StadtmagazinCloppenburg44
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9. Jahrgang<br />
Ausgabe 44 | Juni/Juli 2022 | kostenlos<br />
LEBENSSTILE<br />
STADTGESCHICHTEN<br />
UNTERWEGS
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BLICKPUNKT AUF WERTE<br />
Es ist nicht erst seit heute so, dass wir, und damit ist die gesamte<br />
zivilisierte Gesellschaft gemeint, dass wir auf der Suche<br />
nach Werten sind. Nach einer erneuten Aufklärung vielleicht,<br />
nach Antworten, die uns Anhaltspunkte liefern können, zum<br />
Verständnis dessen, was um uns herum geschieht und was<br />
uns ständig vor noch mehr Fragen stellt. Deren Antworten<br />
wir nicht kennen können, weil alles bisher erlebte in keinem<br />
Verhältnis dazu steht und weil wir nicht die Zeit hatten auch<br />
mal hinter die Kulissen unserer „schönen-tollen-schnellen-satten-glitzernden-achsoschicken-Welt“<br />
zu schauen. Darüber<br />
nachzudenken, was wir tun könnten, um diese Oberflächlichkeit,<br />
diese Inhaltsleere ins Gegenteil zu verkehren.<br />
Tatsächlich, weil wir keine Zeit hatten oder fanden wir selbst<br />
uns so wichtig und toll, dass ein „in medias res“ gar nicht nötig<br />
war?<br />
Nein, wie wenig „toll“ ich bin und wie dringend die Auseinandersetzung<br />
mit meinem Ich ist, diese Erkenntnis bekam<br />
ich unerwartet geliefert. Beim Tee mit Bernhard Meemken<br />
senior in Gehlenberg, wohin ich mich eingeladen hatte, um<br />
ein Portrait zu recherchieren. Er war mir als beeindruckender<br />
Mann geschildert worden, in der Art, dass seine Lebenserfahrungen<br />
einen Gutteil persönlicher Eindrücke erweitern,<br />
bestätigen oder ad absurdum führten. „Man muss ihm nur<br />
zuhören…“ Dazu hatte ich das Glück nun schon mehrfach,<br />
denn die Lebensgeschichte dieses Mannes ist schier endlos<br />
– was seine eigenen Lehren daraus angeht, die er gerne erzählt,<br />
obwohl er das ganze Bild lieber kleiner, bescheidener<br />
halten möchte. Wie er das Erbe seines Vaters übernommen<br />
und es zu einem Unternehmen aufgebaut hat, das er vor<br />
wenigen Jahren, gerne und guten Gewissens seinen Söhnen<br />
übergeben konnte.<br />
Natürlich ist all dies nicht einfach so geschehen und am<br />
liebsten würde Meemken senior ohnehin über die Partner<br />
und Wegbegleiter, über seine Frau Elisabeth und seine Familie<br />
sprechen, doch ist der Stolz auf sein Lebenswerk auch<br />
nicht zu übersehen. Der Mann steht zu dem, was er getan<br />
hat und weil nichts davon anrüchig war, lässt er sich gerne<br />
auf Fragen ein – in dessen Antworten dann das geschieht,<br />
was die eingangs angesprochene Suche nach echten Werten<br />
ohne ein anfänglich weiteres Zutun auslöst. Beginnen lässt.<br />
Ja, sogar forciert. Bernhard Meemken Senior ist keiner, der<br />
sich dahinstellt und Heilsparolen verkündet. Vielmehr gibt<br />
er mit der Schilderung seines Lebens Antworten gibt auf die<br />
eigenen Fragen. Auf meine, auf Ihre, auf Deine… Man muss<br />
ihm nur zuhören (dürfen) – das Portrait wird im nächsten Magazin<br />
erscheinen.<br />
Bernhard Meemken senior<br />
Ulla Schmitz<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Editorial<br />
3
INHALT<br />
6 26<br />
Bürgerstiftung Cloppenburg<br />
Dr. Torsten Walter Müller<br />
Blickpunkt auf Werte 3<br />
Bürgerstiftung Cloppenburg 6<br />
Stadtgeschichte: Ritzerei – Fillerei 10<br />
Mäppchen, Brotdose & Turnbeutel dabei? 13<br />
Sommergärten: Wohlfühloasen 14<br />
Verlosung: 365 Tage Fitness – der ultimative Trainingsguide 16<br />
Vom Güterschuppen zur Kunsthalle 17<br />
Christiane Priester – After Vote Talk 20<br />
Durch die Zeiten: 100 Jahre Museumsdorf 22<br />
Dr. Torsten Walter Müller: „Die dunkle Wolke schieben wir jetzt weg…“ 26<br />
Buchtipp: Bonjour Saint-Ex! 27<br />
Cloppenburger Aussichten & Ansichten 28<br />
Die Umwelt begreifen… 30<br />
Bodyshaming ist out! 31<br />
Gedanken: Talent, Genialität und harte Arbeit 34<br />
Dorothea Raker 36<br />
Buchtipp: Unterwegs: Camping Logbuch 37<br />
4<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Inhalt
20<br />
Christiane Priester<br />
56<br />
Futterkiste bauen<br />
44 Thülsfelder<br />
Talsperre<br />
Auf der Suche nach meinem Großvater 38<br />
Sartorius: Magie des Feuers 39<br />
Autohaus Paul Lüske: Bestnoten und niedliche Alpakas 40<br />
Von Tropen-Helmut und einem Doppelleben 42<br />
Unterwegs: Thülsfelder Talsperre 44<br />
5 Kräuter-Gin – selbstgemacht! 48<br />
Reise: Durch das Land der Skipetaren 50<br />
Hörgerät – was erwartet mich? 53<br />
Portrait: Sonja Schmidt 54<br />
Drees Orthopädieschuhtechnik 55<br />
Selbst gebaut – Eichhörnchen-Vogel-Futterkiste 56<br />
Veranstaltungen: Stadthalle 58<br />
Buchtipp: Ihr macht uns krank 58<br />
Sehnsucht Sonne 59<br />
Unterwegs: Straße der Megalithkultur 60<br />
Wohnzimmer Open Air 64<br />
Buchtipps: Eine Bibliothek in Paris… & Zwischen Kirche und Kiez 65<br />
Impressum & Notrufnummern 66<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Inhalt<br />
5
REPORTAGE<br />
…das Logo der Bürgerstiftung stellt gleichzeitig den Anspruch dieses Zusammenschlusses<br />
Cloppenburger Unternehmer und Privatpersonen dar – das, was die Stadt<br />
als Gemeinsamkeit ausmacht und was man DAMIT und DAFÜR erreichen will.<br />
Text // Ulla Schmitz<br />
Cloppenburg ist so wie seine Bürger, echt und auf dem<br />
Boden geblieben. Da wird sich mit der Stadt identifiziert,<br />
ohne groß darüber zu reden. Was in der Vergangenheit<br />
zur Folge hatte, dass der Wert dieser homogenen<br />
Gesellschaft, nämlich der Gemeinsinn der Cloppenburger,<br />
leicht übersehen wurde. Nicht jedoch von einigen Persönlichkeiten<br />
der Stadt, denen es daran lag diese Solidarität<br />
sichtbar zu machen, zu bündeln und füreinander einzusetzen.<br />
Mit Ideen von Cloppenburgern für Cloppenburger.<br />
Möglichst alle Bürger an einen „gemeinsamen Tisch“ zu<br />
bekommen. Um das Zusammengehörigkeitsgefühl auch<br />
sichtbar zu machen, indem man sich näher kennenlernt<br />
oder zumindest schon mal begegnet ist. Und – um zu erfahren,<br />
was möglich ist und für wen. Also verwandelte man<br />
den symbolischen Tisch in tatsächliche Aktionen – doch<br />
bevor es so weit war, fanden sich die Initiatoren zusammen.<br />
Zur Gründung der Bürgerstiftung Cloppenburg, am 26. November<br />
2009.<br />
Es war Heinz-Josef Imsiecke (†), der mit seiner Unterschrift<br />
für die Satzung der Bürgerstiftung Cloppenburg den Anfang<br />
für dieses ungewöhnliche und beachtenswerte ehrenamtliche<br />
Engagement setzte. Zuvor waren er und Dr. Jürgen Fortmann<br />
in der Stadt unterwegs gewesen, um ihnen bekannte<br />
Privatpersonen und Unternehmer so von dem Projekt zu<br />
überzeugen, dass sie als Stifter von Anfang an dabei sein<br />
würden. 57 Personen waren es an jenem Novembertag 2009<br />
in der Bauernschänke Wienken an der Löninger Straße. Sie<br />
alle hatten die Beitrittssumme von 1.435 Euro beziehungsweise<br />
575 Euro für unter Dreißigjährige entrichtet.<br />
Zu der Zeit setzte sich der Stiftungsvorstand zusammen<br />
aus<br />
Elisabeth Terwelp, Heinz-Josef Imsiecke, Dr. Jürgen<br />
Fortmann, Heinz-Georg Kuper und Dr. Aloys Klaus<br />
Kuratoriumsvorsitzende war Angela Thomas<br />
Ihr folgte auf dem Posten Andreas Hagen, während<br />
heute Hans-Jürgen Werrelmann den Vorsitz des Kuratoriums<br />
einnimmt.<br />
Vorstand 2021 (v.l.): Tobias Vaske, Andrea Rausch,<br />
Alexander Rolfes, Elisabeth Terwelp, Irene Wernsing<br />
Der heutige Vorstand setzt sich zusammen aus Andrea<br />
Rausch, Elisabeth Terwelp, Irene Wernsing, Alexander<br />
Rolfes und Tobias Vaske<br />
6<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage
Feier zum 10-jährigen Bestehen der Bürgerstiftung Cloppenburg<br />
An dieser Summe – die verglichen mit den Beitrittsbeträgen<br />
zu anderen Stiftungen sehr gering ist – hat sich bis heute<br />
nichts verändert und wird es auch nicht, damit jeder der will,<br />
sich dem Kreis der momentan etwa 150 Stifter anschließen<br />
kann. Wirklich jede und jeder, denn der Betrag lässt sich<br />
selbstverständlich auch in Raten zahlen. Selbstverständlich,<br />
weil die Bürgerstiftung Cloppenburg kein elitärer „Verein“ ist<br />
und es darum weder komplizierte Aufnahmekriterien oder<br />
personifizierte Empfehlungen und geheime Abstimmungen<br />
gibt. Es wird keine Stifterin, kein Stifter in spe abgelehnt. Weil<br />
man gemeinsam aus Cloppenburg heraus für Cloppenburg<br />
da sein will und so an einem Strang zieht zur<br />
• Förderung von Jugend- und Altenhilfe,<br />
• von Kunst und Kultur<br />
• sowie einer gezielten Kriminalprävention und dem<br />
• bürgerschaftlichen Engagement zugunsten gemeinnütziger<br />
und mildtätiger Zwecke in der Stadt Cloppenburg.<br />
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen,<br />
dass sämtliche Aktivitäten der Bürgerstiftung Cloppenburg<br />
sich ausschließlich auf Projekte innerhalb Cloppenburgs<br />
beziehen. Dafür ist man angetreten und seit nunmehr fast<br />
13 Jahren präsent. Erfolgreich, wie die zahlreichen Aktionen<br />
und ihre Erfolge beweisen. Nehmen wir zum Beispiel<br />
die Ehrenamtsagentur, die als „Tochter“ der Bürgerstiftung<br />
entstanden ist, sich mit dieser Reputation und dem Back-up<br />
aus der Bürgerstiftung so stark etablieren konnte, dass sie<br />
seit 2021 eine eigenverwaltete Organisation darstellt. Ein<br />
anderes neueres Beispiel ist die Anschaffung der Rikschas,<br />
in denen unsere Senioren auf sehr exklusive Weise wieder<br />
mobil sind. Bemerkenswert auch, wir die Bürgerstiftung zur<br />
Pony AG kam oder wie „Control yourself“, das Anti-Sucht<br />
Programm für Jugendliche ab der 8. Schulklasse funktioniert<br />
sowie die finanziellen Unterstützungen zum Aufbau der Kreativ-Werkstatt<br />
im St. Augustinus Kindergarten einerseits und<br />
der Paul-Gerhardt-Schule zum gleichen Zweck und und und<br />
– wir werden in den nächsten Stadtmagazinen jeweils und<br />
ausführlich darüber berichten.<br />
Wie auch über die Veranstaltung anlässlich des 10-jährigen<br />
Bestehens im Dorfkrug im Museumsdorf, die von der Bürgerstiftung<br />
Cloppenburg zum „Gänse-Essen“ ausgerichtet<br />
war und von wo aus Spenden im Wert von über 17.000 Euro<br />
direkt dem St. Vincenzhaus zugutekamen. Ähnlich ereignete<br />
sich das auch jüngst, als in der Kanzlei Mählmeyer & Partner<br />
eine Reihe von Künstlern ihre Werke „vergünstigt“ verkauften,<br />
die Differenzen zu den tatsächlichen Preisen jedoch als<br />
Spende an die Bürgerstiftung gingen: Mehr als 11.000 Euro,<br />
die für die neuesten Cloppenburger bereitgestellt wurden<br />
– geflüchtete Ukrainer, Frauen, Kinder und Männer. Für<br />
Deutschkurse eingesetzt vom neu gegründeten Verein “Vita<br />
– stronger together for freedom and peace“, aus dessen Reihen<br />
man übrigens erfährt, dass die Kurse so schnell belegt<br />
waren, dass man auf weitere Kursleiter- und Räumlichkeiten<br />
angewiesen war und ist. Und dass noch Geld für Ausflüge<br />
übrigbleibt, dafür sorgen Neuzugänge in den Bürgerstiftung<br />
Cloppenburg und natürlich Spenden. Schließlich sind die<br />
Zinsen des mündelsicher angelegten Stiftungskapitals genauso<br />
minimal wie bei wohl fast jedem Konto.<br />
Ich bin Stifterin, weil<br />
ich mich in meiner<br />
Stadt Cloppenburg<br />
sehr wohl fühle und<br />
etwas von dem, was<br />
ich hier an Gutem<br />
erhalten habe, gerne<br />
zurückgeben möchte.<br />
Elisabeth Terwelp<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />
7
Apropos Spenden: Da ist jede Summe und sei sie noch so<br />
gering, herzlich willkommen, und da sie auch zweckgebunden<br />
entrichtet werden kann, ist ihr Nutzen für die Spenderin<br />
oder den Spender exakt nachvollziehbar. Wie es seit Mai 2021<br />
geschehen ist, nachzulesen in der MT im September 2021:<br />
Bürgerstiftung organisiert gespendete Mahlzeiten / Anonymer<br />
Cloppenburger finanziert Obdachlosen täglich ein Essen<br />
Ganz Cloppenburg wirkte unter der „Corona-Glocke" wie erstarrt.<br />
Doch im Stillen wuchs die Hilfsbereitschaft. Mitten im<br />
Lockdown hat die Bürgerstiftung mit Hilfe eines anonymen<br />
Spenders begonnen, wohnungslosen Menschen eine warme<br />
Mahlzeit zu servieren. Seit Mai beköstigt Küchenchef Bernd<br />
Höne mit seinem Team aus Schäfers Bistro jede Woche zwei Mal<br />
zehn bis 15 Menschen in der städtischen Obdachlosen-Unterkunft<br />
an der Sevelter Straße.<br />
Heiner Kuper<br />
Mit abwechslungsreichen, gesunden Mahlzeiten und so<br />
lange bis die 5.000 gespendeten Euro aufgebraucht waren.<br />
Und dass das Budget danach wieder aufgefüllt wurde – eindeutiger<br />
kann der Sinn der Bürgerstiftung Cloppenburg<br />
nicht verstanden und umgesetzt sein. Und auch nicht respektvoller,<br />
den Schwachen unserer Gesellschaft gegenüber.<br />
Denn die Bürgerstiftung ist für alle da, und möglichst auch<br />
von allen.<br />
Dass da noch Luft nach oben ist, ist kein Phänomen, könnte<br />
jedoch gerade im Sinne der Stiftung – also mit Blick und<br />
im Sinne aller Cloppenburger – eifriger unterstützt werden.<br />
Die Möglichkeiten dazu sind ebenso vielfältig wie die Ideen,<br />
die an die Bürgerstiftung herangetragen werden. Da geschieht<br />
vieles auch im Stillen und unter Nutzung des recht<br />
bedeutenden Netzwerkes, doch ist dies nicht die Intention<br />
der Bürgerstiftung. Schließlich sollen alle Cloppenburger<br />
darum wissen und konsequenterweise auch dabei sein, weil<br />
alle dazu gehören (sollen).<br />
Wie damals 2013, als am Vormittag eines verkaufsoffenen<br />
Sommersonntags in der Innenstadt Cloppenburgs die<br />
„längste Frühstückstafel der Welt“ aufgebaut worden war.<br />
Von den Stiftern und zahlreichen freiwilligen Helfern, voller<br />
Elan und einladend für die vielen Besucher, die erwartet wurden.<br />
Da standen fast zahllose Brötchentüten – mit den Namen<br />
der Sponsoren bedruckt und von Malcharek Cloppenburg<br />
gespendet, gepackt mit Brot und Brötchen von Bäckern<br />
aus ganz Deutschland sowie Marmelade, Käse und Wurst aus<br />
der Region – bereit zum Kauf durch die Besucher der „längsten<br />
Tafel“… Wobei daraus nichts wurde, denn pünktlich um<br />
08:00 Uhr zur Eröffnung des Events, begann es so nachhaltig<br />
zu regnen, dass zum fröhlich um den langen Tisch herumsitzen,<br />
miteinanderschnacken und sich kennenlernen, nicht<br />
die geringste Chance bestand. Übrigens gehörte es zur Ironie<br />
dieser Geschichte, dass der Regen wie auf Kommando<br />
um 13:00 Uhr aufhörte: Zur Öffnung der verkaufsoffenen<br />
Geschäfte. Glücklicherweise sind die meisten Brötchentüten<br />
abgeholt und damit auch bezahlt worden, so dass den<br />
avisierten sozialen Projekten dann doch ein beträchtlicher<br />
Betrag zugutekam.<br />
Das „um den Tisch herumsitzen“, miteinander reden und<br />
sich kennenlernen sollte dann im Sommer 2016 endlich wahr<br />
werden. Im Stadtpark, der schick und komfortabel zu einem<br />
Bürgercafé umgestaltet war – wieder mit unfassbar viel Engagement<br />
der Bürgerstifter und ihren Helferinnen und Helfern.<br />
Kaum aber, dass die ersten Kuchenstücke auf den ersten<br />
mitgebrachten Tellern aufgelegt waren, begann es pünktlich<br />
um 14:10 Uhr zu regnen. Nun ja, dann regnet´s eben, dachten<br />
jene, die diesbezügliche Lehren aus 2014 gezogen hatten<br />
und spannten fröhlich ihre Regenschirme auf. Während die<br />
anderen mitsamt Musik, Tischen, Bänken, Kaffee, Tee und Kuchen<br />
und ebenso vergnügt ihren Teil des Bürgercafés in der<br />
Stadthalle aufbauten. Auch das typisch Cloppenburg: Ohne<br />
Probleme die Stadthalle einnehmen zu können. Klatschnass<br />
wie wir waren, triefend und ein wenig auch wie nasser Hund<br />
riechend, aber so quietschfidel im Miteinanderschnacken<br />
und Kennenlernen, dass der Sinn des Festes nicht optimaler<br />
gefeiert werden konnte. Und als später auf dem Platz noch<br />
getanzt wurde, kamen „die aus dem Stadtpark“ natürlich<br />
dazu – es regnete ja auch nicht mehr!<br />
Als echte Cloppenburgerin fühle<br />
ich mich nicht nur der Tradition<br />
unserer Stadt verpflichtet, sondern<br />
ebenso dem Morgen –<br />
in und für Cloppenburg!<br />
Darum bin auch ich<br />
Bürgerstifterin, denn<br />
nichts liegt mir in<br />
diesem Zusammenhang<br />
näher.<br />
Ute Schlömer<br />
8<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage
können bei besonderen Zielen auch länger<br />
dauern oder verkürzt werden.<br />
• Wir bieten Menschen eine Plattform für ehrenamtliches<br />
Engagement. Unbürokratisch und professionell verbinden<br />
wir Menschen, die Hilfe brauchen mit Menschen,<br />
die helfen wollen. Wir ermutigen zum Engagement und<br />
fördern dieses.<br />
• Durch eigene Projekte generieren wir Fördermittel und<br />
steigern unseren Bekanntheitsgrad.<br />
• Wir möchten alle Bürgerinnen und Bürger zur Mitwirkung<br />
anregen und sie ermutigen, sich mit Zeit, Geld und<br />
Ideen für unsere Stadt einzusetzen.<br />
Nasen im Wind – Rikschatouren für Senioren<br />
Diesen Spaß und viele neue gute Bekannte verdanken wir<br />
der Bürgerstiftung Cloppenburg – doch warum ist uns der<br />
Begriff eher abstrakt, als dass wir eine bedeutende Anzahl<br />
sozialer Projekte der Stadt richtigerweise direkt damit verbinden?<br />
Weil ihre Existenz und ihr Engagement so selbstverständlich<br />
geworden sind?<br />
Getreu ihrem Leitbild:<br />
WER WIR SIND<br />
• Wir sind eine gemeinnützige, mildtätige Stiftung von<br />
Bürgern für Bürger, die sich fördernd und operativ für<br />
das Gemeinwohl in Cloppenburg einsetzen.<br />
WIE WIR ARBEITEN<br />
• Wir sind offen für die Anliegen aller Bürgerinnen und<br />
Bürger in unserer Stadt. Wir wissen, was die Menschen<br />
in Cloppenburg bewegt, greifen gesellschaftliche relevante<br />
Themen auf und übernehmen Verantwortung.<br />
• Wir sind wirtschaftlich, parteipolitisch und weltanschaulich<br />
unabhängig. Wir wollen kommunale Pflichtaufgaben<br />
nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen.<br />
• Wir sind transparent in unseren Strukturen und engagieren<br />
uns ehrenamtlich für ein lebenswertes Cloppenburg.<br />
WAS WIR TUN<br />
• Wir fördern und finanzieren Projekte im sozialen und<br />
kulturellen Bereich. Wir setzen Schwerpunkte bei der<br />
Bildung und Erziehung und dem Miteinander der Kulturen<br />
und Generationen.<br />
…sich für unsere Stadt einzusetzen, für die Cloppenburger.<br />
Denn niemand weiß besser, wie sehr sich das lohnt. Darum:<br />
Mitmachen in auf der Bürgerstiftung die Passagiere. Cloppenburg! Selbst<br />
eine Stifterin, ein Stifter werden! Wenn schon nicht aus purem<br />
Hilfsbedürfnis, so doch aus dem Bewusstsein heraus,<br />
dass möglicherweise Ihr Kind den intakten Werkraum in der<br />
Schule „für sich entdeckt“ oder dass auch Ihre ältere Verwandtschaft<br />
und Freunde mit anderen Cloppenburger Senioren<br />
sich bei einer Rikschatour so richtig gut amüsieren oder<br />
dass wir uns in diesem Sommer wieder zum Bürgercafé im<br />
Stadtpark treffen. Seit 2018, als es nicht regnete, wissen wir,<br />
dass Sonnenschirme gebraucht werden. Kein Problem, „die<br />
von der Bürgerstiftung“ und haben los geht‘s. sie schon längst organisiert<br />
und alles andere auch im Blick.<br />
Es mag sein, dass die Corona-Zeit unsere Blicke, die der<br />
Bürger, abgelenkt haben von der Relevanz der Bürgerstiftung.<br />
Dabei sind die Felder für effiziente soziale Engagements<br />
zahlreicher und größer geworden. Die Bürgerstiftung<br />
Cloppenburg sieht sich dafür zuständig und bietet das Forum<br />
dafür. Zum Miteinander füreinander.<br />
www.buergerstiftung-clp.org<br />
Wir nehmen da auf jeden Fall Rücksich<br />
Wir und alle ehrenamtlichen Fahrer<br />
freuen sich sehr, dass diese tollen Fah<br />
nun angeboten werden können.<br />
Einfach schnell einen Termin buchen ..<br />
Viel Spaß dabei!<br />
Spendenaktion im April 2022 zugunsten ukrainischer Flüchtlinge<br />
in Cloppenburg<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />
9
STADTGESCHICHTE<br />
RITZEREI – FILLEREI<br />
Verfemt, vereinsamt, aber vermögend!<br />
Text & Fotos // Ludwig Middendorf<br />
Wer von der Resthauser Straße ausgehend dem Ritzereiweg folgt, gelangt schließlich<br />
über den Fußweg „Auf der Fillerei“ auf den Wanderweg entlang der Soeste. Dieser<br />
Name erinnert an ein altes Handwerk, das dort betrieben wurde, an das des Fillers<br />
nämlich, des Abdeckers.<br />
Fillen, das bedeutet im Plattdeutschen „abhäuten“ und<br />
der letzte Mann, der diese Tätigkeit in Cloppenburg ausübte,<br />
hieß Friedrich Ritz. Vermutlich hätte er sich nie träumen lassen,<br />
dass nach ihm nicht nur eine Straße, sondern ein ganzes<br />
Wohngebiet benannt werden würde. Womit er auf der gleichen<br />
Liste von Cloppenburger Persönlichkeiten steht, wie<br />
Dechant Hackmann und Prälat Morthorst oder Bürgermeistern,<br />
wie Winkler, Feigel und Heukamp.<br />
Dabei war Friedrich Ritz alles andere als ein angesehener<br />
Mann! Galt der Beruf des Fillers doch als unehrenhaft und<br />
demzufolge musste die Familie Ritz weitab von der Stadt und<br />
fern von den nächsten Nachbarn leben und arbeiten. Dort,<br />
wo heute schmucke Bungalows mit parkartigen Gärten eine<br />
begehrte Wohnlage bilden, gab es zu Ritz` Zeiten höchstens<br />
ein paar Wiesen. Ansonsten wurde diese Gegend vor zweibis<br />
300 Jahren von den Bürgern der Stadt gemieden.<br />
Eine von Cloppenburgs dunklen Geschichten<br />
Das Gebiet zwischen der Soeste und der Resthauser-Straße,<br />
heute bei Radfahrern beliebt, hat nämlich eine dunkle<br />
Geschichte. Diese wäre vermutlich längst vergessen, hätte<br />
nicht Professor Dr. Georg Reinke in dem Büchlein „Wanderungen<br />
durch das Oldenburger Münsterland“ Heft 5, das<br />
1927 erschienen ist, darüber etwas erzählt. Er, als Vechteraner<br />
hat damit an Begebenheiten erinnert, welche die Cloppenburger<br />
wohl eher vergessen wollten. Zwar kann die Stadt<br />
Cloppenburg, im Gegensatz zu anderen Städten, nicht mit<br />
historischen Gruselgeschichten über Hexen, Rattenfänger,<br />
Räuberbanden oder ähnlich sagenhaften Gestalten aufwarten,<br />
aber mit etwas Fantasie und historischem Hintergrundwissen,<br />
würde sich diese, damals völlig abgelegene Gegend<br />
für eine solche Geschichte durchaus eignen. Doch was hat<br />
diese allgemeine Ächtung mit der Fillerei, der Abdeckerei,<br />
auf sich?<br />
10<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte
Was soll daran gruselig sein?<br />
Nun, dazu muss man wissen, dass Friedrich Ritz und seine<br />
Vorgänger nicht nur mit der Abdeckerei betraut waren,<br />
sondern gleichzeitig das Amt des Scharfrichters ausübten.<br />
Sie besorgten also den Strafvollzug und da der für den Deliquenten<br />
noch vor dem eigentlichen Vollzug richtig gemein<br />
und schmerzhaft sein konnte – dann nämlich, wenn der<br />
arme Kerl noch vor seinem Leben etwa ein Ohr verlor, weil<br />
der Scharfrichter seinen Job nicht richtig machte – darum<br />
duldete man in Cloppenburg für einen solchen Strafvollzug<br />
keine Stümperei. Man erwartete von dem Scharfrichter nicht<br />
nur geeignete handwerkliche Fähigkeiten, sondern auch<br />
Kenntnisse der Anatomie. Er musste schließlich wissen, wo<br />
er das Schwert oder den Strang anzusetzen hatte, um den<br />
Verurteilten vom Leben zum Tod zu befördern. Für dieses<br />
Amt musste man sich bewerben und wer es erhielt, bekam<br />
für die einzelnen „Verrichtungen“ feste Gebühren. Für eine<br />
Hinrichtung durch Schwert oder Strang gab es 5 Reichsthaler<br />
(Rth), für Stäupen, Anstreichen, Brandmalen oder gar die<br />
vollkommene Tortur* erhielt er 3 Rth.<br />
Doch in einer kleinen Stadt mit ehrbaren Bürgern kamen<br />
Verbrechen, die solche Strafen nach sich zogen, eher selten<br />
vor. Von den Gebühren allein hätten die Scharfrichter<br />
also nicht leben können. Doch war der Scharfrichter, auch<br />
„Halbmeister“ genannt ja auch der Abdecker! Jedes krepierte<br />
Haustier, vom Hund bis zur Kuh, musste von ihm entsorgt<br />
werden. Denn den Bürgern der Stadt war es bei hoher Strafe<br />
verboten, eingegangene Tiere selbst verschwinden zu<br />
lassen. Was eine verständliche Regelung, darstellte, da jeder<br />
Haushalt sein Wasser aus dem eigenen Brunnen ziehen<br />
