19.05.2022 Aufrufe

Forschungsreport Daten – Innovation – Privatheit

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

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Für diese Erhebung haben wir zum einen auf genormte Fragen

zurückgegriffen, zum anderen mit Blick auf das Thema

Skill-Management-System eigene Fragen konzipiert. Von

rund 620 Mitarbeitenden, die wir eingeladen haben, haben

am Ende 154 teilgenommen. Das ist ein sehr guter Rücklauf.

Was stand im Fokus der Umfrage?

Wir haben drei übergeordnete inhaltliche Kategorien definiert

und mittels Multiple Choice und Single Choice, aber auch vieler

Freitextfelder abgefragt: die Wahrnehmung der Führungskultur

durch die Beschäftigten, das Thema Skill-Management

und das Thema Datenschutz & Transparenz. Die zentrale Frage,

die wir losgelöst von den anderen am Ende gestellt haben

und auf die sich die komplexeren Analysen beziehen, war:

„Empfinden Sie die Einführung eines Skill-Management-Systems

als Erweiterung zum iTrac-System als Verbesserung?“

In der Psychologie nennen wir eine solche Frage die abhängige

Variable.

Wie verlief dann die Analyse?

Als erstes haben wir alle Multiple- und Single-Choice-Fragen

ausgewertet – um überhaupt ein Gefühl für die Stichprobe

und die allgemeine Stimmung, die sie widerspiegelt, zu bekommen.

Hier zeigte sich zum Beispiel, dass die Befragten

weitgehend zufrieden waren mit der Vertrauenskultur und der

Personalführung im Unternehmen. Dann haben wir die Korrelationen

berechnet, das heißt, nach den Wechselbeziehungen

zwischen der abhängigen Variablen und den anderen Fragen

gesucht. Da wurde unter anderem schnell klar: Wem ein

Skill-Management-System Sorgen bereitet, der hält es auch

für sinnlos, ein solches System einzuführen. Um tiefer gehen

zu können, haben wir dann eine Clusteranalyse durchgeführt.

Haben Sie auch qualitativ geforscht?

Ja. Wir haben in zwei Workshops mit Mitarbeitenden, Führungskräften

und Angehörigen des Betriebsrats aus unterschiedlichen

Unternehmensbereichen unser Szenario technisch

und inhaltlich testen lassen. Diese Evaluation hat uns

gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, weil die Ergebnisse

der quantitativen Forschung mit denen der qualitativen

Forschung übereinstimmen.

Welche Erfolgskriterien für Inverse Transparenz

konnten Sie identifizieren und wie kann

man sie positiv beeinflussen?

Der erste entscheidende Erfolgsfaktor ist die Vertrauenskultur.

Unsere Auswertung zeigt, dass viele Beschäftigte zwar

das Gefühl haben, dass die Daten bei der Software AG sicher

sind, aber nicht wissen, welche Daten das Unternehmen von

ihnen speichert. Die Inhalte der gesammelten Daten sollten

also klarer kommuniziert und zugänglich gemacht werden.

Dadurch würde die bereits stark vorhandene Vertrauenskultur

innerhalb der Software AG gestärkt und erweitert werden.

Zweites wichtiges Thema: die Dateneigentümerschaft. Die

Beschäftigten wollen die Kontrolle über die eigenen Daten.

Das heißt, sie sollten sehen können, wer wie oft und warum

auf ihre Skill-Daten zugegriffen hat. Für die Einführung eines

hypothetischen Skill-Management-Systems müsste das

Unternehmen drittens den Privatheitsbedenken der Mitarbeitenden

Rechnung tragen, indem es unter Beteiligung des

Betriebsrats transparente Regeln für die Datenauswertung

schafft und den Beschäftigten die Möglichkeit gibt, die eigenen,

automatisiert erstellten Skill-Profile zu korrigieren.

Das Gespräch führte Dr. Jutta Witte

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Was bedeutet das?

Hierbei untersucht man mit Hilfe spezieller Cluster-Algorithmen,

wie jeder und jede Teilnehmende auf alle Fragen

geantwortet hat, und teilt die Stichprobe auf dieser Basis in

Gruppen ein. Die abhängige Variable lässt man zunächst außen

vor. In unserem Fall kristallisierten sich zwei in etwa gleich

starke Gruppen heraus – die wir die Skeptiker-Gruppe und die

Gruppe der tendenziellen Befürworter tauften. Beide Gruppen

haben wir dann mit Blick auf die abhängige Variable weiter

analysiert und mithilfe einer idealtypischen Person näher

charakterisiert und beschrieben. Anschließend haben wir auf

Basis unserer Daten ein statistisches Modell entwickelt, das

Rückschlüsse darauf zulässt, welche Faktoren die Akzeptanz

eines Skill-Management-Systems beeinflussen.

III PRAXIS

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