08.06.2022 Aufrufe

Jahresbericht 2018

Kleine Schriftenreihe 23 des Museumsvereins Klostertal

Kleine Schriftenreihe 23 des Museumsvereins Klostertal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Jahresbericht</strong><br />

<strong>2018</strong><br />

Christof Thöny (Hg.)<br />

Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 23<br />

Wald am Arlberg 2019


Inhalt<br />

Einleitung 4<br />

Ausstellungen 6<br />

Veranstaltungen 10<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke 13<br />

Archiv und Sammlung 14<br />

Literatur 15<br />

Forschung 16<br />

Kulturlandschaft 33<br />

Finanzen 41<br />

Museum 42<br />

Kooperationspartner 43<br />

Erhältliche Publikationen 47<br />

Museumsverein Klostertal 48


Einleitung<br />

Graf Hugo I. von Montfort schenkte 1218 dem Johanniterorden eine<br />

Kirche und Güter in der von ihm gegründeten Stadt Feldkirch sowie<br />

eine Kapelle im Tal der heiligen Maria („in valle sancte Marie“) mit<br />

dem Wald, der Richtung Arlberg reichte. Die Urkunde zu diesem<br />

Akt ist in Abschriften erhalten und damit der älteste schriftliche<br />

Beleg, der mit dem heutigen Klostertal zu tun hat. Dieses erhielt<br />

bis zum 15. Jahrhundert seinen Namen von jener Herberge, welche<br />

der Johanniterorden im Auftrag des Grafen Hugo errichten ließ, um<br />

Reisenden Feuer, Wasser und Obdach zu bieten.<br />

Die 800-jährige Wiederkehr dieses Ereignisses prägte das Jahresprogramm<br />

<strong>2018</strong> des Museumsvereins Klostertal. In der Ausstellung<br />

„In valle sance Marie“ wurden bedeutende Entwicklungslinien in<br />

der Geschichte des Tales zum Thema gemacht. Damit verbunden<br />

war eine Auseinandersetzung mit dem materiellen und immateriellen<br />

Kulturerbe – also dem Ausdruck menschlichen Schaffens in der<br />

Vergangenheit. Dies wurde als Beitrag zum Europäischen Jahr des<br />

kulturellen Erbes verstanden.<br />

In drei aus EU-Programmen geförderten Projekten wird derzeit an<br />

der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung verschiedener<br />

Aspekte des Kulturerbes intensiv gearbeitet. Nach einer Vorstellung<br />

der Inhalte dieser Projekte in den vergangenen zwei <strong>Jahresbericht</strong>en<br />

werden in drei Beiträgen nunmehr exemplarische Forschungsergebnisse<br />

präsentiert.<br />

Wie immer ist dieser Bericht eine Bilanz der geleisteten Arbeit, die<br />

in Ausstellungen, Veranstaltungen, Projekten, aber auch in einer<br />

Übersicht der Finanzen sowie der Besucherinnen und Besucher des<br />

Klostertal Museums zum Ausdruck gebracht wird. Allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern sowie Fördergebern und Sponsoren, die<br />

daran Anteil haben, soll hiermit besonderer Dank ausgesprochen<br />

werden.<br />

Wald am Arlberg, April 2019<br />

Christof Thöny<br />

4<br />

MundartMai im Klostertal Museum<br />

mit Kindern der Volksschule Klösterle


Ausstellungen<br />

ZeitRaffer<br />

50 Jahre Diözese Feldkirch<br />

26. April bis 23. Mai <strong>2018</strong><br />

St. Anna Kirche und Klostertal Museum, Wald am Arlberg<br />

Die Wanderausstellung „ZeitRaffer“ widmete sich nicht nur den<br />

letzten 50 Jahren des Bestehens der Diözese sondern veranschaulichte<br />

mittels eines 15 Meter langen Datenteppichs in der St. Anna<br />

Kirche auch die Jahrhunderte davor. Ein weiterer Fokus der Ausstellung<br />

galt dem Blick in die Zukunft: der sogenannte Pavillon50 auf<br />

dem Vorplatz der Kirche regte zum Mitdenken und Mitarbeiten an<br />

und fragt nach „Gründen, wofür ich leben will“.<br />

Ein Multimedia-Terminal zum Abspielen der Interviews und historischem<br />

Filmmaterial wurde neben 20 mannshohen Tafeln im einstigen<br />

Heustall des Museums installiert.<br />

Ansicht von Klösterle 1733, das Leitmotiv der Ausstellung (Stadtarchiv Isny)<br />

In Valle Sancte Marie<br />

Das Klostertal – Geschichte und Kulturerbe<br />

15. Juni bis 30. September <strong>2018</strong><br />

Klostertal Museum, Wald am Arlberg<br />

Die erstmalige urkundliche Erwähnung des St. Marientals (in valle<br />

sancte Marie) vor 800 Jahren nahm der Museumsverein Klostertal<br />

zum Anlass für die Sommerausstellung <strong>2018</strong>. In der Ausstellung<br />

wurden die Umstände der Entstehung der in Abschriften erhaltenen<br />

Urkunde von 1218 dargelegt. Außerdem wurden auf großformatigen<br />

Tafeln wichtige Aspekte der Geschichte des Tales vermittelt.<br />

Das Europäische Jahr des kulturellen Erbes <strong>2018</strong> bot einen willkommenen<br />

Anlass für einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt. Nicht<br />

nur die Geschichte der Region, sondern die vielfältigen Aspekte<br />

menschlichen Schaffens – subsummiert als immaterielles und materielles<br />

Kulturerbe – wurden dabei berücksichtigt.<br />

6<br />

Eröffnung der Ausstellung durch Mag. Andreas Weber (Foto: Doris Burtscher)<br />

7


Der Blick des Dokumentars. Fotografien von Christian Berthold<br />

6. Oktober bis 31. Oktober <strong>2018</strong><br />

Klostertal Museum, Wald am Arlberg<br />

487 Glasplatten umfasst die Sammlung aus dem Nachlass ihres<br />

Vaters, welche Luise Dünser vor einigen Jahren an Martin Fritz<br />

übergab. Für diese Entscheidung sind wir überaus dankbar, denn<br />

so konnten diese historisch interessanten Bilder einer breiten Öffentlichkeit<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die digitalisierten Motive<br />

wurden vom Museumsverein Klostertal bearbeitet. Mit Hilfe<br />

von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen konnten viele der dargestellten<br />