musste. Wer wollte da schon in der Nähe eine Kuh vergraben<br />
wissen!<br />
Für die Entsorgung der toten Tiere musste der Besitzer dem<br />
Halbmeister Gebühren zahlen, die er auch als Lohn behielt.<br />
Die Kadaver selbst wurden, so weit als möglich verwertet.<br />
Die Häute, aber auch Fett und Sehnen waren zu gebrauchen.<br />
Schließlich benötigte man Schmiermittel für die Radachsen<br />
und Nähmaterial für Leder. Das Abziehen der Häute und das<br />
Verscharren der Kadaver besorgten die Knechte des Abdeckers/Halbmeisters<br />
– sie wurden mit dem Wert des jeweiligen<br />
Felles entlohnt. Die Felle der Tiere waren ein wertvoller<br />
Rohstoff für die Gerber der Stadt und selbst Hundefelle fanden<br />
Abnehmer: So wird bezeugt, dass der Halbmeister alljährlich<br />
den Amtsleuten wie dem Drosten und Rentmeister<br />
ein Paar Handschuhe aus Hundsleder zu übergeben hatte.<br />
hatte er sich anatomische Kenntnisse, mit dem Wissen über<br />
Knochenbau und Blutbahnen zugelegt – wir sprachen schon<br />
im Zusammenhang der Tätigkeiten des Scharfrichters darüber.<br />
Das kam den Ärzten der damaligen Zeit fein zupass,<br />
befanden sie doch unter ihrer Würde, sich mit Wundbehandlungen<br />
und Knochenbrüchen zu befassen. Also wurde<br />
dem Abdecker die Verpflichtung auferlegt, in solchen Fällen<br />
Hilfe zu leisten. Heute wird man zu Recht fragen, wie Wundbehandlung<br />
und Abdeckerei unter hygienischen Gesichtspunkten<br />
unter einen Hut zu bringen sind. Doch da der Meister<br />
die dreckige Arbeit den Gehilfen überließ, mag er selbst<br />
sich die Finger wohl nicht so schmutzig gemacht haben.<br />
Alles in allem waren diese drei Einkunftsarten sehr einträglich,<br />
denn als 1730 der Scharfrichter Lamberg starb, soll man<br />
in seiner Wohnung erhebliche Menge an wertvollem Porzellan<br />
und Zinngeschirr vorgefunden haben. Ob Friedrich Ritz<br />
auch solche Reichtümer sein Eigen nennen konnte, ist vor<br />
dem Hintergrund, dass seine Familie 15 Kinder zählte, eher<br />
nicht anzunehmen.<br />
Mobbing, schon zu jener Zeit<br />
Doch so sehr die Arbeit des Halbmeisters der Gesundheit<br />
der Bevölkerung diente und mit einem gewissen Wohlstand<br />
verbunden war, galt der Beruf als unehrenhaft und er selbst<br />
und seine ganze Familie wurden nicht nur gemieden, sondern<br />
auch, heute würde man sagen, gemobbt. 1797 wurde<br />
die Wohnung des Abdeckers bei Cloppenburg zerstört und<br />
als sie wieder hergerichtet war, in Brand gesteckt. Als seine<br />
Frau verstorben war, weigerten sich die Nachbarn die Leiche<br />
auszukleiden und zu bestatten, wie es eigentlich zu den<br />
nachbarlichen Pflichten gehört hätte. Und als später eins der<br />
Kinder verstarb, hob der Vater selbst das Grab aus und außer<br />
der Familie folgte niemand dem Leichenzug.<br />
Übrigens, so schreibt Professor Dr. Georg Reinke, erging<br />
es anderen Berufen, wie dem des Amtsschließers und Gefängniswärters,<br />
ähnlich. Weil sich die Nachbarn 1766 weigerten,<br />
den verstorbenen Amtsschließer Deeken zu beerdigen,<br />
drohte man ihnen von Amtswegen eine Gefängnisstrafe an.<br />
Daraufhin erscheinen vermummte Gestalten und brachten<br />
die Leiche fort. Doch in dem frisch ausgehobenen Grab fand<br />
man später nur eine leere Salztonne. Wo der Leichnam verscharrt<br />
wurde, ist nie bekannt geworden.<br />
Wenn also die Endprodukte der Abdeckerei durchaus begehrt<br />
waren, die Arbeit selbst war mit viel Dreck und Gestank<br />
verbunden. Man wird wohl davon ausgehen dürfen, dass die<br />
Kadaver in Gruben verscharrt und mit viel Kalk bestreut wurden,<br />
um Geruch und Ungeziefer zu vermeiden und die Verwesung<br />
zu fördern.<br />
Die dritte Facette dieses Berufes<br />
Außer der Tätigkeit als Scharfrichter und Abdecker hatte<br />
der Halbmeister allerdings noch eine dritte Einnahmequelle.<br />
Beim Abziehen der Felle und dem Zerlegen der Kadaver<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte<br />
11
Das Foto, aufgenommen von der Brücke über die Soeste, zeigt das damalige Gebiet der Fillerei.<br />
Anmerkung zum Schluss:<br />
Am Ende der Ritzerei, also in der Nähe der Abdeckerei befand<br />
sich bis 1865 auch der erste jüdische Friedhof. Das mag<br />
darin begründet sein, dass die jüdischen Bürger Cloppenburgs<br />
bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wegen ihrer Tätigkeiten<br />
als Geldverleiher, Viehhändler und Fleischverkäufer<br />
in Konfliktsituationen gerieten, die durch religionsbedingte<br />
Vorurteile noch verstärkt wurden. Auf christlichen Friedhöfen<br />
wurden sie nicht bestattet aber dort draußen fanden sie<br />
vielleicht ihre Ruhe. Erst als die Juden Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
bürgerrechtlich gleichgestellt wurden, besserte sich<br />
ihre gesellschaftliche Situation und mit dem Bau der Synagoge<br />
an der Ritterstraße entstand dort der jetzt noch erhaltene<br />
jüdische Friedhof.<br />
Zu den Fotos:<br />
In der Karte von Cloppenburg aus dem Jahr 1840 ist das<br />
Anwesen der Familie Ritz noch dargestellt, aber rundum gibt<br />
es keine Gebäude. Die Zufahrt erfolgte auch nicht über den<br />
Ritzereiweg, sondern von der Resthauserstraße, etwa dort,<br />
wo heute die Görlitzer Straße verläuft. Der Abdecker hatte<br />
also einen weiten Weg von der Stadt zu seinem Haus.<br />
Die Karte der Stadt von 2010 zeigt die zwischenzeitlichen<br />
Veränderungen und auch hier ist der Bereich wo die Familie<br />
Ritz gewohnt hat markiert. Gegenüber liegt heute die Kläranlage<br />
der Stadt ebenfalls flussabwärts von der Stadt. Die<br />
Abwässer der Fillerei und der Kläranlage sollten nicht durch<br />
Stadtgebiet fließen.<br />
12 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte
Mäppchen, Brotdose und Turnbeutel dabei?<br />
Sechs Tipps, die kleinen Abc-Schützen den Schulstart erleichtern können<br />
Max, wo ist dein Mäppchen? Lisa, hattest du heute Morgen<br />
nicht deinen Turnbeutel dabei? Viele Eltern kennen diese Situationen.<br />
Das Kind verliert oder vergisst regelmäßig Sachen.<br />
Nicht, weil es Mama und Papa ärgern will, sondern weil<br />
es nicht gewohnt ist, viele Dinge und Abläufe im Griff zu haben.<br />
Das zeigt sich deutlich bei Schulanfängern. Beim Start<br />
in den neuen Lebensabschnitt müssen sie viel Neues lernen<br />
und mit unbekannten Situationen zurechtkommen. Da passiert<br />
es schnell, dass etwas vergessen wird. Hier einige Tipps,<br />
wie Eltern ihren Nachwuchs unterstützen können.<br />
Foto: djd/StickerKid<br />
1.) Alles an seinem Platz<br />
Der Schlüssel gehört zu Hause ans Schlüsselbrett oder in ein<br />
bestimmtes Fach im Schulranzen, die Brille ins Brillenetui,<br />
wenn sie nicht getragen wird: Dinge sollten immer ihren festen<br />
Platz haben. Das macht es einfacher, sie nicht zu vergessen.<br />
Eltern sollten hier gute Vorbilder sein.<br />
2.) Rituale einhalten<br />
Konsequent eingehaltene Rituale helfen dabei, Routinen<br />
zu entwickeln. So können Eltern beispielsweise anfangs gemeinsam<br />
mit ihrem Kind die Schultasche packen. Ablenkung<br />
durch Fernseher und Co. sollte dabei vermieden werden.<br />
3.) Schulsachen kennzeichnen<br />
Sinnvoll ist es, Schulsachen und Kleidungsstücke mit personalisierten<br />
Aufklebern und Bügeletiketten wie von Stickerkid<br />
zu kennzeichnen. Diese können zum Beispiel den Namen<br />
und die Telefonnummer enthalten oder auch die Schulklasse<br />
und so die Chance erhöhen, dass erst gar nichts verloren<br />
geht. Unter www.stickerkid.de können Eltern und Kinder zusammen<br />
die Namensaufkleber in verschiedenen Größen<br />
und waschmaschinenfeste Bügeletiketten nach ihren Vorlieben<br />
online gestalten – mit unterschiedlichen Motiven, Farben<br />
und Aufschriften. Das gemeinsame Gestalten motiviert<br />
zusätzlich, auf die eigenen Sachen zu achten.<br />
Personalisierte Namensaufkleber auf den Schulsachen helfen,<br />
die eigenen Sachen besser im Blick zu behalten.<br />
4.) Der kurze Blick zurück<br />
Bevor das Kind einen Raum oder die Schule verlässt oder von<br />
einer Freizeitaktivität nach Hause zurückkehrt, sollte es sich<br />
noch einmal umschauen und prüfen, ob vielleicht noch etwas<br />
von den eigenen Dingen herumliegt.<br />
5.) Gegenstände nicht kommentarlos ersetzen<br />
Turnschuhe weg? Das macht doch nichts. Oft werden verlorene<br />
Dinge zu schnell und kommentarlos ersetzt. So lernen<br />
die Schülerinnen und Schüler aber nicht, dass ihr Handeln<br />
Konsequenzen hat. Daher sollten sie beispielsweise selbst<br />
beim Hausmeister nachfragen, ob der verlorene Gegenstand<br />
gefunden wurde oder bei der Nachfrage im Fundbüro mit<br />
dabei sein.<br />
6.) Vergesslichkeit hinterfragen<br />
Helfen all diese Strategien nichts, sollten Eltern sich fragen,<br />
ob ihr Kind vielleicht mit Schule, Hobbys und anderen Freizeitaktivitäten<br />
überfordert ist – und den Alltag stressfreier<br />
gestalten. (djd)<br />
Alles für den Schulstart!<br />
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für Mensch und Tier<br />
Sieben Sommergärten verwandeln City in eine blühende Landschaft<br />
Cloppenburg (cm). Die Cloppenburger Innenstadt hat sich<br />
wieder herausgeputzt. Blühende Blumen und Sträucher verleihen<br />
ihr ein sommerliches Flair. Garten- und Landschaftsbauer<br />
aus Cloppenburg und Umgebung präsentieren hier<br />
vom 21. Mai bis 11. September wieder Sommergärten, die sowohl<br />
Menschen als auch Tieren einen Ort der Entspannung<br />
bieten, eine Wohlfühl-Oase eben.<br />
„Die Sommergärten gehören einfach zu unserem Stadtbild<br />
und erfreuen sich jedes Jahr aufs Neue großer Beliebtheit“,<br />
sagt Conny Meyer, City- und Eventmanagerin der CM<br />
Cloppenburg Marketing GmbH, die die Aktion organisiert.<br />
Sie dankt sowohl den mitwirkenden Garten- und Landschaftsbauern<br />
als auch den „Paten“, die sich in den Sommermonaten<br />
um das Bewässern der Gärten kümmern.<br />
Mit großem Aufwand haben die Gartenspezialisten in<br />
der Lange Straße, der Stadtmitte und der Bahnhofstraße<br />
sieben Sommergärten aufgebaut. In der Mühlenstraße gibt<br />
es in diesem Jahr leider keinen Sommergarten, weil dort die<br />
Umgestaltungsarbeiten zu einer Fußgängerzone begonnen<br />
haben. In den beiden anderen Straßen präsentieren die Garten-<br />
und Landschaftsbauern ganz unterschiedliche Arten<br />
von Gärten, die zum einen die Innenstadt verschönern, zum<br />
anderen aber auch den Besuchern (Betrachtern) Anregungen<br />
zur Gestaltung des heimischen Gartens geben.
Bei der Gestaltung der Gärten wird in diesem Jahr besonders auf<br />
Nachhaltigkeit und Insektenfreundlichkeit geachtet. So wird gezeigt,<br />
wie man sich umweltschonend einen Garten anlegen kann, wie man<br />
mit oft nur wenig Aufwand in seinem Garten Bienen und Insekten<br />
den für sie wichtigen Lebensraum schaffen kann oder wie man in seinem<br />
Garten ein künstliches Biotop anlegt, in dem wiederum Bienen<br />
und Käfer Unterschlupf finden können.<br />
Tipps für die Gestaltung des heimischen Gartens gibt es an jeder<br />
Ecke. Man findet Formgehölze und Palmen, die in Verbindung mit<br />
einem mediterranen Kräuterbeet ein Stück südländisches Flair nach<br />
Cloppenburg bringen, ebenso wie „Honey & Nanni“, die „Pflanze des<br />
Jahres im Norden 2022“. Die Verbenen-Zwillinge beeindruckt besonders<br />
durch ihre Farbenpracht.<br />
Die vielfältige Pflanzenpracht der Cloppenburger Sommergärten<br />
zeigen auch die Staude des Jahres 2019, die blaue Edeldistel, der<br />
Schmetterlingsflieder oder der Storchenschnabel. Die Sommergärten<br />
sind wieder Genuss für Auge und Nase gleichzeitig und Hobbygärtner<br />
können sich hier sicherlich den einen oder andere Tipp abholen.<br />
Für Kinder ist das absolute Highlight der Cloppenburger Sommergärten<br />
sicherlich auch in diesem Jahr der Spieleburg-Garten auf<br />
dem LzO-Vorplatz. Hier finden die jüngsten Besucher der Innenstadt<br />
Gelegenheit zur Erholung und zu kleinen Erkundungen auf der Kletterburg,<br />
während ihre Eltern den davor platzierten Garten genießen<br />
können. Ein guter Beweis dafür, dass man Gärten und Spielgeräte<br />
wunderbar verbinden kann. Ein Besuch der Cloppenburger Innenstadt<br />
lohnt sich in den Sommermonaten also ganz besonders.<br />
Sommer<br />
GÄRTEN<br />
21.05.– 11.09.2O22<br />
IN DER INNENSTADT<br />
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15
VERLOSUNG<br />
365 TAGE FITNESS<br />
Der ultimative Trainingsguide<br />
Guys, das ist für Euch, denn dieser Mann weiß genau worum es geht in Sachen<br />
fit werden, sein und bleiben: Markus Ertelt (43), Schauspieler, Extremsportler,<br />
Coach und Autor. Weil er zu seinen Trainings- und Ernährungsmethoden steht,<br />
insbesondere unter dem Aspekt, dass es nie zu spät ist mit dem Schickmachen<br />
des eigenen Bodys anzufangen.<br />
Markus Ertelt wusste schon früh, dass er Schauspieler werden wolle, und wem<br />
„Tatort“, „WaPo Bodensee“, „Heldt“, „Der Bulle und das Biest“ oder „Der Alte“<br />
sowie diverse TV-Serien ein Begriff sind, kennt den markanten Darsteller. Zudem<br />
trat er 2018 in der RTL-Show „Showdown – Die Wüsten-Challenge“ in der<br />
Sierra Nevada in Spanien mit körperlicher und mentaler Stärke in K.O.-Duellen<br />
gegen knallharte Athleten an – und hat gewonnen! So kann es nicht verwundern,<br />
dass Ertelt alle Stunts in seinen Filmen selbst ausführt. Übrigens auch in<br />
Bollywood Produktionen. In diesem Genre ist er ein bekannter Star.<br />
Der Extremsportler, „Extreme Man“ und Teamweltmeister beim härtesten Extremhindernislauf,<br />
dem „World’s Toughest Mudder“ – wir könnten die Liste hier<br />
noch beliebig fortsetzen, doch ist es umso wichtiger zu erfahren, wie man eine<br />
solche Kondition auch sich selbst antrainieren kann. Das Ergebnis muss ja vielleicht<br />
nicht ebenso extrem sein, obwohl Ertelts Body schon ein Hingucker ist.<br />
Darum: Ran an den ultimativen Trainingsguide für 365 Tage Fitness! Man wundert<br />
sich mit welchen, überhaupt nicht radikalen Trainings- und Ernährungsmethoden<br />
der eigene Körper zum Style-Body werden kann!<br />
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16<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Verlosung
VOM GÜTERSCHUPPEN<br />
ZUR KUNSTHALLE<br />
Zeitgenössische Kunst bringt Leben in alte Lagerhalle<br />
Text // Sigrid Lünnemann<br />
Der Kunstkreis Cloppenburg e.V. holt seit Jahrzehnten<br />
zeitgenössische Kunst in die Kreisstadt. Die Präsentation aktueller<br />
Werke von renommierten Kunstschaffenden aus den<br />
Bereichen Malerei, Skulptur, Installation oder auch Foto- und<br />
Videokunst ist eine Bereicherung für das kulturelle Leben<br />
der Kreisstadt und lädt durchaus auch zur Diskussion und<br />
kritischen Auseinandersetzung ein. Eins verbindet aber alle<br />
Ausstellungen: Sie zeigen moderne Kunst, die bemerkenswert<br />
ist.<br />
Privates Engagement holt<br />
Kunst nach Cloppenburg<br />
Gegründet wurde der Kunstkreis 1976 von kunstbegeisterten<br />
Cloppenburgern. Mit einigen Mitstreitern hatten es sich<br />
Dr. Robert Berges sen. sowie die bereits verstorbenen Ellen<br />
Levedag-Hasskamp und Heinz-Josef Imsiecke zur Aufgabe<br />
gemacht, moderne Kunst in die damals noch recht verschlafenen<br />
Kreisstadt zu holen. Die ersten Ausstellungen wurden<br />
zumeist in öffentlichen Gebäuden präsentiert.<br />
Lange Zeit war der Verein auf der Suche nach einem passenden,<br />
dauerhaften Ausstellungsraum. Ein echter Glücksfall<br />
war eine alte, leerstehende Halle an der Bürgermeister-Feigel-Straße,<br />
die sich im Besitz der katholischen Kirche befand,<br />
und ab 2009 vom Kunstkreis angemietet werden konnte.<br />
„Die Halle war einfach ausgestattet, hatte aber durchaus<br />
ihren Reiz. Dort konnten wir ausprobieren, ob eine eigene<br />
Ausstellungshalle in Cloppenburg überhaupt angenommen<br />
wird“, so Dr. Martin Feltes, Vorsitzender des Kunstkreises. Das<br />
Experiment war erfolgreich. Der helle Raum mit seinen hohen<br />
weißen Wänden und dem brüchigen Charme einer ehemaligen<br />
Werkhalle traf sowohl den Geschmack der Kunstschaffenden<br />
als auch der Besucherinnen und Besucher.<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />
17
Sind für die Kunst im Vorstand aktiv: Bettina Naber, Konrad<br />
Schöllhammer, Ralf Lake, Dr. Martin Feltes, Dr. Robert Berges<br />
jun., Ina-Maria Meckies und Bernd Hinrichsmeyer (v.l.)<br />
Workshop Linolschnitt<br />
Nach gut vier Jahren und mehreren erfolgreichen Ausstellungen<br />
kam aber das überraschende Aus, da kirchliche<br />
Organisationen die Räumlichkeiten selbst nutzen wollten.<br />
Zu dieser Zeit war der Umbau des ehemaligen Bahnhofsgebäudes<br />
zum heutigen Kulturbahnhof allerdings noch nicht<br />
abgeschlossen. Im Zuge dieses Projektes sollte auch der angrenzende<br />
ehemalige Güterschuppen zu einer KunstHalle<br />
umgebaut werden. Dafür fehlten zu diesem Zeitpunkt jedoch<br />
noch die notwendigen finanziellen Mittel. So folgte ein<br />
Jahr der Heimatlosigkeit. In dieser Zeit konnten übergangsweise<br />
private Geschäftsräume in der Osterstraße für einen<br />
eher symbolischen Preis gemietet und als Ausstellungsraum<br />
genutzt werden.<br />
Dem Kunstkreis gelang es jedoch, die notwendige Summe<br />
von 230.000 Euro für die Fertigstellung des Umbaus<br />
durch großzügige Spenden und Europamittel einzuwerben.<br />
Zur Unterstützung wurde außerdem unter dem Motto<br />
„Wer bietet mehr?“ eine Kunst-Auktion veranstaltet. Zahlreiche<br />
Kunstschaffende hatten in den vorangegangenen<br />
Jahren dem Kunstkreis als Erinnerung eine ihrer Arbeiten<br />
geschenkt. Diese gesammelten Kunstwerke wurden nun<br />
versteigert und der Erlös kam der Finanzierung der neuen<br />
KunstHalle zugute.<br />
KunstHalle statt Lagerhalle<br />
2015 erfolgte der Einzug in die heutige geräumige und<br />
vielfältig nutzbare KunstHalle und damit hatte der Kunstkreis<br />
endlich eine Heimat gefunden. Mit dem Umzug änderten<br />
sich für den Verein nicht nur die Ausstellungsmöglichkeiten,<br />
sondern auch die Qualität der präsentierten Arbeiten.<br />
Während der Verein früher auf der Suche nach geeigneten<br />
Projekten war, gibt es nun jede Woche Anfragen von Künstlerinnen<br />
und Künstlern, die ihre Arbeiten gerne in Cloppenburg<br />
präsentieren möchten. Dies liegt nicht nur an dem professionell<br />
und mit viel Kunstverstand agierenden Vorstand,<br />
sondern auch an dem besonderen, etwas ruppigen Charme<br />
der Ausstellungshalle. Auch nach dem Umbau blieb viel vom<br />
Charakter der ehemaligen Lagerhalle erhalten. Breite Lichtbänder,<br />
schlichter Betonboden und vor allem die Stahlskelett-Dachträger,<br />
die noch aus den 50iger Jahren erhalten<br />
geblieben sind, prägen die Architektur. Sogar die alte Waage<br />
ist im Eingangsbereich noch als Reminiszenz an die Geschichte<br />
der ehemaligen Bahnhofs-Güterhalle vorhanden.<br />
Ausstellungen als Gemeinschaftsprojekt<br />
Der Vorstand organisiert jedes Jahr vier bis fünf Ausstellungen<br />
zu jeweils wechselnden Jahresthemen. Allerdings<br />
hat auch hier Corona einiges durcheinandergewirbelt. Da<br />
viele Ausstellungen verschoben wurden, müssen nun Ausweichtermine<br />
gefunden werden, so dass ein einheitliches<br />
Jahresthema wohl erst wieder für das kommende Jahr festgelegt<br />
werden kann.<br />
Die Entscheidung für oder gegen ein Kunstprojekt liegt<br />
beim siebenköpfige Vorstand, der alle Anfragen sichtet und<br />
diskutiert. Dazu gehören aktuell: Dr. Martin Feltes, Dr. Robert<br />
Berges jun., Bettina Naber, Bernd Hinrichsmeyer, Ralf Lake,<br />
18<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage
Ina-Maria Meckies sowie Konrad Schöllhammer. „Unser<br />
gemeinsames Kriterium ist das Staunen. Jeder von uns hat<br />
einen eigenen Zugang zur Kunst und seinen persönlichen<br />
Blickwinkel darauf. Aber wenn wir alle etwas Neues, Eigenständiges<br />
und Authentisches sehen und ins Staunen geraten,<br />
dann ist es das richtige Projekt für uns“, erklärt Dr. Feltes<br />
den Entscheidungsprozess, der durchaus auch mal kontrovers<br />
verlaufen kann. Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Es<br />
ist wirklich ein Geschenk, dass sich unsere Vorstandsmitglieder<br />
kompetent mit ihren unterschiedlichen Interessen und<br />
Fähigkeiten einbringen. Es ist ein sehr schönes Gefüge unterschiedlicher<br />
Talente und Temperamente“.<br />
Der Kunstkreis hat aktuell 230 Mitglieder und hat ein<br />
Problem, das viele Vereine umtreibt: Das steigende Durchschnittsalter.<br />
Der Vorstand hofft, dass sich in Zukunft auch<br />
jüngere Kunstinteressierte aus der Region aktiv engagieren,<br />
denn der Verein lebt von frischen und innovativen Ideen.<br />
Wer sich also für Kunst engagieren möchte, kann sich gerne<br />
melden.<br />
Fotokunst und Freundschaft als aktuelle<br />
Ausstellungsprojekte<br />
Nur durch das große Engagement jedes einzelnen Vorstandsmitglieds<br />
und der Bereitschaft sich aktiv einzusetzen,<br />
ist es dem Verein möglich, die Kulturlandschaft in Cloppenburg<br />
mit immer wieder innovativen Kunstausstellungen zu<br />
bereichern.<br />
In diese Reihe fügt sich die neueste Ausstellung ein, die im<br />
Juni startet. Die Fotografin Anja Bohnhof hat auf ihren Reisen<br />
durch Indien eindrucksvolle Fotoserien zu verschiedenen<br />
Themen geschaffen. Dabei setzt sie sich fotografisch mit den<br />
Wirkungsstätten Mahatma Gandhis und der Architektur Kalkuttas<br />
auseinander. Außerdem hat sie würdevolle Porträts<br />
von Lastenträgern geschaffen, die auf Indiens Straßen mit<br />
ihrem Fahrrad oder einem Handkarren schier unglaubliche<br />
Berge von Waren und Lebensmitteln transportieren.<br />
Im Juli folgt die Ausstellung „Kunst und Freundschaft“. Die<br />
Künstlerin Christine Fausel (geb. 1925) und Ameli Herzogin<br />
von Oldenburg (1923-2016) lernten sich während ihres Studiums<br />
an der Kunstakademie in Düsseldorf kennen. Seitdem<br />
verband die beiden sehr verschiedenen Frauen eine lebenslange<br />
Freundschaft, die auch durch einen regen Austausch<br />
ihrer unterschiedlichen künstlerischen Positionen geprägt<br />
war. In dieser Ausstellung werden erstmals die Werke von<br />
Christine Fausel und Ameli Herzogin von Oldenburg gemeinsam<br />
gezeigt. Das Besondere: Kuratorin der Ausstellung<br />
ist Dr. Helene von Oldenburg, ebenfalls Künstlerin und die<br />
Tochter von Herzogin Ameli von Oldenburg.<br />
Regionalen Künstlern eine Plattform bieten<br />
Der Kunstkreis möchte aber nicht nur moderne Kunst in<br />
die Region holen, sondern auch die Kunst und die Kunstschaffenden<br />
in der Region fördern und ihnen eine Plattform<br />
bieten. Daher wurde das Format „Galerie regionale Kunst“<br />
ins Leben gerufen, in dessen Rahmen regionale Künstlerinnen<br />
und Künstler die Möglichkeit erhalten, ihre Werke einer<br />
breiten Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
In dieser Reihe findet am 28. August die Eröffnung der<br />
Ausstellung „Über Wasser“ von Kerstin Kramer statt. Die Friesoyther<br />
Architektin und Malerin setzt sich künstlerisch mit<br />
dem Element Wasser als Symbol für Leben, Zerstörung und<br />
Vergänglichkeit auseinandersetzt.<br />
Kunst zum Mitmachen „Nur Mut!“ –<br />
Experimentelle Fotografie<br />
Der Cloppenburger Kultursommer steht vor der Tür und<br />
auch in diesem Jahr veranstaltet der Kunstkreis in der Kunst-<br />
Halle einen Workshop für Jugendliche. Nach Graffiti-Kunst<br />
und Linolschnitt in den vergangenen Jahren geht in diesem<br />
Jahr die Osnabrücker Fotografin Angela von Brill mit den Jugendlichen<br />
auf eine fotografische Entdeckungsreise. Beim<br />
Experimentieren mit Blende und Belichtungszeiten, beim<br />
Spiel mit Licht und Schatten ist Kreativität und Spaß am<br />
Ausprobieren und Entdecken gefragt. Dabei entstehen ganz<br />
besondere Fotografien, die zum Abschluss des Workshops in<br />
einer kleinen Ausstellung präsentieren werden.<br />
Termin: 15. bis 18. August 2022, täglich von 10 bis 17 Uhr.<br />
Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos – die Plätze sind<br />
begrenzt. Informationen und Anmeldung: Kath. Akademie<br />
Stapelfeld, Ruth Bäker (rbaeker@ka-stapelfeld.de, 04471-188-<br />
1140)<br />
Seit 1995 kooperiert der Kunstkreis Cloppenburg e.V.<br />
