des Sicherheitsdienstes nicht.<br />
Ähnlich wie Polizisten, müssen seine Mitarbeiter in heiklen Momenten<br />
starke Nerven bewahren und deeskalierend wirken, denn „die Zündschnur<br />
ist schon mal kurz“, verriet der Firmenchef. Das hat er vor einigen Jahren<br />
auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen, als er mit einem Messer angegriffen<br />
wurde.<br />
Ludger Hilgenhaus liegt nicht nur das Beschützer-Gen in Kopf und Muskeln,<br />
er setzt sich auch für ein verändertes Rollenbild ein. „Für mich ist<br />
es frustrierend, dass es Frauen in Führungspositionen immer noch sehr<br />
schwer haben.“ Ein echtes Herzensanliegen, das spürt man deutlich, dabei<br />
geht er mit gutem Beispiel voran. Er beschäftigt nicht nur weibliche<br />
„Fachkräfte für Schutz und Sicherheit“, sondern seit 1999 auch weibliche<br />
Führungskräfte. Und wenn er mal außer Haus ist, vertritt ihn eine Frau:<br />
Laura Wegener. Kompetenz spielt für ihn die entscheidende Rolle, nicht<br />
das Geschlecht. Um Frauen auch körperlich stark zu machen, war er eine<br />
Zeitlang als Dozent an der Volkschule Brilon-Olsberg-Marsberg tätig und<br />
unterrichtete sie in Selbstverteidigung.<br />
Irgendwann wird der Firmenchef das Zepter aus der Hand und möglicherweise<br />
in weibliche Hände legen. Aber das hat noch Zeit, Hilgenhaus<br />
ist gerade 48 Jahre alt und noch fit genug, um dem „manchmal schon<br />
überwältigend großen Stress“ zu trotzen. Seine klare Einstellung trägt wohl<br />
auch zum Erfolg seines Unternehmens bei. Denn das Geschäft läuft gut<br />
und der Firmenchef denkt über Expansion nach. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 47
Formula Racing-Team aus Hüsten wurde Meister der „GLP-Pro-Serie“<br />
MIT „BENZIN IM BLUT“<br />
Markus Weber<br />
Marc Niemeyer<br />
Es<br />
gibt nicht nur die<br />
Formel 1, die in der<br />
Medienlandschaft fast<br />
alle Aufmerksamkeit auf sich zieht,<br />
auch in vielen anderen Motorsport-Serien<br />
begeistern Piloten mit „Benzin im<br />
Blut“ ihre Fans. Einer von ihnen ist Jürgen<br />
Bukoitz aus Arnsberg-Hüsten, der mit seiner Familie<br />
das Sauerländer „Formula Racing-Team“ bildet und<br />
2021 mit dem Titel in der Rundstrecken-Meisterschaft<br />
der GLP Pro-Serie („Gleichmäßigkeitsprüfung Professionell)<br />
seinen bisher größten Erfolg feierte.<br />
Jürgen Bukoitz<br />
- „Ohne sie geht nichts“ - unterstützt tatkräftig.<br />
Ebenso Sohn Julian, der zeitweise<br />
selbst als Fahrer unterwegs ist. Bereits bei<br />
seinen ersten Rennen erzielte Jürgen Bukoitz<br />
Erfolge. Damals in der „NAVC“, der<br />
deutschen Slalom-Meisterschaft. Hier fahren<br />
Amateure bevorzugt in abgesperrten Gewerbegebieten<br />
oder auf stillgelegten Flughafen-Landebahnen. In<br />
Höchstgeschwindigkeit geht es um aufgestellte Pylone herum.<br />
Dass Bukoitz herausragende fahrerische Fähigkeiten<br />
besitzt, konnte er schon damals beweisen: Bereits sein erster<br />
Slalom endete auch gleich auf dem Siegertreppchen.<br />
„Alles hat ganz kurios begonnen“, berichtet Jürgen Bukoitz<br />
von den Anfängen seiner Motorsport-Karriere. „Ich bin seit<br />
den Zeiten von Michael Schuhmacher Motorsport-Fan - als<br />
Zuschauer wohlgemerkt. Eigentlich wollte ich ja einen Formel-1-Fahrsimulator<br />
kaufen, zum stolzen Preis von 30.000<br />
Euro…“ Doch es kam anders: Ein Bekannter aus der Szene<br />
machte den heute 57-Jährigen darauf aufmerksam, dass er<br />
für dieses Geld bereits ein gutes – älteres - Formelfahrzeug<br />
erwerben könne, um dann selbst reale, nicht simulierte<br />
Rennen fahren zu können.<br />
Erste Erfolge<br />
So kam es im Jahr 2016 zur Gründung des Formula Racing-<br />
Teams. Eine reine Familien-Angelegenheit: Ehefrau Petra<br />
Meisterschaft im Jahre 2019<br />
Mitte 2017 folgte dann der nächste Schritt. Mit der entsprechenden<br />
Lizenz ging es für das „Racing-Team“ auf Rundstreckenrennen:<br />
„Der Reiz, selbst einmal auf dem Nürburgring<br />
oder in Hockenheim zu fahren, nachdem man dort<br />
unzählige Rennen am TV verfolgt hatte, war natürlich<br />
riesengroß“, erzählt uns der Pilot. Weitere, den Insidern<br />
bekannte Strecken sind der Lausitzring und Oschersleben<br />
in Deutschland. Die acht Läufe umfassende Serie führt die<br />
Teams auch ins benachbarte Ausland, nach Luxemburg und<br />
Tchechien. Interessant die Regularien der Gleichmäßigkeitsrennen:<br />
Zunächst fahren alle (bis zu 38) Fahrzeuge ca.<br />
20 bis 30 Minuten auf den Rundstrecken und legen dabei<br />
ihre schnellste Zeit fest. Diese kann, da die Fahrzeuge unter-<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Zufriedenheitsabfrage 2019 bei Kunden Freier Werkstätten.<br />
Durchgeführt von Mister A.T.Z. GmbH, 58313 Herdecke · www.werkstatt-des-vertrauens.de<br />
schiedlich motorisiert sind und unterschiedliche Baujahre<br />
haben, durchaus stark variieren. Am Rennsonntag kommt<br />
es dann darauf an, die vorgegebene Zeit möglichst exakt<br />
zu erreichen. Gewertet werden die vier Runden, die der<br />
Präferenzzeit am nächsten liegen. „Und das ohne Tempomat“,<br />
wie Jürgen Bukoitz schmunzelnd anmerkt. Auf dem<br />
Nürburgring beispielsweise, bei einer Rundstreckenlänge<br />
von 5,2 Kilometern , die in etwa 1 Minute 50 Sekunden<br />
gefahren wird, betrug die größte Abweichung des Hüsteners<br />
2021 gerade mal 3/10 Sekunde.<br />
Hilfreiche Konkurrenten<br />
Knallhart beim Rennen, fair im Umgang. Jürgen Bukoitz<br />
kann nur Gutes von seinen Konkurrenten berichten. 2019<br />
hatte er einen Unfall auf dem Nürburgring: „Ich hatte<br />
eine Passage falsch eingeschätzt, war von der Strecke abgekommen.<br />
Die „Nase“ und einiges mehr am Wagen war<br />
demoliert.“ Sehr deprimierend, da das eigentliche Rennen<br />
am nächsten Tag anstand… Umso mehr hat ihn dann<br />
die Hilfsbereitschaft mehrerer Konkurrenten überrascht:<br />
„Gemeinsam schraubten wir die ganze Nacht am Auto, so<br />
dass ich am Sonntag tatsächlich das Rennen fahren konnte.“<br />
Über die gesamte Renn-Serie 2021 hinweg war Bukoitz<br />
der beständigste aller Fahrer. Obwohl er nicht jedes<br />
Rennen gewann, konnte er am Ende fast sensationell die<br />
Meisterschaft einfahren. ■<br />
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Die stellvertretende Landrätin<br />
Marie-Theres Schennen<br />
NICHT MECKERN,<br />
SONDERN SICH<br />
KÜMMERN<br />
Gisela Wilms<br />
Philipp Nolte<br />
Bekommt man als Redakteurin<br />
den Auftrag, über<br />
eine Person des öffentlichen<br />
Lebens zu schreiben, ohne zu politisch<br />
zu werden, bedeutet dies eine<br />
Herausforderung. Vor allem, wenn<br />
es sich um eine Frau handelt, die<br />
seit 40 Jahren auf diesem Gebiet<br />
aktiv ist. Aber Marie-Theres Schennens<br />
Leben weist weit mehr auf.<br />
Sauerländer LEUTE –<br />
Der MENSCH dahinter<br />
Dennoch muss man natürlich auf die<br />
politischen Aktivitäten eingehen, sind<br />
sie doch eng mit dem Menschen Marie-Theres<br />
Schennen verbunden. In<br />
der Jugendorganisation ihrer Partei in<br />
Ense machte sie in jungen Jahren die<br />
ersten Erfahrungen. Und die waren so<br />
positiv, dass sie sich nach ihrer Heirat<br />
und dem damit verbundenen Umzug<br />
nach Arnsberg weiter engagierte. Sie<br />
saß im Rat der Stadt und in diversen<br />
Ausschüssen und wurde schließ-<br />
lich 2020 nach ihrem Einzug in den<br />
Kreistag zu einer der Stellvertreterinnen<br />
des Landrates gewählt.<br />
Ehrenamt ist Ehrensachen<br />
Wer schon einmal ein Ehrenamt ausgeübt<br />
hat, weiß, dass das mit sehr<br />
viel Energie und Zeitaufwand verbunden<br />
sein kann, wenn man es ernst<br />
nimmt. Für die 70-Jährige war das<br />
nie eine Frage. „Wenn ich etwas für<br />
die Menschen in der Stadt tun kann,<br />
dann setze ich mich für sie ein.“ Tempo-30-Zone<br />
am Neuen Schulweg in<br />
Arnsberg? Kein Problem, Frau Schennen<br />
boxte es mit Mitstreitern durch.<br />
Schwer zu öffnende Türen im (alten)<br />
Brückencenter? Nach wenigen Wochen<br />
gingen diese automatisch auf.<br />
Als sie vor vielen Jahren mit ihren<br />
kleinen Töchtern eine Treppe hochsteigen<br />
musste, ein Kind erst auf der<br />
obersten Stufe abstellte, um dann das<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
andere mit Kinderwagen hochzuhieven,<br />
hat sie später dafür gesorgt, dass<br />
eine Rampe angebracht wurde. Junge<br />
Familien und Menschen mit Gehbehinderung<br />
haben es ihr gedankt.<br />
Der Einsatz für die Gesellschaft war<br />
der gelernten Ökotrophologin nur<br />
deshalb in dem Maße möglich, weil<br />
sie sich der Unterstützung ihres Mannes<br />
gewiss war. Beide hatten bei der<br />
VEW gearbeitet und für ihn war es<br />
selbstverständlich, dass er das Engagement<br />
seiner Frau mittrug.<br />
Kriminalroman und<br />
Tannenspitzenlikör<br />
Mittlerweile sind die familiären Aufgaben<br />
weniger geworden. Die Töchter<br />
wohnen nicht mehr zu Hause, die Enkelkinder<br />
sind schon größer. So bleibt<br />
der Arnsbergerin mehr Zeit, sich<br />
ihren Hobbys zu widmen. Sie pflegt<br />
ihren kleinen Garten, in dem neben<br />
vielen anderen ihre Lieblingsblumen<br />
Dahlien und Tulpen blühen und freut<br />
sich, dass der Schwiegersohn nun ein<br />
Gemüsebeet in Angriff genommen<br />
hat. Kochen ist eine ihrer Leidenschaften,<br />
wobei Eingemachtes ebenso<br />
die Regale füllt wie selbst hergestellte<br />
Schnäpse. Letztere haben allerdings<br />
ein geringes Haltbarkeitsdatum…<br />
Brombeer- und - ganz aktuell - Tannenspitzenlikör<br />
gehören zu ihrem<br />
Repertoire, das sie gerne ihren Gästen<br />
anbietet. Wenn sie mal nicht als<br />
Kreistagsabgeordnete in Meschede<br />
sitzt, oder als Landrätin bei einer Veranstaltung<br />
im HSK ein Grußwort<br />
spricht, macht sie es sich zu Hause mit<br />
einem Kriminalroman gemütlich. Bei<br />
schönem Wetter tritt sie in die Pedale<br />
ihres leuchtend orangefarbenen Fahrrades<br />
und fährt durch unsere herrliche<br />
Landschaft. Gerne zieht sie auch<br />
im NASS ihre Bahnen.<br />
Kirchenvorstand und ein<br />
aussergewöhnlicher Wunsch<br />
Eigentlich sollte man meinen, dass die<br />
Zeit, die die vielbeschäftigte Frau zur<br />
Verfügung hat, ausgefüllt sei. Aber<br />
nein, da wäre noch das Engagement<br />
in der Kirchengemeinde zu erwähnen.<br />
In der Propsteipfarrei sitzt sie im<br />
Vorstand und kümmert sich auch hier<br />
um das Wohl der Arnsbergerinnen<br />
und Arnsberger. Ob es um die Instandhaltung<br />
der Friedhofswege geht,<br />
um Bäume, die aufgrund von Verkehrssicherung<br />
gefällt werden müssen<br />
oder auch um die neuere Bestattungsmöglichkeit<br />
in Form von Baumgräbern,<br />
für alles hat sie ein offenes Ohr<br />
und versucht zu helfen. In diesem Zusammenhang<br />
fällt ihr die Geschichte<br />
einer älteren Bewohnerin aus Arnsberg<br />
ein. Die hochbetagte Dame<br />
wollte unbedingt in einem Baumgrab<br />
beerdigt werden und trat vor den<br />
damaligen Propst Böttcher mit den<br />
Worten: „Herr Pfarrer, ich kann nicht<br />
eher sterben, bis dass in Wennigloh<br />
die Möglichkeit einer Baumbestattung<br />
gegeben ist.“ Mittlerweile gibt<br />
es dort diese Begräbnisform. Ob die<br />
Neuerung unmittelbare Auswirkung<br />
auf die Lebenszeit der über 80-Jährigen<br />
hat, ist der Verfasserin dieses Artikels<br />
nicht bekannt.<br />
Immaterieller Lohn<br />
Was treibt Marie-Theres Schennen<br />
seit vielen Jahren an, sich für ihre<br />
Mitmenschen einzusetzen? „Ich<br />
habe mich schon immer gekümmert.<br />
Wenn es eine Situation gab, die für<br />
mich oder andere nicht zufriedenstellend<br />
war, habe ich mich für eine Veränderung<br />
eingesetzt. Nur meckern,<br />
ohne selbst aktiv zu werden, ist nicht<br />
mein Ding. Gerade junge Menschen,<br />
hier insbesondere Frauen, möchte<br />
ich dazu ermutigen, tätig zu werden.<br />
Man kann einiges bewegen, wenn<br />
man sich engagiert.“ Und der Lohn<br />
für das Ganze? „Das Materielle spielt<br />
im Ehrenamt nur eine untergeordnete<br />
Rolle. Aber ich habe sehr viele interessante<br />
Menschen kennengelernt und<br />
bin inzwischen gut vernetzt, was mich<br />
persönlich bereichert. Wenn ich dann<br />
merke, dass ich für andere etwas bewirken<br />
konnte und ich Anerkennung<br />
finde, ist das der Lohn, der für mich<br />
zählt.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 51
EINE<br />
LEBENDE LEGENDE<br />
DES SC NEHEIM<br />
Fußball und Familie: Für Uli Dohmann ist „Aufgeben keine Option“<br />
Das Neheimer Binnerfeld ist seine<br />
sportliche Heimat: Uli Dohmann.<br />
Paul Senske<br />
S. Droste<br />
Auf dem Fußball-Platz und<br />
im Leben war und ist er<br />
ein Kämpfer. „Aufgeben<br />
ist für mich keine Option“, sagt<br />
Uli Dohmann. Das 69-jährige Ehrenmitglied<br />
des SC Neheim hat als<br />
Spieler, Trainer und Vorstandsmitglied<br />
des Vereins Geschichte geschrieben<br />
und seine Kämpferqualitäten<br />
unter Beweis gestellt. Zwei<br />
schwere Krankheiten hat er besiegt.<br />
Seine Liebe gilt seiner Familie und<br />
dem Fußball. Das Ehrenamt hat<br />
für den pensionierten Beamten der<br />
Arnsberger Bezirksregierung eine<br />
„überragende Bedeutung“. Er gilt<br />
als eine lebende Legende des SC.<br />
Wenn Uli Dohmann über den SC<br />
spricht, dann geht sein Herz auf. Er<br />
hat allen Grund, auf sein Engagement<br />
im Klub „stolz“ zu sein. Gebürtig<br />
stammt er aus Höxter-Godelheim,<br />
beruflich verschlug es ihn zur Arnsberger<br />
Bezirksregierung, bei der er<br />
46 Jahre arbeitete. Sportlich heuerte<br />
er beim SC an, spielte von 1976 bis<br />
1985 in der ersten Mannschaft - und
„Mein Leben als Fußballer war immer<br />
vom Kampf geprägt“ (Uli Dohmann)<br />
schrieb bei seinem „Herzensklub“<br />
Fußball-Geschichte. 1979 führte er<br />
als Vorstopper bzw. letzter Mann und<br />
vor allem als Kapitän das Team in die<br />
Verbandsliga, damals die dritthöchste<br />
Spielklasse. Trainer war Willi Kellermann,<br />
der in Neheim ebenfalls Geschichte<br />
geschrieben hat. Dohmann<br />
definierte sich besonders über den<br />
Kampf und den Einsatz für den Zusammenhalt<br />
im Team. Einen Platzverwies<br />
hat er in seiner Karriere nie<br />
kassiert.<br />
Sieben Jahren später folgte ein weiterer<br />
Höhepunkt seiner sportlichen Karriere.<br />
Dohmann, ebenfalls ein klasse<br />
Tennisspieler, ließ seine Fußball-Karriere<br />
in der zweiten und der Altherren-<br />
Mannschaft ausklingen, ehe er auf<br />
der legendären Weihnachtsfeier 1986<br />
einem Ruf folgte, das Traineramt<br />
der ersten Mannschaft zu übernehmen.<br />
Das damalige Landesliga-Team<br />
schwankte in seinen Leistungen, die<br />
Unzufriedenheit bei Spielern und<br />
Vorstand mit Rainer Richard Zenka<br />
war groß. „Uli, Du musst das machen“,<br />
lautete der einhellige Wunsch.<br />
Dohmann erfüllte den Wunsch, holte<br />
in der Folge 16:0 Punkte und erreichte<br />
am Ende ein Entscheidungsspiel in<br />
Lippstadt gegen Versmold. Der SC<br />
gewann 1:0, Ferdi Rudolphi erzielte<br />
das goldene Tor zum Aufstieg in die<br />
Verbandsliga. Dohmann schafft das,<br />
was anderen nicht<br />
gelungen ist: 1979 als<br />
Kapitän und 1986 als Trainer<br />
den SC in die Verbandsliga zu führen.<br />
1986 hatte er längst seine ehrenamtliche<br />
Karriere als Vorstandsmitglied<br />
begonnen. „Ich war immer Hauptgeschäftsführer.“<br />
Er war stets ansprechbar,<br />
auch in schwierigen Zeiten, als<br />
es dem Verein nicht gut ging. „Das<br />
Ehrenamt hat für mich eine zentrale,<br />
auch und besonders eine gesellschaftliche<br />
Bedeutung“, so Dohmann.<br />
Auch zwei schwere Krankheiten<br />
meisterte er. Als er 2012 in der Uniklinik<br />
Essen operierte wurde und es<br />
kritisch um ihn stand, sagte der behandelnde<br />
Arzt: „Herr Dohmann,<br />
Sie sind ein Kämpfer.“ Dohmanns<br />
Antwort: „Mein Leben als Fußballer<br />
war immer vom Kampf geprägt. Aufgeben<br />
ist keine Option.“<br />
Großer Rückhalt<br />
bei seiner Familie<br />
Rückhalt hat Dohmann stets bei seiner<br />
Familie, seiner Frau Ruth und<br />
den beiden Kindern Anja und Britta<br />
gefunden. Die beiden Töchter waren<br />
auch leistungsmäßig orientierte Tennisspielerinnen<br />
in der Westfalenliga<br />
beim TC BW Sundern. „Die Familie<br />
hat mich immer unterstützt.“<br />
Sein Engagement im Verein und vor<br />
allem auch das Bestreben, „den SC<br />
nach außen zu öffnen“,<br />
fanden ihren Widerhall<br />
auch beim Fußball- und<br />
Leichtathletikverband (FLVW) in<br />
Kaiserau. Er vertrat den Verband als<br />
einer der Vereinsmitarbeiter beim<br />
Amateur-Kongress des DFB 2018<br />
in Kassel. „Sie sind kompetent und<br />
sympathisch“, antworte die damalige<br />
FLVW-Referentin und ehemalige<br />
Nationalspielerin Annike Krahn auf<br />
Dohmanns Frage nach den Gründen<br />
für seine Nominierung. „Diese Wertschätzung<br />
erfüllt mich mit Stolz“, betont<br />
Dohmann. Das gilt auch für seine<br />
Auszeichnung als Ehrenmitglied<br />
des SC auf der Generalversammlung<br />