Personen identifiziert werden. Eine Auswahl der Fotos wurde in<br />

einer Ausstellung präsentiert, die im Rahmen der Langen Nacht der<br />

Museen eröffnet werden konnte. Dazu wurde auch ein Band der<br />

Schriftenreihe des Museumsvereins herausgegeben. Dieser enthält<br />

rund 80 Fotografien, die nach Themen gegliedert und in einzelnen<br />

Kapiteln präsentiert wurden.<br />

8<br />

Musikalisches Trio in Wald, Aufnahme von Christian Berthold


Veranstaltungen<br />

Termine <strong>2018</strong><br />

2. Februar<br />

Netzwerktreffen zum Interreg-Projekt „Migrationen“ in Bregenz<br />

15. Februar<br />

Abschließendes Treffen zum Projekt „Inklusion. Museen und<br />

gesellschaftliche Vielfalt“<br />

22. Februar<br />

Präsentation der Interreg-Projekte „Migrationen“ und „Virtuelles<br />

Geschichtsforum“ im Rahmen einer Informationsveranstaltung zu<br />

EU-Förderprogrammen in Dornbirn<br />

10. April<br />

Präsentation der Interreg-Projekte „Migrationen“ und „Virtuelles<br />

Geschichtsforum“ im Rahmen des Bürgerforums Europa in Bregenz<br />

16. April<br />

Vorstandssitzung<br />

26. April<br />

Eröffnung der Wanderausstellung ZeitRaffer<br />

4. Mai<br />

Jahreshauptversammlung mit anschließendem Vortrag von<br />

DDr. Mathias Moosbrugger zur Geschichte der Reformation in<br />

Vorarlberg<br />

25. Mai<br />

Vorstandssitzung<br />

25. Mai<br />

MundartMai im Klostertal Museum<br />

7. Juni<br />

Führung vom Arlberg ins Klostertal für die Senioren der Stadt<br />

Schwaz<br />

27. Juni<br />

Netzwerktreffen zum Projekt „Historische ArchitekTouren“ im<br />

Klostertal Museum<br />

1. Juli, 5. August & 2. September<br />

„Reiseziel Museum“<br />

9. September<br />

Raumbild Spaziergang von Klösterle nach Wald<br />

11. September<br />

Vorstandssitzung<br />

14. September<br />

MitarbeiterInnenausflug der Vorarlberger Volkshochschulen ins<br />

Klostertal Museum<br />

20. September<br />

125 Jahre Tourismus Vorarlberg: „Als die Dampflok kam“<br />

30. September<br />

Tag des Denkmals mit Vortrag im „Türka Hus“<br />

6. Oktober<br />

Lange Nacht der Museen<br />

12. Oktober<br />

Eröffnung der Ausstellung „Josef von Schmuck und das Heilig-<br />

Kreuz-Benefizium“ in Freiburg<br />

13. Oktober<br />

Klostertaler Markt in Bludenz<br />

14. Oktober<br />

Sprachencafé im Klostertal Museum<br />

17. Oktober<br />

Exkursion ins Palais Liechtenstein „Von Hugo bis dato“<br />

15. Juni<br />

Ausstellungseröffnung „In Valle Sancte Marie“<br />

24. Juni<br />

Zweiter Tag der Begegnung im Klostertal Museum<br />

5. November<br />

Vor-Ort-Kontrolle des Interreg-Projekts „Virtuelles Geschichtsforum“<br />

1. Dezember<br />

Vorstandssitzung<br />

10<br />

11


Von einem Vortrag zur Geschichte der Reformation in Vorarlberg<br />

Anfang Mai bis zu einer Exkursion zur Auxstellung „Von Hugo bis<br />

dato“ im Palais Liechtenstein in Feldkirch in der zweiten Oktoberhälfte<br />

umfasste das Veranstaltungsprogramm des Museumsvereins<br />

Klostertal <strong>2018</strong> vielfältige Schwerpunkte. In Zusammenhang mit<br />

der Ausstellung „In valle sancte Marie“ wurden vor allem vielfältige<br />

Aspekte des kulturellen Erbes des Klostertal bei verschiedenen<br />

Veranstaltungen berücksichtigt.<br />

Jungen Museumsbesucherinnen und -besuchern wurde im Rahmen<br />

der Aktion Reiseziel Museum jeweils am ersten Sonntag im Juli, August<br />

und September die Geschichte des Tales nähergebracht. Auch<br />

bei der Langen Nacht der Museen standen Kinder unterschiedlicher<br />

Altersgruppen im Fokus, bevor schließlich die ältere Generation<br />

beim Betrachten der Fotografien von Christian Berthold in Erinnerungen<br />

schwelgen konnte.<br />

Veranstaltung zur Arlbergbahn<br />

am 20. September<br />

Das kulturelle Erbe der Arlbergbahn wurde<br />

bei einer Veranstaltung zum Thema<br />

gemacht, die in Zusammenhang mit dem<br />

125-jährigen Jubiläum von Vorarlberg Tourismus<br />

organisiert wurde. Ein besonderer<br />

Blick auf die Kulturlandschaft des Klostertals<br />

umfasste auch eine Exkursion im<br />

Rahmen der Spaziergänge zum Raumbild<br />

Vorarlberg.<br />

Zum immateriellen Kulturerbe zählen<br />

Sprache, Liedgut und der Beitrag von Migrantinnen<br />

und Migranten zum kulturellen<br />

Leben. Diese Themen bildeten die Schwerpunkte<br />

der Veranstaltungen MundartMai,<br />

Tag der Begegnung sowie beim ersten<br />

Sprachencafé im Klostertal Musuem.<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke<br />

Im Rahmen des Leader-Projekts „Historische ArchitekTouren“ und<br />

der Interreg-Projekte „Migrationen nach Vorarlberg und Oberschwaben<br />

vom 19. bis zum 21. Jahrhundert“ sowie „Virtuelles<br />

Geschichtsforum“ kooperiert der Museumsverein Klostertal<br />

mit zahlreichen Institutionen in Vorarlberg und den angrenzenden<br />

Regionen. In der modernen Museumsarbeit fühlen wir<br />

uns dem Gedanken der Vernetzung besonders verpflichtet.<br />

Die regionale Presse spielt bei der Vermittlung der Tätigkeiten eine<br />

wichtige Rolle. Dies gilt auch für die Webseite des Vereins und<br />

soziale Medien.<br />

Vorstandsmitglieder Ida Strolz<br />

und Joschi Kaiser mit<br />

Volksschuldirektorin Ingrid<br />

Thöny (Foto: Doris Burtscher)<br />

Wichtige Kooperationspartner waren <strong>2018</strong> unter anderem<br />

Regio Klostertal, Volksschule Klösterle, Gemeinden des<br />

Klostertals, Klösterle-Stuben Tourismus GmbH, Alpenregion Bludenz<br />

Tourismus GmbH, Geschichtsverein Region Bludenz, Heimatschutzverein<br />

Montafon, Heimatpflegeverein Großes Walsertal,<br />

Gemeinde Mittelberg, Gemeinde Warth, Amt der Vorarlberger<br />

Landesregierung (Kultur- und Wissenschaftsabteilung), Vorarlberger<br />

Landesarchiv, Vorarlberger Landesbibliothek, Sozialsprengel<br />

Bludenz, vorarlberg museum, Vorarlberger Landesmuseumsverein,<br />

Bauernhaus-Museum Wolfegg, Arbeitskreis für interregionale<br />

Geschichte, Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat für Vorarlberg,<br />

IG Kultur Vorarlberg, Sektion Freiburg des Deutschen Alpenvereins,<br />

Verein Aktion Mitarbeit, Foundation Friends of Hannes Schneider<br />

12<br />

13


Archiv und Sammlung<br />

Der Museumsverein Klostertal<br />

bemüht sich laufend<br />

um die Erweiterung<br />

seiner Sammlung an Museumsobjekten,<br />

Archivalien<br />

zur Geschichte des Klostertals<br />

sowie der wissenschaftlichen<br />

Bibliothek.<br />

Diese erfolgt durch gezielte<br />

Ankäufe, Schenkungen sowie<br />

im Zuge des Schriftentauschs<br />

mit befreundeten<br />

Institutionen im In- und<br />

Ausland. Auch das Führen<br />

einer Chronik für das Klostertal<br />

wird als wichtiger<br />

Ansicht Spullersee (Rudolf Preuß, 1926)<br />

Bestandteil der Archivarbeit<br />

angesehen. Das Familienarchiv des Vereins sowie die schrittweise<br />

erstellen Häuserchroniken für die Orte des Klostertals werden<br />

zukünftig wichtige Quellen für die historische Forschung und für<br />

Genealoginnen und Genealogen sein.<br />

Bedeutende Ankäufe <strong>2018</strong>:<br />

Literatur<br />

Klostertal-Bibliographie <strong>2018</strong> (Auswahl)<br />

Kerstin Biedermann-Smith (Hg.), Im Tal der Alfenz. Bludenz <strong>2018</strong>.<br />

Joschi Kaiser, Eine Reise durch das Klostertal. Wald am Arlberg<br />

<strong>2018</strong>. (= Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 22)<br />

Helmut Tiefenthaler, Obstbau in der Landschaftsgeschichte des<br />

Klostertals. In: Bludenzer Geschichtsblätter 118 (<strong>2018</strong>), S. 47-64.<br />

Helmut Tiefenthaler, Naturgefahren und Landschaftswandel im Brazer<br />

Bockberggebiet. In: Bludenzer Geschichtsblätter 120 (<strong>2018</strong>), S.<br />

4-22.<br />

Christof Thöny, „Den Opfern des Arlbergtunnes“. Der Tod als<br />

Begleiter beim Bau der Arlbergbahn 1880 bis 1884. In: Sterben<br />

in den Bergen. Realität – Inszenierung – Verarbeitung, hg. von<br />

Michael Kasper, Robert Rollinger, Andreas Rudigier. Wien <strong>2018</strong>, S.<br />

161-178.<br />

Christof Thöny (Hg.), <strong>Jahresbericht</strong> 2017. Wald am Arlberg <strong>2018</strong>.<br />

(= Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 21)<br />

- Zwei Bilder (Dalaas und Stuben) des Malers Hubert Fritz<br />

- Holzstich von Dalaas (um 1895)<br />

- Original-Fotografie von Stuben am Arlberg (um 1898)<br />

- Zeitschriftenartikel über den Arlberg von 1886<br />

- Österreichische Touristenzeitung von 1907 mit Aufsatz über den<br />

Spullersee<br />

- „Weltlicher Leute Meß-Buch“ ca 1800 (mit handschriftlicher<br />

Eintragung des aus Dalaas stammenden Priesters Joseph Fritz)<br />

- Holzstich Zürs: Arlberg Lawine von 1888<br />

- Ansicht Spullersee von Rudolf Preuß (1926)<br />

Christof Thöny, 800 Jahre Feuer, Wasser, Obdach. Klösterle <strong>2018</strong>.<br />