bei der Durchführung von Ausstellungen eng mit der Stadt<br />
Cloppenburg und der Katholischen Akademie Stapelfeld.<br />
Der Kunstkreis ist Mitglied des Kulturforums Cloppenburg<br />
als Dachverband kultureller Institutionen und Künstler in<br />
Cloppenburg.<br />
Der Kunstkreis ist Betreiber der Halle, die sich im Besitz<br />
des Cloppenburger Kulturforums befindet.<br />
Die Arbeit des Kunstkreises wird vor allem durch einen<br />
Zuschuss vom Kulturforum aus städtischen Mitteln in<br />
Höhe von circa 10.000 Euro im Jahr finanziert. Die Höhe<br />
der Unterstützung ist projektabhängig. Hinzu kommen<br />
Mitgliedsbeiträge sowie Unterstützungen von Kultur-Stiftungen<br />
und der Oldenburgischen Landschaft für ausgewählte<br />
Projekte.<br />
KunstHalle<br />
am Kulturbahnhof Cloppenburg<br />
Bahnhofstraße 82<br />
49661 Cloppenburg<br />
Mittwoch 15.00 - 18.00 Uhr<br />
Sonntag 11.00 - 18.00 Uhr<br />
sowie nach Vereinbarung (Tel.: 04471 / 85 4 80)<br />
Eintritt ist frei.<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />
19
Foto: Klaudia Hake<br />
PORTRAIT<br />
Christiane Priester: „Aktion, Optimismus und in die Zukunft schauen, das Rathaus<br />
Cloppenburg liegt hinter mir, aber ich bin auch nicht weg..!“<br />
CHRISTIANE PRIESTER<br />
Text // Beate Deeken<br />
After Vote Talk bei der ehemaligen Bürgermeisterkandidatin Christiane Priester. Wie<br />
fühlt man sich, wenn der „Andere“ mehr Stimmen bekommt?<br />
Ein halbes Jahr nach ihrer Wahlniederlage gegen den<br />
Bürgermeisterkandidat und neuen Bürgermeister von Cloppenburg,<br />
Neidhard Varnhorn, ist bei Christiane Priester von<br />
Niedergeschlagenheit keine Spur. Im Gegenteil! Die Frau<br />
ist voller Wissens- und Tatendrang, so, als wäre sie noch im<br />
Wahlkampfmodus. „Die Tage direkt nach der Wahl waren<br />
schon seltsam. Es war ein totales Ausbremsen – von hundert<br />
Prozent auf null!“, beschreibt die Bührenerin ihre gefühlsmäßige<br />
Berg- und Talfahrt um den 5. September 2021 herum.<br />
„Ich hatte mir über die Zeit nach der Wahl, im Falle einer Niederlage,<br />
keine Gedanken gemacht,“ gesteht sie. Sie hat ihre<br />
ganze Konzentration und Energie auf diesen einen Tag, das<br />
eine Ziel, konzentriert. Sie wollte Bürgermeisterin von Cloppenburg<br />
werden. Ein Scheitern war nicht eingeplant. Das<br />
wäre kontraproduktiv gewesen.<br />
Dann reichte es doch nicht. Fast 35 Prozent der Cloppenburger<br />
Wähler stimmten für sie. Insgesamt eine Woche<br />
lang hat sie das Wahlergebnis analysiert. Sie hat sich die<br />
Ergebnisse der einzelnen Stadtteile angesehen. Hat sich<br />
nach dem Warum gefragt. Dann war das Thema verarbeitet.<br />
So macht sie es immer mit Aufgaben und Themen, die sie<br />
berühren. Sie sortiert sich und dann geht es mit dem Blick<br />
nach vorne weiter. Ob sie etwas bereut? „Nein, keinesfalls!<br />
So eine Wahl und das Ergebnis darf man nicht persönlich<br />
nehmen“, betont Christiane Priester. Mit ihrer Kandidatur<br />
20<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portait
wollte sie den Cloppenburger*innen eine echte Alternative<br />
geben. Und das war sie.<br />
Die Arbeit ist nicht weniger geworden…<br />
Für ihr Team bei der Arbeit, ihre Kolleg*innen, war es ein<br />
gutes Ergebnis. Froh darüber, dass Christiane Priester ihnen<br />
erhalten bleibt, empfingen sie sie mit „Standing Ovations“<br />
und Blumensträußen. Tatsächlich gibt es viel zu tun. Im Job<br />
als von mehreren Amtsgerichten, auch in Cloppenburg, bestellte<br />
rechtliche Betreuerin und Verfahrenspflegerin, als<br />
freiberufliche Dozentin und Fachbereichsleiterin des Betreuungsvereins<br />
Vechta und als Studentin an der FH Münster im<br />
Studiengang Soziales Management. „Immer mehr Menschen<br />
können ihr Leben ohne externe Hilfe nicht mehr bewältigen“,<br />
erklärt sie. Die Behördengänge, das Regeln der Finanzen,<br />
Einkaufen oder sich um sich selbst kümmern – immer<br />
mehr, auch Jüngere, kommen nicht zurecht.<br />
…auch nicht in der Politik<br />
Auf dem Tisch liegt das Arbeitsrechtsgesetzbuch. Der Laptop<br />
ist zugeklappt, Christiane Priester schenkt Kaffee ein. Es<br />
gibt so viel zu tun und vieles voranzubringen, sagt sie. Nicht<br />
nur im Job. Jetzt meint sie die Politik. Klimawandel ist ein<br />
Thema, das ihr Interesse genauso fesselt wie die sozialen<br />
Themen ihres Berufsalltags. Die Stadtplanung müsse sich<br />
ändern. Emstek wäre zum Beispiel ein idealer Ort, um neue<br />
Wege zu gehen. Können unsere Ressourcen, Lebensgrundlagen<br />
wie Ackerboden immer noch wie vor zwanzig Jahren<br />
in Bauland umgewidmet werden? Wo bleibt der Ausgleich?<br />
Gibt es ganzheitliche Konzepte und ein neues Denken hin<br />
zur Klimaneutralität? Christiane Priester weiß genau, woran<br />
es hapert, wenn auf einmal nichts mehr passiert. Fördertöpfe,<br />
die erschöpft sind, lassen innovative Ansätze beispielsweise<br />
zum Klimaschutz im Sande verlaufen. Können wir uns<br />
das überhaupt noch erlauben? Fragt sie sich und weiß natürlich<br />
die Antwort. Können wir nicht.<br />
Die Frau, die Fernsehen als Zeitverschwendung sieht,<br />
kennt sich auch mit neueren Wirtschaftsansätzen wie der<br />
Gemeinwohlökonomie aus. Einem Ansatz, bei dem Wachstum<br />
nicht mit Raubbau an Lebensgrundlagen einhergeht.<br />
Sondern nachhaltiges Wirtschaften mit sozialer Gleichberechtigung<br />
und Klimafreundlichkeit bedeutet. Ja, Christiane<br />
Priester hat ihren Frieden mit der Wahlniederlage geschlossen<br />
und wünscht dem neuen Bürgermeister in Cloppenburg<br />
viel Erfolg. In Emstek ist sie nun Mitglied im Behindertenbeirat<br />
und engagiert sich weiterhin im SPD-Ortsverein Emstek.<br />
Auch ohne Zeit vor dem Fernseher zu verbringen hat ihr Tag<br />
nicht genug Stunden.
STADTGESCHICHTE<br />
100 JAHRE<br />
MUSEUMSDORF CLOPPENBURG<br />
Niedersächsisches Freilichtmuseum<br />
Text // Hannah Wingerberg<br />
1922 – Das „Heimatmuseum für das Oldenburger Münsterland“<br />
wurde unter maßgeblicher Beteiligung von Studienrat<br />
Dr. Heinrich Ottenjann gegründet. Es war zunächst im Cloppenburger<br />
Realgymnasium, wo Ottenjann unterrichtete, untergebracht.<br />
Die dortigen Räumlichkeiten wurden aber bald<br />
zu klein für die wachsende Sammlung.<br />
1934 – Am 21. Januar wurde das erste deutsche Freilichtmuseum<br />
in Cloppenburg gegründet, das den Namen „Museumsdorf“<br />
erhielt und dessen erster Direktor Dr. Heinrich<br />
Ottenjann wurde. Gefördert wurde das Projekt durch die<br />
Gauleitung und NS-Staatsregierung. Der Reichsstatthalter<br />
Carl Röver übernahm die Schirmherrschaft.<br />
1935/36 – Als erste Hofanlage wurde der Quatmannshof<br />
aus Elsten transloziert, also am ursprünglichen Standort abgebaut<br />
und im Museum wieder errichtet. Die Hofanlage besteht<br />
aus dem prächtigen Erbwohnhaus, zwei Scheunen,<br />
Wagenschauer, Backhaus, Schafstall, Speicher und Bleichhütte.<br />
Am 13. April 1945 wurden der Quatmannshof und<br />
seine Nebengebäude in den letzten Kriegstagen durch Artilleriebeschuss<br />
getroffen und brannten vollständig nieder.<br />
Auf der Grundlage erhaltener Zeichnungen konnte der Hof<br />
durch den nimmermüden Einsatz des Museumsgründers<br />
und mit Hilfe zahlreicher Spenden von 1959 bis 1961 als Kopie<br />
wieder aufgebaut werden.<br />
1936/37 – Der Ministerialensitz Arkenstede, der im Volksmund<br />
den Namen Burg Arkenstede erhalten hatte, kam ins<br />
Museumsdorf. Errichtet wurde das Haus ursprünglich 1684<br />
als Wohnsitz für die Witwen und unverheirateten Töchter<br />
der adligen Familie Kobrinck aus Daren/Bakum. Im Gebäude<br />
wird die Geschichte des ländlichen Adels präsentiert.<br />
1937 – Das Doppelheuerhaus aus Damme, erbaut 1773 und<br />
1811, das erste Fachwerkhaus, das dem Museumsdorf von<br />
der Familie Leiber geschenkt wurde, konnte wiedererrichtet<br />
werden.<br />
1938 – Mit dem Hof Hoffmann, Goldenstedt/Landkreis Vechta,<br />
fand ein ehemals mittelgroßer Hof aus dem 19. Jahrhundert<br />
die Aufnahme ins Museum. Zur Hofanlage gehören neben<br />
dem Erbwohnhaus ein Dreschhaus, ein Speicher und<br />
eine Zaunscheune, die ursprünglich jedoch nicht zur ehemaligen<br />
Hofstelle gehörten.<br />
1939/1941 – Mit der Kappenwindmühle wurde die erste<br />
Mühle nach Cloppenburg geholt. Die bei ihrer Erbauung<br />
hochmoderne Mühle wurde nach holländischem Vorbild<br />
1764 in Bokel/Cappeln errichtet.<br />
1950 – Das Haupthaus des Hofes Haake aus Cappeln (Landkreis<br />
Cloppenburg) stammt aus dem Jahr 1793. Die Gesamt-<br />
22<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte
Der Dorfkrug ist das lebendige Herz des Museumsdorfes,<br />
unbestritten und als Synonym sogar für das ganze<br />
Museumsdorf, seit Adi Röhr das wunderschöne Gasthaus<br />
1970 übernommen hatte und es mit seiner unvergleichlich<br />
charmanten, weltoffenen, herzlich sympathischen<br />
und erfolgreichen Art zur Legende machte. Ins<br />
Museumsdorf zu gehen, hieß „zu Adi“ und sein Erbe sichert<br />
dem Museumsdorf die Lebendigkeit, das Heute:<br />
Im Dorfkrug.<br />
Arkenstede mit Barockgarten<br />
Dr. Heinrich Ottenjann –<br />
nach der Verleihung des<br />
Bundesverdienstkreuzes.<br />
Damals noch in seinem Büro<br />
in der Burg Arkenstede<br />
anlage im Museumsdorf wurde ergänzt um eine Speicherremise<br />
aus Norddöllen, eine Zaunscheune aus Varenesch,<br />
einen Schweinestall aus Klein-Mimmelage und ein Brauhaus<br />
aus Visbek. Die kleine „Bierklappe“ in der Rückwand des Hauses<br />
zeigt, dass das Hofgebäude auch als Gaststätte genutzt<br />
wurde. Die Bauernfamilie verkaufte hier ihr selbstgebrautes<br />
Bier und baute das Gebäude gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
zu einer Ausflugsgaststätte mit Gartenausschank um.<br />
Beim Wiederaufbau wurde jedoch der ursprüngliche Grundriss<br />
rekonstruiert; es war der Grundgedanke des Museumsgründers,<br />
die Häuser im Erstzustand zu präsentieren.<br />
1955/56 – Mit dem Dorfkrug hielt auch die traditionelle Vergnügungs-<br />
und Bewirtungskultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts<br />
Einzug. Das Gebäude besteht aus dem Haupthaus<br />
des Hofes Meyer zu Lahr aus Goldenstedt, das in den Jahren<br />
1780/1816 erbaut und erweitert wurde. Es wurde um einen<br />
rechtwinkligen Anbau erweitert, dessen prächtiger Giebel<br />
von Hof Enneking aus Oldorf/Landkreis Vechta aus dem Jahr<br />
1747 stammte.<br />
1956 – Die 1879 erbaute Kokerwindmühle konnte als Ruine<br />
gerettet und wieder errichtet werden. Als eine der beiden<br />
letzten Kokerwindmühlen in Niedersachsen ist sie ein<br />
bedeutendes technisches und kulturhistorisches Denkmal.<br />
21. März 1961 – Heinrich Ottenjann gelang es, „sein“ Museumsdorf<br />
in eine vom Land Niedersachsen und den regionalen<br />
Kommunen – den Landkreisen Cloppenburg und Vechta<br />
sowie der Stadt Cloppenburg – getragene Stiftung zu überführen<br />
und auf finanziell sichere Beine zu stellen.<br />
16. Mai 1961 – Museumsgründer Dr. Heinrich Ottenjann verstarb<br />
im Alter von 75 Jahren.<br />
1961 – Prof. Dr. Helmut Ottenjann, der Sohn des Museumsgründers,<br />
übernahm im Alter von nur 30 Jahren die Leitung<br />
des Museums. Er fügte ihm 37 historische Gebäude hinzu<br />
und verhalf während seiner 35-jährigen Amtszeit dem Museum<br />
zu überregionaler Bedeutung.<br />
1965 – Die Bauerschaftsschule aus Renslage/Bersenbrück,<br />
1751 errichtet und bis 1891 als Unterrichtsraumgenutzt, wird<br />
transloziert.<br />
1966 – Die Bockwindmühle aus Essern bei Nienburg, erbaut<br />
1638 als eine der ältesten Windmühlen in Niedersachsen,<br />
wurde im Museumsdorf wieder errichtet.<br />
1966/67 – Das Gulfhaus des Hofs Awick bildete als erstes historisches<br />
Gebäude den Ostfrieslandteil des Museums. Nachdem<br />
die alten Hallenhäuser in Scharrel/Saterland 1821 bei<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte<br />
23
Dr. Helmut Ottenjahn<br />
Prof. Dr. Uwe Meiners<br />
einem Brand vernichtet worden waren, wurden dort mit Unterstützung<br />
des Oldenburger Landesherrn für die damalige<br />
Zeit moderne Gulfhäuser errichtet, die im Gegensatz zu den<br />
Hallenhäusern über einen separaten Wohnteil verfügten.<br />
1972/75 – Der Artländer Hof Wehlburg ist mit seinem prächtigen<br />
Ziergiebel eines der auffälligsten und bemerkenswertesten<br />
Gebäude im Museumsdorf. Das Erbwohnhaus wurde<br />
1750 errichtet und konnte mit allen Neben- und Wirtschaftsgebäuden<br />
und zahlreichem Inventar im Museumsdorf wieder<br />
errichtet werden. Zur Hofanlage, die in den folgenden<br />
Jahrhunderten erweitert und verändert wurde, gehören Torscheune,<br />
Backhaus, Schweinestall mit Remise, Getreide- und<br />
Dreschscheune, Remise, Holzschuppen und Toilette, die allerdings<br />
aus der Zeit um 1900 stammt. Intention von Helmut<br />
Ottenjann war es, den Letztzustand darzustellen. – Die<br />
„Wehlburg“ wurde zum Schicksalshof von Helmut Ottenjann:<br />
der Orkan vom 13. November 1972 zerstörte das im Wiederaufbau<br />
befindliche Hofgebäude. Trotzdem gelang es<br />
dem jungen Museumsdirektor, neue Gelder locker zu machen,<br />
um die Hofanlage wie geplant fertigzustellen.<br />
1977 – Die Fachwerkkirche aus Klein Escherde/Landkreis<br />
Hildesheim wurde 1699 erbaut. Sie wurde der ursprünglichen<br />
Kirchengemeinde zu klein und wurde mit Kirchenbänken,<br />
Turmuhr, Beichtstuhl, Harmonium und 14 Stationsbilder<br />
dem Museumsdorf geschenkt. Der heutige Altar stammt<br />
jedoch aus einer Kirche aus dem Sauerland, die in der Biggesee-Talsperre<br />
unterging, und die sakralen Plastiken stammen<br />
aus dem Archiv des Hauses. Wie an seinem Originalstandort<br />
ist die Kirche auch im Museum von einem kleinen<br />
Friedhof umgeben.<br />
1981 – Die Münchhausen-Scheune wurde 1561 von dem<br />
Söldnerführer Hilmar von Münchhausen in Aerzen bei Hameln<br />
errichtet. In der großen Zehntscheune wurden die<br />
Naturalabgaben seiner abhängigen Bauern gelagert. Die<br />
Scheune war bereits zum Abriss freigegeben, konnte aber<br />
1969 durch die Überführung ins Museumsdorf erhalten bleiben.<br />
Heute dient sie zeitweise als repräsentatives Eingangsund<br />
Ausstellungsgebäude sowie als Archiv.<br />
1981 – Der Großparkplatz an der Bether Straße wurde gebaut,<br />
um den exponentiell steigenden Besucherzahlen genügend<br />
Parkfläche bieten zu können.<br />
1995 – Ein neues Bürogebäude mit Landwirtschafts-Ausstellungshalle<br />
konnte in der Nähe des Großparkplatzes errichtet<br />
werden.<br />
1996 – Prof. Dr. Uwe Meiners wurde Museumsdirektor als<br />
Nachfolger von Prof. Dr. Helmut Ottenjann. Meiners verabschiedete<br />
sich 2018 in den Ruhestand. „Es ist Ihnen gelungen,<br />
den musealen Ort auch zu einem kommunikativen Ort<br />
zu machen. Sie haben es geschafft, das Museum mit Leben<br />
zu füllen und die Gebäude sprechen zu lassen“, so Niedersachsens<br />
Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler<br />
(CDU) bei der Verabschiedung.<br />
24 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte
Dr. Julia Schulte to Bühne<br />
2001/2003 – Das Kolonat Meyer wurde 1904 in Firrel/Landkreis<br />
Leer errichtet. Das kleine Gulfhaus wurde einschließlich<br />
Beischeune, Hühnerstall sowie dem Back- und Kochhaus<br />
mitsamt dem kompletten Inventar transloziert. Die Gebäude<br />
entstanden im Zuge der landwirtschaftlichen Kolonisierungsmaßnahmen<br />
und dokumentieren die Lebens- und Arbeitsweise<br />
in einer Moorkolonie im 20. Jahrhundert.<br />
2009/2011 – Die Köterei und Stellmacherei Ahrens aus Westerstede/Landkreis<br />
Ammerland stammt aus dem Erbauungsjahr<br />
1885. Das Haupthaus wurde 1907 grundlegend<br />
erweitert und modernisiert. Der Kern des Hauses stammt allerdings<br />
bereits aus dem Jahr 1566. Hier wird das Handwerk<br />
des Wagenbauers, also die Herstellung von Karren, Wagenrädern,<br />
Achsen und ganzen Kutschen, dargestellt.<br />
2016 – Die Vorbereitungen für die Umsetzung der ehemaligen<br />
Kult-Diskothek „Zum Sonnenstein“ aus Harpstedt sowie<br />
das Sammeln von Dokumenten und die Befragung von<br />
Zeitzeugen starten. Der Plan ist, im Museumsdorf ein gesondertes<br />
Areal an der Bether Straße mit Gebäuden aus der Zeit<br />
von circa 1950 bis in die 1980er Jahre entstehen zu lassen.<br />
Dort sollen vor allem die Aspekte Freizeit, Konsum und Mobilität<br />
in der ländlichen Region seit dem Kriegsende dargestellt<br />
werden.<br />
2018 – Dr. Julia Schulte to Bühne übernimmt die Leitung des<br />
Museums. Die Diskothek Sonnenstein wird mit der Technik<br />
der Ganzteiltranslozierung nach Cloppenburg gebracht. Das<br />
bedeutet, dass die Außenfassade in acht Teile zersägt und<br />
auf Tieflader ins Museumsdorf transportiert wurde. Im November<br />
folgte das Richtfest.<br />
16. Juli 2021 – Feierliche Eröffnung der Diskothek. Das Erdgeschoss<br />
mit der Diskothek und dem Bistrobereich wird so<br />
wiederhergestellt, wie ihn die Gäste aus den 1980er Jahren<br />
in Erinnerung haben.<br />
20. Juli 2021 – Durch den verheerenden Brand des Außen-Depots<br />
in Varrelbusch wurde ein Großteil der ausgelagerten<br />
Nachkriegssammlung zerstört. Zu den vernichteten<br />
Ausstellungsobjekten gehörten unter anderem eine Trecker-Oldtimersammlung<br />
mit einem Lkw und sieben Traktoren,<br />
ein Bootskiosk aus Oldenburg sowie ein Förster-Fertighaus<br />
aus der direkten Nachkriegszeit. Aufgrund dieses<br />
Verlustes an wichtigen Ausstellungsobjekten stockten die<br />
Planungen des Museumsdorfes bezüglich der Nachkriegsausstellung.<br />
30. September 2021 – Dr. Julia Schulte to Bühne verlässt<br />
das Museumsdorf.<br />
Seit dem 1. April 2022 – Dr. Torsten Walter Müller ist neuer<br />
Museumsdirektor. Er studierte unter anderem Volkskunde,<br />
Kunstgeschichte und katholische Theologie und leitete<br />
sieben Jahre lang das Eichsfeldmuseum in Heilbad Heiligenstadt.<br />
Dazu mehr im Interwiev auf den nächsten Seiten.<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte<br />
25
INTERVIEW<br />
„Die dunkle Wolke<br />
schieben wir jetzt weg;<br />
es geht vorwärts!“<br />
Foto: Steffen Grün<br />
Mechtild Ottenjann im Gespräch<br />
mit Dr. Torsten Walter Müller<br />
Nach 26 Jahren hat das Museumsdorf Cloppenburg endlich<br />
wieder einen Museumsdirektor, der auch noch die Absicht<br />
hat, mit seiner Familie in Cloppenburg zu wohnen. Herzlich<br />
willkommen, Herr Dr. Müller! Ihr Lebensmittelpunkt war bisher<br />
die Mitte Deutschlands. Was haben Sie von dort als Lebenserfahrung<br />
mitgebracht?<br />
Ja, ich bin im Eichsfeld, in der Mitte Deutschlands, zusammen<br />
mit einer Schwester aufgewachsen und zur Schule gegangen.<br />
In Heiligenstadt habe ich Abitur gemacht und dann<br />
in Erfurt und Bamberg studiert: Katholische Theologie, Germanistik,<br />
Volkskunde und Pädagogik. Dort habe ich ein Doppelstudium<br />
absolviert.<br />
Wie geht das denn?<br />
Mit viel Fleiß (er lacht!) – einerseits habe ich ein Diplom erworben<br />
und zum anderen Bachelor und Magister auf Lehramt<br />
gemacht. Promoviert habe ich dann in Erfurt. Danach<br />
habe ich das kulturhistorische Eichsfeldmuseum geleitet,<br />
das eine umfangreiche volkskundliche Abteilung hat.<br />
Waren Sie überhaupt schon einmal im Norden, oder zog es<br />
Sie eher gen Süden?<br />
Meine Oma kam aus der Nähe von Zeven. Und wissen Sie,<br />
dass Theodor Storm aus Husum acht Jahre lang als Richter im<br />
eichsfeldischen Heiligenstadt eingesetzt war? Es gibt in Heiligenstadt<br />
auch ein Theodor-Storm-Museum. Da sind doch<br />
Verbindungen zum Norden! Na klar, ich war auch schon öfter<br />
an der Nordsee.<br />
Was reizte Sie, sich auf die Stelle in Cloppenburg zu bewerben?<br />
Die Botschaften von Ihrer Vorgängerin waren ja nicht<br />
gerade ermutigend.<br />
Wieso? Ich habe doch sechs Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Die wollen doch erst einmal verbaut werden. Das Museum<br />
ist auch nicht notorisch unterfinanziert, wie kolportiert wurde!<br />
Und zum anderen kenne ich das, dass man als Museumsmensch<br />
immer wieder Spenden einwerben muss. Das sehe<br />
ich als positive Herausforderung an! Und: Glauben Sie nicht,<br />
dass ich nach einem Jahr wieder gehen werde! Die dunkle<br />
Wolke schieben wir jetzt weg; es geht vorwärts!<br />
Stand Ihnen Ihre „Jugend“ nicht im Weg? Sie sind gerade 40<br />
Jahre alt geworden.<br />
Das weiß ich nicht. Ich habe gelesen, mein Vorvorvorgänger<br />
Helmut Ottenjann war sogar erst 30 Jahre alt, als er dieses<br />
Amt übernahm.<br />
Herr Dr. Müller, Sie betonen immer wieder, aus dem katholischen<br />
Eichsfeld zu kommen. Was bedeutet Ihnen dann das<br />
Oldenburger Münsterland? Fiel es Ihnen schwer, die Heimat<br />
zu verlassen?<br />
Das Oldenburger Münsterland bedeutet mir viel, um hier anzukommen.<br />
Die Menschen im Eichsfeld ticken ähnlich, wie die<br />
Oldenburger Münsterländer. Hier lebt man – genau wie die<br />
Eichsfelder – in einer katholischen Enklave, die früher als „Armenhaus“<br />
bezeichnet wurde. Fahren Sie mal durch die Landschaft.<br />
Wo finden Sie die Wege- und Hofkreuze? Nur in den katholischen<br />
Regionen. Das gibt mir ein heimatliches Gefühl!<br />
Hilft es Ihnen für die Arbeit im Museumsdorf?<br />
Ja, es hilft mir sehr, die Aufbauarbeit der Gründergenerationen<br />
Ottenjann zu verstehen und wertzuschätzen! Zudem<br />
hilft mir mein Studium der Zeitgeschichte auch, um den<br />
Aufbau des Museums in den Kontext der Zeit zu stellen.<br />
26<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Interview
Welche Ideen haben Sie mitgebracht, um das Museum weiter<br />
nach vorne, sprich immer wieder in die Öffentlichkeit zu<br />
bringen? In Heiligenstadt, so habe ich gelesen, haben Sie als<br />
Leiter des dortigen Museums, die Besucherzahl verdreifachen<br />
können.<br />
In Heiligenstadt habe ich es durch viele öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen und unentwegte Pressearbeit geschafft, immer<br />
wieder auf das Museum aufmerksam zu machen. Ich<br />
habe das Immaterielle Kulturerbe der Palmsonntagsprozession<br />
für die deutsche UNESCO-Kommission mit initiiert.<br />
Dann habe ich mit einem Berliner Designer Modenschauen<br />
im Museum veranstaltet. Damit haben wir neue Besuchergruppen<br />
erreicht und eine große mediale Strahlkraft weit<br />
über die Grenzen von Thüringen hinaus generiert. Klar, ich<br />
habe viele Ideen nach Cloppenburg mitgebracht; das war ja<br />
auch Teil meines Bewerbungsgesprächs. Warten Sie einfach<br />
mal ab …<br />
Jetzt machen Sie es aber spannend! Können Sie nicht doch<br />
ein kleines Kätzchen aus dem Sack lassen?<br />
Der Ausbau der Präsentation der Zeitgeschichte aus der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird auf jeden Fall fortgesetzt<br />
werden. Ein personenzentrierter Ansatz kann helfen,<br />
die unverwechselbaren und einmaligen Gebäude aus dem<br />
19. Jahrhundert neu zu erschließen. An Ideen fehlt es jedenfalls<br />
nicht.<br />
Ich dachte, das sei alles verbrannt?<br />
Nein, da gibt es durchaus noch das ein oder andere; z.B. eine<br />
Telefonzelle aus Bundespostzeiten …<br />
Sie bezeichnen sich als Wissenschaftler, was die Zahl Ihrer<br />
Publikationen ja auch belegt. Das heißt aber auch, den Spagat<br />
zwischen Eventkultur und öffentlichkeitswirksamer Wissenschaft<br />
zu schaffen.<br />
Hier in Cloppenburg haben meine Vorgänger ja schon eine<br />
rege Eventkultur aufgebaut. Salopp kann man sagen: So unterhaltsam<br />
wie das Disneyland Paris und so informativ wie<br />
die Expo in Hannover. Aber da bin ich sehr zuversichtlich,<br />
dass wir eine gute Mischung zwischen Veranstaltungen und<br />
Wissenschaft hinbekommen. Das konnte ich im Eichsfeld bereits<br />
erfolgreich umsetzen. Und: Ich freue mich sehr auf die<br />
nächsten großen Veranstaltungen im Museumsdorf.<br />
Herr Dr. Müller, als fünfter Direktor starten Sie nun, 100 Jahre<br />
nach Gründung des Museums in Cloppenburg, in ein neues<br />
Jahrhundert. Ein langer Weg liegt vor Ihnen. Empfinden Sie<br />
das nicht auch ein wenig als Last?<br />
Im Gegenteil, es spornt mich an! Klar, das Museumsdorf<br />
Cloppenburg ist das älteste seiner Art in Deutschland. Aber<br />
schauen Sie sich mal in unseren wissenschaftlichen Kreisen<br />
