Forschungsreport Daten – Innovation – Privatheit

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.) Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

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19.05.2022 Aufrufe

IMPULSInterview mit Kristian Schalter,Abteilungsleiter „Strategie und Digitalisierung“bei der Bundesvereinigung der DeutschenArbeitgeberverbändeDaten als Motorvon Wertschöpfung62entwickelnEr wünscht sich mehr Offenheit, Neugierde und Mut, wenn es um neue Technologiengeht. Kristian Schalter, gelernter Informationstechniker undstudierter Politologe und Volkswirt, betrachtet die Digitalisierungaus vielen Blickwinkeln. Hier erklärt er, wie man in der ArbeitsweltAkzeptanz schaffen kann für die Einführung digitaler Systeme.Herr Schalter, Sie setzen sich dafür ein, dass dieDigitalisierung von Wirtschaft und Arbeitsweltin Deutschland ein Erfolg wird. Wie sieht die Lageaus?Das Bild ist ein sehr heterogenes. Große Konzerne sind in der Regelweiter als Mittelständler, aber es gibt durchaus auch sehr erfolgreicheMittelständler mit einer starken Wettbewerbsposition.Überdurchschnittlich stark digitalisiert sind der Maschinen- undFahrzeugbau sowie die Elektroindustrie. In anderen Bereichenwie Handel, Verkehr oder Logistik gibt es durchaus noch Potenzialnach oben.Inwieweit hat die Corona-Pandemie die digitaleTransformation gepusht?Mit Corona ist sicher viel in Bewegung gekommen. Einen großenSchub gab es für das digitale Arbeiten. Aber ich wäre vorsichtigmit der Aussage, dass die Pandemie der deutschen Wirtschafteinen riesigen Digitalisierungs- oder auch Automatisierungspushverliehen hat. Viele Unternehmen mussten um ihre Existenzkämpfen und haben Investitionen in die Digitalisierung auf „standby“ geschaltet. Aber das Bewusstsein, dass wir mehr in die digitaleTransformation investieren müssen, ist da. Was mir Sorgebereitet: Viele Digitalisierungsprojekte stagnieren, weil uns dieIMPULSE