am 3. September 2021, als er aus dem<br />
Amt des Hauptgeschäftsführers ausschied<br />
und den Weg für eine Neuaufstellung<br />
des SC-Vorstands freimachte.<br />
„Die Ehrenmitgliedschaft sehe ich<br />
als Belohnung für meine Arbeit im<br />
Verein.“<br />
Natürlich will und wird sich Dohmann<br />
nicht komplett zurückziehen.<br />
Er ist Mitglied des Beirats, der den<br />
neuen SC-Vorstand unterstützt. Zudem<br />
gehört er dem Vorstand des Jugendleistungszentrums<br />
Neheim-Hüsten<br />
an. „Leistung und Kampf sind für<br />
mich zwei elementare Elemente des<br />
Sports.“ Uli Dohmann verkörpert sie<br />
auf eindrucksvolle Weise. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 53
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54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
HOMEOFFICE -<br />
Die große Versuchung<br />
Sabina Butz<br />
Anke Kemper<br />
Da<br />
sind wir also schon wieder in die Anglizismusfalle<br />
getappt, wie beim Handy, das auf<br />
englisch eben nicht handy, sondern mobile<br />
phone heißt, versteht der Engländer oder Amerikaner auch<br />
unter „Homeoffice“ etwas ganz anderes, als wir damit meinen:<br />
Schlicht und ergreifend das Arbeitszimmer zu Hause.<br />
Die Briten bezeichnen auch ihr Innenministerium als home<br />
office. Also aufgepasst, wenn es um vermeintliche Anglizismen<br />
geht.<br />
Coronabedingt, ist das Homeoffice, bzw. die Arbeit aus oder in<br />
demselben auch im Sauerland angekommen, und der Sauerländer<br />
registriert, wie es seine Art ist, zunächst einmal ganz pragmatisch<br />
die vielen positiven Aspekte: Die elende Fahrtzeit zum Büro fällt<br />
komplett weg. Das macht hier in vielen Fällen gut und gern eine<br />
Stunde Zeitersparnis pro Tag aus, und, was ebenfalls richtig gut<br />
ist: Die Spritkosten oder auch Bus- und Bahnkosten können eingespart<br />
werden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Darüber hinaus<br />
spüren wir auch die Auswirkungen auf den Dresscode, hier vielleicht<br />
nicht ganz gendergerecht, denn die Frauen haben eindeutig<br />
den größeren Vorteil: Selbst bei digitalen Arbeitsmeetings ist untenherum<br />
alles unsichtbar. Jeans und Schuhe können durch Jogginghose<br />
und Filzpantöffelchen ersetzt werden. Die Textilindustrie<br />
ist alarmiert bis verzweifelt. Wo soll das denn noch hinführen?<br />
Die Experten streiten schon heftig, ob im Homeoffice besser und<br />
effizienter gearbeitet wird, als am Arbeitsplatz im Büro unter Kollgegen/innen.<br />
Jetzt mal ganz ehrlich: Es ist schon verlockend, mal<br />
eben kurz die Waschmaschine anzustellen oder das lange Kundentelefonat<br />
mit dem eintönigen Bügeln zu kombinieren, oder?<br />
Natürlich fehlt der Kontakt zu den Kollegen/innen. Für manche<br />
nicht unbedingt tragisch, für andere geradezu psychisch belastend<br />
mit entsprechenden Folgen. Beide Fälle werden derzeit umfangreich<br />
erforscht und analysiert. Vielleicht raten uns die Wissenschaftler<br />
bald dazu, zwischen dem HOT (Homeoffice Typ)<br />
und dem PT (Präsenz Typ) zu unterscheiden, um ein optimales<br />
Arbeitsklima zu gewährleisten? ■<br />
Lichtmagie&Chemie<br />
Die Schönheit analoger Edeldruckverfahren<br />
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Westfälische Salzwelten<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 55
Martina Senge<br />
Taisir Senge<br />
MINGALABA – DAS GLÜCK MIT DIR<br />
Ein Waisenhausprojekt in Myanmar Anke Kemper S. Droste<br />
M<br />
artina und Taisir Senge aus Freienohl<br />
sind schon immer viel und gerne gereist. In<br />
Länder und Gegenden jenseits des Mainstreams<br />
– stets den tiefen Wunsch im Gepäck, in einem<br />
Waisenhaus zu arbeiten. Im Jahr 2010 sollte sich ihr<br />
Traum verwirklichen und von da an begann eine Reise<br />
in ein ganz besonderes Abenteuer.<br />
Vom Reisefieber zum Herzensprojekt<br />
„Die Zeit musste reif sein. Als unsere Tochter Jelena groß<br />
war, haben wir Pläne geschmiedet“, beginnt Martina Senge.<br />
Die Vorarbeit ist das Wichtigste. Zunächst wurde über<br />
das jeweilige Land recherchiert, welche Möglichkeiten<br />
gibt es, wie ist die politische Lage. Ihr Herzenswunsch,<br />
in das Geburtsland von Taisir Senge – nach Syrien zu gehen,<br />
konnte leider nicht erfüllt werden. „Ich wollte etwas<br />
zurückgeben an mein Land“, erzählt Senge, der als Kind<br />
durch den Sport dort gefördert wurde. „Wegen des Bürgerkrieges<br />
konnten wir das Projekt dort leider nicht verwirklichen.“<br />
Zusammenbringen, was uns wichtig ist<br />
Bei einer Reise nach Myanmar fiel die Entscheidung. Als<br />
das Paar mit einem Taxi die Gegend erkundete, gab ihnen<br />
der Taxifahrer wertvolle Tipps und fuhr sie zu einem Waisenhaus,<br />
wo 95 Jungen lebten und von einem buddhistischen<br />
Mönch betreut wurden. „Hier war dringend Hilfe<br />
nötig“, erzählt Taisir Senge. Die Kinder schliefen alle in<br />
einem Raum auf Paletten, Kopf an Kopf, ohne Kissen.<br />
Die sanitären Anlagen waren eine Katastrophe, die Armut<br />
kaum in Worte zu fassen. Zuerst mussten Stockbetten<br />
gebaut werden. „Wir haben einen Hochdruckreiniger<br />
gekauft, damit alles gereinigt werden konnte“, berichtet<br />
Martina Senge. „Elektrische Geräte, wie Waschmaschinen<br />
funktionieren nicht, wenn es kein stabiles Stromnetz gibt<br />
und es an Wasserversorgung mangelt.“<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Wenn erst einmal etwas ins Rollen kommt, dann greift<br />
eins ins andere. Es wurden Toiletten und Duschen ge-<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
e Änderungsschneiderei<br />
llservice<br />
Größen bis 8 XL<br />
baut und die Strom- und Wasserversorgung ermöglicht.<br />
„Mit Begeisterung haben die Kinder mitgeholfen, die<br />
Räume zu streichen“, fügt sie hinzu. Den Menschen zu<br />
zeigen, wie man etwas machen kann, war Martina und<br />
Taisir Senge am wichtigsten. „Uns liegt viel daran, dass<br />
die Kinder eine gute Ausbildung bekommen und eine<br />
Zukunft haben.“ Kaum wieder in Deutschland angekommen,<br />
wurde der nächste Flug gebucht.<br />
Parken kostenlos<br />
Ein Konzept und wertvolle Unterstützung<br />
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Eigene Änderungsschneiderei<br />
„Die Behördengänge schienen uns zunächst schwierig“,<br />
erzählt Martina Senge. „Aber als wir unser Konzept der<br />
Botschaft vorgestellt hatten, kam die Genehmigung.“<br />
Das Konzept heißt: Die Kinder sollen fröhlich sein! Sie<br />
sollen sich durch Spiel und Spaß ausdrücken können.<br />
„Kinder fördern und damit etwas voranbringen, das ist<br />
unser Herzensprojekt“, fügt sie hinzu. Ihr Mann hat innerhalb<br />
nur einer Woche einen Spielplatz zusammen mit<br />
den größeren Kindern gebaut. „Mit Händen und Füßen<br />
haben wir Fundamente für die Spielgeräte erstellt. Die<br />
Kinder waren mit Begeisterung dabei und haben gleichzeitig<br />
viel gelernt“, berichtet er. In Deutschland ging es<br />
dann darum, Spielzeughersteller zu kontaktieren, bei der<br />
Fluggesellschaft Freigepäck für Sachspenden und Medizin<br />
zu beantragen u. v. m. Wertvolle Unterstützung<br />
bekamen die beiden von der Jürgen-Wahn-Stiftung, die<br />
rund um den Globus bedürftige Kinder und deren Familien<br />
unterstützt.<br />
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Ideen umsetzen<br />
Martina und Taisir Senge sind zwei Mal jährlich für<br />
jeweils drei Wochen nach Myanmar zu ihrem Waisenhausprojekt<br />
gereist, um das zu geben, was benötigt<br />
wurde und das zu tun, was gerade anstand - immer mit<br />
viel Freude und Begeisterung für ihre Arbeit. Der Militärputsch<br />
im Februar 2021 schien alles ins Stocken zu<br />
bringen. „Wir haben unsere Kontakte genutzt, um Möglichkeiten<br />
zu schaffen, damit wir weiter helfen können“,<br />
erklärt Martina Senge und fügt hinzu, dass es Privatbanken<br />
gibt, wo sie das Geld sicher hinüberweisen können.<br />
„Und es kommt dort an, das ist das Wichtigste!“ Das<br />
eingespielte Team Senge sieht immer Möglichkeiten,<br />
weiterhin zu helfen. Und wer weiß, wann die Reise weitergeht.<br />
Mingalaba. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 57
Schwimmen – Radfahren –<br />
Laufen<br />
TRIATHLON IST „POWER HOCH 3“<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
Die aus Marsberg stammende Triathletin<br />
Johanna Geise ist auf der Erfolgsspur und<br />
hat sich für die WM 2023 im finnischen<br />
Lahti qualifiziert<br />
1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und anschließend<br />
noch 21,1 km Laufen. Diese Distanzen<br />
müssen über die Mitteldistanz im Triathlon bewältigt<br />
werden. Johanna Geise (25) ist so erfolgreich darin,<br />
dass sie das Ticket zur WM 2023 schon gelöst hat.<br />
Bereits als Dreiährige war die kleine Johanna, die aus<br />
einer sportbegeisterten Familie stammt, sportlich aktiv.<br />
Zunächst in der Leichtathletik, von ihrer Oma trainiert,<br />
später im Leistungsschwimmen. 2018 kam sie dann zum<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Triathlon, eigentlich über einen Zufall. Obwohl Radfahren<br />
nicht so sehr ihr Ding war, faszinierte sie diese Sportart<br />
und ihr Ehrgeiz war geweckt. Sie ging, wie sie sagt, mit<br />
„Null Erwartung, aber viel Spaß“ ins erste Rennen. Ein Jahr<br />
später kam sie bei ihrer ersten Mitteldistanz, viel schneller<br />
als erwartet, in fünf Stunden und sieben Minuten ins Ziel.<br />
„Erst haben alle gedacht, dass ich spinne, aber sie<br />
wussten genau, wenn ich mir etwas in den Kopf setze,<br />
dann will ich das auch schaffen“, erinnert sie<br />
sich. Ihre Erfolge geben ihr Recht. Ob Sprinttriathlon<br />
oder Mitteldistanz, ob in Österreich, Polen,<br />
den Niederlanden, am Twistesee oder am Hennesee.<br />
Am schönsten ist es, wenn die Familie dabei ist<br />
„In Österreich hatten wir gerade mal 14° Wassertemperatur“,<br />
erzählt die sympathische Sportlerin. „Das war<br />
schon extrem, trotz Neoprenanzug.“ Johanna hat bislang<br />
keine Sponsoren. Sie muss alles alleine stemmen,<br />
unterstützt von ihrer Familie. So ein Neoprenanzug sei<br />
ganz schön teuer, erzählt sie mir. Außerdem braucht sie<br />
Wettkampfrad und Trainingsräder und ein zweiwöchiges<br />
Trainingslager auf Fuerteventura musste auch her.<br />
ist genau durchgeplant. „Manchmal muss ich regelrecht<br />
von meinem Trainer gebremst werden“, erzählt sie lachend.<br />
„Ich habe auch mal übertrainiert. Das war nicht so gut. Der<br />
Rhythmus muss stimmen.“ An harten Trainingstagen werden<br />
locker 3.000 bis 4.000 Kalorien verbrannt, beim Wettkampf<br />
sind es sogar 5.000 bis 6.000. „Beim Essen brauche<br />
ich mich somit nicht zurückzuhalten,“ verrät Johanna.<br />
Nach ihrem abgeschlossenen Studium der Sportjournalistik<br />
studiert die Wahl-Hamburgerin aktuell<br />
per Fernstudium Sportwissenschaften, um später<br />
im Bereich Leistungsdiagnostik zu arbeiten und<br />
selbst als Trainerin junge Sportler betreuen zu können.<br />
„Ich bin ein Familienmensch und fahre so oft es geht nach<br />
Hause, denn hier im Sauerland ist meine Heimat,“ sagt<br />
Johanna. „Hier kann ich auch wunderbar trainieren. Bei<br />
den kraftvollen Trainingseinheiten höre ich gerne Musik<br />
mit ganz viel Power. Bei den leichten genieße ich es, einfach<br />
nur der Natur zu lauschen und dem Gesang der Vögel!“ ■<br />
Für ihren Erfolg trainiert sie hart und diszipliniert, oft<br />
gemeinsam mit ihrem Freund, der ebenfalls Triathlet ist.<br />
Krafttraining, Intervalltage, aktive Erholungsphasen, alles<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 59
Seine Kompositionen<br />
werden weltweit gespielt<br />
GUTE NOTEN VON<br />
THIEMO KRAAS<br />
Julius Kolossa<br />
Bernhard Kunz<br />
N<br />
ur gute Noten gibt es von Thiemo Kraas, denn<br />
der 37-Jährige aus Arnsberg-Oeventrop hat ein<br />
ganz besonderes Talent dafür. Und damit erfreut<br />
er die Menschen aus unserer Region, aber auch weit<br />
darüber hinaus – denn, wenn Konzerte von Musikvereinen<br />
stattfinden, dann ist immer einmal wieder ein Stück<br />
dabei, das aus der Feder von Thiemo Kraas stammt.<br />
Thiemo Kraas ist Komponist, Dirigent sowie Mitarbeiter des<br />
Rundel-Musikverlags im oberschwäbischen Rot an der Rot.<br />
Schwerpunkt seiner Arbeit sind Kompositionen für Bläser<br />
und Blasorchester. Bisher hat er etwa 50 eigene Kompositionen<br />
verfasst: „Die Spieldauer der Stücke variiert dabei von<br />
kleineren Eröffnungsstücken von circa zwei Minuten bis hin<br />
zu größeren und aufwändigeren Kompositionen und Arrangements<br />
von bis zu 15 Minuten.“<br />
Dass er jetzt so kreativ sein darf, das ist auch seiner Mutter<br />
zu verdanken. Diese spielt nicht nur Gitarre, sondern hat<br />
mit ihrem Sohn auch viel gemeinsam zu Hause gesungen.<br />
Thiemo Kraas machte seine Liebe zur Musik schließlich zum<br />
Beruf und studierte Musikpädagogik im Hauptfach Schlagzeug<br />
an der Hochschule für Musik in Detmold. Seit dieser<br />
Zeit arbeitete er als Schlagzeuglehrer sowie Dirigent von<br />
Jugendorchestern und leitete eine kleine Musikschule. Es<br />
schloss sich ein Zweitstudium in Musiktheorie, Tonsatz und<br />
Gehörbildung an. Abgerundet wird seine Biographie bisher<br />
damit, dass er seit 2016 für den Rundel-Musikverlag arbeitet.<br />
Dieser bietet Kompositionen und Arrangements für Musikvereine<br />
im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus an. Und der<br />
Oeventroper trägt einen kleinen Teil dazu bei.<br />
Mit dem Schlagzeug fing alles an<br />
Mit neun Jahren begann er Schlagzeug zu spielen. Mit 15<br />
Jahren kam das Klavier dazu. Während des Unterrichts kam<br />
die Freude am Erfinden eigener Melodien auf. So entstand<br />
mit 16 Jahren die erste Komposition, mit der Gefühle über<br />
den Unfalltod einer Schulkameradin verarbeitet wurden.<br />
Kraas hat viele Vorbilder: Die Spanne reicht dabei von den<br />
„großen Meistern“ sinfonischer Werke bis hin zu Musikern aus<br />
dem Bereich des Pop oder Jazz. Aktuell arbeitet er an einem<br />
Musikstück für Blasorchester und an einem pädagogischen<br />
Stück für Jugendorchester.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Vorbilder aus Bereichen von Pop und Jazz<br />
„Ich entdeckte im Schreiben von Musik eine Art Ventil; eine<br />
Möglichkeit mich auszudrücken und mein inneres Erleben<br />
darzustellen“, sagt er dazu. Dabei kommt die Inspiration aus<br />
den unterschiedlichen musikalischen Richtungen: „Generell<br />
versuche ich, nicht in Kategorien zu denken und Musik (oder<br />
Menschen) nicht in solche einzuteilen. Ich<br />
glaube ich bin sehr begeisterungsfähig und<br />
kann mich somit von ganz vielen unterschiedlichen<br />
musikalischen Persönlichkeiten<br />
und ihrer Musik inspirieren lassen.“<br />
Musikalische Einflüsse kommen dabei<br />
zahlreich zum Ausdruck, denn er hat Erfahrungen<br />
nicht nur in der Schulband,<br />
sondern auch in einem Musikverein und<br />
in einem Auswahlorchester, aber auch in<br />
einem Sinfonieorchester einem Kammerorchester,<br />
einer Big-Band und einer Tanz-Band<br />
gesammelt. ■<br />
„Generell versuche ich, nicht in<br />
Kategorien zu denken und Musik (oder<br />
Menschen) nicht in solche einzuteilen“<br />
(Thiemo Kraas)<br />
Probenarbeit<br />
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Musikverein<br />
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© Laith Al-Deen: Chris Gonz<br />
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Veranstalter<br />
Hochsauerlandkreis<br />
Fachdienst Kultur / Musikschule<br />
Steinstr. 27 | 59872 Meschede<br />
Telefon: 0049 291 94 1800<br />
sauerland-herbst@hochsauerlandkreis.de<br />
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Gefördert durch:<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 61<br />
Änderungen<br />
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Digitalisierung der Sauerländer Kirchenbücher<br />
UPLOAD FÜR<br />
SAUERLÄNDER MATRIKEL<br />
Die Andreaskirche in Velmede<br />
Foto: Vanessa Schulte<br />
Christel Zidi<br />
Dicker Staub auf Jahrhunderte alten Kirchenbüchern. So stellt sich<br />
mancher den Verbleib der alten Matrikelbücher vor. „Dem war<br />
aber nicht so“, klärt Michael Streit, Leiter des Erzbistumsarchiv<br />
in Paderborn, auf, „ Die Kirchenbücher wurden von den Pfarrämtern in<br />
Ehren gehalten.“ Die sprichwörtlich armen Kirchenmäuse kamen erst gar<br />
nicht an die Bücher ran. Dafür aber die Archivare des Erzbistums, die 2015<br />
im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes begannen, die Sauerländer<br />
Kirchenbücher einzuscannen. Der Großteil liegt ihnen schon vor, denn die<br />
Pfarrämter waren in dieser Hinsicht sehr kooperativ. Zum Glück für alle<br />
Familienforscher, denen die eingescannten Matrikel seit 2018 auf der Plattform<br />
Matricula kostenfrei zu Verfügung stehen.<br />
Zwei Mädchen hatten im Jahre 1664<br />
die Nase vorn: Elisabeth Hanxleden<br />
aus Berlar und Clara Moritz aus Nuttlar.<br />