um: Man spricht voller Hochachtung gerade von Cloppenburg.<br />
Da haben wir eine Vorbildfunktion! Und der will ich<br />
mich gar nicht entziehen!<br />
Noch eine Frage zum Schluss: Wie stehen Sie zum Erhalt der<br />
Münsterlandhalle?<br />
Was hat Cloppenburg denn noch an historischer Baukultur<br />
zu bieten? Die Kirchen ok. In der Münsterlandhalle fand immerhin<br />
der Kreuzkampf statt! Diese Geschichte müssen wir<br />
doch jedem erzählen, weil sie einmalig ist! Sie muss noch viel<br />
häufiger erzählt werden! Zur historischen Identität der Region<br />
gehört die Halle auf alle Fälle dazu. Ich begrüße es, dass<br />
sich jetzt viele für den Erhalt engagieren!<br />
Herr Dr. Müller, ich danke Ihnen für das Gespräch!<br />
Bonjour Saint-Ex!<br />
Kennen Sie jemanden, der nicht<br />
von Antoine de Saint-Exupérys<br />
„Der kleine Prinz“ fasziniert ist?<br />
Dann schenken Sie ihm „den<br />
kleinen Prinzen“ und dieses<br />
Buch dazu, denn diese bezaubernde<br />
Novelle beschreibt genau<br />
ihn und die Welt. Im Heute<br />
erlebt und von jemandem,<br />
der weiß, was fliegen ist – in jedem<br />
bedeutsamen Sinn: Jörg H.<br />
Trauboth. In Fliegerkreisen und gesellschaftspolitisch auch<br />
in anderen Bereichen bekannt, ist der ehemalige Oberst der<br />
Luftwaffe ein Seelenfreund von Antoine de Saint-Exupérys<br />
„kleinem Prinzen“.<br />
So scheint es eine logische Konsequenz gewesen zu sein,<br />
dass Trauboth die Meilensteine aus dem Leben Antoine de<br />
Saint-Exupérys recherchierte, sie anflog und kennenlernte.<br />
Immer mit dem „kleinen Prinzen“ dicht neben ihm. Wer<br />
dessen Buch kennt – und das sind wir ja alle – weiß um die<br />
Parallelen. Und kann davon ausgehen, dass Trauboth auch den<br />
letzten Flug Antoine de Saint-Exupérys nachfliegt. Was auch<br />
geschieht und was in dem Buch die ohnehin formulierte Hommage<br />
an den französischen Schriftsteller und Piloten (1900 –<br />
1944) nur noch unterstreicht, vergrößert, komplettiert.<br />
Am 31. Juli 1944 startete Saint-Exupéry morgens zu seinem<br />
letzten Flug. Von dem er nicht zurückkehrte, doch ob der Absturz<br />
seiner Maschine aufgrund eines Abschusses geschah,<br />
ob ein technisches Versagen die Ursache war oder ob der<br />
sensible und auch depressive Mann Selbstmord beging – wir<br />
wissen es nicht. Doch: „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust,<br />
wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf<br />
einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.<br />
DU allein wirst Sterne haben, die lachen können! Und wenn<br />
du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu<br />
haben“. Der kleine Prinz und „Bonjour Saint-Ex!“<br />
usch<br />
Jörg H. Trauboth: Bonjour Saint-Ex! Verlag Ratio-Books.<br />
ISBN 978-3-96136-136-6. € 16,90<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Buchtipp<br />
27
ANZEIGE<br />
Restaurant- und Betriebsleiter Dennis Starzinski,<br />
Küchenchefin Ann-Christin Aumann und Ute Schlömer<br />
CLOPPENBURGER<br />
Aussichten & Ansichten<br />
Text // Ulla Schmitz<br />
Sich den Traditionen verpflichtet fühlen, so, dass sie das Heute<br />
schöner sein lassen und mit allen Sinnen auch für die weiteren<br />
Generationen erhalten bleiben – diese Ambitionen sind<br />
im „Dorfkrug im Museumsdorf“ ebenso wie im „Münsterländer<br />
Hof“ Bestandteil ihrer Geschichte. Im Dorfkrug seit fast 70<br />
Jahren, im Münsterländer Hof schon doppelt so lange. Ob die<br />
Erbauer eine solche Zukunft im Blick hatten? Im Dorfkrug auf<br />
jeden Fall, schließlich wurde er dazu aus zwei verschiedenen alten<br />
Gebäuden zusammengesetzt, doch was den „Münsterländer<br />
Hof“ angeht, da erfährt die Zukunft des Cloppenburger Traditionshotels<br />
mit der Übernahme durch Ute Schlömer nunmehr<br />
ihr Remake. In einem anspruchsvollen Ambiente dem Original<br />
der historischen Gemäuer angepasst.<br />
Noch wird ausgiebig gewerkelt und umgebaut, doch wer<br />
aus dem „Mü“, dem Restaurant über die Terrasse hinweg in die<br />
Stadt schaut, kann sicher sein, dass diese Aussicht bald wieder<br />
Cloppenburgs No.1 ist. Charmant und gemütlich sowieso: Mit<br />
dem Blick in die Stadt hinein, in das Heute.<br />
Küchenchef<br />
Wahid Madaloo<br />
und Hashi Bigzade<br />
Münsterländer Hof<br />
Bahnhofstraße 30<br />
49661 Cloppenburg<br />
0 44 71 / 70 20 70<br />
info@muensterlaenderhof.de<br />
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Restaurantchef Alexandros Chatziliadis , Restaurantchefin Tanja Wilhelm,<br />
Angelina Hampel , Ute Schlömer, Imelda Biermann und Lukas Möller<br />
Blicke in die Vergangenheit – mitten im Jetzt<br />
Das ist spannend und als Pendant zum Dorfkrug im Museumsdorf insofern bedeutend,<br />
als die Aussichten von dort in alle Richtungen auf Vergangenheiten blicken,<br />
in die alten Zeiten. Wobei nichts daran „von gestern“ ist im Gegenteil, denn<br />
hier wie im Münsterländer Hof setzen die Teams eine Kultur der Gastlichkeit und<br />
des Gastgebens um, die man andernorts nicht selten vermisst. „Im Grunde sind wir<br />
ein Team, wie eine Familie“, sagt Ute Schlömer und fügt hinzu, dass es anders nicht<br />
möglich wäre ein solch anspruchsvolles Niveau zu erhalten. „Alle arbeiten richtig<br />
viel und sind dennoch flexibel“, fügt sie hinzu und nennt als Beispiel die anstehenden<br />
Events im Museumsdorf, bei denen der Dorfkrug natürlicherweise wieder<br />
den Mittelpunkt des gastlichen Geschehens bilden wird. Also wird das Team des<br />
Münsterländer Hofs an diesen Tagen auch im Dorfkrug im Museumsdorf sein.<br />
Echte Teams, verlässlich und ohne Dünkel<br />
Und das nicht zum ersten Mal oder umgekehrt, Animositäten oder Revierstreitigkeiten<br />
gibt´s nicht. Verlässlichkeit, Loyalität und Hilfsbereitschaft untereinander,<br />
das sind die Charaktereigenschaften beider Teams, und zwar im Ganzen ohne<br />
Ausnahme. Dass sie mit dieser Beschreibung auch im Sinne von Dennis Starzinski,<br />
dem Betriebsleiter des Dorfkrugs spricht, steht auch für ihn außer Frage. Starzinski,<br />
selbst schon seit vielen Jahren Teil des Teams, weiß genau wie Ute Schlömer um<br />
die Erstklassigkeit derjenigen, die den beiden „Gasthäusern“ im wahrsten Sinne<br />
des Begriffs ihre Lebendigkeit geben und erhalten, ihre Seelen und ihren besonderen<br />
Charme. Das DANKE an sie von Ute und von Dennis kann größer nicht sein!<br />
Dorfkrug im Museumsdorf<br />
Museumstraße 25<br />
49661 Cloppenburg<br />
Telefon: 04471 - 2726<br />
info@dorfkrugimmuseumsdorf.de<br />
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29
Foto: djd/Zoo am Meer<br />
REPORTAGE<br />
DIE UMWELT BEGREIFEN,<br />
die Zukunft verstehen<br />
Vier Erlebniswelten in Bremerhaven geben Antworten auf aktuelle Fragen<br />
Wie geht es weiter mit dem Klima? Wie können wir die<br />
Vielfalt des Lebens erhalten und Freiheit für alle Menschen<br />
gewährleisten? Um Antworten auf diese großen Fragen zu<br />
finden, braucht es Wissen. Denn nur, wenn wir unsere Umwelt<br />
und ihre Zusammenhänge verstehen, können wir an<br />
einer besseren Zukunft arbeiten. Die vier großen Erlebnisinstitutionen<br />
in den Havenwelten Bremerhaven – das Deutsche<br />
Auswandererhaus, das Deutsche Schifffahrtsmuseum, das<br />
Klimahaus Bremerhaven und der Zoo am Meer – vermitteln<br />
dieses Wissen aufregend, unterhaltsam, emotional und interaktiv.<br />
Fußläufig voneinander entfernt sind sie ein spannendes<br />
Ausflugsziel für Interessierte jeder Altersgruppe.<br />
Klimawandel und Tierwelt<br />
Im Klimahaus Bremerhaven dreht sich alles um eines der<br />
zentralen Themen unserer Zeit - das Klima. Hier können die<br />
Besucher bei einer Weltreise entlang des achten Längengrads<br />
die Klimazonen der Erde erleben: Von den kühlen<br />
Schweizer Bergen geht es in die Wüste der Sahelzone, ins<br />
ewige Eis der Antarktis, an den Südseestrand von Samoa und<br />
zurück an die Nordseeküste. Zwischen Schwitzen und Frieren<br />
erfährt man dabei viel über den Einfluss des Klimas auf<br />
das Leben von Mensch und Tier. Wie es entsteht, sich verändert<br />
hat und sich zukünftig entwickeln wird, ist Thema weiterer<br />
Ausstellungsbereiche - inklusive Anregungen, wie man<br />
selbst zur Begrenzung des Klimawandels beitragen kann.<br />
Wie wichtig das ist, kann man nebenan im Zoo am Meer erleben,<br />
dessen Bewohner Botschafter für ihre wilden Artgenossen<br />
und die biologische Vielfalt sind. Vor allem Tiere des<br />
Nordens und der Meere wie Eisbären, Robben und Pinguine<br />
geben Einblicke in ihre Welt. Aber auch Affen, die ursprünglich<br />
durch Seefahrer ihren Weg nach Norddeutschland fanden,<br />
tummeln sich in weitläufigen Landschaftsgehegen.<br />
Menschen, Schiffe, Migration<br />
Die Seefahrer brachten aber nicht nur exotische Tiere<br />
mit – ohne Schiffe wäre die Welt eine andere. Seit jeher bewegen<br />
sie Menschen und Güter, dienen der Fischerei, dem<br />
Krieg und der Forschung. Im Deutschen Schifffahrtsmuseum<br />
wird die enge Beziehung zwischen Mensch und Meer verdeutlicht.<br />
Herzstück ist eine Original-Kogge von 1380, neu<br />
die Sonderschau „Change Now - Schiffe verändern die Welt“,<br />
die sich der Meeresforschung widmet. Schiffe spielten auch<br />
bei einem anderen hochaktuellen Thema immer eine große<br />
Rolle: Migration. Im Deutschen Auswandererhaus lassen sich<br />
reale Schicksale von Migranten hautnah erleben, etwa jenes<br />
der Näherin aus Osteuropa um 1900 in New York oder das<br />
Schicksal des türkischen Arbeiters in einer Kölner Fabrik im<br />
Jahr 1973: Hier ist mitfühlen, mitdenken und mitdiskutieren<br />
erwünscht. (djd)<br />
Foto: djd/Laurence Delderfield<br />
30 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage
BODYSHAMING IST OUT!<br />
Schicke, individuelle und tragbare<br />
Mode ist IN – für uns alle!<br />
Text // Ulla Schmitz<br />
Seien wir ehrlich: Das was „die Mode“ uns bisher als Idealmaße<br />
diktierte, bekommt doch kaum jemand von<br />
uns hin. Allenfalls aufgrund von Diäten, die so streng<br />
eingehalten werden müssen, dass für Lebenslust kein Sinn<br />
mehr sein darf. Wie nervtötend, ungesund und abartig das<br />
ist wissen nicht Wenige aus eigener Erfahrung. Bis wir dann<br />
doch lieber wieder wir selbst sein wollten und wurden. Mit<br />
dem Erfolg, dass die gängigen Maße in den Bekleidungen so<br />
gar nicht dazu passten und wenn doch in Farben und Schnitten<br />
eher einem Sack glichen. Was nicht selten zum Rückfall<br />
ins „Jo-Jo“ führte, mal dick, mal dünn.<br />
Glücklicherweise haben sich die Zeiten auch hier geändert.<br />
Und zwar so, dass auch dieses Ideal unserer aufgeklärten,<br />
modernen und weltoffenen Gesellschaft endlich angepasst<br />
ist. In Form von herrlich unbeschwerter Mode, in Schnitten<br />
für Normalmaße, was bedeutet, auch über die bisherigen<br />
Formate hinaus. Und weit darüber, wenn wir etwas mehr<br />
sind. Auch in Cloppenburg und hier natürlich im Modehaus<br />
Werrelmann: Da sind sie, die „Will-ich-haben-Outfits“!<br />
So wie wir sind, einschlägigem<br />
Social Media-Bullshit zum Trotz<br />
Darin werden keine Kurven eingequetscht, im Gegenteil<br />
kann man sich endlich in so viel Pracht zeigen, wie man<br />
selbst will und schön findet. In Stoffe gehüllt, die weich fallen<br />
und vorteilhaft verarbeitet sind und bis ins Detail die<br />
individuelle Persönlichkeit betonen. In genau den Farben<br />
und Kombinationen, die einer und einem selbst am besten<br />
passen. So, wie man meint und will, denn zu dem was modisch<br />
schön ist, existiert kein Diktat mehr: Bodyshaming ist<br />
OUT!<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Schön sein<br />
31
REPORTAGE<br />
„Bodyshaming“, schon das Wort klingt so gemein wie das,<br />
was es aussagt, und wer heute rückblickend darauf schaut,<br />
fragt sich, wie es dazu kommen konnte, dass Frau mehr noch<br />
als Mann sich derart engstirnig, ja selbstzerstörerisch verhalten<br />
hat. Dem äußeren Ich gegenüber, das unverwechselbar<br />
ist; dem eigenen Körper, dem man sich schämen sollte,<br />
wenn die Maße nicht Size Zero oder allenfalls Size S, also<br />
Small entsprachen. Diktiert von einer eher kleinen aber dafür<br />
umso penetranteren Social-Media Community, die sich<br />
aus der Normalität unserer Gesellschaft heraus-postet und<br />
für die oft absurd geschönten Bildchen und Filmchen auch<br />
noch Likes/Honorare bekommt. Von eben jenen Unternehmen,<br />
die so ihre fragwürdigen und nicht selten schädlichen<br />
„Schönheits-weil-Schlankheitsprodukte“ unters willige,<br />
scheinbar denkentwöhnte Volk bringen konnten. Das funktionierte,<br />
weil eine süchtige Followerschaft diesem Bullshit<br />
eine gewaltige Plattform bot, dem „größten asozialen, kranken<br />
Scheiß“ wie kürzlich in einem Blog zu lesen war. Dazu<br />
gäbe es viel zu sagen, doch bitte nur von solchen Persönlichkeiten,<br />
die sich mit den Folgen dieses „Schönheits“wahns<br />
befassen (müssen). Zwar ist der Irrsinn erkannt, aber noch<br />
nicht mit seiner dummdreisten und gefährlichen Faszination<br />
für alle sichtbar bloßgestellt.<br />
Während wir uns – und das ist ein Privileg in vielerlei Hinsicht<br />
– mit der wirklichen Schönheit beschäftigen können.<br />
Mit der, die Sie und Sie und Sie und Du und ich selbst verkörpern.<br />
Der wir vielleicht ein paar Stunden Sport mehr widmen<br />
könnten oder auch nicht. Hauptsache, das Zusammensein<br />
mit dem echten Social-Life kommt nicht zu kurz oder aber<br />
der Sundowner oder ein gutes Buch oder ein neuer Film.<br />
Was sich erst recht im neuen Outfit genießen lässt. Weil es zu<br />
Ihnen passt. So wie Sie, so wie wir sind!<br />
Hallo Wikipedia: Hiermit seid Ihr aber fern allen<br />
Zeitgeistes: „Plus-Size-Model oder Curvy-Model ist<br />
die Bezeichnung für ein Model, das eine größere<br />
Konfektionsgröße als die für weibliche Models übliche<br />
34/36 trägt, d. h. etwa ab Größe 40 bis 52 und<br />
größer.“<br />
Diese Seite wurde zuletzt am 24. Juni 2021 um 11:58<br />
Uhr bearbeitet.<br />
32 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Schön sein
GEDANKEN<br />
TALENT, GENIALITÄT<br />
und harte Arbeit<br />
Text // Illustration Maria Thanh Mai Pham<br />
Sobald man ein beeindruckendes Kunstwerk sieht, denkt<br />
man gerne spontan, wie talentiert der Künstler ist, der es<br />
geschaffen hat. Sobald man die makellose Klausur eines<br />
Klassenkameraden sieht, denkt man, was für ein Genie sie<br />
oder er doch ist. Oftmals, wenn wir etwas sehen, was außerordentlich<br />
gut ist, wandern unsere Gedanken der Schlussfolgerung<br />
zu, dass dies das Ergebnis einer natürlichen Gabe<br />
ist – was jedoch in den meisten Fällen nicht ferner von der<br />
Wahrheit sein kann.<br />
Unter Talent versteht man das angeborene Potenzial einer<br />
oder mehrerer Fähigkeiten. Genialität kann man auch darunter<br />
einordnen, nur mit einem eher wissenschaftlichen Hintergrund.<br />
Manchmal werden diese Begriffe jedoch mit „außerordentlicher<br />
Fertigkeit“ gleichgesetzt. Manchmal nur meint<br />
man mit Talent auch das was wirkliches Talent ist.<br />
In der Grundschule wurden meine Malereien relativ oft<br />
von anderen Klassenkameraden angeschaut, ab und zu<br />
warfen sie zusätzlich Komplimente dazu hinein und sagten<br />
beispielsweise, dass ich talentiert sei. Ich denke heute nicht,<br />
dass dies der Fall ist und denke gleichzeitig, dass man als<br />
Kind den Unterschied zwischen Können und Talent instinktiv<br />
besser erkannte und Talent in dieser Konnotation gemeint<br />
wurde. Nicht, dass der Fokus darauf liegen soll. Doch was<br />
meinem Denken heute mehr entgegenkommt, sind Aussagen<br />
wie „Ich könnte nie so gut zeichnen wie du.“<br />
Talent als möglicher Vorteil<br />
Man kann die Existenz von Talent als natürliche Gabe nicht<br />
vollständig verneinen, wie beispielsweise im Basketballsport<br />
zu sehen ist, denn wenn man groß ist, hat man einen<br />
sichtbaren Vorteil darin, Bälle in den Körben zu versenken.<br />
Man sieht deshalb nur wenige, deutlich kleinere Menschen<br />
in Basketballturnieren. Dieses „Maß der Dinge“ kann man<br />
auf viele weitere Fähigkeiten übertragen. Vielleicht ist man<br />
besser darin, zu zeichnen, weil man eine herausragende Augen-Hand-Koordination<br />
hat. Oder weil man einen außergewöhnlich<br />
guten Sinn für Perspektive hat. Das passende Talent<br />
kann also ein deutlicher Vorteil sein.<br />
Doch reicht das Vorhandensein von Talent alleine nicht<br />
aus, um ein beeindruckendes Resultat zu bekommen. Nur<br />
weil jemand sehr groß ist, heißt es noch lange nicht, dass er<br />
oder sie für den Basketballsport qualifiziert ist. Was oftmals<br />
nicht berücksichtigt wird, ist schlichte, harte Arbeit, um erfolgreich<br />
zu sein, plus weiterer Faktoren.<br />
34 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Gedanken
Harte Arbeit<br />
So muss man beispielsweise, für je nachdem, was man<br />
lernt, sich der Grundlagen und potentiell speziellen Techniken<br />
bewusst sein. Eine passende Analogie hierbei ist Fitness-Training.<br />
Wenn man stärkere Armmuskeln haben möchte und nur<br />
joggt, …dann wird es nichts mit den Armmuskeln. Die richtigen<br />
Techniken oder das Wissen darum sind nur mit regelmäßiger<br />
Anstrengung kombiniert hilfreich. Niemand kann innerhalb<br />
eines einzelnen Tages komplett austrainiert sein.<br />
„Übung macht den Meister“, heißt es, doch das ist leichter<br />
gesagt als getan. Oft ist dies zu durchleben eine Qual, denn<br />
selten nur bemerkt man selbst einen Fortschritt. Es gibt<br />
immer wieder Widerstand. Man möchte viel lieber etwas<br />
Einfacheres tun, das einen sofort belohnt. Dieser Zustand,<br />
diese Suche kann für Jahre, vielleicht sogar für Jahrzehnte<br />
andauern. Und wenn man stoppt, rostet das erlernte Können<br />
unmittelbar ein. Das kann einen abschrecken, ja, doch im<br />
Gegenzug kann es herausragende Resultate mit sich bringen<br />
und zusätzlich sehr erfüllend sein.<br />
Talent fungiert hierbei nicht wie ein Vorsprung, sondern<br />
eher als ein Multiplikator oder Exponent der harten Arbeit.<br />
Wenn man also in etwas talentiert ist, aber keine Arbeit hineinsteckt,<br />
dann hat man weniger Können als jemand, der<br />
sein Können ausschließlich durch harte Arbeit erlangt hat.<br />
Genauer hinschauen und nicht aufgeben<br />
Deshalb möchte ich, dass bei den Werken von Künstlern<br />
oder bei den Fähigkeiten eines Menschen vielmehr beachtet<br />
wird, wie viel Arbeit in dem Ergebnis steckt und dass zum<br />
Erfolg das benötigte Talent als Basis zu sehen ist. Fragen Sie<br />
talentierte Menschen, wie unendlich groß die Anstrengung<br />
ist, die sie für ein angesehenes Resultat ihrer Arbeit, ihrer<br />
Werke, hinter sich haben.<br />
Auch mir ist oft nicht bewusst, wie häufig ich bestimmte<br />
Persönlichkeiten als höhere Wesen, statt ebenbürtige Menschen<br />
sehe und nicht darauf achte, wie viele Schwierigkeiten<br />
für ihr Können bewältigen mussten.<br />
Jede und jeder von uns kann außerordentlich gut in etwas<br />
sein. Das Einzige, was man wirklich braucht, ist ein gutes Vorbild<br />
beziehungsweise dessen einfühlsame Führung und die<br />
Entschlossenheit, nicht aufzugeben.<br />
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MAXIMILIAN MAYRHOFER | GESCHÄFTSFÜHRER
PORTRAIT<br />
DOROTHEA<br />
RAKER<br />
Eine starke Frau im Handwerk<br />
Text // Sigrid Lünnemann<br />
In einer noch immer traditionellen Männerdomäne als Frau ein eigenes Unternehmen<br />
erfolgreich zu führen, ist auch heute noch bemerkenswert.<br />
Eine dieser starken Frauen, die sich in einem Handwerksberuf<br />
etabliert hat, ist Dorothea Raker. Seit mehreren Jahren<br />
leitet sie das Familienunternehmen „Heizungsbau Raker<br />
GmbH“ und hat sich in der männerdominierten Branche<br />
„Heizung, Sanitär und Lüftungsbau“ einen hervorragenden<br />
Ruf erarbeitet.<br />
Ursprünglich dachte Dorothea Raker jedoch nicht an einen<br />
handwerklichen Beruf, und die gebürtige Friesoytherin<br />
absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Rechtsanwalts-<br />
und Notarfachangestellten. Nach der Hochzeit mit<br />
dem zweifachen Handwerksmeister Hubert Raker, Gas- und<br />
Wasserinstallationsmeister und Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister,<br />
wechselte sie in den Familienbetrieb in<br />
Friesoythe-Neumarkhausen und übernahm dort die Leitung<br />
des Büros.<br />
Herausfordernde Situationen<br />
„Wir haben uns von Anfang an hervorragend ergänzt.<br />
Wie viele Handwerker konnte sich mein Mann weder für<br />
kaufmännische Fragen noch für Bürotätigkeiten und auch<br />
nicht für die Buchhaltung begeistern. Das waren dann meine<br />
Aufgabe“, so Dorothea Raker. Nachdem ihr Mann vor<br />
einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen seine Firma<br />
nicht mehr weiterführen konnte, stand die Familie vor einer<br />
schweren Entscheidung, denn Dorothea Raker verfügte über<br />
keine handwerkliche Ausbildung und musste sich außerdem<br />
im Drei-Generationen-Haushalt um vier Kinder und ihre<br />
Schwiegereltern kümmern. Also wurde zunächst ein technischer<br />
Leiter in den Betrieb geholt. „Unsere Ansichten über<br />
die Führung des Unternehmens gingen aber weit auseinander<br />
und so standen wir plötzlich ohne einen Betriebsleiter<br />
da. Uns war klar, dass dies nicht der richtige Weg für uns, unseren<br />
Betrieb und unsere Mitarbeiter war“, erinnert sie sich<br />
an die Situation im Jahr 2013.<br />
Ja zum Betrieb<br />
Eine Entscheidung musste getroffen werden, entweder<br />
den Betrieb aufgeben oder ihn alleine weiterführen. Mit<br />
großem Engagement und mit dem festen Willen zum Erfolg<br />
krempelte die vierfache Mutter buchstäblich die Ärmel hoch<br />
und absolvierte eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin<br />
und nach erfolgreich bestandener Gesellenprüfung folgte<br />
2015 für Dorothea Raker (damals 47 Jahre alt) auch der Meistertitel<br />
zur Anlagenmechaniker-Meisterin. Ein Titel, auf den<br />
sie zu Recht stolz ist. Er hängt an der Wand ihres Büros in ei-<br />
36 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait
ner Reihe mit den Meistertiteln ihres Mannes, seines Vaters<br />
und Großvaters.<br />
Seitdem führt die Handwerksmeisterin den traditionsreichen<br />
Betrieb erfolgreich fort und wird von ihrem zehnköpfigen<br />
Mitarbeiterteam vorbehaltlos als Chefin akzeptiert und<br />
wertgeschätzt. Ihr Erfolgsrezept: Ein respektvoller Umgang<br />
mit Kunden und Mitarbeitern auf Augenhöhe.<br />
Dorothea und Hubert Raker hoffen, dass ihr Familienbetrieb<br />
auch in der nächsten Generation fortgeführt wird. Sie<br />
lassen ihrem Nachwuchs aber die freie Wahl – ob Ausbildung<br />
oder Studium – ihre Kinder sollen jenen Beruf ergreifen, der<br />
ihnen liegt und ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht.<br />
Während es die Töchter Pia, Laura und Nina nicht zum Handwerk<br />
gezogen hat, ist der 19-jährige Sohn Mathias begeisterter<br />
Handwerker und kann sich durchaus vorstellen, den<br />
elterlichen Betrieb eines Tages fortzuführen.<br />
Zeit für sich<br />
Neben dem Beruf und der Organisation eines Drei-Generationen-Haushalts<br />
blieb in den letzten Jahren allerdings<br />
nicht viel Zeit für Hobbys und ausgedehnte Freizeitaktivitäten.<br />
Aber dennoch nimmt sich Dorothea Raker gerne die Zeit<br />
für Spaziergänge mit dem Familienhund. Ihre Lieblingsziele<br />
sind die Thülsfelder Talsperre und außerdem liebt sie es, sich<br />
an der Nordsee den Wind um die Nase wehen zu lassen. „Die<br />
Talsperre liegt nicht nur nahe, sondern ist auch sehr schön.<br />
Ein ausgiebiger Spaziergang am Deich entlang, ist wie ein<br />
kleiner Urlaub. Dabei kann ich sehr gut abschalten, die Ruhe<br />
genießen und die Gedanken schweifen lassen“, so Dorothea<br />
Raker. Die Friesoytherin liebt es zudem kreativ und gestalterisch<br />
aktiv zu sein. Vor einigen Jahre hatte sie das Hobby<br />
Tiffany-Glaskunst für sich entdeckt, aus Zeitmangel aber wieder<br />
aufgeben müssen.<br />
„Wenn ich jünger wäre, würde ich eine Ausbildung zum<br />
Tischler machen. Ich liebe es Dinge zu gestalten und die Arbeit<br />
mit dem natürlichen Werkstoff Holz finde ich faszinierend“,<br />
so die vielseitig interessierte 54-jährige. Außerdem<br />