Christof Thöny, Martin Fritz, Der Blick des Dokumentars. Fotografien<br />

von Christian Berthold. Wald am Arlberg <strong>2018</strong>. (= Schriftenreihe des<br />

Museumsvereins Klostertal 8)<br />

Christof Thöny, Bruno Winkler: Inklusion: Museen und gesellschaftliche<br />

Vielfalt. Wald am Arlberg <strong>2018</strong>. (= Kleine Schriftenreihe des<br />

Museumsvereins Klostertal 21)<br />

Christof Thöny, Stefan Woldach, Der Baron aus dem Fuchsloch.<br />

Bludenz <strong>2018</strong>. (= Edition Skispuren Nr. 2)<br />

14<br />

15


Forschung<br />

90 Jahre Wintersportverein Dalaas<br />

Im Projekt „Virtuelles Geschichtsforum“ befasst sich der Verein intensiv<br />

mit der Geschichte des Skisports und Wintertourismus im<br />

Klostertal. Ohne Zweifel wurden die Kulturlandschaft und die Sozialstruktur<br />

des Tales seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert von<br />

diesen Themen besonders geprägt. Dazu haben auch die Wintersportvereine<br />

beigetragen, von denen jener von Dalaas der älteste<br />

des Tales ist. Er wurde 1928 gegründet und konnte aus diesem<br />

Grund im Berichtsjahr <strong>2018</strong> sein 90-jähriges Gründungsjubiläum<br />

feiern. Die folgenden Ausführungen sollen die Grundlage für ein<br />

größeres Projekt zur Geschichte des Skilaufs im Klostertal sein, das<br />

im Laufe der Wintersaison 2019/20 umgesetzt wird.<br />

Gründung eines Wintersportvereins in Dalaas<br />

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Verbandes Vorarlberger<br />

Skiläufer (heute Vorarlberger Skiverband) widmete sich eine Ausgabe<br />

der Zeitschrift „Feierabend“ (einer Beilage zum Vorarlberger<br />

Tagblatt) im Jänner 1930 dem Skilaufen in Vorarlberg. Dabei wurden<br />

auch die Vereine porträtiert, die dem landesweiten Verband<br />

angehörten. Im Klostertal bestand damals nur in Dalaas ein Wintersportverein,<br />

der 1928 gegründet worden war. Es war dies der<br />

erste seiner Art im Tal, während in der Nachbarschaft bereits vor<br />

dem Ersten Weltkrieg solche Vereine existiert hatten. Die Gründung<br />

des Skiclubs Arlberg war bereits 1901 in St. Christoph am Arlberg<br />

erfolgt, jene des Wintersportvereins Bludenz 1908. In der Zeitschrift<br />

„Feierabend“ wurde über den „Skiklub Dalaas“ Folgendes berichtet:<br />

„Dalaas, das 933 Meter über dem Meere im Klostertal liegt, besitzt<br />

prachtvolle Skigelände für Anfänger und Fortgeschrittene. So<br />

lag es nahe, daß hier der Skilauf gepflegt wurde und daß sich<br />

die Freunde des Skilaufs zusammenschlossen. Der Skiklub Dalaas<br />

wurde im Jahre 1928 gegründet. Seine Führung übernahmen der<br />

Obmann Hugo Meyer sowie der vom Oberst Bilgeri ausgebildete<br />

Gendarmeriebeamte Karl Nußbaumer. Der Skiklub veranstaltete am<br />

Auch Jäger zählten zu den<br />

frühesten Skiläufern in Dalaas.<br />

3. Feber 1929 einen alpinen Skiwettlauf, bei dem 53 Teilnehmer<br />

starteten.“ 1<br />

Dies deckt sich mit den Quellen in den Vereinsakten des Vorarlberger<br />

Landesarchivs. In einem Schreiben an die Vorarlberger Landesregierung<br />

vom 25. November 1928 hatte der aus Wald stammende<br />

und damals in Bregenz wohnhafte Valentin Mathies die Gründung<br />

des Vereins bekanntgegeben und die Statuten vorgelegt. Mathies<br />

hatte als Bahnhofsvorstand in St. Anton am Arlberg Skilaufen gelernt,<br />

seine Frau Angelika zählte zu den ersten Skiläuferinnen am<br />

Arlberg. In die Tätigkeiten des Vereins geben auch Zeitungsberichte<br />

aus jener Zeit Einblick. So wurde über den zweiten Skiwettlauf berichtet,<br />

der am 16. Februar 1930 stattgefunden hatte und bei dem<br />

47 Teilnehmer am Start gewesen waren. Die Tagesbestzeit erzielte<br />

der 17-jährige Alfred Schmied. Die Veranstaltung wurde mit einem<br />

Theaterstück, einer humorigen Festrede des Obmanns Hugo Meyer<br />

und anschließendem Tanz in der Turnhalle beschlossen. 3<br />

1 Feierabend. Wochenbeilage zum „Vorarlberger Tagblatt“ 12 (1930), 1. Folge, S. 39.<br />

2 Vorarlberger Landesarchiv (fortan: VLA), Sicherheitsdirektion für Vorarlberg 4/16.<br />

3 Anzeiger für die Bezirke Bludenz und Montafon, 22. Februar 1930, S. 2.<br />

16<br />

17


Nach den Angaben im Heimatbuch Dalaas-Wald wurde von 1930 an<br />

der Wintersportverein als Skiriege des Turnerbundes geführt. 4 Aus<br />

diesem Grund ist es auch verständlich, weshalb in den Vereinsakten<br />

1936 eine erneute Gründung eines Wintersportvereins Dalaas<br />

fassbar ist. Diese erfolgte am 29. November 1936. Dabei wurde folgender<br />

Vereinsvorstand gewählt: Vorsitzender Josef Jutz, Gendarmerieinspektor<br />

in Dalaas, Stellvertreter Josef Engstler, Schriftführer Erwin<br />

Dünser, Stellvertreter Ernst Fritz,<br />

diese beiden übten auch die Ämter<br />

des Kassiers und dessen Stellvertreters<br />

aus, Sportwart Richard Fritz,<br />

Stellvertreter Hans Hilbrand, dieser<br />

war auch Tourenwart und Richard<br />

Fritz sein Stellvreter in dieser Funktion.<br />

Hinzu kamen als Beiräte noch<br />

Josef Mätzler und Quido Purin. 5<br />

Vereinsstempel 1939<br />

(Vorarlberger Landesarchiv)<br />

Nach der Machtübernahme der<br />

Nationalsozialisten im März 1938<br />

erfolgten auch im Vereinswesen<br />

schrittweise Veränderungen. Im Zuge<br />

der sogenannten „Gleichschaltung“ wurden Sportvereine dem NS-<br />

Reichsbund für Leibesübungen angeschlossen. In diesem Zusammenhang<br />

erhielt der Wintersportverein Dalaas neue Statuten. 6<br />

Ab 1946 erfolgte eine neue Organisation der Vereinsstruktur. Zum<br />

Obmann wurde der Dalaaser Postmeister Ernst Fritz gewählt. In<br />

der Folge fanden vor allem auf der Paluda regional bedeutende<br />

Skirennen statt, an welchen auch bekannte Läufer wie Karl Schranz<br />

teilnahmen. 7 Eine detaillierte Vereinsgeschichte, in der auch auf die<br />

Gründung des Paludalifts eingegangen wird, soll im Winter 2019/20<br />

publiziert werden.<br />

Vom Allgäu ins Klostertal:<br />

Zur Migrationsgeschichte der Familie Türk<br />

Beim Tag des Denkmals im September <strong>2018</strong> wurde in einem Vortrag<br />

die Geschichte des Hauses Nr. 12 in der Oberen Gasse in Wald<br />

am Arlberg reflektiert. Dieses wird nunmehr als „Wald12“ bezeichnet<br />

und dient als Seminar- und Ferienhaus. Die ältere Bevölkerung<br />

des Ortes kennt das Gebäude als „s Türka Hus“ – was auf den<br />

Namen der Familie Türk verweist, der in Wald und Dalaas mittlerweile<br />

nicht mehr vorkommt. Nachkommen des aus dem Allgäu<br />

stammenden Matthias Türk leben allerdings noch hier, wie auch in<br />

vielen anderen Gemeinden des Landes.<br />

Dieser Matthias Türk stammte aus Burgberg im Allgäu, wo er 1822<br />

als Sohn des Lehrers Johann Georg Türk und der Anna Maria geb.<br />

Schmid geboren worden war. 1846 verehelichte er sich mit der aus<br />

Rauchenzell bei Sonthofen stammenden Josefa Knöpler (teilweise<br />

auch: Kneppler, 1820-1876). 1 Die Familie ließ sich in St. Gerold<br />

im Großen Walsertal nieder, wo zwischen 1846 und 1855 sieben<br />

Kinder geboren wurden. Spätestens 1857 ließ sich die Familie Türk<br />

in Wald nieder, wo am 24. April des Jahres der Sohn Franz Josef<br />

und bis 1861 noch zwei weitere Kinder geboren wurden. Für die<br />

Übersiedelung nach Wald gibt es in den Quellenbeständen der Bezirkshauptmannschaft<br />