Fachkräfte fehlen. Das ist ein Riesenproblem. Wir brauchen klugeKöpfe, die Innovationen vorantreiben, und gleichzeitig mehr Beschäftigte,die digitale Tools anwenden können.Welche Möglichkeiten bieten diese Tools und wostoßen sie an Grenzen?Ich habe grundsätzlich einen positiven Blick auf neue Technologienin der Arbeitswelt. Wir sehen, dass sie Arbeit einfacher und wenigerbeschwerlich machen und dass sie Menschen unterstützenund entlasten können – in erster Linie bei Routinetätigkeiten. Dasschafft Raum für anspruchsvollere Aufgaben. Eine KI kann abernicht einfach einen Menschen ersetzen – schon gar nicht in derBreite des Arbeitsmarktes. In der Pflege wird ein Assistenzsystemniemals das Gleiche leisten können wie die Menschen, die dortarbeiten.erzeugen.Diese Sorgen und Ängste müssen wir natürlich ernst nehmen.Deswegen bin ich auch dafür, mit Regulierungen gegenzusteuern,wenn es Fehlentwicklungen gibt. Wir diskutieren zu Rechtviel darüber, wie wir die Menschen mitnehmen können in derTransformation, über Ethik und über Verbraucherschutz. Dassind alles wichtige Punkte. Die Frage der Wertschöpfung tritt dabeijedoch oft in den Hintergrund. Wir müssen uns alle bewusstmachen: Daten werden immer wichtiger für die Wertschöpfung.Daten schaffen und sichern auch Arbeitsplätze. Und gerade inZeiten der Digitalisierung sind es die Technologieführer, die übergute Arbeitsplätze und Standards entscheiden. Deutschland istin vielen Bereichen nicht mehr Technologieführer – oft nur nochAnwender. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung nur ein Aspekteines größeren Strukturwandels ist, den die deutsche Wirtschaftgerade erlebt. Die Automobilindustrie zum Beispiel muss die Digitalisierungund Dekarbonisierung gleichzeitig stemmen – und dieswie gesagt unter einem eklatanten Fachkräftemangel. Da stehtunheimlich viel an – nicht nur für die Unternehmen, sondern auchfür die Belegschaften.Das sind komplexe Herausforderungen. Wie kann mansie parallel lösen?Wir brauchen eine konzertierte Aktion. Ich bin ein großer Freundder Sozialpartnerschaft. Wir sollten also gemeinsam mit den Gewerkschaftenan guten Lösungen arbeiten und das, was wir tarifvertraglichlösen können, als Sozialpartner auch autonom lösen.Gleichzeitig muss aber auch die Politik einen Rahmen schaffen, indem Unternehmen und Sozialpartner für diese guten Lösungensorgen können. Es gibt viele Akteure, die jetzt gefragt sind, undjeder sollte in dieser Situation seine Stärken einbringen.Wie gelingt es, digitale Systeme in der Arbeitsweltnachhaltig einzuführen, sodass sie aufAkzeptanz stoßen?Sie müssen die Belegschaft einbinden, wenn Sie solche Systemeeinführen. Die Unternehmensstrategie muss an der Stelle sehrklar sein: Warum machen wir das? Wohin wollen wir damit? Wostehen wir am Ende des Prozesses? Hierüber muss man mit denBeschäftigten und dem Betriebsrat sprechen. Natürlich gehörtauch dazu, die Menschen, die alle einen unterschiedlichen Wissensstandhaben, für den Umgang mit solchen Instrumenten zuempowern. Meiner Meinung nach sollten wir insgesamt mehr überdie positiven Aspekte sprechen und einer neuen Technologie aucherst einmal Raum geben, um sich zu entfalten, statt alle Regulierungenschon im Vorfeld zu installieren. Damit schränken wir dasPotenzial dieser Innovationen vorschnell ein.Das Gespräch führte Dr. Jutta Witte63Viele Beschäftigte machen sich dennoch Sorgen,zum Beispiel um ihren Arbeitsplatz oder darum,was mit den Daten passiert, die diese ToolsIMPULSE

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Interview mit Kristian Schalter,

Abteilungsleiter „Strategie und Digitalisierung“

bei der Bundesvereinigung der Deutschen

Arbeitgeberverbände

Daten als Motor

von Wertschöpfung

62

entwickeln

Er wünscht sich mehr Offenheit, Neugierde und Mut, wenn es um neue Technologien

geht. Kristian Schalter, gelernter Informationstechniker und

studierter Politologe und Volkswirt, betrachtet die Digitalisierung

aus vielen Blickwinkeln. Hier erklärt er, wie man in der Arbeitswelt

Akzeptanz schaffen kann für die Einführung digitaler Systeme.

Herr Schalter, Sie setzen sich dafür ein, dass die

Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt

in Deutschland ein Erfolg wird. Wie sieht die Lage

aus?

Das Bild ist ein sehr heterogenes. Große Konzerne sind in der Regel

weiter als Mittelständler, aber es gibt durchaus auch sehr erfolgreiche

Mittelständler mit einer starken Wettbewerbsposition.

Überdurchschnittlich stark digitalisiert sind der Maschinen- und

Fahrzeugbau sowie die Elektroindustrie. In anderen Bereichen

wie Handel, Verkehr oder Logistik gibt es durchaus noch Potenzial

nach oben.

Inwieweit hat die Corona-Pandemie die digitale

Transformation gepusht?

Mit Corona ist sicher viel in Bewegung gekommen. Einen großen

Schub gab es für das digitale Arbeiten. Aber ich wäre vorsichtig

mit der Aussage, dass die Pandemie der deutschen Wirtschaft

einen riesigen Digitalisierungs- oder auch Automatisierungspush

verliehen hat. Viele Unternehmen mussten um ihre Existenz

kämpfen und haben Investitionen in die Digitalisierung auf „stand

by“ geschaltet. Aber das Bewusstsein, dass wir mehr in die digitale

Transformation investieren müssen, ist da. Was mir Sorge

bereitet: Viele Digitalisierungsprojekte stagnieren, weil uns die

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