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pfalz-magazin Sommer 2022

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Kolumne<br />

Dolce Far Niente<br />

Süßes Nichtstun — darf man das überhaupt in Deutschland?!<br />

Oder: „Die süße Kunst des Müßiggangs“ – wie ein französischer Film mit dem renommierten, rumänischen Regisseur Nae Caranfil aus<br />

dem Jahr 1998 (in Deutsch) betitelt wurde. Der Originaltitel lautete „Dolce Far Niente“<br />

Wie bitte? Nichts tun?! Wir Deutschen stehen uns<br />

selber meist im Weg, wenn es darum geht, unserem<br />

Dasein ein wenig totale Ausspannung zu gönnen –<br />

mit Ausnahme der dafür normalerweise vorgesehenen<br />

Nachtruhe, versteht sich. Die meisten von uns übertüchtigen<br />

Mitteleuropäern, vor allem uns Deutschen, scheint dies schwerer zu<br />

fallen, als 20 Tage schuften. Dabei könnte es doch so einfach sein, sich<br />

mal hinzusetzen und nichts zu tun – nein, nicht einmal ein Buch in die<br />

Hand zu nehmen, um zu lesen. Aber kaum setzt man sich mal hin,<br />

schon fallen einem tausend Sachen ein, die man erledigen könnte.<br />

Beinahe schlagartig rollt eine ganze Litanei von Dingen auf, die wir uns<br />

aufgehoben haben für den Moment, wenn wir mal nichts anderes<br />

vorhaben. Einen Ausflug machen mit der Familie, die Hecke schneiden,<br />

Auto putzen, Fitness-Übungen machen, im Wald spazieren<br />

gehen, einen Stadtbummel machen ... und, und, und. Von der<br />

dringend anstehenden „überlebensnotwendigen“ Hausarbeit (so empfinden<br />

wir das ja, nicht wahr?) mal ganz abgesehen. Jawohl, im<br />

Bruchteil einer Sekunde haben 2wir ein schlechtes Gewissen, wenn wir<br />

es uns erlauben, mal nichts zu tun. Nein, nicht mal den Fernseher<br />

einschalten, denn das ist ja wieder, in beschränktem Maß zumindest,<br />

eine Aktion. Noch „schlimmer“ wäre dann ja alternativ sich einem<br />

Videospiel hinzugeben oder ein Kreuzworträtsel zu lösen, weil man da<br />

interaktiv am Geschehen beteiligt ist. In diesem Wort ist schon wieder<br />

„aktiv“ enthalten. Nichtstun bedeutet aber doch nichts zu tun, also<br />

nicht mal ein Spiel zu spielen!<br />

Beim Schreiben dieser Kolumne sind mir gleich mehrere Sketche<br />

eingefallen, die diese Moral auf die Schippe nehmen. Allen voran<br />

natürlich der berühmte Zeichentrick von Loriot, wo ein reiferer Mann<br />

im Sessel sitzt, während seine Frau, deutlich durch einem Türspalt erkennbar,<br />

dauernd in der Küche hin- und herflitzt, um irgendwelche Küchenarbeiten<br />

zu erledigen. Währenddessen reizt sie ihren Mann<br />

ständig, indem sie ihm Vorhaltungen macht, weil er nichts zu tun<br />

scheint. „Nein, ich möchte einfach nur hier sitzen!“ jammert er ihr<br />

jedesmal – beinahe flehend – vor.<br />

Vielen Lesern dürfte auch der urkomische Sketch von Rüdiger Hoffmann<br />

bekannt sein, wo er von seinem Urlaub mit Nichtstun erzählt.<br />

Der Schlüsselsatz in seinem Sketch lautet: „Ich hab mir gedacht: ‚Nee.<br />

Ich hab jetzt erstmal Urlaub – da mach‘ ich erstmal nix. Nada. Niente.<br />

Nothing!“<br />

Fotos: Thomas Steinmetz<br />

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