Bludenz mehrere Hinweise, wobei die Akten<br />

nur sehr unvollständig erhalten sind. Matthias Türk hatte in Wald<br />

eine Nagelschmiede errichtet und das Gewerbe offenbar zunächst<br />

ohne behördliche Bewilligung ausgeübt. Von den ursprünglichen<br />

Akten ist nur einer erhalten, wobei es um eine Feuerbeschau in<br />

der „Werkstätte des Nagelschmiedes Türk in Innerwald“ ging, die<br />

am 24. März 1857 stattfand. Gemeindevorsteher Johann Baptist<br />

Wachter nahm diese gemeinsam mit dem für Wald zuständigen<br />

Gemeinderat Ludwig Thöny (dem damaligen Besitzer des heutigen<br />

4 Gemeinde Dalaas (Hg.), Dalaas-Wald im Wandel der Jahrhunderte. Bregenz 1990, S. 163.<br />

5 1 VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung II/2692.<br />

Diese und alle anderen biographischen Angaben stammen aus dem Familienbuch der<br />

6 VLA, Sicherheitsdirektion für Vorarlberg 4/16.<br />

Kuratie (ab 1941 Pfarre) Wald (Digitalisat im Archiv des Museumsvereins Klostertal).<br />

7 2 Gemeinde Dalaas (wie Anm. 4), S. 163. VLA, BH Bludenz, Repertorium 1857.<br />

18<br />

19


Klostertal Museums) und dem Zimmermeister Oswald<br />

Burtscher vor. Dabei wurden einige Mängel festgestellt,<br />

wobei Matthias Türk schon im Vorfeld erklärt<br />

hatte, dass er gewillt sei, seine Werkstatt feuersicher<br />

auszustatten. 3 Aus anderen Quellen wird deutlich,<br />

dass sich die Familie Türk noch in der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Herstellung von<br />

Holzkohle befasste. Diese wurde bis zur Produktion<br />

Sterbbild des Ehepaars von Koks für das Schmelzen von Eisen verwendet. 3<br />

Türk-Kneppler<br />

Der Köhlerofen stand nach einer Beschreibung von<br />

Johann Gantner am westlichen Fuß der Dürrenbergwaldung<br />

im Bereich des Anwesens, das im Besitz von Josef Knöpler,<br />

dem Schwiegervater von Matthias Türk gewesen sei (heute<br />

Haus Nr. 90). 4 Allzu viel Geld konnte mit der Köhlerei zu jener Zeit<br />

wohl nicht mehr verdient werden. Darauf weist etwa die Tatsache<br />

hin, dass mindestens drei Töchter der Familie Türk sogenannte<br />

Schwabenkinder waren: Heinrika (1849-1913, später verehelichte<br />

Jochum in Danöfen), Magdalena (1853-1942, später verehelichte<br />

Margreitter in Wald) 5 und Maria Katharina 6 (1859-1929, später verehelichte<br />

Dönz in Bludenz). Die Familie Türk in Wald übernahm kurz<br />

vor der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert das Nachbaranwesen<br />

des heutigen Klostertal Museums. Franz Josef Türk (1857-1941) war<br />

Bahnwächter und nach seiner Pensionierung noch 15 Jahre lang<br />

Mesner in Wald. Seine Frau Angelika (1856-1925) war als Tochter<br />

des Gemeindearztes Dr. Franz Margreitter als sozial denkende Frau<br />

bekannt, die manche Dienste an Krankenbetten versah. 7 Die 1923<br />

in Braz geborene Kleopha Schorn erinnert sich an manche Besuche<br />

bei ihrem Großvater Franz Josef Türk in Wald, der bis zu seinem Tod<br />

von seiner Tochter Rosa gepflegt wurde. 8<br />

Zur Geschichte des Pfarrhofs von Wald am Arlberg<br />

Einleitung<br />

Der Pfarrhof in der Oberen Gasse in Wald, heute mit der Haus Nr.<br />

17 bezeichnet, wurde im Sommer <strong>2018</strong> einer umfassenden Renovierung<br />

unterzogen. Nach dem Ableben des letzten in Wald ansässigen<br />

Pfarrers Anton Kegele und der Übersiedelung seiner Haushälterin<br />

Sigrid Weingrill wurden die Räumlichkeiten saniert und ein<br />

neues Nutzungskonzept erstellt. Das Erdgeschoss steht zukünftig<br />

der Pfarre Wald zur Verfügung, während das Obergeschoss nun<br />

eine Wohnung beherbergt.<br />

Für den Museumsverein Klostertal sind diese Aktivitäten ein willkommener<br />

Anlass, der fast 300-jährigen Geschichte des Pfarrhofs<br />

auf die Spur zu gehen. Dies ist gleichzeitig ein Beitrag zum Projekt<br />

„Historische Architektouren“ 1 , in dem bis 2020 bedeutende Objekte<br />

des baukulturellen Erbes im Klostertal dokumentiert werden.<br />

3 VLA, BH Bludenz 28/53.<br />

3 Gemeinde Dalaas (Hg.), Heimatbuch Dalaas-Wald. Bregenz 1990, S. 270.<br />

4 Johann Gantner, Häuser- und Hofgeschichten von Wald am Arlberg. Handschrift im<br />

Archiv des Museumsvereins Klostertal, S. 13.<br />

5 VLA, BH Bludenz 24/538.<br />

6 Laut Datenbank auf www.schwabenkinder.eu (aufgerufen am 17. April 2019).<br />

7 Gantner (wie Anm. 4), S. 55.<br />

8 Interview mit Kleopha Schorn in Bludenz am 17. November <strong>2018</strong>.<br />

Ansicht des Pfarrhofs nach der Renovierung <strong>2018</strong> (Foto: Georg Gantner)<br />

1 Vgl. zum Projektinhalt den Beitrag im <strong>Jahresbericht</strong> 2017 des Museumsvereins Klostertal.<br />

20<br />

21


Baugeschichte<br />

Als erstes kirchliches Gebäude im Ortsgebiet von Wald ist eine der<br />

heiligen Anna geweihte Kapelle im Bereich der Radona anzusprechen,<br />

die wohl schon im ausgehenden Mittelalter bestanden hatte.<br />

In dieser befand sich mit einiger Sicherheit die aus dem Ort stammende<br />

spätgotische Bildtafel aus dem Jahr 1468, die Kurat Fiel<br />

1914 dem Vorarlberger Landesmuseum übergab. 2<br />

Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts bemühten sich die Bewohner<br />

