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Zukunft Forschung 01/2017

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

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TITELTHEMA

BEGEHRTER FISCH

Kormorane zählen in Europa nicht mehr zu den bedrohten Arten.

Ein Befund, der Naturschützer freut,

Fischern aber Sorgen über die Fischbestände bereitet.

Die Zahl der in Europa lebenden

Kormoran-Brutpaare hat sich

seit den 1960er Jahren auf etwa

400.000 Paare vervielfacht. „Der enorme

Zuwachs an Vögeln seit den getroffenen

Schutzmaßnahmen sorgt in Fachkreisen

für rege Diskussion und polarisiert. Viele

Aspekte der Nahrungsökologie von Kormoranen

sind bisher noch unzureichend

erforscht. Zum Beispiel wissen wir noch

wenig darüber, ob und wie sich die Nahrungswahl

über das Jahr verändert und

aus welchen Gewässern die Beutefische

kommen“, erklärt Michael Traugott, Professor

am Institut für Ökologie. Grund

genug für den Wissenschaftler, mit seinem

Team in einer engmaschigen Untersuchungsreihe

die Nahrungswahl von

Kormoranen genauer zu untersuchen.

In einem vierjährigen Projekt haben

Bettina Thalinger und Johannes Oehm

die Vögel zum Kern ihrer Dissertationen

gemacht. „Der Chiemsee ist bei den Kormoranen

das ganze Jahr beliebt. Im Sommer

kommen jene, die im Mittelmeerraum

überwintert haben, und im Winter

die Zugvögel aus dem Norden. Der

Wechsel ist hier nicht genau definiert –

immer wenn es zu kalt wird, dann reisen

sie in Richtung Süden ab“, betont Thalinger,

die den Chiemsee als Ort für ihre

Untersuchungen ausgewählt hat. Der als

Fischräuber in Verruf geratene Kormoran

wird von Fischern als Konkurrent und als

Gefahr für die Fischbestände gesehen. Ob

dieser Vorwurf jedoch gerechtfertigt ist,

hängt stark vom Fischbestand eines Gewässers

ab. Ziel der Wissenschaftlerinnen

und Wissenschaftler ist, das Fressverhalten

der Vögel im Jahresverlauf zu analysieren,

zu klären, welche Fische sie konsumieren,

in welchen Gewässern sie den

Fisch fangen und mögliche Unterschiede

zwischen männlichen und weiblichen

Tieren festzustellen. „Wir haben hier eine

spannende Nahrungsbeziehung direkt

vor der Haustür. Eine Besonderheit

ist auch der direkte Praxisbezug dieser

Grundlagenforschung“, vertieft Traugott.

Erste Ergebnisse zeigen, dass sich Fischer

und Kormorane am Chiemsee nur

bedingt in die Quere kommen. Größtenteils

erbeuten die Vögel die wirtschaftlich

weniger bedeutenden Rotaugen und

Flussbarsche, wobei auch die für die Fischer

interessanten Renken hin und wieder

am Speiseplan stehen.

14 zukunft forschung 01/17

Fotos: Andreas Friedle (1), pixabay/diapicard (1), Oehm (1), Traugott (1)

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