lässt sie es sich nicht nehmen, sich auch für die „Spielschar<br />
Markhausen“ zu engagieren. Hier steht sie zwar lieber nicht<br />
selbst auf der Bühne, aber im Hintergrund organisiert und arbeitet<br />
sie mit und wenn eine helfende Hand gebraucht wird,<br />
muss Dorothea Raker nicht zweimal gefragt werden.<br />
Einen großen Wunsch für die Zeit nach der aktiven Arbeitszeit<br />
hegt die Handwerksmeisterin noch: Sobald es die beruflichen<br />
und familiären Verpflichtungen möglich machen,<br />
würde sie gerne als Gasthörerin die Universität besuchen.<br />
Besonders die Fachrichtungen Psychologie, Kunstgeschichte<br />
und Design interessieren sie. Dann könnte sie wieder ihren<br />
Interessen an Ästhetik und Gestaltung intensiver nachgehen<br />
und auf dem weitläufigen Betriebs- und Gartengelände<br />
findet sich sicherlich auch ein Platz, um der handwerklichen<br />
und kreativen Ader wieder und dann so richtig freien Lauf<br />
zu lassen.<br />
Unterwegs: Camping Logbuch<br />
Unser schönster Campingplatz<br />
„Es gibt viele Wege zum Glück… einer davon ist Camping.“ Wie wahr dieser<br />
vielzitierte Spruch ist, weiß jeder, der im Camper, im Wohnwagen oder<br />
mit dem Zelt im Urlaub unterwegs ist. Abseits von ausgetretenen Tourismuspfaden,<br />
mittendrin in Freiheit, Abenteuer und Unabhängigkeit. Angefüllt mit<br />
neuen Erlebnissen, Eindrücken und Bekanntschaften – lauter Begegnungen,<br />
die man gerne festhalten möchte.<br />
Genau dafür ist dieses Logbuch gedacht. Seine robuste und hochwertige<br />
Ausstattung wird den Anforderungen eines jeden Campingurlaubes gerecht.<br />
Mit einer Ausstanzung im Cover für das schönste Camping-Foto, mit viel<br />
Platz für Erinnerungen und mit einem Lesebändchen, dass immer anzeigt,<br />
wo Sie aufgehört haben, zu schreiben. Platz für persönliche Notizen und kurze<br />
Geschichten, einen Überblick mit bewährten Tipps und Tricks oder einen<br />
Serviceteil inklusive Check- und Packlisten, all das und viel mehr hat Platz in<br />
diesem reizvollen Camping-Logbuch.<br />
Fazit: Das Unterwegs: Camping-Logbuch passt als handliches, praktisches,<br />
gut strukturiertes Logbuch perfekt zu Ihrem Camping-Mobil und selbstverständlich<br />
auch ins Zelt.<br />
Stefanie Fischer<br />
Unterwegs: Camping-Logbuch.<br />
128 Seiten, Hardcover, Heel Verlag.<br />
ISBN 978-3-96664-192-0. € 14,99<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Buchtipp<br />
37
Auf der Suche nach meinem Großvater<br />
Carl Wilhelm Macke<br />
Das Fehlen meiner Großeltern habe ich immer als eine<br />
große Entbehrung in meinem Leben empfunden. Die<br />
Eltern meiner Mutter starben bereits in den dreißiger<br />
Jahren. Ich kenne sie nur von wenigen Bildern, die ein Photograph<br />
von ihnen gemacht hat. Sehr steif sitzen sie da und<br />
blicken ohne jede Lebendigkeit in ihren Gesichtszügen in die<br />
Kamera. Und auch die Erzählungen meiner Mutter über ihre<br />
Eltern waren immer so karg, dass ich es nie geschafft habe,<br />
mir ein eigenes Bild von ihnen zu machen. Was sie dachten,<br />
was sie fühlten, mit welchen Zielen sie ihre Kinder erzogen,<br />
wie sie sprachen, ob sie viel lachten oder wenig, das alles<br />
weiß ich nicht.<br />
Sie sind schon so lange Zeit tot. Auch in meinen Träumen<br />
kommen sie nicht vor. Sehe ich ihre Porträts in den kleinen<br />
eingerahmten Bildern an der Wand, dann blühen keine Erinnerungen<br />
in mir auf. Ich kann sie nicht in mein Leben<br />
aufnehmen. Zeugen einer anderen Zeit so wie es sie in unendlich<br />
vielen Varianten überall zu sehen gibt. Und auch die<br />
Großmutter väterlicherseits starb bereits kurze Zeit nach der<br />
Geburt meines Vaters, also heute vor über hundert Jahren.<br />
Nur den Vater meines Vaters habe ich noch für wenige Jahre<br />
in meiner Kindheit erleben können. Und wenn ich alle meine<br />
Erinnerungen an ihn zusammenkratze, dann ist auch da<br />
letztlich nur eine einzige Szene, die mir immer wieder vor<br />
dem inneren Auge erscheint. Manchmal träume ich sogar<br />
noch von diesem tief in mein Gedächtnis eingelassenen Moment.<br />
Unser Wohnzimmer war in eine tiefe Dunkelheit eingetaucht.<br />
Spärliches, flackernde Schatten werfendes Licht<br />
drang nur aus dem klobigen Radiokasten. Still saßen Großvater<br />
und ich auf dem Sofa. Er hatte mich auf seinen Schoß<br />
genommen, um die Gute-Nacht-Geschichte aus dem Radio<br />
zu hören. Blickte ich nach oben konnte ich nur den Umriss<br />
seines bei Tageslicht schon blassen, vom Alter gezeichneten<br />
Gesichts erkennen. Auffallend war selbst in dieser flimmrigen<br />
Dunkelheit sein feiner, von der matt-grauen Farbe der<br />
Gesichtshaut unscheinbar abgehobener Schnauzbart.<br />
Wenn ich einmal erwachsen sein werde, will ich mir auch<br />
einen Bart kaufen, dachte ich mir. In meinem eigenen Gesicht<br />
war ja weit und breit nichts spürbar, was auf den Wuchs<br />
so drahtiger kleiner Härchen unter der Nase schließen ließ.<br />
Großvater hatte sich diesen Bart sicherlich auch irgendwo<br />
gekauft. Aber wo kann man einen solchen Bart erstehen?<br />
In den Cloppenburger Geschäften, die ich kannte, hatte<br />
ich noch nichts gesehen, was einem Schnauzbart ähnelte.<br />
Großvater selbst verriet mir ja auch nicht, von wem er seinen<br />
Bart bekommen hatte. Vielleicht wusste er es selber nicht.<br />
Vielleicht war er einfach eines Tages, als er morgens in den<br />
Spiegel geschaut hatte, in seinem Gesicht. So wie das Sandmännchen,<br />
dessen Geschichten wir am Radio hörten, die<br />
Augen der Kinder mit feinem Sand bestreut, so wird jedem<br />
Großvater irgendwann im Schlaf ein Schnurrbart wachsen.<br />
Oder aber, sie können ihn sich kaufen. Aber wie kommt es<br />
dann, dass nicht alle erwachsenen Männer, die ich kannte,<br />
einen Schnurrbart trugen? Außer bei meinem Großvater war<br />
mir bei niemandem sonst ein Bart aufgefallen. Dann wird<br />
es wohl eine besondere Auszeichnung sein, einen Bart tragen<br />
zu dürfen. Nur Großväter, die mit kleinen Kindern wie<br />
mir spielten, ihnen Märchen erzählten oder ruhig den Gute-Nacht-Geschichten<br />
aus dem Radio lauschten, werden als<br />
Dank einen Schnauzbart geschenkt bekommen.<br />
Einige Jahrzehnte später, mein Großvater war längst<br />
gestorben, habe ich mich wieder an seinen Schnauzbart<br />
erinnert. In der Zeit unmittelbar nachdem mein Vater einen<br />
Schlaganfall erlitten hat, besuchte ich ihn täglich im<br />
Krankenhaus. Um die Zeit an seinem Krankenbett etwas zu<br />
verkürzen, brachte ich immer ein Buch mit. Wenn er gerade<br />
nicht schlief, dann las ich ihm aus diesem Buch vor oder<br />
zeigte ihm einige Bilder. Einmal hatte ich ihm einen Band<br />
mit Photographien aus dem alten Quakenbrück, seiner Heimatstadt,<br />
mitgebracht. Vater griff mit beiden Händen nach<br />
dem Buch. Die Namen, die ich ihm vorlas, schien er alle zu<br />
kennen. Mit allen ihm bei seiner Gebrechlichkeit verbliebenen<br />
Kräften klammerte er sich an diesem Buch fest. Wie als<br />
wollte er seine Kindheit noch einmal fest umklammern. Und<br />
beim Durchblättern des Bildbandes entdeckte ich in dem Bilderbuch<br />
zufällig ein Photo, auf dem ich meinen Großvater<br />
zu erkennen glaubte. Es handelte sich um ein Bild, auf dem<br />
die Mitarbeiter des Kaiserlichen Postamtes Quakenbrück im<br />
Jahre 1910 zu sehen sind. Bei einem der dort abgebildeten<br />
Postbeamten erkannte ich Gesichtszüge meines Großvaters<br />
wieder. Und den Schnauzbart. Mit einem Kopfnicken<br />
bestätigte mein Vater diese Vermutung. Lange schaute er<br />
regungslos, vielleicht auch in Erinnerungen versunken, auf<br />
dieses Bild. Still war es im Krankenzimmer. Man hörte nur<br />
das Ticken irgendeines Apparates. Nur Blicke. Mein Vater sah<br />
auf das Photo, ich blickte lange in sein Gesicht. Vielleicht war<br />
dieses der schönste Moment in der langen Abschiedszeit am<br />
Krankenbett von meinem Vater, als sich in einem schnellen<br />
Zeitraffer der Film vieler Jahrzehnte vor unserem inneren<br />
Auge abspulte. Langsam wurden seine Augen immer kleiner.<br />
Die Hände, mit denen er den Bildband festhielt, verloren ihre<br />
Anspannung. Das Buch klappte zu. Er schlief.<br />
Traditionsbetrieb<br />
Meinem Großvater gewidmet,<br />
der nie ein Gedicht gelesen hat.<br />
Dieses Schnitzen und Drechseln, Sägen und Schmirgeln,<br />
Hämmern und Hobeln, Feilen und Verzweifeln.<br />
Nicht aufgeben. Es war sein Handwerk.<br />
Dieses Lesen und Korrigieren,<br />
Löschen und Erneuern, Durchstreichen und Ergänzen,<br />
Schreiben und Verzweifeln.<br />
Nicht aufgeben. Es ist mein Handwerk.<br />
38 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Geschichte
MAGIE DES FEUERS<br />
Die SARTORIUS GmbH bringt diese Magie in Ihre Wohnung<br />
Bereits seit gut 790 000 Jahren wird das Feuer kontrolliert<br />
genutzt. Die Kraft und Ausstrahlung eines Feuers<br />
fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Feuer beflügelt<br />
die Fantasie und zieht den Betrachter in seinen Bann. Auch<br />
heute erfreuen sich die modernen Holzfeuerstätten immer<br />
größerer Beliebtheit. Aktuell sorgen in Deutschland circa<br />
elf Millionen Kachelöfen, Heizkamine und Kaminöfen für<br />
Wärme, Gemütlichkeit und Wohlbefinden.<br />
Wir machen Feuer<br />
SARTORIUS ist seit über 40 Jahren DIE Adresse für Kamine,<br />
Kachelöfen und Kaminöfen aller Art und eines der führenden<br />
Unternehmen im Weser-Ems Gebiet.<br />
Neben Kaminen, Gas- und Elektrokaminen findet man in<br />
den großzügigen Ausstellungsräumen an der Molberger<br />
Straße in Lastrup und Am Patentbusch 8 in Oldenburg<br />
attraktive Kaminöfen aller führenden Hersteller. Über 70<br />
Modelle können hier besichtigt werden, um das persönliche<br />
Lieblingsstück zu finden.<br />
Service und professionelle Beratung<br />
stehen im Vordergrund<br />
Besonderer Wert wird auf eine individuelle und professionelle<br />
Beratung gelegt, hierfür nimmt sich das Team der<br />
SARTORIUS GmbH viel Zeit. Bei der Entscheidungsfindung<br />
für den richtigen Kamin oder Ofen helfen zusätzliche Dia-<br />
Shows und Referenzobjekte.<br />
Technisch einwandfreie Planung –<br />
termingerechte Umsetzung<br />
Die gut geschulten Mitarbeiter haben immer den Blick auf<br />
die unterschiedlichen Wünsche ihrer Kunden. Für jeden<br />
Wohnstil und jedes Ambiente wird der richtige Kamin oder<br />
Ofen individuell geplant, selbstverständlich mit der jeweils<br />
neuesten Verbrennungstechnik.<br />
Holz zur Wärmeerzeugung ist<br />
ein Beitrag zum Umweltschutz<br />
Die Wärme mit Feuer entsteht CO₂-neutral, da bei der Verbrennung<br />
nur so viel CO₂ freigesetzt wird, wie während des<br />
Wachstums des Baums gebunden wurde. Eine Feuerstelle im<br />
Wohnbereich ist also nicht nur ein optisches Highlight, sondern<br />
auch ökologisch wertvoll, denn moderne Heizkamine<br />
sind ein Beitrag zum Umweltschutz. Der Fachbetrieb arbeitet<br />
ausschließlich mit Herstellern zusammen, die den strengen<br />
Regelungen der Bundes-Immissions-Schutzverordnung<br />
(BimSchV) Folge leisten.<br />
Eine gute Gelegenheit, sich umfassend über moderne<br />
Feuerstellen zu informieren, bietet ein Besuch beim Team<br />
der SARTORIUS GmbH in Lastrup und in der Niederlassung<br />
in Oldenburg. Lassen Sie sich von der Magie des Feuers<br />
inspirieren.<br />
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39
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BESTNOTEN<br />
für Autohaus Paul Lüske<br />
Text // Max Richter<br />
Autohaus Paul Lüske GmbH in Cloppenburg ist zu einem<br />
der beiden Top-Mercedes-Benz Autohändler in<br />
ganz Deutschland gewählt worden. Zum fünften Mal<br />
hatte sich das traditionsreiche Familienunternehmern für<br />
den AUTO BILD Award qualifiziert und konnte unter den besten<br />
Kfz-Werkstätten deutschlandweit mit der Schulnote 1,2<br />
in allen Kategorien überzeugen.<br />
„Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung. Das Besondere<br />
an dem AUTO BILD Award ist, dass er von unseren Kundinnen<br />
und Kunden direkt vergeben wurde. Dieses große<br />
Lob für unsere Qualität, Leistung und Kundenfreundlichkeit<br />
geben wir zu 100 Prozent an unsere Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter weiter. Sie haben diese Auszeichnung verdient!“,<br />
dankt Markus Lüske, der gemeinsam mit seinem Vater und<br />
Firmengründer Paul Lüske das Unternehmen führt, seinem<br />
ausgezeichneten Mitarbeiter-Team.<br />
Das unabhängige Marktforschungsinstitut Statista interviewte<br />
im Auftrag der Auto-Fachzeitschrift zwischen November<br />
2021 und Januar 2022 rund 12.000 Kunden, die sich in<br />
den vergangenen drei Jahren ein Auto gekauft hatten oder<br />
sich bei einem Autohändler beraten ließen. Sie bewerteten<br />
die Autohäuser in den Kategorien Beratung, Angebot, Preis<br />
und Gesamtzufriedenheit. Dabei ging es vor allem um transparente,<br />
faire und freundliche Beratung sowie die Flexibilität<br />
und Kompetenz des jeweiligen Mitarbeiter-Teams. In einem<br />
zweiten Schritt bewerteten 20.000 ausgewählte Händler ihre<br />
Kollegen bzw. andere Autohäuser. Ein dritter Faktor, der in<br />
die Benotung einfloss, war die Online-Bewertung durch die<br />
Leser der Fachzeitschrift.<br />
Aus diesem großen Pool an Daten ermittelten die Experten<br />
von Statista die besten 1.000 Autohändler, deren Liste in<br />
der AUTO BILD vom 24. März 2022 veröffentlicht wurde.<br />
Beim Blick in die frisch herausgegebene Zeitschrift hatten<br />
die Mitarbeiter von Mercedes Paul Lüske allen Grund zum<br />
Feiern! Ihre Arbeit und ihr Engagement für das Unternehmen<br />
und ihre Kunden wurden belohnt. Die Kunden vergaben<br />
Bestnoten und zeichneten das Autohaus als eines der<br />
beiden besten Mercedes-Händler in ganz Deutschland aus.<br />
Eine Auszeichnung, auf die das gesamte Team mit Recht<br />
stolz sein kann.<br />
Qualität mit Tradition<br />
Bereits seit 55 Jahren überzeugt der Mercedes-Benz Fachhändler<br />
mit Qualität und Service. Paul Lüske gründete 1967<br />
eine Kfz-Werkstatt an der Emsteker Straße, die er zu einem renommierten<br />
Autohaus ausbaute. 2000 trat sein Sohn Markus<br />
Lüske ebenfalls in die Geschäftsführung ein. Das Unternehmen<br />
beschäftigt mittlerweile 60 qualifizierte Mitarbeitende<br />
in Verkauf, Service und Werkstatt, die mit ihrem Fachwissen<br />
40<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Anzeige
Digitalmanager Andreas Ronnecker ist verantwortlich<br />
für die Digitalisierung und<br />
Kommunikation. Von Beginn an ist er ehrenamtlicher<br />
Alpakabeauftragter und verantwortlich<br />
für alles rund um die Alpakas<br />
Der gute Service bei Mercedes Paul Lüske wurde von<br />
den Kundinnen und Kunden hervorragend bewertet<br />
(Daniela Brinkmann und Auszubildender Jannis Eick)<br />
Reparaturen und Wartungsarbeiten werden in der Fachwerkstatt schnell<br />
und problemlos durchgeführt. Kfz-Meister Sebastian Ellmann ist Teil des<br />
erfahrenen Werkstatt-Teams<br />
und ihrer Einsatzbereitschaft einen wichtigen Teil zum Erfolg<br />
des Unternehmens beitragen.<br />
Das Unternehmen hat seine Kernkompetenz im Bereich<br />
Neuwagen-Verkauf sowie Wartung und Reparatur. Ein weiterer<br />
wichtiger Aspekt ist der Handel mit Gebrauchtwagen<br />
und das „Junge Sterne“-Qualitätsprogramm. Die gesamte<br />
Bandbreite der Wartungs-, Service- und Reparaturleistungen<br />
wird durch qualifizierte Fachkräfte nach Vorgabe und Standards<br />
des Mercedes-Benz-Konzerns durchgeführt.<br />
Um auch für die Zukunft gut gerüstet zu sein, beschäftigt<br />
das Unternehmen aktuell drei Auszubildende im kaufmännischen<br />
Bereich und acht Auszubildende im technischen Sektor.<br />
Wer noch einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatroniker<br />
für das Jahr 2023 sucht, kann sich gerne bewerben.<br />
Außergewöhnliche Traumautos<br />
im Showroom entdecken<br />
Auf dem weitläufigen Firmengelände werden Neuwagen<br />
und „Junge Sterne“ in großer Auswahl präsentiert. Das Herz<br />
jedes Autoliebhabers schlägt höher beim Betreten des großen<br />
und lichtdurchfluteten Showrooms. Auf cirka 2.500m²<br />
Fläche stehen hier hochwertige Neuwagen und erstklassige<br />
Gebrauchtwagen. Beim entspannten Bummel können Besucher<br />
erstklassige und topgepflegte Fahrzeuge entdecken,<br />
die nicht jedes Autohaus zu bieten hat. Hier sind zum Beispiel<br />
AMG, 8- und 12-Zylinder und Cabrios in verschiedenen<br />
Ausführungen zu finden. Auch das Thema Elektromobilität<br />
wird im Autohaus stark repräsentiert. Die ausgezeichneten<br />
Service-Mitarbeiter beraten gerne, so dass jeder Kunde<br />
seinen Traumwagen findet. Eine weitere Besonderheit: Der<br />
Showroom ist täglich – auch am Wochenende – von 8.00 bis<br />
22.00 Uhr geöffnet.<br />
Ein Besuch der Homepage lohnt sich. Dort werden zahlreiche<br />
Traumwagen präsentiert und eine Probefahrt kann<br />
schnell und einfach vereinbart werden.<br />
Sanftmütige Alpakas erobern die Herzen<br />
Seit 2018 grasen auf einer Weide hinter dem Ausstellungsgelände<br />
süße Alpakas. Während sich die Eltern in Ruhe im<br />
Showroom informieren, können die kleinen Besucher den<br />
Tieren einen kleinen Besuch abstatten. Auch Kunden verbringen<br />
ihre Wartezeit gerne draußen an der Weide und genießen<br />
die Ruhe und Friedlichkeit, die diese Tiere mit ihren<br />
großen sanften Augen ausstrahlen.<br />
Angefangen hatte alles mit den beiden Alpakas Susi und<br />
Roberto, die sich sofort auf dem Gelände wohlfühlten. Damit<br />
sich die Tiere wohlfühlen, wuchs die Herde schnell auf<br />
acht Tiere an. Im Jahr 2020 gab es das erste Mal Nachwuchs.<br />
Das kleine Alpakafohlen Betty wurde geboren und hat sich<br />
schnell zum Liebling der Besucher entwickelt.<br />
Mit ihrem zutraulichen und neugierigen Charakter haben<br />
sie nicht nur die Kinderherzen, sondern die Herzen aller Kunden<br />
und Mitarbeiter im Sturm erobert. Auch viele Ausflügler<br />
machen gerne Station an der Alpaka-Weide und genießen<br />
den Anblick der Tiere.<br />
Auch Sie sind herzlichst eingeladen, bei der Alpakaherde<br />
des Autohauses Paul Lüske vorbeizuschauen. Die Tiere freuen<br />
sich über Ihren Besuch.<br />
Paul Lüske GmbH<br />
Emsteker Straße 95 · 49661 Cloppenburg<br />
Tel.: 04471 8807-0 · Email: info@mercedes-lueske.de<br />
www.mercedes-lueske.de<br />
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41
PORTRAIT<br />
VON TROPEN-HELMUT<br />
und einem Doppelleben<br />
und wie man einen plattdeutschen Wettbewerb gewinnt<br />
Text // Beate Deeken<br />
Tropen-Helmut hat es nicht immer so mit der Wahrheit.<br />
Mit Behauptungen wie der Einführung einer Brotsteuer in<br />
Papenburg, einer autofreien Innenstadt oder der Umbenennung<br />
der Stadt in Bad Papenburg führt er die „schrulligen<br />
Bewohner“, wie er die Papenburger gerne nennt, gehörig in<br />
die Irre. Seiner Beliebtheit tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil.<br />
Spricht er doch mit seinen humorvollen Spitzen viele<br />
unausgesprochene Wahrheiten aus.<br />
Tropen-Helmut teilt verbal aus. Gegen die Heilige Kuh in<br />
Papenburg, gemeint ist die Meyer Werft als größter Arbeitgeber<br />
der Region. Er lässt sich über die Missbrauchsskandale<br />
der Kirche aus. Und als Bini Pötter, die Nachbarin in Bad<br />
Papenburg, ihre Kittelschürze gegen einen mintgrünen<br />
Drei-Knopf-Blazer à la Angela Merkel tauschte, um sich als<br />
Bürgermeisterkandidatin aufstellen zu lassen, staunte Tropen-Helmut<br />
nicht schlecht. Mit Wortwitz und Ideenreichtum<br />
schildert er auch Alltagsszenen. Wie die „Von Moscheen,<br />
Zeltfesten, Busengrapschern und Orthopäden“, in der er von<br />
seinem Besuch beim Orthopäden berichtet, dem er nach<br />
der Behandlung seiner Bandscheiben die Feinmotorik eines<br />
Holzfällers bescheinigt. Das, nachdem er sich im Wartezimmer,<br />
eingekesselt zwischen siebzehn SeniorInnen, gar nicht<br />
so alt vorkam, wie gedacht.<br />
Tropen-Helmut, der viele Jahre ein Dasein als Geheimtipp<br />
führte und seine Kommentare überwiegend in den Sozialen<br />
Medien kundtat, kam so gut an, dass er von der Papenburger<br />
Lokalzeitung eine eigene Kolumne bekam. Tropen-Helmut<br />
darf Dinge sagen, die sonst kein Mensch, auch kein durch<br />
Pressefreiheit geschützter Zeitungsreporter, je aussprechen<br />
würde…<br />
Achim Goldenstein führt ein Doppelleben<br />
Als Publizist und Autor fällt Goldenstein insbesondere mit<br />
humorvoller Satire auf. Als Sozialversicherungs-Fachmann ist<br />
der Papenburger, der sich gerne als „Ostfriese mit Migrationshintergrund“<br />
bezeichnet, Regionalleiter einer bekannten<br />
Krankenversicherung, wir nennen sie mal „Barmer“. Privat<br />
sieht sich der Familienvater, dessen Frau ihn scherzhaft als<br />
Zumutung für die Menschheit benennt, vor allem als Junge<br />
vom Land mit dem Herzen am rechten Fleck. In Erzähllaune<br />
und ohne Berührungsängste bricht der Mann in den 50ern<br />
gleich zur Begrüßung mit einem „Wollen wir uns duzen“ die<br />
anfängliche Scheu.<br />
Schnell kommt er in seinem Haus in Papenburg, bei Friesentee<br />
mit Kluntjes auf sein liebstes Hobby zu sprechen.<br />
42<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait
Dem Schreiben. Bekannte und Freunde erkannten früh seine<br />
Gabe für humorvolle Satire, gerne auch mal unter der Gürtellinie.<br />
Bis er seine Geschichten einem größeren Publikum<br />
preisgab, dauerte es jedoch eine ganze Weile. Zunächst<br />
übernahm er die redaktionelle Betreuung für die Zeitung<br />
im Unternehmen seiner Frau Nicole. Irgendwann wurde die<br />
Emslandzeitung auf die Facebook-Posts seines Alias Tropen-Helmut<br />
aufmerksam. Seitdem schreibt er die bereits<br />
erwähnte gleichnamige Kolumne.<br />
Weil Krankenversicherungen das, was Banken machen,<br />
auch können, nämlich die Schließung von Geschäftsstellen<br />
für mehr Wirtschaftlichkeit, wurde die Geschäftsstelle besagter<br />
Krankenversicherung in Papenburg geschlossen. Also<br />
verlegte Achim Goldenstein, der Sozialversicherungs-Fachmann,<br />
seinen beruflichen Schwerpunkt nach Cloppenburg.<br />
„Nun arbeiten in der Hälfte der Standorte doppelt so viele<br />
BeraterInnen wie zuvor,“ merkt er belustigt dazu an. Dieser<br />
Wechsel allerdings war möglicherweise ein wegweisender<br />
Glücksfall. Nicht nur, dass Goldenstein sich dort äußerst wohl<br />
fühlt. Die tägliche Fahrt von über 120 Kilometern lässt ihm<br />
zudem Zeit zum Nachdenken und Radio hören. Gleich im<br />
ersten Jahr seines beruflichen Umzugs, 2017, hört er im Radio<br />
den Aufruf zur Teilnahme am renommierten plattdeutschen<br />
Wettbewerb „Vertell doch mal“ von NDR, Radio Bremen und<br />
dem Ohnsorg Theater. Das Motto in jenem Jahr: „Löpt“.<br />
`Das wäre doch was´, denkt sich der<br />
Publizist und erfindet die Beatles neu<br />
Plattdeutsch liegt ihm am Herzen, damit ist er im ostfriesischen<br />
Collinghorst aufgewachsen. Gedacht – gemacht! Eine<br />
geeignete Geschichte ist schnell gefunden. Sie handelt von<br />
der Wiedervereinigung der Beatles, nachdem sie sich in den<br />
siebziger Jahren getrennt hatten. Für ausgewählte Gäste<br />
spielte die berühmte Band ein Konzert im Hamburger Star-<br />
Club. Um aller Welt das Ereignis kundzutun, mussten die Pilzköpfe<br />
dringend zur „Weltmedienkonferenz“ nach Liverpool<br />
zurück. Doch die winterlichen Wetterbedingungen ließen<br />
keinen Flieger in die Luft. Kurzerhand beschlossen Lennon<br />
& Co. in Holland die Fähre nach Harwick zu nehmen. Der<br />
Emsländer Busfahrer Jupp erklärte sich bereit, die Jungs zu<br />
fahren. Doch Schnee und Eis zwangen auch ihn kurz hinter<br />
Oldenburg, in Bad Papenburg, in der Kneipe von Else Bettenbarg<br />
Halt zu machen. Just in der Gaststätte, in die sich<br />
Tropen-Helmut vor dem häuslichen Ehekrach geflüchtet<br />
hat. Die Geschichte, an deren Ende Tropen-Helmut fünftes<br />
Bandmitglied der Beatles wird, ist eine kuriose Mischung aus<br />
Fiktion und realen Figuren. Sie wird eine unter 1.600 Einsendungen<br />
beim plattdeutschen Wettbewerb. Und gewinnt!<br />
Goldenstein kann es kaum fassen. Den medialen Wirbel, den<br />
diese eher spontane Aktion verursacht, macht er gerne mit.<br />
Sogar ein Filmteam der NDR-Nordtour besucht ihn in Papenburg.<br />
