Hochgefühle 02 2022
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Seite 42<br />
HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS<br />
Systematik<br />
Hier werden nur die eigentlichen (österr.) Weitwanderwege<br />
beschrieben; zu den Hauptwander- und<br />
Fernwanderwegen sowie zur Via Alpina ein andermal<br />
mehr. Von den ursprünglich geplanten 12 überregionalen<br />
Weitwanderwegen wurden es letztlich nur 10:<br />
01 Nordalpenweg: Vom Bodensee (Bregenz) bis<br />
zum Neusiedler See (Rust) bzw. bis nach Perchtoldsdorf<br />
bei Wien; 1.260 km, durch die Bundesländer<br />
Vorarlberg, Tirol, Salzburg, OÖ, Steiermark, NÖ, Burgenland;<br />
Teilstück des E 4; Landschaften: Lechtaler<br />
Alpen, Hochkönig, Dachstein, Wienerwald u. v. a.<br />
Weitwandern<br />
in Österreich<br />
Weitwanderkreuz<br />
zwischen dem<br />
Freiberg und dem<br />
Jauernik-Plateau<br />
Foto: V. Wulz<br />
Das Wandern – auch das Weitwandern – erfreut sich zunehmender Beliebtheit.<br />
Europaweit, ja weltweit, gibt es ein dichtes Netz von Weit- und<br />
Fernwanderwegen, Pilgerwegen, Themenwegen, Rundwanderwegen,<br />
Freundschafts- und Friedenswegen.<br />
<strong>02</strong> Zentralalpenweg: Von Feldkirch bis Hainburg;<br />
1.270 km, zum Teil hochalpin, durch die Bundesländer<br />
Vorarlberg, Tirol, Kärnten, Salzburg, Steiermark,<br />
Burgenland, NÖ; Teilstück des E 5 und der Via Alpina;<br />
Landschaften: Ötztaler Alpen, Nationalpark Hohe Tauern,<br />
Nationalpark Sölktäler, Nationalpark Donau Auen,<br />
u. v. a.<br />
03 Südalpenweg: Von Bad Radkersburg bis nach Silian<br />
bzw. bis nach Bozen; 660 km, durch die Bundesländer<br />
Steiermark, Kärnten, Tirol; Teilstück des E 10; Landschaften:<br />
Karawanken, Karnische Alpen u. v. a.<br />
Entstehung<br />
Ökonomische und eschatologische Gründe, also die<br />
Sehnsucht nach Neuem, nach einem besseren Leben<br />
im Diesseits und/oder im Jenseits, sind wohl<br />
die Triebkräfte für Vaganten- und Wallfahrten zu allen<br />
Zeiten (gewesen): „Fahrendes Volk“ allüberall,<br />
oft mit „Stab und Ordenskleid“: Hausierer, Händler,<br />
Handwerksgesellen, Studenten, Bettler, Musikanten,<br />
Gaukler, Pilger, Missionare, Flüchtlinge ...<br />
Ein neues, der Natur zugewandtes Lebensgefühl<br />
des aufstrebenden (Bildungs-)Bürgertums im 19.<br />
Jahrhundert führte dann zur Erforschung und Erschließung<br />
der Berge durch alpine Vereine (Alpenverein,<br />
Touristenklub, Naturfreunde), zum Aufbau<br />
kommerzieller Bergführer-Organisationen und des<br />
Bergrettungswesens. Erschließung bedeutete den<br />
Bau von Wegen, zuerst zum Zwecke des Baues von<br />
Schutzhütten, dann zu den umliegenden Gipfeln und<br />
schließlich als Verbindungswege von Hütte zu Hütte.<br />
So entstand ein weitläufiges, zusammenhängendes<br />
Wegenetz, die wichtigste Voraussetzung für die<br />
Schaffung von Weitwanderwegen. Dieses neue Lebensgefühl<br />
förderte auch diese „Wege ins Freie“,<br />
weiters politische, künstlerische und gesellschaftliche<br />
Erneuerungsbewegungen wie die Neuromantik, die<br />
Reformpädagogik, den Jugendstil, die Wandervogelbewegung<br />
(„Aus grauer Städte Mauern ...“).<br />
Umsetzung einer Idee<br />
Die systematische Schaffung von Weitwanderwegen<br />
begann in Deutschland in den 60er und 70er Jahren,<br />
also vor ca. 50 bis 60 Jahren, und breitete sich alsbald<br />
über ganz Mittel- und Westeuropa aus.<br />
Als ältester Weitwanderweg Österreichs gilt der 1908<br />
vom Böhmerwaldbund als „Kammweg“ geschaffene,<br />
1960 offiziell als „Nordwaldkammweg“ bezeichnete<br />
Weg vom Dreisesselberg (1.332 m) im Nationalpark<br />
Šumava über das nördliche Mühlviertel bis zum<br />
Grenzübergang Pyhrabruck bei Gmünd im Waldviertel,<br />
162 km, später – nach dem Fall des „Eisernen<br />
Vorhangs“ – erweitert um die Varianten II und III. Seit<br />
1973 ist er Teil des Europäischen Fernwanderweges<br />
E 6 von Finnland bis Griechenland.<br />
Eine glückliche Fügung führte im ÖAV zur Bildung einer<br />
äußerst ambitionierten und motivierten Arbeitsgemeinschaft<br />
(AG) zur Erstellung eines „Generalplanes“<br />
für die Schaffung eines Weitwander-Wegenetzes in<br />
Österreich. Dies erschien zum Zwecke eines durchdachten,<br />
alle wesentlichen Gebietsteile Österreichs<br />
abdeckenden Wegenetzes dringend geboten. Zu<br />
nennen sind hier die Mitglieder dieser AG: Allen voran<br />
Ministerialrat Dr. Robert Wurst als Sonderbeauftragter,<br />
DI Kurt Mayer (Verwaltungsausschuss, jetzt Bundesausschuss<br />
– BA), DI Helmut Feix (Obmann des<br />
Sektionsverbandes – SV OÖ und Obmann der Sektion<br />
Freistadt), DI Werner Rachoy (Obmann des SV NÖ)<br />
sowie Dr. Alfred Desatz (Obmann des SV Salzburg).<br />
Dazu kamen so wichtige Mitwirkende wie Univ.-Prof.<br />
Dr. Hans Kinzl, Gletscherforscher und (Ehren-)Vorsitzender<br />
des ÖAV, der Bildhauer Carl Hermann, der<br />
steir. SV-Obmann Franz Gasparics und der Wegereferent<br />
der Sektion St. Pölten, Franz Groissböck.<br />
04 Voralpenweg: Vom Kahlenberg über Salzburg<br />
und Südbayern (Maximiliansweg) bis zum Bodensee;<br />
870 km, durch die Bundesländer Wien, NÖ, OÖ,<br />
Salzburg, Vorarlberg; Teilstück des E 4 und der Via<br />
Alpina; Landschaften: Wienerwald, Berchtesgadener<br />
Land u. v. a.<br />
05 Nord-Süd-Weg: Von Nebelstein bis Eibiswald;<br />
520 km, durch die Bundesländer NÖ, OÖ, Steiermark<br />
und Kärnten; Teilstück des E 6 und der Via Alpina;<br />
Landschaften: Waldviertel, Wachau, Ötscher, Koralpe,<br />
Steirisches Weinland u.v.a.<br />
06 Mariazellerwege: Sternförmige Pilgerwege aus<br />
den Bundesländern (außer Tirol und Vorarlberg) nach<br />
Mariazell; insgesamt 1.300 km;