4/2010 - Leporello

erfolgsstory
Kissinger Sommer feiert sein 25jähriges Jubiläum
Äußerst vielversprechend war
der „Vorgeschmack“ auf den
25. Kissinger Sommer. Der chinesische
Wunderpianist Lang Lang
gab dem Festival die Ehre, und
das trotz eines lädierten Fingers
mit fulminantem Tastenzauber. Er
begeisterte zuerst mit Beethoven,
mit ganz verinnerlichtem, hauchzartem
Piano und durch rauschhafte
Akzente sowie einen Spannungsbogen
zwischen Trostlosigkeit
und kraftvollem Auftrumpfen;
bei Albeniz vermeinte man die spanische
Sonne aufblitzen zu sehen,
und sein Prokofieff zog alle durch
ihre unbedingte Leidenschaftlichkeit
in den Bann. Wenn so auch das
eigentliche Jubiläumskonzert am 7.
Juni zusammen mit der gefeierten
Mezzosopranistin Cecilia Bartoli
gelingt – davon ist auszugehen –,
kann man der Intendantin Dr. Kari
Kahl-Wolfsjäger nur gratulieren.
Sie hat den Kissinger Sommer ins
Leben gerufen, hat sich vom damaligen
Bundestagsabgeordneten
Eduard Lintner überreden lassen,
in die Saalestadt zu fahren, um
die ihr unbekannten Säle in Augenschein
zu nehmen. Die Journalistin,
studierte Theaterwissenschaftlerin
und Kunsthistorikerin
mit vielen Verbindungen in die
Musikwelt nahm sich sicherheitshalber
noch einen Dirigenten mit,
wegen der Akustik, war dann völlig
hingerissen von den wunderbaren
Örtlichkeiten im Regentenbau.
Nach eineinhalb Jahren Vorarbeit
startete 1986 der erste Kissinger
Sommer, schon damals mit Stars
wie Waltraud Meier oder Peter
Ustinov. Mittlerweile ist daraus eine
Erfolgsstory geworden, dank der
rührigen Intendantin. Ihr Markenzeichen:
Hüte aller Art. Die polyglotte,
norwegisch-österreichische
Festival-Macherin hat ein äußerst
geschicktes Händchen, was Künstler
angeht. Sie „entdeckte“ Stars wie
Rolando Villazón, Diana Damrau
oder David Garrett (im zarten Alter
von 9 Jahren!), und Cecilia Bartoli
oder Lang Lang kommen gerne und
regelmäßig. Das ganze Jahr ist sie
auf der Suche nach Nachwuchstalenten,
die sich dann in besonderen
Konzertreihen wie der KlangWerkstatt
oder der LiederWerkstatt profilieren
können. Künstler, die mittlerweile
verstorben sind, hatten
hier bejubelte Auftritte, wie Lucia
Popp oder Mstislav Rostropovich,
und mit vielen Berühmtheiten
der heutigen Klassik-Szene ist ein
Netzwerk geknüpft. Vier Wochen
lang bietet das Festival in Bayerns
Norden Klassik, Jazz, Zigeunermusik,
Foren für den Nachwuchs,
Symposien, Operngastspiele, Literarisches,
Kirchenkonzerte, nicht
nur in Kissingen selbst, sondern
auch an so idyllischen Orten wie
Maria Bildhausen oder Bad Brückenau.
Besucher aus aller Welt,
darunter viel Prominenz, strömen
herbei. Dennoch sind die Veranstaltungen
bezahlbar, zumal man
im holzgetäfelten Max-Littmann-
Saal auch auf den „billigen“ Plätzen
bestens hört. Die Wertschätzung
des Kissinger Sommers aber
zeigt sich an Folgendem: Als erstes
Gastspiel eines deutschen Musikfestivals
ist er vom 14. bis 22. April
zu acht Konzerten in Bayerns chinesische
Partnerprovinz, nach
Shandong, eingeladen. frey
Foto: privat, LanG LanG
Ausnahmepianist Lang Lang wird den 25. Kissinger Sommer eröffnen.
Dr. Kari Kahl-Wolfsjäger hat die
Verbindungen, um den Kissinger
Sommer zu dem zu machen, was er
ist: ein Premium-Festival.
musik
Kissinger Sommer
infos zum Kissinger Sommer 2010 vom
7. Juni bis 18. Juli unter www.kissingersommer.de
und im nächsten Leporello.
Leporello l 21