Goldenstein ist gnadenlos wahres,<br />
gnadenlos komisches Kopfkino<br />
Vom Leben, der Beobachtung von Menschen und den<br />
Kommentaren in den Sozialen Medien inspiriert, beginnt<br />
Goldenstein etwas Neues. Er schreibt einen Roman. Zwar<br />
ist das Buch mittlerweile verlegt. Goldenstein macht aber<br />
keinen Hehl daraus, dass sich die Suche nach einem Verlag<br />
schwierig gestaltet. 2021 kommt sein Erstlingswerk „Die<br />
brennende Giraffe“, ein Roadtrip mit erotischen Szenen, auf<br />
den Markt. Mittlerweile macht er sich bereits mit seinem<br />
zweiten Roman „Sendeschluss. Die Sache mit der Wahrheit“,<br />
der Geschichte eines Radiomoderators und Lebemanns, auf<br />
die Suche nach einem passenden Verlag.<br />
Ob sich seine Karriere als Buchautor so erfolgreich entwickelt,<br />
wie die als Publizist und Kolumnen schreibender<br />
Satiriker, bleibt abzuwarten. Außer Frage steht jedoch, dass<br />
Achim Goldenstein alias Tropen-Helmut die humorvolle Satire<br />
im Blut hat. Seine präzisen, manchmal gnadenlosen Personenbeschreibungen,<br />
lassen Bilder vor dem geistigen Auge<br />
entstehen, die sich nur mühsam wieder verdrängen lassen.<br />
Wenn man das denn überhaupt will, denn Goldenstein ist<br />
Kopfkino!<br />
Dödeldrama an der Ems<br />
Wussten sie eigentlich, liebe Lesenden, wie Ostfriesen die emsländischen Nachbarn beschreiben? Man spricht liebevoll von denen,<br />
die Geröll im Vorgarten liegen haben. Damit ist die unproportional hohe Dichte an Steingärten in Bad Papenburg gemeint.<br />
Im Hardy-Loppmann-Ring hat man dank unermüdlichen Engagements des örtlichen Kleingartenvereins die Unsitte der Beschotterung<br />
größtenteils ausgemerzt. Stattdessen gedeihen und blühen Pflanzen, die mit Richtschnur und Senklot ins unkrautfreie<br />
Beet drapiert wurden, hier und da winkt ein zwinkernder Gartenzwerg, und penibel achtet Vereinsvorsitzende Bini Pötter<br />
bei ihren Rundgängen auf die Einhaltung der korrekten Schnitthöhe aller Zierrasenflächen, die übrigens bei toleranzlosen<br />
37 Millimetern liegt. Der Olymp des Spießbürgertums für alle Besitzer eines Psychopathenrasens – nur eben nicht für mich und<br />
meinen „Pornogarten“, wie Bini mein naturbelassenes Kleinod neulich geringschätzte. Ich wurde nämlich wegen Erregung öffentlichen<br />
Ärgernisses angezeigt, weil ich aus einer Buchsbaumkugel angeblich ein Phallussymbol getrimmt haben soll.<br />
Wobei Phallus ein schönes Stichwort ist für das aktuelle Geschehen an der Ems. Am altehrwürdigen Mariengymnasium geht<br />
eine 185jährige Penis-freie-Ära zu Ende. Die handlungsleitende Ausrichtung der Schulstiftung, einen zukunftsweisenden Weg<br />
zu beschreiten, sorgt im Kollegium für Angst und Wut. Nur allzu verständlich angesichts lärmender Horden von testosterongesteuerten<br />
Halbwüchsigen im besten Clearasil-Alter mit lausiger Lernbilanz. Allein die Vorstellung von Pissoiren und Kondomautomaten<br />
auf dem Schulklo. Jesusmariaundjosef! Doch die unaufhaltsame Welle der Geschlechtergerechtigkeit sorgt auch für<br />
Enthusiasmus. Binis 9jähriger Enkel Horst-Finley, Drittklässler deMichael-Wendler-Grundschule, freut sich bereits auf „ein krasses<br />
Angebot zickender Habibis, Alter!“, wie er neulich twitterte. Der Bursche ist ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Weil er Weihnachten<br />
mit seinem Geschenk unzufrieden war, rief er kurzerhand die Polizei. Hat man Worte? Tropen-Helmut<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait<br />
43
UNTERWEGS<br />
ERHOLUNGSGEBIET<br />
THÜLSFELDER TALSPERRE<br />
Vielfältige Natur und Landschaft touristisch entdecken<br />
Text // Sigrid Lünnemann<br />
Das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre, ein landschaftliches und touristisches<br />
Kleinod ganz in unserer Nähe, wird von vielen Urlaubern und Erholungssuchenden<br />
aus der Region für seine Ruhe und Vielfältigkeit geschätzt und geliebt.<br />
Obwohl die Talsperre ein künstlich aufgestautes Gewässer<br />
ist, hat sich entlang ihrer Uferregionen eine<br />
faszinierende Landschaft entwickelt, die seit 1938<br />
unter Naturschutz steht. Hier können Naturfreunde auf<br />
engstem Raum Heide- und Moorflächen sowie lichte Wälder<br />
durchwandern und von den Lagunenbrücken den Blick über<br />
das Wasser genießen. Besonders am frühen Morgen ist dies<br />
der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen.<br />
1970 steckte der regionale Tourismus<br />
noch in den Kinderschuhen<br />
Die Pflege und die touristische Vermarktung dieser einzigartigen<br />
Landschaft, das ist eine der Aufgaben des Zweckverbandes<br />
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (ZVETT).<br />
Der Zweckverband wurde 1970 vom Landkreis Cloppenburg<br />
gemeinsam mit den Städten Cloppenburg und Friesoythe<br />
sowie den Gemeinden Garrel und Molbergen ins Leben gerufen.<br />
Die Gemeinden Bösel, Emstek und Cappeln schlossen<br />
sich in den Jahren 1999 und 2003 an. Gemeinsam sollte eine<br />
erste, grundlegende touristische Infrastruktur aufgebaut<br />
werden, da die Region vor 50 Jahren auf diesem Gebiet noch<br />
völlig unerschlossen war.<br />
Die Anfänge waren grundlegend. Zunächst wurden die<br />
damaligen Sandwege zur Talsperre befestigt, sowie Kanalisation,<br />
Sanitäranlagen und Wanderparkplätze gebaut. Bereits<br />
1971 wurde sehr zur Freude der Urlauber und Einheimischen<br />
der erste Badestrand angelegt. Es folgten noch zahlreiche<br />
44<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs
Neuerungen – immer am Puls der Zeit. So wurden Rad- und<br />
Wanderwege, Trimm-Dich-Pfade, Lagunen-Brücken, Waldund<br />
Abenteuerspielplätze, Erlebnis- und Lehrpfade und vieles<br />
mehr errichtet und in den Folgejahren auch gepflegt und<br />
instandgehalten.<br />
Da die Aufgaben immer vielfältiger und umfangreicher<br />
wurden, aber ein Zweckverband nur kommunale Mitglieder<br />
jedoch keine Privatpersonen oder Unternehmen aufnehmen<br />
kann, wurde 2007 ein Verein gegründet, der sich ausschließlich<br />
um Veranstaltungen, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit<br />
kümmert. Damit kann sich der Zweckverband auf seine<br />
originären Aufgaben, die Landschaftspflege und die Schaffung<br />
einer touristischen Infrastruktur, konzentrieren.<br />
Ein erfolgreiches Team:<br />
Maria Oloew und der Zweckverband<br />
Seit 1993 ist Maria Oloew für den Zweckverband tätig<br />
und hat seit 2000 die Position der Geschäftsführerin inne.<br />
Die gebürtige Cloppenburgerin, die nach dem Abitur Neuere<br />
Geschichte, Publizistik und Volkskunde studierte, ist<br />
von Kindesbeinen an eng mit dem Landkreis sowie seiner<br />
Geschichte, Kultur und Landschaft verbunden. Mit besonderen<br />
Erinnerungen verbindet sie Besuche im Museumsdorf.<br />
Ihr Großvater Hubert Wüstefeld war dort am Aufbau vieler<br />
historischer Gebäude beteiligt. „Er hat mich später immer<br />
mitgenommen und mir einen auffälligen, dunklen Stein im<br />
Mauerwerk des Dorfkruges gezeigt. Dann hat er stolz berichtet,<br />
dass er ihn extra als Erinnerung für seine Kinder und<br />
Enkelkinder gesetzt hat“, erklärt Maria Oloew ihre frühe und<br />
bis heute andauernde Faszination für das Cloppenburger<br />
Museumsdorf.<br />
Seit nun fast 30 Jahren hat es sich die ZVETT-Geschäftsführerin<br />
mit Unterstützung ihres engagierten Teams und der<br />
Verbandsmitglieder zur Aufgabe gemacht, die Region touristisch<br />
nach vorne zu bringen. Und die Erfolge können sich<br />
sehen lassen. Jedes Jahr wartete mit steigenden Zahlen. Im<br />
Jahr 1983 konnten 41.600 Übernachtungen im Erholungsgebiet<br />
gezählt werden, während im Jahr 2019 die stolze Zahl<br />
von 354.785 in Betrieben ab zehn Betten erreicht wurde. Hinzu<br />
kommen die Gäste in den zahlreichen Ferienwohnungen.<br />
Als Folge der Pandemie gingen 2020 und 2021 die Zahlen<br />
der Übernachtungen jedoch stark zurück und dies bedeutete<br />
tiefe Einschnitte für die gesamte Tourismusbranche in der<br />
Region, die sich jedoch langsam davon erholt.<br />
Statt Piratenfest neue Ideen zum<br />
50-jährigen Jubiläum<br />
Das Jubiläumsfest zum 50-jährigen Bestehen des Verbandes<br />
musste 2020 coronabedingt ebenfalls abgesagt werden.<br />
Die Planungen für ein Piratenfest direkt an der Talsperre für<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs<br />
45
gut 10.000 erwartete Besucher waren bereits abgeschlossen.<br />
Alles war geplant, organisiert und vorbereitet. „Ich war<br />
zunächst fassungslos und wirklich geschockt. Wir mussten<br />
alle Veranstaltungen absagen und zeitweise sogar die Abenteuer-Spielplätze<br />
absperren. Dennoch, wir haben die Zeit<br />
genutzt und freuen uns, dass das Interesse an Urlaub in der<br />
Region ungebrochen ist und starten nun mit neuem Elan in<br />
die Saison“, blickt Oloew optimistisch und mit dem Kopf voller<br />
neuer Ideen in die Zukunft.<br />
Neben der Herausgabe einer Jubiläums-Broschüre, in der<br />
alle bisher realisierten Projekte aus den vergangenen fünf<br />
Jahrzenten dargestellt werden, wurden neue Tourismus-Angebote<br />
und Freizeit-Tipps entwickelt. Dabei liegt ein Schwerpunkt<br />
auf Freizeitangeboten, die Familien von Familien auch<br />
unter Corona-Bedingungen genutzt werden konnten. Darunter<br />
sind die „Entdeckertouren mit dem Rad“ für Familien.<br />
Darin werden landschaftlich attraktive und familienfreundliche<br />
Touren vorgestellt. Die Strecken sind nur so lang, dass<br />
auch Kinder sie mühelos mit dem Fahrrad bewältigen können.<br />
Für die Pause und vielleicht ein gemeinsames Picknick<br />
liegt immer ein attraktiver Spielplatz an der Strecke.<br />
Das „Entdeckerbuch für kleine Abenteurer“ lädt Kinder<br />
und Familien ein, die Region auch abseits der bekannten<br />
Pfade zu erkunden. Neben einem kleinen Quiz werden darin<br />
viele interessante Ausflugs- und Erlebnisziele vorgestellt. So<br />
können Urlauber und Einheimische unter anderem Entspannung<br />
beim Waldbaden finden, an einem großen Holzxylophon<br />
in der Natur musizieren, in einer Halfpipe skaten, beim<br />
Geocaching auf moderne Schatzsuche gehen oder Abenteuerspielplätze<br />
erkunden.<br />
Das neue Programm „Einfach mal rauskommen. Heimat,<br />
Vielfalt – neu entdecken“ bietet in Kooperation mit regionalen<br />
Partnern ganz besondere Aktionen und Events. Bei<br />
einem Blick hinter die Kulissen des Museumsdorfes, einem<br />
kulinarischen Stadtspaziergang oder einer Familienführung<br />
auf dem Gut Altenoythe zu den Aroniabeeren und vielem<br />
mehr, können die Teilnehmenden die Vielfalt der Region aus<br />
einem neuen Blickwinkel kennenlernen.<br />
Mit Audio-Walk den Piraten auf der Spur<br />
Seit dem vergangenem Sommer können Liebhaber von<br />
spannenden Piratengeschichten bei einem Audio-Walk entlang<br />
der Südseite der Thülsfelder Talsperre in die Welt der<br />
Seeräuber und Schatzsucher eintauchen. „Die Startisten“,<br />
ein junges Theater-Ensemble aus Barßel, inszenierte und<br />
produzierte ein 45-minütiges Hörspiel, das auf dem Roman<br />
„Die Schatzinsel“ von Robert L. Stevenson basiert und per<br />
kostenpflichtigem Download auf dem eigenen Smartphone<br />
gespeichert werden kann. Die Zuhörer erleben auf einem<br />
etwa sechs Kilometer langen Rundweg entlang der Talsperre<br />
eine fesselnde Abenteuer-Geschichte, bei der eine Schatzsuche,<br />
habgierige Piraten und mutige Kinder im Mittelpunkt<br />
stehen. Startpunkt ist der Wanderparkplatz Talsperre-Süd.<br />
Mit dem Rad oder in Wanderschuhen<br />
die Region erkunden<br />
Radtouren rund um die Talsperre und durch das gesamte<br />
Oldenburger Münsterland erfreuen sich seit Jahren großer<br />
Beliebtheit und der Boom ist ungebrochen. Dies merken<br />
46 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs
auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes, die den Ratsuchenden<br />
gerne behilflich sind. „Wir haben uns in diesem Jahr E-Bikes gekauft und wollen<br />
die Region erkunden. Haben Sie vielleicht Vorschläge und Karten für interessante<br />
Routen?“, ist eine der häufigsten Fragen, mit denen sich Interessierte an die Tourist-Information<br />
wenden.<br />
Die Radwege mit ihrem ausgeklügelten Knotenpunktsystem werden ausgiebig<br />
genutzt und führen Einheimische und Besucher durch die hiesige Natur zu<br />
sehenswerten und erlebenswerten Ausflugszielen. Dabei wird die Beschilderung<br />
seit Jahren von ehrenamtlichen Wegewarten gepflegt und kontrolliert. So können<br />
sich Radwanderer auf ein funktionierendes Knotenpunktsystem verlassen und<br />
kommen stets gut ans Ziel.<br />
In der Tourist-Information, die ebenso wie der Zweckverband mitten in der<br />
Stadt Cloppenburg in der Bürgermeister-Winkler-Straße ansässig ist, geben die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne persönlich Tipps und Informationen. Außerdem<br />
sind hier zahlreiche Flyer, Informationsmaterial und Radwanderkarten<br />
erhältlich.<br />
Interessierte können sich aber auch auf der Homepage über Freizeitangebote,<br />
Veranstaltungen, Ausflugsziele und nicht zuletzt über die zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
vom Hotel bis zu privaten Gästezimmern, informieren.<br />
Näheres zum Audio-Walk gibt es unter www.startisten.com. Der Download der<br />
Audiodatei kostet 9,95 EUR.<br />
Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre<br />
Tourist-Information<br />
Bürgermeister-Winkler-Straße 19 - 21, 49661 Cloppenburg<br />
Telefon (0 44 71) 1 52 56, Telefax (0 44 71) 93 38 28<br />
E-Mail: info@thuelsfelder-talsperre.de<br />
www.thuelsfelder-talsperre.de<br />
AUF DIE RÄDER, FERTIG, LOS!<br />
Einfach losradeln und die Strecke frei<br />
wählen? Die Thülsfelder Talsperre<br />
macht’s möglich: mit Knotenpunkten und<br />
abwechslungsreicher Landschaft!<br />
UNSERE GEFÜHRTEN RADTOUREN IM<br />
JUNI UND JULI<br />
MITTWOCH, 8.6.<br />
„AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, LOS“<br />
Frühstücksradtour<br />
DIENSTAG, 14.6.<br />
WASSER-QUELL DES LEBENS I<br />
Geführte Radwanderung<br />
DIENSTAG, 21.6.<br />
WASSER-QUELL DES LEBENS II<br />
Geführte Radwanderung<br />
DIENSTAG, 28.6.<br />
ZU DEN TEUFELSSTEINEN<br />
Radwanderung ins „Feuersteinland“<br />
MONTAG, 4.7<br />
AUF, AUF ZUR BERG- UND TALFAHRT<br />
Geführte Radtour<br />
MITTWOCH, 6.7.<br />
„MIT DER PUPPENTANTE UNTERWEGS”<br />
Kostümführung mit dem Fahrrad<br />
ANMELDUNG HIER<br />
(0 44 71) 1 52 56 ODER<br />
INFO@THUELSFELDER-TALSPERRE.DE<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs<br />
47<br />
MEHR ZUM THEMA RADFAHREN AUF<br />
WWW.THUELSFELDER-TALSPERRE.DE
LEIDENSCHAFT<br />
5 KRÄUTER-GIN<br />
– selbstgemacht<br />
natürlich mit den<br />
besten Kräutern<br />
unserer Welt: den<br />
LaBio´s von Schouten<br />
Text // Ulla Schmitz<br />
…einfach so und cool als extra-cooler Pep in Eiscreme mit Früchten, soft für Erwachsene…<br />
und als regelmäßigen Schluck nach dem Essen natürlich auch, das ganze Jahr<br />
über.<br />
Wer sich auf den kulinarischen Genießerseiten dieses Magazins<br />
auskennt, der weiß um unsere Vorliebe für LaBio Kräuter<br />
von Schouten. Diese Genuss-Liaison hat vor etwa zehn<br />
Jahren begonnen und ist mittlerweile zu einem großartigen<br />
Kräuterbeet angewachsen. Aus dem sich auch Freunde bedienen,<br />
und wenn der Platz dennoch zu eng wird, macht<br />
es den robusten Pflanzen nichts aus, wenn sie umgepflanzt<br />
werden. Zumal Schouten immer neue Kräutervarianten im<br />
Sortiment hat, die natürlich auch ins Beet gehören. Also<br />
wächst, blüht und duftet es prächtig und weil das auch in<br />
den vergangenen zwei Sommern so war, wir aber aufgrund<br />
der Pandemie uns im häuslichen Umfeld Abwechslung suchen<br />
mussten, wurde endlich wahr, was schon lange geplant<br />
war: Einen echten Kräuterschnaps selbst zu machen. Ganz<br />
nach unserem Geschmack.<br />
Was das bedeutet, danach haben wir ausgiebig geforscht,<br />
in immer neuen Varianten von Kräuterkombinationen und<br />
der dazu passenden Spirituosen, denn Schnaps brennen<br />
wollten wir dann doch nicht, a) weil zu aufwändig, b) weil<br />
nicht erlaubt.<br />
5 Kräuter-Gin<br />
Zutaten<br />
Jeweils etwa 8–10 g frische Blättchen Goldthymian, Zitronenthymian<br />
„Limonade“, Aztekisches Süßkraut, Spearmint-grüne<br />
Minze und „Jiaogulan “ das Kraut der Unsterblichkeit.<br />
200 – 300 g Rohrzucker<br />
1 Vanilleschote & ein wenig Honig<br />
2 Flaschen Gin und den Schalenabrieb einer kleinen Zitrone<br />
…und was man damit macht:<br />
Die Blättchen alleine sind eine richtig große Menge, die<br />
man vermischt, mit dem Mörser zerkleinert und dann zusammen<br />
mit den anderen Zutaten – bis auf den Zucker! – in<br />
eine zwei Liter große dunkle Glasflasche gibt und mit dem<br />
Gin auffüllt. Wer mag, kann auch Rum oder Korn oder Wodka<br />
nehmen – es kommt auch hier auf den Geschmack und die<br />
48<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Leidenschaft
Leidenschaft an. Apropos: die Flasche gut verschließen und<br />
sie an einem dunklen, warmen Platz abstellen. Für fünf bis<br />
sechs Wochen, während derer man die Mischung täglich gut<br />
durchrührt oder kräftig schüttelt.<br />
Am Ende dieser Zeit den Zucker mit etwa 300 ml Wasser<br />
aufkochen, abkühlen lassen und zu dem Extrakt in die Flasche<br />
füllen. Gut durchrühren, wieder verschließen und zwei<br />
bis drei weitere Wochen stehen lassen. Währenddessen öfters<br />
schütteln. Bis es dann nur noch wenige Handgriffe bis<br />
zum perfekten Kräuter-Trinkgenuss sind: Zunächst die Flüssigkeit<br />
durch ein Sieb streichen, danach durch ein Baumwolltuch<br />
filtern, dann ausgiebig probieren und erst dann in saubere<br />
Flaschen abfüllen und lagern.<br />
Zubereitung<br />
Die Früchte waschen, putzen, zerkleinern und im Tiefkühlfach<br />
einfrieren. Alternative: gleich Tiefkühlfrüchte nehmen.<br />
Die gefrorenen Früchte mit Zucker und Joghurt vermischen<br />
und alles zusammen pürieren. Die Sahne mit dem Vanillezucker<br />
steif schlagen, langsam unter die pürierten Früchte heben,<br />
den 5 Kräuter-Gin und die Kekskrümel dazugeben und<br />
in einer Schale im Tiefkühlfach komplett herunter kühlen.<br />
Vor dem Servieren noch einmal kräftig durchrühren, damit<br />
das Eis schön cremig wird.<br />
Kräuter Schnaps, wir wissen es, ist als Magenbitter ideal<br />
für nach den Mahlzeiten. Unser unvergleichlich aromatischer<br />
5 Kräuter-Gin hingegen ist nicht allein dafür gut und auch<br />
nicht nur als Schluck am Abend zwischendurch. Man kann<br />
ihn auch wunderbar on the rocks genießen und außerdem<br />
lässt sich damit jeder Eiscreme ein besonders extra-cooler<br />
Pep verpassen, selbstgemacht auch das versteht sich, ohne<br />
Eismaschine:<br />
Ein ganz einfaches Rezept ist dieses:<br />
5 Kräuter-Gin Eiscreme mit Früchten, soft für Erwachsene<br />
300 g Erdbeeren<br />
200 g Blaubeeren<br />
200 ml Schlagsahne<br />
1 Tütchen Vanillezucker<br />
150 g Joghurt<br />
100 g Zucker<br />
Gekrümelte Kekse<br />
150 ml 5 Kräuter-Gin<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Leidenschaft<br />
49
REISE<br />
Durch das Land der Skipetaren<br />
Text & Fotos // Martin Kessens<br />
Berat, die Stadt der 1000 Fenster<br />
Auch, wenn Ihnen der Name Karl May nicht direkt ein<br />
Begriff ist, so doch sicher Winnetou, Old Shatterhand und<br />
Nscho-tschi, die schöne Schwester des Indianerhäuptlings.<br />
Und sei es aufgrund der hinreißenden und alle Kinokassen-sprengenden<br />
Persiflagen mit Bully Herbig, Rick Kavanian<br />
& Co im „Schuh des Manitou“ und so weiter. Hier schließt sich<br />
der Kreis, denn die Vorlagen quasi für diese unsterblichen<br />
Western-Storys und ihre Remakes sind Romane von Karl May.<br />
Jenem Schriftseller, der auch das Buch „Durch das Land der<br />
Skipetaren“ schrieb.<br />
Dass es sich dabei um Albanien handelt, war auch mir klar.<br />
Doch musste ich erst eine Reise in das bis 1992 politisch und<br />
gesellschaftlich völlig abgeschottete Land unternehmen,<br />
um zu erfahren, woher der Begriff „Skipetaren“ kommt. Nun,<br />
in ihrer Sprache sind Albaner „Sqiptarät“, was wiederum mit<br />
„Adler“ übersetzt wird und als Symbol auf der Nationalflagge<br />
Albaniens als Zweikopfadler auf rotem Grund erscheint.<br />
Albanien, beziehungsweise das Volk der Albaner, hat eine<br />
lange, wechselvolle Geschichte schon durchlebt. 1912 vom<br />
Osmanischen Reich in die Unabhängigkeit entlassen, hinterließ<br />
insbesondere die kommunistische Diktatur von 1944<br />
bis 1992 ihre Spuren bis ins Heute. In den Städten wird das<br />
besonders durch die Plattenbauten sichtbar, obschon man<br />
sich bemüht, diese Relikte aus einer dunklen Zeit durch Farbanstriche<br />
vergessen machen zu lassen. Nicht immer ist es<br />
gelungen. Dennoch: 30 Jahre nach der Diktatur hat sich das<br />
Land in der modernen Zeit eingelebt. Westliche Industrien<br />
haben sich angesiedelt, und auf den Straßen fahren westliche<br />
Autos, überwiegend Volkswagen.<br />
„Das albanische Haus gehört Gott und dem Gast“<br />
Viele Albanerinnen und Albaner sind während der Balkankriege<br />
und des albanischen Bürgerkrieges Mitte der<br />
90er Jahre ins Ausland ausgewandert, haben sich dort das<br />
westliche „Gewusst wie“ in vielen Bereichen angeeignet und<br />
sind nun zurück in ihrem „Land der Skipetaren“, wo sie sich<br />
maßgeblich am Aufbau Albaniens beteiligen. Die quirlige<br />
Hauptstadt Tirana ist mit ihrem gastfreundlichen und höflichen<br />
Charme eine hervorragende Visitenkarte. Getreu dem<br />
Grundsatz, dass das albanische Haus Gott und dem Gast gehört.<br />
Bis 1920 war Tirana ein Dorf, bevor es zur Hauptstadt<br />
50<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reise
erklärt wurde und nunmehr auf eine Millionen Einwohner<br />
anwachsen ist. Nach der Demokratisierung hatte sich das<br />
Stadtbild schnell verändert: Im Stadtzentrum entstanden Läden,<br />
Cafés und Restaurants. Mit dem Erfolg, dass Tirana heute<br />
die größte Café-Dichte der Welt bietet und damit Spanien<br />
und Italien den Rang abgelaufen hat.<br />
Zahlreiche UNESCO-Weltkulturerbestätten<br />
Der wichtigste Hafen Albaniens ist Durres, auch bekannt<br />
für sein Amphitheater, das für die Aufnahme in die Liste des<br />
UNESCO-Weltkulturerbe) nominiert ist. Römer, Griechen, Venezianer,<br />
Osmanen und Italiener haben die Stadt geprägt.<br />
Ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe begegnet mir auf dem<br />
Weg in den Süden: die weiße Stadt der 1000 Fenster. Die Königsmoschee<br />
aus dem 15. Jahrhundert wurde während des<br />
Kommunismus zu einer Tischtennishalle umfunktioniert. Seit<br />
1992 ist sie wieder das Gebetshaus für die Moslems, die sich<br />
überwiegend sunnitisch bekennen, während andere der islamischen<br />
Glaubensrichtung des Bektashi angehören. Trotz<br />
der Unterschiede haben sich die Religionen in dem ersten<br />
atheistischen Staat der Welt, entgegen der religiösen Unterdrückungen<br />
in der ehemaligen DDR beispielsweise, behauptet.<br />
Tirana ist Sitz des Bektashi-Weltzentrums, während sich in<br />
Berat eines der wertvollsten Musen der Ikonenmalerei des<br />
Künstlers Onufri befindet. Legendären Ruhm erlangte Onufri<br />
durch die Verwendung eines besonderen rötlichen Farbtons<br />
bei seiner Malerei, der von keinem anderen Ikonenmaler reproduziert<br />
werden konnte. Aufgefallen sind mir zwei Ikonen,<br />
die nicht nur christlich-religiöse Motive darstellten. Das Letzte<br />
Abendmahl war mit islamischen Gegenständen ergänzt,<br />
und es war in einer Ikone auch ein Minarett zu sehen. Das<br />
ist sehr außergewöhnlich und zeugte von Onufris ökumenischen<br />
Gedanken.<br />
Gjirokastra, die Stadt der 1000 Steine<br />
Und wieder eine UNESCO-Weltkulturerbe. Gjiokastra. Die<br />
Stadt der 1000 Steine. Der von der Balkanarchitektur geprägte<br />
Ort bezaubert mit einem Kern von alten Häusern, die an<br />
einem Berghang liegen. Es ist eine der schönsten Städte Albaniens<br />
mit Blick auf die noch schneebedeckten Berge und<br />
die Festung, und dass sich hier auch das Geburtshaus des<br />
Diktators Enver Hoxha befindet, ist nur eine Randnotiz.<br />
Schach und Domino, das Spiel der Männer<br />
Ruinenstadt Butrint<br />
Wie wäre es stattdessen mit einem weiteren UNES-<br />