Erst zwei Monate später folgten<br />
zwei Jungs, die am selben Tag geboren<br />
wurden: Jacob Bronnen aus Bestwig<br />
und Michael Anna Deiken aus Velmede.<br />
Diese vier Taufeinträge sind, wie es<br />
noch lange in der katholischen Kirche<br />
üblich war, in lateinischer Sprache aufgeführt.<br />
An die damals übliche Kurrentschrift<br />
hat man sich relativ schnell<br />
gewöhnt, auch daran, dass aus einem<br />
Heinrich dann ein Henricus wurde<br />
und Jo´es kein eingewanderter Engländer<br />
war, sondern die Abkürzung für<br />
Johannes. Auch zur Sittsamkeit (natürlich<br />
nur der Bräute) wurden Angaben<br />
gemacht: So erscheint nicht allzu<br />
selten der Ausdruck “deflorata” (=verblüht)<br />
statt eines “pudica virgo”, womit<br />
eine sittsame Jungfrau gemeint war.<br />
Eine Schwangerschaft, soweit sichtbar,<br />
wurde mit dem Worten «impudica»<br />
(unehrenhaft) oder praegnata (in<br />
Erwartung) angedeutet. Je nachdem.<br />
Zur Vereinfachung wurden in späterer<br />
Zeit Namensregister hinzugeführt,<br />
fein säuberlich, in alphabethischer<br />
Reihenfolge und meist von weiblicher<br />
Hand niedergeschrieben.<br />
Digitalisierungen im Erzbistum<br />
Ein Glück für alle, denen das Lesen<br />
der Urkunden nicht ganz so leicht fällt<br />
wie Julia Hennig vom Erzbistum Paderborn.<br />
Die Archivarin kümmert sich<br />
darum, dass die Einträge der Kirchenbücher<br />
noch lange erhalten bleiben.<br />
Die meisten Kirchenbücher der Sauerländer<br />
Pfarreien wurden an das Bistum<br />
übergeben, wenige befinden sich noch<br />
in den Pfarrämtern. In den letzten Jahren<br />
konnten schon sehr viele Bücher<br />
digitalisiert werden und sind jetzt über<br />
die Homepage www.matricula-online.<br />
eu für die Öffentlichkeit zugänglich.<br />
Die ältesten Kirchenbücher<br />
im HSK<br />
Das macht den Zugang zur Familien-<br />
und Heimatgeschichte wesentlich<br />
einfacher. Auf jeden Fall für unsere<br />
Leser, denn sowohl die drei Dekanate<br />
im Hochsauerland, das Dekanat Waldeck<br />
sowie die Dekanate Hellweg und<br />
Lippstadt-Rüthen gehören zum Bistum<br />
Paderborn.<br />
Sehr alte Kirchenbücher liegen von der<br />
Pfarrei St. Pankratius in Sundern-Stockum<br />
(Dekanat Hochsauerland-West)<br />
vor, mit Einträgen von 1606, erfahren<br />
wir von Jutta Hennig „Allerdings<br />
sind die Kirchenbücher des Dekanats<br />
Hochsauerland-West noch nicht digitalisiert,<br />
werden aber noch im Laufe<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
des Projekts und gemäß den Schutzfristen<br />
auf Matricula veröffentlicht.“<br />
Nach aktuellen Planungen geht das<br />
Projekt bis Ende 2023. Weiter erfahren<br />
wir von der Archivarin, dass von<br />
den bereits veröffentlichten Kirchenbüchern<br />
aus dem HSK die Pfarrei St.<br />
Martin in Bigge (Beginn 1614) die<br />
ältesten hat. Einer der ersten Einträge<br />
dort besagt, dass am 7. April 1614 Jürgen<br />
Eilers (genannt Ritters) und Anna<br />
Jutten in Bigge geheiratet haben. Getraut<br />
wurden sie vom damaligen Pastor<br />
Henricus Christianus.<br />
Die Pfarrei in Wormbach, die älteste<br />
im Sauerland, hat die meisten Kirchenbuchteile<br />
(wie Kapitel), insgesamt<br />
236 Matrikel auf 24 Bände verteilt. St.<br />
Walburgis Meschede hat 107 Matrikel,<br />
die sich auf 43 Bände verteilen.<br />
Die Urpfarrei Velmede<br />
Zurück zu den vier Täuflingen. Pastor<br />
Anton Gödde hatte die Segnungen der<br />
Kinder vorgenommen. Er wurde als<br />
dritter Pastor der Gemeinde aufgelistet.<br />
Der zuerst in den Kirchenbüchern von<br />
Velmede genannte Pfarrer ist Jodocus<br />
Rotgeri (†1621), sein Nachfolger war<br />
Michael Ritters aus Gevelinghausen<br />
(† 1658). Pastor Gödde stammte ebenfalls<br />
Gevelinghausen, das zum großen<br />
Bezirk der Urpfarrei gehörte. Deren<br />
Bedeutung war in alter Zeit um einiges<br />
größer als heute, erfahren wir auch von<br />
Pfarrer Michael Schmitt aus Meschede:<br />
„Die Pfarrei Velmede umfasste ursprünglich<br />
- allerdings lange vor dem<br />
Beginn der Velmeder Kirchenbücher<br />
- den Bereich von Brilon-Thülen im<br />
Osten bis zur Sorpe vor Sundern im<br />
Westen, also incl. des großen Kirchspiels<br />
Hellefeld. Vor der Abpfarrung<br />
Ramsbecks (1861) umfasste sie den<br />
Bereich der heutigen politischen Gemeinde<br />
Bestwig, zu der früher auch<br />
Gevelinghausen und Eversberg gehörten.“<br />
Als Gründungsjahr der Pfarrei<br />
vermutet man die Zeit um 800. Damals<br />
wurden die Urpfarreien Velmede<br />
Archivarin Julia Hennig und Michael Streit,<br />
Leiter des Erzbistumsarchivs, sind stolz auf das<br />
Digitalisierungsprojekt. Foto: Thomas Throenle /<br />
Erzbistum Paderborn<br />
und Wormbach zum Lochtropgau zusammengeschlossen.<br />
Diese karolingische<br />
Landesteilung bestand noch bis<br />
zum Jahre 1000. Durch Abpfarrungen<br />
schmolz die Velmeder Urpfarrei<br />
ab dem Spätmittelalter immer weiter.<br />
Meschede hingegen gewann durch<br />
sein bedeutendes Stift und die günstige<br />
Lage immer größere Bedeutung.<br />
Das Zeugnis der Macht und Größe<br />
der alten Pfarreien ist noch immer zu<br />
ahnen, wenn man vor den gewaltigen<br />
Kirchenbauten steht. In ihnen haben<br />
sich lange viele Schätze erhalten, auch<br />
in Form von Kirchenbüchen, die das<br />
Leben vieler Sauerländer Familien widerspiegeln.<br />
Und die jetzt die Gelegenheit<br />
haben, einen weiten Blick zurück<br />
in ihre Familiengeschichte zu werfen<br />
– ganz bequem von zuhause aus. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 63
Besuch im Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg<br />
FESSELNDE<br />
GERICHTSBARKEIT<br />
Sabina Butz<br />
Gerichtsmuseum Bad Fredeburg<br />
macht einen großen Unterschied, ob man<br />
über einen Schandkäfig, in den Frau-<br />
Es en und Kinder eingesperrt und öffentlich<br />
zur Schau gestellt wurden, liest oder ob man eine originalgetreue<br />
Nachbildung anschaut, die wesentlich<br />
plastischere Eindrücke hinterlässt. Genau das erlebt<br />
der Besucher im Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg<br />
(Schmallenberg).<br />
Das Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg ist das einzige seiner<br />
Art in Nordrhein-Westfalen. Als Justizgeschichtsmuseum<br />
zeigt es Requisiten wie z. B. eine Gefängniszelle mit<br />
originalem Inventar, einen historischen Richterstuhl, alte<br />
Büroeinrichtungen, eine Bibliothek mit ca. 1.500 Büchern<br />
und Schriftstücken, eine außergewöhnliche Sammlung<br />
alter Siegelmarken und die Entwicklung des Grundbuchamtes.<br />
Über 700 Jahre Gerichtsgeschichte werden auf über<br />
300 qm vorgestellt. Das Museum befindet sich im Dachgeschoss<br />
des Amtsgerichtsgebäudes. Betrieben wird es vom<br />
Verein „Gerichtsmuseum Bad Fredeburg“, der 2002 gegründet<br />
wurde und heute 98 Mitglieder hat. Der Vereinsvorsitzende<br />
Josef Raulf und die Schriftführerin Dagmar<br />
Sträter-Müller stellen sich nicht nur den <strong>WOLL</strong> Fragen,<br />
sondern bieten eine ganz exklusive und fesselnde Führung<br />
durch „ihr“ Museum.<br />
Was genau bezweckt ein Gerichtsmuseum?<br />
Josef Raulf: Unser Gerichtsmuseum veranschaulicht die<br />
Geschichte der Gerichtsbarkeit vom Mittelalter bis in die<br />
Neuzeit. Natürlich steht die Fredeburger Geschichte im<br />
Vordergrund, aber vor dem Hintergrund der Verhältnisse<br />
im Herzogtum Westfalen bieten wir einen überregionalen<br />
Bezug. Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist unsere<br />
Heimatgeschichte nicht unbedingt bekannt, und die Gerichtsgeschichte<br />
schon gar nicht. Genau da setzen wir an:<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Wir wollen das Alte nicht vergessen, um das Neue vielleicht<br />
etwas mehr zu schätzen.<br />
Wo sehen Sie den Schwerpunkt oder Mehrwert des Gerichtsmuseums?<br />
Dagmar Sträter-Müller: Die Frage nach dem Zusammenhang<br />
von Recht und Gerechtigkeit bewegt uns heute<br />
noch genauso wie in der Vergangenheit. Die Rechtsprechung<br />
ändert sich, das Gerechtigkeitsempfinden ist in<br />
jeder Generation durchaus kontrovers. Diese Vorgänge<br />
nicht nur jungen Menschen zu vermitteln, ist eine große<br />
Aufgabe, die sich lohnt, was uns die vielen Gespräche<br />
während unserer Führungen immer wieder beweisen.<br />
Wie werden die Inhalte im Museum vermittelt?<br />
Josef Raulf: Zu Beginn jeder Führung wird in unserer Bibliothek<br />
ein kurzer Film gezeigt (kann auch über YouTube<br />
angesehen werden), der in einer Einführungspräsentation<br />
die wichtigsten Exponate beschreibt und die Besucher mit<br />
dem Museum vertraut macht. Danach besichtigen wir die<br />
einzelnen Räume, und können auf alle Fragen eingehen.<br />
Wie reagieren die Besucher/innen<br />
Dagmar Sträter-Müller: In der Regel äußern sie ihre Verblüffung<br />
darüber, dass sie „das alles nicht gewusst haben,<br />
obwohl es doch<br />
so spannend ist.“<br />
Da wir im Verein<br />
ausschließlich ehrenamtlich<br />
tätig sind, freuen wir uns über die<br />
fast ausschließlich positiven Reaktionen, aber natürlich<br />
auch über jede noch so kleine Spende, die unsere Arbeit<br />
unterstützt.<br />
„Das Alte nicht vergessen,<br />
das Neue schätzen“<br />
(Josef Raulf)<br />
Was bedeutet Ihnen Ihr Museum?<br />
Josef Raulf: Zunächst einmal gefällt es uns, eine so tolle<br />
Gründungsidee weiterführen zu können: Heinrich Aufmhoff,<br />
der 2018 verstorbene ehemalige Geschäftsleiter und<br />
Rechtspfleger unseres Gerichts, hatte nicht nur die Idee,<br />
sondern vor allem unermüdlichen Einsatzwillen und<br />
handwerkliches Engagement. Die vielen Exponate verdanken<br />
wir diesem einmaligen Sammler und Gründer<br />
unseres Museums. Er schuf die Möglichkeit, Gerichtsgeschichte<br />
mit der Ortsgeschichte zu verbinden.<br />
Dagmar Sträter-Müller: Für die Zukunft wünschen wir<br />
uns natürlich viele Besucher, gern auch neue Vereinsmitglieder,<br />
die ein Jahresbeitrag von 12 Euro gewiss nicht abschrecken<br />
kann, vor allem aber den lebendigen Austausch<br />
mit allen Interessierten. ■<br />
Dagmar Sträter-Müller<br />
Josef Raulf in der Amtsstube<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 65
Robert geht wandern…<br />
VON HIRSCHBERG<br />
NACH KALLENHARDT<br />
Robert Hinkel<br />
Blick auf Hirschberg<br />
U<br />
nsere Wandertour führt dieses Mal von Hirschberg<br />
bis nach Kallenhardt. 17 km mit Hunderten<br />
Höhenmetern sind kein Pappenstiel, da braucht<br />
man schon Training. Für den Rückweg allerdings nicht<br />
mehr, denn dafür nutzen wir den Bus.<br />
Wir treffen uns in der Dorfmitte Hirschbergs, am Parkplatz<br />
in der Nähe der Post. Im schönen Städtchen Hirschberg<br />
können wir zunächst das Hirschberger Tor besichtigen. Obwohl<br />
wir in Hirschberg sind, ist es nur ein Nachbau des original<br />
Hirschberger Tores, das heute in Alt-Arnsberg steht.<br />
Zum 700-jährigen Jubiläum haben die Hirschberger das<br />
Jagdtor in Eigeninitiative wieder aufgebaut. Ein wenig kleiner<br />
als das ursprüngliche Tor, aber auf 70% der Originalgröße<br />
sind die Jagdszenen trotzdem sehr gut zu erkennen.<br />
Wanderführer Robert am Hohlen Stein<br />
Raus aus dem Ort geht es durch die Felder zum Dindeltor,<br />
wo man an der Sagenstation auch etwas über den „falschen<br />
Schnadegänger“ erfahren kann. Weiter geht es durch den<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Arnsberger Wald zum Bilstein-Park, wo sich ein Besuch immer<br />
lohnt. Hier sieht man Rot- und Sikahirsche. Und während<br />
es auf der Wanderung eher selten ist, Wildschweinen,<br />
Füchsen, Mardern zu begegnen, ist die Wahrscheinlichkeit<br />
hier um ein Vielfaches höher. Anders beim Luchs, ihm in<br />
NRW in freier Wildbahn zu begegnen, ist nach aktuellem<br />
Stand sogar ausgeschlossen. Auch ein Besuch der Tropfsteinhöhe<br />
lohnt sich – wenn man die Zeit hat. Übrigens<br />
durchfließt ein aktiver Höhlenbach die untere Etage des<br />
Höhlensystems. Dort entsteht eine neue Höhle, denn das<br />
Wasser wäscht täglich die Höhle weiter und tiefer aus.<br />
Doch für uns geht es erst mal weiter Richtung Warsteiner<br />
Brauerei. Dann nochmal durch den Arnsberger Wald. Vorbei<br />
an Wiesen und Feldern geht es nach Kallenhardt. In näherer<br />
Umgebung finden sich sogar zwei Höhlen: Der Kalkstein<br />
des Hohlen Steins im Naturschutzgebiet Lörmecketal<br />
entstand vor 350 Millionen Jahren. Dort fand man auch<br />
Werkzeug aus der Steinzeit.<br />
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Der Schwierigkeitsgrad ist 5 von 7, für Mittelgebirgs-Verhältnisse. Wer nicht<br />
so geübt ist, kann aber am Bilstein-Park loswandern. Da hält der Bus auf dem<br />
Rückweg auch. Dann sind es 12 km bzw. Schwierigkeitsgrad 4. Die An- und Abstiege<br />
sind nicht lang, alle weit unter 100 Höhenmeter. Es gibt nur viele davon.<br />
Weitere Infos auch auf Instagram:<br />
https://www.instagram.com/wandern_im_sauerland/<br />
Link zur Strecke:<br />
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täglich hierher zur ehemaligen Dehler-Werft. Und<br />
noch heute zieht es ihn und seine Frau Andrea bei Spaziergängen<br />
entlang der Ruhr ins Gewerbegebiet Langel.<br />
„Es macht immer wieder Spaß, wenn die Radfahrer hier<br />
anhalten, um sich staunend das gelbe, aus dem Fabrikgebäude<br />
‚herausgerutschte‘ Boot anzusehen.<br />
Ein äußerst beliebter Fotomagnet bei allen Radfahr-<br />
Touristen! Meiner Einschätzung nach gibt es wohl<br />
kaum ein Freienohler Motiv, dass von Urlaubern häufiger<br />
per WhatsApp verschickt wird.“<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 71
„freienohler.de“ erreicht das Level 2.0<br />
HERZBLUT<br />
FÜR FREIENOHL<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
G<br />
ibt es etwas Schöneres von einem Ort zu<br />
behaupten, als dass er auch nach 750 Jahren<br />
noch lebendig, modern und zukunftsorientiert<br />
ist? Zwei Freienohler fühlten sich berufen, alle im Ort<br />
mitzunehmen auf ihrem Weg, neu mit den Themen<br />
Kommunikation, Information und vor allem Freude<br />
an Gemeinsamkeit umzugehen. Der große Erfolg gibt<br />
ihnen Recht.<br />
„Ich war immer ein begeisterter Sammler“, erzählt Karl-<br />
Heinz Kordel. „Alles, was es irgendwo über Freienohl gab,<br />
habe ich mir besorgt, doch es war natürlich viel zu schade,<br />
all das in Regalen schlummern zu lassen. Deshalb suchte<br />
ich lange nach einer Möglichkeit, meine Schätze der Öffentlichkeit<br />
zu präsentieren. Ein Museum wollte ich nicht<br />
einrichten. Das Internet war zwar noch recht jung, aber<br />
mit Hilfe meines Sohnes habe ich es dann einfach mal<br />
angepackt.“<br />
Die Geburtsstunde von freienohler.de<br />
Freienohler.de war geboren, noch recht überschaubar vom<br />
Inhalt her, aber stetig wachsend. Kordel erinnert sich: „Das<br />
war ähnlich wie mit meinen Programmierkenntnissen, die<br />
quasi bei null starteten. Learning by doing – mit viel Mut<br />
und Akribie musste ich mir das, was heute Programme<br />
eigenständig erledigen, noch selbst anlesen und erlernen.<br />
Aber die Freude über die wachsende Seite und erste positiven<br />
Feedbacks haben mich immer weiter angespornt.“<br />
Und so waren sie fortan online und frei zugänglich, seine<br />
Ansichtskarten, die alten Fotos und Dokumente über<br />
Freienohl. Die Abbildungen des alten Notgeldes kamen<br />
hinzu, dann die Information aus der Zeit, als Freienohl<br />
noch Zollstelle war oder als der Ort mit 36 Gastronomiebetrieben<br />
bundesweit die zweithöchste Durchdringung<br />
pro Einwohner hatte, direkt nach Hamburg, oder als sich<br />
der FC Schalke 04 mit dem Gewinn der ersten Meisterschaft<br />
einen gemeinsamen <strong>Sommer</strong>urlaub in Freienohl<br />
verdient hatte.<br />
Register für Beinamen<br />
Kordel hatte Blut geleckt. „Ich wollte auch Informationen<br />
zu alten Brauchtümern für die Nachwelt festhalten. Wer<br />
würde wohl sonst in 50 Jahren noch wissen, dass man beispielsweise<br />
früher an Neujahr singend um die Häuser zog,<br />
um Würste auf einem Spieß zu sammeln?“ Was auch mit<br />
der Zeit in Vergessenheit geraten könnte, sind die Beinamen,<br />
die viele Familien hatten und die teils auch noch verwendet<br />
werden. „Ich habe dazu ein Register angelegt, das<br />
bis heute für Zugezogene eine hilfreiche Unterstützung bei<br />
der Who’s who-Frage darstellt“, verrät er augenzwinkernd.<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
„Viele Freienohler haben unsere Seite<br />
als ihre Startseite gewählt!“<br />
(Sebastian Severin)<br />
Sebastian Severin<br />
Neustart nach Staffelübergabe<br />
Vor rund zehn Jahren war für Kordel der perfekte Zeitpunkt<br />
gekommen, die Arbeit, an der er immer mit Herzblut<br />
gehangen hat, an Sebastian Severin abzugeben. Dieser<br />
erinnert sich: „Anfangs habe ich lediglich ein wenig am<br />
Design gearbeitet. Um dann aber das Ziel 2.0 anzugehen,<br />
habe ich mir Julian Geppert fürs Technische sowie meinen<br />
