Zukunft Forschung 01/2017
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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PREISE & AUSZEICHNUNGEN
EUROPAS PIONIERE
Mit der Rolle von Latein in der frühen Wissenschaftsgeschichte beschäftigt sich
Martin Korenjak vom Institut für Sprachen und Literaturen. Seine Forschung wird nun vom
Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einen Advanced Grant gefördert.
Der Europäische Forschungsrat
(ERC) unterstützt Pionierforschung
von herausragenden Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern.
Mit den ERC Advanced Grants werden
etablierte Spitzenforscher ausgezeichnet,
die beantragte Fördersumme von bis zu
2,5 Millionen Euro wird über fünf Jahre
ausbezahlt. Martin Korenjak ist nach dem
Physiker Rainer Blatt der zweite Forscher
der Uni Innsbruck, der einen Advanced
Grant des Europäischen Forschungsrats
ERC erhält. Ebenfalls mit einem Advanced
Grant gefördert wird Christian
Roos, Forscher an dem an die Universität
Innsbruck angebundenen Institut für
Quantenoptik und Quanteninformation
(IQOQI) der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften.
Wissenschaft, wie wir sie kennen
Die Art, wie wir Natur betrachten und
Phänomene unserer Umwelt beschreiben,
hat sich zwischen dem späten 15.
und frühen 18. Jahrhundert fundamental
verändert und zur Herausbildung dessen
beigetragen, was wir heute unter (Natur-)Wissenschaft
verstehen. Latein –
schon damals ohne Muttersprachler als
aktive Sprecher – spielte dabei eine zentrale
Rolle. „Ohne Latein als damalige
lingua franca der Gelehrtenwelt wäre
dieser Prozess nicht vorstellbar. Erst Latein
ermöglichte es Forschern der frühen
Neuzeit, miteinander über europäische
Landes- und Reichsgrenzen hinweg zu
kommunizieren – es nahm in der damals
entstehenden Wissenschaft jene Rolle ein,
die heute Englisch spielt“, erklärt Martin
Korenjak. In seiner bisherigen Arbeit hat
der Latinist unter anderem zur vollständigen
Erfassung der in Tirol erschienenen
neulateinischen Literatur beigetragen
und leitet eine Forschungsgruppe zu
Mentalitäten am Ludwig-Boltzmann-Institut
für Neulateinische Studien in Innsbruck.
„Über die Arbeit zur Mentalitätsgeschichte,
insbesondere zum Verhältnis
MARTIN KORENJAK (*1971 in Wels,
Oberösterreich) ist seit 2009 Professor
am Institut für Sprachen und Literaturen
der Uni Innsbruck. Vor seinem Ruf nach
Innsbruck war Martin Korenjak Professor
an der Universität Bern. Martin Korenjak
leitet eine Forschungsgruppe am
Innsbrucker Ludwig-Boltzmann-Institut für
Neulateinische Studien.
der Menschen zur Natur – das änderte
sich vom Mittelalter zur Neuzeit stark –
bin ich auf frühe wissenschaftliche Texte
gestoßen, die sich eben mit der Beschreibung
und Erforschung dieser Natur befassen“,
sagt er. „Ich freue mich sehr über
diese Anerkennung durch den ERC. Und
klar ist auch: Ohne die Unterstützung
durch das gesamte engere und weitere
Umfeld an der Universität – seien es Uni-
Leitung, Fakultät, Ludwig-Boltzmann-
Gesellschaft oder Institut – wäre ich nicht
so weit gekommen.“
sh
Fotos: Uni Innsbruck (1)
zukunft forschung 01/17 45