von Wald, die zur Pfarre Dalaas gehörten, um den Bau einer<br />

eigenen Kirche. Verständlicherweise bedeutete der Kirchgang in<br />

den benachbarten Ort angesichts der damaligen Wegverhältnisse<br />

eine große Belastung. 1726 wurde ein Vertrag zum Bau einer eigenen<br />

Kirche abgeschlossen. Diesem war ein Streit der Außer- und<br />

Innerwaldner über den Standort vorausgegangen. Die Bewohner<br />

von Innerwald hatten sich für einen solchen „auf der Höhe“ ausgesprochen,<br />

doch wurde ihrem Wunsch nicht nachgekommen. In der<br />

Folge trugen sie auch bis 1865 nicht zum Unterhalt des Seelsorgers<br />

bei. Die Kirche zur heiligen Anna wurde bis 1728 fertiggestellt und<br />

der Pfarrer von Dalaas erhielt die Erlaubnis, hier Messen zu lesen. 3<br />

In der Folge wandten sich die Bewohner von Wald in den 1730-er<br />

Jahren an den Bischof von Chur und richteten an ihn die Bitte, einen<br />

eigenen Seelsorger für den Ort zu bewilligen. Diesem Ansinnen<br />

stellten sich die Dalaaser – insbesondere Pfarrer Hilbrand – entgegen<br />

da sie finanzielle Einbußen befürchteten. Es folgte ein längerer<br />

Schriftverkehr, wobei Gutachten über die Gefährlichkeit der Wege<br />

eingeholt wurden. Schließlich konnten sich die Bewohner von Wald<br />

mit ihrem Wunsch durchsetzen und erhielten 1737 die Bewilligung<br />

für die Errichtung einer eigenen Expositur der Pfarre Dalaas.<br />

2 Vgl. zur älteren Geschichte des religiösen Lebens in Wald. Christof Thöny, Pfarre<br />

St. Anna in Wald am Arlberg. Bludenz 1999, S. 5-6<br />

3 Andreas Ulmer, Pfarrbeschreibung von Wald am Arlberg. Abschrift im Archiv des<br />

Museumsvereins Klostertal. o. J., S. 3-4<br />

22<br />

Postkarte mit der „alten“ Kirche von Wald und dem Widum (um 1915).<br />

Nunmehr erhielt Wald einen eigenen provisorischen Seelsorger, Johannes<br />

Big, der vermutlich von hier stammte und 1738 verstarb.<br />

Ihm folgte vorübergehend Rudolf Lentsch aus dem Montafon, bis<br />

im November 1738 schließlich Leonhard Josef Jochum die Pfründe<br />

von Wald übernahm, die er für 20 Jahre innehaben sollte. Der aus<br />

Schröcken stammende Priester war der Neffe des Stubner Pfarrers<br />

Leonhard Jochum, welcher der bedeutendste Stifter des Kirchenbaus<br />

in Wald gewesen war und von 1728 bis 1732 jährlich bedeutende<br />

Geldbeträge zur Verfügung stellte. 4<br />

Zu Beginn der Amtszeit von Leonhard Josef Jochum wurde 1739<br />

schließlich auch die Errichtung des Kuratie-Widums begonnen.<br />

Den Auftrag dafür erhielt der aus Wald stammende Zimmermeister<br />

Johann Purtscher. Er musste „vier gestrickte Gemächer auf<br />

einander machen“, ein Gemach auf die Küche und ein Vorhaus<br />

4 Thöny (wie Anm. 2), S. 4-12.<br />

23


auch aus Holz. 5 Auf Martini 1739<br />

erhielt Purtscher den Lohn von<br />

80 Gulden. Im darauffolgenden<br />

Jahr wurde das Gebäude offenbar<br />

fertiggestellt, darauf weist<br />

jedenfalls die im Keller ersichtliche<br />

Jahreszahl 1740 hin. 1741<br />

wurde für den Unterhalt des<br />

Seelsorgers ein Stück Gut für die<br />

Anlegung eines Krautgartens erworben.<br />

Durch eine Schenkung<br />

des Grundnachbarn Karl Gantner<br />

konnte dieser Garten nach dem<br />

Ersten Weltkrieg erweitert werden.<br />

Im Keller des Gebäudes ist die Jahreszahl<br />

1740 deutlich zu erkennen.<br />

(Foto: Georg Gantner)<br />

Im Heimatbuch Dalaas-Wald wird von mehreren Umbauten und Renovierungen<br />

des Pfarrhofs Wald berichtet. Demnach wurde 1901 ein<br />

neuer Dachstock gebaut und 1903 der Innenausbau durchgeführt.<br />

Nach der Schindelung 1906 erhielt das Gebäude neue Fenster, 1912<br />

wurde es grün gestrichen. Eine neuerliche Renovierung erfolgte<br />

1960 vor dem Einzug von Pfarrer Anton Kegele. Dabei wurden auch<br />

eine Garage und eine Waschküche angebaut. 6<br />

Pfarrpfründe<br />

Das kirchliche Vermögen der Kuratie Wald war aus der Seelsorgestiftung<br />

des Stubner Pfarrers Leonhard Jochum und den hinzukommenden<br />

Stiftungen für Jahrtage entstanden. Zur Pfarrpfründe<br />

gehörten zudem einige kleine Grundstücke. 1837 waren dies ein<br />

Gemüsegarten, ein Acker beim Haus sowie ein weiterer Acker und<br />

ein zweimähdiges Gut im Schattenhalb. Zudem hatte der Kurat das<br />

Recht, eine auf diesen Gründen gewinterte Kuh im Frühling und<br />

Herbst auf die Allmein aufzutreiben und im Sommer auf der Alpe<br />

Spullers zu sömmern. Zudem erhielt er das Brennholz zum freien<br />

Bezug. 7 Wie lange die Kuraten von Wald selbst landwirtschaftlich<br />

tätig waren, wäre noch zu klären.<br />

Ausschnitt aus dem Katasterplan von 1857 mit der Kirche St. Anna und dem Widum in<br />

Wald (Bauparzelle 36 7)<br />

Postkarte mit dem „Pfarrhof“ (um 1900)<br />

5 Zitiert nach Ulmer (wie Anm. 2), S. 16.<br />

6 Gemeinde Dalaas (Hg.), Heimatbuch Dalaas-Wald. Bregenz 1990, S. 120-121.<br />

7 Ulmer (wie Anm. 2), S. 25.<br />

24<br />

25


Über eine Aufbesserung der kärglichen Pfründe berichtet Kurat<br />

Franz Joseph Bitschnau in seiner Ortsbeschreibung von 1834:<br />

„Unter dem Provisor Her Benedikt Stillebarcher wurde im Jahre 1816 am<br />

20ten März eine Verbesserung des hiesigen Benefiziums gemacht, indem<br />

unter der Leitung des damals sehr thätigen und eifrigen Herrn Pfarrers von<br />

Dalaas Joseph Hipp und einiger Gemeinde-Mitglieder von Wald eine Sammlung<br />

von Haus zu Haus veranstaltet wurde, aus deren Betrag dann zur Nutznießung<br />

eines jeweiligen Priesters allda ein Stück Gut erkauft, ein Stall hiezu<br />

erbaut, und für dessen Baulichkeit, und Herstellung des nöthigen Zaunes<br />

an der alten Straße insofern gesorgt wurde, daß aus diesem gesammelten<br />

Geldbetrage die Gemeinde sich ein Mahd vorbehielt /: das sogenannte<br />

Glong-Mahd, das sonst auch dem Priester gehört hätte :-/ in der Absicht<br />

und mit der Verbindlichkeit, zu allen Zeiten den obenerwähnten Stall, samt<br />

Herstellung des jedesmahl nöthigen Zaunes, wie auch die Baulichkeiten des<br />

halben Stalles im Mahd schattenseits /: das auch der Priester das Recht zu<br />

nützen hat:/ aus dem Erträgniße des Glongmahdes ganz und unentgeldlich<br />

zu bestreiten ]...|.“ 8<br />

Seelsorger<br />

Die Reihe der Kuraten und ab 1941 Pfarrer in Wald von Johannes<br />

Big 1737 bis Anton Kegele, der 1960 in Wald einzog, umfasst 20<br />

Namen. 25 Von den 18 Geistlichen, die seit der Errichtung des Widums<br />

1739/40 in Wald wirkten, taten dies vier von Dalaas bzw.<br />

vom Bludenzer Kapuzinerkloster aus. 9 Die anderen 14 Priester dürften<br />

alle auch im Pfarrhofgebäude wohnhaft gewesen sein, das<br />

bei der ersten Nummerierung der Häuser von Wald Ende des 18.<br />

Jahrhunderts die Nummer 35 erhielt (damals wurde von Innerwald<br />

Richtung Westen nummeriert). Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