Bruder Michael für den Bereich Social Media mit ins Boot<br />
geholt.“<br />
Karl-Heinz Kordel<br />
Plattform für alle, die was zu<br />
berichten haben<br />
Örtliche Unternehmen und Vereine können inzwischen<br />
deren Veranstaltungen oder Fotos eigenständig auf freienohler.de<br />
posten. „Das macht unsere Seite so interessant,<br />
dass viele sie sich sogar als Startseite gesetzt haben“, weiß<br />
Severin. Der Datenschutz erlaubt es zwar nicht mehr, dass<br />
wir sehen können, wie viele Besucher täglich bei uns reinschauen,<br />
aber es müssen einige sein, denn das Feedback<br />
ist nicht nur direkt aus Freienohl gut. Oft hören wir auch<br />
von Fortgezogenen, wie schön es doch ist, auf diese Art<br />
weiter am Ortgeschehen teilhaben zu können“, verrät er<br />
schmunzelnd.<br />
„Und ziemlich stolz sind wir letzten Endes sogar darauf,<br />
dass etliche Senioren allein deshalb, weil so gut über unsere<br />
Seite gesprochen wird, überhaut den Zugang zum Internet<br />
fanden und somit heute nicht von der sich immer<br />
schneller ändernden Welt abgeschnitten sind. Wenn das<br />
nicht ein wirklich gutes Zeichen dafür ist, wie modern<br />
unser Freienohl ist!“ ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 73
1250 JAHRE<br />
OBERMARSBERG<br />
Jubiläumsbericht online lesen:<br />
Im einstigen Paris des Sauerlandes…<br />
http://www.imsauerland.de/informationen/blog<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
ERINNERUNGEN AN<br />
DAS ALTE<br />
NUTTLAR<br />
Robert Friederichs, Louise Dünschede, Heinz Kersting (v.l.)<br />
Drei Dorfbewohner haben<br />
viel zu erzählen<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
Anlässlich eines Jubiläums ist ein Blick in<br />
die Vergangenheit obligatorisch. Besonders<br />
spannend und authentisch wird Historisches<br />
immer dann, wenn Augenzeugen in ihren Erinnerungen<br />
kramen und über das Erlebte berichten.<br />
Drei gebürtige Nuttlarer erzählen ihre hautnah<br />
erlebte Geschichte des Dorfes in den letzten acht Jahrzehnten…<br />
„Wo fängt man an, wo hört man auf“, beginnt Luise Dünschede<br />
lachend. Gemeinsam mit ihrem Bruder Robert<br />
Friederichs und Heinz Kersting werden Fotoalben durchblättert.<br />
Die Geschichten aus der Vergangenheit sprudeln<br />
nur so aus ihnen heraus. Immer wieder ein „Weißt du noch<br />
…“ oder ein „Das muss ich unbedingt erzählen…“. Eins<br />
wird klar: Das Dorf war ein anderes als heute.<br />
Das alte Ortsbild<br />
„Allein schon die alten Gebäude“, wirft Heinz Kersting<br />
ein. Der Zahn der Zeit, planerische Veränderungen aber<br />
auch der Krieg haben ihre Spuren hinterlassen. „Das vermutlich<br />
älteste, heute noch erhaltene Wohnhaus ist das<br />
Haus Raffenbeul. Darin befand sich früher auch ein Lebensmittelgroßhandel“,<br />
weiß Robert Friederichs.<br />
Gewerbebetriebe an jeder Ecke<br />
Überhaupt gab es eine rege Geschäftstüchtigkeit in Nuttlar.<br />
Drei Bäckereien, zwei Metzger, zwei Schuhmacher<br />
und ein Schreiner fallen den Senioren sofort ein. Dann<br />
benötigen sie die Finger, um auf verlässliche Zahlen zu<br />
kommen. Sieben Lebensmittelläden und sechs Gastronomiebetriebe<br />
sowie etliche Fremdenpensionen – so lautet<br />
die letzte Hochrechnung ohne Gewähr. Daneben natürlich<br />
der Bahnhof, der 1969 geschlossen wurde, das Postamt<br />
und die Polizeistation.<br />
Das Taschengeld ging für<br />
Speiseeis drauf<br />
Sein Geld konnte der Nuttlarer also durchaus im eigenen<br />
Ort ausgeben. „Meine paar Münzen gingen anfangs meist<br />
in die Bäckerei Samson, bei denen es nach dem Krieg sommertags<br />
das allererste Speiseeis im Dorf gab“ erinnert sich<br />
Luise Dünschede. „Unter einer Treppe im Verkaufsraum<br />
befand sich die Eismaschine, die auf den ersten Blick wie<br />
eine Waschmaschine wirkte. Es gab nur Vanilleeis, das<br />
mit einem Löffel aus dem Bottich geschabt und auf einer<br />
flachen Waffel für 5 Pfennig verkauft wurde. Wir Kinder<br />
standen Schlange für diese spektakuläre Süßigkeit!“ Ihr<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 75
Bruder weiß noch, dass man irgendwann bei Dalla Valle<br />
der enormen Nachfrage folgte und mit einer größeren Sortenvielfalt<br />
für die Qual der Wahl sorgte.<br />
Originalton: „Wir Kinder standen Schlange für ein Eis“<br />
Zu Fuß zur Arbeit<br />
Auch Arbeit fand man gut in Nuttlar. Ob im Schieferbergwerk<br />
oder bei der Kornbrennerei Schneider, bei Mönig<br />
oder Sauerwald & Söhne, aber auch bei vielen Handwerkern<br />
oder im Kohlenhandel Friederichs gab es genug<br />
zu tun. Unvergessen sind dorfbekannte Originale wie<br />
Adolf Kissler, der tagtäglich mit seinem Pferdewagen die<br />
Dorfhaushalte mit Kohle belieferte. Heute beschränkt<br />
sich das Jobangebot im Wesentlichen auf die Firmen<br />
Martinrea Honsel und den Dusch- und Brauseschlauchhersteller<br />
Ramspott.<br />
Glockenläuten um Mitternacht<br />
Nicht nur das Arbeiten, sondern auch Zusammenhalt<br />
und Miteinander waren früher anders.<br />
„Wir hatten hier immer viel Spaß“, berichtet<br />
Heinz Kersting. „Neben den Festen, die es sehr häufig<br />
gab, waren etliche Dorfbewohner auch stets zu Scherzen<br />
aufgelegt.“ Eine Anekdote fällt ihm ein: „Das Geld für den<br />
Bau des Kindergartens reichte nicht, und so ging Pastor<br />
Finke auf dem Feuerwehrfest mit der Sammeldose herum.<br />
Da wir aus seiner Sicht nicht großzügig genug hineinwarfen,<br />
bot er für ein Extra-Scheinchen an, die Spender in<br />
sein Gebet aufzunehmen. Das war uns Nuttlarern nicht<br />
genug und so handelten wir ihn hoch auf ein lautes Glockenläuten<br />
um Mitternacht. Wir hatten unseren Spaß –<br />
und der Kindergarten konnte gebaut werden.“<br />
Typische Nuttlar-Events:<br />
Weltrekord und Straßenrennen<br />
„Ja, in Nuttlar wurde es nie langweilig“, fügt Luise Dünschede<br />
hinzu. „Unvergessen sind Events wie das Bierfass-<br />
Rollen mit offiziellem Weltrekord. Und dann natürlich<br />
die legendären Bergrennen auf der kurvigen Rennstrecke<br />
zwischen Nuttlar und Kallenhardt. Das Dorf stand Kopf,<br />
wenn bis zu 30.000 Fans hierherkamen, um Rennsportgrößen<br />
wie Jochen Maas oder Hans-Joachim Stuck zuzujubeln.“<br />
Auch in diesem Jahr gibt es viele Veranstaltungen auf<br />
denen unsere Drei kräftig mitfeiern können, denn<br />
Nuttlar feiert sein 950. Jubiläum. ■<br />
Zeichnung: http://www.wir-nuttlarer.de<br />
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ÜBERGEWICHT - DIE OFT UNTERSCHÄTZTE GESUNDHEITSGEFAHR<br />
Die Zahlen sind erschreckend, die Folgen noch<br />
mehr: Laut RKI sind 34 % der Erwachsenen<br />
von “bauchbetonter Adipositas” betroffen. Das<br />
sogenannte viszerale Fett, das in der Bauchhöhle sitzt, ist<br />
eine tickende Gesundheitsbombe. Es setzt chronische Entzündungen<br />
in Gang und beeinflusst das Immunsystem,<br />
außerdem erhöht es das Risiko für Herzkrankheiten und<br />
Typ2-Diabetes.<br />
Mit einer Diät ist es bei den Menschen, die zu Dr. Martin<br />
Pronadl, Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Maria Hilf<br />
in Brilon, ins Adipositaszentrum kommen, nicht getan. Viele<br />
von ihnen haben einen Bodymaß-Index von über 40 kg/<br />
m² und damit krankhaftes Übergewicht. Dr. Pronadl ist es<br />
wichtig klarzustellen, dass „massives Übergewicht krankhaftes<br />
Übergewicht ist“ und damit eine chronische Erkrankung<br />
darstellt. In seiner Abteilung werden Patienten ab einem BMI<br />
über 35 kg/m² mit erheblichen Begleiterkrankungen behandelt.<br />
„Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel“ – dieser Spruch<br />
hat ausgedient. „Es kommen immer mehr Männer zu uns“,<br />
berichtet Dr. Pronadl. „Bauchfett ist viel schädlicher als Hüftspeck<br />
und produziert Hormone und Substanzen, die Entzündungen<br />
fördern und somit das Immunsystem schwächen. Je<br />
mehr Bauchfett, desto größer ist das Risiko an einem Herzinfarkt<br />
oder Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Zusätzlich<br />
verfetten die inneren Organe. Insbesondere die Leber und die<br />
Bauchspeicheldrüse.“ Durch Magenverkleinerungseingriffe<br />
ist es den Patienten nicht mehr möglich, die gleichen Mengen<br />
an Nahrung aufzunehmen. Im ersten Jahr nach der bariatrischen*<br />
Operation nehmen sie das meiste Gewicht ab. Um aber<br />
nicht wieder zuzunehmen, müssen sie ein Leben lang darauf<br />
achten, was sie essen. „Denn natürlich kann man den Magen<br />
wieder „groß“ essen und somit wieder zunehmen. Es bleibt<br />
eine lebenslange Lebensumstellung für die Patienten”, klärt<br />
Dr. Pronadl auf.<br />
„Natürlich birgt jede Operation ein Risiko, aber die Risiken<br />
einer solchen Operation sind durchaus überschaubar“, versichert<br />
Dr. Pronadl und fährt fort: „Die Erfolgsquote dabei<br />
liegt immer auch am Patienten. Wir machen den operativen<br />
Teil und den Rest macht der Patient zusammen mit der Ernährungsberatung<br />
bzw. den Koordinatoren. Wir klären die<br />
Patienten über alle Möglichkeiten auf und begleiten sie auf<br />
dem kompletten Weg durch das Multimodale Therapiekonzept,<br />
wenn eine Operation für die Patienten in Frage kommt.”<br />
Nach dem operativen Eingriff wird eine lebenslange Nachsorge<br />
garantiert. Alle Patienten, mit oder ohne operativen Weg,<br />
werden der Selbsthilfegruppe Adipositas im Krankenhaus<br />
Brilon angeschlossen, um sich auszutauschen. Die Wichtigkeit<br />
dieses Austausches kann auch Adipositas-Koordinatorin<br />
Sarah Wiese bestätigen: „In kleinen Gruppen motivieren<br />
die Patienten sich auch gegenseitig, verabreden sich mal zum<br />
Sport.“ Durch ihre persönliche Erfahrung und medizinische<br />
Ausbildung kann sie sich sehr gut in die Patienten hineinversetzen.<br />
„Für die Patienten ist es sehr wichtig, jemanden zu<br />
haben, der sie versteht und sie nicht direkt verurteilt.“ Sarah<br />
Wiese war selbst seit ihrer Kindheit stark übergewichtig. Eine<br />
Hormonstörung war der Grund. Als später der Kinderwunsch<br />
laut wurde, rieten Endokrinologe und Gynäkologe zur Magenverkleinerung.<br />
Für Sarah Wiese keine leichte, aber eine unbedingt<br />
gute Entscheidung. 65 Kilo hat die Elleringhauserin<br />
verloren. Sarah Wiese führt seitdem ein komplett neues und<br />
aktives Leben mit Familie und Hund. Michael Hanses wurde<br />
vor acht Wochen operiert: „Bei mir ist alles hervorragend<br />
gelaufen und es gab auch keine Komplikationen. Der „Kopf-<br />
Hunger“ ist zwar noch da, aber ich komme gut zurecht. Ich<br />
werde aber weiter in der Selbsthilfegruppe bleiben, weil man<br />
dort immer ein offenes Ohr für evtl. Probleme hat und auch<br />
sehr schnell einen Termin bekommt.“ ■<br />
*Bariatrie = medizinische Behandlung<br />
des Übergewichts<br />
BMI-FORMEL =<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 77
Marek Sliwiok aus Antfeld<br />
„ES ZÄHLT DER AUGENBLICK -<br />
IN JEDER HINSICHT ...“<br />
Sonja Funke<br />
Iris Böning & Privat<br />
Ja,<br />
der Augenblick. Er macht die Werke von<br />
Marek Sliwiok aus, in jeder Hinsicht. Seit<br />
der Antfelder ein kleiner Junge war, zeichnet<br />
und malt er. Dies unbedingt auch, um nach einem<br />
langen Arbeitstag als hauptberuflicher Holzwerker und<br />
außerhalb vom familiären Alltag zu entspannen. Mit<br />
Pastellkreiden, mit Bleistift, mit Buntstiften. Mit dem,<br />
was passt, in genau diesem Moment.<br />
So kommen auch die meisten Bilder über den einen Augenblick<br />
zu ihm. Weil jemand zum Beispiel jemanden kennt,<br />
der weiß, dass der 52-Jährige malt. Marek Sliwiok hat seine<br />
Familie ebenso wie Kommunionkinder porträtiert. Er hat<br />
die Mutter Gottes in ihrer Grotte auf dem Hamberg und<br />
die Kreuzweg-Bilder restauriert. Er hat fantastische Zeichnungen<br />
für ein psychologisches Kinder-Buch erstellt und<br />
Farbenglasfenster zusammengesetzt. „Sehr gerne beschäftige<br />
ich mich mit Porträts. Ich versuche dabei, die individuellen,<br />
für jeden Menschen dazugehörigen Eigenschaften herauszufiltern.<br />
Noch viel interessanter ist das bei Karikaturen, wo zusätzlich<br />
ein Spaßfaktor unentbehrlich ist.“<br />
Wenn das Suchen wichtiger ist...<br />
Als wir den kleinen Atelier-Raum in seinem Antfelder Wohnhaus<br />
betreten, fällt der Blick sofort auf das große Porträt auf<br />
der Staffelei. Das Gesicht ist bereits gemalt, ein Foto dient<br />
als Vorlage. „Mein Schwager wollte, dass ich ihn male. Was<br />
meint ihr, wie kann ich ihn etwas anders darstellen, vielleicht<br />
als Helden?“ Wir rufen ihm spontan Herkules, römischer<br />
Feldherr, Asterix und Obelix und Superman rein. Und wir<br />
sehen ihm an, wie es innerlich rotiert. „Das Malen bedeutet<br />
für mich die Auseinandersetzung mit einem Prozess, wo<br />
das Suchen generell wichtiger ist als das Finden.“ Wie ging<br />
das alles los? „Ich glaube, am Anfang war es keine bewusste<br />
Entscheidung, zu malen oder zu zeichnen. Es war eher unbewusst<br />
das Bedürfnis, den Stift in die Hand zu nehmen und<br />
loszulegen. Sicherlich hat das Umfeld, in dem ich aufgewachsen<br />
bin, hier eine wichtige Rolle gespielt.“<br />
Impulse aus der alten Heimat<br />
Damals lebte Marek Sliwiok noch in Kattowitz in Polen, vor<br />
rund 30 Jahren kam er ins Sauerland. „In einer grauen Industriestadt<br />
in Schlesien sucht man ohnehin instinktiv nach<br />
farbigen Objekten.“ Alles Bunte, ob in der Umwelt oder in<br />
Büchern, inspirierte ihn. „Außerdem verbrachte ich viel Zeit<br />
bei meiner Großmutter und schaute ihr bei der Arbeit als<br />
Künstlerin zu. Dieses Eintauchen in eine andere, fantastische<br />
Welt ist immer wieder aufs Neue ein schönes Erlebnis<br />
gewesen. Und auch die farbigen Werke der Glasfenstermalereiwerkstatt<br />
meines Urgroßvaters übten eine geradezu ma-<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
gische Wirkung auf mich aus.“ All diese Impulse ließen ihn<br />
als weiterführende Schule das fünfjährige Kunstlyzeum in<br />
Kattowitz wählen. „Hier standen Kunstgeschichte, Zeichnen<br />
und Malen, Bildhauerei, Buchstabenzeichnen und Kunstschmieden<br />
auf dem Stundenplan.“<br />
Die Freiheit, ohne Druck zu arbeiten<br />
Was wurde daraus? Hobby? Profession? Er beschreibt es so:<br />
„Das Malen selbst, also das Suchen, ist ein richtig schönes<br />
Gefühl. Es reicht, wenn man halbwegs mit dem Endeffekt<br />
zufrieden ist. Wahrscheinlich deswegen sehe ich mich nicht<br />
als Künstler. Würde ich das nämlich machen, wäre ich verpflichtet,<br />
mich mit den Besten zu messen und durchgehend<br />
ästhetisch gelungene Werke zu entwerfen. Ich nehme mir lieber<br />
die Freiheit, ohne Druck zu arbeiten. Andererseits möchte<br />
ich nicht irgendetwas auf die Leinwand schmieren und den<br />
Betrachter nach dem Ausdruckssinn suchen lassen. Wenn ich<br />
das Gefühl habe, dass ich mich im Kreis drehe und kaum<br />
weiterkomme, so lege ich das Projekt aufs Eis – manchmal<br />
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es auch ist, anfangs vor einem weißen Blatt zu stehen. Er weiß<br />
aus Erfahrung: „Sobald der erste Strich sichtbar ist, wird der<br />
Kreativität nichts im Wege stehen. Der erste lebendige Strich.<br />
Durch die kreative Arbeit kann jeder den Weg zum tiefsten<br />
Ich finden und zum Ausdruck bringen. Die eigene Schöpfungskraft<br />
wird aktiviert und vielleicht werden sich als Folge<br />
die verborgenen Talente und Fähigkeiten entfalten.“ Gern<br />
zitiert er seine Cousine Katherina, die vor nicht allzu langer<br />
Zeit ihre Leidenschaft fürs Malen entdeckt hat: „Heute in der<br />
schnell lebenden Welt ist es immer mehr notwendig, etwas<br />
Zeit für sich zu finden, sich zu entschleunigen und auch mal<br />
zu spüren, einen Glücksmoment zu erleben.“<br />
Das Schöne: Dieser Augenblick gehört beiden, erst Marek<br />
Sliwiok, dann dem Betrachter! ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 79
Maximilian Rados – ambitionierter<br />
Amateur in der Bundesliga<br />
MAXI UND DIE<br />
FREIHEITSMASCHINE<br />
Britta Melgert<br />
sabrinity<br />
und zu aufs Rad umzusteigen, ist in<br />
vielerlei Hinsicht eine gute Empfehlung.<br />
Ab Schon lange wird der Trend auch im Sauerland<br />
immer deutlicher. Natürlich gibt es auch Menschen,<br />
deren tägliches Pensum wir Durchschnittsradler<br />
nie erreichen. Einer von ihnen ist Maximilian Rados<br />
aus Meschede.<br />
Zurückblickend auf seine sportlichen Anfänge erkennt<br />
Maximilian bereits im kleinen Maxi einen ausgeprägten<br />
Kampfgeist. „Wie im Sauerland üblich, habe auch ich mich<br />
zunächst beim Fußball ausprobiert. Doch schnell merkte<br />
ich, dass ich zwar ein Teamplayer bin, aber trotzdem mehr<br />
auf mich selbst setzen wollte, auch um spontaner trainieren<br />
zu können. Eine gute Alternative war der Radsport. Und<br />
natürlich stand zuhause das Kommunionfahrrad, das ohnehin<br />
als Transportmittel ständig im Gebrauch war.“<br />
Entwicklung<br />
Maxi machte sich gut, und so gab es bald erste Starts<br />
bei Kinderrennen. Dann mit 13 Jahren der Umstieg<br />
aufs Rennrad. „Ich hatte Glück, und wurde immer gut<br />
