Festschrift 10 Jahre Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Bonn
Den Familien nahe sein — kurze Wege — eine Begleitung entlang der Bedürfnisse. Das ist Anspruch des Deutschen Kinderhospizvereins, zu dem auch der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Bonn gehört. Seit über 10 Jahren steht jungen Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung und ihren Familien in der Stadt Bonn und darüber hinaus eine ambulante Kinder- und Jugendhospizbegleitung zur Verfügung.
Den Familien nahe sein — kurze Wege — eine Begleitung entlang der Bedürfnisse. Das ist Anspruch des Deutschen Kinderhospizvereins, zu dem auch der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Bonn gehört.
Seit über 10 Jahren steht jungen Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung und ihren Familien in der Stadt Bonn und darüber hinaus eine ambulante Kinder- und Jugendhospizbegleitung zur Verfügung.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ablauf der Dinge“, wie es seine BetreuerInnen im Teilhabeplan
so treffend beschreiben. Manchmal stellt er
sich eben vor, vierzig Stunden am Stück zu schlafen.
Das darf er dann auch. Und wenn er zwei Nächte hintereinander
wach bleiben möchte, darf er das auch.
Milo wird hier nicht nur bestens versorgt und geliebt.
Er darf hier Teenie sein, bis in den Tag hinein schlafen,
wenn er will, essen, was er gerade möchte und
chillen, wenn ihm danach ist. Und SchulfreundInnen
dürfen ihn hier auch besuchen ;-)
Die Schule ist nur ein paar hundert Meter weit entfernt.
Wenn Milo mal länger braucht, um wach zu
werden, darf er auch mal später kommen. Und wenn
er im Unterricht müde wird, geht er schon mal früher
nach Hause. Vielleicht geht er ja gerade deshalb so
regelmäßig. Fast jeden Tag. Als er noch zu Hause
wohnte, klappte das viel seltener. Dabei liebt er es,
unter Kindern zu sein, Krach zu hören und Krach zu
machen. In der Trommel-AG hat er letztens sogar
schon einen Orden bekommen. Schlafen kann Milo
nach einem Schultag auch viel besser. Und steht
morgens ausgeruhter wieder auf.
Ich staune. Und ich bin stolz auf ihn. Und auch ein
bisschen auf uns. Dass Milo so ist, wie er ist. Dass er
es geschafft hat, sich alleine zurechtzufinden. In der
neuen Umgebung. Unter neuen Kindern. Mit neuen
Menschen um ihn herum.
Und ich freue mich. Dass Milo sich freut, wenn er
mich erkennt. Es geht mir gut, wenn ich bei ihm bin.
Weil es ihm dort gut geht. Und ich gehe mit leichtem
Herzen. Weil ich ihn gut umsorgt weiß. So dass ich
mich freuen kann aufs nächste Wiedersehen.
Manchmal sind mir die wenigen Stunden mit ihm zu
wenig. In den Ferien hatte ich mir eine Wohnung
gemietet. Und wir konnten dort den Tag gemeinsam
verbringen. Abends durfte er wieder in sein vertrautes
Bett. Und ich in Ruhe schlafen.
Nie hätte ich mir das vorstellen können. Die Entscheidung,
dass Milo nicht mehr bei uns wohnen sollte,
fühlte sich so an, als sollte ich mir den eigenen Arm
amputieren lassen. Die Sehnsucht bleibt. Und wird
manchmal auch zu Schmerz. Aber Freude und Stolz
wiegen ihn auf.
Milo hat selbst mit entschieden,
bei uns
auszuziehen, so
will es mir jetzt
im Nachhinein
scheinen. Auch
Milo will und
wird sein
eigenes Leben
führen. Er
geht ihn jetzt
schon, seinen
eigenen Weg. Das
ist nicht anders
als bei sogenannten
„normalen“ Kindern. Wir
Mütter und Väter können darüber
nur staunen. Wie über den Haarlack im Bad oder
den blonden Flaum, der plötzlich auf seiner Oberlippe
wächst. Und ein ganz klein wenig auch schon an seinen
Wangen.
37