CO-Weltkulturerbe? Butrint, die im Süden Albaniens nahe<br />
der griechischen Grenze gelegene Ruinenstadt, stammt aus<br />
dem 4. Jahrhundert v.Chr. Gut konnte ich mir beim Sonnenuntergang<br />
das Treiben der Römer vorstellen, wie sie es sich<br />
in römischen Bädern haben gut gehen lassen. In dieser Tradition<br />
entwickelte Butrint sich zum Kur- und Festspielort der<br />
Antike. 3000 Jahre Geschichte von Aufbau oder Zerstörung<br />
bis in die Neuzeit habe ich eingesogen. In solchen antiken<br />
Stätten spüre ich immer unheimlich viel Energie, denke an<br />
die vielen Menschen, die die Stadt und die Befestigungsanlagen<br />
unter schwersten Bedingungen gebaut haben. Die<br />
tonnenschweren Felsblöcke mussten teilweise aus Steinbrüchen,<br />
50 Kilometer weit entfernt gelegen, herbeigeschafft<br />
werden. Und – um es nicht zu vergessen – die Erbauer bauten<br />
erbebensicher.<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reise<br />
51
Vor diesem Hintergrund kehren wir in Gedanken noch<br />
einmal zurück in den Norden Albaniens, in ein kleines Dorf<br />
namens Fishta. Es war ein sogenanntes katholisches Dorf<br />
mit einem großen Gefängnis für Aufständische gegen das<br />
kommunistische Regime. Heute ist es umgebaut und wird<br />
landwirtschaftlich genutzt. Alle Bewohner des Dorfes arbeiten<br />
hier auf einer „Slow food farm“ – Mrizi i Zanave“, was<br />
übersetzt im „Schatten der Feen“ heißt. Ein Essen sollte man<br />
sich im angegliederten Restaurant mit regionalen Speisen<br />
nicht entgehen lassen. Erstmals habe ich Fleisch von einem<br />
Zicklein gegessen und es war so köstlich, dass ich es allen<br />
empfehlen möchte – eventuell mit mir zusammen auf einer<br />
organisierten gemeinsamen Reise ins Land der Skipetaren<br />
im nächsten Frühjahr. Zum Ob und wann und wie werde ich<br />
mich mit diesem Plan auch hier früh genug in Erinnerung<br />
bringen<br />
Ein Versuch die „Platte“ zu verschönern<br />
Malerisch an der albanischen Riviera ging es wieder Richtung<br />
Norden. Rechts die noch schneebedeckten Berge und<br />
links das Ionische Meer und die Adria, und die Insel Korfu<br />
war teilweise zum Greifen nah. Natürlich durfte auch hier ein<br />
weiteres UNESCO-Weltkulturerbe nicht fehlen: Apollonia,<br />
gegründet 588 v. Chr. war ein wichtiges städtisches Zentrum,<br />
benannt nach dem Gott Apollon. Ein atemberaubender Blick<br />
auf die Adria und in die Berge, wo nicht nur hier die vielen<br />
Bunker noch von einer dunklen Zeit zeugen, faszinierte mich<br />
immer wieder.<br />
Eindrucksvoll war ein Gespräch mit dem albanischen<br />
Schauspieler, Kabarettist und Regisseur Bujar Kapexhiu. Dieser<br />
wurde während der kommunistischen Zeit verhaftet und<br />
in ein Arbeitslager geschickt, weil er während einer Show zu<br />
westlich angezogen war. Er erzählte mir von den Horrortaten<br />
des kommunistischen Regimes, wenn man nicht dem atheistisch-stalinistischen<br />
Stil Folge leistete. Was mich besonders<br />
beeindruckt hat: Er fühlt keinen Hass, nicht einmal auf die<br />
Wärter, die ihn ständig im Auge hatten. „Auch sie waren Opfer<br />
des Regimes“ sagte er.<br />
Die Albaner sind stolz auf „ihre“ Mutter Theresa. Das Datum ihrer<br />
Heiligsprechung, der 4. September, ist Nationalfeiertag<br />
Das Kaffeeprinzip<br />
Aus alter Zeit hat sich eine Tradition bis in die heutige Zeit<br />
gehalten: Das Kaffeeprinzip. Steht eine Hochzeit, ein Trauerfall<br />
oder eine größere Operation bevor, werden Freunde und<br />
Verwandte zum Kaffee eingeladen. Nach der Kaffeetafel lässt<br />
der Besuch einen Geldbetrag unter der Tasse liegen und unterstützt<br />
somit finanziell das Anliegen.<br />
52<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reise
Was erwartet mich,<br />
wenn ich ein Hörgerät benötige?<br />
Mit dem Gang zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt ist schon der erste<br />
Schritt für besseres Hören getan. In einer audiologischen<br />
Untersuchung stellt der Arzt den Grad des Hörverlustes fest.<br />
Der zusätzliche medizinische Check schließt zudem eine unerkannte<br />
Krankheit als Grund für die Hörminderung aus.<br />
Sind die messtechnischen Untersuchungen abgeschlossen,<br />
stellt der Arzt bei Bedarf eine Verordnung für die Versorgung<br />
mit Hörsystemen aus. Das ist sinnvoll, denn das Hörsystem<br />
ist ein Hilfsmittel, das von den Krankenkassen bezuschusst<br />
wird. Dann geht es zum Hörakustiker.<br />
welche Töne besonders gut gehört werden und wie Sprache<br />
verstanden wird. Anhand dieser individuellen Messkurven<br />
wird das Ergebnis der Messung erläutert. Es wird geklärt, ob<br />
ein Hörverlust vorhanden ist, ob Hörgeräte notwendig sind<br />
und was technisch möglich ist. In diesem ersten Gespräch<br />
liegt der Fokus auf den Wünschen und Erwartungen an das<br />
Hörgerät. Soll es zum Beispiel eine direkte Verbindung zwischen<br />
Hörgerät und Smartphone geben? Alle offenen Fragen<br />
der Kunden werden miteinander besprochen.<br />
Gezeigt werden die unterschiedlichen Bauformen von Hörgeräten,<br />
die faszinierende Technik und der Nutzen von und<br />
mit Hörgeräten wird aufgezeigt. Grundsätzlich wird zwischen<br />
zwei Bauformen unterschieden: „Hinter dem Ohr-Geräte“,<br />
kurz HdO und „Im-Ohr-Hörgeräte“, IdO. Was für den<br />
Kunden in Frage kommt, ergibt sich aus dem Vorgespräch<br />
und der Messergebnisse. Bei der Vielfalt an Technik stehen<br />
die persönlichen und kosmetischen Erwartungen im Mittelpunkt.<br />
Ziel ist es, dass die Kunden eine höhere Lebensqualität<br />
im Alltag erreichen.<br />
Je nach Hörverlust und Art der Bauform des Hörsystems<br />
kann schon gleich ein Hörgerät zur Probe mitgenommen<br />
werden. Falls die Wahl auf ein IdO fällt oder Ohrpassstücke<br />
benötigt werden, wird eine Abformung vom Ohr genommen,<br />
damit diese individuell im Labor angefertigt werden<br />
können.<br />
Der erste Termin<br />
In diesem Termin wird ein ausführliches Gespräch mit dem<br />
Kunden geführt. Wichtig dabei zu wissen ist, wie sich das<br />
schlechtere Hören bemerkbar macht und wie der aktuelle<br />
Höralltag aussieht. Wie klappt es beim Fernsehen? Treten<br />
Ohrgeräusche auf? Was fällt besonders auf? Im Anschluss<br />
daran wird ein Hörtest durchgeführt. Ein sogenanntes Audiogramm<br />
wird aufgenommen. Dadurch wird festgestellt,<br />
Zum ersten Termin dürfen die Kunden gerne die eventuell<br />
schon vorhandene Verordnung des HNO-Arztes mitbringen,<br />
sowie die Krankenversichertenkarte. Es gibt bereits ein Hörgerät?<br />
Dann darf dieses auch gerne mit gebracht werden.<br />
Auch ältere Hörmessergebnisse, sofern sie vorliegen, sind interessant<br />
zum Vergleich der Hörkurven.<br />
Außerdem gibt es Informationen zu eventuell anfallenden<br />
Kosten für die Hörsysteme. Die Beratung als auch die Hörgeräteausprobe<br />
sind kostenfrei.<br />
Gerne dürfen auch Angehörige als Begleitung mitgebracht<br />
werden – denn vier Ohren hören mehr als zwei.<br />
CLOPPENBURG<br />
Resthauser Str. 5<br />
49661 Cloppenburg<br />
Tel. 04471 7972<br />
info@rawe-hoerzentrum.de<br />
www.rawe-hoerzentrum.de<br />
GARREL<br />
Kaiforter Str. 5<br />
49681 Garrel<br />
Tel. 04474 9419638<br />
info@rawe-hoerzentrum.de<br />
www.rawe-hoerzentrum.de<br />
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53
SONJA<br />
SCHMIDT<br />
Hobbys: Werbung und<br />
Veranstaltungsmanagement<br />
Foto: Elke Dieker<br />
Text // Beate Deeken<br />
Sonja Schmidt ist „straight“ würde man auf Englisch sagen.<br />
Sie braucht nicht lange zum „warm werden“ und kommt<br />
schnell auf den Punkt. Entscheidungen treffen ist nun wirklich<br />
kein Problem für sie. Während andere sich im Café erst<br />
einmal den besten Tisch ausgucken müssen, hat sie schon<br />
den besten Platz ergattert. Und wenn sich nach Feierabend<br />
alle ins Freizeitvergnügen stürzen, plant die 46-Jährige den<br />
nächsten Garreler Freimarkt. Oder das parallel veranstaltete<br />
Street-Food-Festival. Es könnte auch die Planung und Organisation<br />
der Rock Party mit ehemaligen DJ´s der mittlerweile<br />
zur Vergangenheit gehörenden, legendären Disco „Onkel<br />
Wenzel“ sein. Jene Fete, die in den Jahren vor Corona bereits<br />
für Partystimmung bis ins Morgengrauen sorgte. Je nach<br />
Jahreszeit kann es auch der Weihnachtsmarkt sein, den sie<br />
auch organisiert.<br />
In Garrel dürfte der Name Sonja Schmidt jedenfalls jedem<br />
schon einmal untergekommen sein. Wenn nicht direkt, dann<br />
als Besucher*in auf einem der Feste, die dank der engagierten<br />
Garrelerin zu echten Partyknallern für die ganze Familie<br />
geworden sind. Bevor sie 2015 dem Freimarkt in Garrel das<br />
dringend benötigte neue Leben eingehaucht hat - immerhin<br />
hat sie die Besucherzahlen von etwa 300 auf lockere 10.000<br />
plus pro Veranstaltungstag hochgeschraubt – hat die Industriekauffrau<br />
mit viel Leidenschaft für Kreatives in ihrer Freizeit<br />
gerne Werbung gemacht. Oder sie entwarf Einladungskarten<br />
für Freunde, zum Beispiel für eine Hochzeit oder wenn<br />
eine Party anstand. Die Produktion von Flyern und Plakaten<br />
mit eigenem Design macht ihr einfach Spaß.<br />
Kreativität in auch andere Lebensbereiche hinein<br />
Aufgewachsen in Nikolausdorf mit drei Schwestern hat sie<br />
schon als Kind viel gemalt. So gerne, dass sie sich eigentlich<br />
vorstellen konnte, ihren Beruf danach zu wählen. Design<br />
schwebte ihr vor. Aber die Eltern empfahlen dann doch<br />
lieber etwas „Solides“. Das gab aber nicht alleine den Ausschlag.<br />
„Ich fand mich beim Malen nicht besser als andere,“<br />
erinnert sie sich. Dann, nach vierzehn Jahren im Job als Assistentin<br />
der Geschäftsbereichsleitung einer Unternehmenssparte<br />
im Lebensmittelbereich, juckte es sie immer noch,<br />
mal etwas ganz anderes, Kreatives zu machen. War es die<br />
Angst, etwas zu verpassen? Sie, die im Beruf viel organisieren<br />
und unterstützen muss, wollte in die Veranstaltungsbranche<br />
wechseln. Es war schon alles festgezurrt. Der eigentlich tolle<br />
Job gekündigt… Dann kam Corona: Aus der Traum einer Karriere<br />
im Veranstaltungsbusiness.<br />
Heute ist sie glücklich, bei ihrem „neuen alten“ Arbeitgeber<br />
wieder eine spannende Stelle zu haben. „Vielleicht sollte es<br />
nicht anders sein,“ fragt sie sich und schüttelt jede Wehmut<br />
ab. Es ist gut, wie es ist. Schließlich ist für den Freimarkt mit<br />
immer wieder neuen Ideen genug zu tun. Reichlich, für eine<br />
Freizeitbeschäftigung. Sie möchte vor allem etwas bewegen,<br />
Dinge voranbringen. Das ist auch anderen aufgefallen. Bei<br />
der letzten Gemeinderatswahl für Garrel wurde sie gefragt,<br />
ob sie sich aufstellen lassen möchte. Sie sagte ja. Einzige Bedingung:<br />
Sie steht für keine Partei. Als Parteilose möchte sie<br />
sich einfach für eine positive Entwicklung in Garrel einsetzen.<br />
Genau das tut sie nun auch. Nebenbei wohlgemerkt.<br />
54<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait
Drees Orthopädieschuhtechnik<br />
Neues Fräs- und Scansystem für Einlagen<br />
Unser neues Fräs- und Scansystem von Voxelcare ermöglicht<br />
uns das Herstellen modernster Einlagen<br />
nach Maß. Mit einem 3D-Laser-Scanner wird die Fußsohle<br />
gescannt und innerhalb von nur sieben Sekunden erscheint<br />
ein 3D-Abdruck auf dem Bildschirm. Gemäß diesen<br />
Vorgaben kann die Einlage dann individuell für die Ansprüche<br />
und Bedürfnisse des Kunden designt werden.<br />
Hier sind uns fast keine Grenzen gesetzt. Verschiedene Rohlinge<br />
mit unterschiedlichen Härtegraden und aus verschiedenen<br />
Materialien ermöglichen es uns noch genauer zu arbeiten.<br />
In unserer neuen Fräse lassen sich vier Paar Einlagen<br />
in einem Vorgang fräsen. Das spart Zeit, denn der rotierende<br />
Fräskopf fräst die Einlage nicht nur von oben, sondern auch<br />
direkt von unten, sodass die Einlage eine gleichmäßige und<br />
schöne Form hat.<br />
Durch das cloud-basierte System können wir von überall arbeiten<br />
und sind nicht an einen Standort gebunden. Außerdem<br />
ermöglicht uns das weltweite Netzwerk von Voxelcare<br />
einen internationalen Austausch bei Fragen und Problemen.<br />
Einlagen und Zurichtungen für<br />
Arbeitssicherheitsschuhe<br />
Die Verwendung von Einlagen aus Freizeitschuhen ist für Arbeitssicherheitsschuhe<br />
nicht zulässig und kann im Versicherungsfall<br />
den Verlust des Versicherungsschutzes bedeuten.<br />
Wir bieten Ihnen aus diesem Grund Einlagen und Zurichtungen<br />
für Arbeitssicherheitsschuhe an, die der berufsgenossenschaftlichen<br />
Richtlinie DGUV 112-191 entsprechen. In diesem<br />
Fall sind nicht die Krankenkassen der Kostenträger. Wir<br />
beraten Sie welcher Kostenträger (DRV, Agentur für Arbeit,<br />
BG oder Arbeitgeber) für Sie zuständig ist und welche Anträge<br />
dafür notwendig sind. Mit unserer Hausmarke Atlas haben<br />
wir einen Hersteller von Arbeitssicherheitsschuhen an<br />
unserer Seite, der passende Modelle für Einlagen und Schuhzurichtungen<br />
anbietet.<br />
FRIESOYTHE<br />
Dr.-Niermann-Str. 2<br />
04491 921177<br />
GARREL<br />
Petersfelder Str. 8<br />
04474 5080 817<br />
Unsere Öffnungszeiten<br />
Friesoythe<br />
Montag bis Freitag: 8:00 – 13:00 Uhr und 14:00 – 18:00 Uhr<br />
IM SCHUHBEREICH FÜHREN WIR FOLGENDE MARKEN:<br />
Gabor Rolling Soft und Pius Gabor, Finn Comfort,<br />
Waldläufer, Allrounder by Mephisto, Solidus,<br />
Ganter, Joya, Atlas, Varomed und<br />
Schein-Therapieschuhe.<br />
Garrel<br />
Montag bis Freitag: 9:00 – 13:00 Uhr<br />
Montag, Dienstag, Donnerstag: 14:00 – 18:00 Uhr<br />
Mittwoch und Freitag: 14:00 – 17:00 Uhr<br />
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55
EINFACH SELBSTGEBAUT:<br />
Eichhörnchen-Vogel-Futterkiste<br />
bringt Leben in den Garten<br />
Schlaues Eichhörnchen<br />
Text & Fotos // Sigrid Lünnemann & Alfred Panschar<br />
Die Vögel zwitschern und flattern zwischen der Futterstelle und einem nahe gelegenen<br />
Busch hin und her. Auch Eichhörnchen schauen fast jeden Morgen bei Alfred<br />
Panschar (85) in Wildeshausen vorbei und holen sich ein paar Nüsse aus dem bereitgestellten<br />
Vorrat.<br />
Seit Jahren stehen und hängen eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Futterstellen und Nisthilfen für die heimischen<br />
Vögel auf seiner Terrasse und im Garten. Damit<br />
auch die Eichhörnchen gut durch den Winter kommen, hat<br />
Alfred Panschar vor einigen Jahren seine erste Futterkiste für<br />
sie gebaut und erinnert sich: „Ich hatte solche Futterstellen<br />
ganz nebenbei einmal in einer Fernsehsendung gesehen<br />
und gedacht: Das ist eine gute Idee, die baust du auch. Also<br />
habe ich in meiner kleinen Werkstatt habe so lange getüftelt,<br />
bis ich mit der Konstruktion zufrieden war.“<br />
Mittlerweile hat er sein erstes Modell noch verfeinert. Gemeinsam<br />
mit dem 13-jährigen Jonas baut er diese besondere<br />
Eichhörnchen-Vogel-Futterstelle und wir begleiten die<br />
beiden dabei. „Bei mir kommt das Eichhörnchen immer ganz<br />
früh am Morgen und dann ist die Futterkiste den ganzen Tag<br />
verwaist. Da habe ich mr gedacht, die kann ich doch auch<br />
für die Vögel nutzen“, so Alfred Panschar, der seine Idee auch<br />
direkt in die Tat umsetzte.<br />
Die neue Futterkiste ist so konstruiert, dass nun sowohl<br />
Vogelfutter als auch Hasel- und Walnüsse eingefüllt werden<br />
können. Zum Nachbauen werden ein circa zwei Zentimeter<br />
dickes, möglichst wetterfestes Holzbrett, eine kleine Plexiglasscheibe,<br />
ein Scharnier, einige Holzschrauben sowie eine<br />
Stichsäge und ein Akku-Schrauber benötigt. Dazu noch ein<br />
dünnes Brett (9,5 x 19 cm) als Trennwand für die unterschiedlichen<br />
Futtersorten und schon kann es losgehen:<br />
1. Schritt<br />
Alfred und Jonas verwenden ein Brett aus Eichenholz, das<br />
auch unbehandelt witterungsbeständig ist. Darauf werden<br />
zunächst die Umrisse der einzelnen Bauteile aufgezeichnet.<br />
Benötigt werden Boden (14 x 25 cm, vorne abgerundet), zwei<br />
Seitenteile (9 x 18 cm, nach vorne abgeschrägt auf 14 cm),<br />
Rückwand (14 x 18 cm) und Dach (16 x 20 cm) sowie eine<br />
Plexiglasscheibe (14 x 14 cm). Nach dem Aussägen werden<br />
die rauen Kanten mit Schmirgelpapier glattgeschliffen.<br />
Wichtig zu beachten ist, dass die Grundplatte größer sein<br />
muss als die eigentliche Futterkammer, damit das Eichhörnchen<br />
später dort sitzen kann.<br />
56<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage
2. Schritt<br />
Auf die Grundplatte werden senkrecht die beiden Seitenteile<br />
angeschraubt. Die Bohrlöcher gehen von unten durch den<br />
Boden in die Wandelemente. Die Rückwand wird dann an die<br />
beiden Seitenteile geschraubt. Damit die Schrauben nicht unschön<br />
herausschauen, sollten die Schraubenköpfe versenkt<br />
werden.<br />
3. Schritt<br />
Die Frontseite besteht aus Plexiglas und wird mit vier Schrauben<br />
montiert. Dazu müssen die Löcher im Plexiglas vorgebohrt<br />
werden. Zusätzlich werden mit einer feinen Eisensäge<br />
an der unteren Kante drei kleine Dreiecke herausgesägt und<br />
die oberen Spitzen der dreieckigen Löcher anschließend mit<br />
einer groben Raspel etwas vergrößert. Durch diese Löcher rieselt<br />
später das Vogelfutter heraus.<br />
Wird die fertige Kiste ausschließlich als Eichhörnchen-Futterkiste<br />
genutzt, werden keine Dreiecke aus der Plexiglasscheibe<br />
herausgesägt und auch die eingesetzte Zwischenwand ist<br />
dann nicht notwendig.<br />
4. Schritt<br />
Das Dach des Häuschens sollte vorne etwa sechs Zentimeter<br />
überstehen. Dies ist wichtig, da zum einen das Eichhörnchen<br />
den Deckel mit seinem Kopf nach oben drücken wird, zudem<br />
bietet der Überstand einen gewissen Regenschutz für das Vogelfutter.<br />
Das Dach wird mit einem Scharnier so befestigt, dass es leicht<br />
nach oben geklappt werden kann. Zwei Schrauben oder auch<br />
eine kleine Holzleiste werden so an der Rückwand angebracht,<br />
dass der Deckel beim Öffnen nicht vollständig nach hinten<br />
klappt, sondern sich immer wieder automatisch schließt. Nur<br />
so kann verhindert werden, dass es in die offene Futterkiste hineinregnet.<br />
Denn: Eichhörnchen sind zwar schlaue Tiere, aber<br />
das Schließen von Holzkisten haben sie noch nicht gelernt!<br />
5. Schritt<br />
Der Clou kommt zum Schluss: Alfred hat ein dünnes Brett (9,5<br />
x 19 cm) so zurechtgeschnitten, dass es genau in die Futterkiste<br />
hineinpasst. An der schmalen Seite wurde die Kante abgeschrägt.<br />
Sie kann nun schräg nach vorne in das Futterkiste geschoben<br />
werden.<br />
Wird jetzt das kleinkörnige Vogelfutter von oben eingefüllt,<br />
rutscht es auf dem schräg eingesetzten Brett nach unten und<br />
rieselt durch die dreieckigen Löcher in der Plexiglasscheibe<br />
heraus. Oben auf das Vogelfutter kommen die großen Nüsse.<br />
Diese kann sich das Eichhörnchen durch das Öffnen des Deckels<br />
herausholen.<br />
Zum Abschluss wird an der Rückwand eine stabile Holzleiste<br />
angebracht, mit der man die Futterkiste an einer geeigneten<br />
Stelle im Garten montiert.<br />
Viel Spaß beim Nachbauen!<br />
Das hier gebaute Modell hängt bei Jonas´ Familie am heimischen<br />
Kirschbaum und wird von den Vögeln tüchtig genutzt<br />
– und die Eichhörnchen von umzu? Auch die werden sich daran<br />
gewöhnen, das war auch bei Alfred Panschar anfangs so.<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage 57
„…weil nicht sein<br />
kann, was nicht<br />
sein darf.“<br />
Wer glaubt, die<br />
Politik könne und<br />
müsse die Welt<br />
retten, der irrt!<br />
Diese Erkenntnis<br />
drängt sich auf - spätestens nach der Lektüre<br />
von Martin Rückers aktuellem Buch<br />
„Ihr bringt uns um“. Auf über 300 Seiten<br />
knöpft sich der erfahrene Journalist und<br />
Aktivist so ziemlich jeden Lebensbereich<br />
vor, der in irgendeiner Weise mit Ernährung<br />
zu tun hat. Vom Anbau über die Produktion<br />
bis zur Vermarktung und allem, was „drumherum“<br />
nach Ansicht vieler dazugehört.<br />
Er zeigt, warum viele seit Jahrzehnten bekannte<br />
Missstände mit nachteiligen Folgen<br />
für die allgemeine Gesundheit nicht geändert<br />
werden.<br />
Mangelernährung im Land des Überflusses.<br />
Gezielte Falschinformationen über den<br />
Einfluss von Zucker oder Milch auf unsere<br />
Gesundheit. Die Macht der Agrar- und Lebensmittellobby,<br />
die jene Politiker, die etwas<br />
verändern möchten, deutlich zu spüren<br />
bekommen. Eine Privatperson, die dem<br />
Amt für Verbraucherschutz ordentlich auf<br />
die Füße tritt und Landwirte, die erkennen,<br />
dass es so nicht weitergehen kann, wenn<br />
die Menschheit überleben möchte.<br />
Das Bild, das Rücker zeichnet, ist ernüchternd.<br />
Er stellt die Frage, wer in unserem<br />
Land überhaupt regiert? Tatsächlich die gewählten<br />
Politiker*innen?<br />
Rüker belegt nicht nur, dass in Deutschland<br />
ein Mangelernährungsproblem besteht<br />
und die Agrarlobby gezielt mehr Nachhaltigkeit<br />
blockiert. Er zeigt auch: Politiker<br />
müssen stark sein, wenn sie wirklich etwas<br />
verbessern wollen. Und sie müssen bereit<br />
sein, das vorzeitige Ende einer politischen<br />
Karriere in Kauf zu nehmen. In den meisten<br />
Fällen sind sie dazu nicht bereit. Und weil<br />
nicht sein kann, was nicht sein darf, werden<br />
Themen lieber politisch heruntergespielt.<br />
Dieses Buch wird Lobbyisten und Politikern<br />
nicht gefallen. Gerade deshalb war es überfällig!<br />
Leicht verständlich breitet Rücker nüchtern<br />
und frei von idealistischer Prägung belegbare<br />
Tatsachen vor uns aus: „Wir sind Opfer<br />
unserer politischen Strukturen.“<br />
bDe<br />
Martin Rücker: Ihr macht uns krank<br />
Verlag Econ. ISBN 978-3-430-21070-6<br />
€ 22,99<br />
58 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu
HAUTKREBS-SCREENING<br />
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Ob Leberflecke, Muttermale oder kleine Unebenheiten,<br />
die sich auch farblich vom Rest der Haut abheben –<br />
fast jeder Mensch findet sie auf seiner Haut. Zwar sind<br />
sie gewöhnlich kein Grund zur Sorge, in seltenen Fällen kann<br />
es sich jedoch um Hautkrebs oder Vorstufen davon handeln.<br />
Um diesen frühzeitig zu erkennen, ist ein regelmäßiges Hautkrebs-Screening<br />
unbedingt erforderlich.<br />
Hautkrebs ist eine der am häufigsten vorkommenden<br />
Krebserkrankungen. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen<br />
ermöglichen es jedoch, sowohl schwarzen als auch<br />
hellen Hautkrebs bereits im Anfangsstadium zu erkennen.<br />
„Das sogenannte Hautkrebs-Screening richtet sich als Leistung<br />
der gesetzlichen Krankenkassen an alle Versicherten ab<br />
35 Jahren. Dabei können verdächtige Hautveränderungen<br />
durch eine besonders sorgfältige Betrachtung des gesamten<br />
Körpers erkannt werden“, so Achim Goldenstein, Geschäftsführer<br />
der Barmer in Cloppenburg. Das Screening wird von<br />
Hautärzten beziehungsweise speziell geschulten Hausärzten<br />
durchgeführt. Als Zusatzleistung bietet die Barmer ihren<br />
Kunden unter 35 Jahren einen sogenannten Haut-Check an,<br />
der ebenfalls alle zwei Jahre kostenfrei durchgeführt werden<br />
kann.<br />
Ablauf eines Haut-Screenings<br />
Zu Beginn erfolgt eine ausführliche Anamnese, bei der<br />
individuelle Risiken und Vorerkrankungen innerhalb der Familie<br />
festgestellt werden. Die nachfolgende Untersuchung<br />
des Körpers dauert oftmals nur wenige Minuten. „Das Haut-<br />
Screening geht weit über das Betrachten der Arme, Beine<br />
und des Rumpfes hinaus. Auch an ungewöhnlichen Stellen<br />
wie Kopfhaut, Fußsohle, Zahnfleisch oder Genitalien können<br />
Anzeichen von Hautkrebs erkennbar werden. Viele Patienten<br />
empfinden dabei eine gewisse Scham und meiden daher die<br />
Untersuchung. Das kann fatale Folgen haben“, warnt Goldenstein.<br />
Sollte eine Stelle verdächtig scheinen, wird eine<br />
Gewebeprobe entnommen und untersucht. Nachfolgend<br />
wird entschieden, ob die veränderte Haut operativ entfernt<br />
werden sollte. Unabhängig von den regelmäßigen Untersuchungen<br />
ist es hilfreich, selbst nach Hautveränderungen<br />
Ausschau zu halten und auffällige Stellen gesondert untersuchen<br />
zu lassen.
