Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs"
Drôme: die Schönheit der Dörfer
Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus"
Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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Denkt man an französische Dörfer, die eine enge Verbindung<br />
zu Kunst und Künstlern haben, so kommen einem meist Orte<br />
wie Barbizon (Seine-et-Marne) – Ende des 19. Jahrhunderts ein<br />
beliebtes Dorf bei Landschaftsmalern und Frühimpressionisten<br />
– oder auch Pont-Aven (Finistère) – die berühmte « Stadt der<br />
Maler », deren bekanntester Botschafter Gauguin war – in den<br />
Sinn. Allerdings gibt es zu Füßen der Pyrenäen, nur wenige Kilometer<br />
von der spanischen Grenze entfernt, ein kleines Dorf,<br />
das ebenfalls einen wichtigen Platz in der modernen Kunstgeschichte<br />
einnimmt: Céret im Departement Pyrénées-Orientales.<br />
Braque, Chagall, Dalí, Dufy, Gris, Soutine und Picasso sind<br />
nur einige Namen berühmter Künstler, die dort lebten oder<br />
sich zumindest zeitweilig dort aufhielten, um schöpferisch tätig<br />
zu sein. Ein kleines, relativ unbekanntes Museum würdigt<br />
mit einer der reichhaltigsten und interessantesten Sammlungen<br />
Frankreichs nicht nur diese weltweit renommierten<br />
Meister ihres Fachs, sondern engagiert sich auch dafür, zeitgenössische<br />
Künstler bekannt zu machen. Gerade wurde es nach<br />
zweijährigen bedeutenden Umbaumaßnahmen wieder eröffnet.<br />
Die ideale Gelegenheit, diesen Ort mit seinem außergewöhnlichen<br />
Schicksal zu besuchen.<br />
Die Neuigkeiten, die man derzeit aus der französischen Museumsszene<br />
hört, sind erstaunlich: Obwohl die Kulturbranche von der<br />
Coronaviruskrise und den aufeinanderfolgenden Lockdowns im<br />
Verlauf der vergangenen zwei Jahre besonders betroffen war, folgt eine positive<br />
Nachricht auf die andere. Im November 2021 eröffnete in Hyères (Var)<br />
das neue Musée des Cultures et du Paysage La Banque. In Paris begrüßt<br />
man im Maison Gainsbourg inzwischen die ersten Besucher (wie Sie in der<br />
Rubrik On en parle auf Seite 8 lesen können). Eine weitere sehr kostenintensive<br />
Metamorphose (60 Millionen Euro) erfolgte im Großraum Paris, wo<br />
das Musée départemental Albert-Kahn in Boulogne-Billancourt (Île-de-<br />
France) seit Anfang April wieder zugänglich und das Publikum angesichts<br />
der durchgeführten Arbeiten sprachlos ist. Und in Cahors (Lot) sind die<br />
Türen des Musée Henri-Martin nach immensen Instandsetzungsmaßnahmen<br />
ebenfalls wieder geöffnet. Diese Wiedereröffnungen und Einweihungen<br />
deuten darauf hin, dass die französischen Museen die Zeit der<br />
Pandemie genutzt haben, um sich dem Geist der Zeit anzupassen. Dies ist<br />
auch in einem abgelegenen Dorf unweit von Perpignan der Fall, in einem<br />
Dorf, das weitgehend unbekannt ist, obwohl es in kultureller Hinsicht eine<br />
legendäre Bedeutung hat. Die Rede ist von Céret.<br />
Ein Dorf wie aus dem Bilderbuch …<br />
Das 1950 gegründete Musée d’art moderne öffnete am 5. März <strong>2022</strong><br />
nach bedeutenden Renovierungsarbeiten wieder seine Pforten. Das Gebäude<br />
– ein ehemaliges Karmeliterkloster, später ein Gefängnis mitten im<br />
Dorfzentrum – wurde bereits 1933 durch den Architekten Jaume Freixa<br />
(dem man beispielsweise die Erweiterung der Fondation Joan Miró in Barcelona<br />
verdankt) umgebaut und erweitert. Nun präsentiert es sich mit einer<br />
erneut um mehr als 1300 m² vergrößerten Fläche und einer neuen Museo-<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 59