3/2012 - Leporello
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KU kunst<br />
N<br />
ST<br />
Ausstellungen<br />
Baut Holzskulpturen aus<br />
elementaren Formen: Jan<br />
Polacek.<br />
6 LeporeLLo<br />
Von Sein und Schein<br />
Arbeiten von Stephan Winkler und Jan Polacek in der Sparkasse Würzburg<br />
Wer noch nie über die<br />
Täuschungen, Tücken<br />
und Tricks der Malerei,<br />
über ihr hinterhältiges Spiel mit<br />
Mimesis und Illusion, Sein und<br />
Schein nachgedacht hat, wird in<br />
den Gemälden Stephan Winklers<br />
( geboren 1961) zuerst nichts<br />
anderes sehen als pastellfarbige<br />
Interieurs, sparsam ausgestattet<br />
mit Notaten von rudimentären<br />
Gegenständen, unordentlichen<br />
Ornamenten und schrägen oder/<br />
und geraden Linien. Doch wer die<br />
lange Geschichte der Malerei etwas<br />
kennt und weiß, wie lange es<br />
dauerte, bis man der zweidimensionalen<br />
Fläche den trügerischen<br />
Schein von Dreidimensionalität<br />
abgerungen hatte, kann sich bei<br />
seinen Gemälden in der Galerie<br />
der Sparkasse (Hofstrasse) Würzburg<br />
köstlich amüsieren. Winkler<br />
baut mit wenigen Strichen einen<br />
perspektivischen Raum. Doch<br />
kaum hat man sich auf diese Augentäuschung<br />
eingelassen, stößt<br />
man auf eine Wand, die in die<br />
Konstruktion überhaupt nicht<br />
hineinpasst, auf fragmentierte,<br />
nur aus Silhouetten bestehende<br />
Objekte, auf Ornamente, die die<br />
Flächigkeit betonen, auf rätselhafte<br />
Dinge, die zwar plastisch<br />
komponiert sind, die es aber gar<br />
nicht gibt. Winkler stellt dem Betrachter<br />
optische Fallen und zeigt<br />
ihm dann durch ein Spiel mit Realitätsebenen,<br />
dass er in eine Falle<br />
gestolpert ist. Illusion und Desillusion,<br />
Konstruktion und Dekonstruktion<br />
verbindet er genüsslich<br />
und lässt den Vogel Betrachter immer<br />
wieder spüren, dass er ihm<br />
auf den Leim gegangen ist. Auch<br />
Spielt mit den Sehgewohnheiten des Betrachters: Stephan Winkler.<br />
der Bildhauer Jan Polacek (geboren<br />
1951) baut- mitunter farbige-<br />
Holzskulpturen aus elementaren<br />
Formen, die er immer wieder dekonstruiert.<br />
Der Franke, der zwei<br />
Jahre in Togo lebte und bis heute<br />
in Indien eine Dozentur inne hat,<br />
wetterleuchtet zwischen Bodenständigkeit<br />
und weltläufiger Raffinesse.<br />
Seine einmal in der Form<br />
sehr reduzierten, dann wieder kubistisch<br />
zerklüfteten Vollplastiken<br />
und Reliefs sind raumgreifend<br />
und dann wieder in eckigen, spitzen<br />
Winkelkonstruktionen Raum<br />
zergliedernd. Vor allem aber besticht<br />
auch hier der Witz, ja auch<br />
eine gewisse Selbstironie. Spätestens<br />
wenn das „Neutron seine<br />
Protonen verlässt“ (so der Titel<br />
von drei Arbeiten) und aussieht,<br />
wie eine deformierte Micky Maus,<br />
der „Laptop“, das topmoderne<br />
Instrument, in grob behauenem<br />
Holz an ein fossiles Fundstück erinnert<br />
und die Gruppenformation<br />
naturwerk<br />
der „Anemonen“ Assoziationen<br />
an Abfallhaufen in Schönheitskliniken<br />
für Männer weckt, merkt<br />
man, dass Kunst auch sehr geistreich<br />
und komisch sein kann.<br />
Eva-Suzanne Bayer<br />
Fotos JendrysseK<br />
Bis 11. Mai, Öffnungszeiten in der Sparkasse<br />
Mainfranken Hofstrasse 7: Montag,<br />
Dienstag, Mittwoch, Freitag 8.30 bis<br />
16.30 Uhr, Donnerstag 8.30 bis 17.30 Uhr.<br />
In ihren Werken spürt sie sowohl im Motiv wie auch mit dem verwendeten Material<br />
Erscheinungen und Formen des Mikrokosmos nach. Mit bewundernswerter Akribie<br />
lässt Katja Wunderling aus Tannennadeln, Samen der wilden Clematis und Hülsen des<br />
Silberblatts feinste Muster und Formen entstehen, die ästhetische Großzügigkeit ausstrahlen.<br />
Neben den Arbeiten aus Eitemperamalerei und Naturmaterialien zeigt sie im<br />
Marktheidenfelder Franck-Haus vom 17. März bis 29. April auch Transparentpapierarbeiten,<br />
in welchen das Papier in mehreren Lagen geschichtet, geritzt, durchstoßen und<br />
poliert wird. Es entstehen reliefartige plastische Elemente und fragile durchscheinende<br />
Bahnen, die ihre Kontur fast nur durch ihren Schattenwurf erhalten. Es entstehen Werke<br />
in einer individuellen, sehr sehenswerten Bildwelt, die eine genauere Betrachtung und<br />
Vertiefung, fast in einen meditativen Zustand erfordern.<br />
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag: 14 bis 18 Uhr, Sonntag/Feiertag 10 bis 18 Uhr