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4/2010 - Leporello

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lebensART<br />

Essen erleben!<br />

30. April <strong>2010</strong>, 18.30 Uhr<br />

Tanz in den Mai mit Rudi Siegler<br />

36 l <strong>Leporello</strong><br />

Wo sich esskultur<br />

entfalten kann…<br />

Lukurello ist mediterran gestimmt und speist in Würzburg türkisch<br />

K<br />

lassisch gebildet, wie er nun<br />

Keinmal einmal ist, ist, schweift Lukurello<br />

gerne durch die Gefilde<br />

des Mittelmeeres. Die<br />

Wiege Europas...<br />

Griechenlands<br />

Säulen. Italiens<br />

holde Auen.<br />

Ägäische<br />

Sonnenträume.<br />

Jene Nahtstelle, wo sich<br />

Okzident und Orient berühren.<br />

Heimgekehrt von ciceronischen<br />

Reisen bedauert er immer wie- wie- wieder,<br />

dass sich die Kulinarik des<br />

Mittelmeeres im grauen Germa-<br />

nenland in manchmal nur schwer<br />

erträglicher und vor allem schwer<br />

verdaulicher Metamorphose wiederfindet.<br />

Am ehesten noch ist die<br />

7. Mai <strong>2010</strong>, 19 Uhr<br />

30 Jahre Wein – aktuell und spannend<br />

Weinprobe mit Andreas Breunig<br />

15. Mai <strong>2010</strong>, 18 Uhr<br />

Kulinarische Weinprobe mit<br />

„Rüdicher und sei Fraa“<br />

Weinforum Franken GmbH & Co. KG<br />

Hauptstraße 37 | 97246 Eibelstadt | Tel. 09303.984509 - 0<br />

WWW.WEINFORUM-FRANKEN.DE<br />

Küche Italiens nördlich der Alpen<br />

halbwegs und manchmal sogar zu<br />

drei Vierteln angekommen. Demgegenüber<br />

ist das, was griechische<br />

Tavernen hierzulande allzu häufig<br />

anbieten, eher ein Fall für den<br />

blitzeschleudernden Zorn-Zeus<br />

auf dem Olymp. Ähnlich auch die<br />

spanische Küche: Sie ist im Original<br />

deftig und rustikal und bei<br />

uns meist nur der fade Abklatsch<br />

einer schlechten Kopie. Vollends<br />

bedauerlich das Schicksal der<br />

türkischen Gourmantik. Leider<br />

haben unsere vielen Mitbürger<br />

aus Anatolien im großen und<br />

ganzen hier nur den „Döner“ erfolgreich<br />

etabliert; darüber Worte<br />

zu verlieren, ist unter Lukurellos<br />

Würde. Dabei läuft ihm das ganze<br />

Bosporuswasser im Munde zusammen,<br />

wenn er an wunderbare<br />

Abende in romantischen Lokalen<br />

im wunderbaren Istanbul denkt,<br />

wo er aus dem Staunen über die<br />

Delikatesse der osmanischen Küche<br />

nicht mehr herauskam. Wenig<br />

ist davon in Deutschland zu<br />

finden, wo über Moscheen und<br />

Kopftücher diskutiert wird, anstatt<br />

die türkischen Nachbarn zu<br />

bitten, für uns zu kochen. All das<br />

ging Lukurello durch den Kopf, als<br />

er – durchaus skeptisch gestimmt<br />

– das Restaurant „Mediterran“ in<br />

der Würzburger Ursulinergasse<br />

betrat. Und sofort fragte er sich<br />

seufzend: Muss es wirklich das<br />

ganze Mittelmeer sein? Denn das<br />

Lokal offeriert – den Namen ernstnehmend<br />

– sozusagen eine Odyssee<br />

von Spanien über Italien nach<br />

Griechenland und der Türkei. Solche<br />

Pluralitäten gehen selten gut.<br />

Aber Unvoreingenommenheit ist<br />

dennoch Lukurellos Devise. Und<br />

er wurde nicht enttäuscht. Mediterran<br />

ist das Ambiente durchaus,<br />

erfreulicherweise ohne jeden folkloristischen<br />

Kitsch. Helle Farben,<br />

mittelmeerische Anmutung<br />

nur in kleinen Details. Von der<br />

Speisekarte könnte man sagen:<br />

Sie ist sich der Problemlage bewusst.<br />

Es herrscht nämlich kein<br />

wildes Durcheinander, sondern<br />

sinnvolle Ökonomie. Alle Küchen,<br />

denen das „Mediterran“ gerecht<br />

werden will, sind säuberlich voneinander<br />

getrennt mit einer überschaubaren<br />

Anzahl von Speisen<br />

aufgelistet. Italien ist mit den üblichen<br />

Klassikern vertreten, an der<br />

Pizza führt natürlich kein Weg vorbei.<br />

Allerdings wird sie im Holzofen<br />

gebacken, und das Restaurant<br />

verspricht, dass Kinder am Abend<br />

ihre eigene Pizza backen dürfen. In<br />

der griechischen Ecke stehen dann<br />

doch wieder die üblichen Grillteller<br />

parat, Spanien lockt mit Meeresfrüchten.<br />

Am meisten reizten<br />

Lukurello – aufgrund des vorher<br />

Gesagten – die Spezialitäten aus<br />

der Türkei; zumal das Restaurant<br />

über zwei Küchenchefs verfügen<br />

soll und der aufs Türkische spezialisierte<br />

eben am Herd stand. Nun,<br />

was von dort kam, war noch nicht<br />

die raffinierte Küche, die man in<br />

Istanbul findet, aber es war lecker<br />

und machte neugierig auf mehr.<br />

Lukurello aß Hünkar begendi, ein<br />

frisch geröstetes Auberginenpüree<br />

an Lammfleischstückchen,<br />

dazu Holzofenbrot und Salat. Das<br />

schmeckte schon authentisch und<br />

nicht alltäglich. Seine Begleitung<br />

wählte ebenfalls Türkisches - Yogurtlu<br />

Adana, Hackfleischspieß<br />

mit Knoblauch-Joghurt und Reis,<br />

im Holzofen zubereitet – und war<br />

desgleichen sehr angetan. Die<br />

Preise sind gehoben, der Qualität<br />

des Essens und dem Ambiente<br />

angemessen. Und eines hat das<br />

Restaurant „Mediterran“ jedenfalls<br />

geschafft: Es hat Lukurello<br />

animiert, noch einmal durch<br />

die Gefilde des Mittelmeeres zu<br />

schweifen und beim nächsten<br />

Mal vielleicht auf der spanischen<br />

Seite der Speisekarte vor Anker zu<br />

gehen. Lukurello<br />

iLLustrationen: mario trott

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