25.12.2012 Aufrufe

3/2012 - Leporello

3/2012 - Leporello

3/2012 - Leporello

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Mmusik<br />

US<br />

IK<br />

Rezension<br />

Barbara Schöller sorgte als<br />

überkandidelte, melodramatische<br />

Gattin des Grafen für<br />

viel Heiterkeit.<br />

18 LeporeLLo<br />

Eine scheinbare Idylle<br />

Gute Unterhaltung mit Lortzings „Der Wildschütz“ am Mainfranken Theater Würzburg<br />

Ein heiteres Vergnügen bot<br />

Albert Lortzings komische<br />

Oper „Der Wildschütz“ im<br />

Mainfranken Theater Würzburg.<br />

Mögen auch manche intellektuellen<br />

„Geister“ darüber die Nase<br />

rümpfen – dieses Werk lebt von der<br />

eingängigen Musik seines leider<br />

oft verkannten und betrogenen,<br />

in bitterer Armut verstorbenen<br />

Schöpfers. 1842 wurde es uraufgeführt;<br />

die kritischen Untertöne<br />

darin gegen soziale Missstände,<br />

etwa gegen die degenerierte Lebensweise<br />

der Adligen, gegen die<br />

erbärmlich schlechte Bezahlung<br />

der Lehrer, gegen die Anbetung<br />

des Geldes zeigen: Hier handelt es<br />

sich nicht um eine fröhlich gemütvolle<br />

Unterhaltung aus der Zeit<br />

des Biedermeier, sondern um die<br />

Demonstration einer scheinbaren<br />

Idylle. Gleich zu Anfang weist während<br />

der Ouvertüre das wirre Treiben<br />

hinter dem Vorhang darauf<br />

hin. Wild-Wesen sind zu ahnen,<br />

dann fällt ein Schuss, als Schulmeister<br />

Baculus im gräflichen Revier<br />

wildert, um für seine Hochzeit<br />

einen Rehbraten zu organisieren;<br />

leider aber trifft er nur den eigenen<br />

Esel. Doch der Jagd-Frevel<br />

kostet ihn fast seine Stellung. Die<br />

anschließenden Verwicklungen<br />

führen ins Schulzimmer wo die<br />

Verlobung des greisen Lehrers<br />

mit seiner Schülerin gefeiert wird.<br />

Dabei verwandelt sich der Chor<br />

von einer wilden Meute in brave<br />

Eleven, später zur faulen Dienerschaft<br />

oder zu Anbeterinnen des<br />

Schlossherrn. Bei den turbulenten<br />

Szenen bediente sich Regisseurin<br />

Deborah Epstein mit Lust, Spott<br />

und Witz aus dem Reservoir seltsam<br />

schräger Typen. Der mit Wonne<br />

singende Chor agierte sehr lebendig,<br />

und das Orchester unter<br />

der Leitung von Andrea Sanguinetti<br />

schien in den Melodien von<br />

Lortzing zu schwelgen. Dazu hatte<br />

Bernd Franke eine stimmige Bühne<br />

gebaut, ein karges Schulzimmer,<br />

einen eleganten gräflichen<br />

Salon sowie einen Pavillon im<br />

Park, der an Veitshöchheim erinnerte.<br />

Neben dem stattlichen Grafen<br />

(Daniel Fiolka) sorgte Barbara<br />

Schöller als überkandidelte, melodramatisch<br />

ihre Antiken-Manie<br />

zelebrierende Gattin für viel Hei-<br />

terkeit, und Johan F. Kirsten als<br />

trottelig-liebenswerter Schulmeister<br />

sang nicht nur ausgezeichnet,<br />

sondern spielte sich auch in die<br />

Herzen des Publikums. Dass er<br />

Gretchen (Anja Gutgesell) heiraten<br />

will, führt nur zu Irritationen.<br />

„Die Stimme der Natur“ – so der<br />

Untertitel – aber hätte beinahe<br />

nicht gewirkt und die Falschen<br />

zusammengeführt, schließlich<br />

aber finden doch noch Baronin<br />

und Baron zusammen. Einer aber<br />

behält stets die Übersicht: der<br />

köstlich fränkelnde Haushofmeister<br />

Pancratius (Herbert Brand).<br />

Renate Freyeisen<br />

Fotos FalK Von trauBenBerG

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!