durch meine Vereine betreut, zuletzt lange Jahre vom RC<br />
Viktoria Neheim“, erzählt Maximilian. „Da geht’s ja nicht<br />
nur um die Steigerung der Kondition. Wie im Elternhaus<br />
auch, werden hier für Heranwachsende Werte gesetzt.<br />
Man orientiert sich an Trainern, Teamkollegen und<br />
sonstigen, den Vereinen verbundenen Menschen.“<br />
Wegbegleiter<br />
Ein interessantes Thema. Maximilian, der für Freunde auch<br />
heute noch „der Maxi“ ist, zählt mit leuchtenden Augen<br />
auf: „Bastian Müller aus Wenholthausen hat mich beispielweise<br />
stark geprägt. Er war anfangs mein fester Ansprechpartner<br />
und immer für mich da. Ebenfalls wichtig war der<br />
alte Trainer Lothar Föst. Er wollte immer der Jugend was<br />
mitgeben - ein Mentor par excellence. Und dann natürlich<br />
Kai Exner - DAS Vorzeigesymbol des hiesigen Radsports.<br />
Anfänglich sind wir noch gemeinsame Rennen gefahren,<br />
aber selbst heute noch hängt er mich locker ab. In der gemeinsamen<br />
Zeit ist eine schöne Freundschaft entstanden,<br />
die ich sehr schätze.“<br />
Beides wichtig: Beruf und Sport<br />
Zum Ende der Schulzeit stand Maximilian vor der Wahl,<br />
ob es für ihn in Richtung Profikarriere gehen sollte oder ob<br />
eine Amateurlaufbahn mit Berufsausbildung der richtige<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Weg wäre. „Die Entscheidung für die zweite Variante habe<br />
ich nie bereut, denn in meinem Beruf gehe ich ebenfalls voll<br />
auf. Ich verbinde beides so gut es geht. Die Strecke zum Arbeitgeber<br />
in Belecke wird halt mit dem Rad absolviert. Dort<br />
guckt schon lange niemand mehr komisch, wenn ich mich<br />
vor Dienstbeginn erstmal frisch machen muss fürs Büro“,<br />
erzählt Maximilian schmunzelnd. „Inzwischen bin ich seit<br />
15 Jahren Lizenzfahrer und fahre in der Bundesliga für den<br />
FSV Köln im Team HCC. Im kommenden <strong>Sommer</strong> führt<br />
übrigens ein Teil der Strecken zur Deutschen Meisterschaft<br />
direkt durchs Sauerland. Es wäre mein größter sportlicher<br />
Wunsch, dabei in der Heimat am Start zu stehen.“<br />
Unterschätzte Herausforderung<br />
„Eine nette Anekdote am Rande: Kürzlich habe ich meine<br />
HCC-Teamkollegen, die aus ganz Deutschland kommen,<br />
zu mir nach Meschede eingeladen, für gemeinsame Touren<br />
durchs Sauerland.“ Maximilian muss grinsen. „Nicht einer<br />
von ihnen hätte mit dieser großen Herausforderung durch<br />
die stetigen Anstiege gerechnet, aber auch nicht mit dieser<br />
tollen Landschaft. Sowas macht mich stolz auf meine schöne<br />
Heimat.“<br />
„Mein größter Wunsch: Bei der<br />
Deutschen Meisterschaft als Sauerländer<br />
in der Heimat am Start zu stehen.“<br />
(Maximilian Rados)<br />
Mein Fahrrad – meine Freiheitsmaschine<br />
Und diese Liebe für das Sauerland ist für ihn zusätzlicher<br />
Motivator, sich immer wieder aufs Rad zu setzen. „Hier<br />
gibt es so viele Strecken, dass es nie langweilig wird. Und<br />
selbst, wenn mal zeitlich keine große Tour drin ist, geht’s fix<br />
mit dem Rad hoch auf den Klausenberg, weiter Richtung<br />
Berghausen, Hennesee und dann mal schauen. Wenn ich<br />
so durch die Gegend husche, ist das Gefühl der Freiheit wie<br />
ein Rausch.“ Er ergänzt: „Im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />
nannte man das Fahrrad auch Freiheitsmaschine. Es brachte,<br />
insbesondere auch für Frauen, die gute Gelegenheit, mobiler<br />
und damit unabhängiger, freier zu werden. Unabhängigkeit<br />
und Freiheit, das ist genau auch das, was ich bei jeder<br />
Radtour fühle.“ ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 81
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Heimspiel für das SARIS ROUVY SAUERLAND Team<br />
bei den Deutschen Straßenmeisterschaften AM GROSSEN im Sauerland. RAD<br />
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ls Rennen in der Radbundesliga hat sich<br />
die Sauerlandrundfahrt etabliert. Nun<br />
ist ein Großteil der bekannten Strecke<br />
Bestandteil des Straßenrennens der Deutschen<br />
Radrennmeisterschaft. Vom 24. bis 26. Juni befindet<br />
sich die deutsche Rad-Elite im Sauerland,<br />
um die besten in diversen Disziplinen zu finden.<br />
Verantwortlich für die Austragung der Sauerlandrundfahrt<br />
sind Jörg Scherf und Heiko Volkert von SVL Sports<br />
aus Eslohe. Als Versicherer von Radprofis haben sie sich<br />
mit ihrem Unternehmen etabliert. Durch diese Arbeit und<br />
den Kontakt mit ambitionierten Sportlern kamen dann<br />
auch die Ideen, einen eigenen Rennstall und auch ein Rennen<br />
im Sauerland zu etablieren.<br />
www.sauerlandrundfahrt.de<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
wachsen und fährt nicht nur in der Rad-Bundesliga ganz<br />
vorne mit. Die Sauerlandrundfahrt gehört auf diesem<br />
Niveau zu den anspruchsvollsten Kursen und bildete 2019<br />
und 2021 im letzten Rennen das große Finale der Bundesligasaison.<br />
Nun wird ein Großteil der Strecke Schauplatz<br />
der Deutschen Meisterschafts-Route sein. Wer allerdings<br />
glaubt, dass ein Bundesligarennen als komplette Schablone<br />
für eine DM passt, der irrt. „Es ist ein Riesenunterschied.<br />
Wir haben drei Regionen im Sauerland, die wir unter einen<br />
Hut bringen Heimspiel müssen. für das Da SARIS ist ROUVY zum einen SAUERLAND die Gegend Team rund<br />
um Marsberg, bei den Deutschen wo die Zeitfahrwettbewerbe Straßenmeisterschaften im Sauerland. sind, dann die<br />
längere Sauerlandrundfahrt und das Rennen der Frauen<br />
von Siedlinghausen. Das bedeutet viel mehr Aufwand für<br />
Ordnungsämter, Polizei und Absperrungen. Die Ordneranzahl<br />
verdoppelt sich da mal eben“, zählt Heiko Volkert<br />
einiges im Vergleich auf. Volkert ist den Verantwortlichen<br />
und den Menschen im Sauerland dankbar, dass die Deutsche<br />
Meisterschaft in der Region stattfinden kann. Von<br />
Marsberg im Nordosten bis Schmallenberg im Südwesten<br />
wird ein Großteil einen Streckenteil stellen. „So viel Ehrenamt,<br />
das da im Einsatz ist, meines Wissens gab es das<br />
so noch nicht. Bei einem Bundesschützenfest ist alles an<br />
einem Ort. Da ist das ein Verein, der ausrichtet. Bei uns<br />
sind so viele im Einsatz. Diese positive Einstellung auch<br />
bei den Ordnungsämtern und der Polizei spricht für das<br />
Sauerland“, schwärmt Volkert in sprühender Begeisterung<br />
über das Engagement. Die Helfer und Zuschauer sorgten<br />
bereits in den Vorjahren für besondere Atmosphäre an den<br />
markanten Punkten. Die Bergwertungen an der Hirschberger<br />
Wand, am Arnsberger Schlossberg, dem Niederwald<br />
zum Odin bei Meschede und der Rochuskapelle in<br />
Eslohe mutierten während der Durchfahrt des Renntrosses<br />
zur Partymeile. ■<br />
138 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 83
„Alles mit Liebe.“<br />
Caritas Meschede sorgt mit<br />
Nächstenliebe für die Menschen<br />
in Bestwig, Eslohe, Meschede und<br />
Schmallenberg<br />
Die Caritas ist im Sauerland in vielen<br />
verschiedenen Bereichen tätig. Senioren,<br />
behinderte Menschen und Kinder werden von<br />
ihr liebevoll versorgt. Weit verstreut bietet sie im Sauerland<br />
auch eine spannende Perspektive für die Berufswahl.<br />
Ob stationär oder ambulant: Junge Menschen<br />
mit Interesse an Pflegeberufen finden bei der Caritas<br />
abwechslungsreiche und zukunftssichere Möglichkeiten.<br />
<strong>WOLL</strong> hat in einem Interview mit Dominik Hansmeier,<br />
Natalie Plett und Michael Rosenkranz über den Stand<br />
und die Zukunft der Caritas Meschede gesprochen.<br />
Michael Rosenkranz (61 Jahre) ist in einer Handwerkerfamilie<br />
aufgewachsen und seit mehr als 30 Jahren als Sozialarbeiter<br />
tätig. „Ich bin durch eine Mutterschaftsvertretung<br />
zur Caritas gekommen“, beschreibt er seinen Werdegang<br />
bei der Caritas. Seine Kollegin Natalie Plett (27) hat nach<br />
dem Abitur eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />
gemacht. Neben ihrem Pflegemanagementstudium<br />
in Münster hat sie an den Wochenenden bei der<br />
Caritas gearbeitet, die sie schon während ihrer Ausbildung<br />
kennengelernt hatte. „Mit einem guten Jahr Unterbrechung<br />
bin ich nun seit 2016 bei der Caritas Meschede in<br />
verschiedenen Bereichen tätig“, so die jetzige Ausbildungskoordinatorin.<br />
Caritas als Leistungsanbieter<br />
und Ausbildungsbetrieb<br />
Dominik Hansmeier (36) leitet den Bereich Personal und<br />
Organisation. Sein Berufsleben startete er mit einer kaufmännischen<br />
Ausbildung in der Automobilbranche. Über<br />
den Vertrieb ging es für ihn in den Personalbereich und so<br />
hat er sieben Jahre beim Josefsheim Bigge in dieser Funktion<br />
gearbeitet. „Ich habe mich 2018 bei der Caritas beworben,<br />
weil ich hier spannende Entwicklungsmöglichkeiten<br />
gesehen habe“, fasst der Olsberger zusammen.<br />
Neben dem Standort Meschede ist die Caritas auch in<br />
Bestwig, Schmallenberg und Eslohe zentral vertreten. Alles<br />
muss gut organisiert sein: der Bereich Menschen mit Pflegebedarf,<br />
Familie und sozialer Dienst, Menschen mit Behinderung<br />
und natürlich der Verband als solcher. Beispielsweise<br />
organisiert die jeweilige Sozialstation die Versorgung<br />
der Klientinnen und Klienten: Die Pflegedienstleitung der<br />
Station plant mit den Teamleitungen die hauswirtschaftliche<br />
und pflegerische Versorgung, diese wird in einem Tourenplan<br />
hinterlegt.<br />
„Einigen ist das vielleicht nicht bekannt: Wir haben einen<br />
kirchlichen Hintergrund, aber unsere fachliche Arbeit hat<br />
sich deutlich professionalisiert“, so Natalie Plett über den<br />
Ruf des Verbandes. „Caritas ist auch nicht gleich Caritas,<br />
denn sie ist in viele Strukturen untertteilt“, ergänzt Michael<br />
Rosenkranz. „Wir als gemeinnütziger Verein, die ehrenamtliche<br />
Caritas in den Kirchengemeinden, die Caritas<br />
Deutschland mit dem weltweit agierenden Hilfswerk Caritas<br />
International.“ Eins haben alle dieser Verzweigungen<br />
gemein: Sie machen ihre Arbeit mit (Nächsten-)Liebe.<br />
Was hat sich verändert?<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Rosenkranz, hat sich die Arbeit der Caritas<br />
in Meschede über die Jahre verändert?<br />
Michael Rosenkranz: Einige grundlegende Probleme der<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Menschen haben sich kaum verändert. Sorgen in der Familie,<br />
Krankheit und Sterben gehören immer zum Leben<br />
dazu. Hier haben wir immer noch die gleichen Themen<br />
wie vor 30 Jahren. Aber andere Bereiche und auch die<br />
Rahmenbedigungen haben sich sehr verändert – Stichwort:<br />
Individualisierung der Gesellschaft, Digitalisierung,<br />
Medienkonsum, Migration und vieles mehr. In diesem<br />
Spannungsfeld bieten wir unverändert unsere Hilfe an,<br />
egal ob es um Pflegebedürftigkeit, Erziehung oder andere<br />
Beratungsangebote geht. Die Umstände wandeln sich und<br />
wir müssen uns dem anpassen, aber wir sind nach wie vor<br />
ein offenes Haus. Die Menschen sehen das Logo der Caritas<br />
und wissen, wofür es steht.<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Hansmeier, wie hat sich die Organisation<br />
der Caritas verändert?<br />
Dominik Hansmeier: Die Arbeit des Caritasverbandes<br />
hat sich über die Jahre professionalisiert. Früher war die<br />
Caritas noch keine Sozialstation und die Krankenschwester<br />
hat die Dienstpläne geschrieben. Aber wir sind stark<br />
gewachsen. Seit ich hier angefangen habe, sind wir um 160<br />
Mitarbeiter gewachsen. Jeden Tag betreuen und versorgen<br />
wir rund 2.000 Klienten. Da existieren viele Strukturen<br />
und Ebenen, gerade auch bei der Administration, die es<br />
vor 20 Jahren noch nicht gegeben hat.<br />
<strong>WOLL</strong>: Frau Plett, was sollte jemanden auszeichnen,<br />
der für die Caritas arbeiten möchte?<br />
Natalie Plett: Auf jeden Fall braucht man sehr viel Einfühlungsvermögen.<br />
Man muss sich immer bewusst sein,<br />
dass die Menschen auf einen angewiesen sind. Gerade in<br />
der ambulanten Pflege ist es für die Senioren oder Kranken<br />
das Highlight des Tages, wenn jemand einfach mal da ist,<br />
gerade, wenn die Menschen alleine wohnen. Man arbeitet<br />
mit Menschen zusammen, denen man hilft und die sehr<br />
dankbar für diese Hilfe sind. Jeder wird alt und jeder wird<br />
irgendwann auf Hilfe angewiesen sein. Deswegen ist es<br />
außerordentlich wichtig, dass es Menschen gibt, die diesen<br />
besonderen Beruf ausüben. ■<br />
Wichtige Kennzahlen und Leistungsdaten<br />
Mitarbeiter – 605 Mitarbeitende, davon 432 in der Pflege<br />
Klienten – 2.000 Menschen täglich, davon 1.200 in der<br />
Pflege<br />
Einrichtungen<br />
Bestwig: Sozialstation Bestwig • Tagespflege St. Anna Nuttlar<br />
Eslohe: Kardinal-von-Galen-Schule • Sozialstation Eslohe •<br />
Tagespflege Am Kurpark<br />
Meschede: Ambulanter Hospizdienst • Beratungsstelle für<br />
Eltern, Kinder und Jugendliche • Kinderhort • Marcel-Callo-<br />
Haus für Menschen mit Behinderung • Montessori-Kinderhaus<br />
• Seniorenzentrum St. Elisabeth • Sozialstation Meschede •<br />
Tagespflege Haus Schamoni • Tagespflege Am Hennepark •<br />
Tafel Meschede<br />
Schmallenberg: Beratungsstelle für Eltern, Kinder und<br />
Jugendliche • Sozialstation Schmallenberg • Tagespflege Bad<br />
Fredeburg<br />
INNENAUSBAU<br />
INDIVIDUELLER MÖBELBAU<br />
BÜROEINRICHTUNGEN<br />
KÜCHENEINRICHTUNGEN<br />
OBJEKTEINRICHTUNGEN<br />
TREPPEN<br />
LIEFERUNG UND MONTAGE<br />
VON BAUELEMENTEN<br />
Oberrarbach 1<br />
57392 Schmallenberg<br />
T: +49 (0) 2971 874 57<br />
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www.schreinerei-gierse.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 85
BRILONER<br />
FILETSTÜCKE<br />
DER BESONDEREN ART<br />
Starke Wirtschaft mit vorbildlicher Zusammenarbeit<br />
und hoher Heimatverbundenheit<br />
Paul Senske<br />
sabrinity<br />
Allein der Blick auf die Zahlen unterstreicht<br />
eine außergewöhnlich positive Tendenz: Die<br />
Briloner Wirtschaft hat sich in den vergangenen<br />
Jahren zu einem Filetstück der besonderen Art entwickelt.<br />
„Viele heimatverbundene Menschen sind in<br />
Führungspositionen der Betriebe. Sie haben nicht nur<br />
ihre Firmen im Blick, sondern sie richten auch und besonders<br />
den Blick auf die Stadt und tragen gesellschaftliche<br />
Verantwortung“, sagt Oliver Dülme. „Diese Haltung<br />
ist in Brilon sehr stark ausgeprägt.“<br />
Dülme hat die Zahlen im Blick und weiß, worüber er<br />
spricht. Der 38-jährige Diplom-Geograf aus Erlinghausen<br />
ist seit 2011 Wirtschaftsförderer und seit 2019 gemeinsam<br />
mit Rüdiger Strenger Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft<br />
und Tourismus GmbH. „Wir haben vor allem im<br />
Bereich der Arbeitsplätze eine sehr gute Entwicklung genommen“,<br />
betont Dülme. „Brilon verzeichnet die höchste<br />
Steigerung in den letzten 15 Jahren, wobei alle HSK-Kommunen<br />
Zuwächse aufweisen. Wir haben in Brilon noch<br />
eine Schüppe draufgelegt.“ Der Anstieg beträgt von März<br />
2007 bis März 2022 exakt 46,88 Prozent, von 9.579 auf<br />
14.070 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Das<br />
ist eine Steigerung um 4.491. Brilon mit 27.440 Einwohnern<br />
ist derzeit nach Arnsberg (78.500) die Kommune mit<br />
den meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im<br />
HSK. „Die positive Entwicklung erfolgte vor allem aus<br />
dem Bestand.<br />
Die größeren Unternehmen haben sich weiterentwickelt,<br />
aber auch viele kleine und mittlere Betriebe sind<br />
gewachsen.“<br />
Deutlich mehr Arbeitsplätze,<br />
als die Bevölkerung benötigt<br />
Zwei weitere Statistiken unterstreichen den blühenden<br />
Wirtschaftsstandort der „Stadt des Waldes“: Bei der „potenziellen<br />
Arbeitsplatzversorgung“, dem Verhältnis zwischen<br />
Arbeitsplätzen und Arbeitnehmern vor Ort, weist<br />
die Stadt mit 119,8 den höchsten Wert im Hochsauerlandkreis<br />
auf. „Brilon hat deutlich mehr Arbeitsplätze vor Ort,<br />
als die Bevölkerung benötigt.“ Bei den Pendlerzahlen ist<br />
der Saldo ebenfalls bemerkenswert. So betrug Mitte 2021<br />
die Zahl der Einpendler 8.018, die der Auspendler 5.215.<br />
„Diese Differenz ist sehr hoch und ungewöhnlich für eine<br />
Beim Blick auf die Betriebe sticht die Elektroindustrie<br />
ins Auge. „Die Häufung der Betriebe im Elektrobereich<br />
ist schon außergewöhnlich.“ Zudem weist Brilon einen<br />
breiten Branchenmix der großen, mittleren und kleineren<br />
Unternehmen und Betriebe auf: Elektroindustrie, Holzverarbeitung<br />
mit der gesamten Wertschöpfungskette vom<br />
Wald über Sägewerke bis zu fertigen Produkten (u. a. Küche/Bad),<br />
Metallverarbeitung, Kunststoffindustrie, Gastgewerbe,<br />
Tourismus, Gesundheitswesen sind die stärksten<br />
und wichtigsten Branchen.<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
„Die Briloner Wirtschaft zeichnen<br />
inhabergeführte Familienbetriebe mit einer<br />
