4/2010 - Leporello
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musik<br />
Oper / Rezension<br />
thomas rettensteiner gestaltete Luther als Mönch und später als theologe<br />
glaubhaft in seinen Zweifeln und Bemühungen und sang die Partie mit strahlend<br />
kraftvoller Stimme. Karten unter 09281.7070-290<br />
22 l <strong>Leporello</strong><br />
Kritischer Geist<br />
Musikalischer Bilderbogen zu Luthers Leben im Theater Hof<br />
Eine reich bebilderte Erzählung<br />
in kurzen Szenen zu eingängiger<br />
Musik ist die neoromantische<br />
Oper „Luther“. Am Theater<br />
Hof wurde die Uraufführung<br />
dieses Werks des österreichischen<br />
Komponisten Roland Baumgartner<br />
zu einem Libretto von Rolf<br />
Rettberg gefeiert. Dass Baumgartner,<br />
ein versierter Dirigent<br />
mit USA-Erfahrung, schon viel<br />
für Film und TV-Serien gearbeitet<br />
hat, war zu hören; seine Musik<br />
zeigt Anregungen durch Musical<br />
und Pop, hat viele rhythmisch<br />
betonte Passagen, erinnert sogar<br />
bisweilen an Orff und illustriert<br />
effektvoll Stimmungen, etwa<br />
Emotionen durch Streicher-Kantilenen<br />
oder Dramatik durch wilde<br />
Wirbel. Alles bleibt im Bereich<br />
des Melodischen; ab und zu wird<br />
Sprechgesang eingesetzt. Luther<br />
wird hier als Mann mit großem<br />
Gerechtigkeitsempfinden und<br />
Mitgefühl mit den Armen dargestellt.<br />
Die Institution Kirche mit<br />
Ablasshandel, Zölibat und Unfehlbarkeit<br />
des Papstes kommt<br />
dabei schlecht weg; Parallelen zu<br />
heutigen Vorwürfen wegen Vertuschung<br />
und Heuchelei bieten sich<br />
an. Luther wird als tiefgläubiger,<br />
aber kritischer Mensch gezeigt,<br />
der sich durch seine Überzeugungen<br />
zum Handeln genötigt<br />
sieht, auch zur Übersetzung der<br />
Bibel ins Deutsche. Die wichtigen<br />
Stationen seines Lebens werden<br />
deutlich vor Augen geführt in Uwe<br />
Drechsels lebendiger Inszenierung.<br />
Historisches Flair erhielten<br />
die knappen Bilder durch die Kostüme<br />
von Barbara Schwarzen-<br />
berger, die wie aus alten Gemälden<br />
entnommen schienen. Die<br />
Bühne (Rudolf Rischer) deutete<br />
die Schauplätze oft durch Videos<br />
an oder durch wenige Requisiten.<br />
Eindrucksvoll das Schlussbild:<br />
der Tod als Sensenmann<br />
vor dem Kreuz, Hinweis auf das<br />
Chaos durch die Religionskriege.<br />
Ironisch sind die Heiligen gesehen,<br />
irgendwie kitschige Figuren,<br />
die dann auch abtreten müssen.<br />
Viel beschäftigt und stets in Bewegung<br />
waren die ausgewogen<br />
singenden Chöre, ob als Klosterinsassen,<br />
Bauern, Messdiener<br />
oder Edle. Die Hofer Symphoniker<br />
spielten unter der Leitung von<br />
Arn Goerke rhythmisch prägnant<br />
und mit dahinschmelzenden<br />
Instrumental-Soli. Thomas Rettensteiner<br />
gestaltete Luther als<br />
Mönch und später als Theologe<br />
glaubhaft in seinen Zweifeln und<br />
Bemühungen und sang die Partie<br />
mit strahlend kraftvoller Stimme;<br />
seine Begleiterin Barbara und<br />
Beschützerin, die heilige Anna,<br />
war die Sopranistin Yelda Kodalli,<br />
die vor allem mit großen Höhen<br />
glänzte. Als Kurfürst Friedrich<br />
von Sachsen gefiel Karsten Schröter<br />
durch seinen vernehmlichen<br />
Bassbariton und seine klare Aussprache.<br />
Die hätte man auch Ingrid<br />
Katzengruber als Katharina<br />
von Bora gewünscht. In weiteren<br />
wichtigen Rollen: der Teufel (mit<br />
Geldkoffer als Banker: Thilo Andersson),<br />
der Ablassprediger Tetzel<br />
(Peter Dittmann), Paps Leo<br />
(Karsten Jesgarz) oder die Äbtissin<br />
(Stefanie Rhaue). Anna Weiß<br />
Foto: theater hoF<br />
30 jahre soroptimist-club<br />
Gutes tun und internationale Beziehungen fördern – beide Ziele verwirklicht das Festkonzert<br />
am 1. Mai in der Würzburger Neubaukirche (19.30 Uhr) zum 30jährigen Bestehen<br />
des Soroptimist-Clubs Würzburg. Der Club berufstätiger Frauen setzt sich für<br />
Menschenrechte und die Verbesserung der Stellung der Frau ein. Er fördert Projekte auf<br />
wissenschaftlichem, sozialem und kulturellem Sektor, regional und überregional. Das<br />
Jubiläumskonzert verspricht Besonderes: 2009 unterstützte der Würzburger Club fi nanziell<br />
die Reise des ausgezeichneten Kammerchors der Universität Würzburg in das südschwedische<br />
Lund, nun kommt von dort der Lunds Akademiska Kör mit seiner Dirigentin<br />
Cecilia Martin-Löf an den Main, um zusammen mit dem hiesigen Partnerchor unter<br />
Hermann Freibott ein klassisch- heiteres, beschwingtes Chorkonzert unter der Schirmherrschaft<br />
von Universitätspräsident Prof. Forchel und Oberbürgermeister Rosenthal zu<br />
veranstalten. Neben romantischen Werken, schwedischen Chorliedern des 19./20. Jahrhunderts<br />
und Spirituals gibt es auch noch solistische Einlagen von Bernd Kremling auf<br />
dem Schlagzeug und Lilo Kunkel mit Jazz auf der Kirchenorgel. Dieses ungewöhnliche<br />
Programm hebt sich ab aus der Reihe sonstiger Benefi zkonzerte. Dank zahlreicher Sponsoren<br />
kommen die Einnahmen in voller Höhe (Eintritt: 25 Euro) der Einrichtung eines<br />
dringend nötigen „Elternzimmers“ an der Universitätsfrauenklinik Würzburg zugute.<br />
Vorverkauf: Hotel Rebstock, Main-Post, Buchhandlung Schöningh. frey