Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs"
Drôme: die Schönheit der Dörfer
Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus"
Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ERZÄHLUNGEN<br />
Bretonisches Lied<br />
HISTORISCHER ROMAN<br />
Celeste, Gott und der<br />
König (Band 1) / Das<br />
Manuskript der Amazone<br />
(Band 2)<br />
Sabrina Kiefner, Celeste, Gott<br />
und der König (Band 1), Tredition<br />
Verlag, 344 Seiten, 26 €,<br />
ISBN 978-3347121317 / Das<br />
Manuskript der Amazone (Band<br />
2), Tredition Verlag, 380 Seiten,<br />
27 €, ISBN 978-3347154049. Die<br />
französischen Ausgaben erschienen<br />
bei Le Lys et le Lin Éditions (www.lelysetlelin-editions.com).<br />
Das Departement Vendée liegt an der Atlantikküste<br />
und ist Teil der Region Pays de la Loire. Während der<br />
Französischen Revolution war es Schauplatz besonders<br />
blutiger Bürger- und Religionskriege. Dabei standen<br />
Katholiken und Royalisten aus dem Westen Frankreichs<br />
den republikanischen Truppen der Revolutionsregierung<br />
gegenüber. Die im baden-württembergischen Waiblingen<br />
geborene Sabrina Kiefner lebt heute im Departement<br />
Vendée und begeistert sich für diese immer noch heikle<br />
Periode der französischen Geschichte. In zwei Bänden<br />
– die zunächst in französischer Sprache veröffentlicht<br />
wurden und in der Folge durch die Autorin selbst auf<br />
Deutsch übersetzt wurden – zeichnet sie ein sehr gut<br />
belegtes, lebendiges und lehrreiches Porträt einer<br />
unerschrockenen Reiterin und mutigen Kämpferin aus<br />
der Vendée, Céleste Bulkeley (1753-1<strong>83</strong>2), die unter dem<br />
adeligen Namen Céleste Talour de la Cartrie geboren<br />
wurde. Man spürt sofort, dass dieser Roman über das<br />
Schicksal von Céleste<br />
Bulkeley und ihren<br />
lebenslangen Einsatz<br />
für ihre Ideale von der<br />
Begeisterung der Autorin<br />
für diese Zeit und dem<br />
Kampf der Bewohner der<br />
Vendée inspiriert wurde.<br />
Letzten Endes ist es ein<br />
ehrliches und zweifellos<br />
engagiertes Porträt. Aber<br />
zeichnet nicht gerade das<br />
ein interessantes Buch<br />
aus?<br />
Jean-Marie Gustave Le Clézio, Originaltitel:<br />
Chanson bretonne/L’enfant et la guerre - Deux<br />
contes, übersetzt aus dem Französischen<br />
von Uli Wittmann, Kiepenheuer & Witsch,<br />
192 Seiten, 22 €, ISBN 978-3462001709<br />
Es ist immer wieder schön, von einem<br />
Autor, den man zu kennen glaubt,<br />
überrascht zu werden! Jean-Marie Gustave<br />
Le Clézio, Literaturnobelpreisträger 2008,<br />
hat uns mit seinen Romanen schon oft<br />
begeistert. Mit den beiden Erzählungen in<br />
diesem Buch lernen wir den Schriftsteller<br />
jedoch von einer ganz anderen Seite<br />
kennen. In zwei<br />
Erzählungen lässt<br />
uns der Autor durch<br />
seine Kindheitserinnerungen<br />
in die<br />
Bretagne und die<br />
Provence reisen.<br />
Bretonisches Lied<br />
ist eine regelrechte<br />
Hymne an die<br />
Bretagne. Le Clézio<br />
erinnert sich an<br />
die glücklichen<br />
<strong>Sommer</strong> aufenthalte,<br />
die er<br />
zwischen 1948 und<br />
1954 mit seiner<br />
Familie im Finistère<br />
verbrachte.<br />
In Das Kind und der Krieg erzählt der<br />
Autor dann allerdings von einem sehr<br />
traumatisierenden Ereignis, das er im<br />
Alter von nur drei Jahren hatte: Eines<br />
Nachts verliert ein kanadisches Flugzeug<br />
versehentlich eine Bombe, die in<br />
unmittelbarer Nähe des Gebäudes in Nizza<br />
einschlägt, in dem die Familie lebt. Sie<br />
ist gezwungen, in das Dorf Roquebillière<br />
(Alpes-Maritimes) im Hinterland zu<br />
fliehen. Der kleine Le Clézio entdeckt<br />
urplötzlich den Krieg und erlebt, wie die<br />
Erwachsenen versuchen, ihre eigenen<br />
Ängste vor ihm zu verbergen. Der Autor<br />
war vermutlich nicht darauf gefasst,<br />
dass diese Erzählung angesichts der<br />
derzeitigen Situation aktueller denn je ist.<br />
Gleichzeitig ruft er uns ins Gedächtnis, dass<br />
solche Kindheitserinnerungen niemals in<br />
Vergessenheit geraten dürfen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 13