Forschungsreport Daten – Innovation – Privatheit

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.) Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

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19.05.2022 Aufrufe

IMPULSInterview mit Katharina Schüller,Gründerin und Geschäftsführerin STAT-UPConsulting & Data Science GmbHModerne Datenkulturen12etablierenMit der Gründung ihres Beratungsunternehmen für Statistik und DataScience hat Katharina Schüller vor fast 20 Jahren Neuland in derBranche betreten und Weitblick bewiesen. Heute gilt sie als Vordenkerineiner modernen Datennutzungskultur. Hier erklärt sie, washinter „Data Literacy“ steckt, und zeigt auf, wie Unternehmen ihreBeschäftigten zu dieser Schlüsselqualifikation befähigen können.Frau Schüller, was hat Sie seinerzeit – noch imStudium – motiviert, ihr Start-up zu gründen?Daten und statistische Methoden bieten fantastische Möglichkeiten,um sich die Welt zu erschließen. Während meines Studiumshat mich vor allem der Blick in die USA inspiriert. Anders als inDeutschland gab es dort bereits „Statistical Consulting“ als Angebotauf dem Markt. Ich war überzeugt: Wir müssen hierzulandemehr aus diesem Werkzeugkasten machen. Das tun wir bei STAT-UP, indem wir unsere Kunden im Umgang mit Daten schulen undihnen helfen, Zusammenhänge zu erkennen und die Welt besserzu verstehen.Sie haben einen guten Einblick in viele Dax-Unternehmenund KMU. Sind sie inzwischen in derLage, diesen Werkzeugkasten zu nutzen?Mein Eindruck ist, dass es eine sehr große Bandbreite gibt, aberes fällt auf, dass gerade in Fachabteilungen, aber auch auf Führungsebeneein breites Verständnis dafür fehlt, was Daten undDatenanalyse leisten können und was nicht. Auf der einen Seitewird das Potenzial von Daten für disruptive Innovationen massivunterschätzt. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch eine Überschätzung.Datenanalyse kann uns zum Beispiel nicht die Verantwortungfür Entscheidungen abnehmen. Vor allem weil immerUnsicherheiten bleiben, zu denen man sich verhalten muss.IMPULSE