hohen Heimatverbundenheit aus.<br />
Sie erkennen die Trends der Zeit und können<br />
mit innovativen Produkten auf dem<br />
Weltmarkt bestehen.“<br />
(Oliver Dülme)<br />
Begonnen hatte die positive Entwicklung Ende der 1980er-<br />
Jahre, nachdem Brilon von einer hohen Arbeitslosenquote<br />
gebeutet worden war. Mit der Ansiedlung von Egger und<br />
weiterer Industriebetriebe hat die positive Entwicklung<br />
von Brilon eingesetzt. „Egger und die weiteren Betriebe<br />
waren die Impulsgeber.“<br />
Das Erfolgsrezept des florierenden Wirtschaftsstandort<br />
fasst Dülme so zusammen: „Die Briloner Wirtschaft<br />
zeichnen inhabergeführte Familienbetriebe mit einer hohen<br />
Heimatverbundenheit aus. Sie erkennen die Trends<br />
der Zeit und können mit innovativen Produkten auf dem<br />
Weltmarkt bestehen.“ Viele Betriebe seien von Brilonern<br />
gegründet worden, das Zusammengehörigkeitsgefühl und<br />
die gesellschaftliche Verantwortung dementsprechend<br />
sehr ausgeprägt. „Bei Veranstaltungen sind die Firmenchefs<br />
immer präsent, das ist für sie selbstverständlich.“<br />
„Düt ist alles use“ (Das gehört alles uns)<br />
Ein wichtiger Player ist der Gewerbeverein mit den Fachausschüssen<br />
PRIMA Brilon (Einzelhandel, Dienstleistung,<br />
Gastronomie und Tourismus), Auto Brilon mit elf<br />
führenden Autohäusern sowie Briloner Bauhandwerker<br />
mit über 60 Betrieben. Eine bedeutende Rolle spielt die<br />
Unternehmensinitiative Big Six Brilon mit ihren zwölf<br />
Unternehmen und rund 6.500 Beschäftigten. Ein Highlight<br />
und praktisch ein Symptom für das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
ist der jährliche Fußball- und Familientag,<br />
stets am Tag des DFB-Pokalfinals in Berlin. „Die Unternehmen<br />
fühlen sich verpflichtet, was zu machen.“ Sie sind<br />
auch stolz auf „ihre“ Stadt. Der Schlachtruf beim „Stutzäsen“<br />
während der Schnade „Düt is alles use“ (Das gehört<br />
alles uns) ist geradezu bezeichnend für eine stolze Stadt<br />
mit einem hohen Zusammengehörigkeits- und Selbstwertgefühl<br />
und wichtig für die weitere Entwicklung, nicht nur,<br />
aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht.<br />
Mit Optimismus blickt Dülme in die Zukunft: „Die positive<br />
Entwicklung unseres starken und florierenden Wirtschaftsstandort<br />
wird sich fortsetzen.“ Eine große Herausforderung<br />
sei dabei die Sicherung von Fachkräften für die<br />
heimischen Betriebe. Als großes Pfund auf diesem Weg<br />
sieht der studierte Diplom-Geograf die guten Rahmenbedingungen.<br />
„Wir bieten gute Jobs in guten Firmen, der<br />
Wohnraum ist bezahlbar.<br />
Insgesamt<br />
bietet Brilon eine<br />
hohe Lebensqualität<br />
– wir sind der<br />
lebenswerte Wirtschaftsstandort<br />
im<br />
Grünen.“ ■<br />
BWT-Geschäftsführer Oliver Dülme<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 87
Andauernder Aufwärtstrend des Briloner Tourismus<br />
MÄRCHENHAFTE FAKTEN<br />
AUS DER STADT DES<br />
WALDES Christel Zidi BWT Brilon/sabrinity<br />
K<br />
önnen trockene Zahlen eine märchenhafte<br />
Situation widerspiegeln? Auf jeden Fall. Zumindest,<br />
wenn es um den Tourismus in Brilon<br />
geht. Ein Blick auf die Zahlen verrät, warum man in<br />
Brilon zurzeit sehr zufrieden kann.<br />
Ein Anstieg von sagenhaften 30 Prozent (Vergleich<br />
2019/2021) bei den Übernachtungszahlen in den Monaten<br />
Juli bis Oktober: Zahlen, die einen Touristiker glücklich<br />
machen können. Da können selbst die acht Prozent<br />
weniger (bezogen auf das Gesamtjahr) die Stimmung<br />
kaum trüben. Denn das, was im ersten Moment wie eine<br />
negative Schlagzeile wirken könnte, kann beim genaueren<br />
Hinsehen schnell relativiert werden. Schließlich gab es im<br />
Jahre 2021 eine fast fünfmonatige Schließung für Beherbungsbetriebe.<br />
„Ohne Lockdown hätten wir sicherlich<br />
mindestens 200.000 Übernachtungen gehabt. Berücksichtigt<br />
man die Betriebe unter zehn Betten sogar 300.000<br />
Übernachtungen“, berichtet BWT-Geschäftsführer Rüdiger<br />
Strenger. Als Grund für diesen letztlich sehr positiven<br />
Trend gibt Strenger an, dass schon in<br />
2019/2020 Kapazitäten ausgebaut<br />
wurden. Davon können die Briloner<br />
Gäste profitieren, die überwiegend<br />
aus NRW und Niedersachen den<br />
Weg ins Sauerland finden und natürlich<br />
unsere Nachbarn aus den Niederlanden,<br />
deren Anteil bei mindestens<br />
25 % liegt.<br />
Rückblick:<br />
Die Entwicklung der Übernachtungszahlen<br />
Vergleicht man die Übernachtungszahlen von 2019 gegenüber<br />
den Zahlen aus 2015 zeigt sich eine deutliche Steigerung.<br />
„Allein die Kurbeitragseinnahmen von 2019 haben<br />
sich gegenüber dem Jahr 2015 verdoppelt“, so Strenger.<br />
Trotz Schließung der Jugendherberge gab es 160.000<br />
Übernachtungen bzw. 250.000 Übernachtungen, wenn<br />
man die Betriebe unter zehn Betten berücksichtigt.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Die Briloner folgen dem Trend: Im zweiten Halbjahr 2021<br />
und im ersten Quartal 2022 kamen 350 neue Betten auf<br />
den Markt. Für die Folgejahre sind sogar 400 weitere neue<br />
Betten in Planung. „Damit sind nach Eröffnung aller neuen<br />
Kapazitäten sogar insgesamt 450.000 Übernachtungen<br />
realistisch“, ist Strenger zuversichtlich.<br />
Magnetische Wirkung<br />
Wenn man bei manchen Orten von einer besonderen<br />
Strahlkraft spricht, die nach außen dringt,<br />
so sollte man bei Brilon wohl eher von Anziehungskraft<br />
sprechen. „Magnetische Wirkung<br />
hat da in erster Linie der Outdoortourismus<br />
in allen seinen Facetten“, erläutert das Rüdiger<br />
Strenger. „Das Wandern schon immer,<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
aber auch alle Formen des Radfahrens – und das mit deutlicher<br />
Steigerung.“ Eng verknüpft ist der Briloner Tourismus<br />
mit der heimischen Wirtschaft. Und auch hier zeigt sich ein<br />
positiver Trend.<br />
Die heterogene Mischung aus großen und kleinen Unternehmen<br />
aus den verschiedenen Branchen hat den Wirtschaftsstandort<br />
Brilon zu einer starken Marke werden lassen. Was<br />
sich wiederum auf die Übernachtungszahlen auswirkt. Der<br />
Geschäftsreiseverkehr hatte in 2019 einen Anteil von knapp<br />
10 % aller Übernachtungen, in Zahlen ausgedrückt rund<br />
23.000.<br />
Schon seit Jahrhunderten lockt die Hansestadt Brilon Menschen<br />
aus nah und fern an. Die Stadt war während der historischen<br />
Hanse ein wichtiger Handelsort. Und auch heute<br />
sind es wieder die Händler, besonders die Einzelhändler, die<br />
sich freuen, wenn die Menschen von überall her in ihre Stadt<br />
kommen. Was sich natürlich auch auf ihren Umsatz niederschlägt:<br />
Bei manchen haben die Touristen sogar einen Anteil<br />
von 20 bis 30 % ihres Umsatzes.<br />
Zum Schluss noch etwas zu den Menschen,<br />
die den Tourismus und die Gastronomie<br />
in Brilon aufrechterhalten, eingeschlossen<br />
die Briloner Waldfee, seit<br />
2004 die offizielle Repräsentantin<br />
der „Stadt des Waldes“.<br />
BWT-Geschäftsführer<br />
Rüdiger Strenger<br />
Was sie alle angeht, hat BWT-<br />
Geschäftsführer Rüdiger Strenger<br />
- trotz der sonst so erfreulich guten<br />
Zahlen - doch noch einen Wunsch:<br />
„Durch Corona ist die Personalsituation<br />
in der Gastronomie extrem schwierig geworden.<br />
Ich hoffe, dass es auch hier bald wieder aufwärts geht<br />
und viele Beschäftigte den Weg zurückfinden. Denn in<br />
kaum einer Branche lernt man – täglich – so viele Menschen<br />
kennen, führt unterhaltsame und interessante Gespräche –<br />
und kann ganz nebenbei auch seinen Horizont erweitern.“ ■<br />
Im Stadtgebiet Brilon werden rund<br />
70 Ferienwohnungen über das<br />
Onlineportal AiRBnB vermietet.<br />
Zoe Tilly, die amtierende Waldfee<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 89
Die Briloner – grafisch betrachtet<br />
Brilon 14.626<br />
Einwohnerzahlen<br />
Einwohnerzahlen<br />
Brilon und seine Ortssteile<br />
Gesamt: 27.372<br />
Gudenhagen-Petersborn 1.273<br />
Wülfte 402<br />
Thülen 965<br />
Scharfenberg 1.362<br />
Altenbüren 1.384<br />
Alme 1709<br />
Brilon-Wald 452<br />
Madfeld 1.273<br />
Hoppecke 1.156<br />
Rösenbeck 777<br />
Rixen 110<br />
Radlinghausen 139<br />
Nehden 447<br />
Messinghausen 749<br />
Esshoff 77<br />
Bontkirchen 471<br />
8.018<br />
Einpendler<br />
5.215<br />
Auspendler<br />
Geschlechter-<br />
Verteilung<br />
13.698<br />
13.674 13.674<br />
Generationen<br />
Altersverteilung (nur Kernstadt)<br />
.<br />
„Brilon hat deutlich mehr Arbeitsplätze<br />
vor Ort, als die Bevölkerung<br />
benötigt.“ (Oliver Dülme)<br />
.<br />
90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Christel Zidi<br />
Brilons Geschichte<br />
als Handels- und<br />
Wirtschaftsstandort<br />
BRILONER<br />
NETZWERKER<br />
– FLEISSIGE<br />
KAUFLEUTE<br />
Stadtarchiv Brilon & Wikimedia<br />
Die Briloner beherrschten - unbewusst - schon<br />
recht früh einige volkswirtschaftliche Regeln,<br />
zu denen auch der Austausch von Waren gehörte.<br />
Aber es war nicht nur der Import und Export;<br />
man „tauschte“ auch Informationen und damit Wissen.<br />
Letztlich kurbelte der wirtschaftliche Erfolg auch den<br />
Arbeitsmarkt an. Wenn Sie unser <strong>Magazin</strong> bisher aufmerksam<br />
gelesen haben, dann fallen Ihnen sicherlich die<br />
Parallelen zum heutigen Wirtschaftsstandort auf. Wirtschaftlicher<br />
Erfolg und die Stadt Brilon – zwei Begriffe,<br />
die schon seit dem Mittelalter zusammenhängen.<br />
Wohl mit besonderem Wohlwollen musterte der Kölner<br />
Erzbischof Engelbert I. den verkehrstechnisch günstig gelegenen<br />
Ort und verlieh Brilon 1220 die Stadtrechte.<br />
Reiche Bodenschätze<br />
Hier, an der östlichen Grenze Westfalens, wurde schon früh<br />
mit dem gehandelt, was der Boden an Schätzen hergab. Vor<br />
allem Erze und Blei. Bei Reinighaus* ist zu lesen, dass es<br />
in und bei Brilon spätestens im 11. Jahrhundert (nach der<br />
Römerzeit wieder) einen bedeutenden Bleibergbau gegeben<br />
haben muss. „Die Ausbeutung der Buntmetallvorkommen<br />
förderte die Entwicklung Brilons zur Stadt“, schreibt Reinighaus,<br />
„zumal Soest sich seit dem 13. Jahrhundert offenbar<br />
aus der handwerklichen Verarbeitung der Buntmetalle zurückzog.<br />
Dies muss Brilon weiteren Aufschwung verliehen<br />
und die Handwerkerschaft, zumal die Schmiede gestärkt<br />
haben“. Schwefelfreies Zinkerz, das sogenannte Galmei,<br />
wurde für die Gewinnung von Messing benötigt, Blei für<br />
die Kupfergewinnung und zur Herstellung von Waffen,<br />
Wasserleitungen und Hausgeschirr. Und um Salz zu gewinnen<br />
- speziell im Raum Soest mit dem dort vorkommenden,<br />
salzhaltigen Wasser. Handelsbeziehungen zu Soest sind seit<br />
dem Jahre 1255 belegt.<br />
Eisenerz wurde bereits im 10. bis 13. Jahrhundert im Gebiet<br />
der östlichen Herrschaft Padbergs gefördert. Auf den<br />
dortigen Anhöhen standen die Schmelzöfen, erst später verlagerten<br />
sich die Standorte der Hütten in die Täler: Neun<br />
Hammerwerke und fünf Hütten standen noch 1629 am<br />
Flusslauf der Hoppecke.<br />
Wollwebereien<br />
Die Bedeutung des Textilgewerbes war geringer. Auch wenn<br />
es schon im Hochmittelalter einige Walkmühlen gab. Die<br />
Wolle dazu bezog man wahrscheinlich aus einer Schäferei<br />
bei Madfeld (die Hirtenstabtülle ist noch heute im Madfelder<br />
Wappen zu sehen).<br />
Aufblühender Handel<br />
Insgesamt gab es wohl so einiges, das die Briloner „exportieren“<br />
konnten und das dann mittels der sogenannten „Buckelkrämer“<br />
oder „Kiepenkerle“ auf Reisen ging. In großen<br />
Körben, den Kiepen, die sie auf ihrem Rücken trugen, wenn<br />
sie auf Handelstour gingen. Das Aufkommen von Zünften<br />
und Gilden fiel in die Zeit des Hochmittelalters. Diese von<br />
Handwerkern und Kaufleuten gegründeten Zusammenschlüsse<br />
kümmerten sich um die strenge Einhaltung ihrer<br />
aufgestellten Regeln. Auch nahmen sie kulturelle, politische,<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 91
militärische und religiöse Aufgaben wahr. Im Erdgeschoss<br />
des Gildehauses war auch die Markthalle untergebracht.<br />
Dort konzentrierte sich das wirtschaftliche Leben, handelten<br />
ortsansässige Gilden und fremde Kaufleute.<br />
„Es war das „in Stein geronnene Zeichen wirtschaftlicher<br />
Macht“, beschreibt das Heimatforscher Dr. Christof<br />
Thüen in seinem Aufsatz „Handel und Hanse, Briloner<br />
Wirtschaftsbe ziehungen im Mittelalter und in der frühen<br />
Neuzeit“. Später wurde aus dem Gildehaus das Rathaus.<br />
Dass die in unmittelbarer Nähe stehende Kirche dem Heiligen<br />
Nikolaus gewidmet ist, kommt nicht von ungefähr.<br />
Nikolaus ist nicht nur der Schutzpatron der Seeleute, sondern<br />
auch der der Kaufleute.<br />
Starke Netzwerke<br />
Die Bedeutung von Netzwerken war den Brilonern schon<br />
früh bekannt. Ganz bewusst suchten sich die Briloner<br />
Kaufleute auf Märkten, die für sie wichtig waren, Handelspartner.<br />
Auch brachten sie Familienmitglieder in den für<br />
sie wichtigen Städten unter. Andersherum konnten auch<br />
Nicht-Briloner, die in Handelsbeziehungen standen, in der<br />
Bruderschaft der Kaufleute untergebracht werden. In dieser<br />
Bruderschaft ging es bald nicht nur um Handelsbeziehungen,<br />
sondern man schloss auch Freundschaften und Ehen.<br />
Ab dem 15. Jahrhundert entstanden größere Netzwerke,<br />
Handelsbeziehungen. Je größer ein solches Netzwerk war,<br />
umso größer war auch Macht und Einfluss eines solchen<br />
Kaufmannes. Bald waren die Briloner Kaufleute<br />
Teil des Hansebundes. Allerdings nicht in<br />
vorderer Front, wie die Soester, sondern<br />
eher in der Rolle des Zulieferers, was deren Bedeutung<br />
und Einfluss jedoch nicht schmälerte. Nur wenige Briloner<br />
Kaufleute waren auch im Fernhandel tätig.<br />
Maßhalten<br />
Wenn die Briloner exotische Waren beziehen wollten,<br />
brauchten sie nur die Fahrt nach Soest auf sich nehmen,<br />
denn die Soester standen im direkten Kontakt mit den großen<br />
Hansestädten. Wer sich jetzt vielleicht wundert, warum<br />
sich Brilon mit dieser Rolle zufriedengab, dem sei ein Stichwort<br />
genannt: Maßhalten. Nicht das Anhäufen von Gold<br />
und Geld war das Ziel der Briloner Kaufleute, sondern ein<br />
gutes Auskommen. Der Austausch von Waren bescherte<br />
den Handelstreibenden nicht nur ein gutes Auskommen, es<br />
wurde auch Wissen getauscht. Zum Beispiel das über Verkaufs-<br />
und Transportmethoden innerhalb des Hansebundes.<br />
Die geknüpften Handelsbeziehungen blieben – auch<br />
über das Ende der Hanse hinaus – vielfach bestehen. Das<br />
sicherte den Brilonern – anders als vielen anderen im restlichen<br />
Hochsauerland – auch nach der Soester Fehde, die das<br />
Ende der Hanse einläutete, ein sicheres Einkommen. Und<br />
darüber hinaus auch genügend, um den Landbesitz – vor<br />
allem im 16. Jahrhundert – weiter auszubauen.<br />
Schwierige Zeiten und Aufschwung<br />
Der Dreißigjährige Krieg, Brände und Seuchen setzten der<br />
Stadt in den folgenden Jahrhunderten erheblich zu, aber der<br />
Fleiß seiner Bewohner ließ sie auch wieder aufblühen.<br />
Mit der Fertigstellung der Ruhr-Diemel-Eisenbahn (Dortmund<br />
- Brilon-Wald - Warburg) 1873 bekam die Montanindustrie<br />
im nordöstlichen Sauerland einen gewaltigen<br />
Aufschwung. Weitere Eisenbahnfertigstellungen machte es<br />
in den Nachfolgejahren leichter, die Handelskontakte zu<br />
pflegen.<br />
Die letzten zwei Jahrhunderte<br />
Ab den 1920er Jahren siedelten sich bedeutende Industrieunternehmen<br />
in Brilon an: Accumulatorenwerke<br />
Das frühere Gildehaus und jetzige Rathaus um 1900
Nach der Soester Fehde nahm Brilon, als<br />
bevölkerungsreichste Stadt Westfalens,<br />
politisch den ersten Rang ein.<br />
Hoppecke, Dominit-Werke, Holzwerke Hennecke, Nolte-<br />
Möbel. Hinzu kamen ab den 1950er Jahren zahlreiche öffentliche<br />
Gebäude und viele moderne Kaufhäuser. Zudem<br />
wurde die Infrastruktur verbessert, Straßen wurden ausgebaut.<br />
Die ältesten eingetragenen Unternehmen sind die<br />
beiden Banken (Volksbank und Sparkasse), die um 1900<br />
gegründet wurden.<br />
Heute gibt es in Brilon rund 1.319 niedergelassene Betriebe,<br />
die Gewerbesteuereinnahmen liegen bei über 27 Millionen.<br />
Brilon hat die zweitmeisten sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten im Kreis, die Arbeitslosenquote liegt bei<br />
niedrigen 2,6 %.<br />
Gut 300 Jahre nach dem Ende der alten Hanse, zählt Brilon<br />
zu den Hansestädten, und zwar zu denen des Westfälischen<br />
Hansebundes, der sich 1983 gegründet hat. Wurde mit dem<br />
neuen Hansebund auch der hansische Gedanke wieder aufgelebt?<br />
Dass es dazu durchaus Parallelen gibt, erfahren wir<br />
Brilon um 1720 (Gemälde im Stadtmuseum Brilon)<br />
von Dr. Christof Thüer: „Es war der freie Geist der Bürger,<br />
der unternehmerische Spürsinn der Kaufleute und eine umsichtige<br />