trug es die Nummer 15, ab 1923 die Nummer 13 und ab 1959 die<br />

heutige Nummer 17. 10<br />

Zustand des Widums um 1900 (Original: Rosa Gantner)<br />

Angesichts von nur 14<br />

Seelsorgern in mehr<br />

als 250 Jahren fällt auf,<br />

dass viele von diesen<br />

lange Amtsperioden<br />

hatten und bei der<br />

Bevölkerung offenbar<br />

auf hohe Akzeptanz<br />

stießen. Auf den schon<br />

erwähnten Leonhard<br />

Jochum (1758) folgten<br />

im Laufe des 18. Jahrhunderts<br />

nur zwei<br />

weitere Kuraten, Jakob<br />

Hilbrand aus Dalaas<br />

(1758-1778) und Franz<br />

Xaver Leu aus St. Gallenkirch<br />

(1778-1800).<br />

Erste Seite der Ortsbeschreibung von Wald von<br />

Kurat Franz Joseph Bitschnau<br />

8 Orts-Beschreibung der Filial-Gemeinde Wald von Kurat Franz Joseph Bitschnau aus dem<br />

Pfarrarchiv Wald (Kopie im Archiv des Museumsvereins Klostertal).<br />

26<br />

9 Vgl. die Reihe der Seelsorger, publiziert bei Thöny (wie Anm. 2), S. 13-15.<br />

10 Hausnummern-Verzeichnis von Wald am Arlberg aus dem Pfarrarchiv Wald (Kopie im<br />

Archiv des Museumsvereins Klostertal).<br />

27


Größere Unzufriedenheit mit der geistlichen Führung von Wald,<br />

welche die Bevölkerung zum Ausdruck brachte, ist nur einmal aktenkundig<br />

geworden. 1826 beklagte sich diese über den provisorischen<br />

Kuraten Adelreich Martin (oder Marte). Dieser trinke große<br />

Mengen an Branntwein und sei nur selten ganz nüchtern anzutreffen.<br />

Zudem wurde er als „äußerst unverträglich“ beschrieben,<br />

weshalb große Uneinigkeit in der Kuratie herrsche. 11<br />

Noch im selben Jahr folgte der Abgang Martins und darauf die<br />

lange Amtszeit des schon erwähnten Franz Josef Bitschnau, der 42<br />

Jahre bis 1868 in Wald tätig war. Der aus Bartholomäberg stammende<br />

Kurat war ein fleißiger Chronist, der viele interessante Aufzeichnungen<br />

hinterlassen hat, besonders eine Ortsbeschreibung in<br />

mehreren Abschriften.<br />

Eine ebenso markante Persönlichkeit war der aus Andelsbuch stammende<br />

Kurat Johann Mätzler, der von 1875 bis zu seinem Ableben<br />

1901 in Wald wirkte. In seiner Amtszeit erfolgte eine große Renovierung<br />

der Kuratiekirche und der Bau des Friedhofs 1892. Der sehr<br />

geschätzte Geistliche feierte 1900 mit der Bevölkerung von Wald<br />

das goldene Priesterjubiläum. Bei dieser Gelegenheit wurde er zum<br />

Ehrenbürger der Gemeinde Dalaas ernannt. 12 Nach seinem Ableben<br />

wurde in einem Nachruf daran erinnert, dass er während des Bahnbaus<br />

1880 bis 1884 die italienische Sprache erlernt habe, „um auch<br />

den ärmsten Schäflein seiner Herde gerecht zu werden“ 13 .<br />

Mit Kurat Mätzler hatte auch seine Haushälterin in Wald gewohnt,<br />

die offenbar ob ihres Temperaments bekannt war. Nach dem Tod<br />

Metzlers 1903 ließ ein Kapuzinerpater aus Bludenz, der in Wald<br />

aushilfsweise die Messe las, jeweils ein Vaterunser für einen guten<br />

neuen Kuraten beten. Der Kirchenpfleger soll dazu gesagt haben:<br />

„Für a guate Köchin beta söll ma. Wenn dia guat ischt, ischt jeder<br />

Hehra (= Herr Pfarrer) guat.“ 14<br />

Eine Schulklasse in Wald um 1900 mit Kurat Johann Mätzler<br />

und Lehrer Augustin Salzgeber<br />

Messfeier in Wald anlässliches eines Festes (vermutlich 1923)<br />

11 Vorarlberger Landesarchiv, Landgericht Sonnenberg 48/2730.<br />

12 Thöny (wie Anm. 2), S. 15.<br />

13 Vorarlberger Volksblatt, 23. Mai 1903, S. 4.<br />

14 Heimatbuch Dalaas-Wald (wie Anm. 6), S. 87.<br />

28<br />

29


Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum 21. Jahrhundert wirkten<br />

in einem Zeitraum von mehr als 100 Jahren nur zwei Seelsorger in<br />

Wald. Beide waren prägende Persönlichkeiten, die deutliche Spuren<br />

hinterlassen haben und für ihre Verdienste zu Ehrenbürgern<br />

der Gemeinde Dalaas ernannt wurden. Als Neupriester kam 1903<br />

der aus Tschagguns stammende Johann Josef Fiel nach Wald. Hier<br />

verbrachte er sein ganzes, 57 Jahre dauerndes Priesterleben, was<br />

als seltenes Beispiel für Kontiunität betrachtet werden kann. In der<br />

Zeit des Ersten Weltkriegs vertrat Fiel den an die Front gerufenen<br />

Lehrer Bickel. Sein für Wald mit Sicherheit bedeutendstes Projekt<br />

war der Neubau der Kirche in den Jahren 1930 bis 1932. Schon lange<br />

war die mehr als 200 Jahre alte Kuratiekirche zu klein geworden,<br />

weshalb ein Neubau unumgänglich schien. Diesen nahm Kurat Fiel<br />

in wirtschaftlich schwierigen Zeiten (während der Weltwirtschaftskrise)<br />

in Angriff. Die neubarocke Kirche wurde nach Plänen des<br />

Architekten Willibald Braun erbaut. Während der gesamten Bauzeit<br />

– insbesondere beim Abbrechen der alten Kirche – leistete die<br />

Bevölkerung von Wald Frondienste. Mit der Erhebung von Wald zur<br />

selbständigen Pfarre wurde Johann Josef Fiel 1941 der erste Pfarrer<br />

des Ortes.<br />

Nach seinem Tod folgte wiederum eine lange Amtszeit, indem 1960<br />

der aus Weiler gebürtige Pfarrer Anton Kegele nach Wald berufen<br />

wurde. Zuvor hatte er die Pfarre Buchboden im Großen Walsertal<br />

betreut. Pfarrer Kegele war der erste Priester mit eigenem Auto in<br />

Wald, weshalb das Pfarrhaus auch eine Garage erhielt. Zwei Renovierungen<br />

der Pfarrkirche führte Kegele durch, außerdem wurde in<br />

seiner Amtszeit der Friedhof erweitert. Offiziell trat er 1999 in den<br />

Ruhestand, übte jedoch weit über diesen hinaus noch viele seelsorgliche<br />

Aufgaben in Wald aus. 15 Pfarrer Kegele verstarb 2015 im<br />

103. Lebensjahr. Bis kurz vor seinem Tod war er im Pfarrhof Wald<br />

wohnhaft gewesen. Damit endete nach rund 275 Jahren auch die<br />

Tradition der Anwesenheit hier residierenden Geistlichen.<br />

15 Thöny (wie Anm. 2), S. 15-16.<br />

Johann Josef Fiel (1879-1960), erster Pfarrer<br />

in Wald ab 1941<br />

30<br />

31


Kulturlandschaft<br />

Renovierung der Sebastianskapelle in Wald<br />

Joschi Kaiser<br />

Viele Jahre kümmerte sich Luise Dünser (geb. Berthold) um die<br />

in ihrer Nachbarschaft gelegene Sebastianskapelle. Früher tat sie<br />

diesen Dienst gemeinsam mit ihrer Mutter Maria. Nach der Übersiedelung<br />

nach Dalaas bat sie nun ihre Nachbarin Ruth Kaiser um die<br />

Pflege und Weiterbetreuung dieser schönen Kapelle.<br />

Nach einer genauen Besichtigung zeigte sich, dass sowohl der Bauzustand<br />

als auch die Inneneinrichtung (die Figuren und auch der<br />

Altarbereich) Mängel aufwiesen.<br />

Pfarrer Anton Kegele (Mitte) bei der Primiz von Pfarrer Valentin Thöny 1969<br />