Da sind wir beim Thema Datenkultur. Worauf kommtes dabei an?Man muss sich klar machen, was es heißt, eine datengetriebeneOrganisation zu werden. Es reicht nicht, Data Scientists undKI-Experten einzustellen. Es geht um einen Transformationsprozess,dem ein massives Umdenken vorangehen muss. Gleichzeitigmuss man immer auch im Blick behalten, welche Handlungenman aus den entsprechenden Daten ableiten will. Dieser Schrittfehlt häufig. Und Unternehmen müssen lernen, wie sie nicht nurdie Potenziale ihrer Daten erkennen können, sondern auch derenGrenzen. Das ist ein iterativer Prozess, der nie abgeschlossen seinwird.Für Sie ist Data Literacy die Schlüsselqualifikationdes 21. Jahrhunderts. Was verbirgt sichdahinter?Das Konzept umfasst eine Reihe von Fähigkeiten, die künftig jederMensch brauchen wird, um in einer zunehmend datafizierten Weltsouverän agieren zu können. Data Literacy ist mehr als Datenverarbeitungund -analyse im engen Sinne. Für mich startet es miteiner Fragestellung in der realen Welt – einer unternehmerischen,politischen, gesellschaftlichen oder auch wissenschaftlichen. ImVorfeld muss ermittelt werden: Inwiefern lässt sich diese Fragemit Hilfe von Daten beantworten? Welche Expertise brauche ichdafür? Dann erst beginnt das, was wir landläufig unter Datenkompetenzenverstehen, also Daten beschaffen, aufbereiten undanalysieren. Data Literacy beinhaltet auch, Daten im Kontext interpretierenund vor allem Handlungen aus diesen Daten ableitenund deren Ergebnisse evaluieren zu können.Wie können Unternehmen ihre Beschäftigten inpuncto Data Literacy befähigen?Sie sollten zunächst identifizieren, welche Aufgaben diejenigenhaben werden, die mit dem Thema Daten oder Künstliche Intelligenzin Berührung kommen könnten, und hieraus Kompetenzenableiten, die sich auf diese Jobs und Rollen beziehen. Auf dieserBasis können dann Pläne und Instrumente für die Weiterbildungentstehen. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit sogenanntenSmart Data Labs gemacht. Sie zielen darauf, sich Data Literacy direktin der Praxis anzueignen. Sie sind Innovations- und Lernlaborezugleich, die gezielt die Frage beantworten wollen: Wie kann manInnovation aus Daten schaffen? Idealerweise lösen sie nicht nureine inhaltlich-technische Aufgabe, an deren Ende ein Prototypsteht, der weiterentwickelt werden kann oder auch nicht. Sie helfenauch dabei, ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Datenpotenzialein der Organisation vorhanden sind, und sie stoßeneinen interdisziplinären Lernprozess zum Umgang mit Daten an.Sie plädieren also dafür, in kleineren Lernräumenanzusetzen?Natürlich ist es die theoretisch beste Lösung, einen ganzheitlichenDatenstrategieprozess anzustoßen. Aber nach meiner Erfahrungfunktioniert das nicht überall. Das Tagesgeschäft läuft weiter undes fehlen Freiräume. Deswegen ist es oft klüger zu sagen: Wir entzündenerst einmal eine kleine Flamme, aus der dann später vielleichtein großes Feuer der Begeisterung für Daten werden kann.Das Gespräch führte Dr. Jutta Witte13Wie kann man Data Literacy fördern?Es gibt momentan viele Willenserklärungen, erste Ansätze undauch tolle Projekte, um Data Literacy zu fördern. Ich würde mirdennoch eine breitere Perspektive wünschen. Dazu gehört auch,dass man Datenethik und Werthaltungen in jedem Prozessschrittder Wertschöpfung aus Daten mitdenkt mit dem Ziel, für die Gesellschaftdas Richtige zu tun. Wer Data Literacy voranbringenwill, darf also nicht nur auf die handwerklich-technische Ebeneeingehen. Er muss bewusst auch die gesellschaftlichen Herausforderungeneinbeziehen.IMPULSE

IMPULS

Interview mit Katharina Schüller,

Gründerin und Geschäftsführerin STAT-UP

Consulting & Data Science GmbH

Moderne Datenkulturen

12

etablieren

Mit der Gründung ihres Beratungsunternehmen für Statistik und Data

Science hat Katharina Schüller vor fast 20 Jahren Neuland in der

Branche betreten und Weitblick bewiesen. Heute gilt sie als Vordenkerin

einer modernen Datennutzungskultur. Hier erklärt sie, was

hinter „Data Literacy“ steckt, und zeigt auf, wie Unternehmen ihre

Beschäftigten zu dieser Schlüsselqualifikation befähigen können.

Frau Schüller, was hat Sie seinerzeit – noch im

Studium – motiviert, ihr Start-up zu gründen?

Daten und statistische Methoden bieten fantastische Möglichkeiten,

um sich die Welt zu erschließen. Während meines Studiums

hat mich vor allem der Blick in die USA inspiriert. Anders als in

Deutschland gab es dort bereits „Statistical Consulting“ als Angebot

auf dem Markt. Ich war überzeugt: Wir müssen hierzulande

mehr aus diesem Werkzeugkasten machen. Das tun wir bei STAT-

UP, indem wir unsere Kunden im Umgang mit Daten schulen und

ihnen helfen, Zusammenhänge zu erkennen und die Welt besser

zu verstehen.

Sie haben einen guten Einblick in viele Dax-Unternehmen

und KMU. Sind sie inzwischen in der

Lage, diesen Werkzeugkasten zu nutzen?

Mein Eindruck ist, dass es eine sehr große Bandbreite gibt, aber

es fällt auf, dass gerade in Fachabteilungen, aber auch auf Führungsebene

ein breites Verständnis dafür fehlt, was Daten und

Datenanalyse leisten können und was nicht. Auf der einen Seite

wird das Potenzial von Daten für disruptive Innovationen massiv

unterschätzt. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch eine Überschätzung.

Datenanalyse kann uns zum Beispiel nicht die Verantwortung

für Entscheidungen abnehmen. Vor allem weil immer

Unsicherheiten bleiben, zu denen man sich verhalten muss.

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