UNTERWEGS<br />
Die Straße der Megalithkultur entdecken<br />
„VISBEKER BRÄUTIGAM“ UND<br />
„VISBEKER BRAUT“<br />
Text & Fotos // Sigrid Lünnemann<br />
Visbeker Braut<br />
In Norddeutschland und vor allem in der Wildeshauser<br />
Geest sind zahlreiche Ansammlungen von Findlingen zu<br />
finden, deren Anordnung auf von Menschen gemachte<br />
Kultstätten hinweisen. Sie werden vielfach auch als Hünengräber<br />
bezeichnet, denn aufgrund ihrer Größe glaubten die<br />
Menschen früher, dass nur Riesen (Hünen) solche großen<br />
Steine bewegen konnten. Doch sind die Anlagen eindrucksvolle<br />
Zeugnisse einer frühen jungsteinzeitlichen Bestattungskultur,<br />
die die Jahrtausende überdauert haben und<br />
bereits älter sind als die ägyptischen Pyramiden. Die Gräber<br />
beeindrucken noch heute mit ihrer Größe, obwohl der Zahn<br />
der Zeit an ihnen genagt hat. Viele von ihnen wurden in den<br />
vergangenen Jahrhunderten auch vollständig zerstört und<br />
die Findlinge zum Bau von Straßen, Kirchen oder anderen<br />
Bauten genutzt.<br />
Die noch erhaltenen Großsteingräber sind beliebte Ausflugsziele<br />
in der Region. Kinder klettern von Stein zu Stein<br />
und so manches Selfie wird vor der beeindruckenden Ansammlung<br />
von großen und kleinen Findlingen gemacht.<br />
Dabei gibt es hier mehr als nur ein paar interessante Steine<br />
zu sehen. Vielmehr handelt es sich dabei um historische und<br />
archäologische Schätze, die in ihrer Konzentration und Vielfältigkeit<br />
wohl einzigartig sind. Im Naturpark Wildeshauser<br />
Geest gibt es so viele Megalith-Anlagen (griechisch mega<br />
= groß, lithos = Stein), dass die Region auch als „Klassische<br />
Quadratmeile der Urgeschichte“ bezeichnet wird. Um mehr<br />
Menschen, auf diese einzigartigen Kulturschätze aufmerksam<br />
zu machen, verbindet die „Straße der Megalithkultur“<br />
von Osnabrück bis Oldenburg 33 archäologisch sehenswerte<br />
Stationen miteinander. Info-Kästen und kleine Hinweisschilder<br />
vor Ort geben den Besuchern Auskunft über die<br />
Bedeutung der mehr als 70 Großsteingräber, die einen Teil<br />
ihrer Geheimnisse bis heute bewahrt haben.<br />
Steingräber aus der Jungsteinzeit<br />
Die beeindruckenden Megalithanlagen entstanden in der<br />
Jungsteinzeit, dem Neolithikum (etwa 3400 bis 2800 v. Chr.).<br />
Damals lebten die Menschen nicht mehr als Sammler und Jä-<br />
60<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs
Visbeker Braut<br />
mit Grabkammer<br />
Brautwagen<br />
ger, sondern waren sesshaft geworden. Sie bauten Getreide<br />
an und betrieben Viehzucht. Dieses Wissen und wie genau<br />
die Menschen damals lebten, müssen Forscher*innen mühsam<br />
aus archäologischen Funden rekonstruieren, da es aus<br />
dieser Zeit keine schriftlichen Überlieferungen gibt. Wichtigste<br />
Funde in diesem Zusammenhang sind Tonscherben<br />
von Gefäßen, die Aufschluss über die Lebensgewohnheiten<br />
und die handwerklichen Fertigkeiten in jener Zeit offenbaren.<br />
Die typische Trichter-Form der damals gebräuchlichen<br />
Gefäße gab der gesamten Epoche ihren Namen – Trichterbecherkultur.<br />
Mit der Sesshaftwerdung veränderten sich auch die Bestattungsriten.<br />
Da die Menschen nun über mehrere Generationen<br />
an einem Ort lebten, errichteten sie für ihre Ahnen<br />
beeindruckende Grabstätten aus Findlingen – eben jene<br />
Megalith-Gräber. In ihnen wurden nicht nur einzelne Personen,<br />
sondern die Verstorbenen mehrerer Generationen beerdigt.<br />
Diese Grabanlagen lagen ursprünglich unter einem<br />
Erdhügel begraben und nur eine schmaler Eingang führte<br />
zur innen verborgenen eigentlichen Grabkammer.<br />
Welche Geheimnisse sich noch unter der Erde verbergen,<br />
ist nicht bekannt, denn in den meisten Anlage haben<br />
nie systematische Grabungen stattgefunden. Die Gebeine<br />
der hier bestatteten Menschen aber werden aufgrund der<br />
Bodenbeschaffenheit schon lange den Weg alles Irdischen<br />
gegangen und zu Staub zerfallen sein.<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs<br />
61
Visbeker Bräutigam<br />
Visbeker Bräutigam<br />
Mitten im lichten Buchenwald und nicht weit entfernt vom<br />
Parkplatz der Gaststätte „Engelmannsbäke“ befindet sich die<br />
Grabanlage „Visbeker Bräutigam“. Auf 104 Metern Länge und<br />
einer Breite von acht bis neun Metern erstreckt sich der, mit<br />
noch heute 130 Findlingen eingegrenzte Erdwall des größten<br />
bisher entdeckten Megalith-Grabes Niedersachsens. Am<br />
Westende des Grabes befindet sich, verborgen unter den<br />
fünf sichtbaren Decksteinen, die im Vergleich zur Gesamtanlage<br />
eher kleine Grabkammer. Sie misst lediglich zehn<br />
Meter Länge und knapp zwei Meter Breite und wurde aus<br />
mehreren Findlingen angelegt. Während die Tragsteine die<br />
eigentliche Grabkammer formen, bilden die Decksteine den<br />
oberen Abschluss. Die beachtliche Anlage ist in Ost-West-<br />
Richtung angelegt und an der östlichen Seite fallen sofort<br />
vier große Findlinge ins Blickfeld: Die Wächtersteine.<br />
Ein Stück weiter zwischen den Bäumen dehnt sich eine<br />
weitere größere Grabanlage aus – bei ihr fehlen auf der nördlichen<br />
Seite Teile der sie umgebenden Findlingseinfassung.<br />
Der gegenüberliegende Teil dessen und mehrere Deck- und<br />
Tragsteine der Grabkammer haben jedoch die Zeit überdauert<br />
während von der fünften, wesentlich kleineren Grabstätte<br />
nur noch mehrere Tragsteine und lediglich ein Deckstein<br />
aus dem Waldboden ragen.<br />
Um diese einzigartigen Grabstätten vor der Zerstörung<br />
zu bewahren, wurde die gesamte Anlage mit ihren fünf<br />
jungsteinzeitlichen Megalith-Gräber bereits im 19. Jahrhundert<br />
vom Oldenburgischen Staat gekauft und unter Denkmalschutz<br />
gestellt.<br />
In unmittelbarer Nähe befinden sich weitere kleinere Megalith-Stätten.<br />
Sie werden jedoch von den Spaziergängern<br />
oft gar nicht als eigene Grabanlagen wahrgenommen. So ist<br />
zum einen hier der „Brautwagen“ zu finden, von dem jedoch<br />
nur die vier mächtigen Decksteine aus dem Boden ragen.<br />
Die Tragsteine, welche die wohl noch vollständig erhaltene<br />
Grabkammer umschließen, befinden sich noch immer verborgen<br />
unter dem Waldboden. Lediglich ihre oberen Kuppen<br />
sind hier und da zu sehen.<br />
Im nahen Umkreis des „Bräutigam“ und dem „Brautwagen“<br />
liegen noch drei weitere, unbenannte Hünengräber. Zu<br />
ihnen gehört eine kleine Grabstätte, die fast vollständig in<br />
einem Rundhügel verborgen ist. Die auf den ersten Blick wenig<br />
spektakuläre Anlage enthält ein fast komplett erhaltenes<br />
Grab. Lediglich zwei Decksteine und das obere Ende eines<br />
Tragsteins sind zu sehen. Der Rest der Anlage ist unterirdisch<br />
verborgen.<br />
62 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Unterwegs
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Visbeker Braut<br />
Ein Wanderweg führt über den sogenannten „Brautweg“<br />
zu einem weiteren Großsteingrab, der nordöstlich gelegenen<br />
sogenannten „Visbeker Braut“. Aufeindrucksvollen 80 Metern<br />
Länge und sieben Metern Breite erstreckt sich die Grabanlage.<br />
Das langgezogene Hügelbett wird auf beiden Seiten vonjetzt<br />
noch 83 der ursprünglich 105 Findlingen eingefasst. Die gut<br />
erkennbare, im Vergleich zur Größe der Anlage relativ kleine<br />
Grabkammer stellt sich durch elf Tragsteine dar. Die Decksteine<br />
sind jedoch bis auf einen nicht mehr vorhanden. Die eigentliche<br />
Grabkammer befindet sich wie beim „Bräutigam“ am westlichen<br />
Ende der Anlage. Diese Seite wird bei der „Braut“ durch<br />
imposante, hoch aufgerichtete Findlinge markiert.<br />
Die Sage einer unglücklichen Liebe<br />
Um viele der Steinanlagen an der Straße der Megalithkultur<br />
ranken sich mystische Geschichten und alte Sagen. Die bekannteste<br />
handelt von der Visbeker Braut und dem Visbeker Bräutigam:<br />
Ein junges Mädchen sollte auf Drängen ihrer Eltern eine gute<br />
Partie machen und einen reichen Bauern aus Visbek heiraten.<br />
Ihr Herz gehörte aber bereits einem jungen Mann, der um ihre<br />
Hand angehalten hatte. Da dieser jedoch über keinerlei Vermögen<br />
verfügte, war er von ihrem Vater unter Hohn und Spott fortgejagt<br />
worden. Trotz ihrer flehentlichen Bitten, den fremden<br />
Bauern nicht heiraten zu müssen, blieben die Eltern unnachgiebig.<br />
So wurde der Hochzeitstermin angesetzt und die Braut<br />
machte sich mit dem gesamten, festlich geschmückten Brautgefolge<br />
auf den Weg zur Trauung nach Visbek. Als nun die Braut<br />
den Turm der Visbeker Kirche erblickte und die Glocken anfingen<br />
zu läuten, begann sie inbrünstig zu beten. Sie bat Gott, dass<br />
er sie vor dieser verhassten Ehe bewahren möge und er sie stattdessen<br />
lieber in Stein verwandeln solle. Kaum hatte sie diese<br />
Bitte ausgesprochen, erstarrte nicht nur die unglückliche Braut,<br />
sondern das gesamte Gefolge augenblicklich zu Stein. Auch das<br />
Gefolge des Bräutigams, das der Braut entgegengekommen<br />
war, wurde mit dem Ausspruch des Gebets in Stein verwandelt.<br />
Seit dieser Zeit sind „Visbeker Braut“ und „Visbeker Bräutigam“<br />
die steinernen Zeugen einer unerfüllten Liebe.<br />
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64
Eine Bibliothek in Paris…<br />
…das ist eine Hommage an die<br />
American Library in Paris und vor<br />
allem eine Liebeserklärung an die<br />
Literatur. Mit einer faszinierenden<br />
Mischung aus historischen Fakten<br />
und Personen sowie einer fiktiven<br />
Geschichte sind den Emotionen<br />
und Einblicken in diese Welt keine<br />
Grenzen gesetzt.<br />
Im Mittelpunkt steht die ungewöhnliche<br />
Freundschaft zwischen<br />
der zwölfjährigen Lily aus Montana und der betagten Französin<br />
Odile. 1939 in Paris: Die junge Odile lebt in einfachen<br />
Verhältnissen mit ihrer Familie in Paris. Sie liebt Bücher über<br />
alles, denn bei ihrer Lektüre findet sie Trost und Zuflucht.<br />
Odile ist überglücklich als sie eine Anstellung in der Amerikanischen<br />
Bibliothek in Paris erhält und mit Paul auch ihre große<br />
Liebe findet. Aber ihr Glück ist nicht von langer Dauer. Die<br />
deutsche Armee marschiert in Paris ein. Viele Bücher dürfen<br />
nicht mehr ausgeliehen werden und Juden dürfen die Bibliothek<br />
nicht mehr nutzen. Als einen Akt des Widerstandes<br />
bringen die Mitarbeiter den Verfolgten die Bücher nach Hause.<br />
Aber immer häufiger stehen Wohnungen von jüdischen<br />
Familien leer und haben kurze Zeit später neue Besitzer. Odile<br />
merkt erst spät, dass auch ihr Vater und Paul daran beteiligt<br />
sind. Und dann, eines Tages macht Odile einen folgenschweren<br />
Fehler, den sie sich nie verzeihen wird. Der Roman<br />
zeigt eindrucksvoll, wie sich das leichte und glückliche Leben<br />
in Paris immer mehr verdunkelt und die Tage schließlich<br />
von Angst, Not und Verfolgung geprägt sind.<br />
1983 in Montana: Lily befindet sich in einer schwierigen familiären<br />
Situation und leidet unter der schweren Krankheit<br />
ihrer Mutter. Zuflucht findet sie bei der Witwe Odile, die seit<br />
dem Ende des Zweiten Weltkrieges hier lebt. Nach all den<br />
Jahrzehnten ist sie aber noch immer eine Außenseiterin –<br />
eine französische Kriegsbraut. Eines Tages steht Lily vor ihrer<br />
Tür und möchte sie für ein Schulprojekt interviewen. Aus<br />
dieser Begegnung entwickelt sich eine besondere Freundschaft.<br />
Lily kann schließlich Odiles Geheimnis lüften und erfährt,<br />
warum sie trotz aller Sehnsucht und Einsamkeit nie<br />
wieder in ihre Heimat zurückgekehrt ist.<br />
„Eine Bibliothek in Paris“ ist eine spannende Lektüre, in der<br />
reale Personen und historische Ereignisse mit großer Emotionalität<br />
und Detailgenauigkeit zu einer lesenswerten Geschichte<br />
verknüpft werden. Kurze Biografien und einige<br />
historische Fakten am Ende des Buches geben zusätzlich interessante<br />
Hintergrundinformationen.<br />
sil<br />
Janet Skeslien Charles: Eine Bibliothek in Paris<br />
Verlag Blanvalet, ISBN 978-3-7341-0925-6<br />
Taschenbuch EUR 12,00<br />
Zwischen Kirche und Kiez – Ansichten eines Pfarrers<br />
„Wir sind hier der älteste Club – seit 1658!“ sagt Karl Schultz<br />
und meint damit die katholische Kirche St. Joseph auf der<br />
Großen Freiheit in Hamburg, dem Kiez, auch die „sündigste<br />
Meile Deutschlands“ genannt. Karl Schultz ist Pfarrer eben<br />
hier, auf ganz St. Pauli, denn er versteht seinen Job nicht allein<br />
auf das klerikale Amt in der Kirche beschränkt. Vielmehr<br />
ist er, wie der NDR ihn nannte „Der gute Geist von St. Pauli.“<br />
Bevor Karl Schultz vor über 20 Jahren zum katholischen<br />
Glauben konvertierte, war er evangelischer Diakon in<br />
Rostock. Auf dem Kiez ist er angekommen, mittendrin und<br />
erst recht bei den Menschen, die eigentlich nicht den Weg in<br />
die Gottesdienste finden. „Er ist der richtige Gottesmann auf<br />
dem Kiez“, beschreibt Udo Lindenberg im Vorwort des Buches<br />
den „couragierten Gottesmann auf immer heißer Spur<br />
zwischen Kirche und Kiez. Er ist ein prima Kumpel und ein<br />
glaubwürdiger Sympathievertreter seiner angefochtenen<br />
Zunft, und deshalb ist er auch unser Panik-Seelsorger. [sic.]<br />
Er zeigt Haltung, Toleranz und Respekt, Offenheit und Freiheit<br />
sind Erkennungszeichen eines Mannes, der für seine Kirche<br />
malocht, obwohl sie ziemlich am Pranger steht, und teils<br />
zu Recht.“<br />
Dass es Karl Schultz dennoch gelingt, auch die mitfühlende<br />
und solidarische Seite der Kirche zu vermitteln, handelt<br />
ihm großen Respekt ein, denn<br />
es ist seine Persönlichkeit, die<br />
er einbringt. Für alle, auf ganz<br />
St. Pauli. Und dass ihm dafür<br />
auch Stammplätze in diversen<br />
Bars reserviert sind, ist doch<br />
Ehrensache.<br />
Wie abwechslungsreich sein<br />
Leben ist, schildert Pfarrer<br />
Karl Schultz in den 12 Kapiteln<br />
seines Buch, das voller<br />
Empathie und von klugen Gedanken<br />
geprägt ist; von einer<br />
Weltoffenheit, die man der katholischen Kirche wünscht, mit<br />
der Karl Schultz oft und zu Recht hadert – aber nicht an jeder<br />
Stelle! Auch daraus macht er keinen Hehl, der Pfarrer der katholischen<br />
Kirche auf St. Pauli ist ein Mensch von ungewöhnlichem<br />
Format. Sein Buch sind Einblicke, vielfältig, unterhaltsam<br />
und humorvoll beschrieben. Große Klasse!<br />
Karl Schultz: Zwischen Kirche und Kiez.<br />
Rowohlt Verlag/rororo. ISBN978-3-499-00785-9. 12,00 €<br />
usch<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Buchtipps<br />
65
Herausgeber:<br />
SEC GmbH<br />
Rathausweg 10<br />
49661 Cloppenburg<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion/Gestaltung/Realisierung:<br />
Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu<br />
Redaktion: Ulla Schmitz (V.i.S.d.P.)<br />
E-Mail: redaktion@das-stadtmagazin.com<br />
Mediaberatung: Karin Niemöller<br />
E-Mail: media@das-stadtmagazin.com<br />
Grafik: Daniela Wilke, E-Mail: d.wilke@das-stadtmagazin.com<br />
Druck: Printnow – Onlineprint-Service GmbH & Co. KG<br />
Otto-Hahn-Straße 25, 34253 Lohfelden<br />
Fotonachweise, wenn nicht anders ausgezeichnet:<br />
Sigrid Lünnemann, Beate Deeken, Ludwig Middendorf, Autohaus<br />
Paul Lüske GmbH, Dorothea Raker, Archiv KunstHalle<br />
Cloppenburg, Archiv Museumsdorf Cloppenburg, Zweckverband<br />
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (ZVETT), Startisten<br />
e.V., Eckhard Albrecht, Prinzphotography, B. Meyer, S.<br />
Muth, Hannah Günster, Karl-Heinz Ziessow, Ulla Moormann,<br />
Horst Westermann, Archiv Ute Schlömer, Archiv Dorfkrug im<br />
Museumsdorf, Münsterländer Hof/Mü, Privatarchiv Mechtild<br />
Ottenjann, Jürgen Luttmer/Archiv Bürgerstiftung Cloppenburg,<br />
Elisabeth Terwelp, Heiner Kuper, Achim Goldenstein, Archiv<br />
CM Marketing, Ulla Schmitz<br />
Quellen- und Literaturverzeichnis:<br />
Ritzerei-Fillerei: Quelle: Dr. F.J. Schröder – Geschichte der jüdischen<br />
Gemeinde – Informationsschrift der Stadt Cloppenburg<br />
1985) und Prof. Dr. Georg Reinke (1874 – 1955)<br />
Reinke war Lehrer und Erzieher am Antonianum Gymnasium<br />
in Vechta und machte sich einen Namen als Heimatforscher<br />
und Heimatschriftsteller. Geboren in Rechterfeld, Abitur am<br />
Antonianum, Studium der Philologie, Germanistik und Geschichte<br />
in Freiburg und Münster. Wegen seiner Ablehnung<br />
des Nationalsozialismus wurde er schon mit 60 Jahren in den<br />
Ruhestand versetzt. Das Hauptwerk von Prof. Dr. Reinke sind<br />
die sieben Bände „Wanderungen im Oldenburger Münsterland“,<br />
in denen er alle Gemeinden der Kreise Cloppenburg,<br />
Vechta und auch Wildeshausen ausführlich beschreibt. (Jahrbuch<br />
Oldenburger Münsterland 1956, S. 139 ff.) LM<br />
Urheber- und Verlagsrecht<br />
Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des<br />
Manuskriptes gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie<br />
die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten,<br />
zur Elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung<br />
von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien an<br />
den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb der durch das<br />
Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung<br />
des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung<br />
von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt<br />
das jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten<br />
Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken einzustellen, die<br />
vom Verlag, von kooperierenden Verlagen und kooperierenden<br />
Dritten geführt werden. Die Inhalte der Anzeigen stellen<br />
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar.<br />
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Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Impressum
Wo Spaß<br />
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