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Zukunft Forschung 01/2017

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

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METEOROLOGIE

SCHLECHTE Sichtverhältnisse haben

großen Einfluss auf den Betrieb auf

Flughäfen.

zu Stopps an Flughäfen, von denen aus

Flugzeuge Wien anfliegen wollen. „Angegeben

werden die Behinderungen nach

Kapazitätseinbußen des Flughafens. Bei

der schlechtesten Stufe – abgesehen von

einer Totalsperre – liegt die Kapazität

des Flughafens in Wien bei nur noch 40

Prozent des Normalwerts“, erklärt der

Statistiker.

Mit ihren Modellen sagen Achim Zeileis

und Georg Mayr für den Flughafen

deshalb auch nicht voraus, wie die Sicht

genau sein wird, sondern geben Wahrscheinlichkeiten

für die Kapazitätsklassen

an. „Wir sagen dann sowas wie:

Mit 70 Prozent Wahrscheinlichkeit wird

morgen Vormittag die volle Kapazität

erreicht, mit 25 Prozent Wahrscheinlichkeit

sinkt sie um eine Stufe und mit fünf

Prozent wird sie sogar noch eine Stufe

weiter sinken“, erläutert Zeileis. Die

Verantwortlichen am Flughafen können

sich besser auf die Situation vorbereiten,

wenn sie die Wahrscheinlichkeit für jede

Kapazitätsklasse bekommen anstelle der

Vorhersage, dass exakt eine bestimmte

Kapazität vorhanden sein wird.

Datengrundlage

Den Rechenmodellen liegt eine Reihe

von Daten zugrunde, die einerseits physikalisch

modelliert, andererseits mit

statistischen Methoden hochgerechnet

werden. „Die physikalische Modellierung

benötigt viel Rechenzeit am Computer

– ein möglichst genauer Blick sechs

Stunden in die Zukunft benötigt bis zu

einer Stunde Rechenzeit, da verliere ich

schon wieder einen Teil der Prognose allein

durch die Zeit, die die Berechnung

braucht“, erläutert Georg Mayr. Statistische

Methoden, die auf aktuellen Messungen

vom Flughafen und der unmittelbaren

Umgebung zurückgreifen und

auch historische Daten berücksichtigen,

liefern rascher Vorhersagen. „Für den

Flughafen sind jeweils die nächsten beiden

Stunden wichtig. Mit physikalischen

Modellen schärfen wir dann bei Vorhersagen

nach, die weiter in die Zukunft

reichen“, sagt Achim Zeileis. Testweise

hatten die Forscher ihr Modell im Winter

bereits im Einsatz, dabei konnten sie unterschiedliche

Methoden testen und auf

Erfolg kontrollieren.

Insgesamt verbessern die Innsbrucker

Methoden die Datenbasis für Entscheider

an Flughäfen: Sie erhalten deutlich präzisere

Informationen als bisher, die Eintrittswahrscheinlichkeiten

für bestimmte

Sichtbedingungen sind feiner aufgelöst.

„Letzten Endes liegt die Entscheidung

natürlich beim Menschen, unsere Modelle

liefern lediglich genauere Daten als die

bisher eingesetzten Verfahren“, sagt Georg

Mayr. Bevor die neuen Methoden am

WEBCAM-BILDER vom Flughafen Wien,

hier mit Morgennebel.

Flughafen in Wien eingesetzt werden

können, müssten sie noch auf die Software-Umgebung

dort abgestimmt und

angepasst werden – die Innsbrucker Forscher

liefern einen „Proof of Concept“.

Die Methoden sind zudem auf Flughäfen

weltweit übertragbar, sagt Achim Zeileis:

„Bei der Anpassung an andere Standorte

ist etwas administrative Arbeit nötig, die

Datenquellen sind zwangsläufig andere,

aber die Grundstruktur ist generell anwendbar.“

sh

IM PROJEKT „Forecasting Low Visibility Procedure States and Resulting Capacities

of Airports“ (LowVisCapFX) entwickeln Georg Mayr (li.) und Achim Zeileis mit ihren

Doktoranden Sebastian Dietz und Philipp Kneringer ein experimentelles Vorhersage-

System für die Wahrscheinlichkeit

von schlechten Sichtverhältnissen am

Flughafen Wien. Dabei kombinieren sie

moderne statistische Methoden mit der

Auswertung von historischen und aktuellen

Wetterdaten. Kooperationspartner

ist die Austro Control, gefördert wird das

Projekt von der Forschungsförderungsgesellschaft

FFG.

zukunft forschung 01/17 27

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