Stadtregierung, die Brilon einst zur Hansezeit so erfolgreich<br />
machten. Das sind Charakteristika, die im Prinzip<br />
auch heute noch dafür sorgen, dass die Stadt ein blühender<br />
Wirtschaftsstandort ist.“ ■<br />
Quellen:<br />
Dr. Christof Thüer: Handel und Hanse, Briloner Wirtschaftsbeziehungen im Mittelalter<br />
und in der frühen Neuzeit<br />
Wilfried Reinighaus: Westfälische Geschichte<br />
Karl Féaux de la Croix: Geschichte Arnsbergs<br />
Stadtarchiv Brilon<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 93
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W<br />
er hat nicht schon einmal erlebt, dass ein<br />
Lächeln Licht in den grauen Alltag zauberte?<br />
Wenn dann noch leistungsstarke Unterstützung<br />
hinzukommt, können sich auch dunkle Wolken<br />
wieder verziehen.<br />
Ihre Lebensqualität ein (großes) Stück weit zu verbessern<br />
und Ihnen genau dort zu helfen, wo die eigenen Kräfte<br />
nicht mehr ausreichen, sehen wir vom Sanitätshaus Löhr –<br />
gemeinsam mit dem reha team Hochsauerland – als unser<br />
Ziel und unsere Aufgabe an.<br />
Als inhabergeführtes Sanitätshaus sind wir seit über 70<br />
Jahren für unsere Kunden da. Kurze Wege und höchste<br />
Qualität sind unsere Stärke. Wir sind der kompetente Ansprechpartner<br />
für die Versorgung mit Reha-Hilfsmitteln<br />
im Hochsauerlandkreis und den angrenzenden Regionen.<br />
Unser Team besteht aus zwölf Mitarbeitern mit Fachkompetenz<br />
und Einfühlungsvermögen. Orthopädietechniker,<br />
Pflegefachkräfte, Reha-Fachleute und unser Fachpersonal<br />
im Sanitätshaus gehören dazu. Angegliedert sind wir dem<br />
„Sanitätshaus Aktuell“, einem Dienstleistungsunternehmen<br />
der Gesundheitsbranche, dessen Logo – das lachende Gesicht<br />
- wir mit übernehmen.<br />
Sanitätshaus Löhr – unser Lächeln hilft<br />
Auf Unterstützung angewiesen sein, kann uns in jeder Phase<br />
unseres Lebens treffen, sei es durch Sportverletzungen,<br />
Haltungsschäden, Beschwerden durch Bewegungsmangel,<br />
falsche Ernährung oder weil das Alter die Bewegungsfähigkeit<br />
einschränkt. Dann müssen die richtigen Hilfsmittel<br />
und die richtige Technik her. Doch das allein reicht nicht<br />
aus. Um die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu<br />
verbessern, bedarf es kompetenter Beratung und Begleitung,<br />
aber auch der Menschlichkeit, das sorgende und helfende<br />
Miteinander. Bei uns finden Sie all das.<br />
In unserem Sanitätshaus erhalten Sie Hilfsmittel von höchster<br />
Qualität und optimaler Bedienbarkeit. Das können die<br />
kleinen Hilfsmittel im Alltag sein, wie der Schuh- und<br />
Strumpfanzieher oder Produkte aus unserem reichhaltigen<br />
Programm.<br />
Ganz aktuell bieten wir Ihnen die kontaktlose Messtechnik<br />
mittels des neuen Bodytronic 610 an. Mit dieser digitalen<br />
Messtechnik werden die Körpermaße absolut exakt<br />
ausgemessen, um Sie bei Bedarf passgenau mit Kompressionsstrümpfen,<br />
Bandagen oder Orthesen versorgen zu können.<br />
Mittels Streifenlichtprojektion erstellt das System in<br />
kürzester Zeit ein perfektes 3D-Modell des zu versorgenden<br />
Körperteils – absolut berührungs- und messtextilfrei.<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Das Beratungszentrum reha team Hochsauerland<br />
Schwerpunkte des Sanitätshauses:<br />
• Kompressionsstrümpfe und Bandagen aller<br />
bekannten Hersteller<br />
• Beratung und Versorgung in der Brustprothetik<br />
• Pflegehilfsmittel<br />
• Inkontinenzberatung mit fairen Preisen und kostenloser<br />
Lieferung<br />
reha team Hochsauerland<br />
Unsere Experten vom reha team Hochsauerland beraten<br />
Sie im Hinblick auf einen gezielten und sinnvollen Hilfsmitteleinsatz.<br />
Immer mit dem Ziel, die Lebensqualität der<br />
Kunden zu verbessern. Denn je größer die körperliche Einschränkung<br />
ist, desto wichtiger sind selbst kleinste Schritte,<br />
die Bewegung bedeuten. Unser oberstes Ziel ist die<br />
Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der uneingeschränkten<br />
Integration behinderter und älterer Menschen<br />
in die Gesellschaft. Unsere reha team-Experten beraten Sie<br />
nicht nur im Hinblick auf den Hilfsmitteleinsatz, sondern<br />
stehen Ihnen auch gern in allen Fragen rund um die Rehabilitation,<br />
Pflege, Mobilität und Gesundheit zur Verfügung.<br />
Schwerpunkte Reha-Technik<br />
• Von der Standardversorgung bis zum Hilfsmittel für<br />
Individualisten<br />
• Vom Rollator bis zum E-Mobil<br />
• Rollstuhlversorgung auf Wunsch mit E-Antrieb<br />
• Pflegebetten und Dekubitusversorgung<br />
• Umsetzhilfen und Personenlifte<br />
• Hilfsmittel fürs Bad<br />
• Nutzen Sie auch gern unseren Hol- und Bringservice<br />
innerhalb unseres Liefergebietes.<br />
Testen Sie uns und unser umfangreiches Programm an<br />
Hilfsmittel. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! ■<br />
Das Inhaberpaar Isolde und Manfred Löhr<br />
Ralf Schubert, Assistent der Geschäftsleitung<br />
Sanitätshaus Löhr<br />
Bahnhofstr. 9<br />
59929 Brilon<br />
info@sanitaetshaus-loehr.de<br />
www.sanitaetshaus-loehr.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 95
Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch und<br />
der „Reiz“ in seiner Heimatstadt zu gestalten<br />
STOLZE STADT MIT 16 „EXTREM<br />
WERTVOLLEN DÖRFERN“<br />
Paul Senske<br />
sabrinity<br />
W<br />
enn Dr. Christof Bartsch über Brilon<br />
spricht, dann geht sein Herz auf. Der „Ur-<br />
Briloner“ ist als Nachfolger von Franz Schrewe<br />
seit 2014 Bürgermeister der „stolzen“ Hansestadt.<br />
„Es ist ein besonderer Reiz, in der Stadt, in der man<br />
groß geworden ist, zu gestalten. In keiner anderen<br />
Stadt wäre ich für das Amt des Bürgermeisters aus meinem<br />
Beruf ausgestiegen“, sagt Bartsch, der zuvor als<br />
Professor für Steuerrecht an der Fachhochschule NRW<br />
für Finanzen in Nordkirchen tätig war. Er selbst sieht<br />
sich „ohne Einschränkung als dauerhaft zuversichtlichen<br />
Menschen“. Zuversicht und Weitblick bestimmen<br />
auch sein Handeln als Bürgermeister der Stadt mit 16<br />
„extrem wertvollen“ Dörfern.<br />
Bereits zu Beginn seiner Amtszeit im Briloner historischen<br />
Rathaus hatte Bartsch eine in der Folge viel zitierte Vision<br />
als seinen Antrieb beschrieben: Brilon = Lebenswerter<br />
Wirtschaftsraum im Grünen. Diese Gleichung trifft<br />
in ihrer prägnanten Form den Kern der Hansestadt – die<br />
wirtschaftliche Wertschöpfungsstärke als Grundlage für<br />
den Lebensstandard in der Kernstadt und den 16 Dörfern.<br />
„Der attraktive Lebensstandard ist eine Grundlage für die<br />
Fachkräftesicherung und einen gesunden Mix der Generationen,<br />
zusammen ist das auch die Basis, um die Wirtschaftskraft<br />
auf Dauer zu sichern“, betont der 59-Jährige.<br />
Brilon ist aber nicht nur ein blühender Wirtschaftsstandort,<br />
sondern als bedeutender kommunaler Waldbesitzer<br />
auch die „Stadt des Waldes“. Der Wald mit seinen vielfäl-<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Historische Ansicht des Briloner Marktplatzes.<br />
Quelle: Haus Hövener<br />
tigen Funktionen ist ein echtes, nicht nur ökonomisches<br />
Pfund für Brilon und die Region. Leider ist auch er von<br />
Kalamitäten geprägt, Klimawandel, Witterung und der<br />
Borkenkäfer haben eine Kahlfläche von 2.500 Hektar hinterlassen<br />
– Tendenz steigend.<br />
Besondere gesamtgesellschaftliche Bedeutung misst<br />
Bartsch den 16 Briloner Dörfern und insgesamt dem Leben<br />
im ländlichen Raum zu. „Alle sind in ihrer je eigenen<br />
Art und Besonderheit extrem wertvoll, weil hier Grundlagen<br />
geschaffen werden, die gesamtgesellschaftlich von<br />
überragender Bedeutung sind. Soziale Kompetenzen in<br />
den Vereinen, das nachbarschaftliche Miteinander, insgesamt<br />
die dörfliche Gemeinschaft, werden hier von Kindesbeinen<br />
gelernt und gelebt. Dieses gesellschaftliche Pfund<br />
im ländlichen Raum trägt die Gesellschaft.“<br />
Als wesentliche Aufgabe der kommenden Jahre sieht Brilons<br />
Bürgermeister „die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung<br />
des Bildungs- und Gesundheitsstandortes“.<br />
Was die Bildung betrifft, so soll jeder seinen adäquaten<br />
Platz finden und beim Übergang von den allgemeinbildenden<br />
Schulen zum Beruf enge Begleitung erfahren. Beim<br />
Thema Gesundheit geht es konkret darum, das städtische<br />
Krankenhaus Maria Hilf als „guten Versorgungsfaktor“<br />
aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Insgesamt sei<br />
es wichtig, die Strukturen in allen Stufen der gesundheitlichen<br />
Vor- und Versorgung - Prävention, ambulante und<br />
stationäre Versorgung, Reha sowie Pflege - zu sichern.<br />
Identität.“ Das gelte ebenso für die „Sauerlandidtät“ der<br />
Stadt. „Unsere Heimat ist das Sauerland. Diese Heimat ist<br />
von einem wunderbaren Landschaftsbild, der gemeinsamen<br />
Kultur und auch von unseren Innenstädten geprägt.<br />
Das gemeinsame herausragende Bindeglied ist das Schützenwesen.“<br />
Für Bartsch „bedeutet Brilon auch Mitte“. Für jede Stadtgesellschaft<br />
sei es wichtig, eine Mitte zu haben. „Für Brilon<br />
ist es der Marktplatz. Früher war er ein Ort des Handels<br />
und der Versorgung. Ein Ort des Austausches und der<br />
Kommunikation ist er bis heute geblieben, beispielsweise<br />
an den beiden Markttagen oder beim Musiksommer. Der<br />
historische Marktplatz bewegt und zieht die Menschen an.“<br />
Bedeutend - so Bartsch - sei auch das Thema „Bewegung“,<br />
die Infrastruktur wie die Sportstätten oder die Natur beim<br />
Joggen, Wandern und Biken zu nutzen, die Freizeit aktiv<br />
zu nutzen. „Das hat auch einen touristischen Wert.“<br />
Insgesamt sieht Bartsch seine Stadt auf einem guten Weg.<br />
Auf die Frage, ob „Brilon eine stolze Stadt“ sei, antwortet er<br />
mit „Ja, aber es gibt keinen Grund zum Übermut. Wir müssen<br />
uns dieses Prädikat jeden Tag neu erarbeiten. Uns ist<br />
es gelungen, den Wohlstand, der im Mittelalter aufgebaut<br />
wurde, in die Neuzeit zu transportieren.“ Daher blickt Brilons<br />
Bürgermeister auch bei der Bewältigung kommender<br />
Aufgaben wie den Neuaufbau des Waldes, die Sicherung<br />
der Gesundheitsversorgung, die Bewältigung der Wanderungs-Bewegungen<br />
oder den Klimaschutz zuversichtlich in<br />
die Zukunft. „Ich bin ein ohne Einschränkung dauerhaft<br />
zuversichtlicher Mensch.“ ■<br />
Marktplatz Brilon<br />
„Brilon bedeutet auch Mitte“<br />
(Dr. Christof Bartsch)<br />
„Historizität und Sauerlandität“<br />
Nicht ohne Stolz verweist Bartsch auf die Historizität der<br />
Stadt, das intensive Eingehen und die Pflege der Geschichte.<br />
„Es ist wichtig zu wissen, wo man seine Wurzeln hat<br />
und den geschichtlichen Hintergrund kennt. Das verleiht<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 97
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Brilon –<br />
international.<br />
Brilon ist nicht nur der Wirtschaftsstandort, an dem vor<br />
knapp 50 Jahren unsere Mission begann, hier liegt auch<br />
heute noch das Herz unserer Berufung „Safety is for life“.<br />
Als einer der Markt- und Technologieführer im Bereich<br />
Prozesssicherheit und Explosionsschutz haben wir in Brilon<br />
den Engineering- und Produktions standort unseres familienfreundlichen<br />
Unternehmens REMBE® GmbH Safety+<br />
Control und bekennen uns klar zu unserer Heimat. Unsere<br />
internationale Ausrichtung ist dabei kein Widerspruch,<br />
sondern zeigt einmal mehr unsere unabhängige und vielseitige<br />
Unternehmensausrichtung.<br />
Um diese Position zu stärken investieren wir aktuell rund<br />
3 Mio. Euro in unseren Standort „Am Gallbergweg“ im<br />
Briloner Industriegebiet. Nach der fast abgeschlossenen<br />
Renovierung und Erweiterung des Büroturms, errichten wir<br />
eine innovative Hybridhalle. Diese Halle wird eine Mischun g<br />
aus Lager, Produktion und direkt integriertem Engineering.<br />
Neben unserem Hauptsitz in Brilon und dem Produktionsstandort<br />
am alten Thülener Bahnhof, mit verschiedenen<br />
Toch ter- und Partnerunternehmen, gehören neun eigene<br />
inter nationale Gesellschaften zum Unternehmensverbund,<br />
die Kunden rund um den Globus vor Ort betreuen.<br />
Als ausgezeichneter Arbeitgeber und Weltmarktführer sind<br />
wir uns sowohl unserer unternehmerischen Verantwortung<br />
als auch der Verantwortung gegenüber unserer 300<br />
REMBE®-Familienmitgliedern (RFM) und nachfolgenden<br />
Genera tionen bewusst. Regional wie auch global engagieren<br />
wir uns über die üblichen Belange eines Unternehmens<br />
hinaus. Mit unseren Initiativen REMBE® green und REMBE®<br />
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aus Überzeugung, damit auch nachfolgende<br />
Generationen unserer Mission folgen können.<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 99
Thomas Mester<br />
BRILONER KULTUR-DREIKLANG<br />
Wirtschaft und Tourismus bieten ein solides Fundament<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
Den über zwei lange Jahre anhaltenden Kultur-Shutdown<br />
sieht man Thomas Mester<br />
nicht an – im Gegenteil, er strahlt eine gehörige<br />
Portion Optimismus aus. Der Leiter des<br />
Briloner Kulturbüros hat die Zeit notgedrungen<br />
genutzt, um zusammen mit seinem Team neue Formate<br />
zu entwickeln und gute Startbedingungen für<br />
die anstehende Kultursaison zu schaffen. Mit der<br />
engagierten Briloner Wirtschaft und dem blühendem<br />
Tourismus kann er auf starke Partner bauen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Ein Rückblick auf die vergangenen zweieinhalb<br />
Jahre - wie fällt er aus?<br />
Thomas Mester: Also die erste Veranstaltung hab ich im<br />
März 2020 abgesagt, das war ein Kerzenkonzert. Und<br />
dann hätten wir ja eigentlich in Brilon unsere großen Hansetage<br />
gehabt. Dafür haben wir in einem großen Team<br />
vier Jahre gearbeitet, und wo ich dann wirklich schlucken<br />
musste, war die Absage. Da sitzt du da im Bürgersaal, und<br />
nach langer Diskussion sagt der Bürgermeister: „Dann<br />
sagen wir hiermit jetzt die Hansetage offiziell ab“. Das<br />
war für mich der Start in diese furchtbaren zwei Jahre, die<br />
noch kommen sollten.<br />
Es gab aber eine kleine Erholung im <strong>Sommer</strong> vergangenen<br />
Jahres.<br />
Ja, das stimmt. Wir haben versucht zu machen, was geht.<br />
Wir haben verschiedene Formate gebaut, weil wir als<br />
Kommune auch einen kulturellen Auftrag haben. Wenn<br />
wir das nicht können, wer dann. So wurde aus dem traditionellen<br />
„Briloner Musiksommer“ der „Kultursommer“,<br />
d. h. elf Veranstaltungen sitzend mit Musik, Theater und<br />
Comedy.<br />
Ein anderes Projekt ist das „Kunststück der Woche“: da<br />
zeigen wir im Schaufenster unseres Kulturbüros im 14-tägigen<br />
Wechsel ein Kunstobjekt. Das ist das Ergebnis einer<br />
meiner schlaflosen Nächte. Und es ist so gut eingeschlagen,<br />
dass unser Fenster bis Januar nächsten Jahres ausgebucht<br />
ist. Also wir sind schon länger wieder am Start, aber<br />
richtig los geht es erst jetzt.<br />
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Wie wird der Start in die neue Saison sein? Was<br />
erwarten Sie?<br />
Also für den <strong>Sommer</strong> mache ich mir keine großen Sorgen,<br />
da bin ich ganz entspannt. Wir machen den Musiksommer<br />
auf dem Marktplatz, so wie wir ihn kennen. Da<br />
freuen sich die Leute drauf, da werden sie rausgehen. Aber<br />
die Leute laufen uns nicht die Türen ein, es gibt schon<br />
eine Kulturentwöhnung. Wir müssen uns das Publikum<br />
zum Teil zurück-erarbeiten. Außerdem ist die Pandemie<br />
ja nicht weg. Mal sehen im Herbst, wie die Leute dann<br />
reagieren. Es bleibt spannend.<br />
Welche kulturellen Highlights wird es denn in diesem<br />
Jahr geben?<br />
Na, wie gesagt wieder den „Briloner Musiksommer“ vom<br />
14.07. bis 05.08., wie gehabt donnerstags und freitags<br />
auf dem Marktplatz. Dann haben wir zusammen mit<br />
Olsberg und Winterberg Ende September das Tanzprojekt<br />
„SauerlandHop“ auf den Weg gebracht. Und natürlich<br />
spielen wir im Oktober die Jazz-Nacht, seit sieben<br />
Jahren eine feste Größe in der Jazzszene. Zusätzlich<br />
gibt’s noch viele Veranstaltungen von Vereinen, Besucherring,<br />
Kulturverein „Kulibri“ und anderen, die wir in<br />
unserem Programmheft bündeln. Das kommt im Juni<br />
raus und läuft bis Mai nächsten Jahres. Und schließlich<br />
kommt noch das exzellente Programm und Angebot unseres<br />
Museums „Haus Hövener“ dazu. Es ist echt viel los<br />
bei uns.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 101
Thomas Mester und <strong>WOLL</strong>-Redakteur Andreas Melliwa<br />
kennen und schätzen sich schon seit langer Zeit<br />
Der Briloner Musiksommer (Fotoquelle: Brilon Kultour)<br />
Ihr Kulturbüro sitzt mit der „Briloner Wirtschaft und<br />
Touristik GmbH (BWT)“ unter einem Dach. Das ist<br />
kein Zufall…<br />
Nein, die Verzahnung mit Wirtschaftsförderung und<br />
