Forschungsreport Daten – Innovation – Privatheit

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.) Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

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19.05.2022 Aufrufe

DEEP DIVE76Tools,Gadgets undQueriesJuliane HarbarthJuliane Harbarth hat im Team 2 InverseTransparenz aus Sicht der Software entwicklungerprobt, mit Use Cases experimentiert und einTool für die konkrete Anwendung programmiert.Hier erklärt die Softwareingenieurin technischeHerausforderungen hinter dem Konzept.Frau Harbarth, wie haben Sie sich dem Konzeptder Inversen Transparenz genähert?Unser Team war von Anfang an technisch orientiert. Da habensich die versammelt, die etwas „hacken“, entwickeln und testenwollten. Wir konnten dabei andocken an Software-Werkzeuge,die unser Projektpartner Valentin Zieglmeier von der TUMünchen bereits entwickelt und in das Praxislab mitgebrachthatte – ein Jira-Plugin für die Datenerhebung, eine Datenbankfür die erhobenen Daten und ein Gadget, das die Datennutzungsichtbar und rückverfolgbar macht. Als erstes haben wirausgetestet, wie diese Toolchain funktioniert, und überlegt,wie wir sie ausbauen und für konkrete Anwendungsfälle nutzenkönnen.Sie haben im Laufe des Labs verschiedene Anwendungsszenarienkreiert. An welcher Stellschraubein der Toolchain haben Sie angesetzt?An der Entwicklung von Gadgets, also der Werkzeuge, diewir in die bestehende Softwarearchitektur integrieren wolltenund die uns helfen sollten, die Use Cases, die wir uns fürInverse Transparenz überlegt haben, technisch umzusetzen.Wichtig ist: Alle Entwicklungsarbeiten und Erprobungen liefenin einem Spiegel-System, also einer Kopie des softwareinterneniTrac mit nicht aktiven Daten.Wie sind die Use Cases entstanden und wie habenSie sie weiterentwickelt?Entstanden sind sie aus unseren eigenen Fragen, Bedenkenund Bedarfen zum Thema Datennutzung und Transparenz.III PRAXIS

Insgesamt haben wir vier Szenarien kreiert und auch mit einerprototypischen „Userstory“ hinterlegt, zwei davon zum Teilaus Datenschutzgründen wieder verworfen, einen ausgiebigdiskutiert und einen – die sogenannte Selbstauskunft – amEnde erfolgreich umgesetzt.Was verbirgt sich dahinter?Das ist ein Gadget, mit dem ich als Mitarbeiterin einen eigenenBericht erstellen kann zu den Informationen, die zum Beispieleine Führungskraft aus den in Jira gespeicherten Datenüber meine Arbeit herausgezogen hat. Wenn zum Beispiel einFeedback-Gespräch ansteht, ist das eine gute Vorbereitung –auch um auf Augenhöhe in dieses Gespräch gehen zu können.Wie lief die Erprobung des Tools?Wir haben es in zwei Workshops von Mitarbeitenden, Führungskräftenund Betriebsratsangehörigen unter anderemaus der Entwicklung und dem Support live testen lassen.Dabei haben wir nicht nur wertvolles inhaltliches Feedbackzu unserem Use Case bekommen, sondern auch die Bestätigung,dass das Tool technisch grundsätzlich funktioniert. Ichfinde es cool, dass es wirklich genutzt wurde – wenn auch nurvon einem kleinen Kreis – und die Teilnehmerinnen und Teilnehmereinen Mehrwert darin gesehen haben; zum Beispieldadurch, dass ein Gleichstand im Wissensstand zwischenFührungskraft und Mitarbeitenden erreicht werden kann. Wirhaben diesen Use Case also erfolgreich umgesetzt und einenlauffähigen Prototyp entwickelt, der jetzt im Prinzip einsatzbereitfür eine breiter angelegte Erprobung wäre.Das Gespräch führte Dr. Jutta WitteUnd wie setzt man das technisch um?Der Dreh- und Angelpunkt sind die in der Jira-Datenbank gespeichertenSuchabfragen, sogenannte Queries. Man kannsich das vorstellen wie bei einer Google-Suche: Es ist fast jedeFrage möglich. Im Prinzip gibt es zwei Varianten. Man kann alsMensch individuelle Queries eingeben. Wer sich gut auskennt,kann besonders elaborierte Fragen formulieren. Das kann inpositiver Absicht geschehen oder auch mit einer negativenIntention. Es gibt aber auch Queries, die automatisiert überbestimmte Tools erzeugt werden. Das ist im Grunde die Basisfür viele Reporting-Tools, die bei der Software AG laufen.Wir wollten beides: die Queries in der Datenbank sehen, aberauch selbst welche stellen können. Hierfür haben wir eineneue Software entwickelt – angefangen vom Code bis hin zurErprobung des fertigen Tools.77Was leistet es?Es zeigt an, wer auf die Datenbank zugegriffen und mich gefundenhat und welche Fragen der- oder diejenige gestellt hat,in deren Antworten ich direkt vorkomme – als Bearbeiterineiner Jira-Einheit oder auch als Kommentatorin oder Reporterin.Mittels dieses Tools kann ich aber auch selbst aktiv Fragenstellen nach dem Motto: „Ich bin Juliane Harbarth, werhat Fragen gestellt, an denen ich ein berechtigtes Interessehabe?“ Oder auch: „Komme ich in der Antwort zu einer bestimmtenQuery vor?“ Auf der Liste, die mir dann mit den betreffendenQueries angezeigt wird, kann ich die spannendstenanklicken und einen Report zusammenstellen, der auf michzugeschnitten ist.III PRAXIS

DEEP DIVE

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Tools,

Gadgets und

Queries

Juliane Harbarth

Juliane Harbarth hat im Team 2 Inverse

Transparenz aus Sicht der Software entwicklung

erprobt, mit Use Cases experimentiert und ein

Tool für die konkrete Anwendung programmiert.

Hier erklärt die Softwareingenieurin technische

Herausforderungen hinter dem Konzept.

Frau Harbarth, wie haben Sie sich dem Konzept

der Inversen Transparenz genähert?

Unser Team war von Anfang an technisch orientiert. Da haben

sich die versammelt, die etwas „hacken“, entwickeln und testen

wollten. Wir konnten dabei andocken an Software-Werkzeuge,

die unser Projektpartner Valentin Zieglmeier von der TU

München bereits entwickelt und in das Praxislab mitgebracht

hatte – ein Jira-Plugin für die Datenerhebung, eine Datenbank

für die erhobenen Daten und ein Gadget, das die Datennutzung

sichtbar und rückverfolgbar macht. Als erstes haben wir

ausgetestet, wie diese Toolchain funktioniert, und überlegt,

wie wir sie ausbauen und für konkrete Anwendungsfälle nutzen

können.

Sie haben im Laufe des Labs verschiedene Anwendungsszenarien

kreiert. An welcher Stellschraube

in der Toolchain haben Sie angesetzt?

An der Entwicklung von Gadgets, also der Werkzeuge, die

wir in die bestehende Softwarearchitektur integrieren wollten

und die uns helfen sollten, die Use Cases, die wir uns für

Inverse Transparenz überlegt haben, technisch umzusetzen.

Wichtig ist: Alle Entwicklungsarbeiten und Erprobungen liefen

in einem Spiegel-System, also einer Kopie des softwareinternen

iTrac mit nicht aktiven Daten.

Wie sind die Use Cases entstanden und wie haben

Sie sie weiterentwickelt?

Entstanden sind sie aus unseren eigenen Fragen, Bedenken

und Bedarfen zum Thema Datennutzung und Transparenz.

III PRAXIS

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