Abschließende Bemerkungen<br />

Diese mikrohistorische Abhandlung ist ein Beispiel für das religiöse<br />

Leben auf dem Land seit der Barockzeit, das sich auch in der Geschichte<br />

von Pfarrhöfen widerspiegelt. Dabei wird auch der strukturelle<br />

Wandel der Katholischen Kirche aufgezeigt, der heute eine<br />

neue Nutzung von vielen Gebäuden dieser Art notwendig macht.<br />

Wichtig ist es noch, darauf hinzuweisen, dass sich Einiges vom<br />

Inventar der alten Kuratiekirche heute im Pfarrhof befindet (etwa<br />

ein Hochaltarbild aus der Gründungszeit). Dieses sollte unbedingt<br />

fachgerecht aufbewahrt werden.<br />

Für weitere Informationen zur Geschichte des Pfarrhofs ist der<br />

Museumsverein Klostertal jederzeit dankbar – besonders auch für<br />

historische Ansichten. Dies gilt auch für andere historische Objekte<br />

im Klostertal (Wohnhäuser, aber auch landwirtschaftliche Gebäude,<br />

Sakralbauten und Objekte der Verkehrsgeschichte), die wir im<br />

Projekt „Historische Architektouren“ in ähnlicher Form bearbeiten.<br />

32<br />

Am stärksten in Mitleidenschaft<br />

gezogen war<br />

die ca. 40 Jahre alte<br />

Schindelabdeckung am<br />

Dach, die vollständig erneuert<br />

werden musste.<br />

Es waren aber auch Maler-<br />

und Tischlerarbeiten<br />

sowie die künstlerische<br />

Gestaltungen der Figuren<br />

notwendig. Ruth Kaiser<br />

nahm die Organisation in<br />

die Hand.<br />

Folgende Personen waren<br />

beteiligt, die der Kapelle<br />

einen neuen, frischen<br />

und würdigen Glanz<br />

verliehen: Hans Pichler,<br />

Alfred Vonblon, Kurt Ronacher<br />

und Paul Gantner<br />

führten die Schindel-<br />

33


Im Klostertal spielten die vielen Kapellen bei den Prozessionen in<br />

der Volkrfrömmigkeit seit jeher eine wichtige Rolle. Vielfach sind<br />

ihre Standorte mit Naturgefahren in Verbindung zu bringen, gegen<br />

die sich Menschen im Glauben zu schützen versuchten.<br />

Geschichte der hl. Sebastiankapelle in Innerwald<br />

In der Broschüre „Pfarre St. Anna in Wald am Arlberg“ von Christof<br />

Thöny wird die Kapelle wie folgt beschrieben:<br />

abdeckung durch. Die künstlerische Erneuerung der Figuren und<br />

des Altarbereiches erfolgte durch Othmar Ganahl. Die Malerarbeiten<br />

im inneren und äußeren Bereich wurden von Malermeister<br />

Adi Horvath durchgeführt.<br />

Wer war der hl. Sebastian?<br />

Er verbrachte seine Jugend in Mailand, versah seinen militärischen<br />

Dienst als Hauptmann bei der Leibwache des römischen Kaisers<br />

Diokletian (284-305) und des römischen Kaisers Maximilian (284-<br />

305). Sebastian bekannte sich zum Christentum und half den notleidenden<br />

Christen. Aus diesem Grund wurde er 288 in Rom hingerichtet<br />

und gilt als Märtyrer. Sein Leichnam wurde in Rom in den<br />

städtischen Abflusskanal geworfen, wo ihn Christen geborgen, und<br />

in den Katakomben beerdigt haben.<br />

Er wurde ab dem 14. Jahrhundert u.a. als Schutzpatron der Brunnen,<br />

der Sterbenden, gegen Naturgefahren und die Pest verehrt.<br />

Ihm gewiehene Orte werden deshalb oft mit der Pest in Verbindung<br />

gebracht. Das Patrozinium wird am 20. Jänner gefeiert.<br />

„St. Sebastian auf dem Göttschlig: Die Sebastiankapelle dürfte im<br />

17. Jahrhundert errichtet worden sein, als auch in unserem Ort<br />

die Pest wütete. Im Sterbebuch Dalaas sind für die Jahre 1634/35<br />

einige Pestopfer namentlich belegt. Früher war es üblich, dass in<br />

Dalaas und Wald an Sonn- und Feieretagen während des Zusammenläutens<br />

zum Gottesdienst fünf Vater unser in Erinnerung an<br />

die einstige Pestzeit gebetet wurden. Die Kapelle wurde an dieser<br />

Stelle 1930/31 gebaut. Es ist bereits ihr dritter Standort, ursprünglich<br />

befand sie sich weiter oben. Früher wurde die Kapelle auch als<br />

„s`Manga Bild“ nach Magnus Bayerhof bezeichnet, der im heutigen<br />

Haus Nr. 70 wohnhaft war. Die Figuren des hl. Sebastian und des<br />

hl. Nikolaus stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, die Figuren<br />

des viel verehrten Johann Nepomuk und der Maria mit Kind<br />

aus dem 18. Jahrhundert.“<br />

Folgender Hinweis stammt<br />

von Luise Dünser:<br />

Das südseitige Grundstück,<br />

wo sich die Kapelle<br />

befindet, hat früher Theodor<br />

(„Dori“) Tschohl aus<br />

Wald am Arlberg gehört.<br />

Der jetzige Standort ist Gemeindegrund.<br />

34<br />

35


Zwei Tunnelbauprojekte zwischen St. Anton am<br />

Arlberg/Tirol und Langen am Arlberg/Vorarlberg<br />

Joschi Kaiser<br />

Der Arlberg Eisenbahntunnel mit einer Länge 10.648 m wurde<br />

zwischen 1880 und 1884 nach der Alten Österreichischen Tunnelbauweise<br />

und der Arlberg Straßentunnel mit einer Länge von 13.972<br />

m zwischen 1974 und 1978 nach der Neuen Österreichischen Tunnelbauweise<br />

errichtet. Beide Bauweisen waren wegweisende moderne<br />

Baumethoden. Die Bedeutung der beiden Tunnelbauwerke<br />

ist in Österreich, Tirol und Vorarlberg hinlänglich bekannt.<br />

Die Kapelle wurde 1930/31 von den Brüdern Christian, Anton, Rudolf,<br />

Wilhelm und Alfons Berthold gebaut. Die letzte Renovierung<br />

der Kapelle erfolgte 1980.<br />

Schlussbemerkungen<br />

Ein herzliches Dankeschön gilt nicht nur den Beteiligten, die aus<br />

purem Idealismus im Sinne unserer Gemeinschaft die Arbeit gemacht<br />

haben, sondern natürlich auch der Gemeinde Dalaas für<br />

die finanzielle Unterstützung, damit die religiöse und kulturelle<br />

Bedeutung der Kapelle nicht verloren geht, und sie auch zur Identität<br />

und zum Zusammenhalt unserer Dorfgemeinschaft sowie zum<br />

Bewahren des gewohnten Ortsbildes beiträgt.<br />

Am 9. November <strong>2018</strong> wurde mit den Beteiligten bei einem gemütlichen<br />