Tourismus ist ganz wichtig. Wir sind natürlich städtisch,<br />
aber als GmbHs aus dem Rathaus ausgegliedert. Die Zusammenarbeit<br />
ist klar: Ich arbeite mit vielen Sponsoren<br />
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aus der Wirtschaft zusammen, die sich enorm engagieren.<br />
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Wir haben das Privileg, dass wir hier in Brilon eine starke<br />
Wirtschaftskraft haben. Na ja, und mit dem Tourismus<br />
ergeben sich natürlich auch viele Schnittmengen. Also<br />
das 3-Säulen-System, das passt schon, keine Frage.<br />
Mal ehrlich – hältst Du Dir manchmal auch die Ohren<br />
zu, zum Beispiel beim Briloner Musiksommer?<br />
Nee, ganz ehrlich nicht. Der Musiksommer ist ja für alle<br />
da: Es gibt Bands, die spielen deutsche Schlager, Rock<br />
‚n‘ Roll oder Folklore, aber es ist immer live und handgemacht.<br />
Sobald da Seele drin ist und die Akteure richtig<br />
Spaß haben, dann ist das für mich gut.<br />
Du hast ja selbst lange Zeit die Briloner Kulturszene<br />
aufgemischt, die Partyband „Amadeus“ mit Thomas<br />
Mester an den Drums und Gesang war legendär…<br />
…aber 40 Jahre waren dann auch genug. Unser ausverkauftes<br />
Abschlusskonzert im November 2019, also kurz<br />
vor Corona, war eine Punktlandung. Wir haben einen<br />
tollen Abschluss gehabt, den wollen wir uns nicht kaputtmachen.<br />
Also „Amadeus“ ist Geschichte. Außerdem<br />
habe ich ´ne Menge Leben zurückbekommen. Zum Beispiel<br />
samstags um 18 Uhr Sportschau gucken – ging<br />
früher ganz selten. Da waren wir schon mit der Band<br />
unterwegs oder beim Aufbau der Show. Aber klar, auf<br />
der Bühne in die bunte Lampe gucken, das vermisse ich<br />
schon ab und zu… ■<br />
102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
HUBERTAS ECKE<br />
Anke Kemper<br />
Tach zusammen.<br />
Die Wirtschaft und das Handwerk<br />
blühen. Auch in Brilon. Aufträge über<br />
Aufträge. Alles muss schnell gehen, damit<br />
die Termine gehalten werden können<br />
und wer einen Handwerkertermin<br />
hat, ist auf der Seite der Glücklichen.<br />
So auch Katharina, so heißt die nette<br />
Hausbesitzerin, deren Grundstück an<br />
meine derzeitige Weide, die ich mir<br />
mit einer Schafherde teile, grenzt. Ich<br />
bin wieder „ausgeliehen“ wegen der<br />
„Wölfe“. Keine Idee von mir, sondern,<br />
wie ja schon vor kurzem berichtet, von<br />
meinem Futtergeber.<br />
Für alle, die es an dieser Stelle noch<br />
nicht wissen: Mein Futtergeber nennt<br />
sich mein ‚Besitzer‘ und ich lasse ihn<br />
in seinem Glauben. Aber jetzt zurück<br />
zu Katharina, die mir übrigens täglich<br />
ein Leckerli zukommen lässt. Das<br />
alte Haus hat sie ja mit ihrer Familie<br />
fast komplett allein zu einem schicken<br />
Schmuckstück umgebaut. Aber jetzt<br />
muss schweres Gerät herbei, um dem<br />
Hang vor der geplanten Terrasse zu<br />
Leibe zu rücken. Der Mutterboden<br />
soll auf dem Grundstück bleiben – der<br />
Rest wird abgefahren. So lautet der<br />
Plan.<br />
An einem herrlich warmen Frühlingstag<br />
war es dann so weit. Letzte Anweisung<br />
von der Bauherrin und die<br />
Baggerschaufel grub sich in die Erde<br />
und legte behutsam den Mutterboden<br />
zur Seite. Das schöne Wetter nutzend,<br />
stellte die Bauherrin ihre Liege auf.<br />
Handy und ein Kaltgetränk auf dem<br />
Mauersims geparkt, schaute sie dem<br />
Einsatz des Baggers zu. Ob es den vielen<br />
Arbeitsstunden auf dem Bau oder<br />
dem monotonen Motorengeräusch der<br />
Baumaschine geschuldet war, konnte<br />
ich von meiner Wiese aus nicht erkennen,<br />
auf jeden Fall befand sich Katharina<br />
in kürzester Zeit im Reich der<br />
Träume.<br />
Ob es dem Terminstress geschuldet<br />
war oder dem Anblick der sich sonnenden<br />
Bauherrin konnte, ich ebenfalls<br />
nicht beurteilen, nur so viel: Der Baggerfahrer<br />
lud Schaufel um Schaufel auf<br />
den immer größer werdenden Hügel,<br />
der langsam aber stetig wuchs - nicht<br />
nur in die Höhe, sondern auch in die<br />
Breite. Ob es der durch den Schatten<br />
des Erdhügels nun fehlenden Sonne<br />
geschuldet war, oder die Bauherrin<br />
einfach nur ausgeschlafen hatte, mochte<br />
ich ebenfalls nicht einschätzen. Nur<br />
der blitzschnelle Sprung von der Liege<br />
und der Aufschrei der jungen Frau entlockte<br />
sogar mir ein: „Oh-oh!“. „Mein<br />
Handy...“ war stammelnd zu hören,<br />
denn da, wo vorhin noch ein kleines<br />
Mäuerchen stand, thronten jetzt mehrere<br />
Kubikmeter Mutterboden.<br />
Der Baggerfahrer war sichtlich kein<br />
Mann vieler Worte. Ein Sauerländer<br />
halt. Seine einzige Reaktion, als er<br />
sein Baufahrzeug verlassen hatte, war<br />
die Mütze absetzen, am Hinterkopf<br />
kratzen, Mütze aufsetzen und der Satz<br />
„Das kriegen wir wieder. Ruf einfach<br />
an!“ Dann stieg er wieder auf seinen<br />
Bagger und löffelte die Suppe aus, die<br />
er der Bauherrin eingebrockt hatte.<br />
Diese stand entschieden weniger entspannt<br />
mit ihrem Festnetztelefon in<br />
der Terrassentür und tätigte Anruf auf<br />
Anruf. Mit jedem Löffel war die Anrufmelodie<br />
deutlicher zu hören und<br />
nach der siebten Schaufelbewegung<br />
lag schließlich das sehnlich vermisste<br />
Mobiltelefon frei.<br />
Ich muss gestehen, der Mann beherrscht<br />
seinen Job! „Ich sach nix<br />
dazu“, war sein einziger Kommentar,<br />
der allerdings offenbar nicht so ganz<br />
der Wahrheit entsprochen hat. Am<br />
Abend war´s schon im halben Dorf<br />
rum und die andere Hälfte brauchte<br />
auch nicht lange auf diese Nachricht<br />
zu warten. Auch sieht man Katharina<br />
seit dieser Aktion nicht mehr im Dorf<br />
mit dem Handy in der Hand telefonieren.<br />
Aber ich halt mich daraus.<br />
Ach ja – Man möge es mir verzeihen,<br />
wenn ich mal wieder jemandem durch<br />
meine veröffentlichte Sichtweise zu nahegetreten<br />
bin, weil er sich hier wiedergefunden<br />
hat. Aber schließlich bin ich<br />
ja nur ein Sauerländer Esel. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 103
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WACHSEN AUS<br />
EIGENER KRAFT<br />
EGGER in Brilon blickt auf mehr als drei erfolgreiche Jahrzehnte zurück<br />
Das Werk Brilon im Hochsauerlandkreis wu r-<br />
de 1990 auf „grüner Wiese“ erbaut und hat<br />
sich in den vergangenen über 30 Jahren zu einem<br />
der größten Arbeitgeber in der Region entwickelt.<br />
Vom ersten Spatenstich bis heute ist das Betriebsgelände<br />
auf nunmehr 570.000 m² gewachsen und aus 250<br />
Mitarbeitern sind inzwischen 1.170 geworden.<br />
„Wir entwickeln uns seit 1990 vom regionalen Spanplattenwerk<br />
zu einem der strategisch wichtigsten Standorte<br />
der EGGER Gruppe. Heute sind wir ein vollintegrierter<br />
Stand ort mit Spanplatten- und MDF-Produktion sowie<br />
Veredelung, PP-Kantenfertigung, Digitaldrucktechnik,<br />
eigenem Sägewerk und Biomassekraftwerk“, so Martin<br />
Ansorge, kaufmännischer Leiter bei EGGER. Der Fokus<br />
richtet sich auf einen besonders nachhaltigen Einsatz von<br />
Ressourcen: vom Baumstamm bis zum fertigen Produkt<br />
werden alle Produktionsprozesse innerhalb des Werkes<br />
abgewickelt und die dabei entstandenen Restmaterialien<br />
wiederverwertet - zum Beispiel bei der Erzeugung von<br />
Strom im eigenen Biomassekraftwerk.<br />
Mehr für Mitarbeiter<br />
„Die wichtigste Ressource, wenn es um den Erfolg des<br />
Unternehmens geht, sind aber unsere Mitarbeiter. An<br />
unserem Standort bieten wir ihnen deshalb eine Reihe<br />
von Zusatzleistungen an wie attraktive Arbeitszeitmodelle,<br />
Altersvorsorge, sportliche Aktivitäten oder unser<br />
umfassen des Gesundheitsmanagement. Als familienfreundliches<br />
Unternehmen ist es uns außerdem ein besonderes<br />
Anliegen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestmöglich<br />
zu unterstützen“, so Martin Ansorge. Die starke<br />
Unterstüt z ung der Mitarbeiter spiegelt sich auch in einer<br />
Reihe an Fortbildungsmöglichkeiten wider. Der Belegschaft<br />
stehen von kompakten Trainings über duale<br />
Studiengänge bis hin zu langfristigen Ausbildungen viele<br />
Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung.<br />
Auch auf die starke Verbundenheit mit der gesamten<br />
Region Südwestfalen und zur Stadt Brilon ist man bei<br />
EGGER stolz. „Die Unterstützung sozialer Projekte ist uns<br />
sehr wichtig und wird durch die Initiative ‚EGGER läuft‘<br />
gefördert. Darüber hinaus unterstützen wir verschiedene<br />
Kulturangebote, um den Standort Brilon auch über die<br />
Arbeitszeit hinaus für unsere Mitarbeiter attraktiv mitzugestalten“,<br />
so Martin Ansorge weiter.<br />
Film erzählt die EGGER Geschichte<br />
Die Perspektiven der Mitarbeiter stehen auch im Unternehmensfilm<br />
von EGGER im Vordergrund. Dieser erzählt die<br />
facettenreiche Geschichte der EGGER Gruppe und wagt<br />
dabei einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und<br />
Zukunft. ■<br />
Hier geht’s zum Film:<br />
EGGER Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co.KG<br />
Im Kissen 19 · 59929 Brilon<br />
104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Mehr Technik.<br />
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DAS BESONDERE ERBE DER<br />
WILHELMINE HÖVENER<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Das Haus Hövener kann man nicht versetzen.<br />
Natürlich könnte man es translozieren, also in<br />
seine Einzelteile zerlegen und dann an anderer<br />
Stelle wieder aufbauen. Aber dann wäre es nicht mehr<br />
das gleiche. Denn dieses Haus ist mit ganz viel Heimatgefühl<br />
gefüllt und tief in Brilon verwurzelt..<br />
Dort, wo sich seit der Gründung der Stadt die alten Verkehrswege<br />
kreuzten, steht seit über 200 Jahren eine ringsum<br />
verschieferte Villa im klassizistischen Stil. Ihr Inneres wird<br />
getragen von Eichen aus den Wäldern rund um die alte Hansestadt.<br />
Das Haus hat schon sehr viele Menschen kommen<br />
und gehen sehen.<br />
Der Platz der Lehrerinnen<br />
Ebenfalls sein Vorgängerbau, das „Hospiz zum Heiligen<br />
Geist“. Dort wurden bedürftige Frauen unterstützt und gepflegt.<br />
Im 17. Jahrhundert wohnten und unterrichteten dort<br />
die beiden Lehrerinnen der Stadt, allerdings ausschließlich<br />
Mädchen. 1742, beim großen Brand von Brilon, wurde das<br />
Haus zerstört.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhundert entstand das heutige Haus.<br />
Die letzte Besitzerin war Wilhelmine Hövener. Sie war ebenfalls<br />
Lehrerin, zuletzt Studiendirektorin am Gymnasium Petrinum.<br />
Dinos im Fachwerkhaus<br />
Dinosaurier tummeln sich im Gewölbekeller des alten Fachwerkhauses.<br />
Am Tag ist noch nicht mal ein Knirschen ihrer<br />
uralten Skelette zu hören. Wie es aber „nachts im Museum“<br />
zugeht, kann sich jeder vorstellen, der den gleichnamigen<br />
Film kennt. Der Briloner Nachtwächter beginnt seine Führungen<br />
stets vor dem Eingang des Hauses. Wahrscheinlich<br />
drückt er stets ein Auge zu, wenn „Iguanodon” im Keller hinter<br />
ihm rumort.<br />
Ein umfangreiches Programm<br />
Am Tage faszinieren Museumspädagoginnen mit entsprechenden<br />
Programmen. Kinder und Jugendliche lernen in diesem<br />
besonderen außerschulischen Lernort mehr oder weniger<br />
spielerisch, auch digital, das Besondere ihrer Heimat kennen<br />
und schätzen. Mit einem Museumsbus können Schulklassen<br />
aus dem gesamten Altkreis Brilon zum Museum kommen.<br />
„Das Programm wird von den Schulen und auch Kindergärten<br />
sehr gerne angenommen“, so Winfried Dickel,<br />
Vorsitzender des Geschichtsvereins Semper – Idem<br />
und des fusionierten Vereins „Briloner Heimatbund<br />
– Semper Idem e.V.“<br />
Als Ergänzung zum Museumsbus gibt es die Azubitage. Ein<br />
Beitrag, um die Auszubildenden mit der Region bekanntzumachen,<br />
die Bindung herzustellen. Und es gibt noch viele<br />
weitere Angebote. Das Museum beschränkt sich dabei nicht<br />
nur auf die Kernstadt: „Durch das Geoparkportal beziehen<br />
wir den gesamten Geopark GrenzWelten von Marsberg bis<br />
Marburg und Fritzlar bis Winterberg mit ein”, so Winfried<br />
Dickel, “Die neueste Errungenschaft ist das Portal des ‚Geschichtserlebnisparks<br />
Brilon und die 16 Dörfer‘. Hier kann<br />
der Besucher durch Texte und Bilder erste Eindrücke jeden<br />
einzelnen Dorfes gewinnen und dann eventuell entscheiden,<br />
ob er dorthin einen Ausflug unternimmt. Großes Lob<br />
bekommen wir für das einmalige dreidimensionale Stadtmodell.<br />
Dieser Wissensspeicher ist weit und breit einmalig.<br />
Zudem haben wir auf den einschlägigen Plattformen Videobeiträge<br />
zur Geschichte der Region veröffentlicht. Diese<br />
wurden bereits 140.000-mal aufgerufen. Analog und digital<br />
ergänzen sich.“<br />
Vergangene Pracht, unvergangene Größe<br />
Das 1803 als Wohn- und Geschäftsbau errichtete Gebäude<br />
war seit 1816 im Besitz der alten Briloner Kaufmanns- und<br />
Gewerkenfamilien Kannegießer-Unkraut-Hövener.<br />
106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022
Winfried Dickel<br />
Geschichte modern dargestellt)<br />
So wohnte Wilhelmine Hövener<br />
Wilhelmine Hövener hat im Haus kaum etwas verändert.<br />
Treppen und Tapeten sind noch im Original. Unter dem<br />
zweigeschossigen Mansardendach ist noch immer das Lastenförderrad<br />
erhalten. Heute befindet sich auch eine alte<br />
Glocke unterm Dach, denn schließlich war Brilon einst eine<br />
bedeutende Glockengießerstadt.<br />
„Wenn Du den Schlüssel zum Haus<br />
Hövener umdrehst, öffnest Du<br />
zugleich die Herzen der Briloner“<br />
(Winfried Dickel)<br />
Die einstige Pracht des Hauses ist noch zu erkennen, wenn<br />
man die Bildergalerie im Salon zu betrachtet. Kaum noch etwas<br />
davon ist im Haus zu sehen. Die wertvollen Möbel und<br />
kostbares Porzellan hat Wilhelmine Hövener dem LWL-Freilichtmuseum<br />
in Detmold geschenkt. „Die Besucher des Museums<br />
Haus Hövener – Kinder wie Erwachsene - fasziniert<br />
vielmehr, wie bescheiden Wilhelmine Hövener lebte. “Sie<br />
hätte sich alles kaufen können”, berichtet Dickel, “So lebte<br />
Wilhelmine Hövener aber nicht, das war nicht ihre Art. Sie<br />
verschenkte ihr gesamtes Vermögen: Geld, Grundstücke und<br />
vieles mehr. Zum Schluss hatte sie noch das Haus direkt am<br />
Briloner Marktplatz, unser heutiges Museum. Dieses schenkte<br />
sie den Bürgern der Stadt und der Dörfer, indem sie die<br />
Stiftung Briloner Eisenberg und Gewerke einrichtete.“<br />
Wohltäter der Stadt<br />
Nicht nur einmal, sondern viele hunderte Male hat Winfried<br />
Dickel schon den Schlüssel zum Haus Hövener umgedreht.<br />
Er begleitete das Werden des Museums von Beginn an und<br />
hat - mit verschiedenen Unterstützern (Stadt Brilon, Hochsauerlandkreis,<br />
Geopark GrenzWelten, Leaderregion, Arbeitsgemeinschaft<br />
der Geschichts- und Heimatbünde im Altkreis<br />
Brilon, Land NRW, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung,<br />
Mitglieder des Fördervereins und Briloner Heimatbundes<br />
Semper Idem) - permanent an der Erfolgsgeschichte des Museums<br />
gearbeitet. Seit 2002 ist er Mitglied des Kuratoriums<br />
und seit 2013 Vorsitzender der Museumsstiftung. Winfried<br />
Dickel weiß er genau, was die Faszination des Hauses Höveners<br />
ausmacht: „Wer sich mit dem Haus und der Geschichte<br />
des Hauses und insbesondere mit den Familien Unkraut,<br />
Kannegießer, Hövener beschäftigt, erkennt schnell, dass zwar<br />
das Haus selbst die Faszination ausmacht, insbesondere ist es<br />
aber die Art und Weise, wie die Familien in Brilon lebten und<br />
wirkten.<br />
Die Familie hat die Post nach Brilon geholt, Familienmitglieder<br />
haben die verschiedensten öffentlichen Ämter bekleidet,<br />
sie waren Arbeitgeber und insbesondere Wohltäter. Darüber<br />
können heute noch zahlreiche Personen berichten. Mit anderen<br />
Gewerkenfamilien begründeten sie in ihrer Zeit über 400<br />
Jahre Wohlstand und Bedeutung der Stadt.<br />
Dankbare Verwalter<br />
Dickel ist begeistert, dass er von Beginn an seine Ideen einbringen<br />
konnte, ganz nach seinem Wahlspruch „Heimat ist<br />
das, was man daraus macht“. Und er freut sich darüber, dass<br />
die Damen des Museumsteams um Museumsleiter Carsten<br />
Schlömer jeden Tag mit Begeisterung bei der Sache sind.<br />
Nicht zuletzt ist er Wilhelmine Hövener dankbar: „Sie hat<br />
durch ihre Großzügigkeit das Geschichtsbewusstsein und ein<br />
Gefühl für Brilon und die Region geweckt. Das war ihr besonderes<br />
Anliegen als letzter Vertreterin der Unternehmerfamilien<br />
Unkraut, Kannegießer, Hövener. Als ehemaliger Lehrerin<br />
würde es gefallen, dass ihr Haus ein Anziehungspunkt<br />
für alle Altersgruppen und Interessen ist.“<br />
Durch ihre Stiftung wirkt Wilhelme Hövener bis weit<br />
in die Zukunft und ganz tief in die Herzen der Briloner<br />
hinein. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 107
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