„Kapellenhock“ die Fertigstellung gefeiert. Wir hoffen, dass<br />

mit dieser Arbeit, die mit Begeisterung durchgeführt wurde, unsere<br />

Identität gestärkt wird. Die Kapelle soll sowohl den Wanderern am<br />

Jakobsweg als auch der Bevölkerung Anlass für eine kurze Andacht<br />

und Besinnung sein.<br />

36<br />

37


38<br />

Auf beiden Seiten des<br />

Arlbergs, in St. Anton,<br />

Langen und Klösterle<br />

wurden Gedenkstätten<br />

und Gedenktafeln<br />

errichtet, die der<br />

Museumsverein Klostertal<br />

in Erinnerung<br />

rufen möchte. Sie<br />

tragen dazu bei, den<br />

Leistungen bei diesen<br />

Bauten Respekt zu<br />

zollen.<br />

Am 25. August 2017 fand in Klösterle eine Gedächtnisfeier statt, an<br />

der Mitarbeiter vom Arlberg-Eisenbahntunnel, Arlberg-Straßentunnel,<br />

Langener und Dalaaser Tunnel teilnahmen.<br />

Der Gedächtnisgottesdienst fand in der Kapelle der 14 Nothelfer<br />

in Langen am Arlberg und die abschließende „Dienstbesprechung“<br />

im „Kommunikationszentrum“ Johanniterstube in Klösterle statt.<br />

Die Johanniterstube war während der Tunnelbaues ein wichtiger<br />

Treffpunkt für alle Beteiligten ohne Rang und Titel, wo in entspannter<br />

Atmosphäre ohne<br />

Zwang und Protokoll<br />

alle Belange und auch<br />

Probleme besprochen<br />

und diskutiert wurden.<br />

Bürgermeister<br />

Erich Brunner hat<br />

häufig zu einer launischen,<br />

weinseligen<br />

Stimmung beigetragen.<br />

Rund um das Jägermarterl in der Au<br />

Hubert Widerin (+)<br />

Am 21. September 1890 [...] ereignete sich im Revierteil „Porzalenga“<br />

des Gemeindejagdgebietes Innerbraz ein folgenschwerer<br />

Jagdunfall mit tödlichem Ausgang für den „ehrsamen Jüngling“ Joh.<br />

Martiuns Neßler, geb. am 11. 3. 1861 in Innerbraz. Unbekannt, so<br />

scheint es wenigstens, ist bei der Bevölkerung der genaue Hergang<br />

des Unfalles. Da aber der von seinem Freund Eduard Vonbank<br />

gestiftete Gedenkstein in der Au wohl noch Generationen überleben<br />

und Anlass zur immer wiederkehrenden Fragestellung nach<br />

dem wahren Grund des Unglücks bilden dürfte, berichtet Hubert<br />

Widerin, was der Verursacher des Unglücks seinem Vater Fridolin<br />

berichtet hat. Das Opfer und der Verursacher, beide Mitglieder der<br />

örtlichen Jagdgesellschaft und gute Freunde, stiegen zur sogenannten<br />

„Gamsfalle“ auf, um diese fängisch zu stellen:<br />

Ihre Hoffnung auf einen Gamsabschuß erfüllte sich leider nicht und<br />

so waren sie bereits wieder im Abstieg begriffen, als das Unglück<br />

geschah. Der Verursacher, der Landwirt Job. Josef Zech aus Außerbraz,<br />

besser bekannt aber unter dem Hausnamen „Muser“, stieg<br />

voran ab. Dabei mussten sie durch einen schmalen Felskamin und<br />

dort geschah es dann. Zech streifte mit dem Hahn seiner Vorderladerbüchse<br />

an einem vorstehenden Felszacken. Der Hahn hob sich<br />

etwas an, ohne einzurasten: Beim Weiterklettern schlug er auf das<br />

am Piston aufgesetzte Zündhütchen und löste den folgenschweren<br />

Schuss aus. Das schwere Bleigeschoß drang dem nachsteigenden<br />

Martinus in den Unterleib, und in weiterer Folge in die Bauchhöhle<br />

ein. Etwa eine halbe Stunde habe der arme Martinus unter entsetzlichen<br />

Schmerzen noch gelebt, bis ihn der Tod von seinem<br />

qualvollen Leiden erlöste.<br />

Über diese schwerste halbe Stunde seines Lebens berichtete Zech,<br />

dass er sie mit dem „Aussegnen der Seele“ seines Freundes, als<br />

dem Verbeten aller Gebete, wie sie ihm einfielen, zugebracht habe.<br />

39


Als ihm gewiss erschien, dass Freund Martinus tot sei, habe er<br />

ihn auf die Schulter genommen und ihn in den Hochwald hinuntergetragen,<br />

auf Äste gebunden und durch die steile „Raspenloch-<br />

Erdriese“ in die Au gebracht. Grund für den eiligen Abtransport: Er<br />

wollte den Toten noch warmen Leibes in das Tal zu bringen, um<br />

ihm die Spendung des Sakramentes der letzten Ölung an gedeihen<br />

zu lassen. Er durchwatete die Alfenz und stürmte den steilen Rain<br />

zum Pfarrhof hinauf, doch vergebens, weder Pfarrer noch wir Frühmesser<br />

waren anwesend. „An diesem Tage war einfach alles wie<br />

verhext“, resignierte der unglückliche Joh. Josef Zech.<br />

Finanzen<br />

Kassabericht <strong>2018</strong><br />

Erlöse<br />

Steuerpflichtige Umsätze 20%<br />

Erlöse Veranstaltungen 730,00<br />

Steuerpflichtige Umsätze 10%<br />

Erlöse Bücherverkauf 2.376,14<br />

Nicht steuerbare Umsätze<br />

Mitgliedsbeiträge 2.529,00<br />

Spenden, Sponsoring 5.780,00<br />

Öffentliche Subventionen 75.710,68<br />

Rückerstattung Vorsteuern 2017 6.440,17<br />

AMS Zuschüsse 9.301,58<br />

Leaderprojekt Historische ArchitekTouren 4.566,10<br />

Zinserträge 2,96<br />

Einnahmen gesamt 107.436,63<br />

Der von Hubert Widerin beschriebene Gedenkstein hat nun einen neuen Standort<br />

erhalten.<br />

Aufwendungen<br />

Ausstellungen 3.645,76<br />

Veranstaltungen 1.939,28<br />

Buchankäufe 1.534,75<br />

Mitgliedschaften 1.289,93<br />

Honorare 8.787,50<br />

Lohnkosten 14.061,67<br />

Spesenabrechnung 2.851,42<br />

Ankauf Museumsinventar 2.654,58<br />

EDV, Webseite 7.286,69<br />

Drucksorten, Publikationen, Büro 10.558,54<br />

Bankspesen, Zinsen 323,04<br />

Miete und Betriebskosten 8.269,41<br />

Diverse Aufwendungen 603,05<br />

Leaderprojekt Historische ArchitekTouren 28.392,38<br />

Leaderprojekt Inklusion 16.402,53<br />

Beratungskosten 1.104,00<br />

Aufwendungen gesamt 109.704,53<br />

Abgang <strong>2018</strong> -2.267,90<br />

40<br />

41


Museum<br />

Besucherstatistik Klostertal Museum <strong>2018</strong><br />

Museumsbesucher<br />

Erwachsene 95<br />

Kinder und Jugendliche 108<br />

Mitglieder Museumsverein 44<br />

Erwachsene mit Gästekarte 55<br />

Erwachsene mit V-Card 24<br />

Erwachsene mit Klostertal Card 61<br />

Veranstal tungen<br />

Veranstaltungen Museumsverein Klostertal 706<br />

Weitere Veranstaltungen 52<br />

Veranstaltungen des Vereins außerhalb des Museums 71<br />

Gesamt 1.216<br />

Kooperationspartner<br />

Ohne die finanzielle Unterstützung der Gemeinden des Klostertals,<br />

des Landes Vorarlberg, der Mitglieder des Museumsvereins sowie unserer<br />

Kooperationspartner Raiffeisenbank Bludenz-Montafon, Tischlerei<br />

Engstler, AXL Arlbergexpress Linienverkehr und VKW wäre das<br />

ambitionierte Vereinsprogramm nicht umsetzbar. An dieser Stelle<br />

gebührt den genannten Institutionen und Firmen daher großer<br />

Dank. Dies gilt auch für die Förderung aus dem LEADER- und dem<br />

Interreg-Programm.<br />

42<br />

43


Erhältliche Publikationen<br />

Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal<br />

Band 1 (Hinterglasmalerei): € 6/ für Mitglieder € 4,50<br />

Band 2 (NS-Herrschaft): € 9/ für Mitglieder € 7<br />

Band 3 (Schlossbühel): € 7/ für Mitglieder € 5<br />

Band 4 (Klostertal Museum) € 12/ für Mitglieder € 10<br />

Band 5 (Glong): € 15/ für Mitglieder € 13<br />

Band 6 (Barockmalerei): € 18/ für Mitglieder € 16<br />

Band 7 (Radonatobel): € 14/ für Mitglieder € 12<br />

Band 8 (Christian Berthold) € 14/ für Mitglieder € 12<br />

Weitere Publikationen<br />

Franz Elsensohn, Sagenhaftes Klostertal (19.50 Euro)<br />

Bildband „125 Jahre Arlbergbahn“ (18,90 Euro)<br />

Arlbergbahn Lesebuch (19,50 Euro)<br />

„Von schroffen Bergen eingeschlossen.“ Das Lechquellengebirge<br />

und seine Erschließung. (25,90/ 22,90 Euro)<br />

Alpe Mähren – Radonatobel (22,90/ 20,90 Euro)<br />

14/15 Der Süden Vorarlbergs im Zeitalter der Extreme 1914-1945<br />

(24,00/ 19,00 Euro)<br />

Spullers. Geschichte einer Alpe (22,00/ 20,00 Euro)<br />

Filme<br />

Glong - Vergessene Realität (DVD, 15 Euro)<br />

Rund um den Arlberg in historischen Filmdokumenten<br />

(VHS 19,90 Euro, DVD 24,90 Euro)<br />

Die Arlbergbahn. Hanno Thurner Filmproduktion (29,90 Euro)<br />

4-teilige Filmreihe „Vorarlberg“. Hanno Thurnher Filmproduktion<br />

(99,00 Euro)<br />

Klostertal Museum. Heimat und Verkehr. Hanno Thurnher<br />

Filmproduktion (19,90/ 17,90 Euro)<br />

Alpe Mähren – Radonatobel (14,90/ 12,90 Euro)<br />

Spullers. Geschichte einer Alpe (14,00/ 12,00 Euro)<br />

47


Museumsverein Klostertal<br />

Museumsverein Klostertal<br />

Haus Nr. 60a<br />

A-6752 Wald am Arlberg<br />

T +43 664 4911474<br />

M christof.thoeny@museumsverein-klostertal.at<br />

I www.museumsverein-klostertal.at<br />

Vereinsmitglieder genießen folgende Vorteile<br />

- Freier Eintritt ins Klostertal Museum<br />

- Zusendung regelmäßiger Informationen zur Tätigkeit des Vereins<br />

- Ermäßigter Eintritt bei Veranstaltungen<br />

- Ermäßigung beim Bezug von Publikationen<br />

- Möglichkeit zur Inanspruchnahme von Bibliothek und Archiv<br />

Vorstandsmitglieder des Vereins<br />

Obmann<br />

Obmann-Stv.<br />

Schriftführerin<br />

Kassierin<br />

Beiräte<br />

Christof Thöny (Bludenz)<br />

Thomas Bargehr (Braz)<br />

Judith Sauerwein (Dalaas)<br />

Kathrin Novis (Wald am Arlberg)<br />

Ida Strolz (Wald am Arlberg)<br />

Dr. Josef Kaiser (Wald am Arlberg)<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>2018</strong><br />

Kathrin Novis (Büro), Katharina Dönz (Ferialpraktikantin), Georg<br />

Gantner, Arnold Thöny<br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!